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Unterstützung bei Personalrecht und Personalwirtschaft

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In vielen Bundesländern sind die ersten Vorsitzenden aus den Landesvorständen auch Arbeitgeber und Arbeitgeber für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bei der Landjugend angestellt sind. So ist es auch in Schleswig-Holstein. Um die jungen Menschen bei dieser großen Verantwortung zu unterstützen, bot der Bund der Deutschen Landjugend (BDL) eine Schulung in Berlin an. In der Ehrenamtsklausur ging es um Personalrecht und Personalwirtschaft.

Von einem Rechtsanwalt wurden die jungen Arbeitgeber zudem unter anderem für die Themen Arbeitsvertrag und Kündigung sensibilisiert. Wie sich in den Vorträgen zeigte, sind das alles hochkomplexe Themenfelder, sodass es den Vorständen am Ende des Tages schien, als ermöglichten diese Stunden nur einen kleinen Einblick in die Materie.

Während die Vorsitzenden in der Personalwirtschaft geschult wurden, nahmen die stellvertretenden Vorsitzenden am Workshop „Lobbyarbeit in der Landjugend“ teil. Dabei reichten die Fragen, die bearbeitet wurden von „Was ist das überhaupt?“ bis zu „Wie kann die Landjugend Politikern ihre Standpunkte aufzeigen?“. Zudem wurde angesprochen, wie die Laju mit der Politik oder Interessenverbänden in Kontakt treten kann, wie Gespräche vorbereitet und wie die Kontakte gepflegt werden können.

Da die Klausur am 11.11. stattfand und das weiter im Süden und auch in der Hauptstadt gefeiert wird, waren auch die norddeutschen Landjugendlichen auf einmal mitten in einer kleinen Party. Die Musik ging an und es gab um 11.11 Uhr eine ausgelassene Pause mit Konfetti, Polonaise und Berliner Gebäck.

Am Sonnabend folgte die Ehrenamtsklausur und am Sonntag die Bundesmitgliederversammlung. Sehr stolz wurde von der politischen Aktion des Bundesvorstands und dem Junglandwirte-Frühstück beim Deutschen Bauerntag erzählt.

Eine Sorge, die im Sommer alle teilten, lautet: Was käme auf die Jugendarbeit zu, wenn der Kinder- und Jugendplan für das Jahr 2024 vom Bund gekürzt werden würde? Also zeigte die Landjugend, was sie am besten kann: zusammenhalten und sich füreinander einsetzen. Landesverbände traten mit Bundestagsabgeordneten in Kontakt und führten viele Gespräche. Briefe wurden verschickt, Social Media genutzt und Demonstrationen organisiert. In Schleswig-Holstein wurde dazu großer Einsatz bei der Politikaktion gezeigt, die im September auf der landwirtschaftlichen Messe Norla stattfand. Bundestags-, Landtagsabgeordnete und befreundete Verbände waren dazu eingeladen, die Interessen und Bedürfnisse junger Menschen kennenzulernen und zu hören, wie diese durch die Laju vertreten werden. So leistete jeder Verband seinen Beitrag, um die Kinder- und Jugendplankürzung abzuwenden. Auch wenn auf der Klausurtagung eingeschätzt wurde, dass das vor dem Hintergrund, dass keine Anpassungen an die aktuellen allgemeinen Preissteigerungen vorgenommen wurden, nur ein kleiner Erfolg sei, waren die Vertreter aus den Jungenverbänden sehr froh über den Zusammenhalt der Landjugendverbände.

Mit dieser Freude über kleine Erfolge und über erfolgreiche Veranstaltungen der Landjugend ließ es sich gut ins Jahr 2024 blicken. Mit großer Begeisterung berichtete der erste Vorsitzende der Landjugend Schleswig-Holstein, Tajo Lass, über den Planungsstand für den Deutschen Landjugendtag (DLT) in Jübek im Juni 2024. In allen Gesichtern war Vorfreude zu entdecken. Nach einer langen Corona-Zwangspause zeigten sich alle begeistert vom Ausblick auf das deutschlandweite Treffen. Das letzte liegt schon Jahre zurück. 2018 hatte im nordhessischen Fritzlar der 38. DLT stattgefunden. 2020 sollte der 39. DLT in Schleswig-Holstein ausgetragen werden, musste aber aufgrund der Pandemie verschoben werden.

Auf der Bundesmitgliederversammlung gab es auch einen Überblick über die 2023 von den Landjugendlichen aus ganz Deutschland entworfenen Positionspapiere. Der Arbeitskreis Jugend beschäftigte sich zum Beispiel mit Jugendarmut und traf sich über mehrere Wochenenden zum Austausch. Das Ergebnis war ein überragendes, gelungenes Positionspapier, das den weiteren Einsatz ermöglicht. Kurz vor der Sitzung im November hatte der Bundesvorstand der Landjugend ein weiteres sehr wichtiges Positionspapier zum Antisemitismus erarbeitet.

Beim zweitägigen Treffen der Landesvorstände deutschlandweit ging es aber nicht nur um Vorträge, Beratungen, Diskussionen und Planungen. Es war vor allem ein Treffen von Menschen, die das gleiche Ehrenamt teilen, die gleiche Leidenschaft spüren und immer für einen Austausch zu haben sind.

Stadionatmosphäre in der Koogshalle

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„Landwirtschaft und Naturschutz: Versöhnen oder spalten?“ lautete das provokante Thema des Kreisbauerntages Nordfriesland, der am Montag in der Koogshalle in Reußenköge stattfand. Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion stellten insbesondere zwei Dinge fest: Erstens müsse man miteinander reden, und zweitens sei die Landwirtschaft schon viel weiter als der Fußball.

Thomas Hansen, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes (KBV) Nordfriesland, stellte zu Beginn klar: „Landwirte sind von einer intakten Umwelt abhängig und sich der Bedeutung des Naturschutzes bewusst.“

Das unterstrich auch Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH). Für ihn hat zwar Milchproduktion in den Niederungen oberste Priorität. Dennoch betonte er: „Wenn wir Flächen tauschen, können wir Landwirtschaft und Moorschutz verbinden.“ Er sprach sich für ein Flurbereinigungsverfahren aus, um sowohl den Interessen von Landwirten als auch denen des Klimaschutzes gerecht zu werden. Mit Blick auf Gänsefraßschäden forderte Lucht mehr Möglichkeiten zur Bestandsreduzierung. Außerdem müsse überall entschädigt werden, wo Gänseschäden auftreten.

Heiliger Rasen

Ein humorvoller Vergleich der KBV-Junior-Geschäftsführerin Merle Pahl diente als Steilvorlage für eine lebhafte Podiumsdiskussion. Ihr fiktives Szenario für die Fußball-EM 2024: Wirtschaftsminister Dr. Robert Habeck und Umweltministerin Steffi Lemke (beide Grüne) verfügen, dass 10 % der Rasenfläche in deutschen Stadien als Biodiversitätsfläche anzulegen seien. Auch der Waldanteil auf dem Fußballgeläuf solle etappenweise erhöht werden. Grätschen gelte als Grünlandumbruch und sei verboten. Laut Lemke würden die Rasenflächen seit Jahrzehnten massiv überdüngt, und der unverantwortliche Einsatz von Pestiziden begünstige die Grasmonokultur, die negative Auswirkungen auf viele Tierarten habe … (das komplette Szenario finden Sie am Ende dieses Beitrags).

Streit um Vorkaufsrecht

„Bedeutet Versöhnung, dass Landwirtschaft und Naturschutz auf Unentschieden spielen müssen?“, fragte Moderator Sönke Hauschild vom BVSH-Hauptamt. Er wies auf eine aktuelle Studie hin, nach der durch Wiedervernässung der Niederungsgebiete hohe Wertschöpfungsverluste drohten.

