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Vom 15. bis 17. Juli findet am Kieler Bootshafen die Genussveranstaltung „Käse trifft Wein“ statt– in diesem Jahr wieder ohne Besucherbegrenzungen.
An insgesamt 14 Ständen erwarten die Besucher ein regionales Käseangebot mit passenden Weinen. Am Stand des Gütezeichens „Geprüfte Qualität Schleswig-Holstein“ gibt es leckere g. g. A. (geschützte geografische Angabe) Produkte wie den Holsteiner Tilsiter und den Holsteiner Katenschinken zu probieren. Neu ist in diesem Jahr das Angebot am Gutes vom Hof.SH Stand: Neben alkoholfreien Cocktails aus regionalen Säften wird es ein Angebot an Milchshakes geben – hergestellt aus Schleswig-Holsteinischen Zutaten wie der Milch der Meierei Horst, Eis der Meierei Geestfrisch sowie Beerenobst aus dem Kieler Umland. Auch in diesem Jahr gibt es wieder Käse- und Weinverkostungen. Käsesorten der KäseStraße Schleswig-Holstein werden zusammen mit deutschen Weinen, frischem Brot und traditioneller Sauerrahmbutter gereicht. Am Sonntag sind noch Termine frei. Cindy Jahnke, Vorsitzende der KäseStraße Schleswig-Holstein wird durch die Verkostung führen. Die Kosten liegen bei 29 € pro Person. Anmeldung unter kiel-sailing-city.de
Sie sind anspruchslos in der Pflege, blühen ausdauernd und bleiben auch geschnitten lange frisch – Zinnien gehören zu den klassischen Bauerngartenblumen. Die fröhlichen Sommerblumen aus Mittelamerika lassen sich sowohl auf dem Beet als auch in der Vase vielseitig kombinieren und helfen darüber hinaus dabei, Nachbarpflanzen gesund zu erhalten.
Pink, rot, orange, gelb: Die meist kräftigen Farbtöne der Blüten erinnern an mexikanische Stoffe und Malerei. Tatsächlich stammen Zinnien aus Mexiko, dort sind sie überwiegend im steinigen, trockenen Hochland zu Hause. Bereits die Azteken zogen einige Arten in ihren Gärten.
Nach Europa gelangten die ersten Zinnien der Art Zinnia peruviana Mitte des 18. Jahrhunderts, etwas später gefolgt von den ersten Schmuckzinnien, Zinnia elegans, welche hier innerhalb weniger Jahrzehnte zu einer der beliebtesten Gartenblumen wurde. In der Folge entstanden, auch unter Einkreuzung anderer Zinnienarten, zahlreiche Variationen. 1836 waren bereits zehn unterschiedliche Sorten bekannt, die erste gefüllte Form entstand 1856 in Frankreich.
Benannt ist die Zinnie nach dem Botaniker Johann Gottfried Zinn, der die Zinnia peruviana im 18. Jahrhundert erstmals beschrieb, aufgrund ihrer Blüte allerdings als Rudbeckie einordnete. Später stufte Carl von Linné die Zinnien als eigene Gattung ein und gab ihnen zu Ehren des inzwischen verstorbenen Zinn ihren heutigen Namen. Zinnien gehören zur Familie der Korbblütler oder Asterngewächse (Asteraceae). Bei den rund 20 verschiedenen Arten handelt es sich überwiegend eigentlich um mehrjährige Stauden oder Halbsträucher. Da sie jedoch nicht frosthart sind, werden sie bei uns vor allem als einjährige Sommerblumen kultiviert.
Vielfältige Wild- und Zuchtsorten
Bei den meisten heute erhältlichen Sorten sind verschiedene Arten an der Entstehung beteiligt: Zinnia elegans stammt ursprünglich aus dem zentralen Mexiko, ist heutzutage aber nicht nur in Nicaragua, Panama und Peru verbreitet, sondern weltweit – auch in Südeuropa, vor allem in Italien – finden sich aus Gärten ausgewilderte Bestände. Zinnia elegans ist bei den meisten unserer heutigen Gartenzinniensorten mit von der Partie, die Wildform wird etwa 60 cm hoch. Die Schmalblättrige Zinnie (Zinnia angustifolia) kam erst im 19. Jahrhundert nach Europa. Sie wächst im mexikanischen Hochland, in Nicaragua und Peru auf trockenen bis mäßig feuchten Wiesen und Brachflächen und bleibt mit etwa 30 cm vergleichsweise niedrig. Mit 30 bis 40 cm wenig höher wird Zinnia haageana, die ebenfalls vor allem im mexikanischen Hochland bis 2.000 m über NN verbreitet ist.
Die Dahlienblütigen Riesen sind sehr standfest: hier die Sorte ‚Lavendel‘. Foto: Anke Brosius
Die Wildformen blühen in Gelb-, Braun-, Orange- und Rottönen, Zuchtformen darüber hinaus in Pink, Violett und Weiß sowie in mehrfarbigen Varianten. Vor allem Schmetterlinge, aber auch Bienen und Hummeln fliegen auf die leuchtenden Blüten. Während die Wildformen überwiegend einfach blühen, zeichnen sich vor allem die Schmuckzinniensorten häufig durch stark gefüllte Formen aus. Es gibt dahlienblütige, chrysanthemenblütige und skabiosenblütige Sorten.
Eine Besonderheit ist die Veränderung der Blütenform während der langen Blütezeit: Im Aufblühen erscheinen auch bei gefüllten Sorten die Blüten als beinahe einfach und flach. Erst im Laufe der Zeit entfalten sich mehr und mehr Blütenblätter bis hin zu fast kugeligen Formen, sodass auch bei einheitlichen Sortenpflanzungen durch die unterschiedlichen Blühstadien ein abwechslungsreiches Bild entsteht.
Für frühe Blüte vorziehen
Bei frühzeitiger Aussaat blühen Zinnien ab Juni bis in den Oktober hinein. Wer schon Ende Mai blühende Pflanzen haben will, kann Zinnien ab März im Haus vorziehen. An einem sonnigen Fenster keimen die großen Samen innerhalb weniger Tage. Nach dem Aufgehen sollte der Standort sehr hell, aber nicht zu warm sein. Falls man nicht gleich in Einzeltöpfchen gesät hat, ist es vorteilhaft, die Sämlinge in solche zu pikieren, sobald sie zwei bis drei echte Blätter entwickelt haben. Werden die jungen Pflanzen pinziert, wenn sie etwa handhoch sind, entwickeln sie sich buschiger. Auch das Ausknipsen vorzeitiger Blütenknospen fördert eine kräftige Pflanzenentwicklung.
Weil die Jungpflanzen Kälterückschläge schlecht vertragen, sollten sie nicht vor Ende Mai ins Freiland. Alternativ kann man auch erst Anfang Mai direkt ins Beet säen. Wer im Frühsommer noch schnell ein paar Lücken auffüllen möchte, findet in Gärtnereien oder auf dem Wochenmarkt bereits blühende Pflanzen.
Ihrer Herkunft entsprechend lieben Zinnien Sonne und Wärme. Mit zeitweiser Trockenheit kommen sie besser zurecht als mit nassem Sommerwetter, ein windgeschützter Standort ist ebenfalls ratsam. Zinnien bevorzugen lehmigen bis steinigen Boden, der aber unbedingt durchlässig sein sollte. Humusarme Böden kann man vor der Pflanzung mit etwas Kompost anreichern.
Zinnien lieben vor allem sonnige Plätze. Foto: Anke Brosius
Je nach Sorte werden Zinnien nur 10 bis 20 cm oder bis zu 1 m hoch. Die Zinnia-elegans-Gruppe der Dahlienblütigen Riesen zeichnet sich nicht nur durch besonders große Blüten aus, sondern auch durch lange und sehr kräftige Stiele. Weniger standfeste hohe Sorten sind für eine Stütze dankbar. Bei niedrigen Sorten sollte der Pflanzabstand 20 cm betragen, bei hohen Sorten 30 bis 40 cm. Bei zu dichtem Stand können Mehltau und Blattfleckenkrankheiten auftreten, auf zu feuchten Böden auch Stängelgrundfäule, dann sollte man unbedingt den Standort wechseln.
