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Von heimischen Legenden und mystischen Sagen

Zum sechsten Mal findet in Travemünde die Sandskulpturen-Ausstellung statt
Von Iris Jaeger
Fast schon lebendig wirkt der Drache als Symbol für den Holzdrachen im chinesischen Horoskop. Am 10. Februar wurde das chinesische Neujahrsfest gefeiert und damit das neue Jahr 2024 eingeläutet – das Jahr des Drachen. Fotos: Iris Jaeger

„Sand ist ein natürlich vorkommendes, unverfestigtes Sediment, das sich überwiegend aus Mineralkörnern mit einer Korngröße von 0,063 bis 2 mm zusammensetzt“ – so lautet die Definition für Sand. Was sich aus diesen kleinen, feinen Mineralkörnern im wahrsten Sinne des Worte Großartiges zaubern lässt, ist seit vergangenen Sonnabend wieder in Travemünde bei Lübeck in der Bootshalle am Fischereihafen zu sehen: Zum sechsten Mal findet dort die Sandskulpturen-Ausstellung statt, in diesem Jahr mit dem Thema „Legenden, Mythen und Sagen“.

Elfen, Zwerge, Einhörner, Götter, Sagenfiguren, Tiere und Kobolde – das diesjährige Motto der Ausstellung ist so facettenreich und vielfältig wie die entstandenen Figuren selbst. „Damit wirklich für jedes Alter etwas mit dabei ist, denn wir wollen alle mitnehmen, von zwei bis 99 Jahre“, sagt Ausstellungsleiter Oliver Hartmann. Denn nur griechische Mythologie oder germanische Sagen seien gerade für Kinder eher langweilig, auch wenn die Sandfiguren beeindruckend sind. Und so begeben sich die Besucher auf einer Ausstellungsfläche von 3.500 Quadratmeter auf eine bezaubernde Reise durch eine magische Erlebniswelt, die einen in den Bann zieht, staunen und die Welt da draußen für eine Weile vergessen lässt.

Die Zahnfee

Die Reise beginnt in einem Zauberland, in dem Feen Monstern vorlesen, Wölfen auf einer Flöte etwas vorspielen oder auf einer Schnecke durch die Fantasie reiten, gefolgt von einem Lebensbaum, der den Kreislauf von der Geburt bis zum Tod darstellt. Kinder dürften sofort die Zahnfee entdecken und sich über das Einhorn, das Sandmännchen, Schneemann Olaf aus „Die Eiskönigin“ sowie die Dinosaurier freuen. Fast schon lebendig wirkt der Drache, das Symbol für das aktuelle chinesische Jahr des Drachens.

Bis in kleinste Detail sind die Skulpturen ausgeformt. Durch Wegnehmen oder Hinzufügen von Sand, durch Abtragen und Kratzen, durch Schaben und Streichen haben die 24 Sandkünstlerinnen und -künstler aus aller Welt die rund 10.000 Kubikmeter Spezialsand in Rundungen, Ecken, Kanten, Spitzen, Kugeln, Rillen und Furchen modelliert und auf diese Weise in bis zu 7 m hohe magische Gestalten und Szenen verwandelt. Mitunter lohnt sich ein zweiter oder dritter Blick auf die sandigen Giganten oder auch auf die dargestellten Szenen wie den Rattenfänger von Hameln oder die düstere Welt des Grafen Dracula, denn oft sind es die kleinen, aber feinen Details, die einen zum Schmunzeln und zum Staunen bringen. Die Zehennägel des Yetis zum Beispiel oder die Häuschen bei Till Eulenspiegel, die Verzierungen der Uniform von Hades, dem griechischen Herrscher der Unterwelt. Überhaupt sind so einige Gottheiten unter den mehr als 80 Skulpturen vertreten: die Götter der Maya, der Azteken, hinduistische Götter wie auch japanische, römische, griechische und germanische: Poseidon, Zeus, Odin, Aphrodite sind dabei, um nur einige zu nennen.

Eine Besonderheit der Ausstellung ist das Einbinden von lokalen Mythen und Sagen wie der Geschichte von der Kirchenmaus Rosemarie in Lübeck, vom Teufel von der Kirche St. Marien zu Lübeck, vom Fischer Luba, der Lübeck aus einer Belagerung rettete, vom Riesen Möves, der vor Travemünde den Findling Mövenstein ins Meer warf und dadurch den Priwall entstehen ließ. Aber auch Till Eulenspiegel ist, wie erwähnt, mit von der Partie, der der Legende nach in Mölln begraben sein soll.

Der Riese Möves

Wer sich jetzt eingesteht, diese Sagen und Legenden nicht bis ins Detail parat zu haben, steht laut Ausstellungsleiter Oliver Hartmann nicht allein da: „Das eine oder andere hat man mal gehört oder bei einer Stadtführung aufgeschnappt, aber selbst die lokale Presse war nicht ganz mythenfest und bat um genauere Informationen oder Quellen zu diesen Sagen.“ So habe diese Ausstellung auch gleichzeitig einen Bildungsanspruch und manch ein Besucher werde sich über die eine oder andere Sage oder Legende im Nachhinein noch einmal genauer informieren, ist er überzeugt.

Und wem das an Wissen noch nicht ausreicht, der erfährt im Eingangsbereich wie auch schon bei den anderen Ausstellungen, wie genau aus Sand die Skulpturen entstehen, welche Hilfsmittel dafür notwendig sind und was es auf der ganzen Welt für unterschiedliche Sandsorten in allen möglichen Körnungen und Farben gibt. „Der Sand hier zieht die Menschen an“, so Hartmann. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 3. November.

Weitere Informationen zu der Ausstellung finden sich unter sandskulpturen-travemuende.de

Die Kirchenmaus Rosemarie aus Lübeck
Fotos: Iris Jaeger
Graf Dracula
Modellierwerkzeug
Die Zehen vom Yeti
Yeti
Der Rattenfänger von Hameln
Luba der Fischer rettete Lübeck aus einer Belagerung
Hades
Poseidon
Zeus
Des Malers Versuchung
Phönix – „Rinasce piu Gloriosa“ – „Er entsteht neu in größerem Glanz“
Detailreiche Ausformungen wie die Krallen des Phönix
Der Osterhase darf auch nicht fehlen
Maui – ein polynesischer Halbgott aus dem Disney-Film „Vaiana“.
Till Eulenspiegel
Ausschnitt aus der Szene von Till Eulenspiegel
Baron Münchhausen


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