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Ein Leitfaden für sichere und artgerechte Lösungen

Die Vorgaben und Empfehlungen für den Zaunbau in der Pferdehaltung waren bisher sehr überschaubar. Die Umsetzung in der Praxis sieht hingegen anders aus und weist eine Vielzahl an Zaunvariationen auf, von denen viele als unzureichend einzuordnen sind. Im schlimmsten Fall sind Verletzungen vorprogrammiert. Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) hat nun mit Unterstützung einer Expertengruppe ein Merkblatt zu diesem Thema erarbeitet.

Das DLG-Merkblatt 476 vermittelt dem praktischen Pferdehalter die notwendigen Grundlagen, um Pferde so einzufrieden, dass sie sicher untergebracht sind. Denn als Tierhalter ist man in der Verantwortung für eine verhaltensgerechte Unterbringung, wozu auch die Einzäunung der von Pferden genutzten Flächen gehört. Für das Pferd als Fluchttier muss die Einzäunung gut sichtbar, stabil und möglichst ausbruchsicher sein.

Die Anforderungen an einen Zaun unterscheiden sich je nach Einsatzbereich und Standort der Umzäunung. Der Außenzaun muss besondere Beachtung finden, da er die Begrenzung zur Außenseite einer Pferdehaltung darstellt, beispielsweise zu einer Straße. Der Innenzaun unterteilt die Fläche, die von einem Außenzaun umgrenzt ist.

Die Anforderungen an die Ausbruchsicherheit von Außen- und Innenzäunen unterscheiden sich deutlich, vor allem hinsichtlich der Zaunhöhe und der Anzahl der Querverbindungen. Auch spielt die Entfernung zu Risikobereichen eine entscheidende Rolle: Befindet sich der Aufenthaltsort der Pferde in weniger als 1 km Entfernung zu einem Risikobereich, muss der Außenzaun höhere Anforderungen erfüllen. Risikobereiche sind etwa Autobahnen, stark befahrene Straßen, Bahnlinien oder Flugplätze.

Hier sind als Außenzäune Elektro­festzäune mit mindestens dreireihigen Querverbindungen notwendig. Abhängig von der Größe der Tiere, die auf der Weide gehalten werden, werden die Höhen der Querverbindungen ausgewählt. Für Hengste und Springpferde liegen diese beispielsweise bei 160 cm, 110 cm und 60 cm (siehe Tabelle).

Zäune müssen den Pferden angepasst sein. Ein Hengst oder ein Springpferd braucht einen anderen Zaun als ein Pony. Foto: Imago

Für Weiden abseits von Risikogebieten sowie für Innenzäune sind zweireihige Querverbindungen ausreichend. Die unterste Strom führende Reihe sollte für Pferde nicht tiefer als 60 cm (45 cm bei Ponys) verlaufen, da dies den Kontakt des Pferdes mit dem Zaun minimiert.

Holzzäune haben sich bewährt

Um bei der Vielfalt an Material eine Auswahl treffen zu können, müssen vorab die Anforderungen an die Umzäunung und auch die Möglichkeiten des Geldbeutels berücksichtigt werden. Im Zaunbau trifft mit Sicherheit immer zu: Wer billig kauft, kauft mindestens zweimal.

Ein Holzzaun mit behandelten Pfosten und Halbrundriegeln hat sich bisher auf allen Standorten bewährt und bietet je nach Verarbeitung und Bodenbeschaffenheit eine stabile Umzäunung für zehn bis 15 Jahre. Holzpfosten aus gespaltenem Holz sind haltbarer, da die Fasern nicht beschädigt wurden. Als heimische Harthölzer können Robinie, europäische Eiche und Edelkastanie verwendet werden. Weichholz sollte kesseldruckimprägniert sein. Teerölsubstanzen sollten aus Umweltschutzgründen nicht verwendet werden.

Für Holzpfähle sowie für witterungs-, frost- und UV-beständige Recyclingkunststoffpfähle haben praktische Erfahrungen gezeigt, dass sie als Streckenpfosten einen Durchmesser von mindestens 10 cm haben und mindestens zu einem Drittel ihrer Länge im Boden versenkt werden sollten. Daraus ergeben sich Pfahlhöhen von 1,60 bis 2,20 m. Bei Eck- und Torpfosten ist sogar eine Mindestdicke von 12 cm empfehlenswert. Zusätzlich sollte der Pfosten zu mindestens 40 % seiner Gesamtlänge in den Boden eingelassen werden.

Auch dicke Metallpfähle können zum Einsatz kommen. Von Baustahl-, Federstahl- oder Winkelstahlpfählen wird wegen ihrer geringen Dicke abgeraten. Sie sollten nur in der Rinderhaltung verwendet werden, in der Pferdehaltung besteht eine große Verletzungsgefahr.

Verletzungsrisiko minimieren

Die Pfostenabstände hängen vom Material der Querverbindungen sowie von der Wind- und Schneelast ab. So kann bei einem Elektrofestzaun mit kunststoffummantelten Drähten ein Abstand von 6 bis 8 m gewählt werden, bei einem Elektrofestzaun mit Breitband nur von 3 bis 6 m. Bei Zäunen mit breiten Bändern müssen auch die Streckenpfähle in der Lage sein, Kräften durch Wind oder Schnee standzuhalten. In vielen Regionen Schleswig-Holsteins wird von der Verwendung von Breitbändern abgeraten, da die Windanfälligkeit zu stark ist. Hier werden stattdessen Elektroseile (ab 6 mm) oder kunststoffummantelte Drähte empfohlen.

Häufige Schwachstellen im Zaun sind Tore, daher gilt hier: so viele wie nötig, so wenige wie möglich. Sie sollten möglichst nicht in Ecken oder bei Richtungsänderungen angebracht werden, da sonst die Stabilität des Zaunes reduziert wird. Das Tor muss so schließen, dass es keine Zwischenräume zu den Torpfosten gibt, in denen die Tiere mit ihren Gliedmaßen hängen bleiben können. Eventuell kann es sinnvoll sein, auf der Torinnenseite eine Litze anzubringen, zum Beispiel ein Expanderseil, um die Pferde vom Tor fernzuhalten. Torverschlüsse müssen immer abgerundet oder verdeckt sein, um das Verletzungsrisiko zu minimieren.

Aus Sicht der Menschen ist es wichtig, dass sich das Tor möglichst mit einer Hand leicht öffnen und schließen lässt. Dafür bieten sich breite Stahltore mit pferdegerechten Gitterabständen an, die nach innen zur Koppelseite zu öffnen und vorzugsweise mit einer stromführenden Litze auf Abstandsisolatoren versehen sein sollten. Torgriffe müssen griffsicher und isoliert sein. Spiralfedern dürfen in der Pferdehaltung keine Verwendung finden, sie sind tierschutzwidrig und somit verboten. Das Pferd kann sich mit seinem Langhaar darin verfangen und es kann zu Panikreaktionen kommen.

Zaunkontrolle dokumentieren

Die Auswahl der Weidezaungeräte richtet sich nach der Zaunlänge, dem Bewuchs, der Notwendigkeit einer permanenten Zaunkontrolle und dem Vorhandensein eines festen Elektroanschlusses. Das arttypische Verhalten eines Pferdes erfordert über die gesamte Zaunstrecke ausreichend hohe und gleichmäßige Zaunspannung.

Es gibt eine Reihe von Geboten und Verboten beim Elektrozaunbetrieb, die sich an den Vorgaben der DIN VDE 0131 orientieren:

Elektrozaungeräte nie in feuergefährdeten Räumen wie Scheunen und Stallungen unterbringen

Einbau einer Blitzschutzeinrichtung zur Verhütung von Blitzschäden

keine Verwendung von Stacheldraht als Elektrozaun

Versorgung eines Elektrozauns nur durch ein Elektrozaungerät

Kennzeichnung durch Warnschilder „Vorsicht Elektrozaun“ alle 100 m an Elektrozäunen, die an öffentlichen Straßen oder Wegen errichtet werden

Die Zaunkontrolle muss täglich erfolgen. Es wird empfohlen, diese gemeinsam mit der Prüfung der Zaunspannung zu dokumentieren, beispielsweise im Zauntagebuch. Dies erleichtert im Schadensfall den Nachweis darüber, dass die geforderte Sorgfaltspflicht erfüllt wurde. Bei der Sichtprüfung sollte darauf geachtet werden, dass der Zaun auf seiner gesamten Länge unbeschädigt ist, die Weidetore in Ordnung sind, keine Zaunleiter durchhängen und die Stromführung nicht durch Bewuchs behindert ist. Zuletzt sollte auch geprüft werden, ob das Weidezaungerät funktionstüchtig und der Zaunanschluss sowie die Erdung gesichert sind.

