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„Digitale Marktplätze können auch erklären“, betonte Carola Ketelhodt, Vorsitzende des Zentrums für innovative Ernährungs-, Land- und Forstwirtschaft (ZIEL), beim ZIEL-Innovationsabend am Montag (6. März) in Rendsburg. Das sei wichtig, weil digital vermarktete Produkte häufig erklärungsbedürftig seien. Ketelhodt zeigte sich erfreut, dass der Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH) ihren Verein ab sofort als erstes Fördermitglied unterstützt.
Für BVSH-Vertreter Jasper Metzger-Petersen ist der Erfahrungsaustausch für die Weiterentwicklung von Innovationen essentiell. Der Landwirt und Direktvermarkter aus Oster-Ohrstedt, Kreis Nordfriesland, sieht enormes Potenzial bei der digitalen Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte und ist gespannt „auf das, was noch kommen wird“. Von ihren aktuellen Geschäftsmodellen berichteten beim Innovationsabend die drei Unternehmen Crowdfarming, cropspot und EinStückLand.
Bäume adoptieren
Crowdfarming ist eine in Spanien gegründete Direktvermarktungsplattform. Neben dem klassischen Einkauf von Produkten gibt es hier auch die Möglichkeit, Patenschaften einzugehen. „Das können Kühe sein oder auch ein Apfelbaum“, erläuterte Crowdfarming-Mitarbeiterin Antonia Herm-Stapelberg.
Das Ziel des Patensystems sei es, langfristige Beziehungen zwischen Landwirten beziehungsweise den „adoptierten“ Tieren oder Pflanzen und den Verbrauchern aufzubauen. Wer zum Beispiel die Patenschaft für einen Orangenbaum übernehme, erhalte nach der Ernte die Orangen per Versand nach Hause geliefert. Laut Herm-Stapelberg verschickten 2022 insgesamt 245 Erzeuger rund 1,4 Millionen Pakete über Crowdfarming. Der durchschnittliche Umsatz pro Betrieb betrug 100.000 €.
Aktuell arbeitet die Plattform ausschließlich mit bio-zertifizierten Betrieben. Das gebe einen gewissen Vertrauensvorschuss der potenziellen Kunden. Die Preisbestimmung erfolge durch den Landwirt. Herm-Stapelberg beschrieb: „Wir verstehen und als Dienstleister und Logistiker.“ In Deutschland packten die Landwirte ihre Pakete selbst, bekämen aber Beratung in Sachen Verpackung. Die Pakete gingen nach Abholung ab Hof in den Direktversand. Die Zahlung werde bei Überweisung direkt aufgeteilt in den Produktpreis für den Landwirt und eine Gebühr an Crowdfarming.
Preise vergleichen
Laut Maximilian von Weichs, Co-Geschäftsführer der Getreidehandelsplattform cropspot, haben viele Landwirte das Gefühl, bei der Vermarktung benachteiligt zu werden. Seine These: Landwirte verlieren Geld durch fehlende Vermarktungsroutine. Diese Lücke in der Wertschöpfungskette wolle cropspot als digitaler Marktplatz schließen. Er schilderte: „Wir nehmen die Ware auf, platzieren sie und machen Preise vergleichbar. Aber wir wollen auch immer analog erreichbar sein.“
Von Weichs hob zum einen die Funktion des an den Matif-Preis gekoppelten Preistickers hervor, der den konkreten Preis ab Hof ermittle. Zum anderen biete cropspot ein Dashboard, das zeige, was der Kunde bisher gehandelt habe, was sein niedrigster beziehungsweise höchster Preis war sowie seinen Durchschnittspreis. „Wir verstehen uns als Zusatz zu den vorhandenen Geschäftspraktiken“, erklärte der Geschäftsführer. Die Abwicklung der Käufe laufe zwischen Anbieter und Käufer. Entfernungen würden in die Preiskalkulation einbezogen.
Cropspot wird am 1. April vier Jahre alt. Für den Einstieg in digitale Marktplätze sei es entscheidend, Gewohnheitsbarrieren zu überwinden, so von Weichs.
Fleisch aus der Nische
Hinrich Carstensen, Geschäftsführer von EinStückLand, sieht sich selbst in einer Nische. Er berichtete: „Wir wollen kleinere Fleischrinderhalter mit vielleicht 70 bis 80 Tieren bei der Vermarktung unterstützen.“ Die insgesamt 28 Erzeuger auf seiner Plattform kommen ausschließlich aus Schleswig-Holstein und betrieben zumeist extensive Weidehaltung. Vertrieben würden die Produkte deutschlandweit. Neben Rindfleisch biete EinStückLand mittlerweile auch Schweine- und Hähnchenfleisch.
„Wir übernehmen die Kommunikation mit den Schlachtern und kümmern uns um Bestellungen, Verpackungen, Design, Kühltransporte, Kundenservice, Social-Media und Presse“, schilderte Carstensen. Sein Fokus liege vor allem auf Tierwohl. Beim Preis für den Erzeuger werde nicht zwischen Bulle, Ochse oder Färse unterschieden. Die Rinder müssten zudem mindestens zwei Jahre alt sein. Zwischen Bio und klassisch macht Carstensen keinen Unterschied. Er schilderte: „Wir sind beim Verkauf vom Achtel-Rind auf 4-kg-Pakete gegangen. Das ist für die Vermarktung an Städter besser.“ Vom Grundsatz werde bei EinStückLand immer erst vermarktet und dann geschlachtet.
ZIEL-Geschäftsführer Jan Henrik Ferdinand unterstrich zum Abschluss der Veranstaltung die Bedeutung eines Innovationsnetzwerks für den ländlichen Raum. „Wir möchten Praktiker einladen, dazuzukommen, um Innovation weiter voranbringen“, so Ferdinand.
Antonia Herm-Stapelberg, Jasper Metzger-Petersen, Jan Henrik Ferdinand und Hinrich Carstensen (v. li.) diskutierten mit den rund 30 Teilnehmern des Innovationsabends die Möglichkeiten und Grenzen digitaler Vertriebswege. Maximilian von WeichsCarola Ketelhodt
Strenge Winter mit Schnee und Frost bieten gute Bedingungen für die Überwinterung der Rapsglanzkäfer. So gesehen läuft es dieses Jahr nicht gut für den Käfer. Kurzer Frost und dann deutlich zu warme Temperaturen im Januar und viel Regen im Februar lassen nicht auf ein Rapsglanzkäferjahr schließen.
Die hohen Temperaturen lösen ein Erwachen im Winterquartier aus. Der Wechsel zwischen Erwachen und Winterruhe fördert die Verpilzung der Käfer und damit die Sterberate im Winterquartier. Je weniger Käfer den Winter überleben, desto geringer ist das Potenzial für einen möglichen Zuflug.
Der Rapsglanzkäfer wird ab 8 °C im Winterquartier (Knicks und/oder Laubstreu von Waldrändern) aktiv. Bei Temperaturen ab zirka 12 °C verlässt er es. Im Gegensatz zu den Männchen, die sofort geschlechtsreif sind, führen die Weibchen erst einen notwendigen Reifungsfraß an Frühlingsblumen durch. Bei Temperaturen ab 15 °C beginnt die Besiedlung der Rapsfelder.
Sind erste Knospen geöffnet, versammeln sich dort die Käfer, da sie ungehindert an den Pollen kommen.
Bekämpfungsschwellen
Aus der Sicht der Beratung und der landwirtschaftlichen Praxis ist eine einmalige Zuflugsphase wünschenswert. Das macht die Terminierung einer eventuell notwendigen Bekämpfung einfacher. Bei wechselhafter Witterung mit kühlen Temperaturabschnitten oder starken Winden kann sich der Zuflug aber auch über einen längeren Zeitraum erstrecken. Dann gilt es, die Nerven zu bewahren, denn „Alles voller schwarzer Käfer!“ – das ist kein Spritzargument. Erst das Auszählen der Käfer pro Pflanze, auch in der Fläche und nicht nur am Vorgewende, entscheidet über eine Maßnahme. Somit heißt es, Bekämpfungsschwellen zu ermitteln, den Zustand des Rapses einzuschätzen und die Folgewitterung in die Entscheidung einzubeziehen.
