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Abendliche Duftgenüsse im Garten

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Keine Sorge, auch nachtaktive Pflanzen bleiben (hoffentlich) fest in der Erde verwurzelt – nur ihre Blüten öffnen sich in der Nacht. Sie lassen ihren Nektar fließen und senden Duft aus, um nachtaktive Insekten anzulocken. Viele von ihnen sind nicht nur ökologisch wertvoll, sondern ermöglichen auch genussvolle Dufterlebnisse im abendlichen Garten oder auf dem Balkon.

Auch unter Pflanzen gibt es „Lerchen“ und „Eulen“ – Frühaufsteher und solche, die erst spät am Tag in Fahrt kommen. Tagaktive Pflanzen wie Löwenzahn und Ringelblume schließen ihre Blüten spätestens gegen Abend, andere blühen nachts erst so richtig auf  – im wahrsten Sinne des Wortes. Sie sind damit an nachtaktive Bestäuber angepasst. Bei uns sind das in erster Linie Nachtfalter, in tropischen Regionen werden manche Kakteen oder Passionsblumen auch durch Fledermäuse bestäubt.

Vollständig dunkel wird es auch in der natürlichen Nacht nur selten. Mond- und Sternenlicht, aber auch reflektiertes Licht der unterhalb des Horizonts stehenden Sonne sorgen fast immer für eine Resthelligkeit, in der sich nachtaktive Insekten, deren Augen weitaus lichtempfindlicher sind als unsere, orientieren können. Während Rottöne, dunkles Blau und Violett in der Dämmerung verschwinden, sind Weiß, Hellgelb, blasses Rosa und Hellblau auch bei minimalem Licht in der Nacht noch sichtbar. Um für ihre potenziellen Bestäuber möglichst gut erkennbar zu sein, blühen viele Nachtblüher deshalb in hellen Farbtönen. Die Blüten reflektieren auch das kurzwellige, ultraviolette Licht, das die Insekten im Unterschied zu uns Menschen wahrnehmen können.

Nachtfalter orientieren sich jedoch erst im Näherkommen an den Blütenfarben. Über weite Strecken finden sie ihre Futterpflanzen, indem sie deren Duft folgen. Mit ihren äußerst empfindlichen Geruchsorganen können sie Duftstoffe auch in feiner Verdünnung über große Entfernungen wahrnehmen. An Nachtfalter angepasste Pflanzen fallen entsprechend nicht nur durch helle Blüten, sondern oft auch durch ihren Duft auf, der nachts am stärksten entwickelt ist. Allerdings sind nicht alle nächtlichen Pflanzendüfte auch für die menschliche Nase wahrnehmbar, die viel weniger geruchsempfindlich ist als die der nachtfliegenden Bestäuber.

Tags unscheinbar – nachts attraktiv

Eine typische Nachtfalterpflanze ist das Seifenkraut (Saponaria officinalis), das auf frischen Böden an sonnigen Plätzen gedeiht. Seine zarten, hellrosa Blüten entfalten nachts einen schwachen Nelkenduft, der aber zum Anlocken der Nachtfalter ausreicht. Weil die so zart wirkende Pflanze einen starken Ausdehnungsdrang durch Versamung und Bildung von Wurzelausläufern besitzt, ist sie nur in größeren Gärten zu empfehlen. Das Abendduftende Leimkraut (Silene italica) ist trotz seiner südlichen Herkunft auch bei uns ganz winterhart. Tagsüber eher unauffällig, geht von den kleinen, weißen Blüten abends ein herbsüßer Duft aus. Zu den nachtaktiven Nelkengewächsen gehören auch die Weiße Lichtnelke (Silene latifolia alba) und das Nickende Leimkraut (Silene nutans). Sie bieten nicht nur Nektar, sondern dienen auch den Raupen verschiedener Nachtfalterarten als Futterpflanze.

Die zierliche Abendlevkoje öffnet ihre Blüten erst nach Sonnenuntergang. Foto: Anke Brosius

Die Gartenlevkoje, Matthiola incana, lässt ihre einfachen oder gefüllten, farbigen Blüten Tag und Nacht geöffnet, der Duft ist allerdings abends und nachts am intensivsten. Bei der tagsüber unscheinbaren Abendlevkoje Matthiola bicornis öffnen sich die blassvioletten, zart duftenden Blüten erst in der Abenddämmerung bis zum Morgen. Auch die alten Bauerngartenpflanzen Nachtviole (Hesperis matronalis) und Mondviole (Lunaria annua) duften abends und nachts besonders intensiv, noch stärker aber das am Tage recht unauffällige Silberblatt Lunaria rediviva.

Nachtfalter zeichnen sich durch besonders lange Rüssel aus. Entsprechend befindet sich der Nektar an Nachtfalter angepasster Pflanzen häufig in schmalen und besonders tiefen Blütenkelchen. So können etwa die zahlreichen, blassgelben, nachtduftenden Blüten des Echten Geißblatts, Lonicera caprifolium, und die rötlich-hellgelben des Waldgeißblatts (Lonicera periclymenum) von anderen Insekten gar nicht geleert werden. Auch Dufttabakarten (Nicotiana alata und Nicotiana sylvestris) können nur von den langrüsseligen Nachtschwärmern bestäubt werden.

Duftpflanzen für den abendlichen Gartengenuss

Nachtkerzen öffnen ihre Blüten bei Einbruch der Dunkelheit im Zeitraffer. Foto: Anke Brosius

Ein besonderes Schauspiel bieten Nachtkerzen, deren Blüten sich bei einbrechender Dunkelheit Blatt für Blatt entfalten. Da Nachtkerzen sich durch Selbstaussaat, wenn man sie lässt, auf vielerlei Plätze im Garten verteilen, kann man an ihnen gut den direkten Einfluss der Lichtstärke auf die jeweilige Pflanze beobachten: Je heller der Standort, desto später öffnen sich die Blüten. Nachtkerzenblüten bleiben nur eine Nacht geöffnet und welken im Laufe des Folgetags, während die neuen Blütenknospen schon in den Startlöchern stehen. Nicht nur bei der verbreiteten zweijährigen Oenothera biennis, auch bei der niedrigeren Oenothera odorata, einer kurzlebigen Staude, lässt sich dieses Spektakel beobachten.

Die Gelbe Taglilie blüht zum Abend hin auf. Foto: Anke Brosius

Auch die hellgelben Blüten der Zitronentaglilie Hemerocallis citrina öffnen sich am frühen Abend und verströmen vor allem nachts ihren zitronenähnlichen Duft, um sich an warmen Sommertagen schon im Laufe des folgenden Nachmittags endgültig zu schließen. Ihnen gleich tun es die Blüten der ebenfalls hellgelb blühenden Frühlingstaglilie Hemerocallis minor und die der kräftiger gelben, blumig duftenden Hemerocallis lilioasphodelus.

Die Königslilie, Lilium regale, kann mit ihren großen, trichterförmigen, je nach Sorte reinweißen oder außen bräunlich-violetten Blüten nachts ganze Gärten in einen würzigen Vanilleduft tauchen. Wer es nicht so intensiv mag, wird Königslilien in einiger Entfernung vom Sitzplatz pflanzen oder an ihrer statt die dezenter duftende Madonnenlilie, Lilium candidum, wählen.

Weit verströmt die Königslilie nachts ihr würziges Aroma. Foto: Anke Brosius

Damit die Blütendüfte nicht so leicht vom Winde verweht werden, sollten spezielle Duftgärten oder Duftecken im Garten möglichst windgeschützt angelegt werden. Im Schutz einer Mauer, eines Spaliers, einer hohen Hecke oder in einer geschützten Senke bleiben Düfte für menschliche Nasen länger wahrnehmbar.

