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Neue Ideen im alten Bauernhaus

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Der Resthof im Herzen Schleswig-Holsteins stand im Internet nur einen Tag zum Verkauf, so überwältigend war das Interesse. Freya George und David de Temple erwischten mit Glück den letzten freien Besichtigungs­termin und verliebten sich sofort in das idyllische Anwesen. Heute sind sie Besitzer von FreyDaLand. In einem 800-Seelendorf im Kreis Schleswig-Flensburg erfüllten sie sich den Traum vom authentischen und nachhaltigen Leben
in einer Hofgemeinschaft auf dem Lande.

„Möchtest du Zucchinisuppe oder Zucchinikuchen?“, fragt Freya George, während sie die Bauernblatt-Reporterin in die Wohnküche führt. Hier sitzen gerade einige Bewohner zusammen. Einer von ihnen hat für die Gemeinschaft gekocht und gebacken. „Momentan haben wir so viele Zucchini in unserem Gemüsegarten. Wir kommen kaum hinterher, sie zu verarbeiten“, verrät sie schmunzelnd und streicht über ein besonders schönes Exemplar, das frisch geerntet auf dem Tisch liegt.

Hofgemeinschaft, FreyDaLand, Freya George und David de Temple
Fotos: Silke Bromm-Krieger

Seit August vorigen Jahres leben Freya George und David de Temple unweit des Landschaftsschutzgebietes Eider-Treene-Sorge-Niederung in einem Bauernhaus aus dem Jahr 1870. „FreyDaLand“ haben sie ihr 400-m²-Anwesen mit knapp 7.000 m² Garten genannt. Auf dem Gelände gibt es ein Haupt- und ein Nebenhaus, einen Stall, eine Werkstatt, zwei Gartenschuppen und ein Gewächshaus. Ebenfalls steht das historische Backhaus des Dorfes auf dem Grundstück. Es wurde zum schmucken Feriendomizil umgebaut. Der Name FreyDaLand setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Vornamen der jungen Besitzer zusammen, steht symbolisch aber für mehr. „Wir wollen, dass sich hier alle Menschen wohl und frei fühlen“, unterstreicht David de Temple.

Früher wohnten er und seine Partnerin in Flensburg in einer Zweieinhalbzimmerwohnung ohne Balkon. „In der Corona-Zeit fiel uns die Decke auf den Kopf. Schon lange wollten wir raus aus der Stadt, weg vom Lärm und der Hektik, zurück in die Natur. Wir wollten bewusst nachhaltiger leben, unser Obst und Gemüse selbst anbauen und achtsamer mit der Umwelt und ihren Ressourcen umgehen“, erzählt der Student der Angewandten Informatik und gelernte Büchsenmacher. „Uns war klar, dass wir das nicht nur zu zweit wollten, sondern mit Gleichgesinnten. Wir glauben, dass man als Gemeinschaft mehr Wissen hat und resilienter ist als allein. Der schönste Weg ist der gemeinsame“, bringt es Freya George auf den Punkt, die in einem Unternehmen für Erneuerbare Energien in der Kommunikation tätig ist.

Das frühere Dorfbackhaus wird heute als Ferienhaus vermietet. Im Inneren blieb der alte Backofen funktionstüchtig erhalten.

Sechs Monate schaute das Paar nach einem geeigneten Objekt, bis es FreyDaLand entdeckte. Dabei ging es mit dem Kauf des Anwesens ins finanzielle Risiko. „Wir finanzieren es über einen Bankkredit, und es fühlt sich für uns richtig an.“ Nach dem Erwerb habe ihre lange Reise begonnen, wie sie sagen. Denn der Gebäudekomplex sieht von außen zwar wie ein wunderschönes, perfektes Kleinod aus, innen hingegen ist er nur zu einem Drittel fertig. Etliche Ausbaureserven stehen noch bereit. Auch im Garten steckt Entwicklungspotenzial, das auf die Erweckung aus dem Dornröschenschlaf wartet. „Wir sind dabei, diverse Projekte in die Tat umzusetzen. Hof und Garten brauchen noch viel Liebe.“

Die beiden 30-Jährigen bewohnen zwei von mehreren Räumen im Obergeschoss des Haupthauses. Im Erdgeschoss gibt es ein Gemeinschaftswohnzimmer mit Kaminofen, eine Wohndiele, Bad, Küche, Hauswirtschafts- und Technikraum sowie Gästezimmer. Über Social-Media-Kanäle und Kleinanzeigen fanden sie Mitbewohner, die sich der Hofgemeinschaft, teilweise auf Zeit oder längerfristig, anschlossen. Momentan wohnen in der WG neben Freya und David die Fahrradmechanikerin Svenja, Sozialpädagogin Ronja, Büroangestellte Jeanette und Vera, die eine Ausbildung zur Käserin macht. Milchbauer Thies und seine Frau Lynn errichten zurzeit auf ihrem Familienbetrieb in direkter Nachbarschaft ein eigenes Wohnhaus. Bis es fertig ist, haben auch sie einen Platz in der bunten Hofgemeinschaft gefunden, die zukünftig gern weiterwachsen will. „Wir sind alle in verschiedenen Lebensabschnitten, haben unterschiedliche Meinungen, Erfahrungen und Essgewohnheiten. Da kann das Zusammenleben manchmal herausfordernd und anstrengend sein. Wichtig ist, offen miteinander zu reden, Dinge, die stören, zeitnah anzusprechen und andere Ansichten auch einmal wertfrei stehen zu lassen“, stellt Freya George heraus. Sie merkt positiv an, dass sie durch das Miteinander Wertvolles lerne und sich stetig in ihrer Persönlichkeit weiterentwickle. David de Temple nickt zustimmend. Leben und leben lassen, lautet sein Motto.

Freya George freut sich auf eine reiche Apfelernte von der hauseigenen Streuobstwiese.

Die Gemeinschaft hat sich verbindliche Regeln und Strukturen für ein harmonisches und konstruktives Zusammenleben gegeben. Einmal wöchentlich trifft sie sich bei einem Essen zum Hofgemeinschaftsmeeting, um über Hofbelange zu diskutieren und zu entscheiden, was arbeitsmäßig ansteht. Die Aufgaben und Verantwortlichkeiten werden dann gleichmäßig verteilt. Jede und jeder bringt sich pro Monat mit 20 Arbeitsstunden in Hof und Garten ein. Regelmäßig nehmen zudem Freiwillige, die WWoofers, am Hofleben teil. Die Abkürzung steht für das Projekt „Worldwide Opportunities on Organic Farms“, das freiwillige Helfer auf ökologische Höfe vermittelt. FreyDaLand beteiligt sich ebenso mit zwei Stellplätzen am „Landvergnügen“. Reisende, die eine entsprechende Mitgliedskarte und Jahresvignette haben, können deutschlandweit bei über 1.400 Gastgebern das Landleben hautnah erkunden und hier mit dem Reisemobil, Campingbus oder Wohnwagen für jeweils 24 Stunden Station machen.