In der Vergangenheit wurde der vermeintliche Schaden des Rapsglanzkäfers oft überbewertet. Das Entwicklungsstadium spielt eine wichtige Rolle für das Ausmaß des Schadens. Das Ziel des Käfers ist der Pollen. Somit ist der Schaden umso größer, je kleiner die Knospen sind. Sind jedoch die Knospen geöffnet, kann der Käfer sich frei am Blütenpollen bedienen, und die Schadwirkung ist gering. Nur bei wirklich sehr starkem Rapsglanzkäferdruck mit mehreren Zuflugswellen verursachen auch die geschlüpften Larven in der Blüte noch Schäden.
Beim Rapsglanzkäfer hat die metabolische Resistenz gegen Pyrethroide in den letzten Jahren weiterhin zugenommen. Zusätzlich muss man inzwischen auch von einer beginnenden Resistenz gegen Neonicotinoide (Mospilan SG, Danjiri) sprechen.
Natürliche Gegenspieler
Nützliche Insekten tragen ebenfalls zur Bekämpfung von Rapsschädlingen bei. Bodenräuber wie räuberische Laufkäfer, Kurzflügler und Spinnen ernähren sich von zur Verpuppung abwandernden Larven. Eier der Kohlfliege und des Rapserdflohs stehen ebenfalls auf dem Speiseplan. In der Blüte sind Schlupfwespenarten (Tersilochus ssp., Phradis ssp.) aktiv, die die Larven des Rapsglanzkäfers besiedeln und dort ihrerseits ihre Eier ablegen. Somit beeinflusst ein Insektizideinsatz nicht nur das eigentliche Zielobjekt.
Bei der geringen Anzahl von verfügbaren Wirkstoffen/Produkten kann man nicht wirklich von einer Bekämpfungsstrategie sprechen (siehe Abbildung).
Erfolgt noch bekämpfungsrelevanter Zuflug der Stängelschädlinge und treten auch gleichzeitig Rapsglanzkäfer in bekämpfungswürdigem Umfang auf, sollte Trebon 30 EC (B2; Pyrethroid Typ I) zum Einsatz kommen. Mavrik Vita/Evure (B4; Typ I) hat gegen die Stängelschädlinge keine Zulassung. Diese beiden können zum Einsatz kommen, wenn Rapsglanzkäfer ohne Stängelrüssler vorhanden sind. Die Produkte Mospilan SG/Danjiri (B4; Neonicotinoid) als Möglichkeit zum Wirkstoffwechsel dürfen nur bis ES 59 (erste Blütenblätter im Bestand sichtbar, Blüten noch geschlossen) zum Einsatz kommen.
Tipps im Überblick
Grundvoraussetzung ist die Ermittlung der Bekämpfungsschwelle durch Auszählen der Käfer auf der Pflanze. Eine Vielzahl von schwarzen Käfern erzeugt oft Irritationen und suggeriert sofortiges Handeln. Bei genauer Auszählung relativiert sich häufig das Ausmaß des Befalls. In Knicknähe liegt dieser deutlich höher als innerhalb des Schlages.
Bei der Wahl des Behandlungszeitpunkts ist die anschließende Folgewitterung einzubeziehen. Der Spritzzeitpunkt entscheidet besonders bei den Pyrethroiden über Erfolg oder Misserfolg der Behandlung. Hier gilt es, die Nerven zu bewahren. Der Zuflug muss erst zugelassen werden! Wenn drei Tage warmes Wetter angekündigt sind und danach kühle Witterung einsetzt, ist die Spritzung zum Ende des dritten Tages zu terminieren. Die nachfolgenden niedrigeren Temperaturen sorgen dann dafür, dass kein neuer Zuflug von Käfern in den Bestand erfolgt.
Die als Kontaktinsektizide fungierenden Pyrethroide Trebon 30 EC und Mavrik Vita/Evure bekämpfen aktuell im Raps befindliche Rapsglanzkäfer. Mit neuem Zuflug, besonders bei warmem Wetter, tun sich beide Mittel schwer. Hinzu kommt, dass niedrigere Temperaturen den Abbau der Pyrethroide auf der Pflanze verlangsamen, das heißt die Wirkungsdauer verlängert sich.
Fazit
Ein Wirkstoffwechsel ist kaum noch möglich, somit verschärft sich die Resistenzsituation bei den Pyrethroiden immer mehr. Je nach Auftreten sind die einzelnen Schädlinge unterschiedlich betroffen. Ein Pyrethroideinsatz gegen den Rapsglanzkäfer betrifft einerseits spät zufliegende Kohltriebrüssler und andererseits früh auftretende Kohlschotenrüssler. Zusätzlich befinden sich ganzjährig Rapserdflöhe im System. Diese Tiere sind dann alle als Nebeneffekt von der eigentlichen Maßnahme betroffen. Das fördert aufgrund der Selektion Resistenzen. Die Anwendungshäufigkeit ist der Motor der Resistenzgeschwindigkeit.
Bienengefährlichkeit unbedingt beachten
Der Raps ist vielerorts die Haupttracht der Bienen. Der Bienenschutz hat oberste Priorität.
• Bei Kombination mit Ergosterol-Biosynthese-Hemmern kommt es zur Veränderung der Bienengefährlichkeit (B2 oder B1).
• Nach guter fachlicher Praxis sollte die Kombination zweier B4-Insektizide unterbleiben, da diese in puncto Bienengefährlichkeit als B1 betrachtet werden.
• B1: kein Einsatz bei blühenden oder von Bienen beflogenen Pflanzen
• B2: bei blühenden oder von Bienen beflogenen Pflanzen Einsatz nur nach dem täglichen Bienenflug bis 23 Uhr möglich
• NN410 bedeutet, zum Schutz von Bestäuberinsekten sollte ein Einsatz von B4-Insektiziden in den Abendstunden erfolgen, der Einsatz ist die ganze Nacht möglich.
Anmerkung: nach der PflSchutzAnwVO dürfen in Naturschutzgebieten keine Insektizide (B1, B2 und NN410) ausgebracht werden.
Bekämpfungsschwelle ermitteln
• Die Bekämpfungsschwelle beim Rapsglanzkäfer richtet sich nach dem Entwicklungsstand des Rapses. Je kleiner die Knospe, desto größer der Schaden. Vorschädigungen des Rapses sind mit in die Beurteilung einzubeziehen.
• Ermittlung der Bekämpfungsschwelle durch Abklopfen des Haupttriebes (ab Knospenbildung bis Blühbeginn)
• Behandlung bei mehr als zehn Käfern pro Haupttrieb (in schwachen Beständen mehr als fünf Käfern pro Haupttrieb)
Solche „Zahnbürstenreihen“ aufgrund an- oder abgefressener Knospen fand man 2022 äußerst selten.
Kohlrabi wächst im Vergleich zu anderen Kohlarten ausgesprochen schnell. Für die grünweißen oder blauvioletten Knollen gelten zudem andere Anbauregeln. Das anspruchslose Gemüse hat vom zeitigen Frühjahr bis zum späten Herbst Saison.
Kohlrabi ist ganz leicht vorzuziehen. Die Vorkultur auf der Fensterbank ist ab Ende Februar möglich. Die natürlichen Lichtbedingungen reichen dann für die Entwicklung kräftiger Jungpflanzen aus. Mit speziellen Pflanzenleuchten kann man auch früher starten. Gut geeignet für die Anzucht sind Topfplatten. Darin wächst jede Jungpflanze einzeln mit einem kompakten Wurzelballen heran und kann ohne Beschädigung der Wurzeln ins Frühbeet oder Freiland umgepflanzt werden. Kleine Töpfe oder Aussaatschalen können aber auch verwendet werden.
In die Topfplatten sät man pro Einzeltopf zwei bis drei Samen und lässt nach dem Auflaufen die kräftigste Pflanze stehen. Bei anderen Aussaatgefäßen geht man entsprechend vor und achtet auf ausreichende Pflanzenabstände, indem zu eng stehende Sämlinge pikiert werden. Bis zur Keimung erhalten die Gefäße einen warmen Platz um die 20 °C, danach etwas kühler und hell stellen, aber nicht unter 12 °C. Zu tiefe Temperaturen gehen zulasten der Knollenbildung. Nach etwa sechs Wochen sind die Jungpflanzen kräftig genug für den Umzug ins Frühbeet, Gewächshaus oder Freiland. Ab Mitte April erfolgt die Aussaat von weiteren Sätzen direkt ins Beet. Wer nicht selbst die Jungpflanzen heranziehen möchte, kauft sie im Gartenmarkt. Das Angebot beschränkt sich hier jedoch meist auf eine weiße und eine blaue Variante sowie Riesenkohlrabi. Am Samenständer stehen mehr Sorten zur Auswahl (siehe Sortentipps).