Lieber trocken als nass
Regelmäßiges Gießen ist nur so lange nötig, bis die Pflanzen eingewurzelt sind. Anschließend müssen sie nur noch bei anhaltender Trockenheit bewässert werden. Dabei sollte man möglichst nicht die Blätter benetzen, oder, wenn sich das nicht vermeiden lässt, zumindest am Morgen gießen, damit die Blätter in der Sonne rasch abtrocknen können.
Als sommerliche Lückenfüller machen sich Zinnien gut in sonnigen Staudenbeeten, etwa zusammen mit Sonnenhut, Dahlien, Taglilien oder auch Gräsern. Aber auch zusammen mit anderen einjährigen Sommerblumen wie Kosmeen, Ringelblumen und Tagetes ergeben sie ein schönes Bild. Niedrige Sorten eignen sich als Beeteinfassung und zur Bepflanzung von Töpfen, Schalen und Blumenkästen. Für Liebhaber einfacher bis halbgefüllter Blüten empfehlen sich etwa Zinnia angustifolia oder Sorten der ‚Profusion‘-Serie, die ebenfalls sehr robust sind und nicht höher als 30 cm werden.
In größeren Gruppen kommen bunte Zinnien-Mischungen am besten zur Geltung. Foto: Anke Brosius
Bunte Mischungen, wie sie oft als Saatgut erhältlich sind, kommen besonders gut in größeren Gruppen zur Geltung. Dann hat man auch immer reichlich Schnittmaterial für Sträuße. Als Schnittblumen halten sich Zinnien bis zu zehn Tagen in der Vase. Das regelmäßige Schneiden von Blütenstielen regt zudem Verzweigung und Knospenbildung der Pflanzen an. Wird Abgeblühtes regelmäßig entfernt, bilden Zinnien oft den ganzen Sommer hindurch immer wieder neue Blüten.
Pflanzenschutz durch Mischkultur
In der Tradition des Bauerngartens wachsen Zinnien in bunter Mischung mit anderen Blumen und Gemüsepflanzen. Das erfreut nicht nur das Auge. Weil Zinnien von Nematoden gemieden werden, dienen sie auch als lebender Pflanzenschutz zwischen anfälligen Pflanzen. Insbesondere Tomaten profitieren von einer Unterpflanzung mit Zinnien. Der häufigste Fraßfeind der Zinnie ist die Nacktschnecke, die vor allem jungen Pflanzen gefährlich werden kann. An sonnigen, trockenen Standorten, wie sie den Zinnien behagen, halten sich die Schäden allerdings meistens in Grenzen. Andernfalls hilft es, die Pflanzen vorzuziehen und erst, wenn sie etwas größer sind, in einer trockenen Wetterphase auszupflanzen.
In ihren Ursprungsregionen in Mittelamerika wachsen Zinnien mehrjährig, allerdings bringen schon die ersten Nachtfröste die Pflanzen zum Absterben. Prinzipiell ist es möglich, Zinnien im Topf an einem hellen, kühlen, aber frostfreien Platz zu überwintern, allerdings gelingt das nicht bei allen Sorten. Während der winterlichen Ruhephase werden die Pflanzen nur sehr spärlich gegossen, austrocknen darf der Wurzelballen aber nicht. Zwar kann man auch besonders schöne Exemplare aus dem Garten vor dem ersten Frost ausgraben und eintopfen, vielversprechender ist der Überwinterungsversuch aber bei bereits im Topf gewachsenen Exemplaren.
Vieles ist anders auf Hof Gasswies. Schon die Lage im äußersten Südwesten Deutschlands an der Grenze zur Schweiz ist außergewöhnlich. Außergewöhnlich sind auch die vielfältige Bewirtschaftung der Ackerflächen, die Düngung, die Milchviehhaltung und die Mast der männlichen Kälber. Auch die Kälberaufzucht unterscheidet sich von den gängigen Verfahren.
Neue Wege versuchten Fredi und Silvia Rutschmann, das Betriebsleiterehepaar, während eines Stallbaus für Milchviehhaltung. Ein neuer Milchviehstall stand auf der Wunschliste der Rutschmanns, obwohl sie schon 2015 im bundesweiten Wettbewerb „ökologischer Landbau“ als Sieger hervorgingen. Auslöser für die Planungen war die veraltete Technik im Stall. Die Teilnahme an dem EU-Projekt „EIP-Rind“ bot die Gelegenheit, in der Diskussion mit Berufskollegen, Architekten, Beratern und Wissenschaftlern baulich-technische Innovationen zu erproben und eine zusätzliche Förderung zu erhalten. Aus der Arbeitsgruppe kamen viele Anregungen. „Die gebaute Lösung unterscheidet sich deshalb von der zu Beginn geplanten Lösung. Die Zusammenarbeit hat uns weitergebracht“, bewertet Fredi Rutschmann die Arbeit in der EIP-Rind-Arbeitsgruppe.
Der einige Hundert Meter außerhalb von Rechberg liegende Einzelhof bot ausreichend Entwicklungsmöglichkeiten für ein größeres Stallgebäude, in dem die Haltungsansprüche der Rinder noch besser erfüllt werden können. Prioritäten der Rutschmanns waren:
• Weiterbetrieb des Vollweidesystems auf Kurzrasenweide
• Weiterhin saisonale Abkalbung
• Raumlösungen für die Mutter- und Kuhgebunde Kälberaufzucht
• Reduzierung und Erleichterung der Arbeit, besonders in der Kälberaufzucht
• Reduzierung der Ammoniak (NH3)-Emissionen
Fredi und Silvia entschieden sich anstatt eines Neubaus für den Umbau des alten Milchviehlaufstalles und der bestehenden Heuhalle. Letztere wurde durch eine Erweiterung den erhöhten Anforderungen des Demeter-Verbandes und des EIP-Projekts für Milchviehställe gerecht.
Der eingestreute Bereich für bis zu vier Monate alte Kälber auf dem ehemaligen Futtertisch in der Mitte des umgebauten ehemaligen Kuhstalls
Umbau für Kälber und weibliche Nachzucht
Im alten, parallel zur Heuhalle stehenden Milchviehstall sind nun die Tränkekälber und die weibliche Nachzucht bis zu einem Alter von 24 Monaten untergebracht.
Der alte Laufstall wurde in drei Bereiche unterteilt. In einer Wandboxenreihe mit Laufgang wurden die Liegeboxenbügel entfernt und eingestreute Bereiche in Form der „Schwarzwälder Aufstallung“ geschaffen. Auf der anderen Stallseite wurden die Liegeboxen für die Nachzucht ab einem Alter von zwölf Monaten beibehalten. Die Tiere haben einen breiten Zugang zu einem nicht überdachten Laufhof mit anschließendem Futterband. Auf der anderen Seite des Futterbandes können die Kühe in dem parallel stehenden Milchviehstall fressen.
Zwischen den beiden wandständigen Boxen liegen die Tränkekälber auf dem ehemaligen Futtertisch auf Tiefstroh. Über den Ausgang auf der linken Seite können sie in den großen Wartebereich vor dem Melkstand laufen. Dieser multifunktionale Raum wird auch als Kontaktbereich der Mütter mit ihren Kälbern oder – je nach Bedarf –als Laufgang für Kühe oder Kälber genutzt.
Dreireihiger Milchvieh-Liegeboxenlaufstall
Zu Beginn der Planung stand ein Kompoststall im Fokus. Die fünf besichtigten Ställe konnten Fredi Rutschmann nicht überzeugen. Der Aufbau des Kompostes sei schwierig, im Herbst und bei Nebel stünden die Tiere im Dreck. „Keiner hat richtig funktioniert“, ist seine enttäuschende Erkenntnis.
