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DVT-Tagung: Mehr Forschung, Bildung und Technologietransfer

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Kalkulierbare politische Rahmenbedingungen für eine zuverlässige Futter- und Lebensmittelversorgung forderte der Deutsche Verband Tiernahrung (DVT) Ende vergangener Woche auf seiner Jahrestagung in Berlin. DVT-Präsident Cord Schiplage griff in seiner Rede vor rund 300 Gästen verschiedene Themen wie den Investitionsbedarf beim Umbau der Tierhaltung, die hohen Energiekosten oder den zunehmenden Bedeutungsverlust der deutschen Agrarbranche im internationalen Vergleich auf.

„Investitionen werden zurückgehalten und die Tierzahlen gehen unaufhaltsam zurück. Gleichzeitig bedarf es weltweit einer höheren Proteinversorgung. Der deutsche Markt verliert zusehends an Bedeutung“, mahnte Schiplage.

Der DVT-Präsident kritisierte die aktuellen Vorschläge und Instrumente der Politik als unzureichend. „Wir müssen die gesicherten und langfristigen Erkenntnisse der Wissenschaft nutzen, um nachhaltige Lösungen für die Verwertung und Weiterverarbeitung von Ernteprodukten zu schaffen“, betonte Schiplage. Als Beispiele vielfältiger Lösungsansätze aus Wissenschaft und Wirtschaft nannte er die Verwertung von Co-Produkten, nachhaltige, entwaldungsfreie Lieferketten und die Nutzung moderner Züchtungsmethoden.

Stromsteuer senken

Auch die hohen Energiekosten machten der Futtermittelbranche zu schaffen. Angesichts der im europäischen Vergleich deutlich zu hoch angesetzten Stromsteuer sei eine Senkung dringend erforderlich, um die Qualität der Produktion und wirtschaftliche Existenzen zu sichern. Außerdem müsse sichergestellt werden, dass der Spitzenausgleich für das produzierende Gewerbe nicht auslaufe, sondern auch für das kommende Jahr gelte. Zu den weiteren Herausforderungen zählte Schiplage verschiedene Exportverbote und damit einhergehend fehlende Absatzmärkte, eine unsichere Warenverfügbarkeit oder auch die instabile Preislage.

Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) belegten die Notwendigkeit tiefgehender Lösungsansätze. Das produzierte Mischfuttervolumen ging laut BLE im Vergleich zum Wirtschaftsjahr 2021/22 um 4,6 % von 22,7 Mio. t auf 21,7 Mio. t zurück. Beim Mischfutter für Schweine fiel der Rückgang mit rund 800.000 t auf 8,2 Mio. t am härtesten aus.

Nachhaltige Intensivierung

Stephan von Cramon-Taubadel Foto: Uni Göttingen

Vor einer Agrarpolitik, die die Produktion von Nahrungsmitteln und die damit einhergehenden Umweltprobleme ins Ausland verlagert, warnte Gastredner Prof. Stephan von Cramon-Taub­adel von der Universität Göttingen. Die Klimakrise, Artensterben und die globale Ernährungsunsicherheiten machten aber eine nachhaltige Intensivierung der Landwirtschaft notwendig. „Wenn die Weltbevölkerung wächst und die Anbauflächen nicht ausgeweitet werden können, dann bleibt uns nur die Ertragssteigerung“, erklärte der Agrarökonom.

Die Effizienz und die Produktivität der globalen Nahrungsmittelproduktion könnten durch mehr Forschung, Bildung und Technologietransfers auf ökologisch nachhaltige Weise erhöht werden. Dies setze jedoch Technologieoffenheit sowie Investitionsfreudigkeit voraus. Als „Hoffnungsschimmer“ bezeichnete von Cramon-Taubadel die geplante Gentechnikreform der EU-Kommission zur Deregulierung neuer Züchtungsmethoden und den Vorschlag zur erneuten Zulassung von Glyphosat.

Knackpunkt Konsum

Durch die Ziele der europäischen Farm-to-Fork-Strategie drohe eine massive Verringerung der heimischen landwirtschaftlichen Produktion, so von Cramon-Taubadel. Diese werde nur dann nicht ins Ausland verlagert, wenn die Fleischnachfrage in Europa um die Hälfte sinke.

„Dreh- und Angelpunkt einer erfolgreichen Transformation der Landwirtschaft ist demzufolge der Konsum“, sagte der Agrarökonom. Daher müssten die Kosten der Umweltbelastungen bei Lebensmitteln konsequent eingepreist und Anreize für einen nachhaltigen Konsum gesetzt werden. age/rq

Die deutsche Mischfutterproduktion für Schweine ist im vergangenen Jahr um 10 % geschrumpft. Foto: Imago

Impfung verbessert Tier- und Umweltschutz

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DIe Immunkastration hat keine relevanten Nachteile für die Qualität der Erzeugnisse und gewährleistet mehr Tier- und Umweltschutz in der Fleischproduktion – das haben Forschende aus Kiel und Göttingen herausgefunden. Projektkoordinator Prof. Joachim Krieter von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) hat die Ergebnisse zum Projektabschluss im Beisein von Vertretern aus Landwirtschaft, Fleischverarbeitung und Lebensmittelhandel in Kiel vorgestellt.

