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Kompost ist Kraftstoff für den Garten

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Jetzt im Herbst fallen viele Pflanzenreste an, die den Rohstoff für wertvollen Kompost liefern. Damit schlägt man nicht nur gestiegenen Düngerpreisen ein Schnippchen, sondern tut gleichzeitig noch etwas Gutes für den Boden. Denn humusreicher Kompost lockert den Boden, sodass er in der Folge besser Wasser und Nährstoffe speichern kann. Zudem enthält Kompost viele Nährstoffe, die einen Großteil unserer Nutz- und Zierpflanzen ausreichend versorgen.

Grund genug also, einen Komposter entweder selbst zu bauen oder sich im Baumarkt nach einem passenden Modell umzusehen. Tipp: Manche Gemeinden oder Landkreise gewähren inzwischen Zuschüsse für die Neuanschaffung – einfach mal nachfragen. Ziel ist es, die kommunale Müllentsorgung zu entlasten, indem kompostierbare Abfälle nicht in der Grünen Tonne landen.

Platzsparende Lösung für große Mengen pflanzlicher Abfälle. Foto: Karin Stern

Aus Paletten oder anderen Holzresten kann man einen Behälter günstig zusammenbauen. Wichtig: Das Holz darf nicht mit Holzschutzmitteln behandelt sein. Mit „HT“ gekennzeichnete Paletten sind lediglich hitzebehandelt und können daher unbedenklich verwendet werden. Auch Reste von Baustahlmatten eignen sich hervorragend für die Konstruktion eines Sammelbehälters. Wer kein passendes Material zu Hause vorfindet, wird im Baumarkt bei den Fertigmodellen fündig. Lange haltbar sind Komposter aus feuerverzinktem Metall, die aus vier Seitenteilen bestehen. Bei 1 m2 Grundfläche und 80 cm Höhe fassen sie immerhin 800 l Inhalt. Sie liegen preislich je nach Anbieter bei etwa 60 bis 80 €. Praktisch ist es natürlich, je nach anfallender Pflanzenmenge gleich mehrere nebeneinander aufzustellen. Etwas günstiger sind einfache Holzkomposter. Wie so oft sind preislich nach oben keine Grenzen gesetzt. Dennoch erfüllen die günstigen oder selbst gebauten Modelle ihren Zweck genauso wie die knapp 600 € (!) teure Kompostkiste eines Versandhändlers aus Lärchenholzbrettern und stahlarmierten Betonpfosten.

Modelle aus Streckmetall sind lange haltbar. Für die Entnahme nimmt man einfach eine Seite ab. Foto: Karin Stern

Grundlegende Voraussetzung für den Kompostierungsprozess ist, dass Luft an die Abfälle kommt und Erdkontakt besteht. Die unbeschränkte Zu- und Abwanderung der Bodenlebewesen ermöglicht es ihnen, die Abfälle in Humus zu verwandeln. Küchenabfälle sollten jedoch nicht in den offenen Komposter gegeben werden, da sie Ratten und Mäuse anziehen. Selbst in geschlossenen Silos mit untergelegtem Draht können erfahrungsgemäß die Nager einwandern, indem sie einfach ein Loch in die Wand beißen. Tipp: Küchenabfälle immer über die Biotonne entsorgen.

Der optimale Platz für den Komposter liegt nicht zu sonnig, am besten im Halbschatten oder unter einem Baum. In der prallen Sonne trocknen die Abfälle aus, in tiefem Schatten kommt die Rotte wegen der niedrigeren Temperaturen nicht so recht in Gang. Gern darf es auf den Komposter regnen, denn ausreichende Feuchtigkeit ist wichtig für den Umwandlungs­prozess.

Wer schon gleich beim Sammeln der Abfälle auf die richtige Mischung achtet, kann sich das Umsetzen sparen. Manche Gärtner sammeln daher zunächst getrennt trockene und feuchte Abfälle und schichten sie, sobald ausreichend Material vorhanden ist, im Behälter in 20 bis 30 cm hohen Lagen abwechselnd auf. Da das Material zusammensackt, lassen sich fortlaufend neue Schichten einfüllen. Die Dauer des Kompostierungsprozesses, also bis aus den Pflanzenabfällen reifer Kompost geworden ist, hängt vom Behälter, dem Mischungsverhältnis und der Jahreszeit ab. Als Faustregel gilt: Je kürzer die Rottezeit, desto mehr Nährstoffe enthält der Kompost. In Rohkompost befinden sich noch unvollständig verrottete Pflanzenreste. Nach dem Aussieben lässt er sich als Dünger für hungrige Starkzehrer im Gemüsegarten, das Staudenbeet oder unter Obstgehölzen verwenden. Reifer Kompost hingegen ist dunkel und weich, enthält also keine unverrotteten Bestandteile mehr. Er eignet sich als Grunddüngung im Gemüse- und Ziergarten, indem 2 bis 5 l/m² leicht in den Boden eingearbeitet werden. Reifer Kompost ergibt mit Tongranulat und Gartenerde vermischt eine kostengünstige Kübelpflanzen- und Balkonblumenerde. Tipp: Ausgesiebte Pflanzenreste einfach wieder auf den Kompost geben.

Pfiffig und dekorativ wirkt der Sammelbehälter aus Ziegelstein. Foto: Karin Stern

Nicht auf den Kompost gehören neben den Küchenabfällen Holzasche (wegen enthaltener Schwermetalle), Grillkohle, Kot von Fleischfressern und kompostierbare Plastikabfälle wie Mülltüten oder melaninhaltiges Einmalgeschirr aus Bambus. Sie zersetzen sich zum einen nur sehr langsam und zerfallen zum anderen zu Wasser und CO2. Somit entsteht also kein wertvoller Humus und das Plastik muss im Endeffekt doch wieder aus dem Kompost herausgesiebt werden.

