Rund 1.000 Frauen haben in den zurückliegenden 19 Jahren die Qualifizierung zur Büroagrarfachfrau (Baff) absolviert. In diesem Jahr holten sich 24 Teilnehmerinnen des Grundkurses und 13 des Aufbaukurses fachlichen Input fürs Agrarbüro. Wer sie sind, welche Fächer sie büffelten und was sie über das Fachliche hinaus gelernt haben, im aktuellen Bauernblatt.
Es sei eine Herausforderung, zusätzlich zum Alltag einen weiteren Weg einzuschlagen, würdigte LandFrauenpräsidentin Claudia Jürgensen, selbst Baff, das Engagement der jungen Frauen. Durch die Qualifizierung hätten sie nun das nötige Werkzeug an der Hand, um auf dem Betrieb mitwirken und mitentscheiden zu können und um als erfolgreiche Unternehmerin zu agieren. Oft seien es die Frauen, die durch innovative Ideen den Betrieben ein weiteres Standbein böten und durch ihre Kommunikation den Blick der Gesellschaft auf die Landwirtschaft positiv prägten. Eine Weiterbildung zur Baff sei zudem eine gute Investition, um sich selbst stark zu machen, betonte die Präsidentin.
Die Teilnehmerinnen des Grundkurses beschäftigten sich dafür 100 Stunden mit Büroorganisation, Wirtschaft, Recht, Buchführung sowie Förderungs- und Verwaltungsaufgaben in der Landwirtschaft. Im Aufbaukurs ging es in sechs Tagesseminaren um Finanzen und sichere Betriebsaufstellung, aber auch um die Struktur eines Familienbetriebes, Stressbewältigung, Kommunikation und Konflikte als Chance. Das alles besonders aus Sicht der Frauen, denn ein landwirtschaftlicher Betrieb stelle spezielle Anforderungen, so Jürgensen. Absolventin Sandra Tietgen kann das bestätigen. Die gelernte Friseurin heiratet auf einen Milchviehbetrieb in Brunsdorf im Kreis Segeberg ein. Die Rollenvielfalt sei enorm. Man sei Ehefrau und Mutter, verantwortlich fürs Büro, für das Essen, für „Taxifahrten“ und Ansprechpartnerin für alle. „Man braucht auf jeden Fall Struktur und ein gutes Stressmanagement, damit man nicht untergeht“, so die Baff.
Der Präsident des Bauernverbandes, Klaus-Peter Lucht, zugleich Gastgeber für die Zertifikatsübergabe im Detlef-Struve-Haus in Rendsburg, bestärkte in seinem Grußwort die Absolventinnen darin, dass es für Frauen gut sei, auf dem Betrieb Bescheid zu wissen. „Diese Qualifizierung wird sie weiterbringen. In der Regel sind es Ehepaare, die auf dem Hof zusammenarbeiten. Ich habe persönlich die Erfahrung gemacht, dass man im Team besser und erfolgreicher ist“, so der Milchbauer. Das bedeute aber auch, dass Mann und Frau auf Augenhöhe zusammenarbeiteten. Deshalb sei er so begeistert von der Qualifizierung. Auch seine Frau komme nicht aus der Landwirtschaft und habe sich durch einen Lehrgang darauf vorbereitet, die Kälber zu versorgen. Es habe funktioniert, trotz der anfänglichen Skepsis der weichenden Erben. Da sei Rückgrat wichtig, und nicht nur auf dem Hof, denn die landwirtschaftlichen Unternehmerinnen und Unternehmer seien zugleich der Wirtschaftsmotor des ländlichen Raums, betonte der Bauernpräsident. „Ich bitte Sie, diese Botschaft auch nach draußen zu tragen!“
Kammerpräsidentin Ute Volquardsen, einst ebenfalls Absolventin der Baff-Qualifikation, outete sich in ihrem Grußwort als „Weiterbildungsjunkie“. Das habe ihren Kindern und auch dem Betrieb immer gutgetan, denn trotz der großen zeitlichen Herausforderung stärke die Weiterbildung die Betriebe und vor allem auch die Rolle der Frau im Betrieb und in der Familie. Dabei verwies die Präsidentin auf die bundesweite Untersuchung zur Lebens- und Arbeitssituation von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben (siehe Bauernblatt Ausgabe 4/2023). Darin werde festgestellt, dass der Weg zur Gleichstellung der Geschlechter noch weit sei. Das zeige sich unter anderem darin, dass das große Alltagsengagement der Frauen als „Springerin“ in Betrieb und Familie sozial nicht wirklich anerkannt werde. „Das muss sich ändern und Weiterbildung ist ein Schlüsselfaktor auf diesem Weg“, unterstrich Volquardsen.