Da der heutige Dauerregen langsam nachlässt, geht es jetzt in Gummistiefeln hinaus auf einen Gartenrundgang. Lebhaft, voller Tatkraft und Begeisterung berichten Freya George und David de Temple, was an Plänen demnächst ansteht und was sie in den vergangenen Monaten schon gewuppt haben. So adoptierten sie eine Gruppe Hühner. Eine Lagerfeuerstelle entstand und Svenja baute eine Schaukelbank, von der man einen herrlichen Blick über angrenzende Wiesen und Felder genießt.

Glückliches Huhn: Das erste Federvieh zog schon bei Freya und David auf dem Hof ein.

Die Streuobstwiese verspricht bald eine reiche Ernte und 13 Reihen mit liebevoll gehegten Gemüsepflanzen sorgen für manch gesunde Mahlzeit. Von einem Himbeerstrauch pflückt David de Temple spontan eine Handvoll Früchte und bietet sie zum Naschen an. Lecker! Von der Kräuterspirale zupft er einige Blätter und zerreibt sie zwischen den Fingern. Wie fein das duftet! Thymian, Rosmarin, Liebstöckel, Borretsch und Co. wachsen und gedeihen prächtig. „Wir hätten nie gedacht, dass wir einen grünen Daumen haben. Aber den brauchen wir eigentlich auch gar nicht, denn die Natur macht das schon“, meint Freya George. Die ersten Frühkartoffeln hätten sie ebenfalls probiert. Bald seien die Kürbisse erntereif. „Selbstversorger sind wir zu etwa fünf bis zehn Prozent, im Sommer mehr, im Winter weniger, aber wir stehen ja erst am Anfang. Von unseren 250 Kilo Äpfeln aus dem vorigen Jahr konnten wir jedenfalls fast ein Jahr lang essen und Saft trinken.“

Abschließend bleibt die Frage, wie die Nachbarn auf ihre neuen Mitbürger mit neuen Ideen im alten Bauernhaus reagieren. „Sie waren gespannt, was auf dem Hof passieren würde. Deshalb luden wir sie gleich zu einem Nachbarschaftsfest ein, und alle kamen“, freut sich David de Temple. „Wir möchten das, was wir tun, transparent machen, mit unserem Handeln in das Dorf hineinwirken und es mitgestalten“, ergänzt seine Partnerin. Sie kandidierte bei der jüngsten Kommunalwahl für den Gemeinderat und wurde prompt gewählt. Außerdem trat sie dem örtlichen Naturschutzverein bei.

Das Hoffest im Juli mit der Eröffnung eines Hoflädchens lockte rund 250 Nachbarn und Gäste. Ein toller Erfolg für die sympathische, engagierte Hofgemeinschaft, die gleichfalls unter „FreyDaLand“ auf YouTube, Facebook, Instagram und TikTok aktiv ist. „Wir haben im ersten Jahr schon viel geschafft und freuen uns sehr darauf, in Zukunft unseren gemeinsamen Weg in Richtung Selbstversorgung und Nachhaltigkeit weiterzugehen.“

Heimatstuben in Schleswig-Holstein virtuell erlebbar

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Schleswig-Holstein ist nach Ende des Zweiten Weltkrieges für viele Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten zur neuen Heimat geworden. Ihr kulturelles Erbe haben sie in Heimatsammlungen oder Heimatstuben bewahrt. Mit dem Projekt „Digitalisierung der Heimatstuben in Schleswig-Holstein“ ist dieses Erbe jetzt auch virtuell zugänglich.

Das Kulturministerium und der Schleswig-Holsteinische Heimatbund haben die neue Homepage vorgestellt, über die 16 digitalisierte Heimatstuben virtuell erlebbar sind (heimatbund.de/kultur- geschichte/heimatstuben.html). Darüber hinaus berichten Zeitzeuginnen und -zeugen in eingebundenen biografischen und thematischen Interviews über ihre Erinnerungen und Erfahrungen. Für die Umsetzung des Projektes hat das Land Fördermittel in Höhe von rund 52.000 € zur Verfügung gestellt. „Es ist unsere Verpflichtung gegenüber den Vertriebenen, diese Sammlungen für sie und für künftige Generationen zu erhalten. Sie sind ein wertvolles kulturelles Erbe und Teil der Erinnerungskultur“, sagte Kulturstaatssekretär Guido Wendt in Büdelsdorf. Seit den 1950er Jahren erhalten und präsentieren die Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten ihr kulturelles Erbe in zumeist ehrenamtlich betriebenen Heimatsammlungen, Heimatstuben und Heimatmuseen. Doch insbesondere der Generationenwandel stellt sie vor neue Herausforderungen. Einige Sammlungen sind gut integriert in Museen. Andere sind gefährdet und drohen verloren zu gehen. „Die Heimatstuben sind ein Stück Heimatgeschichte in Schleswig-Holstein. Die vergangenen drei Jahre haben uns gezeigt, wie wichtig es ist, diese in den digitalen Raum zu überführen. Erstens hatten wir noch die Möglichkeit, Zeitzeugen zu interviewen, die mittlerweile ein stolzes Alter erreicht haben. Zweitens können wir auf die Sammlungen aufmerksam machen, und das zu einer Zeit, in der die Nachfolge der Vorstandsarbeit der Heimatstuben häufig ungeklärt ist. Drittens kommt die Botschaft der Zeitzeugen in einer für uns selbst unsicheren Zeit: Krieg und daraus resultierende Flucht und Vertreibung bringen menschliches Leid und große Not mit sich“, sagte der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes, Peter Stoltenberg.

Der wissenschaftliche Projektleiter Markus Hartmann, der das Projekt und die Webseite vorstellte, sagte: „Das kulturelle Erbe von Flucht und Vertreibung ist gegenwärtig weitgehend unbekannt und unsichtbar. Die virtuellen Heimat­stuben können dazu beitragen, diesen Geschichten wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken.“ Eine virtuelle Heimatstube existiere unabhängig von ihrem analogen Vorbild und könne dieses nicht ersetzen. „Aber wir können sie im virtuellen Raum leichter zugänglich machen, mehr Menschen erreichen und sie vielfältig nutzen.“

2021 hat sich die Abteilung für Regionalgeschichte des Historischen Seminars der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel unter Leitung von Prof. Dr. Oliver Auge diesem Projekt angeschlossen. Historiker und Informatiker der Universität haben aus einer Vielzahl von 360°-Fotografien 3-D-Modelle der Ausstellungen erstellt, die virtuell besichtigt werden können. Die Modelle enthalten erklärende Texte, Bilder und Verknüpfungen. Darüber hinaus sind biografische und thematische Interviews mit Zeitzeuginnen und -zeugen in den virtuellen Raum eingefügt. 

