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Verhandlungen über Geteideabkommen abgebrochen

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Eine Erneuerung des Abkommens für Getreideexporte aus der Ukraine ist am Montag missglückt. Die Gespräche zwischen Kremlchef Wladimr Putin und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan verliefen erfolglos. Erdogan reiste am Montag ohne Ergebnis aus Sotschi ab, wo er sich mit Putin getroffen hatte.

Putin erwartet, dass alle Forderungen Moskaus erfüllt werden, damit das Abkommen wieder in Kraft gesetzt werde. Gemeint ist damit, dass die Sanktionen des Westens, die den Export von russischem Getreide, von Dünger und Landtechnik behindern, aufgehoben werden. Die UN hatte Zugeständnisse gemacht, die Moskau aber offensichtlich nicht reichen.

Nach Auslaufen des Abkommens zur Ausfuhr ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer hat Russland bereits mehrfach gezielt Häfen in der Ukraine beschossen. Daneben wurden am Morgen auch aus der Industrieregion Dnipropetrowsk Angriffe gemeldet.

Russland hatte das Getreideabkommen im Juli auslaufen lassen. Die Sicherheitsgarantien für den Schiffsverkehr mit ukrainischen Häfen wurden aufgehoben. Das führte zu einer neuen Seeblockade. Vorher hatte das Agrarland Ukraine trotz der russischen Invasion seit Sommer 2022 auf dem Seeweg etwa 33 Mio. t Getreide und andere landwirtschaftliche Produkte ausgeführt. Das vom Krieg gezeichnete Land ist dringend auf die Einnahmen aus dem Export angewiesen.

Innerhalb der EU kam es zu Preiseinbrüchen durch die Einfuhr günstiger Ware aus der Ukraine über den Landweg, die den Weg in die Verarbeitung fand, statt weiter exportiert zu werden. In der Folge wurde ein Einfuhrstopp verhängt. EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski unterstützt eine Verlängerungdes Exportstopps für ukrainisches Getreide in die EU bis Ende 2023 und damit eine Forderung von Polen, Bulgarien, Ungarn, Rumänien und der Slowakei.

Erdogan will russisches Getreide nun in der Türkei zu Mehl verarbeiten lassen, bevor es dann an sechs der ärmsten afrikanischen Länder weitergeschickt wird. Das ersetze zwar das ursprüngliche Getreideabkommen nicht, könne aber die dringendsten Probleme in Afrika lösen. Putin hatte vor einem Monat ein Gipfeltreffen mit afrikanischen Staaten in Petersburg veranstaltet, wo Russlands Rückzug vom Getreidehandel kritisiert worden war.

Die Türkei ist der größte Mehlexporteur der Welt. Etwa 70 % des Weizens für die Verarbeitung importiert das Land aus Russland.

Die Sicherheitsexpertin Claudia Major schätzt die Chancen auf eine Wiederbelebung des ukrainischen Getreideabkommens mit Russland als gering ein.

Angesichts neuer russischer Angriffe auf ukrainische Getreidehäfen kurz vor dem Treffen zwischen Putin und Erdogan scheine dort „wenig Bereitschaft zu sein“, sagte die Leiterin der Forschungsgruppe Sicherheitspolitik der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) im „Morgenmagazin“ von ARD und ZDF. mbw/age

Alltagskompetenzen vermitteln

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Die Bildungsoffensive für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz (BiLEV) des Kieler Landwirtschaftsministeriums (MLLEV) ist ein wichtiger Baustein der Umsetzung des Thesenpapiers, das im Rahmen des Dialogprozesses zur Zukunft der Landwirtschaft in Schleswig-Holstein erstellt wurde. Über die Hintergründe und darüber, wann BiLEV an den Start geht, spricht MLLEV-Staatssekretärin Anne Benett-Sturies im Interview mit dem Bauernblatt.

Wieso entwickelt das Landwirtschaftsministerium eine Bildungsoffensive?

Wir sehen die BiLEV als Kernelement unseres Dialogs zur Zukunft der Landwirtschaft. Die am Dialogprozess Beteiligten haben immer wieder deutlich gemacht, dass es für den gelungenen Brückenschlag der Zukunftsthemen der Landwirtschaft in die Gesellschaft mehr Wissen braucht, und zwar mehr Wissen über die Zusammenhänge: Wie werden unsere Lebensmittel erzeugt? Wie werden sie verarbeitet? Welche Aspekte des Verbraucherschutzes haben in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen?

