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Artemisien beeindrucken weniger durch ihre meist unscheinbaren Blüten als vor allem durch ihr oft fiedrig geschnittenes Laub, das bei vielen Arten blaugrau bis silbrig schimmert. Sowohl im Beet als auch in der Vase setzen Artemisien einen schönen farblichen Kontrast zu Blütenpflanzen. Aufgrund ihrer kräftigen Blattaromen sind viele Arten auch seit alters her als Heil- und Würzpflanzen in Gebrauch.
Weltweit gibt es etwa 200 bis 300 Artemisiaarten, die meisten stammen ursprünglich aus Osteuropa und Westasien; überwiegend handelt es sich um Stauden oder Halbsträucher. Typisch für die Gattung sind neben den meist gefiederten Blättern von oft bläulicher bis silbriger Farbe die sehr kleinen, in Rispen oder Trauben angeordneten Korbblüten. Häufig duften die Blätter, manchmal auch die Blüten, intensiv. Der Pflanze dienen die stark konzentrierten Inhaltsstoffe zur Abwehr von Fressfeinden. Im Garten wehren Artemisien Schnecken, Ameisen und Läuse auch von Nachbarpflanzen ab.
Das starke Wermutaroma gefällt nicht allen Nachbarpflanzen. Foto: Anke Brosius
In der Regel gedeihen Artemisien am besten an vollsonnigen Plätzen und auf durchlässigen, auch sandigen bis steinigen, eher trockenen Böden. Aufgrund dieser Ansprüche eignen sich viele Arten für Steppen- und Steingärten, niedrige und kriechende Arten auch zur Trockenmauerbepflanzung. Halbsträucher wie Wermut und Eberraute gedeihen auch gut vor einer sonnigen Hauswand oder Mauer. Beim Düngen sollte man zurückhaltend sein; ideal ist kalkhaltiges Steinmehl. Gegossen werden müssen die meisten Arten nur bei anhaltender Trockenheit. Ein Rückschnitt im Frühjahr sorgt für ein langes Pflanzenleben.
Die Herkunft des Gattungsnamens Artemisia ist umstritten, wahrscheinlich geht er aber auf die griechische Göttin Artemis zurück, die in frühester Zeit als Heilgöttin verehrt wurde. Tatsächlich wurden und werden Artemisien zwar schon früh auch als Gewürzpflanzen, zuvorderst aber als Heilpflanzen gebraucht.
Starke Würz- und Heilkraft
Die Verwendung als Küchenkraut vereint beide Aspekte, denn die in Beifuß, Estragon, Eberraute und Wermut enthaltenen ätherischen Öle und Bitterstoffe fördern die Verdauung und bringen bei Völlegefühl im Magen Erleichterung. Darüber hinaus wirken sie entzündungshemmend und antioxidativ.
Der gewöhnliche Beifuß, Artemisia vulgaris, war bis ins 18. Jahrhundert das häufigste in Europa genutzte Küchenkraut, vergleichbar der heutigen Petersilie. Seine Zugabe macht fette Speisen leichter verdaulich, weshalb er traditionell gerne als Gewürz für Schweinebraten verwendet wird. Eine Teezubereitung aus Beifuß wirkt entkrampfend bei Bauchschmerzen und Menstruationsbeschwerden.
Beifuß fühlt sich an der Grenze zwischen drinnen und draußen wohl. Foto: Anke Brosius
Die 1,5 m hohe Staude mit kräftigem Wurzelstock stammt ursprünglich aus der russischen Steppe. Alle Pflanzenteile, Wurzeln, Triebe und Blüten, duften. Für die Verwendung in der Küche werden die Blütenknospen kurz vor dem Öffnen geerntet und getrocknet. Der anspruchslose Beifuß wächst an vielen Stellen wild und braucht daher nicht unbedingt einen Platz im Garten. Wo er fehlt, kann man ihm seinem Charakter als Gartenflüchter entsprechend etwa einen trockenen, sonnigen Platz am Zaun geben.
Der Halbstrauch Wermut, Artemisia absinthium, wird etwa 50 bis 100 cm hoch. Seine gefiederten Laubblätter sind silbergrau und fein behaart. Bei Berührung verströmen sie das typisch herbe Wermutaroma. Wermut wird vor allem zu Wein, Schnaps und Likör verarbeitet, aber auch in der Küche in kleinen Mengen zu fetten Fleischgerichten verwendet. Den Wurzelausscheidungen des Wermuts wird eine wachstumshemmende Wirkung nachgesagt. Johannisbeeren allerdings profitieren von einer Nachbarschaft, weil Wermut auch Rostpilze abwehrt. Sofern sie kalkhaltig und nicht zu feucht sind, gedeiht Wermut auch auf stickstoffhaltigen Böden.
Wermut enthält Thujon, das in kleinen Mengen antibakteriell, krampflösend und anregend wirkt, bei Überdosierung als Nervengift aber auch zu Schäden führen kann. Wermutschnaps, Absinth, war im 19. und Anfang des 20. Jahrhundert sehr beliebt, wurde dann aber in mehreren europäischen Ländern verboten, wohl nicht nur aufgrund seiner anregenden und berauschenden Wirkung, sondern auch deshalb, weil die abortive Wirkung des Wermuts auch für illegale Abtreibungen genutzt wurde.
Artemisia pontica, der Römische Wermut, ist im Aroma milder als der echte Wermut. Außer in der Küche und für Alkoholika findet das Kraut auch als Badezusatz Verwendung. Das graugrüne, filzige Laub der aufrecht wachsenden Triebe ist fein gefiedert; die Staude wird etwa 40 cm hoch und eignet sich gut als Bodendecker zwischen Strauchrosen und anderen blühenden Gehölzen. Auf ihr besonders zusagenden sandigen, durchlässigen Böden bilden sich durch Ausläuferbildung leicht größere Flächen, die schwächere Nachbarpflanzen bedrängen können. Wo wenig Platz vorhanden ist, bietet es sich deshalb an, die Pflanze im Kübel zu ziehen. Artemisia pontica wurde bereits im europäischen Mittelalter auf Burgen kultiviert und wilderte von dort in die Umgebung aus (Burggartenflüchtling).
Die Eberraute, Artemisia abrotanum, ein aufrecht wachsender, wenig verzweigter Halbstrauch, zeichnet sich durch den zitrusartigen Duft der fein gefiederten, graugrünen Blätter aus. Die Unterart Artemisia abrotanum var. maritima ist ihres Duftes wegen auch als „Colastrauch“ bekannt. Die Blätter der Eberraute werden zum Würzen von Fleischgerichten und Soßen genutzt. Zwischen die Wäsche gelegt, sollen sie Motten fernhalten. Eberraute gehörte zum Inventar mittelalterlicher Klostergärten, wo sie als Würz- und Heilpflanze gezogen wurde.
Im Garten eignet sich Eberraute zur Anlage von Dufthecken und als Schnecken abwehrende Einfassung um den Gemüsegarten, aber man sollte sie dabei nicht mit der Baumeberraute verwechseln. Während die gewöhnliche Eberraute etwa 80 bis 100 cm hoch wächst, kann die Baumeberraute, Artemisia abrotanum var. arborescens, bis zu 2,50 m hoch werden.
Estragon, Artemisia dracunculus, ist ein eher untypischer Vertreter seiner Gattung: Seine schmalen, länglichen Blätter sind grün und glattrandig; außerdem ist Estragon weniger trockenheitsverträglich als andere Artemisien und gedeiht am besten auf normal bis gut feuchtem, mäßig nährstoffreichem Gartenboden. Im Kräuterbeet passt er zu Zitronenmelisse, Schnittlauch und Sauerampfer.
Im Handel sind russischer und französischer Estragon. Die ursprüngliche russische Form ist robuster und winterhärter, aber weniger aromatisch und reagiert auf Hitze und Trockenheit mit der Bildung von Bitterstoffen. Französischer Estragon (Artemisia dracunculus var. sativus) wächst zierlicher und ist frostempfindlicher, besitzt dafür aber ein intensives, anisartiges Aroma und wird auch bei Hitze nicht bitter.
Als Heilpflanze spielt heute vor allem Artemisia annua, der Einjährige Beifuß, eine herausragende Rolle. Die Art wurde in China schon vor 2.000 Jahren als Heilmittel gegen Fieber und Malaria genutzt. Heute reicht das vielseitige Anwendungsspektrum von Verdauungsproblemen, Erkältungen, Menstruations- und Wechseljahresbeschwerden bis hin zu Krebs, Borreliose, Diabetes und neuerdings auch Covid 19. Wissenschaftlich erforscht ist vor allem das antiviral wirkende Artemisinin, dessen Anteil in der Artemisia annua sehr hoch ist. Tee aus den Blättern stärkt das Immunsystem, die Pflanzen lassen sich leicht selbst ziehen.
Ihrem Namen entsprechend wächst Artemisia annua einjährig. Die Pflanzen mit gefiederten, grünen Blättern werden bis zu 2 m hoch und brauchen einen sonnigen, warmen Standort sowie mäßig trockenen bis frischen Boden. Der Lichtkeimer kann ab März vorgezogen und im Mai im Garten ausgepflanzt werden. Es ist aber auch möglich, die Pflanzen den Sommer über im Kübel auf Terrasse oder Balkon zu ziehen. Im Garten kommt Artemisia annua durch Selbstaussaat wieder, wenn die Winter nicht zu kalt sind.
Silberne Flächen mit Artemisien
In der gärtnerischen Gestaltung wirken Artemisien vor allem durch ihr Laub. Zwischen blühenden Stauden und Gehölzen bilden sie ein ausgleichendes und beruhigendes Element. In ihren Ansprüchen an eher trockenen, durchlässigen Boden und Sonneneinstrahlung lassen sich Artemisien gut mit Lavendel und verschiedenen Salbeiarten kombinieren, aber auch mit Sonnenröschen und Nelken, mit Ginster, Königskerzen und hohen Gräsern. Trockenheitsverträgliche Zwiebelblüher wie botanische Tulpen oder Zierlauch setzen in Artemisiaflächen eingestreut im Frühjahr farbige Akzente. Silberlaubige Artemisiaarten kontrastieren mit dunkellaubigen Pflanzen, höhere passen besonders gut zu Rosen und Pfingstrosen.
Artemisia stelleriana braucht sehr durchlässigen Boden; im Hintergrund Silberraute. Foto: Anke Brosius
Artemisia ludoviciana wird nach der Farbe ihrer aromatisch duftenden, filzigen Blätter als Weißer Beifuß oder Silberbeifuß bezeichnet. Verbreitet ist die Sorte ‚Silver Queen‘. Die sonnenliebende Staude braucht sandhaltigen, durchlässigen Boden. Sie wird etwa 0,5 m hoch und breitet sich durch Wurzelausläufer flächig aus. Auch in getrocknetem Zustand behalten die Blätter ihre weißsilbrige Farbe und eignen sich deshalb gut für Trockensträuße und Gestecke. Artemisia ludoviciana war und ist bei den nordamerikanischen Cheyenne eine wichtige Heil- und Räucherpflanze.
Eine eher unbekannte, aber ebenfalls schöne Artemisie für Beeteinfassungen oder flächigen Bewuchs ist Artemisia stelleriana, der Gabelblatt-Silberwermut. Die silberblättrige Staude mit handförmig geteilten Blättern wird nur etwa 20 bis 30 cm hoch und bildet dichte, hell schimmernde Flächen. Sie bevorzugt mäßig trockenen, lehmhaltigen Boden, der unbedingt sehr durchlässig sein muss, und fühlt sich in Steingärten wohl. Auch die Silberraute, Artemisia schmidtiana ‚Nana‘ bleibt mit 25 bis 30 cm niedrig und bildetmit ihren filigranen, tief eingeschnittenen Blättern silbrigweiße Polster in Steingärten und auf Trockenmauern. Die Silberraute bevorzugt kalkhaltige Böden und darf vor allem im Winter nicht zu nass stehen.
