Die Marktvolatilität für landwirtschaftliche Erzeugnisse hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, was sich insbesondere in diesem Jahr stark bemerkbar macht. Obwohl ein Teil der Erntemengen bereits vorkontraktiert ist, wurden sie bisher nicht im Landhandel abgewickelt, da die niedrigen Preise eine Vermarktung verhindern. Daher ist zu erwarten, dass das Getreide aus den betriebseigenen Lagern erst ab Mai abfließen wird. Dies erhöht die Risiken in Bezug auf die Getreidelagerung und offenbart, wer die Kontrolle über die Getreidelager hat und wo mögliche Schwachstellen liegen könnten.
Gelegentlich treten unangenehme Überraschungen auf. Zum Beispiel hat sich ein Schädling unbemerkt im Getreidelager ausgebreitet, wodurch die ersten Lkw beim Landhandel abgelehnt wurden. In Anbetracht dieser Situation sind fundierte Lösungsansätze gefragt. Im Folgenden werden einige Tipps aufgeführt, wie gesundes und handelsfähiges Getreide während der Lagerperiode schädlingsfrei gehalten werden kann und welche Maßnahmen bei einem Befall ergriffen werden müssen.
Der Getreidekäfer ist ein bekannter Lagerungsschädling; die Bezeichnung dient als Synonym für eine Vielzahl von unterschiedlichen Arten. Unter den Insekten sind hauptsächlich vier Käfer- und zwei Mottenarten regelmäßig in Getreidelagern anzutreffen. Zudem bereiten Spinnentiere wie Staub- und Mehlmilben Probleme.
Der Kornkäfer
Der Kornkäfer (Sitophilus granarius) ist der wohl bekannteste Schädling, der nahezu alle Druschfrüchte befällt, wobei er an Hülsenfrüchten seltener anzutreffen ist. Aufgrund seines breiten Pflanzenreservoirs kann er entlang der Erntekette ins Getreidelager gelangen. Der Kornkäfer ist dunkelbraun, 2 bis 5 mm groß und weist einen rüsselförmigen Kopf auf. Wegen seiner Flugunfähigkeit ist die Mobilität stark eingeschränkt. Das typische Schadbild zeigt sich durch im Mehlkörperbereich angefressene Körner. Allerdings können auch äußerlich unbeschädigte Körner befallen sein, da der Kornkäfer nach der Eiablage das Loch in der Schale wieder verschließt. Die Aktivität der Käfer führt zur Erhöhung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit, was zu Sekundärschäden durch Milben und Schimmelpilze führen kann.
Bei der Lagerung mehrerer Früchte bevorzugt der Kornkäfer vor allem Roggen. Für seine Mobilität benötigt er eine Mindesttemperatur von 13 °C. Die Weibchen legen 200 bis 300 Eier. Falls die Erntetemperatur von etwa 25 °C nicht sofort im Getreidestapel abgekühlt wird, dauert die gesamte Entwicklung vom Ei bis zum Käfer etwa einen Monat. In unseren Lagern können etwa drei bis vier Generationen pro Jahr entstehen. Kornkäfer sind vergleichsweise langlebig und können selbst bei guter fachlicher Praxis, bei der das Getreidelager auf unter 10 °C gekühlt wird, bis zu zwei Jahre überleben. Dies bedeutet, dass bei einem Befall nicht nur das Lagergut behandelt werden muss, sondern auch eine gründliche Leerraumbehandlung erforderlich ist.
Der Getreideplattkäfer
Der Getreideplattkäfer (Oryzaephilus surinamensis) ist ein weiterer bedeutender Schädling in Getreidelagern. Mit einer Größe von 2 bis 3 mm ist er etwas kleiner als der Kornkäfer, aber nicht weniger schädlich. Im Gegensatz zu ihm ist der Getreideplattkäfer flugfähig. Allerdings tritt seine Flugaktivität nur bei Temperaturen über 18 °C auf. Ein Befall mit Getreideplattkäfern deutet im Wesentlichen auf ein Managementproblem hin und ist Anzeichen einer nicht fachgerechten oder technisch unzureichenden Kühlung.