Laut Katja Günther, Staatssekretärin im Kieler Umweltministerium, gibt es kein Patentrezept, um Landwirtschaft und Umweltschutz zusammenzubringen. Sie argumentierte: „Wenn wir uns nicht um den Naturschutz kümmern, zahlen wir die Kosten an anderer Stelle teurer.“ Ein Streitthema war das naturschutzfachliche Vorkaufsrecht. Günther beteuerte, dass Naturschutzorganisationen wie die Stiftung Naturschutz nur Flächen kauften, die landwirtschaftlich aufgegeben würden. BVSH-Generalsekretär Stephan Gersteuer erläuterte dazu: „Die Stiftung kann das naturschutzrechtliche Vorkaufsrecht unter anderem auch dann ausüben, wenn Nichtlandwirte Käufer sind.“ Dies passiere allerdings auch, wenn die gebotenen Preise für Landwirte nicht mehr attraktiv seien. Die Stiftung eigne sich die Flächen dann zu – aus landwirtschaftlicher Sicht – überhöhten Preisen an.

Zur Gänseproblematik blieb Günther vage. Sie verwies auf EU-Recht und sagte: „Wir können doch nicht alle Gänse erschießen, sondern müssen überlegen, wie wir mit diesen Dingen umgehen.“

Mit Blick auf die Vernässung von Niederungsgebieten erinnerte Günther an die Verpflichtungen aus dem Klimaschutzgesetz. Rund 18 % der Treibhausgasemissionen in Schleswig-Holstein stammten aus kohlenstoffreichen Böden. Neu war für sie ein Projekt im Oldenburger Graben, das BVSH-Vorstandsmitglied Heinrich Mougin skizzierte. Laut Mougin haben betroffene Betriebe mit dem Bauernverband Lösungen mit Vorbildcharakter entwickelt. Die Fördermöglichkeiten des Landes passten jedoch nicht zu den Vorschlägen der Projektbeteiligten. Günther kündigte an, sich mit den Akteuren auszutauschen und „die Hand zu reichen“, um an Lösungen zu arbeiten.

Dr. Walter Hemmerling, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Stiftung Naturschutz, sieht keine Alternative dazu, Moore „wieder nass zu machen“. Es gehe aber darum, Modelle für Wertschöpfung in Mooren zu finden.

Begrenztes Potenzial

Laut Zukunftsbauer Jörg Struve gibt es Verbraucher, die bereit sind, mehr für Zusatzleistungen zu bezahlen – in seinem Fall für Tierwohl. Das Potenzial sei jedoch begrenzt. Sein Betrieb könne beispielsweise im Rahmen der Strohschwein-Initiative von Edeka-Nord fast das gesamte Gebiet des Lebensmitteleinzelhändlers beliefern. „Jeder Landwirt ist bereit, mehr fürs Tierwohl zu tun, aber es muss auch ein Marktpotenzial dafür geben“, betonte Struve.

Christian-Ludolf Nissen, Wasserversorgung Drei Harden, berichtete von freiwilligen Maßnahmen in seinem Versorgungsgebiet, um die Wasserqualität zu erhalten. „Wir haben eine Früherntevereinbarung bis zum 15. September bei Mais, um noch Zwischenfrüchte zu säen und so die N-Auswaschung zu minimieren“, so der Verbandsvorsteher.

Hans-Christian Kühl, stellvertretender KBV-Vorsitzender, erklärte: „Es ist wichtig, miteinander zu reden.“ Problematisch ist für ihn, wenn politische Aussagen nicht zu Buhrufen, sondern zu Schweigen und Resignation führten. Klar sei immerhin geworden, dass die Landwirtschaft in Sachen Naturschutz-Kooperation deutlich weiter sei als der Fußball. 

Merle Pahl präsentiert das fiktive Szenario „Fußball-EM – Deutschland wird nachhaltig“

Umweltministerin Steffi Lemke sorgt beim DFB für schlaflose Nächte. In Absprache mit Wirtschaftsminister Robert Habeck wurde dem Bundeskabinett eine Vorlage zugeleitet, wonach 10 % der Rasenfläche in deutschen Fußballstadien für urbane Biodiversität zu reservieren ist. Ob nun als Randstreifen, Landschaftselement oder Brachfläche, bleibt dem Bewirtschafter überlassen. Jährlich ist die Entwicklung zu dokumentieren und staatlich zu kontrollieren. Die Kontrollkosten hat der Stadionbetreiber zu tragen.
Der DFB reagiert umgehend. Stadien seien keine Spielwiese für Fantasten, denen die Bindung zum Spiel fehle. Umweltschutz sei wichtig, aber bitte außerhalb des Spielfelds.
Unbeeindruckt äußert Lemke gegenüber Journalisten, sie werde auch den Waldanteil auf den „verödeten“ deutschen Fußballflächen anheben. Im ersten Schritt auf zehn Prozent, weitere Anhebungen könnten mit freiwilligen Verpflichtungen zur Anlage von Knicks an der Westkurve verrechnet werden. Auf der verbleibenden Fläche gilt das Grätschen ab sofort als Grünlandumbruch und wird verboten.
Nationaltrainer Julian Nagelsmann klagt: „So können wir nicht arbeiten“. Zudem könne man sich ohne zahlende Zuschauer keinen Naturschutz leisten: „Wie sollen wir da weltweit konkurrieren?“ Lemke schlägt die Konzentration des Fußballs auf den heimischen Markt vor. Habeck umwirbt die Vereine, doch die Chancen des Bio-Fußballspiels zu sehen und Fördermittel für eine ökologische Inwertsetzung der monotonen Rasenflächen in Anspruch zu nehmen.
Der Eklat für den DFB ist aber die geplante Verpflichtung, 50 % des Strombedarfs aus regenerativen Quellen einzuspeisen. „Auf vielen Plätzen ist das nur mit einer Windkraftanlage am Anpfiffpunkt machbar“, pfeift Nagelsmann die Ministerin an. „Erneuerbare Energien sind wichtig. Aber das geht zu weit!“ Die Besucher seien nicht bereit, mehr für den Ökostrom zu zahlen.
Lemke reagiert gereizt: Es sei unverantwortlich, wie der DFB den Naturschutz vernachlässige. Die Rasenfläche werde seit Jahrzehnten massiv überdüngt. Erst der unverantwortliche Einsatz von Pestiziden mache diese Grasmonokultur möglich, die negative Auswirkungen auf viele Tierarten habe. Deutsche Stadien seien das Paradebeispiel für eine rückwärtsgewandte, einseitig von ökonomischen Interessen geleitete Wirtschaft. „Ich mache Schluss mit ausgeräumten Stadionlandschaften. Es gibt keinen heiligen Rasen“, poltert die Umweltministerin. „Naturschutz muss im Sinne der Sozialpflichtigkeit des Eigentores, äh Eigentumes gerade von der Wirtschaft gelebt werden“, fordert sie in einem Interview auf dem gepflegten Kurzrasen ihres Ministeriums.
Der DFB droht, leeren Kassen würde eine Aufgabe des Fußballs erzwingen. „Dann bauen wir die Tore ab!“ Minister Habeck reagiert zugewandt: „Ich bin doch dafür, dass die Eintrittspreise erhöht werden. Die Zuschauer sind seit langem dazu bereit.“ Habeck gibt sogar Nachhilfe in Sachen Unternehmenserfolg: „Im internationalen Massenmarkt können wir nicht konkurrieren. Schießen Sie endlich weniger Tore, dafür mit höherer Qualität.“ Als Politiker vertrete er die Gesellschaft und die sage nun mal Nein zu konventionellen Pestizid-Kunstdünger-Massentorschüssen.

Plantagenbesitzer haben Hochkonjunktur

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Vor Kurzem haben der Bundes­verband der Deutschen ­Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger (BWS) und der ­Verband natürlicher Weihnachtsbaum e.V. (VNWB) im brandenburgischen Werder ­symbolisch den ersten Baum für den ­bundesweiten Weihnachtsbaum-Saisonstart gefällt.

Auch die schleswig-holsteinischen Anbauer haben jetzt Hochsaison. Hierzulande werden Millionen Bäume, überwiegend Nordmanntannen, umweltfreundlich produziert und an Abnehmer in ganz Deutschland und Europa ausgeliefert. Trotz gestiegener Erzeugerkosten erwarten die Mitgliedsbetriebe der Arbeitsgemeinschaft Schleswig-Holsteinischer Weihnachtsbaumproduzenten (ARGE) alle Nachfragen des Handels so bedienen zu können, dass der Verbraucher im Endverkauf wieder mit Laufmeterpreisen für Nordmanntannen von 21 bis 29 €, für Blaufichten von 13 bis 18 € und für Rotfichten von 10 bis 15 € rechnen kann. Das Erlebnis echter Weihnachten mit einem natürlichen Baum aus dem Land zwischen den Meeren ist garantiert.

