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Angesichts der vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ausgelösten Verwerfungen an den internationalen Agrar- und Energiemärkten fordert der Deutsche Bauernverband (DBV), dass Deutschland und die EU kurz- und langfristige Maßnahmen zur Sicherung der Nahrungsmittelversorgung und zur Kostendämpfung auf den Weg bringen. Dafür hält der DBV eine Stabilisierung der europäischen Agrarproduktion für dringend notwendig.
Der stellvertretende DBV-Generalssekretär Udo Hemmerling machte bei der Vorstellung eines Vorschlagspapiers des Verbandes vergangene Woche deutlich, dass es nicht um eine Ausweitung der deutschen oder europäischen Agrarerzeugung gehe. Vielmehr müsse in der aktuellen Lage verhindert werden, dass hier beispielsweise durch Extensivierung und Stilllegung ein zusätzlicher „Importsog“ nach Europa für Ware ausgelöst werde, die dann an anderer Stelle fehle. Auch müsse sichergestellt werden, dass die europäischen Staaten ihre in früheren Jahren üblichen Exportmengen gewährleisten und so ihren Anteil zur globalen Ernährungssicherung beitragen könnten, betonte Hemmerling.
Konkret empfiehlt der Bauernverband in seinem Vorschlagspapier die Einstufung der Gasversorgung für die Ernährungs- und Landwirtschaft als systemrelevant im Notfall einer Versorgungskrise. Dringend erforderlich ist nach seiner Überzeugung auch die Flexibilisierung der Förderung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ab 2023, insbesondere was die Vorgaben für den Fruchtwechsel und die Brachen angeht. Ungeachtet der aktuellen Regierungspläne zur Krisenhilfe erneuerte der Verband zudem seine Forderung nach dem Einsatz der Mittel aus dem EU-Agrarkrisenfonds zur Beitragssenkung in der landwirtschaftlichen Unfallversicherung.
Der DBV spricht sich darüber hinaus für ein Liquiditätsförderprogramm aus, im Rahmen dessen zinsfreie Betriebsmittelkredite vor allem für Dünge- und Futtermittel sowie Treibstoff vergeben werden sollten. Eine Subventionierung von Düngerkäufen nach polnischem Vorbild lehnt der Verband allerdings ab. Mit Blick auf die Preisexplosion bei Düngemitteln sollte nach seiner Einschätzung eine kartellrechtliche Prüfung der Preisfestsetzung auf dem Düngemittelmarkt vorgenommen werden. Ferner sollte die Deckelung der Düngung in Roten Gebieten auf 80 % des Nährstoffbedarfs für gewässerschonend wirtschaftende Betriebe bei Vorlage der einzelbetrieblichen Düngebilanz entfallen.
Bewässerbare Flächen sind nach dem Vorschlag des DBV voll zu nutzen. Außerdem plädiert der Verband für eine Erhöhung der Regelfeuchte für Getreide, um Energiekosten zu sparen. Auch eine Absenkung des Mindestproteingehalts für Brotgetreide wäre aus seiner Sicht sinnvoll, denn zum einen wäre so ein höherer Masseertrag je Hektar möglich und zum anderen würden Düngemittel eingespart. Ergänzend könnten Biogasanlagen in der Energiekrise mehr Strom erzeugen, wenn staatliche Begrenzungen aufgehoben würden. Auf internationaler Ebene müssen laut DBV der Aufhebung der Blockade der ukrainischen Schwarzmeerhäfen und der Unterstützung beim Wiederaufbau der dortigen Landwirtschaft Priorität eingeräumt werden. age
Die detaillierten DBV-Vorschläge zur Versorgungssicherheit finden Sie HIER.
Dass der aus dem Fernsehen bekannte TV-Doc Dr. Jörn Klasen aus dem Team der Ernährungsdocs bei den LandFrauen des OV Mittlere Treene zu Gast war, empfanden viele als großes Highlight nach der Corona-Zeit. Und so war es vom Vorstand auch geplant.
Der Weg dahin war nicht ganz einfach. Beisitzerin Iris Hand übernahm die Kontaktaufnahme und sollte zunächst in der Arztpraxis ihre Beschwerden beschreiben, um zu Dr. Klasen durchzudringen. Aber dann konnte sie ihn doch auch kerngesund sprechen und einen Termin vereinbaren. Und nun war der Doc in Jübek. Die erste Vorsitzende Kirsten Dietzow begrüßte den Gast in einem bis zum letzten Platz mit Vereinsmitgliedern und auch vielen Gästen besetzten Saal im Hotel Goos zu seinem Vortrag „Runter mit dem Bluthochdruck“.
Der Hauptgrund für einen zu hohen Blutdruck liege eindeutig im Lebensstil. Nur 5 bis 10 % der Fälle hätten andere Ursachen, stieg Klasen ins Thema ein. Nachdem er auf Ursachen und Folgen des Bluthochdrucks eingegangen war, kam der Ernährungsdoc auf die Eigenverantwortung zu sprechen. Wer etwas für seine Gesundheit tun wolle, müsse seinen Lebensstil ändern. Eine Ernährung mit wenig Fleisch, Fisch, Weizen, Zucker und vor allem Salz, dafür aber mit viel Obst und Gemüse sei gesundheitsfördernd, so Klasen. Auch der richtige Umgang mit Stress sei wichtig. So plädierte der Mediziner für Entspannung, Achtsamkeit, Meditation, eine künstlerische Betätigung und natürlich ausreichend Bewegung, denn sie förderten ein gesundes Leben. „Wer wirklich seine Gewohnheiten ändern möchte, sollte ein Ernährungstagebuch führen, nur für sich“, empfahl Klasen. Er betonte in seinem fast zweistündigen Vortrag, dass es wichtig sei, einen optimalen Rhythmus für sein Leben zu finden und Ehrfurcht vor dem Essen zu haben.