Die meisten für die Mast bestimmten männlichen Ferkel werden chirurgisch kastriert. Ohne diesen Eingriff kann das Fleisch einen unangenehmen Geruch entwickeln und ist dann kaum verkäuflich. Eine mögliche Alternative ist die Immunkastration. Dabei wird den Tieren ein Impfstoff verabreicht, der die Bildung von Geschlechtshormonen zeitweise unterdrückt. Im Projekt „Feldstudie zur Impfung gegen Ebergeruch (Finger)“ haben Forschende der CAU und der Universität Göttingen sowie des Max-Rubner-Instituts in Kulmbach unter anderem die Umweltbilanzen immunkastrierter und chirurgisch kastrierter Schweine sowie unkastrierter Eber verglichen, die Tiergesundheit sowie die Produktqualität bewertet und die Handelswertermittlung überprüft.

Bessere CO2-Bilanz

Die Kieler Arbeitsgruppe untersuchte die CO2-Bilanz und die Variabilität der Schlachtleistungen von Immunkastraten. „Die CO2-Bilanz verbessert sich aufgrund der besseren Futterverwertung der Immunkastraten um sechs bis zehn Prozent gegenüber chirurgisch kastrierten Schweinen“, erklärte Krieter. Zudem führe die Mast von Immunkastraten keinesfalls zu einer Erhöhung der Variabilität in den Schlachtleistungen.

In der gemeinsamen „Kieler Erklärung“ erkennen Branchenbeteiligte die Ergebnisse des Projekts an, insbesondere die wissenschaftlich bestätigte Gleichwertigkeit der Fleisch- und Fettqualität von immunkastrierten männlichen Schweinen im Vergleich zu weiblichen Schweinen und die daraus resultierende Eignung ihrer Schlachtkörper für die weitere Verarbeitung.

Obwohl die Impfung weltweit seit mehr als 20 Jahren angewendet wird und eine Vielzahl von wissenschaftlichen Veröffentlichungen dazu vorliegt, sind die praktischen Erfahrungen in Deutschland sehr begrenzt. Bisher fehlten praxisnahe Studien, die mögliche Folgen der Immunkastration an umfangreichen Daten mit verschiedenen Schweinerassen, Fütterungstechniken und Futterrationen untersuchen. Gleiches gelte für die Klassifizierungs- und Abrechnungssysteme.

Vergleichbare Qualitäten

Die Ergebnisse des Finger-Projektes im Überblick:

Die CO2-Bilanz von Fleisch immunkastrierter Schweine ist wegen der besseren Futterverwertung und Wachstumsraten um 6 % bis 10 % besser als die von chirurgisch kastrierten Schweinen.

Der Muskelfleischanteil wird durch die aktuellen AutoFOM (III)-Schätzformeln ohne systematische Verzerrung und im Rahmen der EU-Vorgaben für Schätzfehler geschätzt, während die Schätzung der Teilstückgewichte in allen Kategorien (Kastraten, Masteber, Immunkastraten, weibliche Mastschweine) durch eine Neukalibration verbessert werden sollte.

Prof. Joachim Krieter Foto: privat

Die Variabilität der Schlachtleistungen von Immunkastraten im Vergleich mit Sauen und Kastraten wird nicht erhöht. Es liegen nur marginal erhöhte Inzidenzen von Schlachtbefunden vor.

Die Schlachtkörper-, Fleisch- und Fettqualität von Immunkastraten und weiblichen Mastschweinen ist vergleichbar, wobei das Geschlecht bezüglich der Verarbeitungseignung eine untergeordnete Rolle spielt und stattdessen Betriebseffekte deutlich überwiegen. Diese zeigen das Potenzial von angepasster Fütterung und Haltung.

Geschlechtsunabhängig treten zwar keine Fleischreifungsfehler (PSE oder DFD) auf, jedoch sind aus sensorischer Sicht sehr niedrige intramuskuläre Fettgehalte festzustellen.

Bei Immunkastraten treten nur im Einzelfall und vergleichbar der Inzidenz von Binnenebern geringgradige Geruchsabweichungen auf.

Uneingeschränkte Eignung

Die Unterzeichner der Kieler Erklärung halten eine de facto wertmindernde separate Kennzeichnung sowie Sortierung immunkastrierter Tiere beziehungsweise Schlachtkörper weder für notwendig noch sachlich begründet. Nur bei im Einzelfall nicht erfolgreicher Impfung sei die Bewertung und Behandlung der Schlachtkörper ähnlich den Mastebern gerechtfertigt.

Die Unterzeichnenden unterstützen zudem die Forderung, die Immunkastration auch im Biobereich als tierschonende Methode zur Vermeidung geschlechtsbedingter Geruchsabweichungen und Verhaltensweisen zuzulassen.

