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Geduld und Rücksicht machen Wege breiter

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Erntezeit ist leider auch Unfallzeit. Denn während der immer kleineren Erntefenster sind umso mehr landwirtschaftliche Maschinen auf den Straßen unterwegs. Hinzu kommt, dass die Getreideernte in die Ferienzeit fällt und viele Menschen ohnehin zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Motorrad im ländlichen Raum unterwegs sind – oft auf ihnen unbekanntem Terrain.

Besonders wichtig sind vor diesem Hintergrund Kampagnen, um sowohl Maschinenführer als auch andere Verkehrsteilnehmer auf die potenziellen Gefahren hinzuweisen und für gegenseitige Rücksichtnahme zu werben. So führen unter anderem der Bauernverband und der Lohnunternehmerverband in Schleswig-Holstein regelmäßig Aktionen zur Sicherheit im Ernteverkehr durch. Gut so!

Arbeits- und Unfallsicherheit sind letztlich Kernanliegen der Landwirte. Betriebsleiter stehen daher in der Verantwortung, ihre Mitarbeitenden und Auszubildenden für diese Themen zu sensibilisieren und gute Rahmenbedingungen zu schaffen, damit alle Verkehrsteilnehmenden unbeschadet an ihr Ziel kommen. Henrik Buchenau vom Familienbetrieb Gut Warleberg in Neuwittenbek, Kreis Rendsburg-Eckernförde, berichtet von seinen Erfahrungen und beschreibt, welche Grundsätze auf seinem Betrieb in der Erntezeit gelten.

Klar ist: Landwirtschaft arbeitet nicht nach festgelegten Bürozeiten. Gerade in der Erntezeit und bei Wetterumschwüngen kann sich der Feierabend der Landwirte bis in die Nacht verschieben. Die Gesetzeslage ermöglicht entsprechende Ausnahmen. Der Druck in der abgeschlossenen Getreideernte war in diesem Jahr jedoch wegen der feuchten Witterung von Anfang Juli bis Anfang August besonders hoch.

Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), sprach auf der Erntepressekonferenz des Verbandes von einem enormen psychischen Druck auf den Betrieben. Auch er betonte gegenüber den Journalisten die große Bedeutung der gegenseitigen Rücksichtnahme und Wertschätzung im Ernteverkehr.

Immerhin: Der Abschluss der Ernte war von einer längeren Trockenphase begleitet, sodass immerhin eine „durchschnittliche Erntemenge“ eingefahren wurde. Insbesondere an den Winterungen zeigte sich einmal mehr, dass die Betriebe in Schleswig-Holstein aufgrund der günstigen natürlichen Rahmenbedingungen und der gut ausgebildeten Landwirte im Bundesvergleich die höchsten Erträge eingefahren haben, wobei sich auch hier im Norden nach Einschätzung des Bauernverbandes Schleswig-Holstein jeder Bodenpunkt bemerkbar macht. Die Qualitäten sind je nach Sorte und lokalen Ernteunterbrechungen sehr heterogen ausgefallen. Ebenso war die Strohbergung vielerorts aufgrund des Regens problematisch.

Die größten Sorgen bereitet jedoch die derzeitige Marktlage. Ackerbauern sprechen bei Brotweizenpreisen von rund 180 €/t übereinstimmend davon, nicht kostendeckend wirtschaften zu können. Das niedrige Preisniveau ist zum Teil der Krisenlage in Europa geschuldet. Daher ist auch die Politik in der Verantwortung, Maßnahmen zu ergreifen, um zumindest an der Produktionskostenseite zu entlasten. Denn Herausforderungen im Ernteverkehr sind allemal besser als gar kein Ernteverkehr.

Dr. Robert Quakernack, Foto: bb


DRV warnt vor Agrarlandverlust

Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) warnt davor, dass ­wegen des Zubaus von Freiflächen­solaranlagen zunehmend Agrarland verloren geht. „Um die Ernten langfristig zu sichern, müssen die Ackerflächen den ­Landwirten dauerhaft zur Verfügung ­stehen“, sagte DRV-Energie­referent ­Guido Seedler in Berlin. Den Ausbau der Photovoltaik (PV) betrachte man vor diesem Hintergrund mit ­„großer Sorge“.

Seedler verwies auf der Erntepressekonferenz seines Verbandes auf eine Studie des Thünen-Instituts, wonach bis zum Jahr 2030 zwischen 400.000 und 500.000 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche mit Freiflächensolaranlagen bebaut werden könnten. Diese Prognose findet er vor allem deshalb problematisch, weil die heute installierte Nennleistung an Erneuerbaren Energieanlagen den deutschen Strombedarf bereits dreimal decken könnte. In Phasen mit viel Wind und Sonne komme es daher regelmäßig zu negativen Strompreisen, die die Rentabilität der Anlagen und damit auch den weiteren Zubau infrage stellten, gab Seedler zu bedenken. Der DRV plädiert deshalb dafür, vor allem den Netzausbau zu fokussieren und Speichertechnologien hochzufahren, anstatt weiter PV-Freiflächenanlagen zu errichten.

Derweil wurde die Ausschreibung für PV-Freiflächenanlagen zum Gebotstermin am 1. Juli erneut überzeichnet. Das teilte die Bundesnetzagentur (BNetzA) mit. „Seit über einem Jahr sind die Zuschlagswerte auf ähnlichem Niveau. Anhaltender Wettbewerb schafft auch verlässliche Rahmenbedingungen für die Bieter im Ausschreibungsverfahren“, kommentierte BNetzA-Präsident Klaus Müller.

Laut der Behörde wurden zuletzt 2.266 MW ausgeschrieben. Von den 313 eingereichten Geboten konnten 258 Gebote mit einem Umfang von 2.271 MW bezuschlagt werden. Das mit Abstand größte Volumen entfiel wie in den vorherigen Runden auf Bayern.

Um die Nachfrage und das Angebot von Strom besser aufeinander abzustimmen und dabei auch die Stunden mit negativen Strompreisen zu verringern, setzt die BNetzA eigenen Angaben zufolge vor allem auf den Ausbau des Stromnetzes, die Flexibilisierung der Stromabnahme und auch den netzdienlichen Ausbau von Speichern.

Rücksicht nehmen und Fahrzeuge kontrollieren

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Die Getreideernte in Schleswig-Holstein ist eingefahren. Leider konnten auch in diesem Jahr Unfälle nicht vermieden werden. Welche Maßnahmen die Betriebe treffen, um die Erntefenster optimal auszunutzen und dabei höchste Aufmerksamkeit auf Verkehrssicherheit zu legen, schildert Henrik Buchenau vom Familienbetrieb Gut Warleberg in Neuwittenbek, Kreis Rendsburg-Eckernförde.

„Vor der Ernte besprechen wir mit dem gesamten Team, worauf im Ernteverkehr zu achten ist“, erklärt Buchenau. Es sei wichtig, immer wieder auf Gefährdungspotenziale hinzuweisen. Knifflige Situationen könnten vor allem bei Abbiegeprozessen entstehen, wenn Sicherheitsabstände nicht eingehalten würden oder wenn man zu schnell fahre. Buchenau stellt klar: „Für unsere Fahrer gilt in Dörfern grundsätzlich: höchstens 30 Stundenkilometer.“ Er wirbt für Verständnis bei Autofahrern, die sich hinter Erntemaschinen befinden. Wo es möglich sei, würden seine Fahrer rechts halten, um den Verkehrsfluss zu gewährleisten.

Ernten immer kompakter

Zunehmend seien die Abfahrer selbst durch vorausfahrende Radfahrer zur Geschwindigkeitsreduktion gezwungen. Wenn nachfolgende Autos dann drängelten oder „wutentbrannt überholen“, aber die Radfahrer nicht sähen, entstünden mitunter gefährliche Situationen. „Drängeln hilft niemanden, sondern lenkt die Aufmerksamkeit der Fahrer nach hinten, während sie nach vorn gucken sollten“, mahnt Buchenau.