Zu den Betrieben: Weihnachtsbäume sind eine landwirtschaftliche Sonderkultur, viele der 200 Betriebe bieten das Selberschlagen mit einem kleinen Weihnachtsmarkt als Erlebnis an.

Zahlreiche Betriebe bieten im Advent Bäume zum Selberschlagen in Verbindung mit einer Punschbude oder einem kleinen Weihnachtsmarkt an. Gerade die urbanen Verbraucher lieben dieses Einkaufserlebnis. Foto: Isa-Maria Kuhn

Die Qualität der Bäume ist dieses Jahr sehr gut: Ausreichende Niederschläge nach einigen heißen Sommertagen haben den Pflanzen eine gute, dunkelgrüne Ausfärbung beschert. Die tief in den Boden reichenden Pfahlwurzeln der Nordmanntannen schützen diese Weihnachtsbäume ohnehin gut vor Trockenschäden.

Die Kammer unterstützt mit dem sogenannten Weihnachtsbaum-Kompetenzzentrum die Betriebe. Es bietet den Weihnachtsbaumproduzenten eine hervorragende Beratungsplattform. Wir bündeln das Beratungsangebot abteilungsübergreifend, sodass in jedem Einzelfall optimale und maßgeschneiderte Lösungen für die jeweils speziellen Fragestellungen der Betriebe entwickelt werden. Mit dem Weihnachtsbaum-Kompetenzzentrum erhalten wir die Leistungsfähigkeit unserer Erzeuger und gewährleisten somit die hohe Qualität der heimischen Weihnachtsbäume. Und davon profitiert letztlich der Verbraucher, der für sein Geld hochwertige Ware erhält, deren Produktion die aktuellen gesellschaftlichen Ansprüche voll erfüllt – von hoher ästhetischer Qualität über Klimabilanz und Biodiversität bis zur Minimierung von Chemieeinsatz. Das Versuchswesens im Gartenbau unterstützt das Zentrum durch die Auftragsforschung rund um die Weihnachtsbaumproduktion.

Blickfänge mit Blütenkerzen

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Die mannigfaltige Welt der Stauden lädt Gärtner immer wieder zum Ausprobieren und Entdecken ein. Mit Pflanzen, die kerzen- oder fackelförmige Blütenstände hervorbringen, lassen sich außergewöhnliche Gartenbilder malen.

Mit ornamentalen Blättern und auffälligen Blütenkerzen ist der Balkan-Bärenklau eine imposante Erscheinung. Foto: Karin Stern

Für romantische Beete im klassischen Bauerngarten empfehlen sich besonders Fingerhut (Digitalis), Balkan-Bärenklau (Acanthus) und die Lupine (Lupinus). Alle drei fallen mit ihrem opulenten Flor ins Auge. Vor allem die sogenannten Russel-Hybriden der Lupine (Lupinus polyphyllus) und die Westcountry-Lupinen-Serie empfehlen sich für den Staudengarten. Letztere brillieren mit einer unglaublichen Leuchtkraft, die mit der stimmungsvollen Begleitung durch farblich passende Bartiris noch gesteigert wird. Mit Westcountry-Sorten wie ‚Red Rum‘ und ‚Beefeater‘ (rot), ‚Polar Princess‘ (weiß) oder ‚Gladiator‘ (rot-gelb) holt man sich auffallende, monumentale Stauden ins Beet. Tipp: Dezente Begleiter wie Storchschnabel oder Frauenmantel stehlen den Lupinen nicht die Schau.

Eher selten anzutreffen ist Diptam (Dictamnus albus), der auch als Brennender Busch bezeichnet wird. Schon Goethe pflegte diese besondere Pflanze in seinem Garten in Weimar. An heißen, sonnigen Tagen verströmt Diptam ein intensives Zitronenaroma. Doch Vorsicht, die ätherischen Dämpfe können sich tatsächlich selbst entzünden. Auch der Blut-Weiderich ‚Zigeunerblut‘ (Lythrum salicaria) passt als unkomplizierte und blühfreudige Staude mit Wildcharakter perfekt in den Bauerngarten. Die unzähligen Blütenkerzen von Ruten-Weiderich ‚Dropmore Purple‘ (Lythrum virgatum) bringen von Juni bis August ein kräftiges Purpurrot ins Beet. Wichtig ist jedoch ein ausreichend feuchter Standort, am besten am Teichufer.

Kandelaber-Ehrenpreis trägt größere Blütenstände als die anderen Varianten der Art. Sie blühen je nach Sorte blau, weiß oder rosa. Foto: Karin Stern

Für die naturhafte Steppen- oder Präriepflanzung empfiehlt sich der Kandelaber-Ehrenpreis (Veronicastrum virgatum). Er trägt bis zu 30 cm lange Blütenstände, die je nach Sorte blau, weiß oder rosa gefärbt sind. Auch die mannshohen Steppenkerzen (Eremurus) sorgen mit ihren langen Blütenlanzen für attraktive Blickfänge. Sie blühen von unten nach oben auf. Die Pflanzzeit der fleischigen Wurzelknollen zieht sich von Mitte August bis Mitte Oktober. Wer diesen Termin verpasst hat, wartet besser bis zum nächsten Jahr. Ansonsten kommen die Stauden aus ihrem Rhythmus und kümmern vor sich hin. Tipp: In schwerem Boden faulen die Wurzelknollen im Winter sehr leicht. Daher unbedingt eine 20 cm hohe Drainageschicht am Boden des Pflanzlochs einbauen.

Als Pflanzpartner im Steppenbeet machen sich Prachtscharte (Liatris), Duftnessel (Agastache) und Fackellilie (Kniphofia) sehr gut. Der Handel bietet zahlreiche Hybriden der Fackellilie mit teils zweifarbigen Blütenständen in unterschiedlichen Wuchshöhen an. Die Frostempfindlichkeit variiert von Sorte zu Sorte, daher lohnt sich genaues Nachfragen beim Kauf. Fackellilien wirken einzeln oder in kleinen Gruppen, geben aber auch in Begleitung von Gräsern eine gute Figur ab. Die Neupflanzung ist im Frühjahr an einem warmen Standort mit durchlässigem, nährstoffreichem und frischem Boden empfehlenswert. Wer in der Wachstumsphase auf eine gute Wasserversorgung achtet, wird mit einer besonders reichen Blüte belohnt.

,Floristan Weiß‘ erblühte wie alle Prachtscharten von oben nach unten. Dies macht sie wertvoll für den Schnitt. Foto: Karin Stern

Die Duftnessel wirkt in der Gruppenpflanzung am schönsten. Die verschiedenen Sorten von Duftnessel, Prachtscharte und Fackellilie erlauben abwechslungsreiche, höhengestaffelte Gestaltungen. Steppenkerze und Fackellilie werden zudem gerne verwendet, wenn moderne Akzente gesetzt werden sollen.

Als echtes Schmuckstück für sandig-kiesigen Untergrund entpuppt sich der Rote Natternkopf (Echium amoenum). Die Sorte ‚Red Feathers‘ blüht in einem intensiven Pinkrot von Mai bis August. Die Staude ist nicht sehr langlebig, gleicht dies aber über eine moderate Selbstaussaat aus. Auch die Junkerlilie (Asphodeline lutea) passt als Trockenkünstler aus dem Mittelmeerraum perfekt in ein Steppenbeet. Auf durchlässigen Böden ist sie sicher winterhart. Die gelbe Blüte von Mai bis Juni zieht viele Bienen magisch an. Die wintergrünen, lauchartigen Blätter der Junkerlilie zieren auch noch lange in der kalten Jahreszeit.

