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Zeitreise ins Biedermeier

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Premiere im Eisenkunstguss-Museum in Büdelsdorf: Astrid Bade nahm in ihrer Rolle als gutbürgerliche Annemarie von Possen die Besucher bei einer Gewandführung mit auf eine Reise in die Zeit des Biedermeier Anfang des 19. Jahrhunderts. Dafür reiste sie von ihrer Residenz auf Schloss Gottorf in Schleswig nach Büdelsdorf und gewährte einen Einblick in ihren Alltag sowie in ihre Wohnstube, plauderte über ihre Begegnungen mit wichtigen Persönlichkeiten aus der Zeit, über Schmuck, Alltagsgegenstände und deren Bezug zum Eisenkunstguss.

Astrid Bade als Annemarie von Possen

Die Anreise von Schleswig nach Büdelsdorf mit der Kutsche war sicher gar beschwerlich. Und doch wirkt Annemarie von Possen an diesem Nachmittag frisch und munter, als sie in ihrem hübschen Kleid mit rüschenbesetzter Bluse und Spitzenhäubchen die Gäste im Eisenkunstguss-Museum begrüßt. Das liegt genau gegenüber der Carlshütte, einer 1827 von Markus Hartwig Holler gegründeten Eisenhütte. „Eigentlich müsste sie dann ja Hollerhütte heißen. Schließlich zeugte es von Mut, in einem Agrarland wie Schleswig-Holstein nach den verheerenden Napoleonischen Kriegen eine Industrie zu gründen“, so Annemarie von Possen, die das Vergnügen hatte, Herrn Holler auf einer Gesellschaft kennenzulernen.

„Ein sehr intelligenter und geschäftigter Mann“, erinnert sie sich. „Er stammt aus einer Geschäftsfamilie, die erfolgreich im Holzhandel tätig war. Markus Hartwig Holler führte diesen Handel fort, bis ihm die Idee von der Eisenhütte kam. Für deren Namen ,Carlshütte‘ stand der Landgraf Carl von Hessen Pate. Dieser war Statthalter auf Schloss Gottorf im Dienste des dänischen Königs und sehr interessiert an der Metallkunde. Man sagt, er habe sich sogar alchemistisch betätigt und versucht, Gold und Silber zu schaffen, was ihm aber nicht gelang. Doch war es ihm ein Anliegen, den Geschäftsmann Holler zu unterstützen. Auf diese Weise kam die Carlshütte zu ihrem Namen.“ Holler vermutete hier Raseneisenerz, das im Vergleich zu Roheisen sehr leicht ist. Ihm war es wichtig, das zu nutzen, was vor Ort vorhanden ist. Da das aber bei Weitem nicht ausreichte, um all das zu erschaffen, was er sich vorstellte, kaufte er Roheisen aus England dazu. Mithilfe von Hochöfen und Kupolofen mit sehr großer Hitze entstanden viele für den Alltag nützliche Dinge aus Eisenkunstguss, mit für die Zeit gebräuchlichen Motiven unter anderem der Antike und Mythologie, etwa Bilder für Ofenplatten, Wandteller, Kerzenleuchter, Tische, Öfen, Schränke, zierende Skulpturen und Figuren, Kannen und Kaffeemühlen. Auch der erste Dampfkochtopf entsteht aus Eisen, ebenso wie mit Motiven versehene Lineale für die briefliche Korrespondenz, für die die Frau zuständig ist, während der Gatte sich um das Geschäft kümmert. Annemarie von Possens angesehener Ehegatte Wilhelm ist im Getreidehandel tätig, was nach den Kriegen und schlechten Ernten kein einfaches Geschäft ist. Zusammen haben sie drei Kinder, und wie es sich für eine gutbürgerliche Ehefrau und Mutter gehört, unterstützt sie ihren Gatten in allen Belangen, mischt sich nicht in die Politik ein und ist hübsch anzuschauen. Ein kultiviertes, gemütliches Zuhause und die Familie hatten im Biedermeier Priorität. Statt Gold und Silber trug die Frau kunstvoll verzierten Eisenschmuck (Fer de Berlin, „Gold gab ich für Eisen“), als Symbol für Kraft, Beharrlichkeit und Bescheidenheit und um das Vaterland und den preußischen König Friedrich Wilhelm III. im Kampf gegen Napoleon zu unterstützen, denn die Kriege kosteten viel Geld. 

Markus Hartwig Holler (li.) gründete eine Eisenhütte, für deren Name Landgraf Carl von Hessen Pate stand.
Fotos: Iris Jaeger
Roheisen und Raseneisenerz
Hirschstatue aus Eisen
Schrank mit Elementen aus Eisenkunstguss
Schmuck aus Eisen statt aus Gold oder Silber
Kerzenleuchter
Gussmodell des römischen Grabmals von Igel


Seenotretterin mit Herz und Seele

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Melanie Heuser lebt seit ihrem zweiten Lebensjahr auf Sylt. Als eine der wenigen Frauen unter den Seenotrettern ist sie bei der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) auf dem Seenotrettungsboot „Horst Heiner Kneten“ in Hörnum als Freiwillige tätig. Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März erzählt sie über einen dramatischen Einsatz, ihr Ehrenamt und warum sie sich mehr Frauen in der Rettungsflotte wünscht.

An einem Donnerstagabend im Juli ging bei der gelernten Bankkauffrau plötzlich der Alarm los. Mit ihren Kollegen der Hörnumer Station eilte sie sofort zum Hafen an der Südspitze der Nordseeinsel Sylt. Was war passiert? Bei der Seenotleitung Bremen der DGzRS hatte der Skipper einer norwegischen Motorjacht etwa 5 sm westlich von Sylt einen Wassereinbruch gemeldet. Zudem stieg Qualm aus dem Maschinenraum auf. Er befürchtete, das Boot werde gleich sinken. Eine lebensbedrohliche Situation.