Nach zweijähriger Pause war es in diesem Jahr wieder so weit: Bei der Big Challenge traten insgesamt gut 70 Teilnehmer gemeinsam gegen den Krebs in die Pedale. Der OV Bordesholm war mit 17 LandFrauen und Gästen dabei.
In diesem Jahr war das Gestüt von Sophie und Christian Vogg in Tasdorf bei Neumünster Ausgangspunkt der Challenge. Also radelten die 17 LandFrauen und ihre Gäste zunächst nach Tasdorf. Nach der Begrüßung, Einweisung und Bekanntgabe des Tagesablaufes durch Dietrich Pritschau, der gemeinsam mit Klaus Dahmke zur Challenge eingeladen hatte, ging es los auf die 30 km lange Strecke. In Schipphorst hieß Landwirt Heiner Staggen mit seiner Familie die Radler willkommen und bot Erfrischungen an. Von dort führte die Tour über Rendswühren, die Bundesstraße B 430 und Bönebüttel zurück nach Tasdorf. Dort berichtete Dietrich Pritschau, wem die Spenden, die bei der Challenge gesammelt werden, zugutekommen. Sie gingen zu 100 % an das UKSH in Kiel. Mit den Spendengeldern würden dort sowohl die Krebsforschung als auch Therapiemöglichkeiten unterstützt. Die LandFrauen spendeten 250 € und brachten zudem eine Spende über 500 € von der Firma Denport aus Brügge mit.
Die geradelten Kilometer – im Schnitt 60 km pro Person – kamen auch noch einer anderen Sache zugute. Die Bordesholmer LandFrauen beteiligen sich in diesem Jahr zum ersten Mal an der Aktion „Stadtradeln“. In der Gemeinde Bordesholm führt das LandFrauenteam mit 60 aktiven Radlerinnen derzeit die Liste von 38 Teams an.
„Damals waren die Termine beim LandFrauenverein etwas Besonderes, diese Zeit hatten die Frauen nur für sich“, berichtete Heike Scharf in ihrer Begrüßungsrede. Zur Feier des 70-jährigen Bestehens des Vereins hieß die Vorsitzende des OV Pinneberg und Umgebung zahlreiche Mitglieder und Gäste im Saal des Hotels Cap Polonio in Pinneberg willkommen. Zugleich feierte der Kreisverband Pinneberg an diesem Tag seinen KreisLandFrauentag. Als Gastrednerin war Dörte Maack eingeladen.
Der Verein Pinneberg wurde im Februar 1952 an gleicher Stelle gegründet, an dem nun gefeiert wurde. „Er hat, wie der Hotelbetrieb, bis heute Bestand“, begann die Vereinsvorsitzende einen kurzen Exkurs in die Gründungszeit, in der „Frauen noch nicht oft allein unterwegs waren“. Das Vereinsleben habe mit Vorträgen über haus- und landwirtschaftliche Themen begonnen, später seien erste Ausfahrten hinzugekommen. „In den 1980er Jahren veränderte sich das Frauenbild“, erklärte Heike Scharf. Frauen versorgten nicht mehr nur Familie und Haushalt, sie gingen arbeiten, erlernten Berufe. So habe sich auch der Verein gewandelt. Heute gehörten ihm nicht nur Bäuerinnen und Hauswirtschafterinnen an, sondern auch Rechtsanwältinnen und Ärztinnen, genauso wie landwirtschaftliche Bürokräfte, die die Qualifizierung zur Büroagrarfachfrau absolvierten. Gerade im Zeitalter der Digitalisierung seien diese auf den Höfen zunehmend gefragt. „Trotzdem haben wir immer noch mit Klischees zu kämpfen – wir sind ein Verein für alle Frauen, die auf dem Land leben, und auch alle Stadtfrauen sind willkommen“, stellte Scharf klar.
Extra nach Pinneberg war die Präsidentin des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein, Ulrike Röhr, gekommen. Sie freute sich über wieder in Präsenz stattfindende Veranstaltungen und gratulierte dem Ortsverein. „Das Miteinander und Füreinander macht uns LandFrauen aus und die gemeinsame Feier zeigt die Verbundenheit untereinander.“ Zudem meinte Röhr:„Es ist wichtig, wieder zu feiern und zusammenzukommen, um Lebensfreude aufzutanken.“
lfpinneberg Kreislandfrauentag fotos sabine kolz
Auch Pinnebergs stellvertretende Kreispräsidentin Elke Schreiber würdigte die LandFrauen: „Sie leisten wertvolle Arbeit, bleiben sie dabei.“
Der OV Pinneberg und Umgebung nutzte die Feier für Ehrungen langjähriger Mitglieder. Besonders viele Jahre dabei: Inge Hatje. Sie ist seit 68 Jahren Mitglied, hatte davon 16 Jahre den Vorsitz im Ortsverein Pinneberg inne und fungierte auch als Kreisvorsitzende. Ebenfalls für ihre langjährige Mitgliedschaft wurden Ursula Rütz (64 Jahre), Erna Benthien (56 Jahre), Lisa Glismann–Koschubs, Edeltraud Kaland und Frieda Meyer (alle 50 Jahre) geehrt.