Typische Nachtfalterblüten zeichnen sich durch Duft und helle Farben aus: weißer Phlox. Foto: Anke Brosius

Phlox paniculata, die hohe Flammenblume, ist für ihren abendlichen Duft bekannt, der allerdings hinsichtlich Intensität und Aroma je nach Sorte sehr variiert. Monate vor dem Sommerphlox blüht ab April, Mai an halbschattigen Plätzen bereits der Wald-Phlox (Phlox divaricata) und entfaltet vor allem abends seinen fliederähnlichen Duft. Die kleinen, weißen, Leimkraut ähnelnden Blüten des Nachtphloxes oder Duftenden Sternbalsams, Zaluzianskya capensis, verströmen in Hochsommernächten einen betörenden Bittermandelgeruch.

Manche Pflanzen duften in der Nacht anders als am Tag. So erscheint der schwere, süße Lilienduft in der Nacht eher würzig aromatisch. Die Blüten des Stechapfels, Datura stramonium, öffnen sich ab dem Mittag und bleiben die ganze Nacht geöffnet. Der süßliche Duft der Blüten in der Nacht ist ganz anders als der kartoffelartige Geruch der Pflanze am Tage.

Nachtduftende Pflanzen für Balkon und Terrasse

Die Wunderblume (Mirabilis jalapa) öffnet ihre vielfarbigen, duftenden Blüten ab dem späten Nachmittag (englisch: „Four O’Clock Plant“) und schließt sie spätestens am nächsten Vormittag wieder. Ihr Duft, der sich erst zu späterer Nachtstunde bemerkbar macht, lockt bei uns vor allem Nachtfalter an. In Mittelamerika, wo die Wunderblume zu Hause ist, wird sie auch von Kolibris bestäubt. Wunderblumen brauchen einen möglichst windgeschützten, sonnigen bis halbschattigen Standort, wo sie bei guter Pflege ausdauernd blühen. Ihre Knollen können ähnlich wie Dahlienknollen überwintert werden.

Besondere Leuchtkraft besitzen die weißen Blüten der Mondwinde (Ipomoea alba), die an einem geschützten Platz auf dem Balkon gedeiht. Die starkwüchsige tropische Schlingpflanze braucht viel Platz, Wasser und Nährstoffe. Die bis zu 12 cm großen, stark duftenden Blüten, die sich ähnlich wie bei der Nachtkerze im Zeitraffer öffnen, sind aber sehr beeindruckend.

Sehr intensiv duften auch die großen, bis zu 30 cm langen Blüten der Engelstrompeten, die es in zahlreichen Farben von Weiß und Hellgelb bis zu Dottergelb und Rosa gibt. Weil die ausdauernden, aber nicht winterharten Pflanzen auch im Kübel bis zu 2 m Höhe erreichen und auch recht breit wachsen, eignen sie sich nur für große Balkone und Terrassen oder als „Begrüßungspflanze“ neben der Haustür. So prächtig und eindrucksvoll die reich blühenden Pflanzen auch sind – manche Menschen reagieren auf den Duft des Nachtschattengewächses mit Kopfschmerzen. Grundsätzlich sollte man stark duftende Nachtblüher lieber nicht direkt vor dem Schlafzimmerfenster pflanzen, weil der Duft, auch wenn man ihn nicht direkt als störend wahrnimmt, die Tiefe des Schlafs beeinträchtigen kann.

Beeindruckende Kübelpflanze: Engelstrompete. Foto: Anke Brosius

Nächtliche Dunkelheit zulassen

Der Blührhythmus von Pflanzen reagiert auf den Tag-Nacht-Zyklus. Durch die zunehmende nächtliche Lichtverschmutzung aufgrund immer mehr künstlicher Beleuchtung, nicht nur in städtischen Ballungsräumen, werden die Lebenszyklen nachtaktiver Pflanzen und Tiere gestört. Deshalb sollte man nach Möglichkeit nicht auch noch im Garten künstliche Lichtquellen einsetzen. Vor allem LED-Licht wirkt mit seinem Blau-Violett-Spektrum sehr stark auf nachtaktive Insekten und Fledermäuse. Weniger störend ist „klassisches“ gelb-orangefarbenes Licht, wie es etwa von Kerzen oder Fackeln ausgeht. Werden zudem auffällige nachtblühende Pflanzen wie Nachtkerzen entlang der Wege gepflanzt, erleichtern sie im nächtlichen Garten die Orientierung. Vielleicht kann man dann sogar größtenteils ganz auf künstliche Beleuchtung verzichten.

Sensation auf dem Kutschbock

Zum ersten Mal im Fahrsport der Vierspänner vertrat ein reines Frauenteam in einem Nationenpreis die deutschen Farben, und das bei einem so renommierten Turnier wie der Royal Windsor Horse Show. Mit Mareike Harm aus Negernbötel, Kreis Segeberg, und der Niedersächsin Anna Sandmann gingen die zwei weltbesten Fahrerinnen im CHIO4* an den Start.

Fünf Teams nahmen am Nationenpreis teil. Den Sieg holten sich mit 310,8 Punkten die Niederländer. Mareike Harm und Anna Sandmann kamen mit 322,5 Punkten auf Platz zwei. Dieser Erfolg des Damenteams ist umso höher einzustufen, als kein weiterer deutscher Fahrer in Windsor am Start war, es also kein Streichergebnis gab. Daher war neben dem fahrerischen Können auch viel mentale Stärke gefragt. Die drittplatzierten Franzosen fuhren ebenfalls nur zu zweit – ihr Ergebnis waren 367,7 Punkte.

Die Grundlage für den Erfolg des Teams legten die deutschen Fahrerinnen schon in der Dressur. Anna Sandmann platzierte sich hier mit 43,98 Punkten auf dem dritten Platz hinter dem Australier Boyd Exell und Ijsbrand Chardon aus den Niederlanden. Mareike Harm wurde Fünfte (46,91). Im Marathon fuhr Anna Sandmann auf Platz fünf, Mareike Harm kam auf den siebten Rang.

Beim abschließenden Kegelfahren musste Mareike Harm nur Chardon den Vortritt lassen, der lediglich 0,08 Zeitstrafpunkte bekam. Mit einem Abwurf kam die Holsteinerin, die nach der Geburt ihrer Tochter erst ihr zweites Turnier bestritt, auf Platz zwei. Anna Sandmann verbuchte 10,67 Strafpunkte, das bedeutete Platz acht im Kegelparcours.

Unterm Strich waren das hervorragende Ergebnisse, die in der Gesamtwertung Mareike Harm mit 159,92 Punkten auf Platz drei und Anna Sandmann mit 162,56 Punkten auf dem vierten Rang platzierten. Überlegener Sieger in der Einzelwertung wurde nach seinen ersten Plätzen in Dressur und Marathon sowie dem dritten Rang im Kegelfahren der mehrfache Weltmeister Boyd Exell (135,390) vor dem Altmeister Ijsbrand Chardon (144,33). fn

Kurs Richtung Klassenzimmer

Menschen aus der Stadt haben oftmals keine Freunde oder Verwandte mit direktem Bezug zur Landwirtschaft. Viele Verbraucher kennen daher die Zusammenhänge bei der Herstellung von Lebensmitteln nicht mehr. Kann man ihnen daraus einen Vorwurf machen? Nein! Kann man aber zu dem Schluss kommen, dass Wissenslücken durch entsprechende Angebote im Bildungssektor zu schließen sind? Auf jeden Fall!

