Start Blog Seite 250

Vorsicht vor Getreideviren durch Blattläuse

0

Zu den ökonomisch wichtigsten Getreideviren gehören das Gelbverzwergungsvirus der Gerste (Barley Yellow Dwarf Virus – BYDV) und das Weizenverzwergungsvirus (Wheat Dwarf Virus – WDV). Zu den Wirtspflanzen beider Getreideviren gehören eine Vielzahl an landwirtschaftlichen Kulturpflanzen und auch Wildgräser aus der Familie der Poaceae (Süßgräser). Zur Ausbreitung und Übertragung sind diese Viren überwiegend auf tierische Vektoren angewiesen. Der Artikel beschreibt, worauf zu achten ist, um das Infektionsrisiko zu minimieren.

Bei der Übertragung von Gelbverzwergungsviren nehmen die Getreideblattläuse wie die Große Getreideblattlaus sowie Hafer- oder Traubenkirschlaus eine herausragende Stellung ein. Überträger des Weizenverzwergungsvirus ist die Zwergzikadenart Psammatettix alienus.

Durch die Vielzahl der potenziellen Wirtspflanzen sind die Viren ständig in der unmittelbaren Nachbarschaft unserer landwirtschaftlichen Kulturpflanzen gegenwärtig. Das Auftreten der Vektoren ist aber vornehmlich von nicht vorhersehbar wechselnden Umweltverhältnissen abhängig. Daher sind auch die Ausbreitung im Herbst beziehungsweise das Risiko möglicher ertragsrelevanter Übertragung von Getreideviren nur schwer kalkulierbar.

Insbesondere bei Herbstinfektionen am jungen Wintergetreide kommt es zu dramatischen und irreparablen Krankheitsverläufen, welche zwangsläufig auch zu starken Ertrags- und Qualitätseinbußen an infizierten Pflanzen führen. Eine direkte Bekämpfung des Virus ist nicht möglich, daher steht die Verhinderung der Virusübertragung absolut im Vordergrund. Auch wenn genauere Prognosen über die jährliche Gefährdung der Getreidekulturen nicht möglich sind, sollte keinesfalls ein voreiliger und prophylaktischer Insektizideinsatz aus Angst vor möglichen Herbstinfektionen erfolgen. Durch Berücksichtigung vorbeugender Maßnahmen, möglicher Risikofaktoren und die Durchführung regelmäßiger Bestandeskontrollen können mögliche Risiken wirtschaftlicher Schädigungen durch Getreideviren größtenteils ausgeschlossen werden.

Typische Symptome des Gelbverzwergungsvirus – gestauchter Wuchs und vergilbte Blätter (Foto oben). Oftmals sind nur wenige Einzelpflanzen betroffen, sodass keine relevanten Ertragsausfälle drohen. In Jahren mit warmer Herbstwitterung, welche eine bessere Vermehrung der Blattläuse und damit einhergehende Verbreitung der Viren ermöglichen, können auch größere Befallsnester auftreten (Foto unten).

Was sind wichtige Virusquellen?

Ausfallgetreide, Zwischenfrüchte – vor allem Rauhafer, Mais und andere Gräser, auch Wildgräser – dienen Getreideblattläusen als „grüne Brücke“ in den Sommermonaten. Die Wirte dienen allerdings auch als wichtige Virusreservoirs. Getreidebestände in unmittelbarer Nachbarschaft von möglichen Virusquellen haben daher ein deutlich höheres Gefährdungspotenzial. Sind Ausfallgetreide und Co. mit Viren belastet und wechseln die geflügelten Blattläuse im Spätsommer beziehungsweise Herbst den Wirt und fliegen in die gerade frisch auflaufenden und für Blattläuse sehr attraktiven Getreidebestände, so kommt es zwangsläufig zur Virusübertragung. Dabei handelt es sich um die sogenannte Primärinfektion, die sich kaum verhindern lässt, da das Virus beim Saugvorgang an jungen Getreidepflanzen schon nach wenigen Stunden übertragen wird. Gleichzeitig beginnt die geflügelte Blattlaus mit der Vermehrung.

Die Herbstwitterung ist entscheidend

Eine lang anhaltende warme Herbstwitterung beziehungsweise Spätsommerwetter mit möglichst vielen Tagen mit Temperaturen über 12 bis 15 °C sind sehr förderlich für die Blattlausvermehrung. Die Nachkommenschaft verbreitet das Virus auf die unmittelbar benachbarten Getreidepflanzen (Sekundärinfektion), und es kommt zu den typischen Virusnestern als Schadsymptom. Jedes Virusnest ist auf eine im Herbst eingeflogene infizierte Blattlaus zurückzuführen. Je wärmer die Herbstwitterung ist und je länger sie dauert, desto intensiver ist die Vermehrung und desto größer sind damit auch die Virusnester. Frühsaaten im September haben daher ein deutlich höheres Gefährdungspotenzial als spätere. Je früher der Bestand aufgelaufen ist, desto wahrscheinlicher ist auch eine frühe Besiedlung durch Blattläuse und die Gefahr einer stärkeren Blattlausvermehrung. Des Weiteren kommt es an Waldrändern, Baumreihen, Knicks und in windgeschützten Bereichen häufig auch zu einer stärkeren Blattlausvermehrung und damit einhergehenden größeren Befallsnestern.

Eine Blattlausvermehrung wird in geschützten Schlagbereichen begünstigt. Während die geflügelten Blattläuse häufig gut zu erkennen sind, befinden sich erste kleinere Blattlauskolonien oft versteckt in den eingerollten Blättern oder auf der Blattunterseite.

Auch Zikaden sind Virusüberträger

In den vergangenen Jahren waren im Herbst zunehmend auch Zikaden in den bereits aufgelaufenen Getreidebeständen unterwegs. Im Vergleich zu Blattläusen sind Zikaden, vor allem bei höheren Temperaturen, deutlich mobiler. Häufig werden mehrere Getreidepflanzen hintereinander in einer Saatreihe infiziert, indem die Zikade von Pflanze zu Pflanze springt. Durch die hohe Mobilität der Zikaden sind diese auch sehr schreckhaft und insektizide Maßnahmen oft unwirksam.