Dann trat Dörte Maack auf die Bühne von kombiniertem KreisLandFrauentag und Vereinsgeburtstag. Die Trapezartistin studierte in Bristol/England, feierte mit ihrer Kirschkern Company Erfolge und erhielt mit 25 Jahren die Diagnose Retinitis pigmentosa. Dies ist eine Erkrankung der Netzhaut, die zur Erblindung führt und nicht heilbar ist. In ihrem Vortrag „Wie man aus Trümmern ein Schloss baut“ erzählte sie mit viel Humor, dass ihr Leben zum Zeitpunkt der Diagnose völlig aus der Bahn geriet, aber vor allem darüber, wie sie sich selbst wieder „in die Spur brachte“. „Wenn wir Kummer und Wut betäuben, betäuben wir auch Humor und Mut – das wollte ich nicht“, so die Moderatorin. Heute ist sie glücklich verheiratet, hat zwei Kinder im Teeniealter, die sie noch nie gesehen hat, und arbeitet mit Menschen aus Funk, Fernsehen und Politik zusammen. Sie leitet Seminare, ist Moderatorin und hat das Buch geschrieben „Du kannst kein Problem lösen, das du nicht bereit bist zu haben“. Nach diesem Motto hat sie ihr Leben in die Hand genommen.
Am Donnerstagabend voriger Woche öffneten die Geschäftsstelle und der Pavillon des Landjugendverbandes Schleswig-Holstein ihre Türen. Zu Besuch kamen Landjugendliche und interessierte Gäste aus Schleswig- Holstein. Sie nutzen die Gelegenheit, um die Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle und den Landesvorstand kennenzulernen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
Ein paar Stunden, bevor sich die Türen für die Besucher öffneten, wurden vor dem Landjugendpavillon noch der Rasen frisch gemäht, Tische aufgestellt und die letzten Salate angerichtet. Schon am Wochenende zuvor war das Gebäude beim Frühjahrsputz von den Mitgliedern des Landesvorstandes auf Vordermann gebracht worden. (Das Bauernblatt berichtete.)
Nun konnten die Gäste kommen und sich an Stellwänden über verschiedene Themen informieren. So wurde dort unter anderem um Norla-Helfer und für die Sommerexkursion (siehe nächste Seite) geworben. In den Räumen der Geschäftsstelle erhielten die Besucher Einblick in die Projektgruppe Norla und die Projektgruppe „Landjugend wettet“.
Ein großes Netzwerk an Freunden musste gepflegt und gut versorgt werden. So wurden ein großes Buffet mit Beilagen aufgetischt und auch der Grill gut bestückt. Diese Aufgabe übernahm der Landesvorstand gern. Beim Essen entstand ein anregender Austausch darüber, was gerade in den Kreisgruppen und Ortsgruppen der Landjugend los ist, welche Veranstaltungen bald anstehen und wo die Planung schon fleißig läuft. In der Runde wurden neue Kontakte geknüpft und viel gelacht. Treffsicherheit und Teamgeist waren dann bei einem Spiel auf der Wiese gefragt und in der schönen Abendsonne flammte der Ehrgeiz der Landjugendlichen auf.
Unter dem Dach des Pavillons traf sich die Projektgruppe zur Planung für den Landjugendstand bei der diesjährigen Landwirtschaftsmesse und es wurden viele Ideen für die Gestaltung des Landjugendbereichs auf der Norla gesammelt. So soll den Besuchern der Messe gezeigt werden, was Landjugend ausmacht. Das Programm dafür wächst auf jeden Fall.
Beim Wikingerschach waren Treffsicherheit und Teamgeist gefragt. Fotos: Lena Hagge
In unserer krisengeschüttelten Zeit ist es heikel geworden, Entscheidungen zu treffen. Gar zu oft hängen schwerwiegende Konsequenzen daran, die wir nicht absehen können. Das geht Privatleuten so, besonders aber Politikern und anderen Verantwortlichen des öffentlichen Lebens. Hohe Kredite aufnehmen und als Förderungen ausschütten und damit den Staat verschulden oder stattdessen massenweise Betriebe bankrottgehen lassen? Schwere Waffen an die Ukraine liefern und riskieren, in einen Weltkrieg zu schlittern, oder die Ukraine ihrem Untergang überlassen mit der Folge, Putins Regime zu ermuntern, weitere Länder zu erobern?
Der Schriftsteller Christopher Ecker hat den Begriff Dilemma auf den Punkt gebracht: „Obwohl beide zur Wahl stehenden Optionen offenkundig falsch sind, musst du dich dennoch für eine von ihnen entscheiden.“ Kein Wunder, dass das Ergebnis immer falsch dasteht, vor allem hinterher und vor allem für außenstehende Betrachter, die das schon vorher gewusst haben – und die entsprechende Konsequenzen nicht selbst zu tragen und zu verantworten hätten.