Einstreu von Pflanzenfressern wie Kaninchen kann dagegen bedenkenlos kompostiert werden. Auch Sägemehl, Hobelspäne (aus unbehandeltem Holz), Schnittblumen, Baum- und Strauchschnitt, Rasenschnitt und Laub ergeben richtig aufgeschichtet wunderbare Kompost­erde. Fallobst oder faules Lagerobst, an Mehltau, Rost oder Schorf erkrankte Pflanzen dürfen ebenfalls auf den Kompost. An bodenbürtigen Pilzen, Bakterien oder Viren erkrankte Pflanzen entsorgt man besser über die Braune Biotonne. Gleiches gilt für von Schädlingen befallenes Gemüse oder Obst. Sie könnten die Rotte im eigenen Garten überleben, während sie im Kompostwerk durch professionelle Behandlungsverfahren abgetötet werden.

Perspektivwechsel bringt Elan für die Hofarbeit

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Ehrenamt? Ja gerne! In Schleswig-Holstein gibt es junge Landwirtinnen und Landwirte, die sich für den Berufsstand einsetzen und die Zukunft der Landwirtschaft gestalten wollen. Das Bauernblatt stellt sie in loser Reihenfolge vor.

Hans-Christian Kühl (32) bewirtschaftet einen Milchvieh-Futterbaubetrieb mit 240 Kühen plus Nachzucht und Bullenmast in Ostenfeld, Kreis Nordfriesland. Seit eineinhalb Jahren ist er stellvertretender Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Husum-Eiderstedt. Warum gerade junge Leute vom Ehrenamt profitieren, schildert er im Interview mit dem Bauernblatt.

Herr Kühl, woher kommt Ihr Interesse am Ehrenamt?

Ich bin als Vorsitzender im Bezirk Ostenfeld-Schwabstedt gleich in der ersten Wahlperiode in den Kreisvorstand gewählt worden. Das war gar nicht unbedingt mein Ansinnen. Aber es wurden junge Leute gesucht, die gerne im Vorstand mitarbeiten, und ich hatte Lust dazu. Also habe ich die Chance ergriffen.

Wie wird man stellvertretender Kreisvorsitzender? 

Standardmäßig treffen wir uns monatlich zur Vorstandssitzung. Dabei besprechen wir, was im Kreis los gewesen ist und erfahren vom Vorsitzenden, was die Themen auf Landesebene sind. Ich finde diesen Austausch richtig gut. Dadurch sind wir alle up-to-date und können Informationen auch an andere Landwirte weitergeben. Durch die Treffen kommt man ins Gespräch, und es entstehen auch Freundschaften. Wir laden zudem regelmäßig Personen ein, die die Landwirtschaft tangieren, zum Beispiel vom Kreisveterinäramt, der Polizei oder vom Runden Tisch Naturschutz.

Erweitert es Ihren Blick auf die Landwirtschaft, wenn Sie mit verschiedenen Gruppen diskutieren?

Ja, das würde ich schon sagen. Man bekommt andere Gesichtspunkte vorgetragen und beschäftigt sich damit. Man überlegt auch für den eigenen Betrieb: Wo könnte man das umsetzen? Gerade im Bereich Naturschutz wollen wir Landwirte gerne an praktikablen Möglichkeiten mitarbeiten. Ein Beispiel sind Blühstreifenaktionen, die ohne großen Aufwand umsetzbar sind.

Warum ist es wichtig, den Berufsstand und die landwirtschaftlichen Interessen zu vertreten?

Ich finde das sehr wichtig, denn auf politischer Ebene werden oft Entscheidungen getroffen, die für uns Landwirte erhebliche Einschränkungen bedeuten. Bei uns an der Küste ist beispielsweise der Umgang mit Gänsen und den Fraßschäden ein leidiges Thema. Aber wir bleiben weiter dran und weisen auf die Probleme hin. Die Problematik muss kontinuierlich in die Köpfe der Politiker getragen werden. Nur so können wir etwas für die Landwirtschaft erreichen.

Würden Sie jungen Kollegen, die über ein Amt im Bauernverband nachdenken, empfehlen zu kandidieren?

Ja, ich würde es empfehlen. Man gewinnt eine Menge und stärkt die Persönlichkeit. Ich war vor den ersten Versammlungen, die ich auf Bezirksebene leiten musste, sehr aufgeregt. Da sitzen die Berufskollegen erwartungsvoll vor einem. Aber ich habe im Anschluss immer viele positive Rückmeldungen bekommen. Dann ist man auch ein bisschen stolz auf sich.

Die Kreisbauernverbände Husum-Eiderstedt und Südtondern fusionieren. Wie wird das diskutiert?

Als Bezirksvorsitzender habe ich dazu vor Kurzem alle Ortsvertrauensleute eingeladen. Die Meinungen dazu sind schon geteilt. Es ist daher wichtig, zu sprechen und die Argumente richtig zu kommunizieren.

Kommen die Berufskollegen mit Ihren Anliegen direkt auf Sie zu?

Ja, den Eindruck habe ich. Wenn ich jemanden treffe, dem etwas unter den Nägeln brennt, dann sagt er mir das. Und so soll es ja auch sein. Es ist immer besser, Dinge anzusprechen, als etwas zu verschweigen und am Ende nur zu kritisieren.

Wollen Sie das Ehrenamt weiter ausüben?

Mir haben die vergangenen fünf Jahre Spaß gemacht. Ich möchte gerne wieder als Bezirksvorsitzender kandidieren. Ob ich stellvertretender Kreisvorsitzender bleibe, weiß ich noch nicht. Durch die Fusion mit Südtondern müssen wir erstmal schauen, wie sich alles neu zusammenfindet.

Welchen Einfluss hat der Faktor Zeit?