Vorbeugende Maßnahmen beachten

Aus den Risikofaktoren ergeben sich auch zwangsläufig die wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen. Dazu gehören insbesondere die Vermeidung zu früher Saattermine und die konsequente Beseitigung potenzieller Virusreservoirs, zum Beispiel die Bekämpfung von Ausfallgetreide. In den Landessortenversuchen Wintergerste stehen seit einigen Jahren auch Sorten mit einer Toleranz gegenüber dem Gelbverzwergungsvirus, welche auf die Einkreuzung des Resistenzgens „yd2“ zurückzuführen ist. Als Vertreter resistenter Sorten gegenüber Gelbverzwergungsviren standen im vergangenen Prüfjahr die Sorten ,Sensation‘ und ,KWS Exquis‘. Die Sorte ,Sensation‘ besitzt zusätzlich auch die doppelte Gelbmosaikvirus-Resistenz. Im mehrjährigen Vergleich schneiden beide Sorten ertraglich leicht unterdurchschnittlich ab. In deutschlandweiten Versuchen mit stärkerem Befall mit Gelbverzwergungsviren stechen die Sorten wiederum positiv hervor und sind daher in Problemregionen mit regelmäßigem Auftreten von Viruskalamitäten eine ernst zu nehmende Anbauoption.

Bestandeskontrollen nicht vergessen

Wichtig ist es, die Bestände nach dem Auflaufen, spätestens ab dem Zweiblattstadium, regelmäßig an mehreren Stellen zu kontrollieren. Besonders effektiv ist eine Bestandskontrolle an einem sonnigen Tag. Blattläuse sind dann besonders gut auf den Blättern zu erkennen. Sie schimmern durch die Blattfläche hindurch. Zur Ermittlung des Blattlausbesatzes sind an fünf zufällig ausgewählten Stellen im Schlag jeweils zehn Getreidepflanzen auf das Vorhandensein von Blattläusen zu überprüfen. Es empfiehlt sich, alle Flächen (auch die später aufgelaufenen Saaten) in regelmäßigen Abständen bis zum Vegetationsende zu kontrollieren. Eine Behandlung mit einem zugelassenen Insektizid sollte daher nur erfolgen, wenn ohne große Mühe Blattläuse zu finden sind. Bekämpfungsschwelle: Frühsaaten 10 % mit Blattläusen befallene Pflanzen; Normalsaaten 20 % befallene Pflanzen, um eine mögliche sekundäre Ausbreitung der Getreideviren im Bestand zu verhindern.

Ausfallgetreide (Foto oben), Zwischenfruchtmischungen (vor allem Rauhafer), missglückte Zwischenfrüchte mit viel Ausfallgetreide, Mais (Foto unten) und andere Wildgräser dienen als wichtige Virusquellen. Von hier aus können sich geflügelte Blattläuse mit dem Virus beladen, fliegen anschließend in die auflaufenden Getreidebestände und übertragen das Virus beim Saugen auf die jungen Getreidepflanzen. Flächen in unmittelbarer Nähe von möglichen Virusreservoirs sind daher besonders gefährdet.

Welche Insektizide gibt es?

Kommt es bei günstiger Herbstwitterung zu einer Überschreitung der Bekämpfungsschwelle, so stehen für die Vektorenbekämpfung im Herbst weiterhin Insektizide aus der Wirkstoffgruppe der Pyrethroide zur Verfügung. Die Dauerwirkung der Pyrethroide ist, in Abhängigkeit von der Witterung, auf sechs bis zehn Tage begrenzt. Bei günstigen Zuflugbedingungen für Blattläuse sollte die Behandlung daher keinesfalls zu früh erfolgen.

Des Weiteren hat das Präparat Teppeki mit dem Wirkstoff Flonicamid (1 m länderspezifscher Gewässerabstand) eine Zulassungserweiterung in der Wintergerste zur Blattlausbekämpfung als Virusvektor (ES 11 bis 25) mit 140 g/ha erhalten. Die Wirkungsdauer von Teppeki ist länger als bei den Pyrethroiden. So können auch bei länger anhaltendem Flug der Blattläuse ausreichende Wirkungsgrade erreicht werden. Bei einer Behandlung sollten die Pflanzen möglichst zwei bis drei Blätter haben.

Bei der Insektizidauswahl sollte auf die entsprechende Indikationszulassung (Blattläuse als Virusvektoren im Herbst) sowie die Anwendungshäufigkeit und die unterschiedlichen Bienenschutzauflagen geachtet werden. Eine Übersicht der im Herbst im Wintergetreide zugelassenen Insektizide, einschließlich der Auflagen und sonstigen Anwendungsbestimmungen, ist auf der Homepage der Landwirtschaftskammer unter www.lksh.de/Ackerbaukulturen/jeweilige Getreidekultur verfügbar.

Insektizide Beize bei Drahtwürmern

Als einzige insektizide Beize kann seit vergangenem Jahr Signal 300 ES mit dem Wirkstoff Cypermethrin in Winterweizen und Wintergerste zum Einsatz kommen. Die Beize ist gegen Schnellkäfer wie den Drahtwurm und zur Befallsminderung gegen die Getreidebrachfliege zugelassen. Ein Einsatz im Roggen gegen Schnellkäfer (Drahtwurm), Getreidebrachfliege, Fritfliege und Getreidelaufkäfer ist durch die Notfallzulassung nach Artikel 53 der Verordnung (EG) Nummer 1107/2009 ebenfalls möglich (Zeitraum: 15. Juli 2022 bis 12. November 2022). Eine systemische Wirkung besteht nicht – eine Wirkung auf Getreideblattläuse und Zikaden ist damit nicht vorhanden. Gegen Drahtwurm und Getreidelaufkäfer hat die Beize aber eine Daseinsberechtigung und kann mögliche Schäden am jungen Getreide dezimieren. Nach bisherigen Versuchserfahrungen kann das Wirkpotenzial auf Getreidebrachfliege und Fritfliege nicht sicher abgeschätzt werden.

Fazit

Getreideviren können in der Pflanze verheerende Schäden anrichten. Einmal übertragen, kommt es dort zur Massenvermehrung. Verstopfte Leitungsbahnen und eine damit einhergehende Unterversorgung der Pflanze sind die Folge. Eine direkte Bekämpfung des Virus ist nicht möglich, daher steht die Verhinderung der Virusübertragung absolut im Vordergrund. Durch Berücksichtigung vorbeugender Maßnahmen wie der Beseitigung wichtiger Virusquellen, des Anbaus toleranter Sorten und der Vermeidung zu früher Saattermine sowie eine Durchführung regelmäßiger Bestandeskontrollen können mögliche Risiken für wirtschaftlichen Ertragsverlust durch Getreideviren größtenteils ausgeschlossen werden.

