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Flächenfraß ungebremst

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Ungeachtet politischer ­Ziele zeichnet sich beim Flächenverbrauch kein Trend zum Besseren ab. Im vierjährigen Mittel der Jahre 2018 bis 2021 wuchs die Siedlungs- und Verkehrsfläche laut Statistischem Bundesamt (Destatis) um durchschnittlich 55 ha pro Tag.

Der tägliche Anstieg des Flächenverbrauchs nahm damit gegenüber dem Wert des Vorjahres sogar leicht zu, der 54 ha pro Tag in den Jahren 2017 bis 2020 betragen hatte.

Erklärtes Ziel der Bundesregierung in der Nachhaltigkeitsstrategie ist es, den mittleren täglichen Flächenverbrauch bis 2030 auf weniger als 30 ha zu begrenzen. Angesichts des jüngsten Bevölkerungszuwachses auf 84,3 Millionen Menschen und dem damit verbundenen Bedarf an zusätzlichen Wohnungen stellt sich dieses Ziel allerdings noch ehrgeiziger dar. Bis 2050 wird eine Flächenkreislaufwirtschaft angestrebt. Das heißt, es sollen dann netto keine weiteren Flächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke erschlossen werden.

Innerhalb der Siedlungsfläche wuchsen 2020 und 2021 laut Destatis vor allem die Flächen für Wohnbau, Industrie und Gewerbe sowie öffentliche Einrichtungen stärker als in den Vorjahren. AgE

Laju-Themen – gut „verpackt“

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Anders als in den vergangenen Jahren fand die Landesausschusssitzung (LAS) I dieses Jahr als zweitägige Veranstaltung statt, und zwar in Borgwedel im Kreis Schleswig-Flensburg. Das Nachmittags- und Abendprogramm wurde dabei vom KLV Schleswig-Flensburg organisiert.

„Wie hieß deine Kindergartengruppe?“, lautete die Frage bei der Vorstellungsrunde, und da mussten einige doch mal kurz überlegen. Danach berichtete der Landesvorsitzende Tajo Lass von Neuigkeiten aus dem Landesverband.

Um zu schauen, wie es den Kreislandjugendverbänden (KLV) aktuell so geht, wurden Flipcharts aufgestellt, und jeder konnte darauf zu diversen Themen seine Meinung kundtun. Das aktuellste war der Berufswettbewerb (BWB), welcher von den KLV organisiert und durchgeführt wird. Außerdem wurden die neusten Termine der KLV gesammelt. Die Frage „Was läuft gut bei euch im Kreis und was schlecht?“ wurde vorwiegend positiv beantwortet.

Nach dem Mittagessen klärte Karen Stender von der Laju Service GmbH über das neue Verpackungsgesetz auf, welches wir bei der Durchführung von Veranstaltungen beachten müssen. Auch weitere News von der Laju Service GmbH wurden uns mitgeteilt, damit alle Kreise auf dem neusten Stand sind.

Im Nachmittagsprogramm ging es zu den Schleswiger Asphaltsplitt-Werken (SAW) nach Jagel. Hier wurde uns nähergebracht, wie Asphalt früher und heutzutage hergestellt wird und wie er in die Straßen eingebaut wird. Auch wurde der Unterschied von Asphalt für Autobahnen, Landstraßen und Bundesstraßen erläutert. „Straßen werden heutzutage nicht mehr geteert, sondern asphaltiert“ und „Die Kosten für das Einfärben von Asphalt für eine rosa Hofauffahrt sind enorm“ waren wichtige Erkenntnisse des Tages.

Bis in den Abend hinein gab es drei verschiedene Workshops. Hierbei ging es um Förderungsmöglichkeiten für die Kreise, Öffentlichkeitsarbeit oder darum, weitere Fragen zur Laju Service GmbH zu stellen. Die Mitglieder waren so sehr in die Workshops vertieft, dass kaum jemand merkte, wie die Zeit voranschritt. Der KLV SL machte sich dann auf den Weg in die Küche, um das Abendbrot zuzubereiten, was sehr gut gelang. Anschließend klang der Tag mit einem netten Abendprogramm aus.

Am Sonntag wurde nach dem Frühstück ein kleines Spiel gespielt, um alle endgültig wach zu bekommen. Weiter ging es dann im Programm: Von internationalen Landjugendthemen über News aus dem Agrarausschuss (AAS) bis hin zu Terminen und Projekten des Landesverbandes oder dem aktuellen Stand in Sachen Berufswettbewerb wurde den Landjugendlichen alles berichtet. Malte Blöcker vom AAS warb für das Treffen mit dem Bauernverbandspräsidenten Klaus-Peter Lucht.

Abschließend wurde in großer Runde diskutiert, ob die zweitägige LAS im nächsten Jahr wieder im Februar oder doch, wie vorher, im Mai stattfinden solle. Die Mehrheit war sich einig, dass die zweitägige Veranstaltung zu Jahresbeginn deutlich sinnvoller ist, um die neuen Vorstandsmitglieder besser und schneller kennenzulernen.