Wie ist die Abgrenzung der BiLEV zu anderen Projekten wie „Schulklassen auf dem Bauernhof“?

Ich möchte nicht den Begriff Abgrenzung verwenden. Die BiLEV richtet sich gezielt an die Sekundarstufen I und II, also eine andere Zielgruppe. Das Projekt „Schulklassen auf dem Bauernhof“ leistet entscheidende Basisarbeit – im Schwerpunkt für Grundschulen. Außerdem gibt es viele weitere zertifizierte außerschulische Lernorte – darunter auch Höfe, die schon aktiv sind, ob das Versuchsgut Lindhof der CAU oder der Ringstedthof in Lübeck, um nur zwei Beispiele zu nennen. All das werden wir insgesamt sichtbarer machen mit der Bildungsoffensive. Die BiLEV selbst soll stärker die jungen Erwachsenen ansprechen. Dort sind wir teilweise schon mit sehr individuellen und manchmal auch mit Fehlvorstellungen konfrontiert. An dieser Stelle im Sinne der Wertschätzung für unsere Landnutzung und für unsere Lebensmittelerzeugung stärker aufzuklären und dabei auch Detailaspekte zu betrachten – das ist unser Ansatz mit der Bildungsoffensive.

Mit Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz sprechen Sie sehr viele Themen an. Welche Bedeutung hat dafür das Akteursnetzwerk?

Wir haben das vergangene Jahr und den Anfang dieses Jahres darauf verwendet, ein großes Akteursnetzwerk aufzubauen. Es gehörten von Anfang an die Institutionen aus dem Dialogprozess dazu, zum Beispiel der Bauernverband, aber auch die Landwirtschaftskammer, Verbände wie ProVieh, Feinheimisch, der BUND oder die Verbraucherzentrale. Und wir bekommen weiter Anfragen von Institutionen und außerschulischen Lernorten, die an der Bildungsoffensive teilhaben möchten. Dieses Akteursnetzwerk ist der Quell der Themen und auch der praktischen Umsetzung. Es geht darum, die Themen so aufzubereiten, dass sie auch in die Lehrplananforderungen passen. In Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium haben wir die Europa-Universität Flensburg mit an Bord geholt. Dort wird sichergestellt, dass die Themen so aufbereitet werden, dass Lehrkräfte das Material der jeweiligen Lerneinheit auch in der Vorbereitung, während der Durchführung und in der Nachbereitung nutzen können. Bereits in der Pilotphase waren und sind Lehrkräfte daran beteiligt, die einzelnen Themenkonzepte zu erarbeiten.

Wie viele Lerneinheiten sollen insgesamt erstellt werden?

Die BiLEV befindet sich in einem aufwachsenden Prozess. Derzeit sind 25 Bildungskonzepte fertig, und dabei ist die thematische Vielfalt schon riesig. Es geht von Pflanzenzüchtung und Saatgutgewinnung über die Bedeutung des Bodens, Biodiversität in der Landwirtschaft bis hin zu Tierzucht, Tierwohl und der Herstellung tierischer Lebensmittel. Die Tierhaltung ist dabei ein sehr sensibler Bereich – gerade bei jungen Menschen –, der mit vielen Fragen verbunden ist, denen sich verschiedene Betriebe stellen wollen. Insgesamt sind aktuell weitere 57 Bildungskonzepte in Vorbereitung. Da die Konzepte für verschiedene Betriebe anwendbar sind, gehen wir davon aus, dass sich das Angebot sehr schnell in die Fläche vervielfacht.

Können Sie die Schulen in Schleswig-Holstein flächendeckend bedienen?

Wir wollen die Angebote schulnah haben, deshalb brauchen wir dieses weite, dezentrale Akteurs-netzwerk. Unser Ziel ist, Qualität zu sichern und diesen hohen Qualitätsanspruch auch umzusetzen. Dafür bieten wir in Zusammenarbeit mit der Universität Flensburg Ende September zwei Workshops an. Beide Termine waren nach Bekanntgabe sofort ausgebucht. Daran sieht man die große Bereitschaft der Betriebe, sich fit zu machen für diese besondere Zielgruppe. Wir haben jetzt bereits so viele Wartende auf der Warteliste, dass die für Oktober angesetzten Workshops schon fast ausgebucht sind. Das werden nicht die letzten sein. Es wird fortlaufend neue Workshops geben. Diese Qualifizierung ist uns ein Kernanliegen, damit die Betriebe in die Lage versetzt werden, diesen durchaus auch kritischen jungen Menschen die Zusammenhänge zu erklären. Es geht darum, ihnen Alltagskompetenz zu vermitteln, selbst die richtige Entscheidung treffen zu können – und die ist immer individuell.