Selbstverständlich ist für ihn, regelmäßig die Einsatztauglichkeit der Maschinen zu überprüfen. Als wichtiges Hilfsmittel, um mögliche Gefährdungen untereinander zu kommunizieren, nennt er den Betriebsfunk. Der Vorteil gegenüber den ohnehin nicht erlaubten Mobiltelefonen sei klar: „Alle hören alles.“ Das bestätigt auch sein Auszubildener im dritten Lehrjahr, Wolf Keese. Er schildert: „Man kann sich gut abstimmen, wenn enge Wege belegt sind oder Gefährdungen da sind.“ Zudem helfen Weitwinkelspiegel, um den Überblick zu behalten, so Keese. Tote Winkel seien aber nicht ganz auszuschließen. Wichtig sei in jedem Falle, die Spiegel sauber zu halten und dass die Blinker funktionieren.

Die Ernteketten sind laut Buchenau auf Gut Warleberg so organisiert, dass eine Überladung ausgeschlossen ist. Grundsätzlich habe sich die Einsatzsicherheit durch bessere Technik, höheren Fahrkomfort und immer professionellere Ernteketten in den vergangenen Jahren erhöht. Die zurückliegende Getreiderente bestätige aber auch, dass die Erntefenster immer kleiner würden. Buchenau beschreibt: „Die Ernten sind kompakter.“ Trotz einer niederschlagsbedingten Ernteunterbrechung zwischen Mitte Juli und Anfang August beurteilte er den Ablauf der Ernte auf dem eigenen Betrieb als in Ordnung, wobei der Winterweizen die Fallzahl 220 nicht erreicht habe.

Marktlage kritisch

Mehr Sorgen als die Qualität bereitet Buchenau jedoch der Blick auf die derzeitigen Preise, mit denen kein Ackerbauer kostendeckend wirtschaften könne. Er erklärt: „Wir produzieren Massenware für den Weltmarkt.“ Aufgrund der Krisensituation in Europa und Kostensteigerungen für Energie und Dünger sei aber die Wettbewerbsfähigkeit gefährdet. Dabei sei Schleswig-Holstein ein Gunststandort für die Lebensmittelproduktion. Kritisch bewertet er vor diesem Hintergrund Extensivierungs- und Stilllegungsprogramme. 

Unüberlegt überholende Motorradfahrer können eine Gefahrensituation herbeiführen. Foto: BVSH

Enge Erntefenster sorgen für „Zitterpartie“

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„Zwei bis drei Wochen lang ­blieben nach gutem Erntestart die Drescher stehen“, erklärte Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), im Rahmen der DBV-Ernte-Pressekonferenz am Dienstag. Die Erntezeit sei wegen der häufigen Niederschläge für viele Betriebe eine Zitter­partie ­gewesen.

Der DBV rechnet in seiner Erntebilanz 2025 insgesamt mit einer durchschnittlichen Getreideernte. Mit 43,5 Mio. t liegt die erwartete Gesamterntemenge zwar über den schlechten Ergebnissen der vergangenen zwei Jahre. Gleichzeitig lägen je nach Region und Standort bei den meisten Kulturen sehr große Ertragsspannen vor. Auch hätten in vielen Regionen die Qualitäten zum Teil erheblich unter den wochenlangen, teils sehr intensiven Niederschlägen gelitten.

Qualitäten leiden

Nach DBV-Zahlen übersteigt die Erntemenge der wichtigsten Kultur, des Winterweizens, mit 21,7 Mio. t deutlich über die des Vorjahres (2024: 17,8 Mio. t). Dies liegt laut Verband sowohl an besseren Erträgen pro Hektar als auch an der deutlichen Ausweitung der Anbaufläche im Vergleich zum Vorjahr. Die Qualitäten seien jedoch teilweise ungenügend: Fallzahlen seien nach den anhaltenden Niederschlägen zum Teil eingebrochen. Und auch bei den Proteingehalten zeichneten sich deutliche Ausschläge nach unten ab – insbesondere in den Roten Gebieten.

Für die Wintergerste zeigt sich ein etwas positiveres Bild als im Vorjahr: Die diesjährige Erntemenge liegt mit 9,3 Mio. t über dem Vorjahreswert von 8,9 Mio. t. Die Winterrapsernte erreicht mit einer Gesamterntemenge von 3,85 Mio. t ein etwas besseres Niveau als im Vorjahr (3,6 Mio. t).

Laut Rukwied kam es zusätzlich zur feuchten Erntezeit durch die ausgeprägte Trockenheit im Frühjahr zu Ertragseinbußen, vor allem im Nordosten Deutschlands. „Auch wenn die Erntemenge endlich einmal wieder im durchschnittlichen Bereich liegt, macht sie doch die spürbaren Folgen des Klimawandels deutlich“, so der DBV-Präsident.

Einheitlich gefordert

Auch die zunehmenden Einschränkungen beim Pflanzenschutz verschärfen nach Einschätzung von Rukwied die ohnehin bestehenden Herausforderungen im Ackerbau weiter. „Der starke Schädlings- und Infektionsdruck in diesem Jahr zeigt deutlich, wie wichtig es ist, Pflanzen ausreichend schützen zu können“, betonte er. „Effektiver Pflanzenschutz ist eine zwingende Voraussetzung für sichere und gesunde Lebensmittel“, so der Bauernverbandspräsident. In mehreren Kulturen sei bereits eine ernst zu nehmende Gefährdung der Versorgungssicherheit erkennbar. Rukwied fordert daher eine zukunftsfähige Strategie für den Pflanzenschutz. Es brauche dringend eine Beschleunigung und Optimierung der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln, am besten durch ein EU-weit einheitliches System.

Besorgt äußerte sich der DBV-Präsident zudem zur aktuellen Marktsituation: „Die nach wie vor katastrophale Preislage – insbesondere auf den Getreidemärkten – bringt uns Landwirten zunehmend Probleme. Eine Verbesserung ist bislang nicht in Sicht.“ In Kombination mit den stark gestiegenen Betriebsmittelkosten sei der Getreideanbau in Deutschland kaum noch wirtschaftlich darstellbar. Rukwied kritisierte in diesem Zusammenhang auch die Vielzahl an politischen und gesetzlichen Vorgaben, die in den vergangenen Jahren eingeführt worden seien und die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Landwirtschaft zusätzlich schwächten. „Wir brauchen dringend ein wirkungsvolles Maßnahmenpaket zur Stärkung unserer Wettbewerbsfähigkeit. Bürokratieabbau und gezielte Entlastungen sind jetzt unabdingbar“, forderte der DBV-Präsident. Entgegen politischen Bekundungen nähmen die bürokratischen Belastungen weiterhin zu.

Importdruck steigt

Bei anderen Kulturen wie Kartoffeln sowie verschiedenen Obst- und Gemüsearten zeichne sich ein heterogenes Bild ab. Teilweise hätten zufriedenstellende Erträge erreicht werden können – wie etwa bei Frühkartoffeln oder Kirschen, so der DBV. Für andere Kulturen wiederum konnte lediglich eine durchschnittliche Ernte verzeichnet werden. Auch der Importdruck nehme insbesondere im Bereich Obst und Gemüse immer mehr zu. Steigende Arbeitskosten durch den Mindestlohn erschwerten die Lage vieler Betriebe. Vor allem im Apfel- und Salatanbau träten derzeit massive Probleme mit Krankheiten und Schädlingen auf. Und auch die Schilf-Glasflügelzikade breite sich immer weiter im Bundesgebiet aus und sorge für massive Herausforderungen, da die Handlungsmöglichkeiten der Landwirte nach wie vor sehr eingeschränkt seien.

