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Erfahrungen mit der Douglasie

Bewirtschaftungsmaßnahmen zur Erziehung wertvoller Erntebestände
Von Cheyenne Sülflohn, Rolf-Martin Niemöller, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein
Cheyenne Sülflohn bei der Umfangmessung einer erntereifen, qualitativ hochwertigen Douglasie

Aufgrund des Themas Klimawandel werden derzeit umfangreiche Langzeitforschungen für die Stabilisierung von Wald-Ökosystemen betrieben. Eine sehr lukrative Möglichkeit könnte die Einbringung von verschiedenen gebietsfremden Laub- und Nadelbäumen sein. Als sogenannter Hoffnungsträger gilt die Douglasie, die bereits seit vielen Jahrzehnten aktiv in die deutschen Wälder eingebracht wird und ursprünglich aus Nordamerika stammt.

Derzeit wird die Douglasie vermehrt in Mischkulturen gepflanzt. Laut der 3. Bundeswaldinventur beträgt der bundesweite Douglasienanteil im Reinbestand 2,1 % – Tendenz stark steigend. Die Besonderheit dieser Nadelbaumart ist, dass sie sich auch auf wasser- und nährstoffarmen Böden etablieren kann, was gerade in Zeiten der Erderwärmung eine wichtige Eigenschaft ist. Sie kann auch auf diesen schwächeren Standorten beachtliche Zuwachs- und Wertleistungen erbringen.

Grund der Wertästung

In dem Bestand der FBG Hanerau-Hademarschen sind die geästeten Stämme durchnummeriert. Foto: Cheyenne Sülflohn

Um optimales Wertholz zu erzielen, sollten die Douglasienbestände wertgeästet werden. Darunter versteht man das Entfernen von toten und lebenden Ästen in einer bestimmten Höhe. Mit dieser Maßnahme soll eine Wertsteigerung des Holzes erreicht werden. Würden sie nicht händisch abgesägt werden, wüchsen sie in das Holz ein. Das liegt daran, dass Douglasien zu den Totasterhaltern zählen. Das heißt, sie werfen ihre trockenen, abgestorbenen Äste nicht ab. Bevor solch eine Maßnahme durchgeführt wird, muss geprüft werden, ob es sich um einen ästungswürdigen Bestand handelt. Wenn die Qualität der Bäume nicht den Vorstellungen entspricht, um im Zieldurchmesser den gewünschten Wert zu erhalten, wird keine Wert­ästung durchgeführt. Der finanzielle Aufwand würde durch den Verkauf des Holzes nicht ausreichend gedeckt werden.

Anzahl der Z-Bäume

Der Blick nach oben zeigt die Ausformung und die Qualität der Stämme. Fotos (2): Rolf-Martin Niemöller

Geästet werden lediglich die sogenannten Zukunftsbäume ­(Z-Bäume), also Bäume, die später den Endbestand bilden sollen. Diese sollten geradschäftig und vital sein und eine ausreichend große Krone ausgebildet haben. Die Nordwestdeutsche forstliche Versuchsanstalt empfiehlt, dass 100 bis 120 Z-Bäume pro Hektar ausgewählt werden. Die Z-Bäume sollten untereinander einen Abstand von 8 bis 10 m haben.

Gibt es innerhalb dieses empfohlenen Abstandes keine Douglasie, die diesen Anforderungen entspricht, sollte auch keine ausgewählt werden. Alle weiteren Douglasien werden im Laufe der Durchforstungen vorher entnommen und erreichen damit nicht die Zielstärke. Zusätzlich wäre es ratsam, dass zu diesem Zeitpunkt bereits das Feinerschließungssystem im Bestand vorhanden ist. So wird verhindert, dass ein ausgesuchter Z-Baum für eine Rückegasse entnommen werden muss. Des Weiteren sollten die Z-Bäume nicht direkt an der Gasse stehen, um Anfahrtsschäden durch Harvester oder Rückefahrzeuge zu vermeiden.

Zeitpunkt für Ästung

Die Wertästung sollte so durchgeführt werden, dass noch zwei Drittel der Holzmasse im Durchmesser bis zur Zielstärke zuwachsen können. So sind die äußersten zwei Drittel des Holzes frei von Asteinschlüssen und bilden das wertvolle Furnierholz. Im Wald wird häufig vom „Bierdeckeldurchmesser“ (9 bis 10 cm) gesprochen. Wenn die Douglasien diese Stärke erreicht haben, sollte mit der Wertästung begonnen werden.

