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Özdemir will Gesamtpaket für die Tierhaltung

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Der erste Auftritt von Cem Özdemir (Grüne) bei einem Deutschen Bauerntag löste unter den Delegierten keine Begeisterungsstürme aus. Der Landwirtschaftsminister zeigte sich offen für konstruktive Kritik und und erläuterte am Dienstag in Lübeck seine Vorstellungen von einer nachhaltigeren Landwirtschaft.

Özdemir erklärte: „Wir können es uns nicht mehr leisten, in Gewinnen von heute auf Kosten von morgen zu denken.“ Der Krieg in der Ukraine habe die Herausforderungen für die Landwirtschaft noch vergrößert. Laut Özdemir ist der Hunger auf der Welt dort am größten, wo die Klimakrise schon jetzt am stärksten ihre Spuren hinterlasse. „Verantwortlich handelt Agrarpolitik dann, wenn wir über den nationalen Tellerrand hinausblicken“, unterstrich der Minister. Investitionen in Ernährungssicherheit seien auch immer Investitionen in den Frieden.

Zur Frage, ob es sinnvoll ist, landwirtschaftliche Flächen der Nutzung zu entziehen, während die Ernährungsunsicherheit wächst, erklärte Özdemir: „Wir können jetzt nicht in der Produktion Vollgas geben und so tun, als wenn es die Klimakrise nicht gäbe.“ Das sei unverantwortliches Handeln gegenüber den nächsten Generationen. „Wir haben es aber jetzt selbst noch in der Hand, die Produktion umzustellen“, so der Minister. Er wolle nicht mit der Bekämpfung einer Krise eine andere verschärfen und nannte drei Hauptziele für sein politischen Handeln:

– Ernährungssicherheit in Deutschland und der Welt

– Klimaschutz

– Höfe mit Zukunft

Als Beleg für Pragmatismus und  Kompromissfähigkeit sieht er seinen Vorschlag, die Fruchtwechselvorgaben im Rahmen der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) um ein Jahr zu verschieben, sodass noch ein weiteres Jahr Weizen auf Weizen angebaut werden könne. Er lehne es aber ab, Stilllegungsflächen für die Bewirtschaftung freizugeben. „Nur wenn wir schützen, was wir nutzen, können wir unsere Ernährung nachhaltig sichern. Das ist keine Spinnerei eines grünen Ministers, sondern das, was uns die Wissenschaft sagt“, unterstrich Özdemir.

Ob für die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen 30 % Ökolandbau notwendig seien, darüber lasse sich streiten. Spannend sei aber, über die anderen 70 % zu diskutieren, also wie man die Landwirtschaft in ihrer gesamten Breite fördern könne. Özdemir kündigte an, die Tierhaltung auf neue, stärkere Beine zu stellen. Er erklärte: „Ich will, dass es auch in Zukunft heißt: Gutes Fleisch aus Deutschland kommt bei uns auf den Tisch.“ Um bessere Haltungsformen zu gewährleisten, benötige es weniger Tiere, die besser verteilt seien, und eine staatliche Unterstützung. Klimaschutz und Tierwohl kosteten ihren Preis. Sein Konzept für eine konkurrenzfähige Tierhaltung in Deutschland basiere auf vier Punkten: einer klaren Kennzeichnung, einer sicheren und zuverlässigen Finanzierung, besseren Tierschutzregelungen und Anpassungen im Bau- und Genehmigungsrecht.

Der Anfang sei mit der staatlichen Haltungskennzeichnung für Schweine gemacht (das Bauernblatt berichtete in Ausgabe 23). Damit würden Verbraucher besser informiert und Landwirte könnten ihre Leistungen transparent machen, sodass die Honorierung für diese zusätzlichen Leistungen an Zuverlässigkeit gewinne. „Darüber hinaus müssen Investitionen in eine tiergerechtere Haltung staatlich gefördert werden“, so Özdemir. Dafür brauche es zwingend ein wirksames Finanzierungskonzept. Vorschläge lägen dank der Arbeit der Borchert-Kommission auf dem Tisch. Jetzt müssten Entscheidungen getroffen werden. „Wer Nein zur Finanzierung sagt, sagt Nein zur Tierhaltung in Deutschland“, verdeutlichte der Minister.

Friedrich Klose, Betriebsleiter der Klose-Köhler KG in Trittau, Kreis Stormarn, erhielt in Lübeck die Auszeichnung zum Ausbildungsbetrieb des Jahres. Er erklärte: „Ich stehe hier stellvertretend für viele ausgezeichnete Ausbildungsbetriebe im gesamten Bundesgebiet.“ Bereits 61 junge Menschen  haben bei Klose den Beruf Landwirt erlernt, darunter 17 Frauen. Lina Machnik befindet sich aktuell im zweiten Lehrjahr auf dem Betrieb. Sie forderte in einem deutlichen Statement mehr Planungssicherheit vom Bundeslandwirtschaftsminister und erhielt dafür stehende Ovationen (v. li.): BVSH-Präsident Werner Schwarz, Cem Özdemir, Lina Machnik und Friedrich Klose  Foto: rq

Fachlicher Austausch im Fokus

Die Saison schreitet zügig voran und die wüchsige Witterung der zurückliegenden Wochen hat die Praxisbestände, so auch die Versuchsflächen der Landwirtschaftskammer, positiv beeinflusst. Damit präsentieren sich die Sorten-, die Pflanzenschutz- und auch die produktionstechnischen Versuche in guter Konstitution.

Wie jedes Jahr finden in diesem Jahr wieder die Hauptfeldführungen statt, wo einerseits die Versuche vorgestellt, aber auch fachlich vertiefte Gespräche geführt werden. Folgende Termine sind hierfür angesetzt:

Kastorf: 23. Juni, 9 Uhr und 13 Uhr; Treffpunkt Feldhalle

Futterkamp: 28. Juni, 9 Uhr; Treffpunkt Reithalle

Loit: 30. Juni, 9 Uhr; Treffpunkt Pultdachhalle Betrieb Krog

Sönke-Nissen-Koog: 4. Juli, 18 Uhr; Treffpunkt Versuchsstation

Barlt: 5. Juli, 9 Uhr; Treffpunkt Versuchsfläche Süderhafenweg

Kuschelige Wollknäuel

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Wie kaum eine andere Hühnerrasse zeichnen sich die Seidenhühner durch Besonderheiten aus. Das betrifft ihre sehr weit zurückreichende Bekanntheit, ihre außergewöhnliche Gefiederstruktur, ihre Helmhauben sowie die ungewöhnliche Hautfarbe.

Eine erste Beschreibung findet sich bereits beim griechischen Philosophen Aristoteles, rund 380 Jahre vor Christus, wenn er von „schwarzen und weißen Hühnern mit Katzenhaaren aus dem Reich von Manpi“ in China berichtet. Es wurde dort ein „ordentlicher Schafspelz“ von der Damenwelt gewünscht. Ähnlich ausführlich berichtet später der venezianische Kaufmann und Reiseschriftsteller Marco Polo Anfang des 13. Jahrhunderts von „katzenhaarigen Hühnern“, die er auf seinen Fahrten nach China und in die Mongolei angetroffen habe. Andere Quellen sehen den Rasseursprung im persischen Raum. Allen Angaben ist gemeinsam, dass die Seidenhühner ohne Zweifel zu den ältesten Hühnerrassen der Welt zählen.

In England fassten sie aufgrund alter Reisebeschreibungen um 1780 fälschlicherweise als „Japanische Seidenhühner“ zuerst fest Fuß, in Deutschland wegen ihrer Zuverlässigkeit in der Naturbrut zunächst in der Ziergeflügelzucht. In den 1950er Jahren wurde bei uns auch eine Musterbeschreibung für die Ausstellungszucht aufgestellt.

Gar nicht „hühnernormal“

Bei der ersten Begegnung mit Seidenhühnern überrascht und fasziniert sicher zunächst ihr besonderes Gefieder. So gar nicht „hühnernormal“, sondern weich und seidig über den gesamten Körper hinweg eine abgerundete Würfelform bildend, die den Körper größer erscheinen lässt, als er ist. Die die Gestalt formenden Hauptfedern sind ähnlich weich wie die Daunenfedern, eine spitze Schwanzpartie ist unerwünscht. Alle Federschäfte sind sehr dünn ausgebildet, auch die seitlichen Äste, die sich vielfach gabeln und nicht – wie sonst normale Hühnerfedern – in einer Ebene stehen, ebenso die Federstrahlen, denen zudem die Festigkeit gebenden Häkchen ganz fehlen.

In den 1960er Jahren wurde, zunächst in den Niederlanden, eine Verkleinerung der Seidenhühner eingeleitet, und die bisherigen Typen wurden zur Unterscheidung als „Große“ figürlich deutlich stärker gezüchtet. Aktuell nimmt die Beliebtheit der Zwergseidenhühner gegenüber den „Großen“ deutlich zu. Über deren Varianten wird in einem späteren Beitrag im Bauernblatt berichtet.

„Wollknäuel aus Fernost“, „Hühner mit dem Katzenfell“ oder „Hühner mit Haaren“, so überschrieben Fachautoren gern ihre Seidenhühnerartikel. Auf Jahrmärkten führten Gaukler die Seidenhühner als eine Kreuzung zwischen Hühnern und Kaninchen vor.