Die ehemalige Heubergehalle bot ausreichend Platz für den Einbau eines dreireihigen Liegeboxenlaufstalles. Für den Melkstand, einen geräumigen Wartebereich sowie Sozialräume und Räume für eine geplante Milchverarbeitung wurde der Stall um 12 m auf der ganzen Stallbreite verlängert. Im Obergeschoss konnten ein Gemeinschaftsraum und dringend benötigter Wohnraum für Mitarbeiter geschaffen werden. Am anderen Stallende wurde die Halle um 18 m verlängert. Dadurch entstanden ein Lager für Heu, Stroh und sonstige Vorräte sowie eine Überdachung für die Beschickung des Futterbandes. Der wegfallende Lagerplatz für Heu und Stroh konnte durch die Überdachung eines Fahrsilos ersetzt werden. Durch die Vollweide von März bis Oktober ist der Lagerraumbedarf niedriger als im Vergleich zu ganzjähriger Stallhaltung.
Für den Bau der Fressplätze wurde eine Außenmauer entfernt und ein 3,8 m breiter, planbefestigter Laufgang geschaffen. Zum Fressen stehen die Kühe auf einem 1,55 m langen, 12 cm erhöhten und 1 m breiten Fressplatz mit 2 % Gefälle. Die breitere Ausführung wird dem erhöhten Platzbedarf der horntragenden Kühe gerecht.
Die Fressplatzerhöhung bietet mehrere Vorteile:
• Beim Fressen fällt viel Kot an, der auf den Laufgang fallen soll. Dadurch sinkt die Emissionsfläche von Ammoniak (NH3). Entscheidend für diesen Vorteil ist die Länge des erhöhten Fressplatzes in Abstimmung mit dem Fressgitter.
• Fressplatzteiler sorgen dafür, dass die Kühe nicht auf dem erhöhten Fressplatz laufen können und den Fressplatz rückwärts verlassen müssen. Auch rangniedrige Kühe können ungestört fressen. Im Hof Gasswies wurden an jedem der 1 m breiten Fressplätze ein Fressplatzteiler eingebaut.
• Die Kühe werden beim Fressen nicht durch den stationären Schieber gestört. Durch die dadurch mögliche erhöhte Reinigungsfrequenz sinken die Emissionen auf dem Laufgang. Fredi Rutschmann bedauert, in den Laufgang kein Gefälle zur Gangmitte eingebaut zu haben. Manchmal steht ihm zu viel „Wasser“ im Gang.
Beim Übergang vom Laufgang auf den Fressgang des Anbaus müssen die Kühe das 60 cm breite Fundament der Außenmauer überwinden. Dies stellt aber kein Hindernis dar, beobachte Fredi Rutschmann. Der Sockel bot einen geeigneten Platz für die Installation der Trogtränken und Kuhbürsten. Mit der Verlängerung des Daches konnte der Fressplatz überdacht werden.
Das Einstreuen der Tiefboxen übernimmt eine stationäre Anlage. An jeder Doppelbox kann das Kurzstroh an zwei Ausgängen in den Kopfbereich der Box fallen. Beim händischen, täglichen Einstreuen von Gesteinsmehl kann das Stroh über die ganze Box verteilt werden.
Planbefestigte Laufgänge und Liegeboxen in der ehemaligen Heubergehalle: rechts die überdachte Erweiterung mit 4 m breitem Laufgang und 1,55 m langen, um 12 cm erhöhten, strukturierten Fressplätzen am gemeinsamen Futterband. Die Einstreu erfolgt über einen Automaten über Fressplatz und Laufgang.
Vom Flüssigmist zum Festmist
Mit dem Einzug in den neuen Stall versucht Fredi Rutschmann Harn und Festmist zu trennen – „bis zur Pflanze“. Bereits im Stall beginnt die Festmistherstellung. Dafür hat die Einstreuautomatik zwei Kreisläufe. Neben dem Kreis über den Liegeboxen gibt es einen weiteren, separat gesteuerten über den Gängen im Kuh- und Jungviehstall. Dadurch kann im Fressgang, in dem der meiste Kot anfällt, öfter gestreut werden. Die Strohballen werden vor der Verteilung kurz gehäckselt und entstaubt. Durch das Häckseln steigt die Saugfähigkeit um zirka 50 % an, beobachtet der Landwirt. Der Strohbedarf sinkt und damit auch die Kosten für den Strohzukauf.
Das Kot-Harn-Gemisch schiebt der stationäre Schieber über einen Rost im Laufgang. Der Harn fließt in die Güllegrube ab. Das Stroh-Kot-Gemisch fällt am Stallende in einen Querkanal. Von dort transportieren es Schubstangen zu einem „Maulwurf“, das heißt einem Zylinder mit Kolben, der es unterirdisch auf die wie ein Fahrsilo gebaute Mistlege schiebt. Neben Stroh wird zweimal pro Woche Pflanzenkohle auf die Laufgänge gestreut und das Gemisch über die eingebaute Kuhdusche mit einem Milchsäureferment versetzt. Die Konzentration beträgt 3 bis 4 %. Der Vorgang erfolgt zweimal täglich, bevor der Laufgang abgeschoben wird. Fredi Rutschmann experimentiert noch über die beste Dosierung der Komponenten.
58 horntragende Milchkühe, Rasse Fleckvieh 100 Rinder: Nachzucht und Masttiere; Masttiere als Kreuzungen Fleckvieh x Limousin Mast aller Bruderkälber und aller Kreuzungskälber der Erstlaktierenden in gepachteter Betriebsstelle Natursprung mit saisonaler Abkalbung Fütterung ausschließlich über Vollweide (Kurzrasenweide), Grassilage, Heu: Umstellung auf Heumilch geplant
Nebenbetriebe: 1 Ferienwohnung Hofladen: Direktvermarktung von Fleisch; Verkauf von Obst, Fruchtsäften und Edelbränden
Auszeichnungen:
1. Auszeichnung der Architektenkammer Baden-Württemberg für die 2006-07 erstellten Wohn- und Betriebsgebäude
2. Gewinner des Bundeswettbewerbes Ökologischer Landbau 2015
3. Demonstrationsbetrieb Ökologischer Landbau
Der Umbau des Milchviehstalles für Kälber und weibliche Nachzucht: Die durchgehende Liegeboxenreihe stammt aus dem alten Kuhstall. Die im Plan unterbrochen eingetragene Liegeboxenreihe wurde entfernt und durch eingestreute, abgedeckelte Liegeflächen ersetzt („Schwarzwälder Kälberbuchten“). Quelle: EIP agri, Bauen in der Rinderhaltung
Im niedersächsischen Ellringen trafen sich die besten deutschen Nachwuchsreiter im Islandpferdesport. Vier Schleswig-Holsteinerinnen landeten hier ganz oben auf dem Treppchen.
Die Deutsche Jugendislandpferdemeisterschaft (DJIM) gilt als das größte Turnier dieser Art weltweit. Dieses Jahr zählte der Veranstalter, der Islandpferde-Reiter- und Züchterverband (IPZV), 360 Startnummern und 260 Teilnehmer im Alter von zehn bis 21 Jahren, die sich in drei Altersklassen qualifiziert hatten. Gestartet wurde in 49 Prüfungen und sieben Kombinationswertungen, in denen um hohe Noten gewetteifert wurde. In den sogenannten Meisterprüfungen ging es um die Vergabe der Titel.
Ganz traditionell steht bei der DJIM aber nicht nur der sportliche Wettkampf auf der Oval- und Passbahn im Mittelpunkt, sondern auch die Begegnung mit Gleichgesinnten aus allen Bundesländern. Sei es beim abendlichen Feiern, bei Länder- und Mannschaftswettbewerben oder am Länderabend, bei dem die Vertreter jedes Bundeslandes landestypische Spezialitäten mitbringen. Hamburg und Schleswig-Holstein servierten gemeinsam Fischspezialitäten.
