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So schafft es Rosmarin über den Winter

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Rosmarin sticht mit seinen glänzenden, dunkelgrünen, fast nadelförmigen Blättern ins Auge. Sie lassen sich sowohl frisch als auch getrocknet verwenden. Aus der Vielzahl von Züchtungen mit unterschiedlichen Blütenfarben, Blattgrößen und Wuchsformen eignen sich einige ganz besonders für die Küche. Damit ausgepflanzte Exemplare oder Topfzöglinge gut über den Winter kommen, sind jedoch ein paar Vorkehrungen nötig.

Der aus dem Mittelmeerraum stammende Rosmarin (Rosmarinus officinalis) ist in den meisten Teilen Deutschlands nicht zuverlässig winterhart. Außerhalb der Weinbauregionen brauchen die Pflanzen einen geschützten Standort mit sehr durchlässigem Boden. Der ideale Standort liegt vollsonnig und weist durchlässigen, humosen Boden auf, der auch gerne etwas kalkhaltig sein darf. Schwere Böden werden durch die Beimischung von Sand oder Kies durchlässiger. Wenn der Boden sehr gut Feuchtigkeit speichert, führt dies häufig bei etwas weniger robusten Sorten zu Pilzbefall.

Ausgepflanzte Exemplare schützt man im Wurzelbereich mit einer warmen Laubschicht und deckt die Kuppel mit Zweigen ab. Foto: Karin Stern
,Veitshöchheim‘ kommt an optimalen Standorten mit entsprechendem Schutz gut durch den Winter. Foto: Karin Stern

Der Standort spielt auch im Zusammenhang mit Spätfrösten eine Rolle. Erwärmt die Sonne den Rosmarin schon gleich morgens nach einer Frostnacht, können die Zellwände durch das schnelle Auftauen zerreißen. Besser eignet sich daher ein Standort, der erst ab dem späten Vormittag in der Sonne liegt. Bis dahin taut der Rosmarin von allein auf. Tipp: Vor der Neupflanzung den zukünftigen Standort gut überlegen, denn Rosmarin kann recht alt werden und kommt mit ständigem Umpflanzen nicht so gut zurecht. In frostfreien Perioden freut sich der Strauch über etwas lauwarmes Gießwasser. Die wintergrünen Nadeln verdunsten ständig Feuchtigkeit und die Wurzeln können aus gefrorenem Boden kein Wasser nachziehen. In der Folge vertrocknet der Rosmarin. Falls einige Zweige im Winter erfrieren, schneidet man sie im Frühjahr bis ins frische Holz zurück.

,Arp‘ gilt als recht winterhart. Die zartblauen Blüten wirken schon fast Weiß. Foto: Karin Stern

Die Frostfestigkeit des Rosmarins ist abhängig von der jeweiligen Sorte. ‚Veitshöchheim‘, ‚Arp‘ und ‚Blue Winter‘ gelten als relativ winterhart. Wenn der Wurzelbereich mit Laub und die grünen Pflanzenteile mit Nadelzweigen abgedeckt sind, überstehen die Pflanzen auch Temperaturen von –8 bis –10 °C. Dennoch kann auch ein gut geschütztes Exemplar im Winter durch Kahlfrost oder zu viel Bodenfeuchtigkeit Schaden nehmen oder gar absterben.

Einige Sorten wie ‚Blaulippe‘ oder ‚Majorca Pink‘ sind deutlich frostempfindlicher. Für sie empfiehlt sich von vornherein die Kübelkultur. Topfpflanzen räumt man so spät wie möglich ins Haus, in Abhängigkeit von der Witterung. Wichtig ist ein heller Platz bei maximal 10 °C. Die Wassergaben werden auf das Notwendigste beschränkt, sodass der Wurzelballen nicht völlig austrocknet. Zu viel Wasser lässt die Wurzeln faulen. Ab März/April kann der Witterung entsprechend die Topfpflanze wieder ins Freie geräumt werden. Tipp: Als Substrat spezielle Kräutererde verwenden oder herkömmliche Blumenerde mit Sand und Tongranulat magerer und durchlässiger machen.

Rosmarin wächst als mehrjähriger Halbstrauch. Deren Erkennungszeichen besteht darin, dass die Triebspitzen bis zum Winter nicht verholzen. Der dichtbuschige, aufrechte Wuchs kann bei älteren Pflanzen ins Ausladende übergehen. Je nach Sorte und Standort kann ein Strauch bis zu 150 cm Höhe erreichen. Im folgenden Jahr Ende März werden alle vorjährigen Triebe konsequent zurückgeschnitten, um eine kompakte Wuchsform zu erzielen. Freilandpflanzen kommen ohne Düngergaben aus. Topfzöglinge werden zwei bis drei Mal vom Frühjahr bis zum Sommer mit einem niedrig dosierten Kräuterdünger versorgt. Schon beizeiten im Frühjahr, meist im April, zeigen sich die hübschen, röhrenförmigen Lippenblüten sortenabhängig in Blauviolett, Hellblau, Rosa oder Weiß. Die Ernte der würzkräftigen Blätter erfolgt ganzjährig nach Bedarf. Dafür schneidet man entweder die ganze Triebspitze ab oder pflückt einzeln die Blätter. Sie würzen Fleisch und Gemüse oder Kartoffelgerichte. Wer den Geschmack mag, kann ihn zudem in Öl konservieren.

Kriechender Rosmarin ,Prostratus‘ fühlt sich am Rand des Hochbeetes genauso wohl wie auf der Mauerkrone. Foto: Karin Stern

Empfehlenswerte Sorten
(Auswahl):

‚Arp’: sehr robuste Sorte, auch für rauere Lagen, übersteht einmal eingewachsen starken Frost, hellblaue Blüten, gut für spät- und frühfrostgefährdete Lagen, 50 bis 100 cm hoch.

