Start Blog Seite 168

Lucht: „Minister Özdemir, beteiligen Sie sich endlich an Lösungen “

0

Harsche Kritik an der Politik von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) äußerte Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, am Donnerstag (21. September) im Rahmen einer Kundgebung, die anlässlich der Agrarministerkonferenz auf dem „Platz der Kieler Matrosen“ am Kieler Hauptbahnhof stattfand.

„Die Landwirtschaft macht Angebote und ist bereit, auf Wünsche der Gesellschaft zu reagieren. Dafür brauchen wir die Unterstützung der Politik und keine Blockadehaltung, wie wir sie derzeit im Berliner Agrarresort wahrnehmen“, so Lucht vor rund 1.000 Demonstrierenden aus dem gesamten ländlichen Raum.

Gesellschaftlich breit getragene Lösungen lägen mit den Ergebnissen des Kompetenznetzwerks Nutz-tierhaltung und der Zukunftskommission Landwirtschaft auf dem Tisch, würden aber nicht umgesetzt.

„Stattdessen setzt Berlin auf Ordnungsrecht“, stellt Lucht fest und mahnt Minister Özdemir: „Mit Ord-nungsrecht löst man keine Krisen, schafft nicht mehr Tierwohl und sichert keine heimische Lebensmit-telproduktion“.

Die Landwirtschaft sei lösungsorientiert und bereit für die Zukunft, nun benötige man verlässlichen Rückenwind vonseiten der Politik: „Wir brauchen Rechtssicherheit für Investitionen und die Honorierung von Leistungen, die nicht über den Markt entlohnt werden“, so die zentralen Forderungen. pm

Zitate

Friedrich-Otto Ripke
Hans-Jürgen Kock
Peter Köninger
Jennifer Müller
Jan Urthel
Laura Stolley
Lars Kuhlmann
Hubertus Zirkel


Friedrich-Otto Ripke, Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft: „Die deutsche Geflügelwirtschaft ist eine Wachstumsbranche. Es gibt kein Nachfrageproblem. Aber es hapert an den politischen Rahmenbedingungen. Mit einer Verschärfung bei den Besatzdichten in Deutschland, fördert man den Import. Auch die Durchsetzung des Mercosur-Abkommens mit Südamerika würde uns hart treffen. Mit Versorgungssicherheit hat das nichts zu tun.“

Hans-Jürgen Kock, Präsident des ­Lohnunternehmerverbandes Schleswig-Holstein: „Wir müssen weg von ideologischer Politik und hin zu wissenschaftlich fundierten Entscheidungen. Lohnunternehmer sind nach dran an Natur, Wind und Wetter, und Vorreiter beim Einsatz neuer Technologien. Wir sind gerne bereit unser Know-how zu teilen.“

Peter Köninger, Milchpräsident des Bayerischen Bauernverbandes: „Das Tierschutzgesetz trifft viele Betriebe in Bayern. Mit Blick auf das geplante Verbot der Anbindehaltung werden ganze Regionen ausbluten. Wir brauchen deswegen die Möglichkeit der Kombinationshaltung für die Tiere, mit Stall im Winter und Auslauf im Sommer.“

Jennifer Müller, Sprecherin des Unternehmerinnennetzwerks Schleswig-Holstein: „Es ist entscheidend, dass Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir mit uns über die Tierhaltung spricht. Wir haben momentan der Eindruck, dass er sie abschaffen will. Es kann außerdem nicht sein, das Glyphosat auf EU-Ebene eine Zulassung erhält und einzig Deutschland an einem Verbot festhalten will.“

Jan Urthel, Landesfischereiverband Schleswig-Holstein: „Wir wollen hier die Bauern unterstützen, haben aber natürlich auch eigene Anliegen. 2030 soll die bodengebundene Fischerei verboten werden, obwohl wir immer bodenschonender arbeiten. Dadurch lassen sich unsere Boote und Betriebe nicht mehr verkaufen. Die Erlöse aus den Verkäufen machen aber in unserer Branche einen bedeutenden Teil der Rente aus.“

Laura Stolley, Sprecherin des Agrarausschusses im Landjugendverband Schleswig-Holstein: „Es ist wichtig, dass wir jungen Landwirtinnen und Landwirte hier sind. Wir stehen motiviert in Startlöchern. Aber wir müssen Planungssicherheit von der Politik bekommen. Vorgaben müssen mit und und nicht gegen uns entwickelt werden.“

Lars Kuhlmann, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Pinneberg: „Es ist wichtig, hier im Rahmen der Agrarministerkonferenz Flagge zu zeigen. Wir sehen, dass sich der gesamte ländliche Raum versammelt hat, um ein Zeichen zu setzen. Ob die Bundespolitik aber schon begriffen hat, wie ernst die Lage im ländlichen Raum ist, vage ich zu bezweifeln.“

Hubertus Zirkel, Geschäftsführer des Waldbesitzerverbandes Schleswig-Holstein: „Die aktuelle Forstpolitik ist kaum nachzuvollziehen. Extremwetterereignisse nehmen zu, aber Fördermittel zur Beseitung von Schäden durch Extremwetterereignisse sollen gestrichen werden. Das passt nicht zusammen. Das Bundesumweltministerium will Waldflächen stilllegen oder einen Umbau ausschießlich mit heimischen Arten zulassen. Diese Arten sind aber oft nicht klimaresilient. Außerdem gilt es zu bedenken, dass jeder Festmeter Holz, der hier nicht mehr unter hohen Nachhaltigkeitsstandards erzeugt wird, aus dem Ausland importiert werden muss.“

Ein Begriff im Wandel der Zeit

0

Was ist Heimat? Gibt es für diesen Begriff überhaupt eine alles umfassende, allgemeingültige Definition? Wenn es nach der in der vergangenen Woche neu eröffneten Ausstellung im ­Jahr100Haus im Freilichtmuseum Molfsee geht, dann gibt es DIE eine Heimat nicht.