„Für uns begann ein Wettlauf gegen die Zeit. An Bord des Havaristen befand sich eine Familie, die Frau schwer seekrank“, erinnert sich Melanie Heuser. Der SAR-Hubschrauber der Deutschen Marine war unterstützend als Erster vor Ort. Er blieb sicherheitshalber bis zum Eintreffen der Rettungseinheiten auf Stand-by. Neben dem Seenotrettungsboot „Horst Heiner Kneten“ wurden die Seenotrettungskreuzer „Ernst Meier-Hedde“ von Amrum und „Pidder Lüng“ aus List zum Einsatzort gerufen. „Doch bei der Positionsangabe hatte sich ein Zahlendreher eingeschlichen. Also fuhren wir zunächst in die komplett falsche Richtung, um erst vor Ort festzustellen, dass etwas nicht stimmte. Mit Volldampf ging es deshalb noch einmal um die halbe Insel herum.“

Wenn der Alarm losgeht, fährt das Seenotrettungsboot „Horst Heiner Kneten“ mit seiner Crew aufs Meer hinaus.
Foto: Stephan Mühr

Bei der Jacht angekommen, sahen die Einsatzkräfte, dass der Maschinenraum schon über 70 cm mit Wasser vollgelaufen war. Mit vereinten Kräften gelang es den Seenotrettern, das Schiff gerade so zu halten, nachdem sie mehrere mobile Pumpen an Bord gebracht und 2.200 l Wasser abgepumpt hatten. In langsamer Schleppfahrt zwischen der „Horst Heiner Kneten“ und der „Pidder Lüng“ brachten sie die havarierte Jacht schließlich kurz vor Mitternacht sicher in den Hörnumer Hafen. Es sind erfolgreich abgeschlossene Einsätze wie dieser, die Melanie Heuser glücklich machen. Seit 2015 ist sie Seenotretterin mit Herz und Seele. „Das Ehrenamt ist mein Leben“, sagt sie voller Überzeugung. In Kiel geboren, kam sie im Alter von zwei Jahren mit den Eltern und der älteren Schwester auf die Insel, ihr jüngerer Bruder wurde hier geboren. „Mein Vater arbeitete damals als Maschinist auf dem Zollboot ‚Kniepsand’ und war auch ehrenamtlicher Seenotretter“, erzählt sie. Doch sie selbst sei früher nie auf den Gedanken gekommen, dass dieses Ehrenamt etwas für sie sein könnte. Es fehlten ihr schlichtweg weibliche Vorbilder.

„Wollt ihr das wirklich?“

Mit zehn Jahren trat sie bei der Jugendfeuerwehr ein, machte später den Segel- und Sportbootführerschein und lernte tauchen. Heute ist sie Feuerwehrfrau und gehört als Atemschutzgeräteträgerin dem Sylter ABC-Gefahrgutzug an. „Irgendwann fragte mich ein Feuerwehrkamerad, der bei den Seenotrettern ist, ob ich Lust hätte, auch dort mitzumachen“, blickt die 38-Jährige zurück. Weil sie die erste und einzige Frau sein würde und vermutete, dass das für einige Rettungsmänner ungewohnt sein könnte, redete sie Klartext: „Jungs, schnackt beim nächsten Besprechungsabend erst mal untereinander ab, ob ihr das wirklich wollt. Wenn ja, mach‘ ich gern bei euch mit.“

Das Ja ließ nicht lange auf sich warten. „Melli“, wie sie alle nennen, wurde herzlich aufgenommen und wuchs bald in die Gemeinschaft der bis zu zehn Freiwilligen um Stationsleiter und Vormann Michael Petersen hinein. Ganz selbstverständlich wurde sie als eine der ihren aufgenommen, ohne Sonderbehandlung, das war ihr wichtig. Zunächst als Anwärterin nahm sie an den 14-täglich stattfindenden Übungsdiensten und den monatlichen Besprechungsabenden teil. „Außerdem absolvierte ich eine verpflichtende ärztliche Untersuchung, die meine Seediensttauglichkeit bescheinigte, einen Sicherheitslehrgang am Trainingszentrum der DGzRS in Neustadt/Holstein und eine Erste-Hilfe-Schulung“, zählt sie auf. Seitdem stehen regelmäßige Erste-Hilfe-Auffrischungen und umfangreiche Fort- und Weiterbildungen auf ihrem Plan. An Deck der „Horst Heiner Kneten“ übernimmt sie alle Aufgaben, die anfallen: Ausguck besetzen, mit dem Fernglas die See absuchen, Pumpen oder Schleppleine klarmachen, am Funk und bei der Navigation unterstützen. „Zurzeit bin ich außerdem Trainee zur Bootsführerin“, bemerkt sie. Nach Abschluss der Ausbildung wird sie im Einsatzfall die Verantwortliche an Bord sein können und den Blick auf das große Ganze haben.

Frauen in der Minderheit

Auch wenn Frauen seit der DGzRS-Gründung im Jahr 1865 stets ihren Platz bei den Seenotrettern hatten, sich als Ehrenamtliche an Land oder Förderin einbrachten, sind sie als Freiwillige auf den Rettungsbooten noch in der Minderheit. Dabei richtet sich das ständige Bemühen der DGzRS, Freiwillige für das Ehrenamt zu gewinnen, gleichermaßen „an alle Geschlechter“. Mittlerweile sind von den rund 800 ehrenamtlichen Seenotrettern über 50 weiblich. Melanie Heuser würde sich über mehr Frauen an Bord freuen. „Sie können noch einmal andere Blickwinkel, Fähigkeiten und Talente zum Wohle unserer Aufgaben einbringen“, ist sie überzeugt.

Dass jedoch beispielsweise Frauen in der aktiven Familienphase zögerten, ein Ehrenamt anzunehmen, das eine Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft vorsehe, könne sie verstehen. Für sie selbst sei es ein Glücksfall, einen Partner zu haben, der hauptamtlicher Seenotretter auf Helgoland ist. „Er hat volles Verständnis dafür, dass ich immer auf Abruf bin“, stellt sie heraus. Ebenso ständen ihr der Arbeitgeber und die Bankkollegen zur Seite, wenn sie ad hoc zu einem Einsatz gerufen werde oder an einen mehrtägigen Lehrgang teilnehme. „Ohne die Unterstützung meiner Chefin und des gesamten Kollegenteams ginge es nicht. Sie halten mir den Rücken frei“, unterstreicht sie anerkennend.

Am meisten zu tun haben Melanie Heuser und die Crew in den Sommermonaten. Auf Kontrollfahrten und im Einsatz müssen sie immer mindestens zu dritt an Bord sein. Ihr Revier ist auf der Ostseite der Insel geprägt von ausgedehnten Wattgebieten, auf der Westseite sowie zwischen den Inseln Sylt und Amrum von Zonen mit starker Brandung und Strömung. Alljährlich etwa fünf bis zehn Einsätze, schätzt sie, fallen in der Hauptsaison an. Dann tummeln sich Sportboote neben Surfern, Stand-up-Paddlern und Kitern auf dem Wasser. Hinzu kommen Fischkutter auf Fangreise sowie Ausflugsschiffe und Passagierschiffe, die die Nordfriesischen Inseln und Halligen miteinander verbinden. „Da kann immer etwas passieren. Aber natürlich ist der beste Einsatz der, den wir gar nicht haben, weil das bedeutet, dass niemand in Not geraten ist“, betont sie.

