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Schweinefleisch trotzt dem Trend

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Deutschlands Fleischexport ist zum Auftakt dieses Jahres etwas schwächer ausgefallen als Anfang 2024. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wurden in den ersten beiden Monaten insgesamt rund 432.100 t Fleisch (ohne Lebend­tiere) ausgeführt; das waren 1,9 % weniger als im Januar und Februar vorigen Jahres.

Die Fleischeinfuhr nahm ebenfalls ab, wobei das Minus mit 0,3 % auf 349.800 t sehr moderat ausfiel. Während aber der Fleischexport wertmäßig um 2,1 % auf 1,21 Mrd. € abnahm, erhöhte sich der Wert der Fleischeinfuhren um 9,7 % auf 1,35 Mrd. €.

Entgegen dem negativen Gesamttrend nahm der Export von frischem, gekühltem und gefrorenem Schweinefleisch im Berichtszeitraum leicht zu, und zwar um 0,3 % auf rund 213.500 t. Die Auslandsvermarktung von frischem, gekühltem und gefrorenem Rindfleisch verringerte sich dagegen um 3,4 % auf knapp 38.200 t. Noch deutlicher fiel der Rückgang mit 6,7 % auf rund 65.200 t beim Geflügelfleisch einschließlich der betreffenden Schlachtnebenerzeugnisse aus.

Ebenfalls stark abgenommen hat die Einfuhr von Schweinefleisch. An frischer, gekühlter und gefrorener Ware wurden davon in der Berichtsperiode aus dem Ausland 106.900 t bezogen und damit 11,3 % weniger als in derselben Zeit von 2024. Der Import von frischem, gekühltem und gefrorenem Rindfleisch nahm hingegen um 7,9 % auf gut 56.800 t zu. An Geflügelfleisch einschließlich Schlachtnebenerzeugnissen wurden fast 135.800 t eingeführt und damit 20,2 % mehr als im Januar und Februar des Vorjahres. age

Fleisch-Esslust

Der bekennende Vegetarier Cem Özdemir (Grüne) war noch nicht aus dem Amt, da sorgte das Thema Fleisch für Schlagzeilen. Hatte doch der designierte Agrarminister Alois Rainer (CSU) im „Bild“-Interview erste Aussagen gemacht: Mit ihm werde es keine höheren Steuern auf Fleisch geben. Fleischpreise mache nicht der Minister, sondern der Markt. Zu einer ausgewogenen Ernährung in Kindergärten und Schulen gehöre auch Fleisch.

Wird ein Metzger Minister, löst das Reflexe aus. Die erste grüne Landwirtschaftsministerin, Renate Künast, kritisierte sofort „ideologische Äußerungen über billiges Fleisch und dass der Markt alles regeln würde“. Dabei ist der Markt das Gegenteil von Ideologie, was sie sicher weiß. Und Rainer hatte sich nur gegen eine zusätzliche Fleischsteuern ausgesprochen, eine Idee Cem Özdemirs.

Als Satire muss man die Kritik Anton Hofreiters (Grüne) an „Kulturkampf-Tönen im Bereich der Ernährung“ werten. Sein Buch „Fleischfabrik Deutschland“ von 2016 zeigt, dass er den Kulturkampf beherrscht. Seinem erstaunlich toleranten Credo „Ich glaube, es ist klug und richtig, das den Menschen selbst zu überlassen, was sie essen wollen“, wird Rainer sicher zustimmen.

Fleischkritiker fahren derzeit auf, was geht: illegale „Stallbesuche“, eine kritische Greenpeace-Studie. Supermärkte dürften Kunden mit Werbung für Billigfleisch nicht zum Überkonsum verführen, sondern müssten stattdessen gesunde, ökologisch erzeugte Produkte anbieten. Wer sich in den gut gefüllten Regalen umsieht, wird bemerken, dass es das längst gibt. Laut Greenpeace essen die Menschen zu viel tierische Produkte, Zucker, Fett. Dies verursache Umwelt- und Gesundheitskosten. Abgesehen von einer wissenschaftlich nicht haltbaren Schwarz-Weiß-Malerei weiß Greenpeace natürlich, dass Deutschland in der EU beim Fleischverzehr nur dann an erster Stelle steht, wenn man von hinten zählt. Ebenso, dass sich aus der Wirtschaft heraus in den vergangenen Jahren unheimlich viel getan hat, sei es die Initiative Tierwohl, die Bemühungen zur CSRD, das Haltungsform-Label.

Sönke Hauschild, Foto: bb

Politisch haben die Deutschen entschieden, am Markt ebenso. Erstmals seit Jahren wird mehr Fleisch konsumiert. Die Fleisch-Esslust steigt gerade bei jungen Konsumenten. Schweinefleisch bleibt an der Spitze, der Verzehr von Geflügel nimmt zu. Die Branche probt mit der Initiative Fleisch und dem Slogan „Iss, was Dir schmeckt“ einen gemeinsamen Auftritt zur rechten Zeit. Nach Jahren des Abschwungs gibt es in der Metzgerbranche sowohl im handwerklichen Bereich als auch im Verkauf einen deutlichen Zulauf an Azubis. Das Metzger-Bild wandelt sich. Der Fleisch-Sommelier ist im Kommen und ändert die Wahrnehmung des Berufs.

Die jahrelange Überdosis an Katastrophenwarnungen in Bezug auf Klima, Umwelt, Artenvielfalt und Gesundheit finden immer weniger Widerhall. Studien gibt es für jedes Argument. Doch das Problem der Kritiker ist, dass Fleisch einfach schmeckt.

Es besteht mit dem neuen Minister die Chance, die Tierhaltungsdiskussion in Zukunft sachlicher anzugehen. Es liegt an allen Beteiligten, diese Chance zu nutzen. Auf dem Kirchentag in Hannover meinte Agrarblogger Bernhard Barkmann: „Die Bratwurst gehört immer noch in die Mitte der Gesellschaft“. Schön wäre es, wenn in Zukunft wieder der Genuss durch ein gutes Produkt im Vordergrund stände.

Schnittreife in Reichweite

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Nach zunächst verhaltenen Zunahmen steigen allmählich die Trockenmasse(TM)-Erträge, auch die Rohfaser(XF)-Gehalte der Bestände nehmen kontinuierlich zu. Die ersten Landwirte nutzten die zuletzt guten Bedingungen und ernteten bereits frühreife, energiereiche Ackergrasbestände.

Die TM-Erträge der beprobten Aufwüchse blieben trotz guter Wachstumsbedingungen und stetiger Zunahmen zum Zeitpunkt der Beprobung am 30. April insgesamt auf einem noch eher niedrigen Niveau (Dauergrünland: durchschnittlich 19,2 dt TM/ha, Ackergras: durchschnittlich 25,0 dt TM/ha). Zum kommenden Wochenende werden Ertragszunahmen von durchschnittlich 119 kg TM/ha pro Tag erwartet.

Regionale Unterschiede

Die Energiegehalte der beprobten Dauergrünlandbestände lagen zwischen 7,5 MJ NEL kg/ TM im südlichen Hügelland und 7,1 MJ NEL kg/TM in der südlichen Marsch. Das beprobte Ackergras erreichte Energiewerte von 6,9 MJ NEL kg/TM in der Marsch Nord (am niedrigsten) und die höchsten Werte mit 7,6 MJ NEL kg/TM im nördlichen Hügelland. Weiterhin zeigt sich, dass die Bestände im Süden des Landes grundsätzlich weiter entwickelt sind als die Bestände in den nördlichen Regionen. Eine mögliche Ursache hierfür sind regionale Unterschiede mit niedrigeren Temperaturen in den nördlichen Landesteilen.