Auch mit Bart

Ebenso ein besonderes Rassemerkmal ist die Hautfarbe der Seidenhühner. Am gesamten Körper schwärzlichblau, findet sich diese Pigmentierung auch in der Muskulatur, der Knochenhaut und den inneren Organen. Besonders in den Kopfmerkmalen nach außen deutlich, sorgt sie im Kontrast zu den schwarzbraunen Augen und den bläulichen Ohrscheiben für eine aparte Rasseausstrahlung. Ähnlich auffällig sind die helmartigen Hauben als attraktiver Kopfschmuck: Bei den Hähnen ein „Schopf“ durch nach hinten hängende, seidenfiedrige Federn, bei den Hennen einer vollen Puderquaste ähnlich, die seitlich die Augen zum einwandfreien Sehen frei lassen muss.

Seidenhühner sind auch mit „Bart“ zugelassen, der voll und ungeteilt Backen und Kehle bedeckt. Der Kamm ist ein kurzer, schwarzblauer Rosenkamm ohne Dorn. Er gleicht einer halben Walnuss und ist in der Mitte von einer Querfalte durchzogen. Nicht alltäglich im Hühnerreich sind die ebenso blauschwarz gefärbten Läufe der Seidenhühner. An der Außenseite kurz befiedert, die Schenkel verdeckend, tragen sie zur vollen Figur bei.

Fünf Zehen

Zehen mit Fußbefiederung

Seidenhühner haben fünf statt der sonst üblichen vier Zehen. Sie sind bisher in zehn Farbenschlägen zugelassen. Am beliebtesten sind Weiß, Schwarz, Blau, Gelb, Perl­grau, Wildfarbig und Silber-Wildfarbig. Dazu gibt es die apart gezeichneten Varianten Gesperbert, Weiß-Schwarz-Gefleckt und Splash, Letztere als neueste Zulassung mit einer hellblaugrauen Gefiederfarbe, darauf unterschiedlich große, dunkelblaue bis schwarze Flecken, körperweit möglichst gleichmäßig verteilt.

Die Haltung der Seidenhühner ist problemlos. Flugfähig bis zu einer einen halben Meter hoch angebrachten Sitzstange, bevorzugen sie doch zumeist zum Nächtigen den Stallboden. Für den Auslauf reicht eine 1 m hohe Einzäunung völlig für die keinerlei Fluglust verspürenden „Nichtflieger“. Im Winter fühlen sie sich bei trockener Kälte wohl; allein ein durchgenässtes Gefieder sollte vermieden werden. Das Gewicht der Hähne beträgt 1,4 bis 1,7 kg, das der Hennen 1,1 bis 1,4 kg. Die Eier sind hellbraun und wiegen rund 40 g. Die Legeleistung im Jahr liegt bei 100 bis 120 Eiern.

Manfred Gaeversen mit einem weißen Seidenhuhn

Die Seidenhühner gehören nicht zu den weitverbreiteten Rassen. Wer sie jedoch einmal als die Seinige ausgewählt hat, wird sie in der Regel nie mehr missen wollen. Ihr überaus zutrauliches, dem Menschen zugewandtes Wesen führt rasch zu einer fast familiären Bindung.

Dunkle Fleischfarbe

Die nicht so große Verbreitung ist wohl auf zwei Gründe zurückzuführen: Einmal ist nach der Schlachtung für viele die dunkle Fleischfarbe gewöhnungsbedürftig, selbst wenn feststeht, dass es geschmacklich keinerlei Einbußen gibt. Zum zweiten ist für Ausstellungszüchter das Waschen der Hühner vor der Schau in 35 bis 37 °C warmem Wasser mit einem Wollwaschmittel notwendig. Die Seidenhühner werden, gut eingeweicht, in Richtung der Federlage gewaschen. Zunächst in ein Frottiertuch eingewickelt, erfolgt das endgültige Trocknen per Fön.

Auf der wegen der Corona- beziehungsweise Vogelgrippe-Pandemien zuletzt im Dezember 2019 in Hannover abgehaltenen größten Deutschen Junggeflügelschau Norddeutschlands fanden sich 55 Seidenhühner von acht Züchtern, gleich verteilt mit und ohne Bart in sechs Farben, überwiegend in Weiß.

Die Seidenhühner werden deutschlandweit im Sonderverein der Züchter der Seidenhühner und Zwerg-Haubenhühner betreut. Erster Vorsitzender ist Norbert Niemeyer, Uhlandstraße 46 b, 48341 Rheine, Tel.: 0 59 71-1 23 27, norbert-niemeyer@osnanet.de

In Schleswig-Holstein hat Manfred Gaeversen die führende Zucht in Weiß, Schwarz, Gelb und Splash inne. Die Anschrift lautet: Güderott 3, 24392 Boren bei Süderbrarup, Tel.: 0 46 41-4 62 99 32.

In Wildfarbig züchtet die Seidenhühner Siegfried Sievertsen in Behrendorf bei Husum.

Staunen, Schnacken, Stauden schenken

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Was gibt es für Gartenbegeisterte Schöneres, als anderer Leute Garten anzugucken, zu fachsimpeln, Ideen zu bekommen und neue Pflanzen zu entdecken? Bereits im 23. Jahr öffnen private Gärten ihre Pforten für interessierte Besucher, und das nicht nur zum Hauptaktionswochenende am 18. und 19. Juni. Da aber sind alle der etwa 200 teilnehmenden Gärten geöffnet.

Der Austausch mit anderen Garteninteressierten ist es, was fast 190 Gartenbesitzer in Schleswig-Holstein und Hamburg motiviert, ein Wochenende lang draußen hin und her zu laufen, sich den Mund fusselig zu reden und unendliche Mengen von Fragen zu beantworten. Sie haben keine Zeit für die Mittagspause, bekommen dafür aber so viel Lob und positives Feedback, dass es ihnen eine Freude ist. In Norddeutschlands Gärten finden an diesem Wochenende viele anregende Gespräche statt, und es entstehen Freundschaften.

Es gibt in Schleswig-Holstein und Hamburg Rosengärten, Naturgärten, Staudengärten, ganz kleine Stadtgärten, aber auch sehr große parkähnliche Gärten anzuschauen. Mancher Gartenbesitzer hat Ableger abzugeben, woanders kann man einen Kaffee bekommen oder eine Ausstellung bestaunen. Aber überall sind motivierte Gartenbesitzer, die sich über Besuch freuen und gerne ihre grünen Paradiese zeigen möchten.

Auch der Garten der Familie Reese in Rendsburg nimmt zum ersten Mal teil.

In diesem Jahr sind besonders viele neue Gärten dabei, es gibt also einiges zu entdecken. Manche Besucher berichten jedoch auch, dass sie jedes Jahr dieselben Gärten anschauen, weil es ihnen Freude macht, die Entwicklung zu beobachten.

Viele Gärten öffnen auch an den ersten Sonntagen in jedem Monat bis Oktober – je nach Schwerpunkt der Bepflanzung. Ein Highlight ist wie immer die Lange Nacht der Gärten am 6. August von 19 bis 23 Uhr. Gärten in der Dämmerung zu entdecken ist noch einmal etwas ganz Besonderes, und viele Gartenbesitzer machen diesen Abend zu einem echten Erlebnis mit Beleuchtung und nachtduftenden Pflanzen.

Der gesamte Plan mit Beschreibungen der einzelnen Gärten, Öffnungszeiten und Zusatzterminen findet sich auf der Homepage der Aktion (siehe unten) oder in dem gedruckten Gartenführer.

Dieses Heft ist in allen teilnehmenden Gärten und auf großen Pflanzen- und Gartenmärkten im Norden gegen eine Schutzgebühr von 1 € zu erhalten. Es kann auch auch per Post bestellt werden – alle Informationen dazu ebenfalls auf der Homepage.

Es empfiehlt sich allerdings, vor dem Besuch die Termine auf der Homepage aktuell abzugleichen, da es auch in diesem Jahr zu kurzfristigen Änderungen kommen kann. 

Hochkarätiger Sport und züchterische Brillanz

In Elmshorn gab es ein fünftägiges Traumprogramm für alle Züchter, Reiter, Besitzer und Liebhaber von Holsteiner Pferden. Bei den Holsteiner Pferdetagen war für jeden etwas dabei: Youngsters und Altbewährte in Dressur- und Springprüfungen, eine Fohlenauktion, ein Freispringcup für dreijährige Stuten und die Verbandsstutenschau.

Schon am Donnerstag wurden in Elmshorn die ersten Landes­champions gekürt. Den Auftakt machten die Dressurpferde. Dabei konnte Familie Ellerbrock aus Kayhude, Kreis Segeberg, einen Doppelerfolg feiern: Nicht nur bei den Fünfjährigen, sondern auch bei den Sechsjährigen ritt Sonja Marie Ellerbrock die Pferde aus der Familienzucht zum Titel. Im Klassement der Fünfjährigen war es die Holsteiner Dressursiegerstute des Jahres 2020, Kaviera von Zack-Aljano, die sich mit einer 7,8 den Sieg sicherte. Die Silbermedaille (7,5) ging an Kesse Franzi von Franziskus-Aljano. Im Sattel der Stute von Züchter (Z.) Thomas Horns aus Bredenbekshorst, Kreis Segeberg, saß Sabrina Sievertsen-Nissen. Platz drei ging an Vasall von Voltaire-Cascari (Z.: Kersten Kühl, Seester), den Johanna Tabea Henze vorstellte (7,4).

