Die Larven der Wiesenschnake können Grünlandflächen enorm schädigen. Daher führt die Landwirtschaftskammer seit einigen Jahren jährlich ein Herbst-Monitoring durch, um den Befall mit Schnakenlarven einschätzen zu können. Es zeigt sich, dass die Entwicklung der Tipula-Larven abhängig ist von der Witterung.
Das Jahr 2022 war kein Tipula-Jahr. Die Schadschwellen wurden nicht überschritten. Auch dieses Jahr bleibt als trockenes in Erinnerung, auch wenn es lange nicht so trocken war wie im Vergleich das Dürrejahr 2018.
Seit einigen Jahren dokumentiert die Landwirtschaftskammer den Befallsverlauf der Tipula-Larven im Herbst. Dabei werden die Flächen langjährig untersucht. Es werden von jedem Standort vier Grassoden (25 x 25 x 5 cm) beprobt. Diese sollten gleichmäßig auf der Fläche verteilt entnommen werden. Einzeln werden die Soden in eine gesättigte Salzwasserlösung (2 kg Salz in 10 l Wasser) bei 35 °C gelegt. Nach zirka 30 min können die aufschwimmenden Larven abgesammelt und gezählt werden. Für die Befallsermittlung pro Quadratmeter wird diese Zahl mit 16 multipliziert. Eine Überschreitung der Schadschwelle ist im Herbst bei 300 Larven und im Frühjahr bei 100 Larven je Quadratmeter erreicht. Die Tabelle auf Seite 36 beschreibt die Ergebnisse im Zeitverlauf seit 2008.
Derzeit ungünstige Verhältnisse für Eiablage
Die diesjährigen Ergebnisse spiegeln die Witterung des Spätsommers wider. Keiner der getesteten Standorte zeigte eine zu hohe Population der Larven. Die Schadschwelle von 300 Larven je Quadratmeter im Herbst wurde nicht erreicht, und somit ist auch die Überschreitung der Schadschwelle im Frühjahr 2023 unwahrscheinlich. In den Abbildungen 1, 2, und 3 sind die Witterungsverläufe für St. Peter-Ording, Ostenfeld und Pelzerhaken dargestellt. Neben dem Temperaturverlauf und Niederschlägen der vergangenen zwölf Monate ist auch ein langjähriges Niederschlagsmittel abgebildet. Zur Eiablage im August dieses Jahres gab es deutlich weniger Niederschläge, und sie reichten nicht aus, um den Wasservorrat im Boden wieder aufzufüllen. Es herrschten also sehr ungünstige Witterungsverhältnisse für die Eiablage der Wiesenschnake. Auch brach der Larvenbefall nach einem starken Befallsjahr (2021) in diesem Jahr zusammen, so war es auch 2012 und 2021.
Die Wiesen- oder Sumpfschnake (Tipula paludosa) gehört zur Ordnung der Zweiflügler (Diptera) und darin zur Familie der Schnaken (Tipulidae). Die Schnaken haben schlanke und auffallend lange Beine. Sie haben eine graue Körperfärbung, die Vorderflügel sind braungelb und die Hinterflügel stark verkürzt. Die Tipula-Larve hat einen walzenförmigen Körper. Ihre Haut ist grau und runzelig mit kurzen Borsten.
Feuchte Flächen fördern die Verbreitung
Feuchtigkeit spielt für die Wiesenschnaken eine wichtige Rolle. So kommen feuchte Wiesen oder auch grundwassernahe Moor- und Marschregionen bevorzugt infrage. Besonders vorteilhaft für die Entwicklung der Population sind feuchte, milde Sommer und warme, regnerische Winter. Dichtes, aber auch langes Gras auf humosen Flächen ist besonders gefährdet. Lange Grünlandbestände bieten ideale Bedingungen für die Eiablage der Wiesenschnake. Die Eiablage erfolgt im Zeitraum von Anfang August bis Mitte September. Stärkerer Frost und Perioden mit Tauwetter, aber auch viel Regen können die Sterblichkeit der Larven erhöhen. Die Larvenmortalität bis zum Frühjahr schwankt zwischen 30 und 60 %. Die Larven der Wiesenschnake zeigen oftmals einen temporären Zusammenbruch der Population in ein bis drei Jahren.
Nach intensivem Reifungsfraß der Larven verpuppen sich diese im Juli in zirka 10 cm Tiefe. Nach zwei bis drei Wochen schlüpfen die jungen Larven. Der Hauptzuflug ist im August und September zu erwarten. Die Schnake bevorzugt eine feuchte Witterung, ihre Lebensdauer beträgt nur etwa zehn Tage. Die Weibchen legen durchschnittlich 300 Eier an die Bodenoberfläche. Die ersten drei Larvenstadien verbringen die Tipula-Larven in der obersten Bodenschicht und ernähren sich von Pflanzenwurzeln. Bevorzugt werden junge Gräser und Klee.
Welche Symptome zeigen sich?
Im Herbst und Frühjahr sind vereinzelte Kahlstellen in der Narbe zu beobachten. Die nesterweise auftretenden Fraßstellen können zuerst an Kleepflanzen beobachtet werden. Bei feuchter Witterung können auch oberirdische Fraßschäden entstehen.
Die Narbenpflege ist wichtig
Es kommt auf das Narbenmanagement beim Grünland an. Die Narben sollten besonders während der Eiablage im August und September kurz gehalten werden, auch das Mähen von Geilstellen hat einen Effekt auf die Eiablage der Wiesenschnake. Der Einsatz von Kalkstickstoff kann unter günstigen Bedingungen die Mortalität der Larven erhöhen. Es sollten 2 bis 3 dt/ha Kalkstickstoff ausgebracht werden. Feuchtigkeit nach der Anwendung ist für einen Erfolg wichtig. Wirkungsgrade von 40 bis 50 % gegen die Eier und das L1-Stadium der Larven können unter guten Voraussetzungen erzielt werden. Es gibt in Deutschland keine zugelassenen Pflanzenschutzmittel gegen Tipula-Larven.
Fazit
Da es derzeit keine Möglichkeiten gibt, Pflanzenschutzmittel bei einer Schadschwellenüberschreitung von 300 Larven je Quadratmeter im Herbst einzusetzen, sind gerade Jahre wie dieses als erfreulich zu bewerten, da nur ein geringer Befall festgestellt werden konnte. Die wichtigste Möglichkeit gegen einen zu hohen Befall mit Tipula-Larven ist neben einer dichten Grasnarbe, diese zum Zeitpunkt der Eiablage kurz zu halten. Trockene Phasen zur Eiablage im Spätsommer wirken sich negativ auf die Entwicklung der Eier aus. Feuchte und milde Winter senken die Larvenmortalität im Winter. Niederschläge zum richtigen Zeitpunkt haben einen Einfluss auf die Population der Tipula-Larve.