Unterzeichnet wurde die Kieler Erklärung unter anderem von Dietrich Pritschau, Vizepräsident des Bauerverbandes Schleswig-Holstein, der die Immunkastration über einen längeren Zeitraum auf dem eigenen Betrieb getestet hat. Für ihn steht fest: „Die Immunkastration ist im Sinne des Tierschutzes das beste Verfahren, um Tiere vor Ebergeruch zu bewahren und eine hohe Fleischqualität zu erzeugen.“ Im deutschen Markt gebe es jedoch „Blockierer“, die verhinderten, dass sich die Impfung gegen Ebergeruch durchsetze. pm

Dietrich Pritschau hat die Impfung gegen Ebergeruch an eigenen Tieren getestet. Foto: rq

Ein Bilderbuch zum Eintauchen, Anfassen und Mitmachen

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Ein Kinderbuch, bunt illustriert und mit fantasievollen Texten – was scheinbar mühelos wirkt und so einfach aussieht, ist in Wirklichkeit viel Arbeit. Oft steckt hinter den einfachen Geschichten ein langwieriger und mühsamer Prozess, von der ersten Idee bis hin zum fertigen Werk. Das weiß auch die Flensburger Kinderbuch-Autorin Friederike Dammermann, die diesen Prozess in einer Ausstellung auf dem Museumsberg Flensburg bis zum 18. Februar zeigt. In „Frosch findet Krone. Ein Kinderbuch entsteht“ nimmt sie kleine und große Besucher mit auf eine Bilderbuchreise durch ihre Geschichten.

Ein Frosch findet zufällig eine Krone und wird unfreiwillig zum König im Tierreich. Sein ganzes Leben steht auf dem Kopf. Ist so eine königliche Rolle wirklich so erstrebenswert? Und wieso findet ausgerechnet ein Frosch eine Krone? Wieso kein anderes Tier und warum eine Krone und kein anderer Gegenstand? Wie mag so ein Frosch in der Zeichnung aussehen? Wer sind die Freunde des Froschs und wie reagieren sie auf seine Krone und die neue Rolle?

Frosch findet Krone. Ein Kinderbuch entsteht: Skizzen zeigen den Prozess von der ersten Idee bis hin zum fertigen Werk
Fotos: Iris Jaeger

Das sind nur einige Fragen, die sich die Flensburger Autorin vor einem neuen Kinderbuchprojekt stellt. In einer Vitrine sind unzählige Skizzen, Entwürfe, Figuren und Zeichnungen zu sehen, eine Art Skizzentagebuch, in dem sie den Prozess der Kinderbuchentstehung festgehalten hat. Und in dem sie den Museumsbesuchern einen Blick hinter die Kulissen gewährt, denn aus Erfahrung weiß sie: „Viele Besucher, auch in meinem Atelier, sind fasziniert vom Prozess des Malens und Zeichnens“, erzählt sie. Auch sie finde diesen Prozess immer wieder spannend: etwas zu entwickeln, zu verwerfen, neu anzufangen, zu übermalen, durchzustreichen. „Es gehört auch immer das Scheitern dazu.“ Ihr Entstehungstagebuch in Form von Skizzen mache den Prozess lebendig. „Als ich mit dem Projekt anfing, war noch nicht klar, ob ich einen Verlag dafür finde, der das Buch nimmt und veröffentlicht. Anhand meiner Skizzen sieht man, dass auch ganz viele Selbstzweifel in so einem Prozess mit dabei sind. Deshalb wollte ich in dieser Ausstellung nicht nur das fertige Produkt zeigen, sondern den Weg dahin“, erzählt sie. Mittlerweile habe sie mit Picus in Wien einen Verlag gefunden, „doch das hätte auch ganz anders kommen können. Als Autorin muss man mit dem Aspekt leben können, dass ein Buch nicht genommen wird“, so Dammermann.

Kinderbuchautorin und Lehrerin ­Friederike Dammermann

„Frosch findet Krone“ ist nicht ihr erstes Buch. 2020 veröffentlichte sie „Wenn Line nachts nicht schlafen kann“, 2021 folgte „Ein Elefant in unserer Stadt“, 2023 erschien „Nicht ohne meine Ente“. Seit 2002 arbeitet Dammermann als Lehrerin für Kunst und Deutsch an der Auguste-Viktoria-Schule in Flensburg. In ihren Geschichten geht es um wahre Freundschaft, geheime Wünsche und Ängste, um Ausgrenzung und Diskriminierung – immer humor- und liebevoll, ohne erhobenen Zeigefinger.

Für ihr Konzept einer humorvollen Auseinandersetzung mit Diskriminierung in dem Buch „Ein Elefant in unserer Stadt“ wurde sie beim internationalen Wettbewerb für Kinderbücher Key Colours Competition prämiert, es folgten Veröffentlichungen auf Flämisch („Een olifant in onze stadt“) und Chinesisch.

„Geschichten entstehen nicht immer rein logisch oder stringent, sondern sind wie im wahren Leben nicht vorhersehbar. Gerade die Charakterentwicklung ist wichtig für ein Bilderbuch. Hat man einen gefunden, schaut man, mit wem er interagiert und wo und womit. Aus einem Impuls heraus folgt ein Nächster, daraus entstehen auf einmal wieder ganz neue, noch kreativere Geschichten. Auch beim Illustrieren gibt es immer den Vorsatz: Erst muss der Protagonist zeichnerisch stimmen, dann stimmt auch die Geschichte. Wenn ich mich für einen Charakter entschieden habe, zum Beispiel für eine Giraffe, dann zeichne ich eine Woche lang nur die Giraffe aus allen Perspektiven, um mich diesem Charakter anzunähern“, schildert Friederike Dammermann ihre Herangehensweise.

