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Diesel- und Heizölpreise unter Druck

Marktkommentar
Von Karsten Hoeck, LK-Markt
Foto: Imago

Die Spritpreise sind aktuell so günstig wie zuletzt Ende 2021. Die Dieselpreise sind an den Tankstellen deutlich unter 1,60 €/l gefallen. Für Heizöl werden weniger als 90 ct/l verlangt. Grund für den Preissturz sind die weiter stark fallenden Rohölpreise und der scharfe Rückgang der Preise beim wichtigen Vorprodukt Gasöl. Die günstigen Kurse haben die Nachfrage belebt. Viele Heizölkunden füllen die im Winter verbrauchten Vorräte wieder auf. Auch Landwirte schließen Kontrakte über Diesel für das laufende Jahr ab. Dabei ist nicht sicher, ob die Kurse nicht noch weiter fallen.

Ein Grund für diese Entwicklung sind die reduzierten Rohölpreise. In New York ist die Notierung für WTI-Öl vom Höchststand 125 ­US-$/ bbl vom März des Vorjahres auf 67 US-$/bbl Mitte März dieses Jahres gefallen. Seitdem sind die Rohölpreise wieder etwas gestiegen und lagen Ende letzter Woche bei 77 US-$/bbl. Aktuell sorgen weltweit schwache Wirtschaftsdaten, die Angst vor steigenden Zinsen und hohe Öl- und Benzinvorräte für eine eher schwächere Preisprognose. Ein Parameter ist die Dieselnachfrage für den Lkw-Verkehr, der sowohl in den USA als auch in China erhoben wird. In beiden Ländern zeigen sich deutlich reduzierte Umsatzmengen für den Schwerlastverkehr. Viele Wirtschaftsberichte erwarten eine Verlangsamung der Konjunktur, was auf eine rückläufige Energienachfrage und nachgebende Rohölpreise hindeutet. In den USA steigen bereits jetzt die Arbeitslosenzahlen spürbar an. Mit großem Interesse werden die nächste Zinsentscheidungen der europäischen und der amerikanischen Zentralbank erwartet. Diese werden Anfang Mai veröffentlich. Für China gibt es jedoch auch Prognosen, die eine baldige Erholung der Wirtschaft vorhersagen. Diese könnte die Ölnachfrage wiederbeleben. Auf der anderen Seite nimmt die Gefahr von geopolitischen Spannungen zu. Dabei stehen Russland und China dem Westen mit den USA gegenüber.

Umfangreiche russische Ölexporte

Während die Opec-Plus-Länder eine Förderbegrenzung beschlossen haben, um das Angebot an die reduzierte Nachfrage anzupassen, verkauft Russland so viel Öl und Ölprodukte wie seit Jahren nicht. Die russischen Öllieferungen in das Ausland lagen im März auf dem Niveau vom April 2020 – trotz der westlichen Sanktionen gegen russisches Erdöl. Die Internationale Energieagentur (IEA) schätzt die russischen Einnahmen aus dem Ölgeschäft im März auf 12,7 Mrd. US-$. Damit seien die Exporteinkünfte im Monatsvergleich zwar um etwa 1 Mrd. US-$ höher ausgefallen, allerdings seien die Einnahmen im Jahresvergleich um 43 % eingebrochen. Russland bietet Rohöl derzeit deutlich günstiger an. In den vergangenen Monaten richteten sich die russischen Ölexporte nach Medienberichten verstärkt in Richtung China, Indien und Türkei. Die Lieferungen werden dabei mit Tankern über den Seeweg abgewickelt. Diese Mengen gelangen über Umwege auch nach Europa. So soll aktuell viel Diesel aus Indien in die EU eingeführt werden. Hier sieht man den Ursprung in Russland.

Diesel wieder günstiger als Benzin

An den hiesigen Tankstellen ist Diesel mittlerweile wieder günstiger als Benzin. Erstmals nach neun Monaten war Diesel im März 2023 billiger als Super E10. Durch die jüngsten Preisabschläge für Diesel sollte sich diese Schere weiter öffnen. Rein steuerlich müsste 1 l Diesel an der Zapfsäule etwa 20 ct günstiger sein als 1 l Super E10. Aktuell liegt der Preisabstand bei zirka 14 ct. Die fehlenden Öl- und Diesellieferungen aus Russland haben dafür gesorgt, dass Diesel im vorigen Jahr teurer als Benzin verkauft wurde. Der Kriegsbeginn sorgte für eine dauerhaft hohe Nachfrage. Zudem griff die Industrie verstärkt auf Diesel als Gasersatz zurück.

Rund ein Jahr nach ihrem drastischen Anstieg zu Beginn des Ukraine-Krieges haben sich die Spritpreise wieder normalisiert. Im Verhältnis zu den aktuellen Rohölpreisen sind Spritpreise hierzulande eigentlich noch zu teuer. Doch die Mineralölkonzerne haben offenbar auch die Gelegenheit genutzt, die eigenen Gewinne zu erhöhen.

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