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Der Lesehund-Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Lesekompetenz von Kindern mit einer Leseschwäche zu verbessern. Lesehund ist kein Leseunterricht, sondern eine Lernhilfe. Es geht nicht so sehr darum, wie die Kinder lesen, sondern dass sie sich gut fühlen, während sie lesen. Speziell ausgebildete Lesehunde helfen, dass sie ihre Ängste vor dem (Vor-)Lesen verlieren und Spaß dabei haben.
Sabine Hoffmann ist zertifizierte Hundetrainerin in Wedel (Kreis Pinneberg). In ihrer Hundeschule „Born to train dogs“ schult sie Vierbeiner mit ihren Besitzern im großen Einmaleins des Hundebenimms und Gehorsams. Doch einmal in der Woche ist Lesestunde. Dann sind ihre beiden Hunde Mila und Bobby der Coach und helfen Kindern mit Leseschwäche, ihre Hemmungen vor dem (Vor-)Lesen abzubauen. Vier Kinder aus der zweiten und dritten Grundschulklasse sind es, die jeden Mittwochnachmittag zu den Hoffmanns nach Hause kommen. Darunter auch Jonas Schuldt. Dann macht er es sich mit der Ungarischen Hütehündin Mila auf dem Sofa gemütlich, um ihr eine schöne Geschichte vorzulesen.
Lesehündin Mila
Als er vor einem Jahr zu Sabine kam, wusste er zwar alle Buchstaben, doch fiel es ihm schwer, sie zu Wörtern oder Sätzen aneinanderzureihen. Aus Sorge, ausgelacht zu werden, traute er sich nicht mehr, in der Schule vorzulesen. Doch in Mila hat er eine geduldige Zuhörerin gefunden. Sie stört es nicht, wenn seine Sätze noch etwas holprig sind. „Zu Hause klappt es mit dem Vorlesen inzwischen schon recht gut“, bestätigt seine Mutter, „vor der ganzen Klasse zu lesen, das traut er sich noch nicht.“ „Er ist mein erster Schüler“, erzählt Sabine Hoffmann, „als ich von dem Lesehund-Projekt hörte, war ich sofort begeistert.“ Seit einem Jahr engagiert sie sich mit ihren beiden Hunden ehrenamtlich für das Projekt. Mit ihr sind 120 Teams in ganz Deutschland unterwegs. In der Regel besuchen sie Schulen, Büchereien, Schulkindbetreuungen und heilpädagogische Einrichtungen, um vor Ort leseschwachen Kindern zu helfen.
Dass die Kinder wie bei Sabine Hoffmann ins Haus kommen, ist eher die Ausnahme: „Ich finde, dass die Kinder bei mir auf der Couch noch entspannter sein können als in der Schule.“ Welche Kinder an der Lesestunde mit Hund teilnehmen, entscheiden die Lehrer. Kerstin Deters-Köhnke ist Ausbilderin im Norden und betreut hier die Lesehund-Teams. Sie entdeckte die Lesehund-Initiative vor zehn Jahren. „Mein Sohn war damals acht“, erinnert sich die Mutter von drei Kindern, „wegen seiner Leseschwäche wurde er von seinen Mitschülern oft gehänselt und vor der Klasse bloßgestellt. Das war nicht so schön.“
Um einen Ausweg aus der Situation zu finden, nahm sie Kontakt zu Kimberly Kistler-Grobholz auf, die 2008 das Lesehund-Projekt in München gründete. Sie war so begeistert davon, dass sie 2017 nach Bayern reiste, um mit ihrer Hündin Emmy – sie war damals gerade ein Jahr alt – an einem Workshop teilzunehmen und selbst die Lesehund-Teamausbildung zu machen.
Seither ist sie nicht mehr nur mit Golden Retriever Emmy, sondern auch mit Golden Doodle Nala regelmäßig in der Wedeler Moorwegschule zu Besuch, um leseschwachen Kindern zu helfen.
Seit 2019 bildet Deters-Köhnke selbst Besitzer und Besitzerinnen mit ihren Vierbeinern zu Lesehund-Teams aus. „Nicht jeder Hund ist geeignet“, wie die Ausbilderin betont, „deshalb durchlaufen die Kandidaten erst mal einen Test.“
Kerstin Deters-Köhnke mit Golden Doodle Nala (li.) und Golden Retriever Emmy (r.) betreut das Lesehund-Projekt im Norden.
Grundvoraussetzung ist natürlich, dass die Hunde Kinder mögen. „Bei einem Casting finden wir heraus, wie der Hund in bestimmten Situationen reagiert“, erklärt die Expertin, die bei dieser Aufgabe von Sabine Hoffmann als erfahrener Hundetrainerin unterstützt wird. „Als Vorleserin assistiert mir meine kleine Tochter“, erläutert Hoffmann, „dabei beobachte ich den Hund und kreiere ganz bewusst Stress-Situationen, indem ich zum Beispiel plötzlich aufspringe und mit den Armen in der Luft herumwedele.“ Gehe der Hund nach vorn und zeige Aggressionsverhalten, dann sei er für die Aufgabe als Lesehund nicht geeignet. Ziehe er sich zurück oder frage er seinen Halter um Hilfe, sei das in Ordnung. Dann wird für ihn gesorgt.
Auch wenn die Hunde nur neben ihren Schülern auf dem Sofa liegen und kuscheln dürfen, ist es für sie ein aufregender Job. Sie müssen sich immer wieder auf neue Kinder einstellen, aufmerksam zuhören und stets die Ruhe bewahren. Deshalb sollten sie nicht mehr als maximal drei Stunden pro Woche im Einsatz sein. Wichtig sei, wie die Trainerin betont, dass sich nicht nur das Kind, sondern auch der Hund in der Lesestunde wohlfühle. Lesehund-Besitzer benötigen außerdem einen Hundeführerschein mit theoretischer und praktischer Prüfung. Das kann die Begleithundeprüfung, der Sachkundenachweis oder der Dog-Owners-Qualification (D.O.Q)-Test 2.0 sein.
Die Hundebesitzer werden in einem Tages-Workshop – ohne Hund – auf ihre Aufgabe vorbereitet. Sie lernen, Versagensängste beim Kind abzubauen, die Lesekompetenz zu verbessern und den Kindern den achtsamen Umgang mit dem Hund beizubringen.
Das Lesen lernen an sich bringen die Lesehund-Teams den Kindern nicht bei. Dafür ist die Schule zuständig. Das Ziel ist vielmehr, die Kinder in ihrem Selbstvertrauen zu stärken, damit sie wieder Spaß am Lesen bekommen. Dabei übernehmen die Hunde einen wichtigen Part, nämlich eine wertschätzende und vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen. Eine Leseeinheit dauert in der Regel 20 min. In dem einen Jahr, in dem Jonas mit Mila, seiner Lehrerin auf vier Pfoten, das Lesen übt, hat er die fast sechzig Bücher der speziell für Kinder mit Leseschwäche entwickelten Serie vorgelesen. Die Geschichten sind in einfachen Sätzen und mit großen Buchstaben geschrieben, um das Lesen einfacher zu machen. So stellt sich schnell der Erfolg ein.
Noch vor den Sommerferien hat Jonas die 58. Folge begonnen. Er freut sich schon jetzt: „Wenn die Schule wieder anfängt, lese ich mit Mila weiter.“ Mirjam Greisen, Lehrerin an der Moorwegschule, ist von der Arbeit der Lesehund-Teams überzeugt. Als eine ihrer Schülerinnen eines Tages von selbst den Wunsch äußerte, vor der Klasse vorzulesen, kamen ihr vor Freude die Tränen. Die Szene wird ihr immer in Erinnerung bleiben: „Mit der einen Hand hielt das Mädchen das Buch, mit der anderen streichelte sie den Hund.“
Info
Wer einen Lesehund für seine Schule oder Einrichtung buchen, sich selbst ehrenamtlich mit seinem Hund als Lesehund-Team engagieren oder ganz einfach den gemeinnützigen Lesehund-Verein unterstützen möchte, sei es als förderndes Mitglied oder mit einer Spende, der kann sich bei Kerstin Deters-Köhnke unter Tel.: 0177-8 25 89 80 melden. Alle Infos gibt es unter lesehund-im-norden.de
Der Waldumbau in den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten kommt gut voran. Davon konnte sich Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) überzeugen, als er im Rahmen seiner Sommertour die Försterei Daldorf im Kreis Segeberg besuchte. Schritt für Schritt wird der Wald umgebaut von der Monokultur Fichte hin zu einem Mischwald mit Bäumen, die dem Klimawandel besser trotzen. Fichten haben vor 20 Jahren noch 70 % des Bestandes ausgemacht.