Mit dieser Erkenntnis startete Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) am Montag die Pilotphase der Bildungsoffensive seines Ministeriums (siehe Seite 13). Sie ist ein Element der Umsetzung des Dialogprozesses zur Zukunft der Landwirtschaft in Schleswig-Holstein und wurde laut Schwarz in enger Abstimmung mit dem Bildungsministerium entwickelt. Er erklärte: „Wir wollen Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufen I und II vermitteln, wie moderne Landwirtschaft funktioniert, wie gesunde Lebensmittel produziert werden und eine gesundheitsförderliche sowie klimabewusste Ernährung gelingen kann.“ In Zusammenarbeit mit der Europa-Universität Flensburg sollen in der ersten Phase rund 150 Lernangebote inklusive passender Materialien entstehen.

Hoffnungsvoll für das Vorhaben stimmt das breite Netzwerk beteiligter Verbände und Organisationen. Nur mit Bauern-, LandFrauen- und Landjugendverband ist eine flächendeckende Beteiligung geeigneter landwirtschaftlicher Betriebe möglich. Die Landwirtschaftskammer, der Fischereiverband sowie die Anbauverbände Bioland und Demeter unterstützen zudem bei fachlichen Fragen. Kompetenz in Sachen Bildung liefern neben dem Bildungsministerium und der Europa-Universität auch das Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume (BNUR) sowie die BNE-Agentur (BNE: Bildung für nachhaltige Entwicklung). Für Ausgewogenheit der Unterrichtsinhalte stehen unter anderem die Verbraucherzentrale und der Tierschutzverein ProVieh.

Alle Beteiligten eint die Erkenntnis, dass Sinneserfahrungen bei Hofbesuchen allein nicht mehr ausreichen. Klar ist also: Landwirtschaftliche Unterrichtsinhalte sind erklärungsbedürftig. Bauern sind zwar bereit, in die Schulen zu gehen und Klassen auf ihre Höfe einzuladen, entscheidend für das Gelingen der Bildungsoffensive werden aber die Lehrkräfte sein. Schließlich nutzt das beste Angebot nichts, wenn es an den Schulen nicht angenommen wird. 

Es gilt also, die Angebote an die Schulen gut zu vermarkten und niedrigschwellig zu halten. Hilfe bei der Organisation rund um die Hofbesuche könnte ein Schlüssel sein. Alternativ bieten Hilfsmittel wie VR-Brillen mittlerweile die Möglichkeit, digitale Hofbesuche ganz ohne Reiseaufwand zu ermöglichen. Fest steht: Um die Wissenslücken bei den Verbrauchern von morgen zu schließen, müssen die ersten Angebote der Bildungsoffensive zünden.

Artikel zur Bildungsoffensive

Emissionen senken, Effizienz steigern

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Gasförmige Stickstoffverluste in Form von Ammoniak (NH3) spielen vor allem bei der Ausbringung flüssiger Wirtschaftsdünger eine große Rolle. Das technische Verfahren der Ansäuerung von Gülle und Gärresten kann hier Abhilfe schaffen, bietet in der Praxis hinsichtlich der Umsetzbarkeit und des Nutzens aber noch viel Diskussionspotenzial. Um Effekte der Ansäuerung während der Ausbringung in wachsende Bestände zu zeigen, ist das länderübergreifende Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) „Säure + im Feld“ nun auch in Schleswig-Holstein unter Federführung der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (LKSH) gestartet.

Die Herausforderungen für die Landwirtschaft nehmen zu. Vor allem im Hinblick auf die EU-Nitratrichtlinie im Bereich des Gewässerschutzes und die NEC-Richtlinie für Luftreinheit werden die Anforderungen an eine möglichst effiziente und verlustarme N-Düngung immer größer. Aber auch aus wirtschaftlicher Sicht ist es sinnvoll, die Ausbringung von Gülle und Gärresten möglichst verlustarm und effizient zu gestalten.

Deutschland ist verpflichtet, bis zum Jahr 2030 die NH3-Emissionen um 29 % im Vergleich zum Jahr 2005 zu reduzieren. Nahezu die Hälfte der aus der Landwirtschaft stammenden NH3-Emissionen werden durch die Ausbringung von Wirtschaftsdüngern verursacht. Auf unbestelltem Ackerland stellt die direkte Einarbeitung von Gülle und Gärresten, zum Beispiel über Güllescheibeneggen oder Strip-Till im Maisanbau, die effizienteste Möglichkeit dar, um NH3-Emissionen während der Ausbringung zu vermeiden. Um dem Reduktionsziel nachzukommen, fordert die Düngeverordnung (DÜV) aktuell, spätestens innerhalb von vier Stunden, ab dem 1. Februar 2025, innerhalb einer Stunde (wie gegenwärtig schon in der N-Kulisse) nach der Ausbringung einzuarbeiten.

Säuretank des SyreN-Systems in der Fronthydraulik

Auf bestelltem Ackerland ist nach DÜV bereits seit dem 1. Januar 2020 mindestens eine streifenförmige Ausbringung vorgeschrieben, für Grünland und mehrschnittigen Feldfutterbau gilt diese Regelung erst ab dem 1. Februar 2025. Trotz des Einsatzes von streifenförmiger Ausbringung, die eine deutliche Optimierung in Bezug auf die Reduktion von Emissionen im Vergleich zur Güllebreitverteilung darstellt, ist weiteres Potenzial gegeben, die gasförmigen N-Verluste unter ungünstigen Ausbringungsbedingungen (zum Beispiel hohe Temperaturen und Windgeschwindigkeiten) zu vermindern.
Eine gute Möglichkeit der Effizienzsteigerung bei der Wirtschaftsdüngerverbringung in wachsende Bestände stellt die Ansäuerung von flüssigen Wirtschaftsdüngern mit Schwefelsäure (H2SO4) dar.

Bisherige Emissionsmessungen konnten bereits zeigen, dass insbesondere die hohen NH3-Verluste in den ersten Stunden nach der Ausbringung durch die Zugabe von H2SO4 deutlich reduziert werden können. Dennoch wird dieses Verfahren im Vergleich zu den Nachbarn in Dänemark auf Praxisbetrieben im Norden bisher kaum genutzt.

Warum ansäuern?

Es stellt sich die Frage, warum flüssige Wirtschaftsdünger angesäuert werden sollten, wenn ohnehin schon streifenförmig gedüngt wird. In Gülle und Gärresten liegt der Stickstoff sowohl organisch gebunden als auch direkt pflanzenverfügbar in mineralischer Form (Ammonium (NH4+)) vor. Der NH4+-N-Anteil ist aufgrund seiner chemischen Eigenschaften besonders anfällig für gasförmige N-Verluste in Form von NH3.

Ein pH-Meter misst kontinuierlich den pH-Wert im Güllestrom.

Zwischen NH4+ und NH3 herrscht ein Dissoziationsgleichgewicht, welches sich je nach pH-Wert und Temperatur verschieben kann. Bei niedrigen pH-Werten verschiebt sich das chemische Gleichgewicht zugunsten des NH4+, sodass NH3-Verluste gemindert werden können. Eine Absenkung des pH-Wertes erfolgt durch die Zugabe von H2SO4, wodurch mehr pflanzenverfügbares NH4+ zur Verfügung steht und gleichzeitig gasförmige NH3-Verluste sinken.