‚Blaulippe‘: kompakter Wuchs, sehr würzig, Blüte in dunklem Blau, frostempfindliche Sorte für den Kübel, 50 bis 100 cm hoch.

‚Blue Winter‘: im Vergleich mit anderen Sorten sehr winterhart, blauviolette Blüte, langsamer Wuchs, 30 bis 60 cm hoch.

‚Majorca Pink‘: säulenförmiger Wuchs, rosa Blüte, hellgrüne Nadeln, frostempfindliche Sorte für den Kübel, 120 cm hoch.

‚Boule‘: Zunächst aufrechter Wuchs, später biegen sich die Triebe nach unten, blaue Blüte, 50 bis 70 cm hoch.

‚Prostratus‘: Kriechender Rosmarin, hellblaue Blüte, mit überhängendem Wuchs, toll für Ampeln, mildes Aroma, frostempfindlich, daher Kübelkultur, 20 bis 30 cm hoch.

Veitshöchheim‘: sehr wüchsig, zirka 1 m² pro Pflanze einplanen, recht winterhart, hellblaue Blüte, 80 bis 120 cm hoch.

‚Weihenstephan‘: bis –15 °C winterfest, hellblaue Blüte, stark wachsend, graugrünes Laub, 50 bis 100 cm hoch.

Discounter-Rechnung: Gutes Image – kleiner Preis

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Gleichberechtigung auf dem Teller hat der Discounter Lidl am 11. Oktober ausgerufen. Die Schwarz-Gruppe mit ihren Handelssparten Lidl und Kaufland ist immer wieder für eine Überraschung gut: Lidl gleicht in Deutschland die Preise für vegane Artikel seiner Eigenmarke Vemondo an den Fleischpreis an. Im Vergleich zu Fleisch sind die Ersatzprodukte häufig deutlich teurer als Nackensteak und Lummerbraten aus dem Schlachthof.

Der Discounter Lidl will das nun ändern und passt die Preise der veganen Alternativen an die Originalprodukte an. Bei seiner Aktion orientiert er sich an den Artikeln, die bei den Kundinnen und Kunden zur Standardauswahl zählen. Das bedeutet: Veganes Hack wird an den Preis des günstigsten gemischten Hackfleischs angeglichen und nicht an das teure Bio-Rinderhackfleisch. In den vergangenen Jahrzehnten konnten bei der Fleischproduktion durch die Haltung Kostenpotenziale gehoben werden. Denn höhere Stückzahlen bedeuten in der Regel geringere Kosten pro Stück. Die Produktion pflanzlicher Alternativen findet noch im kleinen Umfang statt und ist vergleichsweise kostspielig.

Lidl prescht eindeutig vor mit seiner Aktion, springt auf einen Trend auf und setzt vor allem mal wieder ein werbewirksames Signal in eigener Sache. Der Konsum von Fleischersatzprodukten steigt, und der Discounter will gezielt sogenannte Flexitarier und Flexitarierinnen ansprechen. Auch hatte der Konzern bereits im Frühjahr angekündigt, langfristig sein pflanzliches Angebot zu erweitern. Das Unternehmen verfolgt außerdem seine eigene Proteinstrategie und will sein Sortiment an der Planetary Health Diet ausrichten. Mit dieser Ernährungsweise soll es möglich sein, auf unserem Planeten auch zehn Milliarden Menschen satt zu bekommen.

Ob die Preisanpassung reichen wird, um den Ernährungswandel anzustoßen, ist fraglich. Die Marktentwicklung für Fleischersatzprodukte zeigt einen Knick in der Absatzkurve, nachdem es jahrelang bergauf ging. Aktuell liegt aber der Marktanteil veganer Produkte am gesamten Lebensmittelhandel bei 1,2 %. Das ist kein Massengeschäft. Somit sind die Kosten der Aktion kalkulierbar und zu verkraften für den Discounter.

Vor drei Jahren landete Lidl schon einmal einen Marketing-Coup, damals in die andere Richtung, als der Discounter einen Euro mehr pro Kilogramm Schweinefleisch zahlte. Ab dem 10. Dezember 2020 kosteten 800 g Hackfleisch daraufhin nicht mehr 4,16 €, sondern 4,96 € und ein Schinkenschnitzel 5,01 € statt 4,41 €. Neben der Ware stand ein Schild: „Den Preis bewusst erhöht“ und der Slogan: „Für unsere Schweinebauern“. Der Aufschlag sollte damals komplett an die Landwirte weitergegeben werden, als Sofortmaßnahme für die stark unter Druck stehenden Schweinehalter. Die Maßnahme fand damals getrennt von den bereits zugesagten 50 Mio. € für die Initiative Tierwohl (ITW) statt.

Die aktuelle Aktion zahlen die Veggie-Produzenten genauso wie die Tierhalter. So lernt die vegane Szene, kaum dass sie gestartet ist, wie der Lebensmittelhandel die Spirale nach unten dreht. Man kann allen Akteuren nur wünschen, dass die Fleischpreise bald steigen und Lebensmittel nach ihrem Wert bezahlt werden und nicht nach Marketing- und Werbekalkül.

Blauzungenkrankheit (BT) erreicht Deutschland

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Der Verdacht auf eine Infektion mit der Blauzungenkrankheit (BT) bei einem Schaf im Kreis Kleve ist vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bestätigt worden. Wie Nordrhein-Westfalens Landwirtschaftsministerium vergangene Woche Freitag in Düsseldorf mitteilte, wurde der betroffene Bestand bereits vorsorglich gesperrt. Die anderen Tiere an diesem Standort zeigten keine Anzeichen für die Erkrankung. Die anzeigepflichtige Seuche war in dem Bundesland zuletzt vor zwei Jahren aufgetreten. Deutschland war erst seit Juni dieses Jahres als frei von der Krankheit eingestuft worden.