Gute Erträge im Norden

Der DBV-Erntebericht ist eine Hochrechnung und basiert auf Meldungen aus den 18 Landesbauernverbänden über die tatsächlich geernteten Flächen und erzielten Erträge. Die vergleichsweise guten Anbaubedingungen in Schleswig-Holstein schlugen sich deutlich in dieser Statistik nieder. So belegte das nördlichste Bundesland bei den Winterweizenerträgen mit durchschnittlich 91 dt/ha den Spitzenplatz und bei der Wintergerste mit ebenfalls 91 dt/ha den zweiten Platz hinter Thüringen (95 dt/ha).

Beim Winterraps wurde in Schleswig-Holstein mit 38 dt/ha nur ein leicht überdurchschnittliches Niveau erreicht. Mit 43 dt/ha erzielten die hessischen Ackerbauern in dieser Kulturart die höchsten Erträge. Bei Hafer (73 dt/ha), Winterroggen (84 dt/ha) und Triticale (83 dt/ha) erreichten die Ackerbauern hierzulande die Spitzenwerte.

Mehr Informationen, Tabellen und Grafiken auf der Webseite des Deutschen Bauernverbandes

Aufgrund der Regenfälle während der Erntezeit war der psychische Druck auf den Betrieben laut Joachim Rukwied enorm. Screenshot: rq

Feldtage zu effizienter Wirtschaftsdüngerausbringung

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An zwei Feldtagen in Sarlhusen und Futterkamp informierten sich rund 60 Interessierte zu den Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) und konnten mehr über Gülleansäuerung während der Ausbringung sowie den Einsatz von NIR-Sensoren erfahren. Die MuD „Säure+“ und „NIRS“ befassen sich mit der effizienten Nährstoffausnutzung in Wirtschaftsdüngern.

Das MuD „Säure+“ wird von der Landwirtschaftskammer (LKSH) betreut und beschäftigt sich mit der Gülleansäuerung während der Ausbringung in wachsende Bestände. Die Ansäuerung erfolgt über das SyreN-System und wird derzeit an sieben Standorten in Schleswig-Holstein in Zusammenarbeit mit den Lohnunternehmen Brockmann GmbH & Co. KG und Blunk GmbH im Praxiseinsatz erprobt. Durch die Gülleansäuerung können Ammoniakemissionen eingespart sowie die N-Ausnutzung gesteigert werden.

Emissionsmessungen direkt nach der Ausbringung in Futterkamp Foto: Michael Bustorff

Der Einsatz von NIR-Sensoren zur Quantifizierung der Nährstoffgehalte in flüssigen Wirtschaftsdüngern wird derzeit im Rahmen des MuD „NIRS” vom FuE-Zentrum der FH Kiel GmbH erprobt. Die NIRS-Technik wird momentan von mehreren Lohnunternehmern eingesetzt, darunter Brockmann GmbH & Co. KG und Blunk GmbH, um die Praxistauglichkeit der Sensoren zu überprüfen. NIR-Sensoren ermöglichen eine kontinuierliche Analyse von Gülle und Gärresten während der Ausbringung und können so bei einer bedarfsgerechten Düngung unterstützen. Mithilfe der Technik können Nährstoffe gezielter eingesetzt und Verluste reduziert werden.

Nachdem eine theoretische Einführung in die Themen Gülleansäuerung und NIRS stattgefunden hatte, konnten die Besucherinnen und Besucher die Techniken vor Ort besichtigen und in den Austausch mit Lohnunternehmern sowie teilnehmenden Betrieben und den Projektleitern treten. So konnten spannende Themen, zum Beispiel die Kosten der Techniken, genaue Funktionsweise sowie die Umsetzung in der Praxis und erste Erkenntnisse aus den laufenden Projekten, diskutiert werden. Ergänzend wurden Ad-hoc-NH3-Emissionsmessungen durchgeführt, um das Reduktionspotenzial der Gülleansäuerung zu veranschaulichen. Die Emissionsmessungen zeigten, dass gegenüber nicht angesäuerter Gülle die NH3-Emissionen um bis zu 79 % durch die Gülleansäuerung reduziert werden konnten.

Ziel ist es, den Landwirten durch Feldtage dieser Art Werkzeuge für eine effizientere Wirtschaftsdüngerausbringung näherzubringen. Aus den in beiden Projekten gesammelten Erfahrungen sollen zudem Handlungsempfehlungen für die Praxis herausgearbeitet werden. Mehr dazu im Artikel von Lea Steffensen – Nährstoffmanagement für die Ostsee, Teil 6 – in der Bauernblatt-Ausgabe 34/2025.
Die Förderung des Vorhabens erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft erfolgt über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Förderkennzeichen 2821ABS420.

In Sarlhusen konnten aufgrund der nassen Witterung und einer eingeschränkten Befahrbarkeit Emissionsmessungen nur beispielhaft durchgeführt werden, da keine Ausbringung möglich war. Foto: Ann-Kathrin Stephan

28. Landesbreitensportturnier in Bad Segeberg

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Für zwei Tage wurde der Landesturnierplatz in Bad Segeberg wieder in ein kunterbuntes Paradies für Pferdefreunde und Familien verwandelt. Sie feierten den Breitensport mit all seinen Facetten: vom Islandpferd bis zum Gespannfahrer und Voltigierer, von Western- und Barockreitern bis zu den rasanten Mounted Games. Mehr als 80 Wettbewerbe auf elf Plätzen waren ausgeschrieben.

Ein vielseitiges Prüfungsangebot, die unmittelbare Nähe zum Pferd und eine harmonische, entspannte Atmosphäre zeichneten die größte Breitensportveranstaltung Norddeutschlands in diesem Jahr aus. Diverse Prüfungen standen auf dem Programm, von Geschicklichkeitswettbewerben und Gelassenheitsprüfungen über Führzügelwettbewerbe, Fahrprüfungen und Horse Agility bis Hobby Horsing, Mounted Games und Bodenarbeit.

Zum Programm gehörten Prüfungen für alle Altersklassen und Niveaus. Foto: Stefan Stuhr/Rathmann Verlag

„Hier auf dem Pferdefest des Nordens geht es nicht um den klassischen Turniersport, bei dem der Leistungsgedanke im Vordergrund steht, sondern vielmehr darum, Erfahrungen zu sammeln, ein tolles Wochenende mit dem Pferd zu verbringen, und um das Erlebnis an sich“, erklärte Miriam Engel-Zinßius, Referentin für Breitensport, Vereine und Betriebe beim Pferde­sportverband Schleswig-Holstein (PSH).

„Es ist immer wieder aufs Neue ein buntes und abwechslungsreiches Wochenende. Hier herrscht ein nettes Miteinander und der Spaß steht im Vordergrund“, berichtete eine Teilnehmerin, die seit mehr als 20 Jahren zum Landesbreitensportturnier kommt. Bereits am Freitagabend reiste sie mit ihren vier Welsh Ponys an und baute mobile Paddocks auf, damit die Vierbeiner in Ruhe auf dem großen Veranstaltungsgelände ankommen konnten: „Hier gibt es jede Menge zu sehen, und mir ist wichtig, dass auch meine Pferde ein ebenso schönes Wochenende haben wie ich.“

Nancy John und Manolo vom Probsteier Reitverein Schönberg, Kreis Plön, holten sich mehrere Schleifen und einen Sieg. Foto: Stefan Stuhr/Rathmann Verlag

Zum Abschluss des Turniers resümierte Engel-Zinßius: „Wir blicken auf ein sehr erfolgreiches Wochenende mit hervorragendem Wetter zurück. Die zahlreichen Zuschauer kamen voll auf ihre Kosten, und auch alle Teilnehmer zeigten sich durchweg zufrieden. Besonders erfreulich war die positive Resonanz der Vereine und Betriebe, die in diesem Jahr erstmals beim Pferdefest des Nordens vertreten waren.“ Sie lobte die enge Zusammenarbeit der vielen ehrenamtlichen Helfer: „Die Prüfungen und Wettbewerbe werden eigenständig durchgeführt. Der PSH unterstützt in Planung und Organisation. Das Ehrenamt arbeitet hier wirklich Hand in Hand.“

Hobby Horsing wird immer beliebter. Neun Wettbewerbe waren ausgeschrieben, darunter auch Springen. Foto: Stefan Stuhr/Rathmann Verlag

Im Hobby Horsing wurde unter neuer Leitung zum ersten Mal ein Geschicklichkeitswettbewerb angeboten. Die Mounted-Games-Reiter präsentierten mit der neuen Einsteigerklasse ein spannendes Prüfungsformat. Auch die Working Equitation war wieder ein beliebter Programmpunkt. In der Prüfung „Das alte Pferd“ durften ausschließlich Pferde ab 20 Jahren eine Kür zeigen.

