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Reine Ackerbaubetriebe nun auch bilanzpflichtig

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Die ­Stoffstrombilanzverordnung (StoffBilV) wurde mit dem Ziel, Nährstoffflüsse in landwirtschaftlichen Betrieben transparenter zu machen, im Jahr 2017 eingeführt. Bislang waren viehintensive Betriebe, Betriebe, die Wirtschaftsdünger aufnehmen, sowie Betreiber von Biogasanlagen in der Regel verpflichtet, eine Stoffstrombilanz zu erstellen. Seit dem neuen Jahr sind nun auch die meisten Ackerbaubetriebe bilanzpflichtig.

Angelehnt an die bekannte Hoftorbilanz werden in der Stoffstrombilanz dem Betrieb zugeführte Mengen an Stickstoff und Phosphat den abgegebenen Nährstoffmengen gegenübergestellt und schlussfolgernd ein Betriebssaldo gebildet. Für Stickstoff darf dieser Saldo derzeit noch einen maximalen N-Überschuss von 175 kg N/ ha (brutto) im dreijährigen Mittel aufweisen. Für Phosphat ist in der bestehenden Verordnung bislang kein rechtlich bindender Überschusssaldo definiert.

Änderungen seit Januar 2023

Seit dem 1. Januar 2023 haben sich die Schwellenwerte für die verpflichtende Stoffstrombilanz verschoben. Nun sind Betriebe bereits ab einer Größe von mehr als 20 ha und ab einem Viehbesatz von über 50 GVE (Großvieheinheiten) je Betrieb zur Stoffstrombilanz verpflichtet. Auch Betriebe, die Wirtschaftsdünger aufnehmen oder eine Biogasanlage betreiben, über die Wirtschaftsdünger aufgenommen oder abgeben werden, sind bilanzpflichtig. Dementsprechend sind seit Beginn des Jahres auch die meisten Ackerbaubetriebe von dieser Regelung erfasst (siehe Abbildung 1).

Was ist zu dokumentieren?

Die aufzeichnungspflichtigen Betriebe sind gemäß StoffBilV verpflichtet, innerhalb von drei Monaten nach Aufnahme und Abgabe der Nährstoffe diese zu dokumentieren. Dies bedeutet also, dass alle Nährstoffimporte über beispielsweise Futtermittel, Düngemittel, Viehzukauf, Saatgut und auch die N-Bindung über Leguminosen auf Betriebsebene erfasst werden. Ebenso werden die Verkäufe pflanzlicher und tierischer Erzeugnisse wie beispielsweise Getreide, Raps, Silage, Vieh- und Milchverkauf dokumentiert. Dies ist über Belege, insbesondere Lieferscheine oder Rechnungen, für die Nährstoffe N und P festzuhalten.

Für die Bilanzierung werden die Importe den Exporten auf Betriebsebene gegenübergestellt und anschließend auf die Fläche bezogen. Das Ergebnis dessen darf im dreijährigen Schnitt 175 kg N/ ha nicht überschreiten. Es besteht derzeit die Möglichkeit, auf Basis des Kalender- oder Wirtschaftsjahres zu bilanzieren. Grundsätzlich ist die jährliche Bilanzierung sechs Monate nach Ablauf des gewählten Bezugsjahres vorzulegen. Dies bedeutet, dass bei der Wahl des Kalenderjahres die Bilanzierung nach jetzigem Stand erstmals am 30. Juni 2024 für das Kalenderjahr 2023 vorliegen muss. Für das Wirtschaftsjahr 2023/24 ist die Bilanz spätestens am 31. Dezember 2024 zu erstellen. Diese berechnete Bilanz sowie die zugrunde liegenden Belege sind sieben Jahre aufzubewahren und der zuständigen Stelle auf Verlangen vorzuzeigen.

Da für eine Vielzahl der Ackerbaubetriebe die Stoffstrombilanz jetzt erstmalig zu erstellen ist, ist es ratsam, bereits zu Beginn des Jahres die Nachweise für die Stoffstrombilanz zu sammeln und zu dokumentieren. Die Landwirtschaftskammer hat auf der Internetseite https://t1p.de/0z2on ein EDV-Tool bereitgestellt, welches zur Bilanzierung genutzt werden kann.

Verordnung wird umfassend novelliert

Die aktuell gültige Stoffstrombilanzverordnung von 2017 befindet sich derzeit in der Überarbeitung. In diesem Zusammenhang hat bereits Ende 2021 eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe einen umfassenden Evaluierungsbericht vorgelegt, der eine Orientierungsgröße für die neue Verordnung bilden wird. Dieser Bericht verdeutlicht, dass künftig nicht nur mit einem veränderten N-Bilanzsaldo zu rechnen ist, sondern auch wieder mit einem P-Bilanzsaldo. Demnach werden die Brutto-Bilanzsalden im Bereich Stickstoff künftig auf deutlich niedrigerem Niveau liegen als dem von zuletzt 175 kg N/ha brutto. Somit wird auch klar, dass ein optimales Nährstoffmanagement und eine auf die Tierleistung abgestimmte Fütterung noch wichtiger werden. Mit einer novellierten Fassung wird im Laufe dieses Jahres gerechnet.

Fazit

Die Stoffstrombilanz ist seit 1. Januar 2023 von nun fast allen landwirtschaftlichen Betrieben und Betrieben, die eine Biogasanlage betreiben, zu erstellen. Grundsätzlich ist mit einer novellierten Stoffstrombilanzverordnung im Laufe des Jahres zu rechnen.

Label-Wettbewerb im Stall

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Nach der geplanten Einführung bei Schweinen sollen die staatliche Tierhaltungskennzeichnung und der Umbau der Tierhaltung auf weitere Tierarten ausgeweitet werden. Dies löst aufseiten der Milchwirtschaft wegen der Schwächen des staatlichen Zeichens mehrheitlich Besorgnis aus. Dies wurde beim Fachforum Milch des Deutschen Bauernverbandes (DBV) zum Thema Tierwohl auf der Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin am Montag vergangener ­Woche deutlich.

„Wir stehen zu den Ergebnissen der Borchert-Kommission, befürworten also den angestrebten Umbau der Tierhaltung. Aber nur, wenn alle Elemente der Vorschläge als stimmiges Gesamtkonzept umgesetzt werden“, so der Milchbauernpräsident des Deutschen Bauernverbandes, Karsten Schmal. „Der komplexe Umbau der Tierhaltung muss sauber ausgearbeitet werden, wenn er nicht zum Misserfolg werden soll. Aktuell sind dafür deutliche Nachbesserungen beim Tierhaltungskennzeichnungsgesetz, bei der Änderung des Baugesetzbuches sowie beim Bundesförderprogramm für den Umbau der Tierhaltung notwendig“, forderte Schmal.

Weniger Tiere besser halten

Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium, Dr. Ophelia Nick (Grüne), erklärte, dass das Berliner Agrarressort angetreten sei, um „Bedingungen für eine nachhaltigere Land- und Ernährungswirtschaft zu schaffen“. Hierzu gehöre auch, dass weniger Tiere besser gehalten werden müssten, damit man langfristig Mensch, Tier, Natur und Klima gerecht werde. Für die Transformation der Tierhaltung sei ein Gesamtkonzept vorgelegt worden, mit dem „die Änderungsbereitschaft der Landwirte wirkungsvoll unterstützt“ und über langfristige Finanzierungshilfen Planungssicherheit gegeben werde. „Wir wollen die Tierhaltung zukunftsfest aufstellen und, dass die Landwirte ihre Betriebe wirtschaftlich erfolgreich führen können“, so Nick. Die Tierhaltungskennzeichnung sei dabei ein wichtiger Baustein, um die von den Verbrauchern gewünschte Transparenz zu gewährleisten. Wann diese bei Rindern komme, stehe jedoch noch nicht fest.

Fehler nicht wiederholen

Geht es nach dem Leiter des Milcheinkaufs der Molkerei Zott, Christian Schramm, sollte die staatliche Haltungskennzeichnung am besten gar nicht kommen. Der Gesetzentwurf habe in den Unternehmen „Ärger ausgelöst“, so der Zott-Manager. Es müssten nämlich von den heimischen Betrieben höhere Anforderungen geschultert werden, die ausländische Wettbewerber wegen fehlender Kennzeichnungspflicht nicht leisten müssten. Das bekannte und erfolgreiche private Haltungskennzeichnungssystem (ITW) drohe nun durch die staatlichen Aktivitäten verdrängt zu werden. Die hohe Kontrolldichte im In- und Ausland bei Teilnehmern der von der Wirtschaft getragenen Haltungskennzeichnung könne das staatliche Label nicht leisten. Schramm bemängelte zudem, dass ein „Downgrading“ nicht möglich sei, also Ware aus einer „besseren“ Haltungsstufe in einer „geringeren“ zu verkaufen.