Ab Mitte April kann die Aussaat der Jungpflanzen auch im Saatbeet erfolgen, auf der Fensterbank ab Ende Februar. Foto: Karin Stern
Ähnlich wie Kopfsalat werden die jungen Pflanzen möglichst hoch gesetzt, damit die Knollen nicht auf dem Boden aufliegen und zu faulen beginnen. Ein Abstand von 25 x 30 cm ist empfehlenswert, bei Riesenkohlrabi 40 x 50 cm. Zu Beginn der Knollenbildung sollte auf gleichmäßige Bodenfeuchtigkeit geachtet werden. Ausgetrockneter Kohlrabi saugt nach einem Regenguss sehr viel Wasser auf und platzt dann auf. Dieses Phänomen kann jedoch auch Folge von starken Temperaturschwankungen sein. Zudem lässt fehlendes Wasser die Knollen holzig werden. Wer frischen Rasenschnitt als Mulch zwischen den Pflanzen verteilt, mindert die Verdunstung. Als Mittelzehrer ist Kohlrabi zwar auch auf eine gleichmäßige Nährstoffversorgung angewiesen, zeigt sich jedoch weniger anspruchsvoll als die Kohlverwandtschaft. Mit einer guten Kompostversorgung und regelmäßigen Gaben von Brennnesseljauche kommt er aus. Optimal ist ein humusreicher Boden mit hohem Lehmanteil und leicht erhöhtem pH-Wert. Bei Bedarf arbeitet man daher etwas Kalk ein.
Die Ernte erfolgt je nach Sorte und Witterung etwa sechs bis zwölf Wochen nach der Pflanzung. Die Knollen weisen einen Durchmesser von 8 bis 10 cm auf. Strunk und äußere Blätter werden abgetrennt. Tipp: Die zarten inneren Blätter als Salatbeigabe verwenden. Riesensorten wie ‚Superschmelz‘ können unbedenklich bis zum Spätherbst auf dem Beet stehen bleiben. Sie werden nicht holzig und legen sogar noch an Masse zu. Eine einzelne Knolle des Riesenkohlrabis bringt mehrere Kilo auf die Waage. ‚Superschmelz‘ lässt sich in Regale gelegt in einem frostfreien Schuppen einige Wochen lang lagern.
Rein geschmacklich ist zwischen den einzelnen Sorten kaum ein Unterschied festzustellen. Im Allgemeinen schmeckt blauer Kohlrabi kräftiger und aromatischer als die weißen Knollen. Frühe Sorten sind zwölf Wochen nach der Aussaat erntereif. Riesenkohlrabi lässt sich etwas mehr Zeit. Im Mai gepflanzte Exemplare können bis Oktober stehen bleiben, wenn sie nicht vorher geerntet werden. Man unterscheidet zwischen weißen und blauen Sorten, die plattrunde, runde oder ovale Knollen bilden. Weiße Sorten reifen schneller als blaue. Wichtig ist auch der Anbautermin. Es gibt Sorten für Früh-, Sommer- und Herbstanbau, für Freiland und Gewächshaus. Frühlingskohlrabi bringt die zartesten Knollen hervor.
Sortentipps
Blauer Kohlrabi:
‚Blaro’: aromatischer Treib- und Freilandkohlrabi, mittelgroße, flachrunde Knolle
‚Azur Star’: frühester Treib- und Freilandkohlrabi, plattrunde Knolle
‚Delikatess blau’: mittelfrüh, für Sommer- und Herbstanbau, mittelgroße, plattrunde Knolle
‚Blauer Speck’: für Frühjahrs- und Herbsternte, lange Entwicklungsdauer
Kohlrabi ,Blaro‘ kann unter Glas oder im Freien angebaut werden. Foto: Karin Stern
Weißer Kohlrabi:
‚Lanro’: Treib- und Freilandkohlrabi, früh, kälteunempfindlich, für frühen und späten Anbau, wird nicht holzig
‚Delikatess weiß’: mittelfrühe Freilandsorte, für den frühen Freiland- und Sommeranbau, mittelgroße, runde bis plattrunde Knollen
‚Noriko’: früh, schossfest, kälteunempfindlich, für Anbau von Frühjahr bis Herbst
‚Konan’: schnell wachsende F1-Hybride, glatte, kugelförmige Knollen mit 15 cm Durchmesser, standfeste Profisorte
Riesenkohlrabi:
‚Superschmelz’: bewährte, späte, schossfeste Sorte mit großen und schweren Knollen (3-4 kg, teils auch noch schwerer), trotzdem butterzart und nicht holzig, lässt sich prima lagern
‚Gigant’: langsamer Wuchs, schoss- und platzfest, große und schwere Knollen, für zarte Knollen nicht zu spät ernten, da zu große Knollen holzig werden können
Beizeiten ausgesät, sind die Knollen von ,Superschmelz‘ bereits Anfang Juli recht schwer. Sie können fortlaufend nach Bedarf geerntet werden.Foto: Karin Stern
Beim Neujahrsempfang der Erneuerbaren Energien am vergangenen Donnerstag im Kieler Landeshaus machte die Branche deutlich, dass der Ausbau Regenerativer Energien und der Sektorenkopplung dringend vorangebracht werden müssen. Krisen und Verunsicherung könne damit begegnet werden. Das Nachbarland Dänemark hegt dazu ambitionierte Ziele.
„Blicken wir auf das Energiesystem von morgen, verbindet Dänemark und Schleswig-Holstein eine gemeinsame Zukunft“, erklärte Susanne Hyldelund, Botschafterin des Königreichs Dänemark in Deutschland, und plädierte für mehr Vernetzung und grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Zu den Potenzialen vor allem der Windenergie sagte Hyldelund: „Dänemark hat den Anspruch, vorwegzugehen und ein grüner Pionier zu sein.“ Bis 2030 wolle das Königreich seine Offshore-Kapazitäten verfünffachen, was ausreiche, um 15 Millionen europäische Haushalte in Zukunft mit Strom zu versorgen. Derzeit gebe es in Dänemark etwa drei Millionen Haushalte, veranschaulichte die Botschafterin.
„Energieinseln“ in Nord- und Ostsee
Um diese Erzeugungskapazitäten effizient zu nutzen, plane das Land den Aufbau sogenannter Energieinseln in der Nord- und Ostsee, auf denen auch die Produktion von Grünem Wasserstoff möglich werden solle. Hyldelund betonte die Rolle Grünen Gases, das bereits heute in Form von Biogas zur Verfügung stehe. „Wir setzen auf Biomethan und wollen bis 2030 einhundert Prozent des Gasverbrauchs mit Biomethan decken.“ Heute seien es 35 %. Dänemark habe großes Potenzial, Europa künftig mit Grünem Strom, Gasen und Treibstoffen zu versorgen. Um dieses Potenzial zu heben, sei eine enge Kooperation notwendig. Schleswig-Holstein sei hierzu ein wichtiger Partner.
Die Energiewende setze der aktuellen Krise und Verunsicherung etwas entgegen, erklärte Energiewendeminister Tobias Goldschmidt. Der Grünen-Politiker verwies auf die bisherigen Erfolge beim Zubau der Windkraft an Land, bei dem Schleswig-Holstein immer wieder Spitzenreiter sei. „Wir sind auf Zielerreichungskurs, was unser Zehn-Gigawatt-Ziel bis 2025 angeht“, erklärte Goldschmidt. Es brauche aber Perspektiven für den weiteren Ausbau. Auf dem starken Fundament der Erneuerbaren könne das Land es schaffen, zu einer Klimawirtschaftszone zu werden, aus der wirtschaftliche Folgeentwicklungen hervorgingen. „Wir müssen die Stellschrauben für eine starke Wasserstoff- und Sektorkopplungswirtschaft im Land stellen.“
„Wir haben uns auf den Weg gemacht, Schleswig-Holstein zum ersten klimaneutralen Industrieland werden zu lassen“, verdeutlichte Innenministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack (CDU), deren Haus für die Planung und Zurverfügungstellung von Flächen zuständig ist. Die Ministerin skizzierte die für einen beschleunigten Ausbau von Windkraft und Photovoltaik bereits getroffenen Maßnahmen, verwies aber darauf, dass Planungen auch weiterhin gründlich und rechtssicher erfolgen müssten. Sütterlin-Waack zeigte sich zuversichtlich, bereits bis 2027 die Vorgabe von 15 GW aus dem Koalitionsvertrag umsetzen zu können.