Baurechtliche Aspekte beachten

Viele Faktoren müssen beim Bau eines ausbruchsicheren und stabilen Zauns berücksichtigt werden: Materialauswahl, Nutzung, räumliche Lage, Besatzdichte, Aufenthaltsdauer und natürlich die auf der Weide zu haltenden Pferde. Ponys brauchen eine andere Einzäunung als Springpferde oder Hengste. Jede einzelne Komponente einer Zaunanlage muss zur Sicherheit des Weidezauns bei­tragen.

Kommt es doch zum Ausbruch oder einer Verletzung, muss sich der Tierhalter auch mit der Haftung oder im schlimmsten Fall mit strafrechtlichen Konsequenzen auseinandersetzen. Auch darüber gibt das DLG-Merkblatt 476 Auskunft, ebenso wie über baurechtliche Anforderungen. Im Außenbereich dürfen nur privilegierte Landwirte nach § 201 Baugesetzbuch „offene, sockellose Einfriedungen, ohne Höhenbegrenzung“ genehmigungsfrei errichten. Für Hobbytierhalter und gewerbliche Betriebe bedeutet das, dass sie einen Bauantrag stellen müssen.

Das Merkblatt kann bei der  DLG unter „Publikationen“ gelesen und heruntergeladen werden.

Projekt „Schulklassen auf dem Bauernhof“

Der Lernort Bauernhof kommt gut an, dies zeigen Ergebnisse einer Befragung unter Lehrkräften im Rahmen des Projektes „Schulklassen auf dem Bauernhof“. Dabei wurden Lerneinheiten auf Höfen, die beim Projekt registriert sind, evaluiert. Die Ergebnisse sind ermutigend und zeigen das Potenzial des Lernortes Bauernhof.

Die Befragung wurde über das Evaluationsportal Lehrkräfte­Onlinedienst für Schleswig-Holstein (LeOniE.SH), das das Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holsteins (IQSH) anbietet, durchgeführt. Befragt wurden Lehrkräfte, die mit ihren Klassen 2021 eine Lerneinheit am Lernort Bauernhof (LoB) wahrgenommen haben. Sie wurden gebeten, zwölf Fragen zur inhaltlichen Ausgestaltung und Organisation des Besuchs am LoB zu beantworten. 60 Lehrkräfte äußerten sich. Im Folgenden werden Teile der Ergebnisse vorgestellt.

Insgesamt fanden im Jahr 2021 165 Besuche am LoB statt. Der Großteil lag in den Sommermonaten, das Frühjahr konnte aufgrund der Corona-Beschränkungen kaum genutzt werden. Es war eine besondere Leistung der Betriebe, während der arbeitsintensiven Monate zusätzlich Schulklassen zu empfangen.

Durchweg positive Wahrnehmung

Es wurden vier Fragen zur inhaltlichen Gestaltung der Lerneinheiten am Lernort Bauernhof gestellt.

90 % der Lerneinheiten knüpften nach Einschätzung der Lehrkräfte gut an den Lehrplan an. Es sei wichtig, detaillierte Absprachen mit den Lehrkräften zu treffen, damit der Besuch am LoB den Unterricht in der Schule optimal ergänzt (Abbildung 1).

Das Ergebnis zeigt, dass der Ansatz „Lernen durch Erleben“ in bester Weise im Rahmen der Lerneinheiten auf den Höfen umgesetzt wurde (Abbildung 2).

Insgesamt wird das außerschulische Lernangebot sehr positiv bewertet. Die Aussage lässt darauf schließen, dass die Lerneinheiten einen guten Mix aus Wissensvermittlung, Kompetenzförderung und Spaß beim Lernen boten – wichtige Elemente zur Förderung der Bildung für nachhaltige Entwicklung (Abbildung 3).

Da das Projekt Schulklassen auf dem Bauernhof auch das Ziel verfolgt, nicht nur einmalige Besuche am Lernort Bauernhof zu fördern, sondern am besten kleine Projekte mit mehrmaligen Besuchen, ist das Ergebnis der diesjährigen Umfrage besonders erfreulich. Denn 93 % der Lehrkräfte haben laut Umfrage Interesse, den Lernort Bauernhof häufiger in den Unterricht einzubinden. In den kommenden Jahren sind dafür entsprechende Strukturen zu fördern wie mehr Höfe in der Nähe von Schulen, Zuschüsse für Fahrten zu außerschulischen Lernorten wie im Kreis Rendsburg-Eckernförde, damit das grundsätzliche Interesse der Lehrkräfte auch in die Tat umgesetzt werden kann (Abbildung 4).

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Lernangebote in Inhalten und Form sehr hoch geschätzt werden.

Themenspektrum der Lerneinheiten

Das Themenspektrum der Lern­einheiten, die am LoB angeboten wurden, war breit gefächert. Das Thema Milchviehhaltung wurde am häufigsten bearbeitet (31 %), gefolgt von Gemüse- und Obstanbau (19 %) sowie Getreideanbau (14 %). Verarbeitung und Vermarktung wurden mit 7 % angegeben und der Vergleich konventionelle Landwirtschaft und biologische Landwirtschaft mit 5 %. Hoch war mit 18 % der Anteil Sonstiges. Betrachtet man sich diese Nennungen näher, dann gehören dazu unter anderem Lern­einheiten zum Thema Wald, Vertiefung des Unterrichtsstoffes Naturwissenschaften (NaWi), „Vom Schaf zum Wollpullover”, Kartoffeltag, „Der Knick”, „Kunst und Kuh“ sowie „Wie ich wurde, wer ich bin – Hofladen/Tourismus“.

Rahmenbedingungen der Besuche am LoB

Die Fragen zum Lerninhalt wurden von Fragen zur Organisation der Besuche auf den Höfen begleitet. Es zeigte sich, dass die meisten Schulen aus den Kreisen Rendsburg-Eckernförde und Schleswig-Flensburg den außerschulischen Lernort Bauernhof aufgesucht haben. In diesen beiden Kreisen sind auch relativ viele Höfe in der Kartei des Projektes „Schulklassen auf dem Bauernhof“ gelistet (Rendsburg-Eckernförde 15 Betriebe, Schleswig-Flensburg zwölf Betriebe; Stand Dezember 2021). Auf dem Gebiet der kreisfreien Städte Kiel und Flensburg gibt es noch keinen gelisteten Betrieb. Insgesamt wurden zum Ende des Jahres 2021 in der Höfekartei des Projektes 81 Betriebe geführt – ein deutlicher Anstieg zum Jahr 2020, als 65 Höfe in der Kartei registriert waren.

Es ist ein schöner Erfolg, dass trotz Corona Betriebe ins Projekt eingestiegen sind.

Es fällt auf, wie hoch der Anteil der Klassen ist, die mit einem gemieteten Bus auf den Hof kamen (30 %). Das zeugt von großem Engagement der Lehrkräfte, den Besuch auf dem Hof umzusetzen. Die Variante Fahrgemeinschaft wurde von 14 % der Schulklassen gewählt. Gut ein Drittel kam zu Fuß (35 %). Das lässt auf eine geringere Distanz zwischen Schule und Hof schließen. Damit sind auch häufigere Besuche am LoB pro Jahr möglich. Kooperationen zwischen Schulen und Höfen können sich leichter bilden.

Häufigere Besuche einer Klasse am LoB im Verlauf des Jahres sind ein erklärtes Projektziel. Die gute Erreichbarkeit des Hofes ist eine wichtige Voraussetzung dafür.