Nach elf Jahren wieder in Schleswig-Holstein

Dressur, Springen, Schwimmen und Laufen – für den Vierkampf reicht gutes Reiten nicht, die Teilnehmer müssen dazu noch fit sein. In diesem Jahr finden die Deutsche Meisterschaft und der Bundesnachwuchsvierkampf am Wochenende, 14. bis 16. April, in Elmshorn statt. Die Vorbereitungen laufen schon auf Hochtouren.

„Der Bundesvergleichswettkampf wird in diesem Jahr erstmals als Deutsche Meisterschaft ausgetragen“, berichtet Matthias Karstens. Der Geschäftsführer des Pferdesportverbandes Schleswig-Holstein (PSH) und sein Team sind die diesjährigen Veranstalter und freuen sich über die Aufwertung des Vierkampfes. Der Wettbewerb aus Dressur, Springen, Laufen und Schwimmen zählt zu den ältesten Bundesveranstaltungen im Jugendsport. Seit 2010 findet parallel zum Bundesvierkampf auch ein Bundesnachwuchsvierkampf statt.

Beide Veranstaltungen waren zuletzt 2012 zu Gast in Schleswig-Holstein, damals in Norderstedt. „Jeder ist mal dran“, erklärt Karstens die Vergabe nach Elmshorn. Nun hofft er, dass die Mannschaften aus Schleswig-Holstein mit um die Medaillen kämpfen können. „Als Gastgeber dürfen wir jeweils zwei Mannschaften stellen. Das ist natürlich ein Vorteil“, erklärt er. Die erste Sichtung für die Teilnehmer hat im Spätherbst im Rahmen des Landesvierkampfes stattgefunden.

„Dort haben wir 15 Kinder pro Tour ausgesucht“, berichtet Dörte Kühl. Die stellvertretende Landesjugendwartin des PSH ist für die Disziplin Vierkampf zuständig. Am Ende können je zehn Kinder in der Deutschen Meisterschaft und im Bundesnachwuchsvierkampf starten. Für die Meisterschaft gilt es, eine A-Dressur und ein A-Springen, 3.000 m Geländelauf und 50 m Schwimmen im Freistil zu absolvieren. Die „Kleinen“ reiten auf E-Niveau, laufen 2.000 m und schwimmen ebenfalls 50 m.

Seit dem Landesvierkampf haben sich die nominierten Kinder und Jugendlichen schon zum Reiten und Schwimmen getroffen. „Nun können sie noch am Stützpunktturnier in Großenwiehe teilnehmen. Falls es dann noch Wackelkandidaten gibt, treffen wir uns vor der finalen Auswahl noch einmal“, berichtet Kühl. Auch sie würde sich sehr über einen Platz auf dem Treppchen freuen, weiß aber, dass es auch davon abhängt, welche Pferde ihren Teams zugelost werden. Denn jede Mannschaft bringt zwei Pferde mit und bekommt zwei weitere durch Losentscheidung. Die eigenen beiden Pferde starten somit auch noch mit den anderen Mannschaften.

Matthias Karstens sieht keine Vergleichbarkeit zum Modernen Fünfkampf und der Diskussion um zugeloste Pferde, die dadurch angestoßen wurde, dass eine deutsche Olympiateilnehmerin bei ihrem Pferd massiv Sporen und Gerte eingesetzt hatte. „Beim Modernen Fünfkampf liegt der Schwerpunkt der Sportler nicht auf dem Reiten, beim Vierkampf hingegen schon. Es sind Reiter, die zusätzlich das Schwimmen und Laufen trainieren sowie mit dem eigenen Pferd ebenfalls an den Start gehen“, erklärt er die Unterschiede.

Das schlägt sich auch in der Bewertung nieder: Die Dressur zählt dreifach, das Springen zweifach und die übrigen Disziplinen einfach. Auch dass ein Stilspringen geritten wird, zeigt deutlich, dass der Fokus auf schönes Reiten und gute reiterliche Grundausbildung gelegt wird. Es gibt noch weitere Vorteile: „Durch den Pferdewechsel werden die Landesverbände finanziell entlastet, weil weniger Boxen bezahlt werden müssen. Und wir können auch Kinder ohne eigenes Pferd mitmachen lassen“, erklärt Dörte Kühl.

Sie findet es „schade, dass keine Einzelmedaillen vergeben werden“, denn das hätte die Chancen auf einen Platz auf dem Treppchen erhöht. „Es wird mitgezählt und auch bekannt gegeben, aber es gibt keine Platzierung“, erklärt Kühl das Prozedere. Doch bevor es so weit ist, muss das Vierkampfteam erst einmal seine Mannschaften zusammenstellen. Dies wird bis Mitte März abgeschlossen sein und dann kann noch einmal kräftig trainiert werden, bevor es losgeht. Übrigens freuen sich alle Teams über Zuschauer. „Die Veranstaltung lebt auch von der Stimmung, dem Anfeuern und der Gemeinsamkeit“, meint Dörte Kühl und lädt auch zum Länderabend am Sonnabend, 15. April, ein.

ASP bei Hausschweinen in Brandenburg festgestellt

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Seit Wochen häufen sich die Nachweise der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei Wildschweinen im brandenburgischen Landkreis Spree-Neiße und im Stadtgebiet von Cottbus. Wie das zuständige Verbraucherschutzministerium Dienstag (28. Februar) mitteilte, ist nun auch eine Einschleppung in einen Hausschweinebestand erfolgt. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bestätigte den Verdacht auf ASP in einer Kleinsthaltung mit elf Tieren im Kreis Spree-Neiße. Der Betrieb sei sofort durch das zuständige Veterinäramt gesperrt und die notwendigen Maßnahmen eingeleitet worden, erklärte das Ministerium.

