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Normalität am Getreidemarkt, die ein Ausbalancieren und die Preisbildung zwischen Angebot und Nachfrage abbildet, ist passé seit dem russischen Angriff auf die Ukraine. Aus Lieferungen „just in time“ wurde „just in case“, falls Ware vorhanden ist. Das hat die Märkte aufgeheizt. In Lägern der Ukraine lagern schließlich 20 Mio. t Getreide aus der Ernte 2021 die dem Markt entzogen wurden, durch die Zerstörung und Blockade der ukrainischen Hafenanlagen am Schwarzen Meer. Nach langen Verhandlungen zwischen der Ukraine, Russland, der UN und der Türkei, die die Rolle des Vermittlers übernahm, haben am 1. August die ukrainischen Schwarzmeerhäfen Odessa, Tschornomorsk und Pivdennyj ihre Arbeit nach gut fünfmonatiger russischer Blockade wieder aufgenommen. Nach Angaben der ukrainischen Hafenverwaltung sind in den ersten neun Tagen zwölf Schiffe mit einer Fracht von insgesamt 370.000 t Agrargütern ausgelaufen. Weitere Schiffe stehen zur Beladung bereit, sodass das angepeilte Ziel, monatlich bis zu 3 Mio. t umzuschlagen, in Reichweite gelangt.
Der Türkei übernimmt dabei eine nicht unwesentliche und womöglich eigennützige Rolle. Mit ihrer Moderations- und Überwachungstätigkeit muss die Türkei auch das Ziel verfolgen, zur Beruhigung der Lage im eigenen Land beizutragen. Denn das Land am Bosporus hat in dieser Saison wegen extremer Trockenheit einen ungewöhnlich hohen Importbedarf an Getreide. Die Erzeugung kann den Getreidebedarf der 85 Millionen Menschen im Land nicht decken. Besonders hoch ist der Weizenbedarf. Denn zur Inlandsnachfrage kommen seit Jahren mehrere Millionen Tonnen für die Exportvermahlung hinzu. Die Türkei zählt global zu den größten Weizenmehlexportländern und hält große Marktanteile vor allem im Irak und im Jemen. Entsprechend groß ist der türkische Importbedarf. Der Wertverfall der türkischen Lira verteuert diese Importe nun von Monat zu Monat. Auch die Verbraucher leiden unter der extremen Inflation und steigenden Brot- und Lebensmittelpreisen. Bei diesem Szenario wird die Erinnerung an den arabischen Frühling wach, an die Proteste, die schließlich in einer Revolution und mit dem Sturz des autokratischen Präsidenten Ägyptens Husni Mubaraks endeten. Während man in den vergangenen Jahren in der Öffentlichkeit eher über Energie oder Rüstungsgeschäfte mit Moskau diskutiert hat, ist die Abhängigkeit der Türkei im Bereich Getreideimport immer größer geworden. Wegen steigender Energie- und Personalkosten wanderten in den vergangenen Jahren viele türkische Firmen nach Russland ab. Dort gründen sie ihre Produktionsstätten für Getreide und Mehl. Bei der Eskalation der Ukraine-Krise sehen Experten keine klare Planung für die Krisenversorgung.
Seitdem erste Schiffe durch die minenbestücken Häfen geleitet werden, lassen sich wieder zarte Marktmechanismen erkennen. „Weizen- und Maiskurse fallen, da immer mehr Schiffe aus der Ukraine auslaufen“, kommentieren Rohstoffhändler. Noch ist das Vertrauen in den Verschiffungskorridor vage, doch die Entwicklungen der vergangenen Tage deuten darauf hin, dass sich die Situation schneller verbessern könnte als erwartet. Darauf haben die Terminbörsen in Chicago (CBOT) und Paris (Matif) mit Kurskorrekturen reagiert. Die Weizenkurse an der Matif sind hin- und hergerissen zwischen den Fortschritten bei der Einrichtung des Seekorridors für ukrainische Transporte und der anhaltend regen Exportnachfrage nach europäischem Weizen.
Es besteht die Hoffnung, dass die Preisbewegungen am Getreidemarkt zukünftig wieder mehr auf Fundamentaldaten basieren, das heißt auf dem Grundkonzept von Angebot und Nachfrage und weniger auf angstbasierten psychologischen Faktoren. Doch solange der Export aus der Ukraine mit großen logistischen Herausforderungen verbunden ist, sind unerwartete Ausschläge in beide Richtungen weiter möglich.
Seit Monaten wird von steigenden Preisen und Lieferengpässen in vielen Bereichen berichtet. Auch die Betriebsmittel für die Landwirtschaft sind knapp und teuer geworden. Doch mittlerweile scheint es, als würde sich die Lage in vielen Bereichen beruhigen. Die heiß gelaufenen Märkte kühlen sich langsam ab. Dies gilt jedoch leider auch für die Erlöse der Marktfrüchte. Die Weizen- und Rapskurse haben sich seit dem Erntebeginn um ein Drittel reduziert. Der Rückgang der Betriebsmittelpreise, etwa für Düngemittel und Energie, hält sich jedoch in Grenzen. Dabei liegen die Kurse für Rohöl am Terminmarkt in New York wieder auf dem Niveau vor Kriegsausbruch in der Ukraine. Zu Wochenbeginn wurden hier 89 US-$/bbl notiert. Während die Dieselpreise zum Jahresbeginn bei 1,50 €/l lagen, werden aktuell immer noch 1,90 €/l an den Tankstellen verlangt. Dies ist auch unter Berücksichtigung des schwachen Eurokurses immer noch zu teuer. Im September drohen sogar weitere Preisaufschläge, da dann die vorübergehende Steuerermäßigung für Mineralölprodukte ausläuft.
Märkte beruhigen sich
Doch auch die Kurse für andere Rohstoffe tendieren wieder schwächer. So gilt der Kupferpreis als Gradmesser für die globale Konjunktur. Am Terminmarkt in London wurde Anfang März dieses Jahres ein Rekordwert von mehr als 10.800 US-$/t erreicht. Mittlerweile sackte er um mehr als 30 % auf zeitweise knapp 7.000 US-$ ab. Preise für andere Rohstoffe hatten schon vergangenes Jahr, als die Konjunktur in vielen Teilen der Welt noch besser lief, Rekordhöhen erreicht. Dazu gehört unter anderem Eisenerz. Im Juli vergangenen Jahres kostete 1 t bis zu 220 US-$. Heute sind es nur noch rund 110 US-$/t. Ähnlich entwickelt sich der Stahlpreis, obwohl darin ja nicht nur der Rohstoff Erz, sondern auch jede Menge Energie steckt, deren Preis weiter auf Rekordniveau liegt. Sinkende Preise zeichnen sich aber keineswegs nur bei börsennotierten Rohstoffen ab. Selbst bei Computerchips, deren Knappheit inzwischen seit rund zwei Jahren weltweit Schlagzeilen macht, purzeln die Preise. Mit dem Blick auf die aktuelle Entwicklung in Taiwan könnten hier jedoch die Kurse demnächst wieder steigen.