Ehrenamt nimmt natürlich Zeit in Anspruch, aber wenn man zu Hause ein gutes Team hat und die Eltern einen unterstützen, kann man das regeln. Ich finde es gut, dass man mal rauskommt, weil man als Landwirt oft sehr viel Zeit auf dem Hof verbringt. Wenn man zum Bauernverband fährt, beschäftigt man sich zwar auch mit Landwirtschaft, aber die Perspektive ist eine andere. So bekommt man den Kopf frei und gewinnt neuen Elan für die Arbeit auf dem eigenen Betrieb. 

Info:  Hans-Christian Kühl wurde am 18. Oktober als Bezirksvorsitzender wiedergewählt.

Ab in den Wald

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„Der Wald ist ein Ort, dessen Heilkräfte sich auf wunderbare Weise direkt auf unseren Körper und Geist auswirken“, weiß Dr. Hannelore Zapp-Kroll. Als klinische Waldtherapeutin bietet sie zertifizierte Führungen durch das Grün an. Bauernblattreporterin Silke Bromm-Krieger war mit ihr in einem Waldgebiet im Hamburger Westen unterwegs.

Ein Sonntagmorgen, norddeutsches Schmuddelwetter, 12 °C Lufttemperatur. Regen tropft leise vom grünen Blätterbaldachin auf uns herab. Es riecht würzig nach Moos, Pilzen und Holz. Wir atmen tief durch, tauchen in die friedvolle Atmosphäre des Waldes ein. Rechts schlängelt sich ein plätschernder Bach entlang. Erlen, Buchen, Birken und Eichen säumen den Weg. Nach ein paar Minuten erreichen wir eine idyllische Lichtung. „Hier lege ich bei meinen Führungen einen Zwischenstopp ein. Ich erkläre, was die klinische Waldtherapie ist, und die Teilnehmer stellen sich vor“, bemerkt Hannelore Zapp-Kroll. Die Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie im Ruhestand ist eine von bisher fünf zertifizierten klinischen Waldtherapeuten in Deutschland. Über 40 Jahre war sie in einer Klinik und eigener Praxis tätig. „Da war ich den ganzen Tag drinnen. Dass ich jetzt viel draußen sein kann, macht mich froh“, erzählt sie mit einem Strahlen im Gesicht.

Wissenschaftlich belegt

Die klinische Waldtherapie sei ein wissenschaftlich belegtes Heilverfahren mit präventiver und therapeutischer Wirkung. Sie habe ihre Wurzeln in Japan, wo sie seit Jahrzehnten eine anerkannte Therapieform und wirksame öffentliche Gesundheitspraxis sei. „Dort entstand dafür der Begriff Shinrin Yoku, das heißt übersetzt: eintauchen in die Waldatmosphäre. In den 1980er Jahren entwickelte das japanische Landwirtschaftsministerium in Zusammenarbeit mit Ärzten dieses Konzept für gestresste Großstädter“, informiert sie. Mittlerweile sei es auch in Deutschland angekommen.

Die International Nature and Forest Therapy Alliance Germany, kurz Infta Germany, die sich 2021 gründete, hat sich zum Ziel gesetzt, die klinische Waldtherapie als wissenschaftlich anerkanntes Naturheilverfahren in Deutschland zu etablieren. Infta möchte, dass es sie zukünftig auf Rezept gibt. Dafür ist der gemeinnützige Verein zusammen mit der Charité Berlin an einem Forschungsprojekt beteiligt. Die Fördermittel wurden über den Waldklimafonds durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bereitgestellt. Das Ergebnis der laufenden Studie an verschiedenen Standorten wird zum Jahresende erwartet. Auch Zapp-Kroll nahm mit mehreren Probandengruppen daran teil. Sie engagiert sich bei Infta Germany, ist hier als Beisitzerin im Vorstand tätig. „In der klinischen Waldtherapie gehen wir nicht nur in den Wald. Es kommen gezielt körperliche, sensorische und mentale Übungen zur Anwendung. Diese führen nachweislich zur Regulation von Atmung, Puls und Blutdruck. Sie bauen Stress ab, stärken das Immunsystem sowie unser Wohlbefinden“, zählt die Medizinerin auf. Der Waldaufenthalt könne sogar natürliche Krebs-Killerzellen im Körper aktivieren. Möglich machten dies unter anderem sogenannte Phytonzide. Bäume bildeten jede Menge solcher Substanzen, um sich vor Krankheitserregern und Schädlingen zu schützen. „Bei einem Aufenthalt im Wald nehmen wir diese Stoffe über die Atmung und die Haut auf, was heilsam für uns ist“, betont sie.

Mit allen Sinnen den Wald erfahren

Mit allen Sinnen

Aber genug der Theorie, weiter geht’s, einen schmalen Trampelpfad hinauf. „Jetzt erreichen wir gleich den Liebesbaum“, macht es Zapp-Kroll spannend. „Ist er nicht entzückend?“ Eine Lärche und eine Buche haben sich mit ihren kräftigen, hochgewachsenen Stämmen kunstvoll ineinander verwoben. Unter ihren Wipfeln ist der ideale Ort, um verschiedene Körperübungen durchzuführen und alle Sinne zu aktivieren: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten. Mit den Händen fahren wir der Struktur einer Baumrinde nach, wir schnuppern an einem Baumstamm, zerreiben ein Blatt leicht zwischen den Fingern. „Jeder kann seine ganz eigenen Erfahrungen machen. Hier muss niemand einen Baum umarmen“, stellt die Expertin schmunzelnd heraus. Eine nächste Übung folgt, bei der das langsame Gehen, allein und in Stille, im Mittelpunkt steht. „Jetzt ist die Möglichkeit, bei sich zu sein“, ermuntert sie. Es gehe bei ihren Führungen eben nicht darum, effizient und schnell viele Schritte zu machen, sondern herunterzufahren und zu entschleunigen, die Gerüche, Geräusche und Farben des Waldes bewusst wahrzunehmen, sich mit der Natur zu verbinden und im Hier und Jetzt zu sein. Mit etwas Abstand voneinander gehen wir deshalb weiter. Tatsächlich, die Gedanken kommen zur Ruhe. Wie Wolken ziehen sie vorüber.