Empfohlen wird, dass die Ästung in zwei Schritten erfolgt: Als Erstes wird die sogenannte Reichhöhenästung bis zu einer Höhe von 2,5 m durchgeführt. Anschließend erfolgt die Wertästung auf einer Höhe von 6,5 m. Diese sollte erst durchgeführt werden, wenn die betreffende Douglasie eine Oberhöhe von zirka 13 bis 20 m hat. Bei geringerer Höhe wäre der Eingriff in die Krone zu groß, weshalb es zu einer Schwächung der Vitalität und einem geringeren Zuwachs kommen würde. Eine Ästung über 6,5 m wird nicht empfohlen, da der Wert eines Baumes in dem unteren Teil des Schaftes steckt. Außerdem steigen die Kosten überproportional an, je höher der Baum geästet wird. Eine Ästung über 6,5 m wäre demnach nicht mehr rentabel für den Forstbetrieb.

Douglasien in der FBG Hanerau-Hademarschen

In der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Hanerau-Hademarschen wurde in einem heute 64-jährigen Douglasienbestand zwischen 1987 und 1989 eine Wertästung durchgeführt. Im April 1990 wurden die Stämme durchnummeriert und die Brusthöhendurchmesser der 56 Bäume aufgenommen. Die letzte Messung erfolgte im Oktober 2022. Die Zuwächse sind der Abbildung zu entnehmen. Der durchschnittliche Zuwachs in den letzten 33 Vegetationsperioden beträgt 28,42 cm und damit jährlich knapp 1 cm. Diese Darstellung zeigt deutlich, wie wichtig der frühe Ästungszeitpunkt ist.

Wären die Maßnahmen an den Douglasien erst mit einem Durchmesser von 30 bis 40 cm durchgeführt worden, müsste die Zielstärke bei 90 bis 120 cm liegen. Die meisten der Douglasien erreichen im Alter von 64 Jahren aber einen durchschnittlichen Durchmesser von rund 55 cm. Um zwei Drittel des astfreien Stammes zu erreichen, müssten sich das Alter der Douglasien sowie die Zielstärke erheblich steigern. Dies hat wiederum zur Folge, dass sich das Risiko eines verfrühten Abganges des Bestandes durch Stürme oder andere unvorhersehbare Kalamitätsfälle deutlich erhöhen würde.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

Wenn die Douglasien wertgeästet sind, weichen die weiteren Behandlungsmöglichkeiten nicht sehr von nicht geästeten Beständen ab. Das Ziel ist es immer, dass die ausgewählten Z-Bäume nach der Maßnahme in den nächsten drei bis fünf Jahren von ihren direkten Bedrängern freigestellt werden. Durch das Entfernen von Bedrängern soll die Konkurrenz um Wasser, Nährstoffe und Licht verringert werden, und die Kronen der Douglasien sollen sich störungsfrei ausbilden können. Außerdem soll eine Qualitätsminderung durch das Scheuern oder Schlagen der eng stehenden Kronen verhindert werden.

Haben die Douglasien ein geringes bis mittleres Baumholz erreicht, sollen die Z-Bäume weiterhin in ihrer Entwicklung unterstützt werden, indem sie regelmäßig von Bedrängern freigestellt werden. Es ist hier aber darauf zu achten, dass der Unter- und Zwischenbestand erhalten bleiben. So soll ein mehrschichtiger Bestand mit verschiedenen Altersklassen entstehen. Wenn die wertgeästeten Douglasien die festgelegte Dimension erreicht haben, geht der Bestand in die Zielstärkennutzung über. Hierbei werden nach und nach alle erntereifen Douglasien aus dem Bestand entnommen. Während dieses Prozesses soll der Zwischenbestand nach und nach den Oberbestand bilden. Die Douglasien müssen zu diesem Zeitpunkt schon als Z-Bäume ausgewählt und wertgeästet worden sein.

Bei allen Durchforstungen und anderen Eingriffen in den Bestand sowie der Zielstärkennutzung ist es essenziell, dass mit Bedacht agiert wird, um möglichst wenig Schaden an den noch stehenden Bäumen zu verursachen.

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