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Abgekalbte Färsen weiterhin begehrt

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Auf der Auktion der ­Rinderzucht Schleswig-Holstein (RSH) am 13. April in Dätgen wurde das Kontingent der weiblichen Tiere vollständig verkauft. Die weiblichen Jungrinder und Kälber waren sehr ­begehrt. Wenige Bullen fanden keinen Käufer.

Teuerster Rotbuntbulle der kleinen Rotbuntkollektion war der heterozygot hornlose „Skipper PP“-Sohn aus der Zucht von Stefan Voss, Nehms, mit 1.700 €. Dieser Bulle zeichnete sich durch gute Bemuskelung und hohe Inhaltsstoffe auf der Mutterseite aus.

Die schwarzbunte Bullenkollektion fiel mit neun Tieren etwas größer aus. Den teuersten Bullen stellte hier die Gravert GbR, Lindau, mit dem „Benicio“-Sohn „Brico“, der für 2.600 € zugeschlagen wurde. Dieser äußerst korrekte Bulle überzeugte nicht nur mit seinem Exterieur, sondern auch der extremen Leistungsbereitschaft der Mutter, Höchstleistung 16.045 kg Milch, und der Großmutter, Höchstleistung 14.017 kg Milch.

Vor dem Hintergrund nachgebender Milcherzeugerpreise war der Marktverlauf bei den weiblichen Tieren mit Spannung erwartet worden. Das aufgetriebene Kontingent bei den Abgekalbten überzeugte durch gute Euter und Fundamentqualität.

Die schwarzbunte „Sound System“-Tochter aus der Zucht von Detlev Bähnke, Schashagen, war die teuerste Färse auf dieser Auktion. Aufgrund ihrer mit 45 l sehr hohen Einsatzleistung und des außergewöhnlich breiten Hintereuters wurde sie nach spannendem Bieterduell für 2.600 € zugeschlagen.

Die zweitteuerste Färse wurde ebenfalls von Detlev Bähnke vorgestellt. Auch sie zeichnete sich durch eine sehr hohe Einsatzleistung aus und fand einen Käufer aus Niedersachsen, der bei 2.500 € das letzte Gebot hatte.

Gleich viermal wurde der Höchstpreis von 1.900 € Zuschlagspreis bei den rotbunten Färsen erreicht. Verkäufer waren hier Rainer Nissen, Emmelsbüll-Horsbüll, mit zwei Tieren, Elisabeth Weilandt, Presen auf Fehmarn, und die Petersen GbR aus Achtrup.

Die beiden Angler Färsen aus der Zucht von Lorenz Engelbrecht, Grundhof, erzielten jeweils 1.750 €.

Der Durchschnittspreis betrug für die abgekalbten Färsen 1.886 € bei 100%iger Verkaufsquote.

Das aufgetriebene Kontingent an Jungrindern und Kälbern der Zuchtstätte Klaus-Jürgen Wichmann, Haby, gefiel durch sehr gute Qualität. Hinzu kam, dass alle Tiere dieser Kollektion genetisch hornlos waren. So war es kein Wunder, dass ein Durchschnittspreis von 1.075 € erzielt wurde.

Mit 1.350 € war die Rotbunte „City“, eine „Spectre PP“-Tochter aus einem extrem langlebigen und leistungsstarken Kuhstamm, das teuerste Jungrind.

Den höchsten Zuschlagpreis bei den Kälbern erzielte mit 1.100 € „Christrose“, eine „Boy Red PP“-Tochter.

Die Durchschnittspreise und die 100%ige Verkaufsquote für die weiblichen Tiere spiegeln die aktuellen Marktgegebenheiten wider und sind positiv zu bewerten. Gut entwickelte, korrekte Färsen mit entsprechender Einsatzleistung werden weiterhin gesucht.

Die nächste Auktion findet am Donnerstag, 11. Mai, wieder in Dätgen statt. Anmeldeschluss für Verkaufstiere ist Montag, 24. April.

Künstliche Intelligenz im Kälberstall

Wie kann die Belüftung von Kaltställen durch künstliche Intelligenz (KI) verbessert werden? Mit dieser Frage beschäftigen sich Forschende der Christian-­Albrechts-Universität zu Kiel und der Universität zu Lübeck gemeinsam mit dem Fachbereich Rinderhaltung bei der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, unterstützt durch das Forschungs- und Entwicklungszentrum Fachhochschule Kiel GmbH.

Digitalminister Dirk Schrödter (CDU) übergab im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp am 20. April einen Förderbescheid in Höhe von 249.505 € an die Beteiligten.

Kälber sind besonders in den ersten Wochen nach der Geburt sehr empfänglich für Atemwegsinfekte. Ungünstige Temperaturen, rasche Temperaturwechsel, hohe Luftfeuchtigkeit, Zugluft, Schadgase (vor allem Ammoniak), der Keimgehalt in der Luft sowie zu feuchte Liegeflächen beeinträchtigen die Gesundheit von Kälbern stark. Mit Sensoren im und am Stall werden bald im Lehr- und Versuchszentrum (LVZ) Futterkamp Stallklima- und Wetterdaten sowie die Einstellungen der Lüftung und die Aktivität der Kälber erfasst. Außerdem werden der Gesundheits- und der Tierwohlstatus von jedem Kalb mehrmals pro Woche von Experten erhoben. Die gewonnenen Informationen werden in ein KI-System gespeist und dieses wird systematisch angelernt, möglichst optimale Lüftungseinstellungen vorzuschlagen. In der zweiten Phase des Projektes soll eine automatische Steuerung der Lüftung durch das KI-System erprobt werden. Projektkoordinator Dr. Christian Linke stellte dem Minister und den zahlreichen Pressevertretern das Vorhaben vor.

In dem Projekt „AI4CALF – Steuerung von Stall-Belüftungen mittels künstlicher Intelligenz zur Verbesserung der Nachhaltigkeit am Beispiel eines Kälberstalls“ wird im Detail untersucht, ob durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz die Lüftungssteuerung von Kaltställen mit Blick auf Tierwohl, Tiergesundheit, Energiebedarf und Wirtschaftlichkeit gegenüber den jetzigen Systemen optimiert werden kann. Denn das Stallklima in Kaltställen werde stark durch die Witterung und die Umgebungsbedingungen beeinflusst und es gebe bisher keine befriedigenden automatisch funktionierenden Lösungen, erklärt Dr. Linke.

Dr. Imme Dittrich, Fachbereichsleiterin Rinderhaltung, begleitet das Vorhaben vonseiten der Landwirtschaftskammer in Futterkamp. Sie erklärte, woran man gesunde Kälber erkenne, wie Tierwohl messbar werde und welchen Beitrag die KI hier leisten könne. Ihr ausführlicher Bericht dazu ist in Ausgabe 19 in „Rinder aktuell“ geplant.

