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Stroh, Luft und Wasser – die günstigsten Medikamente

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Wie lässt sich Lungenentzündungen bei Kälbern vorbeugen? Eine landwirtschaftliche Beraterin und ein praktischer Tierarzt geben Schweizer Landwirten Tipps aus ihrem Erfahrungsschatz.

Die Rinder- oder Kälbergrippe ist die häufigste Lungenerkrankung beim Jungvieh. Eine Lungenentzündung führt nicht nur zu kurzfristigen Leistungseinbußen, sondern oft auch zu bleibenden Lungenschäden. Man bemerkt diese nicht immer, doch wirken sie sich später in einer verminderten Leistungsbereitschaft der Tiere aus.

Keine Angst vor Frischluft! Kälber ertragen niedrige Temperaturen, wenn sie daran gewöhnt sind und sich im Stroh „einnisten“ können. Foto: Nathalie Roth

Vorsorge beginnt beim Trockenstehen

„Die Kälbergesundheit beginnt schon bei der Mutter“, erklärt Nathalie Roth von der Fachstelle Rindvieh des Landwirtschaftlichen Zentrums St. Gallen (LZSG). Bereits die Gesundheit und Versorgung der trockenstehenden Kuh wie auch ein sauberes „Geburtsbett“ und eine ruhige, stressfreie Geburt geben dem Kalb einen guten Start ins Leben. Das Ablecken durch die Mutter oder das Abreiben mit Stroh durch den Landwirt fördern die Durchblutung und damit den Kreislauf. „Legt das Kalb dorthin, wo die Mutter frisst“, empfiehlt die Tierhaltungsberaterin. So wird diese zum Ablecken des Kalbes motiviert. In Brustlage kann sich die Lunge besser entfalten.

Das Kalb habe von Natur aus schlechte Karten, da es im Verhältnis zu seinem Körper nur über eine kleine Lunge verfüge. Hinzu komme, dass die Rinderlunge sich nur langsam entwickele. Sie ist erst nach etwa einem Jahr ausgereift. „Stroh ist ein günstiges Medikament“, wirbt Roth. Auch später bietet es dem Kalb Wärme, Witterungsschutz und ein trockenes Nest. Es muss aber immer reichlich vorhanden sein, damit das Liegebett trocken bleibt. Regelmäßiges Entmisten und Einstreuen reduzieren zudem die Bildung von Ammoniak, das die Atemwege des Kalbes reizt. „Es sind viele kleine Dinge, die die Gesundheit des Kalbes unterstützen“, unterstreicht Roth.

„Keine Angst vor Frischluft“

Woran sieht man, ob ein Kalb gesund ist? „Aufmerksame Kälberohren sagen viel über den Allgemeinzustand aus“, weiß die Kuhsignal-Trainerin aus Erfahrung. Einem Kalb, das Kopf und Ohren hängen lässt, ist es nicht wohl. „Tragt im Stall immer einen Fiebermesser bei euch“, empfiehlt sie. Tränende Augen, Nasenfluss, Husten oder verstärkte Atmung weisen auf eine Erkrankung der Atemwege hin. Kranke Kälber lägen eher am Rand der Gruppe und entlang einer Wand, hat sie beobachtet.

Der erste Eindruck zählt: Aufmerksame Ohren geben wichtige Hinweise, ob es dem Kalb gut geht. Foto: Nathalie Roth

Um die Kälber vor Auskühlung zu schützen, lassen sich Betonwände mit Holz- oder Wärmedämmplatten verkleiden. Kälber mit zirka 120 bis 150 kg Lebendgewicht geben pro Tag etwa 4 l Wasserdampf an die Umgebung ab. Dieses Wasser muss mit der Lüftung aus dem Stall entfernt werden. Da im Winter die Luft kälter ist, kann sie weniger Wasser aufnehmen, und man muss häufiger lüften, was nicht unproblematisch für die Gesundheit der Kälber ist. Stoßlüften dauert nur kurz. Am besten lüftet man dann, wenn sich die Tiere in einem geschützten Bereich, beispielsweise am Fressgitter, aufhalten oder sich bewegen.

„Keine Angst vor Frischluft“, ermuntert die Beraterin. Frischluft ist gesund, denn sie ist frei von Staubpartikeln, die Träger von Bakterien, Viren und Pilzen sind. Kälber, die sich dauernd in der Kälte befinden, zum Beispiel in einem Offenfrontstall, haben ein dickes Haarkleid, und die Kälte macht ihnen nichts aus. Probleme gibt es dann, wenn es zu Zugluft kommt oder die Tiere die Kälte nicht gewohnt sind. So könne ein Wechsel vom warmen Stall in den kalten, winterlichen Auslauf zu Erkältungen führen.

Zwischenwände und große Strohballen in Form von Quader- oder Rundballen bieten den Kälbern Schutz vor Kälte und Zugluft. Sauberes Wasser ist nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter wichtig. „Stroh, Luft und frisches Wasser sind die günstigsten Medikamente“, fasst die Beraterin zusammen.

Auf Biestmilch und Wasser achten

Hanspeter Fässler, Inhaber der Großtierpraxis im appenzellischen Stein, betont ebenfalls die Bedeutung der Geburt und der ersten Lebenstage für die spätere Entwicklung des Kalbes. In seiner Praxis stellt er fest, dass die Versorgung mit Kolostrum oder Biestmilch oft vernachlässigt wird. Die Biestmilch soll man innerhalb der ersten drei Lebensstunden verabreichen, und davon mindestens 3 l. Je später das Kalb die Milch bekommt, desto weniger Antikörper nimmt es auf und desto anfälliger ist es gegenüber krank machenden Keimen.

In Kaltställen sind Wärmejacken sinnvoll, sie sollten aber sauber sein. Foto: Michael Götz

Kälber müssen jederzeit Zugang zu Wasser haben. Wie sollen Bakterien im Pansen die Rohfaser aufschließen können, wenn kein Wasser vorhanden ist? Kälber, die Zugang zu Wasser haben, nehmen schneller Heu auf als solche, die nur Milch erhalten. Wasser ist den Kälbern aus einem Eimer oder Selbsttränke-Becken anzubieten, wo sie von oben trinken können, aber nicht an einem Nuckel, damit das Wasser nicht in den Labmagen gelangt. Ein Eisenmangel erhöht die Krankheitsanfälligkeit. Heu ist ein natürlicher Eisenlieferant. Eine Eiseninjektion oder eine orale Eisengabe in den ersten zwei Tagen nach der Geburt sowie in der dritten Lebenswoche bieten einen guten Schutz vor Eisenmangel.