Im Rahmen des MuD wurde ein Ziel-pH-Wert von 6,4 des Wirtschaftsdüngers etabliert. Je nach Ausgangs-pH-Wert sind unterschiedliche Säuremengen je Kubikmeter Wirtschaftsdünger erforderlich, um den Ziel-pH-Wert zu erreichen. Für Rinder- und Schweinegülle sind rund 2 l H2SO4/m3 Gülle erforderlich. Gärreste haben zumeist eine höhere Pufferkapazität, sodass bis zu 5 l H2SO4/m3 erforderlich sein können.

Neben dem Effekt der besseren N-Ausnutzung wird durch das Ansäuern pflanzenverfügbares Sulfat auf der Fläche ausgebracht, was eine zusätzliche mineralische Schwefeldüngung, zum Beispiel über SSA/ASS, überflüssig macht. Pro Liter 98%iger Schwefelsäure werden 0,6 kg S ausgebracht. Werden 20 m3 Gülle/ha ausgebracht, der 3 l H2SO4/m3 hinzugefügt wurden, so werden 36 kg Sulfat/ha ausgebracht. Dieser Aspekt ist aus pflanzenbaulicher Sicht nicht zu vernachlässigen, um eine Überschreitung des S-Bedarfs der Kulturen zu vermeiden.

Technische Umsetzung

In der Fronthydraulik des Schleppers befindet sich ein IBC-Container mit H2SO4, der von einem Schutzkorb aus Stahl umgeben ist. Zwei weitere seitliche Tanks ermöglichen das Mitführen von Nitrifikationshemmern und Frischwasser. Das Frischwasser kann für das Spülen der Leitungen verwendet werden oder dient im Notfall bei Kontakt mit der Säure zum Abspülen.

Durch eine hydraulisch angetriebene Säurepumpe gelangt die Säure zum Injektor. Am Güllefass sitzt ein pH-Meter, welches kontinuierlich den pH-Wert im Güllestrom misst. Mithilfe des Durchflussmengenmessers und des pH-Meters erfolgt in der Mischeinheit die Säureinjektion. Über das Terminal am Schlepper kann eine feste Säuremenge vorgegeben werden, die hinzudosiert wird, oder ein bestimmter pH-Wert, der erreicht werden soll.

Säureinjektor für die korrekte Säurezuteilung

Es handelt sich bei H2SO4 um Gefahrgut, weshalb beim Umgang (Transport, Ausbringung) mit der Säure ein ADR-Schein notwendig ist, um sowohl den Anwender als auch andere Verkehrsteilnehmer bestmöglich zu schützen. Grundsätzlich ist die Ansäuerungs-Technik mit allen erforderlichen Schutzvorkehrungen ausgestattet. Bei Anschaffung wird vom Hersteller eine Schulung für den sicheren Umgang angeboten.

Grundsätzlich können verschiedenste Säuren genutzt werden, um den pH-Wert in der Gülle abzusenken. Trotz der aus Sicherheitsgründen zu bedenkenden Eigenschaften von H2SO4 ist diese für die Praxis am ehesten zur Nutzung geeignet, da sie ein besonders hohes Ansäuerungspotenzial besitzt und vergleichsweise preiswert ist. Würden organische Säuren wie Essig- oder Milchsäure eingesetzt, wäre für das gleiche pH-Wert-Ziel eine deutlich höhere Säuremenge notwendig. Dies ist durch höhere Kosten nicht rentabel.

MuD „Säure + im Feld“

Ziel des MuD ist es, die Akzeptanz des Verfahrens der Ansäuerung während der Ausbringung zu steigern, indem die Technik unter Praxisbedingungen auf landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt wird. Neben Schleswig-Holstein sind sieben weitere Bundesländer in das Projekt integriert, sodass eine möglichst große Reichweite geschaffen werden kann. Ein Netzwerk aus landwirtschaftlichen Betrieben und Lohnunternehmen entsteht. In Schleswig-Holstein nehmen acht landwirtschaftliche Betriebe (siehe Abbildung) und die Lohnunternehmen Blunk und Brockmann teil.

In diesem Jahr liegt der Fokus auf den Kulturen Winterweizen und Grünland. Die Potenziale der Ansäuerungstechnik sollen dargestellt und Vorbehalte (vor allem gegenüber Sicherheit, Praktikabilität) reduziert werden. Neben der Ertragswirkung stehen auch die Umwelteffekte im Fokus (Emissionsmessungen), zudem soll die Wirtschaftlichkeit des Systems bewertet werden. Hierfür bieten Feldtage und Demoveranstaltungen, aber auch Seminare und Vorträge eine Grundlage für alle, die sich für die Thematik interessieren.

Die Förderung des Vorhabens erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Die Projektträgerschaft erfolgt über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).

Fazit

Die Ansäuerung ist bei oberirdischen Ausbringtechniken sinnvoll, um die NH3-Emissionen im stehenden Bestand zu reduzieren. Auch bei ungünstigen ­Witterungsbedingungen ist die Ansäuerung von Vorteil. Die Nährstoffeffizienz erhöht sich, was vor allem in Roten Gebieten von Relevanz ist. Keinen Mehreffekt bietet sie hingegen, wenn die Organik direkt eingearbeitet wird. Weitere Informationen, unter anderem zu Feldtagen, folgen in Kürze.

Vion schließt Schlachthof in Bad Bramstedt

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Vion plant, seinen Betrieb in Bad Bramstedt zu 31. Juli zu schließen. Beim nördlichsten deutschen Rinderschlachthof der Vion Food Group sind zirka 250 Mitarbeiter beschäftigt.

Das Unternehmen machte seine Pläne heute bekannt und will mit dem Betriebsrat über einen Interessenausgleich beziehungsweise Sozialplan für die Mitarbeiter verhandeln.

Rückläufiger Viehbestand

Der seit Jahren rückläufige Rinderbestand in Norddeutschland sowie die Überkapazitäten am Schlachthofmarkt machten einen weiteren Schritt der Konsolidierung der Schlachthoflandschaft notwendig. Die Vion Food Group – größter Rindfleischproduzent in Deutschland – plant daher, ihren nördlichsten Rinderschlachthof bis Ende Juli 2023 schließen.

Bereits seit 2012 hatte Vion die Kapazitäten am Standort Bad Bramstedt dem fortschreitenden Rückgang der Rinderbestände Norddeutschlands kontinuierlich angepasst. Die jetzt angestrebte Schließung sei eine Konsequenz aus der aktuellen Marktlage und der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung zu weniger Fleischkonsum.

Die Unternehmenstochter Vion Zucht- und Nutzvieh GmbH soll von der Schließung nicht betroffen sein. Im Interesse ihrer Landwirte, die Transportwege für die Schlachtrinder im Sinne des Tierschutzes auch zukünftig kurz zu halten, werde Vion in den kommenden Wochen das Angebot der weiterhin ausreichend vorhandenen Schlachtkapazitäten im Norden sondieren.

Markt unter Druck

„Die geplante Schließung ist Teil der Anpassung an unseren deutschen Standorten, um Angebot und Nachfrage auf dem deutschen Markt, der unter Druck steht, wieder ins Gleichgewicht zu bringen“, sagte Vion-Chef Ronald Lotgerink. „Angesichts der Inflation und der Preissteigerungen, der gesellschaftlichen Entwicklungen und der Regulierungen, denen Land- und Fleischwirtschaft derzeit ausgesetzt sind, ergreifen wir Maßnahmen, um die Fleischproduktion in Deutschland gesund zu erhalten und den Landwirten eine bleibende Zukunft zu geben“. 