Es schmerzt zu sehen, wie Teile der Öffentlichkeit auf Entscheidungsträger eindreschen, egal welche Entscheidungen sie fällen, und vor allem, wenn sie zurückhaltend, ja vielleicht zögernd mit schwerwiegenden Entscheidungen sind. Die Drohung mit künftigen Konsequenzen und künftigen Generationen, vor deren Gericht sich die Entscheidungsträger dereinst würden verantworten müssen, ist wohlfeil. Wer jetzt sagt: „Wie kann man nur dies und jenes unterlassen!“, sagt vielleicht in ein paar Jahren: „Wir konnten wir dies und jenes nur tun!“
Besonnenheit hat keine starke Stimme in Krisenzeiten. Lauter sind schnelle und eindeutige Lösungen. Da wird die Demokratie gerne als wankelmütig, gelähmt, entscheidungsunfähig geschmäht. Immerhin müssen in einer Demokratie Entscheidungen, egal welcher Art, erst die Widerstände der Opposition, mitunter noch die der eigenen Partei und zusätzlich die der öffentlichen Meinung überwinden. Zumindest kommen sie nicht darum herum, durch deren Spalier zu laufen. Autoritäre Regierungen sind da unbekümmerter bei der Hand. Dafür sind sie gründlich am Werk, Gegenstimmen mundtot zu machen – oder ganz tot. „Die westlichen Demokratien sind dekadent“ – der dies behauptet hat, war Adolf Hitler, und man weiß, was daraus geworden ist.
Durchgesetzt haben sich am Ende die Demokratien – in Europa und anderswo, wenn auch nicht überall und wenn auch nicht mit Samthandschuhen. Das macht Hoffnung, auch für die Ukraine. Warum soll unsere Demokratie so marode sein, so korrupt und dekadent, wie man ihr von manchen Seiten unterstellt? Ohne Missstände bestreiten oder kleinreden zu wollen: Wer einmal einer Verbandsanhörung zu einer Gesetzesvorlage in einem Landtagsausschuss beigewohnt hat, kann sehen, wie ernsthaft sich viele demokratischen Politiker mit den Argumenten und Vorschlägen von Bürgervertretern auseinandersetzen. Dass die Entscheidungen am Ende nicht jedem passen, liegt in der Natur der Sache.
Besonnenheit und Abwägung, ja manchmal auch Zögerlichkeit, sind Eigenschaften, deren wir uns nicht schämen müssen, ja sie machen ein wesentliches Fundament fruchtbaren Zusammenlebens aus. Dies wird auch in Zukunft gelten, wie sie auch aussehen mag. Und nicht erst wenn die Stürme vorüber sind, werden besonnene Menschen gebraucht.
Schriftsteller Theodor Storm bezeichnete die 1833 fertiggestellte St. Marienkirche einst als ein „gelbes, hässliches Kaninchenhaus“. Lange blieb sie bei den Husumern ungeliebt. Heute ist das anders. Friedemann Magaard, Pastor im Bezirk St. Marien, beweist bei einem Rundgang, welch Zauber und tiefe Symbolik in ihr steckt – auch mit Blick auf das bevorstehende Pfingstfest.
Die 40 altehrwürdigen Linden, die das Gotteshaus zweireihig umrahmen, recken ihre zartgrünen Triebe gen Himmel. Einige Menschen haben auf den Stufen vor dem Kircheneingang Platz genommen und genießen das warme Frühlingswetter. Friedemann Magaard öffnet eine Nebentür und führt in den hellen und weiten Kircheninnenraum.
Pastor Friedemann Magaard erklärt die mitunter versteckten Symboliken in der St. Marienkirche.
Bäume entsprechen Säulen
Sofort fällt eine große Schlichtheit der Ausstattung ins Auge. Die weißen Wände sind kahl. Durch die unerwartet zahlreichen, transparenten Fensterfronten strahlen Sonne und üppiges Lindengrün herein und sorgen für ein bewegendes Schattenspiel. „Die Anordnung der Bäume in der Außenanlage korrespondiert mit der Innengestaltung“, erklärt der Pastor. „Die Bäume nehmen die architektonischen Linien des Innenraums außen wieder auf. So entsprechen die Stämme der Linden den Säulen, die Baumkronen den Halbbögen in der Kirche.“ Natur, Architektur und das städtische Leben würden so symbolisch miteinander verbunden.
Bevor die Marienkirche im klassizistischen Stil erbaut wurde, stand an ihrer Stelle eine spätgotische, reich mit Kunstschätzen ausgestattete imposante Kathedrale, gleichfalls Marienkirche genannt. Sie war 73 m lang, 23 m breit und 22 m hoch. „Der Turm, der auf Höhe des heutigen Tine-Brunnens stand, maß fast 100 m. Er zählte damals zu den zehn höchsten Kirchtürmen im deutschsprachigen Raum“, weiß Magaard.
Als das Gebäude, zwischen 1436 und 1510 errichtet, baufällig wurde, entschieden sich die Stadtväter für den Abriss – ein großer Verlust für die Architekturgeschichte Schleswig-Holsteins. Das wertvolle Inventar wurde fast komplett verkauft. Den Auftrag für einen erheblich kleineren Neubau – mit dem die Husumer erst fremdelten, weil er in einem deutlichen Kontrast zur Vorgängerin stand – erhielt der königlich-dänische Baumeister und Architekturprofessor Christian Frederik Hansen (1756-1845). Er war einer der bedeutendsten Baumeister des frühen 19. Jahrhunderts in Nordeuropa. So gilt „seine“ Marienkirche als Hauptwerk des Klassizismus in Norddeutschland.