Die Mutterkuhhaltung und die Bullenmast haben eine lange Tradition in Norddeutschland. EU-weit ist die Rindfleischproduktion rückläufig, dieser Trend zeigte sich auch hierzulande. Die Chancen für die verbleibenden Halter im Norden sind seit Corona durch eine veränderte Nachfrage weiter gestiegen, das wurde auf der Rindermastbereisung diskutiert.
Für Klaus-Peter Lucht, Präsident BVSH (li.), und Klaus Peter Dau, Vorstand BVSH (M.), hier mit Fynn Marquardt, zeigt die Rindermastbereisung das breite Spektrum der Tierhaltung im Land.
Die diesjährige Rindermastbereisung des Bauernverbandes Schleswig-Holstein führte die 70 Teilnehmer aus Landwirtschaft, Zucht- und Schlachtbetrieben, Wirtschaft und Politik in die Region Neumünster. Die Veranstaltung hat Tradition. Ende August wurden in alter Zeit die Tiere von den Weiden zu den großen Märkten von Tondern bis Hamburg getrieben. Auf dem Viehmarkt in Husum wurden Rinder angeboten, so weit das Auge reichte. Heute ist die Weidemast- oder Rindermastbereisung, wie sie nun heißt, zu einem festen Termin geworden, sich auszutauschen und mit der Situation in der Rindfleischproduktion auseinanderzusetzen.
Familiengeschäft vom Kalb bis Kuh und Bulle
Ein breites Spektrum der Rinderhaltung zeigten Christian und Eike Storm auf ihrem Betrieb. Neben der Milchkuhherde mit 130 Köpfen, um die sich drei Melker kümmern, betreibt der Familienbetrieb mit einem Festangestellten Kälber- und Jungrinderaufzucht sowie Bullenmast. Die Bullen hatten im vorigen Wirtschaftsjahr ein durchschnittliches Schlachtgewicht von 410 kg. Die Milchleistung lag im Mittel bei 9.500 kg. Für die Jungviehaufzucht wurde 2013 ein Stall mit 160 Plätzen gebaut. Storm hält ein Güllelager mit Kapazität für ein Jahr vor, um möglichen Engpässen und Wetterunbilden vorbeugen zu können. Der Maschinenpark wird zu 100 % mit dem Nachbarn in Gemeinschaft genutzt. Die Erntetechnik stellt ein Lohnunternehmer.
Eike und Christian Storm bewirtschaften in Schillsdorf ihren Acker- und Futterbaubetrieb. Die Kälber- und Jungviehaufzucht ist im modernen Laufstall untergebracht.Christian Storm, Heiner Staggen, Minister Werner Schwarz im Bullenstall
Japanisches Kulturgut auf norddeutschen Weiden
Der Betrieb Marquardt in Negenharrie, Kreis Rendsburg-Eckernförde, ist auf die Mutterkuhhaltung der japanischen Rinderrasse Wagyu spezialisiert. Neben der Zucht und Vermarktung von Wagyurindern stellt die Gewinnung und Vermarktung von Genetik in Form von Sperma und Embryonen einen Betriebszweig dar. Fynn und Marisa Marquardt halten rund 200 Fullblood-Wagyurinder und zirka 20 Trägertiere. Versorgt werden die Tiere von zehn Mitarbeitern. Die betriebseigene Embryonentransferstation, die international zugelassen ist, leitet die Tierärztin Marisa Marquardt.
Wagyurinder zählen in ihrer japanischen Heimat als Kulturgut. Ihr Fleisch soll für Kenner und Genießer der Gipfel des Genusses sein, der auch hierzulande mit bis zu 300 €/kg entsprechend honoriert wird. Wagyus sind anpassungsfähige Rinder, die sich auch in unseren geografischen Breiten gut entwickeln können. Sie gelten als ausgeglichen, ruhig, robust und fruchtbar und sind für die Weidehaltung gut geeignet. Das Fleisch der Rinder ist aufgrund seiner feinen Marmorierung und Faserung als Delikatesse bekannt. Wagyus benötigen aufgrund ihrer langsamen Entwicklung fast doppelt so viel Zeit wie herkömmliche Fleischrassen, bis sie die Schlachtreife erreicht haben (30 bis 36 Monate).
Marisa und Fynn Marquardt betreiben eine über die Grenzen bekannte Wagyufarm, die neben Zuchttieren auch Sperma und Embryonen vertreibt.Wagyurinder sind ruhig, fruchtbar und spätreif.
Eine feine, kleine Anguszucht präsentierte Matthias Einfeld, ebenfalls in Negenharrie. Das Besondere ist, dass die Herde zu einer Fleischerei gehört. Der Familienbetrieb besteht seit 1881 in fünfter Generation und betreibt eine Fleischerei mit eigener, EU-zugelassener Schlachterei. Qualität und Authentizität sind die Geschäftsprinzipien von Sina Einfeld-Tensfeldt und ihrem Bruder Matthias Einfeld, die das Geschäft gemeinsam führen – mit der aktiven Eltern- und Großelterngeneration an Bord. Die Rinder kommen aus eigener Zucht, die Schweine von bekannten Landwirten aus dem Umkreis von maximal 15 km.
Expansion und Zukauf von Fleisch anonymer Herkunft passen nicht ins Nachhaltigkeitskonzept der Einfelds, die ihre gesamte Produktion im eigenen Geschäft vermarkten. In den vergangenen Jahren sind die Auflagen gerade für kleine Schlachtbetriebe immer einschränkender geworden. Dazu zählt beispielsweise auch, dass es immer schwieriger wird, Tierärzte für die Fleischbeschau zu finden, sie müssen schließlich dreimal pro Schlachtung für Lebendbeschau, Schlachtkörperbeschau und Trichinenuntersuchung auf den Betrieb kommen.
Das Gewisterpaar Sina Einfeld-Tensfeldt und Matthias Einfeld führt die Tradition der Familienfleischerei fort. Das Fleisch kommt von der eigenen Angus-Mutterkuhherde.
Alles neu für die nächste Generation
Einen ganz neuen Bullenmaststall mit 300 Plätzen, der erst im vorigen Jahr bezogen wurde, präsentierte Hans-Christian Braasch in Brokenlande, Gemeinde Großenaspe im Kreis Segeberg. Der Stall ist schon für die nächste Generation gebaut, die in den Startlöchern steht. Neben Bullenmast betreibt Braasch mit seinen beiden Söhnen Ackerbau und eine 250-kW-Biogasanlage, die zu 80 % mit Gülle betrieben wird, wobei der Nachbarbetrieb zuliefert. Der Ackerbau konzentriert sich auf den klassischen Marktfruchtbau von Zuckerrüben, Winterweizen, Wintergerste und -roggen, Raps und Mais für die Bullenmast. Der Landwirt ist zutiefst überzeugt, dass auf den Standorten in dieser Region Landwirtschaft ohne Tierhaltung nicht sinnvoll ist, und begründet damit seine Investition.
Hans-Christian Braasch hat 2021 in einen neuen Bullenmaststall investiert, den er nach eigenen Vorstellungen geplant hat. 300 Mastplätze und Ackerbau sollen den Betrieb für Braasch und seine Söhne in die Zukunft führen.
Werner Schwarz (CDU), zum ersten Mal als Landwirtschaftsminister bei der Veranstaltung, machte deutlich, dass ihm trotz positiver Marktentwicklung die Spannungsfelder auf den Betrieben bewusst sind, ebenso wie die Zielkonflikte zwischen gesellschaftlichen Anforderungen, Haltungsbedingungen sowie Klima- und Artenschutz.
Henrik Wiedenroth, Rinderreferent des Deutschen Bauernverbandes, wies auf das in den Bundesländern sehr unterschiedliche Regelwerk zur Rindermast und die Entfernung zur Praxis hin. Die Rindermast sei in den Blickpunkt der gesellschaftlichen Diskussion gerückt. Der Fokus werde in Zukunft auf zusätzlichem Platzangebot und Gestaltung der Haltungsumgebung liegen. mbw
Schlachtbetriebe konkurrieren um das knappe Rinderangebot
Die Krisen der vergangenen Jahre haben auch den Schlachtrinderbereich beeinflusst. Corona-Erkrankungen der Mitarbeiter führten auf vielen Schlachtbetrieben zu vorübergehenden Schließungen. Der fehlende Absatz an Kantinen und Restaurants sorgte zudem für einen Absatzeinbruch von Rindfleisch. Die Rindfleischkurse gerieten damit 2020 unter Druck. Da jedoch die Importe an Rindfleisch zurückgegangen sind, konnten sich die Kurse bald wieder stabilisieren. Ab Anfang 2021 zogen sie wieder deutlich an und erreichten zu Ostern dieses Jahres sogar Höchstwerte. Grund dafür sind die rückläufigen Rinderbestände und die Aufgabe der Bullenmast in vielen Betrieben. Derzeit liegt der Selbstversorgungsgrad für Rindfleisch wieder unter 100 %. Damit ist man in Deutschland auf Rindfleischeinfuhren angewiesen. Während der Schließung der Restaurants haben sich viele Verbraucher selbst mit Rindfleisch im LEH versorgt. Dabei wurde besonders nach regionaler Ware gefragt. Importartikel (aus Südamerika) wurden weniger abgesetzt. Dies stützte die Schlachtrinderkurse.
Bereits im Vorjahr zogen die Energiepreise deutlich an. Zugespitzt hat sich die Entwicklung durch den Ausbruch des Krieges in der Ukraine. Dies führte dazu, dass die Kosten in der Rindermast deutlich gestiegen sind. Höhere Getreidepreise haben die Mischfutterkosten erhöht. Dazu kommen eine Preisexplosion bei Düngemitteln und die gestiegenen Kurse für Treib- und Heizstoffe. Im Fleischabsatz bremsen die erhöhten Lebenshaltungskosten nun auch die Rindfleischnachfrage. Man greift eher zu günstigen Produkten. Derzeit hält der Wettbewerb zwischen den Schlachtbetrieben um das knappe Rinderangebot noch die Erzeugerpreise hoch. Auch weiterhin rechnet man mit einem vergleichsweise knappen Angebot. Fraglich ist, ob die derzeit noch relativ hohen Preise für Jungbullen und Schlachtkühe weiterhin Bestand haben.
Global gesehen steigt die Fleischproduktion. Dabei bleibt vor allem die Rindfleischnachfrage hoch, während Schweinefleisch immer weniger abgesetzt wird. Zuletzt sind die Rindfleischimporte nach Deutschland wieder etwas gestiegen. Angebots- und Preisdruck nehmen dadurch etwas zu. Dem gegenüber steht jedoch eine EU-weit rückläufige Rindfleischproduktion. Aktuell stehen die Kurse für Schlachtrinder etwas unter Druck, weil Trockenheit und Futtermangel in vielen Regionen für ein höheres Rinderaufkommen sorgen.
Eine gute Bekämpfung des Rapserdflohs ist mittlerweile zur großen Herausforderung im Rapsanbau geworden. Schlecht vorhersehbare Populationsdynamik und weitere Resistenzentwicklung gegenüber den Pyrethroiden erschweren die Bekämpfung.