Die Präsidentin der Landwirtschaftskammer, Ute Volquardsen, nimmt von Minister Dirk Schrödter den Förderbescheid für die Beteiligung am Projekt der Kammer mit ihrem Lehr- und Versuchszentrum in Empfang. Foto: Daniela Rixen

Digitalisierungsminister Dirk Schrödter zeigte sich bei der Überreichung des Förderbescheides begeistert von dem „digitalen Verbundprojekt“: Er sagte, auch die Landwirtschaft müsse das Thema KI noch stärker in den Fokus nehmen, schließlich sei die Landwirtschaft prägend für unser Land. Kein Standort werde ohne diese Technologie wettbewerbsfähig bleiben. Als wichtige Stichworte nannte der Minister Klimaneutralität und das Thema Energieeffizienz und hier bei diesem Projekt auch die Verbesserung des Tierwohls.

Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer, konnte bei ihrem ersten gemeinsamen Termin mit dem Digitalisierungsminister strahlende Projektbeteiligte zu diesem erfreulichen Anlass in Futterkamp begrüßen: „Wir als Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein freuen uns, Teil dieses zukunftsträchtigen Projektes zu sein und unser Wissen einbringen zu können. Meine Damen und Herren, die Zukunft ist schon da: Digitalisierung und insbesondere die künstliche Intelligenz sind wichtige Punkte in der weiteren Entwicklung unseres Alltags auf dem Hof, mittlerweile in allen Betriebsbereichen.

Die exemplarische Erprobung künstlicher Intelligenz im Kälberstall unseres Lehr- und Versuchszentrums kann die Entwicklung einen wichtigen Schritt weiterbringen, und helfen, KI-gesteuerte Lüftungstechnik in die breite Praxis zu übertragen.

Daher freuen wir uns sehr, dass das Projekt ,AI4CALF‘ durch die Richtlinie für die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung des Einsatzes von künstlicher Intelligenz in Schleswig-Holstein gefördert und ermöglicht wird. Dafür gilt Ihnen, Herr Minister Schrödter, als Vertreter der Staatskanzlei unser herzlicher Dank.“

Prof. Dr. Stefan Fischer, Institut für Telematik (ITM) an der Universität zu Lübeck, fühlte sich in Futterkamp wie in einer anderen Welt an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis: „Wir freuen uns, dass wir unsere Kompetenzen in vernetzter Sensorik mit der automatischen Auswertung von Daten und der Steuerung von Aktorik kombinieren können und dabei in Zusammenarbeit mit unseren Partnern von der CAU und dem landwirtschaftlichen Versuchszentrum hoffentlich nachhaltig zum Tierwohl beitragen können.“

Prof. Dr. Eberhard Hartung, Institut für Landwirtschaftliche Verfahrenstechnik (ILV) an der Christian-Albrechts-Universität, ergänzte mit dem Leiter des Lehr- und Versuchszentrums, Claus-Peter Boyens, dass auch der Milchviehstall „durchdigitalisiert“ sei, bezogen auf Energie-Einsparpotenziale gebe es auch hybride Lüftungssysteme, die ökonomisch und ökologisch und für das Tierwohl sinnvoll seien. Die Beteiligten gehen davon aus, dass dieser Ansatz zu einer wesentlichen Verbesserung der Tierhaltung in Kaltställen führt. Das Projekt hat eine geplante Laufzeit von zwei Jahren.

Großes Interesse seitens der Medien am Projekt künstliche Intelligenz im Kälberstall zur Verbesserung des Stallklimas. Foto: Daniela Rixen

Die Skimmie ist ein attraktives Ziergehölz

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Die Skimmie ist ein gern gepflanztes immergrünes Blüten- und Ziergehölz für Parks und Gärten, aber auch für die Kübel- und Topfkultur. Im Winter begeistern die Knospen und knallroten Beeren über dem grünen Laub, im Frühjahr hingegen der Blütenreichtum.

Die Japanische Blütenskimmie (Skimmia japonica) ist in Südostasien verbreitet. Sie kommt vom Himalaja bis Ostsibirien vor, beispielsweise in Japan, Taiwan und auf den Philippinen. Mitte des 19. Jahrhunderts gelangte sie bereits aus Japan nach England und wird seither kultiviert.

Die zu den Rautengewächsen (Rutaceae) gehörige Gehölzpflanze ist ein langsamwüchsiger, dichtriebiger Strauch, der breitbuschig wächst und Höhen von 0,6 bis 1,4 m erreichen kann. Der Wuchs ist kompakt aufrecht und dicht verzweigt, wobei sich ganzjährig das immergrüne, lorbeerähnliche Laub besonders gut macht. Die Blätter sind ganzrandig, hellgrün, ledrig und verkehrt eiförmig. Insgesamt gilt Skimmia als winterhart und besonders pflegeleicht.

Im Winter erfreuen die zahlreichen roten Beeren und erweisen sich als recht dekorativ. Beeren können sich aber, da die Pflanze zweihäusig ist, nur an weiblichen Skimmien entwickeln. Allerdings wurden inzwischen auch zwittrige Formen entwickelt (wie die Sorte ,Robert Fortune‘) beziehungsweise wird die Skimmienart S. reevesiana, die ebenfalls zwittrig ist, verwendet.

Die ab Oktober entwickelten Beeren mit etwa zwei bis vier Samen in ihrem Inneren können oft den ganzen Winter als Farbtupfer am Strauch zwischen dem grünen Laub Eindruck schinden. Bei der Sorte ,Kew White‘ entwickeln sich weiße Beeren, während bei den Sorten ,Veitchii‘, ,Temptation‘ und ,Obsession‘ rote ausgebildet werden. Bei der oft gepflanzten und beliebten Sorte ,Rubella‘ gibt es allerdings keine roten Beeren, da es sich um eine rein männliche Sorte handelt. Dafür entwickeln sich hier ab Oktober hübsche, rötliche Blütenknospen, die die Pflanze den ganzen Winter über schmücken.

Im Winter schmücken die roten Beeren der Blütenskimmie den Strauch.  Foto: Hans-Dieter Reinke

Die Blütenentfaltung der Skimmien erfolgt im Frühjahr. Im April/Mai entwickeln sich an den 5 bis 10 cm langen, aufrechten Rispen die kleinen, sternförmigen Einzelblüten. Sie sind meist zweihäusig, etwa 1 cm breit und können weißrosa, gelblichweiß oder reinweiß sein. Die Blüten duften stark, Insekten besuchen sie und sammeln je nach Blüte sowohl Pollen als auch Nektar.