Aus derselben Zuchtstätte wie Kaviera und ebenfalls aus einer Aljano-Mutter geht die frisch gekürte Holsteiner Landeschampionesse der Sechsjährigen hervor, Lissara von Lissaro van de Helle. 7,8 lautete das Gesamtergebnis. Damit wiederholte Lissara ihren Triumph aus dem vergangenen Jahr, als sie bereits mit der Siegerschärpe im Landeschampionat dekoriert wurde. Nur knapp dahinter rangierte Christina Ellendt im Sattel der Oldenburgerin Bella Rouge H von Bordeaux-Don Primero (7,7). Der Hannoveraner Duke of Ellington von Dante Weltino-Alabaster (7,4) kam unter Janet Maas auf den dritten Platz.

Am Freitag waren die Jüngsten dran: Bei der Auktion im Hybridformat wurden 26 Holsteiner Fohlen versteigert. „Das Konzept, die Auktion auf den Freitagnachmittag zu verlegen, ist wie erhofft aufgegangen. Nicht nur zahlreiche Zuschauer, sondern auch viele Kunden sind nach Elmshorn gekommen“, resümierte Geschäftsführer Roland Metz zufrieden.

Die Preisspitze sicherten sich Käufer aus Argentinien für 15.500 €. Dabei handelt es sich um eine Crack-Corrado-Tochter (Z.: Joachim Jürgens, Bollbrügge), die nicht umsonst auf den Namen Countess getauft wurde. Denn auch Mylene Nagels gleichnamiges Erfolgspferd Countess geht aus dieser Mutterlinie hervor.

Ein Titel für Caillan

Am Sonnabend wurden die ersten Champions im Parcours gekürt. Mit einer überragenden Wertnote von 9,2 gewann die Uriko-Newton-Tochter United b (Z.: Wolfgang Heller, Nordrhein-Westfalen) das Landeschampionat der Vierjährigen, eine Springpferdeprüfung der Klasse A*. Im Sattel saß Birgit Gärtner-Döller, die mit der Stute bereits in der Einlaufprüfung eine 8,3 erreicht hatte. Rang zwei ging an den gekörten Stakkadetto von Stakkato Gold-Acodetto I (Z.: Kersten Lutzke, Pronstorf) und Claudia Wähling mit der Wertnote 9,0. Dritter wurde der Wallach Doolittle RL von Diarado-Carthago (8,6). Im Sattel saß sein Züchter und Besitzer, Rasmus Lüneburg aus Hetlingen, Kreis Pinneberg.

Die siebenjährigen Springpferde waren in einer Springprüfung der Klasse S* am Start. Der Wallach Caillan von Casall-Carry (Z.: Gerd Ohlsen, Föhr) war mit Antonia Brinkop bereits im vergangenen Jahr Zweiter im Landeschampionat der sechsjährigen Springpferde geworden und sprang nun unter seinem neuen Reiter Rolf-Göran Bengtsson bei den Siebenjährigen zum Titel. Auf die Silberposition kamen Antonia Brinkop und Historia R von Crunch-Calato (Z.: Züchtergemeinschaft Redderberg, Ahrensbök). Bronze sicherte sich Ciselle von Cascadello I-Quidam de Revel (Z.: Reimer Detlef Hennings, Bendorf), pilotiert von Linn Hamann.

Mit Topsport im Rahmenprogramm punkteten die Holsteiner Pferdetage auch über die Landes­championate hinaus. Aus dem S**-Springen mit Stechen ging der für den Grönwohldhof von Manfred von Allwörden reitende Diarmuid Howley als Sieger hervor. Er hatte die Clarimo-Concerto II-Tochter Be Aperle VA aus der Zucht seines Arbeitgebers gesattelt und flog pfeilschnell durch den Stechparcours.

Spannung im Stechen

Einen Tag später zeigte sich der Ire immer noch gut in Form. Mit den Wertnoten 9,0 und 9,2 in den beiden Umläufen der finalen Springpferdeprüfung Klasse M stellte Howley den Fuchshengst Valenzano (Z.: Kai Wullweber, Todesfelde) als deutlichen Sieger heraus. Der Sohn des Vagabond de la Pomme-Christian überzeugte die Richter: „Genau solche Runden möchten wir sehen“, lobte die Jury. Die Silbermedaille im Championat ging ebenfalls an Diarmuid Howley mit einem Pferd vom Grönwohldhof, Kreis Stormarn: Quintino LMK von Quintago-Clearway (Z.: Loenie Kock, Hamburg) sprang auf Rang zwei. Dritter wurde das ehemalige Holsteiner Auktionspferd Davis von Diarado-Casall (Z.: Timm Peters, Bargenstedt, Kreis Dithmarschen) mit Thibaut Huyvaert im Sattel, der für Rolf-Göran Bengtsson reitet.

Tiepolo von Toulon-Cassini I und Hannes Ahlmann flogen zum Sieg im Klassement der sechsjährigen Springpferde. Foto: Janne Bugtrup

Die sechsjährigen Springpferde zeigten in der Finalprüfung, einer Spezialspringpferdeprüfung der Klasse M** mit Stechen, schon einmal, welche Qualitäten sie für die schwierigeren Aufgaben vorzuweisen haben. Nachdem sie im Umlauf eine Wertnote erhielten, folgte ein Stechen um Sieg und Platzierungen. Als Führender ging der Hengst Duplexx ins Stechen. Seine große Fangemeinde war nicht zu überhören, als der Holsteiner Hengst von Diarado eine 9,0 im ersten Umlauf bekam. Umso größer war dann die Enttäuschung, als er mit Michael Grimm vier Fehler in Kauf nehmen musste. Fehlerfrei und pfeilschnell waren hingegen Tiepolo von Toulon-Cassini I (Z.: Jürgen Böge, Bunsoh) und Hannes Ahlmann. Der Holsteiner Hengst hatte unter seinem jungen Reiter schon im ersten Umlauf mit einer 8,6 auf sich aufmerksam gemacht. Nun bewies das Paar, dass es nicht nur schön, sondern auch schnell kann.

Platz zwei ging an Iowa von Barcley-Cassilano (Z.: Hans-Adolf Witthöft, Preetz) und Jesse Luther. Die Stute wurde im ersten Umlauf mit einer 8,3 bewertet. Joachim Jürgens aus Bollbrügge, Kreis Ostholstein, ist Züchter der Holsteiner Stute Carlesta von Casall-Corrado I. Sie wurde unter Sven Gero Hünicke an dritter Stelle platziert.

Junge Stuten im Fokus

Im Freispringchampionat für dreijährige Holsteiner Stuten wurde My Dream von Del ’Arko d’Henvet-Carnute (Z.: Bernhard Hobe, Kollmar) mit der Siegerschärpe ausgezeichnet. Sie erhielt für ihre Vorstellung die Wertnote 9,2. Nur knapp dahinter rangierte mit einer 9,0 Minett (Z.: Niko Detlef, Fehmarn). Die Stute ist ebenfalls eine Tochter des ursprünglich französischen Vererbers und hat eine Mutter von Connor.

Melypsa von Barcley-Armand xx aus der Zucht von Sönke Eggers trägt fortan den Titel Holsteiner Siegerstute 2022. Foto: Janne Bugtrup

Auch am Sonntag waren die dreijährigen Stuten gefragt: 35 Vertreterinnen des Jahrgangs 2019 traten zur Verbandsstutenschau an. Elf von ihnen gelang der Sprung in den Endring. Als Siegerin verließ die bereits leistungsgeprüfte Melypsa von Barcley-Armand xx-Calypso I-Ladalco aus dem berühmten Holsteiner Stamm 223B den Herbert-Blöcker-Platz. Züchterisch verantwortlich für die typvolle Dunkelbraune ist Sönke Eggers aus Struvenhütten, Kreis Segeberg. „Wir haben hier heute ein Pferd mit einem ganz wachen Auge und viel Aufsatz gesehen“, lobte Zuchtleiter Stephan Haarhoff.

Zur Reservesiegerin kürte die Kommission Mia von Clarksville-­Stanfour-Canterburry-Quinar. Zur Welt gekommen ist sie bei Ernst Otto Christiansen in Struckum, Kreis Nordfriesland, der Mia auch ausstellte. Als „wahrhaftes Ausnahmepferd mit exquisiten Grundgangarten“ bezeichnete Haarhoff die Stute, die einst den dritten Platz beim Landesfohlenchampionat in Bad Segeberg belegte. Auch die Reservesiegerin ist bereits leistungsgeprüft und fiel beim Stutentest mit einem sehr guten Ergebnis auf.