Unglückliche Umstände wie eine regional wetterbedingt schlechte Etablierung der jungen Rapspflanzen, einhergehend mit sehr frühem und starkem Zuflug des Rapserdflohs in die Bestände, erforderten im vergangenen Jahr bis Ende September schon mehrere Pyrethroidmaßnahmen. Somit ist das A und O einer guten Bekämpfungsstrategie die regelmäßige Bestands- und Gelbschalenkontrolle. Mit dem Auflaufen des Rapses bis weit in milde Wintermonate hinein sind regelmäßige Beobachtungen notwendig. Für die späte Eiablage sind die Weibchen verantwortlich, die bis dahin in den Rapsbeständen überlebt haben. Somit kommt der zielgerichteten Bekämpfung eine Schlüsselrolle zu.
Vorsicht vor solch einem Ausfallraps in der Nachbarschaft. Nach der Bearbeitung fliegen die sich dort aufhaltenden Rapserdflöhe in die umliegenden Rapsbestände.Durch den starken Reifungsfraß des Rapserdflohs wird die Jugendphase des Rapses empfindlich gestört.
Bestands- und Gelbschalenkontrolle
Die Beurteilung der Käfersituation für die Neuaussaat beginnt mit der Beobachtung zur Rapsernte. Aussagen wie „Die Rapskörner bewegen sich auf dem Wagen“ weisen auf ein stärkeres Auftreten von Käfern hin, die für die Sommerruhe bereit sind. Nach der Ernte findet man, je nach Wetter, die Käfer noch eine gewisse Zeit in den Rapsstoppeln, bevor sie für die Sommerruhe Knick- und Waldränder aufsuchen. Ist in der Zwischenzeit der Ausfallraps in den Rapsstoppeln zu einem dichten Bestand geworden, ist dieser ebenso für die Sommerruhe attraktiv. Unter dem dichten Blätterdach finden die Käfer ausreichend Kühle, Feuchtigkeit und Schatten. Wird dieser Bestand dann für die Getreideaussaat bearbeitet, fliegen die Käfer in die umliegenden Rapsbestände. Somit sollte man als Rapsanbauer auch die umliegenden Felder im Auge behalten und die Gelbschalen regelmäßig auf Zuflug kontrollieren.
Die neuen Rapsflächen werden, je nach Wetterlage, ab Mitte August bevorzugt bei Temperaturen von 16 bis 20 °C angeflogen. Das heißt aber nicht, dass ein Zuflug nicht auch bei niedrigeren oder höheren Temperaturen stattfinden kann. Der angegebene Bereich ist das Optimum. Mit der Aussaat sollte die Gelbschale auf dem Acker stehen. Die Rapserdflöhe hüpfen dabei zufällig in die Schale und fliegen nicht explizit auf die Farbe Gelb. Ein Eingraben erhöht die Fängigkeit der Schalen. Das sollte man bei Erreichen der Bekämpfungsschwelle (mehr als 50 Käfer pro Schale innerhalb von drei Wochen) beachten.
Besonderes Augenmerk bei der Gelbschalenüberwachung gilt Flächen, die in der Nähe von Altrapsflächen liegen, wo im vorigen Frühjahr stärkerer Befall mit Rapserdflohlarven beobachtet wurde. Die Gelbschalen müssen dann in der Nachbarschaft zu Altrapsflächen beziehungsweise speziell in der Nähe der Sommerquartiere (Knicks, Waldsäume et cetera) aufgestellt (eingegraben) werden. Allerdings sollten sie auch gut erreichbar sein, damit die Bereitschaft für eine regelmäßige Kontrolle gegeben ist.
Es lohnt sich durchaus, mehrere Schalen aufzustellen oder einzugraben. Bei stärkerem Zuflug innerhalb eines kurzen Zeitraums sollten die Gelbschalen täglich kontrolliert und das Wasser gewechselt werden.
Inzwischen werden auch digitale Gelbschalen, MagicTrap, von der Firma Bayer angeboten. Diese Überwachungsmöglichkeit bietet sich besonders bei weit entfernten Schlägen an, da per App täglich zwei Fotos von der Schale übermittelt werden.
Neben den Gelbschalen muss aber bis zirka zum Vierblattstadium des Rapses auch der Blattfraß der Käfer im Auge behalten werden. Blattfraß wird immer dann kritisch, wenn viele Käfer auf einen sich schlecht entwickelnden Raps treffen. Die Pflanzen können den Fraßschäden quasi nicht davonwachsen und verlieren innerhalb kurzer Zeit viel Blattmasse. Das ist umso kritischer, je kleiner der Raps ist. Hier sind manchmal Tage für die Behandlung entscheidend. Bei gut entwickeltem Raps ist der Reifungs- beziehungsweise Blattfraß selten kritisch und darf nicht überbewertet werden. Anfangs auftretende kleine Fraßlöcher wachsen mit, sodass sie optisch dramatischer wirken, als sie wirklich sind.
Stark geschädigter Blattstiel durch Ein- und Ausbohrlöcher, verursacht durch die LarvenDiese Rapspflanze ist durch den Larvenfraß massiv am Vegetationskegel geschädigt.
Zur Biologie des Rapserdflohs
Mit dem Einflug der Käfer in den frischen Raps vollziehen diese einen Reifungsfraß an den Blättern und schreiten erst später, ab zirka Anfang Oktober, zur Eiablage. Mit Beginn des Reifungsfraßes setzt eine Lichtempfindlichkeit ein. Praxisbeobachtungen, wonach tagsüber keine Rapserdflöhe im Bestand gesichtet wurden und die Gelbschale dann morgens gut gefüllt war, bestätigen den Effekt der Lichtempfindlichkeit. Das bedeutet, in der Dämmerung und nach Sonnenuntergang sind die Käfer in dieser Phase besonders aktiv. Eine in diesem Zeitraum eventuell notwendige Behandlung (Bekämpfungsschwelle 10 % Lochfraß plus Zustand der Pflanzen) sollte somit nachts erfolgen. Später, im Zuge der Eiablage, schwächt sich die Lichtempfindlichkeit ab beziehungsweise verschwindet ganz, sodass ab Oktober Käferaktivität tagsüber für eine erfolgreiche Behandlung förderlich ist.
Anfänglich werden bevorzugt gestresste Rapspflanzen angeflogen (Anreiz durch Duftstoffe). Somit haben günstige Aussaatbedingungen (optimale Verteilung und Einmischung des Strohs der Vorfrucht, gut abgesetztes, feinkrümliges Saatbett, Walzen des Saatbetts, um Kluten als Versteck des Rapserdflohs zu minimieren) und eine ungestörte Jugendentwicklung durchaus positive Effekte.
Ab Anfang Oktober legen die Weibchen ihre Eier ab. Dies ist temperaturgesteuert. Dabei kann ein Weibchen bei günstigen Temperaturen bis ins neue Frühjahr hinein durchschnittlich 600, in Einzelfällen wohl bis zu 1.000 Eier ablegen. Aus den Eiern entwickeln sich Larven, die sich in die Blattstiele einbohren und diese minieren. Sind die Larven einmal in den Blattstielen, ist die Bekämpfung deutlich schwieriger. Mit Pyrethroiden, die als Kontaktinsektizide fungieren, werden Effekte nur während des Ein- und Ausbohrens und bei der Fortbewegung der Larven auf den Blattstielen erzielt. Aufgrund der deutlich kühleren Temperaturen im Verlauf des späteren Herbstes hält das Pyrethroid allerdings länger durch. Trotzdem ist es sinnvoller, die Behandlung des Rapserdflohs vor der Eiablage durchzuführen, um die Eiablage zu verhindern. Die Bekämpfungsschwelle liegt bei mehr als 50 Käfern pro Gelbschale innerhalb von drei Wochen. Der Fokus liegt dabei auf der Anzahl der Käfer und nicht auf der Zeitspanne.
Allerdings sind 50 Käfer keine alleinige, fixe Größe. Begleitumstände wie Zustand des Rapses, eventuelle Lichtempfindlichkeit und das Wetter sind weitere wichtige Einflussfaktoren. Ist beispielsweise die Bekämpfungsschwelle von 50 Käfern überschritten, der Wetterbericht verkündet aber ein Ende der warmen Phase in ein paar Tagen, so kann man durchaus, wenn es der Rapsbestand erlaubt, weiteren Zuflug zulassen und erst danach behandeln. Der Zusatz von beispielsweise Folicur (Auflagen beachten) verstärkt die insektizide Wirkung.
Wirkungsunterschiede und Resistenzen
Unter den Pyrethroiden gibt es Wirkungsunterschiede. Lambda-Cyhalothrin ist der stärkste Wirkstoff gegen den Rapserdfloh. Innerhalb der Lambda-Cyhalothrine gibt es wiederum Abstufungen, basierend auf der Formulierung. Die Unterschiede äußern sich in Wirkungsschnelligkeit und Dauer.
Da die Resistenzentwicklung bei den Pyrethroiden unaufhaltsam voranschreitet, ist es besonders wichtig, die Anzahl der Pyrethroidmaßnahmen zu begrenzen und alternative Wirkstoffe zu nutzen. Für Letzteres besteht in diesem Herbst die Möglichkeit. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat Notfallzulassungen für die Produkte Minecto Gold und Exirel, beide mit dem Wirkstoff Cyantraniliprole, bekannt aus der Beize Lumiposa, ausgesprochen (siehe Übersicht). Beide Produkte funktionieren teilsystemisch, was einen Einfluss auf kleine Larven vermuten lässt. Besonders bei starkem Zuflug und vorher notwendigen Pyrethroidspritzungen wird die Anwendung innerhalb der Eiablage empfohlen. Für eventuelle Blattfraßspritzungen sind die Pyrethroide besser geeignet.
Rapserdfloh beim Reifungsfraß auf Keimblättern des Rapses
Rapserdfloh
Wichtiges kurz und knapp
Bekämpfungsschwelle:
• mehr als 10 % Blattfraß des Rapses –> besonders kritisch im Keimblattstadium bis ES 12 • mehr als 50 Käfer innerhalb von drei Wochen pro Gelbschale • Lumiposa-Beize hat keinen Einfluss auf den Befall mit Rapserdfloh.
• Buteo Start besitzt Anfangswirkung in der frühen Jugendphase des Rapses. Das äußert sich in einem Entwicklungsvorsprung, besonders bei späteren Saatterminen von Vorteil.
Behandlung:
(1) Bekämpfung mit zugelassenem Pyrethroid, Wirkstoff Lambda-Cyhalothrin hat höchste intrinsische Wirkung –> Anwendungshäufigkeit der einzelnen Produkte beachten! (2) ab dem Zeitpunkt der Eiablage und besonders dann, wenn aufgrund starken Zuflugs schon Pyrethroidbehandlungen erfolgt sind, auf Notfallzulassung von Minecto Gold oder Exirel zurückgreifen
Hinweise zur Behandlung:
• Behandlungen nach Überschreitung der Bekämpfungsschwelle –> Blattfraß (1); zur Eiablage (1) oder (2) • In der Phase des Reifungsfraßes besteht Lichtempfindlichkeit der Käfer –> nachts behandeln! • Zuflug aus dem Sommerquartier im Herbst bei Temperaturen von 16 bis 20 °C  schubweise in Abhängigkeit von vorheriger Larvenentwicklung (Herbst- oder Frühjahrslarven) • Mildes Winterwetter beachten –> bei starker Aktivität (Eiablage) kann weitere Behandlung notwendig werden.
Grüne Pfirsichblattlaus und Mehlige Kohlblattlaus verursachen bei stärkerem Befall Saugschäden und übertragen das Wasserrübenvergilbungsvirus.