Klimaschonende Erzeugung

Milcherzeuger Markus Driehsen vom Niederrhein befürchtet durch die neue Haltungskennzeichnung vor allem mehr Bürokratie, Dokumentation und Kosten. Als Direktvermarkter, bei dem die Kunden über den Produktionsprozess informiert seien, brauche er die staatliche Kennzeichnung nicht. Das sähen auch seine Berufskollegen so, berichtete Driehsen. Er kritisierte das Bestreben des Ministeriums, Tierbestände in Deutschland aus Nachhaltigkeits- und Klimaschutzgründen abzubauen. Es sei absolut unverständlich, die Milchkuhbestände an einem Gunststandort abzubauen, damit sie an Standorten mit höherer Klimabelastung aufgebaut würden.

Förderung hat Vorrang

Prof. Harald Grethe, Leiter des Fachgebiets Internationaler Agrarhandel und Entwicklung der Berliner Humboldt-Universität, sprach sich für eine Koexistenz mit der von der Wirtschaft organisierten Tierhaltungskennzeichnung aus. Die staatliche Kennzeichnung könne durch gesetzliche Vorgaben auf Marktsegmente wie Verarbeitungsware und den Außer-Haus-Bereich ausgeweitet werden, was der Haltungsformkennzeichnung bisher nicht richtig gelungen sei. Der Staat brauche die Wirtschaft hingegen für die Umsetzung der Kennzeichnung, da diese bei den Kontrollen – insbesondere im Ausland, aber auch bei Kriterien wie der Tiergesundheit – überlegen sei. Die Haltungskennzeichnung, so Grethe, sei nur ein Baustein des Tierwohlumbaus, um bei etwa 20 % bis 30 % der Konsumenten die Zahlungsbereitschaft an der Kasse einzusammeln. Wichtiger für den Erfolg der Transformation sei eine langfristige Förderung der Umstellungsbetriebe, die so ausgestaltet sein müsse, dass hinreichende Umbauanreize gesetzt würden. Dem dürften zu geringe Bestandsobergrenzen bei der Förderung nicht entgegenstehen. age

Erfahrungen mit der Douglasie

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Aufgrund des Themas Klimawandel werden derzeit umfangreiche Langzeitforschungen für die Stabilisierung von Wald-Ökosystemen betrieben. Eine sehr lukrative Möglichkeit könnte die Einbringung von verschiedenen gebietsfremden Laub- und Nadelbäumen sein. Als sogenannter Hoffnungsträger gilt die Douglasie, die bereits seit vielen Jahrzehnten aktiv in die deutschen Wälder eingebracht wird und ursprünglich aus Nordamerika stammt.

Derzeit wird die Douglasie vermehrt in Mischkulturen gepflanzt. Laut der 3. Bundeswaldinventur beträgt der bundesweite Douglasienanteil im Reinbestand 2,1 % – Tendenz stark steigend. Die Besonderheit dieser Nadelbaumart ist, dass sie sich auch auf wasser- und nährstoffarmen Böden etablieren kann, was gerade in Zeiten der Erderwärmung eine wichtige Eigenschaft ist. Sie kann auch auf diesen schwächeren Standorten beachtliche Zuwachs- und Wertleistungen erbringen.

Grund der Wertästung

In dem Bestand der FBG Hanerau-Hademarschen sind die geästeten Stämme durchnummeriert. Foto: Cheyenne Sülflohn

Um optimales Wertholz zu erzielen, sollten die Douglasienbestände wertgeästet werden. Darunter versteht man das Entfernen von toten und lebenden Ästen in einer bestimmten Höhe. Mit dieser Maßnahme soll eine Wertsteigerung des Holzes erreicht werden. Würden sie nicht händisch abgesägt werden, wüchsen sie in das Holz ein. Das liegt daran, dass Douglasien zu den Totasterhaltern zählen. Das heißt, sie werfen ihre trockenen, abgestorbenen Äste nicht ab. Bevor solch eine Maßnahme durchgeführt wird, muss geprüft werden, ob es sich um einen ästungswürdigen Bestand handelt. Wenn die Qualität der Bäume nicht den Vorstellungen entspricht, um im Zieldurchmesser den gewünschten Wert zu erhalten, wird keine Wert­ästung durchgeführt. Der finanzielle Aufwand würde durch den Verkauf des Holzes nicht ausreichend gedeckt werden.

Anzahl der Z-Bäume

Der Blick nach oben zeigt die Ausformung und die Qualität der Stämme. Fotos (2): Rolf-Martin Niemöller

Geästet werden lediglich die sogenannten Zukunftsbäume ­(Z-Bäume), also Bäume, die später den Endbestand bilden sollen. Diese sollten geradschäftig und vital sein und eine ausreichend große Krone ausgebildet haben. Die Nordwestdeutsche forstliche Versuchsanstalt empfiehlt, dass 100 bis 120 Z-Bäume pro Hektar ausgewählt werden. Die Z-Bäume sollten untereinander einen Abstand von 8 bis 10 m haben.

Gibt es innerhalb dieses empfohlenen Abstandes keine Douglasie, die diesen Anforderungen entspricht, sollte auch keine ausgewählt werden. Alle weiteren Douglasien werden im Laufe der Durchforstungen vorher entnommen und erreichen damit nicht die Zielstärke. Zusätzlich wäre es ratsam, dass zu diesem Zeitpunkt bereits das Feinerschließungssystem im Bestand vorhanden ist. So wird verhindert, dass ein ausgesuchter Z-Baum für eine Rückegasse entnommen werden muss. Des Weiteren sollten die Z-Bäume nicht direkt an der Gasse stehen, um Anfahrtsschäden durch Harvester oder Rückefahrzeuge zu vermeiden.

Zeitpunkt für Ästung

Die Wertästung sollte so durchgeführt werden, dass noch zwei Drittel der Holzmasse im Durchmesser bis zur Zielstärke zuwachsen können. So sind die äußersten zwei Drittel des Holzes frei von Asteinschlüssen und bilden das wertvolle Furnierholz. Im Wald wird häufig vom „Bierdeckeldurchmesser“ (9 bis 10 cm) gesprochen. Wenn die Douglasien diese Stärke erreicht haben, sollte mit der Wertästung begonnen werden.

Empfohlen wird, dass die Ästung in zwei Schritten erfolgt: Als Erstes wird die sogenannte Reichhöhenästung bis zu einer Höhe von 2,5 m durchgeführt. Anschließend erfolgt die Wertästung auf einer Höhe von 6,5 m. Diese sollte erst durchgeführt werden, wenn die betreffende Douglasie eine Oberhöhe von zirka 13 bis 20 m hat. Bei geringerer Höhe wäre der Eingriff in die Krone zu groß, weshalb es zu einer Schwächung der Vitalität und einem geringeren Zuwachs kommen würde. Eine Ästung über 6,5 m wird nicht empfohlen, da der Wert eines Baumes in dem unteren Teil des Schaftes steckt. Außerdem steigen die Kosten überproportional an, je höher der Baum geästet wird. Eine Ästung über 6,5 m wäre demnach nicht mehr rentabel für den Forstbetrieb.

Douglasien in der FBG Hanerau-Hademarschen

In der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Hanerau-Hademarschen wurde in einem heute 64-jährigen Douglasienbestand zwischen 1987 und 1989 eine Wertästung durchgeführt. Im April 1990 wurden die Stämme durchnummeriert und die Brusthöhendurchmesser der 56 Bäume aufgenommen. Die letzte Messung erfolgte im Oktober 2022. Die Zuwächse sind der Abbildung zu entnehmen. Der durchschnittliche Zuwachs in den letzten 33 Vegetationsperioden beträgt 28,42 cm und damit jährlich knapp 1 cm. Diese Darstellung zeigt deutlich, wie wichtig der frühe Ästungszeitpunkt ist.

Wären die Maßnahmen an den Douglasien erst mit einem Durchmesser von 30 bis 40 cm durchgeführt worden, müsste die Zielstärke bei 90 bis 120 cm liegen. Die meisten der Douglasien erreichen im Alter von 64 Jahren aber einen durchschnittlichen Durchmesser von rund 55 cm. Um zwei Drittel des astfreien Stammes zu erreichen, müssten sich das Alter der Douglasien sowie die Zielstärke erheblich steigern. Dies hat wiederum zur Folge, dass sich das Risiko eines verfrühten Abganges des Bestandes durch Stürme oder andere unvorhersehbare Kalamitätsfälle deutlich erhöhen würde.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

Wenn die Douglasien wertgeästet sind, weichen die weiteren Behandlungsmöglichkeiten nicht sehr von nicht geästeten Beständen ab. Das Ziel ist es immer, dass die ausgewählten Z-Bäume nach der Maßnahme in den nächsten drei bis fünf Jahren von ihren direkten Bedrängern freigestellt werden. Durch das Entfernen von Bedrängern soll die Konkurrenz um Wasser, Nährstoffe und Licht verringert werden, und die Kronen der Douglasien sollen sich störungsfrei ausbilden können. Außerdem soll eine Qualitätsminderung durch das Scheuern oder Schlagen der eng stehenden Kronen verhindert werden.