Allmählich geht der Mischwald in einen Nadelwald über. Hier ist der Boden mit Moos bedeckt. Der dichte Teppich federt unter den Füßen leicht nach. Fliegenpilze und Stockschwämmchen sprießen heraus. Es duftet modrig. Die Stimmung des Waldes wechselt, sie hat plötzlich etwas Zauberhaftes, Geheimnisvolles, Verwunschenes.

Bei der klinischen Waldtherapie geht es nicht um kilometerlange Wanderungen, sondern um das geführte Eintauchen in die Waldatmosphäre.

Während ihrer Gruppenführungen würde Zapp-Kroll jetzt mit den Teilnehmern noch ein bisschen durchs Waldgebiet streifen, bis hin zur sogenannten Lärcheninsel, wo dicht bemooste und einige abgeholzte Baumstämme stehen. „Zum Ende unserer Tour, nach etwa drei Stunden, zelebrieren wir eine japanische Teezeremonie“, verrät sie. Bei dem nassen Wetter heute schlägt sie jedoch vor, das Abschlussritual in eine nahe Waldschänke zu verlegen. Gesagt, getan. Mit einem wärmenden Becher Tee in der Hand sprechen wir abschließend über die Frage, warum es nicht ausreicht, einfach nur im Wald spazieren zu gehen. Wieso braucht es die klinische Waldtherapie?

Positiver Effekt

Hannelore Zapp-Kroll bekräftigt, dass die frische Waldluft und die Bewegung selbstverständlich gut für den Menschen seien, auch ohne geführt zu werden. „Wenn Sie allein gehen, nehmen Sie aber immer das eigene Kopfkino und das eigene Tempo mit. Bei der klinischen Waldtherapie geben Sie die Verantwortung für Zeit und Raum an die Therapeutin oder den Therapeuten ab. Sie lassen los, entschleunigen und werden so frei für neue Sinneserfahrungen. Dadurch vertieft sich das Naturerlebnis auf besondere Weise, und Sie profitieren umso mehr von den positiven Effekten des Waldes.“

Der Natur so nah: Für Dr. Hannelore Zapp-Kroll ist der Wald eine hervorragende Gesundheits- und Kraftquelle. 



Info

Die Infta Germany befindet sich noch im Aufbau. Zukünftig will der gemeinnützige Verein sein Konzept weiter ausbauen, Waldbesitzer mit ins Boot holen und die Ausbildung von klinischen Waldtherapeuten vorantreiben.

Mehr Infos unter infta.org

Kontakt für Anfragen:

secretary@infta.net oder

dr.zapp-kroll@infta.org

Marktkommentar, Marktlage und Markttendenz KW 4122

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Innerhalb der vergangenen vier Wochen hat sich der Rapsschrotpreis wieder befestigt. In dieser Woche werden im Schnitt hierzulande über 400 €/t gefordert. Die Schwankungsbreite ist mit über 50 €/t groß. Hintergrund sind die stark schwankenden Terminmarktnotierungen. Aus der Region Weser-Ems wird berichtet, dass in Niedersachsen prompte Ware nicht immer verfügbar ist und auch weiterhin mit einer knappen Marktversorgung gerechnet wird. Auch die Forderungen für Sojaschrot legen im Vergleich zum Vormonat zu. Schaut man auf die zurückliegende Woche, ist Sojaschrot im Schnitt etwas günstiger, wenn auch auf einem relativ hohen Niveau. Für GVO-freies Sojaschrot werden die Preise beim Landhandel nur auf Nachfrage und damit in Einzelfällen genannt. Viele Tierhalter versuchen, mit Rapsschrot in Kombination mit anderen Rohstoffen die GVO-freie Fütterung zu realisieren.

Die Preise von Rindermast- und Legehennenfutter geben im Monatsvergleich leicht nach. Milch­leistungs- und Ferkel- sowie Schweine- und Sauenmischfutter sind im Vergleich zum Vormonat teurer. Speziell Ferkelfutter hat deutlich zugelegt. Ein Grund hierfür ist die Teuerung des Premix.

Bei der Nachfrage nach Mischfutter wird von wenig Veränderung berichtet. Rinder haltende Betriebe fragen kontinuierlich Mischfutterkontrakte nach. Oftmals erfolgen Abschlüsse bis April oder Mai 2023. Dem Landhandel zufolge wurde bereits deutlich mehr als die Hälfte der Handelsmengen in Kontrakten gesichert. Langfristige Laufzeiten werden durch den Handel angeboten, doch dem wird eher mit Zurückhaltung begegnet. Kontrakte über ein Jahr bis Oktober 2023 sind demnach nur wenige abgeschlossen.

Die Schweinehalter leben dagegen eher von der Hand in den Mund. Es wurden in den zurückliegenden Wochen wenige Kontrakte zwischen Landhandel und Schweinehaltern geschlossen.

Längere Vorlaufzeiten

Aus Sicht des Handels wird hierzulande von einer normalen, guten Versorgungslage mit Rohstoffen berichtet. Die hiesige Futtergetreideernte war auskömmlich. Bei der Verfügbarkeit von Mais könnte es hier und da mal knapper werden. Derzeit gehen Marktteilnehmer allerdings davon aus, dass es nicht zu Engpässen kommen wird. Bei Futtermittelzusatzstoffen ist die Situation gegebenenfalls kritisch. Allgemein lässt sich sagen, dass teilweise die Vorlaufzeiten länger sind als in anderen Jahren, beispielsweise müssten anstelle von drei Tagen Rohstoffe ein bis zwei Wochen im Vorlauf geordert werden.

