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Die Marke HaGe Kiel wird nach dem Abschluss der Integration der Hauptgenossenschaft Nord (HaGe) und team SE vom Markt verschwinden. Das bestätigte die team-Unternehmensführung am Mittwoch. Voraussetzung sei noch die Zustimmung der Hauptversammlung im Mai. Mit den Sparten Agrar, Bau und Energie will die team- Gruppe zukünftig die Grundbedürfnisse der Gesellschaft abdecken. „Wir freuen uns, in Zukunft unter neuem Namen und mit neuem Hauptsitz ein zuverlässiger Partner für die Landwirtschaft zu sein“, so HaGe-Vorstand Bent Nissen. Der Umzug der HaGe von Kiel nach Osterrönfeld, Kreis Rendsburg-Eckernförde, sei ein weiterer wichtiger Schritt in diesem Jahr. Die Serviceeinheiten von team und HaGe befinden sich bereits in der Zentrale in Flensburg.
Aufgrund der ungewöhnlich hohen Temperaturen zu Silvester sind in Sachsen schon erste Gefleckte Kohltriebrüssler in den Gelbschalen gefangen worden. Auch Bienen waren intensiv unterwegs. Das war in Schleswig-Holstein zum Glück nicht der Fall, zeigt aber wieder einmal, dass Insekten sich nicht an die Lehrbuchmeinung beziehungsweise den Kalender halten. Um einen so frühen Zuflug von Stängelrüsslern mitzubekommen, gehört neben einem „Bauchgefühl“ auch die Gelbschale auf den Acker.
Auch wenn es Gelbschalen mittlerweile schon als elektronische Variante gibt, eines bleibt: die Eigenverantwortung für das Aufstellen, die regelmäßige Kontrolle und das Wechseln des Wassers. Denn die Schaderregerüberwachung im Frühjahr 2022 des Pflanzenschutzdienstes der Landwirtschaftskammer zeigt, dass der Große Rapsstängelrüssler inzwischen in Schleswig-Holstein weitverbreitet ist. Auch an der Westküste wurde die Bekämpfungsschwelle an einigen Standorten überschritten.
Auch bei den Gelbschalen hält die Digitalisierung Einzug. Diese ersetzt aber nicht den Blick ins Feld, sondern ist als Ergänzung zu sehen.
Nicht den richtigen Zeitpunkt verpassen!
Der Große Rapsstängelrüssler erwacht schon bei Bodentemperaturen von zirka 5 °C auf den vorjährigen Rapsflächen. Das kann, wie 2021, schon Ende Februar sein. In dem Jahr führte die plötzliche Erwärmung zu einem plötzlichen Zuflug der Stängelschädlinge. Wer zu diesem Zeitpunkt seine Gelbschalen nicht auf dem Acker hatte, verpasste dieses wichtige Ereignis.
Da der Große Rapsstängelrüssler auf den vorjährigen Rapsflächen überwintert und folglich auch dort erwacht, ist es ratsam, eine Schale dort aufzustellen. Dadurch wird das Erwachen der Käfer festgestellt. Gehört die Vorjahresbefallsfläche einem Berufskollegen, sollte die Schale im eigenen Raps, wo der Zuflug dann überwacht wird, zu dieser Seite hin ausgerichtet werden. Somit wird der Weg kurz gehalten.
Über die Frage, wie viele Gelbschalen im Raps stehen sollen, wird häufig diskutiert. Mehrere Schalen bieten sich besonders auf großen Flächen an. Diese spiegeln dann eher die tatsächlichen Gegebenheiten wider. Begrenzen Knicks oder Waldränder einen aktuellen Rapsschlag, sollten auch dort Schalen stehen, denn dort überwintern Gefleckter Kohltriebrüssler und Rapsglanzkäfer. Sind die Gelbschalen gut platziert, ist die Fängigkeit deutlich höher. Regelmäße Kontrollen mit Wasserwechsel verstehen sich von selbst.
Die verschiedenen Schädlingsarten
Der Große Rapsstängelrüssler sucht nach dem Erwachen sogleich die nächstgelegenen Rapsschläge zur Eiablage auf. Die Weibchen sind sofort geschlechtsreif und beginnen nach der Paarung, ihre Eier abzulegen. Mit dem Vollzug der Eiablage erfolgt auch schon die Schädigung des Rapses. Das Weibchen scheidet bei der Herstellung der Ei-Nischen Wuchsstoffe aus, die für die typischen Verdrehungen der Stängel verantwortlich sind. Diese Verdrehungen sind sehr auffällig und nicht zu verkennen. Die Bekämpfung muss demzufolge zeitnah (innerhalb von drei Tagen) mit dem Zuflug (Bekämpfungsschwellen!) vor der Eiablage erfolgen. Resistenztechnisch ist die Welt beim Großen Rapsstängelrüssler noch in Ordnung.
Ein Gitter schützt die ebenfalls zeitig fliegenden Hummeln.
Der Gefleckte Kohltriebrüssler benötigt normalerweise etwas höhere Temperaturen. Ihn erkennt man an dem weißen Fleck auf dem Rücken. Nach dem Erwachen im Winterquartier und dem Einflug in die Rapsbestände vollzieht er erst einen ausgiebigen Reifungsfraß, bevor er mit der Eiablage startet. Somit stehen für eine eventuelle Bekämpfung je nach Witterung sieben bis zehn Tage zur Verfügung. Nach erfolgter Eiablage wachsen die Rapsstängel gerade weiter, sodass die Larven äußerlich oft unentdeckt bleiben. In Resistenztests des Julius-Kühn-Instituts (JKI) konnte beginnende Resistenz gegen Pyrethroide festgestellt werden.
Um die Insektizidmaßnahme richtig zu terminieren, ist es von großer Bedeutung, die Schädlinge zu unterscheiden. Es gilt vor allem, den Großen Rapsstängelrüssler sicher zu erkennen. Seine höhere Schadwirkung wird auch an der niedrigen Bekämpfungsschwelle von nur fünf Käfern pro Gelbschale innerhalb von drei Tagen sichtbar. Der Große Rapsstängelrüssler ist komplett schwarz gefärbt, wobei er durch seine dichte Behaarung eher grau wirkt. Hingegen hat der Gefleckte Kohltriebrüssler, wie der Name verrät, einen weißen Fleck auf dem Rücken, außerdem rotbraune, feingliedrige Füße.
Die Lage der Gelbschale bestimmt die Fängigkeit. Große Rapsstängelrüssler kommen von vorjährigen Befallsflächen, Gefleckte Kohltriebrüssler vom Knick oder Waldrändern.
Geeignete Mittel zur Bekämpfung
Der Populationsanstieg der vergangenen Jahre könnte bei günstigem Frühjahrswetter auch dieses Jahr zu einem stärkeren Zuflug führen. Stängel- und Triebrüssler ohne Rapsglanzkäfer können mit Pyrethroiden der Klasse II (zum Beispiel Karate Zeon) in Schach gehalten werden. Treten allerdings neben den Stängelschädlingen auch gleichzeitig bekämpfungswürdige Rapsglanzkäfer auf, sollte Trebon 30 EC (B2, Pyrethroid-Klasse I) zum Einsatz kommen. Mavrik Vita/Evure (B4) hat gegen Stängelschädlinge keine Zulassung.
