Nordöstlich von Hamburg liegt das Renaissance-Herrenhaus Schloss Ahrensburg, Wahrzeichen der gleichnamigen Stadt. Das hohe, aber doch schlanke und von gewisser Leichtigkeit scheinende Gebäude liegt auf einer über Brücken zu erreichenden Schlossinsel und beherbergt ein Museum schleswig-holsteinischer Adelskultur.
Der anliegende, 6 ha große Schlosspark ist eine öffentliche Grünanlage, die mit ihren Rasenflächen, dem alten Baumbestand, Lindenalleen und geschwungenen Wegen zusammen mit dem Schloss ein beliebtes Ausflugs- und Besuchsziel darstellt.
Peter Rantzau ließ 1570 bis 1585 das backsteinfarbene, später weiß gestrichene Wasserschloss im damaligen Stil der Renaissance errichten. Trotz nachfolgender Umbauten wurde dieser mit drei Parallelhäusern und vier schlanken Ecktürmen mit hohen Laternenaufsätzen aus Metall erhalten. Die Grafen Rantzau bewohnten das Schloss über sieben Generationen bis zum Jahr 1759. Dann erwarb der aus Mecklenburg stammende Kaufmann Heinrich Carl Schimmelmann Dorf und Schloss. Er arbeitete für das dänische Königshaus. Über sechs Generationen blieb das Anwesen im Besitz der Familie Schimmelmann, bis es 1932 aus finanziellen Gründen verkauft werden musste.
Damit endete die Geschichte des Schlosses als adeliger Wohnsitz, und nachdem das Land Schleswig-Holstein, der Kreis Stormarn, die damalige Kreissparkasse und die Stadt Ahrensburg gemeinsam in der Initiative „Verein Schloss Ahrensburg“ das Schloss übernommen hatten, konnte in der Trägerschaft des Vereins 1938 das Schlossmuseum eröffnet werden. Nach kriegsbedingter Schließung und zwischenzeitlicher Nutzung als Flüchtlingsheim und Berufsschule wurde das Schloss 1955 als Museum schleswig-holsteinischer Adelskultur wiedereröffnet.
Stiftungsgründung und Sanierungsarbeiten
Seit 2002 ist eine private Stiftung bürgerlichen Rechts im Besitz von Schloss und zugehörigem Inventar sowie des Schlossparks. Zusammen mit dem Glücksburger Schloss gilt das Ahrensburger als Höhepunkt und gut erhaltenes Beispiel der Renaissance-Baukunst in Schleswig-Holstein. Es war zudem in den 1960er Jahren Kulisse für einige auf Deutsch produzierte Edgar-Wallace-Filme.
Schloss und Park wurden in den Jahren 2009 bis 2015 in sechs Schritten aufwendig saniert, und das Schloss ist nicht nur Museum, sondern auch Ort für Veranstaltungen, darunter auch Großevents in Schloss und Park, Hochzeiten, Geburtstage und sonstige Feste, Konzerte, Lesungen und Ausstellungen.
Die Entwicklung des Schlossparks
Die beiden Wassergräben der Schlossinsel stammen aus der Anfangszeit des Schlosses, als sich auch östlich des äußeren Grabens, wo sich heute der Marstall befindet, ein an drei Seiten von einem Lust- und Küchengarten begrenzter Hofplatz befand, wie auf älteren Karten zu sehen ist. Schimmelmann ließ den Park im französischen Stil mit Zierbeeten und barocken Gartenskulpturen modernisieren. Das umgebende Bauerndorf Woldenhorn (später Ahrensburg) wurde mit einem barocken Stadtgrundriss in einen residenzartigen Ort überplant, der sich zum Teil bis heute erhalten hat. Weitergehende barocke Ausführungspläne wurden überwiegend nicht realisiert.
Die beiden um 1760 gepflanzten Lindenalleen auf der Ost- und Westseite der Schlossinsel stammen noch aus dieser Zeit, ebenso wie die beiden Löwenskulpturen, die den Eingang am inneren Wassergraben flankieren, und die Sandsteinvasen im Park. Unter Heinrich Schimmelmanns Sohn Friedrich Joseph erfolgte ab 1778 dem Zeitgeschmack entsprechend die Umwandlung in einen englischen Landschaftsgarten und Tiergarten oder Hirschpark.
Weitere Umgestaltungen in Richtung eines Landschaftsgartens erfolgten ab 1868 unter dem Grafen Ernst Schimmelmann, der vor allem die nördliche Inselhälfte zum Landschaftsgarten modellieren ließ, unter Beibehaltung der vorhandenen Lindenalleen. Elemente von englischen Landschaftsgärten, wie der „Belt Walk“, ein umlaufender Weg, und der „Pleasureground“ im Südteil der Schlossinsel wurden angelegt. Die gepflanzten Baumsolitäre sind zum Teil noch heute vorhanden. Neben der Insel gehören auch die umgebenden Gewässer samt Böschungen und die beiden großen, freien Wiesen südlich vom Schloss zum Parkgelände.