Die Grundfutterausstattung und auch deren Qualität ist in Jahren mit hohen Kraftfutterpreisen besonders wichtig. Hierzulande konnte der erste Schnitt in vielen Regionen erfolgreich eingebracht werden. Spätestens nach dem zweiten Schnitt kam es allerdings zu einer längeren Trockenphase ohne viel Wachstum. Zum Ende der Vegetationsperiode ist eine weitere Nutzung möglich. Doch den meisten Grünlandbetrieben fehlt ein Schnitt. Ebenso fallen die Erntemengen an Silomais kleiner aus. Seitens der Händler für Grundfutter wird signalisiert, dass sowohl Mais- als auch Grassilage gesucht wird. Das Angebot fällt klein aus. Speziell Biogasbetriebe sind auf der Suche nach Futter. In diesem Jahr wurde wegen der hohen Getreidepreise wenig Getreide als GPS geerntet.

Kontrakte über Teilmengen

Verglichen mit dem hohen Preisniveau vom Mai 2022 haben die Mischfutterpreise deutlich nachgegeben.

Auch in der nächsten Zeit werden die Kriegsfolgen jedoch Einfluss auf die Preisentwicklung haben. Rund 40 Mio. t Mais und Weizen alter und neuer Ernte könnten aus der Ukraine noch exportiert werden. In anderen Jahren wurde ein sehr großer Teil vor Wintereinbruch verschifft. Kommt es zu Schwierigkeiten beim Export aus der Ukraine, sind Aufschläge bei den Terminmarktnotierungen die Folge. Die Mischfutterpreise könnten in den nächsten Wochen je nach Entwicklung der Getreide- und Ölsaatenpreise weiter zulegen. Zudem ist davon auszugehen, dass die Steigerung der Energiekosten ebenso in der Produktion von Mischfutter zu Buche schlagen wird. Das Absichern von Teilmengen sollte speziell von Tierhaltern überdacht werden, die bisher keine Kontrakte abgeschlossen haben.

Marktlage für die Woche vom 10. bis 16.10.2022

Getreide: Die Erzeugerpreise sind wieder gestiegen und erreichen zum Teil das Vorernteniveau. Der Ukraine-Krieg sorgt für steigende Rohstoffpreise.

Raps: Die Kurse sind in der Vorwoche weitergestiegen, obwohl der US-Sojakurs nachgegeben hat. Rohöl wurde dagegen wieder teurer.

Futtermittel: Der schwache US-Sojakurs hat auch die Preise für Sojaschrot reduziert. Rapsschrot wurde wieder teurer.

Kartoffeln: Gute Wetterbedingungen begünstigen einen zeitigen Abschluss der Kartoffelernte.

Schlachtrinder: Trotz der vergleichsweise geringen Stückzahlen stehen die Kurse für Schlachtkühe weiter unter Druck.

Schlachtschweine/-sauen: Trotz Angebotsüberhängen konnte sich der Basispreis in der Vorwoche behaupten.

Ferkel: In der laufenden Woche konnten sich die Ferkelkurse behaupten. Die Nachfrage bleibt jedoch ruhig.

Milch: Der Anstieg der Auszahlungspreise sollte noch einige Zeit anhalten, obwohl viele Produktpreise nicht weitersteigen.

Schlachtlämmer/-schafe: Obwohl die Stückzahlen zurückgegangen sind, zeigt sich die Nachfrage überfordert. Die Kurse gehen zurück.

Markttendenz für die Woche vom 17. bis 23.10.2022

Getreide: Mit steigenden Kursen erhöht sich auch das Risiko in der Vermarktung. Der schwache Eurokurs sorgt für eine belebte Exportnachfrage.

Raps: Rapsimporte bleiben teuer. Die Grundtendenz im Ölsaatenhandel bleibt nervös. Viele Erzeuger nutzen das aktuelle Verkaufsfenster.

Futtermittel: Die Forderungen für Futtergetreide sind angestiegen. Trotz der Rübenernte sind Schnitzel knapp und teuer.

Kartoffeln: Durch die reduzierte Kartoffelernte ist weniger Lagerware vorhanden. Die Kurse können sich bislang gut behaupten.

Schlachtrinder: Das Jungbullenangebot passt weiter gut zum Angebot. In der gesamten Fleischbranche fehlt Personal.

Schlachtschweine/-sauen: Das Angebot übersteigt die aktuelle Nachfrage. Die Schlachtereien fordern Preisabschläge.

Ferkel: Die Ferkelkurse sollte sich auch weiterhin entsprechend den Vorgaben vom Schweinemarkt entwickeln.

Milch: Die Anlieferung geht saisongemäß zurück, liegt jedoch über den Vorjahresmengen.

Schlachtlämmer/-schafe: Das hiesige Angebot wird durch Importe ergänzt. Die Nachfrage lässt dagegen nach.

Spenden für Tafel und Tierheim

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Nach zwei Jahren Corona-Pause konnte die Kultfete der Landjugend Lütt Bembek endlich wieder stattfinden. Mit Altbewährtem und Neuerungen wurden 30 Jahre „Friedrichswiese“ gefeiert und wie in allen Jahren zuvor wurden Vereine aus der Region mit einer Spende bedacht.

In diesem Jahr gingen je 1.000 € an die Tafel Kropp und an den Tierschutzverein Stadt Schleswig und Kreis Schleswig-Flensburg. Beide Vereine können das Geld gut gebrauchen. „Unser Tierheim ist voll – vor allem mit Hunden, die während der Corona-Zeit angeschafft wurden und deren Besitzer nun feststellen, dass die Vierbeiner doch nicht in die Familie passen. Mit dieser Spende können wir sie bis Weihnachten versorgen“, sagte Nicole Schmonsees.