Auch Ackergrasbestände können von einem gewissen Anteil an Kräutern und Klee profitieren. Die Ernte hat auf den ersten Flächen begonnen.
Foto: Lena Itjen

Die Ernte rückt näher

Die Rohfasergehalte der Bestände nähern sich mit großen Schritten der Schnittreife. Bei Zunahmen von bis zu 0,4 % XF pro Tag werden die ersten Aufwüchse die angestrebten 23 % XF voraussichtlich in der kommenden Woche erreichen. Mit zunehmendem Reifegrad der Bestände rückt neben dem Rohfasergehalt insbesondere die Silierfähigkeit in den Fokus. Ein zentraler Faktor ist hierbei der Zuckergehalt, da Zucker den Milchsäurebakterien als Energiequelle dient und somit eine schnelle und stabile Ansäuerung fördert.

Zusätzlich sollten aufgrund der in diesem Jahr verzögerten Bestandsentwicklung die aktuell hohen Rohproteingehalte – durchschnittlich 19,4 % in der TM bei Ackergras und 20,6 % in der TM beim Dauergrünland – beachtet werden. Die damit einhergehenden hohen Eiweißgehalte wirken während der Gärung puffernd. Dies verlangsamt den pH-Wert-Abfall und erhöht das Risiko einer möglichen Fehlgärung.

Detailliertere Hinweise zur Optimierung der Silierung sind in dem gesonderten Textteil am Ende dieser Mitteilung zu finden.

Weitergehende Informationen und Analysedaten sowie die Prognosen zum 11. Mai sind unter gruenlandportal-sh.de und in der kostenlosen Grünlandapp „Grünlandportal SH“ zu finden.


Das richtige Siliermittel für die Grasernte

Vor dem ersten Schnitt sind die Temperaturen insbesondere nachts häufig noch sehr niedrig, während tagsüber bei sonnigem Wetter eine hohe UV-Einstrahlung gegeben ist. Das beeinflusst den natürlichen Besatz mit Milchsäurebakterien, den wichtigsten Akteuren der Silierung, negativ, denn diese Bakterien mögen weder Kälte noch zu viel UV-Licht. Die Konsequenz: sicherheishalber Siliermittel einsetzen!

Die Anzahl und die Vielfalt der am Markt verfügbaren biologischen und chemischen Siliermittel ist unüberschaubar groß. Damit sich Anwender sicher sein können, dass es sich bei den in Prospekten dargestellten Qualitätsverbesserungen durch den Einsatz der Mittel nicht um Zufallsbefunde handelt, hilft die Orientierung am DLG-Qualitätssiegel. Damit sind nur solche Siliermittel ausgezeichnet, die in mehreren Versuchen bei unabhängigen Versuchsanstellern ihre Wirksamkeit nachgewiesen haben.

Die Siliermittel unterscheiden sich in ihrer Wirkungsweise. In die Wirkungsrichtung (WR) 1 fallen Siliermittel zur Vermeidung von Fehlgärungen wie Buttersäurebildung, deren Einsatz insbesondere bei schwer silierbaren Futterpflanzen, schlechten Anwelkbedingungen oder Schmutzeintrag während der Ernte ratsam ist.

Siliermittel der WR 2 verbessern die aerobe Stabilität und tragen damit zur Vermeidung von Nacherwärmung bei. Diese sind bei guten Anwelkbedingungen besonders für zuckerreiche, sauber geerntete Grasbestände empfehlenswert, wie sie aufgrund der lang anhaltenden sonnigen Witterungslage der vergangenen Wochen zu erwarten sind. Auch bei einem geringen Vorschub bei der Entnahme (unter 2,5 m pro Woche) erweisen sich die Siliermittel der WR 2 als vorteilhaft.

Da nicht jedes Mittel für jede Situation passt, ist eine Entscheidungshilfe unter https://­siliermittel.dlg.org/ zu finden. Die Herstellerangaben zur Dosierung und Siloreifezeit sind unbedingt einzuhalten. Wenn die Mindestsilierdauer nicht eingehalten werden kann, bietet sich der Einsatz von speziellen Siliermitteln für die frühzeitige Siloöffnung an. Dr. Susanne Ohl, Landwirtschaftskammer SH


Vom Milchviehbetrieb zur Produktion von Pflanzenkohle

„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ heißt es im Volksmund. Die Bedeutung: Man muss sich auch einmal etwas trauen, denn oftmals führen die mutigen Entscheidungen zum Erfolg. Genau diesen Weg schlugen zwei Brüder aus Dithmarschen ein – mit Erfolg.

Mathis und Steffen Block sind ein gutes Team. Davon konnten sich die Mitglieder des Fachausschusses Einkommensalternativen auf dem Betrieb in Osterrade, Kreis Dithmarschen, in jeder Hinsicht informieren. Die Brüder boten einen umfangreichen Einblick in ihre Geschäftsidee, die sie gemeinsam in die Tat umsetzten.

Der Fachausschuss Einkommensalternativen besuchte den Betrieb von Mathis Block in Osterrade, v. li.: Enno Karstens, Leiter Abt. Bildung und Beratung der LKSH, Astrid Petersen, 2. Vorsitzende, Inken Engelbrecht, Eike Brandt, Silke Stammer, Mathis Block, Geschäftsführer Block Bio Innovationen, Steffen Block, Geschäftsführer Block Bio Innovationen, Iris Petersen, Ute Bielfeldt, Vorsitzende, Annette Blöcker, Heidi Thamsen, Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer SH.

Bereits 2016 hätten sie die vielfältigen Möglichkeiten für die Landwirtschaft erkannt, erzählte Steffen Block. Pflanzenkohle werde durch die pyrolytische Verkohlung von pflanzlicher Biomasse hergestellt (der Begriff „Pyrolyse“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich „Feuerauflösung“). Davon gab es auf dem Hof mehr als genug, nämlich zum Beispiel Knickholz, das jedes Jahr beim Rückschnitt anfällt. Zu der Zeit arbeitete Steffen Block allerdings noch in Vollzeit im Bereich Sportmarketing: „Wir haben uns trotzdem peu à peu an das Thema herangewagt, bis schließlich die Entscheidung, es zu machen, eine logische Konsequenz war.“ Damals war eine Investition von 1,8 Mio. € notwendig, heute seien im Schnitt 1,4 bis 1,5 Mio. € erforderlich.

Mathis Block zeigt Annette Blöcker, wie die Anlage zur Herstellung von Pflanzenkohle gesteuert wird.

Pflanzenkohle als Kuhfutter

Mit jedem Kilo Pflanzenkohle werden der Atmosphäre bis zu 3,1 kg CO2 entzogen und dauerhaft gebunden. Bei diesem Prozess entstehe darüber hinaus Wärme, mit der über ein lokales Netz der Hof und weitere umliegende Häuser versorgt würden: eine Win-win-Situation sozusagen. Für Mathis Block, der von seinem Vater einen klassischen Milchviehbetrieb übernommen hatte, ist zudem noch ein weiterer Aspekt bedeutsam: Seiner Ansicht nach werden Kühe, insbesondere auch im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, heutzutage immer mehr in Watte gepackt: „Ein Landwirt in Deutschland benötigt im Durchschnitt 56 Kühe, um monatlich auf dieselbe Milchmenge wie ein Kollege aus Irland mit 49 Tieren zu kommen.“ Das Thema Tiergesundheit habe ihn daher sehr beschäftigt, zumal seine Kühe oft mit Clostridien infiziert gewesen seien.