Auf dem Pflanzprogramm stehen vor allem Douglasien, Küstentannen, Rotbuchen und Winterlinden. 3.000 bis 4.000 junge Bäume werden pro Hektar gepflanzt. Zu einem vollständigen Kahlschlag kommt es beim Waldumbau nicht. Die jungen Bäume werden zwischen die alten gepflanzt, so sind die jungen nicht schutzlos der Sonne ausgeliefert. Und „wenn die alten Bäume geerntet sind, steht der neue Wald schon da“, so Revierleiter Thomas Jacobi.
Eine Million Bäume jedes Jahr
In den nächsten zehn Jahren sollen in den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten rund 2.880 ha neu bepflanzt werden, das heißt jedes Jahr etwa eine Million Bäume. Der Waldumbau ist nicht zuletzt auch deshalb wichtig, weil Schleswig-Holstein verhältnismäßig wenig Wald besitzt.
Das wird sich in nächster Zeit auch nicht in großem Stil ändern. „In Schleswig-Holstein ist die Flächenkonkurrenz sehr groß. Deshalb konzentrieren sich die Landesforsten auf den Waldumbau und weniger auf neuen Wald“, so Landesforstminister Werner Schwarz.
Das ist auch im Revier Daldorf so. „Es steht wenig Fläche zum Verkauf, und wenn, dann können wir preislich nicht konkurrieren“, erklärt Jacobi. „Als Landesforsten dürfen wir nur zum Durchschnittspreis kaufen. Kürzlich hat uns ein Landwirt vier Hektar verkauft. Der wollte etwas Gutes für die Allgemeinheit tun. Das passiert aber eher selten.“
Die Försterei Daldorf hat früh mit dem Waldumbau begonnen, sodass von den 1.500 ha Wald jetzt nur noch 135 ha umgebaut werden müssen – davon sind 35 ha reine Fichte. Seit etwa zehn Jahren setzt man hier auf moderne Methoden. „Gemeinsam mit der Baumschule Heydorn haben wir ein Substrat entwickelt, in dem die Pflanzen heranwachsen und einen festen Wurzelballen bilden. Diese Containerpflanzen können wir praktisch das ganze Jahr über pflanzen.“ Und noch einen Vorteil haben sie: Sie passen mit dem Container genau in das Bohrloch einer „Waldbohrmaschine“ hinein. „So schaffen wir mit einer Maschine 160 Pflanzen pro Stunde. Aber nicht nur die Pflanzleistung, sondern auch die Pflanzqualität ist hoch.“ Der Minister probierte die Bohrmaschine selbst aus und pflanzte einige Bäume.
Traubenkirschen sind dominant
Den Wald sich selbst zu überlassen und wachsen zu lassen, was wächst, ist in der Försterei Daldorf keine Alternative. „Die Traubenkirsche würde alles überwuchern. Sie wächst in den ersten Jahren ein bis eineinhalb Meter pro Jahr. Da hätte kein anderer Baum eine Chance. Die Samen werden von Vögeln und Waschbären im ganzen Wald verteilt“, so Thomas Jacobi.
Junge Bäume gilt es vor Wildverbiss zu schützen. „Dafür verwenden wir Schafsfett, mit dem die jungen Bäume bestrichen werden. Das mögen weder die Hasen noch die Rehe“, so Jacobi. Außerdem muss ausreichend Wild gejagt werden. „Das Ziel ist, zehn Rehe pro Hektar pro Jahr zu erlegen. Das schaffen wir meist nicht ganz.“ Offensichtlich erreichen die Jäger ihr Ziel aber zumindest annähernd, denn die Eberesche gedeiht gut in den Wäldern des Reviers. „Rehe fressen besonders gern die Triebe von Ebereschen. Deshalb ist ein guter Bestand an Ebereschen ein positives Zeichen für einen gut regulierten Wildbestand.“
Ebereschen werden nicht angepflanzt. Sie samen sich selbst aus. „Nach dem Umbau des Waldes brauchen wir hoffentlich keine Bäume mehr zu pflanzen, weil sie sich selbst vermehren“, so Thomas Jacobi.
Fischereiminister Werner Schwarz (CDU) brachte die Gummistiefel selbst mit. In Begleitung seines Fischerei-Referatsleiters Martin Momme kam er im Rahmen seiner Sommertour zum Niendorfer Hafen in der Gemeinde Timmendorfer Strand. Hier nahm er die restliche Fischerdienstkleidung im Empfang, und dann ging es los mit dem Fischkutter von Peter Dietze, einem der letzten Küstenfischer in der Lübecker Bucht.
Klare Sicht und ruhige See, beste Voraussetzungen für ein erstes Fischereipraktikum. Der Fang an diesem sonnigen Morgen fiel dann eher bescheiden aus. Auch wenn das nicht immer so ist – ein Küstenfischer an Schleswig-Holsteins Ostseeküste hat zu kämpfen, muss sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen, um sich wirtschaftlich über Wasser zu halten.
Von der Fischerei allein kann Dietze nicht mehr leben. In der Saison schippert er Touristen durch die Lübecker Bucht. „Bei diesen Touren fische ich tatsächlich und erkläre den Fang an Bord, damit Groß und Klein anschaulich die Meerestiere erleben können“, so Dietze.
Geplanter Nationalpark bereitet Sorgen
Von Oktober bis April fährt er in die Kieler Bucht zum Fischen. Doch damit könnte es bald vorbei sein, wenn sich das Land dafür entscheiden sollte, die schleswig-holsteinische Ostseeküste zum Nationalpark zu erklären. „Dann dürften 50 Prozent nicht mehr genutzt werden“, so Minister Schwarz. Er plädierte für einen Schutzstatus unterhalb eines Nationalparks und versprach: „Ich werde mich für die Interessen der Fischer starkmachen.“ Prognosen wage er zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht. „Wir befinden uns in einem offenen Konsultationsprozess.“ Und in einer schwarz-grünen Koalition. Die Entscheidung soll Mitte nächsten Jahres fallen.
Unterstützung für den Schutz der Interessen der Fischer erhielt der Minister von der Landtagsabgeordneten Wiebke Zweig (CDU), die mit an Bord war. Sollte die schleswig-holsteinische Ostseeküste Nationalpark werden, können Peter Dietze und seine Kollegen nicht mit staatlichen Ausgleichszahlungen rechnen. Minister Schwarz erklärte die Unterschiede zur Landwirtschaft: Den Landwirten gehöre das Land. Das heißt, der Staat greife bei Verfügungen in ihre Eigentumsrechte ein.
Sollte der Nationalpark kommen, wird es eng für Dietze und seine Kollegen. An den Personalkosten kann er nicht sparen. Sein Mitarbeiter Jan Schuld ist nur heute ausnahmsweise mit an Bord. An den Tagen ohne Ministerbesuch sind Dietze und Schuld jeder allein mit einem Kutter unterwegs.
Krebspopulation ist eine Plage
Da die Dorschpopulation in der Ostsee zurückgegangen ist, breiten sich Krebse immer mehr aus. „Früher haben die Dorsche junge Krebse gefressen. Jetzt fressen Krebse in der Reuse die Flossen der Plattfische an“, so Dietze. „Die Flossen regenerieren sich wieder, aber die Krebse sind wie ein Heuschreckenschwarm unter Wasser. Sie sind Allesfresser, und genau das tun sie. Sie fressen auch die Nahrung der Fische. Viele Fische sind magerer als früher. Ob das an den Krebsen liegt oder an den schlechten Umweltbedingungen, etwa durch die Überdüngung, ist noch nicht wissenschaftlich untersucht.“
Magere Fische kann Dietze ab Kutter jedoch nicht verkaufen. Die will niemand haben. Dafür ist er auf die Fischauktionen in Holland angewiesen. Ein Lkw sammelt die Fische entlang der Küste ein und fährt sie nach Holland. Aber nicht immer wird ein Lkw voll. Dann lohnt die Fahrt nicht. Die minderwertigeren Fische lassen sich dann nur noch als Tierfutter verwerten.
Das Netz wird eingezogen.
An diesem Tag waren wenige Plattfische im Netz und auch wenige Krebse. Der Minister pulte sie alle einzeln aus dem Netz und setzte fachgerecht den tödlichen Stich. Die Krebse gingen über Bord. In der Reuse waren nur kleine Dorsche und viele Krebse. Ist ein Dorsch unter 35 cm lang, muss er zurück ins Wasser. Ein Lineal ist immer an Bord, um nachzumessen. Fischer Dietze wünscht sich, dass er auch die sich stark vermehrenden Krebse verkaufen könnte. Doch hierzu fehlen zurzeit noch die Vermarktungsmöglichkeiten.
Zwischen dem Land Schleswig-Holstein und den Fischern gibt es freiwillige Vereinbarungen zum Schutz von Schweinswalen und Meeresvögeln. Damit die Schweinswale nicht versehentlich als Beifang in den Fischernetzen landen, werden sie mittels akustischer Signale gewarnt, die von sogenannten Pals ausgesendet werden. Das Land fördert die Anschaffung der Pal-Geräte, die an den Netzen befestigt werden.