Daher wurde als Titel der Ausstellung auch der Plural von Heimat gewählt. „Heimaten“ ist eine Ausstellung und zugleich eine Umfrage, die die Aussagen von Besuchern zu deren Heimat-Assoziationen per Umfragetool und Smartphone erfasst und die Antworten mit in die Ausstellung integriert. „Das Besondere an dieser Ausstellung ist, dass wir keine Antworten parat haben, sondern Fragen stellen. Damit möchten wir unsere Besuchenden dazu anregen, darüber nachzudenken, was Heimat für sie bedeutet“, erklärte Prof. Kerstin Poehls, Direktorin des Freilichtmuseums Molfsee, zur Eröffnung. Die Ausstellung sei aus vielerlei Gründen wichtig für das Museum. „Über das Thema dieser Ausstellung können wir in einen Dialog zwischen diesem Gebäude und dem Freigelände kommen und thematische Verbindungen herausarbeiten. Zudem können wir damit die Frage gut bearbeiten, was ein Freilichtmuseum jetzt im 21. Jahrhundert eigentlich sein kann, wofür es steht und wie wir mit unseren Gästen kommunizieren“, so ­Poehls weiter.

Die Ausstellung ist in sieben Themenbereiche gegliedert, die jeweils unter einer anderen Fragestellung stehen. 

„Wir verstehen Heimat nicht nur als Ort, sondern als facettenreiches Gebilde, das jede und jeder von uns täglich neu aushandeln muss. Heimat ist nicht einfach da, sondern wandelt sich stetig“, sagte Dr. Babette Tewes, die als Projektleiterin für die Umsetzung von „Heimaten“ im Jahr100Haus verantworlich zeichnet. Ein Ziel der Ausstellung sei es, diese ständige Veränderung abzubilden, mit Exponaten und persönlichen Geschichten, um der Komplexität des Themas Raum zu geben.

„Jede und jeder definiert Heimat anders – örtlich oder über Zugehörigkeit, über Familie oder Menschen, über Kultur, Essen oder Gerüche. Diese Ausstellung ist auch deshalb so wichtig, weil Heimat ein Begriff im Wandel ist und es das Ansinnen dieser Ausstellung ist, diesen Begriff ins 21. Jahrhundert zu übersetzen“, erklärte Karin Prien (CDU), Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur, bei einem ersten Rundgang. „Heimaten“ ist in sieben Themenbereiche unterteilt, wobei jeder Bereich mit einer Frage überschrieben ist: Ist Heimat ein Ort? Ist Heimat eine Gemeinschaft? Ist Heimat etwas Sinnliches? … ein Staat? … ein Grund zur Sorge? … mit Verlust verbunden? Oder ist Heimat etwas Neues? Zu sehen sind Musikvideos, Ausschnitte aus Heimatfilmen, Trachten, Textilien, Videospiele, Installationen, Grafik und vieles mehr. Jedes Exponat ist ein Denkanstoß und kann Anlass zur Diskussion sein. „Heimaten“ ist eine Ausstellung des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg mit Kurator Simon Klingler. Weitere Informationen unter freilichtmuseum-sh.de

Die Sandmännchen – links der DDR-Sandmann, rechts die Westvariante
Noh Nee – Dirndl à l‘Africaine (Modell Anna)
Artenvorkommen als Heimatmerkmal
Künstliche Falter und Insekten fangen bei Näherkommen in den Lampen an zu flattern. 
Per Umfragetool und Smartphone können sich die Besucher an einer Umfrage zum Thema Heimat beteiligen. Die Antworten werden in die Ausstellung integriert. 
Die Lampen mit den flatternden Insekten sind ein Hingucker.
Raumideen in Zeichnungen festgehalten
Ist Musik Heimat? Oder stehen Instrumente für Heimat?
Wimmelbild einer Stadt
Projektleiterin Babette Tewes, Museumsleiterin Kerstin Poehls und Bildungsministerin Karin Prien (v. li.) unterhalten sich über die Ausstellung.
Trikot und Schal von Holstein Kiel 


Repowering-Quote bleibt hoch

Der Ausbau der deutschen On­shore-Windenergie entwickelt sich laut dem Bundesverband Windenergie (BWE) weiterhin positiv. Die Branche kann den Schwung des ersten Halbjahres 2023 mitnehmen und liegt bei entscheidenden Kennzahlen über dem Vorjahresniveau.

Mit Neugenehmigungen im Umfang von mittlerweile fast 4.000 MW liegt die neu genehmigte Leistung ganze 44 % über dem Achtmonatswert des Vorjahres. Auch die durchschnittliche Generatorleistung hat zugenommen: Im Bundesschnitt haben neu genehmigte Anlagen eine Leistung von 5,41 MW. Mit Ausnahme von Bayern und Baden-Württemberg liegt die genehmigte Leistung in allen Bundesländern über 5 MW; Sachsen-Anhalt steht mit durchschnittlich 6,13 MW an der Spitze.

Mit 192 neu genehmigten Windenergieanlagen (WEA) führt Nordrhein-Westfalen weiterhin das Länder-Ranking an. Die hier erst kürzlich weggefallene pauschale 1.000-m-Abstandsregelung dürfte zu einem weiteren Anziehen der Genehmigungen führen. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Schleswig-Holstein und Niedersachsen mit 125 beziehungsweise 123 neu genehmigten Anlagen. Brandenburg liegt mit 73 Anlagen weiterhin auf dem vierten Platz, hier zieht die Genehmigungslage nach einer Schwächeperiode weiter an und hat heute bereits mehr genehmigte Projekte als im Vorjahr.

Auch Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Sachsen haben das Genehmigungsniveau des Vorjahres (Mecklenburg-Vorpommern 22 WEA; Thüringen 21 WEA; Sachsen 18 WEA) bereits übertroffen – wenngleich mit deutlich geringeren absoluten Zahlen. Die höchsten neu genehmigten Turbinen sind neun Anlagen mit einer Gesamthöhe von 261 m und einer Leistung von 7,2 MW.

Im Bereich der Neuinbetriebnahmen zeigt sich ein deutlicher Zuwachs gegenüber dem Vorjahr: Kumuliert liegt die neu in Betrieb gegangene Leistung nach acht Monaten bei mehr als 2.000 MW und damit rund 51 % über dem Vorjahreswert. Die Repowering-Quote liegt laut BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek unter den Neuinbetriebnahmen nach acht Monaten bei rund 32 % und damit weiterhin auf einem hohen Niveau.

Zudem bietet die Branche ein hohes Beschäftigungspotenzial für gut ausgebildete Fachkräfte sowie Berufs- und Quereinsteiger. Fast alle Unternehmen haben offene Stellen im Angebot. Dass diese im Schnitt in rund drei Monaten besetzt werden können, zeigt die Attraktivität der Windenergie als Arbeitgeber. Dabei gilt die Branche als zukunftsfähig, klimaschützend und technologisch innovativ. Diese Qualitäten sind gleichzeitig die leitenden Entscheidungsfaktoren für Menschen, die in der Windenergie beschäftigt sind oder es sein möchten. Allerdings gab in einer Civey-Umfrage ein großer Teil der Befragten an, keine Kenntnis von geeigneten oder passenden Stellen in der Windenergie zu haben. Besonders unter den aktuell in Ausbildung befindlichen Befragten ist das Nichtwissen um die Chancen mit 38,4 % sehr hoch.

