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Schwierige Pflanzbedingungen und ein späterer Erntestart beschäftigten die Kartoffelanbauer in dieser Saison. Im Frühjahr kam es zu verzögerten Bestellungen wegen vieler Niederschläge. Zudem wuchsen die Pflanzen der Haupternte wegen der Kälte langsam. Folienverfrühte Frühkartoffeln konnten bereits ab Ende Mai geerntet werden. Der Absatz der frühen Knollen erfolgt zumeist über Hofläden und Wochenmärkte. Im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) sind deutsche Frühkartoffeln seit Mitte Juni verfügbar gewesen. Es kam vereinzelt zu Angebotslücken aufgrund zu langer zu kalter Witterung und dementsprechend nicht rechtzeitiger Rodungen der Anschlusssorten. Auch das Angebot importierter Knollen fiel in diesem Jahr kleiner aus. Das Resultat für die Erzeuger war ein vergleichsweise hohes Preisniveau. Dieses sinkt zwar derzeit von Woche zu Woche, doch im Vergleich mit anderen Jahren liegt es zu diesem Zeitpunkt im Jahr höher.
Weniger Produktion geschätzt
Deutschlandweit wurden auf rund 262.600 ha Kartoffeln angebaut. Zum Vorjahr ist dies ein Minus von 1,4 %. Im Vergleich zum sechsjährigen Schnitt ist es Plus von 0,2 %. Etwa 45 % der Kartoffeln wachsen in Niedersachsen, gefolgt von Nordrhein-Westfalen und Bayern mit jeweils rund 15 % der bundesweiten Anbaufläche.
Die nordwesteuropäischen Kartoffelerzeuger (NEPG) Belgien, Deutschland, Frankreich und die Niederlande haben gemeinsam die Anbaufläche um 2 bis 3 % im Vergleich zum Vorjahr ausgeweitet. Auch in den EU-Nachbarländern war der Witterungsverlauf für den Kartoffelanbau nicht gerade leicht. Die EU-Kommission prognostiziert in der Augustschätzung einen Hektarertrag von 34,4 t für die EU-Mitgliedstaaten. Eine durchschnittliche Kartoffelernte wäre die Folge. Für Italien, Österreich und Polen werden kleinere Ernten gemeldet, soweit dies derzeit eingeschätzt werden kann. Dies könnte Chancen für den hiesigen Export mit sich bringen.
Viel Spekulation über Erntemengen
In der Nähe der niederländischen Grenze am Niederrhein fand vergangene Woche der 33. Weuthener Kartoffeltag statt. Es wurde von einer bundesweit geschätzten Erntemenge von 10,25 bis 0,75 Mio. t berichtet. Im Vergleich dazu wurden 2022 in Deutschland 10,7 Mio. t geerntet. Die Entwicklungsrückstände der Bestände wurden benannt. Schätzungsweise zwei Knollen fehlen im Vergleich zu anderen Jahren pro Staude. Ungeklärt bleibt vorerst die Frage nach dem Nettoertrag. Selbst wenn die Menge brutto gar nicht so klein ausfällt, leiden diesem Jahr auffällig mehr Bestände unter Kraut- und Knollenfäule. Die wechselhafte, nasse Witterung bringt Krankheitsdruck mit sich. Zudem gibt es möglicherweise Qualitätseinbußen durch Hohlherzigkeit. Tatsächlich ist jedoch viel Spekulation im Gange, wenn es um die Schätzung der diesjährigen Kartoffelerntemengen geht. Die Ergebnisse der besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung liegen erst Ende September vor. So lange heißt es noch Geduld haben.
Das Bundeslandwirtschaftsministerium bezeichnet die Preise während der Frühkartoffelernte in diesem Jahr als historisch gut. Ein vergleichsweise hoher Startpreis mit nur moderaten Preisrückgängen charakterisierte die Frühkartoffelsaison. Den Einnahmen der Erzeuger stehen natürlich auch höhere Ausgaben für die Produktion gegenüber. Aktuell ist im Jahresvergleich das Preisniveau auch hierzulande noch deutlich höher. Weitere Preisabschläge werden zwar erwartet, doch insgesamt könnte sich ein höheres Niveau einpendeln.
Die Ernte von Winterroggen, welcher auf rund 35.200 ha in Schleswig-Holstein angebaut wurde, ist abgeschlossen. Nach Schätzungen des Statistikamtes Nord wurde dabei ein Ertragsniveau von rund 60 dt/ ha erreicht, was 22 % weniger gegenüber dem starken Vorjahr und einem Minus von 14 % gegenüber dem sechsjährigen Mittel entspricht. Dabei dürfte trockenheitsbedingt im Juni bereits ein deutlicher Teil der Roggenbestände für Ganzpflanzensilage geerntet worden sein und damit die erwartete Erntemenge weiter deutlich reduziert haben. Der Artikel beschreibt, wie die geprüften Roggensorten in den Versuchen der Landwirtschaftskammer abgeschnitten haben.
Insgesamt waren die meisten Bestände ausgangs Winter zufriedenstellend entwickelt, nachdem der wüchsige Herbst gute Voraussetzungen geschaffen hatte. Nässebedingt konnten aber teilweise auch auf der Geest viele Bestände erst später als üblich im Frühjahr angedüngt werden. In vielen Winterroggenbeständen kamen die Gaben von Gülle oder Gärrresten verspätet und damit schlechter zur Wirkung. Ebenso waren die ersten Pflanzenschutzmaßnahmen windbedingt schwierig umzusetzen.
Im Verlauf des weiteren Frühjahres konnte der Winterroggen, trotz kühler Witterung, sein Wachstum gut fortsetzen, zur Blüte waren viele Bestände ausreichend stark entwickelt. Jedoch war durch die Trockenheit im Mai und Juni, insbesondere auf den leichteren Standorten und auf sehr leichten Teilflächen, ein Aufhellen der Pflanzenbestände zu beobachten, was auf deutlichen Stress und Wassermangel hinwies.
Da auch der Silomais zu diesem Zeitpunkt noch klein war, der zweite Schnitt trockenheitsbedingt enttäuschte und auch ein schlechtes Roggenergebnis befürchtet wurde, wurden viele Flächen frühzeitig in die Ganzpflanzennutzung für die Silierung genommen. Die Bedingungen für die Blüte waren durch die trockene Phase mit einer hohen Pollenschüttung grundsätzlich gut, sodass hier ein flächiges Auftreten von Mutterkorn nicht zu erwarten gewesen war. Jedoch könnten gerade lichtere Bestände durch die Ende Juni eingetretene bessere Wasserversorgung noch zwiewüchsig geworden sein und in diesem Zusammenhang deutlich zur Mutterkornausbildung geneigt haben. In den Landessortenversuchen wurde dies allerdings nicht beobachtet.
Aufgrund der nassen Witterung ab Juli verzögerte sich die Abreife deutlich, und in der Spätphase trat oftmals deutlich sichtbar Auswuchs auf, besonders in Bereichen mit Lager oder Halmknicken. Daher ist davon auszugehen, dass die Qualitäten in diesem Jahr überwiegend in einem Bereich sind, der lediglich eine Futternutzung zulässt, da die Fallzahlen nicht mehr den geforderten Werten entsprochen haben dürften.
Mutterkorn ist ein ernst zu nehmendes Thema im Roggenanbau, das neben pflanzenbaulichen Maßnahmen und der richtigen Sortenwahl auch Glück mit der Witterung – während und nach der Blüte – erfordert.
Aufbau der Versuche – drei Standorte
Die Landessortenversuche Winterroggen werden in Schleswig-Holstein auf zwei Standorten auf der Geest durchgeführt. Zur Ernte 2023 wurde am Standort Futterkamp ein weiterer Standort angelegt, der für bessere Standorte auf der Geest beziehungsweise für das Östliche Hügelland steht und hier Ergebnisse bereitstellen wird. Die Durchführung an allen Standorten erfolgte wie gehabt in zwei Stufen, wobei in der Stufe 1 kein Fungizid genutzt und standortabhängig nur ein reduzierter Wachstumsreglereinsatz durchgeführt wurde. Die Stufe 2 wurde mit einer ortsüblich intensiven Pflanzenschutzintensität (Fungizide und Wachstumsregler) geführt.
Erträge in den Landessortenversuchen
Die ermittelten Erträge liegen in diesem Jahr auf einem schwachen Niveau in Schuby. Hier wurden im Mittel der Bezugssorten lediglich 51,6 dt/ha geerntet (Tabelle 1). Der Geeststandort Tensbüttel war aufgrund extrem hoher Streuung nicht wertbar. Aufgefallen ist für beide Standorte eine extrem geringe Tausendkornmasse von 20 bis 22 g. Dies kann zurückgeführt werden auf einerseits ungünstige Bedingungen in der Kornfüllung, aber vermutlich auch auf Veratmungsverluste während der Nässephase. In Futterkamp lagen die Tausendkornmassen bei rund 33 g auf einem niedrigen, aber durchaus häufiger zu findenden Niveau. Auch das ermittelte Ertragsniveau lag auf diesem Standort bei 99,5 dt/ha.
Durch die verspätete Ernte lagen bis zum Redaktionsschluss noch nicht alle Erträge aus den Nachbarregionen vor, sodass für die mehrjährige Ertragsbeurteilung die Hohenheimer Verrechnung bis einschließlich des letzten Erntejahres diesmal zur Orientierung dienen soll.
Sortenempfehlung der Landwirtschaftskammer
Da die Ergebnisse dieses Jahres sehr stark durch die schwierige Witterung des zurückliegenden Anbaujahres beeinflusst wurden, muss bei der Sortenwahl konservativ vorgegangen werden. Alle bisher empfohlenen Sorten behalten ihre Anbauempfehlung (Tabelle 2). Neu hinzu kommt die Sorte ‚KWS Tutor‘ aufgrund guter Mutterkorngesundheit bei knapp durchschnittlichen Erträgen. Die Sorte ‚SU Karlsson‘ zeigte in diesem Jahr gute Leistungen und kommt daher für einen Probeanbau infrage. Beachtet werden muss, dass Saatgut der Sorten von der Saaten Union mit einer Beimischung von 10 % Populationsroggen in den Verkauf kommt, um eine bessere Bestäubung zu fördern, was gleichzeitig die Gefahr von Mutterkorn bei schwächerer Einstufung der älteren Sorte ‚SU Performer‘ reduzieren kann.
Neue Grenzwerte für Mutterkorn
Auswuchs an Winterroggen trat in diesem Jahr oftmals bei Lager oder Halmknicken und teils im stehenden Bestand auf.