Festivalatmosphäre – auch auf dem Bauernhof

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Das Festival Wacken Open Air (WAO) war für 85.000 Besucher geplant, aber am Ende kamen nur rund 61.000 auf den Platz. Wegen der extremen Nässe zog der Veranstalter die Reißleine und ließ keine weiteren Fahrzeuge mehr auf den Camp-Ground. Viele drehten auf der Anreise wieder um, ein großer Teil wurde auf dem ehemaligen Flugplatz „Hungriger Wolf“ bei Itzehoe untergebracht und einige fanden Unterschlupf auf Parkplätzen, in Hausgärten – oder bei Landwirten in der Umgebung.

Sara Reese (31) aus Hackeboe in der Gemeinde Nortorf wollte helfen und bot ihre Hausweide als Ausweichquartier an. Sie beschrieb eine Tafel mit „WOA-Camping, Ausweichunterkunft“ und stellte sie an die Straße. Ein Foto davon postete sie auf Facebook, und die Resonanz erfolgte prompt. Auf der Weide hinter dem Haus sind inzwischen acht Camps aufgebaut, und es entwickelte sich eine Festivalatmosphäre.

Sara und Niklas Reese mit ihren Kindern Hannes, Ida und Greta nahmen WOA-Camper auf ihrem Hof auf. Fotos (2): Herbert Frauen

Auf dem ehemaligen Bauernhof bei Wilster betreibt Niklas Reese (32) ein landwirtschaftliches Lohnunternehmen mit Reparaturwerkstatt für Landtechnik. Auch er hat Platz zur Verfügung gestellt und berichtet: „Eine Familie aus Österreich war nur eine Nacht hier und hat dann die Lust verloren.“

Stefan, Dirk und Maik aus dem Südharz in Thüringen haben während der Anreise von der Schließung der Plätze erfahren. „Auf der Suche nach einem Ausweichquartier haben wir diese Möglichkeit entdeckt und haben uns gleich angemeldet“, erzählt Stefan. Am Mittwoch sind die drei dann durch Wacken gelaufen und haben entschieden, ihre Karten nicht gegen ein Festivalbändchen einzulösen und sich die 300 € erstatten zu lassen. „Uns ist die Lust vergangen, und das Risiko für weitere Einschränkungen war uns zu groß“, erklärt Maik. Im nächsten Jahr wollen sie trotzdem wiederkommen, denn „es macht einfach Spaß, mit so vielen verrückten Menschen zu feiern“.

Aus dem Emsland sind Frank, Ludger, Karsten und Daniel angereist. Sie haben gleich entschieden, den Platz bei Familie Reese zu nutzen. Ludger: „Auf dem Flugplatz ‚Hungriger Wolf’ gab es keinen Strom, und die Fahrt der 10.000 Menschen mit dem Shuttle-Bus von dort nach Wacken war uns zu unsicher.“ Von dem Platz bei Reese fahren sie mit dem Taxi nach Wacken. Frank: „Das hat super geklappt. Und auch hier auf dem Platz haben wir mit den anderen zusammengesessen und viel Spaß gehabt.“

Diana, Monika, Andy und Dirk aus Kassel sind schon zwei Wochen mit dem Wohnmobil unterwegs. „Hier wurden wir superlieb aufgenommen.“ Mit der Organisation des Festivals sind sie aber nicht ganz zufrieden: „Die Kommunikation hätte besser laufen können, und man hätte die Wege im Vorfeld befestigen sollen, denn das Regenwetter zeichnete sich früh ab“, meint Dirk.

Landwirt Heino Thomas (r.) mit den Töchtern Melina und Leonie (auf dem Schoß) und den Besuchern Ulf (v. li.), Lars und Jan-Philipp beim Morgenplausch

Bei Milchbauer Heino Thomas (36) in Vaale sind zwei Gruppen mit Wohnwagen und Zelten untergekommen. Der Landwirt: „Ich liebe das Miteinander. Hier kann ich unkompliziert helfen, selbst etwas mitfeiern und die Wacken-Atmosphäre schnuppern.“ Eine Gruppe campiert hinter seinem Kuhstall und umfasst zwölf Personen aus Hessen, Bremen und Bremervörde: Zu Familie Hartmann mit Ben, Vater Uwe, Bruder Stephan und Tochter Lea gesellen sich noch Freunde, die sich voriges Jahr auf dem Festival kennengelernt haben. „Es war schon klar, dass wir nicht mehr auf den Platz in Wacken kommen. Aber wir sind trotzdem angereist, denn wir haben dafür unseren Urlaub genommen“, erzählt Ben. Der Hof von Heino Thomas liegt so nah am Festivalgelände, dass sie zu Fuß in Gummistiefeln dorthin gehen können. Für den Aufenthalt auf dem Hof hat Thomas eine Playlist mit Musik zusammengestellt, sodass auch hier in familiärer Atmosphäre gefeiert werden kann.

Land unter beim WOA 2023 – die Fans, die es auf das Gelände schafften, ließen sich den Spaß nicht verderben.  Foto: Bartosz Rittmann

Keine Kontrolle grüner Kennzeichen durch den Zoll

Tonio Keller

In den Sozialen Medien kursierten diese Woche Aussagen, der Zoll habe beim Festival Wacken Open Air Trecker kontrolliert, die Fahrzeuge aus dem Schlamm schleppten, und Zugfahrzeugen mit grünen Kfz-Kennzeichen mit Stilllegung gedroht. Dies dementiert das Hauptzollamt Itzehoe auf seinem offiziellen Twitter-Account: „Die Behauptung, dass der Zoll in Wacken Traktoren bezüglich ihrer grünen Kennzeichen kontrolliert hätte, ist nicht korrekt. Der Zoll hat Anreisende kontrolliert und, mit Fokus auf das Sicherheitsgewerbe, Prüfungen nach dem Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz durchgeführt.“ Fahrzeuge mit grünen Kennzeichen dürfen nur betrieblich genutzt werden. 

