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Sommerzeit ist Fohlenzeit

Zur Fohlenzeit ruft das Bauernblatt alljährlich zur Fotoaktion auf. In diesem Jahr war die Resonanz riesig. Da auf den Fotoseiten im aktuellen Bauernblatt nicht alle Fotos veröffentlichen werden können, zeigen wir hier weitere schöne Motive.

Überall im Land zwischen den Meeren freuen sich die Züchter über gesunden Pferde- und Ponynachwuchs. Egal ob groß oder klein, fuchsfarben, braun, gescheckt oder schwarz, alle Fohlen genießen die unbeschwerte Zeit mit ihren Müttern auf den Wiesen.


Eekbargs Lona ist in Neu Duvenstedt, Kreis Rendsburg-Eckernförde, zu Hause. Foto: Jennifer Hennig
Vanessa Groß hat von ihrer Mutter das Oldenburger Fohlen Jack aus der Zucht der Familie Schurek in Wanderup, Kreis Schleswig-Flensburg, bekommen. Foto: Sabrina Groß
Sophex ist Föhrer Friesisch (ferring) und bedeutet Suppenhexe. In der Grundschulzeit der Züchter Svea und Svend Carstensen gab es ein Ausmalbuch mit diesem Titel. Nun haben sie ihrem Schleswiger Fohlen diesen Namen gegeben. Die Kleine wächst in Kleve, Kreis Dithmarschen, auf. Foto: Thabea Carstensen


Westensees Lille Hvite ist ein Fjordhengst, der in der Fjordhestskole in Eisendorf, Kreis Rendsburg-Eckernförde, lebt. Er stammt aus der Zucht von Stefanie Mehlig. Foto: Julina Sedat
United Way-Calido I ist die Abstammung dieses Holsteiners aus der Zucht von Björn Hansen aus Norderstedt, Kreis Segeberg. Foto: Saskia Witt
Hengst, Stute und Fohlen aus einem Besitz sind selten. In Hohenfelde, Kreis Steinburg, bei Angelika Magnussen ist dies der Fall. Islandfohlen Ari vom Bollensee wächst also sehr familiär auf. Foto: Herzenstier
Ein Palomino namens Bianna Blodeuwedd wurde bei Sabine Prigge aus Molfsee, Kreis Rendsburg-Eckernförde, geboren. Die Kleine ist ein Welsh-B Stutfohlen. Foto: privat


Zwischen Ackerwissen und Streicheleinheit

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Wie sieht der Tagesablauf auf dem Hof aus? Was ist Massentierhaltung? Wie hat sich die Corona-Zeit auf die Landwirtschaft ausgewirkt? – Rund 20 Schülerinnen und Schüler (SuS) der Schleusen-Gemeinschaftsschule in Brunsbüttel, Kreis Dithmarschen, hatten bei ihrem Hofbesuch Anfang Juli auf dem Betrieb Krey in Neufelderkoog allerhand Fragen im Gepäck.

Inken Krey beschrieb anschaulich die Abläufe bei der Produktion und Weiterverarbeitung von Sellerie.

Timo und Inken Krey bauen auf ihrem Betrieb auf rund 120 ha Fläche verschiedene Kulturen wie Weizen, Steckrüben und Ackerbohnen an. Der Schwerpunkt der Arbeiten liegt aber auf dem Anbau, der Verarbeitung und dem Vertrieb von Sellerie. Zusätzlich vermietet Familie Krey Unterkünfte an Feriengäste
(www.ferienhof-krey.de).

Hofführung mit Interview

Der Kontakt zur Schule ging von der Betriebsleiterin aus, die zuvor eine Fortbildung im Rahmen der Initiative „Schulklassen auf dem Bauernhof“ der Landwirtschaftskammer absolviert hatte. Lehrerin Dörte Peters sah die Kontaktaufnahme als tolle Chance, den SuS die Landwirtschaft näherzubringen. Sie unterrichtet den jahrgangsübergreifenden Wahlpflichtkurs „Medien“ und bereitete mit den SuS über die Online-Plattform „itslearning“ ein Interview vor, das später auch in der Schülerzeitung „Boje-Welle“ abgedruckt werden soll.

Im Anschluss an die Hofbesichtigung hatten die SuS Gelegenheit, ihre Fragen zu stellen: „Wie sieht Ihr typischer Tagesablauf aus? Hat sich der Klimawandel bei Ihnen schon bemerkbar gemacht? Was ist Massentierhaltung?“ sind einige Beispiele. Krey erläuterte ausführlich und anschaulich die Perspektive der Landwirtschaft auf die angesprochenen Themen.

Die Maschinenhalle bot allerlei Landtechnik zum Angucken und Anfassen.

Mit der Aufarbeitung des Interviews bekommen die SuS die Möglichkeit, sich auch im Nachgang intensiv mit dem Hofbesuch zu beschäftigen und das Gelernte über Gespräche mit den Mitschülern und die Schülerzeitung weiterzugeben. „Dadurch werden weitere Lehrkräfte und Schülergruppen auf dieses tolle Angebot aufmerksam“, nannte Peters einen weiteren Grund für den Hofbesuch.

Gelungene Premiere

„Ich finde toll, dass Kinder, die nicht aus der Landwirtschaft kommen, mal sehen, wie die Arbeit am Hof so abläuft“, schilderte Krey ihre Motivation. Gerade im aktuellen Medienzeitalter ist es aus ihrer Sicht wichtig zu wissen, wo Nahrungsmittel herkommen und wie sie produziert werden. Für sie war der Besuch im Rahmen von „Schulklassen auf dem Bauernhof“ eine Premiere. „Ich war auch etwas aufgeregt“, so Krey. Ihr Konzept, die Produktion Schritt für Schritt zu erklären, kam aber sehr gut an. Die Landwirtin würde sich wünschen, dass es Schulen noch leichter gemacht würde, Hofbesuche zu realisieren. Sie stehe gerne wieder als Gastgeberin bereit. 