Die malerischen, schlanken Blütenformen lassen sich mit geschickter Pflanzung noch besser zur Geltung bringen. Wer kontrastreiche Beete liebt, kombiniert die Blütenkerzen mit Gegenspielern, die runde Kugelformen aufweisen. Dazu gehören beispielsweise Zierlauch (Allium) oder die Kugeldistel (Echinops). Hübsch wirken auch die flachen, horizontalen Blütenschirme von Doldenblütlern wie Schafgarbe (Achillea) oder Fetthenne (Sedum). Sie mögen allesamt durchlässigen, etwas mageren Boden an sonnigen Standorten.

Fackellilie ,Lemon Popsicle‘ beeindruckt mit leuchtend zitronengelben Blütenfackeln. Foto: Karin Stern

Die Blütenwolken von Schleierkraut (Gypsophila) gibt’s dank unterschiedlicher Sorten auf verschiedenen Höhen. ‚Rosenschleier‘ wächst 30 bis 40 cm hoch, ‚Bristol Fairy‘ und ‚Schneeflocke‘ verzaubern mit luftig-leichtem Flor in 70 bis 100 cm Höhe. Die locker verzweigten, schleierartigen Blütenrispen des Blauen Strandflieders (Limonium latifolium) eignen sich auch prima als Schnitt- oder Trockenblume. Für filigrane Blütenrispen im lichten Schatten hingegen sorgt die hochwüchsige China-Wiesenraute. Wer ihr keinen feuchten, hellen Standort bietet kann, sollte sie etwas abstützen. Nur an optimalen Plätzen ist sie wirklich standfest.

Schleswig-Holsteiner Pferde beim Trakehner Hengstmarkt

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Seit Jahrzehnten ist Schleswig-Holstein nicht nur Sitz der Geschäftsstelle des Trakehner Verbandes, sondern auch einer der wichtigsten Zuchtbezirke. Das zeigt sich auch jedes Jahr beim Hengstmarkt, wenn viele junge Trakehner aus Schleswig-Holstein an den Start gehen und ältere geehrt werden. In diesem Jahr wird der Hengst Hirtentanz gewürdigt.

„Kein Trakehner Springpferd war in jüngerer Zeit so beständig in schweren Springprüfungen erfolgreich wie der Prämienhengst Hirtentanz“, weiß Lars Gehrmann. Der ehemalige Zuchtleiter des Trakehner Verbandes sagt: „Als Vererber präsentiert er Nachzucht für alle Disziplinen, im S-Parcours und auf dem Viereck bis zur schweren Klasse.“ Nun wird der vor 20 Jahren im Stall von Veronika von Schöning in Dannau, Kreis Plön, zur Welt gekommene Hirtentanz als Trakehner Hengst des Jahres 2023 gewürdigt. Anwesend sein wird er dabei leider nicht, denn auch wenn sich ein Großteil seines Lebens in Schleswig-Holstein abspielte, ist der Rapphengst inzwischen in Florida beheimatet.

Der Axis-Sohn aus der Herzlani von Kostolany war bestes Hengstfohlen des Trakehner Zuchtbezirks Schleswig-Holstein/Hamburg und zwei Jahre später, bei seiner Körung, dann bester Springhengst. Seine Beschälerkarriere begann er auf der Station von Gerard Geling, der ihn viele Jahre begleitete und erfolgreich Zucht und Sport koordinierte. Als Fünfjähriger wurde er auch für die Holsteiner Zucht als Vererber anerkannt, als erster Trakehner Hengst seit mehr als 40 Jahren. Unter Thieß Luther, Takashi Haase und Philipp Hartmann sammelte Hirtentanz Siege und Platzierungen im Parcours.

„Neben der Eigenleistung war er nicht nur aufgrund der Kolorierung seiner Jacke optisch auffallend, sondern auch hinsichtlich seiner Rittigkeit und seines Interieurs, die sich schnell herumsprachen und auch in den Nachkommen manifestierten“, erklärt Gehrmann. Inzwischen als Elitehengst ausgezeichnet, wurde Hirtentanz 2019 nach Florida geholt. Über Tiefgefriersperma steht er der deutschen Trakehner Zucht weiter zur Verfügung.

Weitere Köranwärter

Im Mittelpunkt des Hengstmarkts stehen natürlich die Köranwärter, und auch da sind einige Nordlichter vertreten. So stammt der Hengst Bahrain beispielsweise aus der Zucht von Corinna Knaack-Lindemann aus Bad Oldesloe. Auf ihrem Gestüt Camelot Arabians züchtet Knaack-Lindemann seit Jahren auch Trakehner mit arabischer Abstammung, darunter auch Gabun, der siegreich bis S-Dressur läuft. Bahrain ging aus der Anpaarung einer Trakehner Stute von Connery mit dem Prämienhengst Arian Shah ox hervor.

Ein weiterer Fuchs und ein weiterer Schleswig-Holsteiner ist der Hengst Wie Gold. Seine Züchterin stammt aus Österreich, hat ihre Prämienstute Wings von E.H. Cadeau aber schon lange bei Familie Bunte in Hoffeld, Kreis Rendsburg-Eckernförde, stehen. Wie Gold stammt aus einer Anpaarung mit All Inclusive. Ausgestellt wird er von Silke Bunte und Nicole Derlin.

Ein dritter Fuchs aus Holstein ist der von der Hessischen Hausstiftung auf dem Gestüt Panker, Kreis Plön, gezogene und ausgestellte Tanzherzog von E.H. Imperio. Seine Mutter Tanzmusik von E.H. Herzruf ist die Siegerstute ihrer Eintragung in Schleswig-Holstein, Jahressiegerstute 2013, Klassensiegerin der Trakehner Bundesstutenschau und Elitestute. Sie stellte schon zwei gekörte Söhne.

Bewährter Mutterstamm

Die Hessische Hausstiftung stellt auch den vom Gestüt Katarinental in Wangels, Kreis Ostholstein, stammenden Vio Bello von Rheinklang-Easy Game aus. Seine Züchterin Andrea von Zitzewitz hat Gribaldi hier einmal in dritter und einmal in vierter Generation angepaart. Der mütterliche Stamm des Vio Bello befindet sich seit Jahrhunderten in Obhut und Pflege des Hauses von Zitzewitz. Ebenfalls in Panker zu Hause, in diesem Fall aber von Donatus Landgraf von Hessen selbst gezogen, ist Hickory. Den Hengst von Tempelhof-Hirtentanz stellt er als Privatmann aus.

Auch der auf Sylt geborene Honnery hat eine Dressurabstammung. Der Hengst von Integer aus der Herzogin von Söl‘ring von E.H. Imperio stammt aus der Zucht von Stephanie Petersen und Jürgen Altmicks. Donausong aus der Zucht von Johann Albert Timmermann aus Schenefeld, Kreis Pinneberg, ist ein weiteres Nordlicht im Körlot. Er stammt von E.H. Singolo-E.H. Abendtanz. Als achter Köranwärter aus Schleswig-Holstein ist Sir Surprise dabei. Er wurde allerdings in Nordrhein-Westfalen gezogen und von Renate Weber aus Hamburg auf der Fohlenauktion erworben.

Wie rechnen sich alternative Bewirtschaftungen?

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Moorvernässung vermeidet CO2-Ausstoß und ist eine wichtige Maßnahme für den Klimaschutz. Zugleich soll die Landwirtschaft in den Niederungen gehalten werden. Welche ökonomischen Auswirkungen Landwirte zu erwarten haben, die sich auf alternative Bewirtschaftung infolge von Wiedervernässungsmaßnahmen einstellen, hat jetzt das Kieler Institut für europäische Landwirtschaftsstudien (KIELS GmbH) untersucht – gegründet von Wissenschaftlern der CAU und der FH Kiel. Ein erstes Fazit: Günstig sehen die Aussichten nicht aus.