Nachdem 2021 eine EU-Verordnung beschlossen wurde, in der ein neuer Grenzwert für Mutterkorn festgelegt wurde, greift diese nun ab dem Jahr 2024. So dürfen je Kilogramm Roggenkörner nur noch 0,2 g mit Mutterkorn befallene Körner beziehungsweise Sklerotien enthalten sein, vorher waren es 0,5 g. Zeitgleich gilt dabei ein neuer Grenzwert für die im Mutterkorn enthaltenen Alkaloide (Ergotalkaloide). Hier wird der Grenzwert von 500 µg/kg auf 250 µg/kg Getreidemahlerzeugnisse abgesenkt.
Für die Praxis bedeutet dies, wenig anfällige Sorten anzubauen und in erster Linie die Wahrscheinlichkeit für eine Mutterkorninfektion durch den Pilz Claviceps purpurea zu minimieren. Dafür muss sichergestellt werden, dass die Blüten des offen abblühenden Roggens schnell durch Roggenpollen befruchtet werden. Zielführend ist dafür, kaum Spät- beziehungsweise Nachblüher im Bestand zu haben. Entsprechend müssen die Bestände gleichmäßig, dicht und vital sein. Zwiewuchs in Fahrgassen, offenen Beständen oder Schattenlagen sind kritisch zu bewerten. Auch Roggenselbstfolgen laufen besonders nach einem vorangehenden Mutterkornjahr Gefahr, wieder verstärkt unter einem hohen Infektionsdruck zu leiden. Auch blühende Wirtspflanzen (Gräser) wie beispielsweise Ackerfuchsschwanz oder andere Gräser am Feldrand können zusätzlich negativ wirken.
Fazit
Winterroggen ist eine klassische Kultur für leichtere Standorte und dient primär der Mehlherstellung. Er hat aber auch einen hohen Stellenwert in der Tierfütterung, insbesondere bei hohen Weizenpreisen. Durch schärfere Grenzwerte rückt die Sortenwahl nochmals in den Fokus, um Sortengesundheit mit Ertragsstärke und geringer Mutterkornanfälligkeit zu kombinieren. Aufgrund der diesjährig zu erwartenden angespannteren Lage auf dem Saatgutmarkt sollte frühzeitig die Verfügbarkeit der gewünschten Sorte beim Landhandel abgeklärt werden.
Beim informellen EU-Landwirtschaftsministertreffen, das am Montag und Dienstag im spanischen Córdoba stattfand, diskutierten die Minister über die Rolle neuer Züchtungstechnologien (NGT) als Instrument, die Landwirtschaft widerstandsfähiger gegen den Klimawandel zu machen. Gesprochen wurde ebenfalls über die neuesten Gen-Editing-Techniken. Ebenso standen Anforderungen an die globale Ernährungssicherheit vor dem Hintergrund des Klimawandels auf der Agenda.
Die spanische EU-Ratspräsidentschaft drückt beim Thema neue Züchtungstechniken aufs Tempo. Wie der spanische Landwirtschaftsminister Luis Planas am Dienstag bei der Abschlusspressekonferenz zum informellen Agrarratstreffen in Córdoba erklärte, ist es sein Ziel, bis zum Jahresende eine gemeinsame Position der Mitgliedstaaten zu dieser Thematik zustande zu bringen.
Die EU-Kommission präsentierte Anfang Juli zur Reform des Gentechnikrechts ihren lang erwarteten Vorschlag. Dieser sieht eine deutliche Deregulierung für die meisten neuen Züchtungstechniken vor, darunter Verfahren wie die Gen-Schere CrispR/Cas. Damit kam die Brüsseler Behörde der Forderung vor allem aus der Wissenschaft nach, die alten, überholten Gentechnik-Vorschriften zu ändern.
Ökolandwirtschaft bleibt frei von Gentechnik
Planas begrüßte, dass dem Kommissionsvorschlag zufolge die Ökolandwirtschaft frei von den neuen Züchtungstechniken bleiben solle. Details hierzu müssen nach Aussage des Spaniers allerdings noch geklärt werden. Wichtig sei außerdem, einen „guten Umgang“ bei der Nutzung von Patenten im Zusammenhang mit der sogenannten neuen Gentechnik auf europäischer Ebene zu finden.
Auch EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski betonte, dass aus diesen neuen Züchtungstechniken unter Umständen resultierende Patente jedoch keine zusätzlichen Kosten für die Landwirte nach sich ziehen dürften. Die Kommission wolle zunächst prüfen, ob hier Handlungsbedarf bestehe.
Ein detaillierter Bericht zu dieser Problematik soll laut Wojciechowski bis spätestens 2026 erstellt werden. Überdies äußerte er auch die Einschätzung, dass die Gentechnikfreiheit des Ökolandbaus gewahrt bleiben werde.
Wojciechowski will Handelsschutz fortführen
Darüber hinaus bekräftigte der Agrarkommissar seine Einlassung aus der vorigen Woche zu den EU-Handelsschutzmaßnahmen gegenüber ukrainischen Agrareinfuhren.
Der Pole stellte klar, er persönlich vertrete die Auffassung, dass die Beschränkungen verlängert werden müssten. Anderenfalls seien die Auswirkungen in den „fünf Frontstaaten“ gravierend.
Der Brüsseler Agrarchef teilte mit, dass sich morgen das Kollegium mit dieser Frage befassen werde. age
Im Jahr 2023 wurde laut Statistikamt Nord auf rund 8.600 ha Wintertriticale angebaut, das sind rund 11 % mehr als das sechsjährige Mittel, aber rund 6 % weniger als die Fläche des Vorjahres. Dabei wurde für die Ernte ein Ertrag von 71,9 dt/ha ermittelt, das wären 12 % weniger als das gute Vorjahresergebnis, aber nur 4 % unterhalb des mehrjährigen Mittels. In den Versuchen liegen die Erträge ebenfalls deutlich hinter den Erwartungen zurück. Wie die Ergebnisse der Landessortenversuche interpretiert werden können, ist im folgenden Artikel zu erfahren.
Wie für Winterroggen und Winterweizen bereits beschrieben, hatte auch der Wintertriticale mit der diesjährigen Jahreswitterung deutliche Probleme. Unklar ist, wie hoch der Anteil der GPS-Nutzung der für die Druschnutzung bestimmten Triticaleflächen in diesem Jahr ausgefallen ist, da landesweit Trockenheit für Unsicherheiten in der Futter- und Substratversorgung gesorgt hat. Nach einer schwierigen Phase der Kornfüllung folgte die Abreife bei sehr vielen Niederschlägen im Juli und August. Bereits sehr früh musste in verschiedenen Sorten Auswuchs festgestellt werden.
Erträge in den Landessortenversuchen
Die Landessortenversuche, die wie gehabt zweistufig durchgeführt wurden (wie für Winterroggen, siehe hier), haben am Standort Schuby ein schwaches Niveau von 56,3 dt/ha erbracht (Tabelle 1). Das Ertragsniveau liegt untypischerweise höher als das des Winterroggens. Am leicht besseren Standort der Dithmarscher Geest in Tensbüttel waren die Erträge im Mittel der Bezugssorten auf einem ebenso geringen Niveau von 53,3 dt/ha. Lediglich in Loit konnte ein verhältnismäßig gutes Ergebnis von 110,3 dt/ha erzielt werden.
Über alle Versuche hinweg wurde eine erhöhte bis deutlich erhöhte Grenzdifferenz ermittelt. Dies muss für den Vergleich von Sorten berücksichtigt werden und die jeweilige Einschätzung sollte konservativ erfolgen – unter Berücksichtigung der mehrjährigen Erträge bis einschließlich der vorjährigen Ernte.
Sortenempfehlung der Landwirtschaftskammer
Grundsätzlich sollten langjährige Erträge, Anbaueigenschaften sowie auch bereits gemachte eigene positive Erfahrungen in die Sortenwahl einfließen. Aufgrund des schwierigen Anbaujahres fällt die Einschätzung der neu geprüften Sorten zunächst recht schwer. Daher behalten die im vergangenen Jahr empfohlenen Sorten ihre Anbauempfehlung (Tabelle 2). Die neu geprüften Sorten müssen im nächsten Anbaujahr weiterbeobachtet werden, um festzustellen, inwiefern sie sich für einen Anbau in Schleswig-Holstein empfehlen.
Fazit
Wintertriticale zeigte in der Vergangenheit insbesondere auf besseren Böden sehr gute Leistungen, erreichte aber auch auf schwächeren Standorten in Jahren mit gleichmäßiger Wasserversorgung gute Erträge. Dieses Jahr zeigte allerdings Grenzen auf. Die Flexibilität hinsichtlich der späten Festlegung seiner Nutzungsrichtung – Drusch oder GPS – wird Triticale auch in Zukunft eine wichtige Bedeutung einräumen, wenn auch die Bedeutung der klassischen Nutzung des Korns als Futter in der Mast sinken dürfte. Für die diesjährige Aussaat sollte aufgrund möglicher Engpässe in der Saatgutversorgung rechtzeitig die Verfügbarkeit gewünschter Sorten mit dem Landhandel abgeklärt werden.
Schon im vergangenen Jahr hatte es bei den Bundeschampionaten in Warendorf einige Modernisierungen gegeben. Diese Entwicklung setzte sich in diesem Jahr fort. Unter den 1.040 angemeldeten Pferden wurden zahlreiche Medaillen vergeben, eine ganze Reihe davon ging nach Schleswig-Holstein.