Im nächsten Jahr richtet der PSH das Bundespferdefestival aus, das aufgrund einer Termindoppelung mit den Weltreiterspielen in Aachen am 8. und 9. August 2026 in Bad Segeberg stattfinden wird.
pm

Auch die Westernreiter waren in Bad Segeberg wieder mit einigen Prüfungen dabei. Foto: Stefan Stuhr/Rathmann Verlag
Voltigieren wurde wieder in verschiedenen Disziplinen ausgetragen: einzeln, in Gruppen, mit und ohne Kostüm. Foto: Stefan Stuhr/Rathmann Verlag
Das Pferdestammbuch Schleswig-Holstein/Hamburg war mit einem Fohlenchampionat und einem Jungzüchterwettbewerb vertreten. Foto: Stefan Stuhr/Rathmann Verlag
Beim Landesbreitensportturnier gibt es viel zu sehen und ganz viel Pferdeliebe. Foto: Stefan Stuhr/Rathmann Verlag


Schützende Decke für den Gartenboden

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Wer seinen Boden mit Mulch abdeckt, kommt in den Genuss vieler Vorteile. Neben der Ästhetik geht es vor allem um den praktische Nutzen. Die schützende Bodenabdeckung verbessert die Bodenqualität und wirkt sich damit positiv auf das Pflanzenwachstum aus. Der Feuchtigkeitsgehalt des Bodens ist dank der verminderten Verdunstung höher als ohne Mulchschicht.

Auch der Aufwand für Hacken und Jäten ist deutlich geringer als auf nackter Erdoberfläche. Doch stellt sich immer wieder die Frage, welches Material sich am besten eignet. Hier findet sich eine Auflistung der verschiedenen Materialien mit ihren Vor- und Nachteilen.

Rasenschnitt: Das feine, leichte Material eignet sich sehr gut zum Mulchen auf allen Flächen, besonders im Gemüse- und Beerengarten, aber auch auf Baumscheiben. Das Gras wird in lockeren, dünnen Schichten ausgebreitet. Bei Bedarf streut man einfach eine neue Schicht nach. Insbesondere bis Anfang Juli zersetzt sich der Rasenschnitt recht zügig und ist nach zehn bis 14 Tagen meist zu erneuern. Das wenige Unkraut, das seinen Weg durch den Mulch findet, ist leicht zu entfernen. Vorsicht: Zu dicke Schichten können je nach Witterung faulen und damit die Sauerstoffzufuhr des Bodens hemmen. Sich zersetzender Rasenschnitt führt dem Boden wertvollen Humus zu.

Zersetzt sich der Rasenschnitt, breitet man einfach nach dem nächsten Mähen eine weitere Schicht aus. Foto: Karin Stern
Unter Gehölzen empfiehlt sich die Verwendung von Rindenmulch.
Foto: Karin Stern

Rindenmulch: Sehr gutes Material für Rabatten, Wege, unter Zierbüschen und auf Baumscheiben. Beim Kauf von Sackware besser auf eine grobe, länger haltbare Körnung achten. Feine Körnungen zersetzen sich schneller und müssen teils nach einem Jahr schon wieder erneuert werden. Im Baustoffhandel oder beim Landschaftsgärtner kann man auch lose Ware bekommen. Tipp: Preise mit Sackware aus dem Baumarkt vergleichen! Wichtig zu wissen: Rindenmulch entzieht beim Zersetzen dem Boden Stickstoff. Damit die Pflanzen keinen Mangel leiden, bei Bedarf eine Extraportion Stickstoff als Ausgleich geben.

Rindenmulch eignet sich sehr gut als Wegbelag. Foto: Karin Stern

Rindenhumus, Rindenkompost: Dabei handelt es sich um kompostierte Nadelholzrinde. Sie ist besonders für Pflanzen gut verträglich, die eher sauren Boden lieben (Rhododendron, Azaleen, Heidelbeeren). Rindenkompost bindet nicht so viel Stickstoff wie Rindenmulch, muss aber schneller ersetzt werden.

Pinienrinde: Pinienrinde ist an ihrer rotbraunen Färbung erkennbar. Sie zersetzt sich langsamer als Rindenmulch und verbreitet in den ersten Tagen im Gegensatz zu diesem keinen säuerlichen Geruch. Die Rinde sieht sehr dekorativ aus, ist allerdings deutlich teurer als gewöhnlicher Rindenmulch. Teilweise auch in anderen Farben erhältlich

Sägemehl und Hobelspäne: Beides bekommt man meist kostenlos und die Unkrautunterdrückung ist zufriedenstellend. Allerdings sieht das Material durch die helle Farbe unnatürlich aus und fliegt in trockenem Zustand bei windigem Wetter quer durch eigenen Garten und auch gern in den des Nachbarn.

Laub: Da es nur im Herbst anfällt, eignet es sich gut zur Abdeckung von Staudenrabatten und zum Verteilen unter Zierbüschen, Beerenobst oder auf Baumscheiben.

Heu: Aufgrund der Vielzahlt enthaltener Unkrautsamen ungeeignet, auch wenn es von der Struktur her optimal wäre und in vielen Betrieben zur Verfügung steht.

Stroh ist das perfekte Mulchmaterial für Erdbeeren. Die Früchte bleiben sauber und Unkraut hat keine Chance. Foto: Karin Stern

Stroh: Für Staudenrabatten aus optischen Gründen eher ungeeignet. Sehr gut im Gemüsegarten unter Zucchini, Gurken und Erdbeeren zum Sauberhalten der Früchte einsetzbar. Weizen- und Gerstenstroh verrottet allerdings schlecht. Wer die Reste im Herbst nicht untergräbt, muss die Halme im Frühjahr mühsam abrechen.

Unkrautvlies: Ein sehr gutes Material für Stauden- und Gehölzrabatten sowie unter Wegbelägen. Empfehlenswert ist die Verwendung bei einer Neuanlage oder beim „Großputz“ mit Staudenteilung und -neupflanzung. Flächig aufgelegt, werden die Pflanzen und Blumenzwiebeln anschließend durch eingeschnittene Schlitze in den Boden gesetzt. Das Vlies unterdrückt Unkraut, ist atmungsaktiv und lässt Wasser sowie Nährstoffe in den Boden gelangen. Wird abgepackt oder als Rollenware mit verschiedenen Breiten angeboten. Die Stärke hängt von der Beanspruchung ab (Zierbeet oder unter Wegbelag). Klarer Nachteil: Da Unkrautvlies meist aus Kunstfasern besteht, kann dadurch Mikroplastik in den Boden gelangen.

Sinnvolle Verwertung der Rhabarberblätter als Bodenabdeckung im Tomatenbeet. Foto: Karin Stern

Frische Gartenabfälle: Sie eignen sich sehr gut zum Mulchen im Gemüsegarten, wenn ausreichende Mengen anfallen, zum Beispiel Außenblätter von Kohl. Auch Brennnesseln und Beinwell eignen sich vor dem Samenansatz (!). Sie verrotten auf dem Boden und reichern diesen mit Humus an.