Fazit
Eine Behandlung gegen Rapsschädlinge sollte nur nach Überschreitung von Bekämpfungsschwellen erfolgen. Die Resistenzsituation gegen Pyrethroide ist inzwischen bei einigen Schädlingen sehr angespannt. Da mit Ausnahme des Produktes Mospilan SG (Indikation Rapsglanzkäfer) keine anderen Wirkstoffe zur Verfügung stehen, kann nur mithilfe der verringerten Anwendungshäufigkeit Einfluss auf die weitere Resistenzentwicklung genommen werden. Hierbei müssen alle Schädlinge betrachtet werden. Ein Pyrethroideinsatz, beispielsweise gegen den Rapsglanzkäfer, betrifft auch späte Kohltriebrüssler und zusätzlich frühe Kohlschotenrüssler. Zusätzlich befinden sich fast ganzjährig Rapserdflöhe im System. Diese Tiere sind dann alle als Nebeneffekt von der eigentlichen Maßnahme betroffen. Und das sind im Übrigen auch die Rapsschädlinge, die die stärkste Pyrethroidresistenz aufweisen. So schließt sich der Kreis.
Ermittlung des Schädlingsaufkommens mittels Gelbschalen
Landesweit gesehen ist das Auftreten der Schadinsekten sehr unterschiedlich. Neben Einflussgrößen wie Rapsanbaudichte, Schlaggröße und Lage zu Nachbarflächen (Wald, Knicks) ist von Nordwesten in Richtung Südosten häufig ein höheres Auftreten zu beobachten. Gelbschalen geben Orientierung über Zuflug und Behandlungszeitpunkt. Das Informationssystem Integrierte Pflanzenproduktion (Isip) bietet Hilfestellung, ersetzt aber keine eigene Gelbschale.
• Gelbschale an ersten sonnigen Tagen bei Temperaturen über 10 °C in der Rapsfläche aufstellen
• Gelbschale mit Wasser und Spülmittel befüllen und zum Schutz von Bestäuberinsekten mit einem Gitter bedecken
• Gelbschale nicht am Feldrand aufstellen, da der höhere Randbefall nicht die tatsächliche Situation darstellt
• Große Schläge erfordern mehrere Gelbschalen.
• Die Gelbschale muss mit dem Bestand mitwachsen.
• Je nach Wetterlage regelmäßige Kontrolle und Wasserwechsel (je wärmer, destohäufiger)
• Die Gelbschale ist nicht geeignet zur Ermittlung der Bekämpfungsschwelle des Rapsglanzkäfers. Sie zeigt nur den ersten Zuflug an.
Die digitale Gelbschale ist nicht in der Lage, Große Rapsstängelrüssler und Gefleckte Kohltriebrüssler zu unterscheiden. Das wäre aber wichtig, da das entscheidenden Einfluss auf den Behandlungstermin hat.
Bei der Landestagung der Landwirtschaftskammer (LKSH) und der Arbeitsgemeinschaft (AG) Rinderspezialberatung konnten nach zwei Jahren in digitaler Form die Besucher wieder in der Halle der Landwirtschaftskammer in Rendsburg begrüßt werden. Knapp 300 Personen informierten sich bei aktuellen Vorträgen. Gleichzeitig bot die Veranstaltung viele Möglichkeiten zum Austausch mit den Berufskollegen und der Spezialberatung.
Zusätzlich zum Programm auf der Bühne hatten die Beratungsringe aus Schleswig-Holstein den hinteren Teil der Halle genutzt, um über ihre Arbeit und ihr Beratungsangebot zu informieren. An mehreren Informationsständen standen die Berater als Ansprechpartner zur Verfügung und informierten auch die vielen anwesenden Schüler und Studenten der Fachschulen. Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer, bedankte sich für die Zusammenarbeit zwischen der Landwirtschaftskammer und der Rinderspezialberatung, die sie als sehr wertvoll heraushob. Für die Moderation war in diesem Jahr Claus-Peter Boyens, Abteilungsleiter des Lehr- und Versuchszentrums Futterkamp, verantwortlich.
Die beiden Veranstalter LKSH und AG Rinderspezialberatung freuten sich über ein volles Haus. Vertreten wurden sie durch Kammerpräsidentin Ute Volquardsen und Christian Cordes, stellvertretender Vorsitzender der AG.
Ergebnisse der Vollkostenrechnung
Im ersten Vortrag stellte Hannah Lehrke, Landwirtschaftskammer, die Ergebnisse der Betriebszweigauswertung 2021/22 anhand der erhobenen Daten der Rinderspezialberatung vor. Und diese Ergebnisse versprachen dank des anhaltend positiven Milchpreises nach drei Auswertungsjahren mit einem negativen kalkulatorischen Betriebszweigergebnis (BZE), nun wieder erfreulicher auszufallen. Das durchschnittliche BZE der Betriebe liegt mit +4,49 ct/kg ECM deutlich über dem Niveau des Vorjahres – eine Verbesserung um 7,89 ct/kg ECM. Eine Entlohnung der Faktorkosten ist damit für den Durchschnitt der Betriebe in diesem Wirtschaftsjahr wieder möglich gewesen.
Die Ergebnisse der Vollkostenrechnung 2022 präsentierte Hannah Lehrke, Referentin für Rinderhaltung bei der LKSH.
Mit einem Ergebnis von 44,55 ct/ kg ECM liegen die Leistungen für den Verkauf der Milch deutlich über denen des Vorjahres. Unter dem Eindruck der aktuellen Milchpreise entsprachen diese noch nicht den Erwartungen der Zuhörer. Ein Blick auf die Entwicklung des Milchpreises (Abbildung) zeigt jedoch, dass die Milchpreise jenseits der 50 beziehungsweise 60 ct/ kg ECM erst nach Abschluss des abgeschlossenen Wirtschaftsjahres ausgezahlt wurden und daher erst im Wirtschaftsjahr 2022/23 vollständig erwartet werden können.
So erfreulich die Entwicklung der Leistungen auch ist, mussten die gestiegenen Leistungen aber auch eine deutliche Steigerung der Produktionskosten auf 45,40 ct/ kg ECM kompensieren. Die Spannweite zwischen den Ergebnissen der optimierten 25 % der Betriebe und der 25 % weniger optimierten Betriebe vergrößert sich unter diesen Voraussetzungen noch weiter, denn auch wenn die Summe der Leistungen eine komfortable Situation verspricht, ist die Kontrolle der Produktionskosten wichtiger denn je. Die optimierten 25 % erreichen im Auswertungsjahr ein positives Betriebszweigergebnis von 11,78 ct/ kg ECM, während die weniger optimierten 25 % weiterhin ein negatives Ergebnis von –5,25 ct/kg ECM erreichen.
Produktionstechnische Kennzahlen
Die Anzahl der ausgewerteten Betriebe lag in diesem Jahr mit 562 Betrieben erneut unter dem Niveau der Vorjahre. Dabei entspricht der Trend zu weniger Betrieben mit BZA wieder dem Durchschnitt der Vorjahre. Die durchschnittliche Herdengröße der ausgewerteten Betriebe liegt bei je 171 Kühen.
Die Leistungen der ausgewerteten Betriebe liegen leicht über denen des Vorjahres. Die Milchleistung der Betriebe steigt um 147 kg auf durchschnittlich 9.334 kg ECM je Kuh, bei konstanten Fett- und Eiweißgehalten und einer verbesserten Grundfutterleistung von 3.546 kg ECM je Kuh (+85 kg). Der Kraftfuttereinsatz in dt je Kuh (EIII) erhöht sich minimal auf 26,7. Der Kraftfuttereinsatz pro kg ECM je Kuh bleibt mit 290 g jedoch stabil auf dem Wert des Vorjahres. Die verbesserte Leistung konnte somit zu einem großen Teil aus dem Grundfutter erreicht werden.