Die übliche Praxis, Getreidelager mit Außenluft zu kühlen, erzeugt immer eine Duftwolke, die von einem Getreideplattkäfer im Umkreis von 2 km wahrgenommen werden kann. Jedoch kann der Käfer das Getreidelager oder Rundsilozellen nur bei Außenlufttemperaturen über 18 °C anfliegen und besiedeln. Technisch unzureichende Kühlsysteme, wie solche mit Drainageschläuchen, erfordern zu viel Zeit, um die Ernte- oder Trocknungstemperatur im Endlager herunterzukühlen. Dadurch besteht das Risiko eines Befalls mit Getreideplattkäfern.
Der Getreideplattkäfer besitzt relativ schwache Mundwerkzeuge und bevorzugt bereits angefressene Körner und Bruchkorn. Eine wirksame prophylaktische Maßnahme besteht darin, den Bruchkornanteil durch eine Vorreinigung zu reduzieren.
Der Getreidekapuziner
Der dritte Käfer in dieser Gruppe ist der Getreidekapuziner (Rhizopertha dominica), dessen Halsschild, wie der Name vermuten lässt, über den Kopf ragt und eine Art kapuzenähnliche Form aufweist. Dieser Käfer hat eine Größe von 2,5 bis 4 mm, eine zylindrische Gestalt und eine rotbraune Färbung. Im Gegensatz zu den zuvor genannten Käfern ernährt sich der Getreidekapuziner von den eiweißhaltigen Bestandteilen des Korns und ist für eine Qualitätsminderung verantwortlich. Der Getreidekapuziner ist vergleichsweise unempfindlich gegenüber gängigen Kontaktinsektiziden, benötigt jedoch eine Temperatur von über 20 °C. Daher ist bei einer guten fachlichen Praxis ein Befall des Getreidelagers unwahrscheinlich.
Der Mehlkäfer
In älteren Speichern mit einem hohen Anteil an Holzbauten ist der Mehlkäfer (Tenebrio molitor) regelmäßig anzutreffen. Diese Art ist in Mitteleuropa weitverbreitet und kommt auch im Freiland vor, wo sie unter anderem in Vogelnestern und Totholz anzutreffen ist. Mehlkäfer können eine Größe von bis zu 18 mm erreichen. Obwohl sie flugfähig sind, machen sie selten davon Gebrauch. Eine häufige Art der Besiedlung erfolgt über bereits befallene Ware oder durch Vögel, die Eier oder Puppen in ihrem Federkleid transportieren und ins Getreidelager gelangen. Daher ist es wichtig, dass ein Getreidelager vogeldicht ist.
Die Bekämpfung des Mehlkäfers gestaltet sich relativ schwierig, da Kontaktinsektizide in der Regel nur die adulten Käfer erreichen. Der Entwicklungszyklus des Mehlkäfers beträgt etwa ein Jahr, was die Behandlung erschwert. Eine nachhaltige Lösung, die sich insbesondere in Getreidespeichern bewährt hat, ist die Verwendung von Kieselgurbehandlung in Kombination mit Pheromonfallen.
Methoden zur Bekämpfung
Allen genannten Käfern ist gemeinsam, dass eine Besiedelung und Etablierung in unseren Lagergütern durch eine fachgerechte Kühlung erschwert wird. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Getreidekühlung entsprechend dem Standort, dem Lagersystem und dem Lagergut angepasst wird. Sollte es dennoch zu einem Befall kommen, ist es vorrangig erforderlich, die Käferart korrekt zu identifizieren, um darauf basierend eine geeignete Bekämpfungsstrategie auszuwählen.
Die Begasung mit Phosphorwasserstoff ist eine weitverbreitete Methode zur Bekämpfung, die jedoch nur in geschlossenen Räumen möglich ist. Da ein Befall auch in Flachlagern auftreten kann, werden die zu behandelnden Bereiche luftdicht mit Folie abgedeckt. Dieses Verfahren ist sehr aufwendig und wird in der Regel von professionellen Schädlingsbekämpfern durchgeführt. Aufgrund der geringen Atemfrequenz der Larven der genannten Käfer ist eine mehrfache Behandlung erforderlich, da die Sterblichkeitsrate pro Behandlung nur etwa 50 % beträgt.