Mehr Informationen zu „Schulklassen auf dem Bauernhof“ online: https://lernendurcherleben.de

Umstellung ein „Befreiungsschlag“

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Hof Sandbek in Kappeln, Kreis Schleswig-Flensburg, hat die Umstellung zum Bioland-Betrieb am 1. Juli vollzogen. Für ihre nachhaltige Wirtschaftsweise, ihr soziales Engagement und zusätzliche Biodiversitätsprojekte zeichnete der WWF die Betriebsleiter Dirk und Bente Hopmann mit dem ­Titel „Ostseelandwirt das Jahres 2023“ aus. Das Bauernblatt war bei der Übergabe der Urkunde durch Michael Berger, WWF-Referent für nachhaltige Landwirtschaft, vor Ort.

„Wir sind am Austausch mit Menschen sehr interessiert. Deswegen haben wir eine Bewerbung geschickt“, erklärte Dirk Hopmann.

Intakte Ringelschwänze

Der Betriebsleiter hat im Rahmen der Umstellung auf ökologische Wirtschaftsweise die Mastschweineplätze von 7.000 auf 500 reduziert. Nach erfolgreichem Stallumbau und der ersten Umstellungsernte kann Hopmann seine Schweine seit Mitte 2022 ökologisch vermarkten. Er beschreibt: „Es ist schön, die Schweine mit intakten Ringelschwänzen zu sehen.“ Die Außenklimareize, Stroh- und Betonbereiche sowie ausreichend Beschäftigungsmaterial verhinderten das Schwanzbeißen.

Ziegen beweiden den Magerrasen, der sich aus Arten einer regionalen Saatgutmischung zusammensetzt.

Verwundert war der Schweinehalter, dass keinerlei Fördermittel für den Stallumbau zur Verfügung standen, obwohl die Politik nicht müde werde, mehr Tierwohl als Ziel auszurufen. In Hinblick auf das staatliche Tierhaltungskennzeichen ist Hopmann positiv eingestellt. Dieses müsse aber auf verarbeitete Ware und die ganze Kette ausgeweitet werden.

Neben den Mastschweinen im umgebauten Stall leben eine Gruppe von zehn Duroc-Sauen und ein Eber in Freilandhaltung auf Hof Sandbek. Angeschlossen sind hier Ferkelaufzucht und Mast im geschlossenen System. Die Produkte der Duroc-Schweine vermarktet der Betrieb im eigenen Vollsortimenter-Bioladen inklusive Webshop (www.biobente.de) in Kappeln. Für diesen Betriebszweig zeichnet Bente Hopmann verantwortlich. Im Laden werden ebenfalls Gemüsekisten im Abo-Modell verkauft. Für den Anbau in der hofeigenen Gärtnerei hat Dirk Hopmann mit zwei Partnern die Schleibeete GbR gegründet. Bewässert werden die Beete über eine Leitung vom Regenrückhaltebecken an der Hofstelle. „Wir haben zuletzt einige Jahre erlebt, in denen das Wasser knapp war“, berichtet der Preisträger. Die Auswirkungen des Klimawandels seien klar spürbar. Eine nachhaltige Wirtschaftsweise sei im daher sehr wichtig.

Besucher willkommen

Jeden Freitag öffnet Hof Sandbek seine Tore für Besucher. Hopmanns wollen sich dabei auch kritischen Fragen stellen und für mehr Akzeptanz werben. Auch Schulklassen besuchen regelmäßig den Hof. „Wir planen einen Rundweg/Naturlehrpfad in Zusammenarbeit mit der Stiftung Naturschutz und der Stadt Kappeln“, schildert Dirk Hopmann schon das nächste Projekt für die Öffentlichkeitsarbeit.

Die Ökoumstellung bezeichnet er im nachhinein als Befreiungsschlag, obwohl es auch Frustrationsphasen gegeben habe. Nachdem die vorigen Generationen ihren Fokus auf konventionelle Schweinemast gelegt hatten, begann er 2020/2021 mit der Umstellung. Auf den 140 ha Ackerland sind Kleegras, Ackerbohne mit Untersaaten und Futtererbse mit Sommergerste im Gemenge neu in die Fruchtfolge gekommen. Große Schläge wurden im Rahmen des Vertragsnaturschutzmusters „Kleinteiligkeit im Ackerbau“ in 2 bis 5 ha große Schläge unterteilt.

„Die Auszeichnung ist eine gute Gelegenheit, auf das Geleistete zurückzuschauen und stolz zu sein, aber auch motiviert, neue Projekte anzupacken“, freut sich der WWF-Ostseelandwirt. 

Die Kuh muss in Bewegung bleiben

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Unter dem Motto „Bleib in Bewegung“ trafen sich 80 Klauenpfleger, Tierärzte, Landwirte und Interessierte zur jährlich stattfindenden Sommertagung Klaue des Landwirtschaftlichen Bildungszentrums (LBZ) Echem. Dies bildete zugleich den Rahmen für die Abschlussveranstaltung des EIP-Projektes „Claw Condition Score – natürlich fett gepolstert“.

Das Fettpolster in der Klaue dient der Federung beim Gehen – ähnlich einer guten Dämpfung in einem Laufschuh. Ziel des EIP-Projektes ist es, einen Managementansatz zur Früherkennung von Lahmheit zu entwickeln. Die Projektgruppe setzte sich zusammen aus den drei Lehrinstitutionen Tierärztliche Hochschule Hannover, Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München und Landwirtschaftliches Bildungszentrum Echem, einer Tierarztpraxis und drei Praxisbetrieben. Luise Köpke, Fachreferentin Klaue der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und Projektkoordination, sowie Dr. Andrea Fiedler, Praxisgemeinschaft für Klauengesundheit, stellten das Projekt vor und präsentierten die bis dato gewonnenen Ergebnisse.