Persönlichkeit ist gewachsen

Seenotretterin zu werden, hat Melanie Heuser bisher keine Sekunde bereut. Das Ehrenamt gebe ihrem Leben einen besonderen Sinn, sei eine feste Konstante, komme, was da wolle. „Und bei den Seenotrettern geht es familiär zu. Wir können uns privat und im Einsatz hundertprozentig aufeinander verlassen. Der Teamzusammenhalt, ebenfalls mit anderen Stationen, ist super. Vielen Menschen ist gar nicht mehr bewusst, wie viel eine solche Gemeinschaft einem geben kann“, meint sie. Deshalb möchte sie eine Lanze für das Ehrenamt bei der DGzRS brechen und interessierte Frauen und Männer, die in Küstennähe wohnen, ermutigen, darüber nachzudenken, es ihr gleichzutun. „Als Seenotretterin bin ich auch in meiner Persönlichkeit sehr gewachsen und habe an Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein dazugewonnen“, freut sie sich über einen positiven Nebeneffekt ihres freiwilligen Engagements.

Die freiwilligen Seenotretter der Station Hoernum bei einer Übungsfahrt mit dem Seenotrettungsboot HORST HEINER KNETEN am 9. Mai 2018 vor Sylt: Vormann Michael Petersen (v. l.), Seenotretterin Melanie Heuser, Seenotretter Heiko Moeller, Markus Stumm und Dirk Johannsen.

Minister loben Engagement der Jäger

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Den Namen haben die Erhebung und ihre Publikation schon mehrfach gewechselt: Vom „Jagdartenbericht“ über den „Jagd- und Artenschutzbericht“ wurde sie vor gut einem Jahrzehnt zum „Jahresbericht zur biologischen Vielfalt“. Früher vom Landwirtschaftsministerium veröffentlicht, ist nun auch die Umweltverwaltung in Kiel daran beteiligt. Die beiden Häuser stellten sie dann auch gemeinsam vor. Über die wichtigsten Inhalte wurde bereits im Bauernblatt in der Ausgabe 6 berichtet. Hier die aktuellen Strecken und die Sicht der Jäger.

Jagd und Naturhaushalt gehören zusammen. Zu dem Schluss kommen die beiden Minister Werner Schwarz (Landwirtschaft, CDU) und Tobias Goldschmidt (Umwelt, Grüne) in ihrer gemeinsamen Pressemitteilung. Mit rund 22.000 Jagdscheininhabern gehört Schleswig-Holstein bundesweit zur Spitzengruppe. „Zum Schutz der Wälder und unserer Kulturlandschaften und damit zum Erhalt der Artenvielfalt ist die Jagd unverzichtbar“, sagte Werner Schwarz bei der Vorstellung. Das dürfte die Jäger freuen, die viele Stunden im Jahr nicht nur mit dem Ansitzen, sondern auch mit Biotopmaßnahmen, Tierzählungen, Hege und Pflege verbringen.

Die aktuellen Strecken zeigten, so Schwarz weiter, dass die Jäger im Land ihre Aufgabe ernst nähmen und auch in besonderen Zeiten (Afrikanische Schweinepest) ihrem Auftrag zur Regulierung der Bestände nachgekommen seien. Bei nahezu allen Schalenwildarten sei die Jagdstatistik konstant hoch geblieben, so der Minister (Tabelle 1): „Ich begrüße es, dass sich auch immer mehr junge Menschen für diese anspruchsvolle Ausbildung begeistern können und somit einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung der biologischen Vielfalt und des Naturhaushaltes leisten.“

Beurteilung der Jäger

Allein knapp 18.000 Jägerinnen und Jäger sind im Landesjagdverband organisiert. Für sie spricht Wolfgang Heins. Er ist der Präsident des Zusammenschlusses der regionalen Jäger und hat sich auf Nachfrage zum Jahresbericht 2022 zur biologischen Vielfalt wie folgt geäußert:

„Der Bericht macht deutlich: Die Jägerschaft leistet ihren Beitrag, sei es beim Umbau unserer Wälder oder der Reduzierung der Schwarzwildbestände im Hinblick auf die Prävention der Afrikanischen Schweinepest, aber auch beim Wolf, wenn es zu Problemen kommen sollte. Sorgen bereiten uns die Erkenntnisse über den Verlust von Naturräumen und damit einhergehende Problemen für wandernde Arten. Als Naturschutzverband werden wir den Schwerpunkt unserer Arbeit auf das Freihalten von Wanderkorridoren legen, um der genetischen Verarmung und damit dem Artensterben wirksam zu begegnen.“ Aus der Geschäftsstelle des Verbandes in Flintbek hieß es außerdem, dass es konsequent gedacht sei, dass Landwirtschafts- und Umweltministerium den Bericht gemeinsam veröffentlichten, denn das Thema lasse sich nur Hand in Hand angehen.

Große Teile des Berichtes gehen auf die Jagdausübungsberechtigten vor Ort zurück. Die Jäger sind es, die die Statistik jedes Jahr mit Zahlen füttern. Sie müssen einerseits das erlegte Wild melden (Wildnachweisung), und sie liefern andererseits im Auftrag des Wildtierkatasters Zahlen über das Vorkommen von Wildarten (Monitoring). Durch das Reviersystem liegen somit umfassende Angaben aus Schleswig-Holstein vor – von Flensburg bis Lauenburg und von Dithmarschen bis Fehmarn.

Zahlreiche Fachbeiträge

Neben statistischen Erhebungen beinhaltet der Jahresbericht auch unterschiedliche Fachbeiträge aus dem Jagdbereich zu jagdbarem und nicht jagdbarem Wild. So werden verschiedene Fragestellungen rund um das Rotwild behandelt. Um einer genetischen Verarmung dieser Tierart entgegenzuwirken, kommt der sinnvollen und realisierbaren Wiedervernetzung von Lebensräumen laut Bericht eine besondere Bedeutung zu. Ein Beispiel dafür sind Wildbrücken an der Autobahn (siehe Foto).