Benjamin Schröder, Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft Nord- und Ostseefische GmbH, zeigte sich zufrieden mit dem prominenten Praktikanten. „Minister waren schon einige an Bord, und wir haben ihnen auch immer das Angebot gemacht mitzuarbeiten. Herr Schwarz war der Erste, der wirklich mitgearbeitet hat. Er darf gerne wiederkommen“, versicherte er.
Werner Schwarz (li.) und Fischer Peter Dietze im Gespräch
In Großharrie im Kreis Plön wurden auf einem Betrieb rund 700 verendete Schweine gefunden. „Eine Tragödie“ nennt es Dietrich Pritschau, Vorsitzender der AG Schweinehaltung und Vizepräsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein: „Das hat nichts mit der Art der Tierhaltung zu tun, es muss eine extreme Überforderung bei dem Halter vorgelegen haben.“ Die Sache wurde aufgedeckt, als der Halter einem Veterinär den Zugang verweigerte und dieser ihn sich mittels der Polizei verschaffte. So wurden die verendeten Kadaver entdeckt.
„Der Halter muss die Tiere schon seit 2020 nicht mehr ordnungsgemäß oder gar nicht versorgt haben, sie sind verhungert und verdurstet“, sagt Dr. Henning Hadeler von der Staatsanwaltschaft Kiel. Sie ermittelt nun gegen den 43-jährigen Halter wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz.
Die Frage stellt sich, warum die Angelegenheit nicht früher bemerkt wurde. Die Schweine waren in drei Ställen untergebracht, zwei außerhalb des Ortes und einer abgewandt zur Straße. Eine Geruchsbelästigung war offensichtlich nicht aufgefallen, auch keine Schreie der Tiere. „Es muss ein langsames Abgleiten in den Tod gewesen sein“, meint Pritschau. Der Landwirt hatte vor drei Jahren die Schweinehaltung abgemeldet, man hatte also dort keine Schweine mehr vermutet. Ob sie tatsächlich fortgeschafft wurden, wurde offensichtlich nicht überprüft.
„Der Kollege muss überfordert gewesen sein“, sagt Joachim Flessner, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Plön: „Es ist unser aller Aufgabe, die Augen offenzuhalten und Hilfe anzubieten.“ Dr. Uwe Scheper, Vertrauensperson Tierschutz in der Landwirtschaft der Landesregierung, bekräftigt dies: „Fasst euch ein Herz, meldet euch, wenn ihr Probleme habt, es gibt immer einen Weg. Die Landwirtschaft muss lernen, über Probleme zu reden.“ Und an das Umfeld gewandt: „Lieber einmal mehr als zu wenig nachfragen!“
Ansprechpersonen:
Dr. Uwe Scheper, Tel.: 01 51-52 78 98 40, vertrauensperson.tierschutz@mllev.landsh.de Klaus Dahmke, BVSH, Tel.: 01 71-972 72 23 Sönke Harders, LKSH, Tel.: 01 70-561 15 53, sharders@lksh.de Dr. Jan Menkhaus, Nordkirche, Tel.: 01 51-22 56 50 28, jan.menkhaus@kda.nordkirche.de
Klimawandel, umweltschonende Techniken und Torfersatz, Wirtschaftlichkeit, Umweltauflagen, Kundenwünsche – dies waren Themen der Fachveranstaltung Florum – Forum für Grünes Wissen, die am 22. August mit reger Beteiligung im Gartenbauzentrum der Landwirtschaftskammer in Ellerhoop stattfand.
Baumschulen sind die Wiege und die Kinderstube unserer künftigen Waldbäume, Stadtbäume und Gehölze. Ihre Produzenten, die Baumschuler, müssen dafür vielfältige Herausforderungen meistern. Das gilt für die Betriebe vor Ort, aber auch in Europa und weltweit. Was liegt da näher, als sich über neue Erkenntnisse in Fachvorträgen schlauzumachen (www.florum.sh/vortrag/82).
Schlüsselfunktion fürs Klima
Zudem hatten rund 50 Baumschulbetriebe vor Ort ihre Tore für die Fachwelt geöffnet. Sie informierten Kommunen, Einzelhandelsgärtnereien und andere Kunden über ihre Wirtschaftsweise und ihre Pflanzen.
Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer, eröffnete die Florum gemeinsam mit Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU). Sie sagte: „Ich freue mich, dass Sie alle nach Ellerhoop gekommen sind, in unser Kompetenzzentrum Baumschule. Wir befinden uns hier in einem der größten zusammenhängenden Baumschulgebiete Europas.
Werner Schwarz, Minister für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz, betonte: „Die Baumschulwirtschaft in Schleswig-Holstein ist nicht nur ein wichtiger Wirtschaftszweig, sondern sie leistet auch einen wertvollen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung unserer Region. Die Baumschulen prägen unser Landschaftsbild und schaffen die Grundlage für die Begrünung von urbanen und ländlichen Räumen.“ Und weiter: „Als Landesregierung ist es uns wichtig, den Baumschulstandort Schleswig-Holstein zu stärken und bei anstehenden Transformationsprozessen zu unterstützen.“
Hajo Hinrichs, Präsident des Bundes deutscher Baumschulen, dankte allen Engagierten, vor allen Dingen dem Vorstand im Landesverband Schleswig-Holstein.
Dr. Frank Schoppa, Geschäftsführer der Florum und Geschäftsführer des Baumschulverbandes auf Landesebene, sagte: „Im Gartenbauzentrum Ellerhoop bieten wir Wissenstransfer und fachlichen Austausch untereinander und wir fördern zugleich den Absatz im Pinneberger Baumschulland.“
Sie eröffneten die Florum 2023 im Gartenbauzentrum in Ellerhoop: Jan-Peter Beese, Leiter der Abteilung Gartenbau (LKSH), Axel Huckfeldt, Vorstand Bund deutscher Baumschulen (BdB SH), Dr. Frank Schoppa, Geschäftsführer von BdB SH und Florum, Wetterexperte Sven Plöger, die Präsidentin der Landwirtschaftskammer, Ute Volquardsen, Landwirtschaftsminister Werner Schwarz und der Präsident des BdB auf Bundesebene, Hajo Hinrichs (v. li.). Foto: Daniela Rixen
Wetterexperte Sven Plöger sprach zum Thema „Zieht euch warm an, es wird heiß!“. Er sagte: „Wir brauchen eine Verländlichung der Städte – mehr Grün und mehr Blau“, damit Verdunstungskälte entstehen könne. „Da ist die Baumschulbranche eine Schlüsselbranche. Leider hätten wir ein Handlungsproblem als Menschen, dem stehe aber eine physikalische Realität gegenüber – es gebe keine Wunschwelt, so der Meteorologe. Und noch immer wüchsen die Emissionen, legte er dar.
Dr. Andreas Wrede, Leiter des Baumschulversuchswesens im Gartenbauzentrum der Landwirtschaftskammer in Ellerhoop, informierte über Klimawandelgehölze und gab aktuelle Empfehlungen für Garten, Stadt und Land.
Seit zirka zwölf Jahren arbeitet die Landwirtschaftskammer am Thema der Gestaltung zukünftiger Baumsortimente. Es geht um die unverzichtbaren Eigenschaften für ein funktionierendes (Stadt-)Grün und dessen klimaresiliente Gestaltung.
Hendrik Averdieck, ebenfalls Mitarbeiter im Versuchswesen der Landwirtschaftskammer, referierte zum Thema „Torfersatz in Gehölzsubstraten“. Auch dabei spiele der Klimaaspekt eine Rolle.
Fazit
Die Veranstalter, Landwirtschaftskammer und Bund deutscher Baumschulen in Schleswig-Holstein, zeigten sich zufrieden. Es gab auch genügend Raum zum fachlichen Austausch und Netzwerken. Die Landwirtschaftskammer führt in ihrem Gartenbauzentrum in Ellerhoop, dem Kompetenzzentrum Baumschule in der norddeutschen Kooperation im Gartenbau, jährlich rund 80 Baumschulversuche durch. Mehr zu diesen Themen unter www.lksh.de
Wissenstransfer in die Praxis – den Fachvorträgen zum Klimawandel folgten viele interessierte Fachbesucher.Foto: Daniela Rixen
Auf dem Landesturnierplatz in Bad Segeberg fand das Pferdefest des Nordens statt, der Höhepunkt des Jahres für alle Breitensportler. Ganz gleich, ob Fahrer, Voltigierer oder Reiter, ob am Boden oder im klassischen, Western-, Tölt-, Barock- oder Damensattel, egal ob Shetlandpony oder Shire Horse: Unter dem Motto „Pferde und Freu(n)de” kamen sie zusammen, maßen sich in vielen bunten Wettbewerben und feierten gemeinsam die Freude am Pferd.