Zwischen den Betrieben sind deutliche Unterschiede zu finden. Die 25 % ökonomisch stärker optimierten Betriebe halten im Durchschnitt mehr Tiere (+57,1 Tiere), melken mehr Milch (+625 kg ECM) und erreichen mit 17.546 kg ECM eine deutlich höhere Leistung pro Hektar Hauptfutterfläche (+2.779 kg). Dabei wird der Unterschied, der sich bereits aus der Milchleistung der Betriebe ergibt, über die Jahre größer.
Rinderspezialberatung in den Fokus gerückt
Die Ergebnisse der landesweiten Vollkostenauswertung basieren jedes Jahr auf den Ergebnissen der Betriebszweigauswertungen der Milchviehhalter in Schleswig-Holstein und werden von den Beratungsringen im Land vorgenommen und für die gemeinsame Auswertung bereitgestellt. Grund genug, die Arbeit der Rinderspezialberatung im Rahmen der Veranstaltung mehr in den Fokus zu rücken. Im Rahmen der Landestagung präsentierten sich neun Ringe, die über ihre Vorsitzenden die AG Rinderspezialberatung bilden. Mit ihren Standorten Bredstedt, Schafflund, Eggebek, Schleswig, Rendsburg, Heide, Itzehoe, Bad Segeberg und Ellerhoop unterstützen sie die Milchviehhalter im ganzen Land. Dabei sind die Ringe als eigenständige Vereine organisiert und damit eine unabhängige Einrichtung der Landwirte für ihre Mitglieder.
„Was bringt mir die Rinderspezialberatung, und was ist für die Milchviehhalter wichtig?“ – hierzu stand zunächst Hans-Christian Kühl, Milchviehhalter aus Ostenfeld, in einem Interview mit Claus-Peter Boyens auf der Bühne Rede und Antwort. Er betonte, wie wichtig es sei, dass die Landwirte sich in den von ihnen organisierten Vereinigungen einbringen und sich ehrenamtlich engagieren. An der Zusammenarbeit mit seinem Beratungsring schätze er neben der fachlichen Kompetenz die vertrauensvolle Zusammenarbeit auf Augenhöhe und durch die regelmäßigen gemeinsamen Betriebsrundgänge den immer wieder unverstellten Blick von außen, um der eigenen Betriebsblindheit effektiv zu begegnen. Die Bewältigung der steigenden Dokumentationspflichten und die Herausforderungen des Antragswesens seien eine nicht zu unterschätzende Belastung, die die Beratungsringe für die Betriebe übernehmen, was aber auch die Kapazitäten für die eigentliche Beratung einschränkt.
Hans-Christian Kühl (li.), Landwirt aus Ostenfeld, stellte in der Diskussion mit Claus-Peter Boyens (Leiter des Lehr- und Versuchszentrums in Futterkamp) die Rinderspezialberatung vor.
Um die Veranstaltung noch attraktiver zu halten, wurde als neues Element eine Kommunikationspause eingeführt, um Gespräche zwischen den Teilnehmern und den Beratern zu ermöglichen. Dies wurde gerne genutzt und von den Teilnehmer begrüßt.
Die zweite Hälfte der Veranstaltung war den Fachvorträgen vorbehalten, über die in der nächsten Ausgabe berichtet wird.
Das Schlusswort war traditionell der AG Rinderspezialberatung vorbehalten. Der stellvertretende Vorsitzende Christian Cordes, Milchviehhalter aus Kragstedt, nahm aus jedem Vortrag ein Fazit mit und stellte heraus, dass mit etwa 2.200 Mitgliedsbetrieben eine solche Beratungsdichte – organisiert und verantwortet durch die Landwirte selbst – wohl in Deutschland eine einmalige Institution sei, auf die man zu Recht stolz sein könne.
Fazit
Die Vollkostenauswertung 2021/22 verzeichnet für den Durchschnitt der Betriebe ein positives Betriebszweigergebnis. Die deutlich gestiegenen Produktionskosten konnten von den gestiegenen Leistungen durch den verbesserten Milchpreis aufgefangen werden. Die 25 % optimierten Betriebe konnten sogar ein sehr gutes Ergebnis verzeichnen, während die 25 % weniger optimierten Betriebe weiterhin ein negatives Ergebnis erreichen. Als Institution der Landwirte unterstützt die Rinderspezialberatung die Milchviehhalter in Schleswig-Holstein und erstellt die Betriebszweigauswertungen der Betriebe, die für die landesweite Vollkostenauswertung der Landwirtschaftskammer genutzt werden. Die Landestagung als gemeinsame Veranstaltung der Landwirtschaftskammer und AG der Rinderspezialberatung würdigte die Arbeit der Ringberater für die Milchviehhalter im Land.
Die Landestagung war sehr gut besucht. Nach Jahren der Online-Veranstaltungen oder des coronabedingten Ausfalls freuten sich alle über die Gespräche zwischen Berufskollegen und Beratern, Mitarbeitern von Organisationen, Schülern und Studenten.
Das Landgericht Potsdam hat den Freispruch für einen niederländischen Jäger bestätigt, der 2019 einen Wolf abgeschossen und damit seine Jagdhunde vor Angriffen verteidigt hatte. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Es besteht die Möglichkeit einer Revision.
Der Deutsche Jagdverband (DJV) begrüßte das Urteil. Zugleich kritisierte er, dass das Landgericht sich nicht zur Rechtsgüterabwägung von Wolf und Jagdhund geäußert hat. Im Gegensatz dazu hatte sich das Amtsgericht in der ersten Instanz klar zugunsten des Schutzes von Jagdhunden im Falle eines Wolfsangriffs positioniert. „Umso mehr ist der Gesetzgeber jetzt aufgefordert, endlich Rechtssicherheit für Tierhalter und Jäger herzustellen“, erklärte DJV-Vizepräsident Helmut Damann-Tamke.
Als vorbildlich erachtet der DJV die Rechtslage in Schweden. Dort ist im Jagdgesetz klargestellt, dass Jäger einen Wolf töten dürfen, wenn er im Begriff ist, Hunde oder Nutztiere zu attackieren. Zuvor muss allerdings versucht werden, den Wolf durch Rufen und Warnschüsse zu vertreiben.
Der jetzt freigesprochene Jäger hatte 2019 gesehen, wie ein Wolf mehrere Jagdhunde angegriffen und schwer verletzt hat. Um die Attacken des Wolfes zu stoppen, hatte er zuerst in die Hände geklatscht und einen Warnschuss abgegeben. Da der Wolf nicht von den Hunden abließ, tötete er das Tier.
Die Koexistenz von Wolf und Mensch ist auch Thema des europäischen Verbundprojekts „Life Wild Wolf“, das unter Beteiligung des Wolfsbüros des niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz gestartet ist. Konkret gehe es darum, neue Techniken und Abläufe für ein besseres Management von Begegnungs- und Annäherungssituationen zu entwickeln. Dazu geplant sei unter anderem die Einrichtung von Interventionsteams und die Entwicklung eines Protokolls für effizientere Einsätze. age
Auf der Klimafarm der Stiftung Naturschutz in Erfde in der Eider-Treene-Sorge-Region sollen neben der Wiedervernässung von rund 300 ha Niedermoor auch Methoden der extensiven Nutzung erforscht werden, um insbesondere Gras von Nassflächen für die Industrie verwertbar zu machen – als Dämmstoffe, Papier, Verpackung, Stichwort Paludikultur (das Bauernblatt berichtete in der vorigen Ausgabe). Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) hat sich vor Ort einen Eindruck verschafft.
Die „Wiedervernässung“ kommt heute von oben, es ist ein stürmischer und regnerischer Tag. Weit ins Moor geht man deshalb nicht, doch es gibt auch so viel zu bereden. Die Klimafarm will Einkommensalternativen entwickeln für Landwirte, die bereit sind, Flächen für die Wiedervernässung zur Verfügung zu stellen. „Ich würde mich als Erstes um die Vermarktung kümmern“, schlägt Schwarz – ganz Praktiker – vor, „und die Papierhersteller fragen: Was braucht ihr?“ Damit rennt er bei den Klimafarmleuten offene Türen ein.