Dringlichkeit der Sektorenkopplung
Für Marcus Hrach, Geschäftsführer des Landesverbandes Erneuerbare Energien (LEE SH), stellt die Zeitenwende in der Energiepolitik keine Bürde, sondern eine Chance dar. Im Stromsektor funktioniere sie bereits, „aber wir müssen dringlichst in die anderen Sektoren kommen“. Besonders im Wärmebereich sei eine Transformation notwendig. Zum Gelingen müssten nun die regulatorischen Weichen gestellt werden, denn der tatsächliche Umbruch stehe noch immer aus. Als „wichtige Zwischenschritte“ bezeichnete Hrach die bereits getroffenen Maßnahmen. Das überragende öffentliche Interesse laut § 2 EEG sei aber „offenbar noch nicht in allen Behördenebenen als Automatismus angekommen“. Auch ein weiterer Zubau auf ausgewiesenen neuen Flächen müsse folgen.
Der CEO der Arge-Netz, Stephan Frense, sieht Schleswig-Holstein in einer Vorreiterrolle und appellierte mit Blick nach Bayern, dass das nördlichste Bundesland in dieser Thematik lauter werden solle. „Wir sollten alles daransetzen, dass wir mit Süddänemark einen gemeinsamen Wirtschaftsraum der Grünen Energiewirtschaft erstellen.“ Auch um dem Fachkräftemangel zu begegnen, könnten beide Länder gemeinsam agieren.
Vor dem Hintergrund der noch immer verbreiteten Abschaltungen von Windkraftanlagen forderte Ove Petersen, Vorstand des LEE SH, Möglichkeiten zu schaffen, den Strom vor Ort nutzen zu können. „Der Netzausbau wird nie so schnell erfolgen, wie der Zubau der Erneuerbaren passieren muss.“ Petersen warb dafür, den Bereich Sektorkopplung verstärkt in den Blick zu nehmen. Um Klimawirtschaftszone zu werden und Industrie anzusiedeln, müsse die Energie vor Ort verfügbar gemacht werden, was unmittelbar auch mit einer höheren Akzeptanz ihrer Erzeugung zusammenhänge.
Dänemark habe großes Potenzial, Europa künftig mit Grünem Strom, Gasen und Treibstoffen zu versorgen. Um dieses Potenzial zu heben, sei eine enge Kooperation notwendig, erklärte die Botschafterin des Königreichs Dänemark in Deutschland, Susanne Hyldelund. Die Diplomatin plädierte für mehr Vernetzung und grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Schleswig-Holstein sei hierzu ein wichtiger Partner. Foto: Imago
Die historisch hohen Erzeugerpreise für Milch haben im vergangenen Jahr den Abbau der Milchkuhherden in der Europäischen Union gebremst. Dies zeigen die vorläufigen Viehzählungsergebnisse für November beziehungsweise Dezember 2022.
In den Mitgliedstaaten der Europäischen Union wurden im Dezember 2022 insgesamt 20,09 Millionen Milchkühe gehalten; das waren 124.670 oder 0,6 % weniger als ein Jahr zuvor, zeigen die Zahlen des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat). Demnach hatte sich die Abnahmerate verlangsamt. Von 2019 bis 2021 war die jährliche Abnahmerate mit durchschnittlich 300.000 Tieren oder 1,4 % mehr als doppelt so hoch ausgefallen. Mitverantwortlich für die weitere Abnahme der EU-Milchkuhherde war Frankreich. Dort ging der Bestand im Vorjahresvergleich um 91.170 oder 2,7 % auf 3,23 Millionen Stück zurück. Die meisten Milchkühe wurden mit 3,81 Millionen Tieren weiterhin in Deutschland gehalten; das waren 23.000 oder 0,6 % weniger als im November 2021. In den beiden Vorjahren hatten die Erzeuger hierzulande noch jeweils 2,3 % ihrer Milchkühe abgeschafft.
Einen regelrechten Einbruch bei der Haltung von Milchkühen soll es in Kroatien mit einem Minus von 23.000 Tieren oder 22,5 % auf 79.000 Stück gegeben haben. Dieses Ergebnis ist aufgrund vorläufiger Daten aber wohl mit Vorsicht zu bewerten.
Irland und Niederlande stocken auf
Aus zehn der insgesamt 27 Mitgliedstaaten wurden Eurostat zufolge zunehmende Milchkuhbestände gemeldet. Dazu zählte mit einem moderaten Anstieg von 0,3 % auf 1,51 Millionen Kühe Irland, wo die Herde bereits seit Jahren aufgestockt wird. Die niederländischen Milcherzeuger hatten mit 1,57 Millionen rund 16.000 Kühe oder 1 % mehr im Stall als ein Jahr zuvor. Auch die italienischen Halter stockten ihre Bestände auf, und zwar um 20.600 oder 1,1 % auf rund 1,87 Millionen Tiere. Zudem wuchs die Milchkuhpopulation in Belgien binnen Jahresfrist um 1,2 % auf 544.000 Stück. EU-weit am stärksten legte der Milchkuhbestand in Österreich mit 4,6 % auf gut 550.000 Tiere zu. Sollten die Milcherzeugerpreise im weiteren Verlauf von 2023 stärker einbrechen, halten Analysten einen insgesamt wieder stärkeren Bestandsabbau und mehr Kuhschlachtungen für wahrscheinlich. Die gesamte Rinderherde in der EU ging laut den Statistikern aus Luxemburg gegenüber November 2021 um 141.300 Stück zurück beziehungsweise um 1,3 % auf 10,42 Millionen Tiere.
Das vergangene Jahr hinterließ erneut viele Flächen in Schleswig-Holsteins Wäldern, die nun zu einem Neuaufbau anstehen. Die wichtigste Ursache hierfür waren die Starkwindereignisse im Februar 2022, die vor allem den Süden Schleswig-Holsteins trafen. Aber auch andere Waldschäden führten landesweit zu Baum- und Bestandesverlusten.
Dabei spielte vor allem der erneut sehr trockene und warme Witterungsverlauf im Sommer eine entscheidende Rolle. Größe und Zahl der nun wieder aufzuforstenden Flächen im Wald sind für die Waldbesitzenden eine echte Herausforderung.
Das Absterben von Bäumen, Baumgruppen oder ganzen Waldbereichen ist in aller Regel auf eine Kombination unterschiedlicher Stressfaktoren für die Bäume und meist ein oder mehrere akute Schadereignisse zurückzuführen, gegen die sich die Bäume nicht mehr wehren können. Selbst Stürme bis Orkanstärke treffen gesunde, gemischte Wälder mit guter Durchwurzelung aller Bodenschichten meist deutlich weniger stark als einschichtige Reinbestände mit deutlich geringerer Widerstandsfähigkeit.
Schadergebnis 2022
Daher wurde der größte Teil der im vergangenen Jahr im Schleswig-Holsteiner Privat- und Kommunalwald erfassten Schadholzmengen und entwaldeten Flächen auch aus weniger stabilen, bereits vorgeschädigten Wäldern oder naturfernen Nadelbaumreinbeständen gemeldet. Erwartungsgemäß waren die abiotischen Ursachen, vor allem Starkwindereignisse wie die Februarorkane, aber auch Trockenheit und Hitzefolgen besonders schädlich. Sie führten zu gut 245.000 fm Nadelschadholz und etwa 13.400 fm Laubschadholz. Schäden biotischer Ursache wurden mit rund 39.300 fm Nadelholz und 21.700 fm Laubholz angegeben.
Besondere Bedeutung kommt hier den Schadursachen Buchdrucker an Fichte, Fichten-Röhrenlaus, Eschentriebsterben und weiteren pilzlichen Erkrankungen zu. Insgesamt beläuft sich die Schadholzmenge im Privat- und Kommunalwald Schleswig-Holsteins 2022 auf über 284.000 fm Nadelholz und über 35.000 fm Laubholz. Diese Mengen fallen zwar deutlich weniger dramatisch aus als im Rest der Bundesrepublik, liegen aber trotzdem im vierten Jahr in Folge deutlich über dem Jahresdurchschnitt für Schleswig-Holstein.