Nur wirksame Antibiotika verwenden

„40 Prozent der Aufzuchtkälber erkranken an Rindergrippe“, hält Fässler fest. Am Anfang steht eine Infektion durch Viren, wobei nur milde Symptome auftreten. Nach etwa drei bis vier Tagen, wenn die Abwehr des Körpers geschwächt ist, siedeln sich Bakterien an. „Die Bakterien räumen auf“, bringt es Fässler auf den Punkt. Es kommt zu Fieber und Atemnot. „Wir müssen schauen, mit welchen Erregern wir es zu tun haben“, erklärt der Tierarzt.

Aufgrund von Abstrichtupfern oder mittels Bronchiallavage lässt er im Labor den Erreger bestimmen und ein Antibiogramm erstellen. Damit lässt sich feststellen, welche Antibiotika gegen die Erreger wirksam sind. Die Bestimmung muss schnell gehen, denn es können Lungensegmente absterben. Antibiogramme seien zwar ein guter und vom schweizerischen Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) vorgeschriebener Weg zur Verringerung von Antibiotikaresistenzen, aber leider seien die Laboranalysen nicht immer rechtzeitig verfügbar. In dieser Zeit schreite die Entzündung fort.

Kälber saugen von unten her, Wasser nehmen sie aber von oben auf. Es darf nicht am Nippel angeboten werden. Foto: Michael Götz

Schutzimpfung als Alternative

Eine Möglichkeit, Lungenentzündungen vorzubeugen, bildet die Schutzimpfung. Die intranasale Impfung schützt vor dem Bovinen Parainfluenza-Virus und BRSV-Infektionen. Der Schutz hält zwölf Wochen an und muss dann erweitert werden. Es gibt aber je nach Bestand viele andere Viren, welche eine Lungenentzündung auslösen können und bei welchen diese Schutzimpfung nicht hilft. Fässler sieht die Zukunft der Immunprophylaxe in einem bestandesspezifischen Impfstoff. Damit ließe sich der Einsatz von Antibiotika verringern, aber die Herstellung solcher Impfstoffe sei aufwendig und der Erwerb für Betriebe mit wenigen Tieren finanziell kaum tragbar.

Dem praktischen Landwirt rät der Tierarzt, nicht zu warten, wenn er Kälber mit Husten oder Atemnot beobachtet, sondern den Tierarzt zu rufen. Je früher, desto besser, denn wie erwähnt, je fortgeschrittener die Lungenentzündung ist, desto mehr kann es zu bleibenden Schäden der Lunge kommen, die sich dann auswirken, wenn das Tier in Stress kommt. Saubere Stallluft, ein warmes Strohbett und bei Kälte vorgewärmtes Wasser sind ein guter Schutz vor Erkrankungen der Atemwege.

Fazit

bestimmen, wer für die ­Kälber verantwortlich ist

• Kurze Arbeitswege und eine gute Stallübersicht erleichtern die Arbeit.

Eine trockene Matratze wärmt die Tiere.

Viel Stroh ermöglicht den Tieren, sich „einzunisten“.

Betonwände gegen das Auskühlen der Kälber dämmen

Frischluft auf Nasenhöhe

genügend Platz geben, um eine Anreicherung von Keimen zu vermeiden

Ruhezonen helfen, Stress zu vermeiden.

dauernder Zugang zu frischem Wasser

Belüftungsschläuche können helfen, frische Luft in Ställe zu bringen und schlechte Luft zu verdrängen. Doch ist darauf zu achten, dass sie hoch genug angebracht sind und keine Zugluft entsteht. Nicht zuletzt kommt es auf die Verteilung und Größe der Löcher im Schlauch an.

Siliermitteleinsatz bei der Heulageproduktion

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Für Pferde mit Stauballergien oder Atemwegserkrankungen stellt die Fütterung von Heulage eine gute Alternative zum Heu dar, da sie etwas feuchter ist und damit weniger Staub enthält. Bei sehr trockener Heulage wird jedoch häufig die Bildung von Schimmelpilzen und Hefen beobachtet. Versuche während der Raufutterproduktion für einen Pferdebetrieb zeigen, warum gute hygienische Qualität bei Heulage so schwierig ist und welche Effekte das Silieren bei etwas geringeren Trockenmassegehalten und der Einsatz von biologischen Siliermitteln haben.

Auch wenn sich bei der Konservierungsart von Raufutter für Pferde die Geister scheiden, zeigen sowohl die Praxis als auch wissenschaftliche Untersuchungen, dass Heulage insbesondere für die Fütterung von stauballergischen Pferden hervorragend geeignet ist. Olave und andere fütterten in einer Pilotstudie für sechs Wochen jeweils drei beziehungsweise vier gesunde Rennpferde entweder mit gutem Luzerneheu oder Luzernegras-Heulage und führten dabei unter anderem Messungen zur Staubexposition der Tiere, zum ß-Glucan-Gehalt (Marker für Schimmelpilze) des einatembaren Staubs und zum Auftreten von verschiedenen Entzündungsmarkern in der Lunge durch. Die Pferde befanden sich während der Studie in Einzelboxen in einem klimatisierten, mit Holzspänen eingestreuten Stall und wurden täglich trainiert. Abgesehen vom Futter war die Haltung aller Pferde identisch.

Die einatembare Staub- sowie die ß-Glucan-Belastung waren bei den Pferden der Heugruppe dreimal beziehungsweise zweimal höher als bei den Pferden, die mit Heulage gefüttert wurden. In Korrelation mit der höheren Staubbelastung kam es zu einer Zunahme der Entzündungsmarker in der Lunge, während bei Heulagefütterung eher eine Abnahme zu beobachten war.

Lohnunternehmer Florian Reese setzt eine neue Rolle Stretchfolie ein. Raufutter für die Pferdefütterung sollte mindestens achtlagig mit Qualitäts­folie gewickelt werden.

Produktion von Silage und Heulage

Der empfohlene Schnitttermin für die Pferdefütterung ist erreicht, wenn sich die Hauptbestandsbildner des Grünlandes im Stadium Beginn bis Mitte der Blüte befinden. Für Silage- oder Heulageproduktion wird eine deutlich kürzere Feldliegezeit benötigt, da das Erntegut nur angewelkt und nicht wie beim Heu über Trocknung konserviert wird. Insofern können sowohl kürzere Erntezeitfenster gut ausgenutzt werden als auch Randbereiche der Flächen, auf denen die Trocknung nicht ausreichend ist, zur Heulageerzeugung dienen.

Um eine hohe Verdichtung im Ballen zu erreichen, ist ein hoher Pressdruck erforderlich. Schneiden des Ernteguts auf etwa 25 cm Länge wirkt sich positiv aus. Besondere Anforderungen bestehen an die Folienqualität und die Anzahl der Folienlagen (mindestens acht), da für eine gute Futterqualität eine absolut gasdichte Lagerung gewährleistet sein muss.

