Winterweizen war in den vergangenen Monaten auf dem Weltmarkt gefragt wie lange nicht, auch wenn jüngst die Preise deutlich nachgegeben haben. Dazu kommen Unsicherheiten aller Marktteilnehmer, selbst die breite Öffentlichkeit macht sich um die Versorgungssicherheit mit backfähigem Weizen Gedanken. Welche Sorten unter den aktuellen Bedingungen wie abschneiden und sich für den Anbau unter schleswig-holsteinischen Gegebenheiten empfehlen, ist in folgendem Artikel zu lesen.
Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen, da sich gleichzeitig die Produktion deutlich verteuert hat, rechtliche Vorgaben sie wiederum begrenzen und der Klimawandel deutlich zu spüren ist.
Zur Ernte 2022 stand laut Statistikamt Nord mit 150.900 ha eine um 4 % geringere Anbaufläche an Winterweizen zum Drusch an als im Vorjahr, womit Winterweizen weiterhin die anbaubedeutendste Marktfrucht im Land ist. Mit einem prognostizierten Ertrag von 92,2 dt/ha liegt er im Land etwa 5 % über dem Niveau des sechsjährigen Mittels und 4 % über dem Vorjahresniveau (Stand: 25. August 2022). In den Versuchen der Landwirtschaftskammer wurde auch ein sehr hohes Ertragsniveau, jedoch geringe Proteingehalte ermittelt.
Das Anbaujahr im Rückblick
Das zurückliegende Anbaujahr war durchaus von schwierigen Phasen gekennzeichnet. Während die Aussaat für die meisten Standorte des Östlichen Hügellandes sowohl zu den frühen als auch den späten Saatterminen gut ablief, kam es in der Marsch, insbesondere bei den späten Saatterminen im Oktober, zu einer zögernden Vorwinterentwicklung. Insgesamt betrachtet waren jedoch die Bestände vor Winter ausreichend entwickelt, und ein Überwachsen früher Saaten konnte nicht beobachtet werden.
Schwierig wurde hingegen die Frühjahrswitterung mit der ausgeprägten Nässephase im Februar, gefolgt von der trockenkalten Periode mit strahlungsreichen Tagen und kalten Nächten im März und April. An den Standorten des Östlichen Hügellandes führte dies zu insgesamt stärkerem Stress beim Winterweizen, während die Wintergerste hier besser durch diese Phase zu kommen schien. Dabei haben vielfach die späten Andüngungstermine mit später Befahrbarkeit im März und gleichzeitig geringer Bodenfeuchte den Stress der Weizenbestände verstärkt.
Bis Ende April taten sich viele Bestände schwer in der Bestockung und der Triebausbildung. Erst der wüchsige, zwar kühle, aber feuchte Mai entschärfte die Situation, und durch das Hochziehen schwächerer Nebentriebe konnte schließlich eine akzeptable, teils zu niedrige Bestandesdichte erreicht werden. Aufgrund guter Bedingungen in der Blüte und auch während des Großteils der Kornfüllungsphase wurde schließlich ein in Anbetracht der mittelmäßigen Ausgangslage hohes Ertragsniveau erreicht. Begünstigt wurde die Ernte auch durch die stabile trockenwarme Witterung, die zudem eine sichere Strohbergung zuließ.
Jedoch sind die Proteingehalte in diesem Jahr auf einem geringen Niveau. Dies hat in erster Linie mit einer schwachen vegetativen Entwicklung zu tun und ist somit auf den eingetretenen Verdünnungseffekt zurückzuführen. Auch die Tatsache, dass laut Düngeverordnung (DÜV) auf oberflächlich gefrorenen Böden keine Düngemaßnahmen erfolgen dürfen, bedingt teilweise eine relativ späte Nährstoffbereitstellung. Hier wurden insbesondere im Frühjahr schwächere Bestände benachteiligt und konnten die für ein hohes Ertragsniveau notwendige Bestandesdichte nur schwer erreichen.
Krankheitsverlauf im Versuchsjahr
Insgesamt ist der Krankheitsdruck im zurückliegenden Jahr als moderat einzustufen. Es wurde zwar ein deutlicher Ausgangsbefall mit Septoria-Blattdürre nach dem Winter festgestellt, jedoch entwickelte er sich im trockenen April nicht weiter. Trotz Niederschlägen im Mai wurde durch die erneute Trockenphase bis Mitte Juni kein starkes Fortschreiten beobachtet. Erst Anfang Juli stieg die Befallsrate moderat an.