Unter dem Sattel von Hannes Ahlmann wurde Vendigo von Van Gogh Bundeschampion der fünfjährigen Springpferde. Fotos (3): Friederike Kintrup/Equitaris
Der neue Bundeschampion der fünfjährigen Springpferde heißt Vendigo. Vorgestellt wurde der Holsteiner Hengst von Hannes Ahlmann aus Reher, Kreis Steinburg. Mit soliden Leistungen hatte sich der Sohn des Van Gogh-Kannan für das Finale qualifiziert. Vom Titel hatten Hannes Ahlmann und sein Vater Dirk Ahlmann nicht einmal geträumt: „Der kann aufgrund seiner Klasse sicher auf dem zweiten oder dritten Platz landen“, hatte Dirk Ahlmann noch morgens bei einer Tasse Kaffee geschätzt. „Bundeschampion wird er wohl nicht werden.“
Umso strahlender waren die Gesichter, als dem mächtigen Braunen in Anwesenheit seiner Züchterin und Besitzerin Rita Siebke-Baasch aus Sarzbüttel, Kreis Dithmarschen, die Siegerschärpe umgehängt wurde. „Ich habe Vendigo seit ein paar Monaten. In der kurzen Zeit haben wir aber schon festgestellt, wie gut wir zusammenpassen. Schon beim ersten Ausprobieren habe ich gemerkt: Das wird was mit uns!“, beschrieb Hannes Ahlmann den neuen Champion. „Mein Vater war nicht so überzeugt, aber ich umso mehr. Zu Hause lässt sich Vendigo noch manchmal etwas ablenken, aber auf dem Turnier ist er hundertprozentig bei der Sache.“
Die Richter begründeten die Wertnote 9,0 im ersten Umlauf des Finalspringens so: „Vendigo hat ganz viel Vermögen, viel Übersicht, einen beeindruckenden Abdruck vom Hinterbein beim Absprung.“ Im zweiten, verkürzten Umlauf sahen sie noch eine Steigerung und lobten Vendigos Losgelassenheit (9,2). Die Wertnotensumme 18,2 bedeutete den überlegenen Sieg des Holsteiner Paares.
Vizechampion wurde Cassy, ebenfalls Holsteinerin. Richard Vogel stellte die Stute von Cicero-Contender vor, die von Elmar Teves in Bayern gezüchtet wurde. Das Richtergremium lobte das energische Abfußen der Fuchsstute. Leichte Abstriche gab es wegen der mangelhaften Anlehnung in den Wendungen, so wurde es die Wertnote 8,7 im ersten Umlauf. Im zweiten Umlauf präsentierte sich Cassy erheblich besser. Hier bekam sie die Wertnote 9,0 für die „Runde, in der wir vor allem die Losgelassenheit hervorheben möchten“, erläuterte Kommentator Peter Teeuwen das Richterurteil und die Gesamtnote 17,7.
„Ein bisschen getrödelt“
Con Quality von Chin Champ holte sich mit Richard Vogel den Titel bei den siebenjährigen Springpferden. Foto: Dr. Tanja Becker/Equitaris
Schon vor diesem Erfolg waren es erneut siegreiche Bundeschampionate für Richard Vogel. Am Freitag gewann er im Großen Preis von Warendorf, einer Springprüfung der Klasse S*** für achtjährige und ältere Pferde. Zuvor hatte er bereits die Einlaufprüfung der Klasse S* für diese Altersklasse sowie eine Qualifikation für die siebenjährigen Springpferde gewonnen. Außerdem wurde der Holsteiner Hengst Con Quality unter seinem Sattel Bundeschampion der siebenjährigen Springpferde.
Im Stechen der S**-Springprüfung, die Parcoursbauer Peter Schumacher für die Titelentscheidung aufgebaut hatte, setzte sich das Paar in 38,67 s und ohne Strafpunkte deutlich vom übrigen Feld ab. Dabei hatte Vogel es dem Hengst wahrlich nicht leicht gemacht, hatte er doch erst die Startlinie passiert, als die Uhr schon angesprungen war. „Ich habe ein bisschen getrödelt“, gab er hinterher zu. „Aber ich bin Con Quality so dankbar, dass er, obwohl zu Anfang etwas hektisch, so reagiert und für mich gekämpft hat.“ Con Quality von Chin Champ-Quality stammt aus der Zucht von Hartmut Knop aus Niedersachsen.
Vizechampion wurde Ziroccocorte OLD von Zirocco Blue-Stakkato aus niedersächsischer Zucht. Zirocco Blue ist auch der Vater der Holsteiner Stute Zoe Blue BTH aus einer Mutter von Colman (Züchter: Hans Peter Petersen, Tating). Mit ihrer Reiterin Katrin Eckermann kam sie in 41,08 s auf den dritten Platz.
Im Finale der sechsjährigen Vielseitigkeitspferde verteidigte der Vorjahressieger Cascoblanco von Cascadello I-Sir Shostakovich xx (Züchter: Manfred Johannsen, Tornesch) unter dem Sattel von Pia Leuwer seine schwarz-rot-goldene Schärpe. Zur Finalqualifikation waren 32 Pferde angetreten, 15 von ihnen zogen ins Finale ein. Neben einer Springpferdeprüfung und einer Dressurpferdeprüfung, jeweils auf L-Niveau, mussten die Youngster in einer anspruchsvollen Geländepferdeprüfung der Klasse M zeigen, was in ihnen steckt.
Titelverteidigung gelungen
Vorjahressieger Cascoblanco von Cascadello I setzte sich mit Pia Leuwer bei den sechsjährigen Vielseitigkeitspferden durch.
Mit je einer 9,0 im Springen und in der Dressur startete Cascoblanco klar in Führung liegend ins Gelände. Dort zeigte der Holsteiner Hengst sich mutig, mit toller Galoppade (9,0), hohen Rittigkeitswerten (9,0) und einer durchweg positiven Perspektive als zukünftiges Vielseitigkeitspferd (9,0). Lediglich beim Springverhalten machte die Jury kleine Abzüge (8,0). Hier wünschte man sich noch mehr Gleichmaß. Letztlich gab es 8,6 Punkte, die mit dem Polster aus den vorangegangenen Teilprüfungen reichten, um dem Schimmel den Titel des Bundeschampions der sechsjährigen Vielseitigkeitspferde zu sichern.
„Wir haben eine Reihe von Pferden gesehen, die bereits im Vorjahr hier beim Bundeschampionat eine gute Figur abgegeben haben. Sie sind gereift, haben Erfahrung gesammelt und sich leistungsmäßig schön weiterentwickelt. Das bestätigt, dass sie in den richtigen Händen sind und wir ihrem weiteren Werdegang positiv entgegensehen“, so die Einschätzung von Peter Thomsen, Bundestrainer der Vielseitigkeit.
Bei den sechsjährigen Springponys siegte Del Toro K von Del Piero mit seiner Reiterin und Besitzerin Antonia Ercken.
In einer Spezialspringponyprüfung der Klasse L mit zwei Umläufen wurde unter 15 Startern der Bundeschampion der sechsjährigen Springponys ermittelt. Den Titel sicherte sich der Holsteiner Del Toro K von Del Piero-Aljano (Züchter: Malte Kuhnert, Freienwill). Der Wallach konnte sich nach zwei siebten Plätzen in der Einlaufprüfung und der Finalqualifikation deutlich steigern und zeigte unter seiner Besitzerin und Reiterin Antonia Ercken zwei sichere Runden. Die Gesamtnote von 17,1 (8,5 und 8,6) reichte zum Sieg.
Entsprechend lautete das Urteil der Richtergruppe: „Sprung zwei und drei waren ein wenig wackelig in der Linie, aber der Ritt dann großzügig in der Galoppade angelegt. Das Pony zeigt schnelle Reflexe am Sprung und ist energisch abfußend im Absprung. Es steht sicher an den Hilfen der Reiterin und kann sich so voll auf den Sprungablauf konzentrieren.“ Antonia Ercken übernahm Del Toro K einige Monate vor dem Bundeschampionat des vergangenen Jahres, als das Paar im Finale der fünfjährigen Springponys die Bronzemedaille erhielt. „Er ist ein sehr sensibles Pony, sehr vermögend und vorsichtig am Sprung“, erzählte die Reiterin.
Erfolgreiche Reitponys aus dem Norden
Auch Platz vier ging an einen Sohn von Del Piero. Oakland’s Piero aus einer Almonte-Mutter stammt aus der Zucht von Angela Haeske-Maaß aus Wapelfeld, Kreis Rendsburg-Eckernförde. Auf Rang fünf folgte Grenzhoehes Marbella von Grenzhoehes Olivier K We-Giorgio N (Züchterin: Sabine Reimers-Mortensen, Lutzhorn).
Der fünfjährige Bin Quietschbunt … Na und EA WE von Black eyed peas WE-FS Pavarotti (Züchterin: Elisabeth Ahn-Ballies, Grebin) wurde Fünfter unter den fünf- und sechsjährigen Vielseitigkeitsponys. Er hat seine Stärken ohne Zweifel im Gelände (8,2) und wurde hier von Championatsreiterin Josefa Sommer bestens in Szene gesetzt.
Auch bei den Reitponys schafften es Teilnehmer aus dem Norden auf die vorderen Plätze. So erreichte der holsteinisch gezogene Steendieks Dinaro von Steendieks Morgenstern Dalai-FS Chambertin (Züchter: Peter Böge, Schönhorst) den dritten Rang bei den dreijährigen Reitponyhengsten. „Das formschön gelungene Hengstmodel“ (Exterieur: 9,0) wurde von Mareike Peckholz im Warendorfer Reitpferdeviereck vorgestellt und erzielte am Ende die 8,6, mit einer weiteren 9,0 für den Schritt.
Aus der Zucht von Peter Böge stammt auch der Viertplatzierte der vierjährigen Reitponystuten und -wallache, Steendieks Danciano von Steendieks Morgenstern Dalai-Steendieks Constantino. Bei den Stuten und Wallachen der dreijährigen Reitponys teilte sich der holsteinisch gezogene Wallach Grenzhoehes Odin von Grenzhoehes Olivier K We-Don Dolino, ebenfalls aus der Zucht und dem Besitz von Sabine Reimers-Mortensen, den vierten Platz mit der Stute En vogue aus Rheinland-Pfalz.
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Gustav-Rau-Medaille für Ingrid Wiegmann
Im Rahmen der Bundeschampionate wurde Ingrid Wiegmann für ihre Verdienste ausgezeichnet. Bekannt ist die Barmstedterin, Kreis Pinneberg, durch ihren bundesweiten Fohlennotdienst „Ammenstuten Deutschland“, der verwaiste Fohlen und Ammenstuten zusammenbringt. Gerührt und unter großem Beifall der Zuschauer nahm Ingrid Wiegmann die Gustav-Rau-Medaille in Bronze aus der Hand von Theo Leuchten, Vizepräsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), entgegen.
Seit mehr als 20 Jahren agiert Ingrid Wiegmann ehrenamtlich und unabhängig als Koordinierungsstelle für Ammenstuten und Waisenfohlen – bei Tag und Nacht und bundesweit. In den ersten 15 Jahren konnte sie mehr als 350 Stuten und Waisenfohlen vermitteln. Allein 2022 waren es 142 Fohlen und 245 Stuten. Mittlerweile bekommt sie bis zu 600 Anfragen pro Jahr aus dem In- und Ausland. In ihrer Datenbank sind auch Standorte von eingefrorenen Biestmilchvorräten abfragbar, die als Erste Hilfe oft überlebenswichtig sind.fn
Zierlauch besticht mit einer Vielfalt an Größen, Farben und Formen. Neben den bekannten violetten Kugelblüten gibt es auch weiß, gelb, rosa, rot und sogar blau blühende Arten. Jetzt im September beginnt die Pflanzzeit.