Sobald der Ballen verschlossen ist, wird zunächst der noch vorhandene Sauerstoff veratmet, das dabei entstehende Kohlendioxid (CO2) reichert sich an. Im oberen TM-Bereich beruht die Konservierung vor allem auf der CO2-Atmosphäre, im unteren TM-Bereich (bis etwa 60 %) findet noch echte Gärung statt. Im Idealfall setzen sich die auf dem Erntegut in unbekannter Anzahl und Güte vorhandenen Milchsäurebakterien (MSB) gegen die anderen Mikroorganismen durch und führen zu einer pH-Wert-Absenkung, wobei das Ziel ein pH-Wert von 5 ist, um Schadkeime zu unterdrücken.

Da die MSB unterschiedlich trockentolerant sind und Wasser zum Leben benötigen, ist die Gärintensität meist nicht stark genug, sodass Schadkeime weiterhin aktiv sein können. Dann finden sich in der Heulage neben den erwünschten Gärprodukten Milchsäure und Essigsäure (in geringer Menge wünschenswert) auch Buttersäure und Alkohole.

Je nach TM-Gehalt und Intensität der Milchsäuregärung sind die erzeugten Heulageballen nach dem Öffnen oder bei Folienverletzungen nur wenige Tage lagerfähig, es kommt sehr schnell zum aeroben Verderb durch Hefen (Nacherwärmung) und Schimmelpilze.

Pferdehalter Holger Wohlert lädt die Rundballen vorsichtig auf den Hänger. Der Transport von Rundballen zum endgültigen Lagerort erfolgt idealerweise sofort nach dem Wickeln, um das Risiko für Beschädigungen der Folie zu minimieren.

Mit Siliermittel Gärqualität verbessern

Zur Qualitätsverbesserung bieten sich im oberen TM-Bereich nur chemische Konservierungsmittel wie Propionsäure oder spezielle Salzmischungen an, bei deren Applikation während der Ernte sowohl auf die Dosierung als auch auf eine homogene Verteilung zu achten ist. Biologische Siliermittel enthalten MSB, deren Stoffwechselaktivität zumindest einen gewissen Anteil Wasser im Erntegut und vor allem Zucker als Nahrung voraussetzt.

Trockene Heulage verdirbt sehr schnell, wenn sie der Luft ausgesetzt ist, da die Konservierung fast ausschließlich auf der Kohlendioxidatmosphäre im Ballen beruht. Schon kleine Löcher können verheerende Folgen haben. Dieser Ballen gehörte jedoch nicht zum beschriebenen Versuch.

Um die Obergrenzen der Wirksamkeit eines MSB-Präparates auszutesten, wurden bei der Ernte einer extensiv bewirtschafteten Grünlandfläche bei Schlesen im Juni 2021 und 2022 sowohl unbehandeltes als auch mit Siliermittel behandeltes Gras in Rundballen einsiliert. Die Applikation in den Gutstrom erfolgte oberhalb der Pick-up der Rundballenpresse. Das Siliermittel enthält sowohl homo- als auch heterofermentative MSB, es wird im Gärverlauf also eine gewisse Menge Essigsäure gebildet, welche die Aktivität von Hefen hemmt.

Zur Ermittlung der TM-Verluste wurden die Ballen nach dem Wickeln und vor dem Öffnen gewogen. Vor dem Verfüttern wurden mit einem Bohraufsatz an verschiedenen Stellen der Ballen Proben gezogen, um den Gehalt an wasserlöslichen Kohlenhydraten, die Gärqualität, den Keimbesatz und die aerobe Stabilität (Labormaßstab) zu untersuchen. Öffnen und Beprobung erfolgten jeweils in den Wintermonaten entsprechend dem Raufutterbedarf auf dem Pferdebetrieb. Jeder Ballen wurde innerhalb von einer Woche aufgebraucht.

Die Ballengewichte zum Start waren 2021 mit durchschnittlich 510 kg höher als 2022 (384 kg), da das Gras weniger stark angewelkt war (57 % TM beziehungsweise 73,9 % TM, Tabelle 1). In Bezug auf das physiologische Alter waren die Gräser 2021 älter, was sich am höheren Rohfaser- und geringeren Protein- und Energiegehalt zeigt. Der epiphytische Besatz mit MSB war in beiden Jahren eher gering (77.000 KBE/g, 1.800 KBE/g), dafür waren die Keimgehalte an Hefen und Schimmelpilzen hoch. Die Gehalte an wasserlöslichen Kohlenhydraten im frischen Gras waren sehr hoch, die Fruktangehalte waren sogar als riskant einzustufen (6,3 % TM, 7,8 % TM).

Durch die Silierung wurden sowohl Zucker als auch Fruktane abgebaut, wobei im feuchteren Erntegut ein stärkerer Abbau zu verzeichnen war (Tabelle 2). Die Stoffumsetzungen hatten einen messbaren Gewichtsverlust der Ballen zur Folge, die TM-Verluste lagen 2021 bei 2,6 bis 4 %. Beim trockeneren Erntegut waren die TM-Verluste geringer (Kontrolle 0,9 %, Behandlung 0,6 %).

Im feuchteren Ausgangsmaterial (2021) bewirkte die Zugabe der MSB über das Siliermittel eine intensivere und gerichtetere Gärung (pH-Wert 4,7) als bei der Kontrolle (pH-Wert 5,4). Während in der Kontrollvariante Fehlgärungen auftraten (Buttersäure- und starke Ethanolbildung), je nachdem welche Mikroorganismen in Aktion traten, konnten diese durch die Behandlung sicher vermieden werden (Abbildung 1). Durch die während der heterofermentativen Milchsäuregärung gebildete Essigsäure wurden die Hefen sowohl in der anaeroben Phase als auch bei der aeroben Lagerung während der Verfütterung wirksam unterdrückt. Die hygienische Qualität war bei beiden Varianten einwandfrei, die Keimgehalte waren wirksam reduziert worden.

Der stärkere Anwelkgrad im Jahr 2022 repräsentiert eher die Praxis auf den hiesigen Pferdebetrieben. Durch die nur noch geringere Wasserverfügbarkeit fanden fast keine Gärprozesse mehr statt, was an der nur geringen Absenkung der pH-Werte (Kontrolle 5,7, Behandlung 5,6) und der geringen Säurebildung zu erkennen ist (Abbildung 2). Die mit dem Siliermittel behandelten Ballen wiesen nur leicht höhere Milch- und Essigsäure sowie geringfügig geringere Ethanolgehalte auf. Buttersäure war in beiden Varianten nicht nachweisbar, wahrscheinlich war es den Clostridien ebenfalls zu trocken.