Die Eintragsursache des Erregers in die Haltung ist noch unklar, diesbezügliche Ermittlungen haben laut Ministerium begonnen. Das Veterinäramt wird dabei vom Tierseuchenbekämpfungsdienst des Landes unterstützt. Der Bestand liegt im Kerngebiet 6, das sich im Süden des Landkreises in unmittelbarer Nähe zur sächsischen Grenze befindet. Die Schweine des Bestandes wurden bereits getötet und unschädlich beseitigt. Die Staatssekretärin im Verbraucherschutzministerium, Dr. Antje Töpfer, appellierte erneut an alle Schweine haltenden Betriebe und insbesondere auch an alle Kleinsthaltungen, die vorgeschriebenen Biosicherheitsmaßnahmen strikt einzuhalten. So könnten weitere Ausbrüche bei Hausschweinen verhindert werden.

Erstmals wurde in Brandenburg im Juli 2021 die ASP in Hausschweinbeständen festgestellt. Es handelte sich um drei Haltungen in den Landkreisen Spree-Neiße und Märkisch-Oderland. Im Juli 2022 gab es einen weiteren ASP-Ausbruch in einem Schweinemastbetrieb im Landkreis Uckermark. In Brandenburg gab es dem Ministerium zufolge bislang 3.007 Nachweise der Tierseuche bei Wildschweinen, davon laut Tierseucheninformationssystem des FLI 160 in diesem Jahr. AgE

Winterruhe löst Blütenbildung aus

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Als eigenwillige und pflegeleichte Zimmerpflanzen entfalten Kakteen während der Blütezeit einen ganz besonderen Zauber. Doch auch ohne Blüten begeistern sie mit verschiedensten Formen und Größen.

Kakteen gehören zur großen Familie der Sukkulenten. Die runden oder säulenförmigen Körper sind häufig mit einer wachsartigen Schicht überzogen oder behaart. In ihrer Heimat, den trockenen Gegenden Mexikos und Argentiniens, bietet dies einen wichtigen Schutz vor Verdunstung und Sonneneinstrahlung. Die mehr oder weniger vorhandenen Stacheln dienen zum Schutz vor Fressfeinden. Nicht nur die teils skurrilen Gestalten machen Kakteen für die Fensterbank interessant, sie bringen auch überraschend bunte Blüten hervor, wenn die Bedingungen stimmen. Als beste Standorte für Kakteen eignen sich alle hell gelegenen Fenster des Hauses. Hier sollten sie jedoch keine Zugluft abbekommen. Nordfenster sind meist wegen des fehlenden Sonnenlichtes nicht optimal.

Die Wachstumsperiode dauert allgemein von März bis Ende September. In diesem Zeitraum ist der Bedarf an Wasser, Dünger und Licht erhöht. Beim Gießen ist Fingerspitzengefühl angebracht. Das Substrat sollte vor der nächsten Wassergabe immer gründlich abtrocknen. Frischen Dünger mögen Kakteen gar nicht. Es empfiehlt sich ein spezieller Kakteendünger mit einem sehr niedrigen Stickstoffgehalt und ausreichend Mineralstoffen. Während der Wachstumsphase wird er alle zwei bis drei Wochen nach Dosierungsanleitung gegeben. Umtopfen erfolgt nach Bedarf im März oder April entweder in Kakteenerde oder ein Gemisch aus Blumenerde, Sand und Blähton. Anstelle von Blähton kann man auch Lava-Urgesteinsmehl verwenden. Beide Varianten stellen die notwendige Durchlässigkeit des Substrates sicher. Tipp: Beim Umpflanzen (Handschuhe tragen!) sehr vorsichtig mit den Wurzeln umgehen und den Kaktus auf gleicher Höhe wie im alten Topf einpflanzen. Kakteen verbringen den Sommer gerne an einem warmen Platz im Freien, am besten unter Dach. Dies schützt vor Vernässung. Trockenheit ist für die genügsamen Kakteen kein Problem, Nässe dagegen schon. Zu wenig Licht vertragen die Sonnenkinder ebenfalls nicht. Als Faustregel leitet sich daraus ab, Kakteen einen möglichst hellen Standort zu geben und große Gießabstände einzuhalten.

Wegen der großen, aber weichen Zähne am Blattrand wird Faucaria tigrina als „Tigerrachen“ bezeichnet. Foto: Karin Stern

Von Oktober bis März dauert die Winterruhe. Sie ist für die Blütenbildung notwendig. Kakteen aus den Gattungen Melocactus, Gymnocalycium und Parodia erhalten während dieser Zeit nur wenige Tropfen Wasser alle drei bis vier Wochen und keinen Dünger. Der beste Platz für die Winterpause ist hell und kühl, keinesfalls direkt über einem Heizkörper. Die meisten anderen Gattungen nehmen mit Temperaturen zwischen 8 und 15 °C vorlieb. Im März beginnt dann erneut die Wachstumsphase. Dann gewöhnt man die Kakteen wieder an höhere Temperaturen und etwas mehr Feuchtigkeit. Dennoch zeigt sich nicht bei jedem Zögling in den folgenden Wochen eine Blüte. Manche Kakteen bilden nach zwei Jahren erstmalig Blüten, andere lassen sich zehn Jahre und länger Zeit.