Haben die Douglasien ein geringes bis mittleres Baumholz erreicht, sollen die Z-Bäume weiterhin in ihrer Entwicklung unterstützt werden, indem sie regelmäßig von Bedrängern freigestellt werden. Es ist hier aber darauf zu achten, dass der Unter- und Zwischenbestand erhalten bleiben. So soll ein mehrschichtiger Bestand mit verschiedenen Altersklassen entstehen. Wenn die wertgeästeten Douglasien die festgelegte Dimension erreicht haben, geht der Bestand in die Zielstärkennutzung über. Hierbei werden nach und nach alle erntereifen Douglasien aus dem Bestand entnommen. Während dieses Prozesses soll der Zwischenbestand nach und nach den Oberbestand bilden. Die Douglasien müssen zu diesem Zeitpunkt schon als Z-Bäume ausgewählt und wertgeästet worden sein.

Bei allen Durchforstungen und anderen Eingriffen in den Bestand sowie der Zielstärkennutzung ist es essenziell, dass mit Bedacht agiert wird, um möglichst wenig Schaden an den noch stehenden Bäumen zu verursachen.

Pendeln sich die Märkte wieder ein?

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Während der Grünen Woche wurde in Berlin viel über die Inflation der Lebensmittelpreise und die Entwicklung der Agrarpreise diskutiert. Alle Beteiligten waren sich einig, dass neben der Ernährungssicherung auch die Einkommenslage der Landwirte, der Klimaschutz und die Artenvielfalt beachtet werden müssten. So viele Ziele gleichzeitig im Blick zu behalten, ist für alle Beteiligten nicht einfach, da die Sichtweise oftmals unterschiedlich ist.

Die Preise für Lebensmittel sind im Jahr 2022 so stark gestiegen wie noch nie. Neben den hohen Energiepreisen sorgte vor allem die Teuerung für Nahrungsmittel für eine hohe Inflation. Während die Verbraucher sich fragen, ob und wann die Preise für den Wocheneinkauf wieder sinken, verzeichnen die Landwirte bereits wieder rückläufige Erlöse, vor allem für Feldfrüchte.

Reduzierte Agrarpreise

Die Ernährungsindustrie sieht noch wenig Spielraum für Preisrücknahmen bei Lebensmitteln. Sie verweist auf die hohen Preise für die bislang einkauften Rohstoffe. Auch die rückläufigen Energiepreise kommen nur zögernd beim Endverbraucher an. Schnellere Entlastung sollten hier jedoch die Strom- und Gaspreisbremsen der Bundesregierung bringen. Der Arbeitskräftemangel und die erhöhten Lohnkosten werden die Wirtschaft jedoch dauerhaft belasten. Auch die Sprecher der Agrarverbände machen vorerst wenig Hoffnung auf günstige Nahrungsmittelpreise. Trotz der jüngsten Entspannung sehen auch sie weiterhin vergleichsweise hohe Kosten für Energie, Dünge- und Futtermittelpreise. Als regelrechte Inflationsbremse sehen viele Beobachter die Preisentwicklung bei Bioprodukten. Diese sind im Preis deutlich weniger gestiegen. Doch auch Biobauern brauchen auskömmliche Preise, da geringere Erträge je Hektar erzielt werden als im konventionellen Anbau. Die Verbraucher sind jedoch deutlich kostenbewusster geworden. Gerade für hochpreisige Produkte sind die Umsätze zurückgegangen. Bioprodukte werden jetzt eher im günstigen Discounter als im Fachmarkt gekauft. Nachhaltigkeit und Umweltschutz bleiben somit auch in Krisen- und Inflationszeiten ein Thema beim Einkauf.

Aktuell befürchten vor allem die Milchbauern wieder Preisabschläge. Angesichts der rückläufigen Großhandelspreise für Milchprodukte werden auch Abschläge beim Milchgeldauszahlungspreis befürchtet. Die Kurse würden dann wieder unter dem jüngsten Rekordniveau liegen. Einige Interessenverbände fordern bereits staatlichen Eingriffe, um die Preise auf dem aktuellen Stand zu halten oder um eine Mengenregulierung einzuführen. Andere Beobachter sehen eher eine Normalisierung der Marktlage. Die Preisspitzen werden sowohl bei den Erlösen als auch bei den Kosten gekappt. Die Preise regeln die Mengenentwicklung – solange der Staat nicht eingreift. Diskutiert wird jetzt, EU-Verordnungen in Kraft zu setzen, die die Mengenlieferungen an die Meiereien und die Auszahlungspreise festlegen sollen. Dies wird bereits in Frankreich umgesetzt. Ferner gäbe es die Möglichkeit, ein Verbot für Verkäufe unter den Herstellungskosten einzuführen.

Ruf nach mehr Staat?

Auch die Kurse für Schlachtschweine bewegen sich auf einem relativ hohen Niveau. Doch auch hier sorgen hohe Futter- und Energiekosten für eine schmale Rendite. Während sich die Mischfutterkurse zuletzt wieder etwas nach unten bewegt haben, sind die Ferkelkurse merklich gestiegen. Der deutliche Bestandsabbau in der Sauenhaltung sorgt für ein immer kleineres Ferkelangebot. Die hiesige Fleischwirtschaft hat bereits die Befürchtung, dass die Schweineproduktion vor Ort bald nicht mehr den Bedarf decken kann. Dabei ist bereits berücksichtigt, dass die Schweinefleischnachfrage hierzulande sinkt. Obwohl der Selbstversorgungsgrad weiter hoch bleibt, kann bereits jetzt der Bedarf an Edelteilen wie Kotelett, Filet und Schinken nicht aus heimischer Produktion gedeckt werden. Auch hier gibt es den Ruf nach mehr Planungssicherheit. Es müssten Verträge zwischen Ferkelbauern und Mästern ebenso abgeschlossen werden wie zwischen Mästern und Metzgern. Andernfalls bleiben auch alle gut gemeinten Regionalversprechen auf der Strecke.

So funktioniert‘s im Alltag reibungslos

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Bei der Verabreichung eines Milchaustauschers (MAT) werden neben der konventionellen Eimertränke häufig programmgesteuerte Tränkeautomaten eingesetzt. Als Vorteile der Tränkeautomaten zu nennen sind vor allem die Arbeitserleichterung, die individuelle Zuteilungsmöglichkeit der Tränkemenge, in kleinen Portionen über den Tag verteilt, und dass sich der Automat automatisch reinigt. Was bei dem Einsatz von Tränkeautomaten zu bedenken ist, wird anhand der folgenden Tipps erläutert.

Bereits in der Kälberaufzucht wird die Basis für ein hohes Leistungsvermögen und eine lange Lebensdauer der Milchkühe gelegt. In der ersten Lebenswoche werden die Kälber zunächst mit der Biestmilch versorgt. Sie wird in der Regel zweimal täglich mit einem Nuckeleimer verabreicht, zum Teil ad libitum. Ab der zweiten/dritten Lebenswoche ersetzt oft Milchaustauscher die Vollmilch.

Programmgesteuerte Tränkeautomaten, mit denen nicht nur Milchaustauscher, sondern auch Vollmilch (bis zu 100 %) gefüttert werden kann, sind für Milchviehbetriebe interessant, die phasenweise oder ständig Vollmilch verabreichen wollen.

Aufstellungsort überlegt auswählen

Der Tränkeautomat sollte möglichst frostfrei und trocken, am besten in einem abgeschlossenen Raum aufgestellt werden. Außerdem ist es sinnvoll, die Entfernung zwischen Tränkeautomat und Saugstelle möglichst kurz zu halten, um den Aufwand für die Reinigung der Milch führenden Schläuche zu verringern. Je kürzer die Wege, desto besser. Dies gilt auch für den Aufwand, um die Milch auf Temperatur zu halten. Eine gute Zugänglichkeit und Ausleuchtung des Raums sollten selbstverständlich sein, denn von hier aus erfolgen die Steuerung, die Dateneingabe und Kontrolle von beispielsweise Alarmlisten.