Allerdings war die hygienische Qualität der Ballen trotz der vorsichtigen Handhabung der Ballen leicht herabgesetzt. Der Inhalt eines Ballens wurde als verdorben eingestuft. Als mögliche Ursache kann angenommen werden, dass die Restatmung nicht stark genug war, sodass sich die CO2-Atmosphäre nicht schnell genug ausgebildet hat. Durch Kondensation von Wasser an der Folieninnenseite stand dort mehr Wasser zum Leben zur Verfügung, sodass sich besonders in den Randschichten Hefen und Schimmelpilze vermehren konnten. Die betroffenen Partien wurden großzügig verworfen, es wurde nur sensorisch einwandfreie Heulage verfüttert.

Die Heulagen wurden in beiden Jahren gern von den Pferden gefressen. Der Pferdehalter war von der sehr guten Futterqualität im Jahr 2021 begeistert und setzt nun weiterhin auf eher feuchte Heulage/Silage und den Einsatz biologischer Siliermittel.

Fazit

Aufgrund der geringeren Staubentwicklung ist Heulage besonders für die Fütterung von stauballergischen Pferden geeignet, eine gute Gärqualität vorausgesetzt. Die durchgeführten Versuche zeigen, dass Mut zu feuchteren Heulagen unter 60 % TM mit einer intensiveren Gärung belohnt wird. Zudem bewirkt der Einsatz geeigneter biologischer Siliermittel die Minimierung des Fehlgärungsrisikos und eine bessere aerobe Stabilität bei der Verfütterung. Bei geringerer Wasserverfügbarkeit ist das Leben der beteiligten Mikroorganismen nur noch eingeschränkt möglich, wodurch trockene Heulage auch zum „Problemkind“ werden kann.

Ausschreibung erstmals überzeichnet

In der Ausschreibungsrunde vom 1. April hat die eingereichte Gebotsmenge für Biomasseanlagen das ausgeschriebene Volumen deutlich übertroffen. Wie die Bundesnetzagentur (BNetzA) am Dienstag bekannt gab, wurden 495 Gebote für insgesamt 532 MW eingereicht; ausgeschrieben waren lediglich 300 MW.

Es sei das erste Mal, dass eine Biomasseausschreibung überzeichnet worden sei, betonte BNetzA-Präsident Klaus Müller und fügte hinzu: „Noch nie wurden in einer Ausschreibungsrunde mehr Gebote eingereicht.“ Insgesamt erhielten 271 Gebote mit 302 MW einen Zuschlag, wobei der durchschnittliche mengengewichtete Zuschlagswert bei 18,92 ct/kWh lag. Im Februar hatte die Bonner Behörde die Gebotshöchstwerte der Ausschreibungen für Biomasseanlagen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für Neuanlagen auf 17,67 ct / kWh und für bestehende Anlagen auf 19,83 ct/kWh angehoben.

Die eingereichten Gebote zielten überwiegend auf eine Anschlussförderung für bestehende Biomasseanlagen ab. Konkret gingen sieben Gebote mit 29 MW für Neuanlagen und 488 Gebote für Bestandsanlagen im Umfang von 503 MW ein.

In dieser Gebotsrunde wurden erstmals Gebote aus der Südregion, die in etwa der Main-Linie entspricht, bei der Hälfte der Zuschlagsmenge bevorzugt. Diese Menge konnte laut BNetzA voll ausgeschöpft werden: 130 Gebote im Umfang von 151 MW wurden demnach in der Südregion und 141 Gebote mit derselben Gesamtleistung außerhalb der Südregion bezuschlagt. Ziel dieser Regelung sei es, mehr gesicherte Leistung im Süden zu installieren, erklärte Müller.

Für Biomethananlagen wurden keine Gebote eingereicht. Es war die dritte Ausschreibung für Biomethananlagen, und das Ausschreibungsvolumen war vorab von der Behörde auf 19 MW reduziert worden, weil erneut eine Unterzeichnung zu erwarten war.

Das Ergebnis ist für den Biogasrat ein Beleg für die verschlechterten gesetzlichen Rahmenbedingungen im Zuge der EEG-Novelle 2022. Der Verband forderte die Bundesregierung daher auf, zügig nachzubessern. So sollten aus seiner Sicht unter anderem die Volllaststunden für den Betrieb von Biomethan-Blockheizkraftwerken von derzeit 10 % auf 50 % angehoben werden. Für Biomasseanlagen findet die nächste Ausschreibungsrunde am 1. Oktober, für Biomethananlagen am 1. September statt.

Demnächst rückläufiges Milchangebot?

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Die hiesigen Meiereien haben die Erzeugerpreise für Milch weiter reduziert. Für den Auszahlungsmonat April liegt die Preisspanne der Grundpreise im Bereich zwischen 35,0 und 48,0 ct / kg Milch. Das Preismittel ist mit 39,80 ct/kg erstmals seit Oktober 2021 wieder unter die Marke von 40 ct gefallen. Die ausgezahlten Milchgrundpreise liegen im Mittel um rund 3,3 ct niedriger als im März. Damit hat sich der Preissturz der letzten Monate etwas verlangsamt.

Im Großhandelsgeschäft mit Milchprodukten gaben die Notierungen im April weiter nach. Der vom ife-Institut errechnete Börsenmilchwert liegt für April bei 36,3 ct / kg und damit 2,3 ct unter dem Kurs vom März. Die Spotmilchpreise sind noch deutlicher zurückgegangen. In Norddeutschland werden für die zwischen den Meiereien gehandelten Milchmengen nur noch 25,50 ct/kg gezahlt. In Süddeutschland liegt dieser Kurs bei 26,50 ct/ kg. Dies ist das Ergebnis einer mittlerweile wieder ausreichenden Rohstoffversorgung der Meiereien. In der 18. Woche lag die wöchentliche Milchanlieferung 1,9 % über der Vorjahresmenge. Die Meiereien berichten zusätzlich auch von einem bislang stockenden Absatz der Milchprodukte.

Auch in den anderen Regionen Deutschlands zeigen sich rückläufige Milchgeldauszahlungspreise. Die Preisabschläge liegen im Bereich von 0,5 bis 6 ct.

Hoffnung durch steigende Terminkurse

Auch die Terminmarktkurse für Milchprodukte gaben in diesem Jahr spürbar nach. Am EEX-Terminmarkt in Leipzig ist der Kurs für Magermilchpulver in diesem Jahr von 2.641 €/t Anfang Januar auf mittlerweile 2.405 €/t Mitte Mai gefallen. In den letzten Wochen scheint jedoch eine neue Preisbasis erreicht worden zu sein. Magermilchpulver für den August-Termin wird aktuell mit 2.588 €/t bewertet. Die EEX-Butterkurse gaben von 5.090 €/t am Jahresbeginn auf mittlerweile 4.663 €/t nach. Hier sind die Notierungen bereits seit Mitte April kaum noch gefallen. Am Terminmarkt in Leipzig macht auch der Blick auf die kommenden Liefertermine Hoffnung. So steigen die Butterkurse für Juni und Juli auf 4.900 €/t. Für August-Termin werden 5.025 €/t notiert.