Im Baumarkt bekommt man Zierkies zur Bodenabdeckung in verschiedenen Farben und Sortierungen. Foto: Karin Stern

Kies oder Splitt: Passen gut an trockene Standorte wie Steingärten oder ins Kräuterbeet. Das Material speichert Wärme, lässt Wasser und Luft an den Boden und muss nicht ständig erneuert werden. Allerdings vermischen sich Kies oder Splitt im Laufe der Zeit mit der oberen Bodenschicht und unterdrücken nur bedingt Unkraut. An Böschungen rutscht das Material leicht ab.

Blähton speichert die Sonnenwärme und sorgt für ein mediterranes Klima im Kräuterbeet. Foto: Karin Stern
Kies passt gut als Mulchmaterial in Beete mit trockenheitsverträglichen Pflanzen. Foto: Karin Stern


Wohlfühloase für Genießer-Schweine

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Wie sieht Schweinehaltung aus, wenn Platz, Transparenz und ­regionale Kreisläufe im Vordergrund stehen? Eine innovative Genossenschaft in Mittelsachsen zeigt, was möglich ist.

Wie kommt man auf die Idee, einen Außenklimastall mit Auslauf zu bauen, in dem die Schweine extra viel Platz und Luft haben, im Stroh toben können und mit regionalem Futter inklusive Leinsamenextraktionsschrot gefüttert werden? Und noch dazu der Bau eines eigenen Schlachthofs direkt neben dem Stall? „Ganz einfach“, sagt Jan Gumpert, Vorstandsvorsitzender der Genießergenossenschaft Sachsen in Königshain. So wie das Schweine-Business und die Bezahlung laufe, wolle er nicht weitermachen, hat er 2020 beschlossen. Er informierte sich was Verbraucher wollen und nachfragen. So kam er auf die Idee, eine wie er sagt „Stalloase“ zu bauen, in der die Tiere ihr Leben genießen. Verbraucher können das regional erzeugte Fleisch mit einem Plus an Omega-3-Fettsäuren genießen und würden damit eine gute Tierhaltung unterstützen.

An den Metallschienen läuft der Strohroboter. 

Gründung einer Genossenschaft

Jan Gumpert ist ein groß gewachsener Mann, der häufig ein Lächeln auf den Lippen trägt. Der studierte Landwirt sammelte viel Erfahrung im Leiten und Weiterentwickeln von Genossenschaften. Im Jahr 2000 kam er zur Agraset-­Agrargenossenschaft Naundorf, dem Partnerbetrieb der kürzlich gegründeten Genießergenossenschaft. Zu Agraset gehören neben rund 5.000 ha Ackerbau, 1.000 Milchkühen auch 560 Zuchtsauen und 6.000 Schweinemastplätze.

Zusammen mit seinen langjährigen Mitarbeiterinnen Stephanie Friebel und Ute Nebelung sowie dem Vorstand der Volksbank Mittweida, Leonhard Zintl, entwickelte Jan Gumpert die Idee, die Genießergenossenschaft zu gründen. 2020/21 sehen sie sich viele Ställe an, stellen ihr Konzept bei der Volksbank Mittweida vor und versuchen potenzielle Genossenschaftsmitglieder für das Vorhaben zu gewinnen. Im Mai 2020 gründen sie die Genießergenossenschaft zusammen mit mehreren Landwirten, dem Genossenschaftsverband und der örtlichen Volksbank.

Gefunden haben Jan Gumpert und sein Team die Genossen über das Bekanntmachen bei Veranstaltungen und über Medienberichte. Viele Mitglieder seien bereits lange im Netzwerk der Agraset. Die meisten von ihnen sind Städter und leben in Sachsen. „Die können sich ja schließlich kein Schwein auf dem Balkon halten“, erklärt Jan Gumpert und lacht. „Deshalb haben sie sich uns als Bauern des Vertrauens gesucht. Wir dürfen ihre Schweine halten und erhalten dafür auch Wertschätzung.“ Mittlerweile gibt es rund 450 Anteilseigner. Die Genießergenossen erhalten ihre Dividende in Form von Wurst und/oder Geld.

Jan Gumpert ist maßgeblich für die Geschicke der Genießergenossenschaft verantwortlich.
Auf der Besucherplattform gibt Ute Nebelung Interessierten einen Stalleinblick.
Das Flatdeck bietet Platz für 440 Tiere, die hier bis zum 56. Lebenstag bleiben.
Der Auslauf ist überdacht, damit die Schweine vor einem Sonnenbrand geschützt werden.

Tierwohlstall aus Holzelementen

Eineinhalb Baujahre dauerte es, bis aus dem Traum Wirklichkeit wurde. Im August 2023 erfolgte die Einstallung der ersten 700 Mastläufer, die der Betrieb von der 2 km entfernten Agraset erwirbt. Um das Weihnachtsgeschäft mitnehmen zu können, werden die Tiere mit einem Gewicht von 8 bis 50 kg eingestallt. Insgesamt ist der Stall für bis zu 1.760 Tiere ausgelegt.

Der 165 m x 36 m große Stall wurde nach eigenen Vorstellungen und in Abstimmung mit Experten des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie geplant. Beim Betreten fällt sofort der 10 m hohe und 4 m breite First auf. In Kombination mit dem verbauten Holz erinnert das Dach an eine Reithalle. Er sei ein nachhaltiger Holzwurm, sagt Gumpert. „Holz ist nun mal der einzige Baustoff, in dem Kohlenstoffdioxid gespeichert wird“. Deshalb wurde viel Holz verbaut.

Der Stall gliedert sich in drei Teile. Im Flatdeck für Tiere im Alter von 28 bis 56 Lebenstagen finden bis zu 440 Schweine Platz. Der Mittelmastbereich ist jeweils für bis zu 165 Tiere ausgelegt. In einem Endmastabteil werden bis zu 80 Tiere 27 Wochen alt.

Alle Buchten sind mit Stroh eingestreut. Tiere der Mittelmast und Endmast haben jederzeit die Möglichkeit, in den überdachten Auslauf zu wechseln. Dort befindet sich auch eine bis zu 5 cm tiefe Suhle. Im Durchschnitt steht jedem Schwein mindestens 2 m² Platz zu. Die Anlage entspricht der Haltungsform 4. „Aber das interessiert hier niemanden“, sagt Gumpert. „Den Haltungsform-Zirkus müssen wir nicht mitmachen.“

Fazit

In Sachsen hat eine neu gegründete Genossenschaft einen Tierwohlstall gebaut. Der Betrieb kombiniert Tierwohl, Nachhaltigkeit und Transparenz, ohne auf das Bio-Siegel zu setzen. Mit eigenem Schlachthaus wird das Fleisch direkt an Verbraucher vermarktet.

Lesen Sie hier Teil 2: https://www.bauernblatt.com/wohlfuehloase-fuer-geniesser-schweine-2/


Genießergenossenschaft Sachsen eG

09306 Königshain-Wiederau

Betriebszweige: Schweinemast nach höchsten Tierwohlstandards und mit eigener Schlachtung, Ackerbau

Landwirtschaftliche Nutzfläche: 221 ha

Angebaute Kulturen: Weizen, Gerste, Öllein, Mais, Hafer, ­Kartoffeln, Grasvermehrung

Arbeitskräfte: 3 AK

Schweinemast (vergleichbar Haltungsstufe 4)

Anzahl Plätze: 1.760

Genetik: Mutter: Dänische Landrasse x Dänische Edelschwein,

Vater: Duroc

Ringelschwanz

Masttagszunahmen: 750 g

Verluste: 2 %

Umtriebe: 1,7 pro Jahr (Mastdauer ca. 200 Tage)

Mastendgewicht: 150 bis 160 kg

Vermarktung: direkt an Endverbraucher (Genießergenossen, Hofläden, Gastronomie, Onlineshop)


Schwierige Erntebedingungen in Schleswig-Holstein

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Die diesjährige ­(Getreide)ernte in Schleswig-Holstein wird durch anhaltende ­Regenfälle massiv erschwert. Die Böden sind vielerorts zu weich für den Einsatz schwerer Maschinen, was zu Verzögerungen und zusätzlichen Kosten führt. Feuchtes Getreide muss nach der Ernte aufwendig getrocknet werden, um lagerfähig zu sein. Sollte man längere Stoppellängen, um die Ernte zu erleichtern, rausnehmen?