„Es ist ein beachtliches Kunstwerk“, sagte Dr. Katja Krugmann am Sonntagnachmittag über das Pferdefest des Nordens. Die neue Referentin für Breitensport, Vereine und Betriebe des Pferdesportverbandes Schleswig-Holstein (PSH) war zum ersten Mal mit der Organisation des Turniers beauftragt und erst vor drei Monaten in die Vorbereitungen eingestiegen.
Anne Rahlf (li.) und ihr Team aus dem Reit- und Fahrverein Bordesholm konnten eine der zehn Prüfungen für Voltigierer gewinnen. Foto: Stefan Stuhr/Rathmann Verlag
Es sei komplex gewesen, berichtet die 32-Jährige. Mit der sehr guten Unterstützung der Kollegen in der Geschäftsstelle, der dazugehörigen Ehrenamtlichen und vor allem der vielen Verbände und eingespielten Organisationsteams, die einzelne Prüfungen veranstalteten, sei es jedoch gut zu schaffen gewesen. Krugmann profitierte außerdem von ihrer Erfahrung in der Durchführung von Turnieren in ihrem Heimatverein in Bad Schwartau, Kreis Ostholstein, auch wenn es dort klassische Dressur- und Springprüfungen gegeben habe. „Es war sehr beeindruckend, wie vielfältig es war“, resümierte sie dann auch und fügte hinzu: „Die einzelnen Teams haben super funktioniert.“
Vom Shetty bis zum Kaltblut war in Bad Segeberg wieder jede Pferdegröße dabei. Foto: Stefan Stuhr/Rathmann VerlagIntegriert in das Pferdefest war auch ein C-Turnier der Ersten Westernreiter Union. Foto: Stefan Stuhr/Rathmann Verlag
„Dabei stand die ganze Veranstaltung am Donnerstag noch auf der Kippe, denn es hatte viel geregnet und alles war aufgeweicht“, so Matthias Karstens, Geschäftsführer des PSH. „Das Landesbreitensportturnier ist ja wie ein großes Festival. Viele Teilnehmer campen auf der Wiese und bleiben mit den Pferden über Nacht“, erklärte Krugmann.
Zum Glück sah der Wetterbericht für das Wochenende gut aus, also wurde die Veranstaltung durchgeführt und die Organisatoren wurden mit trockenem Wetter belohnt. Am Sonnabend war es dann allerdings so heiß, dass die Rettungssanitäter einige Besucher wegen Kreislaufproblemen versorgen mussten. Die Pferde kamen hingegen gut zurecht, die Tierärztin hatte keinen Einsatz.
Gelassenheit war bei vielen Prüfungen gefragt. Foto: Stefan Stuhr/Rathmann Verlag
Die Isländer machten am Sonnabendmorgen mit einer besonderen Prüfung den Anfang. „Blinder Führer“ hieß die Prüfung, bei der verschiedene Aufgaben von einem Team absolviert wurden, das aus einem Reiter auf einem Pferd und einem Führer mit verbundenen Augen bestand. Etwas später ging es mit einem gebisslosen Geschicklichkeitswettbewerb für Reiter weiter. Währenddessen konnte Tessa Hieronymi mit Baltic Blue die Prüfung „Ohne leichten Sitz nichts los“ gewinnen. Die Prüfung gehörte zum Bereich „Gehüpft wie Gesprungen“ und wurde vom Landesverband der Reit- und Fahrvereine Hamburg gemeinsam mit dem PSH ausgeschrieben.
Auch die Fahrergemeinschaft Schleswig-Holstein/Hamburg und das Team Légèreté, der Verein Schleswiger Pferdezüchter sowie Mounted Games Deutschland, der Verband für Reiterspiele, hatten Prüfungen im Angebot. Zum zweiten Mal mit dabei waren die Hobby Horser. Ihr Mächtigkeitsspringen gewann Tyra-May Friedel mit HH Browny. „Ich könnte mir vorstellen, dass das Hobby Horsing aufgrund der aktuell hohen Nachfrage noch mehr Raum bekommt“, sagte Katja Krugmann. Viel Änderungsbedarf sehe sie aber nicht, denn das Turnier stehe ja im Großen und Ganzen und sei über Jahre hin entwickelt worden. Außerdem waren alle „mit Witz und guter Laune dabei“, und was gibt es Besseres?
Im Hobby Horsing wurden fünf Prüfungen für Einsteiger und Fortgeschrittene angeboten. Foto: Stefan Stuhr/Rathmann Verlag
Das denkmalgeschützte Neue Rathaus der Stadt Wilster in der Elbmarsch, ehemals das Wohnhaus des Kanzleirates Johann Hinrich Doos und seiner Frau Luise, gilt zusammen mit dem Bürgermeistergarten als bedeutendstes bürgerliches Ensemble des 18. Jahrhunderts in Schleswig-Holstein. Der formale Garten mit seinen Marmorskulpturen und barocken Elementen ist aufgrund der testamentarischen Verfügung der Stiftung an die Stadt bis heute weitgehend in seinem Stil erhalten geblieben.
Außer dem Alten Rathaus von 1585 mit anliegendem, heute als Naturkundliches Museum genutztem Speicher aus dem gleichen Entstehungsjahr gibt es in Wilster das Neue Rathaus, das auch als Palais Doos bekannt ist. Es wurde nämlich in den Jahren 1785/86 als großbürgerliches Wohnhaus von Kanzleirat Johann Hinrich Doos (1738-1804) erbaut. Teile der Innenausstattung und die Gartenstatuen aus Carrara-Mamor konnte er aus der Auflösung des 1787 bis 1790 abgerissenen Schlosses Friedrichsruh bei Drage nördlich von Itzehoe erwerben. Zehn der Statuen sind erhalten und sind im rückwärtigen Garten zu besichtigen.
Das ehemalige Wohnhaus der Familie Doos ging im Jahre 1829 in den Besitz der Stadt Wilster über. Foto: Hans-Dieter Reinke
Die Frau des Kanzleirats, die Etatsrätin Luise Charlotte Dorothea Christine Doos, in deren Besitz das Palais und der Garten übergegangen waren, vermachte das Bürgerhaus zusammen mit dem Garten der Stadt Wilster. So wurde das Palais Doos nach dem Tod der Stifterin ab 1829 zum Sitz des Bürgermeisters der Stadt und erst seitdem gibt es die Bezeichnungen Neues Rathaus und Bürgermeistergarten. Dessen barocke Grundformen sind bis heute weitgehend unverändert erhalten, da es eine der Auflage des Vermächtnisses von der Etatsrätin Doos war, dass der Garten unverändert bleiben möge.
Gliederung des Bürgermeistergartens
Man gelangt von der straßenabgewandten Seite des Neuen Rathauses über eine Freitreppe und einen befestigten Vorplatz zur etwa 250 m langen Wegachse des 2,4 ha großen Bürgermeistergartens. Es folgt ein erster geschlossener, als Rondell angelegter Gartenteil, an dessen Rändern sich vier der Gartenplastiken befinden. Neben den römischen Göttinnen Juno, der Göttin der Ehe und Fürsorge, und der Göttin der Jugend, der Blumen und der Sinnesfreuden, Flora, sowie Aphrodite, der griechischen Göttin der Schönheit und Liebe, finden wir hier den römischen Himmels- und Wettergott Jupiter.
Über einen Eibenbogen gelangt man in das zentrale Gartenparterre, das an den Wegenden durch Doppellinden begrenzt ist. In der Mitte, wo die buchsbaumgesäumten Rosenbeete zusammenlaufen, befindet sich ein zentraler Tulpenbaum, der wiederum von vier Marmorstatuen umstanden ist. Hier finden wir etwa Apoll, den griechischen Gott des Lichts, des Frühlings und der Künste, Saturn, den römischen Gott des Ackerbaus und des goldenen Zeitalters, sowie Neptun, den römischen Gott des Meeres und des fließenden Wassers. Etwas abseits steht ein Steintisch mit Altarplatte aus der alten Kirche in Wilster, der aus dem Besitz der Familie Doos stammt.
Blick durch den Eibengang zur Freitreppe des Neuen Rathauses Foto: Hans-Dieter Reinke
Es folgt weiterhin der mittlere Gartenbereich mit kreisrunden Gehölzinseln und einem zentralen Wassergraben mit Bastion, in dem ab Frühjahr gelbe Sumpf-Schwertlilien zur Blüte kommen. Am Beginn des südlichen Weges säumen zwei weitere Marmorskulpturen den Weg: die römische Göttin der Liebe und Schönheit, Venus, die der Aphrodite in der griechischen Mythologie der entspricht, und die römische Glücks- und Schicksalsgöttin Fortuna.