Das ist sicher ein hoher Aufwand für die Betriebe. Gibt es eine Aufwandsentschädigung?

Wir haben vor, den Betrieben eine Aufwandsentschädigung zu zahlen, weil der Qualitätsanspruch, den wir setzen, wirklich eine umfassende Vorbereitung erfordert, zum Beispiel im Vorkontakt mit den Lehrkräften. Was wir nicht machen werden, ist eine logistische Unterstützung dahingehend, dass der Transport der Schulgruppe finanziert wird. Wir möchten, dass die Lehrkräfte sowie die Schülerinnen und Schüler mit einem gewissen Eigenengagement beim Betrieb ankommen.

Wie ist Ihre Vorstellung, wie sich die Bildungsoffensive weiterentwickelt?

Wir werden im Herbst dieses Jahres mit einem ersten Bildungskatalog mit ausprobierten Konzepten herauskommen. Es wird ein aufwachsender Katalog sein. Zudem setzen wir gemeinsam mit dem Akteursnetzwerk alles daran, dieses Projekt zu verstetigen, um den Prozess zur Zukunft der Landwirtschaft in Schleswig-Holstein wirklich untersetzen zu können und ihn in der Gesellschaft stärker ankommen zu lassen.

Mehr Informationen zu BiLEV auf den Internetseiten des MLLEV und der Europa-Universität Flensburg

Ein Video des Akteursnetzwerk-Treffens im Mai auf Hof Steffen:

Memory, Melken und Mitmischen

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Bei der Landjugend war auf der Norla jeden Tag etwas los. Mit einem Parcours für jedermann wurde der neue Methodenkoffer vorgestellt, den künftig auch alle Ortsgruppen nutzen können. Politiker spielten mit dem Landesvorstand Memory, bei dem es auch um Statements zu aktuellen Themen auf dem Lande ging. An der neuen Holzkuh wurde um die Wette gemolken und natürlich gab es das beliebte Kinderschminken, leckere Waffeln und Infos zum Landjugendtag 2024 in Jübek. 

Bei der Politikaktion ging es in einem Memory um aktuelle Themen.
Schatzsucher 

CDU Ostholstein gegen Nationalpark

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Die CDU formiert sich im Widerstand gegen den geplanten Nationalpark Ostsee. Der Kreisverband Ostholstein der Partei hat am Montag dieser Woche im Ausschuss für Natur, Umwelt, Bau und Verkehr eine Empfehlung für den Kreistag zur Abstimmung gebracht, die Einführung eines Nationalparks Ostsee abzulehnen. Vielmehr solle der Kreis darauf hinwirken, dass mehr Konkretes für den Schutz der Ostsee unternommen werde. Die Verwaltung möge sich dazu mit sinnvollen Maßnahmen einbringen.

Der Antrag wurde im Ausschuss mit den Stimmen der CDU, der FDP und der Freien Wähler gegen die der SPD und der Grünen mit acht gegen fünf angenommen. Der CDU-Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Sebastian Schmidt, rechnet mit demselben Ergebnis bei den Mehrheiten im Kreistag. Weitere CDU-Kreisverbände würden ähnliche Beschlüsse initiieren, so Schmidt. Beim Landesparteitag der CDU am 5. Oktober werden laut Schmidt alternative Maßnahmen zum Schutz der Ostsee aufgezeigt.

Eine Uneinigkeit seiner Partei in dieser Frage sieht Schmidt nicht. Er geht davon aus, dass es eine klare Mehrheit für die Ablehnung eines Nationalparks geben werde: „Sie hören mich sehr zuversichtlich!“

Qualifizierungsangebote im Fokus

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Ganz im Zeichen des diesjährigen Jahresmottos „Zukunft Land“ und der Qualifikationen, die der LandFrauenverband Schleswig-Holstein anbietet, stand die diesjährige Präsentation der LandFrauen auf der Norla.