Auch in anderen Bereichen sind weiterhin starke Preisschwankungen möglich. Die Märkte bleiben nervös. Man beobachtet die Entwicklung der Konjunktur und die globalen Konflikte. Eine Warnung vor verfrühter Hoffnung auf ein Ende der globalen Preisrallye ist der Kurs von amerikanischem Bauholz. Der für die US-Bauwirtschaft wohl wichtigste Rohstoff zeigte einen der ersten großen Lieferengpässe, der Teile der Wirtschaft lahmlegte. Dann platzte die Blase, der Preis brach innerhalb weniger Wochen um mehr als 70 % ein, um Ende vergangenen Jahres bis zu diesem Frühjahr allerdings erneut um etwa das Dreifache zuzulegen und dann wieder abzustürzen.
Dennoch sind Ökonomen der Meinung, dass viele Preise aktuell eher fallen werden als weiterzusteigen. Dies würde die Inflation wirksam begrenzen.
Sonderumlage für Energieversorger
In der EU und vor allem in Deutschland bleibt jedoch das Problem der hohen Energiekosten. Auch wenn die Preise an den Tankstellen etwas nachgeben, bleiben die Forderungen für Erdgas weiter sehr hoch. Russland drosselt die Zufuhr und versucht, damit die Öffnung der Gasleitung Nordstream 2 zu erzwingen. Neben vielen privaten Verbrauchern ist dadurch auch die Industrie betroffen. Diese verbraucht einen Großteil der Erdgaseinfuhren. Die Politik muss jetzt abwägen, wie sie das knappe Gas verteilt. Einschränkungen sind in allen Bereichen notwendig. Zu den bereits erhöhten Kosten kommen jetzt zusätzliche Umlagen dazu, um die Energieversorger vor einer Insolvenz zu schützen. Die hiesigen Düngemittelhersteller haben sowieso schon das Problem, dass hierzulande günstige Importware angeboten wird. Dies betrifft zum Beispiel Harnstoff aus Nordafrika. Dort sind die Erdgaspreise um das Zehnfache niedriger. Der hiesige Handel setzt jedoch auf Qualitätsvorteile der im Inland erzeugten Ware.
Auch Strom bleibt teuer. Man rechnet damit, dass die Abschlagszahlungen im kommenden Jahr 2,5-mal so hoch wie im laufenden Jahr ausfallen könnten.
Marktlage für die Woche vom 8. bis 14.8.2022
Getreide: Die Weizenernte läuft mittlerweile landesweit. Die Exporte aus der Ukraine haben die Kurse in der Vorwoche reduziert.
Raps: Auch die Rapskurse gaben nach der Öffnung der Häfen in der Ukraine nach, konnten sich anschließend wieder erholen.
Futtermittel: Die US-Sojakurse schwanken auf dem zuletzt wieder erhöhten Niveau. Futtergetreide wird günstiger.
Kartoffeln: Die Rodungen der Anschlusssorten laufen. Die Nachfrage in den Urlaubsregionen bleibt rege.
Schlachtrinder: Die Kurse für Jungbullen wurden in der Vorwoche erhöht, da zu wenig Angebot vorhanden war.
Schlachtschweine/-sauen: Trotz des kleinen Angebotes blieben Preisaufschläge aus, da der Fleischabsatz sehr ruhig war.
Ferkel: Die Kurse blieben auch in der Vorwoche unverändert. Das Angebot an freien Ferkeln geht zurück.
Milch: Die Preise für Milchprodukte haben Anfang August sowohl auf der Fett- als auch auf der Eiweißseite nachgegeben.
Schlachtlämmer/-schafe: Die Nachfrage übersteigt etwas das Angebot. Die untere Spanne der Kurse steigt leicht an.
Markttendenz für die Woche vom 15. bis 21.8.2022
Getreide: Der Markt bleibt nervös. Die Kurse finden keine klare Richtung und reagieren auf jede Nachricht mit Preisausschlägen.
Raps: Pflanzliche Öle und Ölschrote bleiben weltweit gefragt. Trotz guter Ernten können sich die Notierungen behaupten.
Futtermittel: Sorge bereiten die Maisbestände. Vielerorts fehlen weitere Grassilageernten. Sojaschrot bleibt relativ teuer.
Kartoffeln: Insgesamt bleibt das Angebot für die saisonal ruhige Nachfrage zu groß. Die Kurse geben etwas nach.
Schlachtrinder: Das Angebot an Schlachtkühen bleibt bei den aktuellen Milchpreisen begrenzt, die Preise sind stabil.
Schlachtschweine/-sauen: Das Ferienende und der Export bringen Nachfrageimpulse. Höhere Auszahlungspreise sind möglich.
Ferkel: Vorerst bleiben die Kurse stabil. Je nach Entwicklung im Schweinehandel sind höhere Ferkelkurse möglich.
Milch: Die hohen Temperaturen und die Ferienzeit haben die Nachfrage verringert. Das Preisniveau bleibt jedoch relativ hoch.
Schlachtlämmer/-schafe: Die Grünlandflächen leiden unter der Trockenheit. Die Lämmer werden zum Teil zugefüttert.
In Deutschland wird immer weniger Fleisch produziert. Die gewerbliche Fleischerzeugung nahm im ersten Halbjahr 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um gut 300.000 t oder 7,9 % auf 3,53 Mio. t ab, berichtet das Statistische Bundesamt (Destatis).
Der seit einigen Jahren anhaltende Negativtrend der Fleischproduktion hat sich verstärkt. Vor vier Jahren wurden gut 4 Mio. t Fleisch erzeugt, im ersten Halbjahr 2022 waren es noch 3,53 Mio. t. Alle wichtigen Tierarten verzeichneten im Berichtszeitraum Rückgänge, allerdings gab es große Unterschiede im Ausmaß.
Den Wiesbadener Statistikern zufolge waren die stärksten Einbußen im Bereich Schweinefleisch zu verzeichnen. Von Januar bis Juni kamen in den gewerblichen Schlachtbetrieben 23,78 Millionen Schweine an die Haken; das waren 2,33 Millionen oder 8,9 % weniger als in der Vorjahresperiode. Weil in Zeiten hoher Futterkosten die durchschnittlichen Schlachtgewichte um rund 1 kg auf 96,3 kg pro Tier fielen, nahm die Schweinefleischerzeugung um rund 254.000 t oder 10,1 % auf 2,27 Mio. t ab.
Schweinehaltung in Deutschland geht zurück
Ein wichtiger Grund dafür sei die rückläufige Schweinehaltung in Deutschland, erläuterte Destatis. Im Mai 2022 war der Bestand gegenüber der Vorjahreserhebung um 2,42 Millionen Tiere oder 9,8 % auf 22,29 Millionen Stück eingebrochen; das war das niedrigste Niveau seit der deutschen Vereinigung 1990. Werden auch Hausschlachtungen berücksichtigt, stammten im ersten Halbjahr 2022 in den Schlachtbetrieben rund 23,19 Millionen Schweine aus heimischen Ställen; im Vergleich zur Vorjahresperiode war das ein Minus von 2,36 Millionen Stück oder 9,2 %.