Zu den Möglichkeiten, die sich ergeben könnten, zeigt sich der Minister, selbst Bauer im Kreis Stormarn, optimistisch: „Die Landwirte werden das genau beobachten und in lukrative Teilbereiche einsteigen.“ Entscheidend sei die kritische Menge, die zu erwirtschaften wäre: „Fünf Rundballen im Jahr bringen nichts.“ Als Beispiel nennt er die Entwicklung bei den Ackerbohnen, sie seien jahrzehntelang außer Kurs gewesen, „auf einmal sind es 40 Tonnen im Betrieb“! Man brauche eben einen langen Atem.
Bei der Moornutzung stehe man am Beginn einer gesellschaftlichen Diskussion, so Schwarz. Umso wichtiger sei es, frühzeitig neben der in der Region typischen Wiederkäuerhaltung alternative Wertschöpfungsketten aufzuspüren und zu entwickeln: „Die Klimafarm leistet hierbei einen wertvollen Beitrag.“
Die Niederungen Schleswig-Holsteins stünden aufgrund des Klimawandels vor einem erheblichen Anpassungsbedarf, so der Minister. Gleichzeitig gelte es, die Auswirkungen auf die betroffenen landwirtschaftlichen Betriebe im Auge zu behalten. Schwarz: „Wir können nur gemeinsam mit den Betroffenen nach Lösungen suchen und die Nutzung von Moorgebieten gestalten.“
Befragt nach Möglichkeiten des Flächentausches, verwies Schwarz auf die Flurbereinigung als bewährtes Instrument, deren Fachbereich in seinem Ministerium angesiedelt sei. Eine spezielle Förderung der Flächenabgabe seitens des Ministeriums sieht er derzeit nicht und verweist auf die künftige Agrarförderung auf Bundesebene.
Was tut die Stiftung Naturschutz, dafür, dass Landwirte in der Region weiterwirtschaften können? „Wir bieten Klimapunkte an“, antwortet Stiftungsvorstand Dr. Walter Hemmerling: „Dabei kaufen wir nicht die Fläche, sondern die Rechte auf Vernässung. Eventuell bekommt der Landwirt auf diese Weise sogar mehr Geld, als wenn er das Land verkauft.“
Betriebsleiter, die erstmalig ausbilden wollen, sollten ihren Anerkennungsantrag bei der Landwirtschaftskammer frühzeitig stellen, spätestens drei Monate vor Beginn des Ausbildungsjahres.
Nur wenn alle für die Anerkennung erforderlichen Unterlagen vorliegen und die notwendigen Überprüfungen vorgenommen wurden, kann ein Ausbildungsvertrag bei der Kammer eingetragen werden.
Der Einstieg in die Berufsausbildung ist eine Zukunftsinvestition für den Betrieb – ähnlich wie ein Stallbau – und sollte entsprechend geplant und vorbereitet sein. Nur wer als Ausbilder beziehungsweise Ausbilderin die persönliche und fachliche Eignung nachweist und über eine geeignete Ausbildungsstätte verfügt, darf junge Menschen ausbilden. Voraussetzung ist auch eine Bescheinigung der Berufsgenossenschaft, dass der Betrieb den Unfallverhütungsvorschriften und sonstigen gesetzlichen Vorgaben entspricht.
Detailinformationen zu den Anforderungen in den Agrarberufen sind auf www.lksh.de in der Rubrik Bildung/Ausbilder und Ausbildungsbetrieb eingestellt. Antragsvordrucke sind bei der Landwirtschaftskammer Rendsburg, Tel.: 0 43 31-94 53-216 oder bei der regionalen Ausbildungsberatung erhältlich.
Wichtige Hinweise für bereits anerkannte Ausbildungsbetriebe (bitte auch hierfür die notwendige zeitliche Vorlaufzeit beachten):
Wurde länger als fünf Jahre nicht ausgebildet, ist eine Nachbesichtigung des Betriebes durch die Ausbildungsberatung der Kammer erforderlich.
Findet ein Betriebsleiterwechsel statt und liegt das Anerkennungsverfahren länger als zehn Jahre zurück, muss das gesamte Anerkennungsverfahren neu durchlaufen werden.
Liegt bei einem Betriebsleiterwechsel die Anerkennung nicht länger als zehn Jahre zurück, sind die Unterlagen zur persönlichen und fachlichen Eignung einzureichen und es ist eine Nachbesichtigung durch die Ausbildungsberatung erforderlich.
Damit die heutige sogenannte Generation Z für die Grünen Berufe begeistert werden kann, muss die Arbeitswelt greifbar und nahbar präsentiert werden. Hier haben die Ausbildungsberufe in Landwirtschaft und Co. gute Karten, denn sie können mit eindrucksvollen Motiven punkten.
Sozialforscher untersuchen in regelmäßigen Abständen, wie sich Veränderungen in Wirtschaft, Politik und Kultur auf junge Menschen auswirken und ihr Verhalten prägen. Und um ein Gefühl für die Generation Z zu bekommen, muss man verstehen, wer darunter fällt und welche Grundgedanken diese Generation antreiben. Es sind die jungen Menschen, die Mitte der 1990er und Anfang der 2000er Jahre zur Welt gekommen sind, doch eine differenziertere Abgrenzung der Jahrgänge gibt es nicht. Diese Zielgruppe ist der Grund, warum sich derzeit die Gemüter der Ausbildungsbetriebe erhitzen, denn die Generation Z hat eine ganz eigene Erwartungshaltung an die künftige Berufstätigkeit.
• Einerseits ist den Jugendlichen ein sicherer Arbeitsplatz wichtig, andererseits erwarten sie einen Aufgabenbereich mit hohem Identifikationspotenzial.
• Es wird außerdem großer Wert darauf gelegt, dass es eine klare Trennung zwischen Arbeit und Privatleben gibt, sodass die Work-Life-Balance für Zufriedenheit im Job sorgt.
• Bei der Arbeit dürfen konkrete Handlungsanweisungen jedoch nicht fehlen. Außerdem dienen Feedback, Anerkennung, Lob und Kritik als bedeutende Orientierungsgrößen.
Besonders aus diesem Grund bedarf es einer strukturierten Ausbildungsplanung, um neben den betrieblichen Abläufen auf diese Bedürfnisse der Generation Z einzugehen. Das bedeutet, Ausbildungsbetriebe müssen sich mit neuen Lernmethoden und Bildungsansätzen auseinandersetzen, um am Ball zu bleiben. Doch wo sonst bietet die Praxis so gute Lernorte für die gesamte Entwicklung der Jugendlichen wie in den Grünen Berufen?
Digital und online – Netzwerke nutzen
Der Alltag der Generation Z ist geprägt vom digitalen Zeitalter. Die Jugendlichen sind jederzeit online in diversen digitalen Netzwerken unterwegs. Damit bekommt auch das Wort „Netzwerk“ eine wesentliche Bedeutung. Vernetzung setzt eine Kommunikation auf Augenhöhe voraus, die auch auf den digitalen Plattformen präsent und sowohl im privaten als auch im beruflichen Leben gleichermaßen gewünscht ist. Die jungen Menschen haben konkrete Vorstellungen von einem potenziellen Vorgesetzten im Ausbildungsbetrieb.