Seitdem er die Kühe mit der selbst produzierten Pflanzenkohle zusätzlich füttere, habe sich der Gesundheitszustand der Tiere deutlich verbessert. Derzeit produzieren und verkaufen die Brüder die EBC-AgroBio-zertifizierte Pflanzenkohle in großen Plastiksäcken, aber sie planen eine kleinere Variante für Privatpersonen, die zum Beispiel einen Garten haben.

Digitalisierung ist Thema Nummer eins

Im Anschluss an den Hofbesuch informierte der Leiter Abteilung Bildung und Beratung der Landwirtschaftskammer, Enno Karstens, die Teilnehmerinnen über aktuelle Projekte und Entwicklungen im Bereich Einkommensalternativen. Ein wichtiges Projekt sei das geplante Buchungsportal für Veranstaltungen. Ein entsprechendes Ausschreibungsverfahren laufe bereits. Ferner sei das Thema Digitalisierung derzeit in vielen Bereichen vorrangig, denn schließlich müsse auch die Landwirtschaftskammer weiterhin Prozesse optimieren.

Für Kammerpräsidentin Ute Volquardsen ist darüber hinaus in diesem Zusammenhang die Künstliche Intelligenz (KI) bedeutsam: „Dieses Thema liegt mir besonders am Herzen. Wir wollen auf jeden Fall vermehrt damit arbeiten, um zukunftsfähig zu bleiben.“


Pflanzenkohle:

verbessert die Bodenstruktur

speichert Wasser und Nährstoffe effizient

fördert den Humusaufbau

reduziert den Düngemittelbedarf

mindert die Bildung von Ammoniak und Lachgas in Ställen

wirkt als Toxinbinder in der Fütterung

Mit jedem Kilo Pflanzenkohle werden bis zu 3,1 kg CO2 der Atmosphäre entzogen und dauerhaft gebunden.


Fazit

Immer mehr landwirtschaftliche Betriebe in Schleswig-Holstein entwickeln Ideen und Projekte, die zukunftsweisend sind. Neben den klassischen Betriebszweigen wie Ackerbau und Milchviehhaltung haben sich zum Beispiel die Bereiche „Urlaub auf dem Bauernhof“, „Direktvermarktung und Bauernhofcafés“, „Bauernhofpädagogikkurse“ und Lehrgänge zum Thema „Greencare“ etabliert. Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein unterstützt die Akteure mit Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen sowie individueller Beratung.

Aktuelles aus der forstlichen Bildung

Anfang März besuchten fünf junge Schweden die Lehranstalt für Forstwirtschaft, um mehr über die Forstwirtschaft in Deutschland und die praktische Laubholzernte zu erfahren. Drei Wochen haben sie mit den Forstwirtauszubildenden gemeinsam gearbeitet, im Internat gelebt und an verschiedenen Exkursionen zu den Besonderheiten der deutschen Forstwirtschaft teilgenommen. Neben neuem Wissen und Erfahrungen sind natürlich auch neue Freundschaften entstanden.

Die Lehranstalt für Forstwirtschaft pflegt mit ihren Forstwirtauszubildenden seit Anfang der 2000er Jahre einen regelmäßigen jährlichen Austausch mit schwedischen Forstschulen. In den zurückliegenden Jahren hatten üblicherweise je fünf Auszubildende aus Bad Segeberg die Chance, an einem Maschinenführerlehrgang in Schweden teilzunehmen und im Rahmen des Austausches zudem Land und Leute näher kennenzulernen. Für die Auszubildenden ist es eine besondere Möglichkeit, die angesichts der begrenzten Teilnehmerzahl nicht allen zur Verfügung steht. Aktuell erfolgt der Austausch mit der Naturbruksskolan in Svenljunga.

Seit 2018 nutzt auch die Partnerschule in Svenljunga die Möglichkeit, junge Menschen nach Deutschland zu einem Austausch zu schicken. Im ersten Jahr noch auf eigene Kosten, hat sich der Besuch aus Schweden auch finanziell durch die Erasmus-Förderung etabliert. Mit Ausnahme der Pandemiejahre (2021 und 2022) sind in jedem Jahr zwischen drei und sechs junge Schweden nach Bad Segeberg gereist.

Ankunft in Schleswig-Holstein

Anfang März war es dann wieder so weit, dass vier junge Männer und eine junge Frau aus Schweden in Bad Segeberg ankamen. Begleitet wurden sie von zwei Lehrenden aus ihrer Schule, die jedoch nach zwei Tagen wieder die Rückreise antraten. Somit waren die Gäste auf sich allein gestellt. Wie sich jedoch zeigte, hat sich schnell ein inniger Kontakt mit dem dritten Ausbildungsjahr an der Lehranstalt entwickelt. Trotz sprachlicher Schwierigkeiten vor allem auf Seite der deutschen Auszubildenden hat man schnell Wege der Verständigung gefunden.

Begonnen hat der diesjährige Austausch mit einer kurzen Einführung in die Landwirtschaftskammer und ihre Forstabteilung und deren Aufgaben sowie einer gemeinsamen Stadtrallye in Bad Segeberg gemeinsam mit den deutschen Auszubildenden. Die Gruppen waren dabei jeweils gemischt, sodass beide Seiten an ihren englischen Sprachkenntnissen feilen konnten.

Einblick in die deutsche Forstwirtschaft

Der nächste Tag war geprägt von einem vertieften Einblick in die deutsche Forstwirtschaft am Beispiel eines größeren privaten Forstbetriebes. Hier wurden die grundsätzlichen Unterschiede am deutlichsten. Während man in Schweden eher auf die Gesamtmasse des Rohstoffes Holz schaut, steht in der deutschen Forstwirtschaft der Wertzuwachs des einzelnen (eher wertvollen) Holzstamms im Zentrum. Und so investieren deutsche Forstbetriebe, auf den ersten Blick schwer verständlich für die Schweden, viel Liebe und Zeit in die Entwicklung qualitativ hochwertiger Einzelbäume und Stämme.

Den Abschluss des Tages bildete ein Besuch auf dem Submissionsplatz in Daldorf, wo auch die Zuschlagspreise für das dort liegende Stammholz mitgeteilt wurden. Angesichts von Preisen von über 10.000 € für einzelne Stämme wurde die Zielsetzung dieser anderen, auf den Einzelstamm ausgerichteten Forstwirtschaft hier noch einmal deutlich. Und so ist davon auszugehen, dass der eine oder andere Festmeterpreis den Schweden noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Besuch im Laubholzsägewerk

Blick über die Köpfe der Schweden auf die Blockbandsäge im Laubholzsägewerk Fotos: Dr. Jörg Hittenbeck

Als nächster Programmpunkt stand der Besuch eines Laubholzsägewerks an. Wie es der Zufall manchmal will, wurde gerade zum Zeitpunkt des Sägewerksbesuchs das erste Holz vom Wertholzlagerplatz aus Dalldorf angeliefert. So konnten die jungen Gäste direkt beobachten, wie aus einem Langholzstamm mit einigem Manipulationsaufwand langsam Schnittholz für Bodenbeläge entstand. Einzelne Holzmerkmale (oder auch Fehler) bekommen dabei eine besondere Bedeutung für die spätere Sortierung des Schnittholzes in verschiedene Qualitätskategorien. Das besuchte Sägewerk trocknet zudem einen Teil des Holzes in den eigenen Lagerhallen beziehungsweise Trockenräumen, sodass die späteren Kunden die Ware direkt nach der Auslieferung verarbeiten können. Auf dem ersten Stück des Rückweges nach Bad Segeberg machte die Exkursionsgruppe noch halt in der Zentrale der Landwirtschaftskammer, um sich über die weiteren Aufgaben der Kammer zu informieren und in der Deula zu Mittag zu essen. In der Zentrale wurden Fotos gemeinsam mit den schwedischen Gästen gemacht und direkt auf dem Instagram-Account der Landwirtschaftskammer gepostet (siehe dazu auch Foto in dieser Ausgabe, Kammer kompakt, S. 33).