Zehn Skulpturen aus weißem Marmor prägen den barocken Eindruck des Bürgermeistergartens in Wilster. Foto: Hans-Dieter Reinke
Der hintere Gartenbereich wurde früher durch ein großes, klassizistisches Gartenhaus geprägt, das allerdings im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört worden ist. Auf dieses Gebäude lief die Hauptsichtachse des Gartens zu. Der Grundriss des Gartenhauses wurde im Jahre 2018 durch ein niedriges, gemauertes Steinrechteck in seinen Abmessungen nachgebildet, in dessen Zentrum sich ein Gedenkstein für die Stifterfamilie Doos befindet.
Landschaftlicher Teil und Gehölzsammlung
Im späten 19. Jahrhundert wurde der folgende hintere Bereich landschaftlich gestaltet und erscheint heute als kleines Wäldchen, in dem im Frühjahr die dort in den Baumwipfeln brütenden Saatkrähen den akustischen Hintergrund liefern. Blühende Hasenglöckchen (Hyacinthoides) säumen zu der Zeit die Wege. Ein kleiner Teich befindet sich hier, während das ehemalige Badehaus nicht mehr existiert. Die Wilster Au, die mittlerweile an dieser Stelle verrohrt ist, bildete in früheren Zeiten die natürliche östliche Grenze der Parkanlage.
Die im Süden angrenzende ehemalige Wiesenfläche gehört zwar nicht zum denkmalgeschützten Bereich des Gartens, wird aber bereits seit Längerem als Fläche für eine Gehölzsammlung genutzt, wo neben heimischen Arten wie Eiche, Ahorn, Hainbuche, Ulme, Birke und Rosskastanie auch fremdländische Parkbäume wie Roteiche, Ginkgo, Trompetenbaum oder Sonderformen wie Blutbuche und Blutahorn angepflanzt wurden.
Neben dem Neuen Rathaus mit dem Bürgermeistergarten gibt es in Wilster auch ein Altes Rathaus von 1585. Foto: Hans-Dieter Reinke
Stadtpark Wilster und Ausflüge
Wenige Hundert Meter vom Bürgermeistergarten entfernt erreicht man über den Marktplatz mit der in der Marsch weithin sichtbaren St. Bartholomäus-Kirche, die 1775 bis 1780 erbaut wurde, die zweite Grünanlage der Stadt, den Stadtpark Wilsters. Die knapp 1 ha große Fläche der heutigen Grünanlage wurde 1907 von der Stadt erworben und in einen Stadtpark umgewandelt. Zuvor war dies ab 1604 der Kirchhof (Friedhof) der Stadt, der bis 1859 als solcher genutzt wurde, in Einzelfällen sogar noch etwas länger. Das Mausoleum der Stifterin und Wohltäterin der Stadt Wilster, der erwähnten Etatsrätin Luise Doos, befindet sich im Stadtpark, ebenso wie ein Denkmal für den 1829 in Wilster geborenen Dichter Johann Meyer, der seine Werke in niederdeutscher Mundart verfasste. Ein großes Ehrenmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten der Kirchengemeinde Wilster mit dem Bildnis eines sterbenden Soldaten stammt von dem Bildhauer Richard Kuöhl. Im Jahre 1955 wurde das Denkmal erweitert und erinnert heute an alle Opfer der Kriege. Neben den Rasenflächen prägen verschiedene Bäume wie Rosskastanie, Blutbuche, Trauerweide, Ahorn, Esche, Linde, Säulenbuche, Säuleneibe und andere die Grünanlage, wobei auch diverse Baumneupflanzungen auf dem Gelände vorgenommen worden sind.
Einen Besuch des Alten Rathauses und des Naturkundlichen Museums im Speicher sowie der Kirche am Markt mit ihrer schlichten barocken Innenausstattung kann man noch anschließen.
Weitere lohnende Ausflugsziele in der Nähe der Stadt sind die mit 3,54 m unter NN tiefste Landstelle Deutschlands in Neuendorf-Sachsenbande, die historische Schleuse Kasenort und die Schopfmühle Honigfleth, das Wahrzeichen der Wilstermarsch.
Die alte Schöpfmühle bei Honigfleth ist das Wahrzeichen der Wilstermarsch. Foto: Hans-Dieter Reinke
Zu spät, zu kalt, zu trocken, zu nass. Am Ende entschieden Befallsdruck, Erntezeitpunkt, Stängelgesundheit und Schotenplatzfestigkeit über den Ernteerfolg. Aufgrund der späten Ernte beim Raps und der geringen Datenlage werden nur die Ergebnisse der Einzelorte gezeigt. Sobald die Ergebnisse vollständig vorliegen, werden sie online unter www.lksh.de veröffentlicht. Heterogen fallen die Ergebnisse in der Praxis aus. In den Landessortenversuchen der Landwirtschaftskammer sieht es ähnlich aus.
Ergebnisse der Landessortenversuche
Insgesamt konnten sechs Landessortenversuche (LSV) angelegt werden: drei im Östlichen Hügelland, zwei in der Marsch und einer auf der Geest. Der Versuch in Schuby wurde aufgrund von Starkregen verschlämmt und musste abgebrochen werden. Somit gibt es in diesem Jahr keine Ergebnisse von der Geest. Für die Ergebnisse von Sandstandorten wird daher auf Ergebnisse vom Standort Ohrensen am Nordrand der Lüneburger Heide zurückgegriffen. Die Sortenempfehlung beruht größtenteils auf der Marktleistung (Tabelle 3), die sich aus dem Kornertrag und dem Grundpreis zuzüglich eines Zuschlags für jeden Prozentpunkt Öl über 40 % ergibt.
Die Landessortenversuche zeigten besonders zu den frühen Ernteterminen ein hohes Ertragsniveau (Tabelle 1) bei gleichzeitig sehr geringer Tausendkornmasse (nicht dargestellt). Im Mittel wogen 1.000 Rapskörner in diesem Jahr unter 4,5 g, was dafür spricht, dass der Raps eigentlich bis zur Blüte optimale Bedingungen vorfand und nicht gezwungen war, Ertragsanlagen zu reduzieren. Aber offenbar konnten die üppig vorhandenen Ertragsanlagen im Juni und Juli nur unzureichend gefüllt werden. Diese Aussage wird auch durch die im mittel nur durchschnittlichen Ölgehalte (Tabelle 2) gestützt, insbesondere da ein Großteil der jungen Sorten gegenüber ihren Vorgängerinnen aus den jeweiligen Züchterhäusern deutlich gesteigerte Ölgehalte in den Wertprüfungen und dem Bundessortenversuch gezeigt hatte.
Diesmal trat Cylindrosporiose verstärkt auf. Besonders in kalten, nassen Frühjahren wie 2023 kann Cylindrosporium verstärkt beobachtet werden. Typisch sind die einseitig absterbenden Blätter, die sich zur absterbenden Seite hin verkrümmen. Die Photosyntheseleistung ist dadurch eingeschränkt, und das Auftreten kann mit zu den streuenden Ergebnissen beigetragen haben. Die Trockenheit im Mai und Juni hat aber verhindert, dass sich die Krankheit auf den oberen Stängelbereich ausbreiten konnte. Später traten Phoma und Verticillium in den Beständen auf. Die Infektion mit beiden Krankheiten findet bereits im Herbst statt, und der Pilz wächst unbemerkt in der Pflanze. Beginnt die Abreife, werden die generativen Organe der Pilze sichtbar. Phoma führt zu einem Vermorschen der Stängelbasis, die Rapspflanze stirbt ab und beginnt zu lagern. Mit der Rlm7 besitzt Raps ein hohes Resistenzniveau gegen den in Norddeutschland am häufigsten auftretenden Phoma-Stamm, dennoch kann es sein, dass sich der Pilz in geschwächten Beständen etabliert. Kurz vor der Ernte trat auch vermehrt Verticillium auf, besonders in vom Stängelrüssler geschädigten Beständen. Die Infektionen breiteten sich häufig von den Einbohrstellen der Larven aus. Bei Verticillium bildet sich ein brauner Streifen auf dem Stängel, der mit zunehmender Abreife heller wird. Es zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei Sclerotinia. Anders als bei Sclerotinia lässt sich an der Befallsstelle die Epidermis der Rapspflanze aber abziehen. Dort zeigen sich Mikrosklerotien, die außen am Stängel sitzen. Bei Sclerotinia sind die Sklerotien so groß wie Weizenkörner und sitzen im Mark der Pflanze. Besonders in diesem kalten Frühjahr war die Aktivität der Schadinsekten niedrig, sodass über die Gelbschalen selten ein Befall über der Schadschwelle festgestellt werden konnte. Dabei ist durch die latent, aber permanent vorhandenen Käfer ein hoher Befallsdruck da gewesen, dessen Schwere wohl auch erst hinterher erkannt wurde. Der Befall trat meistens nesterweise auf und hat zu den stark variierenden Erträgen der Sortenversuche beigetragen. Besonders in Barlt zog sich ein Streifen quer durch den Landessortenversuch. Vielerorts konnt auch Botrytis als Sekundärinfektion zusammen mit den Rüsslern festgestellt werden. In der Regel ist das Sortiment aber so gesund gewesen, dass die Krankheiten erst kurz vor der Ernte auftreten sind, sodass sie nicht mehr ertragsrelevant waren. Dabei hilft ein leichter Befall oftmals, die Abreife der Stängel zu beschleunigen, was den Drusch erleichtert. In einem Jahr wie diesem, wenn der Raps aufgrund der Nässe nicht trocknet, kann ein Befall jedoch zum Problem werden.