Besonderes Augenmerk muss dem Gelbrost geschenkt werden. Bereits in der Vergangenheit kam es immer wieder zu Rasseverschiebungen, die in bis dahin als gesund eingestuften Sorten einen deutlichen Befall auftreten ließen. Hier gibt es deutliche Jahres- und Standortunterschiede. Es muss deutlich darauf hingewiesen werden, dass – außer bei den gelbrostgesunden Sorten ‚Informer‘, ‚LG Initial‘, ‚Gentleman‘ und ‚SU Fiete‘ – ein Auftreten im Bestand genau beobachtet werden muss. Insbesondere die trockene und strahlungsreiche Frühjahrswitterung der vergangenen Jahre hat in Verbindung mit dem Auftreten neuer Gelbrostrassen für Probleme gesorgt. Während Mehltaubefall insgesamt eine untergeordnete Rolle spielte, war in der späten warmen Phase der Abreife Braunrost teilweise deutlich zu beobachten. Hier zeigten insbesondere die Sorten ‚KWS Donovan‘, ‚Sinatra‘ und ‚LG Initial‘ ein stärkeres Befallsgeschehen.
Aufbau der Landessortenversuche
Die Landessortenversuche Winterweizen (LSV) wurden für den Naturraum Marsch an zwei Standorten und im Östlichen Hügelland an drei Standorten angelegt. Dabei wurden die Sorten in einem zweistufigen System geprüft, wobei in der Stufe 1 kein Wachstumsregler und kein Fungizid eingesetzt wird, bei hohem Lagerdruck maximal eine reduzierte Aufwandmenge Wachstumsregler, um die Beerntbarkeit nicht zu gefährden.
In der Stufe 2 werden mit einer ortsüblichen Intensität Wachstumsregler und Fungizid eingesetzt. Die Saatstärke wird an jedem Standort individuell und versuchseinheitlich gewählt. Lediglich die Hybridweizensorte ‚Hyvega‘ wird mit einer um 25 % reduzierten Saatmenge ausgedrillt. Die N-Düngung wird nach den Vorgaben der DÜV mittels der Düngebedarfsermittlung (Winterweizen A/B-Niveau) standortindividuell und versuchseinheitlich bemessen.
Der Einsatz von Herbiziden oder Insektiziden wird ebenso an jedem Standort versuchseinheitlich durchgeführt. Dieses Prüfsystem wird analog auch in den Wertprüfungen des Bundessortenamtes angewendet. Zur besseren Vergleichbarkeit der LSV-Prüfergebnisse mit den vorangegangenen Wertprüfungen wurde das Prüfregime daher angepasst. Zur sicheren Beurteilung der Sortenleistung wird der Ertrag mittels der Hohenheim-Gülzower Verrechnungsmethode mehrjährig unter Einbeziehung von vorhergehenden und parallel laufenden Wertprüfungen für das jeweilige Anbaugebiet berechnet, während auch Nachbargebiete gewichtet mitberücksichtigt werden.
Erträge überzeugen an den Standorten
Die Erträge in den Landessortenversuchen liegen für den Standort Sönke-Nissen-Koog bei 124,6 dt/ha, in Barlt wurden 112,4 dt/ha erreicht (Tabelle 1). Mit der Frühjahrswitterung konnte der Winterweizen im Sönke-Nissen-Koog etwas besser umgehen als die Wintergerste. In Barlt hingegen waren alle Kulturen durch die Niederschläge im Februar und ein kurzzeitiges Auftreten von Staunässe gestresst.
Der Standort Kastorf war witterungsbedingt wie auch in den Vorjahren als Erster erntereif und erreichte ein mittleres Ertragsniveau von 121,3 dt/ha (Tabelle 2). In Loit wurden 117,8 dt/ha und in Futterkamp 116,8 dt/ha im Mittel des Versuches geerntet.
Wie waren die Qualitäten im Versuch?
Für die Vermarktung ist bei Winterweizen nach wie vor die Proteinkonzentration neben einer ausreichenden Fallzahl (witterungsbedingt 2022 kein Problem) das maßgebliche Kriterium. Daher wird insbesondere dieser Parameter am kritischsten beurteilt. Auch durch die Einführung der Düngeverordnung 2017 wurde mit einer am Ertragsniveau bemessenen Limitierung der Düngung an einigen Standorten eine Erreichung hoher Proteinkonzentrationen im Korn deutlich erschwert, insbesondere in Jahren mit hohem Ertragsniveau.