Die Zwiebeln der verschiedenen Zierlaucharten (Allium) kommen im Herbst in den Boden. Als Lohn für die geringe Mühe zeigen sich im späten Frühling und Sommer die wunderschönen Blütenstände. Gartengestalter lieben Zierlauch, das fällt auf Gartenschauen auf. Insbesondere die großblumigen Arten wie Riesenlauch ‚Globemaster‘ (Allium giganteum) oder Sternkugellauch (Allium christophii) lassen sich toll mit Rosen oder zeitgleich blühender Flammenblume (Phlox), Katzenminze (Nepeta), Prachtstorchschnabel (Geranium x magnificum), Pfingstrose (Paeonia), Frauenmantel (Alchemilla) und Steppensalbei (Salvia nemorosa) kombinieren. Auch wenn die Hauptblütezeit der Allium-Arten im Mai und Juni liegt, zeigen manche ihre volle Pracht bis in den September hinein. Allesamt passen sie nicht nur gut zu Stauden, sondern ergeben auch mit Geranien, Lavendel oder Gräsern kombiniert tolle Gartenbilder. Als gute Nachbarn verdecken diese die meist früh welkenden Blätter der hoch wachsenden Arten, die wie bei allen Zwiebelblumen bis zum vollständigen Einziehen an der Pflanze verbleiben sollten. Niedrige Lauch-Arten vergemeinschaftet man gerne mit Steingartenpflanzen. Tipp: Die Zwiebeln zweimal so tief pflanzen wie sie hoch sind. Bei großen Zwiebeln etwa acht Stück pro Quadratmeter einplanen, bei kleineren Zwiebeln maximal 15 Stück.
Allium atropurpureum setzt kräftige Farbakzente in Violett.Das Laub des Blauzungenlauchs ist sehr dekorativ. Fotos: Karin Stern
Die meisten Allium-Arten mögen es aufgrund ihrer Herkunft eher trocken und sonnig. Optimal ist ein humoser, gut durchlässiger Boden. Lehmige und feuchte Böden werden durch die Einarbeitung von Sand oder Kies durchlässiger. Sandige Böden verbessert man mit Kompost oder Blumenerde. Am optimalen Standort ist nur wenig Pflege erforderlich. Selbst hohe Sorten sind sehr standfest und brauchen keine Stütze. Wer nach der Blüte auf den Rückschnitt der verblühten Stängel verzichtet, erfreut sich noch lange an dem aparten Blütenstand. Die Zwiebelblumen wachsen über viele Jahre hinweg an derselben Stelle. Damit sie alljährlich wieder üppig blühen, düngt man ab dem Austrieb bis zum Erscheinen der Blüte. Bei Langzeitdünger genügt eine einmalige Versorgung. Bei anderen Düngerarten kann je nach Packungsanleitung eine Nachdüngung erforderlich sein. Tipp: Zierlaucharten bilden meist Tochterzwiebeln, die von der Mutterzwiebeln getrennt und im Herbst neu eingepflanzt werden. Viele Arten vermehren sich auch über die Selbstaussaat.
Die Blütezeit des Schwarzen Lauchs erstreckt sich von Mai bis Juni.
Begeben wir uns nun auf eine Streifzug quer durch die verschiedenen Arten. Riesenlauch (Allium giganteum) ist die wohl größte Art, die gerne mit der Begleitung von Gräsern in Szene gesetzt wird. Auf bis zu 160 cm hohen Schäften schwebt ein spektakulärer, dicht mit rosa Blüten gepackter Ball, der einen Durchmesser von 10 bis 20 cm aufweist. Doch damit noch nicht genug, die Blütenbälle verwandeln sich in dekorative Fruchtstände. Sie bereichern bis in den Herbst hinein das Beet. Noch ungewöhnlicher wirkt der Sternkugellauch (Allium christophii), dessen großer Blütenstand an ein dicht bestecktes Nadelkissen erinnert. Er setzt sich aus einer Vielzahl metallisch schimmernder, violetter Sternblüten zusammen. Mit etwa 50 cm Wuchshöhe bleibt diese Art niedrig.
Auch in abgeblühtem Zustand entfaltet Zierlauch eine schmückende Wirkung.
Die Nachbarschaft von Polsterstauden oder immergrünen Eibenkugeln bietet Sternkugellauch die passende Bühne für seinen Auftritt. Weiße Akzente setzt Zierlauch-Hybride ‚Mount Everest‘. Mit 120 cm Höhe präsentiert sie sich als beeindruckender Gigant. Der kleinere Bruder ist der Schwarze Lauch (Allium nigrum). Seine ebenfalls weißen Blüten zeigen eine halbkugelige Form und schweben auf 60 bis 80 cm langen Stielen.
Allium caeruleum trumpft mit himmelblauen Blüten auf.
Zu den Frühblühern unter den Lauchschönheiten gehört der Blauzungenlauch (Allium karataviense). Trotz seiner nur etwa 20 cm Wuchshöhe bildet er geradezu pompöse weiße oder rosafarbene Blütenbälle mit einem ebenso großen Durchmesser aus. Besonders reizvoll ist zudem die Tatsache, dass die Blätter dieser Art meist bis zum Herbst grün bleiben und so neben dem attraktiven Samenstand eine schmückende Wirkung an den Tag legen. Der Blauzungenlauch kann wie die meisten anderen halbhohen Zierlaucharten sehr gut im Topf kultiviert werden, wirkt aber auch im Steingarten attraktiv. Mit himmelblauen Kugelblüten verschönert Blaulauch (Allium caeruleum), teils auch Sibirischer Enzianlauch genannt, den Steingarten. Halbhohe, kissenartig wachsende Nachbarn wie das Gefüllte Schleierkraut ‚Compacta Plena‘ (Gypsophila) oder der Kleine Reiherschnabel ‚Almodovar‘ (Erodium-Hybride) kaschieren perfekt das vergilbende Laub. Der zierliche Goldlauch (Allium moly) bringt gelbe, schirmförmige Blütendolden ins Spiel. An ihnen ist die enge Verwandtschaft mit Bärlauch erkennbar. Die Sorte ‚Jeannine‘ bildet häufig pro Zwiebel zwei Blütenstiele aus.
Die Blüten des Sternkugellauchs sind – wie sollte es auch anders sein – sternförmig angeordnet.Blauzungenlauch ‚Ivory Queen‘ besticht mit hübschen cremefarbenen Blüten.Auch ein Mix verschiedener Arten und Sorten ergibt ein schönes Bild.Goldlauch erfreut mit sonnengelben Blüten.
Die EU-Kommission leitet eine neue Phase im Umgang mit der Rückkehr der Wölfe ein. Der Schutzstatus des Wolfes gemäß der Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie der EU wird überprüft. Bis zum 22. September werde eine Faktensammlung zu diesem Thema stattfinden, hat die EU-Kommission am Montag erklärt.
Kommunen, Wissenschaft und alle am Thema Interessierten sind aufgefordert, aktuelle Daten über die wachsenden Wolfspopulationen und die Folgen an die nun freigeschaltete E-Mail-Adresse ec-wolf-data-collection@ec.europa.eu zu melden.
Im April dieses Jahres hatte die Kommission mit der Erhebung von Daten zum Wolf begonnen. Dabei griff sie auf Wissen von Sachverständigengruppen und wichtigen Interessenträgern sowie der nationalen Behörden zurück. Die Behörde stellte jetzt fest, dass diese Daten kein vollständiges und ausreichendes Lagebild erlaubten, um weitere Maßnahmen in Gang zu bringen. Daher habe man sich entschieden, die Konsultation auszuweiten.
Laut Kommission wird dann auf der Grundlage der erhobenen Daten über einen möglichen Änderungsvorschlag entschieden. Die Behörde stellt in Aussicht, dass der Status des Wolfsschutzes geändert und der Rechtsrahmen aktualisiert werden könnte.
Von der Leyen spricht Gefahr für Nutztiere an
Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) betonte: „Die Konzentration von Wolfsrudeln in einigen europäischen Regionen ist zu einer echten Gefahr für Nutztiere und potenziell auch für den Menschen geworden.“ Sie fordere lokale und nationale Behörden auf, Maßnahmen zu ergreifen, wo immer es erforderlich sei. „Die geltenden EU-Regeln sehen solche Befugnisse ausdrücklich vor.“
Lemke will Abschuss erleichtern
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat ihre Absicht, den Abschuss von Wölfen zu erleichtern, jetzt nochmals bekräftigt. „Abschüsse von Wölfen nach Rissen müssen schneller und unbürokratischer möglich sein“, betonte die Grünen-Politikerin am Wochenende gegenüber Medien. Lemke kündigte an, Ende September konkrete Vorschläge vorlegen zu wollen.
Ebenso will auch Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) den Abschuss von Wölfen erleichtern, um Weidetiere besser zu schützen. „Es muss künftig leichter möglich sein, einzelne Wölfe und auch ganze Rudel zu entnehmen, die Herdenschutzmaßnahmen überwinden und Tiere töten“, sagte der Grünen-Politiker. Bislang seien solche Abschüsse leider an uneinheitlichen Auslegungen der gesetzlichen Vorgaben gescheitert. Das gehöre abgestellt, so Özdemir gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.
Die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Carina Konrad begrüßte die Aussagen Lemkes zum Wolf als „ein wichtiges Signal für die Weidetierhaltung, den Küsten- sowie den Umwelt- und Artenschutz“. Dass ein aktives Bestandsmanagement des Wolfes europarechtskonform möglich sei, zu diesem Ergebnis kommt der Jenaer Staatsrechtler Prof. Michael Brenner in einem jetzt veröffentlichten Gutachten im Auftrag der FDP-Bundestagsfraktion.