Raps in voller Blütenpracht: Bis Mitte Mai konnte sich der Raps optimal entwickeln.
Sortenempfehlung der Kammer
In diesem Jahr wurde die Ernte durch Regen und Unwetter stark beeinträchtigt, sodass sie erst spät erfolgte und sich kein stimmiges Bild über die Leistung der Sorten in den einzelnen Bodenklimaräumen zeigte. Daher können bis jetzt nur die Ergebnisse der Einzelorte präsentiert werden. Die Werte der einzelnen Sorten schwanken innerhalb der Bodenklimaräume aufgrund der Wettereinflüsse teils sehr stark, und Mittelwerte aus den Regionen sind wenig aussagekräftig. Für die Mittelwertbestimmung nach der Hohenheimer Methode werden hier Ergebnisse aus den Nachbarbundesländern benötigt. Diese liegen jedoch noch nicht vor, sodass eine abschließende Beurteilung der Sorten erst nach Redaktionsschluss erfolgen kann. Für die vorläufige Sortenempfehlung wird hier daher auf Ergebnisse aus dem Vorjahr zurückgegriffen. Die abschließenden Ergebnisse werden auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer veröffentlicht.
Mehrjährig geprüfte Sorten
‚Ambassador‘ ist die Rapssorte mit der größten Anbaufläche im Land und hat die stabil guten Leistungen der Vorjahre bestätigt. Besonders auf leichten Standorten liegt die Sorte im relativen Ertrag oft über 110 %. Aus dem Segment der Ogura-Hybriden ist sie die früheste Sorte. Sie zeigt die geringste Reifeverzögerung. Besonders die genetisch fixierte Schotenplatzfestigkeit liefert Sicherheit, wenn sich die Ernte verzögert (Barlt).
Die Sorte ‚Ambassador‘ hat Schwächen im Ölgehalt. Die Sorten ‚LG Activus‘, ‚LG Adonis‘, ‚Archivar‘ haben diese nicht mehr, dafür aber keine Schotenplatzfestigkeit. Die Sorte ist in der Herbstentwicklung mit der Note 6 eingestuft und eignet sich daher für sehr späte Saattermine.
‚Smaragd‘, beliebt auf größeren Betrieben, zeichnet sich durch eine besonders geringe Reifeverzögerung des Strohs aus und damit durch eine schnelle Trocknung des Korns. Diese trägt dazu bei, dass die Sorte ‚Smaragd’ vor ‚Ambassador‘ gedroschen werden kann. Auf den besseren Böden im Östlichen Hügelland ist deswegen ‚Smaragd‘ ‚Ambassador‘ überlegen.
‚Picard‘ zeigt Stabilität über alle Anbaugebiete. Die Sorte hat in der Ernte 2023 und 2022 auf der Geest, in der Marsch und im Östlichen Hügelland eine relative Leistung von teils deutlich über 105 % im Kornertrag abgeliefert. In diesem Jahr zeigte sie sich nur durchschnittlich im Ölgehalt.
‚Daktari‘ zeigt über alle Bodenklimaräume robuste Erträge, konstant über dem Mittel. Die wüchsige Herbstentwicklung macht die Sorte auch für späte Saaten attraktiv.
‚LG Activus‘ ist zweijährig im LSV geprüft. Die Sorte konnte das hohe Leistungsniveau bestätigen. Das Bundessortenamt hat sie für die Aussaat 2023 zur Verrechnungssorte ernannt. Der Ölgehalt wurde gesteigert: 2022 hatte ‚LG Activus‘ den höchsten Ölgehalt. 2023 wurden die Ölgehalte nur von den jüngeren Schwestersorten ‚LG Adonis‘ und ‚Archivar‘ übertroffen. Für das jüngere Sortiment kann aufgrund der bisherigen Werte noch keine Empfehlung ausgesprochen werden. Eine Übersicht über die Sorteneigenschaften ist in Tabelle 4 zusammengefasst.
Schadbild der Cylindrosporiose: Nasskalte Perioden im zeitigen Frühjahr begünstigen den Befall. Typisch sind blasse Blattflecken. Werden Blattränder oder Stängelrippen befallen, kommt es zu den typisch sichelartig verformten Blättern, die halbseitig absterben. Am Stängel zeigen sich später lila Verfärbungen.
Kohlhernieprüfung im Überblick
Kohlhernie ist im Rapsanbau die bedeutendste (Fruchtfolge-)Krankheit. Besonders der Befall im Herbst reduziert die Leistungsfähigkeit der Rapspflanze und führt zu deutlichen Ertragsausfällen. Daher wird in den Regionen, in denen besonders viel Raps angebaut wird, die Leistungsprüfung der Kohlherniesorten durchgeführt. Im Gegensatz zum Landessortenversuch, der als Teil des amtlichen Prüfwesens nach den Vorschriften des Bundessortenamtes einfaktoriell gefahren wird, hat die Leistungsprüfung der Kohlherniesorten zusätzlich eine behandelte Variante, die eine an die Praxis angelehnte ortsübliche Behandlung mit Fungiziden und Wachstumsreglern erfährt. Zudem ist das Sortiment sehr jung und enthält auch noch unzugelassene Stämme. Dennoch ist Voraussetzung für die Aufnahme in die Prüfung, dass zur Ernte Saatgut entweder als EU-Sorte oder als Versuchssaatgut mit orangefarbenem Etikett vorliegt.
Kohlhernie-Sortenempfehlung/Leistungsprüfung
Die Leistungsprüfung konnte diesmal an vier Orten angelegt werden und wurde auch an allen Orten beerntet. Da in Futterkamp aufgrund der späten Herbstentwicklung und des kalten Frühjahrs keine Wachstumsregler eingesetzt wurden, ist die zweite Stufe der Leistungsprüfung dort auch einstufig behandelt worden. In Kastorf konnte die Kohlhernieprüfung erst zehn Tage nach dem LSV geerntet werden, die Ergebnisse erscheinen hier eher untypisch.
Generell bestätigt sich das Leistungsniveau der Marktführer. Darüber hinaus streuen die Erträge ähnlich breit wie im Landessortenversuch. Dabei erreichen nur die Sorten ‚Crocodile‘, ‚Cromat‘ und ‚Credo‘ das Leistungsniveau der anfälligen Vergleichssorten ‚Picard‘ und ‚Ambassador‘. Alle anderen Sorten liegen auf einem soliden Leistungsniveau, welches in Barlt und Loit über dem Niveau der Landessortenversuche und in Futterkamp und Kastorf nur ganz knapp darunter liegt. Auch hier wird bei der Sortenempfehlung auf mehrjährige Ergebnisse aus dem Vorjahr zurückgegriffen. Eine endgültige Empfehlung wird auf der Seite der Landwirtschaftskammer erscheinen, sobald dann alle nötigen Ergebnisse dafür vorliegen.
Schadbild von Verticillium: Der Befall findet zumeist schon im Herbst statt, zeigt sich aber erst zur Abreife. An den Stängeln zeigen sich streifige, braune Verfärbungen, später wird der Stängel hell und die Pflanze stirbt ab. Die Symptome sind später der Weißstängeligkeit (Sclerotinia) ähnlich, jedoch sitzen bei Verticillium die Mikrosklerotien als charakteristischer „Eisenstaub“ außen an der Pflanze.
Was gilt es zur Aussaat 2023 zu beachten?
Das A und O für eine erfolgreiche Ernte ist eine optimale Etablierung der Rapsbestände im Herbst. Dazu wird in der Fruchtfolge klassisch zum Raps gepflügt und gekalkt, da ein hoher pH-Wert die Aktivität der Zoosporen der Kohlhernie deutlich hemmt. Die tiefe Lockerung ist wichtig für die Etablierung der Pfahlwurzel. Das Saatbett muss rückverfestigt sein, damit der kapillare Aufstieg den jungen Raps ausreichend mit Wasser versorgt. Der Boden muss aber locker genug sein, damit er sich schnell erwärmt und der Keimling sich schnell entwickeln kann. Der Anbau nach der früh räumenden Wintergerste könnte in diesem Jahr besondere Bedeutung erlangen. Die Böden sind wassergesättigt. Die Befahrbarkeit vorausgesetzt, kann die Erstellung eines falschen Saatbetts helfen, Ausfallraps und Unkräuter auflaufen zu lassen, welche bei der Saatbettbereitung zur eigentlichen Aussaat dann beseitigt werden können. Das klassische „Rum und Rein“, sprich Pflügen mit Packer und zwei bis drei Tage später Drillen mit der Kreiseleggen-Drillkombi, kann ab Ende August, also der 35. Kalenderwoche, auch funktionieren, wenn wieder ausreichend Niederschläge im September vorhergesagt sind. Hier ist der Aufwand im Pflanzenschutz im Nachhinein aber größer und besonders Altraps stellt hier das am schwersten zu bekämpfende Unkraut dar. Altraps ist in der Regel anfällig für Kohlhernie und stellt somit den Schwachpunkt in der Bekämpfung dar. Zu dichte Bestände sind oftmals auch eine Folge von zu viel Altraps. In dichten Beständen steigt der Krankheitsdruck, die Stängel werden dünner und die Bestände neigen später zu Lager. In der Tabelle mit den Sorteneigenschaften wurde daher eine Zeile mit der Spätsaateignung der Sorten aufgeführt. Sie beruht auf Züchterangaben.