In der Töltprüfung T2 sicherte sich Mirja Schulz mit Kopernikus den Bronzerang. Foto: privat
Von dem Gemeinschaftserlebnis schwärmt Mirja Schulz im Nachhinein besonders. Die 13-Jährige, die auf dem Gestüt Heesberg in Ehndorf, Kreis Rendsburg-Eckernförde, zu Hause ist, war schon zum dritten Mal bei einer DJIM dabei und stellte den Hengst Kopernikus vom Heesberg in der Töltprüfung T2 (Jugend) vor. Mirja beschreibt das „tolle Gefühl“, das sie trotz anfänglicher Nervosität bekam, als das Publikum sie bei ihrem Auftritt auf der Ovalbahn anfeuerte: „Ich war sehr glücklich über meinen Ritt und meine Note in der Vorentscheidung.“
Starke Konkurrenz
Die Konkurrenz im Finale sei stark gewesen, weshalb sie ihren dort errittenen Bronzerang als „sehr gut“ empfand. Trainiert wird das in dieser Saison hocherfolgreiche Paar von Mirjas Vater Daniel Schulz, der den 21-jährigen Kopernikus selbst gezogen, ausgebildet und über Jahre erfolgreich in Zucht- und Sportprüfungen vorgestellt hat.
Ihre sechste und letzte DJIM bestritt die 21-jährige Meggie Klose. Wie in den Vorjahren hatte sie wieder ihren Wallach Boggi vom Bautzenhof mitgebracht. Da sie in der nächsten Saison bei den Erwachsenen starten wird, freute sie sich darüber, noch einmal alle „Youngsters“ getroffen und das Turnier mit allen Traditionen im Team erlebt zu haben. „Wir wollten alle unser Bestes geben und das hat geklappt“, resümiert die Reiterin aus Göttin, Kreis Herzogtum Lauenburg. „Mein Pferd war super motiviert und wir hatten Spaß.“ Das sahen die Richter offenbar ebenso und vergaben hohe Noten, die Meggie mit einem kleinen Umweg über das B-Finale letztlich ins A-Finale brachten. Dort erreichte sie mit der Endnote 7,0 den zweiten Platz und wurde Vizemeisterin.
Gleich mehrfach landete Lovis Venebrügge in der Kinderklasse auf dem Treppchen. Die Elfjährige, die auf dem Gestüt Godemoor in Großhansdorf, Kreis Stormarn, beheimatet ist, war mit zwei Pferden aus dortiger Zucht und in insgesamt sieben verschiedenen Prüfungen am Start. Der schönste DJIM-Moment sei die Fünfgangprüfung mit ihrer Stute Havanna gewesen, sagt die Schülerin: „Ich habe mich sehr gefreut, dass es mit dem Rennpass so gut geklappt hat. Dadurch hatten wir unsere persönliche Bestnote im Fünfgang.“ Dafür gab es dann auch die goldene Siegerschleife.
Tolle Ergebnisse erzielt
Ihr zweites Pferd, den siebenjährigen Wallach Snarpur, stellte Lovis unter anderem in der Prüfung „Tölt in Harmony“ vor, in der es besonders um die Rittigkeit geht. Diese Prüfung sei „Snarpurs besondere Stärke“, weil er so schön zu reiten sei, resümiert die Reiterin. „Das macht immer Spaß und der Sieg war natürlich toll!“ Ein weiteres Highlight für Lovis war die Berufung in den Förderkader „Futurity Kids“ des IPZV, zu dem auch Mirja Schulz gehört.
Elisa Schröder ist mit 15 Meistertiteln eine der erfolgreichsten Reiterinnen aus dem Norden. Foto: privat
Das Passrennen über 250 m war aus schleswig-holsteinischer Sicht besonders medaillenträchtig. Bronze sicherte sich Lilly Jöhnk mit Rosadís vom Störtal. Gold und der Meistertitel gingen an Elisa Schröder mit Skeifa vom Mönchhof. Die 19-Jährige ist mit zwölf DJIM-Starts und 15 Meistertiteln eine der erfolgreichsten Reiterinnen aus dem Norden. Ihre neueste Meisterschärpe sicherte sie sich noch dazu in persönlicher Bestzeit, worauf sie „sehr stolz“ ist: „Skeifa und ich konnten nicht nur unseren Titel verteidigen, sondern auch uns selbst beweisen, dass sich unsere harte Arbeit im täglichen Training auszahlt.“
Um immer wieder so schnelle Passläufe zu erreichen, verbringen Elisa Schröder und ihre Stute übrigens „mehr Zeit mit der dressurmäßigen Arbeit als auf der Passbahn“, erklärt die Reiterin, die auf dem Eekhof in Appen, Kreis Pinneberg, lebt. Vielleicht wird dieses Training demnächst erneut mit einer Meisterschärpe belohnt: Von Donnerstag, 14. Juli, bis Dienstag, 19. Juli, steht für das rasante Paar nämlich der Start bei der Deutschen Islandpferdemeisterschaft auf dem Eichenhof in Grothusenkoog, Kreis Nordfriesland, im Kalender.
„Fremde werden Freunde“ lautet der Leitspruch des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL). In der ersten Maiwoche trafen 26 Mitglieder der Niedersächsischen Landjugend und der israelischen Kibbuz-Bewegung in Israel aufeinander. Auch die drei Schleswig-Holsteinerinnen Kea Lausen, Laura Stolley und Carolin Friedrichsen tauschten ihre Boots gegen Birkenstocks ein, um ein Land zu betreten, das im Mittleren Osten liegt und doch so eng mit unserer Geschichte verwoben ist.
Neben dem Landleben verbindet die jungen Erwachsenen beider Länder die Freude daran, ins kalte Wasser zu springen, in diesem Fall in den Jordan.
Fünf Tage in Kibbuzim
In der nördlichen Region Upper Gallilee verbrachten wir fünf Tage in den Kibbuzim Bar‘am und Kfa Blum. Ein Kibbuz ist eine Siedlungsform, die es nur in Israel gibt. Es handelt sich um eine kollektive Gemeinschaft, die traditionell agrarisch geprägt ist. Anschließend besichtigten wir die Heilige Stadt Jerusalem und die moderne Hauptstadt Tel Aviv, in der laut dem Programmierer Ido (24) mehr Regenbogenflaggen, als Israelflaggen zu sehen seien.
Während der Woche fanden Workshops zu Themen wie „die Rolle und das Engagement der Jugend im ländlichen Raum“ und „Eigenschaften eines leitenden Ehrenamtlichen“ statt. In Gesprächen mit der Bürgermeisterin von Upper Gallilee und dem Leiter des Kibbuz Bar‘am beschäftigten wir uns mit den Herausforderungen und Möglichkeiten für die Jugend auf dem Land.
Am ersten Mai wurden wir von unseren Austauschpartnern im Kibbuz Bar‘am empfangen. In den Gartenanlagen blühten keine rosa Kirschbäume, sondern Zitronen- und Apfelsinenbäume. Durch Vorträge eines Geschichtsprofessors und der Leiterin der Kibbuz-Bewegung Israels erhielten wir einen Überblick über die Entstehung der Kibbuzim und die dortige Lebensweise. Anfang des 20. Jahrhunderts entstand eine neue Kultur des Judentums. Im Zuge der Ideologie des Zionismus verstanden sich die Gründer der Kibbuzim als „Farmer and Fighter“. Seit den Kibbuzim-Gründungen ist die Landwirtschaft ein wichtiges Instrument zur Wahrung der Unabhängigkeit.
Wir erhielten eine Führung auf einem staatlich subventionierten Versuchsgut, dessen Forschungsschwerpunkt auf der Kreuzung von Getreide- und Obstsorten basiert. Ein Mitarbeiter hob hervor, dass besonders die Trockenheit eine Herausforderung für die israelische Landwirtschaft darstelle.