Die anzustrebende Feuchte für eine qualitative Lagerung ist bei 15 % erreicht (und beim Raps bei 9 %), die Kosten dafür steigen mit dem Wassergehalt des Ernteguts. Bei einem Feuchtigkeitsgehalt von 20 % liegen die Trocknungskosten bei etwa 48,30 €/t (nach Berechnungen des RKL, Rendsburg), was gegenüber optimalen Bedingungen Mehrkosten von bis zu 37 €/t bedeutet – denn es sind je Trocknungsdurchgang maximal 4 % Feuchtereduktion möglich, und das bedeutet bei 20 % Erntefeuchte und angestrebten 14,5 bis 15 % Lagerfeuchte mindestens zwei Trocknungsdurchgänge.

Diese schwierigen Bedingungen erfordern eine gute Mähdreschereinstellung genauso wie eine sorgsame Planung der Erntelogistik (Einlagerung, Trocknung und Belüftung). Besonders die TS-Gehalte, aber auch die Inhaltsstoffe (Protein, Öl, Stärke) sind für die weitere Verarbeitung interessant und bilden die Basis. Eigene Untersuchungen auf Praxisbetrieben in Schleswig-Holstein zur Güte der Qualität der eingesetzten NIRS-Sensoren und der damit eingesetzten Kalibrationsmodelle zeigen deutlich, dass die Technik stabil funktioniert und die Betriebe mit den erzeugten Ergebnissen gut arbeiten sowie die Erntepartien gezielt an die Qualitätsanforderungen angepasst lagern.

Bodenbearbeitung unter nassen Bedingungen

Die Arbeitserledigungskosten für die Bodenbearbeitung steigen bei nassen Böden deutlich an. Dafür sind unter anderem ein höherer Dieselverbrauch durch schlechtere Traktion (Schlupf und Spurtiefen als Indikatoren), mehr Reparatur- und Wartungsaufwand an den Maschinen oder längere Arbeitszeitfenster für die Stoppelbearbeitung, Grundbodenbearbeitung und Saatbettbereitung durch häufige witterungsbedingte Unterbrechungen verantwortlich.

Laut Modellrechnungen aus der Praxis können die Mehrkosten bei nasser Bodenbearbeitung bis zu 25 bis 40 €/ha betragen. Bei besonders schweren Böden oder intensiver Nutzung können diese Werte sogar noch höher liegen. Hinzu kommen mögliche Folgekosten durch Bodenverdichtung, deren Beseitigung (zum Beispiel durch Tiefenlockerung) weitere 20 bis 50 €/ha Folgekosten verursacht.

Verlustmessschale mit Rapsstroh und Körnern

Risikominderung und wirtschaftlicher Druck

Neben den höheren Trocknungskosten und der erschwerten Bodenbearbeitung kommen höhere Maschinenkosten, längere Arbeitszeiten und mögliche Qualitätseinbußen hinzu. Viele Landwirte stehen vor der Entscheidung, ob sie die Ernte unter schwierigen Bedingungen einfahren oder auf eine Wetterbesserung hoffen – mit dem Risiko weiterer Verluste.

Eine weitere Option bietet der Hochschnitt: Der Mähdrescher ist in erster Linie für die Körnerernte gedacht, das Stroh aber belastet ihn sehr. Doch ganz so einfach wird es nicht. Viele gegensätzliche Gesichtspunkte sind zu bedenken.

Vorteile des Hochschnitts im Überblick

Der Mähdrescher hat beim Hochschnitt weniger an dem sperrigen Stroh zu verarbeiten, der Durchsatz steigt, die Schüttlerverluste sinken. Der untere Teil des Halms hat mit zum Beispiel 5 mm einen größeren Durchmesser als oben mit 3,5 mm und weist eine höhere Feuchtigkeit auf. Dieses zähe Material bleibt also auf der Fläche, Beanspruchung und Verschleiß der Maschine werden zurückgehen. Die hohe Feuchtigkeit in unteren Bereich, gegebenenfalls ergänzt von Unkraut, tritt nicht beim Druschvorgang auf das Korn über.

Das spart Trocknungskosten. Doch scheint es übertrieben, wenn man von 4 % höherer Kornfeuchte liest. Danach wären 18 % im Korntank nur 14 % auf dem Halm.

Insgesamt bedeutet das: Der Mähdrescher

kann mehr schaffen

kann früher den Tag beginnen und später aufhören

benötigt weniger Diesel

Und worin bestehen die Nachteile?

Statt des Mähdreschers werden nun die langen Stoppeln in einem gesonderten Arbeitsgang geschlegelt. Die Stoppel- und Bodenbearbeitung kann unter günstigen Bedingungen auch mit langen Halmen fertig werden. Das Keimen der Ausfallkörner und später der Feldaufgang in der Mulchsaat scheinen unsicher.

Wie ist all das im Einzelnen zu sehen?

Zunächst stellt sich die Frage, wie hoch die Stoppeln sein können, wie hoch die niedrigsten Ähren stehen. Die Abbildung deutet für den aufrechtstehenden Bestand darauf, dass nur die Hälfte des Strohs anfällt.

Aber herabhängende Ähren (Wintergerste) reduzieren die Höhe schnell um 10 bis 20 cm. Eine sorgfältige Aussaat und Bestandsführung fördern den gleichmäßigen Wuchs. Kurzwüchsige Sorten oder stark eingekürzte Bestände reduzieren ebenfalls die Effekte des hohen Schnitts. Auf keinen Fall darf man Ährenverluste hinnehmen: 5 Ähren/m² entsprechen etwa 1 % des Ertrags, also 1 dt/ha. Der Fahrer muss also sehr aufmerksam das Schneidwerk unterhalb der Ähren führen, und das bei einer möglichen Geschwindigkeit von 8 bis 12 km/h. Dann sollte er von anderen Aufgaben weitgehend entlastet sein – die automatische Lenkung wäre sinnvoll. Bisher gibt es keinen Sensor, der die Ähren erkennt und die Schneidwerkshöhe steuert. Die bisherige Tiefenführung reicht ohnehin nur bis etwa 30 cm, also nicht bis zum möglichen Hochschnitt.

Ergebnisse zur Stoppelhöhe

Der geringere Strohdurchsatz mindert die Antriebsleistung der gesamten Maschine und darunter vor allem die für den Häcksler. Dazu hat die Fachhochschule zusammen mit dem Institut für Landwirtschaftliche Verfahrenstechnik Messungen durchgeführt. Auf Fehmarn hat Dr. Hans-Heinrich Voßhenrich gemeinsam mit der DLG den Dieselverbrauch des Mähdreschers und die Antriebsleistung des Häckslers gemessen. Die Stoppelhöhe wurde in Stufen von 10 cm bis auf soeben möglichen 40 cm gesteigert, die Geschwindigkeit blieb konstant.

Der erste Schritt, die Stoppelhöhe von 10 auf 20 cm zu steigern, brachte mit 20 kW am Häcksler den höchsten Effekt. Die letzte Stufe bringt nur einen geringen Vorteil, der angesichts des Risikos, dass Ähren verloren gehen, nicht lohnt.