Über alle vier Tage lief die Aktion „Bean Bag“, angelehnt an das Freizeitspiel, das derzeit weltweit beliebt ist. Das Gute ist: Die Regeln sind einfach und jeder kann mitmachen. So konnten die Messebesucher mit den Bohnenbeuteln ein Ziel anvisieren und dabei wählen, welche Themen sie für die Zukunft des Landes besonders beschäftigten. Entsprechend der Farbe des jeweiligen Zielloches setzten sie Legosteine und bauten so während der Messe ein „Zukunftshaus“. Die Auszählung ergab, dass von 817 befragten Personen 354 einen roten Stein setzten. Rot stand für die ärztliche Grundversorgung. 169 entschieden sich für Blau, die Daseinsvorsorge (Kita, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, Glasfaser), 158 für Grün, Mobilität, und 136 für Gelb, bezahlbarer Wohnraum. Für den Verband ergab diese Auswertung ein Stimmungsbild für die aktuelle und künftige Arbeit.

Erstmals stand in diesem Jahr jeder Tag unter einem besonderen Thema rund um die Qualifizierungsangebote des Verbandes. Den Start machten die digitalen Patinnen. Über 70 wurden seit 2021 in Kooperation mit dem Breitband-Kompetenzzentrum ausgebildet. Vier von ihnen aus dem LandFrauenverein Aukrug waren vor Ort, um gemeinsam mit Anna Brandt, beim Kompetenzzentrum verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit, über das Angebot zu informieren. „Wir haben festgestellt, dass die nötigen Anschlussquoten für Glasfaseranschlüsse in den Gemeinden oft nicht erreicht wurden. Deshalb ist es für uns wichtig, den Verbrauchern zu zeigen, wie sie vom Umgang mit Tablet und Handy profitieren“, so Brandt. LandFrau Inge Höft nahm an einer der allerersten Schulungen teil und bietet heute mit LandFrauen aus ihrem Verein Kurse für Neueinsteiger und Fortgeschrittene an. Die nächsten beginnen am 20. September. Wer dieses Angebot bei sich in Umgebung wahrnehmen möchte, kann sich an Hanna Brandt wenden, die Kontakte zu allen digitalen Patinnen im Land hält (Tel.: 04 31-57 00 50 91).

Vorgestellt wurde auch die Qualifizierung zur Büroagrarfachfrau (Baff). Zu Gast war dazu Rechtsanwältin Beate A. Fischer. Sie appellierte anhand von Beispielen aus ihrem Arbeitsalltag, sich rechtzeitig um die Rentenversicherung zu kümmern und sich bei Eheverträgen, Investitionen und Bürgschaften beraten zu lassen, um im Alter nicht vor dem Nichts zu stehen. Die Fachanwältin bot Vorträge zu diesem Thema in den LandFrauenvereinen an. Kammerpräsidentin Ute Volquardsen betonte in ihrem Grußwort, dass sie die Ausbildung zur Baff gerade auch in diesen Fragen gestärkt habe.

Saskia Jung aus Hardebek (r.) informiert sich bei Dr. Gaby Brüssow-Harfmann, Geschäftsführerin des LandFrauenverbandes, über die Qualifizierung Kräuterkunde und nahm sich sofort Informationen zur Anmeldung mit, denn für den nächsten Grundkurs Kräuterkunde, der am 8. Mai 2024 beginnt, gibt es nur noch wenige Plätze. Anmeldung über den Kooperationspartner BNUR unter anmeldung@bnur.landsh.de
Die digitalen Patinnen des OV Aukrug (Mitte v. li.), Anneliese Rohwedder, Arija von der Geest-Timm, Elke Klotzbücher und Inge Höft, flankiert von Hanna Brandt vom Breitband-Kompetenzzentrum (li.) und Vizepräsidentin Sylke Messer-Radtke.
Beate A. Fischer, Rechtsanwältin, Fachanwältin für Agrarrecht und Notarin aus Husum, informierte auf der Norla zum Thema Absicherung von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben.

Nach der Norla ist vor der Norla

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Die Norla 2023 stand ganz im Zeichen des Fortschritts, so besuchte der offizielle Rundgang diesmal unter anderem eine Firma, die Solaranlagen fertigt, unter denen auch noch Schafe und Rinder weiden können.

