Start Blog Seite 167

Auszahlungspreise etwa auf Vormonatsniveau

0

Die meisten Meiereien hierzulande halten ihre Auszahlungspreise stabil auf dem Niveau des Vormonats. Sie schwanken zwischen 34,1 und 45 ct/kg ECM. Im Durchschnitt wurden für August 37,42 ct/kg ECM ausgezahlt, was einer leichten Abwärtskorrektur entspricht. Einige wenige hiesige Meiereien haben den Milchpreis angehoben, einige wenige andere haben ihn gesenkt.

Die Milchauszahlungspreise im Bundesgebiet werden bei vielen Meiereien aus dem Vormonat fortgeschrieben oder geben nach. Im Jahresvergleich ist das Preisniveau deutlich niedriger. Die deutschlandweiten Auszahlungspreise schwanken zwischen 33,47 und 50,46 ct/kg ECM, wobei im Süden auch in diesem Berichtsmonat mit die höchsten Auszahlungspreise erzielt werden konnten.

Die Milchanlieferungsmenge im Bundesgebiet gibt erneut nach. Im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt ist der Abstand in der KW 35 auf 1 % geschrumpft. Im Bundesgebiet vernimmt man von Meiereien, dass die kleineren Milchanlieferungsmengen Produktionsplanungen durcheinanderwirbeln. Eine Rohstoffknappheit gibt möglicherweise die Chance für steigende Auszahlungspreise. Dem Vernehmen nach werden hierzulande Spotmilchpreise von rund 48 ct/ kg ECM gezahlt. In den Nachbarländern Niederlande und Italien geht es ebenso bergauf am Spotmilchmarkt. Am niederländischen Spotmarkt legt der Preis um 5 ct im Monatsvergleich auf 45,5 ct zu. In Italien stieg der Spotmarktpreis innerhalb eines Monats um 1 ct auf 51,3 ct.

Die europäische Anlieferungsmenge lag zwischen Januar und Juni 2023 immerhin um 1,2 % über dem Vorjahreszeitraum. Die US-Milchmenge im Zeitraum Januar bis Juli 2023 ergibt im Jahresvergleich ein Plus von 0,7 %. Australiens Milchproduktion liegt weit hinter dem Vorjahr zurück. Das Minus beträgt 4,5 % für den Zeitraum Juli 2022 bis Juni 2023. Neuseelands Anlieferungsmenge im Juni 2023 liegt 1,7 % unter der im Juni 2022.

Das Ergebnis der Global-Dairy-Trade-Auktion vom 5. September ergab ein Plus von 2,7 %. Seit Mai hatte der Index kein positives Vorzeichen mehr. Das größte Plus erzielte Vollmilchpulver.

Die Terminmarktnotierungen an der EEX in Leipzig für Magermilchpulver (MMP) haben im Monatsverlauf zugelegt, wobei Butter schwächer tendiert. Der ife-Börsen­milchwert leitet sich von den EEX-Notierungen ab und zeigt dadurch eine Richtung für die Milchpreisentwicklung auf. Er wird mehrfach pro Woche aktualisiert. Für den Monat September fällt er auf 35,4 ct/kg von im Vormonat 36,1 ct/ kg Milch. Bis zum Jahresende erwartet man einen Anstieg um nicht ganz 2 ct.

Der ife-Rohstoffwert Milch ab Hof für den Monat September rutscht um 1 ct auf 34,3 ct/kg. Der Fettwert wurde um 0,4 ct auf 20,2 ct korrigiert, der Nichtfettwert erfährt einen Rückgang um 0,6 ct.

Für Käse herrscht anhaltend eine sehr gute Nachfrage. Die Käsebestände werden demgegenüber als knapp bezeichnet. Bei aktuellen Kursen von 3,55 bis 3,75 €/ kg für Blockkäse und 3,80 bis 4,00 €/ kg für Brotware (Hannover) bleibt das Preisniveau unverändert zum Vormonat. Für Butter in der 250-g-Abpackung wird ebenso von einer sehr guten Nachfrage berichtet. Die Preise liegen zwischen 4,64 und 4,85 €/ kg und damit etwa 10 bis 15 ct unter dem Vormonat. Lose Butter erfährt eine belebte Nachfrage und das Preisniveau steigt um 12 bis 15 ct auf 4,40 bis 4,60 €/kg.

Die meisten Milchpulver sinken im Monatsvergleich im Preis. Vollmilchpulver fällt in Kempten um 88 €/t auf 3.390 €/t. Magermilchpulver (MMP) in Lebensmittelqualität gibt um 114 €/t nach auf 2.385 €/t. MMP in Futtermittelqualität notiert mit 2.074 €/t um 4 €/t über dem Vormonat. Der MMP-Markt erfährt eine leichte Belebung. Es gehen wenige Anfragen für das vierte Quartal ein, eher geht es um Gespräche zu Kontrakten für 2024. Doch die Preisvorstellungen der abgebenden Seite sind andere als die der potenziellen Käufer. Marktanalysten gehen jedoch noch von einem Bedarf für 2023 aus. So könnte sich der MMP-Preis in der Tendenz auch fester entwickeln.

Schmerzen nicht unterschätzen

0

Zu den wichtigsten als schmerzhaft empfundenen Zuständen und Krankheiten bei Milchkühen zählen Mastitis, Lahmheiten, das Abkalben (einschließlich Schwergeburt und Kaiserschnitt) und Gebärmutterentzündungen. Meist zeigen Rinder nur vage, undeutliche Schmerzäußerungen. Das bedeutet aber nicht, dass sie keine Schmerzen empfinden, denn nichts in der Anatomie und Physiologie von Kühen deutet daraufhin, dass sie weniger schmerzempfindlich sind als andere Säugetiere.

Es wird als Fortschritt in der Evolution angesehen, Schmerzen empfinden zu können, da sie eine wichtige Schutz- und Warnfunktion ausüben. Schmerz kann anhand von verschiedenen Parametern unterschieden werden, zum einen nach dem Entstehungsort: Als somatischer Schmerz werden der Oberflächenschmerz (zum Beispiel auf der Haut) und der Tiefenschmerz (beispielsweise in Muskeln, Knochen und Gelenke) bezeichnet. Von Menschen wird der Oberflächenschmerz häufig als stechend oder brennend, der Tiefenschmerz als dumpf bohrend beschrieben. Der Eingeweideschmerz (viszeraler Schmerz) wird bei starker Dehnung von Hohlorganen empfunden und verläuft oft krampfartig. Zum anderen kann der Schmerz in leicht, mittelgradig und stark eingeteilt werden. Plötzlich auftretender Schmerz wird als akut bezeichnet und verschwindet wieder, wenn die Schädigung behoben ist. Chronische Schmerzen dagegen bestehen über einen längeren Zeitraum (im Allgemeinen über ein halbes Jahr), sie stellen ein eigenes Krankheitsbild dar und besitzen keine Schutz- und Warnfunktion mehr. Schmerzen führen immer zu einer Beeinträchtigung des Wohlbefindens, was letztendlich das Erbringen einer hohen Leistung unmöglich macht. Wachstumsverzögerungen, eine verringerte Fruchtbarkeit und eine sinkende Milchleistung können die Folge sein.

Schmerzsignale bei Rindern

Rinder empfinden Schmerzen nicht weniger stark als andere Wirbeltiere. Kranke Tiere müssen daher gut beobachtet werden, um Anzeichen von Unwohlsein in ihrem Verhalten rechtzeitig zu bemerken. Fotos (2): Dr. Luise Prokop

Unsere Hausrinder stammen von Wildtieren ab, welche als Beutetiere gejagt wurden. Ihre Überlebensstrategie liegt darin, Schmerzen und Schwäche nicht zu zeigen, damit Raubtiere nicht auf sie aufmerksam werden. Aufgrund ihres eher stoischen Naturells (das heißt, sie reagieren meist gleichmütig und akzeptieren, was geschieht, ohne sich zu beschweren), wird daher oft fälschlicherweise angenommen, dass Kühe unempfindlich seien. Eine Schmerzbeurteilung wird gar nicht oder nicht oft genug durchgeführt. Das Schmerzempfinden ist aber bei allen höheren Wirbeltieren ähnlich. Der Unterschied von Rindern zu anderen Tierarten und dem Menschen liegt in ihren Verhaltensreaktionen auf Schmerzen.