Dem Agrarressort zufolge verliert Nordrhein-Westfalen durch den Ausbruch der anzeigepflichtigen Seuche einen BT-Freiheitsstatus. Deshalb werde der Viehhandel mit BT-empfänglichen Tieren – das sind Rinder, Schafe, Ziegen und sonstige Wiederkäuer – aus NRW in blauzungenfreie Gebiete sowie in die Niederlande und nach Belgien wieder nur noch unter bestimmten Auflagen möglich sein. age

Feuer frei auf den Wolf

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Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat in der vorigen Woche Vorschläge vorgelegt, wonach Wölfe, die Weidetiere gerissen haben, schneller abgeschossen werden können. Sie hofft nun auf Unterstützung aus den Bundesländern.

Der Vorschlag von Bundesumweltministerin Steffi Lemke sieht vor, dass Wölfe, die Weidetiere gerissen haben, innerhalb von 21 Tagen ohne DNA-Nachweis unbürokratisch und in Einklang mit geltendem Recht abgeschossen werden können. Wie die Grünen-Politikerin am Donnerstag vor Journalisten in Berlin erklärte, sollen damit Abschussgenehmigungen deutlich schneller erteilt werden. Dafür müssten sich die Tiere jedoch im Umkreis von 1.000 m um die Rissstelle in von den Ländern definierten Regionen mit erhöhtem Rissvorkommen aufhalten.

Lemke will nun auf einen Beschluss bei der kommenden Umweltministerkonferenz (UMK) im November drängen, um die Vorschläge zügig umzusetzen. „Wölfe können nach aktuell geltender Rechtslage bereits getötet werden“, hob Lemke hervor. Allerdings sei das dafür existierende Verfahren aktuell zu bürokratisch, zu aufwendig und es dauere zu lange. Dies habe zu Frustration und Akzeptanzverlusten geführt. Immer höhere Risszahlen hätten nun ein Handeln nötig gemacht, damit eine Balance zwischen dem Schutz der Weidetiere und den geschützten Wölfen gewahrt werden könne, so die Chefin des Berliner Umweltressorts.

Die neuen Vorschläge gelten laut der Ministerin für Wölfe, die „zumutbare Herdenschutzmaßnahmen“ überwunden und Weidetiere gerissen hätten. Die Definition des Herdenschutzes müssten laut Lemke die einzelnen Bundesländer treffen. Abschüsse ohne Anlass lehnt sie nach wie vor entschieden ab. Ihr Vorschlag für ein regional differenziertes Management habe daher auch den Schutz von Wölfen zum Ziel, sagte die Grünen-Politikerin.

Allerdings betonte Lemke zugleich, dafür keine Bundes- oder EU-Gesetze ändern zu wollen. Sie begründet dies damit, dass dies zu lange dauere und den betroffenen Tierhaltern daher aktuell nicht helfen würde. Die Umweltministerin will stattdessen auf der nächsten UMK einen gemeinsamen Beschluss erwirken, damit die von ihr vorgeschlagene Schnellabschusspraxis zum 1. Januar 2024 in Kraft treten kann. Die Länder seien jedoch dafür verantwortlich, entsprechende Rechtsverordnungen zu erlassen, die dann für ihre jeweiligen Behörden gelten würden, erklärte die Ministerin.

Kritik an Lemke von allen Seiten: Zu schnell geschossen

Regional differenziertes Bestandsmanagement fehlt

Die von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) vorgestellten Vorschläge zum künftigen Umgang mit Wölfen würden weder der Weidetierhaltung noch dem Koalitionsvertrag gerecht. Eine schnellere und effizientere Entnahme von übergriffigen Wölfen sei ohne Zweifel wichtig, räumte DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken ein. Nötig sei ein vorbeugender Herdenschutz durch eine Reduzierung des Wolfsbestandes. Dies sei EU-rechtlich möglich.

Die Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände (VDL) wertete Lemkes Vorschläge als „Schritt in die richtige Richtung“. Das Aktionsbündnis Aktives Wolfsmanagement in Niedersachsen sprach von einem „positiven Signal“ für die Weidetierhalter.

Der Opposition und der FDP gehen die Vorschläge nicht weit genug. Kritisiert wird in erster Linie, dass weiter kein regional differenziertes Bestandsmanagement eingeführt werden solle. Dies sei im Koalitionsvertrag vereinbart worden.

Negativ gesehen wird, dass Lemke für die Umsetzung ihrer Vorschläge nicht das Bundesnaturschutzgesetz ändern will. Der von ihr angestrebte Beschluss der Umweltministerkonferenz (UMK) sei eine bloße politische Willensbekundung, schaffe aber keinen verbindlichen Rechtsrahmen.

Von den Bundesländern kam der Ruf nach einer Regelung auf Bundesebene und zugleich nach einem regionalen Bestandsmanagement. Sie sehen dringenden Handlungsbedarf aufseiten der EU.

Die Länder pochen auf Klarstellungen im Bundesnaturschutzgesetz. Die Bundesregierung müsse die Bestimmungen der Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie vollständig in nationales Recht umsetzen. Die europäischen Ausnahmeregelungen ließen es zu, unter strenger Kontrolle selektiv und in beschränktem Ausmaß Wölfe zu entnehmen und damit Konfliktsituationen zu steuern. Das erlauben die in Deutschland geltenden Ausnahmeregelungen nicht. age

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Özdemir sieht Umfrageergebnisse als Politikbestätigung

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Die Deutschen essen weniger Fleisch und Wurst, mehr pflanzliche Produkte und legen Wert auf Regionalität. Einig sind sich die Befragen, dass es schmecken muss. Die aktuellen Ernährungstrends ließ das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) untersuchen und hat sie im Ernährungsreport 2023 veröffentlicht.