Aktive Regulierung des Wolfsbestandes gefordert
Konrad sagte, es sei erfreulich, dass die grüne Chefin des Umweltressorts „endlich ihre Blockade gegen die Vereinbarungen im Koalitionsvertrag aufzugeben scheint“. Auch die Bundesarbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer (BAGJE), der Bundesverband Deutscher Ziegenzüchter (BDZ), Bundesverband für landwirtschaftliche Wildhaltung (BLW), Deutscher Bauernverband (DBV), Deutscher Jagdverband (DJV), Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) und Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände (VDL) begrüßen die Klarstellung und fordern die Bundesregierung auf, den Koalitionsvertrag jetzt rasch umzusetzen und den günstigen Erhaltungszustand für den Wolf in Deutschland an die EU zu melden. mbw/age
Aktives Wolfsmanagement ist EU-rechtskonform
Eine aktive Regulierung von Wolfsbeständen, die über eine Entnahme von Problemtieren hinausgeht, ist mit dem EU-Recht vereinbar. Zu diesem Schluss kommt ein Gutachten, das Prof. Michael Brenner von der Universität Jena im Auftrag der FDP-Bundestagsfraktion erstellt hat.
Das Gutachten betrachtet die derzeit geltende Rechtslage. Demnach sei sowohl eine Neuregelung über das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) als auch über das Bundesjagdgesetz (BJagdG) möglich. Der Verfassungs- und Verwaltungsrechtler schlägt ein Wolfsmanagement vor, das auf einem vom Gesetzgeber definierten „Akzeptanzbestand“ basiert, also einer Bestandsgröße, die den günstigen Erhaltungszustand wahrt und gesellschaftlich akzeptiert wird.
Dafür müsse die aktuelle Anzahl an Wölfen bundesweit ermittelt und jährlich ein „Akzeptanzkorridor“ festgelegt werden. Dabei seien auch Entnahmen von Problemwölfen zu bedenken, die aufgrund von Schutzmaßnahmen nötig würden.age
Durch ihre Fähigkeit, Strukturkohlenhydrate aus Futtermitteln wie Gras zu Lebensmitteln für die menschliche Ernährung zu verarbeiten, entsteht in der Wiederkäuerverdauung ein maßgeblicher Anteil des Methans aus der landwirtschaftlichen Produktion. Aufgrund dieses Zusammenhangs wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche wissenschaftliche Studien zur Beeinflussung der Methanproduktion mittels Ergänzungsfuttermitteln durchgeführt.
Die Besiedelung des Pansens mit verschiedenen Mikroorganismen ist insbesondere für die Befähigung zur Verarbeitung von Strukturkohlenhydraten wertvoll. Das ruminale Mikrobiom besteht dabei aus verschiedenen Bakterien, Pilzen, Protozoen und Methanogenen (Archaeen). Diese zeigen Wechselwirkungen mit den Protozoen und leben teilweise als Endosymbionten in diesen. Grundlage der Methanproduktion der Archaeen ist das Acetat. Steht hier viel im Pansen zur Verfügung, produzieren die Archaeen daraus und aus freien Wasserstoffmolekülen Methan. Über den Ruktus beim Wiederkauen wird dieses Methan vornehmlich ausgeschieden.
Pflanzliche Extrakte
In einigen wissenschaftlichen Studien zeigt sich, dass pflanzliche Extrakte wie ätherische Öle verschiedenen Ursprungs oder Bitterstoffe wie Saponine oder Tannine die Methanproduktion reduzieren können. Gemische aus ätherischen Ölen aus Anis und Chili reduzieren das Verhältnis von Acetat zu Propionat und somit die Methanproduktion im Pansen. Ebenso wirksam zeigten sich ätherische Öle aus Thymian, Pfefferminze, Orange oder Sandelholz. Insgesamt sind pflanzliche Extrakte, die reich an Bitterstoffen (Saponinen) sind, vielversprechend im Hinblick auf eine mögliche Reduktion des Methanausstoßes.
Eine wesentliche Einschränkung der Übertragbarkeit dieser Ergebnisse ist jedoch die Durchführung der Studien selbst. Diese wurden zumeist abseits vom praktisch arbeitenden Betrieb beziehungsweise nicht am lebenden Tier durchgeführt. Diese unter Laborbedingungen durchgeführten Versuche und ermittelten Ergebnisse sind daher noch nicht abschließend für den praktischen Einsatz untersucht.
Weiterhin können sich höhere Dosen der verabreichten ätherischen Öle als toxisch erweisen, wodurch die mögliche Praktikabilität eingeschränkt wird. In der Praxis getestet ist jedoch ein Gemisch aus Bestandteilen von Knoblauch und Bitterorange. Hier wird auf Organosulfurverbindungen und Bioflavonoide gesetzt. In einzelnen Studien zeigte sich bei einer Verabreichung von 500 g je Tier und Tag eine mögliche Methanreduktion von 38 %. Das Gemisch ist unter dem Namen Mootral Ruminant bekannt und in verschiedenen Untersuchungen auf unterschiedlichen Betrieben als wirksam beschrieben.
Praktisch einsetzbar sind ebenfalls Tannine, die natürliche Bestandteile vieler Pflanzen sind. Tannine wirken sich dabei auf das Mikrobiom und damit auf die Methanproduktion aus, reduzieren jedoch auch die Proteinverdauung. Durch Tannine wird außerdem die Verdaulichkeit der Strukturkohlenhydrate verringert, wodurch ebenso weniger Methan ausgestoßen wird.
Von der Futteraufnahme bis zur Methanproduktion sind verschiedene Mikroorganismen an der Fermentation und dem Abbau von Kohlenhydraten beteiligt. Entscheidend für die Methanproduktion sind die Archaeen.
Mikro- und Makroalgen
Weitere pflanzliche Ergänzungen mit Einfluss auf die Methanproduktion sind Mikro- und Makroalgen. Hier ist insbesondere der Bestandteil Bromoform verantwortlich, der antibakterielle Eigenschaften hat und somit das Pansenmikrobiom und die Methanproduktion beeinflusst. Jedoch ist die Produktion von Algen auch im Sinne der Nachhaltigkeit zu hinterfragen. Ebenso sind Probleme in der Verdaulichkeit der Futterbestandteile im Pansen und der Tiergesundheit durch das Bromoform möglich und noch nicht abschließend wissenschaftlich untersucht.
Methaninhibitoren
Es sind verschiedene Methaninhibitoren bekannt, die in die Methanproduktion durch die Archaeen im Pansen eingreifen. So ist zum Beispiel der Effekt von Bromomethan dahingehend beschrieben, dass es in den letzten Schritt der Methanogenese eingreift und diese abbricht. Zudem können Nitrite und Nitrate eingesetzt werden, welche Wasserstoffmoleküle verbrauchen, die dann nicht mehr für die Methanogenese zur Verfügung stehen. Sowohl Bromomethan als auch Nitrite und Nitrate wurden sowohl im Labor als auch in der Praxis getestet und als wirksam beschrieben.
Eingemischt in die Total- oder Teilmischration können die Ergänzungsfuttermittel ausreichend zur Verfügung gestellt werden, um eine Reduktion des Methanausstoßes zu erreichen.
3-NOP
Ein weiterer, bereits sehr verbreiteter und gut beschriebener Methaninhibitor ist das 3-Nitrooxypropanol (3-NOP). Dieses 3-NOP hemmt das Enzym, welches für den letzten Schritt in der Methanproduktion verantwortlich ist, und unterbricht so diesen Prozess. Dadurch können die Methanproduktion und der folgende Ausstoß reduziert werden. Insgesamt ist 3-NOP bereits sehr gut wissenschaftlich untersucht und zeigt dabei immer wieder sein Potenzial zur Methanreduktion.
Im Mittel zeigten die mit 3-NOP gefütterten Tiere einen um 30 % geringeren Methanausstoß als die Vergleichsgruppen, da die Archaeen im Pansen der mit 3-NOP gefütterten Tiere die Methanogenese nicht beenden konnten. In einzelnen Fällen wurden sogar 60 % weniger Methan ausgestoßen. Die Effektivität des 3-NOP zeigt sich sehr abhängig von der verabreichten Dosis, dabei wird mit steigender Dosis häufig auch die Effektivität gesteigert.
Im Rahmen dieser Studien wurden zudem auch die Gehalte an Acetat und Propionat im Pansen bestimmt und ins Verhältnis gesetzt. Wie bei kraftfutterbetonten Rationen zeigten die mit 3-NOP gefütterten Tiere auch ein enges Acetat-Propionat-Verhältnis, wodurch die Methanbildung aus Acetat reduziert wurde. Mit den beschriebenen Ergebnissen zeigt sich auch das Zusatzfuttermittel Bovaer von DSM, welches sowohl für Milchkühe als auch für Mastbullen gut untersucht und europaweit als Zusatzfuttermittel zugelassen ist.
Fazit
Der Methanausstoß durch Rinder ist ein viel diskutiertes Thema. Es ist möglich, durch verschiedene Zusatzfuttermittel Einfluss zu nehmen und den Methanausstoß im Mittel um 30 % zu reduzieren. Die Ergebnisse zahlreicher Studien zeigen gute Wirksamkeiten für 3-NOP und verschiedene pflanzliche Produkte. Jedoch muss man bei der Interpretation stets berücksichtigen, dass der Methanausstoß insgesamt zusätzlich durch die Rasse, die Fütterung, das Management und die Haltungsform (mit oder ohne Weide) beeinflusst wird.
Nichthandeln in der Politik führe nicht zum Stillstand, sondern zum Rückschritt, machte Landesbauernpräsident Klaus-Peter Lucht beim Landesbauerntag am vorigen Freitag deutlich. Er appellierte an die Politik, die Erhaltung der Betriebe und die Ernährungssicherheit als oberste Ziele zu verfolgen und Klimaschutz in integrierten Lösungen zu denken.
Die Klimaschutzdiskussion machte auch vor dem Landesbauerntag nicht halt. Klaus-Peter Lucht sieht die Gefahr, dass die Interessen der Landwirtschaft den Forderungen aus Gesellschaft und Politik in einem nicht fachgerechten Maße untergeordnet würden. Die Landwirtschaft werde in gestressten und emotionalen politischen Debatten aus den Augen verloren. Das dürfe nicht sein, sagte Lucht und appellierte, wieder etwas sachlicher miteinander umzugehen, sich deutlich zu machen und nach außen zu erklären, was Landwirtschaft alles könne. „Manche Politiker reden nur noch über das Klima und verlieren die landwirtschaftliche Produktion aus den Augen“, so Lucht. Dies sei gerade in der Diskussion um die Wiedervernässung von Mooren festzustellen.
Zwei, die sich schon lange kennen und mittlerweile auf verschiedenen Ebenen für die Landwirtschaft kämpfen: BVSH-Präsident Klaus-Peter Lucht (li.) und Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU). Ein T-Shirt mit Bekenntnis „Born as een Buurnjung“ sollte den Minister auszeichnen und erden.