Gut wahrnehmbar sind Zähneknirschen und Stöhnen, der Blick ins Leere („Schmerzgesicht“: leicht gerunzelte Augenlider, Ohren zurückgestellt, weite Nasenöffnungen) und – allerdings sehr selten – Schmerzbrüllen. Diese Verhaltensweisen treten bei starken Schmerzen auf, die auch sofort behandelt werden sollten. Allerdings ist es ebenso notwendig, auf subtilere Schmerzverhaltensweisen zu achten, um auch geringe bis mäßige Schmerzen erkennen zu können und so zu verhindern, dass die Schmerzen über längere Zeit anhalten und im schlimmsten Fall nicht mehr therapierbar sind.

Weitere Anzeichen für Schmerzen bei Rindern sind:

– Abweichungen vom normalen Verhalten beim Kot- und Harnabsatz und beim Fressen: zum Beispiel Rückgang der Futteraufnahme

– Veränderung im Sozialverhalten: zum Beispiel Absonderung von der Herde, Verlust des Rangordnungsplatzes. Aber auch aggressives Verhalten gegenüber Artgenossen ist möglich.

– Haltungs- und Gangbildveränderungen, beispielsweise bei Schmerzen im Bewegungsapparat: Der Kopf und Hals sind gesenkt, die Rückenlinie ist gekrümmt, Schonhaltung der betroffenen Gliedmaße, längeres Stehen und Liegen, die Mobilität ist eingeschränkt.

– Schwanzschlagen auch bei Abwesenheit von Fliegen, wiederholtes Anziehen und Wiederausstrecken von Gliedmaßen, Kälber schlagen sich gegen den eigenen Bauch, Scharren, Aufwerfen von Einstreu: beispielsweise beim Einsetzen des postoperativen Wundschmerzes nach Bauchhöhlenoperationen, wenn die örtliche Betäubung abklingt.

Abweichungen von den normalen täglichen Aktivitätsmustern (sowohl erhöhte als auch reduzierte tägliche Liegezeit) können auch auf schmerzhafte Zustände und Krankheiten bei Kühen hinweisen. Je nach Schmerzursache, Schweregrad und Zeitpunkt kann es zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, die entsprechend interpretiert werden sollten. So verkürzen Kühe mit klinischer Mastitis aufgrund der Schmerzen, die durch das geschwollene Euter beim Liegen verursacht werden, ihre Liegezeit. Lahme Kühe zeigen jedoch im Vergleich zu nicht lahmen Kühen längere Liegezeiten. Technische Hilfsmittel wie beispielsweise digitale Sensoren und Herdenmanagementprogramme unterstützen das Erfassen und Auswerten der gewonnenen Daten beziehungsweise der Beobachtungen.

Schmerz zu definieren oder zu objektivieren ist sehr schwierig, da er eine individuelle Erfahrung darstellt. Um aber mit schnell erfassbaren Beobachtungen richtungsweisende Aussagen treffen zu können, wurde von einer Tierärztin zusammen mit Kollegen der Universität Kopenhagen eine Kuh-Schmerzskala entwickelt („Pain evaluation in dairy cattle“, K. B. Gleerup, 2015). Die Skala besteht aus sieben Schmerzverhaltensweisen, die in Abstufungen von null bis zwei bewertet und zu einem Wert zusammengefasst werden. Liegt der Schmerzwert über fünf, sollte das betreffende Tier genauer beobachtet und gegebenenfalls tierärztlich untersucht werden.

Schmerzsituationen bei Rindern

Im Allgemeinen können alle Erkrankungen zu Schmerzen führen, insbesondere bei allen entzündlichen Prozessen ist mit Schmerzen zu rechnen.

Beispiele für typische Schmerzsituationen bei Kälbern:

– blutige (OP) und unblutige ­(Burdizzo-Zange) Kastration

– Nabelbruch-OP

– Nabelabszess

– Enthornen

– Knochenbrüche

– Folgen von Zughilfen bei einer Schwergeburt

– Gelenksentzündungen

– Durchfall

– Lungenentzündungen

Beispiele für typische Schmerzsituationen bei erwachsenen Rindern:

– Klauenerkrankungen und deren Behandlung (zum Beispiel Klauenamputation, Sohlengeschwüre, Mortellaro)

– Schwergeburt und geburtshilfliche Maßnahmen (Zughilfe)

– Kaiserschnitt

– Enthornen

– Labmagen-OP

– Augenentzündung (Uveitis)

– Euterentzündungen (insbesondere akute E.-coli-Mastitis, aber auch „einfache“ Mastitiden mit Flocken führen zu Schmerzen)

– akute Gebärmutterentzündungen

– Knochenbrüche

Möglichkeiten beim Schmerzmanagement

Für Behandlungen und Operationen im Bereich der Klaue ist eine effektive Schmerzausschaltung auch nach der Behandlung notwendig.

Als erste Maßnahme sollte die Schmerzursache beseitigt werden. Aber häufig ist das nicht vollständig möglich und reicht allein nicht aus, um das Wohlbefinden des Tieres wiederherzustellen.

Das Schmerzempfinden lässt sich mittels verschiedener Wirkstoffe (Analgetika) im Rahmen einer symptomatischen Therapie auf mehreren Wegen beeinflussen. Bei entzündlichen Prozessen wie beispielsweise Lungenentzündungen, Durchfallerkrankungen und Euterentzündungen bieten sich Kortikosteroide und Nichtsteroidale Entzündungshemmer (NSAIDs, beispielsweise die Wirkstoffe Meloxicam, Flunixin) an. Sie reduzieren Entzündungssymptome, sodass die Tiere eher wieder fressen. Da sie auch die Sensibilität der Schmerzrezeptoren herabsetzen, werden sie beispielsweise auch im Vorfeld des Enthornens von Kälbern eingesetzt (Verabreichung ungefähr eine halbe Stunde vorher, damit sie bereits während des eigentlichen Enthornens ihre Wirkung entfalten können, einige Minuten vor dem Enthornen Gabe von Xylazin zur Stressverminderung). Die Art der Darreichung wird stetig weiterentwickelt, neben der Verabreichung per Injektion gibt es auch Aufgussbehandlungen (transdermal), an biologisch abbaubaren Mikronadelpflastern für die Verabreichung von Meloxicam über die Haut wird geforscht.

Um das Entzündungsgeschehen abzuschwächen, welches oftmals bei Kühen mit Schwergeburten gesehen wird und um das Wohlbefinden zu verbessern, werden häufig Kortikosteroide verabreicht. Bei einer Studie führte das Kortikosteroid Dexamethason zu Veränderungen in den Verhaltensmessungen, die auf eine Verringerung der Beschwerden hindeuten könnten, allerdings verringerte sich auch die Milchleistung im ersten Monat nach dem Abkalben. Daher wird diese Behandlung nicht für den routinemäßigen Einsatz empfohlen.