Besuch in der Kammerzentrale

Den Abschluss des Exkursions­tages bildete der Besuch bei einem Harvester. Diese skandinavische Standardtechnik wird schon seit Jahrzehnten auch in Deutschland für die Holzernte eingesetzt. In diesem Fall handelte es sich jedoch um einen speziell für die Starkholzernte unter deutschen Bedingungen aufgerüsteten Harvester. Neben einem deutlich stärkeren Kran kommt auch ein Aggregat zum Einsatz, das mit größeren Stammdurchmessern zurechtkommt. Das Bild der Maschine mit den schwedischen Gästen verdeutlicht die Größe des Harvesteraggregats. So konnten die schwedischen Gäste die aus der Heimat bekannte Technik mit Sonderausstattung im Einsatz sehen.

Käferkalamitäten im Harz

Eine Besonderheit, auf die die Schweden für ihre eigene Forstwirtschaft gern verzichten können, sind die Käferkalamitäten in der Fichte der zurückliegenden Jahre. Das machte ein Besuch im Harz sehr deutlich. Insbesondere infolge der Trockenjahre 2018 bis 2020 und der daran anschließenden Massenvermehrung von Borkenkäfern präsentierte sich den schwedischen Gästen ein nahezu apokalyptisches Bild des Harzes: abgestorbene Bäume und Kahlflächen, so weit das Auge reichte. Angesichts der Tatsache, dass die Fichte die Hauptbaumart in den Wäldern um Svenljunga ist, und des auch dort offenkundigen Klimawandels waren die Gäste etwas bestürzt. Zurück in Bad Segeberg haben sie dann auch die Zeit genutzt, sich mit dem Waldschutzexperten der Forstabteilung gemeinsam Gedanken für den schwedischen Wald zu machen. Sollte es in einigen Jahren, hoffentlich Jahrzehnten, so weit sein, dass Ähnliches auf die schwedischen Wälder zukommt, sind jedenfalls diese fünf jungen Menschen bereits vorbereitet und haben Ideen, wie der Prozess zumindest verlangsamt werden kann.

Praktische Arbeit und Abschied

Wenn der Eindruck entsteht, die schwedischen Gäste hätten überwiegend nur geschaut und seien nicht selber aktiv geworden, so täuscht das. Zwei Wochen ihres Deutschlandaufenthaltes haben die Schweden gemeinsam mit den Auszubildenden der Lehranstalt in den Wäldern rund um Bad Segeberg bei gemeinsamer Arbeit verbracht. Für alle stand eine Woche mit dem Schwerpunkt (Laub-)Starkholzernte mit verschiedenen Techniken und Hilfswerkzeugen auf dem Programm sowie eine weitere Woche mit verschiedenen forstlichen Arbeiten, sozusagen ein Best-of der praktischen Forstwirtschaft.

Dabei sind neue Freundschaften entstanden und so fiel der Abschied allen schwer. Die Zeit bis zum Wiedersehen war nicht lang, der Gegenbesuch aus Deutschland startete am Ostermontag bereits mit der Klassenfahrt und setzt sich mit fünf ausgewählten Auszubildenden bis Ende Mai fort. Der deutsch-schwedische Austausch in der Forstwirtschaft ist zum Erfolg geworden, der die Menschen verbindet. 

„Bürokratieabbau ist politische Verpflichtung“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) ernannte Alois Rainer (CSU) am Dienstag (6. Mai) in ­Berlin zum neuen Bundesminister für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat. Nach der Vereidigung im Deutschen Bundestag fuhr der Minister zur Amts­übergabe mit seinem Vorgänger ­Cem Özdemir (Grüne).

Rainer hat dabei erste Eckpunkte seiner politischen Agenda genannt. „Wir müssen unsere bäuerlichen Familienbetriebe stärker entlasten und ihnen mehr Planungssicherheit geben“, sagte der CSU-Politiker. Bürokratieabbau sei dabei kein Schlagwort, sondern eine politische Verpflichtung. Sein Ziel sei es, „im Einklang mit Umwelt und Tierwohl beste Bedingungen für die Landwirtschaft in Deutschland zu schaffen“.

Zwei Staatssekretärinnen

Er bezeichnete die Landwirtschaft als das Rückgrat des ländlichen Raums. Sie verdiene Wertschätzung, Verlässlichkeit und faire Rahmenbedingungen. Ihm gehe es darum, den ländlichen Raum insgesamt „als Lebensraum zu stärken, als Wirtschaftskraft zu fördern und als Heimat lebendig zu halten“. Der langjährige Bundestagsabgeordnete betonte, es sei ihm „eine große Ehre und Verantwortung“, das Amt des Bundesministers für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat zu übernehmen. Dieses Regierungsamt sei für ihn „kein Beruf, sondern eine Berufung“.

Unterstützung bei seiner neuen Aufgabe erhält Rainer von seinen Parlamentarischen Staatssekretärinnen Silvia Breher (CDU) und Martina Englhardt-Kopf (CSU). Breher stammt aus dem Oldenburger Münsterland in Niedersachsen. Seit 2017 vertritt sie als direkt gewählte Bundestagsabgeordnete den Wahlkreis Cloppenburg-Vechta im Deutschen Bundestag. Sie war im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft sowie im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend tätig. Englhardt-Kopf stammt aus Schwandorf in Bayern. Seit 2021 vertritt sie als direkt gewählte Abgeordnete den Bundeswahlkreis Schwandorf/Cham im Deutschen Bundestag. Sie gehörte bisher dem Verkehrsausschuss sowie stellvertretend dem Ausschuss für Bildung, Forschung und Technologiefolgeabschätzung an. Mit ihrer Familie bewirtschaftet sie einen landwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb.

Hohe Erwartungen

Positiv reagierten die Agrarverbände auf die Nominierung von Rainer. Umwelt- und Tierschutzvertreter betonen ihre Gesprächsbereitschaft. Nahezu übereinstimmend wurde hervorgehoben, dass Rainer mit den Themen vertraut sei. Er kenne die Branche, habe kommunal- und bundespolitische Erfahrung und einen persönlichen Bezug zur Landwirtschaft.

Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), bescheinigte Rainer eine hohe Fachkompetenz und langjährige politische Erfahrung. Dessen wichtigsten Aufgaben sieht der Bauernpräsident darin, die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Landwirtschaft wiederherzustellen sowie spürbar Bürokratie abzubauen. Gefragt seien ein klarer agrarpolitischer Kompass und Entscheidungen im Sinne der Bauernfamilien.