Abbildung 1 zeigt den Anteil der Schadholzmengen aus dem Privat- und Kommunalwald in Schleswig-Holstein im Vergleich zur üblichen, regulären Holznutzung einschließlich aller Pflegeeingriffe zwischen 2019 und 2022. Für 2023 wird mit weiteren Folgeschäden in einer Größenordnung von zusätzlichen 43.000 fm durch Käfer und Pilze sowie 18.000 fm durch Stürme und langfristige Trockenschäden gerechnet. Erste Windwürfe im Februar störten bereits die Wiederaufforstung durch Behinderung der Schutz- und Pflanzarbeiten.
Nach wie vor muss von einem Feuchtigkeitsdefizit in den Böden, vor allem im Wurzelbereich zwischen 0,5 und 1,5 m unter der Oberfläche, ausgegangen werden. Die Klimadaten des Deutschen Wetterdienstes zeigen, dass 2022 mit den sieben vorangegangenen Jahren zu den europaweit wärmsten zählte und in Deutschland das sonnigste Jahr seit Messbeginn war. Schleswig-Holstein schloss 2022 mit einer Jahresmitteltemperatur von 10,2 °C und einer Niederschlagssumme von 732 l/m² ab, wobei der Südosten besonders stark vom langjährigen Mittel abwich. Insgesamt war das Jahr landesweit 1,9 K wärmer und 7 % trockener als das langjährige Mittel.
Im Spätherbst 2022 wurde eine ungewöhnlich starke Schwarmaktivität der Frostspannerarten in Alteichenbeständen beobachtet. Diese könnten im Mai starke Fraßschäden erleiden, sofern der Schlupf der Raupen zeitgleich mit dem Blattaustrieb der Eichen erfolgt und damit eine Koinzidenz gegeben ist. Außerdem kann in diesem Jahr mit einem erneuten Anwachsen der möglichen Schaderreger in Forstkulturen wie der Kurzschwanzmäuse oder des Großen Braunen Rüsselkäfers gerechnet werden.
Die Überwachung dieser möglichen Schäden ist im Sommer sehr wichtig, um Kulturausfälle frühzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Wo es nötig ist, muss auch die aufkommende Konkurrenzvegetation im Zuge von Kulturpflegemaßnahmen zurückgeschnitten werden, um die neue Waldgeneration zu sichern.
Dabei sollte aber unbedingt beachtet werden, dass Begleitvegetation in Jungwüchsen auch positive Wirkungen haben kann. Leichter Schatten und verringerte Windgeschwindigkeiten in Bodennähe tragen oft zu einer höheren Luftfeuchtigkeit für die Jungpflanzen bei. Es geht nicht darum, dass Kulturen „sauber“ aussehen und man nur die gewünschten Jungbäume des neuen Waldes sieht, sondern dass diese sicher an- und aufwachsen können.
Stabile Wiederaufforstung
Nach dem extremen Trockenjahr 2018 wurden in Schleswig-Holstein von 2019 bis 2022 Wiederaufforstungen von gut 605 ha aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK) gefördert. Hiervon waren 75 % Laubbaumkulturen und 25 % Nadel-Laub-Mischkulturen mit mindestens 40 % Laubbäumen. Hinzu kommt eine nicht erfasste Fläche, die vom Waldbesitz ohne Inanspruchnahme der Förderung wieder aufgeforstet wurde. Für 2023 geht die Forstabteilung der Landwirtschaftskammer von einem Flächenumfang zur Wiederbewaldung im Privat- und Kommunalwald von weiteren etwa 200 ha aufgrund der Schäden von 2022 aus. Die Entwicklung der notwendigen Wiederaufforstungsfläche im Privat- und Kommunalwald des Landes zeigt die Abbildung 2.
Eine zukunftsorientierte Wiederaufforstung muss die erwarteten Klimaveränderungen berücksichtigen. Das heißt, dass der neu angelegte Wald wenig stressanfällig, dafür aber möglichst anpassungsfähig sein sollte. Dies kann durch die Berücksichtigung einiger Grundanforderungen erreicht werden:
– Heimische, bewährte Baumarten bilden das ökologische Grundgerüst des neuen Waldes.
– Weitere unter Berücksichtigung der erwarteten Klimaänderungen standortgerechte Baumarten erweitern die Vielfalt der Bestände.
– So begründete Mischbestände können den Boden optimal erschließen, sich gegenseitig stützen und den möglichen Ausfall einzelner Arten ausgleichen.
Die in Schleswig-Holstein nicht heimischen Nadelbaumarten sollten keinesfalls mehr im Reinbestand angebaut werden, da diese ökologisch sehr naturfernen Waldformen einem hohen Bestandesverlustrisiko unterliegen. Bei passenden Standortverhältnissen können sie aber ein vor allem ökonomisch wichtiger Bestandteil zukünftiger Mischbestände sein.
Die auf fast allen Standorten in Schleswig-Holstein dominierende Rotbuche befindet sich hier bislang in ihrem ökologischen Optimum. Allerdings leidet diese Baumart unter den erwarteten Klimaänderungen besonders stark. Daher wird eine angemessene Berücksichtigung der Rotbuche in fast allen Neukulturen unter Beimischung oder sogar Dominanz möglicherweise klimastabilerer Baumarten empfohlen.
In Schleswig-Holstein kommt der Stieleiche bei der Aufforstung von Freiflächen eine besonders große Bedeutung zu. Allerdings zeichnet sich derzeit bereits ab, dass für die laufende Pflanzsaison die entsprechende Baumschulware knapp wird. Die Eiche ist ein gutes Beispiel für einen Zielkonflikt: Einerseits sollte der Saat von Bäumen in Zukunft mehr Aufmerksamkeit zukommen, da gesäte Bäume ein ungestörtes und damit optimales Wurzelwachstum haben – und die Herausforderungen durch Sturm und Trockenheit erfordern das bestmögliche Wurzelwachstum. Andererseits stellt die Anzucht in der Baumschule die höchstmögliche Ausbeute aus knappen Saatgutressourcen dar – und die Forstwirtschaft benötigt zunehmend mehr Vermehrungsgut.
Daher sollte auch überall dort, wo es zielführend ist, die natürliche Verjüngung von Nachbar- und Vorbeständen in den Wald der Zukunft einbezogen werden.
Vorbereitung der Flächen
Auch die Vorbereitung der Wiederaufforstungsflächen ist im Zusammenhang mit Waldschutzaspekten zu beurteilen. Je intensiver die nach einer Kalamität zurückbleibenden Kronen, Äste und Stubben zum Beispiel durch Mulchen zerkleinert werden, umso einfacher sind Pflanz- und nachfolgende Pflegemaßnahmen.
Diese Erleichterung wird aber teuer erkauft: Die intensive Flächenvorbereitung führt zu hohen Kosten. Eine vollflächige Befahrung verdichtet den Boden und stört die empfindliche Porenstruktur, die für die Wasserhaltekraft unerlässlich ist. Das zerkleinerte organische Material wird schnell umgesetzt, was zu Nährstoffverlusten führen kann. Totholzstrukturen auf der Fläche führen zu einer Windberuhigung und stellen einen wertvollen Lebensraum dar. Sofern dieser Lebensraum nicht zur Massenvermehrung möglicherweise forstschädlicher Organismen, vor allem Borkenkäfer, führt, sollte er erhalten bleiben, da die Biodiversität auf der Fläche Grundlage der ökologischen Stabilität ist.
Ein Erhalt von Totholz auf der Wiederaufforstungsfläche kann zum Beispiel dadurch erreicht werden, dass von den Rückegasse aus von einem Bagger Pflanzstreifen gezogen werden.
Zur Bewältigung der Folgen von Extremwettereignissen stehen Fördermittel zur Verfügung. Diese sind als Anteilfinanzierung an konkrete Projekte des Waldschutzes und der Wiederaufforstung gebunden. Um für die Zukunft möglichst stabile Waldökosysteme zu erhalten, unterliegen die förderfähigen Projekte klaren Vorgaben. Dies sind zum Beispiel die angemessene Berücksichtigung standortheimischer Laubbaumarten in der Wiederaufforstung oder der Ausschluss von Pflanzenschutzmitteleinsätzen in der Waldschutzförderung. Aufgrund einer noch nicht gesicherten Fördermittellage ab 2024 wird dringend empfohlen, noch in der laufenden Pflanzsaison möglichst viele Aufforstungsvorhaben abzuschließen.