Krampflösende Medikamente (Spasmolytika) lösen die Verkrampfungen der glatten Muskulatur, zum Beispiel im Magen-Darm-Trakt im Rahmen eines Durchfallgeschehens oder bei einer Kolik. Wirkstoffbeispiele in diesem Bereich sind Butylscopolamin und Metamizol. Lokalanästhetika betäuben die Schmerzrezeptoren und verhindern so ein Weiterleiten des Schmerzreizes in das Gehirn. Sie werden zur örtlichen Betäubung des Operationsfeldes, zum Beispiel bei einem Kaiserschnitt oder einer Labmagenoperation, beim Enthornen (bei Kälbern über sechs Wochen Pflicht), bei Klauenoperationen oder in Kombination mit Xylazin bei Nabeloperationen eingesetzt. Xylazin dient der Analgesie, Sedation und zur Muskelentspannung, allein reicht es allerdings nicht zur Schmerzausschaltung.

Schmerzprävention sehr wichtig

An sich ist der Schmerz eine sinnvolle Einrichtung des Körpers, der durch seine Reaktionen wie beispielsweise das Zurückziehen einer Gliedmaße oder die Fluchtreaktion vor weiteren Schäden bewahrt. Allerdings können besonders starke oder lang andauernde Schmerzen (zum Beispiel bei Operationen oder Klauenerkrankungen) zu einer Sensibilisierung des schmerzleitenden Systems führen. Dabei kommt es durch die Gewebeschädigung zur Freisetzung verschiedener Botenstoffe und anschließender Entzündungsreaktion; über die verschiedenen Nervenbahnen wird dies dem Gehirn gemeldet und kann dort zur Entwicklung eines Schmerzgedächtnisses führen. Dadurch können ein verstärktes Schmerzempfinden (Hyperalgesie) und eine gesteigerte Empfindlichkeit auf eigentlich nicht schmerzhafte Reize (Allodynie) entstehen. Durch ein adäquates Schmerzmanagement sollte dies unbedingt verhindert werden, denn ein späterer „Ausgleich“ durch hoch dosierte Schmerzmittel ist meist nicht erfolgreich.

Fazit

Kühe empfinden Schmerzen ähnlich wie auch andere Säugetiere, allein ihr Verhalten daraufhin unterscheidet sich. Deshalb liegt es in der Verantwortung des Tierhalters, für das Wohlbefinden seiner Tiere zu sorgen und Schmerzen, sobald möglich, zu lindern oder ihnen vorzubeugen (Stichworte effiziente Schmerzbehandlung, Schmerzprävention und frühzeitiges Eingreifen bei Auftreten von Schmerzen). Kritische Verbraucher legen zunehmend großen Wert auf die Einhaltung dieser Grundsätze.

Ampfer-Pflanzen jetzt entfernen

0

Der Stumpfblättrige Ampfer ­(Rumex obtusifolius) hat sich in den vergangenen Jahren zu ­einem der wichtigsten Unkräuter auf Grünland entwickelt. Die hohe Widerstandsfähigkeit, ­geringe Standortansprüche und ein hohes Samenpotenzial ­machen ihn zu einem nennenswerten Problem.

Die geringen Ansprüche an den Boden lassen den Stumpfblättrigen Ampfer auf fast allen Grünlandflächen wachsen. Die Samenverbreitung findet zumeist durch das Ausfallen der Samen statt, die Verbreitung durch Wind spielt aufgrund des Samengewichtes eine untergeordnete Rolle. Daher kann der Ampfer als standorttreu bezeichnet werden. Eine Einzelpflanze kann je nach Größe 100 bis 60.000 Samen pro Jahr produzieren. Die Lebensfähigkeit dieser Samen kann in Abhängigkeit vom Boden und den Witterungsbedingungen acht bis sogar 80 Jahre betragen. Die Samen sind bereits im grünen Zustand keimfähig, und dies bereits eine Woche nach der Blüte. Die widerstandsfähigen Samen können durch ihre harte Samenschale sogar den Verdauungstrakt von Wiederkäuern überstehen. In Biogasanlagen und bei der Lagerung von Gülle und Mist bleiben die Samen bis zu einer Temperatur von 60 °C keimfähig und werden bei der Ausbringung von organischen Düngern auf den Flächen wieder verteilt. Dies erklärt die verstärkte Verbreitung in den letzten Jahren auf intensiv genutzten Grünlandflächen. Entstehen in Biogasanlagen oder bei der Verrottung von Mist Temperaturen von über 60 °C, sinkt die Keimfähigkeit deutlich.

Frühzeitig handeln

Kotstellen auf Pferdeweiden weisen häufig einen hohen Besatz mit Ampfer-Arten auf. Eine Beseitigung erster Pflanzen kann hilfreich sein.

Bei der Grünfutterernte sollte der Eintrag keimfähiger Samen verhindert werden, damit die Samen nicht über organische Düngemittel großflächig verteilt werden können. Als problematisch sind die Zeitpunkte der Grasernte und der Samenreife der Ampfer-Pflanzen zu sehen. Die Samen des Ampfers sind meistens vor einer Schnittnutzung reif. Dadurch kann sich das Samenpotenzial im Boden erhöhen. Werden die Pflanzen vor der Blüte abgemäht, werden die Ampfer-Pflanzen geschwächt und müssen erneut austreiben. Auch bei der Weidehaltung kann es zu einer deutlichen Zunahme des Ampfer-Besatzes kommen. Dafür sind Pferdeweiden ein gutes Beispiel. Besonders die Kotstellen auf einer Pferdeweide weisen häufig einen erhöhten Besatz mit Ampfer-Pflanzen auf, da Pferde in der Regel bestimmte Stellen der Weide zum Koten nutzen und dort nicht fressen. Diese unerwünschten Pflanzen sollten, wenn möglich, vor der Blüte abgemäht oder händisch entfernt werden.

Ampfer-Pflanzen befinden sich auf dem gleichen Schlag häufig in unterschiedlichsten Entwicklungsstadien, was eine Bekämpfung erschwert.

Einzelpflanzen beseitigen

Erste Ampfer-Pflanzen auf dem Grünland sollten unverzüglich mechanisch entfernt werden, damit diese keinen Hotspot bilden können. Da bereits die grünen Samen der Ampfer-Pflanzen keimfähig sind, muss dies schon im Rosettenstadium erfolgen. Können die Pflanzen händisch nicht mehr beseitigt werden, ist es sinnvoll, eine Einzelpflanzenbehandlung durchzuführen. Es ist darauf zu achten, dass die Produkte für diese Einzelpflanzenbehandlung eine Indikation besitzen. Einen Überblick über die zugelassenen Herbizide auf Grünland gibt die Tabelle. Erst wenn die Schadschwelle von drei bis fünf Pflanzen je Quadratmeter überschritten ist, kann eine flächige Anwendung sinnvoll sein. Folgende Produkte können gegen Ampfer-Arten eingesetzt werden:

– 2,0 l/ha Lodin/Waran

– 2,0 l/ha Simplex

– 2,0 l/ha Ranger

– 45 g/ha Harmony SX (kleeschonend)

Bei der Anwendung sollten die Pflanzen genügend Blattmasse (ausreichende Wirkstoffaufnahme) und noch keine Samen gebildet haben. Der beste Zeitraum für eine Bekämpfung reicht vom Sommer bis in den Spätherbst hinein. Dann sind vor allem bei Schnittnutzung die Pflanzen bereits geschwächt. Ein schneller Erfolg kann dann bei guten Applikationsbedingungen erzielt werden. Die Kombination aus einer bereits abgemähten Pflanze, welche aus den Wurzelreserven wieder neu austreiben muss, und Temperaturen von mehr als 15 °C ist hierbei vorteilhaft.

Grünlandpflege beachten

Zu einer Pflanzenschutzmaßnahme im Grünland gehört immer auch eine Nach- oder Übersaat der behandelten Bestände. Die durch die Herbizide erfassten Unkräuter bilden Lücken in der Narbe. Somit ist eine Nach- oder Übersaat immer direkt vor oder direkt nach einer Pflanzenschutzmittelanwendung einzuplanen. Eine gesunde und dichte Grünlandnarbe bietet Unkräutern wie dem Ampfer nur sehr wenig Licht und Platz für die Entwicklung.