In den Versuchen bestätigten sich die ersten Meldungen bezüglich niedriger Proteinkonzentration aus der Praxis. Im Mittel über alle Sorten wurde in Barlt eine Proteinkonzentration von 11,4 % und im Sönke-Nissen-Koog von 12,5 % erreicht (Tabelle 3). Somit kam lediglich die Sorte ‚SU Fiete‘ als B-Weizen auf mindestens 12 % Protein, die A-Weizensorten lagen alle unter 13 %. Im Sönke-Nissen-Koog erreichten bis auf eine Ausnahme die B-Sorten die erforderlichen Proteinwerte, während die A-Weizen bis auf ‚Lemmy‘, ‚Absolut‘ und ‚Attribut‘ die geforderten Werte nicht erreichten.
Am Standort Kastorf wurde mit 11,9 % im Mittel aller Sorten eine niedrige Proteinkonzentration ermittelt. Lediglich die B-Weizen ‚Gentleman‘, ‚SU Fiete‘ und ‚Debian‘ erreichten die geforderten Werte eines B-Weizens, während keiner der A-Weizen das erforderliche Niveau erreichte. In Loit lag das mittlere Proteinniveau bei 12,4 % und die meisten B-Weizen erreichten die angestrebten Werte. Unter den A-Weizensorten schafften lediglich ‚Lemmy‘, ‚KWS Donovan‘, ‚Attribut‘, ‚Absolut‘ und ‚Polarkap‘ die 13 % Protein. In Futterkamp waren die Proteinkonzentrationen mit 11,1 % im Mittel aller Sorten deutlich am niedrigsten. Hier erreichte keine Sorte ausreichende Werte (außer C-Weizen).
Wie war die Qualität in der Praxis?
Die auch in der Praxis niedrigen Proteinwerte sind in erster Linie auf die schwierige Frühjahrsentwicklung und die damit verbundene schlechte N-Aufnahme zurückzuführen. Weiterhin war oftmals eine frühere Applikation von Dünger rechtlich nicht zulässig und ab Mitte Februar bis Mitte März aufgrund der Bodenfeuchte kaum möglich. Insbesondere beim Einsatz organischer Dünger wie Gülle oder Gärresten kommt es jedoch auf frühe Einsatzzeitpunkte an, um einerseits ein geringes Risiko gasförmiger N-Verluste zu haben, andererseits um eine gute Ausnutzung auch aus dem organisch gebundenen Stickstoff zu erreichen.
Die Bestände waren, trotz der glücklicherweise ausgebildeten Nebentriebe, insgesamt schwächer als in Vorjahren und haben damit bis zur Blüte weniger Stickstoff aufgenommen. In Anbetracht der schwächeren Ausgangslage der Bestände wurde ein sehr starkes Ertragsniveau mit entsprechender Verdünnung erreicht. Inwiefern in der Praxis preisbedingt weniger Stickstoffdünger eingesetzt und somit Einfluss auf die Vermarktbarkeit der Partien genommen wurde, kann derzeit nicht sicher beurteilt werden.
Sortenempfehlung der Landwirtschaftskammer
Bei der Sortenwahl für den Anbau im eigenen Betrieb gehört dazu neben dem gesichert hohen Ertragsniveau eine gewichtete Berücksichtigung von Sortengesundheit, Agronomie und nicht zuletzt der Qualitätseigenschaften, die eine Vermarktung absichern. Gleichzeitig sind Sorten, mit denen bereits gute Erfahrungen gemacht wurden, voll anbauwürdig – ebenso wie Sorten, die bereits in Vorjahren in den Landessortenversuchen erfolgreich geprüft und empfohlen wurden. Teilweise können diese älteren Sorten zugunsten neuer Genetik im Landessortenversuch jedoch keine Berücksichtigung mehr finden. Die empfohlenen Sorten sind für die Marsch in Tabelle 4, für das Östliche Hügelland in Tabelle 5 dargestellt.