Jede Betriebsleitung sollte sich deshalb die Frage stellen, was für die Zielgruppe besonders attraktiv an dem angebotenen Ausbildungsplatz erscheinen könnte und wie der Betrieb als glaubwürdiges Unternehmen positioniert werden kann. Eine konkrete Botschaft können dabei alle Ausbildungsbetriebe bei der Suche nach Azubis beherzigen: Kontakte sollten sowohl in der realen als auch immer mehr in der virtuellen Welt genutzt werden.
Am Puls der Zeit zu sein bedeutet auch, den jungen Menschen Einblicke in einen typischen Arbeitsalltag zu geben, denn genau das macht einen Ausbildungsbetrieb sympathisch und greifbar. Hier gibt es viele Möglichkeiten, das Ausbildungsplatzangebot sichtbarer zu gestalten. Dazu zählen neben den klassischen Stellenanzeigen in Fach- und Lokalzeitschriften Aushänge in Schulen oder Jobportale im Internet, insbesondere auch sämtliche digitalen Plattformen, die Sozialen Medien und Messenger-Dienste, mit denen persönliche Kontakte geknüpft werden können.
Auffallen – den Betrieb digital präsentieren
Auch die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein bietet eine digitale Ausbildungsplattform, auf der jeder Ausbildungsbetrieb die Initiative ergreifen darf, um den Betrieb ganz individuell zu präsentieren. Standardinformationen wie die Betriebsadresse, Ausbildungsberuf und Betriebsschwerpunkte sind bereits für alle Ausbildungsbetriebe hinterlegt. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, einen persönlichen Text zu verfassen und einzustellen. Fragen wie: „Wer sind wir?“, „Was bieten wir?“ und „Wen suchen wir?“ können dazu beitragen, dass zukünftige Azubis einen positiven ersten Eindruck vom Betrieb und dem Team erhalten. Um der Seite noch mehr Profil zu geben, kann ein Bild eingestellt werden: Ob Luftbildaufnahme des Betriebes, das Logo oder ein Foto des Teams – der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt.
Fazit
In Zeiten, in denen es mehr freie Ausbildungsplätze als Auszubildende gibt, ist es wichtiger denn je, sich mit den Lebenswelten und Bedürfnissen Jugendlicher auseinanderzusetzen. Online-Plattformen und Soziale Netzwerke bieten gute Chancen, um zukünftige Azubis für die Grünen Berufe zu begeistern und für den eigenen Betrieb zu gewinnen. Die Autorin ist für das Marketing der Grünen Berufe bei der Landwirtschaftskammer zuständig. Sie wirbt in Schulen und auf Berufsmessen und steht auch telefonisch für Auskünfte rund um die Ausbildung zur Verfügung. E-Mail und Telefonnummer sind unter lksh.de zu finden.
Einjähriger Rucola ist ein Schnellstarter und wächst zügiger als die mehrjährige Variante. Ab Ende Februar kann bereits auf der Fensterbank ausgesät werden. Im Freiland erfolgt die Aussaat satzweise, sobald es die Bedingungen zulassen.
Rucola wird manchmal auch als Salatrauke oder Senfrauke bezeichnet. Schon die Römer bauten das leckere Kraut an. Es gehört mittlerweile fast ganzjährig zum Gemüsesortiment im Supermarkt und ist in mehreren Varianten am Samenständer erhältlich. Hier gilt es, zwischen der einjährigen Salatrauke (Eruca sativa) und der mehrjährigen Wilden Rauke (Diplotaxis tenuifolia) zu unterscheiden. Diese wächst langsamer als die einjährige Art und weist schmale, gefiederte oder gebuchtete Blätter auf. Sie schmecken leicht scharf und damit intensiver als die der Salatrauke. Um das Verwirrspiel komplett zu machen, finden sich auf manchen Samentüten auch die Bezeichnungen Rucola selvatica oder Rucola coltivata. Vom Namenswirrwarr sollte man sich jedoch nicht beeindrucken lassen, sondern auf der Samentüte genau nachlesen, ob es sich um die mehrjährige, winterharte oder um die einjährige Variante handelt. Tipp: Einfach mal verschiedene Arten und Sorten ausprobieren. Die Unterschiede reichen dabei optisch von glattrandigen bis hin zu gezähnt-geschlitzten Blättern und geschmacklich von pikant über bitter-kräftig, pfeffer- und senfartig bis hin zu nussähnlich.
Bei guter Witterung zeigen sich bereits wenig Tage nach der Aussaat die ersten Blattspitzen.Foto: Karin Stern
Neben Aussehen und Geschmack unterscheiden sich die Varianten zudem in ihrem Wuchsverhalten. Doch manchmal sind die Unterschiede nicht nur sortenbedingt, sondern hängen auch von den Kulturbedingungen und der Witterung ab. Bei warmem Wetter und Trockenheit tritt schnell ein etwas schärferer Geschmack in den Vordergrund. Je älter die Blätter, desto kräftiger kommt das Aroma durch. Daher empfiehlt sich die Verwendung von eher jungen Blättern als Salat oder Salatzugabe. Werden die Blätter zu gedünstetem Gemüse oder in Aufläufen und Nudelsoßen verarbeitet, verflüchtigt sich der scharfe Geschmack.
Ab Ende Februar, Anfang März kann der einjährige Rucola auf der Fensterbank, im Frühbeet oder im Gewächshaus ausgesät werden. Je nach Witterung und Bodentemperatur ist es empfehlenswert, Rucola zunächst im Haus vorzuziehen und dann ins Frühbeet oder Gewächshaus auszupflanzen. Das sorgt für einen erheblichen Erntevorsprung.
Rucola kann ab Ende Februar auf der Fensterbank vorgezogen und später ins Frühbeet ausgepflanzt werden. Foto: Karin Stern
Die unempfindliche Pflanze stellt keine großen Ansprüche an Boden und Klima. Im Garten wird Salatrauke gerne als Vor-, Zwischen- oder Nachkultur angebaut. Die Aussaat erfolgt in Reihen mit etwa 15 cm Abstand von April bis September im Freiland. Die Keimdauer beträgt je nach Sorte fünf bis 15 Tage. Es ist wichtig, die Samen nur ganz dünn mit Erde zu bedecken.
Wer sich fortlaufend mit Rucola versorgen möchte, sät am besten satzweise im Abstand von zehn bis vierzehn Tagen aus. So können immer junge Blätter geerntet werden. Am besten schmecken sie mit einer Länge von 8 bis 10 cm. Für die Ernte pflückt man entweder die größeren, äußeren Blätter oder schneidet die Blätter über dem Herz der Pflanze ab. Daraus entwickeln sich dann innerhalb einer Woche weitere junge Blätter, die erneut geschnitten werden können. Je nach Witterung erfolgen zwei bis drei Schnitte, bis die Pflanze in die Blüte geht. Dann werden die Blätter deutlich schärfer und wachsen nicht weiter, da der Rucola seine Kraft in die Ausbildung der Blüte steckt. Die Ernte erfolgt in Abhängigkeit von Wetter und Jahreszeit drei bis sechs Wochen nach der Aussaat. Die schnell wachsenden Pflanzen liefern einen guten Ertrag. Wichtig ist ein sonniger bis halbschattiger Standort mit lockerem, frischem und humosem Boden. Die flachen Wurzeln sollten bei Trockenheit recht zügig mit Wasser versorgt werden. Andernfalls leidet das Aroma und die Pflanze geht schnell in die Blüte.