Biogasanteil an der Stromerzeugung leicht rückläufig

Die Stromerzeugung aus Biogas ist zuletzt leicht zurückgefahren worden. Dies geht aus Zahlen zum im ersten Halbjahr 2022 in Deutschland erzeugten und ins Netz eingespeisten Strom hervor, die das Statistische Bundesamt (Destatis) vorgelegt hat.

Demnach wurden von Januar bis Juni insgesamt rund 15,1 Mrd. kWh Strom von Biogasanlagen erzeugt; das entsprach einem Anteil von 5,7 % an der Gesamtmenge. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum waren 15,2 Mrd. kWh durch Biogas eingespeist worden, was 5,8 % der Stromerzeugung ausmachte. Insgesamt haben die Erneuerbaren Energien allerdings an Bedeutung gewonnen. Ihr Anteil an der Stromerzeugung belief sich im ersten Halbjahr 2022 laut Destatis auf 48,5 % und lag damit um 4,7 Prozentpunkte über dem Vorjahreszeitraum.

Von Januar bis Juni wurden 127,6 Mrd. kWh Strom aus Erneuerbaren Quellen erzeugt; davon entfielen 67,7 Mrd. kWh auf Windkraft, 29,5 Mrd. kWh auf Photovoltaik und 8,4 Mrd. kWh auf Wasserkraft. Der Anteil der Windkraft legte damit von 22,1 % auf 25,7 % zu, was laut den Statistikern aber vor allem auf das windarme erste Quartal 2021 zurückzuführen ist. Die ungewöhnlich hohe Anzahl an Sonnenstunden in den ersten Monaten des laufenden Jahres begründet Destatis zufolge die Ausweitung des Anteils des Solarstroms, der von 9,4 % auf 11,2 % zunahm.

Im ersten Halbjahr 2022 wurden laut Bundesamt 263,2 Mrd. kWh aus deutscher Erzeugung ins Stromnetz eingespeist; das waren 1,3 % mehr als im Vorjahreszeitraum. Konventionelle Energieträger lieferten dabei 135,6 Mrd. kWh. Spürbar ausgeweitet wurde die Kohleverstromung, deren Anteil von 27,1 % auf 31,4 % zulegte. Der Anteil von Erdgas ging von 14,4 % auf 11,7 % zurück. Veränderungen gab es auch im Stromhandel. Laut Destatis gingen die Importe im Betrachtungszeitraum um 9,1 % auf 23,3 Mrd. kWh zurück, während die Exporte um 14,5 % auf 39,6 Mrd. kWh ausgeweitet wurden. Nach Angaben der Statistiker war das erste Halbjahr 2022 das erste seit Beginn der Statistik im Jahr 1990, in dem mehr Strom nach Frankreich exportiert als von dort importiert wurde.

Was bringt ein höheres Transportalter?

0

Als der Entwurf für die neue Kälbertransportregelung, nach der Kälber künftig erst in der fünften statt in der dritten Woche den Betrieb verlassen dürfen, in den Bundesrat eingebracht wurde, war die Begründung jene, dass ältere Kälber stabiler seien und den Transport besser verkraften könnten. Nicht wenige hatten ihre Zweifel an dieser Argumentation, da bekanntlich die sogenannte immunologische Lücke auch in diesen Zeitraum fällt und der mütterliche Schutz mit jeder Woche schwächer wird. Um hier Klarheit zu schaffen, soll die aktuelle wissenschaftliche Erkenntnislage zusammengefasst werden.

Transporte sind seit jeher ein wichtiger Faktor für die Entstehung von Erkrankungen. Besonders stehen hier Atemwegserkrankungen im Fokus, die im Englischen oft als „shipping fever”, also als transportbedingter Allgemeininfekt zusammengefasst werden. Auf einem Transport kommen meist verschiedene begünstigende Faktoren zusammen: Die Verladung auf ein Fahrzeug und der rollende Transport sind für viele Jungrinder etwas vollkommen Neues und daher mit Stress verbunden. Stresshormone, die dabei die Alarmreaktion des Körpers unterstützen, bremsen gleichzeitig die Aktivität der körpereigenen Abwehrzellen und machen den Körper weniger wehrhaft gegen Infekte. Zwischen Stall, Transporter und neuem Stall können zudem erhebliche Klimaunterschiede bestehen, die den Tieren eine hohe Anpassungsleistung abverlangen und den Körper belasten. Bis dahin vorhandene, aber still schlummernde Erreger können diese Schwächephase nutzen und sich im Körper ausbreiten, sodass Erkrankungen kurz nach dem Transport schon ausbrechen. Wenn zugleich Tiere aus verschiedenen Herden aufeinandertreffen, entsteht eine bunte Mischung von verschiedenen Keimen, die auf bisher nicht gegen diese Erreger geschützte Wirtstiere treffen. Daher sind schwere Infektwellen einige Tage nach der Zusammenstellung neuer Gruppen kaum zu vermeiden.

Mütterlicher Schutz

Bekanntlich sind Kälber in den ersten Lebenstagen zwingend auf den mütterlichen Schutz angewiesen, den sie durch die frühe und reichliche Aufnahme von Kolostrum erhalten. Zahlreiche Studien haben gezeigt: Je besser die Versorgung in den ersten Lebensstunden ist, desto besser entwickeln sich die Kälber, sind später gesünder und leistungsstärker. Doch dieser erste Schutz ist endlich: Die übertragenen Antikörper (Immunglobuline) werden verbraucht und vom Körper abgebaut, sodass nach einiger Zeit die körpereigene Abwehr übernehmen muss. Dafür braucht es neben ausreichend Energie und Nährstoffen auch das richtige Training der Abwehrzellen durch Kontakt mit den herdentypischen Keimen und durch Impfungen. Klassischerweise wird der Übergang vom mütterlichen auf den Eigenschutz, die sogenannte immunologische Lücke, irgendwo zwischen der dritten und sechsten Lebenswoche angesiedelt. Daher erscheint es logisch, wenn Kälber eher früh mit einem noch guten mütterlichen Schutz in der dritten Lebenswoche transportiert werden als in der fünften Woche, wenn vom kolostralen Schutz nicht mehr viel übrig ist und das eigene Immunsystem gerade erst laufen lernt.