Die Tafel Kropp benötigt das Geld für die steigenden Fahrtkosten und Verpackungsmaterial. „Wir holen die Spenden mit unserem Fahrzeug ab und müssen die Lebensmittel dann umpacken. Die Treibstoffpreise belasten unsere Kasse sehr“, erklärte Uli Fels.

„Uns ist wichtig, dass die Spenden in der Region bleiben. Wir haben uns viele Gedanken gemacht, wem wir das Geld in diesem Jahr zukommen lassen“, sagte Lucas Möller, erster Vorsitzender der Landjugend Lütt Bembek. Die Spenden wurden durch großzügige Preise für die Tombola möglich. Der Landjugendvorstand habe allerdings beschlossen, zum Wohle der Tiere künftig auf lebende Gewinne zu verzichten, so Möller.

Der Landjugendfete, die in diesem Jahr zum 30. Mal stattfand, wurde in diesem Jahr zum ersten Mal auf dem Hof von Jan Jansen in Sprillbek gefeiert.

Wenn aus Fremden Freunde werden

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Unter dem Motto „Shaping Future – Dialogue for Sustainability in Rural Areas” fand die diesjährige European Rally statt. Im niedersächsischen Nienburg trafen sich etwa 80 Jugendliche und junge Erwachsene aus Slowenien, Estland, Lettland, Finnland, Österreich, der Schweiz, Georgien, England, Wales, Nordirland, Irland, Schottland und Deutschland.

Neben spannenden Workshops über Nachhaltigkeit und dem Austausch über nachhaltige Maßnahmen und Projekte in den verschiedenen Ländern durfte der Spaß keineswegs zu kurz kommen. Eines der absoluten Highlights der Woche war das internationale Buffet. Hierfür brachten die Teilnehmenden viele kulinarische Spezialitäten aus ihrer Heimat mit, die verkostet werden konnten. Darunter waren spezielle Süßigkeiten, Liköre und auch herzhafte Leckereien. Das Probieren war insbesondere aufgrund der „Sprachbarriere“, aber auch der besonderen nationalen Geschmacksrichtungen oft mit einem kleinen Abenteuer verbunden, aber es waren tolle Spezialitäten dabei.

Beim Spiel ohne Grenzen konnte man zum Beispiel das in Norddeutschland traditionelle Boßeln ausprobieren und sich im Bubble Soccer oder Sackhüpfen messen. Das tänzerische oder schauspielerische Talent der Lajus war beim Lip-Sync-Battle gefragt. Dazu hatten die Länderteams jeweils einen Song zum Motto „Love is in the air“ vorbereitet und von grandios und seriös über romantisch bis lustig performt. Auch das deutsche Team konnte mit seiner Performance zum Song „Happy wife, happy life“ für gute Stimmung sorgen.

In der Mitte der Woche konnten die Teilnehmenden bei verschiedenen Exkursionen etwas von der Umgebung Nienburgs sehen. So bestand die Möglichkeit, beispielsweise eine Glasproduktion, landwirtschaftliche Betriebe oder eine Blaubeerfarm zu besuchen.

Um schließlich Deutschland noch besser kennenzulernen, durfte ein Tag in einer Gastfamilie natürlich nicht fehlen. Viele Gastfamilien hatten einen schönen Tag für die Landjugendlichen vorbereitet und boten auch typisch deutsches Essen an. Für unsere Gruppe ging es unter anderem zum Bauerngolf, einer Art XXL-Minigolf, und auf eine typisch deutsche Planwagenfahrt. Dabei konnten die Teilnehmenden auch die bei der 72-h-Aktion entstandene Draisinenstrecke ausprobieren.

Für mich war die European Rally eine unglaublich tolle Erfahrung und es war super, so viele großartige junge Menschen aus anderen Regionen Europas kennenzulernen und zu sehen, wie aus Fremden Freunde werden.

Bei Workshops, Ausflügen und Spielen tauschte man sich über Ländergrenzen hinweg aus und es entstanden viele Freundschaften.
Auch in den Workshops war Action angesagt.

„Man spürt, wie eine Gemeinde tickt“

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Kürzlich wurden die Gewinner des Landeswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ ausgezeichnet. Die LandFrauen Claudia Jürgensen und Sylke Messer-Radtke sind begeisterte Mitglieder der Jury. Im Gespräch mit dem Bauernblatt berichten sie, was sie bei der Bereisung der Gemeinden erleben, warum die Jurymitglieder beim Rundgang durchs Dorf schnell spüren, wie die Gemeinde tickt, was die Dörfer davon haben mitzumachen und auch darüber, was sie sofort in ihrer Heimatgemeinde übernehmen würden. Das Interview lesen Sie in der aktuellen Bauernblatt-Ausgabe

Sylke-Messer Radtke (r.) mit der Jury in Brokstedt
Claudia Jürgensen mit Städtebauer Prof. Achim Laleik in Pahlen 

Forschungsergebnisse zum Waldwachstum

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Die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt – Sektion Ertragskunde – hatte ihre diesjährige Arbeitstagung in Schleswig-Holstein. Sie fand im September in Rendsburg im Tagungszentrum Martinshaus statt. Zu der Tagung waren auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Litauen, Polen, Tschechien, der Slowakei und der Schweiz eingeladen.

Im Rahmen der dreitägigen Veranstaltung erfolgte ein Austausch aktueller Forschungsergebnisse zum Thema „Waldwachstum“. Eine große Rolle spielten dabei auch die Probleme mit dem Klimawandel, der sich jetzt schon vielfach in unseren Wäldern zeigt. Zum Jahresende soll eine Empfehlung für eine klimaangepasste Baumartenwahl veröffentlicht werden, welche den Entscheidungsprozess der Waldbesitzer bei der Begründung von Neuanpflanzungen unterstützen soll.