In der „Schaltzentrale“ der Europäischen Union

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Landwirtin Laura Stolley, Agrarausschusssprecherin des Landjugendverbandes Schleswig-Holstein, hatte die Gelegenheit, auf Einladung des Ministeriums für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz des Landes Schleswig-Holstein an einer sechstägigen Bildungsreise nach Bonn und Brüssel teilzunehmen. Hier Lauras Bericht über den Arbeitsalltag in Brüssel samt Happy Hour auf der Place du Luxembourg:

Zunächst startete die Reise mit einem Kennenlernen aller Teil-nehmer und den Grundlagen der Europäischen Union (EU) in der Regionalvertretung der Europäischen Kommission in Bonn. Aus jedem Bundesland durften zwei junge Menschen an dieser Reise teilnehmen. Nach dem ersten Kennenlernen wurde klar, dass wir alle aus sehr vielen verschiedenen Branchen stammten. Zum einen waren einige Teilnehmer mit Hintergrundwissen über die Textilbranche anwesend, da das große übergeordnete Thema dieser Woche der Umgang mit Textilabfällen war. Zum anderen insgesamt drei Landjugendmitglieder, die alle aus dem Agrarbereich stammten, als auch Schüler oder Studenten aus den verschiedensten Bereichen.

Jeder hat am ersten Tag in Bonn ein Mitgliedsland der EU zugelost bekommen und sollte sich zu Ge-setzen und Themen, die im Laufe der Woche besprochen wurden, in die Lage dieses Landes versetzen, um abzuschätzen, welche Auswirkungen die Gesetze für das jeweilige Land hätten. Mein Land war Estland.

Nach dieser Vorbereitung ging es nach Belgien in die europäische Hauptstadt Brüssel. Dort besichtigten wir zunächst das Besucherzentrum der Europäischen Kommission und hatten ein Treffen mit einem der Pressesprecher der Kommission, der uns einen Einblick in seinen Arbeitsalltag gab. Im Anschluss durften wir am Mittagspressebriefing teilnehmen, dieses findet jeden Tag von 12 bis 13 Uhr statt. Die Briefings werden in Echtzeit in mehrere Sprachen übersetzt, die Übersetzer sitzen hierfür in einem Rund über dem Saal in schalldichten Kabinen.

Eine Portion belgische Pommes durfte selbstverständlich auf dieser Reise nicht fehlen. Diese gab es bei der Fritterie Maison Antonie, wo sogar Dr. Angela Merkel schon nach einer langen Sitzung gegessen hat. Die Fritten wurden mit einer typischen Belgischen Soße, die etwas scharf war, serviert.

Jedes deutsche Bundesland hat in Brüssel eine Landesvertretung, in der Mitarbeiter beschäftigt sind, um direkt am Geschehen der EU zu sein und mit den Abgeordneten vor Ort ins Gespräch zu kommen. An einem Nachmittag waren wir bei der Landesvertretung Hessen zu Gast, hierbei wurde klar, warum es so wichtig ist, eine Landesvertretung in Brüssel zu haben.

Des Weiteren hatten wir einen Austausch mit einem sehr jungen EU-Abgeordneten. Malte Gallée (Grüne) kommt aus Oberfanken und zog 2022 als Nachrücker für Sven Giegold ins Europäische Parlament ein. Als Mitglied im Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit sowie stellvertretendes Mitglied im Entwicklungsausschuss und dem Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz beschäftigt er sich unter anderem mit Themen wie dem verantwortungsvollen Abbau von primären Ressourcen wie Mineralien, effizienten Recyclingstrategien und Kreislaufwirtschaft.

Der Donnerstagabend ist ein besonderer Abend in Brüssel, denn dann treffen sich viele Abgeordnete und Mitarbeiter der EU auf der Place du Luxembourg, um das bevorstehende Wochenende einzuläuten. Es gibt eine Happy Hour für diverse Getränke und es herrschte eine ausgelassene Stimmung, an der wir als Gruppe teil-haben durften.

Nach dem gemeinsamen Abendessen kam die abendliche Freizeitgestaltung natürlich nicht zu kurz. Dadurch, dass unsere beiden Begleitungen selbst in Brüssel leben, hatten diese sehr gute Tipps für uns. Diese wurden getestet und für gut befunden. Besonders beeindruckend war die Beleuchtung an der Grand Place oder dem Grote Markt bei Nacht – sollte man einfach mal gesehen haben!

Abschließend lässt sich festhalten, dass ich jedem Landjugendlichen aus Schleswig-Holstein eine solche Bildungsreise nach Brüssel und Bonn zu den EU-Institutionen nur wärmstens empfehlen kann. Wie viele Menschen, Meinungen und Sitzungen hinter einer finalen Entscheidung stecken, kann man sich kaum vorstellen, ohne einmal live vor Ort mit Menschen gesprochen zu haben, die sich mit der Materie auskennen. Ich freue mich sehr, dass ich durch die Landjugend eine solche Chance bekommen habe.

Hofflohmarkt in der Maschinenhalle

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Die Jungen LandFrauen (JLF) des Kreisverbandes Ostholstein haben seit ihrer Gründung im April einiges auf die Beine gestellt. Kürzlich luden sie zum Hofflohmarkt mit vielen tollen Ideen ein. Aufgrund des durchwachsenen Wetters wurde dafür die Maschinenhalle in Bergfeld auf dem Hof Friedrichsen gesäubert und vorbereitet. Neben der Verpflegung mit Brötchen, Kuchen und Kaffee wurden an 25 Ständen Lieblingsstücke zum Verkauf angeboten. Neben normalen Flohmarktartikeln lockten auch schöne Trockenblumenkränze, Tonwaren, Stoffartikel und Basteleien. Ein Pferdeanhänger wurde pfiffig zu zwei Umkleidekabinen umgerüstet. Der Markt war sehr gut besucht und die Resonanz bei Verkäufern und Käufern gleichermaßen positiv. 

Mittelalterliche Häuser am Danewerk entdeckt

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Archäologen haben erstmals mittelalterliche Häuser mit direktem Bezug zum Danewerk gefunden. Unweit der Wallanlage, die seit 2018 gemeinsam mit Haithabu Unesco-Welterbe ist, hat ein Team des Archäologische Landesamtes Schleswig-Hostein (ALSH) die Reste von zwei Gebäuden aus dem Mittelalter freigelegt.

„Sowohl die Bauart der Häuser als auch Keramikfunde bestätigen, dass diese Gebäude im 12./13. Jahrhundert errichtet wurden. Sie stammen damit aus der Epoche des Hochmittelalters, in der am Danewerk die gigantische Backsteinmauer des dänischen Königs Waldemar I. errichtet und von seinen Nachfolgern genutzt wurde. 