Der Lernort Bauernhof hat in der Befragung der Lehrkäfte gut abgeschnitten. Foto: iStock

Großes Potenzial des Lernortes Bauernhof

Die Ergebnisse sind in jeder Hinsicht bestärkend und machen Lust auf mehr. „Mehr“ meint, die Wirkungsfähigkeit des LoB noch zu verstärken. So nimmt der Lernort Bauernhof eine besondere Stellung unter den Lernorten ein, da hier die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie und Soziales – gleichermaßen mit Aufgabenstellungen für die Schüler unterfüttert werden können. Als Beispiele sind zu nennen: Aufgaben zum Thema Tierhaltung, zur Milchpreisbildung oder zum Beruf Landwirtin/Landwirt.

Anknüpfungspunkte für unterschiedliche Fächer

Der LoB bietet viele Anknüpfungspunkte an verschiedene Fächer, wie hier dargestellt:

Biologie ➔ Tierhaltung, Stoffkreisläufe

Chemie ➔ Bodenproben

Geografie ➔ Heimat-/Kultur- und Naturraum

Mathematik ➔ Längen, Flächen, Gewichte

Geschichte ➔ Strukturwandel

Wirtschaft/Politik ➔ Agrar-/Strukturpolitik, Preise

Ethik/Deutsch ➔ Fair Trade/Schilderungen

Kunst ➔ Landart

Die Vielfalt der Fächer und Themen zeigt auch, dass der landwirtschaftliche Betrieb für alle Klassenstufen Interessantes zu bieten hat.

Kompetenzen werden gezielt gefördert

Neben Wissen können insbesondere auch Kompetenzen am LoB gefördert werden: selbstentdeckendes Lernen, Offenheit und neue Perspektiven berücksichtigender Wissensaufbau, der Erwerb von Urteilskompetenz, gemeinsam und vorausblickend eine Aufgabe zu erledigen, Mut zu haben, etwas Neues auszuprobieren – um nur einige Beispiele zu nennen.

Hier gibt es noch viele Entwicklungsmöglichkeiten bei der Ausgestaltung der Lerneinheiten.

Um dieses Potenzial optimal ausschöpfen zu können, bietet die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein verschiedene Fortbildungsmöglichkeiten an: zum einen den mehrmoduligen Bauernhofpädagogikkurs sowie zum anderen den eineinhalbtägigen Kurs „Eine Schulklasse kommt – was nun?”

Termine sollten schon vorgemerkt werden: Der nächste ist am 27./28. Oktober in Bad Oldesloe. Für diejenigen, die schon länger dabei sind, gibt es zahlreiche Aufbaukurse.

Das gute Abschneiden des LoB bei der Bewertung der inhaltlichen Fragen der Evaluation fußt auf der stark ausgeprägten Fortbildungsbereitschaft der Projektbetriebe und ihrem großen Engagement, den Lernort Bauernhof fortzuentwickeln. Das Projektteam hofft auch dieses Jahr auf ein Anwachsen der Höfekartei und freut sich über jeden Betrieb, der zum Projekt dazustößt. Weiter Infos dazu unter lernendurcherleben.de

Ansprechpartnerin ist die Autorin; cwellensiek@lksh.de

Tolle Resonanz bei Treffen ehrenamtlicher Richter

Im Juni trafen sich die ehrenamtlichen Landwirtschaftsrichter der Kreise Nordfriesland und Schleswig-Flensburg im Grünen Zentrum der Landwirtschaftskammer in Bredstedt, um sich auszutauschen und untereinander kennenzulernen. Die ehrenamtlichen Landwirtschaftsrichter aus dem Kreis Dithmarschen kamen ebenfalls kürzlich im Agrarzentrum in Heide zusammen.

Für die Kreise Nordfriesland und Schleswig-Flensburg wurden insgesamt 48 Kandidatinnen und Kandidaten durch die Repräsentanten der Landwirtschaftskammer, Thomas Kühl (für den Wahlbezirk Nordfriesland) und Ute Matthiesen (für den Wahlbezirk Schleswig-Flensburg), für das Amt des ehrenamtlichen Landwirtschaftsrichters an den Amtsgerichten Schleswig, Flensburg, Husum und Niebüll vorgeschlagen. Ernannt wurden für die Amtsperiode 1. Januar 2022 bis 31. Dezember 2026 für diese vier Gerichte insgesamt 36 ehrenamtliche Landwirtschaftrichterinnen und -richter.

Für den Kreis Dithmarschen schlug Eike Brandt (Repräsentantin für den Wahlbezirk Dithmarschen) für das Amtsgericht Meldorf 24 Kandidatinnen und Kandidaten vor, von denen 16 zu ehrenamtlichen Landwirtschaftsrichtern ernannt wurden.

Der Vizepräsident der Landwirtschaftskammer, Arno Carstensen, Thomas Hansen (Kreisvorsitzender Kreisbauernverband Husum-Eiderstedt) und Thies Hadenfeldt (Kreisvorsitzender Kreisbauernverband Dithmarschen) fanden in ihren Grußworten lobende Worte für den ehrenamtlichen Einsatz der Richterinnen und Richter und hoben hervor, wie wichtig die Besetzung dieser Posten für den landwirtschaftlichen Berufsstand ist.

Bereichert wurden die Richtertreffen durch Vorträge über die Aufgabe der ehrenamtlichen Landwirtschaftsrichter von Christoph Salamon, Direktor des Amtsgerichts Niebüll, und Dr. Sebastian Günther, Richter am Amtsgericht Meldorf. In Heide begrüßte auch Sönke Harders (sozioökonomischer Berater der Landwirtschaftskammer) die Gäste und berichtete über das Beratungsangebot des Kammerstandortes Heide. Unter den Gästen waren außerdem die haupt- und ehrenamtlichen Vertreter der Kreisbauernverbände Schleswig, Flensburg, Husum-Eiderstedt, Südtondern und Dithmarschen. Die ebenfalls sehr informativen Vorträge des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) von den Referenten Thomas Lorenzen-Post und Carlos Hasen­pusch in Bredstedt und Matthias Tiemann in Heide über die Aufgaben des LLUR und das Thema Höfeordnung ergaben jeweils rege Gespräche unter den Teilnehmern.

Verabschiedung der ehrenamtlichen Landwirtschaftsrichter in Bredstedt v. li. n. r. Melf Melfsen, Repräsentantin Ute Matthiesen, Repräsentant Thomas Kühl, Heinz Clausen Hansen (vorne), Vorsitzender Kreisbauernverband Husum-Eiderstedt Thomas Hansen, Vizepräsident Landwirtschaftskammer Arno Carstensen, Wilhelm Horstmann, Uwe Stolley (hinten). Foto: Ulrike Petter

Auf dem Bredstedter Richtertreffen wurden aus ihrem Ehrenamt als ehrenamtliche Landwirtschaftsrichter feierlich verabschiedet Wilhelm Horstmann aus Twedt, Heinz Clausen-Hansen aus Schwabstedt, Melf Mefsen aus Bordelum und Thomas Kühl aus Ostenfeld. Für sein langjähriges ehrenamtliches Engagement als Landwirtschaftsrichter wurde zudem Uwe Stolley aus Selk geehrt. Alle fünf sind über mehrere Amtsperioden als ehrenamtliche Richter im Einsatz gewesen und haben ihre Fachexpertise in landwirtschaftsgerichtliche Streitfälle eingebracht.

Viele Schritte für soziale Projekte

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Seit 2016 engagieren sich die Landfrauen im Landfrauenverband Hamburg für soziale Projekte. Eines davon ist die Aktion „Schritte zählen“. Vom 1. März bis zum 30. Juni wird jeder Schritt gezählt. Das Ziel: möglichst viele Schritte, mit denen das Projekt „Bergedorfer Engel“ unterstützt wird. Netter Nebeneffekt für die Teilnehmerinnen: Gesundheit, Fitness und jede Menge Spaß

Barbara Froh, Vorsitzende des LandFrauenverbandes Hamburg und engagiert im OV Allermöhe-Moorfleet-Reitbrook, gehört zu den Aktiven, die sich am Projekt „Schritte zählen“ beteiligen. Zusammen mit einer Freundin oder auch mal allein dreht die 63-Jährige ihre regelmäßigen Walking-Runden und zählt Schritte.

Barbara Froh hat das Walken als Sport für sich entdeckt und beteiligt sich mit 30 Frauen des OV Allermöhe-Moorfleet-Reitbrook an der Aktion.  