Der ideale Standort der Japanischen Blütenskimmie ist schattig bis lichtschattig und geschützt, wobei der Boden möglichst humusreich, durchlässig, feucht, nahrhaft sowie sauer bis leicht alkalisch sein sollte. Staunässe wird nicht vertragen, ebenso gilt es, ein Austrocknen zu verhindern. Besonders geeignet ist Skimmia für die Nachbarschaft mit Rhododendren, Azaleen oder Lavendelheide. Die Düngung der Skimmien kann durch einen Rhododendrondünger ab dem zweiten Standjahr erfolgen.

Im Extremfall wird sogar tiefer Schatten vertragen. Wenngleich der Strauch als stadtklimafest und frosthart gilt, kann sich ein Frostschutz mit Vlies oder Reisig bei Kahlfrösten und vor allem bei Kübelexemplaren als notwendig erweisen. Bei in Zimmern und Wintergärten gehaltenen Exemplaren ist zu beachten, dass alle Pflanzenteile leicht giftig sind und eine Photodermatitis auslösen können.

Die Vermehrung erfolgt durch Samen, die im Winter einige Zeit kühlen Temperaturen ausgesetzt gewesen sein müssen. Einfacher ist die Vermehrung mit Stecklingen, wobei man 5 bis 7 cm lange Triebspitzen verwendet, die im Frühjahr in entsprechende Anzuchterde gesetzt werden.

Skimmia eignet sich auch zur Grabbepflanzung und findet zudem Verwendung als Bienennährgehölz und Schnittblume.

Bei der Sorte ,Rubella‘ der Skimmie stehen im Winter die geschlossenen Blütenknospen über dem grünen Laub. Foto: Hans-Dieter Reinke

Deutsche Meisterschaften im Vierkampf in Elmshorn

Zum ersten Mal wurden die Deutschen Meisterschaften (DM) im Vierkampf ausgetragen – auf der Anlage des Holsteiner Verbandes in Elmshorn. Der ehemalige Bundesvergleichswettkampf wurde mit dem neuen Titel deutlich aufgewertet. Gewinnen konnte die Mannschaft aus Sachsen – eine weitere Premiere. Beim gleichzeitig ausgetragenen Bundesnachwuchsvierkampf verteidigten die Westfalen ihren Titel.

Schon nach dem Laufen und Schwimmen dominierte das sächsische Quartett die DM im Vierkampf. Nur nach der Dressur musste es kurzfristig dem bayerischen Team den Vortritt lassen, das nach dem Erfolg im Bundesvierkampf des vergangenen Jahres quasi als Vorjahressieger antrat. Im Springen bewiesen die Sachsen dann noch einmal ihr Können und eroberten sich die Spitzenposition.

„Alle vier hatten im Springen Noten zwischen 7,2 und 7,9 und waren fehlerfrei. Aber entscheidend ist: Die Athletik muss in Ordnung sein. Und da waren wir ja schon gut“, sagte Mannschaftsführer Manfred Kröber. Auch Dörte Kühl, Landesjugendwartin und Organisatorin der Veranstaltung, freute sich über das gute Abschneiden der Sachsen: „Das haben sie verdient. Eine sehr sympathische Mannschaft“, resümierte sie, um dann noch hinzuzufügen: „Beim Springen haben die Holsteiner Pferde natürlich auch zum guten Abschneiden beigetragen.“

Unter anderem mussten die Vierkämpfer einen Lauf über 3.000 m absolvieren. Foto: Photo Rocket

Für die Sachsen ist der Sieg gleich eine doppelte Premiere, denn es ist nicht nur der erste Meistertitel, sondern auch das erste Mal, dass ein Team des Freistaats im Vierkampf den Sieg davonträgt. Mit ihrer Leistung knüpfen die vier Allrounder an die Erfolge der sächsischen Teams an, die im vergangenen Jahr sowohl die Goldene Schärpe der Ponyreiter als auch das Bundesnachwuchschampionat Vielseitigkeit Pferde gewinnen konnten. Den Grund für diese Erfolge in seinem Landesverband sieht Manfred Kröber darin, „dass wir uns intensiv um die Kleinen kümmern. Die Großen können das auch allein“.

In kompletter Neubesetzung gingen die Westfalen bei den ersten Deutschen Meisterschaften im Vierkampf an den Start. Beginnend mit Platz vier nach Laufen und Schwimmen rückten sie dank guter Ergebnisse in den Reitdisziplinen bis auf den Silberrang vor. Auf den dritten Platz kamen die Rheinländer. Schleswig-Holstein war als Gastgeber mit zwei Mannschaften am Start und kam mit Team I auf den etwas undankbaren vierten Platz.

Die Schleswig-Holsteiner verpassten mit Rang vier nur knapp einen Platz auf dem Treppchen. Foto: Photo Rocket

Erfreulich waren der Preis für das am besten herausgebrachte Team für Schleswig-Holstein II und das zweitbeste Einzelergebnis für Lientje Waidlein vom Reitverein Rossee-Eckernförde. Zu ihrem Ergebnis hatte maßgeblich ihr Sieg im Springen beigetragen. So sah es auch bei Henrike Beckmann aus Friedrichskoog, Kreis Dithmarschen, aus: Die 13-jährige Reiterin glänzte in Elmshorn vor allem in der Holsteiner Paradedisziplin Springen. An ihre Wertnote von 8,8 kam im Bundesnachwuchsvierkampf kein anderes Paar heran. Zusammen mit ihren anderen Leistungen kam sie auf den zweiten Platz in der Einzelwertung. Doch die Einzelleistungen wurden nicht extra gewertet, daher gab es für die Reiter aus dem Norden keinen Platz auf dem Treppchen.

Dennoch wäre die ganze Veranstaltung ohne die Schleswig-Holsteiner nicht möglich gewesen. „Sowohl die Teilnehmer als auch deren Eltern waren immer sofort dabei, wenn es etwas zu helfen gab“, freut sich Dörte Kühl. „Die Holsteiner Truppe hat einen sehr großen Teil dazu beigetragen, dass die Veranstaltung so ein Erfolg war. Und natürlich waren unsere Jugendsprecher Jeppe Behr und Pia Harder sowie die Unterstützung durch unsere Familien eine große Hilfe.“

Am Länderabend war die Stimmung so gut, dass sogar ein Feueralarm überhört wurde.  Foto: Photo Rocket 

Ebenfalls sehr gut sei die Zusammenarbeit mit dem Verband und den Pächtern vor Ort gelaufen. Lediglich die Westfalen, die ohne zu misten abgefahren seien, hätten den Ablauf etwas erschwert. Außerdem gab es zwei unfreiwillige Feuerwehreinsätze. Einmal hatte die Nebelmaschine beim Länderabend den Alarm ausgelöst und einmal die Fritteuse für die Pommes. „Den Alarm am Abend haben wir gar nicht gehört, die Stimmung war so gut“, erzählt Dörte Kühl lachend.