Fazit
In den vergangenen Jahren und insbesondere im durch die Februarstürme geprägten Jahr 2022 sind viele Freiflächen im Wald entstanden. Wetterextreme und Insekten-Massenvermehrungen hinterließen auch in Schleswig-Holstein ihre Spuren. Die Wiederbewaldung dieser Schadflächen ist eine große Herausforderung, in der den erwarteten Klimaveränderungen durch eine bestmögliche ökologische Stabilität der neuen Waldbestände begegnet werden muss. Hierzu kann auch gehören, bei der Flächenvorbereitung mehr Mut zur „Unordnung“ zu zeigen. Ein Umbau zu strukturreichen, gemischten Wäldern erfordert Arbeit, Zeit und Geld, aber nicht zwingend die Wiederaufforstung „aus einem Guss“.
Das Fuchsbraune Torfmoos ist nach Schleswig-Holstein zurückgekehrt – ein toller Erfolg für den Naturschutz! Die Wiedervernässungsbemühungen im Land zeigen Wirkung. Das freut alle Naturliebhaber – wahrscheinlich also auch die meisten Landwirte. Bei denjenigen, die in einem Niederungsgebiet wirtschaften, bilden sich mitunter jedoch Sorgenfalten auf der Stirn. Sie fürchten um den Fortbestand ihrer Betriebe. Erst im vergangenen Herbst hat die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein angekündigt, bis 2030 weitere 8.000 ha zu erwerben, um dort Renaturierungsmaßnahmen durchzuführen. Intensive Milchwirtschaft ist auf diesen Flächen dann nicht mehr möglich.
Es ist mitnichten so, dass dann Wertschöpfung verloren ginge. Sie wird jedoch von den Höfen auf die Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein GmbH überführt, deren alleinige Mutter die Stiftung ist. Die Agentur verkauft sogenannte MoorFutures. Momentan bezahlen deren Käufer 74 € je eingesparter Tonne CO2. Aufgrund der steigenden CO2-Steuer wird sich dieser Preis zukünftig noch deutlich erhöhen. Am Beispiel des erfolgreich wiedervernässten Grotmoores im Kreis Segeberg, wo laut Stiftung auf 73 ha Fläche jährlich mehr als 700 t CO2 eingespart werden, liegt der Deckungsbeitrag schon jetzt deutlich höher als 700 €/ha – wohlgemerkt bei null Arbeitsaufwand und maximaler „Ertragsstabilität“.
Auch Landwirte können wirtschaftlich von den Aktivitäten der Stiftung profitieren, indem sie Vernässungs- beziehungsweise Nutzungsrechte für einen Zeitraum von 30 Jahren (mit Verlängerungsoption) verkaufen. Somit könnten doch alle Beteiligten zufrieden sein?!
Die Situation ist natürlich deutlich komplexer: Großflächige Wiedervernässungsmaßnahmen bedeuten maßgebliche Einschnitte in die Agrarstruktur und die Kulturlandschaft im ländlichen Raum. Wohin gehen die Menschen, wenn die Agrarwirtschaft schwindet und mit ihr die Arbeitsplätze? Was passiert mit den Etats der Kommunen, wenn die Gewerbesteuereinnahmen einbrechen? Und wollen wir unsere Lebensmittel wirklich zunehmend importieren, obwohl Schleswig-Holstein als Gunststandort sehr klimaeffizient produzieren kann? Jüngst hat Deutschland das größte Agrarhandelsdefizit aller Zeiten eingefahren. Aufgrund von Verlagerungseffekten kann der globale Klimanutzen durch Wiedernässungsmaßnahmen in Schleswig-Holstein mehr als infrage gestellt werden. Klimaschutz geht nur global!
Die Niederungsstrategie 2100 soll zukünftig die Richtung in Sachen Wiedervernässung in Schleswig-Holstein vorgeben. Anfang 2024 will die Landesregierung das Papier vorstellen. Bis dahin gilt es, die verschiedenen Interessen abzuwägen und kluge Lösungen zu finden. Fundament für die konstruktive Zusammenarbeit ist das politische Versprechen, dass keine Wiedervernässung gegen den Willen der Landeigentümer passiere. Wichtige Werkzeuge könnten Flurbereinigungsverfahren und Flächentausch sein. Hierfür sollten sich alle Beteiligten offen zeigen. Die Landwirte zumindest sind es.
Premiere im Eisenkunstguss-Museum in Büdelsdorf: Astrid Bade nahm in ihrer Rolle als gutbürgerliche Annemarie von Possen die Besucher bei einer Gewandführung mit auf eine Reise in die Zeit des Biedermeier Anfang des 19. Jahrhunderts. Dafür reiste sie von ihrer Residenz auf Schloss Gottorf in Schleswig nach Büdelsdorf und gewährte einen Einblick in ihren Alltag sowie in ihre Wohnstube, plauderte über ihre Begegnungen mit wichtigen Persönlichkeiten aus der Zeit, über Schmuck, Alltagsgegenstände und deren Bezug zum Eisenkunstguss.
Astrid Bade als Annemarie von Possen
Die Anreise von Schleswig nach Büdelsdorf mit der Kutsche war sicher gar beschwerlich. Und doch wirkt Annemarie von Possen an diesem Nachmittag frisch und munter, als sie in ihrem hübschen Kleid mit rüschenbesetzter Bluse und Spitzenhäubchen die Gäste im Eisenkunstguss-Museum begrüßt. Das liegt genau gegenüber der Carlshütte, einer 1827 von Markus Hartwig Holler gegründeten Eisenhütte. „Eigentlich müsste sie dann ja Hollerhütte heißen. Schließlich zeugte es von Mut, in einem Agrarland wie Schleswig-Holstein nach den verheerenden Napoleonischen Kriegen eine Industrie zu gründen“, so Annemarie von Possen, die das Vergnügen hatte, Herrn Holler auf einer Gesellschaft kennenzulernen.
„Ein sehr intelligenter und geschäftigter Mann“, erinnert sie sich. „Er stammt aus einer Geschäftsfamilie, die erfolgreich im Holzhandel tätig war. Markus Hartwig Holler führte diesen Handel fort, bis ihm die Idee von der Eisenhütte kam. Für deren Namen ,Carlshütte‘ stand der Landgraf Carl von Hessen Pate. Dieser war Statthalter auf Schloss Gottorf im Dienste des dänischen Königs und sehr interessiert an der Metallkunde. Man sagt, er habe sich sogar alchemistisch betätigt und versucht, Gold und Silber zu schaffen, was ihm aber nicht gelang. Doch war es ihm ein Anliegen, den Geschäftsmann Holler zu unterstützen. Auf diese Weise kam die Carlshütte zu ihrem Namen.“ Holler vermutete hier Raseneisenerz, das im Vergleich zu Roheisen sehr leicht ist. Ihm war es wichtig, das zu nutzen, was vor Ort vorhanden ist. Da das aber bei Weitem nicht ausreichte, um all das zu erschaffen, was er sich vorstellte, kaufte er Roheisen aus England dazu. Mithilfe von Hochöfen und Kupolofen mit sehr großer Hitze entstanden viele für den Alltag nützliche Dinge aus Eisenkunstguss, mit für die Zeit gebräuchlichen Motiven unter anderem der Antike und Mythologie, etwa Bilder für Ofenplatten, Wandteller, Kerzenleuchter, Tische, Öfen, Schränke, zierende Skulpturen und Figuren, Kannen und Kaffeemühlen. Auch der erste Dampfkochtopf entsteht aus Eisen, ebenso wie mit Motiven versehene Lineale für die briefliche Korrespondenz, für die die Frau zuständig ist, während der Gatte sich um das Geschäft kümmert. Annemarie von Possens angesehener Ehegatte Wilhelm ist im Getreidehandel tätig, was nach den Kriegen und schlechten Ernten kein einfaches Geschäft ist. Zusammen haben sie drei Kinder, und wie es sich für eine gutbürgerliche Ehefrau und Mutter gehört, unterstützt sie ihren Gatten in allen Belangen, mischt sich nicht in die Politik ein und ist hübsch anzuschauen. Ein kultiviertes, gemütliches Zuhause und die Familie hatten im Biedermeier Priorität. Statt Gold und Silber trug die Frau kunstvoll verzierten Eisenschmuck (Fer de Berlin, „Gold gab ich für Eisen“), als Symbol für Kraft, Beharrlichkeit und Bescheidenheit und um das Vaterland und den preußischen König Friedrich Wilhelm III. im Kampf gegen Napoleon zu unterstützen, denn die Kriege kosteten viel Geld.