Die Ergebnisse der Studie stellten deren Autoren Prof. Uwe Latacz-Lohmann, Jan-Hendrik Buhk (beide CAU) und Prof. Torben Tiedemann (FH) bei der 6. Veranstaltung des Landwirtschaftsministeriums zur Zukunft der Niederungen in Rendsburg vor.
Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) begrüßte es, „dass wir mit der Studie eine Grundlage haben, statt mit ,könnte‘ und ,müsste‘ den Konjungtiv zu bemühen. Wir haben ein großes Interesse, dass die Landwirtschaft in den Niederungen bleibt. Die Nutzungsstrategie muss allerdings immer eine freiwillige sein.“

Zusammenfassung der Autoren

Die Entwässerung von Moorböden führt dazu, dass der Torf im Boden zersetzt wird und die Flächen mit der Zeit absacken. Dies zieht nicht nur steigende Entwässerungskosten nach sich, um die Flächen weiter landwirtschaftlich nutzen zu können, sondern setzt auch eine erhebliche Menge von Treibhausgasen frei – gerade im moorreichen Schleswig-Holstein.

Prof. Uwe Latacz-Lohmann, CAU

Mit zirka 86.000 ha machen Moorböden in den Niederungen Schleswig-Holsteins rund 8,5 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche aus. Auf dieser Fläche könnten durch eine Anhebung der Wasserstände um 20 cm im Mittel zirka 17 t/ha CO2-Äquivalente an Treibhausgasen eingespart werden. Bei einem ganzjährig oberflächennah eingestellten Wasserstand wäre sogar eine Einsparung von 30 t/ha CO2-Äquivalenten möglich – vorausgesetzt, dass dies wasserbaulich umgesetzt werden kann. Insgesamt bieten die in den Niederungen gelegenen Moorböden ein Klimaschutzpotenzial von bis zu 2,5 Mio. t CO2-Äquivalenten pro Jahr, durch das Schleswig-Holstein seinem Minderungsziel für das Jahr 2030 einen großen Schritt näherkommen würde.

Auswirkungen auf die Landwirtschaft

Jan-Hendrik Buhk, CAU 

Von Wasserstandsanhebungen wären in Schleswig-Holstein insgesamt rund 3.900 der gut 14.000 landwirtschaftlichen Betriebe betroffen, die einen Antrag auf EU-Direktzahlungen stellen. Ungefähr 900 Betriebe sind stark betroffen, mehr als 60 % ihrer Betriebsfläche liegen in den moorreichen Niederungen. Bisher gibt es noch große Fragezeichen, ob und wie diese Betriebe bei angehobenen Wasserständen weiterwirtschaften können. Die intensive Milchviehhaltung als vorherrschende Nutzungsform in den moorreichen Niederungen dürfte es schwer haben. Dennoch kann die Milchviehhaltung weiterhin Teil der Lösung sein: Auf Flächen, die weniger stark von einer Wasserstandsanhebung betroffen wären, kann es mit extensiver Milcherzeugung weitergehen – dies allerdings mit einem um zirka 500 €/ha Moorland niedrigeren Deckungsbeitrag inklusive Arbeitseinsparung. Die Extensivierung bietet zwar die Chance, an Förderprogrammen teilzunehmen, jedoch reicht die Förderung der aktuellen Programme nicht aus, um die Einkommensverluste gegenüber einer intensiven Milchviehhaltung zu kompensieren.

Prof. Torben Tiedemann, FH Kiel

Paludikultur aktuell nicht wettbewerbsfähig

Paludikulturen, wie der Anbau von Rohrkolben oder Schilf, werden immer wieder als Folgenutzungsmöglichkeit für nasse Flächen diskutiert. Hier herrscht jedoch noch eine große Unsicherheit, was die Ernteerträge und die Verwertung der Paludikulturen betrifft. Auf Basis von ersten Pilotprojekten ist von Deckungsbeiträgen in einer Größenordnung von 200 €/ha auszugehen. Damit ist Paludi (noch) nicht konkurrenzfähig mit der extensiven Milchviehhaltung oder der Rindermast. Das könnte sich in Zukunft ändern, wenn die entsprechenden Wertschöpfungsketten entwickelt sind und funktionieren.

Moor-PV und Klimapunkte interessant

Moor-Photovoltaik-Anlagen (PV)und der Verkauf von Klimapunkten auf vernässten Flächen schneiden deutlich besser ab. Sie sind die wirtschaftlichsten Nutzungsalternativen – unter bestimmten Voraussetzungen sogar wirtschaftlicher als die Milchviehhaltung auf entwässerten Böden. Jedoch ist zu bedenken, dass davon primär Flächeneigentümer profitieren. Zusätzlich stehen der Moor-PV weitere Hemmnisse im Weg: In Schutz- und Ausgleichsgebieten ist Moor-PV nach aktuellem Stand nicht genehmigungsfähig. Außerdem reduzieren Torfauflagen von mehr als 3 m Mächtigkeit massiv die Wirtschaftlichkeit, und nicht überall stehen geeignete Einspeisepunkte in das Hoch- und Höchstspannungsnetz zur Verfügung.

Eine Entlohnung der Vernässung durch Klimapunkte bietet hingegen eine wirtschaftlich interessante und vergleichsweise risikolose Möglichkeit für Flächeneigentümer, das Klimaschutzpotenzial der Flächen Moorflächen in Wert zu setzen. Allerdings sind derzeit steuerliche Fallstricke noch nicht vollständig ausgeräumt.

Fazit

Wasserstandsanhebungen in Mooren bieten für Schleswig-Holstein viel Potenzial, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen. Betroffen ist hiervon nahezu ein Viertel der Landwirtinnen und Landwirte im Land, aber auch der gesamte ländliche Raum in den Moorniederungen. Soll eine landwirtschaftliche Wertschöpfung in den betroffenen Regionen erhalten bleiben, müssen Konzepte entwickelt werden, die Klimaschutz und eine landwirtschaftliche Nutzung der Flächen in Einklang bringen.

Aktuell rechnet sich dies in der Regel noch nicht. Durch freiwillige Förderprogramme für den Klimaschutz könnten entsprechende Anreize zur Entwicklung gesetzt werden. Ist jedoch die vollständige Vernässung das Ziel, so bleibt die Flächennutzung auf Paludikultur und Photovoltaik begrenzt. Damit Landwirtinnen und Landwirte in Moorregionen, die auch in Zukunft marktorientiert Lebensmittel erzeugen möchten, eine Entwicklungsperspektive haben, sind gut ausgestaltete Flächentauschprogramme vonnöten. 

Die Studie steht zum Download unter: https://t1p.de/b8cz0

Mit rund 50 Fachleuten, Betroffenen und Interessierten war die Veranstaltung im Rendsburger Martinshaus gut besucht.

Jetzt ans Deckzentrum denken

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In der neuen Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) wird gefordert, dass den Sauen im Deckzentrum je 5 m² zur Verfügung stehen. Bei Neubauten muss dies sofort gewährleistet sein, ab Februar 2029 trifft es auch auf Bestandsgebäude zu. Im Zuge der Änderung der TierSchNutztV wurde definiert, dass für Bestandsgebäude bereits am 9. Februar 2024 ein Umbaukonzept für das Deckzentrum vorliegen muss. Darum soll es hier gehen.

Es gibt zwei Möglichkeiten bis zum 9. Februar 2024: Entweder signalisiert der Ferkelerzeuger, dass er die Produktion aufgibt, oder er legt ein Betriebs- und Umbaukonzept vor, wie er ab 9. Februar 2029 seine Sauen im Deckzentrum halten möchte. Eine Vorlage für ein Betriebs- und Umbaukonzept hat das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) unter folgendem Link bereitgestellt: https://t1p.de/59t5j

Gesetzlich vorgeschrieben sind direkt nach dem Absetzen bis zur Belegung mindestens 5 m² je Sau. Dies betrifft auch Schlachtsauen, die nicht direkt nach dem Absetzen verkauft werden, und Zuchtläufer im Zeitraum von einer Woche vor der Belegung bis zur Belegung. Das bedeutet, dass auch die Haltung der zu belegenden Zuchtläufer angegangen werden muss.

Von den 5 m² pro Sau sind mindestens 1,3 m² pro Sau als Liegebereich vorgeschrieben, wobei dieser maximal 15 % Perforationsanteil besitzen darf. Zusätzlich zum Platzbedarf ist vorgeschrieben, dass den Sauen ein Aktivitätsbereich sowie Rückzugsmöglichkeiten bereitgestellt werden müssen. Für Rückzugsmöglichkeiten können unter anderem Trennwände verwendet werden. Eine Fress-Liegebucht beziehungsweise Fressplätze gelten hingegen nicht als Rückzugsmöglichkeit. Ab der Belegung zählen die Vorgaben zur Gruppenhaltung im Wartestall. Außerdem ist zu beachten, dass für mindestens 5 % der in Gruppen gehaltenen Sauen Kranken- beziehungsweise Separationsbuchten installiert werden sollen.