Begeistert war auch Tim Streichert von der Bundesjugendleitung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), der sich bei den Landesjugendwarten Dörte Kühl und Cedric Hinrichs bedankte, die nicht nur den Vierkampf maßgeblich organisiert, sondern auch die vier Teams des Landesverbandes betreut hatten. „Diese Veranstaltung ist ganz wichtig für den Basis- und Breitensport, weil sie Jugendlichen ermöglicht, auch mit ‚normalen‘ Pferden an Deutschen Meisterschaften teilzunehmen. Gleichzeitig wird die Sportlichkeit der jungen Reiterinnen und Reiter gefördert. Der größte Teil unseres Nachwuchses reitet auf E-, A- und L-Niveau, sie bilden das Fundament unseres Sports“, sagte Tim Streichert. „Insofern ist es wunderbar, dass die Wertigkeit dieser Veranstaltung nun auch am Titel sichtbar wird und der Vierkampf anderen Deutschen Meisterschaften gleichgestellt wird.“ lh

Größeres Aufkommen begünstigt Preisrückgang

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Das Preisniveau für Erzeuger gibt weiter nach. Die hiesigen Meiereien liegen mit ihren Auszahlungspreisen für den Monat März in einer Spanne von 37 bis 49 ct/kg ECM. Der Durchschnittspreis beläuft sich auf 43,09 ct/kg, das sind 13 % weniger als im Vormonat. Die ausgezahlten Milchgrundpreise liegen im Mittel um rund 6 ct niedriger als im Februar. Der Median liegt bei 44 ct/kg.

Die Entwicklung des Milchaufkommens im Bundesgebiet folgt grundsätzlich dem steigenden Saisontrend. Laufende Unterbrechungen sowie nur geringe Veränderungen lassen jedoch vermuten, dass der Saisongipfel in diesem Jahr früher erreicht wird als üblich. In der 13. Kalenderwoche wurden etwa 0,1 % weniger als in der Vorwoche angeliefert. Der Abstand zur Vorjahreslinie bewegt sich damit um die Marke von +3 % herum. Dieser Vorsprung begünstigt das rückläufige Preisniveau weiterhin, während andere wichtige Produktionsländer im Jahresvergleich merklich weniger produzieren. Mit dem zügigen Rückgang der Auszahlungspreise dürften hiesige Betriebe schneller als erwartet in eine defizitäre Finanzlage geraten. Am Markt rechnet man daher mit einem baldigen Produktionshoch und einem anschließend überdurchschnittlichen Rückgang der produzierten Milchmenge.

Die finanzielle Verwertung der Milch hat sich im Mittel nochmals schwächer entwickelt, stagniert in dieser Entwicklung jedoch. Der Rohstoffwert Milch ab Hof des ife in Kiel wurde im März von 39,0 auf 38,6 ct/ kg herabgesetzt. Dabei arbeiteten ein um 0,7 ct auf 21,7 ct/ kg verringerter Fettwert und ein um 0,3 ct auf 18,5 ct erhöhter Nichtfettwert gegeneinander. Der zugrunde liegende Kurs für Butter ist gesunken, der Kurs für Magermilchpulver hingegen hat den mehrmonatigen Abstieg beendet.

Ruhiger Marktverlauf bei Butter und Käse

Im Frischegeschäft wird auf Frühlingswetter gewartet, um den Konsum anzukurbeln. Das Ostergeschäft ist zwar zügig, aber insgesamt schwächer als erwartet verlaufen. Die Lager der Händler sind tendenziell noch gut gefüllt, sodass der Bedarf etwas stagniert. Ein saisonüblicher größerer Rückgang der Nachfrage bleibt bisher aus. Entsprechend zögernd ist die Preisentwicklung. Die Notierungen in Kempten und Hannover gehen sowohl für Butter als auch für Käse überwiegend seitwärts. Durch diese Tendenz verhalten sich die Einkäufer am Markt abwartend, Preisabschläge sind möglich. Andererseits finden gerade Käsewaren ihre Käufer, die Nachfrage ist gut. Auch die Industrie ordert auf normalem Niveau. Im Vergleich mit dem Vormonat sind Emmentaler und Viereckhartkäse um 20 ct schwächer, in Kempten werden 5,80 bis 7,05 €/kg notiert. Lose Butter wird mit 4,50 bis 4,70 €/kg notiert. In Hannover wird der Markt als ausgeglichen bis stabil bezeichnet, Schnittkäse im Block kostet 3,40 bis 3,60 €/kg.

Preisschwäche am Pulvermarkt

Die Futures beim Magermilchpulver entwickeln sich fester, diese Tendenz setzt sich vor Ort noch nicht durch. Die Kemptener Börse notiert weiterhin eine schwächere Preistendenz. Vollmilchpulver steht bei 3.430 €/t im Mittel, MMP in Futtermittelqualität bei 2.175 €/t. Süßmolkenpulver hingegen hält sich stabil. Im Kontraktgeschäft für das zweite Quartal ist Ruhe eingekehrt, jetzt wird das dritte Quartal besprochen. Hinsichtlich der Preise herrscht jedoch Uneinigkeit. Das Angebot übertrifft derzeit noch die Nachfrage, das könnte sich jedoch nach dem Saisongipfel der Milchanlieferung hierzulande ändern. Auch darüber sind sich die Einkäufer im Klaren. Die Vorzeichen am internationalen Markt sind negativ, Anfang April schloss die Auktion der neuseeländischen Handelsplattform wegen gesunkener Pulverpreise mit dem niedrigsten Preisindex seit Oktober 2020. Es fehlt die Nachfrage aus China und aus den islamischen Ländern mit dem in dieser Woche endenden Ramadan.

Zukunft selbst definieren

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Auf dem Deutschen Bauerntag in Lübeck im Juni vergangenen Jahres wurde vom Deutschen Bauernverband (DBV) die Kampagne „#Zukunftsbauer“ beschlossen. Bisher steht die neue (innere) Haltung im Vordergrund: Landwirte verlassen die Opferrolle, ändern ihr Selbstbild und damit die gesellschaftliche Wahrnehmung, so hoffen die Strategen. Neben der Wertschätzung soll es um Wertschöpfung gehen, beides wichtige Zukunftsfaktoren, die jeweils eine ganz eigene Motivation in sich tragen. 

Nun taucht die Frage auf: Wie sieht er in der Praxis aus, der Zukunfts(er)bauer? Der Ansatz ist, sich auf die Gesellschaft zuzubewegen. Doch reichen etwas mehr Tierwohl oder weniger Pflanzenschutz sicherlich nicht, um Veränderung sichtbar zu machen. Umwälzende Prozesse aber dauern und halten nicht Schritt mit der Entwicklung der gesellschaftlichen Meinung. 