Ein rückläufiger Fleischkonsum, wachsendes Interesse an pflanzlichen Alternativen sowie ein gestiegenes Verbraucherbewusstsein für Tierwohl und Umwelt, das sind die Kernergebnisse des Ernährungsreports 2023, den Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) in der vorigen Woche vorgestellt hat. Özdemir wertete die Ergebnisse als Bestätigung für seine politischen Vorhaben, wie etwa die Haltungskennzeichnung, und kündigte an, mit seiner Vorlage für eine Ernährungsstrategie der Bundesregierung demnächst in die Ressortabstimmung zu gehen.

Täglicher Fleischkonsum geht zurück

Aus dem Bericht geht hervor, dass 20 % der Befragten angaben, täglich Fleisch zu verzehren. Im Jahr 2015 waren dies mit 34 % noch deutlich mehr. Gleichzeitig hat der Anteil an Vegetariern und Veganern zugenommen, und zwar zwischen 2020 und 2023 von 5 % auf 10 %. Als Gründe für den Kauf von vegetarischen und veganen Produkten gaben 71 % der Befragten Neugier an. Jeweils 63 % nannten Tierschutzgründe, Klimaschutz sowie guten Geschmack. Bei der Kaufentscheidung für Fleisch spielen laut der Befragung Produktkennzeichnungen zum Tierwohl eine wachsende Rolle. Während 2015 erst 36 % auf diese Siegel achteten, sind es inzwischen 65 %.

Fast zwei Drittel der Befragten erklärten, Wert auf regionale Produkte zu legen, die mit dem Regionalfenster gegenzeichnet sind. Etwa 59 % der Befragten ist das Bio-Siegel wichtig. Diese Werte sind im Vergleich zu der Erhebung des Vorjahres konstant geblieben. Laut aktuellem Report achten Frauen stärker als Männer beim Einkauf auf Gütesiegel. Preis und Geschmack sind wichtige Aspekte. Nahezu alle Befragten sagten, dass die Produkte gut schmecken müssten. 73 % der Konsumenten achten zudem auf Sonderangebote, und 57 % legen großen Wert auf preiswerte Lebensmittel.

Pflanzliche Alternativen wecken Neugierde

Eindeutig fällt die Haltung der Befragten zum Tierwohl aus: Die große Mehrheit will, dass sich die Politik für eine artgerechtere Haltung der Tiere einsetzt (91 %). Der Report dokumentiert auch eine große Wertschätzung für die Arbeit der heimischen Landwirtschaft. Je rund vier Fünfteln der Befragten ist es wichtig oder sehr wichtig, dass Eier, Brot, Obst, Gemüse, Fleisch und Wurst aus der Region stammen.

Für Özdemir macht der Ernährungsreport deutlich, was den Deutschen wichtig ist beim Essen: „Es muss natürlich schmecken. Aber für immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher ist das Thema Nachhaltigkeit wichtig: Sie wollen wissen, welche Zutaten im Essen stecken und dass es umwelt- und klimaschonend hergestellt wird.“

Bei der Vorstellung des Reports stellte der Minister klar, es gehe nicht darum, den Menschen Vorschriften zu machen. Man solle aufhören, das zu politisieren. Ihm flüsterten Unions-Politiker zu, nun Vegetarier zu sein, was sie aber öffentlich nicht sagen könnten. Andererseits kenne er Grünen-Politiker, die ohne ein Schnitzel pro Tag schlechte Laune hätten.

Für den Ernährungsreport, der seit 2015 im Auftrag des BMEL erscheint, befragte das Meinungsforschungsinstitut forsa rund 1.000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 14 Jahren telefonisch zu ihren Ess- und Einkaufsgewohnheiten. age

bmel.de/ernaehrungsreport2023

Welche Kriterien sind bei der Auswahl von Lebensmitteln entscheidend?Quelle: bmel
Minister Özdemir zeigte sich zufrieden mit dem Ernährungsreport. Foto: Imago

CDU kritisiert Förderblockade für größere Betriebe

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Die Schweinehaltung in Deutschland und Schleswig-Holstein leidet unter dem andauernden politischen Schlingerkurs. Der gewünschten Transformation hin zu mehr Tierwohl fehlen weiterhin das rechtliche Korsett und die finanzielle Unterfütterung. Im Kieler Landtag machten die Fraktionen vergangene Woche ihre Positionen zur Entwicklung der Veredlungsbranche deutlich.

Laut der agrarpolitischen Sprecherin der CDU, Rixa Kleinschmit, hat sich die Zahl der Schweine haltenden Betriebe in den vergangenen zehn Jahren nahezu halbiert. Die Gründe dafür lägen aber nicht nur auf der Einkommensseite, sondern auch in unklaren, unsicheren Rahmenbedingungen. Dabei habe es sinnvolle Ansätze gegeben, einen breiten Konsens über Nutzer- und Schützergruppen zu erzielen. Kleinschmit hob insbesondere die Vorschläge der sogenannten Borchert-Kommission hervor, die ihre Arbeit im August jedoch aufgrund des fehlenden Umsetzungswillens der Bundesregierung niedergelegt hat. „Dies ist ein Armutszeugnis!“, kritisierte die Agrarsprecherin.

Ein erster Schritt in die richtige Richtung sei die Einführung der Haltungskennzeichnung. Diese sei aber nicht weitgehend genug, da sie zurzeit nur das Frischfleisch aus der Schweinemast betreffe. Damit es zu keiner weiteren Wettbewerbsverzerrung komme, sei es notwendig, schnellstmöglich die anderen Produktgruppen, Tierarten sowie verarbeitete Produkte und Importprodukte zu erfassen.

Mit Blick auf die Entwürfe zur Förderung von investiven und laufenden Maßnahmen für Tierwohlverbesserungen bemängelte Kleinschmit die engen Bestandsobergrenzen. Dadurch verwässere die Förderung und reduziere die Möglichkeit von Tierwohlmaßnahmen für große Bestände massiv. Außerdem sei immer noch nicht klar, wie groß die Gesamtförderung sein werde. Vor dem Hintergrund, dass Stallbaumaßnahmen nicht von heute auf morgen entschieden, geplant und beantragt würden und Förderungen hier eine wichtige Rolle spielten, habe dies nichts mit Planungssicherheit zu tun.