Nach dem Einbruch im vergangenen Jahr hat sich zwar die Zahl der hierzulande geschlachteten Schweine aus dem Ausland wieder um 3,9 % auf 622.100 Tiere erhöht, doch waren das im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020 noch immer fast 844.000 Stück oder 59 % weniger. Hinzu kommt, dass im ersten Halbjahr 2022 auch weniger Ferkel nach Deutschland geliefert wurden, aus den Niederlanden beispielsweise 25 % weniger als im Vorjahreszeitraum.
Weniger Kühe und Schlachtkühe
Das Aufkommen an Schlachtrindern verringerte sich nach Angaben von Destatis gegenüber der ersten Jahreshälfte 2022 um 127.200 Tiere beziehungsweise 8,1 % auf etwas mehr als 1,44 Millionen Stück. Die daraus erzeugte Rindfleischmenge ging um 9,1 % auf 476.100 t zurück. Das mittlere Schlachtgewicht nahm dabei gegenüber der Vorjahresperiode um 3,6 kg auf 329,5 kg ab. Mitverantwortlich für das Minus bei der Rindfleischerzeugung waren die um gut 10 % auf 475.000 Stück gesunkenen Lieferungen von Kühen an die Schlachtbetriebe.
Aber auch bei Jungbullen einschließlich Ochsen fiel das Lebendangebot mit einem Rückgang von gut 47.200 Tieren oder 7,9 % deutlich kleiner als im ersten Halbjahr 2021 aus. Zudem wurden 8,2 % weniger Färsen und 0,8 % weniger Kälber geschlachtet.
Bei Schafen beziehungsweise Lämmern war ebenfalls ein spürbarer Rückgang des Aufkommens zu verzeichnen. Die gewerblichen Schlachtungen nahmen hier um 9,0 % auf 552.500 Tiere ab, die erzeugte Fleischmenge sank um 8,1 % auf 11.400 t.
Weitaus weniger stark als bei den anderen Fleischsorten ging im Halbjahresvergleich die erzeugte Menge an Geflügelfleisch in den gewerblichen Unternehmen zurück, und zwar nur um 1.800 t oder 0,2 % auf 771.600 t. Trotz der deutlichen Produktionseinbuße blieb laut Destatis Schweinefleisch mit einem Anteil von 64,3 % an der Gesamterzeugung die wichtigste Fleischsorte in Deutschland.
Danach folgten Geflügelfleisch mit 21,9 % und Rindfleisch mit 13,5 %. Das Fleisch von Schafen, Ziegen und Pferden machte lediglich rund 0,3 % der Gesamtmenge aus. age
Fleischkonsum in Dänemark geht zurück
Die steigenden Preise verderben den Verbrauchern in Dänemark den Appetit auf Fleisch. Laut Coop, der zweitgrößten Supermarktkette des Landes, ist der Absatz von Schweine-, Rinder- und Kalbfleisch im Juni und Juli in den eigenen Filialen im Vergleich zum Vorjahr um etwa 10 % gesunken.
Gleichzeitig habe der Verkauf von Geflügelfleisch zugelegt, was jedoch nichts am gesamten Verkaufsrückgang um etwa 5 % geändert habe, so der Coop-Vertreter Lars Aarup gegenüber dem Wirtschaftsmagazin „Finans“. Ihm zufolge hat der Rückgang vor allem mit dem starken Anstieg der Fleischpreise zu tun.
Laut Aarup hat beispielsweise der Ladenpreis für Hackfleisch innerhalb von zwölf Monaten um etwa zwei Drittel auf umgerechnet rund 6,70 € pro Packung zugelegt. Gleichzeitig werde vermehrt zu Geflügelfleisch als preisgünstigerer Alternative gegriffen. age
Für neue Photovoltaik (PV)-Anlagen auf Dächern gelten nun höhere Vergütungssätze. Das sieht das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2023 vor, dessen erste Regelungen am Freitag, 29. Juli, in Kraft getreten sind.
Wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilte, können entsprechende Solaranlagen, die frühestens am Tag nach Inkrafttreten in Betrieb genommen wurden, bis zu 13,4 ct/kWh für ihren Strom erhalten. Zugleich werde der Netzanschluss unter anderem für kleine Anlagen vereinfacht. Zur Beschleunigung des Ausbaus von Erneuerbaren Energien gilt dem Ministerium zufolge nun der Grundsatz, dass deren Nutzung im überragenden öffentlichen Interesse liegt und der öffentlichen Sicherheit dient. Damit hätten Erneuerbare Energien bei Abwägungsentscheidungen Vorfahrt. Der Großteil der weiteren Regelungen des neuen EEG 2023 tritt laut Ministerium zum 1. Januar 2023 in Kraft.
„Angesichts der sich zuspitzenden Klimakrise und des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sind die Erneuerbaren Energien zu einer Frage der nationalen und europäischen Sicherheit geworden“, erklärte Ressortchef Dr. Robert Habeck (Grüne). Das Energiesystem müsse so schnell wie möglich von fossilen Energieträgern auf Erneuerbare Energien umgestellt werden. Von den höheren Vergütungssätzen für Dachsolaranlagen verspricht sich Habeck ein „klares Signal“ an den Markt und einen „entscheidenden Schub“. In Niedersachsen appellierte derweil der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Martin Bäumer, an Umweltminister Olaf Lies (SPD), bürokratische Hürden für die Inbetriebnahme von Solaranlagen abzubauen. „Es kann nicht sein, dass aufgrund formaler und bürokratischer Hürden weiterhin Gas aus den Speichern entnommen wird, während saubere Erneuerbare Energien nicht genutzt werden“, so Bäumer. Nach seinen Angaben gibt es in Niedersachsen betriebsbereite PV-Anlagen, die aber „mangels eines entsprechenden Zertifikats oder aus anderen Gründen“ nicht ans Netz gehen dürften. Fraglich blieb indes, ob mit der Inbetriebnahme nicht zumindest anteilig bis zum Inkrafttreten der höheren Vergütungssätze gewartet wurde.
Der Deichgraf ist eine Frau. Heike Hauschildt heißt sie, in Anspielung an Hauke Haien im „Schimmelreiter“. Als Schimmelreiterin reitet sie allerdings kein Pferd, sondern fährt auf einem weißen Quad über den Deich. Der, so ist sie tief besorgt, muss dringend erhöht werden, um dem Klimawandel standzuhalten. Die Musical Academy Schleswig-Holstein des Nordkollegs wurde durch Theodor Storms Novelle „Der Schimmelreiter“ zu einem Musical inspiriert, das in der nahen Zukunft spielt. Aufgeführt wurde es in der Winkelscheune im Freilichtmuseum Molfsee.
Wir schreiben das Jahr 2025. Heike Hauschildt kehrt nach 15 Jahren nach Koogmarschensiel zurück, ein fiktives Dorf an der Westküste Schleswig-Holsteins. Als versierte Ingenieurin ist sie Deichgräfin geworden statt ihres Konkurrenten, des Bauunternehmers Peter Olsen (bei Storm Ole Peters). Der strebt nur nach seinem Gewinn. Erst Gegner der Deicherhöhung, setzt er mit Intrigen durch, dass er schließlich den Bauauftrag bekommt.