Selektive Bekämpfung

Die Schutzplanen ermöglichen den Kameras bessere Bedingungen und machen die Applikation weniger windanfällig. Foto: Lohnunternehmen Scheel
Durch die selektive Anwendung nur auf vorhandenen Ampfer-Pflanzen können beispielsweise Klee-Arten geschont werden.

Foto: Allgäu Automaten/Werkbild

Die Firma Allgäu Automaten hat eine Spritze für eine automatische selektive Grünlandspritzung gegen Ampfer-Arten entwickelt. Der RumboJet erkennt und besprüht die einzelnen Ampfer-Pflanzen. Eine Multispektralkamera erkennt die Pflanzen und diese werden mit einzeln schaltbaren Düsen besprüht. Die Düsen haben einen Abstand von 10 cm. Dieser selektive Herbizideinsatz bietet ein enormes Einsparpotenzial. Es werden nur einzelne Ampfer-Pflanzen erfasst und so wird eine mögliche Wuchsdepression der Grünlandnarbe wie bei einer ganzflächigen Anwendung vermieden. Nach Information des Autors besitzt die Firma hier ein gewisses Alleinstellungsmerkmal zumindest für Schleswig-Holstein. Das Verfahren wird hier auch von Lohnunternehmen eingesetzt.

Erläuterungen zur Tabelle

Bußgeldbewehrte Auflagen:

rot/fett

NT101: Die Anwendung des Mittels muss in einer Breite von mindestens 20 m zu angrenzenden Flächen (ausgenommen landwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzte Flächen, Straßen, Wege und Plätze) mit einem verlustmindernden Gerät erfolgen, das in das Verzeichnis Verlustmindernde Geräte vom 14. Oktober 1993 (Bundesanzeiger Nummer 205, Seite 9780) in der jeweils geltenden Fassung mindestens in die Abdriftminderungsklasse 50 % eingetragen ist. Bei der Anwendung des Mittels ist der Einsatz verlustmindernder Technik nicht erforderlich, wenn die Anwendung mit tragbaren Pflanzenschutzgeräten erfolgt oder angrenzende Flächen (zum Beispiel Feldraine, Hecken, Gehölzinseln) weniger als 3 m breit sind oder die Anwendung des Mittels in einem Gebiet erfolgt, das von der Biologischen Bundesanstalt im Verzeichnis der regionalisierten Kleinstrukturanteile vom 7. Februar 2002 (Bundesanzeiger Nummer 70a vom 13. April 2002) in der jeweils geltenden Fassung als Agrarlandschaft mit einem ausreichenden Anteil an Kleinstrukturen ausgewiesen worden ist.

NT102: Die Anwendung des Mittels muss in einer Breite von mindestens 20 m zu angrenzenden Flächen (ausgenommen landwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzte Flächen, Straßen, Wege und Plätze) mit einem verlustmindernden Gerät erfolgen, das in das Verzeichnis Verlustmindernde Geräte vom 14. Oktober 1993 (Bundesanzeiger Nummer 205, Seite 9780) in der jeweils geltenden Fassung mindestens in die Abdriftminderungsklasse 75 % eingetragen ist. Bei der Anwendung des Mittels ist der Einsatz verlustmindernder Technik nicht erforderlich, wenn  die Anwendung mit tragbaren Pflanzenschutzgeräten erfolgt oder angrenzende Flächen (zum Beispiel Feldraine, Hecken, Gehölzinseln) weniger als 3 m breit sind oder die Anwendung des Mittels in einem Gebiet erfolgt, das von der Biologischen Bundesanstalt im Verzeichnis der regionalisierten Kleinstrukturanteile vom 7. Februar 2002 (Bundesanzeiger Nummer 70a vom 13. April 2002) in der jeweils geltenden Fassung als Agrarlandschaft mit einem ausreichenden Anteil an Kleinstrukturen ausgewiesen worden ist.

NT103: … mindestens in die Abdriftminderungsklasse 90 % … (siehe Text NT102)

NT108: Bei der Anwendung des Mittels muss ein Abstand von mindestens 5 m zu angrenzenden Flächen (ausgenommen landwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzte Flächen, Straßen, Wege und Plätze) eingehalten werden. Zusätzlich muss die Anwendung in einer darauffolgenden Breite von mindestens 20 m mit einem verlustmindernden Gerät erfolgen, das in das Verzeichnis Verlustmindernde Geräte vom 14. Oktober 1993 (Bundesanzeiger Nummer 205, Seite 9780) in der jeweils geltenden Fassung mindestens in die Abdriftminderungsklasse 75 % eingetragen ist. Bei der Anwendung des Mittels ist weder der Einsatz verlustmindernder Technik noch die Einhaltung eines Abstandes von mindestens 5 m erforderlich, wenn die Anwendung mit tragbaren Pflanzenschutzgeräten erfolgt oder angrenzende Flächen (zum Beispiel Feldraine, Hecken, Gehölzinseln) weniger als 3 m breit sind. Bei der Anwendung des Mittels ist ferner die Einhaltung eines Abstandes von mindestens 5 m nicht erforderlich, wenn  die Anwendung des Mittels in einem Gebiet erfolgt, das von der Biologischen Bundesanstalt im Verzeichnis der regionalisierten Kleinstrukturanteile vom 7. Februar 2002 (Bundesanzeiger Nummer 70a vom 13. April 2002) in der jeweils geltenden Fassung als Agrarlandschaft mit einem ausreichenden Anteil an Kleinstrukturen ausgewiesen worden ist oder angrenzende Flächen (zum Beispiel Feldraine, Hecken, Gehölzinseln) nachweislich auf landwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzten Flächen angelegt worden sind.

NT109: … mindestens in die Abdriftminderungsklasse 90 % … (siehe Text NT108)

NW706: Zwischen behandelten Flächen mit einer Hangneigung von über 2 % und Oberflächengewässern – ausgenommen nur gelegentlich Wasser führende, aber einschließlich periodisch Wasser führender – muss ein mit einer geschlossenen Pflanzendecke bewachsener Randstreifen vorhanden sein. Dessen Schutzfunktion darf durch den Einsatz von Arbeitsgeräten nicht beeinträchtigt werden. Er muss eine Mindestbreite von 20 m haben. Dieser Randstreifen ist nicht erforderlich, wenn:

– ausreichende Auffangsysteme für das abgeschwemmte Wasser beziehungsweise den abgeschwemmten Boden vorhanden sind, die nicht in ein Oberflächengewässer münden beziehungsweise mit der Kanalisation verbunden sind oder

– die Anwendung im Mulch- oder Direktsaatverfahren erfolgt.

NW641: Anwendung ausschließlich unter Verwendung von Spritzschirmen

NW800: keine Anwendung auf gedrainten Flächen zwischen dem 1. November und dem 15. März

VN439: kein Nachbau von Wurzel- und Knollengemüse ein Jahr nach der Anwendung

VV613: Es ist sicherzustellen, dass Wiesen und Weiden durch Tiere frühestens sieben Tage nach der letzten Anwendung wieder betreten werden.

SF275-EEWW: Es ist sicherzustellen, dass bei Nachfolgearbeiten/Inspektionen mit direktem Kontakt zu den behandelten Pflanzen/Flächen nach der Anwendung in Wiesen/Weiden bis einschließlich Ernte lange Arbeitskleidung und festes Schuhwerk getragen werden.

WP733: Schäden einschließlich Ertragsminderung an der Kulturpflanze möglich

WP734: Schäden an der Kulturpflanze möglich

WW742: Das Mittel besitzt keine nachhaltige Wirkung gegen ausdauernde Unkräuter.