Laut Raiffeisenpräsident Franz-Josef Holzenkamp wird es für den neuen Minister darum gehen müssen, verloren gegangenes Vertrauen wieder aufzubauen und schnell in den Arbeitsmodus zu gelangen. Die deutsche Agrar- und Ernährungswirtschaft warte händeringend auf ein starkes Signal, wie die großen Herausforderungen angepackt und gelöst werden könnten. Dringend geklärt werden müsse die Finanzierung elementarer Transformationsprozesse wie etwa der Umbau der Tierhaltung. Notwendig sei, Ökologie und Ökonomie sinnvoll zu harmonisieren. Schließlich gehe es darum, die Bedeutung des ländlichen Raums und der Genossenschaften für die gesamte Wertschöpfungskette anzuerkennen.

Bio-Ausbau steigern

Hohe Erwartungen hat auch die Biobranche an den nächsten Agrarminister. Er sei als gelernter Metzgermeister „ein Mann vom Fach“, stellte die Vorstandsvorsitzende des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft, Tina Andres, fest. Allein im Biobereich sorge die Verarbeitung von Lebensmitteln im ländlichen Raum für 170.000 Arbeitsplätze. Insgesamt sei die Wertschöpfungskette Bio mit ihren 380.000 Beschäftigten zwar auf Wachstumskurs; es gebe aber noch „viel Luft nach oben“. Andres sieht Rainer gefordert, die Bio-Ausbauziele von mindestens 30 % in ganz Deutschland anzustreben.

Nach Auffassung von Bioland-Präsident Jan Plagge sollte der neue Minister seine Erfahrungen und Kenntnisse dazu nutzen, den Umbau des Sektors hin zu mehr Nachhaltigkeit entschieden voranzutreiben. Klimawandel, Gewässerbelastung und Artensterben bedrohten auch die Landwirtschaft in ihrer Existenz und erforderten schnelles und wirkungsvolles Handeln. Eine Grundlage dafür biete die vorliegende Bio-Strategie 2030. Bei der anstehenden Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) müsse die Honorierung von Ökosystemleistungen eine herausragende Rolle spielen.

Aus Sicht der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) ist der Umbau der Tierhaltung eine zentrale Aufgabe für eine zukunftsfähige Landwirtschaft. Um kostendeckende Preise und faire Marktbedingungen durchzusetzen, müsse der Landwirtschaftsminister marktpolitische Rahmenbedingungen setzen, wie etwa verpflichtende Verträge vor Lieferung. In der GAP müssten Fördermittel gerechter verteilt werden – über eine Stärkung der Umverteilungsprämie oder eine Staffelung oder Kappung. Ein großer Wettbewerbsvorteil für die europäische Landwirtschaft sei die Sicherung der Gentechnikfreiheit, erklärte die stellvertretende AbL-Bundesvorsitzende Lucia Heigl.

„Der Umbau zu einer natur- und klimaverträglichen Landwirtschaft duldet keinen Aufschub“, mahnte der Präsident des Naturschutzbundes Deutschland, Jörg-Andreas Krüger. Er forderte den Minister auf, aktiv den Dialog mit Natur- und Umweltverbänden zu suchen, um Landwirtschaft und Naturschutz als gemeinsame Aufgabe zu begreifen. 

Bei Naturschutzflächen „vor die Welle kommen“

Die Nachricht von der gescheiterten Kanzlerwahl erreichte den Landesvorstand des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH) zu Beginn seiner Sitzung am Dienstagvormittag (6. Mai) in Rendsburg. „Dann dauert es eben ein bisschen länger“, kommentierte Präsident Klaus-Peter Lucht und sollte damit recht behalten. Schließlich erreichte Friedrich Merz (CDU) wenige Stunden später im zweiten Wahlgang die benötigten Stimmen.

Damit kann die neue Bundesregierung starten. Gespannt zeigte sich Lucht mit Blick auf die Ernennung von Carsten Schneider (SPD) als Umweltminister. Er hoffe auf eine konstruktive Zusammenarbeit. Herausfordernd dürfte seiner Einschätzung nach die Rückkehr von Jochen Flasbarth als Staatssekretär ins Umweltministerium sein. Der ehemalige Nabu-Präsident gilt als Naturschutz-Hardliner.

Zur Gänseproblematik erneuerte der BVSH-Präsident eine langjährige Verbandsforderung: „Die Bestandszahlen müssen runter.“ Dies habe er kürzlich auch gegenüber Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) nochmals betont. Gespannt ist der BVSH-Präsident, wie die Umsetzung des Aktionsplans Ostseeschutz voranschreite. Der Verband werde sich im Sinne der Zielvereinbarung konstruktiv einbringen. Kritisch bewertet Lucht weiterhin das Verbot des Güllefahrens auf angetauten Böden. Er unterstrich: „In anderen Bundesländern geht es, hier aber nicht.“ Dabei sei die Sache fachlich klar. Er halte es für falsch, wenn Schleswig-Holstein im Ländervergleich bei der Auslegung der Regeln am vorsichtigsten agiere. Daneben müsse es im Sinne der Kreislaufwirtschaft grundsätzlich erlaubt sein, 230 kg N auf Grünland auszubringen.

Mit Blick auf das von der EU beschlossene Naturwiederherstellungsgesetz wolle der Verband „vor die Welle kommen“ und nicht mit neuen Schutzgebieten übersät werden. Der Vorstand zeigte sich überzeugt: „Immer neue Flächen unter Schutz zu stellen hilft nicht.“ Vielmehr müssten die bisherigen Schutzflächen auf Erfolg überprüft werden. Auch Naturschutz müsse effizient sein. Als problematisch bewerten die Vorstandsmitglieder, dass es viele Konflikte zwischen Artenschutz und Klimaschutz gebe. Doch nur im Klein-Klein zu bleiben, sei keine Lösung. Ein weiteres wichtiges Thema für die Landwirtinnen und Landwirte sei die Umsetzung der Datensäule. Man erwarte, dass bis zur Norla konkrete Ergebnisse vorlägen.

Generalsekretär Michael Müller-Ruchholtz gab eine Einschätzung zum Koalitionsvertrag. Dieser enthalte überwiegend Absichtsbekundungen. Zudem stünden einige Vorhaben unter Finanzierungsvorbehalt. Positiv seien unter anderem die Wiedereinführung der Agrardiesel-Rückvergütung und das Bekenntnis zur Tierhaltung. Müller-Ruchholtz ist zudem gespannt, wie der angekündigte Bestandschutz von 20 Jahren bei Neu- und Umbauten im Detail umgesetzt werde. Als schlecht bewertete er den Wunsch nach einer Erhöhung des Mindestlohns. Dies widerspreche zudem dem Ziel, die Selbstversorgung mit Obst und Gemüse zu erhöhen. Dem pflichtete Vorstandsmitglied Heinrich Mougin bei. Er warnte vor einer Erhöhung auf 15 € schon 2026. Das hätte Strukturbrüche zur Folge. Mougin kritisierte darüber hinaus, dass immer mehr Pflanzenschutzmittelwirkstoffe ihre Zulassung verlören beziehungsweise verlieren würden und nannte als aktuell diskutierte Wirkstoffe Cyprodinil und Fluordioxonil. „Nur mit Notfallzulassungen zu arbeiten, ist ein enormer Aufwand. Wir brauchen echte Zulassungen“, forderte Mougin.