Erdflöhe hinterlassen in den Blättern von Kreuzblütlern kleine Löcher. Foto: Karin Stern
Eine Düngung ist nicht notwendig. Salatrauke ist mit den Nährstoffen zufrieden, die sie im Boden vorfindet. Eine zusätzliche Stickstoffdüngung könnte sich sogar negativ auswirken, da die Pflanze viel Nitrat aufnimmt und durch die gute Versorgung anfälliger wird für die Blattfleckenkrankheit. Dabei treten braunrote Flecken auf den Blättern zutage, in deren Mitte sich der Fruchtkörper eines Pilzes befindet. Bei feuchtem Wetter, wenn das Blattwerk schlecht abtrocknet, besteht die größte Infektionsgefahr. Befallene Blätter sollten nicht verzehrt werden. Salatrauke zählt wie Radieschen zu den Kreuzblütlern und wird daher auch von Erdflöhen heimgesucht. Dies sind kleine, schwarze Käfer, die die jungen Pflanzen in ihrer Entwicklung stark beeinträchtigen können. Größeren Pflanzen macht der Befall, der an kleinen, runden Fraßlöchern in den Blättern zu erkennen ist, nichts weiter aus. Der gern erteilte Rat, gegen die Erdflöhe einfach nur den Boden ausreichend feucht zu halten und regelmäßig zu hacken, hat sich als unwirksam herausgestellt. Bei starkem Befall bleiben die Blätter klein, die Pflanzen entwickeln sich nur schlecht.
Mit der Blütenbildung endet die Ernte. Foto: Karin Stern
Die Haltung im Offenstall erfüllt die natürlichen Bedürfnisse von Pferden in puncto Bewegung, Licht, Luft und Sozialkontakten am besten. In der Theorie also perfekt, doch in der Praxis hapert es oft. Das liegt meist nicht am Vierbeiner, sondern am Offenstall, der schlichtweg nicht zum Pferd passt. Doch gibt es überhaupt pferdefreundliche Alternativen?
Der Begriff „Offenstall“ kann weit gefasst werden: Vom knietiefen Matschplatz mit notdürftigem Unterstand bis hin zum Aktivstall mit ausgeklügelter Raumaufteilung und computergesteuerter Fütterung fallen zahlreiche Varianten in diese Kategorie. Nicht alles, was sich Offenstall nennt, ist auch wirklich pferdegerecht. Pferdebesitzer, die bereits schlechte Erfahrungen gesammelt haben, sind nicht selten überzeugt: „Mein Pferd ist nicht für den Offenstall geeignet.“
Damit sich das Pferd wohlfühlen kann, müssen einige Grundvoraussetzungen erfüllt sein, etwa ausreichend Platz. In den „Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sind unter anderem die Mindestvoraussetzungen für die Gruppenhaltung von Pferden angegeben. Nicht alle Pferde kommen allerdings mit diesen Mindestmaßen zurecht. Einige werden in der Folge aggressiv oder lethargisch und mitunter vorschnell als „offenstalluntauglich“ abgestempelt. Wäre mehr Platz vorhanden, würden vermutlich auch mehr Pferde in einem Offenstall gut zurechtkommen. Daher gilt: Großzügige Liegemöglichkeiten, reichlich Auslauffläche und genügend Fressplätze tragen entscheidend dazu bei, dass das Konzept Offenstall funktioniert.
In Außenboxen herrschen besseres Klima und weniger Langeweile als in Innenboxen, doch auch diese Haltungsform hat viele Nachteile. Foto: Imago
Auch die räumliche Situation ist wichtig: Hat der Liegebereich zwei Ausgänge, ist er eher quadratisch oder ein langer Schlauch, gibt es Raumteiler? Für Pensionspferdebetriebe ein Dilemma: Es ist natürlich einfach, auf dem Papier mehr Platz zu fordern. Betriebe möchten ihren Einstellpferden auf der einen Seite einen guten Platz bieten, auf der anderen Seite macht es wirtschaftlich einen Unterschied, wie viele Pferde auf der vorhandenen Fläche untergebracht sind. Schließlich haben viele Betriebe unter den aktuellen Bedingungen ohnehin schon schwer zu knabbern.
Bedürfnisse der Pferde berücksichtigen
Das tägliche Stallmanagement trägt ebenfalls entscheidend dazu bei, ob die Vierbeiner sich im Offenstall wohlfühlen – oder eben nicht. Hierzu zählen beispielsweise geringe Fluktuation und individuelle Fütterung. Bei ständigem Pferdewechsel entsteht Unruhe. Die Rangordnung muss jedes Mal neu geklärt werden, was zu vermehrten Rangeleien und mitunter Verletzungen führt. Auch in Gruppenhaltung sollte es möglich sein, jedem Pferd seine individuelle Futterportion zuzuteilen. Das ist zugegebenermaßen eine Herausforderung und kann nur durch Fressständer oder computergestützte Fütterung gewährleistet werden. Alternativ müssen die Pferdebesitzer mehr eingebunden werden, also etwa Kraftfutter selbst zufüttern. Selbstverständlich müssen darüber hinaus die Sauberkeit stimmen, die Qualität des Futters einwandfrei sein und der Stallbetreiber über fundiertes Fachwissen und Erfahrung verfügen.
Bleiben noch die Vierbeiner selbst, die mitbestimmen, ob es im Offenstall klappt. Grundsätzlich sollte die Herde nicht allzu bunt gemischt sein, da die Anforderungen an den Stallbau dann enorm sind. Vor allem (Gitter-)Abstände sind problematisch, denn was für einen mächtigen Kaltbluthuf keine Gefahr darstellt, kann für einen zierlichen Ponyhuf zur Falle werden. Unterschiedliche Altersstufen sind im Offenstall grundsätzlich kein Problem. Allerdings sollten sehr junge Pferde immer gleichaltrige Freunde haben, sehr alte Pferde hingegen sind mitunter mit Youngsters überfordert.
In gemischten Pferdeherden können Wallache, die sich wie Hengste benehmen, zu einem großen Problem werden. Schließlich sind Stutenbesitzer nicht erfreut, wenn der Wallach regelmäßig auf den Rücken ihrer Stute springt – abgesehen von der Verletzungsgefahr. Zudem gibt es noch den „Problemfall“ Hengst. Zwar kommt eine Studie der Freien Universität Berlin zu dem Schluss, dass Hengste durchaus in Gruppen gehalten werden können, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Eine wirklich artgerechte Haltung von Hengsten im Offenstall ist dennoch eine enorme Herausforderung.
Grundsätzlich kann also (fast) jedes Pferd im Offenstall gehalten werden, wenn auf die Bedürfnisse der Bewohner eingegangen wird. Allerdings ist es für Pferdebesitzer schlichtweg nicht immer möglich, einen solchen optimal auf die Bedürfnisse ihres Vierbeiners zugeschnittenen Offenstall zu finden, noch dazu in angemessener Entfernung. Dann muss ein adäquater Kompromiss her.
Eine Innenbox stellt eigentlich keine Alternative dar, denn diese Haltungsform ist oft nicht pferdegerecht: Ein so großes Tier auf einer Fläche von etwa 12 m2 für viele Stunden am Tag einzusperren, sollte heutzutage nicht mehr sein. Ein Pferd braucht freie Bewegung und Artgenossen. Es gibt sicher Betriebe, die trotz Innenboxenhaltung den Pferden ausreichend Auslauf mit Artgenossen bieten, allerdings stehen noch immer zu viele Pferde zu viele Stunden in zu engen Innenboxen. Übrigens: Freie Bewegung heißt, das Pferd darf selbst bestimmen – Führanlage oder Laufband zählen also nicht dazu.
Bewegung, Kontakte, Licht und Luft
Eine Verbesserung der reinen Innenbox ist die sogenannte Kurtz-Box, benannt nach ihrem Erfinder Andreas Kurtz. Ein Teil der Zwischenwand ist hier durch senkrechte Gitterstäbe ersetzt, die bis zum Boden reichen. Die Pferde können den Kopf hindurchstrecken und so besser Kontakt zum Nachbarn aufnehmen, beispielsweise gegenseitig Fellpflege betreiben. Vor allem für Hengste, die ja zum Großteil in Einzelboxen leben, kann dies eine Verbesserung sein. Der tägliche Auslauf muss dennoch gewährleistet werden.