Wildbrücken oder Grünbrücken wie diese über die A 7 bei Brokenlande helfen dabei, zerschnittene Lebensräume etwa des Rotwildes wieder zu verbinden. Foto: Isa-Maria Kuhn

Darüber hinaus beinhaltet der Jahresbericht auch aktuelle Beiträge zu Brutvogelmonitoring, Bestandsentwicklungen von Gänsepopulationen, die Rote Liste der Brutvögel Schleswig-Holsteins, das Rotmilanprojekt und Einblicke in die Welt des Fischotters. Interessierte, die ins Detail gehen möchten, finden den Bericht auf der Internetseite des Ministeriums für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz unter dem Schlagwort Jahresbericht zur biologischen Vielfalt. Dort sind auch die vergangenen Jahre einsehbar.

Wer etwas Zeit mitbringt und mehrere Berichte vergleicht, kann ablesen, wie sich das Wild über die Jahre entwickelt.

Sorge bereiten den Jägern unter anderem die Neozoen. Das sind Tierarten, die ursprünglich nicht bei uns zu Hause waren, hierzulande eingeschleppt worden sind und sich meist als Kulturfolger sehr stark ausbreiten. Beispiele dafür sind Marderhund und Waschbär. Sie mögen für den Laien putzig aussehen, gefährden jedoch den Bestand des heimischen Niederwildes.

Futterschrote bleiben teuer

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Die Agrarpreise entfernen sich mit unterschiedlicher Geschwindigkeit von den Rekordniveaus des Jahres 2022. Die Verkettung von außergewöhnlichen Umständen wird sich wohl kaum wiederholen – hoffentlich! Die im letzten Jahr so unklare Aussicht klärt sich zunehmend. Bei den meisten Waren ist eine Bedarfsdeckung gegeben, auch außerhalb des Agrarsektors baut sich der Materialmangel ab, die Energiepreise geben nach – kurzum, vieles beruhigt sich. Die sinkende Grundtendenz des Preisniveaus gilt für Getreide seit Monaten, ebenso für Dünger, für Diesel mit Unterbrechungen und mittlerweile auch für Milchprodukte. Für den Fleischsektor gilt sie nur bedingt, gerade der Schlachtschweinepreis liefert mit der jüngsten Rekordhöhe einen Gegenentwurf. Aber auch eine andere Ausnahme von den rückläufigen Preisen sticht heraus: die Futterschrote. Raps- und Sojaschrot kosten zwar nicht mehr ganz so viel wie zu Spitzenzeiten, aber die Preise verharren doch auf beachtlicher Höhe. Sie sind vor allem ein Argument, das die Futtermittelpreise stützt. Für Rapsschrot können prompt derzeit bis zu 440 €/t gefordert werden, für Sojaschrot mindestens 160 € mehr. Das kommt zum Teil auf die Tageskurse am Terminmarkt an. Aber das Grundproblem, das den Preis hochhält, ist von Dauer. Es fängt an beim Ölgeschäft der Mühlen.

Begrenzte Ölproduktion

Der Rapsmarkt steht unter bullischen Einflüssen, hohe Anbauschätzungen für die nächste Ernte toppen die sehr ruhige Nachfrage. Das Angebot an Rapssaat ist reichlich und sinkt im Preis, trotzdem laufen die norddeutschen Ölmühlen unter ihrer Kapazität. Neben den Vorräten aus heimischer Erzeugung kommt viel Importware ins Land. Warum wird nur begrenzt neues Öl gepresst? Der Bedarf am hiesigen Markt ist verhältnismäßig gering. Rapsöl in Speisequalität haben die Lebensmitteleinzelhändler noch reichlich gelagert, denn durch den Lieferstopp aus der Ukraine nach Kriegsausbruch wurde schnell und viel Öl aus anderen Ländern eingekauft, um die leeren Regale zu füllen. Die Vorräte müssen abgebaut werden, bevor neue Ware benötigt wird. Neben dem Speise- und Industriebereich besteht der viel größere Bedarf in der energetischen Verwendung. Und dort läuft sehr präsent seit Januar die Diskussion um ein Ende der Biokraftstoffe in Deutschland. Kommt der Ausstieg, so verringert sich der Ölbedarf in wenigen Jahren drastisch. Den nötigen Anreiz, den jetzt reichlich vorhandenen Raps zu verpressen und einzulagern, gibt es also nicht. Aus diesen Gründen fällt auch weniger Rapsschrot als Nebenprodukt an. Die Menge reicht gerade so zur Deckung des Bedarfs, nur mit verlängerter Wartezeit können kurzfristige Anfragen bedient werden. Zusätzliche Anfragen, sonst eher unüblich, kommen außerdem aus dem skandinavischen Raum. Dort fehlt es an ukrainischem Sonnenblumenschrot und weil das Ersatzprodukt gentechnikfrei sein soll, wird Rapsschrot aus Deutschland gekauft.

Anhaltender Kostendruck

Ob durch Winterwetter in US-Häfen oder unberechenbar lange Wartezeiten auf ukrainische Schiffe, die Sojabohnen-Lieferungen nach Deutschland verzögern sich immer wieder. Auch hier entstehen längere Wartezeiten, weniger Schrotanfall sowie hohe Preise. In Südamerika läuft derzeit die Sojaernte, auf die Ergebnisse wird mit Spannung gewartet. Zwar liegen die Prognosen für Argentinien und Paraguay deutlich unter dem Vorjahr. Aber in Brasilien wird mit einer Rekordernte von 153 Mio. t gerechnet, das wären 15 Mio. t mehr als der bisherige Höchstwert. Sobald diese Ernte auf den Exportweg gebracht wird und später auch in Deutschland ankommt, fallen Preisargumente weg, die sich auf die Verfügbarkeit beziehen. Im deutschen Großhandel sieht man in den nächsten Monaten auch eine deutliche Erleichterung, etwa beim Rapsschrot liegt die Hamburger Notierung für Lieferungen im Mai bis Juli bei 347 bis 351 €/t und im August bis Oktober bei 318 bis 322 €/t (Sojaschrot wurde nicht bepreist). Trotzdem bleibt die Produktionsthematik der Ölmühlen bestehen und schlussendlich auch der Kostendruck für die Tierhalter.

Fäll- und Rodemaßnahmen auf Fehmarn haben begonnen

Mitte Februar haben auf Fehmarn die Maßnahmen zur Bekämpfung des Rundköpfigen Apfelbaumbohrers begonnen. Hier zu sehen sind die Fällmaßnahmen an der Kreisstraße K 63.