Am zweiten Tag wurden bei einer Exkursion vier Waldbilder gezeigt: zunächst ein langfristig beobachteter Stieleichen-Durchforstungsversuch im Staatsforst bei Hamweddel, anschließend ein 64-jähriger, wertgeästeter Douglasienbestand sowie ein jüngerer Thujabestand in der Forstbetriebsgemeinschaft Hanerau-Hademarschen. Der Anbau der Douglasie auf trockeneren Standorten hat sich bewährt. Der Riesenlebensbaum (Thuja plicata) gilt vor dem Hintergrund sich verändernder Klimabedingungen als Hoffnungsträger gegenüber trockenwärmeren Verhältnissen.

Als vierter Exkursionspunkt schließlich wurden Ergebnisse einer weiteren Langfristversuchsfläche, eines Douglasien-Provenienzversuchs, in der staatlichen Försterei Drage vorgestellt. Hier waren nach 63-jähriger Beobachtung noch deutliche Unterschiede in Bezug auf die Produktionsleistung und auf die qualitative Entwicklung der untersuchten Provenienzen erkennbar.

„Abschlussfoto“ der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der diesjährigen Arbeitstagung der DVFFA-Sektion Ertragskunde vor der Kulisse des Nord-Ostsee-Kanals Fotos (2): Dr. Hans Hamkens

Rabobank rechnet mit Preisschwäche bei Zucker

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Die Rabobank hat ihre Prognose der internationalen Rohzuckerkurse nach unten angepasst und rechnet vor allem für Mitte kommenden Jahres mit einer Preisschwäche. In Brasilien und Thailand werden bessere Zuckerrohrernten erwartet. Die Internationale Zuckerorganisation sieht sogar eine globale Rekorder­zeugung.

Die Analysten der niederländischen Rabobank erwarten, dass sich Rohzucker an der New Yorker Terminbörse im kommenden Jahr aufgrund der Produktionssteigerung verbilligen dürfte. Für das vierte Quartal 2022 prognostizieren sie dort einen durchschnittlichen Kurs für Rohzucker von nur 17,10 US-cts/lb (386 €/t); das wäre im Vergleich zur bisherigen Prognose ein Abschlag von 6,6 %. Im ersten Quartal 2023 dürfte der Rohzuckerpreis laut Rabobank auf 16,9 US-cts/lb (382 €/t) sinken und sich in den folgenden sechs Monaten auf dem noch geringeren Niveau von 16,50 US-cts/lb (373 € /t) stabilisieren. Die entsprechenden Anpassungsraten liegen in einer Bandbreite von –7,1 % bis –11,3 %. 

Größere Zuckerrohrernten in Brasilien und Thailand

Die Experten begründen ihre aus Sicht der Zuckerproduzenten pessimistischere Prognose unter anderem mit besseren Aussichten für die Zuckerrohrernten in Thailand und vor allem in Brasilien. Noch im August dieses Jahres hatte die dem Landwirtschaftsministerium in Brasília zugeordnete Versorgungsgesellschaft Conab ihre April-Prognose für die Zuckererzeugung im eigenen Land um 6,4 Mio. t auf nur noch 33,9 Mio. t herabgesetzt; damit würde das Vorjahresergebnis um 1 Mio. t oder 3 % verfehlt. Zur Begründung verwiesen die brasilianischen Experten auf eine eingeschränkte Anbaufläche und kleinere Erträge.

Wie die Analysten der Rabobank weiter ausführen, hat in Brasilien die Erzeugung von Ethanol aus Zuckerrohr zuletzt erheblich an wirtschaftlicher Attraktivität zugunsten der Produktion von Zucker verloren, weil die Preise für den Biokraftstoff kräftig gesunken sind. Als Auslöser werden neben den global rückläufigen Energiepreisen auch Steuersenkungen für Kraftstoff angeführt. Diese Vergünstigungen dürften noch mindestens bis Ende 2022 gelten, weil sich Brasilien mitten in einer „Lebenshaltungskostenkrise“ befinde. Außerdem werde die Erzeugung von Ethanol erst wieder interessanter, wenn die Weltmarktpreise für Benzin – ausgehend vom aktuellen Niveau – um etwa ein Viertel zulegen würden. Derweil sei in West­europa mit einer kleineren Zuckerrübenernte zu rechnen, schreiben die Experten. Obwohl es im vergangenen Monat ordentlich geregnet habe, seien die Erträge von der vorherigen Trockenheit beeinträchtigt worden. In der Folge dürfte die Zuckererzeugung in der EU 2022/23 um 1 Mio. t kleiner ausfallen als im Vorjahr. Für diesen Rückgang werde die eingeschränkte Verfügbarkeit von Energie allerdings weniger ausschlaggebend sein, so die Erwartung der Rabobank. 

Unterdessen bezifferte die EU-Kommission die Zuckererzeugung in der Gemeinschaft für 2022/23 zuletzt auf voraussichtlich 15,5 Mio. t; das wären 1,15 Mio. t Zucker weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig dürfte der Verbrauch um 220.000 t auf 14,75 Mio. t zurückgehen. Der EU-Import an Zucker und verarbeitetem Zucker werde in der laufenden Vermarktungssaison gegenüber dem Vorjahreszeitraum wohl um 200.000 t auf insgesamt 2,37 Mio. t anziehen. Dieser Zuwachs wird allein der Rohware zugerechnet, deren Einfuhr damit auf 1,6 Mio. t ausgeweitet würde. Den Export von Zucker und verarbeitetem Zucker sehen die Brüsseler Fachleute bei insgesamt 3,42 Mio. t. Davon dürften allerdings nur 840.000 t auf nicht verarbeitete Ware entfallen, was dem Vorjahresniveau entsprechen würde. Daraus ergäbe sich eine Ausweitung des Außenhandelsdefizits der Gemeinschaft um 200.000 t auf 760.000 t Rohware. Unter dem Strich dürften die EU-Zuckerlager bis Ende September 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt um 300.000 t auf 1,31 Mio. t abgestockt werden. 