Alte Tradition und neue Liebe

0

Die 37. Dithmarscher Kohltage sind eröffnet. Bis zum 24. September dreht sich im größten Kohlanbaugebiet Europas alles um das vitaminreiche Gemüse. Das Anschnittfest fand in diesem Jahr in der „Wiege des Kohls“ statt, am Kohlosseum in Wesselburen.

Kreispräsidentin Ute Borwieck-Dethlefs beim traditionellen Anschnitt

Traditionell schnitten die Kreispräsidentin, Ute Borwieck-Deth­lefs, und der Landwirtschaftsminister, Werner Schwarz (CDU), die beiden ersten Kohlköpfe der Saison. Christian Ufen, Vorsitzender der Bundesfachgruppe Gemüsebau, begrüßte die Gäste auf dem Kohlfeld der JHB Bio GbR direkt neben dem Kohlosseum. „Für den Kohl war es im Frühjahr zu nass, dann kamen im Sommer trockenheiße Phasen. Das Versorgen mit gesunden Lebensmitteln ist keine Selbstverständlichkeit, auch wenn es für uns selbstverständlich erscheint“, sagte Ufen.

Ute Borwieck-Dethlefs dankte nicht nur den Feldeigentümern: „Alles beginnt auf solch einem Feld, und wir haben noch immer gute Bedingungen für den Anbau, aber es bedarf einer Menge körperlicher Arbeit bis zur Ernte.“

Minister Schwarz würdigte in seinen Grußworten alle, die in Dithmarschen gemeinsam für jeden Bundesbürger durchschnittlich einen Kohlkopf anbauen. „Wir brauchen keine Ergänzungsmittel, wenn wir uns regional und saisonal ernähren. Kohl ist einer der Top-Vitamin-C-Lieferanten“, führte er aus. Bürokratie sei ein großer Kritikpunkt, so der Minister weiter. „Wir müssen mit ihr leben, machen Sie aber gerne Vorschläge zur Verbesserung“, forderte Schwarz auf.

Die Kohlregentinnen Inken III. Sprick und Luisa I. Hanssen tauschten Geschenke mit den Gastmajestäten aus, der Pellkartoffelkönigin Josefine Ninow aus Hohenlockstedt im Kreis Steinburg und der Rapsblütenkönigin Laura Bargholz von der Insel Fehmarn.

Dithmarschens Landrat Stefan Mohrdieck ging auf die lange Tradition des Kohlanschnitts ein. „Ein tolles Fest mit einem vielfältigen Programm allerorts“, lud er zu den anstehenden Veranstaltungen ein. Gemeinsam mit der Kreispräsidentin verabschiedete Mohrdieck den Vorsitzenden des Vereins zur Förderung Dithmarschens, Karl-Albert Brandt, mit einem Dithmarschen-Fähnchen, Urkunde und Präsenten. „Du bist für mich immer Mister Kohltage“, bekannte Ute Borwieck-Dethlefs.

Karl Kohlkopp hat eine neue Liebe.

Der KreisLandFrauenverein Dithmarschen hatte seinen „Karl Kohlkopp“ dabei. Seit Jahren schmücken Karl und Karla den Stand in der LandFrauen-Markthalle beim Anschnittfest. In diesem Jahr hatte Karl seine neue Liebe dabei – einen Rosenbusch. Aus der Liaison sei der Rosenkohl entstanden, besagt ein Gedicht. Die LandFrauen-Ortsvereine präsentierten neben Kunsthandwerk ein Kuchenbuffet und backten in sechs Pfannen frisch die beliebten Förtchen. Immer präsent sind die Kohlelfen, die die Besucher bezauberten und bei kleinen Tänzchen Bonbons verteilten.

In 23 gastronomischen Betrieben gibt es noch bis Sonntag die kulinarische Kohlvielfalt zu probieren. Ab Donnerstag wird auf dem Heider Marktplatz im Festzelt gefeiert, in Marne ist am Sonnabend Stadtfest und das Kohlosseum bietet täglich Vorführungen in der Krautwerkstatt an.

Die Marner LandFrauen backen auf sechs Pfannen die beliebten Förten.

Wirtschaftsminister und WTSH-Chef besichtigen Rinderstall

0

Prominenten und sichtlich kuhbegeisterten Besuch hatte das Lehr- und Versuchszentrum der Landwirtschaftskammer jetzt von Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) und dem Chef der Wirtschaftsförderung und Technologietransfer SH (WTSH), Dr. Hinrich Habeck.

Präsidentin Ute Volquardsen und die Mitarbeiter aus der Rinderhaltung führten die beiden über das Gelände. Dabei ging es um Tierwohl, Effizienz und die fortwährende Verbesserung von Ausbildung und Beratung auch mittels praxisnaher Neu- und Weiterentwicklung digitaler Technologien in Zusammenarbeit mit Wissenschafts- und Wirtschaftspartnern. Die Gäste erfuhren, welche Rolle die Kammer bei der Ausbildung und Beratung innerhalb der Landwirtschaft hat, wie die Ausbildung abläuft und welchen Mehrwert die Bauern von der Kammer haben, etwa durch die Landessorten- oder Fütterungsversuche. Dabei fragte der Minister viel nach, zum Beispiel ob es im Bereich der Milchviehhaltung nur um immer mehr Milchleistung gehe.

Er erfuhr, dass Futter zwar effizient eingesetzt werden solle, aber dabei nicht die Gesundheit der Kuh gefährdet werden dürfe. Künftig wird es bei der Fütterung auch vermehrt darum gehen, die Klimagase zu verringern. Weitere Themen waren der Konsum von Rind- und Schweinefleisch. Am Ende waren sich alle einig, dass das Wohl der Tiere im Interesse aller sei, damit man tierische Produkte mit gutem Gewissen essen könne. Besonders war der Minister davon angetan, dass in Futterkamp Schulkinder in Form von Klassenfahrten die Landwirtschaft kennenlernen.