Zum Knickschutz berichtete der Stellvertretende Generalsekretär Dr. Lennart Schmitt, dass noch in diesem Jahr ein Modellvorhaben gestartet werde, bei dem das seitliche Einkürzen bereits am 15. August erfolge. Sollten sich keine negativen Folgen einstellen, könnte die derzeitige Frist (17. September) verschoben werden.

Nutzhanf: Nischenkultur mit viel Potenzial

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Die Bedeutung von Nutzhanf in der deutschen Landwirtschaft wächst stetig. Mit der Erhöhung des zulässigen THC-Gehalts auf 0,3 % durch die Europäische Union und der steigenden Nachfrage nach nachhaltigen Rohstoffen eröffnen sich neue Perspektiven für diese traditionelle Kulturpflanze. Eine aktuelle Studie des Arbeitsbereichs Landwirtschaftliche Betriebslehre der Georg-August-Universität Göttingen untersuchte die ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekte des Hanfanbaus sowie dessen Potenziale aus Sicht der Praxis.

Nutzhanf zeichnet sich grundsätzlich durch seine Anpassungsfähigkeit aus, reagiert aber dennoch auf bestimmte Standortbedingungen.

Ackerbauliche Aspekte

Die Pflanze gedeiht am besten auf tiefgründigen, humosen Böden mit guter Wasserversorgung. Sandige, flachgründige Böden oder stark verdichtete Tonböden sind weniger geeignet, da sie das Wurzelwachstum beeinträchtigen können. Der pH-Wert sollte im neutralen bis leicht basischen Bereich liegen.

Die Aussaat von Sommerhanf erfolgt ab Mitte April bei Bodentemperaturen von mindestens 8 °C. Dabei spielt die Nutzungsrichtung eine entscheidende Rolle für die spätere Aussaatstärke: Während für die Faserproduktion etwa 350 Körner je Quadratmeter (K./m²) empfohlen werden, genügen für die Samengewinnung zirka 100 K./m². Eine Alternative bietet der Winterhanfanbau nach früh räumenden Hauptfrüchten wie Wintergerste als Zweitfrucht. Die Aussaat erfolgt hier bis spätestens Ende Juli. Nutzhanf lässt sich flexibel in Fruchtfolgen integrieren und eignet sich besonders als Vorfrucht in Systemen, die stark von Winterungen dominiert sind. Im ökologischen Landbau wird Hanf häufig nach Leguminosen angebaut, um von deren Stickstofffixierung zu profitieren.

Der Nährstoffbedarf von Nutzhanf ist moderat. Für Sommerhanf ist ein Stickstoffbedarf von bis zu 160 kg N/ha, je nach Ertragsniveau, empfohlen, während für Winterhanf reduzierte Werte von bis zu 100 kg N/ha angegeben werden. Der höchste Nährstoffbedarf tritt im Zeitraum des schnellen Wachstums von Mitte Mai bis Ende Juni auf. Organische Dünger wie Gülle oder Gärreste eignen sich gut und unterstützen zusätzlich die Bodenstruktur.

Besonders hervorzuheben ist die aktuell noch bestehende Unempfindlichkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Auch Herbizidmaßnahmen sind unter normalen Bedingungen nicht zwingend notwendig, da die Pflanze aufgrund ihrer schnellen Jugendentwicklung und dichten Bestandsbildung sehr konkurrenzfähig gegenüber Unkräutern ist. In der Regel kann also beim Hanfanbau vollständig auf chemischen Pflanzenschutz verzichtet werden.

Eine besondere Herausforderung stellt die Ernte dar. Der optimale Zeitpunkt variiert je nach Nutzungsziel: Für die Fasergewinnung liegt er zwischen Vollblüte und Blühende durch bodennahen Schnitt bei einem Feuchtegehalt des Strohs von etwa 14 %. Für die Samennutzung erfolgt die Ernte etwa vier bis sechs Wochen später. Die Feuchtigkeit der Samen sollte bei der Ernte etwa 15 % betragen. Die Doppelnutzung erfordert eine präzise Terminierung der Ernte auf die Samenreife (Mitte September bis Anfang Oktober), da Samen und Fasern unterschiedliche Reifezeiten aufweisen. Spezielle Maschinen oder ein Zweistufenverfahren kommen dabei zum Einsatz. Im Winterhanfanbau erfolgt die Ernte im Frühjahr. Die Stängel werden bei ausreichender Trockenheit und angemessener Witterung im Februar bis März geerntet.

Hanfernte: Ölsorten mit niedrigem Wuchs reifen auf leichten Böden einheitlich ab und lassen sich gut ernten. Der Drusch erfolgt analog zum Raps mit langen Stoppeln und ähnlicher Einstellung des Mähdreschers. Die Kammer Schleswig-Holstein bietet Anbauberatung an. Ansprechpartner ist Dr. Christian Kleimeier (ckleimeier@lksh.de). Foto: Dr. Christian Kleimeier

Abnehmer und Endprodukte

Die wichtigsten Abnehmer für Hanfprodukte mit den entsprechenden Endprodukten sind:

Textilindustrie → Fasern für Kleidung und technische Textilien

Bauindustrie → Dämmstoffe, Verbundwerkstoffe

Lebensmittelindustrie → Hanfsamen, -öl und -protein

Kosmetikindustrie → Hanföl für Hautpflegeprodukte

Papierindustrie → Spezialpapiere

Erfahrungen aus der Praxis

Es wurden Tiefeninterviews mit 14 Landwirtinnen und Landwirten aus Norddeutschland geführt und anhand ihrer Erfahrungen die ökonomischen, ökologischen und sozialen Dimensionen des Hanfanbaus beleuchtet. Die Ergebnisse der Experteninterviews lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Ökonomische Aspekte

Der Hanfanbau bietet aus Sicht der Landwirtinnen und Landwirte durch den Verzicht auf Pflanzenschutzmittel erhebliche Einsparpotenziale bei den Produktionskosten im Vergleich zum Marktfruchtanbau. Die Möglichkeit der Doppelnutzung von Fasern und Samen eröffnet zusätzliche Einkommensquellen, stellt aber auch eine Herausforderung für Erntetechnik und Timing dar. Darüber hinaus weisen einige Befragte darauf hin, dass eine gewisse Anbaufläche vorteilhaft ist, um beispielsweise die Ernte- und Aufbereitungstechnik effizienter auszulasten. Für kleinere Betriebe kann dies eine Hürde sein, sodass Kooperationen mit Nachbarbetrieben oder vertragliche Absprachen mit Verarbeitern die Wirtschaftlichkeit verbessern können.

Vorteilhaft ist, dass in Grünlandbetrieben oftmals vorhandene Maschinen für den Hanfanbau genutzt werden können, was die Einstiegshürden senkt.

Die Landwirtinnen und Landwirte bestätigen zudem, dass der Winterhanfanbau als beerntbare Zweitfrucht eine effiziente Ausnutzung der verfügbaren Flächen und eine zusätzliche Verwertung vorhandener organischer Düngemittel ermöglicht. Als zentrale Herausforderung erweist sich die Vermarktung – stabile Absatzwege und verlässliche Abnahmeverträge sind für den wirtschaftlichen Erfolg entscheidend. Dem stehen Unsicherheiten bei Marktpreisen gegenüber, insbesondere falls gesicherte Abnahmeverträge nicht vorhanden sind.

Ökologische Aspekte

Die befragten Landwirtinnen und Landwirte betonen und bestätigen die dem Nutzhanf zugesprochenen positiven Umweltwirkungen. Das tief reichende Wurzelsystem verbessert die Bodenstruktur und schützt vor Erosion.