Treffen im Mastbetrieb Kälber aus verschiedenen Herden aufeinander, sind Probleme kaum zu vermeiden. Foto: Landpixel

Kolostrum: Fakten

Schaut man aber einmal in die jüngere wissenschaftliche Literatur, wird die immunologische Lücke immer mehr infrage gestellt. Sie ist in erster Linie eine Folge einer zu geringen Kolostrumaufnahme. Fällt die frühe Versorgung zu knapp aus, ist der mütterliche Schutz schneller aufgebraucht als der Eigenschutz ausreichend stark werden kann. Studien haben für die mütterlichen Antikörper aus dem Kolostrum eine Halbwertszeit von zehn bis 16 Tagen ermittelt. Das heißt, dass sich nach dieser Zeit der Blutspiegel halbiert und so je nach Ausgangslage nach zwei bis fünf Wochen die mütterlichen Antikörper als alleiniger Schutz nicht mehr ausreichen (Abbildung 1). Zugleich baut ein gut versorgtes Kalb aber auch ab dem ersten Tag seine eigene Abwehr auf, sodass diese im besten Fall ab der sechsten Woche allein für den Schutz des Körpers sorgen kann. Da sich beide Schutzsysteme gegenseitig ergänzen, kann idealerweise das Abklingen der kolostralen Antikörper durch die allmähliche Ausbildung des eigenen Schutzes kompensiert werden. Die Abwehrzellen sind ab dem ersten Lebenstag aktiv und tragen so täglich mehr zum anhaltenden Schutz bei. Es ist aber auch erwiesen, dass diese Zellen erst ausreifen müssen, um ihre volle Leistung zu erreichen. Ältere Kälber sind demnach auch im Bereich der Zellen abwehrstärker als jüngere.

Folgen für das Kalb

Messungen von Blutwerten im Labor helfen, die Abwehrmöglichkeiten einzuschätzen. Wirklich sicher lassen sich Effekte auf das Kalb aber nur durch Experimente mit lebenden Tieren untersuchen. Dafür wirken im Bereich der Infektabwehr einfach zu viele Faktoren zusammen. Um die Auswirkungen unterschiedlicher Transportalter auf die Kälbergesundheit zu untersuchen, wurde in den Niederlanden durch die Universität Wageningen ein Großversuch mit knapp 700 Mastkälbern (Fleischkreuzungen und Holsteins) gestartet (Marcato et al, 2021): Während eine Hälfte der Tiere konventionell am 14. Lebenstag auf Mastbetriebe verbracht wurde, wurden andere Kälber aus den gleichen Herkunftsbetrieben erst am 28. Lebenstag auf die gleichen Mastbetriebe transportiert. So bestand der einzige relevante Unterschied im Transportalter. Starke Ähnlichkeit bestand auch bei den Laborwerten: Die untersuchten Kälber hatten insgesamt ähnliche Antikörperblutspiegel am Ende der ersten Lebenswoche. Auch der Tiefpunkt der Schleimhautschutz bildenden Antikörper (IgA) lag bei beiden Gruppen in der vierten Lebenswoche (Abbildung 2).

Die deutlichen Unterschiede zeigten sich erst in der weiteren Entwicklung der Kälber (Tabelle): So wurden die Kälber mit dem höheren Transportalter (28-Tage-Kälber) seltener medikamentell behandelt, auch wenn der Antibiotikaeinsatz ähnlich war. Weiterhin war die Zahl der Todesfälle in dieser Gruppe nur halb so hoch und die Schlachtkörper am Ende der standardisierten Kälbermast waren mehr als 9 % schwerer. Die später transportierten Kälber waren somit deutlich robuster und haben diesen Vorteil in bessere Gesundheit und stärkeres Wachstum umgesetzt.

Umsetzung in der Praxis

Diese umfangreiche Studie zeigt also deutlich, dass keine negativen Effekte durch das höhere Transportalter zu erwarten sind, wenn die sonstige Behandlung der Kälber vor dem Transport gleich bleibt. Klar ist aber auch, dass sich die Betreuungsarbeit auf den Herkunftsbetrieben erhöht, wenn mehr Kälber länger bleiben. Dass der höhere Platzbedarf auf einem durchschnittlichen Milchviehbetrieb überschaubar ist, hat der Artikel in Bauernblatt-Ausgabe 35 deutlich gezeigt. Mit der neuen Vorschrift verbunden ist aber auch die Pflicht, alle Kälber mit ausreichend geeignetem Futter zu versorgen. Wird diese Pflicht nicht erfüllt, kann dies als Verstoß gegen Tierschutzvorschriften im Ordnungs- und auch im Prämienrecht geahndet werden. Dieser Mehraufwand besteht neben der erhöhten Fütterungsarbeit auch in einem höheren Verbrauch von Milch oder Milchaustauscher. Insbesondere für ökologisch wirtschaftende Betriebe besteht hier die Pflicht zur Vollmilchtränke, auch wenn die Kälber anschließend mangels aufnehmender Biomastbetriebe oft konventionell vermarktet werden müssen. Dabei sind bei drei Wochen alten Kälbern Tränkemengen von über 12 l Milch pro Tag einzuplanen, um bedarfsdeckend zu füttern.

Fazit

Die wichtigste immunologische Entwicklung des Kalbes passiert in den ersten Lebenswochen. Hier erfolgen Weichenstellungen, die sich ein Rinderleben lang auswirken. Dabei haben Kolostrumversorgung, Haltungsbedingungen und Ernährung den größten Einfluss. Eine Verschiebung des Transportalters hinein in die klassische „immunologische Lücke“ als bekannte Schwächephase wirkt daher auf den ersten Blick unlogisch. Betrachtet man aber die Entwicklung der Körperabwehr als Ganzes und nimmt auch die Ergebnisse der großen niederländischen Transportstudie von 2021 zur Kenntnis, ist zu erwarten, dass insgesamt die positiven Effekte für das transportierte Kalb überwiegen werden, wenn Haltung und Fütterung auf Herkunfts- und Aufnahmebetrieb auf einem guten Niveau sind. Ohne Risiko wird der Einkauf von Kälbern verschiedener Herkünfte dennoch nie sein, sodass feste Lieferbeziehungen langfristig immer das Ziel sein sollten.

Die Silomaisernte ist voll im Gang

0

Die ersten Septembertage zeichneten sich durch sommerliche Temperaturen, stetig milden Ostwind, hohe Sonneneinstrahlung und ausbleibende Niederschläge aus. Das führte abermals zu einer deutlichen Reifeentwicklung in der Gesamtpflanze des Maises.