„Mich spornt das Schritte zählen an“, erzählt die ehemalige Kriminalbeamtin, die sich seit 1996 bei den LandFrauen engagiert. „Mein Ziel sind täglich 10.000 Schritte“, sagt sie. Und die sind oft erstaunlich schnell erreicht: An einem durchschnittlichen Tag sind es 9.488 Schritte, die Barbara Froh im wahrsten Sinn des Wortes „auf der Uhr hat“. Sie erfährt dank einer Smartwatch und der dazugehörigen App ganz genau, wie es um ihre Fitness steht.

Zu den täglich sowieso gelaufenen Schritten kommen bei Barbara Froh mit der regelmäßigen Walkingrunde in Begleitung einer Freundin noch 5.000 Schritte dazu. „Wir walken meist 30 Minuten lang, die Strecke beträgt knapp drei Kilometer“, sagt sie. Auch wenn das nicht allzu viel zu sein scheint – es ist genau die richtige Portion Bewegung für die Frauen. „Genau so tut es uns gut“, erklärt Froh.

„Wir starten meist morgens um 8.30 Uhr zu unserer Runde“, erzählt sie. „Dann ist noch nicht so viel los.“ Und noch einen großen Vorteil hat das Walken: „Man wird fit und kann dabei klönen“, freut sich Barbara Froh.

Für die diesjährige Aktion haben sich 30 Frauen aus dem OV Allermöhe-Moorfleet-Reitbrook angemeldet – fast die Hälfte der Mitglieder. „Wir haben vom Ortsverein einige Schrittzähler gekauft“, so Froh, denn nicht jede der Teilnehmerinnen hat eine Smartwatch oder ein Smartphone. Jede Teilnehmerin zahlt ein Startgeld von fünf € und meldet ihre gezählten Schritte bis zum 15. Juli in der Geschäftsstelle. Der Förderkreis rundet dann das Spendenergebnis auf.In diesem Jahr soll das Geld an die „Bergedorfer Engel“ gespendet werden. Der Verein hat sich 2014 aus einer privaten Initiative gegründet und engagiert sich in der Obdachlosenhilfe. Ganzjährig werden Obdachlose mit dem Nötigsten versorgt. „Hier kommt die Hilfe konkret den Menschen zu Gute, die sie benötigen“, sagt Barbara Froh. Ihr gefällt, dass die Spende an eine konkrete Kampagne geht. So lernen die LandFrauen immer wieder neue Hilfsprojekte kennen.

Einen weiteren positiven Nebeneffekt hat die Aktion „Schritte zählen“: „Durch den Fokus auf des ein bestimmtes Projekt, an das gespendet wird, ist es mir gelungen, einige Frauen zum Mitmachen zu motivieren“, erklärt Barbara Froh.

Fahrende Kunstwerke

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Das mittlerweile in Landjugendkreisen legendäre Bettenrennen des Kreislandjugendverbandes Schleswig-Flensburg wurde Mitte Juni in Jagel ausgetragen. Es war zugleich die dritte Kreisausschusssitzung in diesem Jahr. Am Start waren fünf hoch motivierte Teams, die sich aus jeweils vier Ortsgruppen zusammensetzten. Jede Gruppe hatte ein rollendes Bett dabei und so waren 20 fahrende Kunstwerke unterwegs, denn es ist immer wieder aufs Neue spannend, was die Ortsgruppen aus alten Materialien und mit viel Fantasie bauen.

Nicht so leicht zu lenken, aber fantasievoll waren viele der rollenden „Betten“.

Am Feuerwehrhaus in Jagel wurden die Gruppen mit einem Fragebogen ausgestattet, dann nacheinander auf die Strecke geschickt. Auf der gab es verschiedene Stationen mit Aufgaben, die als Gruppe gemeistert werden mussten. Beim Kistenstapeln wurde das Gleichgewicht der Lajus auf die Probe gestellt, wobei auch eine gute Kommunikation unerlässlich war, um die Aufgabe zu lösen.

Beim Ringreiten sitzt der Reiter mit der Lanze auf dem Pferd. Bei der Laju zielt der „Reiter“ von einer Schubkarre aus auf den Ring.

An der folgenden Station ging es beim Ringstechen darum, mit einer Lanze einen Ring zu treffen, der zwischen zwei Bäumen aufgehängt war. Im Zweierteam musste man sich dabei gut abstimmen, denn der Schütze wurde von einem Teamkollegen in einer Schubkarre geschoben. Um Fahrtüchtigkeit ging es bei einem anderen Spiel, bei dem ein Parcours mit einem Bobbycar bewältigt werden musste. Bis alle Teams an allen Stationen um Punkte gekämpft hatten und zurückkehrten, war es bereits dunkel. Aber das war kein Problem, denn die Stärkung, die die Landjugend Haddeby vorbereitet hatte – es gab Wurst vom Grill und kalte Getränke –, tat auch in der Abenddämmerung gut. Währenddessen hatte die Jury die Ergebnisse. Bei der Siegerehrung konnte die Landjugend Haddeby zum dritten Mal in Folge aufs oberste Treppchen steigen. Die Landjugend aus Erfde durfte sich über den zweiten Platz freuen und lud zum Bettenrennen im nächsten Jahr ein. Es kann also mit dem Bau der rollenden Kunstwerke bald wieder begonnen werden.

„Wir brauchen mehr Ehrlichkeit“

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Im vollen Saal diskutieren – das schien bei den Unwägbarkeiten durch Corona nicht sinnvoll für die traditionelle „Begegnung Dorf und Kirche“. So entschieden sich die Kreisbauernverbände (KBV) Stormarn und Segeberg und der Kirchenkreis Plön-Segeberg bei der Planung der 56. Folge für ein neues Format: Sie luden Landwirte und Kirchenleute zum Besuch auf landwirtschaftlichen Höfen ein.

Wie kann mehr Tierwohl bezahlbar werden? Sind wir Mitverursacher von Ernährungsnotständen in der Welt? Wie werden behördliche Auflagen kontrolliert? Was ist mit dem Insekten­sterben? Von solcher Vielfalt waren die Themen bei dem Hoftermin in Bad Oldesloe-Rethwischfeld bis hin zur Frage: „Wie können wir Sie als Landwirte unterstützen?“ Der Kreis der Teilnehmenden war mit 15 Leuten eher klein auf dem Hof von Johannes Scherrer, die Diskussion umso intensiver und mit hoher Detaildichte.

Schweine und Weizen in Rethwischfeld

„Fragen Sie nur weiter, umso mehr fällt mir ein!“, ermunterte der 35-jährige Landwirt die Runde, und das wurde rege genutzt, sodass der Marsch zum jeweils nächsten Besichtigungsort fast ins Hintertreffen geriet. Nacheinander besuchte man den gerade geleerten Schweinestall (Platz für 1.500 Mastschweine, 4.000 im Jahr), die Getreidesilos, die Maschinenhalle und das Weizenfeld (520 ha Acker). Friedrich Klose, Vorsitzender des KBV Stormarn, und Lennart Butz, Geschäftsführer des KBV Segeberg, ergänzten aus dem Fundus ihres Fachwissens und ihrer Erfahrungen.

„Im Moment bleibt etwas über, aber die Futterkosten werden weitersteigen“, gab Scherrer zur Situation der Schweinepreise bereitwillig Auskunft und wies darauf hin: „In Spanien haben sie einen Bruchteil der Auflagen.“ Propst Dr. Daniel Havemann wollte das so nicht stehen lassen: „Die Auflagen sind auch sinnvoll. Man kann nicht nur sagen: ,Lass uns mal machen!‘“ Ihm leuchte allerdings ein, dass der Landwirt Planbarkeit für sein Unternehmen brauche.