Bei akutem Befall kann eine Behandlung mit Kontaktinsektiziden wie K-Obilo EC 25 durchgeführt werden. Eine standardisierte Applikationstechnik für diese Methode wird jedoch nicht flächendeckend eingesetzt. Häufig findet man in der Praxis Eigenkonstruktionen mit fragwürdiger Sicherheit bei der Anwendung. Lechler bietet eine praxistaugliche Applikationstechnik namens Grain Protector, die eine genaue Dosierung von Kontaktinsektiziden im Getreide auf einem definierten Förderweg ermöglicht.
Das behandelte Getreide sollte idealerweise noch einige Tage in der Lagerzelle verbleiben, da eine Behandlung mit Kontaktinsektiziden den Feuchtigkeitsgehalt um etwa 0,5 % erhöht, der durch erneutes Kühlen wieder reduziert werden kann. Eine Reinigung des behandelten Getreides mit einem scharf eingestellten Windsichter wird empfohlen, ist jedoch nicht zwingend erforderlich. Verfahren wie die Behandlung mit 99 % Stickstoff oder Kohlendioxid sowie die Heißluftentwesung werden zwar in der Lagerhaltung eingesetzt, sind in der Landwirtschaft jedoch selten anzutreffen.
Motten und Milben
Zu den weitverbreiteten Lagerschädlingen zählen auch die Mehlmotte (Ephestia kuehniella) und die Speichermotte (Ephestia elutella). Sie treten hauptsächlich in Flachlagern und alten Gebäuden auf. Das Schadbild wird durch die Bildung von Gespinsten gekennzeichnet, die die Förderwege blockieren, Kondensatbildung begünstigen und somit sekundäres Pilzwachstum fördern. Zur Bekämpfung der Motten werden hauptsächlich gasförmige Kontaktinsektizide wie Dedevap Green und Insektinil eingesetzt. Um das Auftreten der Motten in alten Gebäuden zu regulieren, können UV-Lichtfallen und Lockstofffallen verwendet werden.
In den vergangenen Jahren sind in neueren Lagergebäuden gelegentlich Staub- und hauptsächlich Mehlmilben (Acarus siro) als sogenannte sekundäre Lagerschädlinge aufgetreten. Da es sich dabei um Spinnentiere und nicht um Insekten handelt, ist eine Behandlung mit Kontaktinsektiziden wirkungslos. Eine wirksame Methode hat sich jedoch in der Behandlung mit Phosphorwasserstoff gezeigt. Dieses Verfahren ist ausschließlich für professionelle Schädlingsbekämpfer geeignet.
Mehlmilben treten aufgrund einer zu hohen relativen Luftfeuchtigkeit im Getreidelager auf. Durch konstante Aufrechterhaltung einer relativen Luftfeuchtigkeit unter 75 % werden die Lebensbedingungen für sie so verschlechtert, dass sie sich nicht im Getreidelager etablieren können. Die relative Luftfeuchtigkeit oberhalb des Getreidestapels mit einem Feuchtegehalt von 15 % und einer Stapeltemperatur von 20 °C beträgt nicht mehr als 67 %. Das Vorhandensein von Mehlmilben im Lager deutet also auf ein feuchtes Nest oder eine fehlerhafte Funktion des Kühlsystems hin.
Die Schädlingsprophylaxe sollte in der Lagerhaltung ein wesentlicher Bestandteil sein, da Getreidelager in der Regel nur vorübergehend gefüllt sind und eine langfristige Lagerung selten stattfindet. Neben den Kosteneinsparungen im Vergleich zu einer reaktiven Bekämpfung ist die Prophylaxe auch wirksam, um eine Verbreitung von Lagerschädlingen bis in die nächste Lagerperiode zu verhindern.
Nützlinge einsetzen
Eine mögliche Lösung zur Schädlingsbekämpfung ist der Einsatz von Nützlingen wie der Lagererzwespe, dem Getreideplattkäfer-Wespchen und der Getreideraubmilbe. Diese bieten eine elegante Methode, um einem Schädlingsbefall vorzubeugen. Ein Nachteil ist jedoch, dass der Einsatz dieser Nützlinge zeitlich und räumlich stark begrenzt ist und sie vor der Besiedelung des Getreidelagers mit Schädlingen eingeführt werden müssen. Insbesondere in großen, konventionellen Flachlagern mit einem Volumen von mehr als 2.000 t oder bei diskontinuierlicher Befüllung gestaltet sich der Einsatz von Nützlingen schwierig.