Tierzahlen reduzieren

Laut Grünen-Agrarsprecher Dirk Kock-Rohwer ist die verpflichtende Haltungskennzeichnung für einen erfolgreichen Umbau der Tierhaltung unerlässlich. Er stellte klar, dass der Umbau von der Gesellschaft mitgetragen werden müsse, auch finanziell. Seine Partei habe die von der Borchert-Kommission vorgelegten Vorschläge unterstützt und tue dies weiterhin. Das jahrelange Ziel des „Wachsens und nochmals Wachsens“ müsse sich jetzt ändern.

Um den Schweine haltenden Betrieben die Umstellung zu erleichtern, würden ab 2024 Fördermittel für Investitionen in den Umbau der Stallungen bereitgestellt, aber gebunden an eine Tierhaltungsobergrenze von 2 GV/ha und in der Förderhöhe abnehmend mit steigenden Tierzahlen. Auch im Bauplanungsrecht und beim Immissionsschutz seien erste Veränderungen vorgenommen worden. Dies müsse auch auf andere Tierarten und auf europäische Ebene ausgedehnt werden, so Kock-Rohwer. Er ergänzte: „Um dem Klimawandel entgegenzuwirken, werden wir nicht umhinkommen, auch die Tierzahlen zu reduzieren.“

Der ­SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Losse-Müller erklärte: „Wir brauchen, wie es richtig im Entschließungsantrag der Koalition auf Bundesebene heißt, eine klima-, umwelt- und tiergerechte sowie ökonomisch tragfähige Tierhaltung.“ Dafür sei ein Bündel an Maßnahmen notwendig. Politik müsse sowohl den Verbrauchern die notwendige Transparenz bieten als auch den tierhaltenden Betrieben Planungssicherheit. Die SPD werde sich hier einbringen.

Bürokratie abbauen

FDP-Agrarsprecher Oliver Kumbartzky sieht in den nationalen Standards, die im Vergleich zum EU-Binnenmarkt immer weiter angehoben worden seien, eine Hauptursache für die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit deutscher Landwirte. Er unterstrich: „Wir müssen auf allen Ebenen Bürokratie abbauen, statt immer neue Auflagen zu schaffen.“ Wie viel Geld zukünftig für den Umbau der Tierhaltung bereitgestellt werde, hänge maßgeblich vom zugrunde liegenden Finanzierungskonzept ab. Erst wenn vom grün geführten Bundesagrarministerium ein konkretes Konzept zur dauerhaften Bereitstellung von Finanzmitteln vorliege, könne darüber im Detail beraten werden. „Und erst danach ist es sinnvoll, über weitere Mittelbereitstellungen im Landwirtschaftsetat des Bundes zu sprechen“, betonte Kumbartzky. rq

Dirk Kock-Rohwer Foto: Grüne
Thomas Losse-Müller Foto: SPD

CDU kritisiert Förderblockade für größere Betriebe

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Die Schweinehaltung in Deutschland und Schleswig-Holstein leidet unter dem andauernden politischen Schlingerkurs. Der gewünschten Transformation hin zu mehr Tierwohl fehlen weiterhin das rechtliche Korsett und die finanzielle Unterfütterung. Im Kieler Landtag machten die Fraktionen vergangene Woche ihre Positionen zur Entwicklung der Veredlungsbranche deutlich.

Laut der agrarpolitischen Sprecherin der CDU, Rixa Kleinschmit, hat sich die Zahl der Schweine haltenden Betriebe in den vergangenen zehn Jahren nahezu halbiert. Die Gründe dafür lägen aber nicht nur auf der Einkommensseite, sondern auch in unklaren, unsicheren Rahmenbedingungen. Dabei habe es sinnvolle Ansätze gegeben, einen breiten Konsens über Nutzer- und Schützergruppen zu erzielen. Kleinschmit hob insbesondere die Vorschläge der sogenannten Borchert-Kommission hervor, die ihre Arbeit im August jedoch aufgrund des fehlenden Umsetzungswillens der Bundesregierung niedergelegt hat. „Dies ist ein Armutszeugnis!“, kritisierte die Agrarsprecherin.

Ein erster Schritt in die richtige Richtung sei die Einführung der Haltungskennzeichnung. Diese sei aber nicht weitgehend genug, da sie zurzeit nur das Frischfleisch aus der Schweinemast betreffe. Damit es zu keiner weiteren Wettbewerbsverzerrung komme, sei es notwendig, schnellstmöglich die anderen Produktgruppen, Tierarten sowie verarbeitete Produkte und Importprodukte zu erfassen.

Mit Blick auf die Entwürfe zur Förderung von investiven und laufenden Maßnahmen für Tierwohlverbesserungen bemängelte Kleinschmit die engen Bestandsobergrenzen. Dadurch verwässere die Förderung und reduziere die Möglichkeit von Tierwohlmaßnahmen für große Bestände massiv. Außerdem sei immer noch nicht klar, wie groß die Gesamtförderung sein werde. Vor dem Hintergrund, dass Stallbaumaßnahmen nicht von heute auf morgen entschieden, geplant und beantragt würden und Förderungen hier eine wichtige Rolle spielten, habe dies nichts mit Planungssicherheit zu tun.

Tierzahlen reduzieren

Laut Grünen-Agrarsprecher Dirk Kock-Rohwer ist die verpflichtende Haltungskennzeichnung für einen erfolgreichen Umbau der Tierhaltung unerlässlich. Er stellte klar, dass der Umbau von der Gesellschaft mitgetragen werden müsse, auch finanziell. Seine Partei habe die von der Borchert-Kommission vorgelegten Vorschläge unterstützt und tue dies weiterhin. Das jahrelange Ziel des „Wachsens und nochmals Wachsens“ müsse sich jetzt ändern.