Positive Meldungen kommen auch vom niederländischen Spotmilchmarkt. Dort haben die Notierungen am 23. April mit 26 ct/kg einen Jahrestiefstand erreicht, konnten sich jedoch bis zur Vorwoche wieder auf 31 ct / kg erholen.

Die Preisentwicklung auf dem Weltmarkt zeigt noch keine klare Entwicklung. Bei den zehn in diesem Jahr abgehaltenen Auktionen an der neuseeländischen Börse Global Dairy Trade gab das Preismittel für alle gehandelten Milchprodukte sieben Mal nach. Bei den Auktionen im April und Anfang Mai deutete sich eine Trendwende zu stabileren Kursen an. Am 16. Mai gab der Index der Notierungen jedoch wieder um 0,9 % nach.

Rückläufige Milchanlieferung

Für den deutschen Milchmarkt sieht man demnächst den saisonalen Höhepunkt der Milchanlieferung erreicht. Die wöchentlichen Zuwächse der Milchproduktion schwächten sich zuletzt schon ab. Die Nachfrage nach Industrierahm und Milcheiweiß hat sich belebt. Die Preise tendierten fester. Die Nachfrage an den Rohstoffmärkten hat sich belebt, da in den kommenden Wochen mit weniger Milch gerechnet wird. Die wärmere Witterung erhöht die Herstellung von Frischeprodukten. Auch aus einigen EU-Nachbarländern wie Italien wird von einer höheren Nachfrage berichtet. Im hiesigen LEH sorgen Sonderangebotsaktionen, zum Beispiel mit Butter, für eine verstärkte Mengennachfrage. Dennoch wird diese Entwicklung für die kommenden Monate noch keine Trendwende der rückläufigen Milchgeldauszahlungspreise bringen. Der Preisrückgang sollte jedoch zur Jahresmitte zum Stillstand kommen. Zum Herbst sind wieder steigende Kurse nicht ausgeschlossen.

Lebendiger Mittelpunkt des Dorfes

Zum Mühlentag am Pfingstmontag wurden viele historische Mühlen für einen Tag wieder zum Mittelpunkt des Dorfes. Auch der Mühlenverein von Rieseby am Südufer der Schlei organisierte auf dem Gelände für einen Tag ein Stück Dorfleben, wie es in alten Zeiten war.

Da die Mühle auch das Heimatmuseum beherbergt, wurden Teile der Schmiede kurzerhand ins Freie gesetzt, sodass die Besucher dem alten Handwerk zusehen konnten. Die beiden Hobbyschmiede Horst Lemburg und Florian Merten erweckten die Exponate wieder zum Leben. Einer von beiden musste das Schmiedefeuer im Gang halten, noch richtig mit Beinmuskelkraft. Sein Kollege bediente Hammer und Amboss. Die beiden wechselten sich ab.

Mit Konzentration bei der Arbeit: die beiden Hobbyschmiede Horst Lemburg (li.) und Florian Merten.

Nebenan hatte sich Anke Mückenheim mit vier Schafen und einem Spinnrad niedergelassen. Sie arbeitet in der tiergestützten Förderung mit behinderten Menschen im Heilpädagogium Eckernförde und ist ehrenamtlich im Mühlenverein aktiv. Sie saß am Spinnrad um selbst „geerntete“ Wolle zu verspinnen und diese alte Kulturtechnik den Besuchern nahezubringen. Zwischendurch stieg sie in das Gatter, um die Schafe zu scheren. Denjenigen Besuchern, für die das ein ungewohnter Anblick war und die sofort an Tierquälerei dachten, erklärte sie anschließend geduldig die Notwendigkeit des jährlichen Scherens.

Wenn Mama Stefanie Erdmann dabei ist, hat Karl Henri keine Angst.

Stargäste waren zweifelsfrei zwei Ponystuten mit ihren Fohlen. Schließlich gab es noch ein paar Hühner zu bestaunen, denen allerdings so viel Publikum um ihr kleines Gehege herum nicht behagte.

Der Backofen, der erst 2015 mit alten Teilen auf dem Mühlengelände vom Verein in Eigenleistung errichtet wurde, wurde angeheizt. 100 Brote werden hier jedes Jahr zum Mühlentag gebacken. Heiko Ulrich, der hauptberuflich Soldat und nebenberuflich Landwirt ist, war am Pfingstmontag wieder „Bäckermeister vom Dienst“. Das Deutsche Rote Kreuz hatte seinen Basar aufgebaut. Für Essen und Trinken war gesorgt, vom selbst gebackenen Kuchen der Dorfbewohner bis zur traditionellen Erbsensuppe.

Der Mühlentag hatte um 10 Uhr mit einem gut besuchten Open-Air-Gottesdienst begonnen. Danach öffnete das bunte Treiben rund um die Mühle. Auch die Besichtigung des Museums war am Mühlentag möglich. Wer es sich einmal in Ruhe anschauen will, kommt jedoch am besten an einem der Öffnungstage oder bestellt eine Führung. Zu sehen gibt es hier fast alles, was in Rieseby und auf Schwansen einmal in Gebrauch war. Mehr als 3.000 Exponate können die Besucher hier bestaunen. Die engagierten Ehrenamtler vom Mühlenverein können zu fast jedem eine spannende Geschichte erzählen – von Fundstücken aus der Stein- und Eisenzeit über Schmiede-, Stellmacher- und Schuhwerkstätten, eine alte Küche, historische Trachten, Erinnerungsstücke der Flüchtlinge, die 1945 hier ankamen, bis hin zu einem alten Mikroskop und Sammlungen historischer Spinnräder, Schreib- und Rechenmaschinen.

Die Mühle Anna hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Wenige Meter von der jetzigen Mühle entfernt stand ihr Vorgängerbau, der 1910 einem Feuer zum Opfer fiel, kurz nachdem der neue Pächter August Mordhorst den Vertrag unterschrieben hatte. Er begann sofort mit der Errichtung einer neuen Mühle. Er konnte die Holländermühle Anna in Westerhever auf der Halbinsel Eiderstedt übernehmen. Da die „alte Anna“ aber ein Erdholländer war, baute er zunächst einen dreigeschossigen Unterbau mit einer Galerie direkt an das Haus des Müllers. Dann ließ er den Erdholländer aus dem Jahr 1786 auf den Sockel heben. Auch Teile der Grünen Mühle aus Borby an der Eckernförder Bucht fanden Verwendung. Bereits 1911 war der Bau fertig. Damit ist die Mühle „Anna“ – oder besser gesagt ihr Unterbau – die jüngste Windmühle in Schleswig-Holstein.