Ähnlich liegt die Tendenz beim Dieselverbrauch. Dieser geht von 29 auf 19 l/ha zurück, mit der gleichen Maschine unter sehr trockenen Bedingungen von 20 auf 14 l/ha. Außerdem zeigte sich ein deutlicher Einfluss der Sorte. Also ist hier mit einer Einsparung von 6 bis 10 l/ha zu rechnen – die aber von einem zusätzlichen Schlegel-Arbeitsgang mit etwa 8 l/ha kompensiert werden könnte. Andererseits kann dieser Arbeitsgang außerhalb der Mähdruschzeit durchgeführt werden. Der um 25 % geringere Verbrauch entspricht der geringeren Auslastung des Motors. Also könnte der Mähdrescher schneller fahren und mehr Fläche schaffen.

Der Effekt der Geschwindigkeit wurde mit dem Mähdrescher erfasst. Der Fahrer hat engagiert die Geschwindigkeit und vor allem die Schnitthöhe in dem nicht gleichmäßigen Bestand angepasst. Die Streuung der Messwerte veranschaulichen die wechselnden Bedingungen: mal hingen Ähren weit herunter, mal trat nesterweise Lager auf, bei dem der Fahrer das gesamte Schneidwerk absenken musste. Obwohl nur etwa die Hälfte der Strohmasse durch die Maschine ging, stiegen Geschwindigkeit und Korndurchsatz (siehe Tabelle 2) wegen der Bedingungen nur um ein Drittel.

Der Leistungsbedarf für den Häcksler ging um 14 % zurück, die Maschine war angesichts der heterogenen Verhältnisse nicht voll ausgelastet. Insgesamt kann man 30 % mehr schaffen, ohne dass die Druschverluste steigen, also sind die guten Stunden besser zu nutzen und Trocknungskosten zu sparen. Diese Vorzüge lassen sich mit etwa 10 bis 5 €/ha bewerten. Der Dieselverbrauch geht angesichts der gesteigerten Leistung um 3 l/ ha also 3 €/ha zurück.

Folgen für Boden und Aussaat?

Derzeit wird mit verschiedenen Geräten experimentiert, wie man mit den langen Stoppeln fertig werden kann. Im ersten Arbeitsgang sollen die Stoppeln nicht völlig gelöst werden und zu einem Teil mit Erde bedeckt werden. Bei günstiger Witterung gelingt das. Die spätere, tiefe Bearbeitung muss dem Saatkorn genügend Erde anbieten, zu viel Stroh stört die kapillare Wasserversorgung dagegen. In ersten Erfahrungen bereiten 20 cm keine Probleme, Strohlängen von 30 cm verlangen aber eine tiefe Bearbeitung. Das lange Stroh liegt obenauf und bildet eine Bedeckung von 30 %. Die Messungen zum Feldaufgang überraschten angesichts der geringen Einbuße durch die große Strohmasse. Das mag dazu verleiten, auch einen Arbeitsgang wegzulassen: also dem langen Stoppeln den Schutz vor Verdunstung und die Keimbedingungen für Unkraut zu überlassen. Doch ein solcher Optimismus wird allzu schnell von Ernüchterung abgelöst, wenn die Witterungsverhältnisse weniger günstig sind.

Fazit

Der Hochschnitt mit dem Standardschneidwerk bietet die Chance, den Mähdrescher rationeller einzusetzen. Dazu muss der einzelne Praktiker eigene Erfahrungen sammeln. Vor allem sieht er sich neuen Aufgaben gegenüber, mit den langen Stoppeln fertig zu werden – nachdem er gerade froh geworden war mit niedrigem Schnitt und kurz gehäckseltem Stroh.

Frisches Gras vom Feld direkt zur Kuh

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Autonom Gras mähen und es ­direkt in den Stall bringen und verfüttern – das verspricht ein neuer Roboter. Auf einem Milchviehbetrieb im Kreis Leer ist er erstmals in Deutschland im Einsatz. Wie das funktioniert, ­erklärt der folgende Beitrag.

Nach und nach füllen sich die Plätze am Futtertisch. Noch vor wenigen Minuten standen hier nur einzelne Kühe, während die anderen wiederkauend in den Liegeboxen lagen. Jetzt streckt eine Kuh nach der anderen den Kopf durch das Fressgitter und blickt erwartungsvoll in Richtung des großen schwarzen Fahrzeugs, das sich langsam über den Futtertisch bewegt und frisches Gras ablädt. Sobald aufgetischt ist, versenken die Kühe eine nach der anderen die Nasen im saftigen Grün und beginnen zu fressen.

Mähen und füttern

Dies alles geschieht auf dem Betrieb Dickebohm im ostfriesischen Leer. Dieser nutzt seit Oktober 2024 als erster Testbetrieb in Deutschland den Roboter Exos - laut Hersteller Lely die erste vollautomatische Lösung, die mehrmals täglich frisches Gras erntet und im Stall verfüttert.

Vorgestellt hat das Unternehmen den Roboter schon 2020. In den Niederlanden sind bereits 20 Modelle auf Praxisbetrieben im Einsatz. Mittlerweile ist der Exos aber laut Lely auch in Deutschland bereit für den Vertrieb, sodass auch hier zeitnah weitere dazukommen sollen. Der erste Eindruck von Betriebsleiter Vinzenz Dickebohm ist positiv. „Das System war in kürzester Zeit startbereit und die Kühe haben es von Anfang an gut angenommen“, schildert er. Im vergangenen Herbst war der Roboter nur noch 50 Tage im Einsatz, hat in dieser Zeit aber rund 234.000 kg Frischgras geerntet. In diesem Jahr verzögerte sich der Beginn durch einen massiven Gänsebefall, doch seit Ende April ist der Exos auf den Flächen unterwegs. Bis zum jetzigen Besuch, Ende Mai, hatte er in 31 Tagen 130.000 kg Frischgras vorgelegt bei mittlerweile neun Ladungen von je etwa 1.000 kg pro Tag.

Fingerspitzengefühl nötig

„Wir haben langsam angefangen mit drei Touren am Tag und haben das nach und nach gesteigert, sodass pro Woche ein bis zwei Touren dazukamen. Inzwischen sind es acht bis neun Touren am Tag“, erklärt Vinzenz Dickebohm. Die größte Schwierigkeit sei das Management der Flächen: „Erst mussten wir wegen der Gänse später anfangen, dann war das Gras schon älter, nun wird das Gras weniger – da muss man erst einmal ausprobieren, was funktioniert, und das nötige Fingerspitzengefühl entwickeln.“ Wichtig sei, regelmäßig über die Flächen zu laufen, um Masse und Qualität des Aufwuchses zu begutachten und entsprechend zu reagieren.

Das Füttern funktioniert wie bei einem klassische Mischwagen mit einem Querförderband, das in beide Richtungen ausdosiert.

Der Betrieb Dickebohm

Vinzenz Dickebohm leitet den Betrieb mit seinem Vater. Zum Betrieb gehören rund 300 Milchkühe und 270 ha Fläche, davon 180 ha Grünland. Die Kälber und die weibliche Nachzucht sind auf zwei weiteren Betriebsstellen untergebracht. Das Melken übernehmen fünf Roboter. Seit Mai 2023 ist zudem die Fütterung automatisiert mit zwei automatischen Mischwagen.

Dieses System füttert nun im Wechsel mit dem Exos und legt neben dem Frischgras weiterhin eine Silageration vor. Die beiden Systeme kommunizieren über ein gemeinsames Datennetzwerk. Die Futterroboter messen beim Futteranschieben die Futterhöhe und stellen sicher, dass durch wechselnde Frischgras- und Silagevorlage immer genug Futter auf dem Futtertisch liegt. Die Ration besteht laut Vinzenz Dickebohm aus Gras, Mais, Soja, Raps, Maismehl und im Winter zusätzlich Getreide. Alle 14 Tage werden Futterproben genommen und etwa einmal die Woche wird die Ration angepasst.