Kanzel im Altar integriert
Den Rundgang beginnt der Pastor vorn in der Mitte. Hier steht ein sogenannter Kanzelaltar, in dem die Kanzel in den Altaraufbau integriert ist. „Das soll deutlich machen, dass die Verkündigung des Wortes Gottes im Zentrum des Gottesdienstes steht. Die Predigt und das Abendmahl am Altar bei der halbkreisförmigen Balustrade gehören zusammen.“
Die Kanzel ist in den Altaraufbau integriert. Ein solcher „Kanzelaltar“ ist an der Westküste einmalig. Predigt und Abendmahl bilden so eine Einheit.
Das Pfingstsymbol Taube, das vielerorts auf Kanzeln oder Kanzeldeckeln zu finden ist, fehlt. Stattdessen ziert die Kanzel ein goldenes Dreieck, das die Trinität Vater, Sohn und Heiliger Geist darstellt. In seiner Mitte befindet sich das wachsame Gottesauge, das von einem Strahlenkranz umgeben ist. Über der Kanzel wölbt sich ein Bogen, die Lünette, in dem ein vergoldetes Kreuz steht. „An der Westküste ist solch ein Kanzelaltar eine Seltenheit. Auch sonst ist er in Schleswig-Holstein nicht oft zu finden. Traditionell steht die Kanzel rechts vom Altar“, stellt Magaard heraus. Er selbst spreche meist dann auf der Kanzel, wenn die Kirche vollbesetzt sei. So werde er von allen gut gesehen. „Ansonsten stelle ich mich lieber unten davor, um näher bei den Menschen zu sein.“
Links vom Altar steht ein Taufstein aus Bronze aus dem Jahr 1643. Nur dieser sowie fünf Glocken und zwei Pastorengemälde wurden aus der alten in die neue Marienkirche hinübergerettet.
Schaut man von hier in den Kircheninnenraum, wirkt er wie ein Festsaal. Aus den Stuhlreihen ragen Säulen hervor, die an einen griechisch-römischen Tempel erinnern. Sie drücken aus, dass die Gemeinde die Kirche trägt, und haben daneben noch eine weitere Bedeutung: „Der Mittelgang mit den acht Säulenpaaren symbolisiert die Lebensphasen, die der Mensch von der Geburt auf dem Weg zum Lebensende und dem Übergang in die Ewigkeit durchschreitet. Über allem wölbt sich zudem der Himmel, angedeutet durch den Gewölbeansatz und die Sterne an der Decke“, führt Magaard aus.
Neue Orgel, alte Glocken
Jetzt lenkt er die Aufmerksamkeit auf die Westempore, auf der die neue Orgel der Bonner Orgelbaufirma Johannes Klais steht. Am zweiten Advent 2021 wurde sie eingeweiht. Die Kirchengemeinde Husum sowie Einheimische und Gäste waren froh, dass dieses Herzensprojekt nach einer Vorbereitungszeit von elf Jahren erfolgreich realisiert werden konnte. Finanzielle Unterstützung für die 1,2 Mio. € teure Orgel und notwendig gewordene Restaurierungsarbeiten gab es von der EU. Ebenfalls wurden öffentliche und kirchliche Mittel eingesetzt. Doch das reichte nicht. „Viele private Spender und aktive Förderer wie Altministerpräsident Peter Harry Carstensen zeigten, wie sehr sie sich mit der Marienkirche verbunden fühlen und wie wichtig es ihnen war, hier endlich wieder eine Orgel erklingen zu hören, nachdem die alte 2016 aus Sicherheitsgründen stillgelegt wurde“, unterstreicht er. Die neue Orgel sei fantastisch, majestätisch, habe einen wunderbaren Klang. „Optisch sieht sie so aus, als hätte sie schon immer dort gestanden“, schwärmt Magaard und weist auf ein kleines Detail hin: „Sehen Sie, wie schön sich die Sonnenstrahlen in den Orgelpfeifen brechen?“
Als Reminiszenz an die allererste Orgel der Marienkirche gelang es außerdem, zur Hauptorgel eine kleinere Echoorgel, ein sogenanntes Auxiliarwerk (Hilfswerk), aus Spenden zu finanzieren. Dieses wird von der Hauptorgel aus gespielt und befindet sich oben auf der gegenüberliegenden Seite im Osten.
Während der Pastor gerade ansetzt, das damit verbundene musikalische Klangerlebnis zu schildern, läuten die fünf Glocken von St. Marien den Sonntag ein. Ein sonorer, tiefer und mächtiger Sound erfüllt die Kirche. Die Luft scheint sanft zu vibrieren. „Was wir gerade hören, ist das einzige zusammenhängende mittelalterliche Geläut in Schleswig-Holstein. Zwei gotische Glocken von 1506 komplettieren eine Barockglocke sowie zwei Uhrenglocken. Das Geläut steht unter Denkmalschutz“, informiert er.
Klare Linien, helle Farben und viel Licht prägen den schlichten Innenraum.