Zur Reifeprüfung Silomais werden an elf Kammer-Versuchsstandorten in Schleswig-Holstein die Prüfsorten ,Keops‘ (S 210), ,RGT Exxon‘ (S 220), ,LG 31238‘ (S 230) und ,RGT Haruka‘ (S 250) angebaut. Der Norden des Landes wird in diesem Jahr über die Standorte Husum (NF), Wallsbüll (SL), Schuby (SL), Dannewerk (SL) und Uelsby (SL) abgebildet, im Süden werden die Standorte Barkhorn (RD), Langwedel (RD), Krumstedt (HEI), Futterkamp (PLÖ), Hemdingen (PI) und Leezen (SE) beprobt.

Die Proben für diese Reifeprüfung wurden am 7. September ohne den Standort Krumstedt geschnitten. Zur Probenahme zeigten die Pflanzenproben der Standorte Husum, Wallsbüll und Uelsby noch sehr grüne Blätter auf und die Kolben waren überwiegend noch in der Milchreife. Die Gesamtpflanzenabreife war noch nicht so stark fortgeschritten. Ein anderes Bild liefern hingegen die Standorte Schuby, Barkhorn, Dannewerk und Langwedel, dort rollte der Mais die Blätter, Trockenstress war zu sehen, die Kolben waren überwiegend gut besetzt, gefüllt und weit in der Entwicklung fortgeschritten. Die Pflanzenproben aus Hemdingen und Leezen waren überwiegend bis zum Kolbenblatt von unten her verbräunt, die Kolben gut entwickelt und weit in der Abreife. Die Grafiken 1 und 2 führen die enormen Reifefortschritte der Maispflanzen auf. Im Norden kam es im Mittel zu einem Zuwachs von 3,6 % in der Gesamtpflanze, der Süden verzeichnete sogar einen Reifefortschritt von fast 5,5 %. Die wöchentliche Prognose für den Reifefortschritt in der kommenden Woche mit 1,7 % liefert das Prognosemodell Maisprog.

Quelle: Dr. Elke Grimme, Landwirtschaftskammer SH

In vielen Praxisbeständen ist eine extrem ungleichmäßige Abreife zu beobachten. Hier den optimalen Erntetermin zu erfassen, wird äußerst schwierig. Solche Bestände gilt es gut zu beobachten, um starken Verholzungen von Blättern und Stängeln durch die Ernte dann entgegenzutreten. Die Verdichtbarkeit des Häckselgutes aus solchen Beständen wird zunehmend erschwert, auch nimmt der Futterwert mit zunehmender Verbräunung ab. Zunahmen in der Trockenmasse und Stärkeeinlagerungen sind jetzt nicht mehr zu erwarten. Die lang ersehnten Niederschläge von letzter Woche Donnerstag entspannten kurzfristig das Erntefenster vitaler Maisbestände. Die Maispflanzen konnten wieder Wasser aufnehmen, sofern es auch ausreichend geregnet hatte. Das Regenerationsvermögen von Kolben tragenden und überwiegend grünen Maispflanzen ist nicht zu unterschätzen, Ertrags- und Qualitätszunahmen sind aber nicht auszuschließen. Kolbenloser Mais sowie notreifer Mais mit geringen Kolbenanteilen und verbräunte Maisbestände sollten zügig gehäckselt werden, da kaum noch Ertragszuwächse zu erwarten sind, die Pflanzen weiter altern und an Futterwert verlieren. Läuft in den Praxisbeständen die Restpflanzenabreife deutlich vor der Kornabreife ab, sollte gehäckselt werden, bevor die Körner ausreifen konnten, damit das Häckselgut im Silohaufen ordentlich verdichtet werden kann. Eine geringe Häcksellänge ist bei den sehr unterschiedlich abgereiften Beständen anzuraten, um ein gut verdichtetes Silo zu erlangen. Auch den Silierprozesses und die aerobe Stabilität der Silage mithilfe eines Siliermittels zu unterstützen sind nicht außer Acht zu lassen.

Diese Ergebnisse der Reifeprüfung können lediglich der Orientierung dienen. Gerade die zum Teil doch erheblichen Unterschiede der Maisbestände erlauben es nicht, die hier aufgezeigten Abreifedaten als Richtwerte für eigene Maisflächen anzusehen. Es ist jetzt äußerst wichtig, die Bestände auf Kornansatz und das Abreifeverhalten von Blättern und Stängeln zu kontrollieren.

Quelle: Dr. Elke Grimme, Landwirtschaftskammer SH
Quelle: Dr. Elke Grimme, Landwirtschaftskammer SH

Lernen durch Begreifen

0

Die Landesvorsitzenden des Landjugendverbands, Hanna Kühl und Hannes Bumann, hielten ein Grußwort auf dem Landesbauerntag. Hier einige Auszüge:

Landwirte sind in Zukunft noch mehr, nämlich Tierschutzbeauftragte für Insekten. Bienen und Hummeln sind wichtige Akteure der heimischen Landwirtschaft. Bereits jetzt blüht es im ganzen Land auf Ackerrandstreifen und Teilflächen. Dabei wirft längst nicht jede Blume dort einen Euro ins Portemonnaie des Landwirts. Viele zahlen aus eigener Tasche drauf! (…)

„Lernen durch Begreifen“ ist immer noch das beste Lernprinzip. Nichts prägt sich stärker ein als einmal ein Kalb gefüttert oder Äpfel selbst gepflückt und zu Saft verarbeitet zu haben. Wir fordern die Landesregierung auf, ihr Versprechen zu erneuern. Jedes Kind soll in seiner Schulzeit mindestens einmal einen Tag auf einem landwirtschaftlichen Betrieb verbringen. (…)

Das Ehrenamt ist der Motor des ländlichen Raums. Wir brauchen keine politikgesteuerten Koordinatoren für die Jugendverbandsarbeit. Wir brauchen eine starke, unbürokratische Förderung, die es uns möglich macht, uns Freiräume zu schaffen und unser Potenzial zu entfalten. (…)

„Jede Wildbiene ist ihre eigene Königin“

0

Inke Studt-Jürs verfügt über besonderes Wissen, das sie gern teilt. Die freiberufliche Webde­signerin aus Weede ist Wildbienenbotschafterin und will in Vorträgen und bei Veranstaltungen über die Lebensweise dieser Insekten informieren und so zu ihrem Schutz beitragen. Im Interview mit dem Bauernblatt gibt die 57-jährige LandFrau auch Wildbienentipps für Balkon, ­Terrasse und Garten.

Frau Studt-Jürs, wie wird eine Computer- und IT-Fachfrau zur Wildbienenbotschafterin?