Empfohlene A-Weizensorten
Für beide Naturräume bleibt weiterhin die Sorte ‚RGT Reform‘ empfohlen, die aufgrund langjährig stabiler Erträge auf nun leicht unterdurchschnittlichem Niveau mit sehr guten Kornqualitäten und guter Agronomie punktete. Bei ‚RGT Reform‘ ist mittlerweile etwas genauer auf die Blattgesundheit zu achten, da die hohe Anbaubedeutung der Sorte zu einem Aufweichen der Resistenzen geführt hat. Weiterhin für alle Standorte ist ‚LG Initial‘ empfohlen, die eine gute Qualität mit einer guten Blattgesundheit bei Septoria und insbesondere beim Gelbrost verbindet. Der Schwerpunkt sollte hier auf einer guten Braunrostbekämpfung liegen.
Mit einer Qualität auf dem Niveau von ‚RGT Reform‘, bei etwas höherem Ertragsniveau insbesondere im Östlichen Hügelland, ist ‚Asory‘ empfohlen. Die Sorte kommt relativ gut mit trockenen Bedingungen zurecht, aber es sollte auf Fußkrankheiten und Gelbrost geachtet werden. Bereits in den Vorjahren empfohlen, bleibt ‚KWS Donovan‘ mit einer starken Kombination aus Ertrag und Proteinkonzentration weiterhin an allen Standorten interessant. Sie ist nun offiziell als A-Sorte eingestuft worden und sollte als anfälligere Sorte hinsichtlich der Blattgesundheit (Braunrost, Septoria, teilweise Gelbrost) intensiv geführt werden.
Für das Östliche Hügelland und leichtere Standorte ist die Hybride ‚Hyvega‘ eine interessante Alternative, die eine hohe Ertragstreue auf hohem Niveau realisiert, jedoch unter kritischen Bedingungen die Fallzahl einbüßen kann und bei hohen Erträgen die Vermarktung als A-Weizen oftmals nur schwer schafft. In der Marsch empfiehlt sich ‚SU Jonte‘ aufgrund insgesamt guter Gesundheit, eines Qualitätsprofils auf ‚RGT Reform’-Niveau und guter mehrjähriger Erträge.
Neu für beide Standorte geprüft wurde ‚SU Willem‘, die eine vorläufige Anbauempfehlung erhält. Hier muss darauf geachtet werden, dass es sich um eine lageranfällige Sorte mit eher mittlerer Blattgesundheit handelt. Nicht vernachlässigt werden darf das etwas höhere Fusariumrisiko, was eine Stellung nach Mais oder auch als Stoppelweizen nicht sinnvoll erscheinen lässt.
Empfohlene B-Weizensorten
Als massestarker Weizen hat ‚Informer‘ in den vergangenen Jahren überzeugt, konnte dabei vor allem mit seiner Blattgesundheit (sehr gute Resistenz gegenüber Gelbrost und Septoria) punkten, zeigte aber unter Hochertragsbedingungen teilweise Proteinschwäche. Hier sollte auf eine tendenziell höhere Fusariumanfälligkeit geachtet werden.
‚Campesino‘ ist als Sorte mit sehr hohem Ertragsniveau trotz geringer Proteinwerte interessant für den Anbau. Insbesondere die höhere Anfälligkeit für Gelbrost sollte Berücksichtigung finden. Die landes- und bundesweit vermehrungsstärkste Sorte ‚Chevignon‘ fällt in den Versuchen der vergangenen Jahre mit sehr konstanten Erträgen auf überdurchschnittlichem Niveau auf und ist mit mittlerer Qualität und früher Reife interessant.
Als spätere Sorte mit guter Blattgesundheit (sehr gut bei Gelbrost), mittlerem Ertragsniveau und guter Qualität hat sich ‚Gentleman‘ präsentiert und ist weiter für alle Standorte empfohlen. Als neu empfohlene Sorten haben sich für die Marsch die Sorten ‚Knut‘ und ‚Akasha‘ qualifiziert. Beide zeigten ein überdurchschnittliches Ertragsniveau. ‚Akasha‘ weist zudem eine sehr gute Fusarium- und Braunrosttoleranz auf, es muss aber auf Gelbrost verstärkt geachtet werden. ‚Knut‘ zeigt dagegen insgesamt eine gute Blattgesundheit, muss aber in der Standfestigkeit abgesichert werden.
Für das Östliche Hügelland ist ‚SU Fiete‘ neu in die Empfehlung gekommen. Diese Sorte zeichnet sich durch sehr gute Fußgesundheit und gute Blattgesundheit mit bester Gelbrostresistenz aus. Bei leicht überdurchschnittlichem Ertragsniveau wird eine insgesamt gute Qualität erreicht. Der Sorte ‚Debian‘ wird aufgrund des hohen Ertragsniveaus eine vorläufige Empfehlung für das Östliche Hügelland ausgesprochen. Hier sollte genau auf Gelbrost geachtet werden, und auch die Gefahr für Ährenfusarium ist erhöht.