Beurteilung des Locomotion Scores

Blutproben ausgewertet

Während der gut dreijährigen Projektlaufzeit wurden 700 Untersuchungen an 80 Tieren durchgeführt. Dabei wurden ab der ersten Besamung bis zum Ende der zweiten Laktation Blutproben entnommen, Klauenbefunde dokumentiert, die Rückenfettdicke ermittelt, das Gewicht festgestellt sowie die Größe des Fettpolsters in der Klaue bestimmt. Anhand der erhobenen Daten konnte bisher festgestellt werden, dass mithilfe eines „normalen“ Ultraschallgerätes für Fruchtbarkeitsuntersuchungen keine zuverlässigen Aussagen über die Größe des Fettpolsters getroffen werden können. Ein auffälliges Nebenergebnis hat ergeben, dass viele der Versuchstiere einen erhöhten Hämatokritwert aufwiesen, welcher auf Hitzestress beziehungsweise auf eine suboptimale Wasserversorgung hindeutet.

Die Ergebnisse zeigten: Das Fettpolster verändert sich im Laufe der Laktation, sodass der Federmechanismus unterschiedlich stark wirken kann. Nachdem das Fettpolster zu Beginn der Laktation schrumpft, erholt es sich im Anschluss wieder. Die Auswertung der erhobenen Daten ist noch nicht abgeschlossen, sodass weitere Ergebnisse zu erwarten sind.

Wer rastet, der rostet

Das Motto der Tagung zog sich als roter Faden durch alle Vorträge und Workshops. Auch die Teilnehmenden blieben stets in Bewegung, ob im eigenen Denken oder physisch zwischen Begleitmesse, Workshops und den Vorträgen. „Wer rastet, der rostet“ heißt es im Volksmund.

Auf dieser Weisheit baute Prof. Jenny Stracke, Institut für Tierwissenschaften an der Universität in Bonn, ihren Vortrag „Arteigenes Bewegungsverhalten im Haltungssystem erhalten?“ auf. Sie erklärte, dass durch den Menschen angeregte Bewegung bei Rindern, zum Beispiel in Form einer Führanlage, einen positiven Einfluss auf den Organismus habe. Dabei nehme die Zahl der roten Blutkörperchen zu, und die Herzfrequenz sinke. Außerdem verbessere sich der Herz-Kreislauf. Neben einem angestiegenem Fortpflanzungserfolg verringerten sich abkalbungsassoziierte Erkrankungen, was durch positive Einflüsse von Bewegung auf den Fettstoffwechsel in der Leber beeinflusst werde. So sei der Anteil freier Fettsäuren bei Kühen mit höherem Body Condition Score in den ersten Wochen nach der Abkalbung deutlich reduziert. Stracke veranschaulichte, wie Bewegungsreize in der Pferdehaltung platziert werden und was davon in die Rinderhaltung übertragen werden könne.

Lahmheit erkennen

„Wie bleiben unsere Tiere auch zukünftig in Bewegung?“ Dieser Frage widmete sich Prof. Kerstin Müller, Klinik für Klauentiere der Freien Universität Berlin, in ihrem Vortrag „Automatisierte Lahmheitserkennung – Wohin läuft die Zukunft?“. Für eine automatisierte Lahmheitserkennung müssen Kriterien zur Bestimmung von Lahmheit festgelegt werden. Hierzu lässt sich der Locomotion Score heranziehen: Anhand Schrittlänge, Rückenlinie, Kopfbewegungen beim Gehen und Belastung der Gliedmaßen lasse sich unterscheiden, ob ein Tier nicht lahm oder über vier weitere Abstufungen hochgradig lahm sei. Auf Basis dieser Kriterien können automatisierte Systeme anhand von Sensoren am Bein, Druckplatten, akustischer Sensorik oder visueller Erfassung bestimmen, ob Tiere einen unnormalen Gang haben. Es wurde das neue visuelle System Cattle Eye vorgestellt, das zuverlässig behandlungswürdige Tiere erkenne.

Klauenpflege durch die Augen einer Kuh

Durch die Augen einer Kuh

Am Nachmittag konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen fünf Workshops auswählen: Bei Prof. Johann Maierl, LMU München, und Dr. Andrea Fiedler wurden die Ergebnisse des EIP-Projektes mithilfe von Totklauen sowie Ultraschalluntersuchungen am lebenden Tier demonstriert. Bei Lara Auer, Firma Noone, hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, den Chairless Chair zur Entlastung des Rückens am Klauenpflegestand auszuprobieren. Im Workshop von Prof. Kerstin Müller wurde der Locomotion Score anhand von verschiedenen Tieren in der Bewegung beurteilt. Franziska Biebe, veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig, demonstrierte mithilfe der Klauenpresse die Wirkung unterschiedlicher Bodenbeläge auf die Klaue. Während des Workshops bei Dorothea Hagemann, Lehrwerkstatt Rind am LBZ Echem, hatten die Teilnehmenden dank der Kuhbrille die Möglichkeit, den Zutrieb und Klauenpflegestand durch die Augen einer Kuh zu sehen.

Biobetrieb mit vielen Standbeinen 

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Ende Juni lud der Agrarausschuss der Landjugend zu seiner jährlichen Sommerexkursion ein. Dabei wird jedes Mal ein anderer landwirtschaftlicher Betrieb in Schleswig-Holstein besichtigt. Dieses Jahr ging es auf den Buchenhof in Alt Wittenbeck, einen Familienhof in 21. Generation vor den Toren Kiels.

Bei bestem Sommerwetter fand sich eine Vielzahl interessierter Landjugendlicher aus ganz Schleswig-Holstein auf dem Betrieb der Familie Baasch ein. Alle waren gespannt, was sie erwarten würde, denn den meisten Teilnehmern war nicht viel über den Betrieb bekannt.

Bevor die Gruppe über den Hof geführt wurde, erfuhr sie, welche Entwicklung und welchen großen Wandel der landwirtschaftliche Betrieb über die Jahre durchlaufen hat. Seit 1989 konzentriert sich der Buchenhof gezielt auf den ökologischen Landbau und orientiert sich an der ökologischen Kreislaufwirtschaft. So wird versucht, alle Erzeugnisse vollständig zu verwerten oder weiterzuverarbeiten. Ursprünglich wurden noch Kühe gehalten und es gab eine Hofkäserei. Diese brannte jedoch ab. Heute hält der Betrieb keine Kühe mehr.