„Komm, Tröster Geist!“
Zum Abschluss möchte der Pastor etwas zum bevorstehenden Pfingstfest sagen: „Nach Weihnachten und Ostern ist Pfingsten das dritte große Fest in unserem Kirchenjahr. Der Name geht auf das griechische Wort pentecoste (der Fünfzigste) zurück, weil Pfingsten immer 50 Tage nach Ostern begangen wird.“ Im Andenken an die in der Bibel geschilderte Ausgießung des Heiligen Geistes an die Apostel werde Pfingsten als Geburtsstunde der christlichen Kirche verstanden. Plötzlich konnten die Männer durch das „Pfingstwunder“ in fremden Sprachen sprechen und die frohe Botschaft des Glaubens weithin verbreiten.
„Für mich ist Pfingsten ein hochaktuelles Fest. In einer Zeit von Ukraine-Krieg und Corona-Pandemie, in der manche Menschen von den Geschehnissen irritiert sind und möglicherweise auch Angst verspüren, kann uns der Heilige Geist als eine göttliche Kraft innere Stärke, Glück, Freude und Trost schenken, wie damals den Jüngern Jesu in Jerusalem“, ist Friedemann Magaard überzeugt.
Der Ochsenweg ist eine uralte Handelsstraße durch Schleswig-Holstein. Wo früher riesige Herden getrieben wurden und Soldaten marschierten, bietet es sich heute an, zu wandern und das Land kennenzulernen. Bauernblattautorin Christiane Herrmann hat es getan und berichtet. Heute: Etappe zwei von Oeversee bis Lürschau.
Es ist kurz nach acht Uhr, und ich habe gut geschlafen und das frühste Frühstücksangebot in meinem Hotel in Anspruch genommen. So kann ich mich ausgeruht und gut gestärkt auf den Weg machen. Ich merke jedoch schnell, dass ich den ersten Wandertag noch in den Knochen habe. Aber nach einigen hundert Metern komme ich doch in die Gänge. Nicht zuletzt, weil mich mein Weg sofort von der Straße weg in das Naturschutzgebiet der Oberen Treenelandschaft und weiter in die Fröruper Berge führt.
Bei dem Erstellen meiner Route am Computer hatte ich nicht geahnt, wie schön diese Landschaften sind. Begleitet von einer umfassenden Ruhe, die von Vogelgezwitscher unterstrichen wird, genieße ich jeden Schritt auf diesem Waldboden. Die Schmerzen in meinen Füßen sind bald vergessen, und meine Augen, Nase und Ohren binden alle Aufmerksamkeit. Ich komme nur langsam voran, weil ich so viele Fotos mache.
Bevor die Fledermäuse Nachwuchs bekommen, sorgen Elise Dierking (oben) und Katja Keller für sichere Unterkunft.
Mitten im Wald treffe ich auf zwei Frauen, die hoch oben in den Bäumen Fledermauskästen aufhängen. Elise Dierking und Katja Keller erzählen mir, dass sie für den Naturschutzverein Obere Treenelandschaft arbeiten. Der Verein pflegt das gesamte Gebiet und bietet Führungen und Exkursionen an. Allein bei meinem kurzen Besuch sehe ich, dass hier tolle Arbeit geleistet wird. Was für ein Glück, dass mein Weg mich hier hindurchführte!
Leider verlasse ich bald diesen Wald und wandere durch Süderschmedeby und weiter nach Stenderupau. Hier werde ich von einem netten Herrn gefragt, ob ich auf Pilgerreise bin. Er gibt sich aber damit zufrieden, als ich ihm erzähle, dass ich ohne religiösen Hintergrund, aber auf der Suche nach den Spuren des alten Ochsenweges unterwegs bin. Seine guten Wünsche für einen sicheren Weg nehme ich gerne an.
Auf der Brücke über die Bollingstedter Au muss ich daran denken, wie es wohl ist, eine Herde Ochsen durch eine Furt zu treiben. Haben sich die Tiere gesträubt, durch das kalte Wasser zu waten, und wurden die Ochsentreiber dabei nass und kalt? Bestimmt gab es keine Wechselwäsche für sie!
Nach Stenderupau laufe ich eine Weile parallel zu Landstraße L 137, die später zur B 67 wird. Auch die Autobahn A 7 ist nicht fern, ich kann sie hören. Es ist nicht verwunderlich, dass genau hier, wo einst Ochsentreiber ihre Route durch das Land wählten, noch heute die Hauptverkehrsader in Richtung Dänemark und Skandinavien entlangführt. Geografisch macht es am meisten Sinn, diese Trasse zu wählen.
Ich bin jedoch froh, als mich der letzte Abschnitt des heutigen Wegs wieder durch einen wunderschönen Wald führt. Der Idstedter Wald bietet mir Erholung von den Strecken, die ich auf Asphalt zurückgelegt habe. Hier kann ich noch einmal Kraft tanken und Waldluft atmen für die letzten 2 km bis zum Gasthaus „Ruhekrug“ in Lürschau, direkt vor den Toren Schleswigs. Mit fast 25 km war das die längste Etappe, die ich mir vorgenommen habe. Entsprechend froh bin ich, als ich abends meine Beine hoch und meinen Kopf auf ein weiches Kissen legen kann.
Der nächste Tag wird hoffentlich nicht ganz so hart aber mindestens genauso schön. Ich werde dann von Lürschau bis nach Kropp wandern und mir das Dannewerk ansehen.
Der Weg führt über eine Sonnendurchflutete Lichtungn in den Fröruper Bergen.