Ronald Lotgerink. Fotos: Vion

Fleischrinderbesamungen – ein starker Trend

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Kreuzungsanpaarungen von Milchkühen mit Fleischrinderbullen, genannt „Beef on Dairy“, etablieren sich zunehmend in der Milchviehhaltung. Besonders die verbesserten Vermarktungsmöglichkeiten der Kälber sind positiv zu bewerten, allerdings steigt gleichzeitig das Risiko für Schwergeburten.

Der Einsatz von Fleischrinderbullen im Milchviehbereich nimmt seit einigen Jahren stetig zu. In Schleswig-Holstein machen sie bereits einen Anteil von 27,1 % der Gesamtbesamungen aus. Mit diesem Anteil ist das Land bundesweit Spitzenreiter. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 23,0 %. Am häufigsten werden in Schleswig-Holstein die Weißblauen Belgier (WBB) mit einem Anteil von 67,5 % der Fleischrinderbesamungen eingesetzt. Es folgen Angus mit 16,6 % und Limousin mit 4,7 %. Auch in der deutschlandweiten Betrachtung stehen die WBB mit 55,4 % an der Spitze, gefolgt von Fleckvieh mit 12,3 % und Angus mit 9,7 %.

Dies geschieht vor dem Hintergrund, keine Kälber aufzuziehen, die nicht für die Eigenremontierung benötigt werden, und diese stattdessen im Alter von vier Wochen zu vermarkten. Die Kreuzungskälber erzielen bei den Mästern höhere Erlöse als die Kälber von Milchviehrassen. Dabei werden für ein WBB-Kreuzungskalb durchschnittlich 150 € mehr gezahlt als für ein Holstein-Friesian-Kalb (HF). Angus-Kreuzungen bringen hingegen einen Aufpreis von ungefähr 50 € im Vergleich zu den HF.

Weil nur die Tiere aufgezogen werden, die zur Eigenremontierung benötigt werden, lassen sich Ressourcen wie Fläche und Futter einsparen. Dadurch, dass weniger Färsen produziert werden, bleibt allerdings auch kaum Selektionsspielraum, welches Tier nach der Kalbung zur Remontierung im Betrieb bleibt und welches als Zuchtvieh vermarktet wird.

Zur Vorbeugung gegen abnehmende Qualitäten bei den Remontierungsfärsen sollte genau ausgewählt werden, welche Kühe aus dem Bestand für die Produktion der eigenen Nachzucht geeignet sind. Hier sind betriebsindividuelle Zuchtziele wie Nutzungsdauer, Milchleistung oder Exterieur zu definieren, um die genetisch wertvollsten Kühe auszuwählen. Eine Anpaarungsberatung durch ein Besamungsunternehmen kann hier eine Unterstützung darstellen und ist in der Regel kostenfrei.

Die genetisch wertvollsten Tiere sollten dann mit gesextem Milchviehsperma belegt werden, um schließlich auch das gewünschte Kuhkalb zu erhalten. Diese Besamungen machen in Schleswig-Holstein mittlerweile einen Anteil von 12,8 % aus. Auch hier liegt das Land über dem Bundesdurchschnitt von 6,0 %. Auf diesem Wege lässt sich die Anzahl der erwarteten Nachzucht besser kalkulieren.

Die genetisch weniger wertvollen Milchkühe werden hingegen mit dem Fleischrindersperma besamt. Hier gibt es inzwischen auch die Möglichkeit, männlich gesextes Sperma einzusetzen. Der Vorteil hier besteht darin, dass die gekreuzten Bullenkälber besser vergütet werden als die Kuhkälber.

WBB-Kreuzungskälber (li.) sind aufgrund der Fleischfülle bei den Abnehmern besonders beliebt, die Kreuzungen mit Angus (r.) versprechen hingegen leichtere Geburtsverläufe. 

Besserer Besamungserfolg?

Ein Punkt, welcher häufig genannt wird, ist der vermeintlich bessere Besamungserfolg bei Kreuzungsanpaarungen. Die Annahme, Kühe würden durch die Besamung mit anderen Rassen besser tragend werden, ist weitverbreitet. Besonders Bullen von Fleischrassen gelten als gute Befruchter. Pauschal kann diese Aussage jedoch nicht bestätigt werden. Zwar kommt es vor, dass entsprechende Bullen zu den besten Befruchtern über alle Rassen hinweg gehören, aber dies hat vor allem tierindividuelle Gründe. Am Ende hängt der Besamungserfolg von verschiedenen Faktoren wie dem Besamungszeitpunkt und der Fruchtbarkeit der Kuh und weniger von der Rasse des eingesetzten Bullen ab.

Sorgfältige Bullenauswahl

Oft diskutiert wird ein stärkeres Aufkommen von Schwergeburten bei den Fleischrindanpaarungen. Besonders bei dem Einsatz von WBB treten mit 4,8 % gehäuft erschwerte Geburtsverläufe auf. Die Schwergeburtenrate bei reinrassigen HF-Anpaarungen liegt hingegen bei 1,6 %. Um diese unerwünschten Nebenwirkungen zu vermeiden, sollte bei der Auswahl des Besamungsbullen darauf geachtet werden, dass dieser auch für die Kreuzungszucht mit Milchkühen geeignet ist. Denn innerhalb einer Rasse kann es zu erheblichen Unterschieden kommen. Die Zuchtverbände geben hier Auskunft über Tot- und Schwergeburtenraten sowie über die Geburtsgewichte und Trächtigkeitsdauer der geprüften Abkalbungen des Bullen.

Auch die Wahl der Rasse kann in dieser Hinsicht ausschlaggebend sein. Im Vergleich zu den WBB ist der Einsatz von Angus eine leichtkalbige Alternative, die sich im Geburtsverlauf kaum von den HF-Reinzuchten unterscheidet. Angus-Bullen sind daher auch zur Anpaarung mit Färsen geeignet. Jedoch muss hier die etwas geringere Vergütung der Kälber berücksichtigt werden.

Zwar steht für die Milchviehhalter maßgeblich der Kalbeverlauf im Mittelpunkt, dennoch muss zur Sicherung der Abnahme auch die Mastleistung der Kälber bedacht werden. Daher sind im Vorfeld Absprachen mit dem Viehhändler angebracht, für welche Rassekreuzungen Abnehmer verfügbar sind. Auf diese Weise ist der Absatz rechtzeitig gesichert. Außerdem sollte berücksichtigt werden, dass das Verkaufsgewicht der Kälber nicht einzig vom Geburtsgewicht abhängig ist, sondern ebenfalls maßgeblich durch die täglichen Zunahmen und damit durch die Versorgung beeinflusst wird.

Probleme in der Folgelaktation?

Erste Untersuchungen zeigen, dass die Kühe, die ein Kalb aus einer WBB-Anpaarung gebären, in der Folgelaktation einige Auffälligkeiten zeigen. So liegt die Abgangsrate dieser Kühe bei 36,1 %, im Vergleich zu 30,4 % bei reinrassigen Holstein-Anpaarungen. Auch konnte eine um 209 kg verminderte Milchleistung nach Geburt eines WBB-Kalbes ermittelt werden.

Einerseits sind diese Auffälligkeiten sicherlich die Folge der vermehrt auftretenden Schwergeburten. Andererseits werden vornehmlich die Kühe mit Fleischrindern belegt, die den Leistungsträgern der Herde eher hinterherhängen. Diese Tiere produzieren in den meisten Fällen ohnehin weniger Milch als die reinrassig besamten Stallgenossinnen und wurden eventuell aus Gründen gemerzt, die nicht mit den Folgen einer möglichen Schwergeburt in Verbindung stehen.