Auf dem Rundgang über das Gelände konnten man sehen, wie sich der Betrieb entwickelt und neue Standbeine gefunden hat. Zunächst ging es zu den Schweinen, eine der vier Säulen des Betriebes. Auf dem Hof selbst werden nur die Ferkel aufgezogen. Gemästet werden die Schweine an anderen Standorten. Die Ferkel zogen sofort die Aufmerksamkeit auf sich. Sie beim Herumtollen im Stroh zu beobachten, war für viele Teilnehmer ein schöner Anblick. Aber es ging auch um die Bewirtschaftung der Ferkelaufzucht. So erfuhren die Besucher einiges über die biologische Schweinehaltung und -aufzucht und die Unterschiede zu einem konventionellen Hof. So steht den Tieren zum Beispiel die dreifache Fläche zur Verfügung.

Neben der Schweinehaltung wird vor den Toren Kiels, auf Ackerflächen direkt am Nord-Ostsee-Kanal, eine Vielzahl an Getreidesorten angebaut, neben Dinkel auch Bohnen, Gerste und Hafer. Da ausschließlich organische Düngemittel aus dem eigenen Betrieb eingesetzt werden, verzichtet der Betrieb völlig auf synthetischen Dünger und Pflanzenschutzmittel.

Das dritte Standbein ist die Vermehrung von Leguminosen und Grassamen für unterschiedliche Saatgutbetriebe. Die Gebäude hierfür wurden genauestens begutachtet. Das gereinigte Getreide wird oft auch an Bäckereien geliefert, welche ihr Getreide noch selbst mahlen.

Abfälle, die beim Dinkelschälen anfallen, finden als Einstreu beim vierten Standbein des Betriebes, der Legehennenhaltung, Verwendung. Durch die Nähe zu Kiel lassen sich die Eier gut regional vermarkten. Im Vergleich zur konventionellen Bewirtschaftung werden die Hühner nur mit 60 % der Besatzdichte gehalten. Am ungewöhnlichsten erschienen den Landjugendlichen die Pferde, die zwischen den Hühnern gehalten werden. Dabei kam die Frage auf, ob die großen Vierbeiner nicht ab und an aus Versehen auf ein Huhn treten. Aber es wurde versichert, dass beide Parteien gut miteinander auskämen. Interessant war auch, dass auf einer Seite des Auslaufs für die Hühner ein Agroforst mit schnell wachsenden Gehölzen angelegt wurde, der Holz liefert und den Hühnern zugleich Schutz bietet.

Beeindruckt von der Vielseitigkeit des Betriebes kamen nach der Führung alle zum gemütlichen Teil des Abends zusammen. Es wurde gegrillt und gemeinsam gegessen. Dabei konnten noch offen gebliebene Fragen beantwortet, Geschichten ausgetauscht und vor allem neue Kontakte geknüpft werden. John Gosch

Der Auslauf für die Hühner grenzt an einen Agroforst, der Holz liefert und zugleich Schutz bietet.
Auf den Förderbändern werden die Eier sortiert und verpackt.
Pferde und Hühner leben einträchtig miteinander.

Co-Working-Space fürs Kunsthandwerk

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Nach der Gründung an der Ostseeküste im Jahr 2001 eröffnete „Packattack“ 2008 eine Manufaktur in Berlin. Hier wurden bis März 2020 alle Taschen vor Ort hergestellt. Jetzt hat das Team in Eutin einen Neuanfang gewagt. Aber nicht allein. Es gründete einen Co-Working-Space für Kunsthandwerker und Kunsthandwerkerinnen. Die Bosauer LandFrauen besuchten dort Hannes Gebien.

Der Inhaber der Taschenmanufaktur „Packattack“ empfing die LandFrauen mit Charme und Witz und zeigte den Besucherinnen seinen interessanten Arbeitsalltag vom ersten Bleistiftstrich bis zu den letzten Hammerschlägen, um ein Produkt zu vollenden. Danach schauten sich die LandFrauen die hochwertigen und nachhaltig gefertigten Materialien vor und nach der Verarbeitung an. Der Gastgeber setzte sich dann selbst an die Nähmaschine und ließ sich beim Nähen und der späteren Fertigstellung einer Tasche über die Schulter schauten. Es war wunderbar, das Rattern der Nähmaschinen zu hören und die Perfektion der manuellen und maschinellen Tätigkeiten zu verfolgen. Natürlich durfte im Anschluss dann eine Tasche erworben werden. Es war auch kein Problem, sich eine Tasche nach eigenen Wünschen gestalten zu lassen (mehr Infos über den Kunstwerkhof unter kunstwerkhof-eutin.de).

Danach saßen die LandFrauen noch gemütlich in der Gaststätte Hubertushöhe zusammen und ließen den schönen Nachmittag ausklingen.

Für die Taschen werden hochwertige technische Textilien wie recycelte Segel, moderne Funktionsgewebe sowie wiederverwertete Bannerstoffe und Leder, aber auch exotische Dinge wie ausgediente Möbelbezüge oder alte Fallschirme verarbeitet.
Liebevoll hatte Hannes Gebien (hinten) einen Umtrunk vorbereitet und servierte den Besucherinnen dazu spannende und lustige Lebensgeschichten.

Eine Tankstelle für Leichtigkeit

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Resilienz nennt man die Widerstandskraft gegen Belastungen, Krisen und Schicksalsschläge. Unterstützen kann dabei eine Beschäftigung abseits vom Beruf, die Freude bereitet, den Kopf frei macht und Kraft schöpfen lässt. Das Bauernblatt hat Landwirte und Landwirtinnen mit ungewöhnlichen Hobbys befragt. Heute: Gabriele Beckmann-Schnoor aus Padenstedt singt und spielt im Wandertheater Passelande.

„Das ist wie eine Tankstelle!“ Gabriele Beckmann-Schnoor muss nicht lange überlegen auf die Frage, was ihr das Wandertheater persönlich gibt. Zehn Tage war sie jetzt mit dem Projekt Passelande im nördlichen Kreis Plön unterwegs, mit Pferd und Wagen, schon zum dritten Mal. Route und Spielorte hat sie selbst für die Gruppe organisiert. Der Bauernblatt-Reporter traf sie an der Mühle Grebin.