Außenboxen sind nicht viel besser zu bewerten als Innenboxen, zumindest was den Platzbedarf und den Kontakt zum Nachbarn betrifft. Den Pferden wird hier lediglich die Möglichkeit geboten, hinauszuschauen, was die Langeweile ein wenig abmildern kann und für besseres Stallklima sorgt. Ansonsten überwiegen wie auch bei der Innenbox die Nachteile und es muss entsprechend für ausreichende Bewegung und Kontakte mit anderen Pferden gesorgt werden.
In Boxen mit angrenzender „Terrasse“ können die Pferde selbst entscheiden, wann sie draußen oder drinnen sind. Foto: Imago
Viele Pferde leben mittlerweile in Paddockboxen. Diese Boxen mit direkt angrenzender Terrasse bieten zum einen mehr Platz als reine Boxen, außerdem können die Pferde frei entscheiden, wann sie draußen stehen und wann lieber nicht. Das gilt natürlich nur, wenn die Tore zum Paddock bei schlechtem Wetter nicht geschlossen werden, was leider in manchen Betrieben durchaus Usus ist.
Als Mittelweg zwischen Innen- und Paddockbox wird mitunter der Zugang zum Paddock nachts grundsätzlich verschlossen, beispielsweise wenn sonst nicht sichergestellt werden kann, dass nachts kein Unbefugter von außen an den Stall gelangt. Paddockboxen können allerdings auch nur dann eine mögliche Alternative zum Offenstall sein, wenn die Pferde zusätzlich täglich bei jeder Witterung mehrere Stunden gemeinsam mit Artgenossen auf die Weide oder auf einen Schlechtwetterauslauf dürfen. Schließlich ist die Bewegungsmöglichkeit im Paddock, der meist in etwa so groß ist wie die Box, doch sehr begrenzt.
Einige Pferdebetriebe bieten Minioffenställe an, also Offenställe, in denen vielleicht nur zwei oder vier Pferde zusammenleben. Gerade für Vierbeiner, die bereits älter sind oder sich grundsätzlich in größeren Herden schwertun, ist dies oft eine durchaus gute Lösung. Diese Minioffenställe können auch – wenn baulich möglich – durch das Zusammenlegen von zwei oder mehreren benachbarten Paddockboxen erstellt werden. Solche flexiblen Boxensysteme müssen aber schon beim Stallbau mit eingeplant werden, nachträglich ist eine solche Veränderung oft nur schwer umsetzbar.
Weidehaltung braucht gutes Management
In Laufställen wohnen die Pferde gemeinsam in einem Innen- oder Außenstall, der idealerweise in Liege- und Fressbereich unterteilt ist. Wichtig ist, dass der Stall entsprechend großzügig dimensioniert ist und die Vierbeiner zusätzlich täglich an die frische Luft dürfen. Allerdings ist diese Haltungsform in Pensionsställen selten zu finden, eher in Gestüten oder Aufzuchtställen.
Eine weitere Alternative zum Offenstall ist die ganzjährige Weidehaltung. Diese entspricht dem Herden- und Lauftier sehr, stellt aber große Anforderungen an das Management. Notwendig sind unter anderem ein geeigneter Standort mit entsprechender Bodenbeschaffenheit, sehr große Flächen für wenige Pferde, ein stets trockener, zugluftfreier und eingestreuter Unterstand, ganzjährige frostfreie Wasserversorgung sowie befestigte Futterplätze für die Zufütterung. Sonst wird aus der ganzjährigen Weidehaltung recht schnell eine matschige, unhygienische Angelegenheit.
Von den gängigen Haltungsformen kommt der Offenstall den grundlegenden Bedürfnissen der Lauf- und Herdentiere am nächsten. Viele Pferdebesitzer haben das erkannt, weshalb sich Offenställe großer Nachfrage erfreuen. Kritiker führen gern das Argument an, dass nicht jedes Pferd für die Haltung im Offenstall geeignet sei. Meist ist es aber vielmehr so, dass der Offenstall nicht zum Vierbeiner passt, da dessen individuelle Ansprüche nicht berücksichtigt werden (können), beispielsweise wenn der Vierbeiner ein großes Platzangebot benötigt, der Offenstall aber „nur“ Mindestmaße bietet. Auch die Entfernung vom Wohnort des Besitzers spielt eine wichtige Rolle, schließlich soll die tägliche Fahrt in den Stall nicht zum Zeiträuber werden – ganz abgesehen von den hohen Spritkosten.
Um all das unter einen Hut zu bringen, können beispielsweise eine große Paddockbox mit täglichem Auslauf, ein Minioffenstall, ein Laufstall oder die ganzjährige Haltung auf der Weide eine akzeptable Alternative zum Offenstall darstellen. Werden Pferde in Innen- oder Außenboxen gehalten, sollten sie sehr viel Zeit außerhalb dieser vier Wände verbringen, und zwar gemeinsam mit ihresgleichen.
Ganzjährige Weidehaltung erfordert sehr gutes Management, damit daraus keine matschige Angelegenheit wird. Foto: Imago
Mechthild Spöde hat ein offenes Herz für Kinder und Jugendliche. An jedem Mittwochvormittag geht sie in die Bergschule Fockbek im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Hier ist die Seniorpartnerin in School, kurz SiS, im ehrenamtlichen Einsatz. Als SiS-Mediatorin begleitet sie Schülerinnen und Schüler beim Suchen und Finden von Lösungen für einen friedlichen Umgang miteinander.
Ein Mittwochvormittag, Laura (Name geändert) bittet Mechthild Spöde um ein Gespräch. Dafür verabreden sie sich wenig später in der „Insel“. Das ist ein etwas versteckt liegender Begegnungsraum im weitläufigen Schulgebäude. Niemand sieht, wer gerade ein- und ausgeht. Hier kann Laura sich vertrauensvoll öffnen. Sie weiß, alles, was sie gleich sagen wird, wird im Raum bleiben. Die SiS-Mediatorin wird die Gesprächsinhalte ohne ihre ausdrückliche Einwilligung nicht weitererzählen, weder an die Lehrkräfte noch an die Schulleitung. In dieser Sicherheit berichtet die Schülerin, dass jemand im schulischen Umfeld ihr das Smartphone weggenommen und entsperrt habe, um Inhalte aus ihren privaten Nachrichten an Mitschüler weiterzuleiten und sie damit lächerlich zu machen. Das fühle sich für sie schlecht an, sie wisse nicht, wie sie damit umgehen solle.
Mechthild Spöde hört Laura aufmerksam zu. Sie fragt behutsam, wie es ihr gerade geht und was ihr in diesem Moment wichtig wäre. Gemeinsam suchen sie nach einer möglichen Lösung. Sie thematisieren auch, wie Laura sich in Zukunft vor solch einer Situation schützen kann. Nach dem Gespräch ist die Schülerin erleichtert. Es war für sie entlastend, das Erlebte zu teilen und dabei ihre eigenen Gedanken und Gefühle zu ordnen. Jetzt sieht sie klarer und hat eine Entscheidung getroffen: Sie will auf diesen „Jemand“ zugehen und fragen, ob er freiwillig zu einem gemeinsamen Treffen mit der SiS-Mediatorin bereit wäre, um über den Vorfall zu sprechen.