Simplex-Auflagen:

WP681: Das Mittel darf nur auf Flächen mit dauerhafter Weidenutzung oder nach dem letzten Schnitt angewendet werden. Keine Schnittnutzung (Gras, Silage oder Heu) im selben Jahr nach der Anwendung.

WP682: Futter (Gras, Silage oder Heu), das von mit dem Mittel behandelten Flächen stammt, sowie Gülle, Jauche, Mist oder Kompost von Tieren, deren Futter von behandelten Flächen stammt, dürfen nur im eigenen Betrieb verwendet werden.

WP683: Gülle, Jauche, Mist oder Kompost von Tieren, deren Futter (Gras, Silage oder Heu) von mit dem Mittel behandelten Flächen stammt, dürfen nur auf Grünland, zu Getreide oder Mais ausgebracht werden. Bei allen anderen Kulturen sind Schädigungen nicht auszuschließen.

WP684: Gärreste aus Biogasanlagen, die mit Schnittgut (Gras, Silage oder Heu), Gülle, Jauche, Mist oder Kompost von Tieren, die von mit dem Mittel behandelten Flächen stammen, betrieben werden, dürfen nur in Grünland, in Getreide oder in Mais ausgebracht werden.

WP685: Bei Umbruch im Jahr nach der Anwendung sind Schäden an nachgebauten Kulturen möglich. Bei Umbruch im Jahr nach der Anwendung nur Getreide, Futtergräser oder Mais nachbauen. Kein Nachbau von Kartoffeln, Tomaten, Leguminosen oder Feldgemüse-Arten innerhalb von 18 Monaten nach der Anwendung.

WH9161: In die Gebrauchsanleitung ist eine Zusammenstellung der Unkräuter aufzunehmen, die durch die Anwendung des Mittels gut, weniger gut und nicht ausreichend bekämpft werden, sowie eine Arten- und/oder Sortenliste der Kulturpflanzen, für die der vorgesehene Mittelaufwand verträglich oder unverträglich ist.

WH970: In der Gebrauchsanleitung ist anzugeben, dass bei Vorhandensein von Jakobskreuzkraut oder anderen giftigen Pflanzen auf der mit dem Mittel zu behandelnden Fläche diese nach der Behandlung erst nach vollständigem Absterben und Verfaulen dieser Pflanzen beweidet werden darf.

Fazit

Ampfer-Arten haben sich auf vielen Grünlandflächen etabliert und stellen in der Unkrautkontrolle auf Grünland mittlerweile eines der größten Probleme dar. Bereits frühzeitig sollten erste Pflanzen händisch entfernt werden, bevor eine Einzelpflanzenanwendung mit Herbiziden durchgeführt wird. Eine Flächenspritzung sollte immer zuletzt in Betracht gezogen werden. Automatisierte, selektive Spritzen können die Belastung der Grünlandnarbe durch Herbizide deutlich reduzieren und eine erhebliche Mitteleinsparung bewirken.

Günther unterstützt den Antrag seiner Partei für ein Aktionsbündnis

0

Die CDU Schleswig-Holstein ist überzeugt, dass ein freiwilliges Aktionsbündnis eine bessere Lösung darstellt, um den Herausforderungen beim Ostseeschutz zu begegnen, als ein Nationalpark. Dies soll mit einem Antrag bekräftigt werden, den fünf an die Ostsee anrainende CDU-Kreisverbände, die Junge Union und der Landesvorstand beim Landesparteitag am 5. Oktober stellen wollen. Aufsehen hat erregt, dass auch der CDU-Ministerpräsident Daniel Günther diesen Antrag unterstützt. Wurde bislang in der Öffentlichkeit kolportiert, Günther unterstütze einen Nationalpark Ostsee, so lauten nun Pressemeldungen, er sei dagegen.

Tim Albrecht, Geschäftsführer des CDU-Landesverbandes, rückt dies zurecht: „Der Konsultationsprozess ist weiterhin, wie im Koalitionsvertrag geregelt, ergebnisoffen, aber die CDU positioniert sich, wie sich auch die Grünen stets für einen Nationalpark positioniert haben.“ Albrecht sieht keine Änderung der Haltung des Ministerpräsidenten.

„Bei den wesentlichen Problemen der Ostsee wie Erwärmung, Nährstoffeintrag oder Munitionsbelastung hilft ein Nationalpark nicht weiter“, begründet Albrecht den Antrag. Als alternative Instrumente werden dort unter anderem moderne Abwasser- und Überlaufsysteme, das Ausbringen von Treibseldünen, Seegrasmatten und Muschelbänken, klassische Küstenschutzmaßnahmen und vor allem die Munitionsbeseitigung mithilfe des Bundes genannt. „Das ist aktiver Naturschutz, bei einem Nationalpark darf man ja nichts verändern.“

Der CDU-Kreisverband Plön geht schärfer vor und bringt beim Landesparteitag einen eigenen Antrag ein mit dem Inhalt „Die CDU Schleswig-Holstein lehnt einen Nationalpark Ostsee ab“.

Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) betont weiterhin: „Für mich ist klar, dass ein Nationalpark das beste Instrument für den Schutz unserer Ostsee ist. Wie im Koalitionsvertrag vereinbart, werden wir zum Ende des Jahres einen Vorschlag vorlegen, wie wir die Ostsee besser schützen werden.“ Die Grünen-Landesvorsitzende Anke Erdmann stellt fest: „Wir Grüne finden einen Nationalpark Ostsee richtig, weil wir so in Sachen Meeresschutz einen großen Schritt vorankommen können. Aber wir warten die Ergebnisse des Konsultationsprozesses ab. Klar ist: Wer jetzt schöne Worte über Meeresschutz verliert, muss auch sagen, wie es gehen soll. Ein Weiter-so und ein paar lahme Maßnahmen reichen da jedenfalls nicht aus.“ Auch die Grünen bringen auf ihrem Landesparteitag an diesem Sonnabend einen Antrag zum Nationalpark Ostsee ein.

Bauernverbandspräsident Klaus-Peter Lucht ist froh, „dass sich die CDU dazu bekannt hat, dass ein Nationalpark nicht das richtige Instrument ist und es ein Aktionsbündnis braucht“. 

Die FDP hat diesen Donnerstag im Landtag den Antrag gestellt, „den Konsultationsprozess zum Nationalpark Ostsee unverzüglich zu beenden und auf die Einrichtung eines Nationalparks zu verzichten“. Der Antrag scheiterte in der Abstimmung. Angenommen wurde ein Alternativantrag der Regierungsfraktionen CDU und Grüne, den Konsultationsprozess weiter zu verfolgen. Nach dessen Abschluss will die Landesregierung einen Vorschlag vorlegen, in welcher Form ein Nationalpark Ostsee auf den Weg gebracht werden soll oder ob es andere, besser geeignete Maßnahmen für einen verstärkten Schutz der Ostsee gibt. 

Düngemittelkurse auf Richtungssuche

0

Nach einer sehr herausfordernden Getreide- und Rapsernte läuft aktuell die Aussaat für das kommende Jahr. Gleichzeitig ist bereits die Ernte von Silomais und Zuckerrüben angelaufen. Neben der Belastung durch die laufenden Feldarbeiten müssen sich die Landwirte noch Gedanken über die Vermarktung von Getreide und den Einkauf von Düngemitteln für das kommende Jahr machen. Dabei laufen die Preisentwicklungen in diesen Bereichen gerade nicht zugunsten der Landwirte. Während nämlich die Erlöse für Getreide zuletzt gefallen sind, wurden die Forderungen für stickstoffhaltige Düngemittel aktuell wieder erhöht.