Pferde, Reiten und Kutsche Fahren gehört ebenfalls zu den großen Leidenschaften von Gabriele Beckmann-Schnoor.  Foto: privat

Normalerweise gehören Theater und sogar Akrobatik wie Seiltanz zur Aufführung, doch an diesem Tag regnet es so stark, dass das Programm im luftigen, offenen Zelt auf eine gute Stunde nur mit Konzert reduziert wurde. Aber von wegen „nur“: Professionelle Musiker und Musikerinnen mit Gitarren, Flöte, Geige und zwei (!) Harfen geben eine beschwingte, fröhliche und zugleich lebenskluge Darbietung, teils mit eigenen Kompositionen, teils mit vor allem französischer Bänkelmusik – die Leiterinnen der Gruppe, Skye Großkopf und Steff Peters, waren früher mehrere Jahre lang durch Frankreich gezogen „wie vor 200 Jahren“ und hatten dabei ihre Erfahrungen gemacht. Immer wieder verwandelt sich die elfköpfige Gruppe in einen bis zu vierstimmigen Chor, der mühelos Dur-Moll-Übergänge oder Taktwechsel meistert. Mittendrin und voll dabei: Gabriele Beckmann-Schnoor, 57 Jahre alt.

Sie und ihr Mann Jens Beckmann (60) führen mit sieben Angestellten und derzeit zwei Lehrlingen den Rosenhof in Padenstedt bei Neumünster, bewirtschaften 690 ha und halten 280 Kühe mit 300 Stück Jungvieh, dazu eine 750-kW-Biogasanlage und 63 kW Photovoltaik. Eine von Gabrieles Hauptaufgaben ist die Verpflegung von manchmal bis zu 15 Personen – „wenn ich koche, kann ich die Texte lernen“.

Schon lange pflegt sie Musik und Theater, nimmt Unterricht bei Gesangslehrerin Skye Großkopf und bei Theaterdozentin Steff Peters in der Musikschule Neumünster – „Mittwoch ist ab Nachmittag mein Musiktag“. Die beiden animierten sie zur Teilnahme an ihrem Wandertheater Passelande – das ist der Name des Pferdes von König Artus, das nicht nur durch die irdischen. sondern auch durch die Traum- und Seelenländer der Menschen reitet. Pferde und Kutschfahrten waren von jeher eine weitere Leidenschaft von Gabriele.

Jens Beckmann unterstützt das Hobby seiner Frau auch mit logistischer Hilfeleistung. Zur Aufführung an der Mühle Grebin ist er mitgekommen.

Wie lässt sich das mit der Landwirtschaft vereinbaren? „Organisation ist das Wichtigste: rechtzeitig, gut kommuniziert und schriftlich festgehalten“, sagt sie. Da wird für zehn Tage vorgekocht oder auch mal Pizza bestellt und auch sonst alles organisiert auf dem Hof. Einmal am Tag telefonieren sie während der Tour, das genügt. Es habe etwas gedauert, bis es sich eingespielt habe.

Jens Beckmann hilft bei Transport und Logistik für das Theater und ist heute bei der Mühle Grebin dabei. Was hält er von dem Hobby seiner Frau? „Das muss, weil wir zwei Alphatiere sind“, sagt er knapp. Jeder brauche seinen Freiraum und seine Tätigkeit. Auch er sei ja engagiert im Ehrenamt, etwa als stellvertretender Bürgermeister und als Vorsitzender des Bezirksbauernverbands Mittelholstein.

Und es komme viel Energie zurück, sagt Gabriele Beckmann-Schnoor: „Das soziale Miteinander in der Gruppe, die Unbeschwertheit, die Leichtigkeit, das bringe ich mit nach Hause.“

Ökofeldtag in Lundsgaard

Nach längerer Corona-Pause fand Ende Juni vor der Ernte wieder ein Ökofeldtag in Zusammen­arbeit von Saatgutunternehmen P. H. Petersen und Landwirtschaftskammer in Lundsgaard statt.

Nach Begrüßung und kurzer Betriebsvorstellung durch Firmeninhaber Matz Petersen wurden die Sortenversuche zu Ökowintergerste, Ökowinterweizen und Ökoackerbohnen von Gerd-Ullrich Krug von der Landwirtschaftskammer den zahlreichen Teilnehmern vorgestellt. Die Versuche liegen auf der Betriebsfläche des Biolandbetriebes Kai Bischoff, Langballig, der die Kooperation auch mit seiner Erfahrung unterstützt.

Die Versuche präsentierten sich trotz der Trockenheit in einem sehr guten Zustand und boten einen optimalen Überblick über die angebotene Sortenvielfalt. In Lundsgaard berichteten Stefan Ruhnke, Saaten Union, Ernst Friedemann von Münchhausen, Gut Rosenkranz, Kay Hansen, Vermarktungsgesellschaft Bioland SH, und Astrid Hansen, Marktgesellschaft der Naturland Bauern AG, über „Aktuelles zum Ökomarkt“, was angeregt diskutiert wurde. Es folgte eine Führung durch die Demo-Anlage der Zwischenfrüchte und Zwischenfruchtmischungen.
Zudem gab es einen Vortrag von Michaela Schlathölter zum „Zwischenfruchtanbau in ökologischen Fruchtfolgen“. 

In der Bauernblatt-Ausgabe 30 informieren wir über die Ergebnisse der Landessortenversuche Ökowintergerste.

Sicher unterwegs mit Fohlen

Ob zur Fohlenschau, zur Auktion, zum Aufzuchtbetrieb oder als Notfall in die Klinik: Manchmal müssen auch Fohlen im Pferdetransporter reisen. Es gibt einige Tipps, die dabei immer beachtet werden sollten. Zusätzlich müssen jedoch auch die Stute und das Fohlen individuell betrachtet werden.

