StartNachrichtenLand & LeuteEine alte Handarbeitstechnik geht neue Wege

Eine alte Handarbeitstechnik geht neue Wege

Beim 28. Schleswig-Holsteinischen Klöppeltreffen zeigte sich die Spitzenkunst bunt, modern und vielseitig
Von Iris Jaeger
Moderne Klöppelkunst trifft auf Stickerei und Malerei – Bei dieser Gemeinschaftsarbeit legte die Malerin Marion Bartels die künstlerische Grundlage, vollendet wurde es mit Klöppelkunst von Anke Limbrecht, Handstickerei von Eva Brauer und Nadelmalerei von Dany Fouad Al Turk.  Fotos: Iris Jaeger

An sich ist das Erstellen handgefertigter Klöppelspitze nicht schwer, auch wenn die Menge an Garnspulen, Fäden und Stecknadeln kompliziert aussieht. Und dank neuer Materialien und Verwendungsmöglichkeiten hat Klöppeln inzwischen das angestaubte „Oma Deckchen“-Image abgelegt. Wie bunt, modern und vielseitig das alte Handwerk geworden ist, davon konnte man sich bei der Veranstaltung „Klöppeln zwischen den Meeren“ überzeugen, die Mitte Oktober im Hohen Arsenal in Rendsburg stattfand.

Die Organisatorinnen und Klöppelkünstlerinnen Petra Tschanter (li.) und Anke Limbrecht

Zwei gegenläufige Bewegungen, scheinbar unendlich viele Möglichkeiten: Beim Klöppeln entstehen durch Drehen und Kreuzen von Fäden verschiedene Muster. „Und es ist immer wieder faszinierend, wie viele Varianten mit diesen Handgriffen möglich sind“, sagt Anke Limbrecht, die zusammen mit Petra Tschanter seit 2019 die Veranstaltung in Rendsburg organisierte.

Beim 28. Schleswig-Holsteinischen Klöppeltreffen, an dem auch dänische Händler und Klöppel-Begeisterte teilnahmen, konnte man an den Verkaufs- und Informationsständen sich von diesem Variantenreichtum selbst ein Bild machen, darüber hinaus alles an benötigtem Material und Zubehör wie Klöppel, Garn, Musterbriefe, Bücher und vieles mehr kaufen. Ab­strakte eingerahmte Wandbilder, Lesezeichen, Applikationen, Nadelkissen, Tischdeko, schmückendes Accessoire, Kleidung, Schiffe und Maritimes – die Ausstellenden zeigten die gesamte Bandbreite der Spitzenkunst.

Maritime Klöppelkunst auf handgeschöpftem Papier – diese Werke zeigen die Vielseitigkeit der Spitzen-Kunst.

Beim Klöppeln zuschauen konnte man unter anderm Gabriele Ott aus Felde. Seit 1992 ist sie klöppelinfiziert und hat sich durch den Besuch zahlreicher Kurse, Messen und Workshops verschiedene Techniken angeeignet. Den Tischläufer beim Schauklöppeln im Hohen Arsenal arbeitete sie im Torchonmuster. „Klöppeln ist ein Prozess. Es werden dabei immer nur zwei Paar Klöppel bewegt“, erklärt sie. Wie beim Häkeln mit Luftmaschen, festen Maschen, halben Stäbchen, Stäbchen oder Doppelstäbchen gebe es auch beim Klöppeln mit dem Leinenschlag, dem Ganzschlag, dem Halbschlag und dem Formenschlag vier Grundschläge, mit denen sich alle Spitzentechniken anfertigen ließen. Zur Ausstattung gehören zudem die Klöppelrolle oder das flache Klöppelkissen, auf dem der Klöppelbrief mit der Mustervorlage, ähnlich einer Strick- oder Häkelschrift, befestigt wird. Darüber hinaus werden die Klöppel benötigt, die es mit und ohne Hülsen gibt, sowie Garn, Stecknadeln, Schere und eine dünne Häkelnadel.

Drehen und Kreuzen, mit diesen zwei Handgriffen entstehen unzählige Varianten an Spitzen-Mustern. 

Zahlreiche Anleitungen und Videos sind auch für Anfänger im Internet zu finden, „besser ist es aber, zu Beginn tatsächlich einen Kurs zu besuchen, da die Kursleiterin oder der Kursleiter bei Fragen direkt helfen, zeigen und eingreifen kann“, so Limbrecht. Sie selbst schätzt neben den vielen Gestaltungsmöglichkeiten vor allem die pure Entspannung beim Klöppeln und dass man immer wieder neue Ideen entwickelt. Allerdings war diese Veranstaltung die letzte, die sie und Petra Tschanter durchgeführt haben. „Wir wollen die Organisation abgeben. Wo genau 2025 das nächste Klöppeltreffen stattfindet, ist noch nicht sicher“, so Anke Limbrecht. Aber es werde sicher wieder viele Begeisterte in den Bann ziehen und neue Begeisterte hinzugewinnen. Auf diese Weise bleibe das Klöppeln als alte Handwerkskunst am Leben. 

Info

Die Klöppelspitze entstand etwa Ende des 15., Anfang des 16. Jahrhunderts und diente zum Schmücken von Kleidung. Den Ursprung der Technik vermutet man in Italien, wo das erste reine Musterbuch für die Klöppeltechnik um das Jahr 1557 in Venedig erschien. Aus Italien soll die Technik zunächst nach Spanien oder in die spanischen Niederlande und danach nach Frankreich gelangt sein. Aber auch im Erzgebirge sind bereits im 16. Jahrhundert die ersten Klöppelspitzen nachgewiesen.

Gabriele Ott zeigte das Klöppeln eines Tischläufers im Torchonmuster. Sie selbst klöppelt seit 1992 und hat das Handwerk in vielen Kursen gelernt.
Fotos: Iris Jaeger
Zierende Elemente sind ebenfalls möglich
Abstrakte Klöppelkunst, geometrische Formen geklöppelt
Foto: Iris Jaeger
Seidenschal
Angelehnt an die Designs des ungarischen Künstlers Victor Vasarely entstanden diese Werke bei einem Klöppeltreff.
Die Fotos zeigen, wie variantenreich Klöppel-Spitze sein kann.


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