Story-Cubes laden Groß und Klein dazu ein, sich selber Geschichten auszudenken und Figuren zu entwickeln. 

Das alles in der rein analogen und interaktiven Ausstellung in Flensburg zeigen zu dürfen, sei ein Geschenk. So können Kinder, aber auch Erwachsene beispielsweise mit veränderbaren Magnetfiguren oder auch mit den Story-Cubes ihre eigenen Figuren und Geschichten entwickeln.

An einer der Wände tauchen die Kinder in eine übergroße Graslandschaft mit ihren Bewohnern, dafür wurden eigens nach Dammermanns Vorlagen Tapetenbahnen angefertigt. Und auch die Geschichten aus den Büchern „Nicht ohne meine Ente“ und „Ein Elefant in unserer Stadt“ haben Einzug in die Ausstellung gehalten. So können sich die kleinen Besucher in die Tigerbar zurückziehen und Memory spielen oder sich im Papierboot auf Reise begeben.

Auch für Museumsdirektor Dr. Michael Fuhr und Kuratorin Madeleine Städtler ist diese Ausstellung etwas Besonderes. So habe man sehr viel Wert darauf gelegt, gerade für Kinder neue Wege zu gehen. „Wir hatten mit 1,20 Meter noch nie eine so niedrige Bilderhängung“, so Städtler. Und auch die überhöhte Wiese sei etwas Neues, um sich auf Augenhöhe mit den kleinen Besuchern zu begeben. Wichtig sei dem Team gewesen, eine rein analoge sowie interaktive Ausstellung zu erstellen, die auch Erwachsene anspreche. Eine Ausstellung wie aus dem Bilderbuch zum Eintauchen, Anfassen und Mitmachen. Die Ausstellung geht bis zum 18. Februar 2024. Termine zu Führungen, Lesungen, Veranstaltungen und Workshops sowie weitere ­Informationen unter ­museumsberg.de

Friederike Dammermann mit Museumsdirektor Dr. Michael Fuhr vor der Tigerbar
Fotos: Iris Jaeger
Friederike Dammermann mit Kuratorin Madeleine Städtler (v. li.)
Frosch findet Krone. Ein Kinderbuch entsteht
Frosch findet Krone. Ein Kinderbuch entsteht
Frosch findet Krone. Ein Kinderbuch entsteht
Frosch findet Krone. Ein Kinderbuch entsteht


Stagnation statt Wachstum

Trotz eines leichten Zubaus bei den Biogasanlagen in Deutschland blickt der Fachverband Biogas (FvB) ernüchtert auf das Jahr 2022 zurück. „Wir erleben Stagnation statt Wachstum“, erklärte Verbandspräsident Horst Seide vorige Woche bei der Vorstellung der Branchenzahlen in Berlin. Angesichts der aktuellen Gaskrise sei es unverständlich, weshalb die Politik nicht verstärkt auf die heimische Regenerative Bioenergie setze.

„Wir haben in Deutschland ein enormes ungenutztes Potenzial“, hob Seide hervor. Eine Verdoppelung der Biogasproduktion ist nach Ansicht des Verbandes möglich, ohne dass dafür mehr Energiepflanzen angebaut werden müssen. Dass die Biogas- und Biomethanerzeugung bislang nicht im „Deutschland-Tempo“ hochgefahren wird, liegt nach Ansicht von Seide an politischen Unsicherheiten und der Bürokratie. Er beklagte, dass „zu viele rechtliche Hemmnisse und schleppende Genehmigungsverfahren den dringend notwendigen Ausbau der Biogasnutzung in Deutschland behindern“. Eine stärkere Einbindung der heute zur Verfügung stehenden Bioenergieträger in die energiepolitische Diskussion sei daher vonnöten.

Anlagenzubau schwächelte im Vorjahr

Nach Angaben des Fachverbandes ist die Zahl der Biogasanlagen im Jahr 2022 bundesweit um 77 auf 9.876 gestiegen. Die installierte Netto-Leistung erhöhte sich dabei insgesamt um 49 MW auf 5.895 MW, wovon 3.833 MW arbeitsrelevant sind; das entspricht gegenüber 2021 einem Zubau von 7 MW.

Die Bruttostromproduktion belief sich auf etwa 33,54 TWh. Der nach Ansicht des Fachverbandes ohnehin hinter den Möglichkeiten zurückbleibende Ausbau werde sich im laufenden Jahr noch weiter abschwächen.