Amorphe Kieselgur
Eine weitere präventive Maßnahme besteht in der Verwendung von amorpher Kieselgur, deren Einsatz gemäß den EU-Richtlinien 178/2007 und 852/2004 zulässig ist. Dabei handelt es sich um ein Pulver, das aus fossilen Kieselalgen gewonnen wird und einen Siliziumdioxid-Gehalt von über 90 % aufweist. Es zerstört die Fett- und Wachsschicht von Insekten und Spinnentieren, was zu einem Wasserverlust führt, den die Tiere nicht ausgleichen können. Untersuchungen des Bundesinstituts für Risikobewertung haben ergeben, dass selbst der Getreidekapuziner innerhalb von maximal neun Tagen abstirbt.
Kieselgur kann in einer Menge von bis zu 1 kg/t für Konsumgetreide und bis zu 2 kg/t für Futtermittelgetreide eingesetzt werden. Es ist jedoch ratsam, den Einsatz von Kieselgur mit den entsprechenden Abnehmern zu besprechen, da einige von ihnen aufgrund der möglichen Beeinträchtigung der technischen Verarbeitung den Einsatz ablehnen.
Leeres Lager reinigen
Als dritte prophylaktische Maßnahme ist die klassische chemische Leerraumbehandlung anzusehen. Vor jeder prophylaktischen Maßnahme ist eine gründliche mechanische Reinigung des Getreidelagers durchzuführen. Dabei müssen alle Rückstände des Lagerguts entfernt werden, auch an schwer zugänglichen Stellen. Zur Abdichtung von Rissen und Spalten hat sich Silikon als effektiv erwiesen. Bauschaum sollte auf keinen Fall verwendet werden, da er zu porös ist und im schlimmsten Fall als Reservoir für erneuten Befall mit Lagerschädlingen in der nächsten Lagerperiode dienen kann. Es wird auch von einer Reinigung mit einem Baukompressor abgeraten, da dabei der Staub lediglich gleichmäßig über die gesamte Getreideanlage verteilt wird, was unerwünscht ist.
Rundsilos sollten je nach Häufigkeit des Umschlags alle fünf bis acht Jahre einer gründlichen Innenreinigung unterzogen werden, da sich insbesondere im Dachbereich Staub- und Kaffeereste ansammeln und dort ein Reservoir für Lagerschädlinge bilden können. Eine prophylaktische Leerraumbehandlung mit Actellic 50 ist nicht mehr zugelassen, und es ist auch nicht zulässig, Restbestände davon zu verwenden. Als Ersatzpräparat bietet sich K-Obiol EC 25 an, das zu den deltamethrinhaltigen Insektiziden gehört. Im Vergleich zu Actellic 50 verdampft es weniger stark, sodass versteckt sitzende Schädlinge nicht vollständig erfasst werden. Eine gründliche mechanische Vorreinigung der Lager gewinnt somit eine noch größere Bedeutung als zuvor.
Pyrethrinbasierte Nebelpräparate können ebenfalls in der prophylaktischen Leerraumbehandlung eingesetzt werden. Da der Wirkstoff jedoch durch Licht abgebaut wird, ist keine lang anhaltende Wirkung gewährleistet, sodass eine mehrmalige Behandlung desselben Raums zulässig ist, um Motten auszurotten. Nebelpräparate eignen sich auch hervorragend, um schwer zugängliche Bereiche wie Entnahme-Trogkettenförderer und Vollbelüftungsböden in Rundsilozellen in die Leerraumbehandlung einzubeziehen, um sicherzustellen, dass keine Rückzugsorte für Lagerschädlinge vorhanden sind.
Eine umfassende mechanische Reinigung des Getreidelagers, eine chemische Leerraumbehandlung sowie ein effektives Kühlsystem sind entscheidende Faktoren, um sicherzustellen, dass die eingelagerte Ernteware auch verkauft werden kann.