Im Dressurring wurde ebenfalls die beste Stute herausgestellt, nämlich My Romanciera von Fürst Romancier-Aljano. Sie schloss ihre Leistungsprüfung mit der Wertnote 8,98 ab und wurde zudem Siegerstute im Körbezirk Segeberg. Der Spitze des Dressurrings attestierte Stephan Haarhoff „ganz besondere Qualitäten“. Die typvolle Rappstute stammt wie die Landeschampionessen in der Dressur aus der Zucht von Sonja und Nina Ellerbrock. Damit machte die Züchterfamilie ihr Wochenende komplett: „Viermal angetreten und viermal gewonnen“, freute sich Sonja Ellerbrock. Denn auch der Sieg von Christina Ellendt und Rob­by Brown in der Qualifikation für das Bundes­championat der vierjährigen Holsteiner Reitpferde ging auf das Konto der Schwestern: Der Rock Forever I-Aljetto-Sohn stammt ebenfalls aus ihrer Zucht.

Als „ganz auffällig“ bezeichnete Haarhoff darüber hinaus die Reservesiegerin der Dressurstuten, Mariendal’s Pari-Al von Almoretto-Loran-Astaire DK-Raimondo (Z.: Karen Kappel, Dänemark). Auch sie wurde mit der Staatsprämie ausgezeichnet. pm

Hoch hinaus

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Mehrjährige Kletterpflanzen bereichern den Garten mit vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten. Sie geben der Pergola ein schattiges Dach, schmücken stimmungsvoll Fassaden und warten mit schönen Blüten oder gar süßen Früchten auf.

Clematis erobern auch gerne Rosenbögen. Foto: Karin Stern

Unter den blühenden Kletterpflanzen ist die Clematis eine Art Multitalent. Die blühfreudigen Wildarten gelten als besonders robust und langlebig. Die Blütezeit hängt von der jeweiligen Art ab. Clematis alpina blüht von Mai bis Juni, Clematis montana von Juni bis Juli und Clematis vitalba schließt den Blütenreigen von Juli bis September ab. Die Wildarten erreichen spielend eine Höhe von 5 bis 8 m und brauchen keinen regelmäßigen Schnitt. Die Blüten sind kleiner als die der modernen Hybridzüchtungen. Diese wachsen etwa 2 bis 3 m hoch. Sie zeigen zweimal im Jahr ihre Blüten, einmal von Mai bis Juni und dann wieder von August bis September, den richtigen Schnitt vorausgesetzt. Der erste Rückschnitt erfolgt vor dem Austrieb auf etwa 1 m Höhe. Wer nach der ersten Blüte alle Fruchtstände mitsamt dem darunterliegenden Blattpaar entfernt, kann sich bald darauf über den zweiten Flor freuen. Clematis begrünen Zäune sowie Pergolen und klettern hoch hinauf in Baumkronen. Die großblumigen Hybriden passen toll an Sichtschutzwände, Rosenbögen oder Obelisken im Staudenbeet, gerne auch gemeinsam mit Kletterrosen. Kompaktere Sorten wie ‚Königskind‘, ‚Nelly Moser‘ oder ‚Ville de Lyon‘ eignen sich für den Kübel.

Die Kletterhortensie (Hydrangea petiolaris) erklimmt Wände und Mauern bis in eine Höhe von 6 m. Von Juni bis Juli zeigt sie ihre schirmförmigen, weißen Blütenrispen. Kletterhortensien wachsen zunächst recht langsam. Mit einer ersten Blüte ist fünf Jahre nach der Pflanzung zu rechnen. Der frostharte Kletterer fühlt sich im kühlen Schatten am wohlsten. Sofern die Wände nicht zu glatt sind, finden die Haftwurzeln ausreichend Halt, ähnlich wie bei Efeu und Wildem Wein. Tipp: Beim späteren Entfernen bleiben deutlich sichtbare Spuren an der Hauswand zurück, Putz und Anstrich können Schaden nehmen. Daher Selbstklimmer wohlüberlegt für Fassaden verwenden. Das Problem kann durch eine Rankhilfe entschärft werden.

Nur weibliche Pflanzen schmücken sich mit den attraktiven Hopfenzapfen. Foto: Karin Stern

Hopfen (Humulus lupulus) zählt im Gegensatz zu den meisten mehrjährigen Kletterpflanzen nicht zu den Gehölzen, sondern ist eine Staude. Jeden Winter sterben die langen Triebe ab. Sie werden kurz vor dem Neuaustrieb im Frühjahr zurückgeschnitten. Die Sorte ‚Hallertauer Tradition‘ bringt zierende und duftende Zäpfchen in der Zeit von August bis Oktober hervor. Sie sind leicht zu pflücken und zu trocknen. Das Wachstum lässt sich über den Schnitt steuern. Bleiben nur wenige Triebe stehen, schlingen sie sich in 8 bis 12 m Höhe hinauf. Dürfen alle Triebe wachsen, bliebt die Pflanze kompakter und breitwüchsiger bei einer Höhe von 3 bis 5 m. Tipp: Da nur die weiblichen Pflanzen Zapfen tragen, kauft man besser vegetativ vermehrte Exemplare. Das vermeidet Fehlkäufe. Auch die Echte Weinrebe verbindet Schönes mit Nützlichem. Für den Erfolg ist die Wahl der richtigen Sorte entscheidend. Sie sollte sich auch für Regionen außerhalb des Weinbauklimas eignen und nicht anfällig für Pilzkrankheiten sein. Rebschulen beraten entsprechend.

Als echte Himmelsstürmer können Trompetenblume (Campsis radicans), Blauregen (Wisteria) und der Schling­knöterich (Fallopia baldschuanica) bezeichnet werden. Die Trompetenblume gilt als etwas frostempfindlich, obwohl sie durchaus ausreichend winterhart ist. Sie gedeiht jedoch in kühleren Regionen weniger üppig. Da der schnellwüchsige Klimmer in Windeseile ganze Fassaden erobert, kann dies durchaus im Interesse des Gärtners liegen. Die Trompetenblume erhält einen vollsonnigen, warmen und windgeschützten Platz. Hier zeigen sich die auffälligen orangefarbenen, glockenförmigen Blüten von Juli bis September. Auch der Blauregen mag einen geschützten, sonnigen Standort mit durchlässigem, nährstoffreichem Boden. Auf ärmeren Böden fällt der Blütenflor schwächer aus. Schwerer oder zu kalkhaltiger Boden führt zu Blattaufhellungen, den sogenannten Chlorosen. Als Schlingpflanze braucht der Blauregen ein stabiles Gerüst. Dünne Spaliere oder Drähte sind ungeeignet. Sie können einwachsen oder das Gewicht auf Dauer nicht tragen. Wichtig ist zudem ein ausreichender Abstand von Regenfallrohen, um Beschädigungen zu vermeiden. Tipp: ‚Amethyst Falls‘ (Wisteria frutescens) wächst weniger stark als Wisteria floribunda sowie Wisteria sinensis und trägt bereits ein bis zwei Jahre nach der Pflanzung die ersten Blüten. Wer eine Wand oder Pergola schnell begrünen möchte, trifft mit dem Schlingknöterich eine gute Wahl. Er übertrumpft in Sachen Wuchskraft Trompetenblume und Blauregen, indem er in wenigen Jahren bis zu 15 m Höhe erreicht. Nur der häufige Griff zur Schere bändigt die reich blühende Pflanze. Ohnehin sollte man bei den starkwüchsigen Arten die Stabilität der Rankhilfen unbedingt beachten. Die langen, belaubten Triebe bieten Wind eine große Angriffsfläche, die nicht zu unterschätzen ist.

Absetzen ist ein kritischer Zeitpunkt

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Klauen-und Fundamentprobleme rechtzeitig zu erkennen und zu vermeiden, ist ein wichtiger Baustein im Tierschutz. Schmerzen und Leistungsdepressionen als Folge sind vermeidbar, wenn geeignete Maßnahmen gegen die einzelnen Ursachen ergriffen werden. Daher hat das Netzwerk Fokus Tierwohl dazu kürzlich ein Onlineseminar angeboten. Im Folgenden die wichtigsten Erkenntnisse.

In dem Onlineseminar „Klauengesundheit bei Schweinen“ referierte Mirjam Lechner. Sie ist Mitarbeiterin bei der unabhängigen Erzeugergemeinschaft Hohenlohe-Franken und Projektleiterin der Schweine-Signal-App Fit for Pigs. In ihrem Vortrag wurden unterschiedliche Klauenerkrankungen in verschiedenen Altersstufen und Haltungsformen gezeigt.

Im zweiten Teil des Seminars erläuterte Prof. Christoph Mülling von der Universität Leipzig Ursachen und Entstehung von Klauen­erkrankungen beim Schwein und Möglichkeiten, wie man Erkenntnisse zu den Ursachen von Klauen­erkrankungen zur erfolgreichen Verbesserung der Klauengesundheit nutzen kann. „Schweine sind Beutetiere und können Schmerzen gut verstecken, darum sollte man immer genau und ganzheitlich hinschauen.“

Anhand von Video- und Bildmaterialien erläuterte Mirjam Lechner den Beginn der Klauenproblematik bereits in der Abferkelbucht. Sie betonte dabei, dass die Klauenbefunde sowohl im Outdoorbereich als auch auf konventionellen Spalten gleichermaßen festzustellen sind und die genetische Komponente bei der Betrachtung der Klauengesundheit stets berücksichtigt werden sollte. Bereits bei wenige Tage alten Ferkeln können Verfärbungen im Ballenbereich auftreten, die auf eine Entzündung hinweisen können.