Die Prognose beim Netto-Anlagenzubau für das laufende Jahr 2023 liegt nur noch bei 33 Anlagen mit einer zusätzlichen Leistung von insgesamt 10 MW. Erstmals sinken dürfte die installierte arbeitsrelevante Leistung, und zwar auf 3.829 MW. Durch den temporären Wegfall der Höchstbemessungsleistung wird dieser negative Effekt aber wohl kompensiert, sodass die Brutto-Stromproduktion dennoch auf 33,89 TWh ansteigt. Die bei der Biogasnutzung anfallende Wärme könne der Prognose zufolge 1,97 Millionen Haushalte in Deutschland versorgen. Im Jahr 2023 können durch die Bioenergieträger 21,4 Mio. t CO2 eingespart werden.

Nach Einschätzung des Verbandspräsidenten ist die rechtliche Situation für investierende Unternehmen derzeit schwierig. Genehmigungen seien bereits für kleinere Investitionssummen kompliziert und würden oft nur unter kostensteigernden Auflagen erteilt.

Strompreisbremse schreckt Investoren ab

Hinzu komme, dass die Diskussion rund um die Strompreisbremse im vergangenen Jahr Investoren verunsichert habe, so der Verbandschef. Zwar habe die Strompreisbremse letztlich nur wenige, besonders große Anlagen betroffen. Die Aussicht auf regulativ geschmälerte Gewinne habe dennoch zu Stornierungen von Investitionen in die Bioenergie in Höhe von 550 Mio. € geführt. Als Lichtblick bezeichnete Seide erneut die Biomethanerzeugung für den heimischen Gasmarkt. Biomethan habe massives Potenzial, das genutzt werden könnte. Jedoch müsse auch hier die Politik die Rahmenbedingungen verbessern. Dass bei der Ausschreibungsrunde der Bundesnetzagentur in diesem Jahr kein einziges Gebot für Biomethananlagen eingereicht worden sei, zeige, dass die Ausschreibungsbedingungen zu unattraktiv seien, so Seide.

Kaum Wachstum in Schleswig-Holstein

Laut dem Landesverband Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (LEE SH) sind im nördlichsten Bundesland elf Güllekleinanlagen zugebaut und drei Anlagen stillgelegt worden, sodass es Ende 2022 insgesamt 887 Biogasanlagen (Vorjahr 879) mit einer installierten Leistung von 511 MW (wie im Vorjahr) gab. Ein noch immer zu wenig beachteter Aspekt der Biogasnutzung ist 2022 in den Fokus gerückt: Die bei der Stromerzeugung im Blockheizkraftwerk anfallende extern genutzte Wärmemenge stieg deutschlandweit von gut 15 auf 22,9 TWh an. Damit ließen sich fast zwei Millionen Haushalte versorgen. Gerade in Schleswig-Holstein profitierten vor allem ländliche Regionen von der klimafreundlichen, verlässlichen und preiswerten Wärme aus Biogas, so der LEE SH.

Der Großteil des jährlichen Umsatzvolumens der Biogasbranche von zirka 1 Mrd. € in Schleswig-Holstein bleibe im ländlichen Raum. Um die daran gekoppelten Arbeitsplätze zu erhalten, bedürfe es politischer Perspektiven. „Neben regionaler Wertschöpfung erzeugt Biogas bedarfsgerechten Strom und Wärme, klimafreundliches Gas, hochwertigen Dünger und Artenvielfalt. Und es ist noch viel Luft nach oben. Alles, was wir brauchen, um dieses Potenzial voll auszuschöpfen, sind verlässliche und langfristige Rahmenbedingungen“, fasst Marcus Hrach, Geschäftsführer des LEE SH, zusammen.

Die Krönung der Ernte

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Die Landjugend überreichte in den zurückliegenden  Tagen  Erntekronen  beim Landeserntedankfest, in der Landwirtschaftskammer und im Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz des Landes Schleswig-Holstein (MLLEV).  Für das Ministerium hatte in diesem Jahr die Dithmarscher Landjugend die Krone gebunden.

Lass mal ein Treckerkino machen

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Ein Treckerkino zu veranstalten, diese Idee stand schon einige Zeit im Raum bei den Mitgliedern der Landjugend Leck. Im Frühjahr begannen bereits die Planungen und zusammen mit den Oldtimerfreunden aus Medelby war schnell ein Termin im September gefunden. Der Film war ausgesucht, der Platz hergerichtet und das Wetter hätte nicht besser sein können. Die Zuschauer kamen mit ihren Oldtimertreckern und modernen Ackerschleppern von nah und von etwas weiter her. Neben den zirka 70 Schleppern waren zahlreiche Zuschauer zu Fuß oder mit ihren Rasenmähertraktoren gekommen. Mit ausreichend Snacks und Getränken konnte der Werner-Film genossen werden. Es war ein rundum gelungenes Ereignis, welches im nächsten Jahr wieder stattfinden wird.

Kommunikation zwischen Generationen stärken

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Unter dem Motto „Junges Engagement im ländlichen Raum – Kommunikation zwischen den Generationen stärken“ kamen kürzlich insgesamt 16 LandFrauen im Alter von 25 bis 44 Jahren aus ganz Deutschland in Berlin zusammen, um sich an zwei Tagen auszutauschen und zu netzwerken. Veranstaltet wurde das Treffen vom Deutschen LandFrauenverband (dlv). Mit dabei auch Junge LandFrauen aus Schleswig-Holstein.

