Ackerbohne, Erbsen oder Lupinen gehören zu den Körnerleguminosen, genauso wie die Sojabohne. Alle sind sie für die Rinderfütterung geeignet und zählen zu den Eiweißlieferanten. Da Sojaextraktionsschrot in der ökologischen Fütterung nicht erlaubt ist, spielen hier die heimisch anbaubaren Körnerleguminosen eine größere Rolle als in der konventionellen Milchviehfütterung. Aber auch dort gewinnen diese heimischen Alternativen immer mehr an Bedeutung.
Bisher sind es noch Nischenfuttermittel in den konventionellen Milchprodukten. Jedoch steigen das Interesse der Landwirte und auch die Attraktivität in der Verfütterung der Körnerleguminosen immer mehr an. Der ökonomische und logistische Hintergrund spielt hier jedoch eine bedeutende Rolle.
Wirtschaftliche Betrachtung
Neben dem Ertrag ist der erzielte Erzeugerpreis entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg im Anbau von Körnerleguminosen. Dieser Preis variiert je nach Region, Jahr und Qualität der Ware stark und wird maßgeblich von Vermarktung und Verwertung beeinflusst. Die erzielbaren Preise können stark schwanken – abhängig von den regionalen Vermarktungsmöglichkeiten. Daher ist es wichtig, bereits vor der Aussaat die spätere Nutzung zu planen und Absprachen mit Abnehmern zu treffen. Lieferverträge bieten dabei Sicherheit und erleichtern eine faire Preisgestaltung.
In der Bundesrepublik Deutschland wurden die Aussaatflächen für Futtererbsen, Ackerbohnen und Sojabohnen gegenüber dem Vorjahr auf insgesamt 247.500 ha und damit um rund 7 % ausgedehnt. Marktteilnehmer sind optimistisch, dass dies auch in Zukunft zu größeren Erntemengen führen wird. Erste Meldungen über Erträge und Qualität in diesem Jahr sind allerdings äußerst heterogen. Während einige Betriebe gute bis sehr gute Erträge (bis zu 50 dt/ha) verzeichnen konnten, berichten andere von deutlichen Einbußen. Hauptursache hierfür sind die stark schwankenden Witterungsbedingungen während der Vegetationsperiode in den verschiedenen Regionen.
Die Erzeugerpreise der drei Anbaukulturen zeigen einen saisontypischen Ernteknick. Das Wirtschaftsjahr 2025/26 startete nach Angaben der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft im Juli mit Erzeugerpreisen für Ackerbohnen von 218 €/t. Die Preise für Futtererbsen liegen mit 208 €/t sogar mehr als 18 % unter Vorjahr. Trotz der rückläufigen Preise bleibt das Interesse an Leguminosen schwach. Weil dadurch die gebotenen Preise nicht kostendeckend sind, warten viele Landwirte die Marktentwicklung ab und lagern die Ernte ein. LeguNet, eine Seite, die innerhalb eines Projektes entstanden ist und vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat gefördert wird, liefert aktuelle Infos wie Preise und Prognosen zum Thema Leguminosen.
Eigener Anbau und Nutzung
Die inner- und zwischenbetriebliche Verfütterung heimischer Körnerleguminosen wie Ackerbohnen, Lupinen und Erbsen stellt eine zunehmend attraktive Alternative zur direkten Vermarktung dar. Diese Strategie ermöglicht eine regional ausgerichtete, gentechnikfreie Tierernährung und wird in der landwirtschaftlichen Praxis mit wachsendem Erfolg eingesetzt. Der ökonomische Futterwert – auch als Substitutionswert bezeichnet – quantifiziert den wirtschaftlichen Nutzen eines Futtermittels im Vergleich zu konventionellen Referenzfuttermitteln wie Weizen (als Energielieferant) und Sojaschrot (als Proteinlieferant).
Die Berechnung erfolgt auf Basis folgender Parameter:
• Gehalt an verdaulichem Rohprotein
• Gehalt an verdaulichem Lysin (essenzielle Aminosäure)
• umsetzbare Energie (MJ ME/kg)
Der ermittelte Futterwert wird dann den aktuellen Marktpreisen der Vergleichsfuttermittel gegenübergestellt. Beispielhafte Berechnungen zeigen, dass unter bestimmten Preisverhältnissen (zum Beispiel Weizen: 27 €/dt, Sojaschrot: 65 €/dt) der ökonomische Futterwert von Ackerbohnen oder Lupinen über dem erzielbaren Verkaufspreis liegen kann. In solchen Fällen ist die Verfütterung im eigenen Betrieb wirtschaftlich sinnvoller als der Verkauf.
Insbesondere bei der Nachfrage nach GVO-freier Fütterung gewinnt die interne Verwertung zusätzlich an Attraktivität. Der höhere Marktpreis für GVO-freies Sojaschrot erhöht den relativen Futterwert heimischer Leguminosen um durchschnittlich 10 bis 13 €/dt.