Gemeinsame Lösungen bevorzugt
Zur Moorrenaturierung in landwirtschaftlich genutzten Regionen sind für Lucht nur Lösungen akzeptabel, die gemeinsam mit den Landwirten gefunden und nicht von oben nach unten entschieden werden. Es gehe darum, integrative Lösungen zu entwickeln, die die Natur fördern und die landwirtschaftliche Produktion sichern. Dafür hätten Landwirte Lösungen erarbeitet. Bedingung sei, dass in den Regionen entschieden werde. Ein Modell, das im Kreisbauernverband Ostholstein entwickelt wurde, sehe vor, stillgelegte, wiedervernässte Standorte, die der CO2-Reduktion dienen, in einem Genossenschaftsmodell zur Energieproduktion zu nutzen. So könnte durch die Gründung von Energiegenossenschaften, freiwilligen Landtausch und Flurbereinigungsverfahren auch die Flächenkonkurrenz auf guten Ackerbaustandorten gelockert werden. Lucht wiederholte seine bekannte Forderung, Parkplätze und Dächer von Einkaufszentren für Photovoltaikanlagen zu nutzen, zumal dort ein hoher Energieverbrauch stattfinde.
Lucht machte deutlich, dass Schleswig-Holstein als Agrarstandort unter Nachhaltigkeitsaspekten gut abschneide. Die Gunstlage ermögliche im Ackerbau hohe Erträge. Die Veredelungsproduktion sei so leistungsfähig, dass 1 kg Milch mit 1 kg CO2-Äquivalenten erzeugt werde. Im Vergleich dazu betrage das Verhältnis in den USA eins zu vier.
Sabine RiewenhermLudwig Hirschberg
Dass die Landwirtschaft Veränderungen herbeiführen müsse, ist für Lucht keine Frage, und das sei bereits auf einem guten Weg. Aber wenn die Borchert-Kommission nun aufgibt, weil Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) sie sträflich vernachlässige und diesen Ansatz einer gesellschaftlichen Einigung nicht ernst genommen habe, sei das schlicht dumm.
In Schleswig-Holstein tickten die Uhren anders, betonte der Verbandspräsident. So finde eine aktive Zusammenarbeit auf Ebene des Innen-, Landwirtschafts- und Umweltministeriums statt, um künftig Tierwohlställe durch schnellere Verwaltungsverfahren im Blick auf Bau- und Immissionsschutzanforderungen zukunftsfähig zu machen. Es gehe darum, den Landwirtinnen und Landwirten gangbare Perspektiven aufzuzeigen.
Nationalpark mit wie viel Nutzen?
Lucht sprach den Nationalpark Ostsee an und machte seine Skepsis deutlich: „Ich glaube nicht, dass der Nationalpark Ostsee das richtige Instrument ist, die Ostsee voranzubringen.“ Er sei kein Verweigerer, aber er bitte darum, die gerade beschlossene Düngeverordnung zum Schutz der Gewässer „erst einmal leben zu lassen“ und mit Anrainerstaaten wie Polen zu sprechen, um deren Einleitung von Schadstoffen in die Ostsee zu reduzieren. Der Bauernverband setze auf freiwillige Maßnahmen, so der Verbandspräsident. Er hob die Erfolge und die Anerkennung, die die Allianz für den Gewässerschutz erfahre, hervor. Die Befürchtung bestehe, mit der Einrichtung eines Nationalparks komme als nächster Schritt die Einrichtung einer Nationalparkverwaltung. Darauf folgten dann in der Regel weitere Verschärfungen und Verbote.
Lucht dankte Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) für die Aufnahme des Wolfs in das Jagdrecht und sprach auch die Überpopulation der Gänse an, die die Landwirtschaft an Raststandorten an den Küsten und mittlerweile zunehmend im Binnenland massiv einschränke. Auch hier wünsche er sich eine Lösung vom zuständigen Umweltministerium. Solange Schäden entstünden, brauchten die Betriebe ausreichende, insbesondere zielgerichtete Entschädigungen. Wenn, wie geschehen, nur der Ertragsausfall ersetzt werde, und das nur bei Sommerungen, sei dies Politikversagen.
Lucht sparte die Unzufriedenheit des Berufsstandes mit der Bundespolitik nicht aus: „Das Nichthandeln des Bundeslandwirtschaftsministers, das zur Auflösung der Borchert-Kommission führte, sorgt dafür, dass wir Tierbestände verlieren.“ Lucht rief die Landwirtinnen und Landwirte auf, an der Demonstration zur Agrarministerkonferenz (AMK) in Kiel am 21. September teilzunehmen. Es gehe darum, die berechtigten Anliegen laut vorzutragen und ein Zeichen zu setzen für den ländlichen Raum.
Landwirtschaft als Teil der Lösung
Mit präsidialen Grüßen hielt sich Landwirtschaftsminister Werner Schwarz, der das Grußwort für Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sprach, nicht zu lange auf und kam schnell zur Sache.
Als Gunststandort mit sehr hohen Erträgen im Ackerbau und Spitzenleistungen in der Tierhaltung skizzierte er Schleswig-Holstein. Damit trage die Landwirtschaft wesentlich zur Ernährungssicherung bei. Gleichzeitig erbrächten die Landwirtinnen und Landwirte wertvolle Gemeinwohlaufgaben für den Natur-, Umwelt- und Artenschutz. Schwarz sagte deutlich, dass für ihn die Landwirtschaft „ein Teil der Lösung“ sei, wenn es um Klima- und Umweltthemen gehe.
Die Zukunft der Niederungen sieht der Minister unweigerlich mit der Landwirtschaft und dem ländlichen Raum verknüpft. Gleichzeitig rief er dazu auf, neue Wege zu gehen und innovative Produktionstechniken und alternative Nutzungsmöglichkeiten rechtzeitig auf den unterschiedlichen Standorten zu erproben. Die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen diene keinem Selbstzweck, sondern der gesellschaftlichen Aufgabe der Erzeugung von Nahrungsmitteln und der Ernährungssicherheit. Daher könne es nicht das Ziel sein, die Nutzung aufzugeben, so Schwarz. In Gesprächen werde immer wieder deutlich, dass die Landwirtinnen und Landwirte bereit seien, ihren Beitrag zu leisten. Doch müssten den Betrieben eine dauerhafte wirtschaftliche Perspektive und Planungssicherheit geboten werden. Er werde mit seinem Ministerium die sogenannte Niederungsstrategie 2100 aktiv begleiten und die Interessen der Landwirtschaft und des ländlichen Raumes einbringen.
Zur Versammlung vor der Deula gehören auch die Vertreter des Bundes Deutscher Milchviehhalter mit Transparenten.Der Landesbauernpräsident war ein viel gefragter Interviewpartner der Medienvertreter.
Die AMK in Kiel werde sich weiter mit dem Thema Tierhaltung befassen, so Schwarz. Durch den Rückzug der Borchert-Kommission fehle den Landwirtinnen und Landwirten weiterhin eine Orientierung vonseiten der Politik. Unabhängig davon, dass die Borchert-Kommission ihre Arbeit beendet habe, erwarte er von der Bundesregierung, dass die Vorschläge dieses Expertengremiums die maßgebliche Richtschnur für die Weiterentwicklung der Tierhaltung blieben. Zu den Problemthemen Wolf und Gänse sagte Schwarz, die erste Lesung des Gesetzesentwurfs im Landtag, der vorsehe, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen, sei erfolgt.
Der Minister betonte, wie wichtig es sei, dass die Landwirtschaft im Gespräch und Dialog bleibe, gerade mit jungen Verbraucherinnen und Verbrauchern. Auf Wissen und Information ziele die von ihm initiierte Bildungsoffensive für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz, kurz BiLEV. Sie solle im Sinne einer Bildung für eine nachhaltige Entwicklung einen Beitrag leisten, plakative Fehlinformationen fachlich fundiert einzuordnen.
Das Führungsduo des schleswig-holsteinischen Landjugendverbandes, die Vorsitzenden Jessica Bruhn und Tajo Lass, richteten in ihrem Grußwort einen Appell an die Vertreter der Politik, die Bleibeperspektiven für die Jugend im ländlichen nicht zu verspielen und an deren Gestaltung zu arbeiten.
Landwirtschaft an Forschung beteiligen
Den Grundsatz, dass die Landwirtschaft Teil der Lösung ist, wenn es um die Anpassungen an den Klimawandel geht, griff die Gastrednerin Sabine Riewenherm, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) in Bonn, auf. Das BfN sei in gewisser Weise integriert in politische Prozesse, denn es liefere als Ressortforschungseinrichtung Informationen und Daten für politische Entscheidungen der Bundesregierung und des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV), so Riewenherm.
Nach der Vorstellung ihres Hauses und der Arbeitsschwerpunkte machte Riewenherm keinen Hehl aus ihren Erfahrungen zum Amtsantritt vor zwei Jahren. Sie wolle die Zusammenarbeit zwischen Umwelt- und Agrarfraktion wieder „neu in Gang setzen“. Dabei wolle sie Landwirtschaft multifunktional denken. An zwei Dritteln der von ihrem Haus veranlassten Forschungsprojekte werde die Landwirtschaft beteiligt. Sie nannte als Beispiel ein Projekt der Universität Kiel zu „vernetzten Lebensraumstrukturen“. Es werde erforscht, wie Artenschutz weniger inselartig in kleinen Einzelbiotopen umgesetzt werden könne, sondern wirkungsvoller in der Breite durch miteinander verbundene größere Räume, aber unter der Voraussetzung, dass extensive Landwirtschaft möglich bleibe und erhalten werde.
Der Landesbauerntag in der Deula-Halle bleibt ein Anziehungspunkt. Rund 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wollten hören, welche Erwartungen Landesbauernpräsident Klaus-Peter Lucht an die Politik hat.
Schlägt Gesinnung die Urteilskraft?
Ludwig Hirschberg, Vizepräsident des BVSH, stellte in seinem Schlusswort fest, dass Landwirte und Naturschutz in zunehmendem Umfang und mit positiven Ergebnissen kooperierten. Er äußerte aber Bedenken, dass überbordendes Ordnungsrecht zum Feind vieler Maßnahmen werden könne.
Mit Blick auf die aktuelle politische Entwicklung erinnerte er an einen Aufsatz des Philosophen Hermann Lübbe mit dem Titel „Politischer Moralismus. Der Triumph der Gesinnung über die Urteilskraft“, der 1984 erstmals erschienen sei und nichts an Aktualität verloren habe. Lübbe weise auf die Neigung hin, „auf die Herausforderung von Gegenwartsproblemen moralisierend zu reagieren“. Hirschberg zog die Parallele zur aktuellen Glyphosat-Diskussion.