 Stephan Monien, Leiter der Pflanzengesundheit der Landwirtschaftskammer, begleitet mit seinem Team die Maßnahmen. 
Foto: Daniela Rixen

Auch landwirtschaftliche Knicks und Privatgärten sind betroffen. Alle Wirtspflanzen in den Befallszonen zwischen Puttgarden, Gammendorf und Todendorf werden entfernt. Diese Arbeiten führt ein von der Landwirtschaftskammer beauftragtes örtliches Lohnunternehmen durch. Bis Ende des Monats sollten die Maßnahmen möglichst abgeschlossen sein. Rechtsgrundlage ist die Allgemeinverfügung, die am 15. Januar in Kraft getreten ist. Das Holz, das bei den Fäll- und Rodearbeiten anfällt, wird in 3 cm große Stücke gehäckselt und in abgeschlossenen Containern vor Ort gesammelt, getrocknet und dann einer thermischen Verwertung innerhalb des Abgrenzungsgebietes zugeführt. Larven, die sich möglicherweise aktuell in dem zu häckselnden Holz befinden können, sind in einem biologisch sehr empfindlichen Stadium. Sie werden den Häckselvorgang und den dann folgenden Trocknungsprozess nicht überstehen. Ein Überleben der Larven ist quasi ausgeschlossen. Mit diesen Maßnahmen wird verhindert, dass die Larven sich zur Puppe und damit zu adulten Käfern weiterentwickeln können. Die Aufbereitung des Holzes und Schnittgutes zu kleinen Hackschnitzeln kann folglich als sicherer Vorgang zur Tilgung des Rundköpfigen Apfelbaumbohrers angesehen werden. Diese Maßnahmen sind auch mit der Bundesbehörde, dem Julius-Kühn-Institut (JKI) fachlich abgestimmt.

Neuanpflanzungen beziehungsweise Nachpflanzungen sind fest eingeplant und sollen so früh wie möglich erfolgen, wobei der Herbst die beste Pflanzzeit ist. Die Nachpflanzungen werden bestmöglich gemäß den Wünschen der Anwohner umgesetzt, eine Finanzierung ist dafür aus Landesmitteln eingeplant. Wirtspflanzen, wie zum Beispiel Obstbäume, dürfen aber frühestens nach fünf Jahren, wenn das Monitoring des Pflanzenschutzdienstes entsprechend ausfällt, wieder hier angepflanzt werden.

Weitere Infos zum betroffenen Gebiet auf Fehmarn und zur Rechtsgrundlage finden sich unter www.lksh.de

Getreidezüchter spüren Abbau der Schweinehaltung

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Die klassischen Marktfrüchte waren im vergangenen Jahr wirtschaftlich unschlagbar. Dennoch arbeitet das Saatzuchtunternehmen Secobra daran, sein Pflanzenportfolio in Richtung Sommerungen und Leguminosen zu diversifizieren. Bei einem Pressegespräch am Mittwoch (1. März) erklärte Secobra-Vertriebsleiter Holger Milk zudem, dass die Futtergetreidezüchter den Abbau der Schweinehaltung in Deutschland mittlerweile deutlich spürten.

„Die Vermehrungsfläche für Triticale ist um 15 % geschrumpft“, erklärte Milk. Bei Futtergerste sei der Einbruch nicht ganz so stark, weil aufgrund der Zerwürfnisse in der Ukraine Einiges in den Exporte gegangen sei. Dennoch überlegten die Züchter, ob es noch sinnvoll sei, in die Entwicklung von Futtergetreidesorten zu investieren.

Mit der aktuellen Marktplatzierung der Sommergetreidesorten sei man bei Secobra „sehr zufrieden“. Man arbeite daran, weitere Marktanteile zu gewinnen. Unter den Winterweizensorten hob das Unternehmen den B-Weizen ,Campesino‘ als winterharte Hochertragssorte hervor sowie den A-Weizen ,Asory‘. Dieser sei „extrem ertragsstabil durch beispielloses Kompensationsvermögen“.

Mit Blick auf die aktuellen Anreizsysteme der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik zeigte sich Milk skeptisch, ob die gewünschte Diversifizierung auf den Äckern gelinge. Größte Herausforderung für die Züchter sei die Entwicklung von robusten Sorten mit hoher Toleranz gegen abiotischen Stress. 

Holger Milk

Info

Die Secobra Saatzucht ist die deutsche Tochter des französischen Züchterhauses Secobra Recherches SAS. Der züchterische Schwerpunkt liegt auf Weizen- und Gerstensorten zur Herbst- und Frühjahrsaussaat. Während im ostwestfälischen Lemgo hauptsächlich Sommerbraugerste, mehrzeilige Wintergerste und Massenweizen gezüchtet werden, liegt im bayerischen Feldkirchen der Fokus auf zweizeiliger Wintergerste, dem Qualitätsweizen und dem Sommerweizen. Zum 1. Januar 2023 übernahm Prokurist Holger Milk die Vertriebsleitung der Secobra Saatzucht von Gerhard Müller, der nun im Ruhestand ist. 

Bauernmilliarde: Interesse so hoch wie nie

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Im Ende Januar abgeschlossenen Verfahren haben mehr als 12.000 Unternehmen ihr Interesse an einer Förderung in der Antragsrunde 2023 des „Investitionsprogramms Landwirtschaft“ bekundet. Das geplante Investitionsvolumen in klima- und umweltschonende Vorhaben beläuft sich dabei nach Angaben der Landwirtschaftlichen Rentenbank auf 2,64 Mrd. €, was einem neuem Rekordwert entspricht. Im vergangenen Jahr waren im Zuge des Programms, das von dem Frankfurter Finanzinstitut im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums durchgeführt wird, 1,85 Mrd. € investiert worden.

Das deutlich gestiegene Investitionsvolumen ist für die Sprecherin des Vorstands der Rentenbank, Nikola Steinbock, ein Beleg dafür, dass die Transformation der grünen Branche durch die landwirtschaftlichen Unternehmen „massiv vorangetrieben wird“. Diese investierten kräftig in klima- und umweltschonende Technik.