Tränkekurve einstellen

Die Tränkeautomaten werden überwiegend von einem integrierten Computer gesteuert. Sie sind dann mit Programmen für die Kälberaufzucht und mit Überwachungsfunktionen ausgestattet, mit deren Hilfe Problemtiere schneller erkannt werden können. Dabei wird etwa überwacht, ob jedes Tier seine zugeteilte Tagesration entsprechend der individuellen Tränkekurve auch tatsächlich abgerufen hat. Die individuelle Tränkekurve richtet sich vorwiegend nach dem Alter der Tiere.

Mit den programmgesteuerten Tränkeautomaten ist eine individuelle Zuteilung der Tränkemenge in kleineren Portionen möglich.

Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase am Tränkeautomaten folgt eine Haupttränkephase. Während dieser erhält jedes Kalb je nach Einstellung etwa 6 bis 12 l Milch pro Tag, wobei pro Mahlzeit 1,5 bis 2 l gegeben werden sollten. Daran schließt sich die Abtränkphase an, in der die Milchmenge reduziert wird. Grundsätzlich ist unabhängig von dem Tränkeverfahren dafür zu sorgen, dass den Kälbern zu jeder Zeit hochwertiges Grund- und Kraftfutter angeboten werden und stets Wasser zur freien Aufnahme zur Verfügung steht. Die Tränkemenge sollte auf die Kraftfutteraufnahme der Kälber abgestimmt werden. 

Konzentration beachten

Die Konzentration des Milchaustauschers sollte auf die Gesamttränke pro Tag abgestimmt sein und im Tränkeplan festgelegt werden. Beispielsweise ist bei einer geringeren Tränkemenge von 6 l pro Tag eine Milchaustauscherkonzentration von 160 g/l Wasser erforderlich, um das Kalb ausreichend mit Energie zu versorgen. Bei höheren Tagesmengen und in der Abtränkphase kann die Milchaustauscherkonzentration auf 120 g/l Wasser reduziert werden. Damit der Milchaustauscher, insbesondere die darin enthaltenen pflanzlichen Fette, sich im Wasser gut auflösen, sollte auf die richtige Wassertemperatur für den jeweiligen Milchaustauscher geachtet werden. Für eine gute Entwicklung der Kälber und damit der künftigen Milchkuh ist eine ausreichende Energieversorgung in den ersten Lebenswochen ausschlaggebend.

Regelmäßige Kalibrierung

Beachtet werden muss auch die regelmäßige Kalibrierung der Tränkeautomaten. Tränkeautomaten, die sich nicht automatisch kalibrieren, sollten mindestens ein Mal im Monat, wenn eine neue Lieferung Milchaustauscher verfüttert wird und bei einem Milchaustauscherwechsel hinsichtlich der Dosierung der Milchaustauschermenge kontrolliert werden. Dabei ist zu beachten, dass je nach Hersteller die eingestellte Tränkemenge entweder genau der Wassermenge entspricht – das Milchaustauscherpulver kommt dann hinzu – oder die Wassermenge wird um den Anteil des Milchaustauscherpulvers reduziert. Letzteres ist genauer, da exakt die vorgegebene Tränkemenge erstellt wird. Ansonsten wird mehr gefüttert als vorgesehen.

Den Kälbern sind hochwertiges Grund- und Kraftfutter sowie Wasser zur freien Aufnahme anzubieten.

Betriebsindividuelle Ausstattung

Nach den betriebsindividuellen Bedingungen sollten sich die Ausführung und Ausstattung eines programmgesteuerten Tränkeautomaten richten, zum Beispiel ob mit dem Tränkeautomaten neben Milchaustauscher auch Vollmilch oder beides vertränkt werden soll. Tränkeautomaten, mit denen zusätzlich zum Milchaustauscher auch Vollmilch verabreicht werden kann, sind für Milchviehbetriebe interessant, die phasenweise oder ständig Vollmilch verabreichen wollen. Bei vielen Tränkeautomaten ist es möglich, einen Dosierer anzuschließen, der zum Beispiel Elektrolyte oder Medikamente tierindividuell zudosiert.

Gruppenbildung hat Vorteile

Ein Tränkeautomat kann je nach Hersteller bis zu vier Saugstellen versorgen. Dabei kann eine Saugstelle bei Kälbern unterschiedlichen Alters weniger Tiere versorgen als bei Kälbern gleichen Alters. Die Installation mehrerer Saugstellen bringt den Vorteil, dass die Möglichkeit der Gruppenbildung besteht. Kälber einer Altersklasse bilden eine homogene Gruppe. Die Übersicht wird damit erleichtert, zurückgebliebene Einzeltiere lassen sich leicht erkennen. Darüber hinaus lässt sich der Infektionsdruck reduzieren, da nicht ständig neue Kälber zugestallt werden. Ist eine Gruppe von der Tränke abgesetzt, kann das Stallabteil gereinigt und desinfiziert werden.

Tränkenuckel müssen regelmäßig ausgetauscht werden, um die Gefahr der Übertragung von Krankheitserregern zu verringern.

Eingesparte Arbeitszeit nutzen

Im Vergleich zur konventionellen Eimertränke sind Tränkeautomaten aus finanzieller Sicht für größere Betriebe interessant. Besonders die Arbeitszeiteinsparung spielt eine Rolle. Tränkeautomaten können aber auch schon für kleinere Bestände beispielsweise mit einer hohen Arbeitsbelastung attraktiv werden. Ein Teil der eingesparten Arbeitszeit muss aber weiterhin für die Tierbeobachtung eingesetzt werden, denn das geübte Auge bleibt trotz einiger programmgesteuerter Überwachungsfunktionen für eine gute Kälberaufzucht unersetzbar.

Regelmäßige Reinigung

Sehr bedeutend sind auch die hygienischen Aspekte. Dazu gehört die regelmäßige Reinigung der Anmischapparatur und der Milch führenden Schläuche. In der Regel ist eine zweimal tägliche Reinigung sinnvoll. Auch den Tränkenuckel rechtzeitig entsprechend der Abnutzung (zum Beispiel Bissspuren) sowie nach einem Gruppenwechsel zu erneuern, sollte selbstverständlich sein. Ebenfalls empfehlenswert ist es, ein Fliegengitter zum Schutz des Anrührbehälters einzusetzen.

Experten diskutieren über die Landwirtschaft der Zukunft

Den Nerv der Zeit getroffen hat der Landwirtschaftliche Buchführungsverband (LBV) mit seiner diesjährigen Jahrestagung: Rund 320 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erlebten in den Holstenhallen in Neumünster Vorträge zum Leitthema „Landwirtschaft der Zukunft – nachhaltig, wirtschaftlich, vielfältig!“, mehr als 400 Gäste verfolgten die Tagung per Livestream. Insbesondere die Wiedervernässung von Mooren wurde kontrovers diskutiert.

Für Agrarwissenschaftler Harald Grethe, Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin, ist die Sache klar: „Diejenigen, die heute trockene Moore bewirtschaften, werden das schon bald nicht mehr tun.“ Es sei zwar anzuerkennen, dass es eine große Leistung unserer Vorfahren war, aus der natürlichen Landschaft mit sehr viel Wald und Sumpf die heutige Kulturlandschaft zu machen. „Heute aber wissen wir, dass trockene Moorkörper in erheblichem Umfang CO2 freisetzen.“

Die drei Grußwortredner (v. li.): Werner Schwarz, Elisabeth Aßmann und Hans-Caspar Graf zu Rantzau

Moorstandorte machen laut Grethe nur 7 % der Fläche aus, auf sie entfielen aber 40 % der Emissionen aus Landwirtschaft und landwirtschaftlicher Bodennutzung. Entsprechend groß sei das Potenzial: Bis zu 35 t CO2/ha und Jahr können nach seinen Angaben durch Wiedervernässung vermieden werden. Legt man Klimafolgekosten pro Tonne CO2 von 200 € zugrunde, käme man auf einen Betrag von jährlich 7.000 €/ha. „Ich brauche Ihnen nicht zu erzählen, dass man das mit trockener Landwirtschaft nicht verdienen kann.“

Klimapolitisch eindeutig positiv, führe die Wiedervernässung für die betroffenen Betriebe zu Existenzproblemen. Man dürfe Wiedervernässung aber nicht mit Renaturierung gleichsetzen. „Blubbernde Standorte, in die man als Mensch gar nicht reinkommt, brauchen wir für den Klimaschutz nicht.“ Deshalb sieht Grethe im Ende der trockenen Landnutzung auch kein Ende der Landwirtschaft. Im Gegenteil: Durch ­Photovoltaik auf wiedervernässten Mooren ergäben sich gute zusätzliche Einkommenschancen. Interessant sei auch der Anbau von Paludikulturen, weil zunehmend Biomasse für die stoffliche Nutzung gebraucht werde. Grethes Rat an die Landwirte: „Fordern Sie politische Gestaltung ein!“ Dies sei der einzige Weg, um verlässliche wirtschaftliche Perspektiven zu entwickeln.