Globaler Produktions-überschuss erwartet 

Indes erwartet die Internationale Zuckerorganisation (ISO) für das in diesem Monat gestartete Wirtschaftsjahr 2022/23 eine globale Zuckererzeugung von 181,91 Mio. t telquel (tq), also laut kaufmännischem Sprachgebrauch im offenen Qualitätsstandard. Das wäre ein neuer Rekord.

Das Vorjahresniveau würde damit um 7,8 Mio. t oder 4,5 % übertroffen. Gleichzeitig soll der weltweite Zuckerverbrauch nur um 890.000 t tq oder 0,5 % auf 176,34 Mio. t steigen. Damit würde sich ein Produktionsüberschuss von 5,57 Mio. t Zucker ergeben, nach einem Defizit von 1,34 Mio. t in der vergangenen Saison. Die internationalen Lagerbestände werden für Ende September 2023 bei 96,35 Mio. t Zucker gesehen; im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt wäre das ein Plus von 3,2 Mio. t oder 3,4 %. Unterdessen gaben die Kurse an den internationalen Terminbörsen für Zucker in den vergangenen Monaten nach.

An der New Yorker Börse kostete der Rohzuckerfuture mit Fälligkeit im März 2023 Anfang Oktober 17,80 US-cts/lb (402 €/t). Das waren 14 % weniger als das am 13. April 2022 erreichte Laufzeithoch. Gleichzeitig verbilligte sich der an der Agrarterminbörse in London gehandelte Weißzucker für denselben Liefermonat um rund 8 % auf 494,90 US-$/t (507 €/t). age

Wenig Zubau trotz großer Nachfrage

Der Fachverband Biogas (FvB) stellte in der vorigen Woche die Branchenzahlen für das Jahr 2021 inklusive Prognose für 2022 vor. Das Ergebnis: ein leichter ­Zubau in den vergangenen ­Monaten, weniger Stilllegungen als ­befürchtet und eine große Nachfrage nach Biogaswärme.

Die Zahl der Biogasanlagen in Deutschland ist im Jahr 2021 um 138 auf 9.770 gestiegen. 152 neuen Anlagen stehen 14 Stilllegungen gegenüber – und damit weniger als befürchtet. Die installierte Leistung erhöhte sich um 194 MW auf 5.860 MW, wovon 3.825 MW arbeitsrelevant sind, was einen Zubau von knapp 10 MW gegenüber 2020 bedeutet. Die Bruttostromproduktion beläuft sich auf etwa 33,47 TWh.

Wie schon in den vergangenen Jahren ist der Zubau an flexibler Leistung augenfällig: Den 10 MW arbeitsrelevanter Leistung, also der Leistung, die tatsächlich für zusätzlichen Strom im Netz sorgt, steht ein Zubau von 226 MW installierter Leistung gegenüber, die für eine flexible und bedarfsgerechte Fahrweise der Biogasanlage errichtet wurden. Auffällig ist die stark gestiegene Nachfrage nach Biogaswärme, die zu einem Anstieg der externen Wärmenutzung auf über 15 TWh geführt hat, was dem Bedarf von rund 1,3 Millionen Haushalten entspricht.

Die Bedeutung von Biogas werde in der aktuellen Krise besonders deutlich, betonte der Präsident des Fachverbandes Biogas, Horst Seide. Das spiegele sich in den Zahlen zur Wärmenutzung anschaulich wider, lasse sich aber auch bei der Stromversorgung ablesen. Den größten Zubau verzeichnete Bayern mit 56 neuen Biogasanlagen – und bleibt mit 2.641 Biogasanlagen Spitzenreiter vor Niedersachsen und Baden-Württemberg. Bei der installierten Leistung führt Niedersachsen mit 1.451 MW vor Bayern mit 1.362 MW.

Seide bezeichnet die Entwicklung insgesamt als „nicht berauschend“: „Die aktuellen Zahlen zeigen die massive Verunsicherung in der Branche, da die komplett aus dem Ruder laufenden rechtlichen Vorgaben und die politischen Unsicherheiten die Investitionsbereitschaft in der Branche deutlich dämpfen.“ Eine Prognose der Entwicklung für die kommenden Jahre hängt maßgeblich von der Entwicklung des Energiepreises und den politischen Entscheidungen ab. Der Fachverband geht aktuell von gut 120 neuen Biogasanlagen aus, die in diesem Jahr ans Netz gehen werden, und rechnet darüber hinaus damit, dass einige der bereits stillgelegten Anlagen reaktiviert werden. Abzüglich neuer Stilllegungen würde sich der Zubau in diesem Jahr auf etwas mehr als 100 Anlagen mit insgesamt rund 65 MW Leistung belaufen. Damit läge die Stromerzeugung aus Biogasanlagen bei 33,56 TWh, die Wärmeauskopplung würde für 1,5 Millionen Haushalte reichen und die CO2-Einsparung auf 21,2 Mio. t steigen.

Laut Landesverband Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein gingen von bundesweit rund 150 neuen Anlagen 16, also mehr als 10 %, 2021 in Schleswig-Holstein ans Netz. Dies seien ausschließlich Güllekleinanlagen. Erfreulicherweise habe es in Schleswig-Holstein keine Stilllegungen gegeben, sodass die Arbeitsleistung von 504 auf 511 MW und die Zahl der Anlagen somit auf 873 stieg.

Die Branchenzahlen sind im Internet abrufbar unter biogas.org