Meist wird dazu geraten, für den Fohlentransport die Mittelwand herauszunehmen, damit das Fohlen nicht zwischen Stute und Zwischenwand eingequetscht wird, und dafür durchgehende Brust- und Heckstangen einzuhängen. Allerdings lehnen manche diesen Umbau mit der Begründung ab, der Anhänger werde dadurch instabil. „Die Entfernung der Mittelwand spaltet die gewerblichen Transporteure, aber auch die Züchter und Pferdehändler“, erklärt Elisabeth Gasser, die in ihren 20 Jahren Erfahrung im gewerblichen Pferdetransport schon etliche Fohlen gefahren hat. „Aus meiner Sicht ist ein Hänger aufgrund der durchgehenden Brust- und Heckstangen auch ohne Mittelwand stabil.“ Ihr ist wichtig, dass das Fohlen während der Fahrt Kontakt zur Mutter hat und am Euter trinken kann.

Auch Tierheilpraktikerin Claudia Wobornik, die seit 2016 Pferdetransporte mit „ganzheitlichem Zugang“ anbietet, weiß um das Streitthema Mittelwand. „Jedoch sehe ich bei einem Absetzer das Risiko nicht, dass dieser den Anhänger umschmeißt“, wendet sie ein. Sie warnt allerdings, dass ein Großpferd durchaus dazu in der Lage wäre, weil der Schwerpunkt viel höher ist als bei einem Fohlen oder Pony. Sollte also bekannt sein, dass die Mutterstute Panik vor dem Fahren habe, müsse man in jedem einzelnen Fall entscheiden, wie man an den Transport herangehe. Dennoch sehe sie beim Fahren von Stute und Fohlen mit Mittelwand grundsätzlich ein höheres Risiko als ohne Mittelwand.

Elisabeth Gasser weist auf ihrer Homepage darauf hin, dass Fohlen bis zu einem Alter von acht Monaten unangebunden transportiert werden können. Denn die Gefahr, dass das Fohlen während der Fahrt im Strick hängen bleibt oder sich gar stranguliert, ist nicht von der Hand zu weisen. Claudia Wobornik bindet Fohlen und Absetzer sogar bis zum Alter von einem Jahr im Hänger nicht an. Sie rät: „Wenn der Pferdenachwuchs beim Transport ein Halfter trägt, bitte den Anhänger kontrollieren, ob das Fohlen nirgends hängen bleiben kann.“

Klappe zu

Weil die Fohlen „frei“ im Hänger stehen, ist es sehr wichtig, dass der Freiraum über der geschlossenen Rampe nicht offen ist. Gasser verwendet bei Fohlentransporten grundsätzlich ein spezielles Fohlengitter oberhalb der Rampe. „Je nach Anforderungen beziehungsweise Verhalten des Fohlens im Hänger kann man entweder nur mit Fohlengitter oder auch zusätzlich mit herabgezogener Plane, also blickdicht, fahren. Für eine ausreichende Belüftung sorgen das zusätzliche Dachfenster und spezielle Lüftungsgitter im Planenrollo.“

Bei Claudia Wobornik verfügt der Anhänger über eine spezielle Fohlenschutzklappe. „Wir sehen in herkömmlichen Fohlenschutzgittern ein gewisses Restrisiko in Bezug auf Verletzungen“, erklärt sie und warnt: „Ein Rollo beziehungsweise eine Plane reicht allein nicht aus, um ein Fohlen sicher zu transportieren.“ All diese Maßnahmen haben das gleiche Ziel: Das Fohlen soll am Herausspringen über die Heckklappe gehindert werden.

Eine Heutasche kann auf Fohlentransporten eine Alternative zum Heunetz sein. Foto: Pferdetransporte Claudia Wobornik

Wenn Fohlen mitfahren, verwendet Elisabeth Gasser kein Heunetz, denn das Fohlen könnte sich mit den Hufen darin verfangen. Stattdessen füttert sie loses Heu am Boden. Für Wobornik ist die Heutasche eine gute Lösung: „Die Fohlen treten nicht in das Heu und können sich besser ausbalancieren, als wenn der Kopf beim Fressen am Boden ist.“ Sie empfiehlt, die Heutasche mit einem Panikhaken an einer Seite im Anhänger zu fixieren. Sollte das Fohlen je in die Tasche springen, könne diese entweder leicht abgenommen werden oder der Panikhaken öffne von selbst.

Eine Kameraüberwachung im Anhänger zeigt, ob es den vierbeinigen Passagieren gut geht. Bei beiden Transportprofis ist eine Anhängerkamera auf allen Fahrten Standard – und eine dicke Schicht Sägespäne. Und zwar nur Sägespäne, alles andere sei rutschig, warnt Claudia Wobornik. Nicht vergessen: „Zwingend erforderlich ist bei Fohlen ein Zusperren der vorderen Tür („Menschentür“), denn diese könnte während der Fahrt aufgehen, da sie von innen zu öffnen ist“, so Elisabeth Gasser.

Mitunter wird geraten, den Bug des Anhängers mit Strohballen „auszustopfen“, um ein Durchrutschen des Fohlens unter den Bruststangen und einen Aufprall an der Anhängervorderwand zu vermeiden. Elisabeth Gasser ist davon abgekommen – zu groß ist in ihren Augen die Gefahr: „Es ist nicht möglich, die Strohballen entsprechend sicher festzubinden. Während der Fahrt können sie zu wahren Geschossen werden.“ Claudia Wobornik sieht zusätzlich noch ein anderes Problem: „Die Strohballenschnüre sind eine Gefahrenquelle.“ Vor allem Fohlen könnten daran hängen bleiben.

Immer der Stute nach

Für das Verladen muss immer genügend Zeit eingeplant werden – bei einem Fohlentransport gilt das umso mehr. Denn wenn das Verladen nicht auf Anhieb klappt, ist nichts schlimmer als Hektik. Diese überträgt sich auf die Vierbeiner. „Schließlich soll der erste oder einer der ersten Transporte so entspannt und ruhig wie irgend möglich stattfinden“, betont Elisabeth Gasser.