Nach dem Kennenlernen ging es darum, welche Handlungsfelder die Jungen LandFrauen sehen. Zunächst sammelte die Gruppe Ideen, die dann geclustert, also gebündelt, besprochen wurden. Anschließend wurde in vier Gruppen je ein Thema bearbeitet und geschaut, welche Veränderungswünsche die Jungen LandFrauen für die Zukunft haben. Im Mittelpunkt stand stets das Miteinander zwischen den Generationen. Die Ergebnisse waren sehr vielfältig und passten zu dem, was die LandFrauengruppe einige Tage zuvor erarbeitet hatte. Den Abend ließen die Teilnehmerinnen bei einem gemeinsamen Essen in einem arabischen Restaurant ausklingen.

Der zweite Tag startete direkt mit einer Vorstellung der Ergebnisse einer deutschlandweiten Umfrage des dlv, an der über 1.200 LandFrauen teilnahmen. Die Ergebnisse wurden nach U 40 und Ü 40 sortiert. Es wurde festgestellt, dass beide Gruppen vielfach die gleichen Ziele und Vorstellungen haben, wie Gemeinschaft und Bildung. Jedoch wurden auch die Unterschiede sichtbar.

Anschließend wurde aus allen erarbeiteten Themen eine Zusammenfassung erstellt. Themen wie Klärung der Zielsetzung, Schaffung einheitlicher Strukturen, Plattformen für Kommunikation, notwendiges Handwerkszeug sowie Umgang mit den unterschiedlichen Generationen wurden dabei herausgestellt, ebenso Aufgaben für den Deutschen LandFrauenverband. Einig waren sich die Teilnehmerinnen, dass sie auf jeden Fall für die LandFrauen werben wollen, denn die Vereine böten tolle Veranstaltungen und ein tolles Netzwerk. Jede Frau, egal ob Stadt oder Land, ob 20, 50 oder 80 Jahre, könne und dürfe Mitglied der LandFrauen werden. Weitere Infos unter landfrauen-sh.de Zudem posten die LandFrauen auch auf Instagram.

Das Fazit von Katharina Timmermann, Junge LandFrau aus Dithmarschen, fällt durchweg positiv aus: „Es war ein sehr gelungenes Netzwerktreffen. Deutlich wurden die gemeinsamen Interessen der Teilnehmerinnen und die Harmonie in der Gruppe. Da machte der Austausch Spaß.“ Um weiter in Kontakt zu bleiben, wurde eine WhatsApp-Gruppe gegründet.

Nach dem Austausch wurden in Gruppen konkrete Lösungsansätze erarbeitet.

Nich‘ lang schnacken, lieber anpacken!

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Ein bunter Festumzug, fünf regionale Musik- und eine Tanzgruppe, eine prallvolle Kirche und fast zwei Stunden geistlicher und weltlicher Input: Das Landeserntedankfest in Eckernförde bot sowohl viel Spaß als auch Stoff zum Nachdenken. Unter dem Thema „Butter bei die Fische“ nahmen die Vortragenden Bezug auf die Situation von Landwirtschaft und Fischerei.

Die Kreislandjugend Rendsburg-Eckernförde hatte die Erntekrone gebunden.

„Se schnackt un schnackt un pas­seern doot nix!“ Lorenz Marquardt, Vorsitzender des Fischereiverbandes Schleswig-Holstein, der eigentlich anhub, für eine gute Zukunft seiner Zunft zu beten, konnte sich nicht eines Seitenhiebes auf die Politik angesichts der prekären Lage der Küsten- und Binnenfischerei enthalten, und das auf Platt.

Lorenz Marckwardt, Vorsitzender des Fischereiverbandes

Marckwardt war zu einer Stellungnahme im Gottesdienst ebenso gebeten worden wie die Landjugend, für die Cindy Winter und Momme Dau vom Vorstand des Kreisverbandes Rendsburg-Eckernförde Probleme der Landwirtschaft benannten – etwa fehlende Planungssicherheit und überbordende Bürokratie – , dabei aber auch nach vorne schauten, indem sie betonten, dass die Landjugend Projekte anstoße und auch schwere Herausforderungen bewältige. Ein kleines solcher Projekte in guter Tradition: Der Kreislandjugendverband hatte die Erntekrone gebunden, die nun im Altarraum von St. Nicolai schwebt.

Die dritte Stellungnahme sprach Sven Lassen vom Umweltteam der Gastgeberkirche, und auch er hatte konkrete Anliegen an Politik und Verwaltung, etwa die Freigabe von Südkirchendächern für PV-Anlagen zur Stromversorgung der Gotteshäuser.

Gothart Magaard hielt sein letztes Landeserntedankfest als Bischof

Solch bodenständige Bitten wurden begrüßt im Festgottesdienst, wie Bischof Gothart Magaard in seiner Predigt betonte – seiner letzten als Bischof beim Landeserntedankfest vor seinem Ruhestand. Bitten und auch mal fordern ist okay, doch der Bischof lenkte das Augenmerk sodann auf die Gemeinschaft und den Zusammenhalt der Menschen. Dazu nahm er Bezug auf die zuvor gehörte Brotvermehrung aus dem Evangelium (Markus 6, 40 ff): Am Anfang steht ein Mangel, die Menschen haben Hunger. Doch Jesus schaut nicht auf den Mangel, sondern auf das, was da ist. Er fragt die Jünger „Was haben wir?“ – „Nur fünf Brote und zwei Fische.“ Er beginnt, sie zu teilen, sie werden wieder und wieder geteilt. Überraschend werden am Ende alle satt, und es bleibt noch viel übrig.