Um den Schweine haltenden Betrieben die Umstellung zu erleichtern, würden ab 2024 Fördermittel für Investitionen in den Umbau der Stallungen bereitgestellt, aber gebunden an eine Tierhaltungsobergrenze von 2 GV/ha und in der Förderhöhe abnehmend mit steigenden Tierzahlen. Auch im Bauplanungsrecht und beim Immissionsschutz seien erste Veränderungen vorgenommen worden. Dies müsse auch auf andere Tierarten und auf europäische Ebene ausgedehnt werden, so Kock-Rohwer. Er ergänzte: „Um dem Klimawandel entgegenzuwirken, werden wir nicht umhinkommen, auch die Tierzahlen zu reduzieren.“

Der ­SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Losse-Müller erklärte: „Wir brauchen, wie es richtig im Entschließungsantrag der Koalition auf Bundesebene heißt, eine klima-, umwelt- und tiergerechte sowie ökonomisch tragfähige Tierhaltung.“ Dafür sei ein Bündel an Maßnahmen notwendig. Politik müsse sowohl den Verbrauchern die notwendige Transparenz bieten als auch den tierhaltenden Betrieben Planungssicherheit. Die SPD werde sich hier einbringen.

Bürokratie abbauen

FDP-Agrarsprecher Oliver Kumbartzky sieht in den nationalen Standards, die im Vergleich zum EU-Binnenmarkt immer weiter angehoben worden seien, eine Hauptursache für die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit deutscher Landwirte. Er unterstrich: „Wir müssen auf allen Ebenen Bürokratie abbauen, statt immer neue Auflagen zu schaffen.“ Wie viel Geld zukünftig für den Umbau der Tierhaltung bereitgestellt werde, hänge maßgeblich vom zugrunde liegenden Finanzierungskonzept ab. Erst wenn vom grün geführten Bundesagrarministerium ein konkretes Konzept zur dauerhaften Bereitstellung von Finanzmitteln vorliege, könne darüber im Detail beraten werden. „Und erst danach ist es sinnvoll, über weitere Mittelbereitstellungen im Landwirtschaftsetat des Bundes zu sprechen“, betonte Kumbartzky. rq

Rixa KleinschmitFoto: CDU
Dirk Kock-Rohwer Foto: Grüne
Thomas Losse-Müller Foto: SPD

Gestiegene Auszahlungspreise

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Hierzulande halten die meisten Meiereien ihre Auszahlungspreise auf dem Vormonatsniveau stabil. Dabei beträgt die Preisspanne 35 bis 43 ct/kg ECM. Als Durchschnitt ergibt sich für den Monat September ein Wert von 37,93 ct/kg ECM, das sind 0,51 ct mehr als im August. Keine der hiesigen Meierei senkte den Milchpreis für diesen Monat.

Auf Bundesebene werden die Vormonatspreise bei vielen Meiereien weitergeschrieben. Aber auch Entwicklungen nach unten und nach oben lassen sich beobachten. Verglichen zum Vorjahr sind die Preise jedoch deutlich niedriger. Für September ergibt sich eine deutschlandweite Preisspanne von 33,49 bis 51,46 ct/kg ECM, in welcher die höchsten Auszahlungspreise weiterhin im Süden erzielt wurden.

Stabiles höheres Preisniveau

Die deutschlandweite Milchanlieferungsmenge gab für die KW 39 im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt erneut nach. Im Schnitt sind es im Oktober rund 0,5 % weniger Milch als 2022.

Im Nachbarland Frankreich ist der Rückstand mit 4,9 % weniger Milch als im Vorjahr deutlich geringer. Durch den Rückgang könnte ein steigendes Preisniveau in der Tendenz erwartet werden.

Das ife-Institut in Kiel ermittelte einen Bundesmittelpreis von 43,0 ct/kg. In den Niederlanden bleibt der Spotmilchpreis unverändert, während in Italien eine leicht steigende Entwicklung verzeichnet wurde. Der italienische Spotmilchpreis stieg in diesem Monat auf 53 ct/kg ECM.

Zwischen Januar und Juli 2023 lag die europäische Anlieferungsmenge 0,8 % über der des Vorjahreszeitraums. Für die US-Milchmenge im gleichen Zeitraum ergibt sich ein positiver Wert von 0,5 % im Jahresvergleich. Australien liegt weiterhin zurück, allerdings bei einer sehr geringen Differenz der Milchproduktion von –0,1 % zum Vorjahr. Neuseeland bewegt sich weiterhin bei einer geringeren Anlieferungsmenge von –1,1 % gegenüber dem Juli 2022.

Am 3. Oktober zeigte die Global-Dairy-Trade-Auktion ein Plus von 4,4 %. Dies ist das dritte Plus in Folge nach einer langen Periode mit negativem Vorzeichen. Magermilchpulver (MMP) erzielte den größten prozentualen Zuwachs.

Für Magermilchkonzentrat mussten die Einkäufer im Oktober die bislang höchsten Preise im Verlauf dieses Jahres anlegen. An der EEX in Leipzig für MMP legten die Notierungen deutlich zu bei einer Monatsdifferenz von +173 €/t. Auch Butter und flüssiger Rohstoff verzeichneten für diesen Monat an der Leipziger Milchmarktbörse eine Aufwärtsbewegung.

Der ife-Börsenmilchwert leitet sich von den EEX-Notierungen ab und zeigt dadurch eine Richtung für die Milchpreisentwicklung auf. Er wird mehrfach pro Woche aktualisiert.