Markus Hartwig Holler (li.) gründete eine Eisenhütte, für deren Name Landgraf Carl von Hessen Pate stand. Fotos: Iris JaegerRoheisen und RaseneisenerzHirschstatue aus EisenSchrank mit Elementen aus EisenkunstgussSchmuck aus Eisen statt aus Gold oder SilberKerzenleuchterGussmodell des römischen Grabmals von Igel
Melanie Heuser lebt seit ihrem zweiten Lebensjahr auf Sylt. Als eine der wenigen Frauen unter den Seenotrettern ist sie bei der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) auf dem Seenotrettungsboot „Horst Heiner Kneten“ in Hörnum als Freiwillige tätig. Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März erzählt sie über einen dramatischen Einsatz, ihr Ehrenamt und warum sie sich mehr Frauen in der Rettungsflotte wünscht.
An einem Donnerstagabend im Juli ging bei der gelernten Bankkauffrau plötzlich der Alarm los. Mit ihren Kollegen der Hörnumer Station eilte sie sofort zum Hafen an der Südspitze der Nordseeinsel Sylt. Was war passiert? Bei der Seenotleitung Bremen der DGzRS hatte der Skipper einer norwegischen Motorjacht etwa 5 sm westlich von Sylt einen Wassereinbruch gemeldet. Zudem stieg Qualm aus dem Maschinenraum auf. Er befürchtete, das Boot werde gleich sinken. Eine lebensbedrohliche Situation.
„Für uns begann ein Wettlauf gegen die Zeit. An Bord des Havaristen befand sich eine Familie, die Frau schwer seekrank“, erinnert sich Melanie Heuser. Der SAR-Hubschrauber der Deutschen Marine war unterstützend als Erster vor Ort. Er blieb sicherheitshalber bis zum Eintreffen der Rettungseinheiten auf Stand-by. Neben dem Seenotrettungsboot „Horst Heiner Kneten“ wurden die Seenotrettungskreuzer „Ernst Meier-Hedde“ von Amrum und „Pidder Lüng“ aus List zum Einsatzort gerufen. „Doch bei der Positionsangabe hatte sich ein Zahlendreher eingeschlichen. Also fuhren wir zunächst in die komplett falsche Richtung, um erst vor Ort festzustellen, dass etwas nicht stimmte. Mit Volldampf ging es deshalb noch einmal um die halbe Insel herum.“
Wenn der Alarm losgeht, fährt das Seenotrettungsboot „Horst Heiner Kneten“ mit seiner Crew aufs Meer hinaus. Foto: Stephan Mühr
Bei der Jacht angekommen, sahen die Einsatzkräfte, dass der Maschinenraum schon über 70 cm mit Wasser vollgelaufen war. Mit vereinten Kräften gelang es den Seenotrettern, das Schiff gerade so zu halten, nachdem sie mehrere mobile Pumpen an Bord gebracht und 2.200 l Wasser abgepumpt hatten. In langsamer Schleppfahrt zwischen der „Horst Heiner Kneten“ und der „Pidder Lüng“ brachten sie die havarierte Jacht schließlich kurz vor Mitternacht sicher in den Hörnumer Hafen. Es sind erfolgreich abgeschlossene Einsätze wie dieser, die Melanie Heuser glücklich machen. Seit 2015 ist sie Seenotretterin mit Herz und Seele. „Das Ehrenamt ist mein Leben“, sagt sie voller Überzeugung. In Kiel geboren, kam sie im Alter von zwei Jahren mit den Eltern und der älteren Schwester auf die Insel, ihr jüngerer Bruder wurde hier geboren. „Mein Vater arbeitete damals als Maschinist auf dem Zollboot ‚Kniepsand’ und war auch ehrenamtlicher Seenotretter“, erzählt sie. Doch sie selbst sei früher nie auf den Gedanken gekommen, dass dieses Ehrenamt etwas für sie sein könnte. Es fehlten ihr schlichtweg weibliche Vorbilder.
„Wollt ihr das wirklich?“
Mit zehn Jahren trat sie bei der Jugendfeuerwehr ein, machte später den Segel- und Sportbootführerschein und lernte tauchen. Heute ist sie Feuerwehrfrau und gehört als Atemschutzgeräteträgerin dem Sylter ABC-Gefahrgutzug an. „Irgendwann fragte mich ein Feuerwehrkamerad, der bei den Seenotrettern ist, ob ich Lust hätte, auch dort mitzumachen“, blickt die 38-Jährige zurück. Weil sie die erste und einzige Frau sein würde und vermutete, dass das für einige Rettungsmänner ungewohnt sein könnte, redete sie Klartext: „Jungs, schnackt beim nächsten Besprechungsabend erst mal untereinander ab, ob ihr das wirklich wollt. Wenn ja, mach‘ ich gern bei euch mit.“
Das Ja ließ nicht lange auf sich warten. „Melli“, wie sie alle nennen, wurde herzlich aufgenommen und wuchs bald in die Gemeinschaft der bis zu zehn Freiwilligen um Stationsleiter und Vormann Michael Petersen hinein. Ganz selbstverständlich wurde sie als eine der ihren aufgenommen, ohne Sonderbehandlung, das war ihr wichtig. Zunächst als Anwärterin nahm sie an den 14-täglich stattfindenden Übungsdiensten und den monatlichen Besprechungsabenden teil. „Außerdem absolvierte ich eine verpflichtende ärztliche Untersuchung, die meine Seediensttauglichkeit bescheinigte, einen Sicherheitslehrgang am Trainingszentrum der DGzRS in Neustadt/Holstein und eine Erste-Hilfe-Schulung“, zählt sie auf. Seitdem stehen regelmäßige Erste-Hilfe-Auffrischungen und umfangreiche Fort- und Weiterbildungen auf ihrem Plan. An Deck der „Horst Heiner Kneten“ übernimmt sie alle Aufgaben, die anfallen: Ausguck besetzen, mit dem Fernglas die See absuchen, Pumpen oder Schleppleine klarmachen, am Funk und bei der Navigation unterstützen. „Zurzeit bin ich außerdem Trainee zur Bootsführerin“, bemerkt sie. Nach Abschluss der Ausbildung wird sie im Einsatzfall die Verantwortliche an Bord sein können und den Blick auf das große Ganze haben.
Frauen in der Minderheit
Auch wenn Frauen seit der DGzRS-Gründung im Jahr 1865 stets ihren Platz bei den Seenotrettern hatten, sich als Ehrenamtliche an Land oder Förderin einbrachten, sind sie als Freiwillige auf den Rettungsbooten noch in der Minderheit. Dabei richtet sich das ständige Bemühen der DGzRS, Freiwillige für das Ehrenamt zu gewinnen, gleichermaßen „an alle Geschlechter“. Mittlerweile sind von den rund 800 ehrenamtlichen Seenotrettern über 50 weiblich. Melanie Heuser würde sich über mehr Frauen an Bord freuen. „Sie können noch einmal andere Blickwinkel, Fähigkeiten und Talente zum Wohle unserer Aufgaben einbringen“, ist sie überzeugt.
Dass jedoch beispielsweise Frauen in der aktiven Familienphase zögerten, ein Ehrenamt anzunehmen, das eine Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft vorsehe, könne sie verstehen. Für sie selbst sei es ein Glücksfall, einen Partner zu haben, der hauptamtlicher Seenotretter auf Helgoland ist. „Er hat volles Verständnis dafür, dass ich immer auf Abruf bin“, stellt sie heraus. Ebenso ständen ihr der Arbeitgeber und die Bankkollegen zur Seite, wenn sie ad hoc zu einem Einsatz gerufen werde oder an einen mehrtägigen Lehrgang teilnehme. „Ohne die Unterstützung meiner Chefin und des gesamten Kollegenteams ginge es nicht. Sie halten mir den Rücken frei“, unterstreicht sie anerkennend.