Im Evangelium wird es als Wunder dargestellt, für Magaard besteht das Wunder darin, dass die Menschen miteinander teilen. „Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier“, zitierte er Mahatma Gandhi. „Wir haben viel, manchmal zu viel, aber auch in unserem Land gibt es Menschen, die nicht wissen, wie sie über die Runden kommen.“ „Butter bei die Fische“ bedeutet für ihn: Komm auf den Punkt, rede nicht nur, tu was! Warte nicht, bis andere handeln – auch angesichts des Klimawandels.

Bei den Fürbitten lagen Jessica Bruhns, Vorsitzende des Landjugendverbands Schleswig-Holstein, die Sorgen und Nöte der Landwirte am Herzen.Um die Gnade der Demut und der Dankbarkeit, um das Wissen um unsere Grenzen und die Ehrfurcht vor dem Leben bat Hilde Schlotfeldt vom Vorstand des LandFrauenvereins Eckernförde in ihren Fürbitten.

Anne Benett-Sturies, Staatssekretärin im Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Räume

Der eher weltliche Teil hatte nach dem Gottesdienst Raum auf der Bühne vor der Kirche. Unter bis dahin nur ganz feinem Nieselregen wehte dort ein frischer Wind in jeder Hinsicht. Staatssekretärin Anne Benett-Sturies sprach in Vertretung für den erkrankten Minister für Landwirtschaft und ländliche Räume, Werner Schwarz (CDU). Auch sie griff das Motto „Butter bei die Fische“ auf und appellierte an die politische Verantwortung, „dass die Fischer nicht ihre Existenzen verlieren“. Butter stehe als köstliches Nahrungsmittel als Symbol für die Landwirtschaft. „Der Ukraine-Krieg führt uns vor Augen, dass Ernährungssicherheit nicht selbstverständlich ist.“ Moorgeprägte Niederungen stünden vor erheblichen Veränderungen, dabei könne es nicht Ziel sein, die Nutzung dort aufzugeben. Benett-Sturies freute sich, dass die Nordkirche nun Mitglied im Dialogprozess Zukunft der Landwirtschaft ist.

Bauernverbandspräsident Klaus-Peter Lucht (li.) im Gespräch mit Moderator Pastor Wilko Teifke

Bauernverbandspräsident Klaus-Peter Lucht blickte im Gespräch mit dem Moderator, Pastor Wilko Teifke, frohgemut in die Zukunft. Auf dessen Frage, was ihm Hoffnung mache, sagte er unter Applaus, „weil wir Bauern hochmotiviert sind und gute Laune haben!“. Mit Wetter umzugehen, auch mit den Unwägbarkeiten des Klimawandels, sei Aufgabe des Landwirts. Die Landwirtschaft habe die Klimaziele erfüllt und werde sie weiter erfüllen. „Wir werden unseren Teil dazu beitragen und können das auch!“ Es würden Flächen für Biodiversität bereitgestellt, aber „wir sind Unternehmer und müssen für unsere Leistungen auch Einkünfte erzielen“. Die Politik müsse dafür „Beinfreiheit“ geben.

„Wir dürfen nicht den Ast absägen, auf dem wir sitzen“, sagte Klaus Stark, Bürgervorsteher der Stadt Eckernförde. Dazu müsse auch der Tourismus, ein wichtiger Faktor in Eckernförde, weiterentwickelt werden: die Altstadt bewahren, den Strand schonen. Den Satz „Das darf gerne heil bleiben“ nehme er aus seiner Zeit als Erzieher im Kindergarten mit.

Claudia Jürgensen kam als Vorsitzende des LandFrauenverbands auf die Bühne. Gefragt, was den ländlichen Raum lebenswert mache, sagte sie: „Dass die Menschen gern ehrenamtlich engagiert sind, dass eine Willkommenskultur besteht, eine Gemeinschaft, in der jeder mitgenommen wird und man sich umeinander kümmert“, und schloss so den Kreis zu den Botschaften des Gottesdienstes.

Siehe auch Editorial https://www.bauernblatt.com/die-beste-grundlage-in-krisen/

LandFrauenpräsidentin Claudia Jürgensen und Eckernfördes Bürgervorsteher Peter Stark
„Hab mein Wagen vollgeladen“ – das hatte Tobias Hansen im Vorstand des Kreisbauernverbandes Rendsburg-Eckernförde aus Kosel.
Die Dansdeel Owschlag führte Tänze vor.