„Wäre es nicht sinnvoll, weniger Fleisch zu verzehren, aber mehr dafür zu bezahlen?“, fragte eine Pastorin. Friedrich Klose verneinte. „Das funktioniert nicht in der Breite. Der Tierwohlpreis wird schon jetzt nicht im Laden bezahlt.“ – „Die Menschen haben jetzt alle weniger Geld in der Tasche“, brachte es Scherrer auf den Punkt und prognostizierte: „Das Bedürfnis, satt zu werden, wird wieder stärker in den Fokus rücken.“

Das leitete über zum Thema Ernährungssicherheit, besonders angesichts des Ukraine-Krieges. Klose strich heraus, dass Getreideanbau in unserem Land den Weltmarkt entlaste. Deutschland habe im Trockenjahr 2018 „die Ukraine leer gekauft. Wenn wir uns erlauben, die Erträge hier zu reduzieren, schaden wir anderen Menschen auf der Welt, die dadurch hungern“. Scherrer ergänzte: „Mit weniger Auflagen könnten wir hier bis zu 20 Prozent mehr Weizen produzieren.“

„Das war ganz toll, weil man viel mehr ins Gespräch gekommen ist“, resümierte KBV-Vorsitzender Klose in der Abschlussrunde bei Kartoffelsuppe. Als „offene Diskussion ohne Rechtfertigungszwang“ empfand es ­Propst Havemann.

Rinder und Hühner in Bargteheide

Wohlfühlatmosphäre auf dem Betrieb von Hauke Ruge (34) in Bargteheide, den er gemeinsam mit Ehefrau, Vater und Bruder bewirtschaftet. Bei Sonnenschein zwischen Kühen und frei laufenden Hühnern auf der Weide fand der zweite Teil des Treffens „Dorf und Kirche“ statt. Die Realität auf dem Ökobetrieb ist aber weit entfernt von Bullerbü. 60 Milchkühe mit Nachzucht und rund 300 Legehennen werden auf dem Betrieb gehalten – am Stadtrand von Bargteheide sind ideale Bedingungen für Direktvermarktung. Davon konnten sich die Teilnehmer – Pastoren, LandFrauen, Verbrauchervertreter und Landwirte – einen Eindruck verschaffen. Der Kuhstall mit Melk­roboter, die Milchtankstelle und der Automat für den Verkauf von Eiern und Fleisch entsprechen allem, was sich der Verbraucher wünscht.

Hauke Ruge zwischen frei laufenden Hühnern und interessierten Zuhörern Foto: Peter Koll

In der Hochphase von Corona standen die Kunden nachmittags Schlange – der Einkauf war auch in Zeiten des Lockdowns ein willkommenes Event. Man sah frei laufende Hühner, Kälber bei der Ammenkuh und wie die Milch direkt aus dem Milchtank abgefüllt wurde. Doch der Boom scheint ein Ende zu haben. Die Kunden halten sich wieder merklich zurück. Die Anzahl der Legehennen wurde bereits reduziert. Und die Meierei holt nunmehr die Biomilch vom Hof ab. Inflationsangst und die wiedererlangten Freiheiten in der Freizeit haben zu einem deutlichen Umsatzrückgang geführt.

Warum stimmen Anspruch und Wirklichkeit des Verbraucherverhaltens nicht überein? „Wir brauchen mehr Ehrlichkeit in unseren Forderungen“, formulierte Pastor Wolfgang Stahnke von der Verwaltung des Kirchenkreises Plön-Segeberg. Wer nur fordere, ohne selbst entsprechend zu handeln, verhalte sich heuchlerisch. Landwirt Hauke Ruge stimmte dem zu. Immer mehr Auflagen und Dokumentationen ohne einen Mehrwert in der Produktion belasten den jungen Landwirt. Die Gesellschaft bestelle eine Leistung, für die sie nur bedingt bereit sei zu zahlen. „Selbst im Biobereich sollen wir unter deutschen Standards zu Weltmarktpreisen anbieten“, so Ruge. Das sei nicht möglich, und daher fordert er auch eine eindeutige Herkunftskennzeichnung für alle Produkte.

Neben dem ökonomischen Druck berichteten die anwesenden Landwirte auch von einem zunehmenden emotionalen Druck, der auf den Betriebsleitern und ihren Familien laste. Betriebliche Entscheidungen wie der Bau eines Schweinestalls, die vor zehn oder 15 Jahren noch als richtig und zukunftsweisend begrüßt wurden, würden heute infrage gestellt. Wer „nur“ den gesetzlichen Standard erfülle, bewege sich am Rande der Legalität, postulierte ein Teilnehmer. Was aber, wenn der Verbraucher nur Haltungsstufe 1 kauft, obwohl er Stufe 4 oder 5 fordert? „Wir brauchen mehr Ehrlichkeit im eigenen Handeln“, war dann auch der Schlusssatz des informativen Vormittags, der auch hier bei einem Teller Kartoffelsuppe endete.

Kilometerweiter Blick über Sand

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Seit dem 1. Juli ist der Sandstrand von Amrum einer der fünf schönsten Sandstrände der Welt. Der amerikanische Nachrichtensender CNN hat ihn ­nämlich für einen Monat dazu gekürt. Der längste in Europa bleibt er auch nach dem 31. Juli. Weißer, ­feiner Sand, so weit das Auge reicht. Schon dafür lohnt sich die ­Reise auf die viertgrößte Nord­friesische Insel.

Genau genommen ist dieser einzigartige Sandstrand – der Kniepsand – eine etwa 15 km lange und 1,5 km breite Sandbank, die durch die Jahrhunderte um die Küste herumgewandert ist. Noch bis in die 1960er Jahre hinein gab es zwischen Sandbank und Küste einen kleinen Priel. 10 km² feinster Sandstrand ziehen sonnen- und badehungrige Gäste schon sehr lange an. So schwärmte der dänische Dichter Hans Christian Andersen von der Nordsee vor dem Kniepsand: „Es ist das wundersamste Wasser, in dem ich je gewesen bin.“ Da es vom Strand sehr flach und sandig ins Wasser geht, ist der Strand auch bestens für Kinder geeignet. Einzelne Strandabschnitte sind für Hunde mit ihren Frauchen und für FKK-Liebhaber ausgewiesen.

In dieses kleine Paradies im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer gelangen die Gäste über den Amrumhafen Wittdün („weiße Düne”). Hier legen die Fähren vom Festland und den umliegenden Inseln an. Das eigene Auto kann mitgenommen werden, aber eigentlich braucht es niemand auf der 10 km langen und maximal 2,5 km breiten Insel. Der Inselbus, in dem auch das Neun-Euro-Ticket gültig ist, fährt im Stundentakt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Ausgangspunkten von Wanderwegen. Ansonsten kann man sehr gut mit dem Fahrrad die Insel erkunden. Wer das eigene Rad nicht mitnehmen möchte, findet auf der Insel mehrere Fahrradausleihstationen.

In den Dünen

Einzigartig ist auch die Dünenlandschaft auf Amrum, die sich an den Traumstrand anschließt. Kilometerlange, gut gepflegte Holzbohlenwege führen durch das Naturschutzgebiet. Hinter jeder Wegbiegung eröffnen sich neue atemberaubende Blicke, die auf Fotos nur unzureichend einzufangen sind. An mehreren Stellen führen die Wege zu Aussichtspunkten, von denen man zum Teil zu den Nachbarinseln blicken kann.

Auf den sogenannten braunen – also den ältesten – Dünen hat sich längst eine Humusschicht gebildet. Noch bis zum Herbst stehen die Kartoffelrosen in voller Blüte. Im Herbst leuchten dann zusätzlich die roten Hagebutten, und im August blüht das Heidekraut. An den Wegen sind Bänke aufgestellt, die zum Verweilen, Abschalten und Genießen einladen.

Auf dem Weg durch die Dünen eröffnet sich plötzlich . . .
. . . einer der schönsten Sandstrände der Welt.

Drei aktive Leuchttürme

Gleich drei aktive Leuchttürme auf Amrum weisen den Schiffen den Weg. Der große Amrumer Leuchtturm gehört zu den Wahrzeichen der Insel und ist schon von Weitem zu sehen. 1875 wurde der 41,8 m hohe Turm eröffnet. Vom Fuß der Düne, auf der er steht, erreicht man den Balkon über 297 Stufen, davon 172 im Turm. Der kann in den Sommermonaten vormittags bestiegen werden. Von der Aussichtsplattform eröffnet sich ein weiter Blick über den Kniepsand, das Wattenmeer und die Nachbarinseln. Auf dem Leuchtturm kann auch geheiratet werden. Vom 27. bis 29. Juli finden dieses Jahr hier die Leuchtturmtage statt. Direkt am Turm befindet sich eine Bushaltestelle. Wer wenig Zeit hat, kann hier aussteigen und den Leuchtturm besteigen oder aber ihn rechts liegen lassen und die große, weiße Düne ansteuern, über die man direkt zum Strand kommt.