Von einem Naturführer erfuhren wir, dass Israel ein Zwischenstopp für zahlreiche Zugvögel sei. Der Kranich ist das Wahrzeichen des dortigen Vogelschutzgebiets – und der größte Schädling für die landwirtschaftlichen Flächen. Aus diesem Grund beteiligen sich die Landwirte an der Maisfütterung der Zugvögel in Vogelschutzgebieten, um den wirtschaftlichen Schaden zu begrenzen.
Im Kibbuz Bar‘am erhielten wir Einblicke in die Weinberge, Apfel- und Mandarinenplantagen, während wir den Milchviehbetrieb im Kibbuz Kfar Blum besichtigten.
Von neun Millionen Israelis leben 180.000 in Kibbuzim. 40 % der landwirtschaftlichen Erzeugnisse stammen aus diesen Lebensgemeinschaften. Neben der Landwirtschaft haben sich die Wirtschaftszweige in den Kibbuzim erweitert. Im Kibbuz Bar‘am wurde beispielsweise medizinisches Zubehör hergestellt. Die Wirtschaftskraft der Kibbuzim macht 8 % der Gesamtwirtschaftskraft Israels aus. Die Wirtschaft dominiert durch die IT- und Rüstungsindustrie. Frauen und Männer leisten nach der Schule einen dreijährigen Militärdienst. Die erste Frage in einem Gespräch von jungen Menschen sei: „In welchem Bereich hast du beim Militär gedient?“
Buntes Treiben auf dem Mahade-Jehuda-Markt in Jerusalem
Bunker als Klassenraum
Die grüne und hügelige Tourismusregion Upper Gallilee grenzt an den Libanon und Syrien. Der Schutzbunker im Kibbuz Bar‘am war von innen mit Kinderzeichnungen versehen. Der Metzger Daniel (23) erzählte, dass seine Grundschule einen nahegelegenen Bunker als Klassenraum umfunktioniert habe und Bunker andernorts auch als Proberäume für Bands dienen würden. Sein Freund, der Künstler Or (22) ergänzte, dass seine Mutter ihr Büro im Schutzbunker vor ihrem Haus eingerichtet habe, um den vorhandenen Platz zu nutzen.
Am Dienstag kam ein älterer Herr auf seinem Fahrrad vorbei, und seine strahlenden Augen zeugten von einer unermüdlichen Haltung und Zuversicht, während der Holocaustüberlebende von seiner Kindheit und der Flucht von Polen nach Israel berichtete. In deutsch-israelischen Kleingruppen sprachen wir über unsere Großeltern. Auf beiden Seiten gab es Tränen. An dieser Stelle wurde die Bedeutung des Austauschs besonders deutlich –und die beruhigende Gewissheit, dass wir auch gemeinsam lachen können. Auch übereinander, auch über unsere Vergangenheit?
Berührender Gedenktag
Wie eng die deutsch-israelische Vergangenheit verwoben ist, wurde bei der Teilnahme am Gedenktag der gefallenen Soldaten seit der Staatsgründung 1948 deutlich. Währenddessen waren wir im Kibbuz Kfa Blum zu Gast, in dem Jung und Alt an einem lauen Sommerabend zusammenkamen, um Soldaten zu würdigen, die in ihrem Kibbuz gelebt und für die Verteidigung des Staates gestorben sind. Es fielen Namen wie Probst, Rehberg und Jacobsen. Die Sozialarbeitsstudentin Ofri (24.) erzählte, dass jeder in der Gruppe jemanden im Bekanntenkreis kenne, der sein Leben im Krieg verloren habe.
Während wir auf einem Berg die Aussicht auf Windkraftanlagen und Obstplantagen auf der israelischen Seite sahen, fiel der Blick auch auf syrische Dörfer und einen weißen Gebäudekomplex, die UN-Überwachungsstation. Seit 2018 sind keine Soldaten mehr auf dem Berg stationiert, stattdessen bestaunen Touristen wie wir die Aussicht. Wir standen in einem Kreis und sangen auf Hebräisch und Englisch ein Lied eines jungen Soldaten, in dem er sich bei seiner Familie entschuldigt, dass er nicht wie versprochen wiederkommen werde. Nach seinem Tod während eines Einsatzes fand man die Zeilen in seinem Notizbuch.
Militärstützpunkt und Aussichtspunkt für Touristen unweit der syrischen Grenze Fotos: Laura Stolley
Am Abend nahmen wir an den Feiern zum Unabhängigkeitstag teil. Eine Gruppe führte einen Volkstanz vor, und Kinder gingen mit Israelflaggen durch die Reihen. Anschließend tanzten wir zu Livemusik. Es war eine ausgelassene Nacht.
Am Donnerstagmorgen sprangen wir in den Jordan und wurden anschließend von der Goldschmiedin Ariel (29) zu sich nach Hause eingeladen. Dort saßen wir unter Pekanussbäumen und grillten. Außerdem zeigte der Landwirt Niv (25) ein Unternehmen, in dem er im Labor aus Pilzen ein Pulver gewinnt und es für Gesundheitsshakes verkauft.
Gebete mit Bewachung
Am nächsten Tag fuhren wir nach Jerusalem und besichtigten die Grabeskirche in der Altstadt. Danach verfassten wir Wünsche und steckten sie in die Spalten der Klagemauer. Während sich in Israel 74 % der Menschen als jüdisch bezeichnen, leben in Jerusalem mehrheitlich Muslime. Vor der Gebetszeit zog ein Schwarm von Männern zur al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg. Eine 19-jährige Polizistin begleitete unsere Stadtführung vor der Klagemauer und der al-Aqsa-Moschee mit einem Gewehr über dem Arm.
Dann tauchten wir in das bunte Treiben des Mahade Jehuda Markts mit Früchten, Gewürzen, Gebäck und Keramik ein. Als wir am Abend in Tel Aviv ankamen, führten unsere israelischen Freunde eine Shabatzeremonie mit uns durch. Zum Sonnenuntergang saßen wir im Kreis und zündeten Kerzen an. Anschließend sprachen wir auf Hebräisch und Englisch ein Gebet und teilten Brot und Wein.
Am Sonnabendmorgen hörten wir Musik über Kopfhörer und tanzten unter der Anleitung von „Guru Zuzu“ durch Tel Aviv. Es war ein Fest für alle Beteiligten und auch für die Unbeteiligten. Nach dem Abschied von den Israelis ging es von Tel Aviv wieder nach Hamburg. Mitte September werden wir sie in Niedersachsen willkommen heißen. „Shalom!“ – das heißt auf Hebräisch „Auf Wiedersehen“ und „Frieden”.
Der betörende Duft von Sommerblumen lang in der Luft, als der KreisLandFrauenverband Steinburg und die ihm angeschlossenen Jungen LandFrauen in der großen Scheune von Hof Schwartkop in Krempdorf ihr Mittsommerfest feierten.
Martina Greve begrüßte die Gäste als Kreisvorsitzende, während Wencke Ahmling und Stefanie Albers von den Jungen LandFrauen gemeinsam mit den LandFrauen Blumenkränze und Anstecksträußchen banden. „Wir haben von überall her Blumen aus den Gärten bekommen, ganz wunderbar“, freuten sich die beiden.
Doris Olschewski, Stefanie Krey und Birte Oesau (v. li.) mixten den Florida-Cocktail.
Ab 21. Juni wird üblicherweise die Sommersonnenwende gefeiert, die am 24. Juni mit dem Johannistag endet. In der Landwirtschaft ist dieser ein wichtiges Datum. Das Korn reift auf den Feldern, die Johannisbeeren können geerntet werden im Gegensatz zum Rhabarber, der dann Bitterstoffe bildet, und die Spargelsaison endet. Früher wurden Johanniskränze aus sieben Kräutern gebunden. In der Johannisnacht wurde über das Feuer gesprungen oder morgens im Tau gebadet, um Krankheiten abzuwenden. Das ließen die LandFrauen bleiben, Spaß stand trotzdem im Vordergrund.