Wie schon im vorigen Jahr haben die Unternehmen der Bank zufolge das größte Interesse an Maschinen der Außenwirtschaft. Dieser Förderbereich kommt in der aktuellen Runde auf einen Anteil von 64,4 % am Gesamtinvestitionsvolumen; 2021 waren es sogar 72,3 %. Das Interesse an Investitionen in Anlagen zur Gülleseparation änderte sich mit 4,6 % der gesamten Investitionen gegenüber der vorherigen Antragsrunde mit 4,9 % nur wenig. Weiter gestiegen ist das Interesse an Investitionen in Wirtschaftsdüngerlagerstätten; deren Anteil liegt jetzt bei 31,0 %, verglichen mit 22,8 % im Vorjahr.

Alle eingegangenen Interessenbekundungen wurden laut Rentenbank inzwischen per Zufallsverfahren in eine Reihenfolge gebracht. Auf deren Basis würden seit Donnerstag entsprechend der verfügbaren Haushaltsmittel die Einladungen zur Antragstellung versendet. Nur wer eine Einladung erhält, ist berechtigt, im Förderportal einen Antrag zu stellen.

Die Grasnarbe in Startlaune bringen

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Die Flächen des Dauergrünlandes werden je nach vorliegenden Standorteigenschaften und betrieblichen Bedingungen sehr unterschiedlich genutzt. So ist nicht überall die Etablierung von Hochleistungsnarben möglich oder gewollt. Die spätere Art und Intensität der Nutzung muss früh im Jahr für jeden Bestand genau überlegt sein, um die jeweils beste Pflege im Sinne einer nachhaltigen Narbenentwicklung planen zu können. Der Lohn der Frühjahrspflege sind dann gesunde, dichte Grünlandbestände, die zu hohen Anteilen aus wertvollen Pflanzenarten bestehen.

Die erforderlichen Pflegemaßnahmen werden im Frühjahr auf der Basis des angestrebten Bewirtschaftungsziels und nach einer aktuellen Bestandsaufnahme der Fläche geplant. Ein eigenes Grünland-Monitoring bringt das dazu benötigte Wissen über den Zustand der Flächen, das heißt über die Artenzusammensetzung und Lückenanteile in den Narben.

Die Begehung der Flächen im Frühjahr verschafft Klarheit über aktuelle Feuchtigkeitsverhältnisse des Bodens, staunasse oder sogar überflutete Bereiche, Moorlinsen und andere schwierige Stellen. Möglicherweise sind Fahrspuren, Trittspuren oder auch Schäden durch anhaltenden Frost, Mäuse, Tipula, Drahtwurm oder Wildschweine zu erkennen. Besonders wichtig ist es, den aktuellen Zustand der Narbe auf Verfilzungen, Moos, abgestorbene Pflanzen sowie den Anteil an Unkräutern und Ungräsern zu prüfen.

Der Lückenanteil wird als Entscheidungshilfe für eine eventuelle Nachsaat ermittelt. Ein Quadrat aus einem Zollstock (40 cm x 40 cm) wird dazu auf die Narbe gelegt. Die eigene Handfläche im Quadrat beträgt eine Fläche von etwa 15 %. Diese Informationen werden an mehreren zufällig gewählten Stellen im Bestand für einen guten Überblick gesammelt. Auf Flächen, deren vorgefundener Zustand von der Zielvorstellung abweicht, sind Maßnahmen wie Striegeln oder Nachsaat vorzunehmen.

Wann welche Maßnahmen durchführen?

Welche Zeiten sich für die Durchführung am besten eignen, zeigt die Grafik. Die Maßnahmen des Frühjahrs finden zwischen der ersten Güllegabe und dem Einsetzen des Schossens der Bestände statt. Gut abgetrocknete Flächen sind dabei Voraussetzung. Wenn die Witterung nicht mitspielt, kann die Narbenpflege teilweise auf den Herbst verlegt werden.

Der Striegel

lüftet die Narbe, indem er Verfilzungen, abgestorbenes Pflanzenmaterial und Gülleschleier auskämmt,

regt dabei auch die Bestockung der Gräser an,

lüftet den Boden durch Auflockern der organischen Bodenauflage,

• ebnet Maulwurfshaufen ein,

kann mit der Nachsaat kombiniert werden.

Achtung: Gestriegelte Narben sind in den ersten Tagen frostempfindlich!

Die Walze

drückt die Nachsaat an (reduziert so die Vertrocknungsgefahr),

ebnet Tritt- und Fahrspuren ein,

sorgt für Bodenschluss auf aufgefrorenen Böden (vorwiegend humose, anmoorige und moorige Standorte),

kann kleine Steine in den Boden drücken.

Achtung: Es besteht die Gefahr von Verdichtungsschäden, insbesondere auf zu feuchten und auf schweren Böden.

Die Über- oder Nachsaat

Eine zu geringe Pflanzendichte und Narbenlücken in der Grünlandnarbe führen unvermeidlich zu einer baldigen Verunkrautung und Verungrasung. Daher benötigen alle lückigen Flächen unbedingt eine Nach- oder Übersaat (Tabelle 1). In erster Linie aus dem Erhalt der Narbe und der Bodenstruktur ergeben sich die Vorteile dieser Maßnahme:

rascher Narbenschluss und dichterer Pflanzenbestand

Verhinderung vermehrter Ansiedlung von Ungräsern und Unkräutern in den Lücken

Wertvolle, standortangepasste Arten (Ökotypen) bleiben ­erhalten.

Erhalt der Trittfestigkeit

keine erhöhte Nährstofffreisetzung

kaum Futterausfall, geringes Ansaatrisiko und niedrigere Kosten als bei Neuansaat

Für eine erfolgreiche Nachsaat müssen anfangs noch vorhandene Verfilzungen und Moos in der Narbe beseitigt sein, damit die Samen für die Keimung guten Bodenkontakt finden. Mit bewährten Gerätekombinationen können alle Schritte in einem Arbeitsgang erledigt werden. Alle Maßnahmen fruchten allerdings nur dann, wenn die Grundbedingungen (pH-Wert und Grundnährstoffe) dem Standort entsprechend im Optimalbereich liegen. Bei der sachgemäßen Pflege und Nutzung des Grünlandes hat das konsequente Dichthalten der Narbe generell die größte Bedeutung.

Zu lange Bestände vor Winter können in diesem Frühjahr verfilzt sein und benötigen eine Starthilfe im Wachstum. Foto: Tammo Peters

Welches Saatgut einsetzen?

