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Mehr vegane Produkte

Marktkommentar
Von Karsten Hoeck, LK-Markt
Foto: Imago

Für die Freunde der fleischlosen Ernährung ist die Grillzeit eine Herausforderung. Trotz vieler Alternativen bleibt für viele der Geschmack einer Grillwurst oder eines Nackensteaks das Maß aller Dinge. Trotz reichlicher Unkenrufe steigt die Produktion von veganen oder vegetarischen Lebensmittel stetig. Die Zuwachsraten haben sich jedoch verringert. So produzierte die Lebensmittelindustrie in Deutschland im vorigen Jahr 104.000 t Fleischersatzprodukte. Das waren 6,5 % mehr als im Jahr zuvor. Im Jahr 2021 lag die Steigerung noch bei fast 17 % und im Jahr 2020 sogar bei knapp 39 %. Somit wächst die Nische der Veggie-Erzeugnisse nach stürmischem Beginn inzwischen deutlich langsamer. Betrachtet man den Wert der in Deutschland hergestellter Produkte, so ergibt sich eine Steigerung von über 17 % im Jahr 2022. Dieser Zuwachs ist vor allem auf die allgemeine Steigerung der Lebensmittelpreise zurückzuführen. So waren im Dezember 2022 Nahrungsmittel in Deutschland um etwa 20 % teurer als zwölf Monate zuvor.

Veggie-Produktion in Böklund

Die Anzahl der Unternehmen, die in Deutschland Fleischersatzprodukte herstellen, ist 2022 von 44 auf 51 gestiegen. So hat unter anderem die Tönnies-Gruppe ihre Aktivitäten in diesem Segment in dem Werk in Böklund gebündelt. In einer Pressemitteilung betont Maximilian Tönnies: „Wir sehen die Herstellung vegetarischer und veganer Lebensmittel nicht als Konkurrenz zu unseren Fleischprodukten, sondern als eigenständiges Marktsegment und hervorragende Ergänzung unseres eh schon sehr breit aufgestellten Produktportfolios.“

Trotz dieses Anstiegs ist der Anteil von Fleischersatzprodukten im Vergleich zu Fleischprodukten verhältnismäßig gering. So betrug der Wert von in Deutschland produziertem Fleisch und Fleischerzeugnissen im vergangenen Jahr rund 42 Mrd. €. Dies ist 80-mal mehr als der Wert der Fleischersatzprodukte. Allerdings ging der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch und Fleischprodukten nach Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) im vergangenen Jahr um 4,2 kg oder 7,5 % auf nur noch 52 kg zurück. Damit wurde ein neuer Tiefstand erreicht. Es ist ein Rückgang um 15 % gegenüber dem Jahr 2012. Somit wächst der deutsche Markt für pflanzenbasierte Lebensmittel weiter an, während die Umsätze mit tierischen Produkten einen Rückgang verzeichnen.

Bewusste Ernährung, Nachhaltigkeit und Umweltschutz bleiben auch in Krisen- und Inflationszeiten ein Thema. Bio- und pflanzenbasierte Lebensmittel werden jedoch weniger im Biofachmarkt, sondern eher im Discounter gekauft, wo dieses Segment stetig wächst. Vor dem Hintergrund der hohen Lebenshaltungskosten wird auch in diesem Produktbereich auf den Preis geachtet.

Erhalt durch Verzehr

Bedeuten weniger Fleischverzehr und mehr Nachfrage nach pflanzlichen Produkten mittelfristig das Ende der hiesigen Tierhaltung? Experten sehen hier nicht so schwarz. Viele Verbraucher kaufen weniger Fleisch, dafür aber bewusster. Gerade 2 % der Deutschen betrachten sich als Veganer und 10 % bezeichnen sich als Vegetarier. Dennoch übt die Konkurrenz veganer Fleischersatzprodukte zusätzlichen Druck auf den Markt aus. Diese Minderheit ist überdimensional in den Medien präsent. Landwirtschaftliche Betriebe ohne Vieh können keine Alternative sein. Auch Biobetriebe sprechen sich für eine Kreislaufwirtschaft mit Tieren aus. Ohne die organischen Dünger aus Tierhaltung fehlen den Böden Nährstoffe. In vielen Regionen prägt Grünland das Landschaftsbild. Ohne Tiere würden weite Landstriche in kürzester Zeit verwalden. Große Flächenanteile würden nicht für die menschliche Ernährung zur Verfügung stehen, da Wiederkäuer Nahrungsquellen erschließen, die für uns nicht zugänglich sind. Die Tierhaltung ist außerdem Lebensgrundlage und wichtiger wirtschaftlicher Faktor für Millionen Menschen. Nach dem Motto „Erhalt durch Verzehr“ wären viele Tierrassen schon lange verschwunden, wenn das Fleisch und die Produkte der Tiere nicht nachgefragt würden. Ein viehloses Deutschland, das auf Fleischimporte aus dem Ausland angewiesen ist, kann nicht das Ziel dieser Entwicklung sein.

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