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Energiekosten treiben Erzeuger- und Industriepreise

Milchpreisvergleich
Von Caroline Hertell, LK-Markt
Foto: Pixabay

Im Monat September haben sich die Milchauszahlungspreise leicht befestigt, es gibt wenige Anpassungen nach oben. Insgesamt steigt der Durchschnittspreis um 0,5 ct oder knapp 1 %. Mit nun durchschnittlich 59,88 ct/kg ECM stabilisiert sich die Preisentwicklung kurz unter der 60-ct-Marke. Der am häufigsten gemeldete Preis beträgt 61 ct/kg. Im südlichen Deutschland sind Preise in dieser Höhe die Ausnahme, dort werden 50 bis 58 ct/kg ausgezahlt.

Das Milchaufkommen in der Bundesrepublik entwickelt sich schwankend. Überwiegend sinkt die Anlieferungsmenge bei den Meiereien wöchentlich, in manchen Wochen steigt sie. Insgesamt blieb die Differenz zum Vorjahr zuletzt positiv, in KW 39 waren es +1,2 % gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt. Im Nachbarland Frankreich reduziert sich der Rückstand und auch europaweit ist das der Fall. In anderen wichtigen Produktionsregionen der Welt steht im Jahresvergleich ein dickes Minus. In Neuseeland und Australien fiel die Produktion im August um 4 beziehungsweise 6 % geringer aus. Die USA hingegen konnten mit einer Mehrproduktion im Juli und August (der höchsten der letzten vier Jahre) die bisherige Jahresbilanz auf –0,3 % heben.

Steigende Kosten, vor allem für Energie, treiben die Milchpreise nach oben. Fraglich ist, wie lange die Steigerungen noch anhalten. Der Preisschritt im September ist nur klein, einige Meiereien haben keine Anhebung zum Vormonat vorgenommen. Im europäischen Ausland klaffen die Preise auseinander, am niederländischen Spotmarkt werden 58 ct/kg notiert, am italienischen Spotmarkt hingegen 68 ct/kg. Die festen Markttendenzen, die sich nach Ferienende im August ergaben, sind abgeebbt. Die zahlreichen Unsicherheiten am Markt dämpfen die Geschäfte. Die Global-Dairy-Trade-Auktion endete nach nur zwei positiven Ergebnissen Anfang Oktober wieder im negativen Bereich. Der Kieler Rohstoffwert Milch ab Hof wurde leicht heraufgesetzt um 0,3 ct/kg auf 59,7 ct/kg. Ausschlaggebend dafür waren eine Anhebung des Fettwertes um 0,4 ct und eine Absenkung des Nichtfettwertes um 0,1 ct. Enthalten ist wie im Vormonat eine Energiekomponente von 2,5 ct.

Die Markttendenz bei Milchprodukten bleibt trotz steigender Verbraucherpreise fest. Die gute Nachfrage hält an, jedoch greifen Verbraucher zunehmend zu Artikeln im unteren Preiseinstiegssegment. Butter als Päckchenware geht so gut in den Markt, dass der Preis auf 7,50 bis 7,70 €/kg gestiegen ist. Als ein Grund dafür werden Feiertage im Oktober benannt. Der Markt für lose Butter hingegen schwächelt. Beim Käse bleibt die Tendenz fest, da sich die Vorräte in den Reifelagern sukzessive aufbrauchen und nicht im selben Tempo nachgefüllt werden können. Das Alter der Käsewaren wird immer geringer. Für die verarbeitende Industrie ist die Energiekrise nach wie vor das größte Problem, es verkompliziert die Planbarkeit der industriellen Produktion wie auch die Preisfindung mit Geschäftspartnern für Lieferungen zum Jahresende und im ersten Quartal 2023. Im Geschäft mit ausländischen Abnehmern zeigt sich die ungleiche Verteilung der Kostensteigerungen, Preisforderungen hiesiger Meiereien lassen sich vor allem in Drittländern kaum noch durchsetzen.

Die Pulverpreise entwickeln sich leicht schwächer. Die Marktteilnehmer warten ab, wo es möglich ist, und versuchen, die zahlreichen Unsicherheiten klarer zu sehen. Der Monatsdurchschnitt im September lag für Magermilch- und Molkenpulver um 28 bis 52 €/t unter den Augustpreisen, Vollmilchpulver um 107 €/t darunter. Die Preisrückgänge scheinen seither etwas gebremst, vor allem Vollmilchpulver zeigt sich nur noch leicht schwächer. Dennoch ist kaum Nachfrage da. Vor allem aus Drittländern im asiatischen Raum, primär China, fehlt das Kaufinteresse. Bei Importeuren im nordafrikanischen Raum machen sich die hohen Marktpreise bemerkbar, es wird von Einbrüchen in der Verarbeitung importierter Milchpulverwaren berichtet. Die Verfügbarkeit von EU-Ware am Markt hat zugenommen, da sie preislich wenig konkurrenzfähig ist.


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