Von allen Futtergräsern kann sich Deutsches Weidelgras (Lolium per­enne) wegen seiner konkurrenzkräftigen Jugendentwicklung am besten in der Altnarbe etablieren, zudem weist es einen sehr hohen Futterwert auf. Daher sind für eine Nachsaat im intensiv genutzten Grünland allgemein die Standardmischungen G V, G V-spät und G V-Klee (Tabelle 2) am besten geeignet. Sie enthalten nur Deutsches Weidelgras mit von der Arbeitsgemeinschaft der norddeutschen Landwirtschaftskammern geprüften und empfohlenen Sorten.

Tabelle 3 zeigt exemplarisch für jede Reifegruppe die sechs ertragsstarken Sorten sowie deren Ausprägung in den Merkmalen Ausdauer, Rostresistenz und Mooreignung. Während in der G V alle drei Reifegruppen vertreten sind, umfasst die G V-spät ausschließlich Sorten aus der mittleren und späten Reifegruppe. Als Richtwerte für Nachsaaten gelten Aussaatstärken von 10 bis 20 kg/ha, abhängig vom Zustand der Narbe und der Ploidiestufe der eingesetzten Sorten (variierende Tausendkorngewichte). Empfehlungen zur Sorten- und Mischungswahl enthält das kostenlose Faltblatt der norddeutschen Landwirtschaftskammern, das auch im Internet unter lksh.de/landwirtschaft/gruenland/dauergruenland/ abrufbar ist.

Obwohl andere Grasarten als das Deutsche Weidelgras eine langsamere Jugendentwicklung und somit mehr Schwierigkeiten haben, beim Auflaufen mit der Altnarbe zu konkurrieren, können auch diese nachgesät werden. Sie finden ihren Einsatz vor allem unter schwierigeren Klima- und Bodenbedingungen und bei einem weniger intensiveren Nutzungsziel des Grünlands. Hier ist eine Nachsaat im Spätsommer oder Herbst vielversprechender, da die bestehende Grasnarbe zu diesem Zeitpunkt konkurrenzschwächer ist als im Frühjahr.

Kann Narbenqualität langfristig halten?

Wer nachhaltig eine gute Narbenqualität auf seinem Dauergrünland erhalten will, sollte einige grundlegende Tipps beachten. Sehr wichtig für dieses Ziel ist es, die Nutzung und die Düngung sorgfältig an das jeweilige Standortpotenzial anzupassen. Zudem sind Standort und Pflanzenbestand gemeinsam bei der Wahl der Schnitthäufigkeit zu beachten. Da eine hohe Narbendichte das Ansiedeln unerwünschter Gräser und Kräuter weitgehend verhindert, müssen Narbenverletzungen, wie sie beispielsweise durch Tiefschnitt bei der Ernte verursacht werden, vermieden werden.

Darüber hinaus stellen Fahr- oder Trittschäden, zu hohe Weidereste sowie Narbenabdeckungen mit Grabenaushub, Ernteresten oder Wirtschaftsdüngern weitere Eintrittspforten für unerwünschte Pflanzen dar. Wer solche Fehler bei der Bewirtschaftung unterlässt, trägt viel zur Nachhaltigkeit und langfristigen Leistungsfähigkeit seines Grünlandes bei.

Fazit

Um die Produktivität von Grünlandflächen ­langfristig zu erhalten, müssen diese grundsätzlich differenziert nach Standort und Nutzungsziel bewirtschaftet werden. In jedem Frühjahr erfolgt eine sorgfältige Planung der durchzuführenden Grünlandpflege auf der Basis einer aktuellen Narbenbonitur. Die Maßnahmen Striegeln, Walzen und Nach- oder Übersaat entfernen Verfilzungen und sorgen für eine dichte Narbe. Bei der Auswahl des Saatguts spielen neben Kriterien wie Ertragserwartung und Ausdauer auch die Standortbedingungen eine Rolle. Wird die Pflege regelmäßig durchgeführt und werden auch Narbenschäden durch Bewirtschaftungsfehler weitgehend vermieden, kann die Grünlandnarbe nachhaltig in ihrer Qualität unverändert bleiben.

Duroc-Schweine rationiert füttern?

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Duroc-Mastschweine sind vor allem durch ihre Robustheit und sehr hohe Fresslust ­bekannt. Wegen ihres ruhigen Sozialverhaltens werden sie auch zunehmend in ­Betrieben gehalten, die unkupierte ­Schweine mästen. Ob die Tiere ad libitum oder doch besser rationiert gefüttert werden sollen, ­darüber gibt es unterschiedliche Auffassungen. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LK NI) ist in einem zweiten Mastversuch mit Duroc-Kreuzungen dieser Frage ­nachgegangen.

In der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück (LPA) wurden 112 Duroc-Kreuzungsferkel (Danbred Top Duroc x Danbred-Hybridsau) nach Gewicht und Geschlecht (weibliche Tiere und Kastraten) auf zwei Futtergruppen verteilt und in Zweiergruppen gehalten. Alle Tiere wurden dreiphasig gefüttert. Die Kontrollgruppe erhielt das Trockenfutter ad libitum, die Versuchsgruppe wurde ab 90 kg Lebendmasse (LM) rationiert gefüttert, indem die Tagesgabe auf 40 MJ ME begrenzt wurde. Es war ein Gewichtsbereich von 28 bis 122 kg geplant. Die zusätzliche Gabe von Strohpellets diente nicht nur zur Beschäftigung, sondern sollte auch die Fresslust etwas dämpfen. Zwischenwägungen wurden bei jedem Futterwechsel vorgenommen.

Die Futteranalysen bestätigten mit zwei Ausnahmen die Planungswerte: Der Rohprotein- und Phosphorgehalt des Mittelmastfutters lag außerhalb des Analysenspielraums.

Enorm hohe Mastleistungen

Die Mastleistungen der Duroc-Endprodukte waren extrem hoch. Die durchgehend ad libitum gefütterten Kontrolltiere erzielten 1.242 g und die Versuchstiere mit Rationierung ab 90 kg LM 1.134 g Tageszunahmen. Der Futteraufwand je Kilogramm Zuwachs lag bei 2,41 beziehungsweise 2,42 kg. Die Tiere in den Zweiergruppen nahmen täglich 2,98 kg (Kontrollgruppe) beziehungsweise 2,74 kg (Versuchsgruppe) auf.

Die Unterschiede in den Tageszunahmen und in der Futteraufnahme konnten statistisch abgesichert werden. Schon in der Anfangsmast starteten die Ferkel mit mehr als 1.000 g Tageszunahmen und erreichten in der Endmast 1.450 g (Kontrollgruppe) beziehungsweise 1.059 g (Versuchsgruppe). In dieser Phase fraßen die ad libitum gefütterten Schweine mit 4,18 kg pro Tag fast 1 kg mehr als die Tiere mit Rationierung und benötigten signifikant weniger Futter je Kilogramm Zuwachs (2,91 versus 3,09). Die geplante Rationierung auf 40 MJ ME am Tag ab 90 kg LM konnte realisiert werden.