Der große Leuchtturm auf Amrum ist mit 41,8 m der höchste in Schleswig-Holstein.  

Das Quermarkenfeuer von 1906, das sich auf dem Gemeindegebiet von Norddorf befindet, ist gerade einmal 8 m hoch und gehört damit zu den Leuchtturmzwergen. Durch die Dünen führt ein Wanderweg zu ihm und von dort zum Strand.

Der Leuchtturm Nebel bei Süddorf wurde 1981 gebaut und ist damit der jüngste der drei Leuchttürme auf Amrum. Neben diesen dreien stehen noch weitere kleine Leuchttürme auf Amrum, die nicht mehr in Betrieb sind.

Paradies für Wasservögel

Ganz in der Nähe des großen Leuchtturms befindet sich der Dünensee Wriakhörn. Dieser Binnensee ist ein Paradies für Wasservögel. Ein Holzbohlenweg führt zum See und am Ufer entlang. Überhaupt ist Amrum ein Paradies für Ornithologen. So bietet der Verein Jordsand Amrum-Odde von Mai bis Oktober vogelkundliche Führungen auf der Nordspitze der Insel an. Weitere gute Plätze zur Vogelbeobachtung sind die Aussichtsdüne am Vogelwarthaus, die Aussichtsplattformen am Watt sowie am Beginn der Odde, das Quermarkenfeuer, die Aussichtsplattform an der Südspitze, die Vogelkoje Meeram (ehemalige Wildentenfanganlage). Amrum ist die vogelreichste Nordseeinsel. Bei einer Zählung 2021 wurden 37 Vogelarten und über 26.000 Vögel gezählt. Und Amrum ist außerdem die waldreichste Nordseeinsel.

Wattwanderungen sind entlang verschiedener Küstenabschnitte von Amrum aus möglich und von Amrum nach Föhr sowie in umgekehrter Richtung. Zeitgerechte Rückkehr mit Bus und Fähre sind dann organisiert.

Auch bei Regenwetter muss es auf Amrum nicht langweilig werden. So gibt es im Naturzentrum eine Menge über die Natur auf und um Amrum zu erfahren. Das Meerwasserschwimmbad Amrum Badeland mit Sauna sowie ein Kino laden ebenso zum Besuch ein wie ein Indoorspielplatz.

Wittdün – das Eingangstor

Die etwa 2.300 Inseleinwohner leben in drei Orten mit jeweils eigenem Charakter. Wittdün ist die jüngste Gemeinde, gegründet 1890. Dort kommen die Fähren ebenso an wie Krabbenkutter und Tonnenleger. Rettungsboot, Jollen und Jachten sind hier zu Hause. In Wittdün lässt es sich gut einkaufen und essen. Auf 2,61 km² leben in Wittdün 666 Menschen.

Nebel – der alte Kirchenort

Nebel mit seinen Ortsteilen Süddorf und Steenodde befindet sich mitten auf der Insel. Zirka 1.000 Einwohner leben hier auf etwa 12 km². In Nebel steht die größte Kirche der Insel, die St. Clemens-Kirche, die dem Schutzpatron der Seeleute geweiht wurde. Erbaut wurde sie wahrscheinlich im Jahr 1236. Erst im Jahr 1908 wurde der 36 m hohe Turm hinzugefügt. Bekannt ist die Kirche nicht zuletzt wegen der „sprechenden“ Grabsteine auf dem alten Seefahrerfriedhof. Rund 90 dieser aufwendig gestalteten Grabsteine aus der Zeit von 1670 bis 1830 stehen unter Denkmalschutz. Die Kirche selbst bietet eine Vielzahl an Kunstschätzen.

Die reetgedeckte Windmühle von 1771 gilt als die älteste von Schleswig-Holstein.
Die St. Clemens-Kirche in Nebel, erbaut 1236, ist dem Schutzpatron der Seeleute geweiht.

Ein weiteres Kleinod in Nebel ist die reetgedeckte Windmühle. Sie gilt als die älteste Windmühle von Schleswig-Holstein. 1770 bis 1771 wurde sie auf der höchsten Erhebung des Ortes gebaut. Bevor 1875 der Leuchtturm fertiggestellt wurde, diente die Windmühle auch als Seezeichen. Da die Insel damals noch nicht so stark bewaldet war wie heute, war die Mühle aus allen Richtungen zu sehen. Bis 1964 wurde sie als Mühle betrieben. Seitdem gehört sie dem Amrumer Mühlenverein, der sie als Heimatmuseum nutzt. Hier kann ebenfalls geheiratet werden.

1905 wurde gegenüber der Windmühle ein Heimatlosenfriedhof angelegt. Hier wurden unbekannte Tote bestattet, die an der Insel angespült wurden.

Norddorf – die Inselspitze

In Norddorf leben 584 Einwohner auf zirka 6 km². Norddorf und Süddorf sind die ältesten Orte auf der Insel. Aber erst 1925 wurde Norddorf selbstständig. Im gleichen Jahr gab es einen großen Brand im Ort, sodass heute – ganz im Gegensatz zu Nebel – kaum noch reetgedeckte Häuser existieren. Zu Norddorf gehört das große Vogelschutzgebiet an der Nordspitze der Insel. In Norddorf gibt es eine Mutter-Kind-Kurklinik der AOK. Seit 1973 gibt es in Norddorf erstmals nach der Reformation wieder eine katholische Kirche auf der Insel – die St. Elisabeth-Kirche.

Darüber hinaus kann man im Dünengürtel zwischen Norddorf und Nebel ein 2014 rekonstruiertes Haus aus der Eisenzeit und die alte Vogelkoje besichtigen. Im Osten Amrums ist ein Feld mit alten Hügelgräbern zu finden. Verschiedene Ausgrabungen historischer Anlagen gehen vermutlich bis in die Bronzezeit (2200 bis 800 vor Christus) zurück.

Die Landwirtschaft ist auf Amrum mittlerweile auf einen Vollerwerbsbetrieb mit Ackerbau, extensiver Rinderhaltung, Hühnermobil, Hofladen und Ferienwohnungen geschrumpft. Daneben gibt es noch ein paar Nebenerwerbsbetriebe.

Amrum ist eine Reise wert, für einen mehrwöchigen Urlaub ebenso wie für einen Tagesausflug und zu den unterschiedlichsten Jahreszeiten. Wasserratten kommen hier ebenso auf ihre Kosten wie naturkundlich, geschichtlich und kulinarisch interessierte Gäste.

Farbenfrohe Fuchsien

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Ob einfache, halb gefüllte oder gefüllte Blüten; einfarbig, zweifarbig oder mit panaschiertem Laub – Fuchsien präsentieren sich ungemein vielseitig. Die grazilen Glockenblüten peppen halbschattige und schattige Bereiche mit bunten Farbklecksen auf. Mit der Blüte von Mitte Mai bis weit in den Herbst hinein zählen Fuchsien zu den Dauerblühern auf Balkon und Terrasse.

Erst mit dem Rückschnitt und Einräumen ins Winterquartier verabschiedet sich die Farbenpracht für einige Monate. Weitere Pluspunkte: Fuchsien lassen sich leicht vermehren und problemlos überwintern. Mittlerweile gibt es auch Sorten, die einen Platz an der Sonne vertragen.

Aufrecht wachsende Fuchsien lassen sich unkompliziert zu einem Hochstämmchen heranziehen. Einfach den Haupttrieb aufleiten, die nicht benötigten Seitentriebe ausbrechen und mit Erreichen der gewünschten Höhe den Haupttrieb entspitzen, sodass sich durch Verzweigung eine Krone bilden kann. Schneller geht es mit einem vorgezogenen Exemplar aus dem Gartenmarkt.