Ein besonders kritischer Zeitpunkt sei das Absetzen, so Lechner. Mit zunehmendem Alter zeigen die Tiere mehr Symptome. Dabei sind sie nicht immer zwangsläufig lahm, sondern klappen beispielsweise ihren Hintern ab und es fällt auf, dass das Schwein sich „zwischen den Schultern fallen lässt und eine Art Rinne entsteht“. Ebenso kann beobachtet werden, dass die Tiere ungern aufstehen. Ein Tippeln oder Abknien beim Koten und auch das Anziehen der Beine können ein Hinweis auf Lahmheit sein.

Dabei sagte Lechner aber auch, dass die Ursache der Lahmheit nicht immer die Klaue sein müsse. Vor allem in der Endphase der Mast konnten vermehrt Knorpelfehlbildungen in den Gelenken festgestellt werden.

Fütterung einbeziehen in Ursachenforschung

Wenn Klauenprobleme häufig auftreten, sollte bereits bei den Muttersauen und Saugferkeln die Fütterung genauer betrachtet werden.

So sollten Mykotoxinschäden durch eingehende Kontrolle des Futtergetreides auf Mutterkorn ausgeschlossen werden. Toxinbinder können helfen, die Belastung der Tiere zu reduzieren.

Ebenso sollten die Gehalte an Getreide im Futter beachtet werden. Lechner empfiehlt, nicht mehr als 15 bis 20 % Weizen im Ferkelaufzuchtfutter I und II und in der Vormast nicht mehr als 30 % Weizen mit mindestens 5 % Rohfaser einzusetzen. Ebenso sei auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin E und Selen zu achten, um den oxidativen Stress zu minimieren.

Bei der Fütterung der Jungsauen, so Lechner, ist darauf zu achten, dass das Wachstum der Tiere nicht zu schnell sein darf. So muss ausgeschlossen werden, dass Knochen und Klauen zu früh mit einem zu hohen Gewicht belastet werden.

Um ausreichend Hornsubstanz, das Protein Keratin, bilden zu können, müssen die Tiere ausreichende Mengen der Aminosäure Methionin über das Futter aufnehmen, da dieses nicht selbst im Körper aufgebaut werden kann. Auch die Umstellung der Fütterung und das Wechseln der Haltungssysteme und auch des Wasserangebots können in die Ursachenforschung bei Klauenproblematiken mit einbezogen werden.

Das Schwein ist ein Weichbodenläufer

Prof. Christoph Mülling erläuterte im zweiten Vortrag die Ursachen und die Entstehung von Klauenerkrankungen. Das Bewusstsein um die ursprüngliche Beschaffenheit der Klaue ist dabei unerlässlich.

Die Anatomie der Schweineklaue ist sehr gut für das Laufen auf weichem, variablem Untergrund geeignet. Die langen Afterklauen mit ihrem vollständigen Zehenskelett dienen ursprünglich als Unterstützung auf weichem Boden. Beim Laufen auf harten, nicht nachgebenden Böden verstärkt sich der Druck auf die Hauptklauen und stimuliert die Hornproduktion. Diese vermehrte Hornproduktion könne, so Mülling, zur Asymmetrie und Hornwucherung führen, welche weiterführend durch vermehrten Druck eine nachhaltige Schädigung der Horn bildenden Zellen und Blutkapillaren zur Folge haben können. Schwachpunkte der Klaue bilden insbesondere der Übergang von harten Sohlen in das sehr weiche, elastische Ballenhorn und die Weiße Linie. Veränderungen und Schädigungen der Weißen Linie verursachen bei Sauen mit höherer Wahrscheinlichkeit Lahmheiten als andere Klauenerkrankungen.

Grundsätzlich werden die Ursachen von Klauenerkrankungen und die daraus resultierenden Schädigungen der Klauen in drei Kategorien unterteilt.

Gangbild erheben und dokumentieren

Die Klauenbeschaffenheit der Tiere sollte im eigenen Betrieb mindestens halbjährig zum Sommer- und Winterhalbjahr erhoben und ausgewertet werden. Dabei geht es primär um das Erkennen der Lahmheit, also von Störungen des Gangbildes. Werden diese nicht erkannt, können Schmerzen nicht rechtzeitig behandelt werden und somit zu erhöhten Behandlungskosten, Arbeitsaufwand, verringerter Fruchtbarkeit und vermehrten Abgängen führen.

Einer von vielen Indikatoren für Klauenprobleme sind überlange Klauen und Afterklauen. Bei einer gesunden Klaue beträgt der Winkel zwischen Vorderwand und Hauptklaue 50 bis 60° und die Afterklaue berührt beim Stand auf festem Untergrund nicht den Boden.

Ein weiterer Indikator für Klauenveränderungen sind zum Beispiel sichtbare blutige Abschürfungen des Wandhorns, deutlich sichtbare Hornspalten und lange oder tiefe Risse entlang des Übergangs zwischen Ballen- und Sohlenhorn. Sind bei der regelmäßigen Bestandskontrolle diese oder andere Indikatoren festzustellen, sollte die Bodengestaltung im Liegebereich (zu hart oder nicht sauber) und im Aktivitätsbereich (rutschig und verschmutzt) überprüft und optimiert werden.

Weniger ist oft mehr!

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Über die Bedeutung der Bodenstruktur mit Blick auf zukünftige Ackerbaustrategien wird zunehmend diskutiert. Hierbei stehen besonders Anpassungsmaßnahmen an die zu erwartenden klimatischen Veränderungen im Mittelpunkt der Betrachtungen. Es ist mittlerweile klar, dass die landwirtschaftlich genutzten Böden zukünftig gleichzeitig in der Lage sein müssen, bei Starkregenereignissen große Wassermengen in kurzer Zeit aufzunehmen und in Trockenperioden Wasser sowie die darin gelösten Nährstoffe pflanzenverfügbar zu speichern. Um dieser Herausforderung begegnen zu können, sind Veränderungen beziehungsweise Anpassungen der Bodenbearbeitungsverfahren erforderlich.

Die optimale Bodenstruktur ist standortspezifisch in Abhängigkeit von den Bodeneigenschaften (unter anderem Bodenart, Bodentyp, Grund- oder Stauwassereinfluss) zu definieren.

Wie sieht eine optimale Bodenstruktur aus?

Im Mittelpunkt der Überlegungen sollte hierbei die Funktionalität des Porensystems, das sämtliche physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften beeinflusst, stehen. Eine ausgewogene Porengrößenverteilung, die sowohl Wasserspeicherung als auch eine ausreichende Sauerstoffversorgung gewährleistet, ist ebenso bedeutsam, wie eine kontinuierliche Verbindung der Poren zwischen Ober- und Unterboden. Mit einer hohen Funktionalität sind aber nicht nur die Speicherung und der Austausch von Wasser-, Gas- und Nährstoffvorräten verbunden, sondern auch die Zugänglichkeit der Speicherorte. Nur wenn sämtliche Bodenkompartimente unter Einbeziehung des Unterbodens zugänglich sind, kann eine optimale Ressourceneffizienz erreicht werden.

Ausgeprägte Phasen der Bodenruhe notwendig

Um diesen Zustand optimaler Bodenstruktur zu erreichen, sollte folgender Grundsatz berücksichtigt werden: Bodenbearbeitungsstrategien müssen bodeninterne Strukturierungsprozesse (unter anderem Quellung/Schrumpfung, biologische Aktivität) anregen, erhalten und stärken. Da jeder Eingriff in den Boden durch Bodenbearbeitungswerk­zeuge diese Prozesse teilweise unterbricht oder gar rückgängig macht, sollten künftige Bodenbewirtschaftungsstrategien ausgeprägte Phasen der Bodenruhe umfassen.

Dies erfolgt einerseits durch Anpassungen der Fruchtfolge wie Sommerungen, Zwischenfrüchte, überjährige Nutzung von Kleegrasbeständen und andererseits durch reduzierte Bodenbearbeitungsintensitäten. In diesem Zusammenhang sind besonders pfluglose Bodenbearbeitungssysteme zu nennen. Zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Anwendung pflugloser Bodenbearbeitung die Entwicklung eines funktionalen Porensystems fördert. Abbildung 1 zeigt die Auswirkungen über 25-jähriger kontinuierlicher Anwendung pflugloser Bodenbearbeitung: Der Anteil luftführender Poren (Grobporen) besonders in 30 cm Bodentiefe wird deutlich gefördert und gleichzeitig die gesättigte Wasserleitfähigkeit verbessert. Weiterführende Untersuchungen haben gezeigt, dass damit auch die Durchwurzelung und biologische Aktivität wie beispielsweise Regenwurmtätigkeit und mikrobielle Umsetzungsprozesse bis in tiefe Bodenschichten erhöht werden konnten. Neben der verbesserten Funktionalität und Aktivität der Bodenstruktur werden durch pfluglose Bearbeitungssysteme zudem die Bodenstabilitätseigenschaften positiv beeinflusst.