Claudia Wobornik warnt: „Grundsätzlich ist es von Vorteil, mit Belohnungen zu arbeiten. Allerdings dürfen zum Verladen oder in Transportpausen keine Karotten, Äpfel oder Ähnliches gefüttert werden. Pferde und Fohlen, die unter Stress stehen, fressen entweder gar nicht oder gierig. Die Gefahr einer Schlundverstopfung durch unzureichend gekaute Karotten und Ähnliches ist dann groß.“

„Das Verladen mit Stute funktioniert in der Regel am besten, wenn zuerst die Stute in den Hänger geführt wird und dann mindestens ein Mensch das Fohlen am Strick und zusätzlich einer Longe oder längerem Strick um den Po, am Rücken zusammengehalten, in den Hänger führt“, erklärt Gasser. „Beim Ausladen wird erst die Stute losgebunden, danach öffnet ein Helfer die Rampe und entfernt die hintere Stange. Wenn genug Platz ist, wird die Stute umgedreht und man wartet erst einmal, wie das Fohlen reagiert. Dann wird die Stute in Ruhe aus dem Hänger geführt, das Fohlen folgt der Mutter im Normalfall problemlos.“ Wobornik ergänzt: „Im Idealfall steht zur Sicherheit rechts und links vom Anhänger je eine Person, um ein seitliches Hinunterhüpfen zu verhindern.“

Üben, üben, üben

Damit Fohlen (und Stuten) den Hänger nicht als Schreckgespenst wahrnehmen, ist es wichtig, das Einladen vor dem „Ernstfall“ immer mal wieder zu üben. „Ich rate Fohlenbesitzern immer, ebenso wie das Fohlen-ABC zu trainieren (Füße heben, anhängen, putzen, führen und anderes), das Fohlen auch beispielsweise über Holzplatten, zwischen Strohballen hindurch oder über Planen gehen und im Idealfall in einen Hänger ein- und wieder aussteigen zu lassen, bevor man es transportiert“, rät Gasser. Dieses langsame Gewöhnen eines Fohlens an den Hänger wäre ihrer Meinung nach sehr wünschenswert, so wie auch für jedes „große“ Pferd regelmäßiges Üben gut wäre. Doch leider passiere das viel zu selten.

Gute Vorbereitung ist alles

„Eine gute Vorbereitung ist alles“, betont auch Wobornik. „Am besten den Anhänger immer wieder präsentieren, erkunden lassen, wirklich Zeit und Geduld nehmen. Es reichen täglich ein paar Minuten, und das am besten spielerisch gemeinsam mit der Mutterstute. Fohlen sind von Natur aus sehr neugierig und diese Erkundungsphase kann man hierbei gut ­nutzen.“

Im Idealfall sind die Fohlen bereits halfterführig, damit sie im Bedarfsfall auf den Hänger und wieder heruntergeführt werden können. Foto: Sven Morell

Für den Transport ist es sinnvoll, wenn der Pferdenachwuchs bereits halfterführig ist und problemlos sowohl auf den Hänger als auch wieder heruntergeführt werden kann. Selbst wenn das freie Hinein- und Hinauslaufen auf der gewohnten Hofeinfahrt perfekt funktioniert – unterwegs kann immer etwas passieren. Muss das Fohlen beispielsweise unvorhergesehen auf einer Straße ausgeladen werden, muss es sicher am Strick bleiben.

In diesem Zusammenhang spricht Claudia Wobornik eine eindringliche Warnung aus: „Bitte beim Verladen keine Stricke mit Panikhaken verwenden. Wenn sich der Panikhaken löst, kann dies zu bösen Verletzungen beim Menschen führen, zusätzlich läuft dann auch noch das Pferd beziehungsweise Fohlen frei herum.“ Empfehlenswert sei stattdessen ein (langes) Führseil mit Karabiner. Im Anhänger dagegen müssen die Pferde, wenn sie angebunden werden, mit Panikhaken gesichert werden. Sicherheit muss immer an erster Stelle stehen.

„Ich bin bestrebt, dass die Fohlen einen guten Start in ihr Transportleben bekommen, daher wird die Fahrweise wie bei jedem anderen Pferd angepasst: Vorausschauend fahren, viel Abstand halten, so wenig wie möglich bremsen und vorausschauend verlangsamend bremsen“, fasst Tierheilpraktikerin Claudia Wobornik zusammen.

Sonntagsfahrten

Weil die Fahrt etwas anderes ist als lediglich in den Hänger hineinzugehen, sollte vorab auch durchaus mal eine kleine Übungsrunde gefahren werden. Wobornik hat noch einen Tipp: „Ich fahre Fohlen oder Pferde, die noch nie transportiert wurden, immer gerne sonntags. Dann sind schon mal keine Lkw auf den Straßen unterwegs, und dies reduziert bereits den Stress.“

Dies bestätigt auch Elisabeth Gasser: „Ich habe Kunden, die mit mir vor etlichen Jahren genau diese langsame Gewöhnung an den Hänger durchgeführt haben, dann auch mal eine Übungsrunde gefahren sind und sich so mit ihrem Jungspund an das Thema herangetastet haben. Eben diese hatten noch nie ein Verladeproblem – auch nicht in aufregenden Situationen.“

Meyer: „Flächendruck ist eine riesige Baustelle“

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Sybille Meyer leitet seit Mitte Mai die Geschäfte des Bauernverbandes Hamburg (BVHH). Über ihre Verbindung zur Landwirtschaft, die Schwerpunkte ihrer Arbeit und die besonderen Herausforderungen in der Hansestadt, sprach sie mit dem Bauernblatt.

Wie sind Sie zu Ihrer neuen Anstellung gekommen?