Die Nutzung heimischer Leguminosen setzt voraus, dass ausreichende Kapazitäten zur Einlagerung vorhanden sind, die Mischungsberechnung auf betrieblicher Ebene erfolgt und die Nährstoffversorgung (insbesondere Lysin) tierartspezifisch abgesichert ist.
Die innerbetriebliche Nutzung von Körnerleguminosen bietet eine wirtschaftlich und ökologisch sinnvolle Option für viele Betriebe. Durch sorgfältige Berechnung des ökonomischen Futterwerts und unter Berücksichtigung der Marktpreise lassen sich fundierte Entscheidungen zur Fütterungsstrategie treffen.
Chancen in der Fütterung
Die Fütterung bildet neben den Arbeitserledigungskosten im Betriebszweig Milchvieh den größten Kostenblock. Daher können Einsparungen und Optimierungen in diesem Bereich einen großen Einfluss auf die Kostenstrukturen haben. Verbesserung des Grundfutters oder Einsparungen beim Kraftfutter sind mögliche Stellschrauben, die genutzt werden können. In Futterkamp gab es vor Kurzem einen Fütterungsversuch, in dem in der Versuchsgruppe ein Teil des Rapsschrots durch geschrotete Lupine ersetzt wurde. Wie auch schon bei anderen Fütterungsversuchen mit ähnlicher Konstellation ergab sich, dass es kleinere Unterschiede in der Milchleistung zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe gab. Sie konnten jedoch nicht statistisch abgesichert werden (siehe Rinder aktuell, Ausgabe 38)
Im Umkehrschluss bedeutet das, dass wir teures Rapsschrot durch günstigere Eiweißalternativen wie Lupine oder andere Körnerleguminosen ersetzen. So können Kosten in der Fütterung eingespart werden, ohne dass es negative Auswirkungen auf die Milchleistung gibt.
Jedoch sollten die Komponenten im richtigen Maße verfüttert und die Ration dementsprechend angepasst werden. Auch während des Verfütterns sind wichtige Parameter wie die Futteraufnahme, Milchleistung, Milchinhaltsstoffe und der Milchharnstoffgehalt ständig zu beobachten. Wird ein Futtermittel ganz oder nur teilweise durch ein anderes ersetzt, sind nicht nur der Preis, sondern auch die Inhaltsstoffe sowie die Verdaulichkeit entscheidend. Diese Aspekte sollten stets berücksichtigt werden. Besonders relevant sind hierbei die Zusammensetzung der Nährstoffe, die Struktur der Zellwände und der Stärke, die Abbaugeschwindigkeit im Pansen sowie die Verwertung im Dünndarm.
Für die folgende Annahme und Beispielrechnung wurden die Mengenangaben aus dem genannten Versuch in Futterkamp herangezogen. Das Rapsschrot wurde in zwei unterschiedlichen Phasen durch verschiedene Mengen geschroteter Lupinen ersetzt. Die Kontrollgruppe erhielt während der gesamten Versuchslaufzeit in der Mischration 6,5 kg Rapsschrot pro Kuh und kein Lupinenschrot. Die Versuchsgruppe erhielt in Phase 1 der Versuchsdurchführung 4,5 kg Rapsschrot und 2 kg Lupinenschrot pro Kuh und Tag. In Phase 2 wurden 5,5 kg Rapsschrot und 1 kg Lupinenschrot pro Kuh und Tag eingesetzt. Insgesamt erhielten beide Gruppen über die gesamte Versuchsperiode hinweg stets 6,5 kg Schrot pro Kuh und Tag in der Mischration. Wie sich dies auf den Preis auswirkt, ist in der Tabelle dargestellt.
Fazit
Die Wirtschaftlichkeit einer Rationsumgestaltung hängt maßgeblich von den Preisen der eingesetzten Komponenten ab. Dennoch zeigt die dargestellte Rationsgestaltung, dass es durchaus Spielraum für den Austausch verschiedener Futtermittel gibt – bei gleichbleibender Leistung. Dies eröffnet Möglichkeiten zur Kostensenkung, ohne die Produktionsziele, wie etwa die Milchleistung oder Tiergesundheit, zu gefährden.
Entscheidend ist dabei, dass die Proteinversorgung in Bezug auf Menge und Qualität (zum Beispiel UDP-Anteil) erhalten bleibt. Die Bewertung der Rationen sollte daher auf Basis vergleichbarer Milchleistungen erfolgen. Dazu können Berechnungen auf Grundlage von Zukaufpreisen, Mengen sowie Eiweißgehalten der Futtermittel herangezogen werden. Produktionskosten für betriebseigene Futtermittel sollten natürlich auch mitberücksichtigt werden. Für die eigene Produktion spielen bei der Bewertung natürlich noch Fruchtfolgeeffekte, Betriebsstrukturen und weitere betriebseigene Effekte eine wichtige Rolle.