Landesringreiten in Wittbek

0

Wenn sich mehr als 250 Reiter mit Lanzen oder Stechern treffen, geht es heutzutage zum Glück nicht um eine Schlacht. Vielmehr wird dann wahrscheinlich gerade ein Wettbewerb ausgetragen, bei dem an unterschiedlichen Orten in Schleswig-Holstein das Kulturerbe Ringreiten gelebt und präsentiert wird. Das Landesringreiten findet nur alle vier Jahre statt. Wegen der Pandemie gab es diesmal eine fünfjährige Pause, bevor sich die Ringreiter aus ganz Schleswig-Holstein in Wittbek im Kreis Nordfriesland trafen.

„Mir geht es um den Umgang mit dem Pferd und um die Kameradschaft“, erzählt Claus Röhe über seine Leidenschaft für das Ringreiten. Mit 18 Jahren, damals noch in Oldersbek ansässig, begann er mit diesem Sport. Inzwischen ist der heutige Mildstedter, Kreis Nordfriesland, seit 50 Jahren dabei. Doch in diesem Jahr war er zu beschäftigt, um selbst mitzumachen, denn er gehörte zum Veranstalterteam des Landesringreitens.

Die Vorbereitungen laufen zwar schon seit einem Jahr, aber wenn knapp 264 Reiter mit ihren Pferden anreisen, um auf 28 Bahnen ihre Wettkämpfe auszutragen, dann muss das gut koordiniert werden. Ein Treffen der Ringreiter in dieser Größe gibt es sonst nur noch in Dänemark. Dort, bei Sonderburg, sind es sogar noch mehr Teilnehmer. In Schleswig-Holstein wird hauptsächlich an der Westküste Ringreiten veranstaltet, vereinzelt auch im Landesinneren. Einzelne Veranstaltungen gibt es auch in den Niederlanden, in Niedersachsen und in Mecklenburg-Vorpommern. „Aber weiter nach unten geht es nicht“, weiß Röhe.

Immaterielles Kulturerbe

Hier in Schleswig-Holstein gibt es das Landesringreiten seit 60 Jahren. Röhe ist seit 30 Jahren dabei und hilft mit. Die Veranstaltung wurde im Laufe der Jahre an den unterschiedlichsten Orten durchgeführt, sogar schon auf Sylt. Röhe ist auch im Vorstand des Landesringreiterbundes und war gemeinsam mit seiner Kollegin Maike Buchholz aus Ostenfeld, Kreis Nordfriesland, maßgeblich daran beteiligt, dass das Ringreiten 2021 zum immateriellen Kulturerbe ernannt wurde. Die Idee kam von ihrem verstorbenen Mann Horst Buchholz.

Die beiden hatten die aufwendige Bewerbung mit großem Engagement vorbereitet. „Die Recherchearbeit hat zwei Jahre gedauert, da im Antrag sehr detaillierte Ausführungen gefordert sind“, berichtet Röhe. Unter der Überschrift „immaterielles Kulturerbe“ sammelt die Unesco mündliche Überlieferungen, Bräuche und Feste, darstellende Künste, Wissen und traditionelle handwerkliche Fertigkeiten. Die Expertenkommission begründete die Aufnahme unter anderem damit, dass das Ringreiten an der Westküste eine identitätsstiftende Wirkung habe und in der lokalen Bevölkerung sowie in den Reitvereinen tief verankert sei.

Das zeigte sich auch in der regen Beteiligung am diesjährigen Landesringreiten. Es nahmen Viererteams aus 66 Vereinen teil. Gestartet wurde ohne Alterskategorien, wobei das Mindestalter 16 Jahre betrug. „Der älteste Teilnehmer war 80 Jahre alt“, berichtet Claus Röhe. Jeder Reiter durfte 30 Mal sein Glück versuchen, also durch den Galli reiten – das sind die zwei Pfosten mit dem Tau in der Mitte und dem Magneten daran – und dabei den Ring stechen. Neben den Teilnehmern wurden noch Aufschreiber, Richter, Ringaufhalter und Ringsammler benötigt, also mindestens vier Personen pro Bahn.

Im Galopp stechen

Die Regeln sind recht einfach: Gefordert sind drei Galoppsprünge vor dem Galli und drei danach. Wenn ein Pferd während des Stechens in den Trab fällt, zählt der Ring nicht. Hat alles geklappt und der Ring ist auf der Lanze beziehungsweise dem Ringstecher, muss er mit der Hand abgenommen werden. „Den Ring einfach herunterzuschmeißen gehört sich nicht“, erklärt Röhe.

In den meisten Vereinen treffen sich die Ringreiter regelmäßig zum Training, wobei vor allem die Zielgenauigkeit des Reiters geübt wird. Wichtig seien auch ruhige Pferde und eine gute Verbindung mit dem Reiter. „Bei so einer großen Veranstaltung gibt es ein großes Gewühl. Es wird dicht auf dicht geritten und auch auf die Pferde zu“, erklärt Röhe. Das heißt, entweder eignet sich ein Pferd dafür oder eben nicht. Rote Schleifchen, wie sie auf Spring- oder Dressurturnieren bei schlagenden Pferden üblich sind, sieht man beim Ringreiten nicht. „Es ist wie ein Ehrenkodex, dass solche Pferde zu Hause bleiben“, sagt der Profi.

Heute sattele praktisch niemand mehr nur einmal im Jahr sein Pferd und gehe zum Ringreiten. Das komme nur noch vereinzelt vor. Früher hingegen sei es immer so gewesen, dass sich die Knechte die Ackerpferde der Bauern ausgeliehen und sich zum Turnier getroffen hätten. Manchmal seien auch die Bauern selbst an den Start gegangen, als „Herren“, aber stets getrennt von den Knechten.

Solche Unterschiede gibt es heute nicht mehr. Gestartet wird in drei unterschiedlichen Kategorien: lange Lanze, Ringstecher und normale Lanze. Letztere Kategorie ist am weitesten verbreitet. Hier nahmen dann auch 148 Reiterinnen und Reiter teil. „Eine normale Lanze ist 1,40 Meter lang und wird auf 40 Zentimetern gehalten“, erklärt Röhe. Der Ring hat einen Durchmesser von 2 cm.