Gerd von Hippel (li.), Geschäftsführer der Landgesellschaft Schleswig-Holstein, am Rande der Tagung im Gespräch mit Erk Westermann-Lammers, Vorstandsvorsitzender der Investitionsbank Schleswig-Holstein
Ferenc Kornis (li.), Geschäftsführer eines Beratungsunternehmens für Acker- und Pflanzenbau, im Austausch mit dem Geschäftsführer des LBV, Dr. Willi Cordts

Politik verspricht Unterstützung

Schon in seinem Grußwort hatte sich auch Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) zum heiß diskutierten Thema Moore geäußert. Eine Wiedervernässung könne nur sozialverträglich geschehen. Es sei wichtig, mit den Betroffenen vor Ort nach Lösungen zu suchen. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges sagte er: „Ich betone aber: Im Interesse der Ernährungssicherheit brauchen wir weiterhin auf Gunststandorten hohe Erträge.“ Auf die bereits spürbaren Folgen des Klimawandels wies auch Elisabeth Aßmann (SPD), Staatssekretärin im Landwirtschaftsministerium von Mecklenburg-Vorpommern, hin. Das Grußwort der Landwirtschaftskammer überbrachte Vizepräsident Hans-Caspar Graf zu Rantzau. Er sagte, dass bei aller hehren Zielsetzung des Klimaschutzes die Wirtschaftlichkeit nicht außer Acht gelassen werden dürfe.

Gerrit Derkowski moderierte die Jahrestagung des LBV.

Als ersten Fachreferenten des Tages begrüßte NDR-Moderator Gerrit Derkowski den Vorsitzenden der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), Hubertus Paetow. Er erinnerte daran, dass im Brundtland-Bericht der UN 1987 eine nachhaltige Entwicklung definiert worden sei als eine, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden. Die 17 Ziele, die sich daraus ableiteten, hätten alle mehr oder weniger direkt mit der Arbeit der Landwirte zu tun. Anhand verschiedener Nachhaltigkeitsindikatoren analysierte Paetow die Lage des Sektors und stellte eine Analysemethode zur Erstellung betrieblicher Nachhaltigkeitsprofile vor.

Schneller Ausstieg aus fossilen Energien

Ein Plädoyer für den schnellen Ausstieg aus fossilen Energien hielt der Jurist, Philosoph und Soziologe Prof. Felix Ekardt. Im Pariser Klimaabkommen hätten sich die Staaten der Welt verpflichtet, die Erderwärmung auf weit unter 2 K, gemessen am vorindustriellen Temperaturniveau, zu begrenzen. Der Weltklimarat habe berechnet, dass die Weltgesellschaft lediglich ein Restbudget von 300 Gt (Giga­tonnen) CO2 ab 2020 zur Verfügung habe, um dieses Ziel zu erreichen. Gehe man rein nach dem Bevölkerungsanteil, dürfe Deutschland davon 3 Gt CO2 beanspruchen. Nur: Diesen Wert haben wir laut Ekardt schon heute bereits zu mehr als der Hälfte verbraucht. Ekardt schlug vor, den Handel mit CO2-Zertifikaten zu intensivieren und auf der Ebene von Schlachthöfen und Meiereien einen zusätzlichen Emissionshandel für tierische Produkte einzuführen. „Mir ist absolut bewusst, dass die aktuelle Situation für uns alle eine massive Herausforderung ist“, sagte er. Aber so wie bisher gehe es nicht weiter.

Rege politische Beteiligung (v. li.): Oliver Kumbartzky (FDP), Heiner Rickers (CDU), Hauke Göttsch (CDU), Heinrich Mougin (Bauernverband SH und Delegierter des LBV)

Um nachhaltige Bodenbewirtschaftung ging es im Vortrag von Ferenc Kornis, Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft N.U. Agrar. Dazu sei es wichtig, eine an den Standort angepasste wirtschaftliche Fruchtfolge mit ausgeglichener Humusbilanz zu finden. Zudem gelte es, dem Boden genau das wieder zuzuführen, was ihm durch Nutzung entzogen werde. Kurze Pachtlaufzeiten führten in der Praxis dazu, dass Landwirte oft nicht bereit seien, langfristig in den Boden zu investieren. Würden aber von Jahr zu Jahr nur 80 % des notwendigen Düngers eingebracht, setze eine Abwärtsspirale ein, die zu einem massiven Ertragseinbruch führe. Kornis zeigte, wie auf hohe Erträge zugeschnittene, nachhaltige Fruchtfolgen durch den Einbau von Sommerungen in Bezug auf Bodenfruchtbarkeit, Ungräser und Krankheiten wirtschaftlich optimiert werden könnten.

Die Zukunft der Milcherzeugung

Dass die Produktion von Nahrungsmitteln tierischer Herkunft aus Gründen des Klimaschutzes deutlich zurückgehen müsse, davon ist Agrarwissenschaftler Prof. Friedhelm Taube von der Uni Kiel überzeugt. Klimaschutzgesetz und europäische Farm-to-Fork (F2F)-Strategie seien die Treiber hierfür. Ausführlich ging Taube auf die Situation der Milchviehbetriebe ein. Auf Hochleistung gezüchtete Kühe benötigten eiweißreiches Futter, um ihre Milchleistungen zu realisieren. Daher würden die Tiere in starkem Maße mit Getreide und Raps gefüttert. Grünlandfutter hingegen sei degradiert worden zu einer Strukturkomponente in der Ration, „damit der Pansen überhaupt noch funktioniert“. Im Hinblick auf die Konkurrenz der Landnutzung für die Humanernährung und die Klima- und Umweltkosten sei das langfristig nicht sinnvoll.

„Ich bin überzeugt, es gibt das Potenzial, es anders zu machen“, sagte Taube. Unter anderem schlug er ein vermarktbares Label für Grünlandmilch vor. Wo immer möglich, sollten Milchviehbetriebe außerdem mit Marktfruchtbetrieben kooperieren, indem sie ihre Flächen unter Verwendung vielfältiger Kulturarten gemeinsam nutzten. Mithilfe von Kleegras beispielsweise könne der Dünger- und Pflanzenschutzaufwand erheblich reduziert werden. Der deutschen Politik stellte er ein vernichtendes Urteil aus: Bisher habe Deutschland keine EU-Umweltrichtlinie überzeugend umgesetzt.

Neben einem facettenreichen Blick auf die Landwirtschaft der Zukunft bot die Jahrestagung beste Gelegenheit, mit Fachleuten und Berufskollegen in ungezwungener Atmosphäre ins Gespräch zu kommen.

F2F-Strategie auf dem Prüfstand

Der Green Deal stand auch im Mittelpunkt des Referats von Prof. Christian Henning von der Uni Kiel. Im Auftrag des Grain Clubs hatte Henning gemeinsam mit anderen Forschern eine Simulation durchgeführt. Ihr Ziel: herauszufinden, was passiert, wenn die fünf Maßnahmen der F2F-Strategie, also 50 % weniger chemische Pflanzenschutzmittel, 50 % weniger Nährstoffverluste, 20 % weniger Düngemittel, 10 % Flächen mit großer biologischer Vielfalt und 25 % ökologischer Landbau, gleichzeitig in der EU implementiert würden. Ein Ergebnis seien massive Produktionseinschränkungen. „Das ist auch logisch: Wir wollen mehr Ökosystemleistungen und müssen damit die klassischen Produkte beschränken.“ Aufgrund der gedrosselten Produktion stiegen in der Simulation die Ab-Hof-Preise dramatisch an. Diese Preissteigerungen wiederum induzierten Anpassungen in den Netto-Exportströmen und dadurch auch einen Anstieg der internationalen Preise.

Insgesamt, so resümierte Henning, erhöhe die F2F-Strategie zwar durchaus die Ökosystemleistungen, „aber sie schöpft das Potenzial des Green Deal bei Weitem nicht aus“. Ein Grund sei, dass die Zielwerte von der Politik willkürlich gewählt worden seien. Mithilfe eines Metamodells versuchten Henning und Kollegen daher, alternativ eine Zielfunktion zu maximieren, die auch die Zahlungsbereitschaft der Gesellschaft berücksichtigt. Die gefundene Strategie sei deutlich besser und komme mit nur drei Maßnahmen aus: Reduktion der Pflanzenschutzmittel um mehr als 70 %, Verbesserung der N-Bilanz um 75 % und ein Preis von 280 €/t CO2-Einsparung.

Einer der zahlreichen Stände: Interessierte informieren sich, wie analoge Prozesse in digitale Anwendungen überführt werden.