In der Halle der Landwirtschaftskammer zeigten die Grünen Berufe digital, worauf sich Auszubildende in der Landwirtschaft und in der Forstwirtschaft einstellen müssen. Die Ernte von Bäumen per Harvester oder der virtuelle Rundgang auf einem landwirtschaftlichen Ausbildungsbetrieb waren zwei der digitalen Höhepunkte. Kammerpräsidentin Ute Volquardsen machte unter anderem auch am Stand des Kammerbereiches alternative Einkommensquellen halt, wo sich unter anderem das Projekt „Schulklassen auf dem Bauernhof“ und auch der noch recht junge Bereich Green Care – soziale Projekte auf Agrarbetrieben für Menschen mit Betreuungsbedarf – präsentierten. Zudem gab es viele Anfragen wie zum Beispiel zur Broschüre der Bauernhofcafés im Land sowie auch anderen Beratungsangeboten der Kammer von Betriebswirtschaft und Liquiditätsplänen bis hin zum Ruheforst und der Friedhofsgärtnerei. Sandra van Hoorn präsentierte den Messeauftritt von Gütezeichen und Gutes vom Hof. Allen gut bekannt sind die leckeren Cocktails, die zum Verweilen und Fachsimpeln über neueste Strategien im regionalen Marketing einladen. Mit den Besucherzahlen in und vor ihrer Halle zeigte sich die Landwirtschaftskammer zufrieden. Lesen Sie mehr dazu auf den beiden Bilderseiten 52 und 53.

Mehr über den Ausbildungsbetrieb des Jahres erfahren Sie im vorderen Teil des Bauernblattes auf S. 12. Die nächste Norla beginnt am 29. August 2024.

Kammerpräsidentin Ute Volquardsen (li.) am Stand der alternativen Einkommensquellen mit Christiane Wellensiek (Projekt Schulklassen auf dem Bauernhof, LKSH) und Heidi Schiller (r.), bei der Landwirtschaftskammer unter anderem seit vielen Jahren zuständig für die Bauernhofpädagogik
Vor der Kammerhalle standen die regionalen Erzeuger und der Bereich Gutes vom Hof im Fokus, hier präsentiert von Sandra van Hoorn, Fachbereichsleiterin Gütezeichen bei der Landwirtschaftskammer. Isa-Maria Kuhn (3. v. r.), Pressestelle der LKSH, verantwortete die reibungslose Organisation mit allem Drum und Dran in der Kammerhalle.

Sachlichkeit, aber mit Nachdruck

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Um es vorweg zu sagen: Der Landesbauerntag war von Politik und Sachthemen geprägt. Wer einen donnernden und tönenden Landesbauernpräsidenten erwartet hatte, konnte enttäuscht sein, bekam dafür aber einen komprimierten und konzentrierten Abriss zur Situation der Landwirtschaft ohne jede Polemik und mit einem starken Willen, die Forderungen der Landwirtschaft gegenüber der Politik zu platzieren. Klaus-Peter Lucht hielt sich nicht lange mit Grußworten auf und kam gleich zur Sache. Die Lage ist zu ernst.

In Schleswig-Holstein ist der Kampf um die Deutungshoheit der CO2-Reduzierung durch Wiedervernässung von Mooren in vollem Gange. Es muss um Lösungen für die Landwirtschaft gehen und nicht um deren Abschaffung in den Niedermoorregionen, machte Lucht deutlich und hatte Vorschläge parat, die gangbare Wege zeigen: vom Flächentausch über Flurbereinigung bis zur Gründung von Energiegenossenschaften für Moorstandorte. Diese sollen über Flächenbündelung eine energetische Nutzung von Vernässungsstandorten sowie den wirtschaftlichen Erhalt von Grünlandstandorten gewährleisten.

Dass Landwirtschaft kein Selbstzweck ist und der Gewinnerzielung dient, ist für Lucht selbstverständlich und stand über den Gesprächsrunden. Genauso ist es sein Anliegen, alle Akteure an einen Tisch zu rufen. Das machte er zum Beginn der Landesbauernwoche mit dem neuen Diskussionsformat des Norla-Milchfrühstücks. Noch fehlte ein Teilnehmer aus dem Umweltministerium in der Runde neben Landwirten, Bankern, Meiereiwirtschafts- und Handelsvertretern. Aber dem umtriebigen Präsidenten wird auch das noch gelingen.

Die Gastrednerin Sabine Riewenherm, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), ließ in ihrem Vortag beim Landesbauerntag pragmatische Töne verlauten, als sie davon sprach, wie wichtig gegenseitige Anerkennung sei und dass auch mit intensiver Landwirtschaft mehr Biodiversität zu erreichen sei. 

Mechthilde Becker-Weigel Foto: Archiv

Die Sorge um den Verlust von Tierbeständen treibt die Landwirtschaft um, machte Lucht beim Bauerntag klar. Das Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung unter Führung des ehemaligen Bundeslandwirtschaftsministers Jochen Borchert (CDU) hat aufgehalten, würde man im Norden sagen. Das ist ein schlechtes Zeichen. Denn dahinter stehen die Tatenlosigkeit von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) oder seines Hauses und die Nichtannahme der Reformvorschläge.

Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) nahm die Vorlage an und betonte, die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen diene keinem Selbstzweck, sondern der gesellschaftlichen Aufgabe der Erzeugung von Nahrungsmitteln und Ernährungssicherheit. Es könne nicht das Ziel sein, die Nutzung aufzugeben. Dennoch machte er deutlich, ein „Weiter wie bisher“ werde nicht möglich sein. Auch er ist der Meinung, die Berliner Ampel-Koalition habe mit der Aufgabe des Kompetenzzentrums Nutztierhaltung eine Chance vertan. Landwirtinnen und Landwirten fehle weiter eine Orientierung vonseiten der Politik. Er kündigte an, die Agrarministerkonferenz am 20. und 21. September in Kiel werde sich mit dem Thema Tierhaltung beschäftigen. Dann werden Verbandspräsident Lucht und Minister Schwarz sich wieder gegenüberstehen. Der Bauernverband ruft zur Demonstration und Meinungsbekundung am 21. September in Kiel auf. Hoffentlich können die Demonstranten Minister Schwarz zu mehr Nachdruck verhelfen!

Beschleunigungsgesetze und lange Lieferzeiten

Das Land Schleswig-Holstein hat sich vorgenommen, bis zum Jahr 2030 15 GW Windenergieleistung an Land zu errichten und bis 2045 klimaneutral zu sein. Das neu eingerichtete Referat für Windenergieplanung im Innenministerium des Landes arbeitet an neuen Regionalplänen, die bis 2026 vorliegen sollen. Während der Onshore-Windenergie-Konferenz windWert wurde vorige Woche in Kiel vorgestellt, nach welchen Kriterien das Innenministerium dabei vorgeht.

Um „Rotor in“ oder „Rotor out“, die mögliche Kombination von Windenergie mit Speichern, Herausforderungen durch lange Lieferzeiten und Hacker-Angriffe sowie Innovationen im technischen Service ging es bei der Konferenz, zu der sich 130 Branchenvertreter trafen. Die windWert wird jährlich organisiert von der Netzwerkagentur Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (EE.SH).

Rotor in oder Rotor out – dürfen die Flügel der Windenergieanlage (WEA) über die Grenzen des Windeignungsgebietes hinausragen? Schleswig-Holstein arbeite mit der Rotor-in-Regelung, machte ein Mitarbeiter des zuständigen Innenministeriums deutlich, auch wenn es einen Ermessensspielraum von einigen Metern gebe. Außerdem hat sich die Landesregierung im Koalitionsvertrag dafür ausgesprochen, die Abstände zur Wohnbebauung nicht zu verringern. So seien die Klimaziele nicht zu erreichen, hielt Marcus Hrach vom Landesverband Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (LEE SH) dagegen: „Dann brauchen wir 3,8 Prozent Windenergie-Vorrangflächen.“ Laut Innenministerium werden rund 3 % der Landesfläche in den neuen Windenergie-Regionalplänen benötigt, um die selbst gesteckten Ziele des Koalitionsvertrages und die Bundesvorgaben zu erreichen.

Dabei komme die Repowering-Regelung aus den Regionalplänen weiter zur Anwendung. Demnach dürfen Windenergie-Anlagen, die außerhalb von Vorrangflächen stehen, nicht an derselben Stelle durch neue ersetzt werden, sondern der Betreiber muss sich einen Standort innerhalb eines extra für Repowering ausgewiesenen Vorranggebietes suchen und für eine neue WEA zwei alte Anlagen abbauen. Dies kritisiert der LEE SH und meint, dies stehe im Gegensatz zum neuen § 245e im Baugesetzbuch, der Teil des Windenergie-Beschleunigungspakets der Bundesregierung ist.

Auf die umfangreichen Gesetzespakete zum beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien ging auch Kiels Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer (SPD) ein. „Wir befinden uns in einer Phase großer Plastizität und Veränderungen. Vieles wird einrasten, und wenn wir es richtig angehen, haben wir für die nächsten zehn Jahre stabile Rahmenbedingungen.“

Energie aus Windenergie- und Photovoltaikanlagen ist wetterabhängig, die Verfügbarkeit schwankt stark, entsprechend volatil sind auch die Strompreise. Speicher könnten in Zeiten von viel Wind und Sonne, wenn der Strom billig ist, die Energie aufnehmen. Wenn es dunkel ist, kein Wind weht und die Strompreise entsprechend steigen, könnte die Energie wieder ausgepeichert und verkauft werden. Die Arge Netz entwickelt ein Flexibilitäten-Geschäftsmodell und plant, dafür einen 56-MW-Batteriespeicher zu bauen.