Das Team vom gastgebenden Ringreiterverein Wittbek siegte mit der normalen Lanze. Es holte 95 von 120 Ringen. Foto: Claus Röhe

Schwierige lange Lanze

Der gastgebende Ringreiterverein Wittbek konnte mit der normalen Lanze gewinnen. Die vier Reiter holten insgesamt 95 von 120 Ringen. Zweiter wurde der Ringreiterverein Tetenbüll, Kreis Nordfriesland, mit 84 Ringen vor den Osterhevern, Kreis Nordfriesland, die zwar ebenfalls 84 Ringe hatten, aber beim sogenannten Umstechen verloren. „Hier reiten alle noch einmal durch den Galli, es kommen dann aber kleinere, sogenannte Königsringe zum Einsatz“, erklärt Röhe. Bei nur 1 cm Durchmesser gebe es dann schnell ein Ergebnis. Auch bei den Einzelreitern gab es ein Umstechen. Matthias Thiesen und Jane Petersen hatten jeweils 29 von 30 Ringen. Am Ende setzte sich Thiesen durch. Er startete auch für die Mannschaft aus Tetenbüll.

Die Reitergemeinschaft Soholm, Kreis Nordfriesland, holte die meisten Ringe mit der langen Lanze. Foto: Claus Röhe

Die schwierigste Disziplin ist die lange Lanze. Sie ist 2,20 m lang und wird auf ungefähr 1,40 m gehalten. „Die hat hinten ein Kontergewicht, damit man sie überhaupt halten kann“, erklärt Röhe. Der Ring ist hier unwesentlich größer: 2,2 cm. Zehn Teams, also 40 Reiter, trauten sich an den Start. „Ich habe beobachtet, wie sie den kleinen Ring auf die Lanze bekommen und wie schnell sie da durchreiten. Das ist Wahnsinn“, schwärmt Röhe. Mit 66 Ringen gewann hier die Reitergemeinschaft Soholm, Kreis Nordfriesland, vor dem Ringreiterverein Medelby, Kreis Schleswig-Flensburg, mit 64 und dem Ringreiterverein Westre und Umgebung, Kreis Nordfriesland, mit 63 Ringen. Bester Einzelreiter war hier Marcel Hansen aus Medelby mit 26 Ringen.

Veranstalter gesucht

In der Kategorie der Ringstecher wird auf eine Scheibe als Ring gezielt. Die Öffnung ist auch hier wieder 2 cm groß. „Der Ringstecher sieht ein bisschen aus wie ein Pistolengriff aus Draht“, erklärt Röhe. Ein Holzstöckchen würde zwar auch gehen, das könne aber auch mal wehtun, wenn man dagegenstoße.

Hier gingen 19 Teams an den Start. Am besten lief es für den Ringreiterverein Nahe und Umgebung, Kreis Segeberg. Die Reiter holten 99 Ringe. Der zweite Platz ging an den Ringreiterverein Ketelsbüttel, Kreis Dithmarschen, mit 87 Treffern. Dritte wurden die Teilnehmer vom Ringreiterverein Dithmarsia Hochdonn mit 78 Ringen. Dieser Verein stellte auch den besten Einzelreiter, Markus Stotzem mit 29 Treffern.

Am Ende waren Claus Röhe und die anderen Veranstalter mehr als zufrieden. „Wir haben so lange vorbereitet und seit einer Woche aufgebaut. Der Tag selbst ist dann das schöne Ende“, sagt Röhe. Mit der Unterstützung aus vielen teilnehmenden Vereinen sei aber alles gut machbar gewesen. Es habe richtig Spaß gemacht. Nun wird ein Ausrichter für das Landesringreiten 2026 gesucht. Bewerber können sich gern bei Maike Buchholz unter buchholz.maike@gmx.de oder Tel.: 0 48 45-70 12 58 melden.

Familie Kohl ist vielseitig und gesund

0

Kohl ist ein vitaminreiches und gesundes Gemüse. Im Herbst ist die Auswahl erntereifer Kohlarten am größten. Die Vielseitigkeit zeigt sich auch darin, dass je nach Art Blätter, Blütenknospen oder verdickte Stängel verzehrt werden.

Optisch erinnern die weißen Blattrippen des Pak Choi an Chinakohl.
Foto: Karin Stern

Derzeit reifen im Gemüsegarten Chinakohl und Pak Choi. Die enge Verwandtschaft der aus Asien stammenden Kohlarten zeigt sich an den dickfleischigen, weißen Blattstielen der hell- beziehungsweise dunkelgrünen Blätter. Beide bevorzugen einen warmen Standort auf tiefgründigem, lockerem Boden, der nährstoffreich, humusreich und kalkhaltig sein sollte. Der Anbau erfolgt als Nachkultur mit der Aussaat ab Anfang Juli, sodass zwischen Ende September und Ende November geerntet wird. Ebenfalls aus Fernost kommt Asia-Salat. Dieser Begriff fasst verschiedene Blattkohlarten und -sorten zusammen. Sie zeichnen sich durch ein langes Erntefenster und große Kältetoleranz aus. Die jungen ­Blätter schmecken beigemischt in Salat, werden jedoch meist als Gemüse zubereitet. Wer spätestens Anfang August (im Gewächshaus bis Mitte September) sät, kann bis in den Oktober hinein ernten.

Ein enges Verhältnis pflegen auch Grünkohl und Palmkohl. Wie andere Kohlarten auch benötigt Palmkohl nährstoffreichen und kalkhaltigen Boden. Lehmboden mit einem pH-Wert von 6 bis 7,5 ist ideal. Palmkohl verträgt im Gegensatz zu Grünkohl keinen Frost. Dafür kommt er ausgezeichnet mit Hitze zurecht, ausreichende Wasserversorgung vorausgesetzt. Der anpassungsfähige Grünkohl schmeckt umso besser, je länger seine Blätter winterlichen Temperaturen ausgesetzt sind. Dafür sind nicht zwingend Minusgrade notwendig, denn die eingelagerte Stärke wird auch ohne Frosteinwirkung in Zucker umgewandelt.

Auch durch herbstlich-kühle Temperaturen nimmt Grünkohl einen milderen Geschmack an. Foto: Karin Stern
Palmkohl kommt sehr gut mit heißem Wetter zurecht, ausreichende Wasserversorgung vorausgesetzt. Foto: Karin Stern


Zur Deckung des Nährstoffbedarfs empfehlen sich handelsübliche (Langzeit-)Gemüsedünger, die gleich bei der Pflanzung in den Boden eingearbeitet werden. Je nach Kulturdauer und verwendetem Dünger sind spätere Gaben nach Packungsanweisung erforderlich. Vorsicht jedoch bei frischer organischer Düngung. Sie kann den Geschmack ungünstig beeinflussen und zieht zudem die Kohlfliege an. Deren Larven zerfressen Wurzeln und Wurzelhals. Schaden richten zudem Erdflöhe, Weiße Fliege und die Raupen des Kohlweißlings an. Wer keine Pflanzenschutzmittel verwenden möchte, versucht die Schädlinge mit engmaschigen Gemüseschutznetzen abzuwehren. Aus Gründen der Pflanzengesundheit ist zudem ein ausreichender Fruchtwechsel ratsam. Eine dreijährige Anbaupause mit anderen Kreuzblütlern auf dem gleichen Beet reicht aus.