Fuchsie ,Checkerboard' eignet sich zum Heranziehen für Hochstämmchen und kommt auch im Sommer ins Beet ausgepflanzt gut zurecht. Foto: Karin Stern

Im Laufe der Jahre wird die Krone immer umfangreicher und beeindruckt ungemein mit ihrer Blütenpracht. Die schnell wachsenden Sorten ‚Checkerboard’, ‚Deutsche Perle’, ‚Mission Bells’ und ‚Mrs. Lovell Swisher’ eignen sich sehr gut für diesen Zweck. Eine passende Unterpflanzung mit Lobelien, Blauem Gänseblümchen oder einer farblich harmonierenden Fuchsiensorte hebt die optische Wirkung des Hochstämmchens noch hervor. Hängende Züchtungen hingegen schmücken Balkonkästen oder Blumenampeln. Dank der üppigen Blütenpracht verwandeln sich Balkon oder Sitzplatz in ein farbenfrohes Paradies. Für etwas windigere Lagen eignen sich kompakt wachsende und reich blühende Sorten wie ‚Betty’, ‚Gene’ oder ‚Marcia’ aus der Serie Shadow Dancer.

Viele kennen Fuchsien vorwiegend als Kübel- oder Balkonpflanzen. Doch auch ausgepflanzt im Beet gedeihen einige Sorten prächtig. ‚Beacon Rosa’, ‚Checkerboard’ oder ‚Ortenburger Festival’ geben zusammen mit Studentenblumen, Hortensien oder Begonien ein ganz zauberhaftes, sommerliches Blütenmeer ab. Wer ein winterhartes Exemplar pflanzen möchte, wählt unter den Sorten ‚Tom Thumb’, ‚Margaret’ oder ‚Genii’. Wie bei Stauden sterben die oberirdischen Teile ab und treiben im Frühjahr erneut aus dem Wurzelstock aus.

Fuchsien gelten als Blütenpflanzen für halbschattige und schattige Bereiche. Dennoch kommen einige Hybridsorten wie ‚Cheerio’ aus der Serie ,Sun Angels’ sogar an sonnigen Standorten bestens zurecht. Auch die traubenblütigen Triphylla-Hybriden vertragen Sonne. Doch nicht nur die genetischen Eigenschaften der jeweiligen Sorten spielen bei der Sonnenverträglichkeit eine Rolle, sondern auch Nachbarpflanzen, Luftfeuchtigkeit sowie Wasser- und Nährstoffversorgung.

Tipp: Bei ausgepflanzten Exemplaren den Wurzelbereich schattieren, kühl und ausreichend feucht halten. Hilfreich sind dabei eine Bodenbedeckung mit Rindenmulch oder die Unterpflanzung mit Waldsteinie, Efeu, Immergrün oder Dickmännchen. Die Fuchsien wachsen dann etwas gedrungener, blühen aber reicher als an schattigen Standorten. Geeignete Pflanzpartner fürs Beet sind Akelei oder Zierlauch. Beide blühen sehr früh und geben im Anschluss die Bühne für die spät austreibende Fuchsie frei. Hübsch ist auch die Kombination mit Ziergräsern.

Die aufrecht wachsende ,General Monk rot weiß' bringt üppige Blüten hervor. Foto: Karin Stern

Fuchsien im Topf oder Balkonkasten hingegen reagieren empfindlich auf Mittagssonne und erhitzte Wurzelballen. Aufstellorte mit milder Vormittags- oder Nachmittagssonne gelten als ideal. Für üppige Blütenpracht ist die Wahl einer hochwertigen Blumenerde ebenso wichtig wie die gleichmäßige Wasserversorgung und die regelmäßige Düngung. Bewährt hat sich die Verabreichung eines Flüssigdüngers von März bis August einmal pro Woche nach Packungsanweisung. Wer lieber einen anderen Dünger verwendet, sollte diesen nicht auf trockene Erde oder bei großer Hitze verabreichen. Die Bildung neuer Blüten lässt sich mit dem regelmäßigen Ausputzen von Verblühtem und der Fruchtknoten anregen. Im Herbst schneidet man die Pflanzen etwas zurück und überwintert sie hell und kühl. Dabei verlieren die Fuchsien fast alle Blätter.

Tipp: Nur zurückhaltend gießen, aber nicht austrocknen lassen. Ab Ende Januar, wenn sich der erste Austrieb zeigt, erhalten die Pflanzen etwas mehr Wasser und einen weiteren Rückschnitt, der zum Verzweigen anregt. Im Laufe des Februars topft man bei Bedarf um.

Die Vermehrung gelingt bei Fuchsien ganz einfach über Stecklinge. Dafür schneidet man von Juni bis Anfang August Triebspitzen von 7 bis 10 cm Länge oberhalb eines Blattpaares ab. Die unteren Blätter des Stecklings dann entfernen und in ein Erde-Sand-Gemisch oder Anzuchterde stecken. Die Töpfe erhalten einen schattigen Aufstellplatz und das Substrat sollte immer feucht gehalten werden. Zeigt sich ein neuer Blattaustrieb, wartet man noch zwei Wochen mit dem Umpflanzen. Alternativ gelingt auch die Wurzelbildung im Wasserglas. Man stelle dafür die abgeschnittenen Triebe in Wasser und pflanze sie vorsichtig nach der Wurzelbildung in Anzuchterde um. 

Quelle: Karin Stern

Was ist eigentlich Mob Grazing?

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Enge Herdenführung mit Wiederkäuern auf kleinen Weidearealen, die jeweils nur kurz, dafür jedoch gleichmäßig intensiv beweidet werden und sich nach Nutzung lange erholen können: Könnte Mob Grazing die Antwort auf anhaltende Dürreperioden, Humusverlust und schwindende Artenvielfalt/Biodiversität sein?

Holistisches Weidemanagement, regenerative Rotationsweide, Mob Grazing – dies sind nur drei Begriffe für die gleiche Grundidee eines ganzheitlichen Weidesystems, das sich ganz nach Art der Permakultur an den natürlichen Bedingungen und Bedürfnissen der Weidetiere sowie der Weide selbst orientiert. Es wird eine Weideform beschrieben, bei der die Aspekte Klima- und Bodenschutz sowie artgerechte Tierhaltung vereint und zugleich die organische Bodensubstanz erhöht und verbessert werden sollen. Man kennt das Mob-Grazing-System aus trockeneren Regionen der Erde. Charakteristisch sind kurze, gleichmäßige Beweidungen von Kleinparzellen mit hohem Grasbewuchs mit anschließenden langen Ruhe- beziehungsweise Regenerationszeiten.

Strategie des Mob Grazing

Es geht um eine hohe Weidetierbesatzdichte auf kleinem Weideareal und um lange Ruhe- beziehungsweise Regenerationszeiten derselben. Die Herde wird täglich neu in bereits aufgewachsene Weideparzellen getrieben. Der obere Teil des Weideaufwuchses wird verbissen, der verbleibende Teil in den Boden getreten. Das nicht gefressene Pflanzenmaterial wird vom Vieh in die Bodenoberfläche eingearbeitet, welche als Mulchschicht und Nahrungsquelle für Bodenmikroorganismen dient und den Eintrag von organischer Substanz in den Boden fördert. Durch die Parzellierung wird eine gleichmäßige Verteilung von Weidedruck und Exkrementen erzielt. Der nicht gefressene Teil der Vegetation soll Pflanzenarten und deren Wurzelsystem fördern. Die lange Erholungszeit (20 bis 60 Tage je nach Witterung und Zuwachsvermögen) zwischen den Beweidungen soll zu einer hohen Menge an oberirdischem Futter (Ertragssteigerung) führen, die Biodiversität (Flora- und Faunavielfalt) steigern und die Bodenfunktion (zum Beispiel Wasserhaltekapazität – pF-Wert) und Bodenfruchtbarkeit erhöhen.

Strategie des Mob Grazing als Nachtweide im Sommer. Li.: zur Beweidung anstehende Parzelle; r.: Weideparzelle nach ein bis zwei Nachtweiden

Weidereste erwünscht

Konkret unterscheidet sich das Mob Grazing von herkömmlichen Weidesystemen vor allem im Umgang mit den Weideresten: In allen bekannten Weidesystemen sind diese unerwünscht, da Futterverluste hier als Nutzungskosten bewertet werden. Dagegen sind beim Mob Grazing Weidereste ausdrücklich erwünscht, da sie, systembedingt, organisches Material zur Förderung des Bodenlebens und der Bodenfruchtbarkeit zuführen.