Bis 1978 war die Mühle in Betrieb. Durch einen neuen Besitzer wurden Wohnungen eingebaut und vermietet. Das Innenleben der Mühle ging dabei weitestgehend verloren. Nach dieser „Wohnungsphase“ verfiel die Mühle. Eine private Initiative gründete sich, die die sie retten wollte. Es kam zu einer Arbeitsteilung: Die Gemeinde Rieseby kaufte 1991 die Mühle, der aus der privaten Initiative hervorgegangene Verein für Museums- und Chronikarbeit Rieseby kümmerte sich um die Restaurierung. Ein Förderverein sammelte Spenden, vor allem für das Material.

Die Arbeit wurde und wird bis heute von Mitgliedern des Vereins erledigt. Peter Märten, einer der beiden Vorsitzenden, der einen großen Teil seiner Freizeit in der Mühle verbringt, ist deshalb immer auf der Suche nach neuen Mitgliedern: „Junge Rentner mit handwerklicher Begabung können wir immer brauchen“, sagt er mit einem Augenzwinkern.

Mufflons lassen es sich in Kaaks gut gehen

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Seit einigen Monaten spazieren zwei Mufflons durch den kleinen Ort Kaaks, Kreis Steinburg, unweit von Wacken, ein männliches und ein weibliches Tier. „Sie sind überhaupt nicht scheu, obwohl es Wildschafe sind“, sagt Kaaks‘ Bürgermeister Klaus-Wilhelm Rohwedder. „Sie lassen einen auf sechs oder acht Meter ‘ran, und dann ziehen sie ab, aber ganz gemächlich.“

Die Mufflons von Kaaks sind inzwischen landesweit berühmt, verschiedene Zeitungsreporter und Fernsehsender waren da und suchten die Wildschafe. „Wir haben sie dann auf dem Spielplatz gefunden, da lagen sie und sonnten sich.“

Die meisten Einwohner finden laut Rohwedder die tierischen Besucher „süß“, allenfalls seien Gartenbesitzer nicht begeistert, wenn sie Blätter und Blumen abfräßen – die Wildschafe können gut über Zäune springen, „locker über 1,5 Meter“. Autofahrer müssten anhalten, wenn sie über die Straße trotten, seien aber meist amüsiert.

Woher die Schafe kommen, konnte noch nicht eruiert werden. Eine Zucht existiere in Schleswig-Holstein nicht, erklärt der Landesverband der Schaf- und Ziegenzüchter. Laut Landesjagdverband laufen drei kleine Herden in Schleswig-Holstein frei. „In Wacken gab es mal ein Wildgehege, das schließen musste, aber ob sie von dort stammen, ist nicht sicher“, sagt Rohwedder. Der Schafbock habe zwar eine Ohrmarke, „aber ohne Nummern“.

Um die Kaakser Mufflons einer der Herden einzugliedern, hätten Jäger versucht, sie einzufangen – vergeblich. „Dann sind sie nämlich doch wieder schnell.“

Eintauchen in eine andere Welt

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Resilienz nennt man die Widerstandskraft gegen Belastungen, Krisen und Schicksalsschläge. Unterstützen kann dabei eine Beschäftigung abseits vom Beruf, die Freude bereitet, den Kopf frei macht und Kraft schöpfen lässt. Das Bauernblatt hat Landwirte mit ungewöhnlichen Hobbys befragt. Heute: Bernd Reimers, Schauspieler bei der Fahrenkruger Speeldeel

„Pantüffelheld? Ick bin blots een fürsorglichen Gemahl!“, verteidigt sich Jürgen gegen den Macho Manfred. Jürgen ist eine Figur in einem plattdeutschen Theaterstück. Im wirklichen Leben heißt er Bernd Reimers, ist Landwirt in Fahrenkrug bei Bad Segeberg, 57 Jahre alt und natürlich alles andere als ein Pantoffelheld. „Es macht Spaß, sich verwandeln zu dürfen“, sagt er: „Die schönsten Rollen sind die, wo man etwas ist, das die Leute nicht von einem erwarten. Es ist ein Eintauchen in eine andere Welt.“

Heute probt die Fahrenkruger Speeldeel zum dritten Mal das neue Stück „Eenfach mol de Mannslüüd tuschen“ von Regina Harlander, auf Platt übersetzt von Heino Buerhoop. Es braucht noch viele Stichworte von Souffleuse Anne Jürgensen, und die Textblätter liegen in Guckweite, aber der Stimmausdruck und die Bewegungen kommen schon recht bühnenreif ‘rüber Man merkt, dass die Schauspieler Erfahrung haben. Regisseurin Jutta Gade, die als pensionierte Lehrerin vom Schultheater herkommt, gibt auch nur kleine Anweisungen: „Führt das Gespräch lieber vor dem Tisch“ oder „Da darfst du nicht wütend werden, du bist es ja gewohnt!“

Szene aus einer Aufführung des Stückes „Arthur in annere Umsstänn“ 2021, Bernd Reimers mit (v. li.) Marianne Kruse und Klaus Funk.  Foto: Peter Koch, Fahrenkruger Speeldeel

Die Fahrenkruger Speeldeel wurde 1970 als Sparte der Feuerwehr gegründet, dieses Jahr wurde sie zum eigenständigen Verein, hat derzeit 32 Mitglieder, 24 bis 85 Jahre alt, von denen etwa 15 potenzielle Darsteller sind. Bei dem neuen Stück spielen acht mit, dazu kommen Mitarbeiter für Bühnenbild, Technik, Maske, Kostüme et cetera. Reimers ist seit 1994 dabei und der einzige Landwirt. Auf 350 ha betreibt er zusammen mit Sohn Tjark und Nachbar Jörg Böttger in GbR hauptsächlich Marktfruchtbau, hält 60 Milchkühe, führt Lohnarbeiten auf einem Nachbarbetrieb aus.

Von Mai bis November finden bis zu 50 Proben statt, vor der Premiere fast täglich. Dann folgen etwa 20 Aufführungen an neun bis zehn Spielorten von Leezen bis Lübeck. Finale ist Anfang März im Kleinen Theater in Wahlstedt  – drei Aufführungen vor je 400 Leuten, nächstes Jahr zum ersten Mal nach der Corona-Zwangspause, falls dann die Renovierung dort abgeschlossen ist.

Das beansprucht eine Menge Zeit. Kollidiert das mit Reimers‘ Landwirtsberuf? „Es kann in der Erntezeit schon mal vorkommen, dass ich nicht zu einer Probe komme, aber eine Aufführung habe ich noch nie ausfallen lassen müssen.“ Man sei in der Gruppe aufeinander angewiesen, das Theaterspiel sei eben eine Gemeinschaftsleistung. „Das ist stärker als beim Fußball, denn es gibt keine Auswechselspieler.“ Sein Compagnon und seine Familie unterstützen sein Hobby und halten ihm den Rücken frei, umgekehrt hat die Theatergruppe auch Verständnis für die Anforderungen seines Berufs.