Riesenkohlrabi ,Superschmelz‘ bleibt butterzart, auch wenn die Knolle einige Kilo auf die Waage bringt. Foto: Karin Stern

Die vergleichsweise kurze Entwicklungszeit des Kohlrabis von zwei bis drei Monaten erlaubt den Anbau vom zeitigen Frühjahr bis zum Herbst. Tipp: Bei der Sortenwahl auf geeignete Sorten für den Früh-, Sommer- oder Herbstanbau und auf die Schoss- sowie Platzfestigkeit der Sorte achten. Blaue Knollen schmecken etwas kräftiger als weiße und reifen später aus. Eine gleichmäßige Wasserversorgung sorgt dafür, dass die Knollen nicht platzen. Tipp: Riesenkohlrabi ‚Superschmelz‘ bringt sehr große und zarte Knollen hervor, die sich für die Bevorratung eignen.

Unter der Bezeichnung „Kopfkohl“ fasst man Weiß- und Rotkohl sowie Wirsing zusammen. Spitzrotkohl ‚Kalibos‘ und Spitzweißkohl ‚Express‘ sind besonders zarte, schnell reifende Varianten. Wirsing hingegen ist ein klassisches Wintergemüse und eignet sich besonders gut für herzhafte Gerichte. Die Köpfe bilden reichlich Blattmasse und beanspruchen viel Platz. Im Juli und August ist eine ausreichende Wasserversorgung sehr wichtig. Butterkohl ist eng mit Wirsing verwandt und lässt sich am besten als eine Mischung aus Wirsing und Weißkohl beschreiben. Wie bei Spitzkohl fällt die Erntezeit auch in den Frühsommer. Mittelfrühe und späte Kopfkohl-Sorten fühlen sich auf mittelschwerem bis schwerem, frischem, humosem, nährstoff- und vor allem kalkhaltigem Boden sehr wohl. Ihre Ernte erstreckt sich bis in den November. Kopfkohl gilt als wenig kälteempfindlich.

Rotkraut kommt in vielen Familien im Winter auf den Tisch. Foto: Karin Stern
Weißkohl lässt sich vielseitig verarbeiten. Foto: Karin Stern
Wirsing erzeugt reichlich Blattmasse und beansprucht viel Platz. Foto: Karin Stern


Bei Hitze geht Brokkoli schnell in die Blüte. Unbedingt rechtzeitig ernten! Foto: Karin Stern

Der beliebte Blumenkohl wird eher selten im Garten angebaut. Nicht ohne Grund, denn die aufwendige Kultur wird nicht immer mit der erwünschten reinweißen Blume belohnt. Die violette Sorte ‚Grafitti‘ oder die Romanesco-Sorten ‚Veronica‘ oder ‚Natalino‘ sind einen Anbauversuch wert. Sie bilden allerdings kleinere Köpfe als die weißfleischigen Sorten. Auch Brokkoli erfordert etwas mehr Aufwand. Der Boden ist gleichmäßig feucht zu halten, das Beet vor der Pflanzung gut mit Kompost zu versorgen und sobald sich der Blütenstand zeigt, sollte noch zweimal nachgedüngt werden. Häufig wird empfohlen, nach der Ernte des Hauptriebes die Bildung weiterer kleiner Köpfe an den Seitentrieben abzuwarten. So recht lohnt sich das jedoch nicht, sodass die Belegung des Beetes mit einer Nachkultur wie Feldsalat oder Spinat sinnvoller erscheint. Leider geht Brokkoli bei heißem Wetter schnell in die Blüte.

Herbstsorten des Rosenkohls entspitzt man, wenn die Röschen etwa haselnussgroß sind. Foto: Karin Stern


Zarter Rosenkohl ist als Herbst- und Wintergemüse beliebt. Der Handel bietet frühe Sorten, die bereits im Herbst geerntet werden, und späte, frostharte Sorten. Sie bleiben bis Februar auf dem Beet. Tipp: Rosenkohl zu Beginn der Röschenbildung und in der Hauptwachstumszeit nachdüngen. Zu hohe Stickstoffgaben lassen die Röschen jedoch locker und weniger frostfest werden. Diese Kohlart bevorzugt schweren Boden mit hohem Lehmanteil. Wintersorten sollten nicht entspitzt werden, weil dies die Frostfestigkeit ungünstig beeinflussen kann. Bei früh reifenden Sorten kann man die Spitze auskneifen, wenn die unteren Röschen so groß sind wie eine Haselnuss. 

Blockadepolitik sorgt für miese Stimmung

0

Ob mangelnde Unterstützung beim Umbau der Tierhaltung, Bürokratiefrust bei der Gemeinsamen Agrarpolitik, zunehmende Einschränkungen bei der Flächenbewirtschaftung oder Ärger mit Gänsen und Wölfen – die Stimmung im ländlichen Raum ist mies. Das machte Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH), bei einer Pressekonferenz am Montag in Kiel klar.

Nach Luchts Wahrnehmung will Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) die Tierhaltung abbauen und nicht umbauen. Das sei Klientelpolitik. „Wir verlieren Betriebe“, untermauerte der BVSH-Präsident. Das gefährde die Existenz des gesamten ländlichen Raumes. Mittlerweile sei auch der vor- und nachgelagerte Bereich durch den Abbau der Landwirtschaft alarmiert und unterstütze daher die Demonstration des Verbandes, die anlässlich der Agrarministerkonferenz am Donnerstag vor dem Kieler Hauptbahnhof stattfindet. Lucht forderte: „Wir brauchen eine Landwirtschaft, die in der Lage ist, unsere Versorgung sicherzustellen.“ Durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine sei die Ernährungssicherheit wieder mehr in den Fokus gerückt. Landwirten fehle aber aktuell unternehmerischer Freiraum.

Die geplante Streichung von Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) führt laut Lucht zu weniger Agrar-, Umwelt- und Klimamaßnahmen und auch geringerer Ökoförderung. Zudem würden die Budgets der AktivRegionen leiden. Das stehe im Widerspruch zu dem Ziel, gleiche Lebensverhältnisse in der Stadt und auf dem Land zu schaffen.