Divergente Interessen
Peter Ole ist nicht der Einzige, der Stimmung gegen die neue Deichgräfin macht. Für den fanatischen Naturschützer Oke Dochtersen beeinträchtigt das geplante Bauwerk die Fauna des Naturerbes Wattenmeer, die Unternehmerin Franziska van Olden will ein Friesenhaus in das Wellnesshotel Atlantis ausbauen (sprechender Name, denn es wird untergehen) und fürchtet das Ausbleiben von Gästen. Und schließlich: Das Ganze soll 24 Mio. € kosten. „Wer soll das bezahlen? Wir Bauern stehn doch eh schon mit dem Rücken zur Wand“, sagt die Landwirtin Vera Kalkbrenner.
Wer hat Recht?
Da haben Stimmen, die um Ausgleich bemüht sind wie die des alten Mannes Manne Jevers (bei Storm Jewe Manners) oder des pragmatischen Bürgermeisters Arp Michelsen wenig Wirkung. Seine Tocher Liv, Freundin des Naturschützers Oke, weiß nicht, wo ihr der Kopf steht. In einem rasanten Rap macht sie ihrer Ratlosigkeit Luft: „Wo kann ich googeln, wer hier Recht hat? Wo mach ich die Welt auch wirklich besser?“ Eigentlich wollen alle lieber feiern, die Jugendlichen ganz besonders, und schlagen die Warnungen in den Wind. „Das mit dem Deich wird doch nicht so heiß gegessen.“
„Besser als jeder Trip“: Jane Trins (Daniela Feuerhak) hat Gesichte, die das kommende Unheil ankündigen.
Doch es ist Handlung geboten. Zunehmende Stürme, Unwetter und Sturmfluten werden per Radiowetterbericht eingespielt, dazu die Verkehrsmeldungen (kleiner Seitenhieb: Vor der Rader Hochbrücke ist immer noch ständig Stau). Dazu unterhöhlen Bisame den Deich, sie gehen unerklärlicherweise nicht mehr in die aufgestellten Fallen. Die alte Jane Trins (bei Storm Trien Jans) hat Gesichte, die das Unheil ankündigen. Erste Überflutungen finden statt, und nun sind die Bürger doch beunruhigt. „Ist es wahr? Halb Sylt ist weg? Dänemark ins Meer zurück?“ – „Wie kann es sein, dass ihr mir immer noch nicht glaubt?“, fragt die Deichgräfin. „Ich kann es nicht ertragen, dass hier jedes Haus mit Mann und Maus in der Nordsee untergeht!“
Billigbau rächt sich
Nun wird der Deich endlich doch erhöht – auf billige Weise, mit der Bauunternehmer Peter sich den Auftrag ergattert hat. In den Klei hat er Sand gemischt – Bäuerin Vera, die sich mit Böden auskennt, entdeckt es. Doch die größte Überraschung: Oke hat mit einer Eingabe erreicht, dass das Gericht die letzte Bauphase stoppt. Er war es auch, der die Bisame von den Fallen vergrämt hat. Naturschützer kommen nicht gut weg in diesem Stück.
15 Darstellerinnen und Darsteller (nur vier Männer darunter) agieren auf der Bühne, teils im Chor, teil mit Sologesang. Viel wird getanzt, und das in ausgereifter Choreografie. Die Darbietung ist rund und professionell. Was muss man an Können mitbringen, um bei so etwas mitmachen zu dürfen? „Nur Spaß am Singen und Spielen“, sagt Regisseurin Claudia Piehl, „die Ausbildung geschieht während des Projektes.“ Weitere Autoren und Komponisten sind Jan-Friedrich Conrad, Enno Johannsen und Bandleader Lars Scheffel – die achtköpfige Band spielt live auf der Bühne (hier sind nur zwei Frauen dabei).
Uneinigkeit lähmt die Zukunftsvorsorge – oben Deichgräfin Heike Hauschildt (Berit Evers), unten Naturschützer Oke Dochtersen (Arne Kers, li.), Bürgermeister Arp Michelsen (Sascha Urban), seine Tochter Liv (Vivien Schmieder)
Zeit für Veränderung
Es kommt, wie es bei so viel Zwietracht kommen muss: Im November 2026 bricht der Deich. Koogmarschensiel geht unter, vier Personen kommen in den Fluten um, darunter die Deichgräfin – hier folgt das Musical der Vorlage von Storm, während es sonst die Handlung sehr frei gestaltet und es bei ein paar Anspielungen auf die Novelle belässt.
„Zeit für Veränderung“ lautet der Schlusssong – eine eindrückliche Warnung vor dem Klimawandel. Vor allem aber eine Warnung vor der zersetzenden Kraft divergenter Teilinteressen in der Gesellschaft, die eine wirkungsvolle Vorsorge verhindern. „Was ist der Deich der Zukunft, wenn jeder eine andere Zukunft sieht?“
Das Stück wird noch einmal aufgeführt am Sonntag, 18. September, in der Sporthalle in Hanerau-Hademarschen und am Tag der Deutschen Einheit, Montag, 3. Oktober, in der schleswig-holsteinischen Landesvertretung in Berlin.
Zum wiederholten Mal waren die Hartpury University und das Hartpury College im britischen Gloucestershire Ausrichter von Nachwuchseuropameisterschaften. In diesem Jahr ritten hier die Dressur- und Vielseitigkeitsreiter um die Medaillen. In der Vielseitigkeit feierten die deutschen Junioren einen Start-Ziel-Sieg von Mathies Rüder und Bon Ton sowie die Bronzemedaille für das U18-Team.
Mit guten Dressurvorstellungen legte das deutsche Juniorenteam der Vielseitigkeitsreiter den Grundstein für den Medaillenerfolg. Sie starteten als Führende ins Gelände und konnten diese Position auch behaupten. Allerdings musste die 17-jährige Isabel Dalecki aus Hamburg mit Caruso JH am Wasserhindernis ausscheiden, sodass die Mannschaft am Sonntag nur noch zu dritt – also ohne Streichergebnis – zum Springen antreten konnte. Damit zählte jeder Ritt und nur einen Punkt hinter den Deutschen lauerten die Briten auf ihre Chance.
Der 15-jährige Matti Garlichs aus Eckernförde legte als erster Deutscher im Parcours vor und kam mit seinem zehnjährigen Westfalen Ludwig fehlerfrei ins Ziel. Damit lag er in der Einzelwertung auf Platz zehn. Die Niedersächsin Hedda Vogler und ihre Stute mussten jedoch zwei Abwürfe in Kauf nehmen.