Obwohl das Danewerk seit fast 200 Jahren archäologisch erforscht wird, ist es vorher noch nie gelungen, Gebäude zu finden, die mit dem Danewerk in direktem Zusammenhang stehen. Die nun gefundenen dürften mit dem wichigen Kreuzungspunkt von Danewerk und Ochsenweg und damit auch der legendären Toröffnung in der Anlage in Verbindung stehen. Deshalb freuen wir uns natürlich enorm über diesen Fund“, erklärt die verantwortliche Archäologin Astrid Tummuscheit vom ALSH.

Letzte Raststätte vor Dänemark

Die beiden zirka 19 und 16 m langen Häuser waren nach Angaben der Danewerk-Expertin mit den Giebeln zum Ochsenweg ausgerichtet und standen zirka 150 m vor der Toröfnung im Danewerk. „Deshalb vermuten wir, dass sie Teil der Verkehrsinfrastruktur von Ochsenweg und Danewerk sind. Ob es sich nun zum Beispiel um eine Art letzte Raststätte vor der Grenze oder eine Zollstelle handelt, werden wir aber womöglich nie abschließend klären. Es sind nur Pfostengruben von den Gebäuden erhalten. Es wäre schon ein enormer Glücksfall, wenn wir jetzt auch noch in den Gruben Funde machen, die solche Rückschlüsse zulassen“, so Tummuscheit.

Die rot markierten Pfostengruben lassen den Umriss eines Hauses erkennen. 

Der Leiter des Danevirke Museums, Lars Erik Bethge, zeigt sich ebenfalls von dem Fund begeistert. „Bei den Ausgrabungen seit dem 19. Jahrhundert sind bis auf Baugeräte bislang kaum Spuren von Menschen unmittelbar am Danewerk gefunden worden. Das nun gleich ganze zwei Häuser gefunden werden und auch noch mit direktem Bezug zum Tor, ist fantastisch. Jetzt sehen wir endlich unsere Vermutung bestätigt, dass an diesem Ort nicht nur der Durchgang bewacht wurde, sondern ein reges Grenztreiben geherrscht haben muss. Dieser Ort war schließlich über viele Jahrhunderte der Übergang zwischen dem europäischen Kontinent und Skandinavien und zur Zeit der Häuser im Hochmittelalter auch Teil der transeuropäischen Handelsroute über die Nordsee in das sehr bedeutende Zentrum Schleswig.“ 

Bis Mitte August wird das Team des ALSH nun die Gruben aus dem Mittelalter ausheben und untersuchen. Die archäologische Untersuchung wird vom Welterbebüro des ALSH, dem Kreis Schleswig-Flensburg und der Gemeinde Dannewerk finanziert. 

Der Fund legt nahe, dass an diesem Ort nicht nur der Durchgang bewacht wurde, sondern ein reges Grenztreiben geherrscht haben muss.

Vorbereitung künftiger Baumaßnahmen

Mit der Ausgrabung werden künftige Baumaßnahmen auf dem Gelände vorbereitet. Kreis und Gemeinde planen auf Teilflächen eine Erweiterung des öffentlichen Parkplatzes für den Archäologischen Park sowie eine Adventuregolf­anlage eines privaten Betreibers.

Agrarminister der Länder warnen vor GAK-Kürzungen

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Die Haushaltspläne von Finanzminister Christian Lindner (FDP) und seine vorgesehene drastische Kürzung der Bundesmittel für die Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK) schlagen hohe Wellen des Unmuts. Die CDU/CSU-Landwirtschaftsministerinnen und -minister der Bundesländer sehen durch die drastische Kürzung der Bundesmittel für die GAK die Entwicklung des ländlichen Raumes gefährdet und haben dies in einem gemeinsamen Brief an das BMEL geäußert.

Die für Agrarpolitik beziehungsweise den ländlichen Raum zuständigen Ministerinnen, Minister und Senatorin der Länder Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein appellieren an Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) in einem Schreiben, sich für den Erhalt der GAK-Mittel einzusetzen. Ziel müsse es sein, dass die Kürzungen im parlamentarischen Verfahren abgewendet würden. „Das erschüttert die Grundfesten der GAK und untergräbt das Vertrauen in die Politik“, warnte Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) als Sprecher der Ministerriege.

Die CDU/CSU-Ressortchefs bringen in dem Brief ihr Unverständnis und ihre Sorgen über die massive Mittelkürzung der GAK zum Ausdruck. Diese hätte zur Konsequenz, dass mangels ausreichender Finanzmittel zahlreiche Maßnahmen und Vorhaben aus dem Bereich der ländlichen Entwicklung in den Ländern nicht mehr realisiert werden könnten. „Die Kürzungsvorschläge des Bundeskabinetts sind für die Länder nicht hinnehmbar und untergraben massiv das Vertrauen in die Verlässlichkeit der Politik“, betonte Hauk.

„Wir sehen mit den geplanten Kürzungen seitens des Bundes die Grundfesten der GAK erschüttert, was durch die bereits erfolgte Herauslösung von erheblichen Mitteln aus der GAK für ein neues Bundesprogramm im Bereich Tierwohl, für das der Bund verfassungswidrig die Zuständigkeit an sich gezogen hat, noch verstärkt wird“, so der Stuttgarter Landwirtschaftsminister.

Kofinanzierung der EU-Mittel gefährdet

Nach Ansicht der Unions-Ressortchefs gefährden die geplanten Kürzungen die bisherigen Anstrengungen für gleichwertige Lebensverhältnisse in den verschiedenen Regionen Deutschlands. Zugleich würde die weitere Verbesserung der Strukturen in den ländlichen Räumen als Lebens-, Arbeits-, Erholungs- und Naturräumen erheblich beeinträchtigt. Darüber hinaus würde die Kürzung der GAK-Mittel die zwingend vorgesehene Kofinanzierung von EU-Mitteln schmälern, sodass deutlich weniger Projekte gefördert werden könnten.

Schwarz sieht Lasten für den ländlichen Raum

Die GAK ist Kernbestandteil des deutschen Fördersystems für strukturschwache Regionen und zudem wesentlicher Baustein zur nationalen Kofinanzierung der EU-Mittel aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (Eler).