Ein klassisches Deckzentrum von innen. Der Platz hinter den Fress-Liegebuchten ist ausreichend (mindestens 2 m), sodass durch einen Auslauf der zusätzliche Flächenbedarf gedeckt werden kann. Dadurch muss das Innere des Deckzentrums nicht verändert werden.

Zwei mögliche Varianten

Im Folgenden werden zwei Varianten beispielhaft vorgestellt, wie ein Bestandsdeckzentrum mit Doppelreiher umgebaut werden könnte. In Variante 1 wird dargestellt, wie der zusätzliche Platz über einen Auslauf geschaffen werden kann. Dies ist möglich, da davon ausgegangen wird, dass zwischen den beiden Kastenstandreihen ein Abstand von mindestens 2 m vorhanden ist. Ist dies nicht der Fall, müssen Möglichkeiten eruiert werden, ob die Stände nach vorn versetzt werden könnten, um den Platz zwischen den Ständen zu schaffen.

Sofern dies nicht möglich ist, kann zum Beispiel Variante 2 in Betracht gezogen werden. Hier wird innerhalb des Gebäudes der zusätzliche Platz geschaffen. Im Wartestall müsste dafür Raum für mindestens eine weitere Gruppe sein. Es passt nur noch die Hälfte der Sauen in ein Deckzentrumsabteil, da eine Seite der Stände herausgenommen werden muss.

Bei Variante 2 muss unterschieden werden, ob aktuell im Deckzentrum Fress-Liegebuchten zum Einsatz kommen (Variante 2a) oder Kastenstände (Variante 2b). Sofern Fress-Liegebuchten bevorzugt werden (Variante 2a), kann die Fläche in der Fress-Liegebucht als Liegefläche mit 1,3 m² je Sau angerechnet werden. In diesem Fall müssten dann im Aktivitätsbereich nur noch Rückzugsmöglichkeiten mit Trennwänden geschaffen werden. In Variante 2b sollen die normalen Kastenstände weitergenutzt werden. Dabei können diese als Fressstände verwendet werden und zählen nicht als Liegebereich. Dann müssen sowohl ein Aktivitäts- als auch ein Liegebereich mit 1,3 m² je Sau und Rückzugsmöglichkeiten gestaltet werden.

Gestaltung eines neuen Deckstalls mit Fress- und Besamungsständen, Aktivitäts- und Kotbereich sowie minimal eingestreutem Liegebereich mit Rückzugsmöglichkeiten.

Die Baugenehmigung

Bei der Gestaltung eines Auslaufs sind weitere Dinge zu beachten: Gibt es etwa genug Stroh oder ist bereits ein Lagerplatz für Mist vorhanden? Eventuell kann der Mist auch von einer benachbarten Biogasanlage direkt abgeholt werden. Außerdem ist zu klären, wie eine Überdachung gestaltet sein soll und wie es mit der Geruchsbelästigung aussieht.

Tendenziell sollte versucht werden, das Konzept innerhalb der Gebäudehülle umzusetzen, da für diese Variante in den meisten Fällen keine Baugenehmigung erforderlich ist. Sofern ein Auslauf geplant ist, muss vorher geprüft werden, ob eine Baugenehmigung eingeholt werden muss. Diese muss nach TierSchNutztV bereits bis 9. Februar 2026 beantragt sein. Des Weiteren ist der Umbau innerhalb der Gebäudehülle zu bevorzugen, wenn der Platz vorhanden ist, damit außerhalb des Gebäudes keine Fläche für eine mögliche Erweiterung des Abferkelstalls verbaut wird.

Bevor das Deckzentrum umgebaut wird, sollte man sich Gedanken zum Umbau des Abferkelstalls machen. Deshalb wird empfohlen, vor dem Umbaukonzept des Deckzentrums bereits ein Gesamtumbaukonzept zu durchdenken.

Die Schweinespezialberatung Schleswig-Holstein (SSB) sowie die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein bieten eine Perspektivberatung für Ferkelerzeuger an. Dabei werden in zwei einzeln buchbaren Modulen à 13 Stunden eine Perspektivberatung durchgeführt sowie ein Umbaukonzept für das Deckzentrum erstellt. Diese Beratung wird durch das Landwirtschaftsministerium Schleswig-Holstein gefördert und ist für den Ferkelerzeuger kostenlos. Im ersten Modul werden ganzheitlich mit dem Betrieb die Ist-Situation betrachtet und betriebsindividuelle Entwicklungschancen und -möglichkeiten erarbeitet. Im zweiten Modul werden gemeinsam Umbau-/Neubauskizzen entwickelt. Es werden auch die individuellen Maße ermittelt (hier zur Übersichtlichkeit der Skizzen nicht dargestellt).

Interessierte melden sich beim zuständigen Berater der Schweinespezialberatung oder der Landwirtschaftskammer. Dann werden sie hinsichtlich ihrer Entwicklungsmöglichkeiten informiert und die notwendigen Unterlagen für den 9. Februar 2024 ausgefüllt. Weitere Ansprechpartner für die Perspektivberatung Sauenhaltung sind Karin Müller, Schweinespezialberatung, (Tel.: 0 46 42-9 78 99 72, kmueller@ssbsh.de) und Dr. Sophie Diers, Landwirtschaftskammer, (Tel.: 0 43 81-90 09 20, sdiers@lksh.de).

Erfahrungen aus Betrieben, die bereits die 5 m² je Sau einhalten, sind: Die Einarbeitungszeit in das neue Haltungssystem kostet Zeit. Wichtig ist, darauf zu achten, dass die Sauen entweder direkt nach der Belegung oder aber erst nach 28 Tagen in den Wartestall umgestallt werden. Wird dazwischen umgestallt, so ist dies die sensible Zeit der Einnistung der befruchteten Eizelle. Dadurch könnten höhere Umrauschraten entstehen.

Auszahlungspreise weiter im Aufwind

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Für den Auszahlungsmonat Oktober sind die Milchpreise in Schleswig-Holstein im Mittel leicht erhöht worden. Die Aufschläge auf die Basispreise liegen in einer Spanne von unverändert bis zu 5 ct über dem Vormonatskurs. Die Preisspanne beträgt 34,1 bis 44,5 ct/kg ECM. Als Durchschnitt ergibt sich für den Monat September ein Wert von 39,84 ct/kg ECM, das sind 1,7 ct mehr als im September.

Auch bundesweit zeigen sich meist stabile bis steigende Preisentwicklungen. Die bundesweit rückläufige Milchanlieferung in den vergangenen Monaten sorgt für eine belebte Nachfrage nach Rohmilch und bewirkt eine saisonübliche Preiserholung. Bemerkenswert ist, dass in Süddeutschland die Basispreise in diesem Jahr meist über der Marke von 40 ct/kg ECM geblieben sind. In Westdeutschland ist das Bild nicht ganz so einheitlich. Hier reicht die Spanne von leichten Preisabschlägen bis zu etwas höheren Kursen. Im Mittel liegen die Basiskurse für Oktober hier noch unter der Marke von 40 ct/kg ECM.

Das ife-Institut in Kiel ermittelte einen Rohstoffwert Milch von 39,2 ct/ kg für den Monat Oktober. Im September betrug dieser Wert noch 35,0 ct/kg. Die deutschlandweite Milchanlieferung näherte sich zuletzt dem Jahres-Tiefpunkt. In der 44. Woche wurden in Deutschland 0,3 % weniger Milch als in der Vorwoche angeliefert. Damit liegt die Produktion 1,3 % unter der Vorjahreslinie. Im Nachbarland Frankreich wird die Vorjahresmenge sogar um 6,0 % verfehlt. Das damit auch EU-weit geringere Milchaufkommen könnte somit den anziehenden Preistrend weiterhin unterstützen. Der italienische Spotmilchpreis stieg in diesem Monat auf 57,39 ct/kg. In den Niederlanden erhöhte sich der Spotmilchkurs auf 49,00 ct/kg.