Blattläuse
Wichtiges kurz und knapp
• Blattläuse (Grüne Pfirsichblattlaus, Mehlige Kohlblattlaus) sind einerseits Saugschädlinge und andererseits Überträger des Wasserrübenvergilbungsvirus (TuYV). • vermehrte Blattlausaktivität bei höheren Temperaturen im Herbst sowie milden Wintern • Starkes Auftreten führt zu Saugschäden mit Pflanzenverlusten –> besonders in Einflugschneisen erkennbar.
• Blattläuse sitzen hauptsächlich an der Blattunterseite. –> Bekämpfung mit Pyrethroiden nicht wirksam! • Es gibt keine Bekämpfungsschwellen! Für die Behandlungsentscheidung sind Befallsstärke, Wüchsigkeit des Rapses und die Folgewitterung maßgebend. • Zugelassen gegen Grüne Pfirsichblattlaus: 100 g/ha Teppeki (ES 12 bis 18) –> Teppeki hat keine Wirkung gegen Rapserdfloh. • Anbau von TuYV-resistenten Sorten möglich
Kleine Kohlfliege im Raps
Kleine Kohlfliege
Wichtiges kurz und knapp
• Der Zuflug ist starken Populationsschwankungen und Wettereinflüssen unterworfen. • Eiablage am Wurzelhals der jungen Pflanzen • Larven fressen an den Wurzeln –> befallene Wurzelfläche und Folgewitterung entscheiden über das Überleben der Pflanzen. • Raps kann bei wüchsigen Bedingungen neue Seitenwurzeln bilden –> häufig aber Folgeschäden wie Wassermangel und verminderte Standfestigkeit.
• Feststellung des Zuflugs mittels Gelbschalen –> bei stabilen Wetterbedingungen ist so Terminierung der Aussaat möglich. • Kompromiss zwischen nicht zu frühem Drillen (erste Bestände werden angeflogen) und der Etablierung von starken Einzelpflanzen • Zugelassene Beize Lumiposa vermindert Starkbefall; Beize Buteo Start hat keinen Einfluss.
Die Larven der Kleinen Kohlfliege verursachen Fraßschäden an den Wurzeln.
In der Husumer Marienkirche wurde am 15. August nicht gepredigt, sondern diskutiert über die Zukunft der Landwirtschaft. Dabei ging es um Ernährungssicherheit, die Verantwortung der Landwirtschaft für Klimaschutz, Umwelt und Tierwohl und die Erzeugung gesunder Lebensmittel zu sozial verträglichen Preisen.
Hans Christian Hansen, Landwirt aus Ahrenviöl, leitet einen konventionellen Milchvieh- und Futterbaubetrieb, Jasper Metzger-Petersen leitet den Biobetrieb Backensholz in Oster-Ohrstedt, beide sind Landwirte mit Herzblut und Überzeugung und stehen unter demselben Veränderungsdruck. Das betrifft die Klimaanpassung genauso wie rechtliche und politische Vorgaben und betriebliche Anforderungen. So wird es für beide Betriebe immer schwieriger, geeignete Mitarbeiter zu finden. Innerbetrieblich belasten die Unternehmer der zunehmende Verwaltungsaufwand und die schleppende Digitalisierung in diesem Bereich. Seit Jahren wird aus breiten Kreisen der Gesellschaft der Druck stärker und die emotionale Schärfe nimmt zu. Damit hätte die Elterngeneration nicht in dem Maße zu kämpfen gehabt, waren die Landwirte einig. „Vor zehn Jahren haben wir über Kälberenthornung diskutiert. Heute diskutieren wir darüber, ob wir Tiere überhaupt noch essen sollen“, fasste Jasper Metzger-Petersen zusammen. Für den Biolandwirt ist Landwirtschaft ohne Tierhaltung kein Weg, schließlich gehe es um ökologische Kreislaufsysteme. Die zum Teil berechtigten Ansprüche der Verbraucher seien hoch, korrelierten aber meist nicht mit dem Kenntnisstand, wurde in der Diskussionsrunde mit Pfarrer Friedemann Magaard festgestellt. Dr. Juliane Rumpf, Vorsitzende der Agrarsozialen Gesellschaft und ehemalige Landwirtschaftsministerin, äußerte Verständnis dafür, dass die Landwirte sich angegriffen fühlen. „Gegenüber den Landwirten werden Vorwürfe und Forderungen erhoben, ohne dass der Verbraucher seinen Teil der Rechnung zahlt“, so Rumpf. Sie sprach damit an, dass Verbraucher eine Umstellung der Landwirtschaft fordern, beim Einkauf aber auf Billigware setzen. Vor diesem Hintergrund stellen sich für die Landwirte direkte Fragen, was die Umsetzung der neuen EU-Agrarpolitik und der Forderung im Koalitionsvertrag nach einer Ausweitung das Bioanbaus angeht. Für Rumpf steht fest: Gerade Regionen, in denen weniger intensiv gewirtschaftet werden könne, böten sich für ökologische Dienstleistungen an, um die Landwirtschaft zu erhalten und den ländlichen Raum zu stützen. Dafür sollten Gunststandorte aber genutzt werden, um zur Nahrungsmittelsicherung beizutragen. In seiner Quintessenz appellierte Magaard für einen Pakt zwischen Landwirtschaft, Politik und Verbrauchern. Ein Weiter-so könne die Gesellschaft sich nicht leisten.
Es ist bekannt, dass Kühe mit hoher Milchleistung eine sehr hohe Stoffwechselintensität haben. Bei diesen Prozessen entsteht viel Wärme, welche von den Kühen an die Umgebung abgegeben werden muss. Bei hohen Umgebungstemperaturen gelingt dies aber nur noch bedingt oder eben gar nicht mehr. Das verursacht Hitzestress.
Untersuchungen der Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern zeigten eindrucksvoll, dass zum Beispiel Kühe mit einer Tagesmilchleistung von über 35 kg bereits bei einer Umgebungstemperatur von 10 °Cihre Vormagen- und Körpertemperatur nicht mehr konstant halten konnten. Infolge dieser erschwerten Thermoregulation reagieren die Kühe vergleichsweise zeitnah auf hohe Temperaturen mit einer reduzierten Futteraufnahme. Dies verringert auch die Milchleistung. Des Weiteren zeigten Untersuchungen, dass Hitze die Anzahl von Epithelzellen im Euter der Kühe verringert, wodurch die Milchsynthese eingeschränkt wird. Auch erhöht Hitzestress das Risiko von Erkrankungen in der Frühlaktation, zum Beispiel Metritis und Mastitis, was wiederum im Zusammenhang mit der Milchleistung steht.
Hohe Umgebungstemperaturen beeinträchtigen weiterhin das Follikelwachstum und die Eizellenqualität, die frühe Embryonalentwicklung und das endokrine Milieu bei Milchkühen, was Auswirkungen auf Fruchtbarkeitsergebnisse hat. Ebenso können zurückliegende Krankheiten lang anhaltende Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit haben.
Luftfeuchtigkeitsindex bestimmt Hitzestress
Ob ein Tier eine hohe Umgebungstemperatur als Hitzestress empfindet, ist immer auch von der Luftfeuchtigkeit abhängig, daher werden beide Merkmale kombiniert im Temperatur-Feuchte-Index (THI) zusammengefasst (siehe Tabelle 1).
Allgemein wird bei einem Temperatur-Feuchte-Index ab 72 von (mäßigem) Hitzestress für das Tier gesprochen.
Studie in zwei amerikanischen Betrieben
US-amerikanische Wissenschaftler haben sich im Rahmen einer retrospektiven Analyse von Daten zweier Praxisbetriebe in Zentralkalifornien der Frage gewidmet, ob für Milchkühe Hitzestress vor oder nach der Kalbung schlimmer ist. Gerade in den Staaten Kalifornien, Texas und Florida herrschen oft und lang anhaltend hohe Temperaturen, kombiniert mit hoher Luftfeuchtigkeit.
Der Betrieb 1 melkte 1.630 Kühe, viermal täglich in der Frühlaktation, ansonsten zweimal täglich. Der gleitende Herdendurchschnitt betrug im Jahr 2013 12.500 kg Milch (fettkorrigierte Milch mit 3,5 % Fett). Im Betrieb 2 befanden sich 5.230 Kühe, die täglich dreimal gemolken wurden. Der gleitende Herdendurchschnitt betrug hier im Jahr 2013 13.635 kg Milch (fettkorrigierte Milch bei 3,5 % Fett).
Von diesen Herden wurden Daten zur Fruchtbarkeit, Gesundheit und Milchleistung von Kühen ausgewertet, die im April, Juni, Juli und September eines jeden Jahres (2012, 2013 und 2014) kalbten. Es handelte sich insgesamt um 2.325 Abkalbungen von Erstkalbinnen und 3.397 von Mehrkalbskühen. Diese Tiere wurden rückblickend anhand des Temperatur-Feuchte-Indexes (Wetterdaten stammten von einer 10 km entfernten Wetterstation) in vier Klassen eingeteilt, und zwar je nachdem, ob dieser vor und/oder nach der Kalbung als Hitzestress für die Tiere zu beurteilen war (siehe Tabelle 2).
Auch Jungkühe reagierten ausgeprägt auf Hitzestress.
Datenerhebungen zu den Kühen
Die Datensammlung zur Gesundheit, Milchleistung, Fruchtbarkeit sowie alle Krankheitsdiagnosen konzentrierten sich auf die ersten 90 Laktationstage. Das Herdenpersonal untersuchte die Kühe täglich nach der ersten Melkzeit auf Anzeichen einer klinischen Erkrankung:
• Wenn die Nachgeburt nicht innerhalb von 24 Stunden nach dem Abkalben abgegangen war, wurde dies als Nachgeburtsverhalten dokumentiert.
• Metritis wurde durch eine rektale Untersuchung diagnostiziert.
• Eine Mastitis herrschte vor, wenn die Milch, mit oder ohne sichtbare Entzündung des Euters, sensorisch verändert war (Flocken).
• Lahmheit wurde auf Grundlage der visuellen Beurteilung des Lahmheitsgrades beim Stehen und Gehen diagnostiziert (locomotion score) und bei der routinemäßigen Klauenpflege.
• Kühe mit einer verminderten Futteraufnahme wurden auf eine Labmagenverlagerung hin untersucht.
• Eine Lungenentzündung wurde auf Grundlage einer erhöhten Atemfrequenz, des Vorhandenseins von abnormen Lungengeräuschen und Fieber diagnostiziert.
Als Kühe mit Morbidität während der ersten 90 Laktationstage wurden alle Tiere charakterisiert, die in diesem Zeitraum mindestens eine der beschriebenen Krankheiten aufwiesen.
Die Auswertungen wurden stets getrennt für Jung- und Mehrkalbskühe vorgenommen. Tabelle 3 zeigt die deskriptive Statistik aller Ergebnisse.
Verteilung der Kühe in einzelne THI-Gruppen
Wurden die Kühe beider Herden, wie bei der anschließenden Ergebnisdarstellung, zusammengefasst, so war deren Zuordnung in die vier Hitzekategoriegruppen folgendermaßen:
• Gruppe 1 (kein Hitzestress a. p. (vor der Kalbung) und p. p. (nach der Kalbung)): 17,8 % der Jungkühe und 18,4 % der Mehrkalbskühe
• Gruppe 2 (kein Hitzestress a. p., Hitzestress p. p.): 23,8 % der Jungkühe und 19,4 % der Mehrkalbskühe
• Gruppe 3 (Hitzestress a. p., kein Hitzestress p. p.): 28,4 % der Jungkühe und 37,0 % der Mehrkalbskühe
• Gruppe 4 (Hitzestress a. p. und p. p.): 29,9 % der Jungkühe und 25,2 % der Mehrkalbskühe
Hitzestress und Auswirkungen
Hitzestress in der Phase vor und nach der Kalbung ging mit einer verminderten Milchleistung einher, sowohl bei jungen als auch bei älteren Kühen (siehe Tabelle 4).