Nicht schneiden, fräsen oder kreiseln

Nicht jedes Bearbeitungsgerät ist im Rahmen pflugloser Systeme gleichermaßen für alle Standorte geeignet. In Abhängigkeit von der Art des mechanischen Eingriffs und den Bodeneigenschaften kommt es zu unterschiedlich funktionalen beziehungsweise stabilen Struktur­einheiten. Bedeutsam hierbei ist, dass besonders von schneidenden oder rotierenden Werkzeugen erzeugte Struktureinheiten instabile Oberflächen aufweisen. Deshalb sind besonders auf schwereren Standorten Werkzeuge beziehungsweise Gerätekombinationen, die den Boden partiell anheben und damit oft „natürliche Bruchstellen“ induzieren, besser geeignet. Es ist zu bedenken, dass mit jedem Bodenbearbeitungsgang die Stabilität der erzeugten Bruchstücke sinkt und damit die Gefahr von Verschlämmung oder Bodenverdichtung steigt.

Pfluglose Systeme ohne Glyphosat?

Unter Praktikerinnen wird die Diskussion hinsichtlich einer erfolgreichen Realisierung reduzierter beziehungsweise pflugloser Bodenbearbeitungssysteme oft direkt mit der gleichzeitigen Anwendung von Totalherbiziden, wie Glyphosat, verknüpft. Unter der Annahme, dass bestehende Anbausysteme ohne weitere Anpassungsmaßnahmen zukünftig auf die Anwendung von Totalherbiziden verzichten müssen, sind diese Aussage und dieser Zusammenhang sicherlich richtig. Wenn aber gleichzeitig mit dem Verzicht auf die Anwendung von Totalherbiziden unter anderem die Fruchtfolge, Düngung und Bodenbearbeitung angepasst werden, dann können auch pfluglose Anbausysteme zukünftig erfolgreich etabliert werden. Zahlreiche Beispiele in der Praxis auf den unterschiedlichsten Standorten belegen diese Tatsache. Allerdings gibt es keine „Patentrezepte“, die einfach „nachgekocht“ werden können, sondern jede Betriebsleiterin und jeder Betriebsleiter muss sich intensiv mit dem Standort, dem bisherigen Anbausystem und der jeweiligen Ausgangssituation auseinandersetzen, um pfluglose Bearbeitungssysteme ohne den Einsatz von beispielsweise Glyphosat realisieren zu können.

Fazit

Die Intensität der Bodenbearbeitungssysteme muss zukünftig kritisch überdacht werden. Anforderungen der Bodenfruchtbarkeit und die Herausforderungen des Klimawandels erfordern zunehmend extensivere Anbausysteme. Dies betrifft einerseits die Anwendung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, aber andererseits auch die Wirkung von Bodenbearbeitungssystemen. Resiliente (widerstands- und kompensationsfähige) Landnutzungssysteme erfordern eine hohe Funktionalität der Bodenstruktur. Diese lässt sich in vielen Fällen nur durch die langfristige Anwendung von pfluglosen Bearbeitungsverfahren oder -systemen mit ausgeprägten Perioden der Bodenruhe realisieren.

Nutzung der Wälder ist der beste Klimaschutz

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Die globalen Treibhausgas­emissionen steigen weiter. Auch Deutschland hätte ohne seinen Wirtschaftswald 2021 rund 100 Mio. t mehr an Treibhausgasen emittiert. Diese 12%ige Verbesserung der nationalen Treibhausgasbilanz Deutschlands können nur Wälder leisten, die nachhaltig genutzt werden, denn ohne Waldbewirtschaftung tendiert ihr Aufnahmevermögen für Kohlenstoff gegen null.

Deshalb können wir ohne Waldbewirtschaftung die Ziele des Pariser Abkommens nicht erreichen. Ein internationales Forscherteam um Ernst-Detlef Schulze vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena kommt jetzt zum Ergebnis, dass die Nutzung von Holz bei nachhaltiger Forstwirtschaft CO2-neutral ist. Eine Nichtnutzung der Wälder dagegen könne zu deutlich höheren CO2-Emissionen als bisher führen.

Bei der Photosynthese nehmen Bäume Kohlendioxid aus der Luft auf und bauen den Kohlenstoff in ihre Biomasse ein. Sowohl Bäume als auch Böden veratmen einen Teil dieser Biomasse und setzen dabei CO2 wieder frei. Bei nachhaltiger Bewirtschaftung erfolgen Pflege und Ernte an einem bestimmten Waldort nur einmal alle fünf bis zehn Jahre. Die Fläche, die jedes Jahr von Pflege oder Holzernte betroffen ist, beträgt also nur etwa 10 % der Betriebsfläche und bewegt sich mosaikartig dynamisch über diese hinweg.

In der erwähnten Studie wurde mithilfe der sogenannten Eddy-Kovarianz-Methode untersucht, ob Pflege und Ernte Auswirkungen auf die Atmung des Waldökosystems haben. Dabei wurden Mess­türme im Wald errichtet, mit denen sich die Konzentration von Gasen in der Luft über dem Wald messen lässt.

Immer nur den Zuwachs abschöpfen

Die Eiche, Hoffnungsträgerin in Zeiten des Klimawandels

Die Holzernte hat danach keinen Einfluss auf die Ökosystematmung im Vergleich zu unbewirtschafteten Wäldern. Die verbleibenden Bäume können durch verbesserten Lichtgenuss und höheres Wasserangebot die bei der Holzernte entnommene Biomasse vollständig und kurzfristig kompensieren, sodass auf Ebene des Forstbetriebes keine zeitliche Lücke zwischen Holzernte und Wiedereinbindung des CO2 in die Waldbiomasse entsteht.

Wird einer Waldlandschaft Holz entzogen, bleibt das also ohne Folgen für den Gasaustausch, auch weil das entnommene Holz zum großen Teil nicht atmendes Kernholz ist. Voraussetzung dafür ist, dass der Holzvorrat auf konstanter Höhe bleibt und höchstens der Zuwachs abgeschöpft wird. Auch Stürme oder Dürreperioden dürfen nicht zu einer Vorratsabsenkung führen, es wird in diesem Fall weniger eingeschlagen.

Die Messergebnisse bedeuten nichts anderes, als dass die Nutzung des Holzes CO2-neutral erfolgt. Fossile Emissionen, zum Beispiel durch Holzerntemaschinen oder Holztransport, sind ziemlich gering und werden im Energiesektor verbucht.

Alternativ könnte man auf Holznutzung verzichten und den Wald sich selbst überlassen. Dadurch würden der Holzvorrat und damit die Menge an Kohlenstoff zunächst zwar noch etwas steigen, allerdings mit zunehmendem Alter immer langsamer. Deutschland hat mit 358 m3/ha bereits jetzt die größten Holzvorräte in der EU, sodass eine weitere Steigerung unrealistisch ist. Außerdem sind wegen der mit dem Alter zunehmenden Wahrscheinlichkeit von Störungen sehr alte und vorratsreiche Wälder selbst in unberührten Waldlandschaften selten, denn die Sterblichkeit der Bäume nimmt mit dem Alter zu, in den durch das Absterben entstehenden Lücken wachsen junge Bäume nach. So entsteht eine Art Gleichgewicht, bei dem sich sterbende und nachwachsende Biomasse die Waage halten. Der Holzvorrat steigt deshalb auch nicht weiter. Diese Wälder bewahren zwar zunächst den gespeicherten Kohlenstoff, können aber keinen weiteren Kohlenstoff mehr einlagern.

Wald sich nicht selbst überlassen

Wenn Wälder durch Trockenheit zusammenbrechen, geben sie große Mengen CO2 an die Atmosphäre ab.

Hinzu kommt – die Jahre 2018 bis 2020 haben dies gezeigt –, dass Wälder zunehmend unter Wassermangel und Hitze leiden, Bäume absterben und die Holzvorräte dadurch abnehmen. Überlässt man Wälder sich selbst, sind durch den klimawandelbedingten Stress mittelfristig massive Absterbeprozesse zu erwarten. Solche Wälder reichern auch Totholz in großen Mengen an, und die wachsende Brennstofflast erhöht das Risiko von Waldbränden. Dabei wird das zuvor gebundene CO2 wieder frei. Der Schwund an Kohlenstoff könnte so groß sein, dass die Vorräte unter das heutige Niveau fallen. Dieses CO2 würde die Atmosphäre belasten, weil es nicht mehr in vollem Umfang durch nachwachsenden Wald gebunden werden könnte.

Wälder sich selbst zu überlassen, um darin mehr Kohlenstoff zu speichern, ist also weder verantwortungsvoll noch nachhaltig. Da Emissionen aus fossilen Brennstoffen den größten Teil aller Kohlenstoffemissionen ausmachen, muss die aktive Reduzierung dieser Emissionen Vorrang haben vor Mechanismen, die die Emissionen fossiler Brennstoffe kompensieren, wie zum Beispiel die Speicherung von Kohlenstoff in der lebenden oder toten Waldbiomasse. Trotzdem hat die EU ihre Politik in Richtung Speicherung zulasten der Holznutzung verlagert, und auch in Deutschland werden Forderungen immer lauter, noch größere Waldflächen aus der Nutzung zu nehmen.