Ich bin mit einem Landwirt verheiratet und brauchte vor zirka fünf Jahren vom Verband einen Vertrag für unseren Betrieb. Deswegen hatte ich den damaligen Geschäftsführer Dr. Carsten Bargmann angerufen. Im Gespräch sagte er, dass er eine Assistenz sucht. Diese Aufgabe konnte ich mir vorstellen, da ich im Vorfeld schon für den eigenen Betrieb die Fortbildung zur Agrarbüromanagerin in Niedersachsen absolviert hatte. Zwischenzeitlich habe ich nach fünf Jahren als Assistenz der Geschäftsführung des BVHH ab Januar 2023 die Verbandsarbeit beendet, um wieder aktiver auf unserem Betrieb mitzuwirken. Nachdem die Stelle der Geschäftsführung kurzfristig frei wurde ist BVHH-Präsident Martin Lüdeke mit dem Vorstand auf mich zugekommen und hat mir den Posten angeboten.

Haben Sie als BVHH-Geschäftsführerin eine Vollzeitstelle?

Nein, ich arbeite 25 Stunden pro Woche in der Geschäftsstelle. Dazu kommen Projekte mit der Umwelt- und Landwirtschaftsbehörde in Hamburg (Bukea), in denen ich als Selbstständige mitarbeite und nebenbei helfe ich natürlich zu Hause auf unserem Ackerbaubetrieb mit, überwiegend im Büro, obwohl ich auch gerne Trecker fahre.

Was ist der Unterschied zwischen Assistenz und Geschäftsführung?

Für mich ist nun das die politische Arbeit stark in den Vordergrund gerückt. Als Assistenz in der Geschäftsstelle habe ich überwiegend die Mitglieder betreut. Nun freue ich mich auf die neuen Herausforderungen und darauf, die agrarpolitische Zukunft Hamburgs mitgestalten zu können.

Wie sieht die politische Arbeit im Alltagsgeschäft aus?

Es geht viel um die Ansprache. Wir pflegen einen guten Austausch mit unseren Senatoren und laden sie auf unsere Höfe ein. Wir sind da gut im Gespräch, vor allem mit Umwelt- und Landwirtschaftssenator Jens Kerstan (Grüne) und seiner Behörde. Uns ist wichtig, die gute fachliche Praxis der Landwirtschaft darzustellen, zu erklären und das Verständnis für unsere Belange zu stärken. Wir haben dafür ein ausgezeichnetes Netzwerk aufgebaut.

Fällt es schwer, die Interessen der Landwirtschaft in einer Metropole wie Hamburg zu vertreten?

Die Landwirtschaft in Hamburg ist wichtig. Einige Gruppen wollen aber in erster Linie Naturschutz umsetzen. Da müssen wir gegenhalten. Ich habe den Eindruck, dass Landwirtschaft hier grundsätzlich gewollt ist und auch gefördert wird. Die Bukea hat jüngst dabei unterstützt, ein Projekt für die teilmobile Schlachtung in den Vier- und Marschlanden voranzubringen. Einen Schlachter mit den notwendigen Zulassungen haben wir bereits gefunden. Momentan sind wir auf der Suche nach einem Baugrundstück, wo wir perspektivisch zirka 1.000 Rinder im Jahr verarbeiten wollen.

Welche Ziele verfolgen Sie in dem Schlachtprojekt?

Für mich ist nun das die politische Arbeit stark in den Vordergrund gerückt. Als Assistenz in der Geschäftsstelle habe ich überwiegend die Mitglieder betreut. Nun freue ich mich auf die neuen Herausforderungen und darauf, die agrarpolitische Zukunft Hamburgs mitgestalten zu können.

Sind Hamburger Landwirtinnen und Landwirte automatisch gute Öffentlichkeitsarbeiter, weil die Höfe so nah am Verbraucher sind?

Alle Betriebe hier sind offen, Aufklärungsarbeit zu leisten, sowohl im persönlichen Gespräch als auch über digitale Kanäle. Wir nutzen zum Beispiel die Webseite „Ackern für Hamburg“ (siehe Kasten) um uns darzustellen und mit Verbrauchern in Kontakt zu treten.

Was sind in Hamburg die wichtigsten Produktionsbereiche neben der Tierhaltung? 

Wir haben viel Gemüsebau, den Obstbau und Sonderkulturbetriebe, die beispielsweise Stauden und Rosen anbauen. Die Hamburger Landwirtschaft ist vielfältig.

Vielfältige Aufgaben erfordern ein breites Spektrum an Information und Wissen. Welche Anlaufstellen nutzen Sie?

Erste Ansprechpartner für mich sind immer der Präsident Martin Lüdeke und die Vorstandsmitglieder. Wir pflegen flache Hierarchien. Alle arbeiten als Team, und jeder kann gefragt werden. Wir haben außerdem schon immer eng mit dem Bauernverband Schleswig-Holstein zusammengearbeitet. Durch die Unternehmerinnen-Fachgruppe ist das zuletzt noch mehr geworden. Und aufgrund ähnlicher Herausforderungen sind wir auch mit den Kollegen aus Bremen regelmäßig im Austausch.

Worin sehen Sie die größten Herausforderungen für die Hamburger Landwirtschaft?

Wir haben großen Flächendruck. Das ist tatsächlich eine Riesenbaustelle. In Hamburg betrifft dies neben Siedlungs- und Verkehrsflächen zusätzlich Infrastrukturvorhaben und Erneuerbare Energien, genauso wie Naturschutz, einschließlich Flächen für Kompensationsmaßnahmen und die dadurch steigenden Pachtpreise. Ein weiteres drängendes Thema ist der EU-Kommissionsvorschlag zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Hier muss eine tragfähige und langfristige Lösung für die Obstbauern erarbeitet werden. Darüber hinaus beschäftigt uns die Entwicklung bei der Mehrgefahrenversicherung.

Verbandsintern will sich auf Sicht der Vorstand gerne verjüngen, um für die Interessenvertretung weiterhin gut und zukunftsfähig aufgestellt zu sein.

Info

„Ackern für Hamburg“ ist ein digitaler Marktplatz von Bauern, Gärtnern, Verarbeitern, Gastwirten und Händlern aus Hamburg und Umgebung. Auf der Plattform werden die Vielfalt und Qualität der Erzeugnisse sowie die Dienstleistungen der Hamburger Agrarwirtschaft präsentiert:
www.ackernfuerhamburg.de