Die Trachtengruppe der Wilstermarsch führte traditionelle Tänze zu flotter Musik auf, und Marion Redmann aus Neuendorf sorgte mit Gitarre und Gesang für Unterhaltung.
Zur Stärkung wurde Kulinarisches aus der Region angeboten. Elisabeth Manthey servierte Pellkartoffeln aus Hohenlockstedt mit Creme, Glückstädter Matjes und Grevenkoper Putenbrust. Für eine Abkühlung sorgte unter anderem die „Florida-Bowle“ aus dem Steinburger LandFrauenkochbuch. Birte Oesau und Doris Olschewski mischten dazu Orangen- und Zitronensaft mit Grenadinesirup und Mineralwasser. Im Außenbereich präsentierte der Eiswagen von Hof Hochgenuss aus Elskop das Eis aus eigener Herstellung.
Die LandFrauen tanzten in den Trachten der Wilster- und der Krempermarsch.
Mit einer bodenschonenden Bewirtschaftung können diese Bodenorganismen und ihre Leistungen gelenkt und nachhaltig höhere Erträge erzielt werden. Wie das geht, zeigt die neue Broschüre „Lebendige Böden, fruchtbare Böden“ des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL).
In der 48-seitigen Broschüre wird die komplexe und facettenreiche Welt der Bodenorganismen in kompakten Texten übersichtlich dargestellt und dabei direkt mit an der landwirtschaftlichen Praxis orientierten Informationen verknüpft. Damit richtet sie sich an die landwirtschaftliche Beratung, Landwirtinnen und Landwirte sowie an Studierende der Agrarwissenschaften und verwandter Disziplinen.
Arbeitswelt unter Tage
Bodenorganismen sorgen für fruchtbare Böden und fördern das Pflanzenwachstum. Wird das Netzwerk zu stark gestört, bemerken Landwirte dies an aufkommenden Pflanzenkrankheiten, mangelnder Nährstoffversorgung der Pflanzen, einem ungünstigen Bodengefüge und letztlich an der Ernte.
Eingangs bietet die Broschüre einen schnellen, fachlich fundierten Einstieg in die Vielfalt und Lebensbedingungen von Bodenlebewesen in Ackerböden und auf Grünlandstandorten wie Regenwürmer, Laufkäfer, Pilze, Bakterien und andere Mikroorganismen. Ihre Beteiligung an den Prozessen im Boden werden anschließend erklärt und ihre Ökosystemleistungen abgeleitet.
Bodenlebewesen gezielt fördern
Praktisch wird es im Kapitel „Maßnahmen in der Landwirtschaft zur Förderung des Bodenlebens“: Hier beschreiben die Autoren, wie der Eintrag von organischem Material in den Boden gesteigert, wie eine ganzjährige Bodenbedeckung etabliert oder die Diversifizierung für mehr Bodenleben gefördert werden können. Die Broschüre „Lebendige Böden, fruchtbare Böden“ wurde von Expertinnen und Experten aus Wissenschaft sowie Bundesforschungseinrichtungen, den Landwirtschaftsministerien und Beratungsorganisationen der Länder entwickelt. Sie kann unter der Bestellnummer 1020 im BLE-Medienservice unter www.ble-medienservice.de kostenlos bestellt oder heruntergeladen werden.
Musik und Tanz waren Trumpf, aber auch viele anderen Vereine konnten sich präsentieren beim Schleswig-Holstein-Tag, den der Schleswig-Holsteinische Heimatbund nach der erzwungenen Corona-Pause endlich wieder veranstalten konnte. Als bestens geeignet bewährte sich der Ort der Austragung – das Freilichtmuseum in Molfsee mit seinem historischen und zugleich freizeittauglichen Ambiente.
„Wir brauchen noch ein Paar – und hier noch einen einzelnen Herren. Diese Reihe ist noch nicht voll, ihr müsst schneller aufstellen!“ Die Anweisungen von Frank Bohnsack schallen durchs Mikrofon. Es dauert nicht lang, bis sich die Gruppen zusammenfinden zum „Großen Triolett“ – „Wir machen nur eine Kehre, die konzentrischen Kreise lassen wir weg.“
Schon beginnt die Musik, und fast 100 Personen beginnen ihren gemeinsamen Tanz. Die unterschiedlichen Trachten von den Nordfriesischen Inseln bis zum südlichen Elbvorland mischen und drehen sich umeinander. Dass das so gut klappt, ist erstaunlich und lässt die paar Ansagen vor Beginn verständlich erscheinen. Tatsächlich gab es vor dem Auftritt keine gemeinsame Probe. „Die Gruppen kennen die Tänze und proben sie unter sich, und wir treffen uns oft gemeinsam zum Tanzen“, erklärt Bohnsack, der Beisitzer im Vorstand des Landestrachtenverbands ist und zusammen mit Katrin Rathjen das Programm zusammengestellt hat. Es sind Tänze aus Schleswig-Holstein, dem übrigen Norddeutschland, aber auch dem baltischen und skandinavischen Raum bis hin zu Griechenland. Über 60 Mitgliedsgruppen sind im Landestrachtenverband organisiert, mehr als 30 sind heute dabei. „Singen und Tanzen verbindet“, bringt es Bohnsack auf den Punkt.
SH ist international
Die ukrainischen Mädchen begeisterten mit ihren gut choreografierten Darbietungen,
Auch anderswo auf dem Gelände wird viel getanzt und gesungen, auf Platt- und Hochdeutsch, auf Griechisch oder Philippinisch. Und da sind die ukrainischen Mädchen, unterstützt von einem kleinen Chor und der Solosängerin Larissa, auch diese aus der Ukraine: traurige Lieder und fröhliche Tänze, sauber choreografiert mit Bänderschwenken, Radschlagen und Spagat, wenn auch mit ernstem Gesicht, was nicht verwundert. Ist das eine jahrelang eingeübte Musikgruppe? Nein, der Plöner Ukraine-Freundeskreis hat das mit den Geflüchteten, die sich dort in der Sammelstelle eingefunden haben, in kurzer Zeit organisiert. „Wir haben gefragt, was wollt ihr gerne machen?“, erklärt Annika Bornholdt vom Freundeskreis. Natürlich haben sie schon zu Hause getanzt und gesungen, aber eben nicht zusammen. Die Zuschauer sind verzaubert.
An den Ständen präsentieren sich rund 30 Vereine und Institutionen aus Schleswig-Holstein. Viele sind Untergruppen des SHHB, volkskundliche Museen, das Plattdeutsch-Zentrum mit einem Quiz (Wat heet Döntje, vigeliensch, Dwarslööper?), aber auch drei Suchtberatungsvereine und der historische Mercedes-Benz-Club. Der LandFrauenverband erklärt sein Archiv, das im Freilichtmuseum beheimatet ist. Die Eckernförder Originale„Stine“ und „Fiete“ ziehen mit ihrem Handwagen umher und bieten Sprotten und Köm an.
„Kopp in‘ Nacken!“ – bei „Stine“ aus Eckernförde (li.) gab es leckere Sprotten.
Wir schreiben das Jahr 1812
Ganz hinten unterhalb der alten Meierei haben sich Preußen niedergelassen – Tagelöhner, die sich von der schweren Arbeit ausruhen, eine Stoffdruckerin, der Landvermesser „Knufinke“. Wir schreiben das Jahr 1812, und die Preußen sind aus den von Napoleon besetzten Gebieten ins freie dänische Holstein geflohen. Und sie haben Wissen und Fertigkeiten mitgebracht, etwa die modernste Vermessungstechnik. Knufinke erklärt sein Instrument, den Teodolith, mit dem er Triangulation vornimmt – Dreiecksmessung. Hinter den Akteuren dieser Szenen verbergen sich Mitglieder der Interessengemeinschaft historischer Alltag, die die Zeit möglichst originalgetreu darstellen.
