Futterbänder werden immer beliebter. Die Technik ist nicht grundsätzlich neu, in den ehemaligen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) der neuen Bundesländer wurden typischerweise Futterbänder zur Überkopffütterung eingesetzt.
Das Funktionsprinzip ist simpel. Das Futterband wird mit einer Winde ausgerollt und auch wieder eingezogen, dabei werden nach der Fütterung zurückbleibende Futterreste automatisch durch einen Abstreifer entfernt. Ein mobiler oder stationärer Futtermischer dosiert die Futterration auf das Futterband aus säurebeständigem und reißfestem PVC. Stalllängen bis zu 75 m sind dabei realisierbar.
Arbeitszeit sparen und Tierwohl erhöhen
Die Vorteile liegen auf der Hand: teil- oder vollautomatische Fütterung mit geringem Platzbedarf, robuste Technik, hohe Effizienz, auch aufgrund der integrierten Futterrestentfernung.
Im Neubau finanziert sich die Investition schon durch den eingesparten umbauten Raum, da der Futtertisch sehr viel schmaler ausgeführt werden kann. Beim Umbau kann der vorhandene Futtertisch teils dem Fressgang mit erhöhten Fressständen zugeteilt werden, sodass die Arbeitszeiteinsparung mit größerem Tierwohl am Fressplatz einhergeht. Im EIP-Projekt „Bauen in der Rinderhaltung” haben fünf Betriebe Futterbänder von insgesamt vier unterschiedlichen Herstellern eingebaut und sind alle mit der Entscheidung sehr zufrieden. Die Investitionen für die Futterbänder ohne Mischer lagen jeweils bei zirka 20.000 €.
Denkmalgeschützes Gebäude – und nun?
Alexander Schwär hat im Zuge der Umstellung von Anbindehaltung zum Laufstall seinen Bestand moderat von 32 auf 44 Milchkühe der Rasse Vorderwälder aufgestockt, wobei das vorhandene, denkmalgeschützte Gebäude voll in das Umbaukonzept integriert wurde. Die Kühe werden am Futterband gefüttert und stehen dazu auf erhöhten, 155 cm langen Fressständen mit Fressplatzteilern an jedem zweiten Fressplatz. Zum Füttern benötigt Schwär insgesamt nur 30 min, Futternachschieben oder Futterrestentfernen entfallen. Im Winter kann nun ein Futtervorrat neben dem elektrischen Mischer im Heustock gelagert werden, sodass tägliche Fahrten über den teils vereisten Hof entfallen und viel Arbeitszeit eingespart wird. Nach dem Befüllen des Mischers nimmt der Betriebsleiter diesen von unten in Betrieb und kann so das Aufdosieren auf das Futterband überwachen.
Futter- und klauenfreundliche Fläche
Auf dem Betrieb Baumgärtner bei Leutkirch im Allgäu kommt ein 31 m langes und 150 cm breites Futterband zum Einsatz. Es wurde in einen Stallumbau integriert, wodurch Platz für die Tiere dazugewonnen wurde. Hier profitieren die Kühe, zusätzlich zur häufigen Futtervorlage, von den besonders klauenfreundlichen Standflächen auf erhöhten Fressständen. Für das Füttern seiner 68 Braunviehkühe benötigt Baumgärtner täglich nur noch 20 min Arbeitszeit. In Eigenkonstruktion ist es ihm durch den Bau einfacher Weichen gelungen, die rückgeführten Futterreste der laktierenden Kühe direkt der Nachzucht zuzuführen, wodurch seine Arbeitswirtschaft weiter sinnvoll verbessert wird.
Auch am ökologisch bewirtschafteten Hof Gasswies in Klettgau, Landkreis Waldshut in Baden-Württemberg, hat Familie Rutschmann ein Futterband installiert, um beim Umbau Platz zu sparen und gleichzeitig Arbeitswirtschaft und Tierwohl zu optimieren. Das Band der Firma Eder ist 55 m lang und 1,8 m breit, die Fressplätze für 58 horntragende Kühe mit 1,1 m ausreichend dimensioniert.
Enorme Zeitersparnis im Allgäu
Familie Renz bei Wangen im Allgäu hat gleich drei Futterbänder, zweimal 45 m und einmal 30 m lang, neu eingebaut. Der Stichfuttertisch im Bestandsgebäude und auch die beiden außen liegenden Fressbereiche werden von einem Futtermischwagen mobil versorgt. Dadurch können die 195 Milchkühe in nur 40 min mit Futter versorgt werden, was nicht nur der Zeitersparnis, sondern auch dem Arbeitskomfort zugutekommt. Da auf dem Betrieb sowohl ein Doppel- als auch zwei Einzelbänder eingebaut wurden, kann deren Funktion direkt verglichen werden. Die Breite der Einzelfutterbänder von 70 cm bewertet der Betrieb Renz als zu schmal, da die Kühe das Futter hinauswerfen können. Beim Doppelband mit insgesamt 140 cm Breite passiert das nicht. Leider war es aufgrund der vorhandenen Stützen nicht möglich, die Einzelfutterbänder breiter auszuführen.
Solargetrocknetes Heu fürs Vieh
Familie Saier bei St. Märgen im Hochschwarzwald hat auf fast 1.000 m Höhe in ihrem Bioland-Betrieb ebenfalls drei Futterbänder, zweimal 19 und einmal 30 m lang, installiert. So kann nun über Rutschen die Milchkuhherde aus Jerseykreuzungen vom Heustock aus mithilfe eines Heukrans arbeitswirtschaftlich mit losem Heu gefüttert werden. Die Besonderheit ist, dass das Heu über eine solare Heutrocknung mit integriertem Steinspeicher in beständig guter Qualität eingelagert wird.
Die Funktionssicherheit der Fressplatzgestaltung mit Futterbändern, aber auch die baulich-technische Ausführung der erhöhten Fressplätze nimmt derzeit eine Abschlussarbeit an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) unter die Lupe. Eines steht aber schon heute fest: Alle fünf Landwirte würden das Baukonzept grundsätzlich wieder so planen und sind mit der arbeitssparenden Bewirtschaftung sehr zufrieden. Gerade die unkomplizierte Integration in einen Stallumbau oder eine Erweiterung stellten eine besondere Stärke von Futterbändern dar. Gleichzeitig verfügen die Systeme über viel Potenzial bei der Automatisierung und sind gut mit vorhandener Technik, beispielsweise einem Futtermischwagen oder Kran, kombinierbar. Die Fressoberfläche für die Kühe bleibt bei Futterbändern auf lange Sicht stets glatt und hygienisch – ein zusätzlicher Vorteil für die Futterhygiene, den die Betriebe schätzen. Weitere Informationen zu den hier vorgestellten und weiteren Betrieben mit ihren innovativen Baukonzepten finden sich auf der Website eip-rind.de
Das Projekt wird gefördert im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ (EIP-Agri). Die Fördermaßnahme gehört zum Maßnahmen- und Entwicklungsplan Ländlicher Raum Baden-Württemberg 2014 bis 2020 (MEPL III). Das Projekt wird durch das Land Baden-Württemberg und über den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (Eler) finanziert.