Wälder speichern Kohlenstoff auch im Boden in Form von Humus und toten Wurzeln. Die im Waldboden gespeicherte Menge ist in Deutschland größer als die in der oberirdischen Biomasse. Nachhaltige Forstwirtschaft schont die Humusvorräte – das zeigt die jüngste Bodenzustandserhebung –, denn trotz Bewirtschaftung nimmt der Bodenkohlenstoff zu. Nicht bewirtschaftete Wälder reichern Kohlenstoff im Boden nicht schneller an als bewirtschaftete Wälder, regelmäßige Waldpflege fördert dagegen den Aufbau stabiler Humusvorräte und ermöglicht durch den höheren Lichteinfall eine vielfältigere Bodenvegetation, die der Artenvielfalt im gesamten Waldökosystem zugutekommt.

Jedoch sollte wenigstens das Nichtderbholz, also dünne Stämme und Äste unter 7 cm Durchmesser, im Wald bleiben, um den Boden vor Humusverlusten durch Besonnung und Bodenerosion zu schützen. Dieser Schlagabraum setzt bei der Verrottung außerdem wichtige Nährelemente frei, die die nachfolgende Baumgeneration zum Wachsen benötigt. Auch Bodenbearbeitung muss unterbleiben, weil dadurch verstärkt CO2 freigesetzt wird.

Holzprodukte sind CO2-Speicher

Hackschnitzel aus Waldrestholz haben als CO2-neutraler Brennstoff ein hohes CO2-Vermeidungspotenzial.

Bei der Holzernte, wird ein Teil davon in Holzprodukte überführt, zum Beispiel in Möbel und Häuser. Das bedeutet, dass neben dem Waldspeicher ein zweiter Speicher in Form von Holzprodukten aufgebaut wird. Auch der darin enthaltene Kohlenstoff kann die Atmosphäre nicht belasten, allerdings nur bis zum Ende der Lebensdauer der Produkte. Diese ist der des Tot­holzes im Wald sehr ähnlich, Holzhäuser zum Beispiel haben eine mittlere Lebensdauer von etwa 75 Jahren.

Stammholz ausreichender Qualität sollte vorwiegend stofflich, das heißt zur Herstellung hochwertiger Holzprodukte verwendet werden. Die Erziehung von Wertholz bei der Waldpflege ist deshalb ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Die Verwendung des Holzes für Holzprodukte hat neben der Speicherung von Kohlenstoff noch einen weiteren Klimaschutzeffekt. Werden Häuser aus Holz statt aus mineralischen Baustoffen errichtet und Gegenstände des Alltags aus Holz statt aus Stahl, Aluminium oder Glas hergestellt, ist dazu meist weniger Energie erforderlich. Da diese Energie größtenteils aus fossilen Quellen stammt, leisten Holzprodukte einen Beitrag zum Klimaschutz. Wir sollten das nicht unterschätzen, denn die durch stoffliche Nutzung des in Deutschland geernteten Holzes vermiedenen Emissionen sind beispielsweise weit größer als die gesamten energiebedingten Emissionen in Deutschland aus dem Verkehr.

Schließlich wird Holz aus unseren Wäldern auch energetisch genutzt. Äste, schwache und krumme Stämme und faules Holz werden zeitnah verbrannt. Bei der Herstellung der Holzprodukte entstehen zum Beispiel Sägespäne, die zu Pellets gepresst und zur Wärmegewinnung verwendet werden.

Schließlich wandern auch ausgediente Holzprodukte ins Heizkraftwerk, am besten erst am Ende einer möglichst langen Nutzungskaskade, bei der Holz mehrfach hintereinander in Form immer neuer Produkte genutzt wird. So kann Altholz zunächst zu Schnitt­holz und danach noch weitere Male zu Spanplatten verarbeitet werden. Im Zuge der Verbrennung wird der Kreislauf des Kohlenstoffs, der mit der Photosynthese begann, wieder geschlossen und wegen der CO2-Neutralität des Holzes fossile CO2-Emissionen vermieden.

Bypass der natürlichen Zersetzung

Die geringe Energiedichte des Holzes ist in diesem Kontext irrelevant, weil das bei der Verbrennung freigesetzte CO2 bereits Teil des biosphärisch-atmosphärischen Kohlenstoffkreislaufes ist, der in fossilen Energieträgern gelagerte Kohlenstoff dagegen nicht. Würde man diese Produkte verrotten lassen, zum Beispiel einen Zaunpfahl im Garten, würde CO2 ohne den genannten Vermeidungseffekt in die Atmosphäre zurückkehren. Insofern kann die energetische Holznutzung als ein Bypass der natürlichen Zersetzung angesehen werden, weil CO2 statt im Wald oder im Garten bei der Energiegewinnung freigesetzt wird.

In der aktuellen Praxis der Kohlenstoffbilanzierung nach den IPCC-­Richtlinien erkennen die Autoren eine ungerechtfertigte Benachteiligung der Waldbesitzenden. So kann die Forstwirtschaft in den nationalen ­IPCC-Berichten nur Kohlenstoff berücksichtigen, der in Biomasse der Wälder und Holzprodukten enthalten ist. Wird ein Baum gefällt, gilt dies als unmittelbare CO2-Emission. Damit keine Doppelzählung des CO2 erfolgt, wird Holz im Zuge der energetischen Verwertung als CO2-neutral gewertet, wovon ausschließlich der Energiesektor profitiert. Die Vermeidung fossiler Emissionen durch stoffliche und energetische Substitution ist aber eine Leistung der Forstwirtschaft. Dies sollte geändert und das bei der Holz­ernte dem Wald entzogene CO2 direkt der Waldeigentümerin gutgeschrieben werden.

Auf die Kulturen kommt es an

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Die Dürresommer der vergangenen Jahre haben bundesweit erhebliche Schäden in den Wäldern verursacht. Neueste Satellitenbildauswertungen der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrtforschung (DLR) haben ergeben, dass durch Sturmwürfe, Dürre und Borkenkäferkalamitäten seit 2018 bundesweit etwa 500.000 ha Kahlfläche entstanden sind.

Bei einem durchschnittlichen Bedarf von 5.000 Pflanzen je Hekt­ar zur Aufforstung ergäbe das eine Summe von 2,5 Milliarden Pflanzen. Manche Flächen bewalden sich durch natürliche Sukzession, andere wiederum werden durch Saat oder durch nur auf Teilflächen stattfindende Initialpflanzungen wiederbewaldet, sodass der tatsächliche Bedarf sicher niedriger ausfallen wird. Tatsache ist jedoch, dass die Wiederbewaldung noch viele Jahre in Anspruch nehmen und erhebliche finanzielle Mittel verschlingen wird.

Viele Waldbesitzende und deren forstliche Beraterinnen und Berater stehen vor der Frage, wie ihr Wald der Zukunft aussehen soll oder darf. Dazu fordert das Landeswaldgesetz, dass bei der Baum­artenwahl ein „hinreichender Anteil standortheimischer Baumarten“ vertreten sein soll. Baumarten sind dann standortheimisch, wenn sie zum einen am Ort der Pflanzung standortgerecht sind, das heißt mit den gegebenen Bodenbedingungen stabil aufwachsen können. Ein Beispiel für nicht standortgerechte Baumartenwahl wäre die Pflanzung der flach wurzelnden Fichte auf einem Niedermoorstandort mit hoch anstehendem Bodenwasserspiegel.

Zum anderen werden heimische Baumarten gefordert. Hierunter sind Baumarten zu verstehen, die natürlicherweise hier wachsen würden beziehungsweise in der Vergangenheit hier natürlicherweise vorkamen. Der Anteil dieser Baumarten muss „hinreichend“ sein. Je nach Naturraum der geplanten Kultur bedeutet dieses einen Anteil zwischen 30 und 50 %.

Welche Bäume trotzen Klimawandel?

Eine weitere wichtige Fragestellung im Zusammenhang mit der Baumartenwahl betrifft den Klimawandel und die Frage, welche Baumarten zukünftig hier bei uns noch ertragreich wachsen werden.

Hierzu wird derzeit ein Forschungsprojekt der Nordwestdeutschen forstlichen Versuchsanstalt (NWFVA) erstellt, das noch in diesem Jahr fertiggestellt werden soll. Auf Grundlage der hiesigen Klimadaten und der Ergebnisse der landesweit vorliegenden forstlichen Bodenkartierungen werden die durch den Weltklimarat erstellten Wetterprognosen (in Form von modellierten Klimaläufen vorliegend) auf Schleswig-Holstein heruntergebrochen und kartografisch dargestellt. Es wird berechnet, wie viel pflanzenverfügbares Wasser zukünftig noch zur Verfügung steht, und darauf aufbauend werden Baumartenvorschläge unterbreitet.

Die zweite zentrale Bedingung für das langfristige und nachhaltige Gelingen einer Kulturmaßnahme betrifft die Pflanzung. Hierzu wurde im März 2022 eine Fortbildung der NWFVA bei der Landwirtschaftskammer in Bad Segeberg veranstaltet. Eine zentrale Fragestellung betraf die Erfahrungen mit neuerdings vermehrt angebotenen Containerpflanzen. Entsprechende Untersuchungsergebnisse ergaben, dass die Containerpflanzen gegenüber einer sorgfältig gepflanzten wurzelnackten Pflanze keine Wuchsvorteile aufweisen.