Das Publikum ist auch bis hier oben gekommen. Trotz großer Besucherbeteiligung verläuft es sich angenehm locker auf dem weitläufigen Gelände, sodass man nirgends ins Gedränge kommt. Und vor allen beschallen sich die Darbietungen nicht gegenseitig, wie es bei manchen früheren Schleswig-Holstein-Tagen leider der Fall war. So kann man alles in Ruhe genießen.
Erschöpfte Tagelöhner nach der harten Feldarbeit – die Interessengemeinschaft historischer Alltag stellte Szenen aus dem Jahr 1812 nach.
In der aktuellen Zeit steht für viele der chemische Pflanzenschutz extrem in der Diskussion – in mancherlei Hinsicht jedoch zu Unrecht, stellt er doch die Basis zur Erzeugung von Nahrungsmitteln in ausreichendem Umfang dar. Obwohl der Standard in der Pflanzenschutztechnik schon sehr hoch ist, findet die Landtechnikbranche immer wieder Möglichkeiten, den Pflanzenschutz noch exakter und nachverfolgbarer zu machen.
Die Trends der Agritechnica 2019, zum Beispiel Weiterentwicklungen im Bereich der Hacktechnik, Prognosemodelle, Bandspritzungen et cetera, haben größtenteils schon Einzug in die Praxis gehalten, wurden aber auch noch entscheidend weiterentwickelt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass gerade Themen wie Künstliche Intelligenz (KI) auch bei Hacken, Striegeln und Spritzen in die Diskussion kommen, denn die öffentliche Hand wird sicherlich in absehbarer Zeit noch mehr Nachverfolgbarkeit der Pflanzenschutzmaßnahmen fordern, sodass es hier eine Möglichkeit gibt, den zweifellos schon sehr hohen Standard auch nach außen dokumentieren zu können.
Schlagkraft weiterhin erhöhen
Die Struktur der Landwirtschaft unterliegt einem Trend, der durchaus zu größeren Flächen hingeht, denn immer mehr Landwirte geben ihre Flächen zur Pacht frei, weil sie den eigenen Betrieb nicht mehr weiterführen. Hier spielen immer größere Fassvolumina der Feldspritzen eine entscheidende Rolle, denn bei immer größeren Feld-Hof-Entfernungen muss die Befüllstrategie der Spritze überdacht werden. Dies bedeutet, die Befüllung im Feld könnte in naher Zukunft mehr an Bedeutung gewinnen. Hierbei können auch geschlossene Befüllsysteme (CTS) einen positiven Beitrag leisten, um Spritzen in der Fläche „ohne zu kleckern“ zu befüllen.
Aktuell laufen auch entsprechende Studien bei der Anwendung von CTS-Systemen zur Anwenderkontamination. Die ist wichtig, um vielleicht positive Signale von Seiten der Zulassungsbehörden zu bekommen, um eine größere Akzeptanz in der Praxis zu erhalten. Auch Direkteinspeisungssysteme tragen ihren Teil zur Erhöhung der Schlagkraft bei, denn wenn durch solche Techniken extra Überfahrten eingespart werden und nur dort behandelt wird, wo es unbedingt notwendig ist, ist dies ein schöner Schulterschluss zwischen ökonomischem und umweltrelevantem Vorgehen der landwirtschaftlichen Praxis.
Photoheyler vom Planungsbüro Heinrich – das neue Rotorkonzept schneidet durch Schrägstellung immer exakt im 90°-Schnittwinkel in der Reihe.
Auch das Jahr 2021 hat gezeigt, dass nicht alle Probleme pauschal mit der Hacke zu lösen sind. Denn wenn es draußen zu feucht ist, kann die Hacke nicht immer einen guten Job machen. Hier kommen dann Anbausysteme, die auf eine Kombination von Hacke und Bandspritze in den unterschiedlichsten Ausbaustufen zum Tragen. Doch bei all der immer schneller und größer werdenden Technik darf der Anwender auch die Anforderungen an den Traktor bezüglich Achslasten, vor allem bei Fronttanksystemen, zulässiges Gesamtgewicht et cetera nicht außer Acht lassen. Hier wird deutlich, dass neben den technischen Aspekten die Bedingungen auf dem Feld und der entsprechenden Anbauregion oftmals die bestimmenden Faktoren sind – was geht und nicht geht.
Intelligente Pflanzenschutztechnik
Über alle Spritzsysteme hinweg ist ein Trend unübersehbar: Die Auslastung der Spritze kann und muss noch gesteigert werden. Hierbei stellen sicherlich die elektronischen Hilfsmittel einen entscheidenden Faktor dar. Dies fängt schon bei entsprechenden Diagnose- beziehungsweise Prognosemodellen an. Denn als erstes sollte natürlich bekannt sein, wie die Situation im Feld ist. In der jüngeren Vergangenheit war der Wunsch nach Lösungen in Echtzeit – alles während einer Überfahrt zu lösen – die Vorgabe. Doch auch hier gibt es Ansätze, die Erstellung der Applikationskarten im Vorfeld durch Multikopter oder Drohnen zu erstellen.
Der große Vorteil liegt darin begründet, dass bei solchen Systemen die exakte Behandlungsfläche berechnet werden kann. Dann wird im Nachgang auch nur so viel Spritzbrühe bereitgestellt, wie unbedingt nötig ist, und somit entstehen auch keine Restmengen, die dem Praktiker sonst oft Schwierigkeiten in der Entsorgung bereiten würden. Zudem können auch aufwendigere und exaktere Sensoren in der Erkennung eingesetzt werden, da hier eben nur ein Sensor benötigt wird. Möchte man auf der Spritze im Gestänge den gesamten Arbeitsbereich abdecken, bräuchte es viel mehr Sensoren, die selbstverständlich den Preis der Maschine enorm in die Höhe treiben würde. So können sich unterschiedliche Techniken optimal ergänzen, um einen noch exakteren Pflanzenschutz zu erzielen.
Aber bei aller elektronischen Unterstützung und Vielzahl an einzelnen Modulen werden Bedienerfreundlichkeit und Gesamtlösungen immer häufiger aus der Praxis nachgefragt. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass herstellerübergreifende offene Lösungen benötigt werden, die ein intuitives Entscheidungsunterstützungssystem zur zielorientierten, termingerechten und präzisen Applikation von Pflanzenschutzmitteln umsetzen. Besonders die Unterstützung im Bereich der legalen Anwendung von Pflanzenschutzmittel bis hin zur Dokumentation weisen hier den größten Praktiker Nutzen aus.
Düsentechnik – ein Dauerbrenner
Gerade bei der Düsentechnik liegt das Hauptaugenmerk schon seit vielen Jahren bei Düsen, die neben einer guten biologischen Wirkung gleichzeitig auch schützenswerte Saumstrukturen im Auge behalten. Gerade die Anpassung unterschiedlicher Düsenbauformen für den Einsatz bei PulsweitenModulationsSystemen (PWM) ist ein Trend, der unübersehbar ist. Denn hier kann man nicht pauschal die vorhandenen Injektordüsen einfach in die PWM-Systeme einbauen und losfahren. Auch der Bereich der Flüssigdüngung mit Systemen zur variablen Ausbringmenge gewinnen immer mehr an Bedeutung. Gerade die „Bauernmilliarde“ hat im Bereich der PWM-Systeme einen Schub in der Praxis gegeben. Denn über diese Technik spricht man doch schon seit mehreren Jahrzehnten.
Doch nun tauchen Systeme auf, die mit Frequenzen von 20 bis 100 Hz zuverlässig arbeiten und diverse Möglichkeiten wahr werden lassen. Neben Kurvenkompensation, Spot Spraying, Einzeldüsenüberwachung und Reduzierung der Aufwandmengen innerhalb des Gestänges zeigen diese Systeme ein enorm großes Potenzial auf, um den stetig steigenden Anforderungen und Auflagen in der Praxis gerecht zu werden. Es muss natürlich nicht immer PWM sein, denn elektrisch beziehungsweise pneumatisch geschaltete Düsenkörper können ein Schritt in eine ähnliche Richtung des vielfältigen Einsatzes darstellen. Bei allen Möglichkeiten darf man die Praxis nicht vergessen, denn der Landwirt muss die ganze Technik am Ende auch noch bezahlen können.