Für den ife-Rohstoffwerte konnten die negativen Preisbewegungen des Vormonats gestoppt werden, sodass der Preis zu Ende September wieder um 0,7 ct auf 35 ct/ kg steigt. Beim Fettwert wurde um 0,4 ct nach oben auf 20,6 ct/ kg korrigiert. Der Nichtfettwert steigt um 0,3 ct auf 16,0 ct/kg.

Guter Käse- und Butterabsatz

Die anhaltend gute Nachfrage nach Käse setzt sich weiter fort. Durch niedrigere Bestände sind die Preise etwas fester. Für Blockkäse gestalten sich die Kurse in der Spanne von 3,60 bis 3,75 €/kg und bei Brotware zwischen 3,85 und 4,00 €/kg. Die unterste Spanne hat sich um 5 ct/kg erhöht im Vergleich zum Vormonat. Abgepackte Butter zu 250 g wird zu einem deutlich höheren Preisniveau mit einer sehr guten Nachfrage bei 5,00 bis 5,34 €/kg gehandelt. Die Differenz zum Vormonat beträgt fast +50 ct/ kg. Lose Butter wird bei knapper Verfügbarkeit von frischer Ware etwas erhöht zu 4,65 bis 4,80 €/kg verkauft.

Bei den Milchpulvern lassen sich gegensätzliche Bewegungen beobachten. Während Vollmilch- und Magermilchpulver in Lebensmittelqualität jeweils um 8 €/t auf 3.383 €/t beziehungsweise um 6 €/t auf 2.265 €/t gefallen sind, stiegen die Preise für MMP in Futterqualität und Süßmolkenpulver. Die Käufer agieren weniger abwartend und decken sich mit einer regen Nachfrage für das erste Quartal 2024 mit Ware ein. Durch rückläufige Bestände könnten sich die Preistendenzen fester entwickeln.

Wachsender Markt der Pflanzenöle

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Raps hat vor allem in den norddeutschen Küstenregionen eine dominierende Stellung. Das Pflanzenöl für die Biodieselproduktion wird in Deutschland fast ausschließlich aus der Rapspflanze gewonnen. Die Ölausbeute liegt bei 40 %, die restlichen 60 % gehen als Rapsschrot in die Tierfütterung.

Kanada, Australien und die Ukraine haben zusammen einen Anteil von 90 % am internationalen Rapshandel und bestimmen aktiv die Weltpreisentwicklung. Eine schlechte Ernte bei nur einem dieser Pflanzenölproduzenten kann zu starken Schwankungen der Terminmarktnotierungen führen.

Deutschland ist bei der Rapsölproduktion in besonderem Maße auf Zukäufe am Weltmarkt angewiesen. Jährlich werden etwa 9 Mio. t in deutschen Ölmühlen verarbeitet. Die Erntemengen auf deutschen Äckern können diesen Bedarf nur zu weniger als der Hälfte, nämlich rund 4,3 Mio. t, decken. Der Selbstversorgungsgrad Deutschlands mit allen Pflanzenölen liegt bei 27 %.

Ernteschätzungen auf Rekordniveau

Zukünftig wird erwartet, dass Rapsöl als „iLUC-freier“ Rohstoff, das heißt ohne indirekte Landnutzungsänderungen, an Bedeutung gewinnen wird. Für den Rapsmarkt steigen die Schätzungen für die weltweite Jahresmenge mit 400.000 t Rapsöl mehr auf insgesamt 33 Mio. t für 2023/24. Mit der steigenden Pflanzenölproduktion steigt auch die Verfügbarkeit von Ölschroten und damit das weltweite Angebot an Futtermitteln, hierzulande klassischerweise Soja- und Rapsschrot.

Für das Wirtschaftsjahr 2023/24 übertrifft die Schätzung des USDA zum dritten Mal in Folge die Werte der Vorjahre und erreicht einen Wert von voraussichtlich 222,8 Mio. t für die weltweite Pflanzenölproduktion. Das sind 6,5 Mio. t mehr als im Vorjahr 2022/23. Dabei bleibt Palmöl mit einem Anteil von 35,7 % oder rund 79,5 Mio. t Weltmarktführer, wovon mehr als die Hälfte in Indonesien produziert wird.

Als Nahrungsmittel unterstützt die steigende Produktion die Ernährungssicherheit, als Biokraftstoff wird jedoch mit einem sinkenden Verbrauch in der EU gerechnet. Durch die Deckelung der Anbaufläche für Biomasse und die Elektrifizierung des Straßenverkehrs wird die Nachfrage in der EU voraussichtlich nicht steigen. Anders sieht es außerhalb der EU aus.

Nachhaltige Biokraftstoffe?

Mit der Gründung der Global Biofuel Alliance am 9. September 2023 am Rande des G20-Gipfels sollen die weltweite Einführung von Biokraftstoffen beschleunigt und die Nutzung nachhaltiger Biokraftstoffe intensiviert werden. Neben Indien, Bangladesch, Brasilien, Argentinien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und den USA gehört aus der EU nur Italien der Allianz an.

Ein fehlender Konsens über Nachhaltigkeitskriterien und die Geschwindigkeit, mit der entsprechende Technologien umgesetzt werden sollen, hat dazu geführt, dass sich die übrigen 26 EU-Mitgliedstaaten gegen eine Mitarbeit in der Allianz entschieden haben.

Der Begriff der Nachhaltigkeit wird mit der Einsparung von Erdölreserven, der Verringerung der Abhängigkeit von Erdölimporten und der Einsparung von CO2 durch die Photosyntheseleistung der Pflanzen begründet. Wenn für den Anbau von Biotreibstoffen Landnutzungsänderungen vorgenommen werden müssen, wie es bei der Brandrodung von Torfwäldern für Palmöl in Indonesien der Fall ist, sind die CO2-Emissionen paradoxerweise um das Zehn- bis Dreißigfache höher.