Erkennbar ist dem jungen Landwirt zufolge bereits, dass sich durch die Frischgrasfütterung Kraftfutter einsparen lässt. Außerdem sei die Milchleistung gestiegen und die Fett- und Eiweißgehalte hätten sich verbessert. Die Herdenleistung liege mittlerweile bei rund 11.000 l bei 3,4 % Eiweiß und 4,1 % Fett.

Zudem sei die Grasnarbe durch das häufigere Mähen schon dichter geworden. Obwohl die Böden des Betriebes gerade bei Nässe schwer befahrbar seien, hinterlasse der Exos keine Spuren auf den Flächen. Laut Hersteller wurde er gezielt für weiche, empfindliche Böden entwickelt, um eine möglichst lange Vegetationsperiode nutzen zu können. Neben einem geringen Leergewicht von 3.400 kg sollen dazu vier einzeln angesteuerte Radmotoren beitragen.

Kunststoffleisten befördern das Gras vom Messerbalken nach oben und in den Tank.

Ernten, füttern und laden

Geschnitten wird das Gras mit einem 2 m breiten Doppelmesserbalken. Danach heben Kunststoffleisten es vom Messerbalken ab und befördern es nach oben, wo es in den dahinterliegenden Tank fällt. Über ein Band am Boden wird das Gras nach hinten befördert, sodass es locker liegen und nicht zusammengepresst werden soll. Der Tank fasst maximal 1.400 kg und die Maschine transportiert im Schnitt 1.000 kg Gras pro Fahrt. Sie erkennt, wenn der Tank voll ist, und fährt dann zurück zum Stall. Zum Abladen auf dem Futtertisch dienen zwei Walzen und ein Querförderband.

Nach dem Füttern fährt die vollelektrische Maschine zur Ladestation. Der Energieverbrauch liegt laut Hersteller bei 4 bis 5 kWh pro 1.000 kg Gras. Der Ladevorgang dauere 10 bis 30 min und eine Ladung reiche für 1,5 bis 2 h Fahrzeit. Benötigt werde ein 230 V/3×16A-Stromanschluss. Während des Ladens kann auch Flüssigdünger geladen werden, den der Exos über ein Düngergestänge hinter dem Messerbalken beim Mähen ausbringt. Ein 200-l-Düngertank soll die Ausbringung von bis zu 50 kg/ha Stickstoff ermöglichen. Diese Funktion testet Vinzenz Dickebohm erst ab diesem Jahr. Die gesamte Gülle im Betrieb wird separiert und die Feststoffe werden abgegeben. Die Flächen, die der Exos befährt, wurden Anfang des Jahres einmal mit Gülle gedüngt und sollen nun nur noch vom Roboter gedüngt werden.

Milchviehhalter Vinzenz Dickebohm

Navigation und Sicherheit

Der Exos erntet auf dem Betrieb Dickebohm auf einer Fläche von 60 ha arrondiert am Stall. Der Betrieb wurde mittels GPS eingemessen und es wurden Gräben und Hindernisse eingetragen sowie Grenzen, die die Maschine nicht überfahren darf. Auch Felder wurden eingeteilt und Vorgewende eingeplant. Der Weg über das Betriebsgelände ist festgelegt, aber sonst hat der Roboter keine festen Routen und berechnet seine Wege selbstständig. Per App teilt Vinzenz Dickebohm ihm ein Feld zu, woraufhin der Roboter dorthin fährt. Nach der Ernte nimmt er den kürzesten Weg zurück zum Stall, ohne dabei über ungemähtes Gras zu fahren. Bei der nächsten Tour mäht er da weiter, wo er zuvor aufgehört hat.

Im Freien navigiert der Roboter GPS-gesteuert, in Gebäuden mittels Ultraschallsensoren und Odometrie. Zur Hinderniserkennung dienen ein Rundum-Auffahrschutz sowie Stereokameras vorne und hinten. Erkennen sie Personen, Tiere oder Gegenstände im Fahrbereich, stoppt der Roboter, bis die Weiterfahrt händisch ausgelöst wird.

Vogelnester und andere Bereiche, die beim Mähen umfahren werden sollen, können per GPS-Koordinaten in der App markiert werden. Für andere Tiere geht Lely bei dem System von einem geringen Risiko aus, da in schmalen Streifen gemäht wird und sich die Maschine mit nur 3 km/h fortbewegt. Für die Ablage von Rehkitzen seien die Flächen zudem wenig attraktiv, da das Gras niedrig gehalten wird. Außerhalb vom Feld bewegt sich der Roboter mit einer Geschwindigkeit von maximal 1,2 m/s. Bevor er in den Stall fährt, kommuniziert er mit den anderen Futterrobotern und stellt sicher, dass der Stall frei ist.

Vorteile von Frischgras

Das Hauptargument für die Frischgrasfütterung sind die im Vergleich zu Silage oft höheren Gehalte an Energie und Eiweiß und die geringeren Verluste vom Feld bis zum Futtertisch. Lely verspricht daher auch einen positiven Einfluss des Systems auf den CO2-Fußabdruck der Betriebe: Sie könnten die Effizienz ihres Raufuttereinsatzes steigern und den Einsatz von zugekauften Futterkomponenten für die Energie- und Eiweißversorgung reduzieren. Der Wegfall von Futterwerbung und -transport und eine Ertragssteigerung durch das häufigere Mähen könnten die Nachhaltigkeit weiter steigern.

„Frischgrasfütterung ist in deutschen Milchviehbetrieben nur selten, aber ich fand das Konzept schon immer interessant“, erklärt Vinzenz Dickebohm. „Frischgras ist einfach ein gesundes Naturprodukt.“ Weidegang sei für den Betrieb wegen der Tierzahl und der Flächenbeschaffenheit nie eine Option gewesen. Das Frischgras in den Stall zu bringen, betrachtet der Landwirt aber als attraktive Alternative. So könne man die Vorteile der Frischgrasfütterung nutzen und gleichzeitig durch den Verzicht auf Futterwerbung und Silieren sowohl Kosten als auch Arbeitszeit einsparen. 

Fazit

Ein Roboter erntet, transportiert und füttert autonom Frischgras. Zusätzlich kann er beim Mähen Flüssigdünger ausbringen. Seit Herbst 2024 ist das erste System dieser Art auf einem Milchviehbetrieb in Leer im Einsatz.


Betriebliche Voraussetzungen

Laut Lely sind in der Regel keine betrieblichen Anpassungen nötig, um den Exos einzusetzen. Mit den Maßen von 3,50 m Höhe, 7 m Länge und 2,8 m Breite sowie einem Wendekreis von 6,3 m könne er im Grunde überall fahren, wo Traktoren fahren.

Allerdings kann das System nur in Kombination mit dem Fütterungssystem Vector oder dem Futteranschieberoboter Juno Max eingesetzt werden. Diese Systeme schieben das Futter nach, messen dabei die Futterhöhe und kommunizieren über ein gemeinsames Datennetzwerk mit dem Exos. Der Juno Max ist noch nicht am Markt, soll aber in Kombination mit dem Exos vermietet werden. Zudem braucht das System 4G auf der gesamten Fläche.

Laut Lely sind die Zielgruppe Betriebe ab einer Größe von 150 bis 400 Kühen mit 35 bis 40 ha Fläche direkt um den Betrieb. Zu öffentlichen Straßen müssen 5 m Abstand eingehalten werden. Die Preisempfehlung liege bei etwa 250.000 € plus 5.000 € Installationskosten. Dazu kommen die jährliche Wartung und Servicekosten.