Die Texte lernt Reimers vorwiegend zu Hause, „früher auch mal auf dem Trecker“. Der Rest schleife sich bei den Proben zurecht. „Pannen sind gar nicht so schlimm und werden vom Publikum sogar honoriert, nur für einen selbst sind sie peinlich.“

Ein „super Ausgleich“ ist das Theaterspiel für Bernd Reimers. „Es produziert eine Menge Adrenalin, ähnlich wie beim Sport – eine positive Anstrengung. Und wenn man den Zuschauern Freude bereitet, macht es umso mehr Spaß.“ Deswegen würden bei den Fahrenkrugern auch nur lustige Stücke gespielt, allerdings bevorzugt neuere Werke. Ein weiterer Gewinn für Reimers: „Man lernt, sich vor Leuten zu präsentieren.“

Und nicht zuletzt lenkt es ihn ab von Gedanken, Sorgen und Problemen des Alltags: „Auf der Bühne ist man nicht man selbst, dann ist man in der Rolle. Wenn man da an andere Dinge denkt, dann geht das schief.“ 

Steile Themen auf Burg Stargard

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Bei einer Bundesmitgliederversammlung (Bumi) treffen sich die Vorstände der Landjugendverbände der Bundesländer. ­Jeder Landesverband darf vier Delegierte entsenden, um den ­Austausch unter den ­Ländern zu ­fördern. Dabei werden ­viele wichtige Themen besprochen, Abstimmungen gehalten und Wahlen durchgeführt. Aus dem Schleswig-Holsteiner Vorstand waren Lena Sophie Hagge, ­Jessica Bruhn, Marlies Muxfeldt und Tajo Lass dabei.

Die diesjährige Frühjahrs-Bumi wurde vom Landesverband Mecklenburg-Vorpommern in der Jugendherberge bei Burg Stargard in der Nähe von Neubrandenburg ausgerichtet. Bereits die Anreise gestaltete sich anders als gedacht. Für gewöhnlich reisen wir gerne mit dem Zug an, da wir dann während der Fahrt bereits Zeit haben, noch mal gemeinsam die Unterlagen durchzugehen oder unsere Meinungen zu den zu besprechenden Themen abzustimmen.

In diesem Jahr kam uns allerdings der Bahnstreik dazwischen, weshalb wir kurzfristig umdisponieren mussten und aufs Auto umstiegen. Hierdurch hatten wir erfreulicherweise wenigstens eine Zeitersparnis, da zum Beispiel in meinem Fall eine über sieben Stunden lange Zugfahrt mit einigen Umstiegen durch eine nur etwa fünf Stunden lange Autofahrt ersetzt wurde. Da wir einen regulären Arbeitstag hinter uns hatten, wurde der Tag hierdurch etwas entschleunigt, und wir konnten uns gelassen in Richtung Osten aufmachen.

Dort angekommen wurden wir mit einem kleinen Give-away empfangen: einem Kissen in Knochenform – eine super Idee für alle, die regelmäßig in Jugendherbergen umherreisen oder einfach gern lesen. Die gemütliche Sitzecke mit Feuerstelle im Garten der Jugendherberge lud zum Verweilen ein. Bei einem Lagerfeuer begrüßte man sich herzlich, lachte und plauschte miteinander und knüpfte erste Kontakte zu den erstmalig teilnehmenden Mitgliedern.

Am nächsten Morgen starteten wir um 9 Uhr mit der Sitzung. Der Bundesvorstand berichtete, welche Veranstaltungen in den vergangenen Monaten stattfanden, und befragte dazu auch die Landesverbände, beispielsweise wie die Durchführung des Berufswettbewerbs gelaufen ist.

Am Nachmittag stellte der Landesverband Mecklenburg-Vorpommern eine der größten Veranstaltungen vor, bei der er mitwirkt: das Festival „Tag am Meer“. Es eignet sich für Jung und Alt und ist unheimlich familienfreundlich. Die Entwicklung dieser Veranstaltung über die Jahre wurde in einem Video gezeigt. Einst klein angefangen, können nunmehr etwa 4.000 Menschen ein Ticket erwerben und am Strand auf Rügen Mitte Juli ein Wochenende verbringen.

Nachmittagsprogramm auf der Burg Stargard. Der Aufstieg war für uns Flachländer tatsächlich ein bisschen mühsam.  Foto: Lena Sophie Hagge

Im Anschluss daran starteten wir unser Nachmittagsprogramm. Hierzu hatte sich der Landesverband etwas Besonderes ausgedacht. Nach einem kleinen Spaziergang, der für Schleswig-Holsteiner, die nur flaches Land gewohnt sind, schon fast ein wenig anstrengend wurde, erreichten wir die Höhenburg Stargard. Da wir mit etwa 60 Teilnehmern etwas viele auf einen Schlag waren, wurden wir in zwei Gruppen eingeteilt. Die ersten starteten mit einer Führung über das Hofgelände und lernten einiges über die Entstehung und Geschichte der Burg. Die zweite Gruppe durfte derweil Geschick und Treffsicherheit beim Schießen mit Pfeil und Bogen unter Beweis stellen. Schnell wurde klar, dass wir diesbezüglich einige Naturtalente unter uns hatten.

Die Gruppen tauschten einmal durch und trafen sich anschließend zum gemeinsamen Abendessen im Burggasthof wieder. Hier erwartete uns ein Drei-Gänge-Menü. Bereits die Vorspeise hätte ausgereicht, alle satt zu bekommen. Eine Vielfalt an Broten mit Dips und Schinken sowie eine Suppe wurde klassisch in altem Tongeschirr serviert. Passend zu dem Ambiente wurde der gesamte Abend von einem Hofnarren begleitet, der sowohl kleine Spiele und Lieder bot als auch Geschichten erzählte. So mussten einige Teilnehmer einen ritterlichen Zweikampf bewältigen, um die Gunst einer holden Maid zu erlangen, oder die gesamte Truppe gemeinsam einen Kanon singen und Geschichten begleiten. Bei guter Laune, Spiel und Spaß ging der Abend zur Neige. Glücklicherweise war die Burg ja in Laufweite zu unserer Jugendherberge, wodurch es jedem gestattet war, sobald ihn die Müdigkeit überkam, die Flucht zu ergreifen und ins Bett zu huschen.

Auch stand die Vergabe einiger Veranstaltungen der kommenden Jahre auf dem Plan, beispielsweise die Ausrichtung der Bumi, Übergaben der Erntekronen in Berlin oder die Betreuung des Landjugendstands auf der Grünen Woche. Die Aushänge für Interessenbekundungen zu diesen Veranstaltungen wurden bereits am Sonnabendmorgen an einer Pinnwand angebracht. Durch die gute Vorarbeit konnten fast alle noch offenen Veranstaltungen einem Landesverband zugeordnet werden.