Fazit
Alle Techniken und Neuheiten verfolgen am Ende dasselbe Ziel: nur so viel Pflanzenschutzmittel so exakt und nachhaltig wie möglich auszubringen, um flächendeckend den integrierten Pflanzenschutz in der Praxis umzusetzen.
Die Terminkurse für Agrarrohstoffe sind abwärtsgepoltert. Sie machen teilweise monatelange Preisanstiege wett. Der Weizenkurs ging in Paris um fast 50 €/t zurück, in Chicago etwas mehr. Entsprechend kostet Weizen jetzt wieder so viel wie im April. Raps hat in Paris rund 100 €/t verloren und fällt mit der niedrigsten Notierung am vorigen Donnerstag auf das Niveau vor dem Kriegsausbruch in der Ukraine zurück. Mais ist in einer Woche rund 30 €/t zurückgegangen. Sojabohnen erreichten noch am 9. Juni ein Allzeithoch mit rund 615 €/t, nun notiert der Kurs erneut im Bereich der 550-€-Marke, die jeweils einmal im Mai und im April touchiert worden war und ansonsten seit Mitte Februar nicht unterschritten wurde. Diese Preise machen erst einmal Sorge, viele Erzeuger sehen den Zug für eine lukrative Ernte abfahren. Das Interesse an Vorkontrakten ist kurzfristig angestiegen. Dennoch bleibt das Preisniveau weit über den Vorjahren. Was hat zu dem Kursverfall geführt?
Angst vor Rezession
Die Stimmung an den Finanz- und Aktienmärkten ist pessimistisch. Durch die hohe Inflation in vielen Ländern verschieben sich die Geldströme. Für die meisten Anleger ist Sicherheit das Gebot der Stunde, sie wollen ihr Geld vor der wirtschaftlichen Abwärtsspirale retten. Doch Sicherheit findet sich selten im Bereich der Rohstoffe. Daher verhalten sich die Agrarrohstoffe derzeit preislich wie Dominosteine: Sobald es merklich abwärtsgeht, wollen viele Teilnehmer des Börsengeschäfts aussteigen und beschleunigen damit die Fahrt. Andersherum geht es oftmals eher deutlich als nur leicht aufwärts. Für Anleger und Fonds, die an den Terminmärkten agieren, stehen auch die Ergebnisse zum Quartalsende auf dem Spiel. Im hiesigen Geschäft drückt das Ende des Wirtschaftsjahres auf die Handelsaktivitäten. Tatsächlich ist der jüngste Kursverfall eine Ausprägung der allgemeinen Unsicherheit am Markt. Neben den Inflationssorgen ist weiterhin unklar, wann und in welchen Mengen Agrarrohstoffe aus der Ukraine und auch aus Russland kommen, wie sich die Energiepreise entwickeln und wann sich die Probleme in der Logistikbranche abbauen. Vieles hängt von der diesjährigen Ernte ab und davon, ob die Exportländer einerseits die erwarteten Mengen und Qualitäten liefern und andererseits ihre Vorräte wieder aufstocken können, um Puffer zu gewinnen.
Erntebeginn in Europa
Hierzulande lässt die Gerste noch auf sich warten, in frühen deutschen Gebieten wurde schon geerntet. Teilweise sind die Erzeuger zufrieden, andernorts hat der Mangel an Niederschlag eine Notreife bedingt. Im Dürremonitor ist der Großteil Deutschlands rot bis dunkelrot markiert, sprich von moderater bis extremer Trockenheit geprägt. Schleswig-Holstein stellt im Bundesgebiet die Ausnahme dar, ebenso wie der Südostrand Bayerns. Auch im restlichen Europa ist das Thema Dürre dominant, in Ländern des Mittelmeers, im Bereich der Westukraine mit Nachbarländern sowie im Baltikum und an der deutsch-polnischen Grenze. Vielerorts wurden die Ernteerwartungen deshalb zurückgenommen, von Mai auf Juni nochmals deutlich. Betroffen sind europaweit vor allem Hartweizen, Roggen, Weichweizen und Raps. Dennoch bleiben die Schätzungen positiv gestimmt, was den Vergleich zum Vorjahr anbetrifft. Im Nachbarland Frankreich sind die Ernteergebnisse in der Gerste qualitativ okay, in der Menge aber enttäuschend. Ein Viertel der Wintergerste wurde bereits eingebracht und die Ernte des Winterweizens hat begonnen. In Frankreich steigen die Prämien auf Exportgetreide, das spricht für eine potenziell hohe Nachfrage nach neuer europäischer Ernte. Der Markt braucht Ware, viele Importländer schreiben Tender aus. Ob das Argument des Angebotsdrucks die Erntezeit übersteht, bleibt abzuwarten. Im vorigen Jahr war es damit schnell vorbei.
Marktlage für die Woche vom 27.6. bis 3.7.2022
Getreide: Die fortschreitenden Erntearbeiten sowie auch die Angst vor einer Rezession setzen die Terminkurse global unter Druck.
Raps: Der Rapskurs ist im Sog der Pflanzenöle abgestürzt. Eine Rezession könnte die Nachfrage deutlich reduzieren.
Futtermittel: Die Sommerpause einiger Ölmühlen reduziert das Angebot an Rapsschrot auf den vorderen Terminen, der Rapskurs drückt von oben.
Kartoffeln: Deutsche schalenfeste Frühkartoffeln sind nun nahezu überall im Lebensmitteleinzelhandel zu finden und ergänzen das noch vorhandene alterntige Angebot.
Schlachtrinder: Das Angebot an Schlachtbullen steigt leicht. Das Preisniveau für weibliche und männliche Tiere steigt weiter.
Schlachtschweine/-sauen: Trotz Preisanstieg kommt es nicht zu einer höheren Abgabebereitschaft für lebende Tiere. Die Fleischpreise verharren.
Ferkel: Eine flottere Nachfrage kennzeichnet den Ferkelmarkt. Die Preise steigen leicht an.
Milch: Die wirtschaftlichen Sorgen verunsichern auch die Milchbranche, Marktteilnehmer verhalten sich abwartend.
Schlachtlämmer/-schafe: In einem ruhigen Marktumfeld haben die Kurse der Vorwoche Bestand.
Markttendenz für die Woche vom 4. bis 10.7.2022
Getreide: Trotz des auf den Markt kommenden Angebots aus der neuen Ernte bleibt die Bedarfsdeckung knapp, das zeigt sich im schon gebremsten Preisverfall.
Raps: Schnäppchenjäger am Terminmarkt fangen den fallenden Kurs zunächst auf.
Futtermittel: Sojabohnenbestände in den USA werden genau beobachtet, vielerorts fehlt Regen. Der Sojaschrotpreis bleibt daher fest.
Kartoffeln: Die Bestände entwickeln sich gut, wobei anhaltende Wärme sich auch negativ auf die Erträge und Qualitäten auswirken könnte.
Schlachtrinder: Mit Ferienbeginn wird eine ruhigere Nachfrage erwartet. Die Preisentwicklung wird als stabil bis fest eingeordnet.
Schlachtschweine/-sauen: Der Absatz von Schweinefleisch ist zu impluslos für einen stärker anziehenden Kurs für schlachtreife Tiere.
Ferkel: Eine stärkere Nachfrage der Mäster könnte zu weiteren Kurssteigerungen führen.
Milch: Milchprodukte werden weiterhin gut nachgefragt, hohe Energie- und Transportkosten stützen die Preise.
Schlachtlämmer/-schafe: Vorbestellungen und spontane Nachfrage zum Opferfest werden abgewickelt. Preislich wird keine Änderung erwartet.