Im Gegensatz zu Photovoltaikanlagen können Windparks auch nachts Strom liefern – jedoch nur, wenn sie leise genug sind. Ein Großteil der Anlagen muss aus Lärmschutzgründen nachts leistungsreduziert betrieben werden. Axel Sachse von DNV Energy Systems Germany stellte „Trailing Edge Serrations“ vor. Die sägezahnförmigen Anbauteile verwirbeln den Luftstrom an der Rotorblatt-Hinterkante so, dass die Anlagen um bis zu 3 dB leiser gemacht werden können. Dadurch können Anlagen nachts weniger leistungsreduziert betrieben werden. Dies sei außerdem eine Maßnahme zur Netzstabilisierung, erklärte Sachse mit Verweis auf das novellierte Energiesicherungsgesetz. Zudem könnten die Anlagen, je nach Typ, einen um 3 bis 10 % erhöhten nächtlichen Jahresenergieertrag erzielen.

„Bei der windWert können sich Projektierer, Betreiber und Finanzierer von Windparks mit Dienstleistern und Vertretern aus Politik und Verwaltung austauschen“, erklärt EE.SH-Projektmanager Holger Arntzen, der die Konferenz seit 13 Jahren zusammen mit Projektmanagerin Katja Rosenburg organisiert.

Sonderveröffentlichung

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Saatstärke Hybridweizen – Das müssen Sie beachten!

Weniger Dünger und chem. Pflanzenschutz, oft Trockenheit in relevanten Entwicklungsphasen: Wir brauchen zukünftig Kulturarten, die mit diesen „verschärften“ Bedingungen gut zurechtkommen. Hybridweizen wird daher für immer mehr Regionen interessant.

Die Hybridweizensorten sind besonders für Weizen-Grenzstandorte geeignet: Sie nutzen erwiesenermaßen die gegebenen Ressourcen wie Wasser und Stickstoff besser und effizienter als Linienweizensorten.

Reduktion der Saatstärke hat seine Grenzen

Da das Saatgut relativ teuer ist, werden in der Praxis die Saatstärken konsequent heruntergefahren. Es gibt vor allem in Nord-/Ostdeutschland Betriebe, die bis auf 90 Körner/m² heruntergehen. Allerdings erhöht sich mit derart reduzierten Saatstärken das Anbaurisiko: Ausfälle durch Frost oder Krähenfraß kann man sich dann nicht mehr leisten.  Hybridweizen kann zwar extrem viel kompensieren, aber irgendwann ist die Grenze selbst für diese wüchsige Getreideart erreicht. In der Praxis muss man also den Kompromiss finden zwischen maximal möglicher Saatstärkenreduktion (zur Reduzierung der Saatgutkosten) einerseits und Absicherung der für eine Wirtschaftlichkeit notwendigen Mehrerträge des Hybridweizens andererseits. 

Die SAATEN-UNION hat zur Klärung dieser Frage in einer speziell angelegten Sonderprüfung Hybridweizen die Eignung der Hybridweizensorten unter zwei verschiedenen geringen Aussaatstärken (100 und 150 Körner/m²) getestet. Mehr Informationen zu den Versuchsdetails finden Sie hier: https://www.saaten-union.de/getreide/winterweizen/hyseed-hybridweizen/ergebnisse-der-sonderpruefung-hybridweizen-20212022/

Sachthemen statt Kälberstreicheln

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„Ein siebenjähriger Junge wusste nicht, dass es Kühe gibt: ,Die Milch kommt bei Rewe aus der Kühltruhe‘, sagte er.“ Das Erlebnis machte die Bäuerin und Lehrerin Janina Schöttler sehr traurig. Die Kluft zwischen Landwirten und Nichtlandwirten zu überwinden und Wissen über die Nahrungsproduktion an den Schulen zu vermitteln, dazu haben Landwirtschafts- und Bildungsministerium eine Bildungsoffensive gestartet. Auf der Lehrerveranstaltung im Rahmen der Norla wurde sie vorgestellt.