Laut der Wettervorhersage soll es Ende August wieder warm werden. Damit sind, zusammen mit dem feuchten Boden, die Bedingungen für einen frühen und somit besonders gefährlichen Befall mit Kohlhernie gegeben. Das sollte bei der Sortenwahl berücksichtigt werden. Wenn auf einer Fläche in der Vergangenheit Kohlhernie auftrat, sollte unbedingt auf eine kohlhernieresistente Sorte zurückgegriffen werden.
Der Landessortenversuch Raps in Loit. Kurz vor der Ernte gingen einige Parzellen der gescheitelten Versuche ins Lager. Foto: Henrik-Christoph Hansen
Wie war das Rapsjahr?
Der Spätsommer begann vergangenes Jahr trocken und der Raps lief erst zum Herbstanfang um den 20. September nach Einsetzen der Niederschläge auf, und das aufgrund der inhomogenen Verteilung der Niederschläge oftmals in mehreren Wellen. Gleichwohl war die Sommergare in den Böden gut, der Raps konnte eine tiefe Pfahlwurzel ausbilden. Die überraschend wüchsige Wetterlage bis Anfang November trug dazu bei, dass er den Entwicklungsrückstand aus dem späten Aufgang bis zur Vegetationsruhe aufholen konnte. Um Weihnachten herum gab es einige frostige Tage, aber bereits zu Silvester folgten heftige Niederschläge bei Temperaturen um 15 °C. Dennoch blieb das Frühjahr lange kalt und besonders nass, sodass der Raps spät mit der Blüte begann und noch bis weit in den Mai hinein blühte. Bis zum 15. April gab es reichlich Niederschläge, sodass die Nährstoffverfügbarkeit im Boden günstig war. In der letzten Juniwoche schlug die Großwetterlage um und regnerisches Wetter hielt sich bis Mitte August. Dabei fielen im Juli dieses Jahr und in der ersten Augusthälfte deutlich mehr als 100 mm Niederschlag. Es gab nur kurze Erntefenster und in weiten Teilen des Landes standen selbst um den 10. August noch Rapsbestände, die zu feucht waren, um gedroschen zu werden. Unter diesen Bedingungen stellen pilzliche Erreger, allen voran Verticillium, die Standfestigkeit des Rapses auf die Probe, sodass Bestände durch Starkregenereignisse, den Sturm in der zweiten Augustwoche oder einzelne Gewitter ins Lager gingen und Körner ausfielen.
Die Milchauszahlungspreise im Bundesgebiet sind im Monatsvergleich bei vielen Meiereien niedriger. Einige Meiereien haben ihre Auszahlungspreise um bis zu 4 ct reduziert, mindestens eine hat den Preis angehoben, viele Meiereien zahlen erneut den Vormonatspreis aus. Im Vergleich liegen die Preise deutlich unter den Vorjahreswerten.
Die Situation für Milchviehhalter ist weiterhin angespannt. Für Betriebe, die aufgrund langer Kontrakte nicht von gesenkten Mischfutterkosten profitieren können, ist die Lage noch schwieriger. Im Bundesgebiet schwanken die Auszahlungspreise zwischen 33,47 und 49,46 ct/kg ECM, wobei im Süden mit die höchsten Auszahlungspreise erzielt werden können.
Hierzulande wird im Durchschnitt ein Preis von 37,33 ct/kg ECM mit einer Spanne von 34,1 bis 39 beziehungsweise 45 ct/kg ECM ausbezahlt. Dies entspricht einem Minus von etwa einem halben Cent im Vergleich zum Vormonat. In Deutschland sind die witterungsbedingten rückläufigen Tendenzen für die Milchanlieferung gestoppt worden und es wurde ein leichter Anstieg des Milchaufkommens von 0,2 % erfasst. Für die KW 30 wurde das Vorjahresniveau um 2,6 % überschritten und der saisonale Rückgang vorerst unterbrochen. Der Markt wird als überwiegend ruhig beschrieben und die Akteure befinden sich größtenteils in der Ferienzeit. Am Weltmarkt ist europäische Ware nur eingeschränkt konkurrenzfähig.
Die europäische Anlieferungsmenge lag zwischen Januar und Mai 2023 0,8 % über dem Vorjahreszeitraum. Gleiches gilt für die US-Milchmenge im Zeitraum Januar bis Juni 2023. Australiens Milchproduktion liegt weit hinter dem Vorjahr zurück. Das Minus beträgt 4,8 % für den Zeitraum Juli 2022 bis Mai 2023. In Neuseeland ist die Anlieferungsmenge nur 0,5 % kleiner als im zurückliegenden Jahreszeitraum (Juni 2022 bis Mai 2023). An der Global Dairy Trade (GDT) in Neuseeland wurde nun erneut ein Minus von –4,3 % realisiert. Ein etwa gleich starkes Minus wurde zuletzt im April registriert. Für Vollmilchpulver ergab sich die größte Preissenkung mit einem Minus von –8 %. Buttermilchpulver hingegen verzeichnet eine gegensätzliche Entwicklung mit +9,9 %. Alle anderen Produkte erzielten Verluste.
Die Terminmarktnotierung an der EEX in Leipzig für Magermilchpulver (MMP) sind im Monatsverlauf deutlich gefallen, wobei Butter mit Schwankungen auf einem stabilen Niveau tendiert. Der ife-Börsenmilchwert leitet sich von den EEX-Notierungen ab und wird mehrfach pro Woche aktualisiert. Für den Monat August liegt dieser bei 36,1 ct/ kg Milch. Bis zum Jahresende erwartet man einen Anstieg um etwa 2 ct. EU-weit ergibt sich für Juli im Mittel ein rückläufiger Milchauszahlungspreis. Am niederländischen Spotmarkt legt der Preis um 2 ct im Monatsvergleich auf 39,5 ct zu. In Italien fielen die Spotmarktpreise innerhalb eines Monats um 0,5 ct auf 51,3 ct.
Der Preis am Milchpulvermarkt liegt diesen Monat für alle Produktgruppen schwächer. Für Vollmilch sind die Notierungen an der Kemptener Börse um –23,75 €/t gesunken und liegen im Durchschnittspreis bei 3.477,50 €/t. Bei MMP in Lebensmittelqualität lag die monatliche Differenz bei –115 €/t für Juli auf 2.385 €/t. MMP in Futtermittelqualität ist auf 2.070 €/t (–100 €/t) gesunken. Die Marktlage ist weiterhin ruhig und es werden überwiegend bestehende Kontrakte abgewickelt. Marktteilnehmer verweilen in einer abwartenden Haltung.
Am Markt für Käse besteht ebenfalls eine ruhige Nachfrage und die Preise sind auf dem Vormonatsniveau bei 3,55 bis 3,75 €/kg stabil. Brotware wird weiterhin für 3,80 bis 4,00 €/ kg gehandelt. Lediglich für langfristige Abschlüsse ist eine sinkende Tendenz von 5 bis 15 ct/kg zu beobachten. Am Buttermarkt sind die Preise auf 4,28 bis 4,45 €/t gefallen, eine monatliche Differenz von –32 ct für die untere Spanne. Geformte Butter bleibt auf dem Vormonatsniveau von 4,80 bis 4,96 €/kg.
Die Gewässerschutzberatung dient dem Ziel, den Nährstoffeintrag von Stickstoff- und Phosphorverbindungen in das Grundwasser sowie in die Oberflächengewässer und Meere zu verringern. Auf landwirtschaftlich intensiv genutzten Moorböden besteht ein erhöhtes Austragspotenzial für überschüssige Nährstoffe, da hier traditionell entwässerungsbasiert gewirtschaftet wird.
In Schleswig-Holstein sind zirka 10 % der Landfläche Moorböden. Hier wirtschaften 3.904 Betriebe, wobei 41 % davon mit maximal 20 % ihrer Betriebsfläche betroffen sind. 80 % der schleswig-holsteinischen Moore werden landwirtschaftlich genutzt, vorrangig als Dauergrünland zur Futtergewinnung. Der Kartendienst des Umweltportals Schleswig-Holstein bietet eine gute Möglichkeit, um sich online über die Kulisse der Moor- und Anmoorböden Schleswig-Holsteins zu informieren (siehe Abbildung; umweltportal.schleswig-holstein.de).