Umfrage der Agrarjobbörse – direkt per Smartphone

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Der Fach- und Arbeitskräftemangel macht sich in der Grünen Branche bemerkbar. Um Arbeitskräfte zu gewinnen und zu halten, müssen Bedürfnisse bekannt sein und Arbeitsbedingungen attraktiv gestaltet werden. Eine Umfrage der Agrarjobbörse soll nun Erkenntnisse dazu liefern.

Was ist Mitarbeitenden aus dem Agrarbereich wirklich wichtig? Was bieten Arbeitgebende in der Grünen Branche bereits, um attraktiv zu sein? Wie denken eigentlich Branchenfremde über die Grünen Berufe und unter welchen Bedingungen könnten sie sich einen Wechsel vorstellen?

Aufruf der Agrarjobbörse Quelle: HaiYen Trinh, LWK Niedersachsen

Um diese Fragen beantworten zu können, hat die bundesweite Arbeitsgruppe der Agrarjobbörse, bestehend aus Vertretern der Landwirtschaftskammern Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfahlen und Rheinland-Pfalz, eine Online-Befragung gestartet. Die Umfrage richtet sich an Arbeitnehmende, Arbeitgebende und Menschen, die noch nicht in der Grünen Branche tätig sind. Die Befragung erfolgt anonym und kann direkt per Smartphone online in nur 5 min absolviert werden. Dafür muss einfach nur der abgebildete QR-Code eingescannt werden. Die Fragen sind auf die entsprechenden Zielgruppen abgestimmt und leiten die Teilnehmenden durch einen kurzen Fragebogen.

Die Umfrage läuft noch bis Ende Oktober. Anschließend werden die Ergebnisse auf agrarjobboerse.de veröffentlicht und bei verschiedenen Veranstaltungen vorgestellt. Um möglichst gute Anregungen für attraktive Arbeitsbedingungen im Grünen Bereich zu ermitteln, ist eine weitreichende Beteiligung von allen Seiten sehr hilfreich. In der Bauernblatt-Ausgabe 40/2023 befindet sich mehr zum Thema Agrarjobs. Die Arbeitnehmerberatung der Landwirtschaftskammer ist zu erreichen unter Tel.: 0 43 31-94 53-217 oder per E-Mail: sohlmer@lksh.de oder jkroeger@lksh.de

Drei neue Gesamtsieger

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Das Schenefelder ­Dressurfestival im Reitstall Klövensteen war Standort von gleich drei sehnlichst erwarteten Finals: Die ­Nordic Grand Prix Dressage ­Trophy, das Norddeutsche Berufsreiterchampionat Dressur und der Ayodele-Amateurcup wurden hier entschieden. Juliane Brunkhorst, Felix Kneese und Mattea Petry sind die neuen Titelträger.

Juliane Brunkhorst sammelte bei den vier Stationen der Nordic Grand Prix Dressage Trophy insgesamt 445 Punkte mit dem zehnjährigen Fürst Enno und ist damit die erste Gesamtsiegerin der Trophy. „Das war ideal für das Pferd”, bekundete die Hamburgerin. Der Fuchswallach aus der Zucht von Astrid Brabant-Strahl und dem Besitz von Ira Christina Welding konnte Grand-Prix-Erfahrung sammeln, ohne dass die Reiterin quer durch Deutschland reisen musste. „Ganz ehrlich, das überlegt man, wohin man mit einem jüngeren Pferd reist”, so Brunkhorst.

Im Finale belegte sie mit Fürst Enno den dritten Platz. Ihr zweites Pferd, der Holsteiner Aperol, gewann die Prüfung. Dazwischen reihte sich Fabienne Müller-Lütkemeier aus Nordrhein-Westfalen mit dem Vitalis-Nachkommen Valesco ein. Vierter wurde Felix Kneese aus Appen, Kreis Pinneberg, mit San Simeon OLD. Das Ergebnis genügte dem Berufsreiter für Rang zwei in der Trophy.

Nicht mal 24 Stunden später verteidigte Kneese seinen Titel im Norddeutschen Berufsreiterchampionat Dressur. Im Finale traten die drei besten Paare aus zwei Qualifikationsprüfungen in einer S**-Prüfung mit einfachem Pferdewechsel an. Mit 652 Punkten gewann Kneese auf dem zugelosten Hannoveraner Bonifacio die Dressurprüfung. „Das ist auch Glück beim Losen gewesen. Bonifacio ist ein reell und sehr gut ausgebildetes Pferd. Eigentlich hat er den Titel verdient”, merkte der alte und neue Norddeutsche Champion bescheiden an.

So ging dann auch der ­Titel des besten Pferdes im Finale an Bonifacio. Mit 627,5 Punkten folgte sein eigentlicher Reiter, Martin Christensen, mit dem 18-jährigen KWPN-Wallach Aduschinski seiner Kollegin Susanne Krohn auf dem Silberrang. Bronze ging an Susanne Krohn aus Dätgen, Kreis Rendsburg-Eckernförde, die mit London von Felix Kneese das vielleicht temperamentvollste Pferd erwischt ­hatte.

Im Amateurcup waren zwei S*-Dressuren zu reiten. Beide entschied Mattea Petry mit dem Westfalen Vapiti für sich. Sie startet für den Elbdörfer und Schenefelder Reitverein und landete so einen Heimsieg. pm