Erwähnte Sanierungsmaßnahmen betreffen vor allem im Jahr 2014 auch den Schlosspark. Brücken- und Wegearbeiten und Neugestaltungen gehörten ebenso dazu wie neue Beleuchtungen, die Neugestaltung des Schlossvorplatzes und neue Parkmöbel. Bereits 1984 bis 1986 erfolgte eine umfassende Sanierung, bei der der Hausgraben, in dem das Schloss steht, wieder frei gemacht wurde. Schimmelmann hatte ihn 1759 zuschütten lassen, was allerdings zu Durchfeuchtungen des Kellergewölbes geführt hatte. Nun besitzt das Schloss Ahrensburg wieder einen inneren (den Hausgraben) und einen äußeren Wassergraben.
Bei den Baumarten des Schlossparks handelt es sich vor allem um einheimische wie Eiben, Kiefern, Eschen, Ulmen, Weiden und Ahorne. Einige der Linden stammen von 1765. Ein besonders eindrucksvoller Baum ist die um 1870 gepflanzte Schlitzblättrige Rotbuche (Fagus sylvatica f. laciniata), die als Naturdenkmal ausgewiesen ist. Wenngleich die geschlitzten Blätter wenig an eine typische Rotbuche erinnern, weisen die Rinde, die typischen Fruchtbecher mit den Bucheckern und die Gallen der Buchengallmücken, die nur auf Rotbuchen vorkommen, darauf hin, dass es sich um eine Rotbuche in einer besonderen Formausprägung handelt. Die zahlreichen, aus herabhängenden Ästen gebildeten kleinen Buchenschösslinge, die sich im Umkreis der Mutterpflanze ausgebildet hatten, sind bei einer Pflegemaßnahme kürzlich vorsichtig entfernt worden.
Gebäude außerhalb der Schlossinsel
Neben den Baumsolitären prägen die Alleen, weite Rasenflächen, geschwungene Wege und einige Blumenbeete die heutige Parkanlage. Im frühen Frühjahr erfreuen zahlreiche blühende Krokusse auf den Wiesen die Besucher. Außerhalb der Schlossinsel liegen die Schlossmühle, die schon seit dem 17. Jahrhundert belegt ist, und in Richtung der Steinbrücke im Osten der ab 1846 errichtete Marstall, der seit 2000 als Kulturzentrum der Stadt dient.
Im Süden in Richtung des Ortes befindet sich die zugehörige Ahrensburger Schlosskirche, die Peter Rantzau bereits 1594 bis 1596 errichten ließ. Sie wird gesäumt durch die sogenannten Gottesbuden – zwei längliche, einstöckige Wohnanlagen, die ehemals als Wohnungen für bedürftige Angehörige des Gutsbetriebes zur Verfügung standen, für deren Wohlergehen der Gutsherr sich verantwortlich fühlte. Die durch die Kirchengemeinde verwalteten Räumlichkeiten dienen auch heute noch sozialen Zwecken und bieten günstigen Wohnraum.
Schlossbesichtigung und Bienengarten
Neben dem Besuch der Parkanlage gehört auch eine Besichtigung des Schlosses zu einem Ausflug. Das Schlossmuseum führt durch 400 Jahre wechselvolle Geschichte in Schleswig-Holstein und vermittelt die adelige Wohnkultur vergangener Zeiten in den historischen Räumlichkeiten mit ihren Möbeln, Gemälden, Porzellan und besonderen Wand- und Deckenverzierungen.
Auch ein Besuch des nahe gelegenen Bienen-Lehr- und Schaugartens ist lohnend. Hier gibt es Informationen über die Bedeutung der Bienen nicht nur als Honigproduzenten, sondern auch als Blütenbestäuber, über die Geschichte der Bienenhaltung und Imkerei, bienenfreundliche Gärten und über Wildbienen. Es wird ebenfalls über die Aktivitäten der Initiative Bienenfreundliches Ahrensburg (InBienA) berichtet, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Stadt bienen- und insektenfreundlicher zu gestalten, zum Beispiel auf den Wiesen zwischen Schloss und Schlosskirche bei den Gottesbuden. Dort ist seit 2015 eine artenreiche Wildblumenwiese mit Wiesenbocksbart, Flockenblumen, Schafgarbe, Storchschnabel, Kuckuckslichtnelke, Labkraut, Margeriten und anderen Blütenpflanzen angelegt worden.