Die Hege des Wildes ist für die Jägerschaft nicht einfacher geworden, im Gegenteil. Das wurde kürzlich deutlich während der gut besuchten Jahreshauptversammlung des Hochwildringes Segeberger Heide in Hartenholm. 81 private Reviere rund um den Segeberger Forst und fünf Reviere der Landesforsten Schleswig-Holstein bilden die Hegegemeinschaft.
Walter Mahnert aus Großenaspe-Eekholt leitete die Jahreshauptversammlung des Hochwildringes Segeberger Heide in Hartenholm als Vorsitzender. Fotos: Karsten Paulsen
Vorsitzender Walter Mahnert (Großenaspe-Eekholt) blickte vor rund 110 Mitgliedern und Gästen auf zwei fordernde Corona-Jahre zurück. Die seien in den Revieren des Hochwildringes – und nicht nur in diesen – nicht ohne Aus- und Nachwirkung geblieben. „Touristen und Erholungssuchende waren in allen Revieren in hoher Anzahl anzutreffen.“ Die vom Wild genutzten Wege würden zugeparkt und das Wild auf andere Weise beeinträchtigt und beunruhigt. Mahnert äußerte Verständnis für das Bedürfnis der Menschen, Erholung in der Natur zu suchen. Doch müsse dies unter Rücksichtnahme auf die Mitwelt geschehen.
Zudem seien, so Mahnert, die großen, revierübergreifenden Drückjagden zum Teil von der Anwesenheit des Wolfes geprägt gewesen. „Das Wild stand in Revierteilen, wo es sonst nicht anzutreffen war, und fehlte daher in den Teilen, wo wir es normalerweise erwartet haben.“ Der Vorsitzende verwies auf die von den Wolfsbetreuern des Landes veröffentlichte und stets aktualisierte Tabelle über Wolfnachweise. Danach wurden auch in den vergangenen Wochen wieder mehrere Sichtungen und Wolfsrisse bei Wild- und Nutztieren unter anderem in den Ämtern des Kreises Segeberg Bad Bramstedt-Land, Leezen und Bornhöved dokumentiert.
Extrem hoher Wildbestand
Außerdem sprach Mahnert die als bekannten Schwerpunkt bestehende Großrudelbildung des Rotwildes im Hochwildring an. „Dies wird für den jagdlichen Hegeauftrag in der Zukunft nicht weniger oder leichter.“ Die Hirschrudel hätten Stückzahlen erreicht, „wie wir es sonst nur beim weiblichen Rotwild kennen“.
Im Hinblick auf die Afrikanische Schweinepest (ASP) dürfe im Bereich der Bejagung des Schwarzwildes nicht nachgelassen werden, forderte der Vorsitzende mit Nachdruck. Die Zahl der mit der ASP infizierten Wildschweine in Deutschland beträgt laut Landesjagdverband inzwischen bereits über 3.800 Tiere.
Zahlen zur Jagd
Im vergangenen Jagdjahr ist weniger Rotwild (184 Abschüsse und 23-mal Fallwild bei einem Planungsziel von 234 Stück) und Schwarzwild (343 Abschüsse und neunmal Fallwild; im Vorjahr 570 und davor fast 800 Tiere) zur Strecke gekommen. Besonders hoch ist die Zahl des Fallwildes (durch Verkehr und Krankheit) einschließlich Hegeabschüssen. Hirsche seien verstärkt im Brunftbetrieb oder unmittelbar danach verendet, so Mahnert. Beim Damwild sei das Ziel, auch aufgrund des Fallwildes und der Hegeabschüsse, übererfüllt worden (313 Abschüsse und Fallwild bei einer Freigabe von 300 Tieren).
Zu den Abschussrichtlinien für das Rot- und Damwild sagte Mahnert: „Wir haben mit deren Anpassung beim männlichen Wild den Schritt hin zu einer Bejagung nicht nach den Geweihmerkmalen, sondern nach der körperlichen Konstitution gemacht.“ Er verwies dabei auf die Richtlinien des Landes.
Kreisjägermeister Klaus Rathje (Groß Rönnau) bescheinigte den Mitgliedern des Hochwildringes wieder ein gutes hegerisches Waidwerken und die Umsetzung angepasster Richtlinien. Für jagdlichen Nachwuchs ist gesorgt. Laut Rathje haben bei der diesjährigen Jägerprüfung von 45 Bewerbern 42 Prüflinge bestanden.
Auszeichnungen
Der staatliche Revierleiter im Ruhestand bei den Landesforsten, Lutz Gohle (r.), zeichnete Jäger Sönke Mohr (Rickling-Fehrenbötel) mit der Hegemedaille für den besten Abschuss beim Rotwild aus. Förster Gohle war von 1981 bis 2008 Leiter des Reviers Buchholz und bis zur Pensionierung 2011 des Reviers Glashütte. Seit 25 Jahren hat Gohle beim Hochwildring die Hegeabschüsse beim Rot- und Damwild besprochen. Nun verabschiedete sich der Wildexperte auch hier in den Ruhestand.
Hegemedaillen für die besten Abschüsse im Jagdjahr 2021/2022 erhielten Sönke Mohr (Rickling-Fehrenbötel) beim Rotwild für den Abschuss eines 13-jährigen ungeraden 20-Enders mit einem Geweihgewicht von 11 kg, Werner Buch (Revier Wiesenhof/Hasenmoor) beim Damwild (Alter neun Jahre, Geweihgewicht knapp 4 kg) und Hans-Burkhard Fallmeier (Hartenholm) beim Schwarzwild.