Am 7. November zeigte die Global-Dairy-Trade-Auktion ein Minus von 0,7 %. Nach den vorhergehenden vier Auktionen mit ansteigenden Kursen war dies eine leichte Korrektur nach unten. International gaben die Butter- und die Vollmilchpulverkurse etwas nach. Dennoch sieht man vorerst eine weiter rege Nachfrage nach Milchprodukten am Weltmarkt. Zuletzt hat vor allem China seine Einfuhren erhöht. Ob diese Entwicklung anhält, ist jedoch unsicher. Zuletzt gab es auch Anzeichen einer Schwäche der chinesischen Wirtschaft. Milcherzeuger in Neuseeland sichern sich vermehrt auf dem aktuellen Niveau am Terminmarkt ab. Vorerst sind jedoch auch hierzulande die Börsenkurse gestiegen. An der EEX-Terminbörse in Leipzig kam es Anfang November zu einer bemerkenswerten Erhöhung der Notierung für Butter auf 5.500 €/t. Mitte September lag der Kurs hier noch bei 4.400 €/t. Auch der EEX-Kurs für Magermilchpulver stieg von 2.240 €/t im September auf 2.668 €/t Mitte November.

Weltweit sieht man für das laufende Jahr 2023 eine steigende Milchproduktion. Nach einer Studie der FAO wird die internationale Erzeugung um 1,3 % steigen. Insbesondere für den asiatischen Raum sowie Zentralamerika/Karibik sieht die FAO deutliche Mengenzuwächse. In Europa und Ozeanien sowie in Nord- und Südamerika rechnet die FAO mit einem moderaten Produktionszuwachs. In Afrika dagegen dürfte die Milchproduktion 2023 leicht rückläufig ausfallen. Der weltweite Produktionsanstieg wird vor allem durch wachsende Milchkuhbestände und eine höhere Milchleistung verursacht. In Europa und in Amerika wird der Anstieg der Kuhzahlen durch vermehrte Kuhschlachtungen gebremst. Bemerkenswert ist der weitere Produktionsanstieg in Indien. Doch auch in China gibt es in diesem Jahr einen voraussichtlichen Zuwachs von 6,5 %. In Neuseeland wird mit einem Anstieg der Milchmenge um 0,8 % gerechnet, während die Produktion in Australien um 0,6 % sinken könnte. Die FAO rechnet damit, dass die EU in diesem Jahr ihre Exportmenge an Milchprodukten auf den Weltmarkt um 4,4 % steigern könnte. Bei einer stagnierenden bis rückläufigen internationalen Nachfrage geht vor allem der Export aus Nord- und Südamerika zurück. Auf der Südhalbkugel gibt es Bedenken, welche Auswirkungen die El-Niño-Wet­terlage auf die Milchproduktion haben könnte. Dies hat das Preisniveau zuletzt noch gestützt.

Dem Nitrat hinterherbohren

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Viele Landwirte und Landwirtinnen fragen sich, wie stark ihre Flächenbewirtschaftung die Nitratwerte im Bodensickerwasser wirklich beeinflusst. Klar ist, dass die Höhe der Nitratwerte wesentlich vom Herbst-Nmin-Wert am Ende der Vegetationsperiode bestimmt wird, der wiederum von der Rest-Nmin-Menge direkt nach der Ernte, der Intensität der Bodenbearbeitung vor Winter und der Art der folgenden Winterbegrünung abhängt. Im Gegensatz zur Nmin-Beprobung dringt die Methode der Nitrat-Sulfat-Tiefbohrung deutlich tiefer (mehrere Meter) in den Boden ein.

Die Methode erfasst die Nitratkonzentration, die infolge der Flächenbewirtschaftung über Winter aus dem Wurzelraum der Böden auswäscht und die langfristige Grundwasserqualität bestimmt. Sie wird seit mehr als drei Jahrzehnten in der Trinkwasserschutzberatung erfolgreich eingesetzt und auch im Zuge der Wasserrahmenrichtlinien-Beratung in einem begrenzten Umfang angeboten.

Schlüsselindikatoren zur Bewertung

Der Herbst-Nmin-Wert (0 bis 90 cm) gibt den mineralischen Stickstoffgehalt im Boden zu Beginn der Sickerwasserperiode (meist ab Oktober/November) an. Er ist damit der beste Indikator für die Bewertung des Nitrataustrages aus der Wurzelzone in die Sickerwasserdrainzone (siehe Zonenmodell, Abbildung 1). Dabei gilt eine sehr einfache Regel: Je geringer der Herbst-Nmin-Wert, umso geringer ist die Nitratbelastung im Sickerwasser.

Über die viel diskutierten Grundwasser-Messstellen wird die Nitratkonzentration des Grundwassers dagegen in deutlich größeren Tiefen gemessen. Die dortigen Nitratwerte sind vielfach erheblich geringer, als es die gemessenen Herbst-Nmin-Werte und deren Umrechnung auf die jährliche Sickerwasser-Neubildung der Böden erwarten lassen.

Deswegen kann der Einsatz von Nitrat-Tiefbohrungen als zusätzliche Informationsquelle und effektives Beratungsinstrument zur Erfassung der tatsächlichen, landwirtschaftlich bedingten Nitratauswaschung eines Schlages sinnvoll sein, denn sie schließen im Rahmen eines systematischen Nitratmonitorings gemäß Zonenmodell (Abbildung 1) die Lücke zwischen den Herbst-Nmin-Messungen im Wurzelraum und den Nitratuntersuchungen in Grundwasser-Messstellen.

Quelle: Ingus

Tiefer Einblick unter den Wurzelraum

Bei der Durchführung von Nitrat-Sulfat-Tiefbohrungen werden auf grundwasserfernen Ackerschlägen (Grundwasser tiefer als 5 m unter Gelände) zirka 3 bis 5 m tiefe Bohrungen gesetzt und ab zirka 1,2 m in 30- bis 50-cm-Schichten schrittweise nach unten auf Nitrat und Sulfat untersucht. Die Fotos oben zeigen eine Nitrat-Sulfat-Tiefbohrung in der Praxis auf einer Grünlandfläche. Je nach Klimaraum, Bodenart und Mächtigkeit der Sickerzone (mindestens 3 m) bilden die Werte mehrere zurückliegende Sickerwasser-Neubildungsjahre ab.

Analyse eines Nitrat-Sulfat-Tiefenprofils

Die Ergebnisse einer Nitrat-Sulfat-Tiefbohrung werden in Form eines Nitrat-Sulfat-Tiefenprofils dargestellt. Abbildung 2 zeigt die Ergebnisse in Form eines Tiefenprofils einer typischen Mais-Winterweizen-Fruchtfolge am östlichen Rand des Beratungsgebietes Holsteinische Vorgeest im Jahr 2021. Es handelt sich hier um einen leichten Standort auf lehmigem Sand bis etwa 3 m Tiefe. Unter dem Sand folgt bis 5 m Tiefe ein sehr dichter toniger Lehm (Geschiebelehm/-mergel der letzten Eiszeit), in dem sauerstoffarme Verhältnisse vorherrschen.

Im Erntejahr 2020 wurde auf der Beprobungsfläche Silomais angebaut, davor 2019 Winterweizen. In Abbildung 2 (linke Hälfte) ist zu sehen, dass die Nitratkonzentration im Sickerwasser bis zu einer Tiefe von zirka 300 cm überwiegend bewirtschaftungsbedingt ist. Die Begründung dafür ist, dass der Maisanbau im Herbst 2020 einen Herbst-Nmin-Wert von 71 kg N/ha hinterlassen hat. Dieser wurde danach im Winterhalbjahr 2020/2021 ausgewaschen und hat in 120 bis 200 cm Tiefe zu 88 mg NO3/l geführt. Der vorherige Weizen hat im Herbst 2019 einen etwas höheren Herbst-Nmin-Wert von 80 kg N/ha hinterlassen, der im Winterhalbjahr 2019/2020 ausgewaschen wurde und zum Zeitpunkt der Bohrung im Spätsommer 2021 in 200 bis 300 cm Tiefe zu 102 mg NO3/l geführt hat.

