StartNachrichtenMarktMarktkommentar, Marktlage und Markttendenz KW 26

Marktkommentar, Marktlage und Markttendenz KW 26

Terminmärkte unter Druck
Von Caroline Hertell, LK-Markt
Foto: Imago

Die Terminkurse für Agrarrohstoffe sind abwärtsgepoltert. Sie machen teilweise monatelange Preisanstiege wett. Der Weizenkurs ging in Paris um fast 50 €/t zurück, in Chicago etwas mehr. Entsprechend kostet Weizen jetzt wieder so viel wie im April. Raps hat in Paris rund 100 €/t verloren und fällt mit der niedrigsten Notierung am vorigen Donnerstag auf das Niveau vor dem Kriegsausbruch in der Ukraine zurück. Mais ist in einer Woche rund 30 €/t zurückgegangen. Sojabohnen erreichten noch am 9. Juni ein Allzeithoch mit rund 615 €/t, nun notiert der Kurs erneut im Bereich der 550-€-Marke, die jeweils einmal im Mai und im April touchiert worden war und ansonsten seit Mitte Februar nicht unterschritten wurde. Diese Preise machen erst einmal Sorge, viele Erzeuger sehen den Zug für eine lukrative Ernte abfahren. Das Interesse an Vorkontrakten ist kurzfristig angestiegen. Dennoch bleibt das Preisniveau weit über den Vorjahren. Was hat zu dem Kursverfall geführt?

Angst vor Rezession

Die Stimmung an den Finanz- und Aktienmärkten ist pessimistisch. Durch die hohe Inflation in vielen Ländern verschieben sich die Geldströme. Für die meisten Anleger ist Sicherheit das Gebot der Stunde, sie wollen ihr Geld vor der wirtschaftlichen Abwärtsspirale retten. Doch Sicherheit findet sich selten im Bereich der Rohstoffe. Daher verhalten sich die Agrarrohstoffe derzeit preislich wie Dominosteine: Sobald es merklich abwärtsgeht, wollen viele Teilnehmer des Börsengeschäfts aussteigen und beschleunigen damit die Fahrt. Andersherum geht es oftmals eher deutlich als nur leicht aufwärts. Für Anleger und Fonds, die an den Terminmärkten agieren, stehen auch die Ergebnisse zum Quartalsende auf dem Spiel. Im hiesigen Geschäft drückt das Ende des Wirtschaftsjahres auf die Handels­aktivitäten. Tatsächlich ist der jüngste Kursverfall eine Ausprägung der allgemeinen Unsicherheit am Markt. Neben den Inflationssorgen ist weiterhin unklar, wann und in welchen Mengen Agrarrohstoffe aus der Ukraine und auch aus Russland kommen, wie sich die Energiepreise entwickeln und wann sich die Probleme in der Logistikbranche abbauen. Vieles hängt von der diesjährigen Ernte ab und davon, ob die Exportländer einerseits die erwarteten Mengen und Qualitäten liefern und andererseits ihre Vorräte wieder aufstocken können, um Puffer zu gewinnen.