Die Schönheit der Kakteenblüte offenbart sich bei genauem Hinsehen. Foto: Karin Stern

Kakteen selbst auszusäen, ist gar nicht so schwierig. Am Samenständer finden sich geeignete Arten. Die Aussaat erfolgt in Kakteenerde nach den Anweisungen auf der Rückseite der Samentüte. Auch hier ist etwas Geduld bis zur ersten Blüte notwendig. Mit zwei bis vier Jahren sollte man etwa rechnen. Alternativ zur Aussaat vermehrt man Kakteen über Stecklinge. Dies funktioniert bei Arten, die Seitentriebe bilden, besonders leicht und sicher. Mit einem scharfen Messer trennt man einfach ein Segment ab. Nachdem die Schnittstelle ein paar Stunden lang abgetrocknet ist, steckt man das Kaktusstück etwa 2 cm tief in Anzuchterde. Diese sollte immer leicht feucht gehalten werden. Hilfreich kann es sein, die Stecklinge eine Zeit lang in ein Zimmergewächshaus zu stellen. Dies sorgt für die notwendige Luftfeuchtigkeit. Kakteen erweisen sich meist als sehr langlebige Hausgenossen. Mit Krankheiten und Schädlingen gibt es bei guter Pflege kaum Probleme. Dennoch kann es hin und wieder zu einem Befall mit Schild- und Wollläusen sowie Spinnmilben kommen.

Ein Jahr Krieg: Wegsehen geht schon lange nicht mehr

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Am 24. Februar jährt sich der Überfall Russlands auf die Ukraine. Seit zwölf Monaten wissen wir, dass es auch in Europa keine gesicherte Friedensordnung gibt. Die ukrainische Armee und die Zivilgesellschaft haben bislang mit ihrem tapferen Widerstand die Zerschlagung der Ukraine verhindert. Der Westen ist in einen Wirtschaftskrieg eingetreten, Sanktionen sollen der russischen Wirtschaft auf längere Sicht schaden und Russland im besten Falle zum Einlenken bewegen, so der Plan der Politiker. Die Sanktionen haben einen Preis, und den bezahlt jeder im Westen mit. Denn die Lieferungen von Öl und Gas laufen selbstverständlich nicht mehr wie vor 2022. Von dieser Seite gesehen, hat sich der Krieg für Russland gelohnt. Die Preise sind so stark gestiegen, dass Geld verdient wird.

Die Folgen des Krieges sind vor allem auch in den Bereichen Ernährung und Landwirtschaft zu spüren. Russland und die Ukraine sind global relevante Produzenten und Exporteure von Getreide. Sie standen vor dem Krieg zusammen für nahezu ein Drittel der Weizenexporte, die zu einem großen Teil für Programme der Welternährungsorganisation gekauft wurden. Der Krieg führt zu Ernteausfällen, Handelsbeschränkungen, Logistikproblemen und so massiven Preissteigerungen, dass Allzeithochs für nahezu sämtliche Agrarrohstoffe erreicht wurden. Zu Kriegsbeginn wurden hierzulande kurzfristig die Preisnotierungen für Getreide, Raps und Düngemittel ausgesetzt, um das Risiko einzuschränken und die Entwicklung abzuwarten. Die weltweite Versorgungslage hat sich durch Russlands Angriffskrieg dramatisch verschlechtert, die Hungerkrisen verschärften sich. Im Laufe dieses Kriegsjahres wurde offensichtlich, wie Russland Getreide und Düngemittel als geopolitisches Machtinstrument einsetzt.

Deutschland sei wirtschaftlich stärker von der Krise betroffen, sagte der Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, „weil es eine höhere Abhängigkeit von russischer Energie hatte, einen hohen Anteil an energieintensiver Industrie hat und extrem abhängig von Exporten und globalen Lieferketten ist“. So würden höhere Energiepreise in den kommenden zehn Jahren ein deutlicher Wettbewerbsnachteil bleiben, dass Politik und Unternehmen dies durch höhere Innovation und Produktivität kompensieren müssten. Gleichzeitig verbinden sich Erwartungen mit dieser Situation. Viele hoffen, dass die drohende Energiekrise die Gelegenheit bietet, die grüne Transformation und den Abschied von fossilen Energieträgern zu beschleunigen.

„Da der Krieg für die Ukrainer nicht in Tagen gemessen wird, sondern in durch den Krieg zerstörten Leben, ist es für die Ukrainer schwer zu hören, wie europäische Politiker den Krieg in Euro, Prozentsätzen, dem Bruttoinlandsprodukt, Barrel Öl und Kubikmetern Gas messen“, formulierte der ukrainische Historiker Petro Brukovskyi in einem Kommentar. Die Ukrainer verteidigen gerade die Freiheit Europas und kämpfen für ihre und unsere Demokratie.