Vor allem die Douglasie wird mittlerweile als Containerpflanze angeboten. Aufgrund der sehr hohen Sensibilität dieser Baumart in Bezug auf Wurzeldeformationen bei unsauberer Pflanzung hat die Containerpflanze Vorteile in Bezug auf die Wurzelentwicklung. Da andere Baumarten als Container derzeit nur bedingt zur Verfügung stehen, konzentriert sich dieses Verfahren auf die Baumart Douglasie. Hier zeigen sich gute und kostengünstige Erfahrungen. Bei einem konkreten Bedarf an Douglasienpflanzen sollte daher die Möglichkeit der Con­tainerpflanzung geprüft werden.

So gelingt die Kultur sicher

Douglasienminicontainer zur Pflanzung unter Schirm ohne hohe Begleitvegetation Foto: Hans Jacobs

Grundsätzlich sind für das Gelingen einer Kultur folgende Aspekte von zentraler Bedeutung:

Das Pflanzenmaterial braucht ein ausgewogenes Verhältnis aus Höhe und Wurzelhalsdurchmesser, die Pflanzen sollten nicht zu schnell gewachsen sein, weil sie dann zu instabil werden.

Grundanforderung an das Pflanzgut, das bei der Anlieferung kontrolliert werden muss, sind unbeschädigte, frische Pflanzen mit geradem, kräftigem Trieb ohne Zwiesel.

Entsprechend der Pflanzengröße sollten die Pflanzen ausreichend Wurzelmasse mit möglichst vielen Feinwurzeln aufweisen. Die Wurzeln müssen permanent feucht gehalten werden – über den Transport, den Einschlag der Pflanzen an der Fläche bis zur Pflanzung an sich. Trocknis an den Wurzeln reduziert die Überlebenswahrscheinlichkeit der Pflanze erheblich.

Früher wurden Wurzeln vor der Pflanzung gerne zurückgeschnitten, um diese zu erleichtern. Mittlerweile ist bekannt, dass jegliche Beschädigung der Wurzeln den Anwuchserfolg und die Stabilität der jungen Bäume negativ beeinflusst. Das Entfernen einzelner überlanger Wurzeln sollte die absolute Ausnahme darstellen und auf die Fälle beschränkt werden, wo es nicht gelingt, die Wurzeln ungestaucht im Pflanzloch zu platzieren.

Das Pflanzverfahren orientiert sich an der Pflanzengröße. Bei kleinen Sortimenten können einige Pflanzverfahren mit Hauen oder Spezialspaten genutzt werden, die aber technisch anspruchsvoll sind und gelernt werden müssen. Bei deutlich größeren Pflanzen kommt der Minibagger infrage.

Besonders wichtig ist es, die Wurzeln möglichst ungestaucht und locker im Pflanzloch zu positionieren. Das Pflanzloch muss mit rein mineralischer Erde wieder verfüllt werden, Laub, Zweige oder Ähnliches sollten nicht dazwischen sein. Das Pflanzloch muss nach dem Verfüllen mit einem festen Antreten verschlossen werden.

Die Pflanze muss so weit im Erdreich verschwinden, dass sämtliche Wurzeln übererdet sind, aber auch der Wurzelhals oberhalb der Erdoberfläche verbleiben kann, ansonsten kann es zu Fäulnis am Stämmchen kommen.

Wuchshülle oder Wildzaun

Ein weiterer Erfolgsgarant einer Pflanzkultur liegt in dem Ausschluss potenzieller Wildschäden. In Schleswig-Holstein ist es noch immer in den allermeisten Gegenden erforderlich, einen Wildschutzzaun zu errichten. Alternativ werden vor allem in Süddeutschland Wuchshüllen verwendet, um auf den Zaunbau verzichten zu können. Hierzu gibt es auch Untersuchungen der NWFVA. Im Ergebnis zeigt sich, dass Wuchshüllen eine Lösung für sehr kleinflächige Pflanzungen bilden können. Bei mehr als 650 Pflanzen sind die Kosten der Wuchshüllen (zirka 4,50 € bis 5 € je Stück) so hoch, dass der Zaunbau deutlich günstiger wird.

Hinzu kommt die Tatsache, dass je nach Hüllenfabrikat und Baum­art zu wenig Licht einfällt. Die Pflanzen versuchen, möglichst schnell den Hüllen zu entwachsen, was dazu führt, dass sie sehr schnell sehr hoch wachsen, ohne die entsprechende Stammstabilität zu entwickeln. Auch das Wurzelwachstum bleibt hinter dem Triebwachstum zurück, was eine zusätzliche Destabilisierung zur Folge hat. Die Wuchshüllen bewirken ein besonders schlechtes Verhältnis aus Sprosslänge und Wurzelhalsdurchmesser.

Zusätzlich muss darauf hingewiesen werden, dass neuerdings die Verwendung von Wuchshüllen aus Plastik in Schleswig-Holstein nicht mehr gestattet ist.

Die Verwendung qualitativ hochwertiger Pflanzen mit sorgfältiger Pflanzung und ausreichendem Schutz lässt zukunftsfähige Kulturen entstehen. Dennoch sind witterungsbedingt Ausfälle möglich, die durch Nachpflanzungen ersetzt werden sollten, wenn die Gefahr besteht, dass der Dickungsschluss der aufwachsenden Kultur aufgrund der Lücken deutlich später erfolgen wird. Manchmal findet sich Naturverjüngung (Birke, Nadelholz, Buche) ein, die die Lücken schließt und daher eine Nachpflanzung entbehrlich macht.

Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft die Behandlung der Kulturen nach acht bis zwölf Jahren, wenn der Dickungsschluss eingetreten ist. Der Zaun hat seine Funktion erfüllt und muss abgebaut werden, weil er rechtlich betrachtet nicht mehr erlaubt ist. Damit hat das vorkommende Schalenwild, wenn der Zaun bis zuletzt seine Schutzfunktion erfüllt hat, nun wieder Zutritt zur Fläche. In vielen Gegenden des Landes sind noch immer recht hohe Bestandsdichten an Dam- und teilweise auch Rotwild festzustellen. Damit besteht die akute Gefahr, dass die Jungbestände durch Schälschäden beeinträchtigt oder sogar ruiniert werden. Zwar lassen sich solche Schäden gegenüber den Jagdpächtern und Jagdpächterinnen geltend machen, aber damit lässt sich der finanzielle Schaden eines Bestandes nur teilweise ausgleichen.

Daher sollte in diesen Gefahrenbereichen ein vorbeugender Schälschutz angebracht werden. Hierfür stehen unterschiedliche Mittel und Verfahren zur Verfügung. Da es den Kostenrahmen sprengen würde, jeden Baum zu schützen, sollte zunächst eine Plusbaumauslese erfolgen, gefolgt von einer ersten Läuterungsmaßnahme, um den Kronenraum dieser Plusbäume etwas zu erweitern. Je nach Baumart sollte diese Maßnahme mehr oder weniger vorsichtig erfolgen. Die Plusbäume sollten dann geschützt werden. Eine Kostenbeteiligung der Jagdpächterinnen und Jagdpächter an einer solchen Maßnahme lässt sich zwar nicht erzwingen, da es sich aber um schadensminimierende Maßnahmen handelt, sollte es in deren Interesse sein, solche Maßnahmen umzusetzen.

Vorbereitung der Fläche

Ein abschließendes Wort zum Thema „Kulturvorbereitung“. Die Pflanzung ist umso einfacher und letztendlich auch kostengünstiger, je sauberer die Fläche ist. Daher werden viele Flächen vorbereitend ganzflächig gemulcht. Diese Maßnahme ist sehr teuer und bedeutet ein flächiges Befahren der gesamten Kulturfläche. Sie hat allerdings den Vorteil, dass die Begleitvegetation in den ersten Jahren nicht ganz so vehement aufwächst und daher die Aufwendungen für die Kulturpflege geringer ausfallen.

Andererseits bildet der Waldboden das Produktionskapital, auf dem der neue Wald wachsen soll. Seine Strukturen werden über Jahrzehnte hinweg geschaffen und sind entsprechend empfindlich gegenüber einer Befahrung. Befahrungsbedingte Bodenverdichtungen sind noch nach Jahrzehnten sichtbar und beeinträchtigen das Wurzelwachstum. Hinzu kommt die Tatsache, dass der Waldboden von einer Vielzahl von Lebewesen bevölkert wird, deren ökologische Bedeutung nicht zu unterschätzen ist. Das Mulchen zerstört die bestehenden Habitatstrukturen einschließlich der sie bewohnenden Organismen.

Ein übermäßiger Anfall von Hiebsresten und Kronenmaterial (zum Beispiel nach Sturmwurf) kann das Mulchen erforderlich machen. Ob streifenweise oder wirklich ganzflächig, ist abhängig von den Verhältnissen vor Ort. In vielen Fällen lassen sich aber genauso gut über streifenweise Pflanzlochvorbereitung günstige Pflanzverhältnisse schaffen, die kostengünstiger und ökologisch weniger negativ sind.