Dass die deutschen Junioren dennoch eine Teammedaille mit nach Hause nehmen konnten, verdankten sie der Nervenstärke von Schlussreiter Mathies Rüder mit Bon Ton. Der auch im Springsattel erfolgreiche 17-jährige Fehmaraner bestätigte mit einer souveränen Nullrunde die in ihn gesetzten Hoffnungen und sicherte sich zugleich die Goldmedaille in der Einzelwertung. „Das ist schon mit Spannung verbunden“, berichtete er im Nachhinein und fügte hinzu: „Ich kann nicht behaupten, dass ich mich an den Druck schon gewöhnt habe.“Dabei war Bon Ton nur die zweite Wahl für seinen ersten Start bei einer Europameisterschaft (EM). Colani Sunrise, das Nationenpreispferd seines Vaters, das Mathies inzwischen reitet, hatte sich verletzt und musste zu Hause bleiben. Der neunjährige polnische Wallach Bon Ton steht erst seit dem Winter bei Rüders, ist dort aber sehr beliebt. „Er holt sich von jedem die Aufmerksamkeit, die er haben möchte, und es gibt schon mal Streit, wer ihn heute reiten darf“, berichtete Rüder lächelnd.
Trotzdem war er nicht mit den größten Erwartungen nach England gefahren: „Ich wollte einfach nur eine gute Erfahrung machen.“ Nun muss der Schüler das alles erst einmal „sacken lassen“. Doch die nächsten Ziele hat er schon anvisiert: die Deutschen Jugendmeisterschaften im Springen und die Landesmeisterschaften der Junioren in der Vielseitigkeit.
Auch die Jungen Reiter waren bei der Vielseitigkeits-EM am Start. Das deutsche Team konnte zwei Silbermedaillen gewinnen: eine in der Teamwertung sowie eine für Paula Reinstorf und Ilara W in der Einzelwertung.
Endlich! Nach zwei Jahren Zwangspause konnten es die Organisatoren kaum erwarten, nach Corona die legendäre Bargumer Fete und das 27. Bettenrennen zu feiern. Schon im Frühjahr hatte die Planung begonnen, doch je näher der Tag rückte, desto größer wurde die Aufregung. Als die Aufbauarbeiten begannen, wurde schnell spürbar, dass die letzte Fete doch einige Jahre zurücklag.
Mit Engelsgeduld beim Gummistiefelweitwurf
Wo war die Drahtrolle? Wer hatte das Schwarzlicht geliehen? Und wie viele Besucher würden überhaupt kommen? Viele Fragen traten auf, doch nach einer kurzen Eingewöhnungsphase kamen alle Helfer wieder in den altbekannten Schwung und trafen sich bereits vier Tage vor dem Start, um die Vorbereitungen zu erledigen. Am Vorabend war die Anspannung dann groß. Mit so wenig Schlaf wie möglich, aber so viel wie nötig wurden am Sonnabend in aller Frühe die letzten Aufgaben erledigt. Dann fiel der Startschuss und hoch motiviert gingen die Teams mit 36 Bettgestellen an den Start. Die Modelle reichten von kreativ über ausgefallen bis verrückt. Für die Teams galt es aber nicht nur, mit den fahrbaren Gestellen auf Kurs zu bleiben. Sie mussten bei unterschiedlichen Spielen ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Nebenbei war der Fragebogen auszufüllen, auf dem unter anderem Spitznamen erraten werden mussten. Wer sich besonders geschickt anstellte, konnte abends bei der Siegerehrung auf eine Trophäe hoffen. Aber auch die kreativsten Betten wurden belohnt. So erzielte dann die Gruppe „Team Faxe“ den ersten Platz bei den Spielen, dicht gefolgt vom „Zirkus Sternalki“ und der „Laju Höki“. Den Preis für das schönste Bett verdiente sich die „Laju Reußenköge“ mit ihrer Lokomotive, danach folgte das Team „Von innen und außen blau“ und den dritten Platz ergatterte sich die „FF Bargum“.
Nach der Siegerehrung wurde endlich die Musik aufgedreht und die Stimmung nahm Fahrt auf. Bei bestem Open-Air-Wetter tanzten sich alle die Füße wund und gingen erst nach Hause, als die Musik aus war. Belohnt durch einen traumhaften Sonnenaufgang zogen wir bereits das erste Fazit der vergangenen 24 Stunden: „Das war einfach mega“, waren sich alle einig. Die Anstrengung hat sich gelohnt. Nun freut sich das Orgateam schon auf das nächste Mal.
Die Spiele waren genauso verrückt wie die Gestaltung mancher Bettgestelle.
„Ab auf die Bretter“ hieß es beim Stand-up-Paddling der Jungen LandFrauen Plön. Sie trafen sich dazu am Strandbad an der Schwentine in Preetz.
Während sich eine Gruppe im nahe gelegenen Kanucenter aufwärmte, wurde dem anderen Teil beim Aufpumpen der Boards auch schnell warm. Mit Leihboards und eigenen Brettern ging es für eine Gruppe vom Strandbad und für die anderen vom Verleih auf die Schwentine. Dann paddelten beide Gruppen einander entgegen und übten gemeinsam. Nach einer Picknickpause ging es dann noch auf eine zweite Runde. In der zeigte sich gerade bei den Anfängerinnen schon ein toller Übungseffekt. SUP in der Gruppe können die Jungen LandFrauen nur empfehlen. Das macht einfach Spaß.
Weitere Infos zu den Aktivitäten der Jungen LandFrauen unter.landfrauen-schoenberg.de/junge-landfrauen/
Vor der „Seefahrt“ war beim Aufpumpen der SUP Armkraft gefragt. Fotos: Jasmin Untiedt
„Gerecht geteilt ist halbe-halbe“, finden die acht hauptamtlichen kommunalen Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Segeberg. Gemeint ist der Frauenanteil in den politischen Gremien. Um den Frauenanteil bei der nächsten Kommunalwahl 2023 deutlich zu erhöhen, wollen die Gleichstellungsbeauftragten aktive Kommunalpolitikerinnen unterstützen und neue Frauen für das Ehrenamt in der Kommunalpolitik gewinnen. Der KreisLandFrauenverband Segeberg ist Kooperationspartner und unterstützt die Kampagne im Rahmen einer Seminarreihe.
Sabine Rautenberger ist Referentin der Seminarreihe. Foto: hfr
Es sei Zeit, etwas zu ändern, sagt die erfahrene Kommunalpolitikerin Sabine Rautenberg (Grüne), seit 2003 Mitglied im Kreistag Stormarn und stellvertretende Hauptausschussvorsitzende. Es gebe regional große Unterschiede. Habe der schleswig-holsteinischen Landtag seit der Wahl im Mai immerhin eine Frauenquote von fast 38 % erreicht, liege dieser Anteil auf kommunaler Ebene durchschnittlich nur bei 23 %. Während das Amt Trave-Land einen Frauenanteil von 22,6 % hat, liegt der Anteil in Bad Bramstedt bei 30,7 % und in Henstedt-Ulzburg aktuell bei 36,4 %. „Je ländlicher die Kommunen, desto geringer ist der Frauenanteil in den Parlamenten“, so Inge Dieckmann, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bad Segeberg. Vor allem in kleineren Kommunen gebe es immer noch sogar „frauenfreie“ Gemeinderäte.