Energieversorgung mit Sonnenenergie

Als letzter Fachreferent kam Prof. Frank Sirocko von der Uni Mainz zu Wort. Der Geowissenschaftler erklärte die Zusammenhänge zwischen Golfstrom, Jetstream und dem arktischen Meereis sowie den Einfluss auf Temperatur und Niederschlag in Europa und zeichnete anhand eines Bohrkerns die Agrargeschichte Schleswig-Holsteins nach. Weil alle globalen Lagerstätten fossiler Energieträger im Verlauf des 21. Jahrhunderts erschöpft sein würden beziehungsweise deren Abbau sich drastisch verteuere, liege die Zukunft der Energieversorgung eindeutig in der Nutzung der Sonnenenergie unter Verwendung von Wasserstoff als Speichermedium. Damit schloss sich bei der Tagung der Kreis – denn auch Sirocko bezeichnete die Perspektive, mit Photovoltaik in Moore zu gehen, als hochinteressant.

In der abschließenden Podiumsdiskussion stellte Moderator Gerrit Derkowski den Referenten auch zahlreiche Fragen, die die Gäste der Jahrestagung im Laufe des Tages eingereicht hatten. Videos hiervon und von allen Vorträgen sind zu finden unter www.lbv-net.de

Zierpflanzenmarkt wieder auf Vor-Corona-Niveau

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Der deutsche Gesamtmarkt für Blumen und Zierpflanzen konnte im Jahr 2022 zwar nicht mit den pandemiebedingten Rekordjahren 2020 und 2021 mithalten, pendelte sich aber wieder auf das Vor-Pandemie-Niveau ein. Insgesamt dürfte das Marktvolumen für Blumen und Pflanzen im Jahr 2022 bei rund 9 Mrd. € zu Einzelhandelspreisen gelegen haben, berichtete der Zentralverband Gartenbau (ZVG) auf der Internationalen Pflanzenmesse (IPM) in Essen.

Die mittleren Pro-Kopf-Ausgaben der Bundesbürger für Blumen und Zierpflanzen verringerten sich 2022 auf 107 €. Damit lagen sie um rund 1 € unter dem Stand im Vor-Pandemie-Jahr 2019.

Der Ukraine-Krieg habe Wirtschaft und Konsumenten gleichermaßen verunsichert, und die sichere Energieversorgung habe einen neuen Stellenwert bekommen, rekapitulierte ZVG-Präsident Jürgen Mertz das vorige Kalenderjahr bei der IPM-Eröffnungspressekonferenz. Nach dem Wegfall der Infektionsschutzmaßnahmen Anfang 2022 habe sich der Fokus der Kunden auf Freizeitaktivitäten wie Gastronomiebesuche und Urlaube verlagert. Mitte des Jahres habe der Ukraine-Krieg mit der Energiekostensteigerung und der Inflation den Fokus erneut auf die eigenen vier Wände gelenkt.

Preissteigerung bei Betriebsmitteln

Neben der spürbaren Kaufzurückhaltung hätten sich die Gartenbaubetriebe 2022 mit deutlichen Preissteigerungen bei den Betriebsmitteln und großen Unsicherheiten in der Energieversorgung auseinandersetzen müssen, berichtete Mertz. Dies habe die Stimmung im energieintensiven Zierpflanzenbau kurz vor Saisonstart im März 2022 kippen lassen. Eine solide Planung für die kommenden Monate sei kaum möglich gewesen. Der ZVG-Geschäftsklimaindex sei im Mai und damit mitten in der Saison mit 82 Punkten auf ein noch nie da gewesenes Tief gesunken. Der Sinkflug setzte sich laut Mertz weiter fort und erreichte mit 74 Punkten im September ein Rekordtief. Die Stimmung blieb ihm zufolge auch zum Jahresabschluss 2022 verhalten, wenn auch mit leichter Tendenz zur Besserung nach Beschluss der Strom- und Gaspreisbremsen. Letztendlich sei der Absatz aber in der Summe besser ausgefallen als zwischendurch befürchtet. „Wir bewegen uns jetzt in etwa wieder auf dem Niveau von 2019“, konstatierte der Gartenbaupräsident.

Gartenpflanzen unter 2019er Ergebnis

Laut Angaben des ZVG konnte der Markt für Gartenpflanzen das Ergebnis aus 2019 nicht ganz erreichen und kam 2022 zu Einzelhandelspreisen auf ein Volumen von 4,3 Mrd. €. Verglichen mit 2021 entsprach das einem Minus von 13 %; im Vor-Pandemie-Vergleich belief sich die Abnahme aber auf weniger als 1 %. Die Pro-Kopf-Ausgaben für Gartenpflanzen sanken 2022 auf rund 52 €. Im Einzelnen wurden im Vorjahresvergleich mit Gehölzen 11 %, mit Beet- und Balkonpflanzen 14 %, mit Stauden 16 %, mit Kräutern 17 % und mit Blumenzwiebeln 5 % weniger erlöst. Dabei konnten laut ZVG nur Stauden und Blumenzwiebeln ihr Vor-Pandemie-Ergebnis übertreffen. Für Stauden gab jeder Einwohner Deutschlands 2022 im Mittel 7 € aus, für Blumenzwiebeln 3 €. Der Markt für Beet- und Balkonpflanzen blieb im vorigen Jahr mit 1,8 Mrd. € um 1 % unter dem Niveau von 2019. Gehölze lagen um 3 % unter dem Vor-Pandemie-Ergebnis, Kräuter um 4 %. Das entsprach mittleren Pro-Kopf-Ausgaben von 22 € für Beet- und Balkonpflanzen, von 17 € für Gehölze und von 3 € Kräuter.

Die durch die Pandemie zuvor am stärksten gepushten grünen Zimmerpflanzen konnten dem Verband zufolge einen Teil der Dynamik ins Jahr 2022 retten. Sie verzeichneten gegenüber 2021 zwar ein Minus von 7 %, konnten ihr Ergebnis von 2019 damit aber noch um 14 % toppen. Der Markt für grüne Zimmerpflanzen erreichte knapp 600 Mio. €; pro Kopf waren das 7 €. Blühende Zimmerpflanzen setzten ihre langsame Talfahrt indes fort und blieben mit einem Verkaufsvolumen von rund 1 Mrd. € um 3 % unter ihrem Vor-Pandemie-Ergebnis. Die Pro-Kopf-Ausgaben lagen hier bei knapp 12 €.

Logistikprobleme bei Schnittblumen

Auf den Schnittblumenmarkt wirkten sich Logistikprobleme zusätzlich negativ aus. Mit 3,1 Mrd. € blieb dieser Markt um 12 % unter dem Ergebnis von 2021. Es seien zeitweise kaum Schnittblumen aus afrikanischen Ländern verfügbar gewesen, berichtete der Zentralverband. Der Handel sei auf Arten umgeschwenkt, die in Deutschland oder den Nachbarländern produziert werden. Sowohl die stark fokussierten Tulpen als auch andere saisonale Arten seien häufig als deutsche oder regionale Ware angeboten worden. Die Ausgaben für Schnittblumen sanken den Verbandsangaben zufolge 2022 im Schnitt auf rund 37 €. age

„Die Natur ist schneller als die Politik“

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Landwirtschaft war schon immer widerstandsfähig. Gerade heute wird den Betrieben jedoch eine Menge abverlangt. Neben umfangreichen Vorgaben aus Kiel, Berlin und Brüssel muss die Branche neue Aufgaben in den Bereichen Klima- und Umweltschutz sowie der Energiewende stemmen. „Sie brauchen Rahmenbedingungen, auf die Sie sich verlassen können“, betonte Uwe Augustin, Vertreter der Volksbanken Raiffeisenbanken, gegenüber den Besuchern beim VR-Landwirtschaftstag am Mittwoch in Neumünster.

Mit ihrer „Liebeserklärung an den Norden“ stimmte Slam-Poetin Mona Harry die Gäste in den Holstenhallen ein. Deutlich weniger romantisch wurde es anschließend, als Moderator Dietrich Holler den schleswig-holsteinischen Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) zu den politischen Problemfeldern befragte.

Selbstversorgung sichern

Schwarz bezeichnete die aktuelle Form der staatlichen Haltungskennzeichnung für Schweine als „völlig falschen Weg“. Es brauche hier einen gesamtheitlichen Ansatz. Der bereits geringe Selbstversorgungsgrad bei Obst und Gemüse sei katastrophal. Er betonte: „Da dürfen wir in der Schweinehaltung nicht hinkommen.“

Weitere Schwerpunktthemen, die Schwarz als Vorsitzender der Agrarministerkonferenz voranbringen wolle, seien die Gemeinsame EU-Agrarpolitik (GAP) nach 2027 und Ausnahmen für Landwirte, die im Rahmen der Düngeverordnung in Roten Gebieten arbeiten, ihr Stickstoffmanagement aber im Griff haben. „Wir stellen bereits erste Verbesserungen der Nitratwerte fest“, erklärte der Minister.