Die AutoFOM-Klassifizierung ergab akzeptable Indexpunkte je Kilogramm Schlachtkörpergewicht von 0,992 (Kontrollgruppe) und 0,994 (Versuchsgruppe). In der gesamten Schlachtkörperbewertung gab es nur einen gesicherten Unterschied: Die ab 90 kg rationiert gefütterten Tiere wiesen mit 76,8 % eine höhere Schlachtausbeute auf als die ad libitum versorgten Tiere.

Sattfütterung in der LPA.

Reaktion der Geschlechter

Die Kastraten erzielten bei Sattfütterung 0,983 und die weiblichen Tiere 1,002 Indexpunkte je Kilo. Der Gesamtverbrauch pro Tier an Strohpellets lag bei 2.130 g (Kontrollgruppe) und 2.336 g (Versuchsgruppe), wobei sich interessanterweise auch in diesem Versuch ein höherer Verbrauch der weiblichen Tiere ergab.

Im Gegensatz zu den weiblichen Tieren führt die Rationierung bei den Kastraten zu einem geringeren Speck- und Fleischmaß.

Die Berechnung der Futterkosten beruhte auf den Nettopreisen im Versuchszeitraum. Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs lagen in der Kontrollgruppe bei 101,68 € und in der Versuchsgruppe bei 101,79 €.

Ausscheidungen der Nährstoffe

Die Nährstoffausscheidungen errechnen sich aus der Nährstoffzufuhr über das Futter abzüglich der Nährstoffmenge im Zuwachs. Dabei wurden die deklarierten Nährstoffgehalte der Mischfutter unterstellt, wenn sie durch Analysen bestätigt wurden, ansonsten wurde mit den Analysenwerten kalkuliert.

Je Tier wurden folgende Stickstoff- und Phosphat-Ausscheidungen ermittelt:

Kontrollgruppe: 3,22 kg N und 1,29 kg P2O5

Versuchsgruppe: 3,12 kg N und 1,25 kg P2O5

Somit schieden die Schweine der in der Endmast rationiert gefütterten Gruppe je 3 % weniger N und P2O5 aus.

Ob die höhere Schlachtausbeute rationiert gefütterter Tiere in der hier festgestellten Größenordnung repräsentativ ist, sollte in weiteren Versuchen geprüft werden.

Fazit

Duroc-Kreuzungstiere wurden durchgehend ad libitum oder ab 90 kg rationiert auf 40 MJ ME pro Tag gefüttert. Die ad libitum gefütterten Kontrolltiere erzielten 1.242 und die Versuchstiere 1.134 g Tageszunahmen. Der Futteraufwand je Kilo Zuwachs lag bei 2,41 beziehungsweise 2,42 kg, der tägliche Futterverbrauch betrug 2,98 kg (Kontrollgruppe) beziehungsweise 2,74 kg (Versuchsgruppe). Die Unterschiede in den Tageszunahmen und im Futterverbrauch waren signifikant. In der Endmast fraßen die ad libitum gefütterten Schweine mit 4,18 kg pro Tag fast 1 kg mehr als die Tiere mit Rationierung und benötigten signifikant weniger Futter je Kilo Zuwachs. Bis auf eine höhere Schlachtausbeute der Versuchstiere gab es keine gesicherten Unterschiede in der Schlachtkörperbewertung. Die Versuchsgruppe verursachte um 11 ct höhere Futterkosten je 100 kg Zuwachs und um 3 % geringere Nährstoffausscheidungen.

In die Zukunft mit neuen „drei K“

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Am 18. Februar 2023 konnte auf den Tag genau der LandFrauenverein Nahe und Umgebung sein 70-jähriges Bestehen feiern: Am 18. Februar 1953 gründeten 20 Frauen aus den Dörfern Itzstedt, Nahe, Oering, Seth, Sülfeld, Tönningstedt und Borstel den LandFrauenverein Nahe-Sülfeld.

Aufgrund wachsender Mitgliederzahlen musste der Verein geteilt werden. Die Gemeinden Oering und Seth gründeten ihren eigenen LandFrauenverein. Die Gemeinde Kayhude schloss sich nun Nahe-Sülfeld an. 2012 beschloss der Verein eine neue Satzung sowie die Eintragung ins Vereinsregister und benannte sich gleichzeitig um in „LandFrauenverein Nahe und Umgebung“.

Zurzeit gibt es 268 Mitglieder, und es sind Frauen aus den unterschiedlichsten Berufen vertreten. Die Gründerinnen waren Bäuerinnen, und standen ihre drei K für Kinder, Küche und Kirche, so stehen sie heute für Kommunikation, Kompetenz und Karriere.

Unter dem Motto „Miteinander und füreinander“ hatte der Vorstand ein schönes Programm für die Jubiläumsfeier organisiert. Im Gasthof „Goldener Hahn“ in Stuvenborn wurde kräftig gefeiert. Präsidentin Ulrike Röhr vom Landesverband und Petra Fahje vom Kreisverband Segeberg überbrachten Glückwünsche und berichteten von der LandFrauenarbeit im Land und Kreis. Der Kayhuder Bürgermeister Bernhard Dwenger übergab stellvertretend für die Bürgermeister von Nahe und Sülfeld ein Geldgeschenk der Gemeinden. Pastor Ekkehard Wulf würdigte die gute Zusammenarbeit mit den LandFrauen.

Die Line Dance Gruppe „Wild Boots“ begeisterte die Gäste.

Den Mitgliedern und Gästen wurde neben einem köstlichen Buffet ein tolles Unterhaltungsprogramm geboten. Die Waldspitzbuben aus Ziegenrück in Thüringen unterhielten mit Musik und Sketchen. 2021 ging dort die Herbstreise hin, und dabei hatten die Frauen so viel Spaß mit den Waldspitzbuben, dass sie sie für die Jubiläumsveranstaltung engagierte. In der Pause trat die Line Dance Gruppe „Wild Boots“ auf. Seit Anfang Februar gibt es wieder eine Anfängergruppe, die großen Zuspruch hat. Ein Buffet mit selbst gebackenen Torten und Kuchen rundete die Feier ab.