Um aktive Kommunalpolitikerinnen zu unterstützen und miteinander besser zu vernetzen und auch neue Frauen für das Ehrenamt in der Kommunalpolitik zu gewinnen, startet im September die Seminarreihe „Grundlagen der Kommunalpolitik“.
Im Modul 1 geht es um die Spielregeln der Kommunalpolitik wie Kreis- und Gemeindeordnung und Satzungen, Aufgaben und Pflichten der Abgeordneten. Dazu werden zwei Seminare angeboten: Am Donnerstag, 1. September, im Rathaus Stadt Bad Segeberg, Anmeldung bis 25. August unter gleichstellungsstelle@badsegeberg.de sowie am Mittwoch, 14. September, in der Galerie im Rathaus Norderstedt, Anmeldung bis 7. September unter claudia.meyer@norderstedt.de
Das Modul 2 beschäftigt sich unter dem Titel „Ohne Moos nichts los“ mit dem kommunalen Haushalt, Bauleitplanung und sozialen Themen. Die Seminare dazu laufen am Mittwoch, 28. September, im Rathaus Henstedt-Ulzburg, Anmeldung bis 21. September unter svenja.gruber@henstedt-ulzburg.de sowie am Donnerstag, 29. September, im Rathaus Stadt Bad Segeberg, Anmeldung bis 22. August unter gleichstellungsstelle@badsegeberg.de
Das Modul 3 ist überschrieben mit „Klappern gehört zum Geschäft“. Es geht um den Umgang mit der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie das Netzwerken. Die Termine: Mittwoch, 5. Oktober, im Dorfgemeinschaftshaus in Weede, Anmeldung bis 28. September unter gleichstellung@amt-trave-land.de sowie Donnerstag, 6. Oktober, im Rathaus Kaltenkirchen, Anmeldung bis 29. September unter gleichstellungsbeauftragte@kaltenkirchen.de
Alle Veranstaltungen werden von Sabine Rautenberg geleitet, finden jeweils von 18.30 bis 21.30 Uhr statt und können kostenfrei und unabhängig voneinander besucht werden. Für Getränke und einen kleinen Imbiss ist gesorgt.
Eine lange Blüh- und Reifephase mit ausreichenden Niederschlägen versprach im Sommer eine gute Ernte. Der Raps im Land konnte unter optimalen Bedingungen ausreifen und brachte in den Landessortenversuchen und in der Praxis oftmals über 50 dt/ha bei ebenfalls hohen Ölgehalten. Somit können die Landwirte ob der immer noch hohen Marktpreise auf eine wirtschaftlich erfolgreiche Ernte zurückblicken.
Der im Vergleich zum langjährigen Mittel immer noch sehr hohe Rapspreis lässt den Raps wieder Spaß machen. Dennoch gibt es Schwierigkeiten im Rapsanbau, die in der Anbau- und Sortenempfehlung für die kommende Aussaat berücksichtigt werden müssen. Welche Sorteneigenschaften die Bestandeskapitäne ihren Raps am sichersten um die Klimaklippen und durch die Untiefen des Zulassungssumpfes schippern ließen, ist mit zunehmender Wichtigkeit in die Sortenempfehlung eingeflossen.
Die Rapsaussaatperiode 2021
Ende August 2021 unterbrach ein Regentief die Aussaat des Rapses und läutete den Spätsommer ein. Wer aus Angst vor einem zu späten Saattermin dann in den zu nassen Boden gedrillt hat, hat dem Raps seine Jugendentwicklung deutlich erschwert. Der nach der ersten Septemberwoche einsetzende Regen war dem dann auflaufenden Raps zu viel. Diese Erfahrung musste man auch im Landessortenversuch in Kastorf machen. Der junge Raps, der in der Ein- bis Zweiblattphase Schwierigkeiten bekommen hat, ist besonders anfällig für den Rapserdfloh.
Erdflohschaden im Frühjahr durch späten Befall im Herbst am Standort Sönke-Nissen-Koog
Dabei kristallisierte sich im Nachgang die Erkenntnis heraus, dass der Rapserdfloh, wenn er nicht mehr in den Stoppeln des gedroschenen Rapses zu finden ist, sich früh in die Sommerquartiere zurückgezogen hat. Ist das der Fall, wandert er auch sehr früh in großer Zahl in die Jungrapsbestände ein und verursacht große Schäden. Mit dem Wachsen der Blätter vergrößern sich die typischen Löcher, sodass der Schaden des massiv zugeflogenen Erdflohs auch mit dem Fraßschaden von Schnecken verwechselt werden kann. So mussten viele Landwirte feststellen, dass Schneckenkorn nicht gegen den Erdfloh hilft.
Hier nützten nur das frühe Aufstellen der Gelbschalen, deren tägliche Kontrolle sowie der rechtzeitige Einsatz eines Pyrethroides in den Abend- und frühen Nachtstunden. Warum so spät? Der Rapserdfloh ist ebenso lichtempfindlich wie nachtaktiv. Er verbringt den Tag nicht starr auf den Blättern des Rapses, sondern verborgen unter Kluten und Steinen im Ackerboden. Dort ist er tagsüber vor den direkt wirkenden Pyrethroiden geschützt.
Raps, der früher gedrillt werden konnte und in seiner Entwicklung Anfang September weiter und somit robuster war, konnte dem Reifungsfraß der Erdflöhe „davonwachsen“.
Winterhärte nicht gefordert
Im weiteren Jahresverlauf waren die Bedingungen für den Raps optimal. Die Feiertage um den Jahreswechsel waren zwar frostig, jedoch lag landesweit Schnee auf den Beständen, sodass diese vor dem Frost geschützt waren. Der Winter endete sehr nass, mit teils über 200 mm Niederschlag im Februar.
Mit dem Kriegsbeginn in der Ukraine wurde es auf dem Ölmarkt turbulent. Der Rapspreis explodierte und lag für alte Ware an der Börse im März kurzzeitig über 1.000 €/t. In dieser Zeit stellte sich auch die typische Omega-Wetterlage im Frühjahr ein, bei der ein stabiles Hoch den Zufluss feuchter Luft vom Atlantik blockiert und es über einen Zeitraum von sechs Wochen in weiten Teilen des Landes wenig bis gar nicht regnete. Glücklicherweise waren die Böden vom Februar her noch gut mit Wasser versorgt, und dem Raps stand in dieser Zeit ausreichend Wasser zur Verfügung.
Vegetationsverlauf im Frühjahr
Dennoch war die Nährstoffverfügbarkeit in dieser Zeit eingeschränkt. Bei Sorten mit einem frühen Austrieb und frühem Stängelwachstum steigt der Nährstoffbedarf zeitiger. Sorten mit frühem Längenwachstum reduzierten dann die Seitentriebe, und die Bestände streckten sich optisch dünn. Spät austreibende Sorten, wie ‚Ludger‘ oder ‚Ambassador‘, die in dieser Zeit noch im Endstadium ihrer Winterruhe sind, haben so früh noch keinen erhöhten Nährstoffbedarf. Dieser stieg erst mit dem Einsetzen der Regenfälle zum Ende der ersten Aprildekade mit besserer Nährstoffmobilität.