Der Erstbesamungserfolg war bei den Mehrkalbskühen grundsätzlich schlechter als bei den Jungkühen. Darüber hinaus war Hitzestress nach der Kalbung bei Jungkühen mit einer Verringerung des Erstbesamungserfolgs verbunden. Bei älteren Kühen war jedoch die Wirkung von Hitzestress nach der Kalbung abhängig davon, ob vor der Kalbung ebenfalls Hitze herrschte. Litten die Kühe vor der Kalbung nicht unter Hitzestress, reagierten sie auf Hitzestress nach der Kalbung mit einer Abnahme des Erstbesamungserfolges.
Insgesamt trat bei 8 % aller Jungkühe und bei 9,1 % der Mehrkalbskühe eine Nachgeburtsverhaltung auf. Unterschiede in Abhängigkeit von Hitzestress wurden bei den Jungkühen nicht festgestellt. Mehrkalbskühe hingegen, die vor und nach der Kalbung Hitzestress erlebten, hatten eine signifikant höhere Inzidenz im Vergleich zu den Mehrkalbskühen, die zwar ebenfalls vor der Kalbung Hitzestress, aber nach der Kalbung keinen Hitzestress hatten.
Auffallend waren bei den Jungkühen das mit 47,2 % gehäufte Auftreten von Metritis nach der Kalbung und der große und signifikant nachteilige Einfluss von Hitzestress, ganz gleich, ob die Tiere vor und/oder nach der Kalbung unter der Hitze litten. Bei den Mehrkalbskühen hatten 18,4 % eine Metritis. Hier zeigte sich kein Zusammenhang mit der aufgetretenen Hitze.
Trächtigkeitsverluste und Erkrankungen nahmen allgemein infolge von Hitzestress zu.Zahlreiche Maßnahmen können dabei helfen, Hitzestress für Milchkühe zu reduzieren.
Mastitis betraf insgesamt 3,9 % der Jungkühe und 8,3 % der Mehrkalbskühe. Gleichermaßen erhöhte Hitzestress nach der Kalbung tendenziell das Auftreten von Euterentzündungen.
Für 5,6 % der Jungkühe und 10,4 % Mehrkalbskühe wurde eine Lahmheit festgestellt, aber kein Zusammenhang zwischen Hitzestress während der Übergangszeit und dem Auftreten von Lahmheiten.
54,3 % der Jungkühe und 33,8 % der älteren Kühe waren in den ersten 90 Laktationstagen in irgendeiner Art von Krankheit(en) betroffen, und es bestand eine Wechselwirkung mit Hitzestress.
Die Sterblichkeit bis zum 90. Laktationstag betraf 1,1 % der Jungkühe und 3,0 % der Mehrkalbskühe. In dieser Zeit gingen insgesamt 6,9 % der Erstkalbskühe und 9,9 % der älteren Kühe ab. Bei den jungen Kühen zeigte sich ein tendenzieller Zusammenhang zwischen Hitzestress nach der Kalbung und erhöhter Sterblichkeit. Auch war Hitzestress vor der Kalbung mit einem erhöhten Abgang aus der Herde innerhalb der ersten 90 Laktationstage verbunden im Vergleich zu den Kühen, die vor der Kalbung keinem Hitzestress ausgesetzt waren. Hitzestress nach der Kalbung führte bei Jung- und Mehrkalbskühen zu signifikant mehr Abgängen.
Fazit
Trotz einiger Grenzen dieser Praxisstudie zeigen die Ergebnisse, dass Kühe, und zwar sowohl Jung- als auch Mehrkalbskühe, auf Hitzestress mit einer beeinträchtigten Leistung (bis zu 3 kg Milch am Tag), Fruchtbarkeit (um 5 bis 10 % geringerer Besamungserfolg) und Gesundheit (zirka 6 % mehr Abgänge) reagierten. Das unterstreicht nochmals sehr deutlich, dass jegliche Maßnahmen ergriffen werden sollten, um Milchkühe in Zeiten hoher Umgebungstemperaturen bei ihrer Thermoregulation zu unterstützen.
Alle zwei Jahre veranstaltet die Interessengemeinschaft Fjordpferd eine Fjordpferdwoche mit verschiedensten Aktivitäten. Das geschieht immer in der einzigen Woche, in der in ganz Deutschland Sommerferien sind. In diesem Jahr fand das Treffen in Bad Segeberg statt. Auch die Bundeshengstschau Fjordpferde wurde in das Programm integriert.
Die Regionalgruppe Schleswig-Holstein hatte das Programm bereits für 2020 vorbereitet, doch damals fiel die Veranstaltung aufgrund der Corona-Pandemie aus. Nun sorgten etwa 100 Fjordpferde für skandinavische Atmosphäre auf der Rennkoppel in Bad Segeberg. Bis Mittwoch gab es Dressur- und Springunterricht, geführte Ausritte, Kurse zur Vorbereitung auf den Fjordcup und zahlreiche Angebote ohne Pferd, wie Erste Hilfe am Pferd, Osteopathie, einen Anhängerfahrkurs und vieles mehr.
Sportliche Leistungen
Ab Donnerstag kam Turnierstimmung auf, denn beim Fjordcup zeigten die norwegischen Falben in Dressurprüfungen vom Führzügelwettbewerb bis zur Klasse L** sowie in Spring- und Allroundwettbewerben, zu welchen Leistungen sie fähig sind. Strahlende Siegerin der anspruchsvollsten Kombinationsprüfung, die aus A-Dressur, Hunterspringen und Aktionsparcours bestand und ebenfalls Fjordcup hieß, wurde Anne Neubauer mit dem 22-jährigen Hengst Sogneblakken, der damit unter Beweis stellte, dass ein Fjordpferd seines Alters noch keineswegs auf die Rentnerkoppel gehört. Um das zu unterstreichen, gewannen die beiden auch gleich noch das Springchampionat.
Siegerin des Fjordcups wurde Anne Neubauer mit dem bereits 22-jährigen Hengst Sogneblakken. Foto: Monika Lahann
Im Dressurchampionat setzte sich Solfin Skova mit seiner Reiterin Sina-Christin Joesten gegen starke Konkurrenz durch, im Breitensportchampionat und in der Ü30-Kombination siegte Johanna Ohm mit ihrer Lizza vom Eekbarg. Für Nachwuchstalente gab es eine Prüfung analog zum Bundeschampionat des Freizeitpferdes, bei dem Fjordhengste und -stuten im September in Hannover ihre Leistungsprüfung ablegen können.
Das Turnier wurde am Sonnabend durch die Bundeshengstschau der Fjordpferde unterbrochen, die erstmals nicht auf der Grünen Woche in Berlin stattfand. „Diese Lösung war ideal. So konnte die wichtige Verbindung zwischen Zucht und Sport demonstriert werden und alle Fjordpferdefreunde konnten in der Woche die Pferde sowohl aus züchterischer als auch aus sportlicher Sicht sehen“, resümierte Dr. Teresa Dohms-Warnecke, stellvertretende Geschäftsführerin des Bereichs Zucht der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) und verantwortlich für die FN-Bundesschauen.
Hengste im Fokus
FN-Bundessiegerhengst der Althengste wurde der in Norwegen geborene Trollfin aus dem Besitz von Rieke Umlandt aus Dingen, Kreis Dithmarschen. Reservesieger wurde der ehemalige FN-Bundessieger der Junghengste, Solfin Skova aus der Zucht von Preben Olesen aus Dänemark. Ausgestellt wurde der Weißfalbe von Inka Störmann-Thies vom Gestüt Klosterhof in Flethsee, Kreis Steinburg.
Bundessieger Klosterhof‘s Troll Baron wurde Sieger der Junghengste. Er stammt aus der Zucht von Inka Störmann-Thies vom Gestüt Klosterhof in Flethsee, Kreis Steinburg. Foto: Monika Lahann
Störmann-Thies war züchterisch für den Sieger in der Altersklasse der Junghengste verantwortlich: Der Hellbraunfalbe Klosterhof‘s Troll Baron, ein Enkel von Trollfin, wurde von Hans Giesen aus Nordrhein-Westfalen ausgestellt. Reservesieger seiner Altersklasse wurde der Hengst Viking aus der Zucht von Elisabeth Eitenmüller aus Hessen und im Besitz von Francesca Wegmann-Staben aus Süderstapel, Kreis Schleswig-Flensburg.
Beendet wurde die Bundeshengstschau mit einem Auftritt der Schaugruppe der Regionalgruppe Schleswig-Holstein, die ironisch die hinter den Kulissen auftretenden Schwierigkeiten beim Erarbeiten eines Schaubilds darstellte. Am Ende waren sich alle einig: Die Fjordwoche war ein wunderbares Erlebnis.
Winterweizen war in den vergangenen Monaten auf dem Weltmarkt gefragt wie lange nicht, auch wenn jüngst die Preise deutlich nachgegeben haben. Dazu kommen Unsicherheiten aller Marktteilnehmer, selbst die breite Öffentlichkeit macht sich um die Versorgungssicherheit mit backfähigem Weizen Gedanken. Welche Sorten unter den aktuellen Bedingungen wie abschneiden und sich für den Anbau unter schleswig-holsteinischen Gegebenheiten empfehlen, ist in folgendem Artikel zu lesen.
Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen, da sich gleichzeitig die Produktion deutlich verteuert hat, rechtliche Vorgaben sie wiederum begrenzen und der Klimawandel deutlich zu spüren ist.
Zur Ernte 2022 stand laut Statistikamt Nord mit 150.900 ha eine um 4 % geringere Anbaufläche an Winterweizen zum Drusch an als im Vorjahr, womit Winterweizen weiterhin die anbaubedeutendste Marktfrucht im Land ist. Mit einem prognostizierten Ertrag von 92,2 dt/ha liegt er im Land etwa 5 % über dem Niveau des sechsjährigen Mittels und 4 % über dem Vorjahresniveau (Stand: 25. August 2022). In den Versuchen der Landwirtschaftskammer wurde auch ein sehr hohes Ertragsniveau, jedoch geringe Proteingehalte ermittelt.
Das Anbaujahr im Rückblick
Das zurückliegende Anbaujahr war durchaus von schwierigen Phasen gekennzeichnet. Während die Aussaat für die meisten Standorte des Östlichen Hügellandes sowohl zu den frühen als auch den späten Saatterminen gut ablief, kam es in der Marsch, insbesondere bei den späten Saatterminen im Oktober, zu einer zögernden Vorwinterentwicklung. Insgesamt betrachtet waren jedoch die Bestände vor Winter ausreichend entwickelt, und ein Überwachsen früher Saaten konnte nicht beobachtet werden.
Schwierig wurde hingegen die Frühjahrswitterung mit der ausgeprägten Nässephase im Februar, gefolgt von der trockenkalten Periode mit strahlungsreichen Tagen und kalten Nächten im März und April. An den Standorten des Östlichen Hügellandes führte dies zu insgesamt stärkerem Stress beim Winterweizen, während die Wintergerste hier besser durch diese Phase zu kommen schien. Dabei haben vielfach die späten Andüngungstermine mit später Befahrbarkeit im März und gleichzeitig geringer Bodenfeuchte den Stress der Weizenbestände verstärkt.