Fazit

„Beef on Dairy“ ist für viele Betriebe eine wirtschaftlich interessante Strategie, um Ressourcen in der Jungviehaufzucht einzusparen. Zur Sicherung der eigenen Nachzucht sollte die genetische Spitze der Herde nach betriebsindividuellen Maßstäben ermittelt werden. Hier bietet sich der Einsatz von gesextem Milchviehsperma an, während die anderen Kühe mit Fleischrinderbullen belegt werden können. In Schleswig-Holstein ist diese Strategie bereits deutlich etablierter als im Bundesdurchschnitt. Herausfordernd ist jedoch, dass insbesondere der Einsatz schwerer Rassen wie WBB zu einem vermehrten Auftreten von Schwergeburten führen kann. Die genaue Auswahl passender Bullen ist daher von großer Bedeutung. Hier ist es notwendig, genau abzuwägen, ob zugunsten der leichteren Kalbeverläufe leichtere Fleischrinderrassen eingesetzt werden sollten, obwohl die Vergütung der Kälber geringer ausfallen kann. Schließlich werden die Kälber auch nach ihrem Gewicht abgerechnet, und dieses lässt sich durch eine intensive Versorgung beeinflussen.

Und der Horizont wird weiter …

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Resilienz nennt man die Widerstandskraft gegen Belastungen, Krisen und Schicksalsschläge. Unterstützen kann dabei eine Beschäftigung abseits vom Beruf, die Freude bereitet, den Kopf frei macht und Kraft schöpfen lässt. Das Bauernblatt hat Landwirte mit ungewöhnlichen Hobbys befragt. Heute: Till Krohn, Bassist in der Band „Jeden Tag Silvester“

Die Lieder haben Titel wie „Schwerelos“, „Kleinstadthelden“, „Durch deine Augen“, „Wenn wir uns wiedersehen“ oder „Dein Glück“ – alles eigene Kompositionen der Bad Oldesloer Band „Jeden Tag Silvester“. Das ist zugleich der Titel eines ihrer ersten Lieder: Weil man gute Vorsätze von Silvester gern bald vergisst, sollte „jeden Tag Silvester“ sein.

Die Band besteht seit 13 Jahren und ist sehr erfolgreich in der deutschen Popmusik, tritt deutschlandweit auf, vermittelt durch eine Agentur. Leadsänger und Pianist ist Bertram Ulrich, Niclas Lawinsky spielt Gitarre, Tom Rieken Schlagzeug – und der Bassist ist Till Krohn, Landwirt in Westerau im Kreis Stormarn.

Landwirtschaftliche Themen findet man in den Liedern nicht, allenfalls streift im dazugehörigen Musikvideo eine junge Frau durch ein Kornfeld. Die anderen drei Bandmitglieder sind Ingenieur, Banker, Berufsmusiker. Und sie sind „dicke Freunde“ für Till Krohn: „Wir tauschen uns viel aus, über schöne Dinge ebenso wie über Probleme.“

Blick nach außen und von außen

Dass sie nicht aus demselben Beruf kommen, empfindet Krohn als Bereicherung. Zum einen, weil man dann sich meist über andere Sachen unterhalte, denn „es gibt ja nicht nur Landwirtschaft“. Zum anderen bekomme er so auch mit, wie Landwirtschaft von außen gesehen werde. „Wenn sie mich zum Beispiel fragen: Warum setzt du Glyphosat ein?, muss ich Antworten finden. Das bringt Selbstreflexion, aber auch die Bestätigung, dass wir Bauern die Sachen ziemlich gut machen. Wenn ich etwas erklären kann, dann wird es auch verstanden. Wenn nicht, dann muss ich darüber nachdenken.“

Till Krohn auf dem Gerstenfeld. „Ich liebe beides – die Musik und die Landwirtschaft!“  Foto: Tonio Keller

Till Krohn ist 39 und bewirtschaftet den Hof in der vierten Generation, zusammen mit seinem Vater und einem festen Mitarbeiter: 450 ha reiner Marktfruchtbau in weiter Fruchtfolge. In den 1970er bis 2000er Jahren, als sein Vater den Betrieb führte, habe es die schnellste technische Entwicklung gegeben, „vielleicht zu schnell für die Natur“. Heute seien die Themen Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Biodiversität obenauf. „Da müssen wir ran, und ich sehe, dass wir Bauern da viel tun und gut dabei sind.“

Musik von Kindesbeinen an

Zur Musik kam Till Krohn schon als Kind: Klavierunterricht, später Cello. Dann hatten vier Freunde Lust auf Jazz, spielten mit ihm an einem sozialen Tag ihrer Schule für einen guten Zweck. „Das klang grauenvoll, aber dann hab‘ ich mich reingekniet. Mit 19 waren wir schon nicht mehr so schlecht. Ich hatte einen extrem guten Basslehrer, er hat mit Harmonielehre beigebracht.“ Zehn Jahre spielte er dann in einer Gospelband in Bad Oldesloe.

Mit dem Kopf und mit den Ohren verstehen

Die Konstellationen wechselten, Mitspieler zogen weg zum Studieren. Die Band „Jeden Tag Silvester“ erwies sich dann als stabile Besetzung bis heute, und seitdem spielen sie ausschließlich eigene deutsche Popmusik. Die Texte schreibt Sänger Bertram Ulrich, die Arrangements entwickeln sie gemeinsam. „Ich bin der Rationale, ich muss es lesen und verstehen“, sagt Krohn. „Bertram macht das alles mit den Ohren. Wenn man zu verkopft an die Sache herangeht, verliert man die Basis.“ Überregionale Aufmerksamkeit brachte 2015 die Teilnahme am Bundes Vision Song Contest mit Stefan Raab.

Geprobt wird etwa ein Mal pro Woche im Übungsraum auf Krohns Hof in Westerau, dann durchaus vier Stunden lang. Dazu kommt etwa alle zwei Wochen ein Auftritt, der dann mit Fahrt und Soundcheck zwölf Stunden in Anspruch nehmen kann. Diese Auftritte sind natürlich Monate vorher terminiert, das Erntewetter hingegen lässt sich nicht planen. Kommt es da nicht manchmal zu Zeitkonflikten? „Meine Familie unterstützt mich. Sie wissen, wenn ich Musik mache, geht es mir gut“, sagt er.

Das Glück – es ist größer!

Gleichwohl hat er auch Freude an seinem Beruf. „Man sieht, was man geschafft hat – wenn man bis spät in die Nacht gedrillt hat, und ein paar Tage später kommt das sprießende Grün. Ich liebe beides, die Musik und die Landwirtschaft, ich würde sie nicht gegeneinander abwägen. Deshalb mache ich beides, und die Kombination ist hervorragend.“

„Es ist größer als alles, was du jemals geseh‘n hast – dein Glück“ lautet eine Zeile aus einem ihrer Lieder. Und da könnte man doch eine Brücke zwischen beiden Bereichen schlagen: Das könnte man tatsächlich auch auf die Landwirtschaft beziehen. 

„Frontalangriff gegen die Holzenergie“

Sowohl die Waldeigentümer als auch ein breites Verbändebündnis haben an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages appelliert, den Entwurf des geplanten Gebäudeenergiegesetzes (GEG) nachzubessern.

Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände – Die Waldeigentümer (AGDW) macht sich für die weitere Nutzung von Holz als Energiequelle stark. Währenddessen fokussiert sich die Kritik der insgesamt 16 Verbände aus den Bereichen Wirtschaft, Umwelt, Verbraucherschutz und Gewerkschaften auf sogenannte H2-Ready-Gasheizungen. Verständnis für die Ablehnung von H2-Ready kommt von der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Dr. Julia Verlinden.