Die Landwirtinnen und Landwirte bekräftigen, dass die schnelle Bestandsentwicklung in der Praxis einen vollständigen Verzicht auf Herbizide ermöglicht. Der geringe Wasserbedarf nach der Jugendphase macht Hanf zu einer klimaresilienten Kultur. Besonders hervorgehoben wird die sehr gute Vorfruchtwirkung, die sich positiv auf die Erträge der Folgekulturen auswirkt.

Zudem wird die Fähigkeit des Hanfs zur CO2-Bindung als weiterer ökologischer Vorteil gesehen, insbesondere wenn die anfallende Biomasse beispielsweise in der Bauindustrie (zum Beispiel als Dämmstoff) eingesetzt wird und so der gebundene Kohlenstoff längerfristig erhalten bleibt. Einige Landwirtinnen und Landwirte diskutieren in diesem Zusammenhang auch die Möglichkeit, über die Teilnahme an Klimaschutzprogrammen zusätzliche Erlöse zu erzielen, betonen jedoch, dass dies noch von klareren Vorgaben und Marktmechanismen abhängig ist.

Soziale Aspekte

Der Hanfanbau kann aus Sicht der Landwirtinnen und Landwirte zur Verbesserung des Images der Landwirtschaft beitragen. Die umweltschonende Produktionsweise ohne Pflanzenschutzmittel findet in der Gesellschaft positive Resonanz. Allerdings bestehen teilweise noch Vorurteile und Missverständnisse zur Unterscheidung zwischen Nutz- und Drogenhanf. Hier sehen Befragte einen klaren Bedarf an Aufklärungskampagnen, um Vorbehalte abzubauen und dass Potenzial dieser Kulturpflanze bekannter zu machen.

Die Schaffung regionaler Wertschöpfungsketten durch den Hanfanbau stärkt ländliche Räume. Auch die Entstehung neuer Kooperationen zwischen Landwirtinnen und Landwirten sowie regionalen Verarbeiterinnen und Verarbeitern wird als positiver sozialer Effekt wahrgenommen. Einige Betriebe berichten zudem, dass gerade junge Menschen dem Hanfanbau besonders aufgeschlossen gegenüberstehen und großes Interesse an innovativen, nachhaltigen Kulturverfahren haben.

Fazit

Nutzhanf bietet der Landwirtschaft vielversprechende Perspektiven. Seine ökologischen Vorteile, wie die Verbesserung der Bodenstruktur und CO2-Bindung, sowie die ökonomischen Potenziale durch Flächendoppelnutzung und geringen beziehungsweise fehlenden Pflanzenschutzmittelbedarf machen ihn zu einer nachhaltigen Ergänzung der Fruchtfolge. Herausforderungen bestehen vor allem in der Vermarktung, die eine strategische Planung erfordert. Für einen erfolgreichen Anbau empfiehlt sich eine schrittweise Flächenausdehnung mit vorheriger Absicherung der Vermarktung. Regionale Kooperationen und Aufklärungskampagnen könnten helfen, Vorurteile abzubauen und die Nachfrage nach Hanfprodukten weiter zu stärken. Mit der richtigen Strategie kann Nutzhanf einen wertvollen Beitrag zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft leisten, insbesondere wenn Skaleneffekte, stabile Absatzverträge und eine effektive Einbindung in Fruchtfolgesysteme berücksichtigt werden.

Sinneswahrnehmung in der Tierwelt

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Die Wahrnehmung von Reizen bei Schweinen unterscheidet sich erheblich von der des Menschen. Dies konnten die Teilnehmer des Seminars der Landwirtschaftskammer zur Sinneswahrnehmung beim Schwein am Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp am 28. März hautnah erleben.

Unter der fachkundigen Leitung von Benito Weise wurden am Vormittag die theoretischen Grundlagen der Wahrnehmung von Schweinen eingehend erläutert. Am Nachmittag hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, die Welt mit den Augen der Schweine zu erkunden. Dafür wurde eine innovative Software entwickelt, die die spezifische visuelle Wahrnehmung eines Schweins simuliert und auf eine VR-Brille überträgt. Diese Erfahrung bot den Fachleuten aus Beratung, Wissenschaft und Praxis die Gelegenheit, das Verhalten von Schweinen besser nachzuvollziehen und die gewonnenen Erkenntnisse in den Betriebsalltag zu integrieren. Die Veranstaltung wurde durch das Projekt des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) „Netzwerk Fokus Tierwohl“ gefördert.

Ein anderer Blickwinkel auf die Tierhaltung

Zu Beginn der Veranstaltung bat Weise die Anwesenden, die aktuell gängigen Haltungsformen auszublenden und sich in die Perspektive von Schweinen hineinzudenken. Er stellte den Zuhörern die Frage: „Woher kommen die Tiere?“ Diese Frage lenkt den Fokus auf die Evolution und die Anpassung an die natürlichen Lebensräume. Daraus können grundsätzliche Bedürfnisse an die Haltungsumgebung abgeleitet werden. Schweine sind grundsätzlich sehr anpassungsfähige Geschöpfe. Das zeigt sich täglich bei der Haltung im Stall. Hier können die Schweine nicht uneingeschränkt ihrem arttypischen Verhalten nachgehen. Mit anschaulichen Beispielen verdeutlichte der Fachmann, wie die Schweine ihre Umwelt wahrnehmen und welche Reize auf sie einwirken. Dabei wird Stress nicht nur durch einzelne Ereignisse, sondern durch eine Vielzahl von Faktoren hervorgerufen. Anhaltende negative Reize führen letztlich zu klinischen Symptomen, die oftmals zu spät erkannt werden.

Durch eine VR-Brille konnten die Teilnehmer die Welt aus der Sicht von Schweinen erleben. 

Arttypische Verhaltensmuster

Die Evolution der Schweine begann vor etwa 30 Millionen Jahren in einer Umgebung, die von Seen und Buschsteppen geprägt war. Im Verlauf haben sie komplexe Verhaltensmuster und Überlebensstrategien wie Reviertreue und -strukturierung sowie Sozial- und Ernährungsverhalten entwickelt. Der Referent erklärte, dass Schweine ihre Reviere in freier Wildbahn mittels Ausscheidungs- und Markierungsverhalten klar abgrenzten, um sich so Komfortzonen schaffen. Dabei bilden Rückzugs-und Futterplätze sowie die Nähe zu Wasserquellen die Grundlage. In einer natürlichen Umgebung leben Schweine in Herdengrößen zwischen 30 und 35 Tieren zusammen. Innerhalb dieser Gruppen gibt es eine ausgeprägte Rangordnung und enge soziale Beziehungen. Zudem pflegen die Tiere über die Vokalisation eine gute Kommunikation untereinander. Gemeinsame soziale Strukturen sind wichtig für das Wohlbefinden der Tiere und sollten bei der Haltung berücksichtigt werden. Schweine sind Allesfresser, wobei 70 bis 80 % ihrer Nahrung pflanzlich sind und Proteine eine wichtige Rolle spielen. Ihr Wühl- und Erkundungsverhalten ist essenziell, Langeweile in reizarmen Umgebungen führt zu erhöhtem Stress. Diese Verhaltensweisen sind bis heute in den Lebewesen verankert, können aber unter modernen Haltungsbedingungen oft nicht ausgelebt werden.