Preise halbiert

Nach dem kriegsbedingten Preisschock an den Energie- und Rohstoffmärkten stiegen die Harnstoffpreise im letzten Frühjahr auf Rekordwerte von über 1.000 €/t. Seit dem vorigen Herbst gaben die Kurse wieder nach und fielen bis Juli dieses Jahres auf etwa 400 €/t. Landwirte, die auf weitere Preisabschläge spekuliert hatten, wurden enttäuscht, als die Kurse im August wieder bis auf über 500 €/t stiegen. Als Grund für diese Preisentwicklung gilt eine große Nachfrage am Weltmarkt. Indien hat unerwartet eine zusätzliche Ausschreibung für Harnstoff veröffentlicht. Gleichzeitig setzte China den Harnstoffexport vorübergehend aus – um die steigenden Inlandspreise zu bremsen. Jetzt blieben Indien als Lieferanten noch Anbieter aus Nordafrika, die ihre Forderungen umgehend erhöht haben. Indien sah anscheinend ein attraktives Preisniveau und wollte sich den Restbedarf für das laufende Jahr preislich absichern. China ist dagegen der weltweit größte Harnstoffproduzent und liefert ein Drittel des globalen Bedarfs. Derzeit werden jedoch große Mengen den N-Düngemittels in den chinesischen Häfen zurückgehalten. Die Notierungen in den deutschen Importhäfen sind Anfang September um 45 € auf etwa 500 €/t gestiegen. In der vorigen Woche zeigte sich jedoch schon wieder eine Gegenbewegung. Die heraufgesetzten Forderungen werden nicht überall akzeptiert. Die Harnstoffkurse gaben wieder um 10 €/t nach. Die Großhandelspreise für Kalkammonsalpeter (KAS) blieben hingegen noch relativ unverändert bei knapp 360 €/t. Gleiches gilt auch für Ammoniumnitrat-Harnstoff-Lösung (AHL).

Russland größter Harnstofflieferant

Trotz aller gegenteiliger Bemühungen bleibt Russland immernoch ein wichtiger Energie- und Rohstofflieferant für Deutschland. Um zwischenzeitlich Getreidelieferungen aus der Ukraine über das Schwarze Meer zu ermöglichen, wurde Russland erlaubt, Düngemittel in die EU zu liefern.

Im ersten Halbjahr 2023 haben sich die Harnstoffimporte aus Russland nach Deutschland mehr als versechsfacht. Am hiesigen Markt hat der Anteil der Importmenge 80 % erreicht. Die Düngemittelbranche in Deutschland leidet dagegen unter den hohen Energiekosten, während die russischen Düngemittellieferanten von den erhöhten Preisen profitieren. Am Ende dieser Entwicklung steht der hiesige Landwirt, der die teuren Betriebsmittel zahlen muss, während die russische Getreideschwemme die Erlöse verringert.

Der Zauderer von Öz

0

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) ist seit Dezember 2021 im Amt. Damals tönte er auf der Grünen Woche: „Tun ist das neue Reden.“ Das löste bei vielen Landwirten Hoffnung auf eine moderne Agrarpolitik aus. „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, hörte man Grünen-Politiker den Schriftsteller Hermann Hesse zitieren.

Heute gilt Özdemir vielen Landwirten als Zauderer. Sie verzweifeln am Missverhältnis zwischen seinen zupackenden Worten und den unzureichenden Taten. Er gleicht dem Zauberer von Oz, der den Hauptfiguren des gleichnamigen Kinderbuches von Lyman Frank Baum eine Scheinarznei verabreicht, statt sie zu überzeugen, dass sie längst können, was sie sollen. Ein Gaukler eben. Und ein Zauderer.

Aufgabe eines Ministers wäre es, den Weg dafür zu bereiten, dass die Landwirtschaft ihre Chancen wahrnehmen kann. Stattdessen hat er die Zukunftskommission Landwirtschaft ebenso wie die Borchert-Kommission zu Tode gezaudert: ein gesellschaftlicher Skandal.

Gescheitert ist der Landwirtschaftsminister an der FDP, die ihm nicht grün ist und in der Agrarpolitik am Mantra festhält, keine zusätzlichen Steuern zu erheben. Dabei umgeht man diese anderenorts elegant, angefangen beim „Doppelwumms“ zur Bekämpfung von Inflation und Energiekrise über das Sondervermögen Bundeswehr, für das sogar das Grundgesetz geändert wurde, bis zum Klima- und Transformationsfonds.

Gescheitert ist Özdemir auch daran, dass die Grünen Grundregeln über Bord werfen:
Pflanzen und Tiere wachsen nicht nach Ideologien. Geld muss erwirtschaftet werden, ohne Wirtschaft wird das nichts. Wer gegen Markt- und Naturgesetze handelt, wird scheitern.
Der Staat ist nie der bessere Unternehmer oder der vernünftigere Verbraucher. Unternehmertum löst mehr Probleme als Ordnungsrecht. Demokratie bedeutet Wahlfreiheit nicht nur an der Wahlurne, sondern auch beim Einkauf.
Der Staat sollte nicht den Weg regulieren, sondern das Ziel beschreiben. Regulierung im Detail erzieht zur Unmündigkeit. Kontrolle ist gut, Eigenverantwortung deutlich besser.
Politisches Vertrauen gibt es nicht unverdient. Die Zuversicht, Gemeinwohlleistungen bezahlt zu bekommen, ist erschüttert. Wer gesellschaftliche Leistungen aber nicht würdigt, würgt jedes Engagement ab.

Es ist nicht absehbar, dass in naher Zukunft ein Erkenntnisschub erfolgt. Trotz veganer Kantine im Landwirtschaftsministerium wurstelt sich Özdemir weiter durch die Agrarpolitik. Doch es wird jemand zahlen müssen. „There is no free Lunch“, wäre eine weitere Erkenntnis für den grünen Minister. Seine Politik kostet landwirtschaftliche Betriebe, heimische Ernährungssicherheit, Wirtschaftskraft im ländlichen Raum – jeden Tag.

Zum Glück bleiben Markt- und Naturgesetze trotz grüner Ideologie in Kraft. Es wird der Landwirtschaft nichts anderes übrig bleiben, als sich an diesen Konstanten zu orientieren und dabei Verbraucher und Bürger mitzunehmen. Leicht wird das nicht. Und doch sind viele Betriebe längst auf dem Weg in die Zukunft. Die Beteiligten der Borchert-Kommission sollten ihr Netzwerk erhalten. Es ist eine echte Investition in die Zukunft. Der Zauderer von Öz aber hat seinen Zauber verloren.

Die letzten Weidemelker

0

Nun ist es vorbei für die letzten 14 Kühe. Zu beschwerlich ist das Melken für die beiden Senioren geworden, und Nachfolger gibt es nicht. Dass Milchvieh abgeschafft wird, kommt immer wieder vor auf landwirtschaftlichen Höfen. Die Besonderheit hier: Mit den Brüdern Johannes (83) und Claus-Henning (77) Jensen aus Nübel-Brekling in Angeln hören die wahrscheinlich letzten Weidemelker im Norden auf.

Fahrt mit dem Melkwagen zur etwa 1 km entfernten Weide

Die Angler Kühe warten schon, wenn der Traktor mit dem Melkgeschirr ankommt, aber erst muss der Melkstand vorbereitet werden, das Melkgeschirr angebracht, die Milchleitung installiert. Johannes gibt etwas Schrot in die Futtertröge, dann öffnet Claus-Hennig das Gatter, und es geht los. Eine gute halbe Stunde dauert das Melken, ganz in Ruhe, aber zielstrebig und koordiniert. Wie mühselig es für sie ist, kann man allerdings sehen, besonders das Bücken beim An- und Ablegen des Geschirrs, und das bei Knieproblemen.

Mühselige Arbeit für die betagten Männer: Claus-Henning (77) Jensen bringt das Melkgeschirr und legt es an.
Johannes Jensen (83) gibt etwas Schrot in die Futtertröge, um die Kühe anzulocken und beim Melken ruhig zu halten.