E-Weizensorten oder C-Weizensorten?
Im Hinblick auf die Diskussion um die Proteingehalte und Backqualität muss noch einmal deutlich auf die qualitätsbetonten Sorten verwiesen werden. Die Eliteweizen haben in Schleswig-Holstein in der Regel in der konventionellen Landwirtschaft eine untergeordnete Rolle, da überwiegend A- und B-Weizen den Anbau dominieren. Dies hat in erster Linie mit dem höheren Ertragspotenzial in diesen Qualitätsgruppen zu tun und mit dem Umstand, dass hier ein relativ hoher Exportanteil der Weizenpartien vorherrscht. Entsprechend haben auch die C-Weizen einen deutlich untergeordneten Stand.
Für die Praxis muss berücksichtigt werden, dass E-Weizensorten einen Stickstoffbedarfswert von 260 kg N/ha bei einem Ertragsniveau von 80 dt/ha haben. Für die Bedarfsermittlung muss aber ein realistisches Ertragsniveau, welches 5 bis 10 % unterhalb des A/B-Niveaus liegt, für den eigenen Betrieb angenommen werden. Ertragsstark hat sich in den Versuchen die Sorte ‚KWS Emerick‘ gezeigt. Sie empfiehlt sich bei der Anbauentscheidung für E-Weizen.
Bei den C-Weizensorten muss auf eine einfache agronomische Führbarkeit und gute Sortengesundheit geachtet werden. Hier hat die Sorte ‚KWS Keitum‘ ein hohes Ertragsniveau gezeigt und empfiehlt sich für den Anbau.
Sorten für geringere Intensitäten
Neben den bereits beschriebenen empfohlenen Sorten wurden auch einige mitgeprüft, die weniger aufgrund eines hohen Ertragsniveaus überzeugen, sondern eher dadurch, dass sie etwas weniger intensiv in der Bestandesführung sind und dabei hinsichtlich ihrer Qualität gute Werte zeigen. Dies lässt sich insgesamt gut an einer geringen Differenz zwischen den Behandlungsintensitäten feststellen.
So zeigte die A-Weizensorte ‚Attribut‘ geringere Erträge als im Vorjahr, dabei jedoch eine gute Gesundheit und hohe Qualitäten. Auch die Sorten ‚Faxe‘ und ‚KWS Imperium‘ entsprechen bei geringerer Qualität eher den gesünderen Sorten, sollten jedoch in der Standfestigkeit gut abgesichert werden. Unter den B-Weizen zeigte ‚Knut‘ bei teils überdurchschnittlichen Erträgen im Vorjahr eine gute Leistung in Stufe 1. Auch der C-Weizen ‚Revolver‘ wies gute Erträge auf, kombiniert mit solider Gesundheit. Im Hinblick auf die Reduktionsziele der Europäischen Union im Pflanzenschutz dürften gesündere Sorten zukünftig eine höhere Bedeutung erlangen.
Hinweise für die Weizenaussaat
Als ackerbaulich einfach gestaltbare Maßnahmen gelten nach wie vor die Grundbodenbearbeitung, die Saatbettbereitung, die Saatzeit, die Saattiefe und die Saatstärke. Bereits auf einer Vielzahl von insbesondere schweren Standorten hat sich Ackerfuchsschwanz als Leitungras entwickelt und ist sehr schwer zu bekämpfen. Begünstigt wird er in erster Linie durch getreidelastige Fruchtfolgen, frühe Saatzeitpunkte und Staunässe.
Da die herbiziden Bekämpfungsmöglichkeiten deutlich eingeschränkt sind, sollte den mechanischen Möglichkeiten, insbesondere der flachen Stoppelbearbeitung, Augenmerk geschenkt werden. Sie zielt in erster Linie darauf ab, einen möglichst hohen Anteil von Ausfallsamen zum Auflaufen zu bringen, gleichzeitig einen möglichst geringen Anteil ungekeimter Samen tief zu verschütten.