Quelle: Ingus

Natürlicher Nitratabbau im tieferen Unterboden

Ab 350 cm Bodentiefe, also dem Übergang vom sauerstoffreichen Sand in den dichten, sauerstoffarmen Geschiebelehm, fällt der Nitratwert schrittweise ab, während parallel der Sulfatwert in fast gleichem Umfang ansteigt. Im Ergebnis liegt in 500 cm Tiefe die Nitratkonzentration dann deutlich unterhalb des geltenden Richtwertes der EG-Nitrat-Richtlinie (50 mg NO3/l) und spricht auf den ersten Blick für eine gewässerschonende Bewirtschaftungsweise.

Allerdings ist diese Annahme bei genauerer Betrachtung ein Trugschluss, denn der Grund für den Rückgang der Nitratwerte ist nicht die Bewirtschaftung, sondern die sogenannte Denitrifikation (Nitratabbau), die hier bereits oberhalb des Grundwassers in der Sickerwasserdrainzone einsetzt. Dieses Phänomen ist nahezu in der gesamten Jungmoränen-Landschaft Ostholsteins verbreitet.

In Abbildung 2 ist zu erkennen, dass der Sulfatgehalt in den höheren Bodenschichten zunächst vergleichsweise gering ist und ab einer Bodentiefe von 350 cm wegen der einsetzenden Denitrifikation fast sprunghaft ansteigt und sich mehr als verdoppelt.

Fazit

Auf grundwasserfernen Standorten kann über Nitrat-Tiefbohrungen die bewirtschaftungsbedingte Nitratauswaschung sehr gut erfasst werden. Diese ist umso geringer, je geringer die Herbst-Nmin-Werte sind. Um die Herbst-Nmin-Werte effektiv zu reduzieren, stehen den Betrieben verschiedene bewährte Bewirtschaftungsmaßnahmen zur Verfügung, welche besonders zum Ende der Vegetationsperiode eine entscheidende Rolle spielen können. Dabei ist das Ziel, überschüssiges Nitrat im Boden vor dem Winter zu vermeiden.

Auf eine zusätzliche Herbstdüngung sollte daher verzichtet oder diese entsprechend auf den Bedarf der Kulturpflanze reduziert werden. Alle Formen der Bodenbearbeitung, insbesondere die Pflugfurche im Herbst, begünstigen die Stickstoffmineralisation und erhöhen damit die potenziellen Nitratausträge. Eine reduzierte Bodenbearbeitung sollte daher angestrebt werden.

Bereits im Boden gelöster Stickstoff kann durch den Anbau von winterharten Zwischenfrüchten oberirdisch gebunden werden. Die folgende Hauptfrucht kann von diesem Stickstoff wiederum profitieren. Darüber hinaus bieten Zwischenfrüchte weitere Vorteile beim Erosionsschutz. Sie bedecken den Boden, schützen vor Wind- und Wasserabtrag und vor der mechanischen Einwirkung bei starken Regenereignissen in der vegetationsarmen Zeit.


Was ist Denitrifikation?

Im Untergrund lebende Bakterien (sogenannte Denitrifikanten) wandeln unter bestimmten Bedingungen das aus der Flächenbewirtschaftung ausgewaschene Nitrat im Sickerwasser in Stickstoffgas (N2) um. Nitrat ist ab diesem Zustand nicht mehr messbar. Diese chemo-lithotrophe Denitrifikation genannte Reaktion dient den Bakterien zur Energiegewinnung und findet immer dann statt, wenn a) geringe Sauerstoffgehalte vorliegen, b) Nitrat von oben eingetragen wird und c) oxidierbare Stoffe, zum Beispiel Metallsulfide (FeS2), im Gestein vorhanden sind. Die Sulfide werden dabei nach und nach aufgebraucht, sodass das Abbaupotenzial langfristig verloren geht. Als Abbauprodukt bei diesem Prozess entsteht wasserlösliches Sulfat (SO42- ), das mit dem Sickerwasser weiter nach unten wandert. Mithilfe von Nitrat-Tiefbohrungen und der zusätzlichen Analyse von Sulfat kann man gut erfassen, ob bereits oberhalb der Grundwasseroberfläche Denitrifikation stattfindet.


Nachfragedelle bei Biolebensmitteln

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Die Meinungen bleiben geteilt: Während die einen die Ökolandwirtschaft als den neuen Standard sehen, bleibt sie für andere eine Nische. Vor allem während der Corona-Pandemie ist die Nachfrage nach Biolebensmitteln gewachsen. Doch bereits im Vorjahr gingen die Umsätze inflationsbedingt wieder zurück. Branchenverbände berichten jedoch, dass die aktuellen Absatzzahlen von Biolebensmitteln und -getränken deutlich über den Werten des Vor-Corona-Jahres 2019 liegen. Dennoch handelt es sich nach wie vor um eine Marktnische, denn der Anteil von Bioprodukten am gesamten Lebensmittelmarkt beträgt bisher nur 7 %. Spezialisierte Biofachmärkte haben an Umsatz verloren. Discounter und Lebensmittelhandel setzen dagegen mehr Ökoprodukte ab.

Biogetreideberg

Während die Erlöse für konventionelle Agrarprodukte in den vergangenen beiden Jahren eine beispiellose Achterbahnfahrt erlebt haben, sind die Preisausschläge für Bioerzeugnisse deutlich kleiner ausgefallen. In den Vorjahren war vor allem Biofuttergetreide knapp und teuer. Das hat sich in diesem Jahr geändert. Hierzulande wurde nach der Ernte von einem Biogetreideberg berichtet. Dieser hat sich jedoch inzwischen reduziert. Gefragt ist vor allem Verbandsware mit guten Qualitäten. Für Brotweizen sind die Kurse mittlerweile auf 450 €/t gestiegen. Für gute Haferqualitäten liegen die Kurse wieder über 400 €/t. Dieser Preis wird jetzt auch wieder für Dinkel erzielt. Die Kurse für Futtergetreide haben sich dagegen bislang wenig nach oben bewegt.

Nach dem Rückgang im Vorjahr hat sich die Nachfrage im Bereich der Biomilch wieder verbessert. Das Gesamtangebot liegt in Deutschland über der Vorjahresmenge, die monatlichen Anlieferungen gehen jedoch seit der Jahresmitte zurück. Die Auszahlungspreise blieben zuletzt stabil und könnten demnächst steigen. Die private Nachfrage nach Biomilch und -milchprodukten erholt sich schrittweise. Die Verkäufe von Biorindfleisch liegen ebenfalls über den schwachen Vorjahreswerten. Hier ist regionale Verbandsware gefragt. Die Umsätze mit importierter EU-Bioware gehen zurück. Jungbullen der Handelsklasse R3 wurden zuletzt mit etwa 5,13 €/kg SG gehandelt. Schlachtkühe der Handelsklasse O3 erzielten zirka 3,95 €/kg SG.

Heimische Ferkel gefragt

Bioschweine sind weiterhin eines der wenigen Bioprodukte, die richtig knapp sind. Ferkel kosten mittlerweile fast 170 € pro Stück. Für Ökoschlachtschweine hat sich der Preis in den vergangenen beiden Jahren kaum geändert und erreichte zuletzt 4,38 €/kg SG.

Die Ernte der Biokartoffeln wurde mittlerweile beendet, doch die Qualitäten haben häufig gelitten. Insgesamt sollten jedoch ausreichende Mengen an Biokartoffeln zur Verfügung stehen. Seit einigen Wochen kann sich der Erzeugerpreis im Großhandel bei 70 €/ dt halten.

Teure Bioprodukte?

Konsumenten müssen für Bio­lebensmittel in der Regel tiefer in die Tasche greifen als für konventionell hergestellte. Dennoch heißt Bio nicht unbedingt teuer. Vielfach sind die Preisunterschiede nur gering. Dies gilt vor allem für pflanzliche Produkte. In den vergangenen beiden Jahren sind auch die Preisänderungen für Bioprodukte geringer ausgefallen als im konventionellen Bereich.