Er berichtete, dass bei den Eco-Schemes aus der Ersten Säule der GAP nachgebessert werden müsse, falls diese nicht angenommen würden. Bei den Zweite-Säule-Maßnahmen gebe es jedoch nur begrenzte Möglichkeiten, das „aufzubohren“, weil dabei Abstimmungen mit dem Umweltministerium notwendig seien.

Grundsätzlich müssen aus Sicht des Ministers Nachhaltigkeitsleistungen wie die Verringerung von CO2-Emissionen auch vergütet werden. Er verwies in diesem Zusammenhang auf das Kompetenzzentrum für klimaeffiziente Landwirtschaft, das klimafreundliche Verfahren in der Landwirtschaft entwickeln und weiterbringen solle. Der Minister unterstrich: „Innovation ist immer gut, wenn sie auch in die Breite getragen wird.“

Handel bleibt wichtig

„Für mich ist wichtig, dass wir eine vielfältige Landwirtschaft haben“, erklärte Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH). Bei allen neuen Herausforderungen dürfe man den klassischen Ackerbau und die Tierhaltung als „Rückgrat der Landwirtschaft“ nicht aus dem Blick verlieren. Auch Deutschland und Europa müssten ihren Beitrag dazu leisten, die Weltbevölkerung zu ernähren. Export bleibe dafür wichtig, insbesondere von Gunststandorten wie Schleswig-Holstein. „Auch das ist nachhaltig“, bekräftigte der BVSH-Präsident.

Natürlich seien Landwirte immer offen für alternative Einkommensquellen. Wenn jedoch die Flächeninanspruchnahme durch Agri-PV die Pachtpreise in die Höhe treibe, betrachte er das mit Sorge. Lucht forderte, eher Moorflächen und extensive Weideflächen dafür zu priorisieren, aber keine guten Ackerböden. Die Vorschläge aus Brüssel zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln (PSM) und zur Naturwiederherstellung bringen laut Lucht weiteren „Druck auf den Kessel“. Die Bedingungen seien aktuell nicht so, dass Landwirte Biodiversität wirtschaftlich auf die Fläche bringen könnten. „Wenn uns gute Angebote gemacht würden, kämen wir bei den Themen Tierschutz, Biodiversität und Klimaschutz viel besser voran“, so der BVSH-Präsident.

Nicht an Trends ausrichten

Die bayerische Europaparlamentarierin Ulrike Müller (Freie Wähler) pflichtete dem bei, dass eine pauschale PSM-Reduktion nicht sinnvoll sei. Nach ihrer Einschätzung schritten die Kommissionspräsidentin Dr. Ursula von der Leyen (CDU) und ihr Vize, Sozialdemokrat Frans Timmermans, bei diesen Themen voran. „Wir können als Parlament momentan nur verhindern beziehungsweise Mehrheiten dagegen bilden“, erläuterte Müller.

Für sie ist es problematisch, dass sich immer mehr Politiker an gesellschaftlichen Trends ausrichteten. Mit der zuletzt intensivierten Debatte um die Ernährungssicherheit sei man aber einen Schritt näher dahin gekommen, dass die Ökonomie für die Landwirtschaft eine gleichwertige Säule der Nachhaltigkeit darstelle.

Müller verteidigte die jüngste GAP-Reform. Aus ihrer Sicht gebe es ausreichend Möglichkeiten, Umweltleistungen passend zu honorieren. Es hake jedoch bei der Umsetzung in den Mitgliedstaaten und Bundesländern. Sie hob insbesondere die „vielen Möglichkeiten in der Zweiten Säule“ hervor.

Die EU-Parlamentarierin räumte ein: „Für die Umsetzung von Ökosystemleistungen brauchen wir auch externes Geld.“ Dieses könne von Investoren kommen, die Landwirte für Ökosystemleistungen bezahlen, und zwar so, dass nicht nur die Kosten ausgeglichen würden.

Förderung zu gering

„Ich denke, dass die Honorierung von gesellschaftlichen Leistungen eine Riesenchance für die Landwirte ist“, erklärte Ackerbauer Till Krohn aus Westerau, Kreis Stormarn. Er kritisierte hingegen, dass die Kosten für die Einhaltung von Eco-Schemes derzeit höher seien als die Fördersätze. So sei es immer noch wirtschaftlich unattraktiv, Ökosystemleistungen zu erbringen.

Dem Thema der Pflanzenschutzmittelreduktion will Krohn keine zu hohe Bedeutung beimessen. Aufgrund langjähriger Wirtschaftsweisen zeigten einige Mittel aufgrund von Resistenzen ohnehin weniger Wirkung. Seine Schlussfolgerung: „Die Natur ist schneller als die Politik.“

Hungrige Pflanzen

Für Michael Wagner, Präsident des Industrieverbandes Agrar (IVA), dürfte es bei der PSM-Debatte nicht darum gehen, pauschale Verbote auszusprechen, sondern Risiken zu minimieren. Die Industrie werde weiter den Weg der Innovation und Forschung gehen. Die IVA-Unternehmen wollen dafür in den kommenden Jahren insgesamt 10 Mrd. € investieren. Große Potenziale sieht Wagner vor allem in der Digitalisierung. Auch die Bereiche der Biologicals und Biostimulanzien seien ein Wachstumsmarkt.

„Pflanzen müssen ernährt werden“, untermauerte der IVA-Präsident. Das sei dem einen oder anderen Verbraucher vielleicht nicht immer so klar. Er wies darauf hin, dass bei der Stickstoffproduktion 90 % der Kosten für Energie aufgewendet würden. Die Düngemittelindustrie in Deutschland drohe „kaputtzugehen“, weil die Energie im Ausland aktuell deutlich günstiger sei, warnte Wagner.

Umweltfreundliche Produktionssysteme würden immer wichtiger. Als Beispiel nannte er Grünes Ammoniak, das aus regenerativ erzeugtem Wasserstoff produziert werde. „Klimaneutrale Produkte sind von hohem Interesse für die Produzenten“, so Wagner.

Module an Drahtseilen

Prof. Kerstin Wydra von der Fachhochschule Erfurt stellte in Neumünster ihre Erkenntnisse zu Agri-PV-Anlagen vor. Diese seien „Chance für Klimaschutz und Klimaanpassung“ in der Landwirtschaft. Es gebe bereits erfolgreiche Modellprojekte, beispielsweise im Obstbau. Die Bestände seien durch die Module vor Hagel, Sturm und Starkregen geschützt. Die Temperaturabmilderung helfe außerdem bei Frost. Ein neuer Trend seien sogenannte Drahtseilaufhängungen mit deutlich weniger Stahl. Die Verankerung der Träger sei reversibel. „Acker bleibt Acker“, so die Wissenschaftlerin. Die Hersteller garantierten das Aushalten von Windlasten bis zu 160 km/h.

Den Agri-PV-Flächenbedarf für die Erreichung der Ziele der Energiewende bezifferte sie auf 1 % bis 2 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Auch Moorstandorte seien geeignete PV-Standorte. Investitionskosten für Flächen-PV-Anlagen liegen laut Wydra bei rund 330.000 €/ha, mit Drahtseilaufhängungen komme man auf Doppelte. Der Flaschenhals für Installationen in der Praxis sei allerdings noch das Genehmigungsverfahren.

Genug Flächen vorhanden

Ove Petersen, Geschäftsführer von JP Joule, erläuterte: „Stand jetzt dauert ein Planungsverfahren für Windparks oder Freiflächen-PV zwei bis sieben Jahre.“ Mit Blick auf das aktuelle Beschleunigungsverfahren hofft er, dass der gewünschte Effekt erzielt wird. Die Regelungen müssten aber auch erst mal auf kommunaler Ebene interpretiert und umgesetzt werden.

Nach Petersens Einschätzung gibt es in Deutschland ausreichend Flächen für den Ausbau der Erneuerbaren Energien. „Wenn wir Nahrungsmittel und Energieproduktion klug kombinieren, können wir ein großes Wertschöpfungspotenzial heben“, zeigte sich der Unternehmer überzeugt. 

VR-Landwirtschaftspreis: Volksbanken Raiffeisenbanken zeichnen Agrarbetriebe mit insgesamt 15.000 Euro aus

In diesem Jahr werden die Volksbanken Raiffeisenbanken (VR-Banken) erstmals das Engagement der Landwirte im Norden auszeichnen. Der neue VR-Förderpreis Landwirtschaft ist eine der höchstdotierten Auszeichnungen für Agrarbetriebe in ganz Deutschland. Die VR-Banken wollen die Leistungen in Kooperation mit dem Bauernverband Schleswig-Holstein sichtbar machen. Medienpartner der Aktion ist das Bauernblatt.