Bis Ende April taten sich viele Bestände schwer in der Bestockung und der Triebausbildung. Erst der wüchsige, zwar kühle, aber feuchte Mai entschärfte die Situation, und durch das Hochziehen schwächerer Nebentriebe konnte schließlich eine akzeptable, teils zu niedrige Bestandesdichte erreicht werden. Aufgrund guter Bedingungen in der Blüte und auch während des Großteils der Kornfüllungsphase wurde schließlich ein in Anbetracht der mittelmäßigen Ausgangslage hohes Ertragsniveau erreicht. Begünstigt wurde die Ernte auch durch die stabile trockenwarme Witterung, die zudem eine sichere Strohbergung zuließ.
Jedoch sind die Proteingehalte in diesem Jahr auf einem geringen Niveau. Dies hat in erster Linie mit einer schwachen vegetativen Entwicklung zu tun und ist somit auf den eingetretenen Verdünnungseffekt zurückzuführen. Auch die Tatsache, dass laut Düngeverordnung (DÜV) auf oberflächlich gefrorenen Böden keine Düngemaßnahmen erfolgen dürfen, bedingt teilweise eine relativ späte Nährstoffbereitstellung. Hier wurden insbesondere im Frühjahr schwächere Bestände benachteiligt und konnten die für ein hohes Ertragsniveau notwendige Bestandesdichte nur schwer erreichen.
Gelbrost ist auch in diesem Jahr wieder als eine schwer einzuschätzende Blattkrankheit aufgefallen. Nur wenige Sorten zeigen minimales bis gar kein Auftreten von Gelbrost.
Krankheitsverlauf im Versuchsjahr
Insgesamt ist der Krankheitsdruck im zurückliegenden Jahr als moderat einzustufen. Es wurde zwar ein deutlicher Ausgangsbefall mit Septoria-Blattdürre nach dem Winter festgestellt, jedoch entwickelte er sich im trockenen April nicht weiter. Trotz Niederschlägen im Mai wurde durch die erneute Trockenphase bis Mitte Juni kein starkes Fortschreiten beobachtet. Erst Anfang Juli stieg die Befallsrate moderat an.
Besonderes Augenmerk muss dem Gelbrost geschenkt werden. Bereits in der Vergangenheit kam es immer wieder zu Rasseverschiebungen, die in bis dahin als gesund eingestuften Sorten einen deutlichen Befall auftreten ließen. Hier gibt es deutliche Jahres- und Standortunterschiede. Es muss deutlich darauf hingewiesen werden, dass – außer bei den gelbrostgesunden Sorten ‚Informer‘, ‚LG Initial‘, ‚Gentleman‘ und ‚SU Fiete‘ – ein Auftreten im Bestand genau beobachtet werden muss. Insbesondere die trockene und strahlungsreiche Frühjahrswitterung der vergangenen Jahre hat in Verbindung mit dem Auftreten neuer Gelbrostrassen für Probleme gesorgt. Während Mehltaubefall insgesamt eine untergeordnete Rolle spielte, war in der späten warmen Phase der Abreife Braunrost teilweise deutlich zu beobachten. Hier zeigten insbesondere die Sorten ‚KWS Donovan‘, ‚Sinatra‘ und ‚LG Initial‘ ein stärkeres Befallsgeschehen.
Aufbau der Landessortenversuche
Die Landessortenversuche Winterweizen (LSV) wurden für den Naturraum Marsch an zwei Standorten und im Östlichen Hügelland an drei Standorten angelegt. Dabei wurden die Sorten in einem zweistufigen System geprüft, wobei in der Stufe 1 kein Wachstumsregler und kein Fungizid eingesetzt wird, bei hohem Lagerdruck maximal eine reduzierte Aufwandmenge Wachstumsregler, um die Beerntbarkeit nicht zu gefährden.
In der Stufe 2 werden mit einer ortsüblichen Intensität Wachstumsregler und Fungizid eingesetzt. Die Saatstärke wird an jedem Standort individuell und versuchseinheitlich gewählt. Lediglich die Hybridweizensorte ‚Hyvega‘ wird mit einer um 25 % reduzierten Saatmenge ausgedrillt. Die N-Düngung wird nach den Vorgaben der DÜV mittels der Düngebedarfsermittlung (Winterweizen A/B-Niveau) standortindividuell und versuchseinheitlich bemessen.
Der Einsatz von Herbiziden oder Insektiziden wird ebenso an jedem Standort versuchseinheitlich durchgeführt. Dieses Prüfsystem wird analog auch in den Wertprüfungen des Bundessortenamtes angewendet. Zur besseren Vergleichbarkeit der LSV-Prüfergebnisse mit den vorangegangenen Wertprüfungen wurde das Prüfregime daher angepasst. Zur sicheren Beurteilung der Sortenleistung wird der Ertrag mittels der Hohenheim-Gülzower Verrechnungsmethode mehrjährig unter Einbeziehung von vorhergehenden und parallel laufenden Wertprüfungen für das jeweilige Anbaugebiet berechnet, während auch Nachbargebiete gewichtet mitberücksichtigt werden.
Erträge überzeugen an den Standorten
Die Erträge in den Landessortenversuchen liegen für den Standort Sönke-Nissen-Koog bei 124,6 dt/ha, in Barlt wurden 112,4 dt/ha erreicht (Tabelle 1). Mit der Frühjahrswitterung konnte der Winterweizen im Sönke-Nissen-Koog etwas besser umgehen als die Wintergerste. In Barlt hingegen waren alle Kulturen durch die Niederschläge im Februar und ein kurzzeitiges Auftreten von Staunässe gestresst.
Der Standort Kastorf war witterungsbedingt wie auch in den Vorjahren als Erster erntereif und erreichte ein mittleres Ertragsniveau von 121,3 dt/ha (Tabelle 2). In Loit wurden 117,8 dt/ha und in Futterkamp 116,8 dt/ha im Mittel des Versuches geerntet.
Die äußere Kornqualität stimmte in diesem Jahr, jedoch wurden bezüglich der inneren Werte nur recht schwache Proteinkonzentrationen ermittelt.
Wie waren die Qualitäten im Versuch?
Für die Vermarktung ist bei Winterweizen nach wie vor die Proteinkonzentration neben einer ausreichenden Fallzahl (witterungsbedingt 2022 kein Problem) das maßgebliche Kriterium. Daher wird insbesondere dieser Parameter am kritischsten beurteilt. Auch durch die Einführung der Düngeverordnung 2017 wurde mit einer am Ertragsniveau bemessenen Limitierung der Düngung an einigen Standorten eine Erreichung hoher Proteinkonzentrationen im Korn deutlich erschwert, insbesondere in Jahren mit hohem Ertragsniveau.
In den Versuchen bestätigten sich die ersten Meldungen bezüglich niedriger Proteinkonzentration aus der Praxis. Im Mittel über alle Sorten wurde in Barlt eine Proteinkonzentration von 11,4 % und im Sönke-Nissen-Koog von 12,5 % erreicht (Tabelle 3). Somit kam lediglich die Sorte ‚SU Fiete‘ als B-Weizen auf mindestens 12 % Protein, die A-Weizensorten lagen alle unter 13 %. Im Sönke-Nissen-Koog erreichten bis auf eine Ausnahme die B-Sorten die erforderlichen Proteinwerte, während die A-Weizen bis auf ‚Lemmy‘, ‚Absolut‘ und ‚Attribut‘ die geforderten Werte nicht erreichten.
Am Standort Kastorf wurde mit 11,9 % im Mittel aller Sorten eine niedrige Proteinkonzentration ermittelt. Lediglich die B-Weizen ‚Gentleman‘, ‚SU Fiete‘ und ‚Debian‘ erreichten die geforderten Werte eines B-Weizens, während keiner der A-Weizen das erforderliche Niveau erreichte. In Loit lag das mittlere Proteinniveau bei 12,4 % und die meisten B-Weizen erreichten die angestrebten Werte. Unter den A-Weizensorten schafften lediglich ‚Lemmy‘, ‚KWS Donovan‘, ‚Attribut‘, ‚Absolut‘ und ‚Polarkap‘ die 13 % Protein. In Futterkamp waren die Proteinkonzentrationen mit 11,1 % im Mittel aller Sorten deutlich am niedrigsten. Hier erreichte keine Sorte ausreichende Werte (außer C-Weizen).
Wie war die Qualität in der Praxis?
Die auch in der Praxis niedrigen Proteinwerte sind in erster Linie auf die schwierige Frühjahrsentwicklung und die damit verbundene schlechte N-Aufnahme zurückzuführen. Weiterhin war oftmals eine frühere Applikation von Dünger rechtlich nicht zulässig und ab Mitte Februar bis Mitte März aufgrund der Bodenfeuchte kaum möglich. Insbesondere beim Einsatz organischer Dünger wie Gülle oder Gärresten kommt es jedoch auf frühe Einsatzzeitpunkte an, um einerseits ein geringes Risiko gasförmiger N-Verluste zu haben, andererseits um eine gute Ausnutzung auch aus dem organisch gebundenen Stickstoff zu erreichen.
Die Bestände waren, trotz der glücklicherweise ausgebildeten Nebentriebe, insgesamt schwächer als in Vorjahren und haben damit bis zur Blüte weniger Stickstoff aufgenommen. In Anbetracht der schwächeren Ausgangslage der Bestände wurde ein sehr starkes Ertragsniveau mit entsprechender Verdünnung erreicht. Inwiefern in der Praxis preisbedingt weniger Stickstoffdünger eingesetzt und somit Einfluss auf die Vermarktbarkeit der Partien genommen wurde, kann derzeit nicht sicher beurteilt werden.
Sortenempfehlung der Landwirtschaftskammer
Bei der Sortenwahl für den Anbau im eigenen Betrieb gehört dazu neben dem gesichert hohen Ertragsniveau eine gewichtete Berücksichtigung von Sortengesundheit, Agronomie und nicht zuletzt der Qualitätseigenschaften, die eine Vermarktung absichern. Gleichzeitig sind Sorten, mit denen bereits gute Erfahrungen gemacht wurden, voll anbauwürdig – ebenso wie Sorten, die bereits in Vorjahren in den Landessortenversuchen erfolgreich geprüft und empfohlen wurden. Teilweise können diese älteren Sorten zugunsten neuer Genetik im Landessortenversuch jedoch keine Berücksichtigung mehr finden. Die empfohlenen Sorten sind für die Marsch in Tabelle 4, für das Östliche Hügelland in Tabelle 5 dargestellt.
Die Erntebedingungen in diesem Jahr stimmten, um eine trockene Ernte einzufahren. Gleichzeitig konnte die Strohbergung ebenso zügig erfolgen.
Empfohlene A-Weizensorten
Für beide Naturräume bleibt weiterhin die Sorte ‚RGT Reform‘ empfohlen, die aufgrund langjährig stabiler Erträge auf nun leicht unterdurchschnittlichem Niveau mit sehr guten Kornqualitäten und guter Agronomie punktete. Bei ‚RGT Reform‘ ist mittlerweile etwas genauer auf die Blattgesundheit zu achten, da die hohe Anbaubedeutung der Sorte zu einem Aufweichen der Resistenzen geführt hat. Weiterhin für alle Standorte ist ‚LG Initial‘ empfohlen, die eine gute Qualität mit einer guten Blattgesundheit bei Septoria und insbesondere beim Gelbrost verbindet. Der Schwerpunkt sollte hier auf einer guten Braunrostbekämpfung liegen.