Mein Ehemann Thomas ist Hobbyimker. Unser eigener Garten ist 1.800 m2 groß und in verschiedene Gartenräume aufgeteilt. Wir haben Beete mit vielen verschiedenen bienenfreundlichen Stauden angelegt und bieten sowohl Honigbienen als auch Wildbienen von Februar bis zum Frost ein vielfältiges Blütenangebot. Dort habe ich zunehmend Wildbienen entdeckt, angefangen, mich dafür zu interessieren, und dann an Seminaren teilgenommen. Jetzt biete ich Wildbienenvorträge an, zum Beispiel bei den LandFrauenvereinen

Was finden Sie an Wildbienen so interessant?

Ihre Lebensweise ist so faszinierend, sie unterscheiden sich ganz stark von Honigbienen. Wildbienen leben fast immer allein, jede Wildbiene ist ihre eigene Königin. Und es gibt sie in ganz klein und in ziemlich groß. Auch Hummeln gehören zu den Wildbienen, sie bilden eine Ausnahme, weil sie kleine Völker bilden.

Insektenhotels sind ja mittlerweile in vielen Gärten zu sehen. Wieso sind diese Tiere noch bedroht?

60 % aller Wildbienen errichten ihre Niströhren im Boden, viele Leute wissen das gar nicht. Anders als Honigbienen legen Wildbienen nämlich nur kurze Flugstrecken zurück, sie bauen ihre Niströhren deshalb in der Nähe ihrer Futterquellen. Zudem haben sie oft nur eine kurze Lebensdauer, weil sie sich auf bestimmte Blüten spezialisieren und nach Ablauf von deren Tracht sterben.

Die Ackerhummel ist von März bis November unterwegs und sehr flexibel in der Blütenwahl. Ihre Nester baut sie gern in verlassenen Mäuselöchern. Foto: Inke Studt-Jürs

Wie können Wildbienen im Garten am besten unterstützt werden?

Die Insekten fliegen besonders im Frühjahr auf blühende Küchenkräuter wie Salbei, Thymian, Majoran oder Schnittlauch. Aber auch Wildkräuter werden gern als Nahrungsquelle genutzt. Dazu gehören Löwenzahn, Giersch, Gundermann, Taubnessel oder Gänsefingerkraut. Um mich noch besser mit Kräutern auszukennen, nehme ich gerade an einem Kräuterkurs teil, den der LandFrauenverband und das Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume anbieten.

Kann man auch im Herbst noch etwas für die Wildbienen tun?

Auf jeden Fall Zwiebeln für Krokusse, Winterlinge, Schneeglöckchen oder Perlhyazinthen stecken. Sie bieten genauso wie Weiden, deren Pollen sehr eiweißreich sind, im Frühjahr die erste Nahrung für Wild-, aber auch für Honigbienen.

Ernst und lustig, herzhaft und süß

0

Auch der Landjugendverband Schleswig-Holstein war nach der erzwungenen Pandemiepause in diesem Jahr endlich wieder auf der Norla vertreten. So erfreute sich der Pavillon der Landjugend 2022 wieder hoher Besucherzahlen.

Der Norla-Auftritt wurde gut geplant, bereits im Mai fand die erste Vorbesprechung mit zehn Projektgruppenmitgliedern im Rahmen des Tags der offenen Geschäftsstelle statt. Hier verschaffte man sich zunächst einen Überblick und die wesentlichen organisatorischen Aufgaben wurden verteilt, um Anfang August die Ergebnisse in einer Onlinekonferenz zusammenzutragen und abzustimmen. Die Bestellmengen für Getränke und Zutaten für den Waffelteig wurden abgestimmt, die Vorlagen für die Basteltüten ausgewählt, und auch die Vorlagen für das Kinderschminken wurden reduziert. Der Speiseplan für die Helfermahlzeiten an den einzelnen Tagen wurde besprochen und entsprechende Aufgaben verteilt.

Neben dem traditionellen Waffelverkauf und dem Verkauf von alkoholfreien Getränken sollte aber auch etwas Neues her. Die Projektgruppe entschied sich, einen alkoholfreien Cocktail auszuschenken und neben den süßen auch herzhafte Waffeln auszuprobieren. Die Wahl der richtigen Rezepte konnte natürlich nicht in einer Onlinekonferenz entschieden werden. Hierzu bot sich der Termin zum Vorbereiten des Landjugend-Pavillons Mitte August an. Nachdem dieser entstaubt, die Toi­letten gereinigt und die T-Shirts gewaschen waren, wurden Cocktailrezepte probiert und der Waffelteig getestet. Die Entscheidung für herzhafte Waffeln in zwei Varianten war schnell getroffen. Die Entscheidung für zwei Cocktails benötigte wenige Schlucke mehr. Diese reiflich überlegten Neuerungen wurden in den ersten Tagen nicht so gut angenommen wie erhofft. Zum Wochenende hin trauten sich dann doch mehrere Besucher an die ungewöhnlichen Varianten heran.

Für den gesamten Zeitraum der Norla konnten 40 ehrenamtliche Helfer aus Landjugendgruppen in ganz Schleswig-Holstein gewonnen werden. Zu ihren täglichen Aufgaben gehörten neben der Herstellung immer wieder frischen Waffelteigs und frischer Cocktails das Waffelbacken, Kaffeekochen und Verkaufen der Leckereien. Aufgrund der zahlreichen Besucher mit Kindern erwies sich das Kinderschminken als eine der zeitaufwendigsten Aufgaben.

Ein Highlight dieser Messe waren die zwei Maskottchen Schwein und Kuh, die täglich auf dem Gelände unterwegs waren und mit kleinen und großen begeisterten Zuschauern Schnappschüsse machten. Zudem bot der Landjugendverband zu jeder vollen Stunde das Kräftemessen „Hau den Lukas“ an. Am Stand des Sparkassen- und Giroverbands Schleswig-Holstein wurden mit den beliebten roten Eimern Spenden für die Renovierung des Landjugendpavillons gesammelt. Diese Aktion war ein voller Erfolg.

Doch das war alles noch nicht genug. Neben dem allgemeinen Messetrubel geschahen an vielen Orten noch spannende Aktionen und Dinge wie zum Beispiel am Stand des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein. Dort nahmen die beiden ersten Vorsitzenden der Landjugend am Gummistiefelboccia teil.