Wie wäre es, wenn man das Dilemma vom Ende her auflöste: Wo kann das gemeinsame Ziel von Gesellschaft, Politik und Landwirtschaft liegen? Klar ist: Es befindet sich per definitionem in der Zukunft, nicht im Heute. Und mit der Ziel- hat man noch lange keine Wegbeschreibung. Doch ändert sich die Denkweise, besteht die Chance, vom kurzfristigen Taktik- in den langfristigen Strategiemodus zu kommen. Allein diese Zukunftsperspektive kann jungen Landwirten schon mehr Sicherheit schaffen, als es die aktuelle Situation tut. 

Am Beispiel der Schweinehaltung zeigt sich, dass der Blick in die Zukunft weniger schwerfällt als die Wegbeschreibung dorthin. Denn am Ende steht in Deutschland ohne Zweifel der Ringelschwanz. Das ist gesellschaftlicher und politischer Konsens. Es wird nicht einfach, die Zeitdauer ist ungewiss, doch es gibt keinen Weg drum herum. 

Wie wäre es, wenn sich der Zukunftsbauer selbst vom Ergebnis her definierte: Ich strebe das unversehrte Schwein an. Ich nähere mich dem Ziel versuchs- oder abteilweise, orientiere meine betriebliche Entwicklung daran und bewerte die Vorgaben der Politik am Ergebnis: Dient es dem Ringelschwanz oder schadet es ihm? So ändert sich die Haltung – die innere zuerst, aber dann die Schweinehaltung in der betrieblichen Praxis. 

Niemand, der sich ein Ziel setzt, ist schon da. Selbst in Finnland oder der Schweiz liegt der Anteil unkupierter Tiere mit intakten Schwänzen nur bei 50 bis 60 %. Aber wer sich nicht auf den Weg macht, kommt nie an. Zudem darf man den Weg als Teil des Ziels sehen: Ändert sich die Bewegungsrichtung – auf die Gesellschaft zu –, wird das positiv wahrgenommen. Das heißt aber auch, dass die veränderte gesellschaftliche Wahrnehmung zum Schluss kommt. Der Fehler bisheriger Kampagnen war, diese als Startpunkt zu nehmen. 

Sollten sich nicht alle Bereiche der Landwirtschaft Gedanken machen, was ihr Ziel ist und welches Symbol dazu passen könnte? Es kann empfehlenswert sein, in den Ergebnissen der zahlreichen Kommissionen zu wildern, die sich mit der Landwirtschaft beschäftigt haben, oder sich die Symbolik der Schutzorganisationen einmal genauer anzusehen. Die Landwirtschaft sollte ihre Zukunft selber beschreiben und selbstbewusst gestalten. Und der Politik klarmachen, dass die Zukunft nicht in der Vergangenheit liegt.

Sönke Hauschild. Foto: bb

Wenn die Schnabelspitze dranbleibt

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Sechs engagierte Landwirtinnen und Landwirte haben sich im Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz (MuD Tierschutz) #Pute@Praxis der Herausforderung gestellt und in ihren Ställen unter optimierten Haltungs- und Managementbedingungen Putenhennen mit intakten Schnäbeln eingestallt. Die sechs Praxisbetriebe liegen im gesamten Bundesgebiet verteilt.

Zwei der Betriebe wirtschaften nach alternativen Anforderungen (Naturland und Neuland). Die anderen vier werden konventionell bewirtschaftet. Nachdem zwei Durchgänge auf dem Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft (VBZL) Haus Düsse in Bad Sassendorf in Nordrhein-Westfalen stattgefunden haben, ist das Projekt im Januar 2022 in die Praxisphase gestartet. Nun, ein Jahr später, konnten auf zwei Betrieben bereits erste Ergebnisse über die Durchgänge mit intakten Schnäbeln gesammelt werden.

Erhöhte Ebene als Beispiel eines Strukturierungselements

Im Rahmen der Praxisphase wurde mit jedem Landwirt ein betriebsindividuelles Maßnahmenpaket entwickelt, welches alle vom Projekt angedachten Optimierungsmaßnahmen enthält, die sowohl Strukturierungs- und Beschäftigungselemente und ein angepasstes Lichtmanagement im Stall als auch eine angepasste Fütterung sowie ein abgestimmtes Impfmanagement beinhalten. Auch ist ein Notfallkoffer mit zusätzlichen Maßnahmen vorzuhalten, der beim Auftreten von Verhaltensproblemen eingesetzt wird, um schnell reagieren zu können.

Die zwei alternativen Betriebe halten bereits seit Jahren Puten mit intakten Schnäbeln. Hier wurde deshalb erst ein Durchgang, geführt nach Betriebsstandard, mitbegleitet, um den Status quo in Bezug auf die Haltung schnabelintakter Puten zu erfassen. Dieser konnte bereits auf beiden Betrieben abgeschlossen werden. Im zweiten und dritten Durchgang werden dann die ausgewählten Projektmaßnahmen zusätzlich eingesetzt. Beide Betriebe befinden sich derzeit im dritten und somit letzten Projektdurchgang.

Die vier teilnehmenden konventionellen Betriebe haben in einem ersten, vom Projekt begleiteten Durchgang die ausgewählten Maßnahmen vorerst bei Putenhennen mit gekürzten Schnäbeln getestet. Ziel ist es, in einem zweiten und dritten Durchgang Putenhennen mit intakten Schnäbeln einzustallen. Zwei der konventionell wirtschaftenden Betriebe konnten bereits Durchgang 1 und Durchgang 2 abschließen und erste Erfahrungen mit der Haltung schnabelintakter Putenhennen sammeln.

Ergebnisse Praxisphase Betrieb A

Der Betrieb A verfügt über zwei baugleiche Hennenställe mit jeweils 5.400 Tieren. In Durchgang 1 wurden beide Ställe mit schnabelgekürzten Tieren eingestallt. Stall 1 wurde mit Projektmaßnahmen ausgestattet, Stall 2 wurde als Referenz nach dem betriebsindividuellen Management geführt. Im zweiten Durchgang wurden in Stall 1 schnabelintakte Tiere plus Projektmaßnahmen eingestallt, während der zweite Stall weiterhin mit schnabelgekürzten Tieren und dem üblichen Management geführt wurde.

In der Tabelle sind die Gesamtverluste der beiden Durchgänge, aufgeteilt nach Stall, dargestellt. Im ersten Durchgang lagen die Gesamtverluste von Stall 1 bei 4,05 %, davon konnten 1,12 % auf Beschädigungspicken zurückgeführt werden. In Stall 2 zeigte sich ein ähnliches Bild mit Gesamtverlusten von 4,23 %, davon auf Beschädigungspicken zurückzuführen waren 0,98 %. Im zweiten Durchgang lagen die Verluste in der Herde mit den intakten Schnäbeln bei 8,65 %. Davon waren 4,5 % eindeutig auf das Beschädigungspicken als Abgangsursache zurückzuführen. Im parallellaufenden Stall mit gekürzten Schnäbeln lagen die Gesamtverluste hingegen bei 3,89 %, wovon 0,70 % bedingt durch das Beschädigungspicken waren.