Da es weiter keine großen Themen oder Anträge zu besprechen galt, konnten sich alle Teilnehmer nach einer großen Abschiedsrunde munter auf die Heimreise begeben.

„Leichtfüßiger“ miteinander umgehen

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Auf dem LandFrauentag am 14. Juni in Neumünster ist erneut Greta Silver zu Gast. Die YouTuberin und Podcasterin war bereits beim digitalen LandFrauentag im Jahr 2021 „auf Sendung“. Diesmal wird auf der großen Bühne in den Holstenhallen live zum Publikum sprechen.

Sie liebe die Bühne, weil diese eine andere Energie gebe und vor allem die Möglichkeit, spontan Themen einzubeziehen, die sich an diesem Tag ergäben. Die 74-Jährige, die selbst nach dem Motto „Zu jung fürs Alter“ lebt, wurde mit 60 Jahren Model, startete mit 66 ihren eigenen YouTube-Kanal und mit 72 ihren Campus. Jetzt hat sie zum Thema Miteinander der Generationen ein neues Projekt gestartet und gibt Online­seminare zusammen mit ihrer Tochter. Das werde auch in Neumünster eines ihrer Themen sein, so die Best-Agerin. „Das Herz auf offen schalten“, nennt es die Hamburgerin. Sie finde es wichtig, neugierig aufeinander zu bleiben und nicht in Stereotype zu verfallen. Dann könne es unheimlich bereichernd sein, wenn sich Generationen begegneten. Sie wolle eine Brücke dafür schlagen, „leichtfüßiger“ miteinander umzugehen und dem jeweils anderen die Freiheit zu geben, Dinge auf seine Weise zu machen. Dabei sehe sie durchaus die Schwierigkeiten, denn auch sie selbst habe sich in einer bestimmten Lebensphase ungern etwas von ihrer Mutter sagen lassen.

Was sie heute besonders freue, sei, dass durch die gemeinsame Arbeit mit ihrer Tochter neue Freundschaften entstanden seien. Sich dafür zu öffnen, falle im Alter nicht immer leicht.

Wer Greta Silver erlebt, hat den Eindruck, dass sie lebenslustig, immer präsent und jederzeit öffentlich unterwegs ist. Gibt es für die Frau im Rampenlicht auch Sehnsucht nach stillen Momenten? „Unbedingt!“, sagt sie. „Ich brauche das Alleinsein. Für mich ist es eine große Kostbarkeit und meine Krafttankstelle. Und wenn jemand sage, er habe sich ein Leben lang verrückt gemacht um die Kleidung, und jetzt solle sie einfach nur noch praktisch sein, weil er gern durch die Natur streife, dann sei das doch wunderbar. Da brauche keiner überheblich hinzugucken, sondern könne jeden sein lassen, wie er ist. Wenn wiederum jemand sage: „Da geht noch was, ich habe noch 30 Jahre vor mir“, dann hätte sie durchaus ein paar Ideen, so Silver. Auch darüber werde sie in Neumünster sicher mit Moderator Jan Malte Andresen ins Gespräch kommen.

„Zum Glück zurück“

LandFrauentag am 14. Juni in Neumünster

Der LandFrauentag Schleswig-Holstein 2023 findet am Mittwoch, 14. Juni, in den Holstenhallen in Neumünster statt. Er steht unter dem Motto „Zum Glück zurück – live und in Farbe“. Partnerkreis ist der KLFV Pinneberg. Beginn ist um 14 Uhr, Ende gegen 17.30 Uhr. Bereits ab 12 Uhr ist das Forum mit dem „Markt der Möglichkeiten“ geöffnet.

Nach der Eröffnung durch den neu gewählten Landesvorstand stellen Dr. Gisa Andresen und Dr. Gisa Andresen und Dr. Carsten Leffmann von der Ärztekammer Schleswig-Holstein eine neue Gesundheitsaktion vor.

Für die musikalische Unterhaltung sorgt die „Horst & Hoof-Band“. Die Moderation übernimmt wie in den vergangenen Jahren Jan Malte Andresen.

Gastrednerin ist die YouTuberin, Podcasterin und Speakerin Greta Silver mit ihrem Vortrag „Jugendwahn war gestern – heute rockt das Alter“ (siehe Artikel oben). Nach einer Einführung stellt sie sich einer Talkrunde mit Moderator Jan Malte Andresen. Bereits vor Beginn der Veranstaltung steht Greta Silver im Forum für eine Autogrammstunde zur Verfügung.

Der Nachmittag endet mit der Verlosaktion „Glück gehabt“.

Der Vorverkauf von Eintrittskarten zu 25 € ist bereits abgeschlossen. An der Tageskasse sind noch Restkarten für 30 € erhältlich.  lfv

Gottorfer Landmarkt

Beim diesjährigen Gottorfer Landmarkt inszenierten zahlreiche regionale Erzeuger ihre Produkte aus dem heimischen Ernährungshandwerk vor der malerischen Kulisse auf der Museumsinsel.

Mit dem Eintritt zum Markt hatten die Besucher auch Zugang zur aktuellen Kunstausstellung im Schloss. In der Schauküche des Landwirtschaftsministeriums (MLLEV) zeigten regionale Köche zusammen mit Produzenten aus der Nachbarschaft raffinierte Gerichte aus der Gastronomie Schleswig-Holsteins.

Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) bereitete gemeinsam mit Oliver Firla (Odins Hai­thabu) und Dr. Thorsten Sadowski (Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen) das erste Gericht des Veranstaltungstages zu. Im Küchengespräch mit Eckhard Voß (Die Seite Verlag) betonte der Minister: „Als Landesregierung haben wir es uns zum Ziel gesetzt, den ländlichen Raum und die Wertschöpfungsketten von regional erzeugten Lebensmitteln aus Schleswig-Holstein zu stärken. Mit dem Kauf von regionalen und saisonalen Produkten werden nicht nur die Transportwege auf ein Minimum reduziert, sondern auch die heimische Landwirtschaft – sowohl konventionell als auch ökologisch wirtschaftende Betriebe – unterstützt. Ich freue mich daher, dass der Gottorfer Landmarkt auch dieses Jahr wieder Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie Produzenten aus der Region eine Plattform bietet, um in den Dialog zu treten. Nur durch Wissen und gegenseitiges Verständnis kann die Wertschätzung für die Erzeugnisse und Leistungen der heimischen Landwirtinnen und Landwirte ­wachsen.“

Direkt neben der Schauküche präsentierte sich „Gutes vom Hof.SH“. Das Portal mit über 300 Hofläden, Genusshandwerks- und Gastronomiebetrieben aus Schleswig-Holstein bietet Interessierten auch nach dem gut besuchten Gottorfer Landmarkt noch vielfältige Informationsmöglichkeiten zu regionalen Anbietern und Produkten.