Beide Präsidentinnen unterstrichen zudem, dass die Baff-Kurse nicht nur wichtiges Fachwissen, sondern auch Netzwerke vermittelten. Das können die Absolventinnen bestätigen. „Vor der Qualifikation dachte ich, ich hab‘ schon genug um die Ohren, da brauche ich nicht noch neue Kontakte“, erzählt Laureen Thielsen aus Siebeneichen. Das hat sich während der Qualifikation und des anschließenden Aufbaukurses grundlegend geändert. So sagte die Klassensprecherin des Aufbaukurses, Carmen Both aus Kollmar, bei der Zertifikatsübergabe: „Wir sind zusammengewachsen und konnten trotz der verschiedenen Aufstellung der Höfe viele Erfahrungen austauschen.“ Die Teilnehmerinnen aus dem Herzogtum Lauenburg wollen das Netzwerk auch weiterhin pflegen und planen, künftige Treffen als gegenseitige Hofbesichtigungen zu organisieren.
Apropos Netzwerk: LandFrauenpräsidentin Claudia Jürgensen bot den Absolventinnen an, Veranstaltungen des LandFrauenverbandes zu nutzen, um ihr Netzwerk auszubauen und mit ihrer Kompetenz und ihrem Schwung in Facharbeitskreisen oder bei der Präsentation des Verbandes auf der Norla mitzuwirken.
Kathrin Iselt-Segert
Die Absolventinnen
Baff-Grundkurs
Dela Ahlf, Oldenbüttel; Wencke Ahmling, Landieck; Anna Bötel, Höhndorf; Christiania Dau, Nübbel; Katja Ehlers, Siebenbäumen; Frauke Hammerich, Gnutz; Sarah Hell, Beidenfleth; Hanna Hilbert, Töndel, OT Emkendorf; Anna-Wiebke Horstmann, Gnutz; Maren Kruppa, Wiemersdorf; Alice Kruse, Busenwurth; Kira Kühl, Süderhastedt; Mareike Kuhrt, Heide; Sandra Röschmann, Brammer; Svenja Sievers, Hamdorf; Sabrina Stoltenberg, Schönberg; Daniela Thomas, Vaale; Sabrina Timm, Bornholt; Tanja Timm, Havekost; Corinna Vollstedt, Groß Rheide; Nina Wilcken, Grebenhagen; Nadine Wohlers-Lorenzen, Seedorf; Almut Brückner, Wattenbek; Anne Roever, Eutin
Baff-Aufbaukurs
Carmen Both, Kollmar; Ute Ernst, Bargfeld-Stegen; Bente Feddersen, Ockholm; Carolin Huesmann, Diekhusen-Fahrstedt; Elena Koch, Wangelau; Claudia Lieske, Hadenfeld; Jennifer Ohle,Schulendorf; Silke Pauls, Kotzenbüll; Jana Siemers, Fuhlenhagen; Finja Spangenberg, Drage; Franka Tetzel, Dalldorf; Laureen Thielsen, Siebeneichen; Sandra Tietgen, Pronstorf, OT Strenglin