Die Waldeigentümer wollen nach eigenen Angaben das „geplante Verbot von Holzheizungen im Neubau und das praktische Aus von Holzheizungen im Bestand durch die extreme Diskriminierung“ in dem Entwurf stoppen. Das Gesetz sei in seiner jetzigen Form „ein Frontalangriff gegen die Holzenergie“. Die AGDW ruft ihre Mitglieder daher dazu auf, direkt bei den Bundestagsabgeordneten per Brief, E-Mail oder Anruf gegen den geplanten Umgang mit Holz zu protestieren. Erklärtes Ziel des Verbandes ist es, dass „Holzheizungen auch künftig uneingeschränkt möglich bleiben“.

Auf der anderen Seite hat ein Verbändebündnis – zu dem unter anderem der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und der Bundesverband Erneuerbare Energie gehören – am Montag vergangener Woche von den Bundestagsabgeordneten gefordert, die „Erfüllungsoption Wasserstoff aus dem Gesetz zu streichen“. Sie lehnen die im Gesetz enthaltene Möglichkeit ab, dass mit Erdgas befeuerte Gasheizungen eingesetzt werden können, wenn diese technisch in der Lage sind, Wasserstoff zu verarbeiten. Solche H2-Ready-Gasheizungen seien eine „Scheinlösung“, gaben die Verbände zu bedenken.

Der Einbau einer solchen Heizung „in der Zuversicht, diese kurz- oder mittelfristig mit klimaneutralem Wasserstoff betreiben zu können“, sei mit „immensen ökologischen und finanziellen Risiken verbunden“. Dem stimmte die Grünen-Politikerin Verlinden zu. Ihr zufolge bleibt in „der Übergangszeit das klimaschädliche fossile Gas weiter teuer“, und mit der Begehrlichkeit nach Grünem Wasserstoff stiegen auch die Kosten. „Es geht daher jetzt darum, die Weichen für den Umstieg auf die Erneuerbaren Heizungen zu stellen und den Menschen mit gezielter Förderung unter die Arme zu greifen“, so Verlinden in einer Reaktion auf den Verbändeappell. Für die Fraktionsvize demaskiert dieser Aufruf die „Panikmache der ewig gestrigen, fossilen Gaswirtschaft“.

Kühe mögen keine Hitze

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Hohe Temperaturen können zu Leistungseinbußen und gesundheitlichen Schäden bei Nutztieren führen. Um das zu vermeiden, hat Familie Reinermann aus Fürstenau im Kreis Osnabrück neue Lüfter im Stall installiert. Hier wird der Betrieb vorgestellt.

Frische Luft weht durch die offenen Tore über den Futtertisch im Milchviehstall von Familie Reinermann in Fürstenau-Hollen­stede. Die meisten Kühe liegen in den Liegeboxen und kauen wieder, während einige am Futtertisch stehen und fressen oder uns neugierig ihre Köpfe entgegenstrecken. Von Hitzestress sind sie an diesem kühlen Tag im Frühjahr weit entfernt. Damit das so bleibt und sie sich auch im Sommer wohlfühlen, wenn die Temperaturen steigen, hat Familie Reinermann im vergangenen Jahr neue Lüfter in ihrem Milchviehstall und bei den Trockenstehern installiert. Sie bringen die Luft an heißen Tagen in Bewegung.

Wenig Luftbewegung an schwülen Tagen

„Der Stall ist eigentlich schon zu allen Seiten offen“, erklärt Betriebsnachfolger Julian Reinermann. „Wir haben vorn und hinten große Tore, und die Curtains an den Seiten lassen sich komplett herunterfahren. Aber je nach Wetter ist damit trotzdem zu wenig Bewegung in der Luft – gerade an schwülheißen Tagen, wenn die Luft steht.“

Daran hätten auch die vorhandenen Ventilatoren kaum etwas ändern können. Diese hatte die Familie in ihrem Stall aus dem Jahr 1998 über die Jahre nachgerüstet, aber sie seien mittlerweile zehn Jahre alt oder älter gewesen und hätten nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik entsprochen. An heißen Tagen konnte man laut Julian Reinermann erkennen, dass die Tiere unter Hitzestress litten. Geäußert habe sich das vor allem dadurch, dass sie sich weniger bewegten und vermehrt standen, da sie so besser Wärme abgeben können als im Liegen. Aber auch Milchleistungseinbrüche um bis zu 4 l seien in Hitzeperioden durchaus vorgekommen.

Neben der Längslüftung hängt am Stallende auf jeder Seite ein Lüfter in Querausrichtung auf Höhe des Melkroboters.

Lüfter bei Trockenstehern und Milchkühen

Deshalb fiel im Mai vergangenen Jahres die Entscheidung, neue Ventilatoren im Milchviehstall und bei den Trockenstehern zu installieren. Im Milchviehstall hängen seitdem zehn Lüfter – in jeder Stallhälfte des Doppel-Dreireiher-Stalls zwei Längsreihen mit je zwei Lüftern hintereinander über den Liegeboxen und jeweils ein weiterer quer am Stallende auf Höhe des Melkroboters. Die Maße der Ventilatoren liegen bei 1,46 × 1,46 m.

Bei den Trockenstehern setzt Familie Reinermann auf eine Querlüftung: Der Laufstall, in dem die Tiere untergebracht sind, stammt aus dem Jahr 2020 und ist zugleich Jungvieh- und Maststall. Auf der linken Stallseite gibt es 130 Mastrinderplätze, während sich auf der rechten Seite an ein Strohabteil Liegeboxen anschließen. Sie bieten Platz für 20 Trockensteher und dahinter 50 tragende Rinder. Über dem Stroh- und dem angrenzenden Liegeboxenbereich für die Trockensteher befinden sich an der Stallaußenseite drei Ventilatoren – das gleiche Modell wie im Milchviehstall, aber mit Maßen von 1,10 × 1,10 m etwas kleiner. Durch die Querlüftung gelangt die frische Luft hier direkt in die Liegeboxen, sodass die Trockensteher Julian Reinermann zufolge noch mehr von der Belüftung profitieren und ein angenehmes Stallklima sichergestellt ist.

In jeder Hälfte des Doppel-Dreireiher-Stalls hängen zwei Reihen mit je zwei Ventilatoren zur Längslüftung über den Liegeboxen. Die Curtains an den Seiten lassen sich komplett herunterfahren.

Steuerung anhand von Temperatur und Feuchte

In beiden Ställen hängen die Ventilatoren in einer Höhe von 2,70 m (Unterkante), sodass kein Schutzkorb nötig ist. Die Steuerung erfolgt automatisch anhand von Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Die Ventilatoren setzen bei einer Temperatur von 18 °C mit einer Laufleistung von 15 % ein und steigern die Leistung dann automatisch linear auf bis zu 100 %.

Den Temperaturfühler nutzt Familie Reinermann schon seit dem Einbau der Lüfter im vergangenen Jahr. Nach den Erfahrungen im ersten Sommer hat sie nun noch einen Feuchtigkeitssensor ergänzt, sodass sich die Steuerung künftig am THI (temperature humidity index) orientiert, also dem Zusammenspiel von Temperatur und Luftfeuchtigkeit.

Die Steuerung allein über die Temperatur habe bereits gut geklappt, aber gerade an schwülwarmen Tagen sei aufgefallen, dass die Lüfter eigentlich noch zu langsam liefen, schildert Julian Reinermann. Das soll nun durch die Berücksichtigung der Luftfeuchte noch besser werden.