Früh austreibende Sorten, deren Bestand erst durch das Fehlen der Seitentriebe dünn war, schoben die Seitentriebe dann später nach und blühten an den Seitentrieben entsprechend später. Im weiteren Verlauf war der Sommer eher feucht und kühl, sodass die Bestände gut ausreifen und lange um- und einlagern konnten. Auch das war ein Glücksfall für Sorten, die früh reduziert hatten: Sie konnten noch Ertrag über die lang anhaltende Einlagerung und eine hohe Tausendkornmasse retten.
Der bundesweit heißeste Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnung hat die Rapsernte in den letzten Tagen der Abreife noch einmal stark beschleunigt. Die Hitze an sich war kein Problem für den bis dahin schon reifen, aber noch feuchten Raps. Sie war eher nützlich, da sie Sorten mit starker Reifeverzögerung doch deutlich beschleunigte. So konnte in den Landessortenversuchen am 25. Juli der erste Raps mit unter 7 % Feuchtigkeit gedroschen werden.
Alles in allem war es ein weitestgehend zufriedenstellendes Rapsjahr mit einigen emotionalen Berg- und Talfahrten.
Blick auf die Stängel in einer Randparzelle: links ‚PT 303‘, rechts eine weniger gesunde Sorte
Einflüsse auf die Sortenempfehlung
Die Benotung der Entwicklung vor Winter in der Beschreibenden Sortenliste ist an die Eigenschaft der Stängelbildung vor Winter gekoppelt und nicht an die Massebildung der Pflanze im Allgemeinen. In den jüngeren Sorten trat, unabhängig von der Temperatursumme, vor der Winterruhe kein Stängelwachstum mehr auf. Wenn doch, führte das, selbst bei Verlust der Blattmasse, nicht mehr zur Auswinterung. Daher sind fast alle neuen Sorten in diesem Merkmal mit der Note 5 in der Beschreibenden Sortenliste eingestuft. Bei diesem Merkmal wird daher eher auf eigene Beobachtungen zurückgegriffen. Im Hinblick auf den immer weniger zu kontrollierenden Erdflohbefall im Herbst ist die frühe, schnelle Etablierung ohne Herbstdüngung essenziell, um eventuellen Fraßschäden durch massiven Erdflohbefall davonzuwachsen.
Zur Herstellung von Stickstoffdünger wird Erdgas benötigt. Einerseits stellt es den Wasserstoff zur Verfügung, um aus Luftstickstoff Ammoniak herzustellen, andererseits wird die Energie benötigt, um den Katalysator dafür auf zirka 500 °C zu heizen. Sowohl der Großteil des Erdgases wie auch der überwiegende Teil des Stickstoffdüngers kamen bis zum Kriegsbeginn in der Ukraine aus Russland. So scheint es immer noch große Ungewissheit zur Versorgungslage mit Stickstoffdünger zu geben. Sollte Stickstoff in der nächsten Zeit schwerer verfügbar sein, muss er da eingesetzt werden, wo er den größten Einfluss auf den Ertrag hat – im Frühjahr.
Also: keine Düngung im Herbst, Erdflöhe, wenige insektizide Wirkstoffgruppen, eventuell hohes Niveau an Pyrethroidresistenz in den Erdflohpopulationen – daraus folgt frühe Aussaat mit starkwüchsigen Sorten. Vom Prinzip her muss man den Raps im Herbst mit Vollgas anfahren, um dann die Handbremse in Form von Wachstumsreglern zu ziehen, um eventuelles Stängelwachstum zu bremsen. Je weniger Möglichkeiten in Form von Dünger und Pflanzenschutz zur Verfügung stehen, desto wichtiger werden ackerbauliche Maßnahmen wie Fruchtfolge, Saatzeit und Sortenwahl.
Leistung und Empfehlung für die Marsch
Wie im Vorjahr wurden im Sönke-Nissen-Koog und in Elskop insgesamt zwei Landessortenversuche (LSV) in der Marsch angelegt. Im Sönke-Nissen-Koog wurde der Versuch am 24. August gedrillt, der Versuch in Elskop am 2. September. Beide liefen zügig auf, wobei in Elskop ein stärkerer Erdflohbefall festgestellt werden musste und der Versuch etwas länger brauchte, um seine Reihen zu schließen. Im Koog konnten sich alle Versuche gut entwickeln. Über Winter gab es keinerlei Probleme. In den kalten Tagen über den Jahreswechsel lag auf allen Versuchen Schnee. Erst im Frühjahr zeigte sich, dass der Versuch im Sönke-Nissen-Koog doch stärker vom Erdfloh befallen war, als es im Herbst schien.
Wie im Bild zu sehen, wurde im Bestand nesterweise Besenwuchs festgestellt, der auftritt, wenn die Seitentriebe den Haupttrieb überwachsen. Der Versuch in Elskop ist im Frühjahr stark von Tauben geschädigt worden, sodass er auch seinen Blattapparat neu entwickeln musste und eher langsam in die Entwicklung ging. Glücklicherweise waren die Bedingungen nach dem Ende der Frühjahrstrockenheit bis zur Abreife ideal, sodass die Versuche erfolgreich beerntet werden konnten. Beide Versuche erreichten jedoch nur das Ertragsniveau des Vorjahres. Daher wird hier bei der Sortenwahl überwiegend die Hohenheimer Serienauswertung berücksichtigt.
Unter den drei- und mehrjährig geprüften Sorten konnten ‚Smaragd‘, ‚Ivo KWS‘ und ‚Ambassador‘ aufgrund der Serienauswertung empfohlen werden, wobei ,Smaragd‘ aufgrund des hohen Ölgehaltes in diesem Jahr bei der Marktleistung noch einmal zwei Prozentpunkte gegenüber dem Kornertrag zulegen konnte. Ebenso wie in Kastorf zeigt sich ‚Ernesto KWS‘ sehr robust bei Erdflohbefall, die Sorte konnte sich an den Befallsstandorten gegenüber der Serienauswertung verbessern.
Im zweijährig geprüften Sortiment zeigten ‚Daktari‘ und ‚Allesandro KWS‘ ein hervorragendes Ergebnis in der Serienauswertung. ‚Allesandro KWS‘ konnte sich durch ihren am Standort hohen Ölgehalt noch um zwei Prozentpunkte verbessern.
Im einjährigen Sortiment ist die Serienauswertung noch grau hinterlegt, sie besteht aus deutlich weniger Werten als die zwei- und dreijährigen Sortimente, gegebenenfalls ist die Sorte an einigen Standorten noch gar nicht geprüft. Diese Zahlen können sich zum nächsten Jahr noch einmal stark verändern, da nur die bis zum Jahr 2021 gelaufenen Versuche berücksichtigt sind.