Am Freitag besuchte der Ideen­geber des Grünen Sofas, Heinrich Mougin aus dem Vorstand des Bauernverbandes, den Landjugend-Pavillon. Der Landjugend-Pavillon freute sich am Sonnabend über den Besuch von diversen Politikern: Ministerpräsident Daniel Günther, Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (beide CDU) sowie den Landtagsabgeordneten Nelly Waldeck und Lasse Petersdotter (beide Grüne). Mit dem Landtagsabgeordneten Dirk Kock-Rohwer (Grüne) und dem Bundestagsabgeordneten Max Mordhorst (FDP) fanden lustige Wetten statt (siehe Bericht Ausgabe 36).

Die Norla wurde von Bauernverbandspräsident Klaus-Peter Lucht auch gleich genutzt, um seine verlorene Wette gegen das Agrarausschusssprecherteam einzulösen: Er rührte am Sonntag vier Stunden lang die Werbetrommel für den Landjugendverband und dessen Förderverein.

Süße Früchte, bittere Bilanz

0

Fröhlich pflücken und verkosten sie die rotbackigen, reifen Äpfel – weniger fröhlich war die Stimmung beim gemeinsamen Gespräch zur offiziellen Eröffnung der Apfelernte in Schleswig-Holstein auf dem Obsthof Deekenhörn in Haselau in der Pinneberger Marsch. Die Obstbauern plagen gewaltige Probleme, besonders durch die massiven Energiepreiserhöhungen.

„Zurzeit können die gestiegenen Kosten im Obstbau nicht mehr durch die Markterlöse gedeckt werden“, sagt Obstbauer Georg Kleinwort, der als Kreisbauernverbandsvorsitzender Pinneberg zu der Eröffnung eingeladen hatte. Bisher machten die Energiekosten einen Anteil von 25 % der Produktionskosten aus. Hier sei eine Steigerung um ein Vielfaches erfolgt. Auch die Erhöhungen des Mindestlohnes seien deutlich spürbar.

In der Branche der Obstbauern schlage der Strom besonders stark zu Buche: Die Lager müssten gesteuert werden. Einigen Betrieben seien schon die Stromverträge gekündigt worden. „Wenn sich der Strompreis vervierfacht, ist der Betrieb platt“, bringt es Hans-Caspar Graf zu Rantzau, stellvertretender Kammerpräsident, bei der Versammlung auf den Punkt.

Der Obstanbau in Schleswig-Holstein ist in den vergangenen Jahrzehnten ohnehin drastisch zurückgegangen. Wurden in den 1970er und -80er Jahren noch rund 2.000 ha Kern- und Steinobst im nördlichsten Bundesland angebaut, so sind es heute nurmehr rund 700 ha, davon allein rund 300 ha in der Haseldorfer Marsch. „Bei Obst haben wir nur drei Prozent Selbstversorgung in Deutschland. Das ist alles andere als eine Überproduktion“, sagt Kleinwort, der auf 65 ha in Haselau Obst anbaut. Was nun, wenn noch mehr heimische Produktion abwandert? „Die Himbeeren sind schon weg!“

Obstbauer Georg Kleinwort begutachtet die Äpfel der Sorte ‚Gala’.

Die meisten Obstsbauern betreiben eine Art von Selbstvermarktung, doch auch die Hofläden werden laut Kleinwort immer weniger und blieben ein Nischensektor. Entscheidend für den Erlös sei die Abnahme des Lebensmitteleinzelhandels, und der zahle auch weiterhin nur die bisherigen niedrigen Preise – 16 bis 18 ct/kg. „Im Supermarkt kostet die Ware dasselbe wie bisher, und der Druck geht auf die Produzenten“, klagt Wilfried Plüschau, der in Hohenhorst auf 50 ha Obst anbaut.

Eine Besonderheit der Vermarktung stellen die sogenannten Klubsorten dar: Apfelsorten, die nur in einer bestimmten Menge angebaut und über bestimmte Händler vermarktet werden, welche dafür einen garantierten Preis erhalten, zum Beispiel 80 ct/kg. Kleinwort führt hier die Sorte ‚Wellant’. Auch ­Sorten, die geeignet sind für Apfelallergiker, werden angebaut. Doch all dies seien „Nischen, ganz kleine Stellschrauben“.

Um die Lage für die Obstbaubetriebe zu verbessern, hat Kleinwort drei Forderungen an die Politik: erstens ein Bekenntnis zum EU-Binnenmarkt, aber mit einheitlichen Rahmenbedingungen unter den EU-Mitgliedstaaten. „Europaweit laufen die Mindestlöhne auseinander, und auch bei den Zulassungen für Pflanzenschutzmittel werden Unterschiede gemacht“, erklärt er. So könnten Waren importiert werden, die den Höchstrückstand eines bestimmten Pflanzenschutzmittels einhalten, dessen Anwendung in Deutschland überhaupt nicht erlaubt ist.

Zum Zweiten fordert Kleinwort einen Außenschutz vor Äpfeln aus Nicht-EU-Staaten. „Es müssen Importe unter die Regeln des EU-Binnenmarktes gestellt werden. Wenn wir keinen Außenschutz haben, sind wir verloren, es geht nicht nur über Zuschüsse.“ – „Letztendlich müssen gleiche Standards für alle gelten“, fasst Bauernverbandspräsident Klaus-Peter Lucht zusammen. „Entweder die anderen Länder produzieren wie wir, oder sie kommen nicht rein.“

Die dritte Forderung Kleinworts ist eine Marketingoffensive des Lebensmitteleinzelhandels, die insbesondere für deutsche Produkte wirbt.

Eine Besonderheit des Obstbaus bleibt: Auf die aktuelle Situation kann er nicht so schnell reagieren wie manch andere Branche: „Wir pflanzen für 15 Jahre, wir können die Produktion nicht einfach ‘runterfahren“, sagt Wilfried Plüschau. Ein Baum brauche zwei Jahre bis zum Erstertrag und fünf Jahre bis zum Vollertrag. 

Mit der Situation der Obstbauern beschäftigten sich (v. li.) Kammerrepräsentant Henning Münster, KBV-Vorsitzender Georg Kleinwort, BVSH-Präsident Klaus-Peter Lucht, stellvertretender Kammerpräsident Hans-Caspar Graf zu Rantzau und die Landwirte Wilfried Plüschau und Malte Piening.

Mückenplage im Garten nicht erwünscht

0

Eine oft unbedachte Folge vieler kleiner Wasserstellen am Haus ist das unerwünschte Erscheinen von Mückenscharen. Um diese Plage in Haus und Garten nicht unnötig zu verschlimmern, ist es notwendig, die für die Larvenentwicklung wichtigen Wasserflächen zu verringern.