Die automatische Steuerung möchte er heute nicht mehr missen. „Die alten Lüfter mussten wir manuell anstellen, aber dadurch schaltet man sie immer erst viel zu spät ein“, ist seine Erfahrung. „Jetzt setzen die Lüfter zuverlässig bei 18 Grad ein. Dann weht zwar nur ein laues Lüftchen im Stall, aber das macht schon einen Unterschied.“

Die Lüfter bei den Trockenstehern hängen quer an der Stallaußenwand und belüften die Liegeboxen so ­direkt.

Tierwohl, Arbeitskomfort und Energieeffizienz

Nach dem ersten Sommer mit den neuen Lüftern ist Julian Reinermann überzeugt, dass sie das Tierwohl positiv beeinflussen und die Kühe weniger unter der Hitze leiden als früher. Durch die bessere Belüftung verbrächten sie auch an heißen Tagen wieder mehr Zeit liegend. Dazu komme, dass die Milchleistung in den Hitzeperioden zwar noch leicht nach unten gehe, aber bei Weitem nicht mehr so extrem wie früher. Der Arbeitskomfort sei ebenfalls gestiegen und das Arbeiten im Stall durch die bessere Belüftung angenehmer. Darüber hinaus seien die neuen Ventilatoren im Vergleich zu den alten Modellen deutlich leiser, wovon Mensch und Tier profitierten.

Nicht zu vernachlässigen sei zudem die verbesserte Energieeffizienz der modernen Ventilatoren: Während die alten Lüfter einen Energieverbrauch zwischen 1,1 und 1,5 kW aufgewiesen hätten, kämen die neuen auf rund 0,53 kW, sodass sich trotz der besseren Belüftung und der höheren Anzahl an Ventilatoren Strom sparen lasse. „Man spart Energie, der Stressfaktor für die Kühe sinkt und man hat selbst jeden Tag im Stall Spaß daran“, fasst Julian Reinermann die Vorteile zusammen.


Der Betrieb Reinermann – Betriebsspiegel und Management

140 Milchkühe plus weibliche Nachzucht

Milchleistung: 12.200 kg

130 Mastbullen (eigene Nachzucht)

110 ha Fläche (40 ha Grünland, 30 ha Getreide und 40 ha Mais)

Arbeitskräfte: Felix und Mechthild Reinermann, Sohn Julian und ein Auszubildender

Der Milchviehbetrieb von Familie Reinermann liegt in Hollen­stede, einem Ortsteil von Fürstenau im Landkreis Osnabrück. Felix und Mechthild Reinermann bewirtschaften ihn gemeinsam mit ihrem Sohn Julian. Der Betrieb hat mittlerweile über 50 Lehrlinge ausgebildet.

Der Milchviehstall stammt aus dem Jahr 1998 und wurde 2012 und 2015 schrittweise erweitert auf heute 120 Plätze. Mit der Erweiterung im Jahr 2015 zogen außerdem zwei Melkroboter ein.

Familie Reinermann zieht die komplette Nachzucht auf und mästet die männlichen Tiere selbst. Dazu werden rund 30 % der Milchkühe mit Fleischrasse-Sperma (Inra 95 und Weißblaue Belgier) belegt.

Die Jungtiere sind zum Teil in Altgebäuden untergebracht, größtenteils aber im neuen Stall aus dem Jahr 2020. Dieser ist zweigeteilt: Links vom Futtertisch beinhaltet er 130 Mastrinderplätze in Vollspaltenbuchten mit Gummimatten. In der rechten Stallhälfte bieten Abteile mit Liegeboxen und ein Strohbereich Platz für 50 Rinder und 20 Trockensteher.

Lernziel: Zusammenhänge erkennen

Das Kieler Landwirtschaftsministerium (MLLEV) hat am Montag (22. Mai) bei einem Treffen des Akteurs-Netzwerks auf dem Hof Steffen in Muxall, Kreis Plön, die Pilotphase der Bildungsoffensive „Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz“ (BiLEV) gestartet.

„Die Bildungsoffensive ist notwendig, um das Wissen, das in den vergangenen Jahren vielleicht nicht vermittelt werden konnte, wieder an die Schülerinnen und Schüler heranzutragen, und zwar in einem Alter, in dem sie wichtige Entscheidungen für ihr Leben treffen“, betonte Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU). Nach seiner Einschätzung werde ein solches Engagement von seinem Ministerium auch erwartet. Zugleich freut sich Schwarz, dass die Bereitschaft im Bildungsministerium vorhanden sei, die Offensive gemeinsam mit dem MLLEV weiterzuentwicklen.

Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufen I und II soll dabei vermittelt werden, wie moderne Landwirtschaft funktioniert, wie Lebensmittel produziert werden und eine gesundheitsförderliche sowie klimabewusste Ernährung gelingen kann. „Um dieser anspruchsvollen Aufgabe gerecht zu werden, konnten wir die Europa-Universität in Flensburg als wichtigen Partner für die wissenschaftliche Begleitung und Umsetzung gewinnen“, berichtete Schwarz.

Das Akteursnetzwerk diene dazu, Schulen, Bildungsakteure und Betriebe zusammenzubringen. Zum Start der Pilotphase würden daher ausgewählte Akteure und Schulklassen aus Schleswig-Holstein gemeinsam mit der Europa-Universität Flensburg erste Prototypen von Bildungseinheiten testen und weiterentwickeln. Ein Bildungskatalog werde schließlich Bildungsakteure und Schulen sowie Themenangebote und Zielgruppen zusammenführen. Dieser werde im Laufe des kommenden Schuljahres aufgebaut und kontinuierlich erweitert.

Eine erste Lerneinheit zum Thema „Tierwohl in der regionalen Landwirtschaft“ durchliefen im Vorfeld des Akteurs-Treffens Schüler der Gemeinschaftsschule Probstei. Leila Schwarz, Lebensgefährtin des landwirtschaftlichen Betriebsleiters Christopher Steffen, führte die Jugendlichen über den Hof und beantwortete alle Fragen, zum Beispiel: Warum haben einige Rinder Hörner und andere nicht? Warum stehen die Tiere im Stall und nicht auf der Weide? Was wird gefüttert? Wie alt werden die Tiere? „Puh“, lautete ihr Fazit. Aber sie begrüßte den Austausch mit den Schülern. Er habe auch ihr noch einmal einen anderen Blick auf bestimmte Themen verschafft.

Laut MLLEV ist in vielen Schulfächern ein Bezug zur Landwirtschaft herstellbar. Ob Experimente zu naturwissenschaftlichen Themen wie Biogaserzeugung oder verbraucherorientiertes Lernen anhand der Wertschöpfungskette von Lebensmitteln – die Auseinandersetzung mit Tierhaltung oder Pflanzenanbau im regionalen und globalen Kontext stehe im Vordergrund.

MLLEV-Staatssekretärin Anne Benett-Sturies erläuterte die nächsten Schritte: „Wir werden in der Pilotphase weitere Lerneinheiten testen und das Betriebsnetzwerk ausbauen.“ Ziel sei, landesweit Höfe als außerschulische Lernorte anzubieten. Darüber hinaus gelte es, die landwirtschaftlichen Akteure und die anderen Netzwerk-Partner weiterzuqualifizieren und neue Kooperationen zu ermöglichen. Benett-Sturies zeigte sich optimistisch, das dies trotz vorläufiger Haushaltssperre gelinge. 

Leitartikel zur Bildungsoffensive