„Kürzungen in diesem Bereich würden die Bemühungen aller Akteure für gleichwertige Lebensverhältnisse ausbremsen und einseitig zulasten der ländlichen Entwicklung fallen“, sagte Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU). Dies gelte gerade auch mit Blick auf die Bewältigung zukünftiger Herausforderungen bei den anstehenden Transformationsprozessen im Bereich Klimawandel und Landentwicklung. „Ich appelliere daher an die Bundesregierung, die Menschen im ländlichen Raum nicht alleinzulassen, ihnen eine Perspektive zu geben und mit den Bundesländern in einen Dialog zu treten. Kürzungen, die der ländlichen Entwicklung entgegenwirken, sind nicht akzeptabel!“, so der Minister. age, mbw

GAK und Bundeshaushalt

Am 5. Juli dieses Jahres wurde der Entwurf des Bundeshaushalts 2024 in das Bundeskabinett eingebracht und beschlossen. Dieser sieht im Jahr 2024 erhebliche Kürzungen auch im Bereich des BMEL vor, wovon insbesondere die Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK) mit einer Kürzung in Höhe von rund 300 Mio. € Kassenmittel betroffen ist. In Schleswig-Holstein leben rund 78 % der Bevölkerung im ländlichen Raum.

Eine Woche nach der Befragung im Bundestag gab Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) auf dem Deutschen Bauerntag in Münster am 29. Juni teilweise Entwarnung. Vor den Delegierten des Deutschen Bauerntages berichtete er, dass eine Kürzung der Bundesmittel in der Gemeinschaftsaufgabe zwar nicht vom Tisch sei. Sie solle aber deutlich geringer ausfallen als zunächst vorgesehen. Es sei gelungen, die ursprünglich geplante Kürzung von 300 Mio. € zu halbieren, berichtete der Grünen-Politiker in Münster. Zugleich sagte er auf dem Bauerntag zu, dass der Bundeszuschuss zur Landwirtschaftlichen Unfallversicherung (LUV) von 100 Mio. € nicht angerührt werde. Auch eine Kürzung der Agrardieselbeihilfe sei nach wie vor nicht im Gespräch. mbw

Ladelunder Springtage

Vier Tage Springsport und eine große Charity-Aktion namens „Lütte Wett förn gooden Zweck“ zeichneten die Ladelunder Springtage aus. Nicht nur die Siegerin des Großen Preises, Inga Czwalina von der Insel Fehmarn, war begeistert und sagte: „Ich komme auf jeden Fall wieder.“ Auch die anderen Teilnehmer waren voll des Lobes.

„Es ist mittlerweile fest in unserer Vereins-DNA verankert, neben hochkarätigem Sport auch Familien und der Region ein Event zu bieten und dabei soziale Verantwortung zu übernehmen, etwas zurückzugeben“, sagte Rita Cordsen-Tuschke, Gastgeberin der Ladelunder Springtage. In diesem Jahr hatte sich das Organisationsteam mit der Charity-Aktion zugunsten des Wilhelminen-Hospizes in Niebüll etwas Besonderes ausgedacht. Für jeden Nullfehlerritt wurden 2 €, im Großen Preis am Sonntag sogar 5 € gespendet. Das Publikum konnte sich ebenfalls beteiligen: Mit einer Spende von 2 € in den drei S-Springen konnte auf das Siegerpaar gesetzt werden, um tolle Preise zu gewinnen.

Am Ende konnte Stefanie Böckenholt im Namen des Wilhelminen-Hospizes Niebüll 2.710 € für diese so wichtige Arbeit entgegennehmen. „Ich bin überwältigt von dem Engagement und der Teamleistung, die diesen Verein auszeichnen“, so Böckenholt. „Hier geht alles Hand in Hand, ob Jung oder Alt, alle packen mit an. Das funktioniert hier blind und immer gut gelaunt.“

Die Veranstaltung war aufgrund der etwa 1.500 Nennungen von drei auf vier Tage ausgedehnt worden. „Mit dieser Nachfrage haben wir nicht gerechnet“, so Jörg Friedrichsen, erster Vorsitzender des Vereins. Vor allem am Sonnabendnachmittag wurde auf den Zuschauerrängen so richtig mitgefiebert. In der Springprüfung der Klasse S* konnten die Zuschauer das erste Mal für den guten Zweck auf Sieg tippen. „Ich habe eigentlich nicht viel mit Pferdesport am Hut, aber die Wette für den guten Zweck lässt einen auch als Laien für ‚seinen‘ Favoriten mitfiebern“, sagte ein Zuschauer, der wie viele andere auf der Tribüne seine Lose in der Hand hielt und gespannt das Geschehen auf dem Ebbe-Flut-Platz verfolgte.

Maja Krempien, die Siegerin im Schleswig-Holstein Nachwuchschampionat der Ponyreiter, wurde von ihren Eltern begleitet. Foto: Inga Johannsen
Sieger im Springen der Klasse S* am Sonnabend wurde Alexander Liebe mit Cassila. Foto: Inga Johannsen
Den Sonderpreis „Fair geht vor“ gewannen Jona Helene Johannsen und Havana He Las. Foto: Inga Johannsen
In einer Hütte informierten Mitarbeiter des Wilhelminen-Hospiz Niebüll über ihre Arbeit und führten DKMS-Typisierungen vor. Diese bereits 2022 erfolgreich durchgeführte Aktion zur Registrierung von Knochenmarkspendern wurde aufgrund der positiven Resonanz dieses Jahr auf den Ladelunder Springtagen fortgesetzt. Foto: Inga Johannsen
Auch die Zuschauer konnten sich mit einer Wette an der Charity-Aktion beteiligen. Foto: Inga Johannsen
Mit dem Holsteiner Wallach Quister von Quick Fire-Cassini I war Inga Czwalina im Umlauf und im Stechen fehlerfrei und gewann damit den Großen Preis von Ladelund. Es gratulierten Torsten Jensen (VR Bank) und Jörg Friedrichsen (Vorsitzender RuFV Wilhelminenhof Ladelund). Foto: Inga Johannsen


Vieca Sofie Bade ging als Erste an den Start. Die für den gastgebenden Verein startende Reiterin, die bereits mit dem Team Children Europameisterin wurde, lieferte mit ihrer elfjährigen Hannoveraner Stute Chades of Grey eine pfeilschnelle, gut angelegte Runde ab. Auch Rolf-Göran Bengtsson musste sich mit seinem Nachwuchspferd Caillan, amtierender Landes- und Bundeschampion sowie Weltmeister bei den jungen Pferden, knapp geschlagen geben. Am Ende kam er auf den dritten Platz. Den Sieg holte schließlich Alexander Liebe mit einem stilistisch einwandfreien Ritt im Sattel von Cassila.

Anspruchsvoll, aber fair hatten die Parcourschefs Jörg Griese und Alexander von Appen am Sonntag den Parcours für den Großen Preis, ein Springen der Klasse S**, gestaltet. Von den 32 Startern konnten sich sieben Paare aus drei Nationen für das Stechen qualifizieren, darunter auch Inga Czwalina mit zwei Pferden. Die Fehmaranerin zeigte einmal mehr ihre überragenden Fähigkeiten und blieb mit beiden Pferden fehlerfrei: Mit dem zwölfjährigen Holsteiner Wallach Quister holte sie den Sieg, mit Nurmi belegte sie den dritten Platz.