Dies ist nur eine beispielhafte Episode aus dem reichen Betätigungsfeld der Ehrenamtlichen, die sich hauptsächlich um Kinder der 5. bis 7. Klasse kümmert. Ob bei einem Streit auf dem Pausenhof, Konflikten mit Klassenkameraden oder bei Sorgen im familiären Umfeld – bei ihr finden die Schüler immer ein offenes Ohr. „In 90 Prozent meiner Gespräche reicht es, für die Kinder einen vertraulichen und vertrauten Raum zum Reden zu schaffen und zuzuhören. Bei etwa zehn Prozentbraucht es weiterführende Maßnahmen, für die ich als Ehrenamtliche nicht zuständig bin, etwa wenn es um eine mögliche Kindeswohlgefährdung geht. Dann gebe ich an die zwei Schulsozialarbeiterinnen ab“, informiert sie.
Friedensarbeit im Kleinen
Die 67-Jährige, die früher in der Energiewirtschaft arbeitete, ist eine von derzeit über 1.300 Senioren in Deutschland, die nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben Schülern an Schulen zur Seite stehen. „Für mich ist dies eine unglaublich bereichernde Aufgabe, ein Stück Friedensarbeit im Kleinen. Ich komme generationsübergreifend mit jungen Menschen in Kontakt, kann sie auf dem Weg des Erwachsenwerdens in ihrer Persönlichkeitsbildung begleiten, erweitere meinen Horizont und bleibe durch viele neue Impulse geistig aktiv und rege“, bringt sie die positiven Aspekte des Ehrenamts auf den Punkt. Üblicherweise im Zweierteam sind die SiS-Mediatoren an einer Schule tätig, wobei die Corona-Pandemie der vergangenen Jahre deutliche Spuren hinterließ.
Riesengewinn für die Schule
Für die Senioren bedeutete Corona das plötzliche Aus ihres Einsatzes. Sie sollten vor der Erkrankung geschützt werden und mussten deshalb längere Zeit pausieren. Etliche orientierten sich daraufhin um, so auch der Tandempartner von Mechthild Spöde. Deshalb freut sie sich, dass mit Katrin List (64) und Dagmar Göpel-Fillmer (66) seit Januar dieses Jahres zwei neue Seniorpartnerinnen an die Bergschule gekommen sind.
SiS-Mediatorinnen Katrin List, Mechthild Spöde und Dagmar Göpel-Fillmer (v. li.) leisten einen wertvollen Beitrag für ein positives Lernklima und eine friedliche Streitkultur.
Hierfür durchliefen die beiden im Herbst vorigen Jahres eine vorbereitende Weiterbildung. Über die SiS-Mediatoren zeigt sich auch Schulleiterin Ute Shabanpoor hocherfreut. „Für uns und für alle Schulen des Landes sind sie ein Riesengewinn. Wir sind froh und dankbar, dass es sie gibt. Sie sind eine Entlastung, für Lehrer und Schüler“, stellt sie heraus. Besonders in der herausfordernden Corona-Zeit, als die Senioren nicht an der Schule sein durften, hätten Lehrkräfte und Schulsozialarbeiterinnen einmal mehr gemerkt, wie sehr sie fehlten und wie wichtig sie für die Kinder seien, weil sie eben nicht direkt in den Schulablauf mit all seinen Regeln und Gegebenheiten eingebunden seien. „Sie kommen von außen, müssen nicht bewerten, keine Noten geben oder Hausaufgaben einfordern. Während ich als Schulleiterin einen festgelegten Auftrag habe, in einigen Fällen eine ganze Handlungskette in Gang setzen müsste, können die SiS-Mediatoren flexibler agieren, neue Sichtweisen einbringen und manch kleineres Problem sofort lösen, bevor es groß wird“, betont die Direktorin.
Wertvolle Unterstützung
Lehrerin Tania Ehmke, Stufenleiterin der 5. bis 7. Klassen, schätzt die Arbeit der Ehrenamtlichen ebenfalls sehr. Sie seien eine wertvolle Unterstützung für das gesamte multiprofessionelle Schulteam. Sie ergänzt: „Wir Lehrkräfte können nicht jeden Einzelnen zeitnah auffangen. Die SiS-Mediatoren nehmen sich für die Kinder Zeit, die uns im Schulalltag oft fehlt. Der Unterricht muss ja weitergehen.“ Schulsozialarbeiterin Tanja Brommann resümiert mit Blick auf die Ehrenamtlichen anerkennend: „Wir wären aufgeschmissen ohne euch.“ Bei ihr würde es meist eine Woche dauern, bis ein Gesprächstermin frei werde. So lange könnten manche Kinder aber nicht warten. Und was meinen die Schüler? Hanna und Wiktoria, beide zwölf Jahre alt, sind bereit, darüber mit dem Bauernblatt zu reden. Die besten Freundinnen gehen in die 6. Klasse. „Als wir in der 5. Klasse waren, wurden die SiS-Mediatoren im Unterricht vorgestellt. So erfuhren wir, dass es sie an unserer Schule gibt und was sie machen“, blickt Wiktoria zurück. Hanna findet es gut, dass sie jederzeit die Chance hat, mit einem Anliegen oder Problem zu ihnen zu gehen. Dies sei auch während des Unterrichts möglich, man müsse sich nur bei der Lehrkraft abmelden.
„Manchmal gibt es Dinge, die man mit den Eltern zu Hause nicht so gern besprechen mag“, gibt sie zu bedenken. Beide Schülerinnen haben in der Vergangenheit – wie unzählige ihrer Mitschüler – schon mit Mechthild Spöde gesprochen und dies als hilfreich empfunden. „Es sagen aber auch nicht alle, dass sie bei ihr waren“, wissen sie. Die Seniorin bemerkt, dass sie sich jedes Mal genau überlege, ob sie Schüler, die bei ihr waren, auf dem Schulhof, in einer größeren Öffentlichkeit, grüßen und ansprechen solle oder lieber nicht, weil sie die Vertraulichkeit wahren möchte. Abschließend erzählen die Schülerinnen, dass sie sich wünschten, die SiS-Mediatorinnen wären nicht nur an einem Tag in der Woche in der Schule. In der Vergangenheit des seit zehn Jahren laufenden Angebots habe es schon einmal zwei Teams gegeben, die zwei Tage in der Woche abdeckten.
Seniorpartner gewünscht
Besonders Jungen im Teenageralter äußerten darüber hinaus den Wunsch, sich einem Mann anvertrauen zu können. Das SiS-Team möchte deshalb ausdrücklich auch sie ermutigen, als Seniorpartner in School aktiv zu werden. „Wir suchen aktuell landesweit neue Mitstreiter. Auch wenn erst im Herbst der nächste Weiterbildungslehrgang beginnt, können sich interessierte Frauen und Männer bereits jetzt bei uns melden und an einer Schule hospitieren.“
Info
Der Bundesverband Seniorpartner in School e. V. wurde 2001 gegründet, um Kindern und Jugendlichen in Schulen zu helfen, ihre Alltagskonflikte gewaltfrei zu lösen. Er hat 14 Landesverbände und ist mit über 1.300 SiS-Mediatoren an 380 Schulen an 70 Standorten vertreten. Der Landesverband Schleswig-Holstein e. V. gründete sich 2006 und ist an 17 Schulen aktiv. Regionalgruppen gibt es in Rendsburg, Flensburg und Schleswig. Hier tauschen sich die SiS-Mediatoren monatlich aus und erhalten Supervisionen und Fallberatungen. Jährlich findet für Neueinsteiger der Generation 55+ eine 80-stündige, kostenlose Weiterbildung in drei Blöcken statt. Weitere Infos unter sis-schleswig-holstein.de oder info-mediatoren@sis-schleswig-holstein.de