Entwässerte Moorflächen sind oft Grenzertragsstandorte, wo durch mikrobielle Torfzersetzung erhebliche Mengen an CO2 und zuvor gebundenen Nährstoffen freigesetzt werden, die Böden kontinuierlich verarmen und in der Folge durch Sackungsprozesse der Aufwand für die Entwässerungsmaßnahmen stetig steigt.
Klimaschutz durch Wiedervernässung
Indem die natürliche Fähigkeit der Stoffrückhaltung erhalten beziehungsweise durch Wiederherstellung eines natürlichen Abfluss- und Überflutungsregimes gefördert wird, können Nähr- und Schadstoffe aus durchströmendem Wasser gefiltert und gespeichert werden. Die Nährstoffausträge, insbesondere Stickstoff, werden reduziert.
Um den hierfür notwendigen Torferhalt zu gewährleisten beziehungsweise die Torfzehrung zu minimieren, sollten die Grundwasserstände ganzjährig so hoch wie möglich gehalten werden. Die Wiedervernässung ist die entscheidende Schlüsselmaßnahme zur Verringerung der hohen Treibhausgas (THG)-Emissionen aus entwässerten Mooren in Form von CO2 und Lachgas. Eine Anhebung der mittleren Jahreswasserstände auf 20 cm unter Flur führt zu einer Verringerung von THG-Emissionen um etwa ein Drittel gegenüber einer Nutzung bei tieferen Wasserständen.
Soll die Emissionsvermeidung maximiert werden, sind Wasserstände nahe der Bodenoberfläche anzustreben. Dies ist ein aktiver Beitrag zum Klima- und Gewässerschutz, bedingt jedoch eine grundlegende Anpassung der Betriebe an die neuen Herausforderungen, da eine (intensive) landwirtschaftliche Nutzung in gewohnter Form auf nassen Flächen nicht mehr möglich ist.
Welche klimaschonende Moornutzung gibt es?
Als alternative Nutzungsformen auf nassen Moorböden gelten Paludikultur, Agroforstsysteme sowie Photovoltaikanlagen. Bei der Paludikultur handelt es sich um die land- und forstwirtschaftliche Nutzung nasser Hoch- und Niedermoore. Die Nutzung kann als Nasswiese erfolgen oder als sogenannte Anbau-Paludikultur, zum Beispiel in Form von Schilf zur Reetnutzung. Weitere Kulturen sind Rohrkolben (Baustoff), Rohrglanzgras (Silage, Heu, Einstreu) und Schwarzerlen (Baustoff) sowie Torfmoose auf Hochmoorböden als Torfersatzstoff im Erwerbsgartenbau.
Zudem kann der Biomasseaufwuchs von Moorflächen thermisch verwertet oder als Ausgangssubstrat für Biogasanlagen genutzt werden. Dies erfordert jedoch eine Umrüstung bestehender Anlagen.
Aktuell kommen Paludikulturen kaum zur Anwendung, da Wertschöpfungsketten noch nicht hinreichend etabliert werden konnten. Um Bewirtschafter von Moorböden mehr Anreize zu einer Umstellung auf nasse Nutzungsformen zu bieten, müssen die Bedürfnisse auf allen Seiten (Erzeuger – Verwerter – Vermarkter) besser aufeinander abgestimmt werden.
Im Bereich Nutztierhaltung bietet sich die Beweidung durch Wasserbüffel oder Mutterkuhherden an. Geeignete Rassen sind zum Beispiel Schottische Hochlandrinder, Heckrinder, Galloways, Fjäll-Rinder, Hinterwälder und Murnau-Werdenfelser. Über Grünland (GL)-Programme des Vertragsnaturschutzes ist hierbei eine Förderung möglich: Weidewirtschaft Moor (in Brutgebieten von Wiesenvögeln; 300 bis 420 €/ha) beziehungsweise Grünlandwirtschaft Moor (mindestens 90 % der GL-Betriebsfläche; kategorisiert nach Bewirtschaftungsintensität; 50 bis 790 €/ha).
Extensive Schafweide nahe des Noorsgrabens im Moor bei Sarzbüttel
Verlässliche Rahmenbedingungen
Allgemein bedeutet die Pflanzenproduktion auf nassen beziehungsweise sehr feuchten Flächen bei aktueller Gesetzeslage den Verzicht auf Pflanzenschutzmittel, da deren Anwendung im Einzelfall schädliche Auswirkungen auf das Grundwasser hat. Auch der Einsatz von Stickstoff- und Phosphordüngern ist gegenwärtig auf wassergesättigten Böden nicht zulässig.
Die Grundvoraussetzungen für Landwirte, um ihre Betriebe nassen Nutzungsformen anzupassen, sind verlässliche Rahmenbedingungen, praxistaugliche Förderinstrumente, langfristige Perspektiven für Wertschöpfung sowie eine vertragliche Absicherung der Honorierung für erbrachte Gemeinwohlleistungen (Gewässer-, Klima-, Biodiversitätsschutz), um den zu erwartenden Ertragsrückgang und die Wertminderung der Flächen zu kompensieren.
Zudem werden bei der Umsetzung von „nasser“ Bewirtschaftung verschiedene Rechtsbereiche berührt, unter anderem Wasser-, Boden-, Naturschutz- und Agrarumweltrecht. Eine weitere Herausforderung ist, dass Wiedervernässung nur für größere Flächenverbünde sinnvoll und zielführend ist, sodass zukünftig mehrere benachbarte Betriebe zusammenarbeiten sollten. Dies bietet die Chance, Investitionen in neue Technik zur Moorbewirtschaftung wie etwa Raupenfahrzeuge oder Breitreifen zusammen, zum Beispiel genossenschaftlich, anzugehen sowie Anreize für Lohunternehmen und Firmen des nachgelagerten Bereichs, sich in diesen Regionen anzusiedeln, da größere Mengen an Rohstoffen für Papier, Pappe und Baustoffplatten produziert werden.
Moorschutzprogramme: Historie und Überblick
In Deutschland wird die Wiedervernässung von Mooren unter anderem auf Länderebene über Moorschutzprogramme gefördert. Bereits seit 2002 gibt es in Schleswig-Holstein ein Programm zur Wiedervernässung von Niedermooren und seit 2011 ein allgemeines Moorschutzprogramm für Nieder- und Hochmoore.
Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein fördert Moorschutzprojekte im Rahmen der Förderrichtlinie für Moorschutz und Biologischen Klimaschutz. Über die neue Richtlinie zur Förderung von Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung in den Schleswig-Holsteinischen Niederungsgebieten fördert das Land Konzepte und Maßnahmen, die die Anpassung der Wasser- und Landwirtschaft in den tiefliegenden Niederungen, zum Beispiel in Moorgebieten, unterstützen.
Außerdem können zum Beispiel im Rahmen des Programms Förderung von langfristiger Pacht oder Grunderwerb für Zwecke des Naturschutzes Flächen langfristig (20 bis 30 Jahre) von Körperschaften des öffentlichen Rechts, Stiftungen, Verbänden und Vereinen gepachtet oder erworben werden, wobei die Förderung voll oder anteilig finanziert wird.
Die Vergabe von Klimapunkten ist ein Instrument zur Bewertung und Vergütung von Flächen in Abhängigkeit von ihrem Klimaschutzpotenzial. Pro potenzieller jährlicher Einsparung von 1 t THG (als CO2-Äquivalent) durch Wiedervernässung wird ein Klimapunkt vergeben. Hierbei bleiben Landwirtinnen und Landwirte Eigentümer der Fläche, verkaufen aber für 30 Jahre die Vernässungsrechte und bekommen je nach errechneter Klimapunkteanzahl das ermittelte Klimaschutzpotenzial vergütet. Dieses Klimapunktemodell wird aktuell in elf Pilotgebieten in Schleswig-Holstein erprobt.
Fazit
Die Bewirtschaftung von Mooren stellt betroffene Betriebe aufgrund der besonderen Umwelt- und Klimarelevanz dieser Standorte vor besondere Herausforderungen. Im Rahmen der landesweiten Gewässerschutzberatung in Schleswig-Holstein kann entsprechende Unterstützung geleistet werden, um die Nutzung hinsichtlich Düngung und Weidemanagement anzupassen. Möglichkeiten der Wiedervernässung und alternative Nutzungsformen auf nassen Moorböden sind in Betracht zu ziehen sowie auch Fördermöglichkeiten durch entsprechende Moorschutzprogramme. Begleitende Untersuchungen durch die Gewässerschutzberatung sind dabei möglich und erfahrungsgemäß von hohem Nutzen.