„Ich war ein paar Jahre nicht in Ladelund und bin überwältigt von der Entwicklung, die dieses Turnier genommen hat. Tolle Bedingungen, super Organisation, gute Stimmung beim Publikum und meine Pferde waren hier optimal untergebracht und betreut. Ladelund hat es geschafft, bei aller Professionalisierung die familiäre Atmosphäre zu erhalten – ein Turnier mit Liebe“, schwärmte Czwalina bei der Siegerehrung. „Wir sind auf ganzer Linie zufrieden, dankbar und auch ein bisschen stolz“, resümierte Jörg Friedrichsen und fügte hinzu: „Die tolle Resonanz und das Lob nehmen wir als Ansporn für das nächste Jahr mit.“

Freisprechungen in den Agrarberufen 2023

Die glücklichen Absolventinnen und Absolventen haben ihre Berufsurkunden von der Landwirtschaftskammer – entweder von Präsidentin Ute Volquardsen, Vorstandsmitgliedern der Kammer oder dem Geschäftsführer Dr. Klaus Drescher – in feierlichem Rahmen erhalten.

Quelle: ideefix

Denn der erfolgreiche Berufsabschluss ist in den Familienbetrieben des Agrarbereichs immer ein besonderes Ereignis. Viele der ehemaligen Auszubildenden bleiben in engem Kontakt zu ihren Ausbildungschefs und Ausbildungschefinnen.

Die Berufsperspektiven sind gut. Fachkräfte werden im Agrarbereich dringend gesucht. Nach dem Abschluss starten die Absolventinnen und Absolventen entweder als Mitarbeiter/-in im Betrieb oder als Betriebsnachfolger/-in durch. Oder sie drücken weiter die Schulbank und absolvieren die Fachschule oder ein Studium. Rund 1.900 junge Menschen befinden sich in Schleswig-Holstein in einer Ausbildung in den zwölf Agrarberufen. Im Bauernblatt Ausgabe 32 berichten wir über die freigesprochenen Absolventinnen und Absolventen der Grünen Agrarberufe sowie die Zeugnisvergabe an den Fachschulen 2023.

Die Freisprechungen 2023 aus der Bauernblattausgabe 32 stehen hier im PDF-Format zum Download bereit. 

Ja zum Schutz, Nein zum Nationalpark

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Der biologische Zustand der Ostsee ist schlecht bis dramatisch, gegenwärtige Schutzmaßnahmen reichen nicht aus und müssen verbessert werden. Darüber sind sich die meisten gesellschaftlichen Gruppen und Interessenverbände einig. Ob der geplante Nationalpark Ostsee, den Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) auf den Weg bringen will, dem gerecht wird und nicht vielmehr unzumutbare Beschränkungen mit sich bringt, das wird heftig und kontrovers diskutiert. Das Bauernblatt hat Verbände um ihre Stellungnahme gebeten.

Sieben Fachworkshops veranstaltet das Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (MEKUN) im Rahmen des Konsultationsprozesses. Vier haben bereits stattgefunden zu den Themen Landwirtschaft/Wasserwirtschaft/Landnutzung (das Bauernblatt berichtete in Ausgabe 24, Seite 16), Tourismus, Fischerei und Wassersport. Die Workshops zu Naturschutz (30. August), Regionalentwicklung/regionaler Wirtschaft (12. September) und Kommunen (19. September) stehen noch aus, ebenso ein abschließender Verzahnungsworkshop (noch nicht terminiert).

Die Einladungen zur Teilnahme erfolgten über betroffene Kommunen, Verbände und Interessenvertretungen. Zur „Landwirtschaft“ waren dies der Landesbauernverband und die ostseeanrainenden Kreisbauernverbände (Stellungnahme des Bauernverbandes unter https://www.bauernblatt.com/prozess-muss-ergebnisoffen-sein/) sowie „Land schafft Verbindung“, die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, LandFrauen, Landjugend, Landwirtschaftskammer, Gewässer- und Deichverbände, Lohnunternehmer, Waldbesitzer und andere. Der Prozess solle ergebnisoffen sein, alle Argumente und Bedenken würden gehört, verspricht das Ministerium.

Keine konkreten Infos

Richard Bonse ist Landwirt auf Gut Behrensbrook in der Gemeinde Lindau im Dänischen Wohld und nahm für die Familienbetriebe Land und Forst Schleswig-Holstein (FABLF) am Workshop Landwirtschaft/Wasserwirtschaft/Landnutzung teil. Über den Verlauf der mehrstündigen Sitzung zeigt er sich enttäuscht. Vor allem bemängelt er, dass keine messbaren Parameter genannt worden seien, durch welche Maßnahmen der Zustand der Ostsee mit einem Nationalpark verbessert werden solle. „Das war sehr vage, wie können wir uns dann darüber unterhalten?“

Nach zwei Vorträgen seien die 27 Teilnehmenden in vier Gruppen zu je fünf oder sechs Personen aufgeteilt worden und hätten je zehn Fragen bekommen, etwa „Welche Einschränkungen befürchten Sie?“, „Welche Risiken sehen Sie?“ oder „Durch welche Alternativen könnte ein wirksamer Schutz erreicht werden?“ – „Wir hatten insgesamt eine Stunde Zeit, also für jede Frage sechs Minuten. Wie soll man da sinnvoll diskutieren, zumal uns konkrete Informationen fehlten?“, beklagt Bonse. In der anschließenden Dokumentation seien zunächst nicht einmal alle Antworten enthalten gewesen und erst nach Anmahnung eingestellt worden. Außerdem werde die Stimmung des Workshops nicht wiedergegeben. Bürger könnten sich bei der Lektüre kein richtiges Bild machen.

Die Dokumentation des Workshops (https://t1p.de/dscc4) spiegelt dennoch Vorschläge und Einschätzungen wider, vor allem zu Alternativen zum Nationalpark, etwa „Kläranlagen zu vier Stufen ausbauen“ oder „Allianz für den Ostseeschutz analog zu Allianz für Gewässerschutz ausbauen“. Fragen zu positiven Aspekten eines Nationalparks wurden von den Teilnehmenden durchwegs knapp mit „Keine!“ beantwortet, allenfalls mit „noch Forschungsbedarf“ – was ja auch die Stimmung widerspiegelt.