LU-Mitgliederversammlung: Effizienz wichtiger als Schlagkraft

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An der Spitze der Berufsvertretung der Lohnunternehmer (LU) in Schleswig-Holstein zu stehen ist für Hans-Jürgen Kock Verantwortung und Ehre zugleich. Vor einem Jahr hat er das Präsidentenamt von Hans-Jürgen Plöhn übernommen. Die Herausforderungen sind seitdem nicht kleiner geworden, wie auf der Mitgliederversammlung des Verbandes am Donnerstag (23. Februar) in Rendsburg deutlich wurde.

„Wir hatten in den vergangenen Jahren mit der Pandemie bereits eine große Herausforderung zu meistern“, erklärte Kock vor rund 120 Besuchern im vollbesetzten Saal des Detlef-Struve-Hauses. Jetzt komme die Inflation dazu, ausgelöst durch den schrecklichen Krieg in der Ukraine, der sich nicht ausweiten dürfe.

Von guter fachlicher Praxis entfernt

„Bei Angeboten für neue Schlepper bekomme ich graue Haare“, beschrieb der LU-Präsident die jüngste Preisspirale. Das ändere aber nichts daran, dass Lohnunternehmer grundsätzlich Optimisten seien. „Wir sind Problemlöser. Wenn irgendwas ist, dann regeln wir das“, unterstrich Kock.

Aus seiner Sicht hat auch das Investitionsprogramm Landwirtschaft – die sogenannte Bauernmilliarde – zur Erhöhung der Preise beigetragen. Eine Folge des Programms sei eine stärkere Eigenmechanisierung der Landwirte, was auch kritisch bewerte werden müsse.

Koch thematisierte das Ausbringverbot für Wirtschaftsdünger auf gefrorenem Boden, auch wenn dieser tagsüber auftaue. Die Vorteile lägen auf der Hand: wenig Bodendruck, pflanzennahe Ausbringung, geringe Emissionen und kaum Straßenverschmutzung. „Vermutlich ist das Thema politisch gegessen“, konstatierte Kock. Von guter fachlicher Praxis habe man sich so aber ein Stück weit entfernt.

Von Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) forderte der LU-Präsident fachgerechte und praxistaugliche Regelungen bei der Knickpflege. „Ideologie darf hier keine Rolle spielen“, so Kock. Kritisch sieht er zudem die drohende Belastung der Lohnunternehmen und Landwirte durch die mögliche Einbeziehung bei der Kfz-Steuer. Auf die Branche kämen zusätzliche Kosten in Höhe von jährlich 500 Mio. € zu. Das konterkariere den Sinn der Bauernmilliarde.

Hauptaufgabe bleiben hohe Erträge in guter Qualität

Schwarz erklärte, dass am Thema „Güllefahren auf Frost“ politisch nicht mehr gerüttelt werde, auch wenn er persönlich anderer Meinung sei. Der Minister erinnerte daran, dass das Investitionsprogramm ein Versprechen zur Unterstützung der Branche war, das 2018 aus der Situation der Bauernproteste gemacht worden sei. „Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das Geld da angekommen ist, wo es hinsollte“, so Schwarz.

Er erklärte, dass er die aktuelle Regelung zur Befreiung der landwirtschaftlichen Fahrzeuge von der Kfz-Steuer für richtig halte. Wenn Fahrzeuge im kommunalen Bereich eingesetzt würden, seien sie bereits steuerpflichtig. Er unterstütze die Forderung des Verbandes, dass Lohnunternehmen und landwirtschaftliche Betriebe gleichbehandelt werden sollten, falls es hier zu Änderungen komme.

Werben um gesellschaftliche Akzeptanz

Zur Knickthematik verwies Schwarz auf die Zuständigkeit des Umweltministeriums (MEKUN). Bisher habe Schleswig-Holstein bei der Knickpflege von vielen Sonderregelungen auf Landesebene profitiert. Offensichtlich sei das in dieser Form nicht mehr gewollt. „Wir müssen sehen, wie wir damit umgehen“, so der Minister. Er stehe fachlich dazu im Austausch mit dem MEKUN, dem es besonders um Fragen der Biodiversität und des Umweltschutzes gehe.

Schwarz begrüßt die Entwicklung der Lohnunternehmen in Richtung Spezialisierung. „Sie haben dazu beigetragen, dass landwirtschaftliche Arbeiten schnell, effizienter und umweltschonender geworden sind“, wandte sich der Minister an die Gäste. Dies sei eine gute Möglichkeit, der Gesellschaft zu zeigen, dass sich die Landwirtschaft um Effizienz und Umweltschonung bemühe. Heute sei nämlich nicht mehr nur Schlagkraft gefragt, sondern vor allem Effizienz. Dabei bleibe es die Aufgabe der Branche, hohe Erträge in guter Qualität zu erzeugen. Schwarz betonte die Bedeutung Schleswig-Holsteins dafür, als landwirtschaftlicher Gunststandort.

Lieber Photovoltaik als Windkraft

Für noch mehr Nachhaltigkeit auf den Betrieben kämen neben den Hauptaufgaben – wie effizentes Güllemanagement – andere Sachen dazu. Ein Beispiel sei die Vermeidung von Müll. Schwarz fragte: „Wie gehen wir mit Verpackungen um? Was machen wir mit unserer Silofolie?“ Das seien zunehmend wichtige Themen für die gesellschaftliche Akzeptanz.