„Wir haben immer zusammen gemolken, 65 Jahre lang, das sind hochgerechnet einige Tausend Male“, rechnet Johannes im Kopf nach. Dazu ging es jeden Morgen und Abend raus auf die Weide. Von Mai bis in den Herbst lebten die Kühe draußen, die Melker kamen zu ihnen. Über die Jahre hielten die Brüder Jensen um die 40 Kühe, „mehr Platz ist auch nicht im Stall“. Einen Teil haben sie schon seit diesem Frühjahr weggegeben. Von ihren 70 ha ist das Ackerland verpachtet, das Grünland – ohne die Kühe – demnächst auch.

Den Betrieb hatten ihre Eltern Johannes senior und Luise Jensen 1937 gekauft. 1959 ließen sie vom Schmied den ersten Melkstand bauen, der wurde noch mit Eimern bedient. Der jetzige Melkstand stammt noch aus dem Jahr 1983 und enthält die viel praktischere Milchleitung. Die Pumpe wird mit dem Traktormotor angetrieben. „Damals war Weidemelken gang und gebe, viele Nachbarn machten das, aber die meisten mit Anbindung und nicht als Durchtrieb wie bei uns“, erklärt Claus-Henning. – Ist eine Kuh fertig, wird per Seilzug die Tür geöffnet, und sie läuft raus, die nächste kommt nach. Nicht nur die Kühe hatten auf diese Weise ein schönes Leben, auch für die Halter war das Weidemelken praktisch. „Du brauchst nicht füttern, und es entfällt das Rein- und Raustreiben in und aus dem Stall.“

Mit dem Seilzug wird die Tür für die gemolkene Kuh geöffnet.
 Die gemolkene Milch wird in die Kanne gepumpt.

In dem Dokumentarfilm „Quo vadis, Angeln?“ (das Bauernblatt berichtete) wurde auch die Brüder Jensen und ihre Arbeit gezeigt. „Mama, das ist der aus dem Film!“, rief ein Mädchen auf der Straße, erzählt Johannes lachend.

Christina Paulsen-Schlüter, zweite Vorsitzende der Rinderzucht Schleswig-Holstein eG (RSH) und eine der Initiatorinnen des Films, hat den Brüdern Jensen ein Fotobuch zusammengestellt, in dem sie einen Morgengang auf die Weide mit ihnen beschreibt. „Wie Geister erscheinen die Kühe im ersten Morgengrauen, langsam färbt die aufgehende Sonne den Himmel, Tau liegt auf Gras und Gebüsch. Kraniche rufen, und allmählich bewegt sich die Herde zum Teich.“

Eine Ära geht zu Ende. Traurig? „Na, glücklich nicht“, meint Claus-Henning. Trotzdem lacht er wie auch sein Bruder ständig. Und fügt sogleich an: „Schau mal, wie schön wir hier leben!“ 

Ein Leben lang brüderlich vereint in der Landwirtschaft: Johannes (li.I) und Claus-Henning Jensen
Nun ist es vorbei: Der Weidemelkstand wird für immer geschlossen.

Neues Auktionsmodell läuft in Dätgen

0

Die Rinderzucht Schleswig-Holstein (RSH) setzt auf ein neues Auktionskozept mit extra Serviceangeboten, das die Beschicker entlasten soll. Auf Vorführung wird verzichtet, die Tiere präsentieren sich quasi selbst.

Wir haben nach neuen Wegen für die Auktion gesucht. Es war ein Experiment für uns, das gelungen ist“, sagt Dr. Heiner Kahle, Abteilungsleiter Viehvermarktung und Marketing bei der RSH, zufrieden. Am 13. Oktober vorigen Jahres fand die erste Auktion nach neuem Muster statt, verbunden mit einem Ortswechsel aus den Holstenhallen Neumünster in den Exportstall der RSH nach Dätgen; gleichzeitig ein Wechsel des zuständigen Kreises nach Rendsburg-Eckernförde.

Auktion mit Service

Die RSH hat auch ihr Service­angebot erweitert, dazu gehört jetzt der Transport. Die Tiere können am Abend vor der Auktion durch Spediteure der RSH abgeholt werden und werden morgens in Dätgen gemolken und vorbereitet.Der Aufwand für die RSH als Veranstalter ist gestiegen und braucht ein engagiertes Team.

Neu ist auch, dass die Tiere nicht mehr vorgeführt werden müssen. Sie können sich im Ring frei bewegen. „Anfängliche Bedenken wegen der Präsentation waren fehl am Platz“, resümiert Auktionator Claus-Peter Tordsen heute, „die Tiere kommen in die Halle, sind neugierig, heben den Kopf und präsentieren sich gut von allein.“

Am vorigen Donnerstag fand die erste Absatzveranstaltung der RSH nach der Sommerpause statt. „Wir haben bisher unsere Tiere ab Hof verkauft und sind zufrieden mit dem neuen Konzept“, sagt Tina Staggen aus Rendswühren, die mit Seniorchefin Anke Staggen eine Anglerfärse angeboten hat. „Der Aufwand für uns ist gut zu bewältigen und wir treffen auf ein breites Spektrum an Käufern.“ Das gefiel den Landwirtinnen.

Keine lange Vorbereitung

Landwirtin Agnes Greggersen aus Schwackendorf lobt ebenfalls den Servicegedanken: „Meine beiden Angler Färsen wurden abgeholt und vor Ort gemolken. Damit fällt die Entscheidung für die Auktion leichter.“ Ein großer Vorteil für die Landwirtin ist, sie hat keine tagelange Vorbereitung der Tiere im heimischen Stall. Der Entfall der stressigen Vorführung bedeutet für sie auch mehr Tierwohl. Die Atmosphäre in Dätgen bezeichnen Beschicker und Besucher als nahezu familiär.

Die RSH ist zufrieden, die Auftriebszahlen wachsen, neue Beschickerkreise werden erschlossen. Das war notwendig nach dem Rückgang der Absatzzahlen. „Die Auktion ist für die Rinderhalter eine wichtige Vermarktungsform und bedeutet transparente Preisfindung, die für alle im Land als Orientierung dient“, so Heiner Kahle. Deshalb werde die RSH dieses Modell weiter zukunftsfest ausbauen. mbw

Mit Texasgittern wird ein Laufbereich für die Auktion in der Halle aufgebaut. Die Registrierung und Abwicklung sind ebenfalls vor Ort. Foto: mbw
Die Registrierung und Abwicklung der RSH sind ebenfalls vor Ort. Foto: mbw
Die kaufinteressierten Besucherinnen und Besucher können alle Tiere vor der Auktion ausgiebig im Stall besichtigen. Foto: mbw
Tina Staggen, Sina Piotraschke, Anke Staggen (v. li.) verfolgen die Auktion. Foto: mbw
Bei der Auktion findet eine transparente Preisbildung statt. Foto: mbw


„Man muss alles gleichzeitig machen“

0

Die FDP-Fraktion hatte am Montag in den Landtag eingeladen zur Diskussion um den umstrittenen Nationalpark Ostsee (NPO). Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) stellte sich der Diskussion und sprach seine Erwartung deutlich aus, dass etwas passieren muss.

Die FDP rief die verschiedenen Gruppen, die unterschiedliche Haltungen gegenüber dem geplanten Nationalpark einnehmen, zur Diskussion auf. Umweltminister Tobias Goldschmidt hat die Einladung in den Kieler Plenarsaal angenommen und hatte an vielen Stellen für das von ihm ergebnisoffen gestartete Projekt zu diskutieren und zu verteidigen.