Bis 2030 müssen alle EU-Mitgliedstaaten die Anrechnung von Biokraftstoffen aus Palmöl auf die Beimischungsverpflichtungen beenden. In Deutschland ist dies bereits seit Januar 2023 nicht mehr erlaubt, jedoch darf Palmöl weiterhin importiert und für den Export verarbeitet werden. Anstelle des Palmöls werden nur noch Abfall- oder Reststoffe wie Gülle oder Stroh gefördert. Globale Nachhaltigkeitsanforderungen für den Handel mit Pflanzenölen werden jedoch von der World Trade Organisation festgelegt.

Marktlage für die Woche vom 16. bis 22.10.2023

Getreide: Die Getreidepreise stiegen nach dem USDA-Report. Doch für Europa blieb die Lage schwierig: Im Export bestimmte Russland die Preise.

Raps: Raps in Paris verzeichnete ein kräftiges Plus, da das USDA eine weltweit geringere Rapserzeugung als im Vorjahr erwartet.

Futtermittel: Rapsschrot zog etwas im Preis an, Sojaschrot verteuerte sich deutlicher.

Kartoffeln: Die Speisekartoffellager sind gefüllt worden, nun ruht die Ware.

Schlachtrinder: Die zur Vermarktung anstehenden Stückzahlen gingen etwas zurück, bei lebhafter werdender Nachfrage.

Schlachtschweine/-sauen: Nach Reduzierung der Notierung auf 2,10 € berichteten Erzeuger von einer erhöhten Nachfrage der Schlachtereien.

Ferkel: Die Preissenkungen am Schweinemarkt bewirkten Reduzierungen bei den Ferkelpreisen.

Milch: Die Rohstoffmärkte haben sich beruhigt und die Preise tendierten stabil.

Schlachtlämmer/-schafe: Die für die Jahreszeit typische verhaltene Nachfrage passte zu den angebotenen Stückzahlen.

Markttendenz für die Woche vom 23. bis 29.10.2023

Getreide: Weizen notiert höher in Chicago, nachdem China innerhalb kurzer Zeit 400.000 t Weizen aus den USA kontrahierte.

Raps: Die Rapspreise folgen den extrem nervösen Ölmärkten, zeitweise geht es weiter nach oben.

Futtermittel: Die Bezieher von Mischfuttermitteln dürften beim Anhalten der derzeitigen Entwicklung an den Einzelkomponentenmärkten mit tendenziell leicht nachlassenden Preisen rechnen.

Kartoffeln: Die Marktversorgung erfolgt zu stabilen Preisen weiterhin direkt vom Feld.

Schlachtrinder: Der Jungbullenhandel in Nordwestdeutschland mehrheitlich als ausgeglichen mit stabilen Preisen beschrieben.

Schlachtschweine/-sauen: Die Schlachtereien blicken im Inlandsgeschäft zuversichtlicher auf die Entwicklung der Geschäfte.

Ferkel: Die Preise sollten sich auf dem erreichten Niveau stabilisieren.

Milch: Anziehende Butterpreise und eine rege Nachfrage nach Käse unterstützen den Milchpreis.

Schlachtlämmer/-schafe: Der Handel mit Schlachtlämmern gestaltet sich relativ ausgeglichen und ruhig mit stabilen Preisen.

Ist ein wirtschaftlicher Weiterbetrieb möglich?

Im Vorhaben ProBiogas hat das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) einen Post-EEG-Rechner für Biogasanlagenbetreiber entwickelt. Die Betreiber können mit dem kostenlosen und kontinuierlich aktualisierten Tool berechnen, ob sich ihre Bestandsanlage nach Ende des 20-jährigen Vergütungszeitraums gemäß Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wirtschaftlich weiterbetreiben lässt.

Gemeinsam mit der Universität Hohenheim und der Landwirtschaftskammer Niedersachsen hatte das KTBL in ProBiogas umfangreiche Berechnungen anhand von modellierten und Praxisanlagen zu verschiedenen Post-EEG-Strategien durchgeführt, allerdings 2021 – vor der Energiekrise. Heute würde man mit anderen Daten rechnen. So können Biogasbetreiber heute höhere Wärmebereitstellungspreise erzielen, müssen diesen aber gestiegene Kosten für Wärmenetze und Komponenten wie Blockheizkraftwerke gegenüberstellen. Im Post-EEG-Rechner des KTBL werden die hinterlegten Daten kontinuierlich aktualisiert. Er ermöglicht es Betreibern, die Weiterbetriebs-Optionen „BHKW mit Wärmeauskopplung“ und „Biomethan (optional mit CNG-Tankstelle)“ für ihre individuelle Anlage zu kalkulieren. Als Resultat gibt er relevante Kenngrößen wie etwa Stromgestehungskosten oder den kalkulatorischen Gewinnbeitrag für die modellhafte Darstellung der jeweiligen Praxisanlage aus.

Ergänzend erstellte das ProBiogas-Team 15 Exposés zu zukunftsweisenden Einkommensoptionen, die sich mit der Biogasproduktion kombinieren lassen – von der Herstellung von Plattformchemikalien, Algen, Faserstoffen, Pflanzenkohle oder Biowachsen über die Fischzucht in Aquakultur bis hin zur Eigenstromversorgung oder Strom-Eigenvermarktung. Die Exposés können auf dem Fachportal abgerufen werden (Link am Ende des Beitrages). Das Fachportal entstand ebenfalls im Rahmen von ProBiogas und bündelt abgesicherte Informationen zum Themenfeld „Post-EEG“ für landwirtschaftliche Biogasanlagen. Gefördert wurde das Vorhaben „Biogas Progressiv – zukunftsweisende Strategien für landwirtschaftliche Biogasanlagen“ (ProBiogas) vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR).

Der Rechner ist als „Wirtschaftlichkeitsrechner Biogas (Bestandsanlage)“ unter ktbl.de erreichbar und steht kostenlos zur Verfügung.

Die Exposés sind auf dem Fachportal abrufbar unter zukunftbiogas.de