Seit nunmehr 70 Jahren wird, so Vorsitzender Mahnert, in einem „freiwilligen Zusammenschluss das Privileg genossen und gepflegt, gemeinsam Jagd auf Hochwild zu betreiben, mit Achtung und Respekt Wildarten zu hegen, zu erhalten und deren Lebensraum zu fördern“. Dafür dankte Mahnert allen, „welche das mitgestaltet haben und vor uns hier waren“.
Mit dem Vertragsmuster „Privatwald“ hat das Land Schleswig-Holstein sein Angebot im Vertragsnaturschutz im vergangenen Jahr erweitert. Zum 1. Januar 2021 konnten erstmals auch Besitzerinnen und Besitzer von privaten Wäldern am Vertragsnaturschutz teilnehmen. Bislang wurde dieses Angebot in einem Umfang von 760 ha Waldfläche genutzt. Anträge sind auch in diesem Jahr möglich.
Diese Flächen stehen dann für einen Zeitraum von zehn Jahren für den Vertragsnaturschutz zur Verfügung. Damit leisten Privatwaldbesitzende auf freiwilliger Basis einen wichtigen Beitrag, um eine naturschutzorientierte Waldbewirtschaftung im europäischen Netz Natura2000 zu ermöglichen.
Ziel der Richtlinie Vertragsnaturschutz Privatwald ist die Förderung des Erhalts und der Entwicklung von verschiedenen Waldlebensraumtypen (Wald-LRT) innerhalb der schleswig-holsteinischen FFH-Gebiete. Um die einzelnen Wald-LRT zu erhalten und günstige Erhaltungszustände innerhalb der FFH-Gebiete zu erreichen, sind naturschutzfachlich wirksame Maßnahmen nötig, die in den Vertragsmustern „Naturnaher Wald“ und „Lebensraumtypische Baumarten“ formuliert werden.
Mit dem Einstiegsvertragsmuster „Naturnaher Wald“ fördert das Land die am Naturschutz orientierte Bewirtschaftung des Waldes, in der beispielsweise Schonzeiten von März bis August eingehalten und für den Lebensraum untypische Baumarten zurückgedrängt werden.
Das Vertragsmuster „Lebensraumtypische Baumarten“ zielt weiterführend auf eine Optimierung des Waldzustands ab – gemessen am Anteil lebensraumtypischer Gehölzarten durch gezielte Erhöhung des Anteils der für den jeweiligen Wald-LRT charakteristischen Baumarten.
Mit dem Vertragsmuster „Entwicklung eines Waldlebensraumtyps“ ist eine Förderung auf all jenen Waldflächen möglich, in denen Waldlebensraumtypen neu etabliert werden können.
Als Kompensation für daraus resultierende Einschränkungen, für wirtschaftliche Verluste oder zusätzliche Kosten erhalten Waldbesitzende je nach Vertragsmodell zwischen 58 und 200 €/ha Wald.
Das Land Schleswig-Holstein strebt an, die Fläche des Vertragsnaturschutzes im Wald kontinuierlich zu erhöhen, und weist darauf hin, dass auch in diesem Jahr bis zum 1. Juli Anträge für die Teilnahme gestellt werden können. Voraussetzung für die Teilnahme an diesem Programm ist der private Besitz von Waldflächen in einem FFH-Gebiet. Je nach Vertragsmuster müssen die Vertragsflächen in festgellten Wald-LRT oder in potenziellen Wald-LRT liegen. Die Erfassung der Wald-LRT wird durch das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) vorgenommen. Die Existenz von festgestellten Wald-LRT wird im Rahmen der Antragsprüfung durch die Landwirtschaftskammer kontrolliert.
Die Forstabteilung der Landwirtschaftskammer ist für die Umsetzung dieses Vertragsnaturschutzprogramms zuständig. Zunächst ist immer zu prüfen, wie umfangreich die tatsächlichen Flächen der Lebensraumtypen in den Betrieben vorkommen und wo sie liegen. Nach einer entsprechenden Beratung und Antragstellung gilt es, ausreichend viele Habitatbäume zu finden und zu markieren. Hierzu werden farbige, in der Regel weiße Ringe oder ähnlich unverwechselbare Zeichen angebracht. Des Weiteren werden die Bäume einzeln per GPS-Gerät eingemessen. Insgesamt wurden im Rahmen der bereits abgeschlossenen beziehungsweise noch in der Bearbeitung befindlichen Verträge mehr als 4.500 Habitatbäume ausgewiesen.
Die Forstabteilung der Landwirtschaftskammer sucht auch weiterhin interessierte Waldbesitzende mit geeigneten Flächen. Ob die erforderlichen Bedingungen jeweils vorliegen, wird auf Anfrage von der Landwirtschaftskammer geprüft werden.
Ansprechpartner sind die jeweils vor Ort tätigen Bezirksförster oder die Zentrale (Hans Jacobs, Tel.: 0 45 51-95 98-18, hjacobs@lksh.de).
Die Antragsformulare für Verträge mit einem Laufzeitbeginn ab dem 1. Januar 2023 befinden sich im Internet auf der Seite der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein unter https://www.lksh.de/foerderung/forstliche-foerderung