Mit Blick auf den Zubau an Erneuerbaren Energien erklärte der Minister: „Mir persönlich ist Photovoltaik lieber als Windkraft, weil der Rückbau viel leichter möglich ist.“ Schwarz nehme aktuell eine sehr lebhafte Diskussion darüber wahr, auf welchen Flächen PV-Anlagen errichtet werden sollen, von Hochertragsstandorten bis zum Moor. 

In der Kammerhalle am Grünen Kamp präsentierten die Fördermitglieder des Verbandes ihre Produkte. Fotos: rq

Erwartet und befürchtet: Heftige Preiskorrekturen

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Die Vorhersagen für die Milchpreisentwicklungen haben sich im ersten Monat des Jahres 2023 bewahrheitet. Um 4 bis 6 ct korrigierten die meisten Meiereien hierzulande ihre Auszahlungspreise nach unten. Von 60 ct ist keine Rede mehr, der am häufigsten gemeldete Preis liegt bei 55 ct. Im Durchschnitt wurden im Januar 54,86 ct/kg ECM gezahlt. Das entspricht einem Rückgang um 8 % gegenüber dem Vormonat.

Bundesweit steigt die Milchanlieferung saisonüblich an, dabei kommt es hin und wieder zu Unterbrechungen. In der 5. KW wurde ein um 0,4 % vergrößertes wöchentliches Milchaufkommen registriert.

Im Vergleich mit der Vorjahreslinie ergibt sich ein gegenüber Dezember verringerter, aber weiter großer Vorsprung von 2,9 %. Im Rückblick auf das Jahr 2022 wird hingegen deutlich, dass dieser Vorsprung aus den letzten Monaten des Jahres stammt. Die Bilanz des Kalenderjahres 2022 verbleibt auf dem Niveau von 2021. Daten des BLE zeigen auch, dass die Milchanlieferung aus Grenzgebieten zu EU-Nachbarstaaten um 18 % angestiegen ist. Die hohen Milchpreise haben die Urproduktion folglich im Einzugsbereich der deutschen Meiereien angekurbelt. Und auch die Verarbeitungsstruktur wurde den Preisniveaus angepasst, die BLE-Zahlen spiegeln einige Verkehrungen wider. Eindeutig sagen lässt sich, dass im Jahresverlauf 2022 die Produktion von Milcherzeugnissen in Pulverform zulasten von Käse-, Joghurt- und Frischmilcherzeugnissen hochgefahren wurde.

Die Indizien für die finanzielle Verwertung des Rohstoffs Milch schwächeln seit Monaten. Der vom ife veröffentlichte Rohstoffwert Milch ab Hof sinkt zum vierten Mal in Folge auf 44,8 ct/ kg für den Januar. Dabei hat der Fettwert um 1,8 ct nachgegeben auf 27,4 ct/ kg und der Nichtfettwert um 1,3 ct auf 19,0 ct/kg. Am niederländischen Spotmarkt wurden am 12. Februar 35,5 ct/kg Milchpreis notiert. Die Global-Dairy-Trade (GDT)-Auktionen starteten negativ ins Jahr, nach einer fast unveränderten Sitzung Ende Januar kam es Anfang Februar dann zu einem Anstieg des Preisindex um 3,2 %. Und so scheint sich auch am hiesigen Markt der Preisverfall zu bremsen. Die Preisabsenkungen der vergangenen Monate haben zu einem Niveau geführt, das sich am internationalen Markt behaupten kann.

Nachfrage nimmt zu

Durch die Preissenkungen im LEH ist die Nachfrage nach Butter angekurbelt worden. Die Hersteller werden mit fast doppelt so hohen Ordermengen konfrontiert. Nichtsdestotrotz notiert die Kemptener Börse einen Preisverfall von etwa 7,40 €/kg Ende 2022 auf nur noch 5,20 €/kg. Der preisliche Abstand zur Blockbutter normalisiert sich zunehmend. Am Markt für Käse wird von einer guten bis sehr guten Nachfrage berichtet. Die Preistendenz sollte daher wieder fester werden. Für Emmentaler werden in Kempten 6,10 bis 7,15 €/kg aufgerufen, in Hannover sind für Gouda/Edamer-Brotware 3,70 bis 4,10 €/kg notiert. Die Bestellungen aus dem LEH steigen, die Industrie ordert gleichmäßig. Generell wächst das Interesse an längerfristigen Kontrakten.

Pulverpreise tendenziell fester

Sowohl am internationalen Markt, wie erwartet nach Abschluss der asiatischen Neujahrsfeierlichkeiten, als auch am europäischen Binnenmarkt werfen die Einkäufer ihre abwartende Haltung über Bord. Die Kurse am Pulvermarkt stabilisieren sich, teilweise ist von einer belebten Marktlage die Rede. Auch hier besteht Interesse an längeren Kontraktlaufzeiten, woraus auf eher steigende Preise geschlossen werden kann. Vollmilchpulver war zuletzt an der GDT sehr gefragt, hierzulande werden 3.450 bis 3.550 €/t aufgerufen. MMP in Lebensmittelqualität liegt etwa 200 € niedriger als vor vier Wochen, ist aber fest gestimmt. MMP in Futtermittelqualität notiert kaum schwächer als vor vier Wochen und ist auch wieder fest gestimmt.