Erntebeginn in Europa

Hierzulande lässt die Gerste noch auf sich warten, in frühen deutschen Gebieten wurde schon geerntet. Teilweise sind die Erzeuger zufrieden, andernorts hat der Mangel an Niederschlag eine Notreife bedingt. Im Dürremonitor ist der Großteil Deutschlands rot bis dunkelrot markiert, sprich von moderater bis extremer Trockenheit geprägt. Schleswig-Holstein stellt im Bundesgebiet die Ausnahme dar, ebenso wie der Südostrand Bayerns. Auch im restlichen Europa ist das Thema Dürre dominant, in Ländern des Mittelmeers, im Bereich der Westukraine mit Nachbarländern sowie im Baltikum und an der deutsch-polnischen Grenze. Vielerorts wurden die Ernteerwartungen deshalb zurückgenommen, von Mai auf Juni nochmals deutlich. Betroffen sind europaweit vor allem Hartweizen, Roggen, Weichweizen und Raps. Dennoch bleiben die Schätzungen positiv gestimmt, was den Vergleich zum Vorjahr anbetrifft. Im Nachbarland Frankreich sind die Ernteergebnisse in der Gerste qualitativ okay, in der Menge aber enttäuschend. Ein Viertel der Wintergerste wurde bereits eingebracht und die Ernte des Winterweizens hat begonnen. In Frankreich steigen die Prämien auf Exportgetreide, das spricht für eine potenziell hohe Nachfrage nach neuer europäischer Ernte. Der Markt braucht Ware, viele Importländer schreiben Tender aus. Ob das Argument des Angebotsdrucks die Erntezeit übersteht, bleibt abzuwarten. Im vorigen Jahr war es damit schnell vorbei.

Marktlage für die Woche vom 27.6. bis 3.7.2022

Getreide: Die fortschreitenden Erntearbeiten sowie auch die Angst vor einer Rezession setzen die Terminkurse global unter Druck.

Raps: Der Rapskurs ist im Sog der Pflanzenöle abgestürzt. Eine Rezession könnte die Nachfrage deutlich reduzieren.

Futtermittel: Die Sommerpause einiger Ölmühlen reduziert das Angebot an Rapsschrot auf den vorderen Terminen, der Rapskurs drückt von oben.

Kartoffeln: Deutsche schalenfeste Frühkartoffeln sind nun nahezu überall im Lebensmitteleinzelhandel zu finden und ergänzen das noch vorhandene alterntige Angebot.

Schlachtrinder: Das Angebot an Schlachtbullen steigt leicht. Das Preisniveau für weibliche und männliche Tiere steigt weiter.

Schlachtschweine/-sauen: Trotz Preisanstieg kommt es nicht zu einer höheren Abgabebereitschaft für lebende Tiere. Die Fleischpreise verharren.

Ferkel: Eine flottere Nachfrage kennzeichnet den Ferkelmarkt. Die Preise steigen leicht an.

Milch: Die wirtschaftlichen Sorgen verunsichern auch die Milchbranche, Marktteilnehmer verhalten sich abwartend.

Schlachtlämmer/-schafe: In einem ruhigen Marktumfeld haben die Kurse der Vorwoche Bestand.

Markttendenz für die Woche vom 4. bis 10.7.2022

Getreide: Trotz des auf den Markt kommenden Angebots aus der neuen Ernte bleibt die Bedarfsdeckung knapp, das zeigt sich im schon gebremsten Preisverfall.

Raps: Schnäppchenjäger am Terminmarkt fangen den fallenden Kurs zunächst auf.

Futtermittel: Sojabohnenbestände in den USA werden genau beobachtet, vielerorts fehlt Regen. Der Sojaschrotpreis bleibt daher fest.

Kartoffeln: Die Bestände entwickeln sich gut, wobei anhaltende Wärme sich auch negativ auf die Erträge und Qualitäten auswirken könnte.

Schlachtrinder: Mit Ferienbeginn wird eine ruhigere Nachfrage erwartet. Die Preisentwicklung wird als stabil bis fest eingeordnet.

Schlachtschweine/-sauen: Der Absatz von Schweinefleisch ist zu impluslos für einen stärker anziehenden Kurs für schlachtreife Tiere.

Ferkel: Eine stärkere Nachfrage der Mäster könnte zu weiteren Kurssteigerungen führen.

Milch: Milchprodukte werden weiterhin gut nachgefragt, hohe Energie- und Transportkosten stützen die Preise.

Schlachtlämmer/-schafe: Vorbestellungen und spontane Nachfrage zum Opferfest werden abgewickelt. Preislich wird keine Änderung erwartet.

WEITERE ARTIKEL
- Anzeige -
- Anzeige -

Meistgeklickt