Landwirte können sich bis Sonntag, 30. April, online um den mit insgesamt 15.000 € dotierten Preis bewerben. Nach dem Ende der Bewerbungsphase wird eine Fachjury die besten drei Bewerbungen auswählen – über die finalen Platzierungen entscheidet anschließend ein Online-Voting. Die Verleihung des VR-Förderpreises findet Ende August statt.

„Ob Klimawandel, veränderte gesellschaftliche Erwartungen oder strukturelle Veränderungen im ländlichen Raum: Die Anforderungen an eine moderne Landwirtschaft sind hoch“, weiß Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU), der die Schirmherrschaft für den Preis übernommen hat. „Um diesen zukunftsorientiert zu begegnen, brauchen wir neue Konzepte und Methoden, die wichtige Impulse für eine nachhaltige Entwicklung unserer Land- und Ernährungswirtschaft liefern. Ich freue mich daher, dass wir im Rahmen des Förderpreises zukunftsorientierte Betriebe und innovative Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter unterstützen, die mit pfiffigen Ideen und Projekten Innovationen umsetzen.“

Beste Chancen auf den VR-Förderpreis Landwirtschaft haben Betriebe, die mit kreativen Ideen und nachhaltigen Konzepten zu überzeugen wissen. Der VR-Förderpreis Landwirtschaft kann für technologische Neuerungen oder für den richtungsweisenden Umgang mit der Digitalisierung vergeben werden, aber ebenso können zukunftsgerichtete Nachfolgeplanungen, vorbildliche Familienleistungen, besondere Qualifizierungs- und Ausbildungskonzepte oder beispielhafte Kooperationen mit anderen Betrieben oder Vermarktern mit dem Preis belohnt werden.

„Mit ganzem Herzen Landwirt oder Landwirtin zu sein, das bedeutet, im Heute immer schon das Morgen im Blick zu haben, Herausforderungen anzunehmen und sich der gesellschaftlichen Verantwortung zu stellen – im Sinne des Tierwohls, der Nachhaltigkeit und der Zukunftsfähigkeit“, sagt Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein. „Landwirt zu sein, ist eine vielschichtige Aufgabe, die gestaltet werden will. An Innovationsfreude, guten Ideen und Mut zu Veränderungen fehlt es nicht. Wir Landwirtinnen und Landwirte sind Problemlöser! Und das ist auch gut so, denn wir werden gebraucht: nicht nur als Erzeuger von hochwertigen Lebensmitteln und Energie, sondern auch als Arbeitgeber und Wirtschaftskraft im ländlichen Raum.“

Alle Informationen zum VR-Förderpreis Landwirtschaft HIER

Mehr als 1.000 Besucher verfolgten die Diskussionen in den Holstenhallen in Neumünster. Fotos: rq

Das eigene Laju-Häuschen

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Schon seit vielen Jahren ist die Landjugend Schwansen auf der Suche nach einem Vereinsheim. Parallel zu den Vorbereitungen für die 72-Stunden-Aktion im September 2021 kam die Idee auf, das alte, rund 50 m² große Klärwerksgebäude samt einem 1 ha großen Gelände in der Gemeinde Winnemark zu nutzen.

Seit 2018 wird die Anlage mit Baujahr 1982 von der Ortsentwässerung Nordschwansen nicht mehr benötigt. Die Idee wurde mit Begeisterung im Vorstand angenommen, und so stellte Sandra Fülling Mitte Juli 2021 eine Bauvoranfrage zur Nutzungsänderung des Betriebshauses der ehemaligen Kläranlage an den Kreis Rendsburg-Eckernförde. Nachdem die positive Rückmeldung kam, ging die verwaltungsaufwendige Arbeit los. Zur Unterstützung kamen Nicola Busse und Jan Andresen dazu, denn nun mussten Zeichnungen, Anträge, Texte und Formulare zusammengetragen werden, sodass der Bauantrag Ende November 2021 gestellt werden konnte.

Jan Andresen hatte von der Förderung von Kleinprojekten in der AktivRegion Schlei-Ostsee gehört und sofort alles Notwendige in seiner Freizeit organisiert. Bis zum 15. Januar 2022 musste der Antrag samt Unterlagen bei der Geschäftsstelle der AktivRegion in Böklund vorliegen. Allerdings war eine Baugenehmigung Voraussetzung – so wurde das Zeitfenster immer enger. Aber der Kreis Rendsburg-Eckernförde gab rechtzeitig grünes Licht. Der Antrag wurde persönlich just in time in Böklund abgegeben, und die Zeit des Hoffens begann.

Ende März war es dann so weit, die Landjugend erhielt den Zuschlag. Die Freude war groß, und die Arbeitsdienste konnten beginnen. Bis zum 31. Oktober 2022 mussten alle geförderten Arbeiten erledigt und abgerechnet sein, sodass der Verwendungsnachweis der AktivRegion vorlag. Von Mitte April bis Ende Oktober waren rund 30 Mitglieder, einige Eltern und etliche Sponsoren für die Deckung des späteren Bewirtschaftungsaufwandes sowie Unterstützer an diesem Großprojekt beteiligt.

In den folgenden Monaten wurden Schulferien und Wochenenden genutzt, um das lang ersehnte Vereinsheim herzurichten. Bemerkenswert war, mit wie viel Eifer, Geschick und Freude die Mitglieder zum Teil neben ihrem Schulabschluss, ihrem Schul- oder Arbeitsalltag und den jährlichen Landjugendveranstaltungen ihr Großprojekt meisterten. In unterschiedlicher Anzahl von zwei bis zwölf fleißigen Handwerkern wuselten sie Stunde für Stunde herum. Für die Verköstigung wurde von den Müttern und Omas gesorgt.

Es gab eine Menge von Aufgaben zu bewältigen. Zu Beginn musste erst einmal die Zuwegung wiederhergestellt und sichtbar gemacht werden. Gebäude und Gelände wurden entrümpelt und die Innenräume hergestellt. Das Dach wurde gereinigt und der Außenbereich befestigt. Gestrichen wurde sowohl außen als auch innen. Die Schmutzwasserentsorgung und Frischwasserversorgung mussten wiederhergestellt werden, genauso die Elektrik. Ein Terrassenelement wurde eingebaut, Estrich geschüttet und Fliesen verlegt. Sogar eine Mini-PV-Anlage wurde angebaut. All das und noch viel mehr wurde in diesem doch relativ kurzen Zeitraum erledigt. In den letzten zwei Wochen wurden aus den Wochenenddiensten tägliche Abenddienste, denn im Endspurt musste noch einiges erledigt werden.

Zufrieden und überglücklich wurden alle Helfer und Sponsoren zum 30. Oktober 2022 eingeladen und mit Dankesworten und -gesten bedacht. Es war wirklich überwältigend, mit welcher Unterstützung der Landjugend Schwansen aus allen Richtungen geholfen wurde. Man bekam so viele positive Rückmeldungen: Damit hatte niemand gerechnet.

Food Trends und Ernährungsbildung

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160 Akteure aus den Bereichen Landwirtschaft, Politik und Gesellschaft trafen sich im Rahmen der IGW zu einem Austausch  in der Vertretung des Landes beim Bund in Berlin. dabei ging es auch um Foodtrends und die damit verbundenen Veränderungen. Auf dem Podium diskutierte auch die Präsidentin des LandFrauenverbandes, Ulrike Röhr, mit. Sie plädierte für viel mehr Verbraucheraufklärung zum Thema ausgewogene und regionale Ernährung, denn dieses Basisdenken gelte für jeden Ernährungstrend.

Im Fokus der Veranstaltung standen der Vortrag der Foodtrendexpertin Hanni Rützler. Sie betonte, dass Foodtrends nur in Wohlstandsgesellschaften entstünden. Sicher war sie sich aber auch, dass künftig mehr Lebensmittel auf Pflanzenbasis gefragt seien.

In der anschließenden Podiumsdiskussion griff LandFrauenpräsidentin Ulrike Röhr diesen Gedanken auf und betonte, dass diese Veränderungen auf jeden Fall auch für die Verbraucher begleitet werden müssten. Nur durch Wissen über die Ernährung sei der Verbraucher in der Lage, selbst zu entscheiden. LandFrauen stünden seit Jahren dafür, Hauswirtschaft als Alltagskompetenz anzuerkennen und wertzuschätzen. Außerdem fordere der LandFrauenverband weiterhin, das Fach Verbraucherbildung in allen allgemeinbildenden Schulen verpflichtend einzuführen.