Regelungswut befürchtet

Thomas Weinhardt nahm für den Verband Deutscher Wassersportschulen (VDWS) am Konsultationsprozess teil. Auch er beklagt, dass nicht erklärt werde, was in einem Nationalpark erlaubt sein würde und was nicht. „Das Ministerium will sich nicht festlegen.“ Bekannt ist, dass es eine Kernzone mit stärkeren Einschränkungen und eine Entwicklungszoge geben soll. Die Kernzone soll laut Minister Goldschmidt weniger als 50 % der Fläche betragen. Sie ist allerdings in den bisher veröffentlichten Karten (https://t1p.de/mbwr0) nicht zu sehen, denn „dies soll erst im Zuge des Konsultationsprozesses beraten werden“, so das Umweltministerium. Dessen ungeachtet soll auch die Entwicklungszone des Nationalparks im Laufe der nächsten 30 Jahre zur Kernzone weiterentwickelt werden.

Die Teilnehmenden hätten sich gefragt, warum ein Nationalpark entstehen solle, da es doch schon jetzt diverse Schutzzonen gebe. Insbesondere wurde auf die Freiwillige Vereinbarung zum Schutz der Meeresvögel von 2016 verwiesen. „Diese Vereinbarung wurde de facto nie mit Leben erfüllt“, schreibt der VDWS in seinem Newsletter. Weiter heißt es dort: „Dazu meinten die Ministeriumsvertreter, dass der zuständige Sachbearbeiter in Rente sei und es darüber hinaus an finanziellen und personellen Ressourcen fehle. Wo dann die Ressourcen für einen weitaus aufwendigeren Nationalpark mit seiner Bürokratie und Verwaltung herkommen sollen, blieb unbeantwortet.“

Claus-Ehlert Meyer vom Boots- und Schiffbauer-Verband (DBSV) vertritt die maritime Wirtschaft und die Werften. Er hat sich für den Workshop Wirtschaft angemeldet, aber noch keine Rückmeldung bekommen. „Es gibt eine große Mehrheit für den Schutz der Ostsee, aber eine große Mehrheit gegen den Nationalpark“, sagt er. „Wir fahren alle auf der Ostsee ‘rum und sehen die Missstände. Doch keines der Probleme löst man mit einem Nationalpark. Man könnte was tun, etwa bei der Bergung von Altmunition, es wären Mittel dafür da, und man redet über einen Nationalpark!“

BUND für den Nationalpark

Wenig überraschend ist der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) für einen Nationalpark Ostsee. „30 Prozent aller Arten in der Ostsee stehen auf der Roten Liste, und es wird immer schlimmer“, sagt Jürgen Leicher vom Landesvorstand. „Wir haben 200 Totfunde von Schweinswalen im Jahr, die Seegraswiesen verschwinden. Es gibt Schutzgebiete, aber die reichen nicht aus. In den Bestimmungen zu FFH-Gebieten steht wenig über die mögliche Nutzung.“

Die Geltinger Birk ist ohnehin schon Naturschutzgebiet.

Die größten Probleme sieht er in drei Bereichen: Einträge durch die Landwirtschaft, Fischerei und Industrialisierung der Meere. „Die Industrialisierung ist in vollem Gange. Da kann ein Nationalpark ein bisschen Ordnung hineinbringen. Da liegt man mit dem Tourismus eigentlich auf einer Linie.“ Überdüngung durch die Landwirtschaft sei ein gravierendes Problem für die Ostsee, aber die komme vor allem über die Flüsse ins Meer, nicht über die sehr wenigen landwirtschaftlichen Küstenanrainer. „Das kann man nicht über diesen Hebel verändern. Da müssen wir dranbleiben, aber das hat nichts mit einem Nationalpark zu tun. Der hat klare Flächengrenzen.“

Konflikte sieht Leicher auch nicht mit Strandtourismus und Wassersport, allenfalls mit Motorwassersport. „Die Küsten, die Strände, die Landflächen sind von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen nicht betroffen.“ Ein Nutzungsverbot sei kein Durchfahrverbot, das Befahren mit Segelbooten sei weitgehend unbeeinträchtigt, nur das Ankern in Seegraswiesen würde untersagt.

Was die dringend anstehende Räumung von Altmunition aus dem Zweiten Weltkrieg angehe – eine Angelegenheit des Bundes: „Das muss Chefsache werden!“ Mittel seien bereitgestellt, und mit einem Nationalpark könne das Land da noch mehr Druck machen.

Bleibt die Fischerei. Da hält Leicher tatsächlich die Erweiterung von Einschränkungen für erforderlich, vor allem bezüglich Grundschleppnetzen und Stellnetzen zu bestimmten Jahreszeiten sowie Akustikgeräten. Kernzonen wären Nullnutzungszonen. Doch auch die könnten positiv wirksam sein für die Fischerei – als Ruhezonen für die Fische.

Einen „Naturpark light“ dürfe es nicht geben, dafür sei die Situation zu dramatisch. Allerdings setzt Leicher optimistisch auf den Konsultationsprozess mit den Beteiligten. Er sieht Schweden dabei als großes Vorbild. Dort sei mit Norwegen vor etwa zehn Jahren ein Meeresnationalpark von rund 800 km2 eingerichtet worden – mit jahrelanger vorheriger Beratung mit den wichtigsten Nutzergruppen, vor allem der Fischerei. „Mehr Gelassenheit“ wünscht sich Leicher, „mitmachen im Prozess, etwas erreichen im Konsens.“

Hering gar nicht heimisch

Lorenz Marckwardt, Vorsitzender des Fischereiverbands Schleswig-Holstein, sieht das anders. „Wo soll der Fischer abbleiben? In der Kernzone darf nicht gefischt werden, und in der Entwicklungszone müssen wir nachweisen, dass wir umweltverträglich fischen. Wer tut dies schon in den Augen der Umweltschützer?“ Korridore in die offene See würden vielen Kollegen nichts nützen. „Wir haben vorwiegend Tagesfischer mit kurzen Wegen. Für die wäre das ein Berufsverbot.“

Einen Nutzen für den Zustand der Ostsee sieht er nicht. Der deutsche Anteil an der Ostsee sei sehr gering (0,6 % Küstenlinie, 0,4 % Gewässeranteil laut DBSV). „Ein Nationalpark wird nicht für Sauerstoff sorgen und die Fischbestände retten.“ Überhaupt lägen die Aufwuchsgebiete von Dorsch und Hering – mit die gefährdetsten Fischarten – gar nicht in der Ostsee. „Der Hering ist hier nicht heimisch, er kommt aus dem Nordatlantik, auch der Dorsch zieht durch.“

An der Ergebnisoffenheit des Konsultationsprozesse zweifelt Marckwardt. „Das ist eine Salamitaktik. Am Ende steht gar nichts mehr zur Verfügung.“