Somit lagen die Verluste auf Betrieb A bei den Puten mit intakten Schnäbeln im Vergleich zu den drei anderen Durchgängen um den Faktor 2 bis 2,2 höher.

Ergebnisse aus Betrieb B

Bei Betrieb B steht ein Hennenstall mit rund 3.460 eingestallten Tieren zur Verfügung. Auch auf diesem Betrieb wurde der erste Durchgang mit schnabelgekürzten Tieren plus Projektmaßnahmen durchgeführt. Wie in der Tabelle ersichtlich, lagen die Verluste in diesem Durchgang bei 2,37 %, davon wurden 0,29 % durch Beschädigungspicken verursacht. Im zweiten Durchgang mit der Einstallung schnabelintakter Tiere lagen die Gesamtverluste bei 3,81 %, wovon 2,51 % auf Beschädigungspicken zurückzuführen waren.

Im Betrieb B lagen die Verluste bei den schnabelintakten Tieren somit um den Faktor 1,6 höher als in dem zuvor begleiteten Durchgang mit schnabelgekürzten Tieren.

Die ersten Ergebnisse der zwei Betriebe sind mit den Ergebnissen der zwei Durchgänge auf dem VBZL Haus Düsse vergleichbar. Dort waren die Verluste bei den schnabelintakten Tieren im ersten Durchgang um den Faktor 2,2, im zweiten Durchgang um den Faktor 2,4 höher.

Risikozeiträume erkennbar

Ein Blick auf die täglich erfassten Verluste, die aufgrund von massiven Pickverletzungen in Betrieb A und B entstanden sind, zeigt, dass die Haltung der Tiere gerade zum Ende der Mast deutlich schwieriger wird und Verluste vermehrt in diesem Zeitraum auftreten. Dieser Trend ist sowohl bei den schnabelintakten als auch bei den schnabelgekürzten Herden erkennbar, obwohl das Ausmaß bei der Haltung von Puten mit intaktem Schnabel erheblich größer ist (Vergleich Abbildung 1 und 2).

Eine Beruhigung der Tiere war mit den im Projekt geprüften Optimierungsmaßnahmen und trotz des Einsatzes des Notfallkoffers gerade zum Ende der Mast nicht mehr möglich und konnte nur nach einer durch den Tierarzt angeordneten deutlichen Lichtreduktion erreicht werden. Ein Anheben der Lichtintensität führte zu erneuten Pickausbrüchen und war daher auf beiden Betrieben nicht mehr möglich.

Separationsabteil im Stall

Neben den eingesetzten Optimierungsmaßnahmen wurde bereits zur Einstallung ein Separationsabteil im Stall eingerichtet, um verletzte Tiere, die Aussicht auf Genesung haben, aus der Herde zu nehmen. Ein Separationsabteil ist bei der Haltung von Puten mit intakten Schnäbeln unerlässlich. Im Rahmen des Projekts notierten die Landwirte die Anzahl der Tiere, die täglich in das Separationsabteil verbracht wurden.

Betrieb A hat bei der Herde mit intakten Schnäbeln im Verlauf der Mast insgesamt 1.546 Tiere separiert. Das sind knapp 29 % der gesamten Herde. Im Vergleich zur parallellaufenden Herde mit gekürzten Schnäbeln (331 Tiere, 6,1 %) waren das 4,7-mal so viele separierte Tiere. Betrieb B hat mit insgesamt 272 separierten Tieren 7,9 % der gesamten Herde separiert.

Grundsätzlich waren in Risikozeiträumen Kontrollgänge bis zu sechs Mal am Tag notwendig, um verletzte Tiere nach Möglichkeit rechtzeitig aufzufinden und schwere Verletzungen zu verhindern. Auch musste das Separationsabteil mehrmals vergrößert werden, da Verletzungen von Tieren häufig zeitgleich auftraten. Die Anzahl der Tiere, die in ein Separationsabteil verbracht wurden, nahm auf beiden Betrieben aber vor allem zum Ende der Mast deutlich zu.

Beispiel eines Separationsabteils auf einem der teilnehmenden Betriebe im MuD-Tierschutzprojekt #Pute@Praxis

Generell zeigen die ersten Erfahrungen aus der Praxisphase, dass die Haltung von Putenhennen mit intaktem Schnabel eine große Herausforderung ist. Wenn die Schnabelspitze intakt bleibt, hat dies trotz der hier unter konventionellen Vorgaben geprüften optimierten Haltungsbedingungen und des angepassten Managements diese Folgen:

Notwendigkeit eines permanent verfügbaren Notfallkoffers mit diversen Materialien zur herdenindividuellen Ablenkung der Tiere

• Tierverluste, die etwa das Doppelte betragen

hohe Anzahl verletzter Tiere

deutlich höherer Arbeitseinsatz

zusätzliche Kontrollgänge (bis zu sechs Mal am Tag)

aufwendige Separationsmaßnahmen

eine Möglichkeit der Verdunklung, wenn das Pickgeschehen nicht mehr mit anderen Maßnahmen eingrenzbar ist

Fazit

Die Einstallung von Putenhennen mit intaktem Schnabel bedeutet ein hohes Maß an aufmerksamer und gewissenhafter Tierbetreuung sowie ein situationsabhängiges und schnelles Reagieren. Die Erfahrungen zeigen zwar, dass die Tiere die angebotenen Haltungselemente gut annehmen und nutzen und auch der Notfallkoffer sich gerade in kritischen Zeiträumen bewährt, aber mögliche Pickausbrüche mit schweren Verletzungen und erhöhter Mortalität – gerade zum Ende der Mast – derzeit nicht verhindert werden können. Hier wäre die verkürzte Mast eine mögliche Alternative, die im Rahmen des Projekts auch in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit geprüft werden soll.

Generell hat sich gezeigt, dass die Einrichtung eines Separationsabteils unerlässlich ist. Tiere mit kleinsten Verletzungen müssen bereits frühzeitig von der Herde getrennt werden. Ein intensives Separationsmanagement kann die Anzahl der schwerwiegenderen Verletzungen minimieren und bei einzelnen Tieren sogar verhindern. Die hier im Projekt durchgeführten Separationsmaßnahmen haben jedoch zu einem großen Mehraufwand geführt, der ohne zusätzliche Arbeitskräfte auf Dauer nicht beizubehalten wäre und daher unter den jetzigen Rahmenbedingungen nicht praxistauglich ist.