Finanzsektor wird entscheidende Rolle spielen

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Es stehen noch zu viele ideologische und machtpolitische Interessen einzelner Gruppen im Vordergrund der agrarpolitischen Diskussion, um den nachhaltigkeitsorientierten Umbau der Landwirtschaft voranzubringen, stellte Hubertus Paetow, Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), am Dienstag auf der Mitglieder­versammlung fest, die im Rahmen der DLG-Wintertagung in Hannover stattfand. Das Thema Nachhaltigkeit in der Finanzierung und die Auswirkungen der EU-Taxonomie auf die Landwirtschaft standen am Mittwoch im Fokus der Plenumsveranstaltung.

DLG-Präsident Paetow appellierte am Mittwoch vor mehr als 900 Besuchern in der Hauptveranstaltung der Wintertagung, die wertvollen Konzepte der nachhaltigen Entwicklung in der Landwirtschaft nicht aufzugeben und sich nicht vom medialen Alarmismus treiben zu lassen. Krisen beziehungsweise entscheidende Wendungen entstünden vor allem dann, wenn die Defizite eines Systems nicht mehr kompensiert werden könnten. Dann sei es Zeit, Praktiken, Vorgehensweisen und Ausrichtungen zu hinterfragen und neu zu justieren, so der DLG-Präsident. Durch den Exportstopp landwirtschaftlicher ­Erzeugnisse infolge des Ukrainekriegs seien Stimmen einer weltweiten Ernährungskrise laut geworden. Auch die aktuelle Preisentwicklung gebe Anlass zur Sorge, insbesondere aus Sicht der ärmeren Länder des globalen Südens, die auf Nahrungsmittelimporte angewiesen sind.

Diese Situation ändere aber nichts an der Notwendigkeit, die Systeme auch hierzulande so zu gestalten, dass die natürlichen Ressourcen nicht dauerhaft beeinträchtigt werden. Was sich ändere, sei die unternehmerische Beurteilung der Alternativen, wenn es um eine nachhaltige Weiterentwicklung auf dem Betrieb gehe. Bei ähnlich positiver Wirkung auf die Biodiversität sollten Maßnahmen im Vordergrund stehen, die mit dem geringsten Ertragsrückgang verbunden sind, so Paetow. Nachhaltigkeit werde auch die Grundlage von Finanzierungs- und Versicherungskonzepten in der Landwirtschaft.

Nachhaltigkeit als Finanzierungskriterium

Prof. Stephan von Cramon-Taubadel, Professor für Agrarpolitik an der Georg-August-Universität Göttingen, hob hervor, dass die globale Versorgungslage eng sei und noch enger werden könnte, beeinflusst durch den Krieg in der Ukraine. Dennoch seinen Nachhaltigkeits- und insbesondere Klimaziele von höchster Priorität im Kampf gegen die Erderwärmung. Er stellte klar, „Klimapolitik ist Sicherheitspolitik“. Obendrauf kommt vonseiten der EU jetzt die geplante Umsetzung der Taxonomie-Regelungen. Die Agrar- und Ernährungswirtschaft fürchte dadurch eine Gefährdung der Kreditversorgung und eine Zunahme der Bürokartie sowie die Einführung eines zweiten Fachrechts durch die Hintertür.

Im Green Deal spiele unter anderem der Finanzsektor eine Rolle, stellte Dr. Rainer Langner, Vorstandsvorsitzender der Vereinigten Hagelversicherung, in seinem Vortrag fest. In der EU-Taxonomieverordnung gebe es sechs Ziele, die erreicht werden müssten. Zwei davon, nämlich der Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel, seien bereits festgelegt. Die Auswirkungen seien, dass Versicherer und auch die Banken in der nicht-finanziellen Berichterstattung zunehmend auch darlegen und offenlegen müssten, wie sie Themen wie Nachhaltigkeit angehen und was sie dafür tun. Es betreffe zwei Bereiche, einmal den Bereich der Kapitalanlage, aber auch den Bereich der Finanzierung und Versicherung. Das werde Auswirkungen auf die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Versicherungen und Banken haben. Die Branche müsse sich jetzt damit intensiv beschäftigen.

Klimapolitik zeigt sich im Stall und Agrarhandel

Für Dr. Birthe Lassen vom Thünen-Institut für Betriebswirtschaft gibt es Nachhaltigkeit nicht einfach in den Farben Schwarz-Weiß. Nachhaltigkeit in der Milchviehhaltung sei ein Thema, das so vielfältig wäre, wie die Milchviehbetriebe selbst. Als Milchviehbetrieb sei man nicht einfach „nachhaltig“ oder „nicht nachhaltig“. Alle Betriebe hätten Bereiche, in denen sie schon heute nachhaltig aufgestellt seien, während es in anderen Bereichen Optimierungspotenziale gebe.