„Auch meine Nachbarin im Dorf weiß nicht, wie ich meine Kühe halte“, gestand Klaus-Peter Lucht, Bauernverbandspräsident und Milchviehhalter in Mörel im Kreis Rendsburg-Eckernförde, in seinem Grußwort. Wie die Diskrepanz zwischen Landwirten und Nichtlandwirten überwunden werden kann, darüber diskutierten in der Deula-Halle in Rendsburg die beiden Staatssekretärinnen Anne Benett-Sturies vom Landwirtschaftsministerium (MLLEV) und Dr. Dorit Stenke vom Bildungsministerium (MBWK), die Lehrstuhlinhaberin für Ernährung und Hauswirtschaft und ihre berufliche Didaktik an der Europa-Universität Flensburg, Prof. Birgit Peuker, und die erwähnte Landwirtin und Grundschullehrerin Janina Schöttler aus Neversdorf im Kreis Segeberg. Die Moderation hatte der Bauernblatt-Redakteur Dr. Robert Quakernack, über das Konzept der Bildungsinitiative führte er ein Interview mit Anne Benett-Sturies.

Schulklasse auf dem Bauernhof bei Inken Krey in Neufelderkoog, Kreis Dithmarschen.  Foto: Dr. Robert Quakernack

Nun gibt es seit Langem die Initiative „Schulklassen auf dem Bauernhof“. Was sind die Unterschiede zur neuen Bildungsoffensive? Die Referentinnen wollen die Konzepte keinesfalls in Konkurrenz zueinander verstehen: „,Schulklassen auf dem Bauernhof‘ richtet sich vor allem an Grundschüler“, erklärt Benett-Sturies. „Wir wollen Lehrkräften der Sekundarstufen I und II Wissen an die Hand geben, wie sie Landwirtschaft mit Themenfeldern aufbereiten, vor- und nachbereiten können.“ Rund 25 thematische Konzepte liegen bereits vor, weitere 33 sind in Vorbereitung, vier Fortbildungstermine für Lehrkräfte schon ausgebucht.

Landwirtschaftliche Betriebe können sich in diesem Konzept als außerschulische Lernorte qualifizieren. „Wir haben keinen Mangel an interessierten Betrieben, wir führen schon Wartelisten“, freut sich Peuker. Ein Trumpf ist, dass Landwirtschaft Bezug zu fast allen Schulfächern hat und wunderbar fachübergreifend behandelt werden kann. Zugleich betonen die Referentinnen, dass es eine Fokussierung auf ein bestimmtes Thema brauche, und hierin unterscheide sich das Konzept vom bisher üblichen Verfahren: „Der Bauer soll nicht seinen ganzen Hof zeigen, sondern auf eine bestimmte thematische Lerneinheit beispielhaft eingehen, die die Lehrkraft vor- und nachbehandelt“, erklärt Stenke. „Bisher hat die Lehrkraft oft wenig Steuerungsmöglichkeit gehabt. Man ging mit den Schülern auf den Hof und war gespannt, was dort passiert. Doch es geht nicht nur um leuchtende Kinderaugen und Kälberstreicheln, sondern darum, Dinge zu verstehen.“

Als Beispiel brachte Peuker das Konzept „Wunderbare Milchverwandlung“, das das Netzwerk Feinheimisch entwickelt hat. Leitfragen sind hier zum Beispiel: Wie entsteht aus Gras die Milch? Was nimmt Einfluss auf den Milchgeschmack? Wie werden die verschiedenen Milchprodukte erzeugt? Welche Berufe gibt es auf einem Milchviehbetrieb?

Auf dem Betrieb werden dazu Etappen der Milchverarbeitung gezeigt, etwa die Herstellung von Käse, es wird Tierwohl von Milchkühen veranschaulicht oder die Berufsfelder entlang der „Milchkette“ vorgeführt. Dazu gibt es Vor- und Nachbereitung im Unterricht. „Das ganze Konzept passt auf eine Din-A4-Seite“, so Stenke.  – „Es ist toll, dass Schulen und Betriebe so etwas an die Hand bekommen“, findet Lehrerin Schöttler: „An Beispielen versteht man etwas und lernt nicht nur etwas auswendig.“

Als bedauerlich wurde allseits die geringe Beteiligung an dieser Veranstaltung empfunden – nur rund 100 Teilnehmer, davon etwa 30 Lehrende! Vom Landjugendvorsitzenden Tajo Lass nach den Gründen gefragt, wurde mehrfach geäußert, man habe nur zufällig oder durch Mundpropaganda davon erfahren. Die Referentinnen versprachen, künftig zur besseren Verbreitung beizutragen. Janina Schöttler: „Schule muss sich öffnen!“

Das hätten mehr sein können: Nur etwa 100 Teilnehmer, darunter etwa 30 Lehrende, waren zur Lehrerveranstaltung gekommen. Fotos: Tonio Keller