Ein nicht zu vernachlässigender Punkt ist zudem die hohe Frus­trationstoleranz, die die Tierhalterinnen und -halter bei der Einstallung schnabelintakter Tiere mitbringen müssen. Die teils starken Verletzungen der Tiere, die trotz der oben genannten Punkte auftreten, bewirken eine zusätzliche starke Belastung.

Das Projekt ist Teil der Modell- und Demonstrationsvorhabens (MuD) Tierschutz im Bundesprogramm Nutztierhaltung. Die Förderung erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Projektträger ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).

Weitere Autoren: Dr. Daniel Werner, Landwirtschaftskammer NRW; Dr. Birgit Spindler, Marie Kramer, Karolin Skiba, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover; Dr. Petra Thobe, Mandes Verhaagh, Thünen-Institut; Dr. Inga Tiemann, Universität Bonn; Heinrich Bussmann, Geflügelwirtschaftsverband NRW

Strohquaderballen als Beispiel eines Strukturelements

Stoffe mit Vergangenheit

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Ein Blazer als seltenes gutes Stück im Kleiderschrank, eine bunt bedruckte Stoffbahn, die als Vorhang diente, ein Shirt, dass an den Südfrankreich-Urlaub mit den Eltern erinnert – jeder kennt oder hat Stoffe und Kleidungsstücke im Schrank, die an etwas erinnern: An die Kindheit, an die Eltern oder den verstorbenen Partner, an besondere Erlebnisse, Lebensphasen, Vergangenes – Erinnerungsstoffe. So war auch der Nachmittag im Secondhand- und Begegnungsladen „Lieblingsstücke“ mit Leiterin Jessica Wölm in Neumünster betitelt, zu dem das Diakonische Werk Althol­stein eingeladen hatte. Die fünf teilnehmenden Besucherinnen sollten ein Kleidungs- oder Stoffstück mitbringen, das ihnen am Herzen liegt, und dessen Geschichte bei Kaffee und Kuchen erzählen.

Bei Angelika Bandle ist es eine Stoffbahn in knalligem Gelb, bedruckt mit wolkenartig geformten, roten Fischen. „Diese Stoffbahn habe ich vor Kurzem erst wiederentdeckt. Sie diente als Vorhang, mit dem mein Schlafbereich abgetrennt war“, erinnert sie sich. Damals war sie fünf oder sechs Jahre alt und kann sich noch gut daran erinnern, wie sie als Kind das Muster durchdrungen hat. „Ich habe die Schuppen gezählt oder die Schwanzflossen angeschaut“, erzählt sie. Sie will den Stoff behalten und vielleicht noch etwas daraus machen.

Als der Sohn von Ursula Brüggen noch in Westberlin wohnte, hat sie ihn oft zusammen mit ihrer Tochter am Wochenende dort besucht. Sonntags ging es dann immer zum Flohmarkt, von dem sie nie mit leeren Händen zurückkam. Daran erinnert unter anderem eine mit einem „B“ bestickte Stoffserviette.

An den Kauf des Blusenjacketts kann sich Christine Rieken noch gut erinnern. 

Für Christine Rieken ist ihr Blusenjackett von Betty Barcley ein ganz besonderes Kleidungsstück. „Ich habe jung geheiratet und wir hatten nur sehr wenig Geld. Und doch wollte ich zumindest ein gutes Stück haben, das ich mit meinen Sachen immer wieder neu kombinieren konnte. Ich habe mir dieses Jackett gekauft und konnte nächtelang nicht schlafen, weil es so teuer war. An dieser Jacke hängen so viele Erinnerungen. Mit ihr möchte ich auch beerdigt werden, wenn es mal so weit ist. Schließlich will ich dann gut aussehen.“

Diakoniemitarbeiterin Marion Janser besitzt noch ein Shirt aus ihrer Kindheit, das sie bei einem gemeinsamen Südfrankreich-Urlaub mit ihren Eltern erworben hat.
Mit dieser Strickjacke hat Diakoniemitarbeiterin Jessica Wölm seinerzeit ihren Führerschein bestanden. 

Mit Kunst Grenzen überwinden

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Mit Kunst Grenzen überwinden und auflösen, sowohl Ländergrenzen als auch die Grenzen des eigenen Denkens und der Fantasie – das ist das Leitmotiv des deutsch-dänischen Kunstprojektes „Art overcomes Boundaries“ des Vereins Kunst für Angeln (KFA) in Kooperation mit der Sammlung Roosen-Trinks. Mit einer Open-House-Veranstaltung wurde die gleichnamige Ausstellung auf dem Wittkielhof in Angeln am vergangenen Sonntag eröffnet und ist noch bis zum 14. Mai zu bestaunen.

Gezeigt werden ausschließlich Werke von Künstlerinnen und Künstlern aus Dänemark und Schleswig-Holstein. Auf einer Ausstellungsfläche von mehr als 400 m2 präsentieren 30 Kunstschaffende aus beiden Ländern gut 100 Werke: Gemälde, Skulpturen, Collagen und Fotografien.

Ingrid Roosen-Trinks in der Mitte mit teilnehmenden Künstlern aus Schleswig-Holstein und Dänemark sowie der Tochter von Wittkielhof-Inhaber Heinrich Nissen, Klara Nissen

Mindestens eine Arbeit der beteiligten Künstler befindet sich auch im Besitz der Sammlung von Ingrid Roosen-Trinks, die als KFA-Vereinsvorstand das grenzüberschreitende Kunstgeschehen maßgeblich angeschoben hat und darüber hinaus mit Events, niedrigschwelligen Kulturangeboten für alle und jeden sowie Workshops für Kinder und Senioren das Kunst- und Kulturgeschehen in der Region Angeln fördert und ausbaut. Wer sich auf die Vielfalt und die zum Teil ungewöhnlichen Werke in der Ausstellung einlässt und sich von ihnen in den Bann ziehen lässt, „ist auch bereit, seine eigenen Grenzen des Denkens zu überwinden“, so Ingrid Roosen-Trinks. „Die Künstler gehen gedanklich neue Wege, befreien von bestehenden Denkstrukturen und Mustern und ermöglichen damit auch den Betrachtern, neu zu denken.“

Gemälde des dänischen Künstlers Thomas Lunau 

2022 war es 25 Jahre her, dass die Kreise Nordfriesland und Schleswig-Flensburg/Angeln sowie die Stadt Flensburg die erste Kooperationsvereinbarung mit Sønderjyllands Amt unterschrieben. Im September 1997 fand die konstituierende Sitzung für die Region Sønderjylland-Schleswig statt. Dabei wurde eine Vereinbarung unterzeichnet, in der sich die Mitglieder dazu verpflichteten, „gemeinsame Aktivitäten zu verwirklichen, die die Entwicklung in der Region fördern und gleichzeitig nähere Kontakte zwischen der Bevölkerung, der Wirtschaft und den Verbänden auf beiden Seiten der Grenze herstellen, sowie im Übrigen die Zusammenarbeit über die Grenze zu intensivieren“.