In der Regel ist auf solchen problematischen (Teil-)Flächen aber auch ein erhebliches Samenpotenzial vorhanden. Hier hilft nach den Stoppelgängen die Herrichtung eines Scheinsaatbettes, das später noch einmal mechanisch bearbeitet wird, um junge Ackerfuchsschwanzsamen zu beseitigen. Dieses Vorgehen setzt allerdings Zeit und passende Bodenbedingungen und Geräte voraus, wobei man automatisch zu späteren Saatterminen der Hauptfrucht gelangt. In den Saatzeitversuchen der Landwirtschaftskammer lagen mittlere Saattermine, durchgeführt bis Mitte Oktober, in der Regel auf dem Niveau von frühen Saaten. Dies setzt allerdings gute Bodenbedingungen zum Saatzeitpunkt voraus, was auf vielen schweren Standorten nur schwierig umzusetzen scheint.
Fazit
Mit dem geprüften Sortiment sind für alle Böden und Produktionsintensitäten passende Sorten vorhanden. Dabei sollte im Hinblick auf eine gute Nutzung von Ressourcen nach wie vor auf den Ertrag und die Proteinabfuhr großer Wert gelegt werden. Aber auch auf Blatt-, Fuß- und Ährengesundheit muss geachtet werden, da mit sich verschärfenden Umweltauflagen, Zulassungsbeschränkungen und den erklärten Reduktionszielen der EU diese Eigenschaften weiter in den Vordergrund rücken werden. Zur Risikominimierung sollte aber grundsätzlich, eine entsprechende Anbaufläche vorausgesetzt, auf Sorten mit verschiedenen Profilen gesetzt werden.
Qualitätseinstufung keine Garantie für Proteinkonzentration
Nachdem im Jahr 2019 durch das Bundessortenamt die Proteinkonzentration als Zugangsvoraussetzung für das Erreichen einer Qualitätsgruppe (A, B, E oder C) gestrichen wurde, kommt es diesbezüglich immer wieder zu Fragen. Deutlich mehr werden nun die gesamten Teig- und Backeigenschaften gewichtet, was zu einer hohen Qualitätseinstufung (zum Beispiel A-Weizen) mit einer vergleichbar geringen Proteineinstufung führt. Die handelsseitigen Vermarktungsklassen sind jedoch je nach Handelshaus in den sogenannten Ankaufbedingungen/Qualitätsbedingungen Getreide definiert. In der Regel wird hier für einen B-Weizen ein Wert von 12 %, für A-Weizen von 13 % und E-Weizen von 14 % definiert.
Weiterhin sind hier auch Kriterien wie Besatz, Feuchtigkeit, Hektolitergewicht, Fallzahl, Feuchtkleber und Sedimentationswert beschrieben. Um in der Vermarktung für A- oder B-Weizen gute Chancen zu haben, muss neben der erforderlichen Qualitätsgruppe (ein B-Weizen kann trotz eingehaltener Parameter streng genommen nicht als A-Weizen vermarktet werden) auch auf die Proteineinstufung der Sorte geachtet werden. Dennoch ist es so, dass in Jahren mit hohem Ertragsniveau in der Regel ein Verdünnungseffekt zu beobachten ist und auch die Proteineinstufung keine Garantie für eine qualitätsgruppengerechte Vermarktung ist. Jedoch ist diese eine wichtige Hilfe in der Entscheidungsfindung.
Weiterhin wichtig ist der Aspekt der Stickstoffdüngung. Das Erarbeiten der richtigen Düngestrategie ist komplex, aber grundsätzlich hat sich das Vorgehen in der Praxis im Zeitverlauf zugunsten einer höheren N-Effizienz gewandelt. Da Stickstoff nur bis zur Blüte gut aufgenommen wird, sind späte Gaben in der Blüte per se weniger effizient als Gaben, die deutlich früher in der Mitte bis Ende des Schossens erfolgen. Dabei sind in der Regel die früheren Gaben die effizienteren und fördern in erster Linie den Ertrag, während späte weniger den Ertrag als mehr eine hohe Proteinkonzentration fördern. Die früheren Gaben haben dabei den Nachteil, dass eine aktive Bestandesführung über die N-Düngung erschwert wird und gegebenenfalls die Lagergefahr steigt.
Gleichzeitig ist in den vergangenen Jahren das Auftreten von ausgeprägten Trockenphasen bis zur Blüte und auch danach häufiger geworden. Hier ist es von Vorteil, ausreichende Mengen Stickstoff bereits in der Pflanze zu haben, wenn gleichzeitig die Nährstofflösung und -mobilität im Boden stark eingeschränkt sind. Dies war in den vergangenen Jahren auch bereits deutlich zu sehen, wenn es um die Andüngung der Bestände ging.