Am meisten zu tun haben Melanie Heuser und die Crew in den Sommermonaten. Auf Kontrollfahrten und im Einsatz müssen sie immer mindestens zu dritt an Bord sein. Ihr Revier ist auf der Ostseite der Insel geprägt von ausgedehnten Wattgebieten, auf der Westseite sowie zwischen den Inseln Sylt und Amrum von Zonen mit starker Brandung und Strömung. Alljährlich etwa fünf bis zehn Einsätze, schätzt sie, fallen in der Hauptsaison an. Dann tummeln sich Sportboote neben Surfern, Stand-up-Paddlern und Kitern auf dem Wasser. Hinzu kommen Fischkutter auf Fangreise sowie Ausflugsschiffe und Passagierschiffe, die die Nordfriesischen Inseln und Halligen miteinander verbinden. „Da kann immer etwas passieren. Aber natürlich ist der beste Einsatz der, den wir gar nicht haben, weil das bedeutet, dass niemand in Not geraten ist“, betont sie.
Persönlichkeit ist gewachsen
Seenotretterin zu werden, hat Melanie Heuser bisher keine Sekunde bereut. Das Ehrenamt gebe ihrem Leben einen besonderen Sinn, sei eine feste Konstante, komme, was da wolle. „Und bei den Seenotrettern geht es familiär zu. Wir können uns privat und im Einsatz hundertprozentig aufeinander verlassen. Der Teamzusammenhalt, ebenfalls mit anderen Stationen, ist super. Vielen Menschen ist gar nicht mehr bewusst, wie viel eine solche Gemeinschaft einem geben kann“, meint sie. Deshalb möchte sie eine Lanze für das Ehrenamt bei der DGzRS brechen und interessierte Frauen und Männer, die in Küstennähe wohnen, ermutigen, darüber nachzudenken, es ihr gleichzutun. „Als Seenotretterin bin ich auch in meiner Persönlichkeit sehr gewachsen und habe an Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein dazugewonnen“, freut sie sich über einen positiven Nebeneffekt ihres freiwilligen Engagements.
Die freiwilligen Seenotretter der Station Hoernum bei einer Übungsfahrt mit dem Seenotrettungsboot HORST HEINER KNETEN am 9. Mai 2018 vor Sylt: Vormann Michael Petersen (v. l.), Seenotretterin Melanie Heuser, Seenotretter Heiko Moeller, Markus Stumm und Dirk Johannsen.
Den Namen haben die Erhebung und ihre Publikation schon mehrfach gewechselt: Vom „Jagdartenbericht“ über den „Jagd- und Artenschutzbericht“ wurde sie vor gut einem Jahrzehnt zum „Jahresbericht zur biologischen Vielfalt“. Früher vom Landwirtschaftsministerium veröffentlicht, ist nun auch die Umweltverwaltung in Kiel daran beteiligt. Die beiden Häuser stellten sie dann auch gemeinsam vor. Über die wichtigsten Inhalte wurde bereits im Bauernblatt in der Ausgabe 6 berichtet. Hier die aktuellen Strecken und die Sicht der Jäger.
Jagd und Naturhaushalt gehören zusammen. Zu dem Schluss kommen die beiden Minister Werner Schwarz (Landwirtschaft, CDU) und Tobias Goldschmidt (Umwelt, Grüne) in ihrer gemeinsamen Pressemitteilung. Mit rund 22.000 Jagdscheininhabern gehört Schleswig-Holstein bundesweit zur Spitzengruppe. „Zum Schutz der Wälder und unserer Kulturlandschaften und damit zum Erhalt der Artenvielfalt ist die Jagd unverzichtbar“, sagte Werner Schwarz bei der Vorstellung. Das dürfte die Jäger freuen, die viele Stunden im Jahr nicht nur mit dem Ansitzen, sondern auch mit Biotopmaßnahmen, Tierzählungen, Hege und Pflege verbringen.
Die aktuellen Strecken zeigten, so Schwarz weiter, dass die Jäger im Land ihre Aufgabe ernst nähmen und auch in besonderen Zeiten (Afrikanische Schweinepest) ihrem Auftrag zur Regulierung der Bestände nachgekommen seien. Bei nahezu allen Schalenwildarten sei die Jagdstatistik konstant hoch geblieben, so der Minister (Tabelle 1): „Ich begrüße es, dass sich auch immer mehr junge Menschen für diese anspruchsvolle Ausbildung begeistern können und somit einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung der biologischen Vielfalt und des Naturhaushaltes leisten.“
Beurteilung der Jäger
Allein knapp 18.000 Jägerinnen und Jäger sind im Landesjagdverband organisiert. Für sie spricht Wolfgang Heins. Er ist der Präsident des Zusammenschlusses der regionalen Jäger und hat sich auf Nachfrage zum Jahresbericht 2022 zur biologischen Vielfalt wie folgt geäußert:
„Der Bericht macht deutlich: Die Jägerschaft leistet ihren Beitrag, sei es beim Umbau unserer Wälder oder der Reduzierung der Schwarzwildbestände im Hinblick auf die Prävention der Afrikanischen Schweinepest, aber auch beim Wolf, wenn es zu Problemen kommen sollte. Sorgen bereiten uns die Erkenntnisse über den Verlust von Naturräumen und damit einhergehende Problemen für wandernde Arten. Als Naturschutzverband werden wir den Schwerpunkt unserer Arbeit auf das Freihalten von Wanderkorridoren legen, um der genetischen Verarmung und damit dem Artensterben wirksam zu begegnen.“ Aus der Geschäftsstelle des Verbandes in Flintbek hieß es außerdem, dass es konsequent gedacht sei, dass Landwirtschafts- und Umweltministerium den Bericht gemeinsam veröffentlichten, denn das Thema lasse sich nur Hand in Hand angehen.
Große Teile des Berichtes gehen auf die Jagdausübungsberechtigten vor Ort zurück. Die Jäger sind es, die die Statistik jedes Jahr mit Zahlen füttern. Sie müssen einerseits das erlegte Wild melden (Wildnachweisung), und sie liefern andererseits im Auftrag des Wildtierkatasters Zahlen über das Vorkommen von Wildarten (Monitoring). Durch das Reviersystem liegen somit umfassende Angaben aus Schleswig-Holstein vor – von Flensburg bis Lauenburg und von Dithmarschen bis Fehmarn.
Zahlreiche Fachbeiträge
Neben statistischen Erhebungen beinhaltet der Jahresbericht auch unterschiedliche Fachbeiträge aus dem Jagdbereich zu jagdbarem und nicht jagdbarem Wild. So werden verschiedene Fragestellungen rund um das Rotwild behandelt. Um einer genetischen Verarmung dieser Tierart entgegenzuwirken, kommt der sinnvollen und realisierbaren Wiedervernetzung von Lebensräumen laut Bericht eine besondere Bedeutung zu. Ein Beispiel dafür sind Wildbrücken an der Autobahn (siehe Foto).
Wildbrücken oder Grünbrücken wie diese über die A 7 bei Brokenlande helfen dabei, zerschnittene Lebensräume etwa des Rotwildes wieder zu verbinden. Foto: Isa-Maria Kuhn
Darüber hinaus beinhaltet der Jahresbericht auch aktuelle Beiträge zu Brutvogelmonitoring, Bestandsentwicklungen von Gänsepopulationen, die Rote Liste der Brutvögel Schleswig-Holsteins, das Rotmilanprojekt und Einblicke in die Welt des Fischotters. Interessierte, die ins Detail gehen möchten, finden den Bericht auf der Internetseite des Ministeriums für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz unter dem Schlagwort Jahresbericht zur biologischen Vielfalt. Dort sind auch die vergangenen Jahre einsehbar.
Wer etwas Zeit mitbringt und mehrere Berichte vergleicht, kann ablesen, wie sich das Wild über die Jahre entwickelt.
Sorge bereiten den Jägern unter anderem die Neozoen. Das sind Tierarten, die ursprünglich nicht bei uns zu Hause waren, hierzulande eingeschleppt worden sind und sich meist als Kulturfolger sehr stark ausbreiten. Beispiele dafür sind Marderhund und Waschbär. Sie mögen für den Laien putzig aussehen, gefährden jedoch den Bestand des heimischen Niederwildes.