Dr. Bianca Lind, Nachhaltigkeitsexpertin bei Agravis, erwatet Veränderungen für die Agrarbranche durch die Umsetzung des europäischen Green Deal. Die Unternehmen seien gezwungen, ihre nachhaltigen Aktivitäten transparent zu dokumentieren. Es müssten neue Informationen erfasst, verarbeitet und in Kennzahlen abgebildet werden. Außerdem werde der Druck höher, sich Ziele zu setzen und diese zu erreichen. Auch wenn viele Informationen bereits in Unternehmen vorhanden sind, sei die Dokumentation aufwendig und würde knappe Ressourcen in Anspruch nehmen. Die Kunst werde es sein, Kennzahlen und Ziele zur Steuerung des Unternehmens zu nutzen, um es in eine nachhaltige Zukunft zu führen. dlg/mbw

Sinkende Energiepreise nur für Neukunden?

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Trotz sinkender Preise für Strom und Erdgas an den Termin- und Spotmärkten erhalten viele Verbraucher in diesen Tagen Nachricht von ihrem Versorger, dass die Preise demnächst deutlich erhöht werden. Da steigt dann zum Beispiel der Preis für Erdgas am 1. April von bislang 9 ct/kWh auf 19 ct/kWh! Damit verdoppelt sich der monatliche Abschlag. Dabei wurde dieser bereits im Vorjahr deutlich erhöht. Auch für viele Stromkunden stehen jetzt nochmals deutliche Preisaufschläge an. Informiert man sich dagegen über einen Wechsel zu einem anderen Anbieter, werden spürbar billigere Tarife angeboten. Zum Teil bietet der gleiche Versorger, bei dem man seit Längerem Kunde ist, Neukunden deutlich günstigere Tarife, als man selbst zahlen muss. Viele Erdgas- und Stromkunden fragen sich, ob man die jüngsten Preisaufschläge akzeptieren muss oder ob man kündigen und von den günstigen Neukundentarifen profitieren soll.

Lieber isolieren als wechseln

Ohne Frage: Hohe Preise sind das beste Steuerungsinstrument, um Energie einzusparen und um schließlich Klimaziele zu erreichen. Auf lange Sicht ist es günstiger, das Haus ordentlich zu isolieren und in eine sparsame Heizung zu investieren, als ständig den Versorger zu wechseln. Dennoch ist fraglich, ob die jüngsten Tariferhöhungen notwendig sind. Soll man sie stillschweigend akzeptieren oder den Anbieter auch aus Protest wechseln? Verbraucherschützer raten eher davon ab. Wer jetzt einen neuen Tarif abschließt, bindet sich für ein oder zwei Jahre. Sollten die Preise in dieser Zeit fallen, zahlt der Neukunde drauf. Durch die Gas- und Strompreisbremse sind ohnehin 80 % des bisherigen Verbrauchs gedeckelt auf 12 ct/kWh für Erdgas, 9,5 ct für Fernwärme und 40 ct für Strom. Für Gewerbebetriebe gelten auch andere Kurse. Für Kunden, deren Energieverbrauch jetzt deutlich höher liegt als im vergangenen Bemessungszeitraum, kann sich ein Anbieterwechsel eher lohnen. Verbraucherschützer warnen davor, dass Energieanbieter die Strompreisbremse gezielt für Tariferhöhungen nutzen könnten. Zahlreiche Grundversorger haben bereits Preiserhöhungen von über 150 % angekündigt. Überzogene Erhöhungen hat der Gesetzgeber aber mit der Strompreisbremse verboten. Die Beweislast soll im Zweifel beim Versorger liegen. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte angesichts möglicher Mitnahmeeffekte angekündigt, Tariferhöhungen genau zu prüfen. Auch „Zufallsgewinne“ der Energiekonzerne sollen abgeschöpft werden. Aus den Einnahmen soll die Deckelung der Strompreise für die Privathaushalte finanziert werden.

Zögernd nachgebende Kurse

Bei einem Tarifwechsel gilt es, die Vertragslaufzeit und die Kündigungsfrist zu beachten. Bei einer Preiserhöhung haben die Kunden jedoch das Recht, eher aus dem Vertrag herauszukommen. Der Versorger muss vorab über eine Tariferhöhung informieren. Dies kann auch mit einer E-Mail erfolgen, in der steht, dass man die Information erst nach Einwahl in ein Online-Portal erhält. Wem das zu umständlich ist, der wundert sich anschließend über den deutlich erhöhten monatlichen Abschlag. Dann hat man wenig Möglichkeit zu reagieren, da die Kündigungsfrist abgelaufen ist.

Vorerst rechnen Beobachter mit eher weiter rückläufigen Energiepreisen. Im vorigen Herbst erreichten die Strompreise für Neukunden ein Niveau von 70 ct/ kWh. Mittlerweile ist der Kurs auf 36 ct gesunken. Großabnehmer zahlen schon deutlich weniger. Im Vorkrisenjahr 2021 um diese Zeit lag der Preis für Neukunden bei 24,4 ct/kWh. Weitere Preisrückgänge setzen sich aktuell nur zögernd durch. Das Merit-Order-Prinzip sorgt dafür, dass das Kraftwerk mit den höchsten Produktionskosten, das noch benötigt wird, um den Bedarf zu decken, den Strompreis bestimmt. Und dies sind aktuell die Gaskraftwerke, die deutlich teurer produzieren als die Windmühlen und Solarparks.