Erste Erfahrungen

Die Weidestrategie Mob Grazing wird dem Weidesystem der Umtriebs- beziehungsweise Portionsweide zugeordnet und wird beschrieben mit einem Weidedruck von 100 t Lebendgewicht je ha Weidefläche. Im Ökobetrieb Haus Riswick wurden mit der 45-köpfigen Laktationsherde während der Weideperiode 2021 zirka 60 bis 100 t/ha im Rahmen der Halbtagsweide auf einer Gesamtfläche von 10,7 ha geweidet. Ziel war es, den höheren Aufwuchs in der Phase des zügigen Wachstums zu nutzen, um der Herde qualitativ hochwertigen Weideaufwuchs anbieten zu können. Im Frühjahr und Herbst wurde täglich ein zirka 5.000 m² großes Weideareal zugeteilt. Im Sommer wurden bei in diesem Jahr besonders guten Zuwächsen die zugeteilten Weideparzellen zweitägig geweidet, sodass rein rechnerisch während der sehr wüchsigen Zeiten der Herde täglich beziehungsweise halbtägig 2.500 m² Weidefläche zur Verfügung stand.

Insgesamt wurden 40 bis 70 % des Weideaufwuchses gefressen – somit verblieb zwischen 30 bis 60 % der organischen Pflanzensubstanz als Weiderest auf der Weidefläche und wurde von den Weidetieren in den Boden getreten. Es blieb also genügend Pflanzenmaterial für die Assimilationsleistung. Der systembedingte Weiderest bietet Schutz und Nahrung für das Bodenleben. Im Vergleich zur Kurzrasenweide verschwinden Geilstellen in der niedergetretenen Biomasse, die sich im Laufe der Vegetation in eine Mulchschicht verwandelt. Durch sie wächst während der Ruhezeit (25 bis 50 Tage) der junge Aufwuchs hindurch.

System für Wetterextreme

Im hohen schutzspendenden Aufwuchs dieses Weidesystems bildet sich ein Mikroklima, in dem in Hitzeperioden weniger Wasser verdunstet und bei starken Niederschlagsereignissen der Boden vor Erosion geschützt ist. Es geht also um ein Weidesystem besonders für extreme, trockenere Wetterlagen.

Infolge langer Ruhephasen bei der Mob-Grazing-Strategie findet man wieder den Hornklee, der eine intensive Kurzrasenweide nicht verträgt. Fotos: Anne Verhoeven

Low-Input-System

Beim Mob Grazing handelt es sich eigentlich um ein Low-Input-System. Nachsaaten, Unkrautbekämpfung und Weidepflegemaßnahmen sind nicht nötig; jedoch die tägliche beziehungsweise zweitägige neue Weideflächeneinzäunung mit der Weidespinne sowie das Wasserwagenmanagement gestalten sich arbeits- und zeitintensiv. Virtuelle Zaunsysteme sind noch in der Erprobungsphase und könnten hier einen wertvollen Beitrag leisten. Parasiten dürften in diesem Weidesystem wenig Chancen und Möglichkeiten haben, einen Wirt zu finden, da die Tiere oben weiden und sich in Bodennähe die Mulchschicht befindet, dort also seltener geweidet wird und die Weide lange Ruhe- und Erholungsphasen beinhaltet.

Bodenleben, Biodiversität/Artenvielfalt bei Flora und Fauna, Insekten und Artenschutz, tierische Leistungen und Wohlbefinden der Tiere sind in diesem System gleichrangig. Während der gesamten Vegetationsperiode mit täglichen beziehungsweise zweitägigen Umtrieben vermittelte die Milchviehherde einen stets ruhigen und ausgeglichenen sowie immer zufriedenen Eindruck auf der Weide. Die Weidetiere fanden täglich einen neuen qualitativ hochwertigen Weidefutterbestand vor mit dem Ziel der Nutzung während der zügigen Wachstumsphase. Strukturfutter war ebenso vorhanden.

Kontrovers diskutiert

Wiederkäuer beeinflussen durch ihre Methan- (CH4) und Lachgas­emissionen (N2O) den Klimawandel negativ. Auf der anderen Seite bietet Grünland unter einer angemessenen standortangepassten Bewirtschaftung jedoch zahlreiche Ökosystemleistungen, allen voran die Kohlenstoffspeicherung (Kohlenstoffsequestrierung). Auch wenn die ökologischen Vorteile und Leistungen von Mob Grazing umstritten und sicher noch nicht hinlänglich bekannt sind, trägt die Diskussion rund um dieses Weidesystem wesentlich dazu bei, die notwendigen Veränderungen in der Landwirtschaft in Richtung einer umwelt- und klimafreundlichen Bewirtschaftung voranzutreiben.

Vision für die Zukunft?

Dieses ganzheitliche nachhaltige Weidesystem fördert die Etablierung von stabilen Weidebeständen, die Verbesserung der Weideerträge sowie die Aktivierung des Bodenlebens mit der Folge der Erhöhung des Humusgehaltes im Boden. Das Ziel ist, besser durch trockene Sommer zu kommen und die Weidesaison zu verlängern. Auch wenn die Weideleistungen in diesem ersten Jahr nicht an die der wüchsigen Vorjahre (2016) heranreichen, wird hier mit diesem System versucht, in Bodenfruchtbarkeit, in Wasserhaltevermögen für trockene Jahre – letztendlich aktiv in Klimaschutz – zu investieren.

Zukünftige Untersuchungen müssen jedoch erst noch zeigen, ob die Mob-Grazing-Strategie in unserer Region eine geeignete Alternative in trockenen, heißen Sommern darstellt. Es muss sich zeigen, wie die Auswirkungen auf die Bodenfruchtbarkeit und die Kohlenstoffbindung im Boden sind, ob sich eine zunehmende biologische Vielfalt ergibt und welche Flächen- und Tierleistungen in diesem System erzielt werden können.

„Richtig stolzer“ Dirk Schrade

Ein Wochenende nach den Spring- und Dressurreitern trugen die Vielseitigkeitsreiter ihre Deutschen Meisterschaften (DM) aus. Auf der berühmten Geländestrecke in Luhmühlen bewiesen sie sich in einer CCI4*-S.

Auf den Rängen rund um den Springplatz in Luhmühlen herrschte Hochspannung. Denn die letzten Paare lagen nach Dressur und Geländeritt so dicht beieinander, dass im Springen selbst Zeitfehler für die Medaillenvergabe entscheidend sein konnten. Und die Zeit war knapp bemessen.

Dirk Schrade aus Heidmühlen, Kreis Segeberg, beendete den Stechparcours fehlerfrei und hatte damit eine Medaille sicher. Direkt hinter ihm lag Sandra Auffahrt. Jérôme Robiné verpasste nach einem Fehler das Treppchen. Der amtierende Deutsche Meister Michael Jung blieb fehlerfrei und holte sich erneut den Sieg. Schrade wurde mit 29,6 Minuspunkten Zweiter, mit genau vier Punkten Abstand von der Goldmedaille.

Er wäre in Luhmühlen gern Meister geworden, vor allem aber sollte sein Holsteiner Schimmel Casino hier nach Pech im polnischen Baborowko eine gute Vorstellung abliefern. „Das hat er fantastisch gemacht. Ich bin richtig stolz“, lobte Schrade. Zu weiteren Plänen wollte er sich noch nicht äußern. „Jetzt fahren wir nach Hause und genießen erst einmal unsere Silbermedaille. Über alles Weitere spreche ich dann mit dem Bundestrainer“, sagte er.

„Es war ein megaspannender Wettkampf bis zum letzten Sprung“, zog Bundestrainer Peter Thomsen aus Großenwiehe, Kreis Schleswig-Flensburg, sein Fazit des DM-Wochenendes. „Die alten Hasen haben sich durchgesetzt. Ich habe mich besonders gefreut, dass alle drei ihre Pferde selbst ausbilden und eben deswegen so lange da oben sind, weil sie immer wieder neue Pferde finden, sie bis in die Weltspitze entwickeln und ihnen dabei Zeit lassen. Das sollte auch Vorbild für andere sein, damit die Spitze wieder breiter wird und wir möglichst viele Pferde auf diesem Niveau haben. Mein Credo ist: Der längere Weg ist am Ende immer der kürzere“, sagte Thomsen. pm