Mit einer Qualität auf dem Niveau von ‚RGT Reform‘, bei etwas höherem Ertragsniveau insbesondere im Östlichen Hügelland, ist ‚Asory‘ empfohlen. Die Sorte kommt relativ gut mit trockenen Bedingungen zurecht, aber es sollte auf Fußkrankheiten und Gelbrost geachtet werden. Bereits in den Vorjahren empfohlen, bleibt ‚KWS Donovan‘ mit einer starken Kombination aus Ertrag und Proteinkonzentration weiterhin an allen Standorten interessant. Sie ist nun offiziell als A-Sorte eingestuft worden und sollte als anfälligere Sorte hinsichtlich der Blattgesundheit (Braunrost, Septoria, teilweise Gelbrost) intensiv geführt werden.
Für das Östliche Hügelland und leichtere Standorte ist die Hybride ‚Hyvega‘ eine interessante Alternative, die eine hohe Ertragstreue auf hohem Niveau realisiert, jedoch unter kritischen Bedingungen die Fallzahl einbüßen kann und bei hohen Erträgen die Vermarktung als A-Weizen oftmals nur schwer schafft. In der Marsch empfiehlt sich ‚SU Jonte‘ aufgrund insgesamt guter Gesundheit, eines Qualitätsprofils auf ‚RGT Reform’-Niveau und guter mehrjähriger Erträge.
Neu für beide Standorte geprüft wurde ‚SU Willem‘, die eine vorläufige Anbauempfehlung erhält. Hier muss darauf geachtet werden, dass es sich um eine lageranfällige Sorte mit eher mittlerer Blattgesundheit handelt. Nicht vernachlässigt werden darf das etwas höhere Fusariumrisiko, was eine Stellung nach Mais oder auch als Stoppelweizen nicht sinnvoll erscheinen lässt.
Empfohlene B-Weizensorten
Als massestarker Weizen hat ‚Informer‘ in den vergangenen Jahren überzeugt, konnte dabei vor allem mit seiner Blattgesundheit (sehr gute Resistenz gegenüber Gelbrost und Septoria) punkten, zeigte aber unter Hochertragsbedingungen teilweise Proteinschwäche. Hier sollte auf eine tendenziell höhere Fusariumanfälligkeit geachtet werden.
‚Campesino‘ ist als Sorte mit sehr hohem Ertragsniveau trotz geringer Proteinwerte interessant für den Anbau. Insbesondere die höhere Anfälligkeit für Gelbrost sollte Berücksichtigung finden. Die landes- und bundesweit vermehrungsstärkste Sorte ‚Chevignon‘ fällt in den Versuchen der vergangenen Jahre mit sehr konstanten Erträgen auf überdurchschnittlichem Niveau auf und ist mit mittlerer Qualität und früher Reife interessant.
Als spätere Sorte mit guter Blattgesundheit (sehr gut bei Gelbrost), mittlerem Ertragsniveau und guter Qualität hat sich ‚Gentleman‘ präsentiert und ist weiter für alle Standorte empfohlen. Als neu empfohlene Sorten haben sich für die Marsch die Sorten ‚Knut‘ und ‚Akasha‘ qualifiziert. Beide zeigten ein überdurchschnittliches Ertragsniveau. ‚Akasha‘ weist zudem eine sehr gute Fusarium- und Braunrosttoleranz auf, es muss aber auf Gelbrost verstärkt geachtet werden. ‚Knut‘ zeigt dagegen insgesamt eine gute Blattgesundheit, muss aber in der Standfestigkeit abgesichert werden.
Für das Östliche Hügelland ist ‚SU Fiete‘ neu in die Empfehlung gekommen. Diese Sorte zeichnet sich durch sehr gute Fußgesundheit und gute Blattgesundheit mit bester Gelbrostresistenz aus. Bei leicht überdurchschnittlichem Ertragsniveau wird eine insgesamt gute Qualität erreicht. Der Sorte ‚Debian‘ wird aufgrund des hohen Ertragsniveaus eine vorläufige Empfehlung für das Östliche Hügelland ausgesprochen. Hier sollte genau auf Gelbrost geachtet werden, und auch die Gefahr für Ährenfusarium ist erhöht.
E-Weizensorten oder C-Weizensorten?
Im Hinblick auf die Diskussion um die Proteingehalte und Backqualität muss noch einmal deutlich auf die qualitätsbetonten Sorten verwiesen werden. Die Eliteweizen haben in Schleswig-Holstein in der Regel in der konventionellen Landwirtschaft eine untergeordnete Rolle, da überwiegend A- und B-Weizen den Anbau dominieren. Dies hat in erster Linie mit dem höheren Ertragspotenzial in diesen Qualitätsgruppen zu tun und mit dem Umstand, dass hier ein relativ hoher Exportanteil der Weizenpartien vorherrscht. Entsprechend haben auch die C-Weizen einen deutlich untergeordneten Stand.
Für die Praxis muss berücksichtigt werden, dass E-Weizensorten einen Stickstoffbedarfswert von 260 kg N/ha bei einem Ertragsniveau von 80 dt/ha haben. Für die Bedarfsermittlung muss aber ein realistisches Ertragsniveau, welches 5 bis 10 % unterhalb des A/B-Niveaus liegt, für den eigenen Betrieb angenommen werden. Ertragsstark hat sich in den Versuchen die Sorte ‚KWS Emerick‘ gezeigt. Sie empfiehlt sich bei der Anbauentscheidung für E-Weizen.
Bei den C-Weizensorten muss auf eine einfache agronomische Führbarkeit und gute Sortengesundheit geachtet werden. Hier hat die Sorte ‚KWS Keitum‘ ein hohes Ertragsniveau gezeigt und empfiehlt sich für den Anbau.
Am 4. Mai hatte sich am Standort Futterkamp der Prüfblock der Winterweizenversuche wieder relativ gut von der Stressphase durch trockenkalte Witterung erholt.
Sorten für geringere Intensitäten
Neben den bereits beschriebenen empfohlenen Sorten wurden auch einige mitgeprüft, die weniger aufgrund eines hohen Ertragsniveaus überzeugen, sondern eher dadurch, dass sie etwas weniger intensiv in der Bestandesführung sind und dabei hinsichtlich ihrer Qualität gute Werte zeigen. Dies lässt sich insgesamt gut an einer geringen Differenz zwischen den Behandlungsintensitäten feststellen.
So zeigte die A-Weizensorte ‚Attribut‘ geringere Erträge als im Vorjahr, dabei jedoch eine gute Gesundheit und hohe Qualitäten. Auch die Sorten ‚Faxe‘ und ‚KWS Imperium‘ entsprechen bei geringerer Qualität eher den gesünderen Sorten, sollten jedoch in der Standfestigkeit gut abgesichert werden. Unter den B-Weizen zeigte ‚Knut‘ bei teils überdurchschnittlichen Erträgen im Vorjahr eine gute Leistung in Stufe 1. Auch der C-Weizen ‚Revolver‘ wies gute Erträge auf, kombiniert mit solider Gesundheit. Im Hinblick auf die Reduktionsziele der Europäischen Union im Pflanzenschutz dürften gesündere Sorten zukünftig eine höhere Bedeutung erlangen.
Hinweise für die Weizenaussaat
Als ackerbaulich einfach gestaltbare Maßnahmen gelten nach wie vor die Grundbodenbearbeitung, die Saatbettbereitung, die Saatzeit, die Saattiefe und die Saatstärke. Bereits auf einer Vielzahl von insbesondere schweren Standorten hat sich Ackerfuchsschwanz als Leitungras entwickelt und ist sehr schwer zu bekämpfen. Begünstigt wird er in erster Linie durch getreidelastige Fruchtfolgen, frühe Saatzeitpunkte und Staunässe.
Da die herbiziden Bekämpfungsmöglichkeiten deutlich eingeschränkt sind, sollte den mechanischen Möglichkeiten, insbesondere der flachen Stoppelbearbeitung, Augenmerk geschenkt werden. Sie zielt in erster Linie darauf ab, einen möglichst hohen Anteil von Ausfallsamen zum Auflaufen zu bringen, gleichzeitig einen möglichst geringen Anteil ungekeimter Samen tief zu verschütten.
In der Regel ist auf solchen problematischen (Teil-)Flächen aber auch ein erhebliches Samenpotenzial vorhanden. Hier hilft nach den Stoppelgängen die Herrichtung eines Scheinsaatbettes, das später noch einmal mechanisch bearbeitet wird, um junge Ackerfuchsschwanzsamen zu beseitigen. Dieses Vorgehen setzt allerdings Zeit und passende Bodenbedingungen und Geräte voraus, wobei man automatisch zu späteren Saatterminen der Hauptfrucht gelangt. In den Saatzeitversuchen der Landwirtschaftskammer lagen mittlere Saattermine, durchgeführt bis Mitte Oktober, in der Regel auf dem Niveau von frühen Saaten. Dies setzt allerdings gute Bodenbedingungen zum Saatzeitpunkt voraus, was auf vielen schweren Standorten nur schwierig umzusetzen scheint.
Fazit
Mit dem geprüften Sortiment sind für alle Böden und Produktionsintensitäten passende Sorten vorhanden. Dabei sollte im Hinblick auf eine gute Nutzung von Ressourcen nach wie vor auf den Ertrag und die Proteinabfuhr großer Wert gelegt werden. Aber auch auf Blatt-, Fuß- und Ährengesundheit muss geachtet werden, da mit sich verschärfenden Umweltauflagen, Zulassungsbeschränkungen und den erklärten Reduktionszielen der EU diese Eigenschaften weiter in den Vordergrund rücken werden. Zur Risikominimierung sollte aber grundsätzlich, eine entsprechende Anbaufläche vorausgesetzt, auf Sorten mit verschiedenen Profilen gesetzt werden.
Qualitätseinstufung keine Garantie für Proteinkonzentration
Nachdem im Jahr 2019 durch das Bundessortenamt die Proteinkonzentration als Zugangsvoraussetzung für das Erreichen einer Qualitätsgruppe (A, B, E oder C) gestrichen wurde, kommt es diesbezüglich immer wieder zu Fragen. Deutlich mehr werden nun die gesamten Teig- und Backeigenschaften gewichtet, was zu einer hohen Qualitätseinstufung (zum Beispiel A-Weizen) mit einer vergleichbar geringen Proteineinstufung führt. Die handelsseitigen Vermarktungsklassen sind jedoch je nach Handelshaus in den sogenannten Ankaufbedingungen/Qualitätsbedingungen Getreide definiert. In der Regel wird hier für einen B-Weizen ein Wert von 12 %, für A-Weizen von 13 % und E-Weizen von 14 % definiert.
Weiterhin sind hier auch Kriterien wie Besatz, Feuchtigkeit, Hektolitergewicht, Fallzahl, Feuchtkleber und Sedimentationswert beschrieben. Um in der Vermarktung für A- oder B-Weizen gute Chancen zu haben, muss neben der erforderlichen Qualitätsgruppe (ein B-Weizen kann trotz eingehaltener Parameter streng genommen nicht als A-Weizen vermarktet werden) auch auf die Proteineinstufung der Sorte geachtet werden. Dennoch ist es so, dass in Jahren mit hohem Ertragsniveau in der Regel ein Verdünnungseffekt zu beobachten ist und auch die Proteineinstufung keine Garantie für eine qualitätsgruppengerechte Vermarktung ist. Jedoch ist diese eine wichtige Hilfe in der Entscheidungsfindung.