Diese Vereinbarung ist Basis für die Arbeit des vor einem Jahr gegründeten Vereins Kunst für Angeln, der mit Kunst-Kooperationen und Ausstellungen die Verbindung und Freundschaft zu Dänemark unterstützen und verstärken will. Auftakt dafür war das im Oktober 2022 gemeinsam mit Schülern und Senioren ins Leben gerufene Pilotprojekt „Art overcomes Boundaries“, das nun mit der Ausstellung um einen weiteren Kunstmeilenstein erweitert wurde. „Dabei können die Senioren und Schüler aus Angeln gemeinsam die Ausstellung erleben, die Künstler persönlich kennenlernen und sich zum Kunsterlebnis vor Ort austauschen“, so Ingrid Roosen-Trinks. Sie führt „mit Wonne“ bis zum 14. Mai jeden interessierten Besucher persönlich nach vorheriger Anmeldung per Mail an
visit@kunstfuerangeln.de durch die Ausstellung. 

„Mondtanz“ von Rasmus Bjørn, Skulptur „His Shoes Too Big For His Goddamned Feet“ von Frederik Albrecht und links Arbeiten von Thore Bernstein
Kunstfell-Bild von Nele Engler
Nele Engler
„Bobby the Booster“ von Malte Urbschat 
Heinrich Nissen und Ingrid Roosen-Trinks begrüßen die Gäste, die zahlreich zur Ausstellungseröffnung gekommen sind. 
Rosa Wand von allu.studio, Nele Engler und Jesper Kristiansen
Rasmus Bjørn
Open House auf dem Wittkielhof in Stoltebüll/Angeln
„Continuous Aspects“ von Tine Bay Lührssen
Werk von Henrik Becker
Ausschnitt aus einem Bild von Henrik Becker
Bilder von Silvia Nordmann


Weniger Weizenimporte aus der Ukraine?

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Mitten in Europa tobt ein mörderischer Krieg, der täglich viele Menschenleben kostet. Diese Tatsache möchte man mittlerweile gern verdrängen, da man genug von den Kriegsnachrichten aus der Ukraine hat. Der Konflikt hatte hierzulande in vielen Bereichen eine Kostensteigerung zur Folge. Auf der anderen Seite sind auch die Einnahmen in der Landwirtschaft gestiegen, da die Preise für viele landwirtschaftliche Produkte erhöht wurden. So stiegen die Kurse für Getreide und Ölfrüchte im vorigen Jahr deutlich an, da entsprechende Lieferungen aus der Ukraine ausgeblieben sind. Der ausgehandelte Getreidedeal sorgte jedoch dafür, dass die Ausfuhr über ukrainische Häfen möglich wurde. Daneben haben sich auch neue Lieferstrecken über den Landweg aufgetan. Der zwischenzeitliche Mangel ist mittlerweile einem Angebotsdruck gewichen. Vor allem Weizen, Körnermais und Raps kommen in umfangreichen Mengen aus der Ukraine in die EU.

Offene EU-Grenze

Die sonst üblichen Einfuhrregelungen für Getreideimporte in die EU sind ausgesetzt worden. Dies macht sich aktuell besonders in den östlichen EU-Ländern bemerkbar. Die Kurse für Marktfrüchte sind dort in den vergangenen Wochen deutlich unter Druck geraten. Die bislang vorherrschende Solidarität mit der Ukraine ist einer Protestbewegung gegen die Importe gewichen. Aufgrund der Stimmungslage musste bereits der polnische Landwirtschaftsminister seinen Posten räumen. Ende voriger Woche haben Polen, Ungarn und die Slowakei die Einfuhr von Getreide und anderen Agrargütern aus der Ukraine gestoppt. Dies soll die inländischen Landwirte vor einem weiteren Preisverfall schützen. Betroffen ist auch der Transit solcher Produkte in andere EU-Mitgliedstaaten. Die EU-Kommission will den Freihandel mit der Ukraine um ein weiteres Jahr verlängern. Im Gegenzug sollen die Landwirte in den östlichen EU-Ländern eine Ausgleichsprämie aus der Krisenreserve erhalten. Das ukrainische Landwirtschaftsministerium äußerte in einer Erklärung Verständnis für die schwierige Situation der polnischen Landwirte. Die Ukraine erinnerte jedoch daran, dass mit Polen eine Vereinbarung abgeschlossen wurde, Weizen, Mais, Sonnenblumenkerne und Raps bis zum 1. Juli 2023 nur per Transit durch Polen in die westlichen EU-Staaten zu transportieren. Jetzt sollen diese Abkommen neu verhandelt werden.

Stimmung gekippt

Viele der östlichen EU-Staaten haben die Ukraine bislang großzügig im Kampf gegen den russischen Aggressor unterstützt. Dies zeigt die Furcht dieser Länder vor dem großen Nachbarn im Osten. Die Bereitschaft des Einzelnen, dafür auch finanzielle Einbußen in Kauf zu nehmen, ist jedoch begrenzt. Die Stimmung kippt schnell, besonders wenn Populisten zu Wort kommen. Die aktuelle Entwicklung wirft viele Fragen auf, vor allem im Zusammenhang mit dem möglichen Beitritt der Ukraine zur Europäischen Union. Da auch Bulgarien und Rumänien Schritte planen, um Lieferungen aus der Ukraine in die EU zu begrenzen, sollten sich die Angebotsmengen hierzulande demnächst begrenzen. Ein weiterer Aspekt ist, dass Russland das erst jüngst verlängerte Getreidelieferabkommen infrage stellt. Moskau sieht seine Forderungen nicht erfüllt und verlangt ein Ende der Handelssanktionen sowie die Möglichkeit, wieder am internationalen Zahlungssystem teilzunehmen.

An den hiesigen Märkten sorgte diese Nachricht bis Ende voriger Woche kaum für Ausschläge. Die Großhandelskurse und Matif-Notierungen für Raps und Weizen gaben sogar nochmals etwas nach. Die jüngste Entwicklung sollte jedoch den weiteren Preisrückgang der hiesigen Getreidepreise stoppen. Dennoch muss man weiter auch den weltweiten Getreidemarkt betrachten. Die jüngste USDA-Schätzung hat die globale Weizenernte nochmals niedriger eingeschätzt. Russland exportiert jedoch vorerst weiterhin große Mengen und sorgt für Angebotsdruck. Eine jetzt eingeführte Preisuntergrenze der russischen Regierung für ihre Weizenverkäufe, sollte aber den Preisspielraum nach unten begrenzen. Zum Wochenbeginn zeigen sich steigende Tendenzen am hiesigen Getreidemarkt.