Er dankte den Rednern für ihre Meinungsäußerungen und ihr Interesse an politischem Pragmatismus, darin bezog er die Präsidentin des BfN ein. Es gehe darum, gemeinsam Lösungen zu finden. Für Hirschberg gehört dazu Folgendes: Wenn die Politik aus moralischen Gründen eine Musik bestelle, müsse sie diese auch bezahlen.
In diesem Jahr wurde die Ackerfuchsschwanzproblematik wieder vielerorts sichtbar. Der warme Herbst und Winter, aber auch die sich weiter verschärfende Resistenzentwicklung und die damit einhergehende stetig nachlassende Wirkung der Blattherbizide machen sich immer stärker bemerkbar. Hier hilft nur eine Anpassung des Produktionssystems mit beispielsweise späterer Saat, damit weniger Ackerfuchsschwanz in der Kultur aufläuft.
In dieses System eingebettet übernehmen dann die Bodenherbizide eine enorm wichtige Rolle. Denn besonders dann, wenn die Blattherbizide nicht mehr ausreichend wirken, liegt die alleinige Last auf ihnen.
Glücklicherweise spielen nicht auf jeder Fläche resistente Ungräser eine Rolle, sodass die gängigen Unkräuter, aber auch Windhalm im Herbst sehr gut reguliert werden können. Jede gut funktionierende Herbstmaßnahme trägt dazu bei, den Sulfonylharnstoffeinsatz im Frühjahr zu minimieren, und schützt somit diese resistenzgefährdete Wirkstoffgruppe.
Windhalm, Einjährige Rispe und Unkräuter
So spricht beispielsweise Windhalm sehr gut auf Bodenherbizide an. Das ist auch gut so, denn die in der Vergangenheit vorzugsweise durchgeführte Frühjahrsbehandlung mit ALS-Hemmern wie zum Beispiel Husar, Broadway oder Atlantis WG oder DEN (Axial 50 EC) hat zu einer nicht mehr umkehrbaren Resistenzentwicklung geführt.
Für eine optimale Wirkung und Verträglichkeit der Bodenherbizide sollte der Einsatz gegen Windhalm, Einjährige Rispe und Unkräuter im frühen Nachauflauf angestrebt werden.
• 0,3 l/ha Herold SC hatten in der Vergangenheit eine gute Windhalmwirkung, inzwischen sind 0,4 l/ha aber sicherer. Die Kombination mit 1,5 l/ha Trinity (+ 0,3 l/ha Herold SC) bietet eine wichtige Zusatzleistung bei starker Verunkrautung mit Kornblume, Klatschmohn, Kamille und Storchschnabel. Für eine ausreichende Wirkung gegen Hundskerbel ist die Chlortoluron-Menge in 1,5 l/ha Trinity allerdings zu gering. Vorsicht im Roggen auf leichten Standorten, wo eine gleichmäßige Saatgutablage nicht immer gewährleistet ist, hier kann der Wirkstoff Flufenacet (FOE) besonders in Kombination mit Diflufenican (DFF) kritisch werden. Pflanzenverluste sind dann die Folge.
• Die Kombination von 0,24 l/ha Cadou SC + 1,5 l/ha Agolin enthält, ebenso wie 0,3 l/ha Herold SC, 60 g/ha DFF, zusätzlich aber noch Pendimethalin (hier gelten besondere Auflagen!)
• Einjährige Rispe wird von den Bodenherbiziden überwiegend gut erfasst.
• 0,24 l/ha Cadou SC + 60 g/ha Sumimax dürfen nur im Winterweizen eingesetzt werden, haben aber den großen Vorteil, dass diese Kombination weder Gewässerabstands- noch Hangauflagen hat  GAP 3 m beziehungsweise Abstände nach Pflanzenschutzanwendungsverordnung (zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern) müssen eingehalten werden.
• Ist eine Nachbehandlung gegen Unkräuter im Drei- bis Fünfblattstadium notwendig, kann mit 15 g/ha Pointer SX oder Trimmer WG gegen Kamille, Ausfallraps, Klatschmohn, Kornblume und Storchschnabel oder 50 ml/ha Saracen gegen Kamille, Ausfallraps, Klatschmohn und Klettenlabkraut gearbeitet werden.
• Pointer SX/Trimmer WG möglichst nicht mit dem Wirkstoff Pinoxaden (Axial 50) mischen. Minderungen in der Gräserwirkung sind möglich. Besser 75 ml/ha Saracen oder Troller wählen (Blattwirkung!).
• Carmina Komplett (Carmina 640 + Alliance) eignet sich bei leichtem Windhalmbesatz und breiter Verunkrautung (Chlortoluron-Verträglichkeit der Weizensorten beachten! NG405 = keine Anwendung auf drainierten Flächen, NG414 = keine Anwendung auf Bodenarten: reiner Sand, schwach schluffiger Sand und schwach toniger Sand mit einem organischen Kohlenstoffgehalt unter 1,5 %)
Wie Ackerfuchsschwanz behandeln?
Nach wie vor ist der Hauptbodenwirkstoff im Herbst Flufenacet. Inzwischen sind diverse flufenacethaltige Produkte im Portfolio. Vorsicht, hier steckt der Teufel im Detail! Die Produkte unterscheiden sich zum Teil erheblich in der Zulassung und bei den Auflagen. So hat zum Beispiel Fence (reines FOE) nur eine Zulassung in Winterweizen und in Wintergerste und Arnold (ähnlich dem Herold SC) ebenfalls nur eine Zulassung in Winterweizen und in Wintergerste. Herold SC darf in Triticale nur mit 0,5 l/ ha im Nachauflauf (NA) eingesetzt werden.
Ackerfuchsschwanz ist ein Fremdbestäuber, dessen Samen durch den Wind verbreitet werden.
Zur effektiven Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz (AFU) sind 240 g/ha FOE notwendig. Der Zusatz von Diflufenican verbessert die Wirkung gegen die Gräser und bringt zusätzlich entscheidende Unkrautwirkung mit sich.
Neben den flufenacethaltigen Produkten bereichert Mateno Forte die Produktpalette. Mateno Duo besteht aus 500 g/l Aclonifen + 100 g/l Diflufenican und wird zusammen mit Cadou SC (500 g/l Flufenacet) angeboten. Die Ackerfuchsschwanz-Aufwandmenge von 0,7 l/ha Mateno Duo + 0,5 l/ha Cadou SC ist im Vorauflauf (VA) nur im Winterweizen und Triticale zugelassen. In Wintergerste und Winterroggen sind nur 0,35 l/ha Mateno Duo zulässig.
Der optimale Termin für den Einsatz der Bodenherbizide ist der Vorauflauf. Feuchter Boden mit nachfolgenden Niederschlägen ist der Garant für eine gute Wirkung. Basis sind 240 g/ha Flufenacet, die Zugabe von 3,0 l/ha Boxer (Boxer nicht in Triticale zugelassen) oder 3,5 bis 4,0 l/ha Jura verbessert die Wirkung.
Die Ergebnisse der Zusatzleistung schwanken über die Jahre, je nach Bodenfeuchtigkeit zwischen 5 und 30 %. Aufgrund dieser wichtigen Erkenntnis muss der Drilltermin angepasst werden. Ackerfuchsschwanzflächen müssen kurz vor dem Regen gedrillt und gespritzt werden, um die bestmögliche Wirkung zu erzielen. Nicht alle Flächen in einem Betrieb sind gleichermaßen problembehaftet. Somit muss situationsbedingt gearbeitet werden.
In der Wintergerste gibt es auf Standorten mit FOP- und DEN-Resistenz keine Alternative zu Bodenherbiziden, da die einzige Nachbehandlungsmöglichkeit Axial 50 entfällt. Um die Wintergerste in der Fruchtfolge zu halten, können als zweite Bodenherbizidmaßnahme (Spritzfolge) 2,0 l/ha Trinity im Stadium des Keimens (ES 10 AFU) zum Einsatz kommen. Die kurz aufeinanderfolgende Sequenz ist dabei entscheidend sowie nachfolgende Niederschläge. Danach muss die Gerste durch ihr Wuchsverhalten mithelfen, den Ackerfuchsschwanz zu unterdrücken.
Im Winterweizen ist besonders auf Flächen mit beginnender metabolischer Resistenz gegen Atlantis sowie bei starkem Ackerfuchsschwanzdruck eine Bodenherbizidnachlage von 3,0 bis 4,0 l/ha Jura oder 3,0 bis 5,0 l/ha Boxer (zugelassene Gesamtmenge beachten!) empfehlenswert, ebenfalls im Stadium der Keimung (ES 10). Der Einsatz von Trinity sollte auf die Wintergerste beschränkt bleiben, um den Einsatz von Chlortoluron nicht überzustrapazieren.
Standardempfehlung bei geringem bis mittlerem Gräserbesatz  VA (Beispiele):
• 0,6 l/ha Herold SC (+ 3,0 l/ha Boxer)
• 0,6 l/ha Herold SC (+ 2,0 l/ha Trinity) Diese Variante sollte schwerpunktmäßig in der Wintergerste zum Einsatz kommen.
• 0,5 l/ha Cadou + 0,7 l/ha Mateno Duo
Empfehlung bei starkem Ackerfuchsschwanzdruck sowie auf Flächen mit Resistenzproblemen der blattaktiven Produkte (Atlantis-Wirkstoff, Traxos und Axial):
• 0,6 l/ha Herold SC + 3,0 l/ha Boxer im VA 2,0 l/ha Trinity in EC 10 (fünf bis zehn Tage später als VA) Variante für die Wintergerste
• 0,6 l/ha Herold SC im VA 3,0 bis 4,0 l/ha Jura oder 3,0 bis 5,0 l/ha Boxer (fünf bis zehn Tage später als VA, Aufwandmengen je nach Boden- und Niederschlagsverhältnissen)
Auch im Winterraps findet man ab und zu Weidelgrasähren.Weidelgras hat keine so ausgeprägte Keimruhe wie der Ackerfuchsschwanz und kann somit sehr gut mit mehrmaliger Stoppelbearbeitung bekämpft werden.
Verträglichkeit im Blick behalten
Beim Einsatz der Bodenwirkstoffe wird häufig die Frage nach der Verträglichkeit gestellt. Dabei geht es in der Praxis meist um das Produkt Boxer, das dann aus Sorge auf 1,5 bis 2,0 l/ ha reduziert wird, was allerdings mit deutlich schlechteren Wirkungsgraden einhergeht.