Spannend in dem Sortiment ist die Sorte ‚PT 303‘, die eine starke Toleranz gegenüber Sclerotinia besitzen soll und sich in den Versuchen auch deutlich gesünder als die bekannten, eher anfälligen Sorten präsentiert hat. Außerdem sollten aufgrund des hohen Ertragsniveaus auch ‚Picard‘, ‚Scotch‘, ‚LG Adonis‘ und ‚Davos‘ im Auge behalten werden. Besonders ‚Davos‘ legt aufgrund ihres hohen Ölgehaltes noch einmal zwei Prozentpunkte in der Marktleistung gegenüber dem Kornertrag zu.
Rapsernte bei bestem Wetter und trockenem Bestand in Loit: So kann es laufen!
Sortenempfehlung für die Geest
Auf der Geest konnte im Herbst 2021 nur ein Landessortenversuch angelegt werden. Dieser konnte aber sehr gut etabliert werden und lief ohne weitere Schwierigkeiten durch den Winter. Die Trockenheit im Frühjahr war in Schuby deutlicher zu spüren, und so blieben die Bestände allgemein etwas dünner und niedriger als auf den besseren Standorten. Dennoch konnte auch in Schuby unter dem Düngeregime für Rote Gebiete ein Ertrag von 45 dt/ha erzeugt und somit der Vorjahresertrag um 6 dt/ha übertroffen werden.
Im dreijährigen Sortiment sticht einmal mehr die Sorte ‚Ambassador‘ heraus. Dies spiegelt sich auch in der Serienauswertung wider. In Schuby folgt auf Platz zwei ihre Vorgängerin ‚Architekt‘. Ebenfalls zeigen sich ‚Armani‘ und ‚Smaragd‘ sehr ertragsstark. Was für die Sorten eher untypisch ist, ist, dass ‚Ambassador‘ und ‚Architekt‘ aufgrund ihrer Ölgehalte in der Marktleistung noch einmal einen Prozentpunkt zulegen können. Bei ‚Armani‘ und ‚Ivo KWS‘ ist die Zunahme ebenso überraschend wie die Abnahme der Marktleistung um zwei Prozentpunkte bei ‚Smaragd‘.
Im zweijährigen Sortiment haben in den Vorjahren ‚Allesandro KWS‘ und ‚Daktari‘ hervorragend abgeschlossen. Die überdurchschnittlichen Kornerträge in der Serienauswertung stimmen jedoch nicht ganz mit den Ergebnissen aus diesem Jahr überein. Die Sorte ‚Aganos‘ stammt auch aus dem Hause Limagrain und geht auf dieselbe Genetik wie ‚Ambassador‘ zurück. Auf dem Standort Schuby weist diese Sorte im zweijährigen Sortiment den höchsten Kornertrag auf. Alle drei genannten Sorten konnten sich aufgrund ihrer überdurchschnittlichen Ölgehalte um ein bis zwei Prozentpunkte in der Marktleistung verbessern.
Im dreijährigen Sortiment stechen ‚Picard‘ und ‚LG Adonis‘ heraus, wobei nur ‚LG Adonis‘ in der Marktleistung noch einmal einen Prozentpunkt zulegen konnte, aber dennoch nicht ganz an das Niveau von ‚Picard‘ heranreicht.
Standorte des Östlichen Hügellandes
In Loit und Futterkamp konnten die Versuche bereits im August gedrillt werden und sich im Herbst gut entwickeln. Dabei profitierte besonders Futterkamp von der Nähe zum Wasser. Aufgrund der höheren Temperaturen im Herbst ist die Vegetation dort ein paar Tage länger, und der Raps kann sich weiterentwickeln und mit höherer N-Aufnahme in den Winter gehen. Im Frühjahr hingegen erwärmt sich der Standort später. Dadurch ist Futterkamp in der Entwicklung immer etwas hinterher, was in diesem Jahr auch bei den frühen Sorten zu einem späteren Austrieb und somit höherem N-Bedarf erst nach der trockenen Phase geführt hat. Dadurch konnte sich der Raps eigentlich das ganze Jahr hindurch ohne Stress entwickeln und bei guter Wasserversorgung bis zur Ernte physisch voll ausreifen und trocken geerntet werden.
Diese Bedingungen spielen den Sorten mit norddeutscher Genetik in die Hände. Sie haben offenbar gegenüber den kontinentalen Sorten ein höheres Ertragspotenzial, das jedoch zur Ausbildung der vollen Erträge eine bessere Wasserversorgung benötigt. Bei Trockenheit fallen die Erträge schneller ab als bei Sorten mit kontinentaler Genetik. Jedoch verwäscht sich dieser Trend langsam, da die Züchter intensiv zusammenarbeiten. ‚Picard‘ etwa ist eine Hybride aus einer maritimen Mutterlinie und einer kontinentalen Vaterlinie und scheint in allen Bodenklimaräumen gut zurechtzukommen.
Im dreijährigen Sortiment gibt es daher wenig Überraschendes. Entsprechend der Serienauswertung sind ‚Ambassador‘ und ‚Smaragd‘ empfohlen. Unter den diesjährigen Bedingungen haben auch ‚Heiner‘ und ‚Ernesto KWS‘ die gleiche Leistung gezeigt. Am stärksten zeigt sich jedoch ‚Ivo KWS‘, die unter den Futterkamper Bedingungen noch einmal zwei Prozentpunkte in der Marktleistung gegenüber dem Ertrag zulegen konnte. Im Östlichen Hügelland präsentiert sich das gesamte zweijährig geprüfte Sortiment sowohl in der Ertragsleitung an den Standorten als auch in der Serienauswertung nur durchschnittlich.
Spannend ist auch hier der Blick in das einjährig geprüfte Sortiment. Hier muss erwähnt werden, dass die Datenbasis für die Serienauswertung noch gering ist und die Werte daher grau sind. Die Erfahrung zeigt auch, dass junge Sorten im ersten LSV-Jahr oftmals sehr ertragsstark sind. Dennoch liegt das Leistungsniveau von ‚Picard‘ und ‚LG Activus‘ mit rund 110 % auf einem Niveau, das auch in den kommenden Jahren überdurchschnittliche Erträge verspricht, zumal beide Sorten auch in den Wertprüfungen herausragende Erträge erzielt haben.
Ein Blick in die Serienauswertung verrät, dass ‚PT 303‘ sehr stark aus den Vorprüfungen kommt, aber dieses Jahr diese relative Leistung nicht zeigen konnte. Wenn man das aber umrechnet, dann sind 100 % von 57 dt immer noch 3 dt mehr als 106 % von 51 dt. Die Sorte selbst weist eine enorme Stängelgesundheit auf und zeigt sich auch bei Sclerotiniabefall in den Versuchen gesund.
Was noch zu erwähnen bleibt, ist, dass das mittlere Ertragsniveau in Futterkamp das Vorjahresniveau um 1 t überschreitet. Und auch Sorten, die im Vergleich zum Vorjahr in ihren Relativerträgen einige Prozentpunkte verloren haben, haben in diesem Jahr ihr Vorjahresniveau weit überschritten.
Die Leistungsprüfung der Kohlherniesorten findet sich hier.