Neben Umweltminister Tobias Goldschmidt und dem Gastgeber Oliver Kumbartzky, dem umweltpolitischen Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, gehörten Stefanie Sudhaus, Meeresschutzreferentin beim BUND Schleswig-Holstein, Björn Brüggemann, Initiative Freie Ostsee, Jörg Weber, Bürgermeister von Fehmarn und Vorsitzender Ostseetourismus, Peter Heldt, Landessportfischerverband und Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein zur Diskussionsrunde.

Der Landesbauernverbandspräsident Lucht betonte, dass es bereits einen strengen Rechtsrahmen für den Gewässerschutz durch die Wasserrahmen-Richtlinie, die Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie und die jüngst verschärfte Düngeverordnung gibt. Insofern sei genau abzuwägen, ob die Ergänzung des zusätzlichen formalen Schutzstatus als Nationalpark, der mit Nutzungseinschränkungen, Verboten und Auflagen verbunden sei, überhaupt erforderlich ist. Ebenso hob Lucht die Erfolge der Allianz für den Gewässerschutz hervor, die auf Verbändebasis und unter Beteiligung des Umwelt- und Agrarministeriums erfolgreich auf freiwilliger Basis an Land agiert.

Kumbartzky machte aus der Meinung der Opposition kein Geheimnis indem er sagte: „Wir sind hier alles andere als neutral.“ Er erinnerte daran, dass die FDP den Nationalpark Ostsee für den falschen Weg hält, um mehr Meeresschutz zu erreichen. Joachim Weber rückte die Freiwilligkeit von Vereinbarungen in den Vordergrund, damit auf Fehmarn mit Wassersportlern gute Einigungen erzielt würden.

Über dem Abend schwebten die Medienmeldungen von vor einigen Tagen, dass die CDU die Pläne für einen Nationalpark Ostsee endgültig begraben habe. Goldschmidt machte deutlich, dass er weiterhin nach Lösungen festhält und betonte zum Schluss, dass er an der Diskussion zum Schutz der Ostsee festhalte und man am besten alle Maßnahmen gleichzeitig starte. mbw

Angemerkt: Das dröhnende Schweigen der Nationalparkverfechter

Bei der Diskussion um einen Nationalpark Ostsee könnte man fast den Eindruck gewinnen, dass der Ostsee nichts Schlimmeres passieren konnte als der Konsultationsprozess: Ihr Zustand hat sich – wenngleich nur verbal – seit dessen Beginn im März 2023 durch zunehmend aufbauschende Umschreibungen dramatisch verschlechtert: Von „nicht in einem guten Zustand“ hat sich der Status in kürzester Zeit über „jämmerlich“ zu „sterbenskrank“ entwickelt, sodass selbst der Vergleich zu einer „Jauchegrube“ manchem plausibel erschien. Manchmal bedeuten aber die Dinge, die nicht gesagt werden, mehr als jene, die laut in die Welt gesetzt werden. Das konnte man bei der Diskussionsveranstaltung der FDP im Landtag besonders „raushören“. Gleich für drei mehrfach angesprochene Kernaspekte blieb der auf dem Podium seine Nationalparkpläne verteidigende Umweltminister Goldschmidt eine ausdrückliche Antwort schuldig:

1. Was hat das Ministerium dem im Auftrag der Initiative Freie Ostsee Schleswig-Holstein erstellten Rechtsgutachten entgegenzusetzen, wonach die Festsetzung eines Nationalparks innerhalb der sogenannten Potenzialfläche gleich an mehreren wesentlichen rechtlichen Voraussetzungen scheitere?

2. Welche der Ziele (Altmunitionsbergung, Eutrophierung, Begrenzung von Sauerstoffarmut und Klimawandelfolgen) können ausschließlich durch Errichtung eines Nationalparks verwirklicht ­werden?

3. Welche der auch von Umweltschutzverbänden ins Spiel gebrachten alternativen Schutzgebietskategorien beziehungsweise freiwilligen Konzepte favorisiert der Minister, wenn ein Nationalpark nicht realisierbar ist?

Insbesondere zur letztgenannten Frage verwundert aus Sicht der Landwirtschaft und mit Blick auf die Lösungsfindung für die Eutrophierung der Ostsee die beharrliche „Aussageverweigerung“. So bestehen ja für das Umweltministerium mit der von Robert Habeck ins Leben gerufenen Allianz für Gewässerschutz und dem vom ehemaligen Umweltminister Albrecht begonnenen Dialogprozess „Zukunft der Landwirtschaft“ attraktive Verankerungsmöglichkeiten. Gleich drei der 24 Thesen adressieren den Gewässerschutz, wobei für alle maßgeblichen Akteure mit These 19 ein richtungsweisender Kompass formuliert wird:

„Wir wollen durch Kooperation, Ausbildung, Beratung, Modellprojekte, praxisorientierte Forschung sowie innovative Technik eine boden-, klima- und gewässerschonende Landbewirtschaftung unterstützen. Hierdurch sollen Nährstoffe effizienter ausgenutzt, Überschüsse vermieden und die Eutrophierung der Gewässer verringert werden.“ Deshalb sollte dieser von allen Stakeholdern vorgegebene Kurs angepeilt werden. Das bedeutet: Klar zur Wende – zurück in die Zukunft.

Dr. Lennart Schmitt, BVSH

Kartoffeln bleiben gefragt

0

Die Internationale Kartoffel-Herbstbörse fand am Dienstag zum 70. Mal statt. In Hamburg trafen sich 130 Vertreterinnen und Vertreter der gesamten mit der Kartoffel verbundene Wirtschaft. Sie folgten der Einladung des Deutschen Kartoffelhandelsverbandes (DKHV) zum Dialog über Stand und Perspektive der Branche.

Die Herausforderungen der diesjährigen Frühkartoffelsaison durch die klimatischen Bedingungen zeigen sich für Karl Ohligs vom Import- und Handelsunternehmen Theodor Stadtmann, Bottrop, durch eine erschwerte Rohwarenbeschaffung. Der Bedarf des Handels musste verstärkt durch Importware gedeckt werden. Thomas Herkenrath, Präsident des Deutschen Kartoffelhandelsverbandes (DKHV), sprach die zunehmenden administrativen Anforderungen auf allen Stufen der Wertschöpfungskette an, die für die einzelnen Betriebe die Belastungsgrenze erreicht hätten. Er stellte die These auf, die Anforderungen des Lebensmittelhandels hätten die Anforderungen der Verbraucher vielleicht längst überschritten. Er gab mit Blick in Richtung Politik zu bedenken, dass die Wertschöpfung in Handel und Landwirtschaft unter überbordenden bürokratischen Anforderungen zunehmend leide.

Traditionell wurde in den vergangen Jahrzehnten auf der Kartoffelherbstbörse die vorläufige Ernteschätzung veröffentlicht. Das Bundesministerium für Landwirtschaft (BMEL) hat diesmal keine Prognose vorgetragen. Eine aktuelle Ernteerwartung wurde auf dem Weu­then-Kartoffeltag in Schwalmtal von Weuthen-Geschäftsführer Ferdinand Buffen am 31. August vorgestellt, der diese für Deutschland zu diesem Zeitpunkt auf 10,25 bis 10,75 Mio. t bezifferte, für die EU-4 auf 22 bis 22,50 Mio. t und von weiteren 4,5 bis 5 Mio. t für das Vereinigte Königreich ausging. Seit dieser Einschätzung seien 19 Tage vergangen, deshalb gehe er jetzt von weiteren 7,5  t/ha an Zuwachs aus. Das sei mit entsprechenden Auswirkungen auf den Kassamarkt einhergegangen und habe zur Preiskorrekturen geführt. Buffen sieht weiter eine starke und noch steigende Aufnahmefähigkeit am Weltmarkt für Verarbeitungsprodukte.

Einig waren sich die Branchenvertreter, dass die Pflanzgutproduktion zu einem limitierenden Faktor werde und bereits zur kommenden Saison Vermehrungsflächen vor allem im Norden gesucht seien. mbw