Sinneswahrnehmung der Schweine

Der Fokus des Seminars lag darauf, den Teilnehmern aufzuzeigen, wie Schweine ihre Umgebung wahrnehmen und erkunden. Weise erläuterte, dass Schweine über ein äußerst ausgeprägtes Geruchssystem verfügen, das als ihr wichtigstes Sinnesorgan gilt. Der Geruch spielt eine entscheidende Rolle bei der Nahrungssuche und ist ebenso bedeutend für soziale Interaktionen, wie etwa das Sexualverhalten, die Rangordnung oder das Revierverhalten.

Auch der Tastsinn ist von großer Bedeutung. Die Rüsselscheibe, die als Tastorgan fungiert, ist speziell für die Nahrungssuche und das Erkundungsverhalten ausgelegt. Ein weiteres sehr wichtiges Sinnesorgan ist das Gehör. Die akustische Wahrnehmung der Schweine unterscheidet sich grundlegend von der menschlichen. Ihre Ohren sind besonders empfindlich für Geräusche im hohen Frequenzbereich. Der Referent betonte, dass Geräusche, die auf Gefahren hinweisen, sowie Geräusche von Lüftungen, Lampen, Trafos, Türen oder Photovoltaikanlagen in diesem höheren Frequenzbereich liegen und Stress auslösen können. Darüber hinaus erläuterte er, dass Schweine in der Lage sind, Geräusche miteinander zu verknüpfen und eine Assoziation zu bestimmten Stressereignissen, beispielsweise der Kastration von Ferkeln, herzustellen. Zudem sind sie hervorragende Richtungshörer.

Alle drei Sinne bieten den Tieren auch bei absoluter Dunkelheit eine verlässliche Orientierungshilfe.

Auf einem Bildschirm konnten alle Teilnehmer verfolgen, wie die Schweine ihre Umgebung wahrnehmen.

Die Welt durch die Augen eines Schweins

Im praktischen Teil der Veranstaltung hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, durch eine VR-Brille die Welt aus der Sicht von Schweinen zu erleben. Dies gab ihnen einen Einblick in die täglichen Herausforderungen, mit denen Schweine konfrontiert sind. Es wurde deutlich, dass Schweine kurzsichtig sind und nur zwischen hell und dunkel auf Distanz unterscheiden können. Objekte in ihrer Umgebung nehmen sie nicht klar wahr, und die Größenverhältnisse erscheinen verzerrt, was ihre Orientierung zusätzlich erschwert. Schweine haben jedoch ein weites Sichtfeld von zirka 310°. Lediglich ein kleiner Bereich hinter dem Tier und direkt vor der Rüsselscheibe bleibt für sie nicht einsehbar. Kontraste und Reflexionen erzeugen Schatten, die von den Schweinen intensiver wahrgenommen werden. Diese erscheinen ihnen wie große Löcher im Boden, weshalb sie solche Bereiche meiden.

Fazit

Das Seminar zur Sinneswahrnehmung beim Schwein bot den Teilnehmern wertvolle Einblicke in die Lebenswelt der Schweine und sensibilisierte sie für die Bedürfnisse der Schweine und die unterschiedliche Aufnahme von Reizen im Vergleich zum Menschen. Die Veranstaltung hat Anreize geschaffen, die eigene Denkweise zu hinterfragen und die Haltungsform und -umgebung von Schweinen mit neuen Ansätzen zu überdenken mit dem Ziel, das Wohl und die Gesundheit der Tiere zu fördern.

Weizenkurse tauchen ab

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Der Mai-Kontrakt für Weizen an der Matif steht seit Wochen unter Druck. Am 2. Mai lag der Kurs mit 201,75 €/t nur knapp über der Marke von 200 €/t und hat damit seit Anfang April 23 €/t verloren. Der Kursverlust wurde zunächst verursacht durch die neuen Einfuhr-Zölle und den Handelsstreit, den die US-Regierung entfacht hat. Zuletzt rückte jedoch der Wettermarkt in den Mittelpunkt der Marktanalysen. Auf der Nordhalbkugel sorgten Regenfälle in vielen Regionen für eine Verbesserung der Vegetationsbedingungen. Damit steigen die Ertragsprognosen für Getreide. In China soll es dagegen weiterhin zu trocken sein. In den USA stehen die Kurse für Weizen und Körnermais unter Druck. Neben den Regenfällen sorgt dort der Handelskonflikt für Preisabschläge. Die US-Regierung berichtete von positiven Gesprächen mit China. Peking widerspricht dieser Aussage. Damit schwindet die Hoffnung auf eine rasche Lösung. Gebremst wird die Talfahrt der US-Kurse nur durch den schwachen Dollar. So wurden Verkäufe von Körnermais Richtung Spanien, Taiwan und Südkorea gemeldet.

Günstiger Preis sorgt für Nachfrage

Viele Marktbeteiligte hoffen, dass das erreichte Preisniveau die Nachfrage auf dem Weltmarkt nach EU-Getreide wieder erhöht, da auch der Eurokurs wieder etwas gefallen ist. Die westeuropäischen Weizenpreise sind mittlerweile auf dem Niveau der Kurse, die im Schwarzmeerraum aufgerufen werden. Frankreich soll bereits in der Vorwoche 120.000 t Weizen nach Ägypten verkauft haben. Dennoch bleiben die französischen Weizenexporte deutlich hinter den Vorjahreszahlen zurück. Auch das Wetter bleibt weiterhin ein Thema. Trotz der jüngsten Regenfälle bleibt es in vielen Regionen Nordeuropas weiterhin zu trocken. Aus der Schwarzmeerregion gab es in der Vorwoche Meldungen über Nachtfröste. Die Hoffnungen auf ein Ende des Krieges in der Ukraine bleiben ebenfalls unerfüllt. In der vorigen Woche kam es zu einem Angriff auf einen russischen Schwarzmeerhafen, bei dem auch ein Getreideterminal getroffen wurde. An den Terminbörsen könnten die mittlerweile deutlich reduzierten Kurse einige Anleger zum Kauf animieren. Wenn dann noch der Wettermarkt für entsprechende Schlagzeilen sorgt, ist eine rasche Preiserholung möglich – so die Hoffnung einiger Marktbeteiligter.

Rapskurse mit großen Schwankungen

An der Matif ist zum Monatsbeginn der Mai-Termin ausgelaufen. Dies sorgte bereits im Vorfeld für starke Preisschwankungen. Allein durch den Wechsel des Frontmonats von Mai auf August verlor der Kurs 80 €/t und fiel bis auf 460 €/t. Zum Wochenbeginn zeigt sich eine leichte Preiserholung auf 470 €/t. Dennoch sind auch die Gebote für die neue Ernte reduziert worden. Die schwachen Rohölkurse drücken ebenfalls auf die Rapskurse. Stützend wirken die relativ stabilen US-Sojapreise. Im Sojahandel setzt man auf die angesetzten Gespräche mit China. Auch die EU-Kommission plant, den Import von US-Soja deutlich zu erhöhen, um der US-Regierung entgegenzukommen. Fraglich bleibt nur, wie solch eine Vereinbarung praktisch umgesetzt werden soll. Werden die EU-Importeure verpflichtet, mehr US-Soja zu kaufen? Sind am Ende die Tierhalter in der EU durch höhere Futtermittelpreise die Leidtragenden dieser Vereinbarung? China will sich dagegen unabhängiger von importierten Futtermitteln machen. Unter anderem soll der Sojaschrotanteil im Mischfutter reduziert werden.