Landflucht wird verstärkt

Laura Stolley vom Landjugendverband Schleswig-Holstein (Laju) betonte die Bedeutung der Landwirtschaft für den ländlichen Raum. „Pro Betrieb gibt es sechs bis acht Arbeitsplätze im vor- und nachgelagerten Bereich.“ Landwirtinnen und Landwirte seien zudem in örtlichen Verbänden wie der Feuerwehr engagiert. Durch die aktuelle Politik schrumpfe die Attraktivität des ländlichen Raums. Die Landflucht werde verstärkt. Malte Blöcker (ebenfalls Laju) erklärte: „Wir wollen Perspektiven für die Jugend im ländlichen Raum und haben Sorge, dass der Agrarstandort Deutschland weiter geschwächt wird.“

Zielkonflikte lösen

BVSH-Vizepräsident Dietrich Pritschau nannte konkrete Zahlen: Seit 2014 sei die Zahl der Schweine in Deutschland um 38 % eingebrochen. „Wir haben in den Dialogprozessen Kompromisse erzielt. Auch der Lebensmitteleinzelhandel bemüht sich, Bonusprogramme zu installieren. Doch die Politik verharrt“, kritisierte der Schweinehalter. Viele Zielkonflikte müssten gelöst werden. Einerseits fordert die TA-Luft die Reinigung der Abluft, was nur bei geschlossenen Ställen möglich ist, während zeitgleich Zugang zu Frischluft für die Tiere gefordert werde. Der Wunsch nach mehr Stroh für die Schweine stehe im Widerspruch zu Forderungen nach besserem Brandschutz. Hohe Hygienestandards und Tiere, die im Freien gehalten werden, passten auch nicht zusammen. Das belegten zum Beispiel die Probleme vieler Geflügelhalter, wenn sie ihre Tiere aufgrund der Geflügelpest aufstallen müssen.

Pritschau forderte, mittlere und größere Familienbetriebe nicht bei Fördermaßnahmen auszuschließen. „In Spanien wird die Schweinehaltung ausgeweitet, und auch Rumänien plant riesige Stallanlagen“, berichtete der BVSH-Vizepräsident. Das habe nichts mehr mit bäuerlicher Landwirtschaft zu tun. „Zusätzlich sehen wir, dass der Verbraucher wieder sparsamer einkauft. Das ist ein Problem, das die Politik lösen muss“, so Pritschau. Momentan gucke die Politik nur zu, wie die Betriebe hier aufgegeben werden. Dabei habe die deutsche Landwirtschaft bereits in vielen Bereichen geliefert. Sie sei der einzige Bereich, der die Ziele des Pariser Klimaabkommens übererfüllt habe.

BVSH-Vizepräsident Ludwig Hirschberg erklärte: „Klimaschutz und Tierschutz kosten Geld.“ Die Demonstration sei eine Aufforderung an die Politik, die erarbeiteten Lösungen – zum Beispiel der Borchert-Kommission – aufzugreifen. Es müssten Maßnahmen gefunden werden, die die Betriebe mitnehmen.

Fragwürdige Waldpolitik

Hubertus Zirkel, Geschäftsführer des Waldbesitzerverbandes Schleswig-Holstein, kritisierte eine ideologisch gefärbte Waldpolitik. Während das Landwirtschaftsministerium eine Holzbauinitiative anschiebe, lege das Bundesumweltministerium ein Programm auf, Waldflächen stillzulegen. „Wenn wir das Holz von hier nicht nutzen, wo soll es denn herkommen?“, fragte er. Viele Waldbesitzer fühlten sich von der Politik alleingelassen. Nun drohe, dass ein Fördertopf in Höhe von 100 Mio. € ersatzlos gestrichen werde, der für die Beseitigung von Extremwetterschäden vorgesehen sei. „Dabei wird das Wetter durch den Klimawandel nachweislich immer extremer“, unterstrich Zirkel. 

Hubertus Zirkel, Ludwig Hirschberg, Klaus-Peter Lucht, Dietrich Pritschau, Malte Blöcker und Laura Stolley (v. li.) verdeutlichten ihre Unzufriedenheit mit der aktuellen Politik für den ländlichen Raum. Fotos: rq

Gemeinsam für Nachhaltigkeit in Europa

0

In Klagenfurt am Wörthersee im österreichischen Bundesland Kärnten fand Anfang August die European Rally 2023 der Rural Youth Europe (RYE) statt, einer Organisation der europäischen Landjugenden. Johann Schmidt von der neu gegründeten Landjugendgruppe Südstormarn nahm mit neun weiteren Landjugendlichen aus ganz Deutschland daran teil. Hier Johanns Bericht.

Was uns erwarten würde, war einigen von uns noch nicht so klar, da viele auch das erste Mal dabei waren und nur die Erzählungen derer kannten, die bereits öfter hingefahren waren. Wer bei „Rally“ allerdings rein sportliche Wettkämpfe erwartete, der wurde eines Besseren belehrt: Zusammen mit 52 anderen Teilnehmern aus zwölf Nationen beschäftigten wir uns eine Woche lang hauptsächlich mit den Themen Kreislaufwirtschaft und nachhaltigeres Handeln.

Dazu wurden am Anfang der Woche in Workshops die Grundbausteine gelegt: Was ist Kreislaufwirtschaft? Welche Anbaumöglichkeiten bestehen in Österreich? Aber auch die Produktion von Fleisch stand auf der Tagesordnung. Außerdem gab es Vorträge zu Themen wie Transport und Verpackung von Lebensmitteln, und es ging um die bekannte Frage, inwieweit sich der Fleischkonsum auf die Umwelt auswirke und wie viel folgenschwerer die Produktion von Laborfleisch, pflanzlicher Wurst et cetera wäre.

Es wurden Exkursionen zu verschiedensten Betrieben unternommen. Dies waren einerseits landwirtschaftliche Betriebe, die in der Direktvermarkung mit selbst hergestellten Produkten wie Bauernhofeis oder selbst gemahlenem Mehl aktiv waren, sondern auch traditionelle lokale Betriebe wie eine Brauerei und ein ansässiges Weingut. Für Interessierte gab es eine Exkursion zu einer Farm, auf der Mehlwürmer gezüchtet und dann zu Eiweißpulver verarbeitet werden. So kamen wir mit vielen Konzepten und neuen Ideen in Kontakt.