Bei der Wahl des Eiablageortes sind die Mücken nicht wählerisch; bereits ein Eimer mit 1 bis 2 l Wasser, der zehn bis zwölf Tage im Garten steht, reicht für die Entwicklung der Nachkommenschaft aus. Deshalb sollten über Sommer keine Behälter mit Wasser im Garten unnütz herumstehen.

In gewachsenen Biotopen wie ein paar Quadratmeter großen Teichen oder Tümpeln gibt es genug Lebewesen, die sich von Mückenlarven ernähren, sodass von dort keine Invasionen zu erwarten sind.

Für kleine Wasserstellen, in denen die natürlichen Feinde der Mücken fehlen, bietet sich der Wasserschlauch an. Diese Unterwasserpflanze bildet viele Fangbläschen, mit deren Hilfe sie kleine Wassertiere und damit auch Mückenlarven fängt, von denen sie sich ernährt. Da die normale Art, der Gemeine Wasserschlauch (Utricularia vulgaris), bis zu meterlange Triebe entwickelt, bietet sich für kleine Wasserstellen die kleinere Art, U. minor, an. Wurzellos schwimmen diese Pflanzen unter der Oberfläche, und zwischen den filigranen Blättern befinden sich die zahlreichen Fangbläschen. An deren Farbe lässt sich die Aktivität der Pflanze beobachten: Hellgrüne Bläschen sind noch „hungrig“, während dunkelrote einen Verdauungsprozess anzeigen.

Vier Pflanzen pro Quadratmeter reichen aus, um auch kleine Wasserstellen mückenfrei zu halten. Neben der Mücken reduzierenden Tätigkeit schmückt sich der Wasserschlauch über Sommer mit über dem Wasser erscheinenden gelben Blüten, die vom Aussehen an Löwenmäulchen erinnern.

Diese Pflanzen lassen sich auch für Schöpfbrunnen verwenden, jedoch wegen Lichtmangel nicht für Regenwassersammelbehälter, die nach Möglichkeit stets verschlossen werden sollten, um eine Eiablage der Mücken nicht zu ermöglichen. Sollte es in solchen Behältern oder in kleinen Wasserstellen ohne den Wasserschlauch einmal von Mückenlarven wimmeln, gibt es selektiv wirkende biologische Präparate auf der Basis von Bacillus thuringiensis israelensis im Handel, von denen schon 1,5 ml/m³ Wasser reichen. Dieses Präparat hat keine schädliche Auswirkungen auf Mensch, Tier und Pflanze, und das Wasser aus Tonnen kann unbedenklich weiter im Garten verwendet werden.

Sollten trotz aller Vorkehrungen an lauschigen Sommerabenden einmal Mücken den Aufenthalt auf der Terrasse verleiden, hilft schon ein altes Hausmittel weiter: einige Tropfen Nelkenöl auf eine Untertasse geben und auf den Tisch stellen.

Neben der Gefahr von Mückenplagen ist bei kleinen Wasserbiotopen, ähnlich wie bei Topfpflanzen, zu bedenken, dass sie mehr Pflege bedürfen, meist auch eine kürzere Lebenserwartung haben und nur selten unbeschadet über den Winter kommen.

Mit den Möglichkeiten der heutigen Technik unter Zuhilfenahme von Pumpen und Schläuchen lässt sich aus dem Wassergarten außerdem ein Fließgewässer vom Brunnen bis zum Wasserlauf herstellen. Sehr beliebt sind auch Sprudelsteine, an die sich ein kurzer Bachlauf anschließt. Gerade im Bereich des fließenden Wassers gibt es viele, aber auch teure Gestaltungsmöglichkeiten. 

Ein neues Gesicht in der Forstabteilung

0

Im August wurde in der Forstabteilung der Landwirtschaftskammer in Bad Segeberg ein personeller Wechsel vollzogen. Peer Rosenhagen hat die Fachbereichsleitung für forstliche Beratung, Betreuung und Waldbestattung von Torsten Kruse übernommen, der in den Ruhestand gewechselt ist.

Nach dem Abitur in Bremen sowie Bachelor- und Masterstudium der Forstwissenschaften in Göttingen folgte für Peer Rosenhagen das zweijährige forstliche Referendariat beim niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Im Anschluss an die erfolgreich bestandene Laufbahnprüfung begann seine Karriere bei den Landesforsten Mecklenburg-Vorpommern im Forstamt Kaliß. Dort arbeitete er über zwei Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem großen Verbundprojekt zum vorbeugenden Waldbrandschutz. Als die Ausschreibung der Landwirtschaftskammer Schleswig-­Holstein für die Fachbereichsleitung erschien, wechselte er ins Land zwischen den Meeren.

Der neue Tätigkeitsbereich setzt sich aus unterschiedlichen Aspekten zusammen:

Ein Schwerpunkt liegt in der Begleitung der zwölf Bezirksförstereien hinsichtlich der organisatorischen Abläufe, der forstwirtschaftlichen und insbesondere der waldbaulichen Entscheidungen. Das beinhaltet auch die Unterstützung der Bezirksförster im Zusammenwirken mit Waldeigentümerinnen und -eigentümern, mit forstlichen Zusammenschlüssen, Unternehmern und Behörden. Die waldbauliche Begleitung von forstlichen Fördermaßnahmen einschließlich fachlicher Absprachen mit den betreuenden Bezirksförstern ist ebenfalls zu nennen. In diesem Zusammenhang soll zudem der fachliche Austausch zwischen den Bezirksförstereien intensiviert werden.

Ein zweiter Schwerpunkt liegt in der Betreuung von insgesamt 21 Bestattungswäldern in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Brandenburg. Hierzu zählen neben der Personalverantwortung der laufende Kontakt zu den Standorten, der Firma RuheForst GmbH sowie die Betreuung der Standorte in Hinsicht auf ihre wirtschaftliche und strategische Entwicklung. Durch ein betriebswirtschaftliches Controlling sollen außerdem Abläufe im Fachbereich weiter verbessert werden.

Die Herausforderungen im Fachbereich sind vielfältig. Die Waldbesitzenden in Schleswig-Holstein sind nach schwierigen Jahren für ihren Wald, insbesondere durch Dürreperioden, Borkenkäferkalamitäten, Sturmschäden und nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie mehr denn je auf eine zuverlässige, zukunftsfähige Beratung und Betreuung ihres Waldes durch die Landwirtschaftskammer angewiesen.

Durch Sturmereignisse geschädigte Wälder stellen alle Beteiligten vor große Herausforderungen. Foto: Dr. Borris Welcker