Grundsätzlich muss man sagen, dass alle Bodenwirkstoffe bei ungünstigen Bedingungen phytotoxisch auf die Kulturpflanzen wirken können. Die Symptomatik ist nur unterschiedlich. Boxer verfärbt die Pflanzen gelb, bei Diflufenican kommt es zu weißen Bleachingflecken und bei Flufenacet zu Pflanzenverlusten. Somit ist nun klar, warum häufig nur Boxer als problematisch genannt wird, es fällt einfach optisch am stärksten auf („Agrarpsychologie“).
Des Weiteren gibt es Unterschiede in der Empfindlichkeit der Kulturen. Besonders Roggen und Gerste zählen zu den empfindlichsten Kulturen. Weizen ist etwas robuster, kann aber bei zu flacher Ablage ebenfalls kritisch reagieren. Verträglichkeitsprobleme sind immer jahresbedingt. Menge und Heftigkeit nachfolgender Niederschläge spielen eine entscheidende Rolle. Flufenacet zieht im Gegensatz zu Prosulfocarb in der Wirkung noch nach.
Viele Flächen sind inzwischen auf sehr gute Herbizidwirkungsgrade angewiesen. Somit müssen die Hausaufgaben erledigt werden. Bezüglich des Herbizideinsatzes sind das eine ausreichende Aussaatmenge (+ 10 bis 15 %), eine gleichmäßige Ablagetiefe (zirka 3 cm) sowie ausreichender Bodenschluss nach der Saat (Rückverfestigung: Walzen nach der Saat, um Kluten zu brechen und einen lückenlosen Herbizidfilm zu gewährleisten).
Ist der Boden zu klutig, wird die Saat nicht ausreichend bedeckt. Herbizide können dann das Saatkorn schädigen.
Bodenfeuchtigkeit ist das A und O
Bei ausreichenden Niederschlägen können durchaus Wirkungsgrade von 80 bis 95 % erzielt werden. Dieselben Varianten erzielen bei Trockenheit aber nur zwischen 30 und 40 % Wirkung.
Drilltermin (möglichst ab Oktober) und nachfolgender Spritztermin, eventuell vorher noch Walzen, angepasst an nachfolgende Niederschläge, müssen somit eine Einheit bilden. Nur so gelingt ein relativ hoher Bekämpfungserfolg durch Bodenherbizide.
Welche Blattherbizide verwenden?
Als Blattherbizide kommen in der Gerste Axial 50, in Weizen und Triticale Traxos und im Roggen Sword (+ Hasten) infrage. Liegen aber auf der zu behandelnden Fläche FOP- und DEN-Resistenzen vor, ist ein vager Ausgang vorprogrammiert.
In der Wintergerste ließ fehlender Regen hier den Wirkungsgrad des Bodenherbizides gegen Ackerfuchsschwanz sehr stark abfallen.
Niedrige Temperaturen sind für die Spritzung von Vorteil. Eingangs des Winters können dann auf sensitiven Standorten 1,2 l/ha Traxos oder in der Wintergerste 0,9 l/ha Axial 50 zum Einsatz kommen (sogenannte Nikolausspritzung). Temperaturen unter 5 °C, aber kein völliger Vegetationsstopp, sind förderlich. Leichte Nachtfröste, leicht feuchte Bestände oder Raureif bei der Behandlung wirken sich nicht negativ aus.
Ist klar, dass resistenzbedingt Axial und Traxos auf der Fläche nicht mehr wirken, stellt sich im Winterweizen die Frage, ob dann Atlantis Flex im Herbst oder milden Winter eingesetzt werden kann. Besonders bei milder Witterung wächst der Ackerfuchsschwanz kräftig weiter, sodass bei dem Frühjahrseinsatz ab 16. März das Atlantis Flex auf relativ große Pflanzen treffen kann. Ein früherer Einsatz ist mit diesem Produkt auf drainierten Flächen zulassungstechnisch nicht möglich.
Ein Herbsteinsatz kommt nur mit Niantic (entspricht Atlantis WG) mit 400 g/ha, auf drainierten Flächen bis zum 31. Oktober, oder Atlantis OD mit 1,2 l/ha infrage. Ein AHL-Zusatz ist nicht möglich. Wenn, dann muss dieser Einsatz bei Hochdruckwetterlage erfolgen.
Allerdings dürfen diese Herbsteinsätze ebenfalls nur als Notlösung bei starkem Ackerfuchsschwanzbesatz und der nachfolgenden Verdrängung des Weizens gesehen werden. Der Vorteil liegt in der geringen Pflanzengröße, der Nachteil in der geringeren Aufwandmenge.
Ein Herbsteinsatz mit Niantic und ein folgender Frühjahrseinsatz mit Atlantis Flex wäre unter dem Aspekt, dass Ackerfuchsschwanzpflanzen beide Behandlungen überleben, der Worst Case.
Fazit
Der Fokus einer guten Ackerfuchsschwanzbekämpfung und langfristigen Reduzierung liegt auf einem guten Gesamt-Ackerfuchsschwanz-Management mit Samenmanagement, Bodenbearbeitung, Fruchtfolge und Saatzeit. Eine höchstmögliche Herbizidwirkung ist nur ein Rädchen im Getriebe. Hier müssen die Einsatzbedingungen stimmen, um die bestmöglichste Wirkung zu erzielen. Entscheidend ist immer wieder die Ackerfuchsschwanz-Besatzdichte, also letztendlich der Bodensamenvorrat. Den gilt es langfristig mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu reduzieren. Für die Herbizidmaßnahmen gilt, dass das Zusammenspiel der einzelnen Faktoren wie Entwicklungsstadium des Ackerfuchsschwanzes, Bodenfeuchtigkeit, Spritztermin der Bodenherbizide und nachfolgende Niederschläge enorm wichtig ist. Die Bodenherbizidmaßnahme ist der Grundstock der chemischen Ackerfuchsschwanzbekämpfung. Je höher hier der Wirkungsgrad, desto geringer liegt die Last auf den stark resistenzgefährdeten Blattherbiziden.
WindhalmWeidelgras
Wichtiges kurz und knapp:
Windhalm
• Windhalm ist in den vergangenen Jahren in der Wahrnehmung etwas in den Hintergrund geraten.
• Dabei ist die Resistenzentwicklung bei den ALS-Hemmern und bei den DEN (Axial 50) in einigen Regionen Deutschlands schon sehr weit fortgeschritten.
• Bodenwirkstoffe, vor allem Flufenacet, haben eine sehr gute Wirkung auf Windhalm und sollten konsequenterweise genutzt werden. Da bei Windhalm geringere Flufenacet-Mengen ausreichen, ist der Bodenherbizideinsatz auch in Winterweizen nach Mais oder Zuckerrüben möglich. Eventuell kann man auf reines Flufenacet setzen und auf Diflufenican verzichten. Unkräuter können problemloser nachbehandelt werden.
Weidelgras
• Weidelgras hat in den vergangenen Jahren in der Fläche sehr stark zugenommen. Oftmals sind es zu Beginn Einzelpflanzen, die sich, anfangs unbemerkt, schnell ausbreiten.
• Dieses Gras zeigt aufgrund seiner langjährigen züchterischen Bearbeitung schnelles Wachstum und große Konkurrenzkraft.
• Hohe Pollenmenge und weiter Pollenflug sorgen für eine schnelle Verbreitung.
• Weidelgras besitzt eine viel höhere genetische Variabilität als Ackerfuchsschwanz, sodass es zu einer schnelleren Resistenzentwicklung kommt.
Taube Trespe
• Die Kombination beziehungsweise Spritzfolge der Bodenwirkstoffe Flufenacet, Diflufenican, Prosulfocarb und Chlortoluron hat eine gute Wirkung auf Weidelgras.
• In den vergangenen Jahren bekam die Resistenzentwicklung deutlichen Vorschub. Hierbei sind die ALS-Hemmer (zum Beispiel Broadway), die DEN (Axial 50) und die DIM (Focus Ultra) gleichermaßen betroffen.
Trespenarten
• Es gibt verschiedene Trespenarten, die auch entscheidende Unterschiede in der Bekämpfung haben.
• Die Bekämpfung der Tauben Trespe ist sehr gut mit Flufenacet möglich. Restbesatz regelt Atlantis Flex im Frühjahr.
Roggen-Trespe
• Die Roggen-Trespe dagegen reagiert kaum auf Flufenacet und ist zwingend auf eine blattaktive Behandlung mit Atlantis Flex angewiesen.
• Trespen sind Flachkeimer. Der Pflug behebt das Problem relativ einfach. Aus diesem Grund sind Trespenprobleme fast immer auf pfluglos wirtschaftenden Betrieben anzutreffen.
• Pfluglose Bearbeitung, Trespenvorkommen und Wintergerste funktionieren nicht!
Hundskerbel
Hundskerbel
• Hundskerbel wurde über die Jahre selektiert und ist mittlerweile auf vielen Flächen präsent.
• Chlortoluron (CTU) hat als Bodenwirkstoff sehr gute Wirkung, kann aber in Form von Carmina und Lentipur nur auf nicht drainierten Flächen eingesetzt werden.
• 0,3 l/ha Herold SC + 1,25 l/ha Lentipur 700 oder 0,2 l/ha Sunfire + 1,5 l/ha Carmina 640 bieten eine gute Lösung gegen Windhalm, Einjährige Rispe und Hundskerbel.
• Bei Carmina ist auch eine Kombination mit Solo-Flufenacet möglich, da in 1,5 l/ha Carmina schon 60 g/ha DFF enthalten sind; CTU-Verträglichkeit der Winterweizensorten beachten.
• Auf dränierten Flächen sind Trinity und Zypar wirksame Produkte, Trinity mit 2,0 l/ha im NAK und Zypar mit 0,75 l/ha in ES 12- 13. Beim Einsatz von Zypar muss der Hundskerbel einerseits aufgelaufen sein, andererseits sollte er das Zweiblattstadium nicht überschritten haben, eine Gratwanderung in der Anwendung. Zypar im Frühjahr zeigt ganz schlechte Wirkungsgrade.
• Besonders bei starkem Aufkommen an Hundskerbel sollte das Problem im Herbst angegangen werden, um die Last im Frühjahr nicht auf die Sulfonylharnstoffe (zum Beispiel Concert SX) zu legen, da auch hier schon Resistenzen nachgewiesen wurden.