Der deutsche Tisch beim internationalen Buffet.  Foto: Johann Schmidt

Um das Land und ihre Bewohner besser kennenzulernen, verbrachten wir eine Nacht und einen Tag in Gastfamilien, welche in dieser Zeit ein Programm für uns vorbereitet hatten. An den Abenden, an denen wir mit allen anderen Teilnehmern zusammen in unserer Unterkunft, der örtlichen Landwirtschaftsschule, waren, gab es ebenfalls jeden Tag ein wechselndes Abendprogramm. An einem Abend wurde das internationale Buffet präsentiert, für das jedes Teilnehmerland einen Tisch mit seinen landestypischen Spezialitäten und Getränken eingedeckt hatte, sodass sich die Teilnehmer einmal durch halb Europa durchprobieren konnten. Bei uns Deutschen befanden sich unter anderem auf dem Buffettisch Mettwurst, Braune Kuchen, Eierlikör, Schinkenbrot und Schokolade. An einem anderen Abend wurde uns von den Gastgebern Polka beigebracht. Es gab ein Kneipenquiz und Spiele ohne Grenzen, bei denen man seine Sportlichkeit und Geschicklichkeit auf die Probe stellen musste.

Alles in allem war die European Rallye eine spannende, lustige, interessante, nette und lehrreiche Woche. Es wurden viele Kontakte geknüpft und internationale Freundschaften geschlossen, neue Orte kennengelernt, und Kontakt zu anderen Kulturen wurde hergestellt.

Im nächsten Jahr geht die European Rally nach Estland. Wer mehr Informationen haben oder sich vielleicht schon einmal für einen Platz vormerken lassen möchte, kann sich gerne in der Geschäftsstelle des Landjugendverbands Schleswig-Holsteins melden.

In der Not braucht es Vertrauen

0

„Landwirtschaft mit Zukunft“ – bereits zum zehnten Mal bot der LandFrauenverband Schleswig-Holstein unter diesem Titel ein Seminar an. Gastreferent war Dr. Uwe Scheper, der neue Tierschutz-Vertrauensmann des Landwirtschaftsministers. Besonderes Bonbon war der Veranstaltungsort: das Gut Immenhof in der Gemeinde Malente im Kreis Ostholstein, bekannt als Drehort für die Pferdefilme mit den Mädchen „Dick“ und „Dalli“.

Der Qualität der Veranstaltung tat der überschaubare Zuhörerinnenkreis von 16 Damen keinen Abbruch. Im Reiterstübchen des Gutes berichtete Dr. Uwe Scheper über seine ersten Erfahrungen in seinem Ehrenamt. Seit März ist der Agrarjournalist, Ökonom und Landwirt als „Vertrauensperson Tierschutz in der Landwirtschaft“ tätig – unabhängig, nicht weisungsgebunden und auch nicht berichtspflichtig, wie er betonte. Das erleichtere ihm den Aufbau von Vertrauen, das notwendig ist, bevor er überhaupt helfen kann.

Vizepräsidentin Lena Haase bedankte sich bei Dr. Uwe Scheper für den interessanten Vortrag.

Ansprechpartner sei er für alle Menschen, denen eine Situation von Tieren, egal ob auf dem Hof, auf dem Deich, auf der Koppel oder anderswo, verdächtig vorkommt, aber auch für Landwirte und Tierhalter selbst, die sich mit einer Situation überfordert fühlen. Da könne es ein Tourist sein, der Schafe auf dem Deich beobachtet, die bei Hitze auf der Seite liegen, es könne der Nachbar sein, dem auffällt, dass es zu einer prekären Lage für Nutztiere kommt – oder für den Landwirt selbst. „Es geht nicht um Petzen oder Denunzieren, sondern um Hilfen für die betroffenen Tiere.“

Allerdings, so kam es aus der Zuhörerschaft, müsse ja meist erst einmal dem Bauern geholfen werden, damit es den Tieren wieder gut gehe. Das konnte Scheper aus seiner erst wenige Monate andauernden Arbeit nur bestätigen. Denn die meisten Landwirte lieben ihre Tiere, sind aber eben in manchem Fall überfordert durch verschiedenste Lebenssituationen. Die gelte es zunächst einmal auszuloten, ins Gespräch zu kommen. „Im besten Falle komme ich auf den Hof, der Landwirt erzählt, wo der Schuh drückt, und wir suchen gemeinsam nach Lösungen“, beschrieb Scheper seine Arbeit. Dabei könne es ebenso um die Verkleinerung des Viehbestandes und die Neuausrichtung des Betriebes gehen wie um eine Sanierung oder Modernisierung.

Harald Düsterhoff erklärte bei einem Rundgang über das Gut die Geschichte der Anlage.

Seine Ausbildungen als Ökonom und Landwirt komme ihm dabei zu Gute, aber auch psychologisches Geschick sei oft notwendig. Die Hemmschwelle, sich Hilfe zu holen, sei gegenüber einem unabhängigen Vertrauensmann weitaus geringer, als sich gleich an das Veterinäramt zu wenden, wodurch sofort ein offizielles Verfahren in Gang gesetzt würde, erklärte Scheper weiter.

Die Frauen bestätigten, auch sie würden eher einen Vertrauensmann anrufen als das Veterinäramt. „Das ist eine sehr, sehr gute Sache, weil es niedrigschwellig ist“, schätzte Tatjana Therolf aus Bredstedt in Nordfriesland ein. Friederike Edelmann aus Schönkirchen und andere fragten, wo denn über dieses Amt näher informiert würde, denn bisher sei davon zu wenig bekannt. Scheper betonte, er mache zwar keine Werbung, aber er verfüge über ein breites Netzwerk aus Verbänden, Ministerien, der Landwirtschaftskammer, dem Bauernverband.

Etwa zwei Tage pro Woche sei er mit unterschiedlichsten Fällen befasst, so Scheper. Dieses Ehrenamt sei vertraglich geregelt und zunächst auf ein Jahr befristet. Er ist erreichbar unter Tel.: 01 51-52 78 98 40 sowie per Mail unter vertrauenspersonTierschutz@mllev.landsh.de

Vizepräsidentin Lena Haase bedankte sich für den lebendigen wie informativen Vortrag, bevor die Seminarteilnehmerinnen im Restaurant „Melkhus“ auf dem Gut Immenhof speisen und im Anschluss von Harald Düsterhoff bei einem Rundgang mehr über die Geschichte der Anlage erfahren konnten.