Weiterhin wichtig ist der Aspekt der Stickstoffdüngung. Das Erarbeiten der richtigen Düngestrategie ist komplex, aber grundsätzlich hat sich das Vorgehen in der Praxis im Zeitverlauf zugunsten einer höheren N-Effizienz gewandelt. Da Stickstoff nur bis zur Blüte gut aufgenommen wird, sind späte Gaben in der Blüte per se weniger effizient als Gaben, die deutlich früher in der Mitte bis Ende des Schossens erfolgen. Dabei sind in der Regel die früheren Gaben die effizienteren und fördern in erster Linie den Ertrag, während späte weniger den Ertrag als mehr eine hohe Proteinkonzentration fördern. Die früheren Gaben haben dabei den Nachteil, dass eine aktive Bestandesführung über die N-Düngung erschwert wird und gegebenenfalls die Lagergefahr steigt.
Gleichzeitig ist in den vergangenen Jahren das Auftreten von ausgeprägten Trockenphasen bis zur Blüte und auch danach häufiger geworden. Hier ist es von Vorteil, ausreichende Mengen Stickstoff bereits in der Pflanze zu haben, wenn gleichzeitig die Nährstofflösung und -mobilität im Boden stark eingeschränkt sind. Dies war in den vergangenen Jahren auch bereits deutlich zu sehen, wenn es um die Andüngung der Bestände ging.
Ein buntes und vielfältiges Programm rund um das Thema Klimaschutz präsentierten am Sonnabend zahlreiche Vereine, Unternehmen und Initiativen auf dem Großflecken in Neumünster. Initiiert vom LandFrauenverein Neumünster und Umgebung lockte der „Klimaflecken“ viele Besucherinnen und Besucher auf den zentralen Platz der Schwalestadt – und sorgte an den Ständen der Akteure für inspirierende Gespräche und Begegnungen.
14 Organisationen und Unternehmen präsentierten beim Klimaflecken ihre Ideen oder Produkte, die wie Elektroautos oder Photovoltaikanlagen ohne oder mit wenig fossiler Energie auskommen. Vor allem der Informationsaustausch stand bei Akteuren wie der Verbraucherberatung, der örtlichen Klimaschutzinitiative oder der CCL Bürgerlobby Klimaschutz im Fokus. Gleich mit drei Ständen war der LandFrauenverein Neumünster und Umgebung vertreten: Das Team um die Vereinsvorsitzende Marlies Kozielski-Nuske füllte die vom Deutschen LandFrauenverband entwickelte „Farm to Fork“-Strategie mit Leben – und gab Tipps zum Selbermachen sogenannter Upcycling-Produkte.
Bei der Farm-to-Fork-Strategie geht es darum, Obst und Gemüse vor Ort bei den Bauern und Produzenten einzukaufen – vor allem dann, wenn sie gerade verfügbar sind. Die Neumünsteraner LandFrauen brachten dafür frisch geerntete Kürbisse, Zucchini, Blumenkohl, Rote Beten oder Pflaumen mit. Ein großes Plakat zeigte den Besucherinnen und Besuchern, wann im Jahresrhythmus welche Baum- und Ackerfrüchte reif sind. „Wenn die Leute regional und saisonal einkaufen, spart das viele Transportwege und damit unheimlich viel Treibhausgase ein“, betonte Marlies Kozielski-Nuske.
Nebenan zeigte Marlies Hinkelmann, wie aus Baumwollstoff mit Backpapier und Bienenwachs ein nachhaltiges Verpackungsmaterial entsteht. Aus Fotos, Papier, Toilettenrolle und einem Locher fertigt die LandFrau zudem pfiffige Geschenkverpackungen. „Besonders gut eignen sich die schönen Titelblattmotive vom Bauernblatt, die sind leicht glänzend und lassen sich sehr gut verarbeiten“, erklärte Marlies Hinkelmann. Besucherin Marlies Thomsen war begeistert von den bunten Verpackungsideen. „Großartig, was für schöne Dinge mit einfachen Mitteln aus scheinbar nutzlosen Sachen entstehen können“, sagte die Neumünsteranerin.
Bereits im April hatte Marlies Kozielski-Nuske mit der Organisation des Klimafleckens begonnen. In Zusammenarbeit mit dem Umweltamt der Stadt kontaktierte sie viele Gruppen und Initiativen. „Einige waren sofort Feuer und Flamme, andere mussten wir ein bisschen überreden“, erzählte die Arpsdorferin, die vor zwei Jahren zur Vorsitzenden der 180 LandFrauen aus Neumünster und Umgebung gewählt wurde. Am Ende des Tages zog sie eine überaus positive Bilanz der fünfstündigen Veranstaltung. „Das war richtig gut, es gab gute Gespräche mit interessanten Leuten“, sagte die pensionierte Lehrerin. Und: „Wichtig war allen Beteiligten, sich untereinander zu vernetzen. Und man kann den Klimaflecken sehr gut noch einmal machen.“ Sven Tietgen
Marlies Kozielski-Nuske freute sich über gute Gespräche mit interessanten Leuten auf dem Klimaflecken.Aus Fotos, Papier und bearbeitet mit einem Locher enstehen bunte Geschenkverpackungen.
Der erste Blick von Annemarie Rohde am Morgen aus ihrem Küchenfenster gilt immer der Blütenpracht im Hof. Sie sammelt Taglilien in allen Farben und Formen. Aber auch Gemüse und Früchte wachsen in ihrem Garten. Annemarie Rohde begreift die Früchte und Blüten als Geschenk. Als LandFrau und Botschafterin für heimische Produkte gibt sie genau diese Einstellung weiter.
Die lachsfarbene Taglilie ist ein häufiger Bewohner der Gärten in Schleswig-Holstein. Als Annemarie und Hartmut Rohde das ehemalige Forsthaus im Kreis Steinburg kauften, da waren auch in diesem Garten lachsfarbene Taglilien zu finden. Annemarie war damals noch in Vollzeit Mutter, Hausfrau und Hobbygärtnerin. „Mich haben die Lilien von Anfang an fasziniert. Gerade weil bei Taglilien jede Blüte immer nur einen Tag lang blüht, ist jeder Tag anders.“ Schnell merkte sie aber auch, dass diese Pflanzen sehr raumgreifend sind und sich gerne ausbreiten. „Deswegen fing ich an, sie in Töpfe zu pflanzen.“ Die zweite Art Taglilien rettete sie von dem Komposthaufen einer Freundin, auch die dritte, vierte und fünfte waren eher Fundpflanzen oder gerettete Reste. „Aber je mehr ich hatte, desto mehr bekam ich auch zugetragen und geschenkt. Auch mein Mann bringt mir hin und wieder eine neue Art mit.“ So steigerte sich ihre Sammlung auf mittlerweile gut zwanzig verschiedene Arten, Farbschläge und Blütenformen. „Diese hier zum Beispiel hat ein gefülltes Herz“, zeigt sie stolz eine besondere Blüte.
Auf dem Hof zwischen dem Wohnhaus und dem Schuppen reiht sich Topf an Topf. „Je nach Höhe und Farbe haben wir die Töpfe arrangiert. Und wenn eine Lilie besonders toll aufblüht, wird sie vorgezogen und eine, die schon nachlässt oder noch nicht so weit ist, die steht dann weiter hinten.“
Alle Töpfe müssen jeden Abend von Hand gegossen werden. „Das macht oft auch mein Mann für mich. Ich gehe dann einmal am Tag herum und zupfe all die vergangenen Blüten vom Vortag ab. Das ist für mich sehr meditativ und fast schon ein Dankgebet an den Schöpfer, der mir diese Schönheit geschenkt hat.“
Auch der Rest des großen waldumschlossenen Grundstücks ist für Annemarie Rohde ein Geschenk. Hier hat sie ihre Staudenbeete, den Gemüsegarten und die Obstbäume. Über den Zaun rankt die wilde Brombeere herein. Bis alle ihre vier Kinder aus dem Haus waren, hat Annemarie Rohde ausschließlich den Garten und das Haus bewirtschaftet und damit erheblich zur gesunden Ernährung der Familie beigetragen.
Heute hat sie sich beruflich auf mehrere Standbeine gestellt und lebt dabei weiter ihre Liebe zu den Gaben des Landes. Als Botschafterin für heimische Produkte präsentiert sie mal Käse, mal Gemüse, Fleisch oder Obst. „Mir ist der Kontakt zu den Herstellern wichtig und ich liebe das Gespräch mit den Verbrauchern. Schleswig-Holstein hat so tolle Produkte und dieses Wissen darum gebe ich gerne weiter.“
Außerdem geht sie in Schulen und bildet dort Schüler zu SchmExperten aus oder macht mit ihnen den Ernährungsführerschein. „Ich finde, Ernährungsbildung in Schulen wird immer wichtiger.“
Das alles tut sie neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit für ein regionales Unternehmen, in dem Mehlmischungen für glutenfreies Brot hergestellt und verkauft werden.
Und weil das nicht reicht, hat Annemarie noch ein Ehrenamt in der Kirchengemeinde und ist als dritte Vorsitzende des LandFrauenkreisverbandes Steinburg tätig. „Langweilig wird das hier nie. Mein Mann arbeitet im Schichtdienst und engagiert sich auch ehrenamtlich. Wenn wir gemeinsame Zeit haben möchten, dann müssen wir uns schon fast verabreden.“
Und dennoch nehmen sie sich Zeit, um miteinander das zu genießen, was sie zu schätzen wissen. „Dann essen wir ein schönes gemeinsames Abendessen mit Gemüse aus unserem Garten, mit Kartoffeln aus der Umgebung und Fleisch vom lokalen Schlachter. Dabei genießen wir den Blick auf die Blütenpracht der Taglilien.“ Das sind die Augenblicke, in denen Annemarie Rohde ein gefülltes Herz hat.
‚Winnie the Pooh’Auf dem Hof zwischen dem Wohnhaus und dem Schuppen reiht sich Topf an Topf.
Auf der Norla lädt die Landjugend Schleswig-Holstein in der nächsten Woche (siehe auch Seite 73) zum Finale der landesweiten Aktion „Landjugend wettet“ ein. Mit dem Bau eines Fahrradspeichers aus alten Liegeboxenbügeln hat sich die LJG Hohenhorst an der Aktion beteiligt.
Die Landjugendlichen wetteten mit der Gemeinde Haselau, dass sie es an einem Wochenende schaffen, den Fahrradstellplatz an der Deekenhörn in Hohenhorst zu bauen. Im ersten Schritt wurde die Fläche ausgebaggert und danach Rasenkanten gesetzt. Als Nächstes machten sich die Lajus daran, die Fundamente zu schütten, auf die später alte Liegeboxenbügel gedübelt wurden. Die Bügel waren für ihren neuen Einsatzort abgeschliffen und mit Zinkspray aufgearbeitet worden.
Am nächsten Tag wurde das restliche Erdloch mit Mischrecycling und Sand aufgefüllt, verdichtet und die Fläche gepflastert. Am Sonntag kamen dann die Liegeboxenbügel an ihren neuen Einsatzort. Zudem wurde die Pflasterfläche eingeschlämmt und abgerüttelt. Die Wette war gewonnen. Dafür erhielt die LJG Hohenhorst von ihrem Wettpartner, der Gemeinde Haselau, einen Kostenzuschuss als Gewinn. Das Wichtigste aber ist, dass der Fahrradspeicher gut genutzt wird.
Großeinsatz der Landjugend, die von umliegenden Firmen wie E. A. Meinert Straßen- und Tiefbau aus Seestermühe, Plüschau Baustoffe aus Haseldorf und der Werner Kruse Bauunternehmung OHG aus Moorrege tatkräftig unterstützt wurden.