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Sechs Frauenvorbilder für die heutige Generation

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Sechs Archäologinnen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, sechs spannende Porträts und Biografien von Wissenschaftlerinnen aus einer Zeit, als es für Frauen noch lange nicht selbstverständlich war, eine akademische Laufbahn einzuschlagen. Sechs Frauen, die trotz aller Widerstände „ihren Mann standen“ – das zeigt die Wanderausstellung „Die Vergangenheit aufdecken: Frühe Archäologinnen aus Schleswig-Holstein“ der Johanna-Mestorf-Akademie in Zusammenarbeit mit dem Sonderforschungsbereich (SFB) 1266: TransformationsDimensionen der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). Zu sehen ist die Ausstellung aktuell im Museum Steinzeithaus in Albersdorf bis zum 28. Januar 2024.

Das Gewinnen der tönernden Gefäße ist ja nicht der Endzweck mühevoller Grabarbeiten, sondern das Lesen der ungeschriebenen Geschichte, die die Erde uns erhalten hat“ – dieses richtungsweisende Zitat stammt von Käte Rieken, einer der sechs Archäologinnen, die in der Ausstellung porträtiert werden. Gleichzeitig ist es das Lieblingszitat von Dr. Julia Katharina Koch, Archäologin und Kuratorin der Ausstellung.

Diese sei das Resultat eines Ideenwettbewerbs von 2019 zur Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern, „den wir gewonnen haben“, erzählte Koch in ihrem Einführungsvortrag im Rahmen der Ausstellungseröffnung vergangene Woche. „Wichtig war uns vom Ausstellungsansatz her die Auseinandersetzung mit den Biografien der Frauen und inwieweit sie und deren Kolleginnen Vorbild für heutige Generationen sein können“, so Koch.

Das Ausstellungsteam: Anna Carina Lange, Dr. Franziska Engelbogen und Dr. Julia Katharina Koch (v. li.)

Prof. Dr. h. c. Johanna Mestorf (1828-1909), Käte Rieken, geborene von Preen (1865-1917), Dr. Gertrud Dorka (1893-1976), Dr. Hertha Sauer (1896-1975), Dr. Gisela Asmus (1905-?) und Dr. Johanna Brandt, geborene Peters (1922-1996) stehen beispielhaft für den Kampf von Frauen um Bildung und Berufstätigkeit im 19. und 20. Jahrhundert, gegen den Mangel an Selbstbestimmtheit und dafür, wie sie trotz der Widerstände ihren Weg in die Wissenschaft fanden.

Um diese weiblichen Vorbilder besser sichtbar zu machen, werden ihre Leistungen und ihre Lebenswege sowie ihre wissenschaftlichen Erfolge in den Fokus gestellt. Gleichzeitig wird auf die Widerstände eingegangen, die zu Anpassung, Umwegen und Brüchen in den Biografien führten. Alle sechs Frauen haben entweder in Kiel promoviert oder an der Chistian-Albrechts-Universität gearbeitet. Ein Einführungstext erläutert vornweg die Rahmenbedingungen der Frauenbildung im 19. und 20. Jahrhundert.

Zu den bekanntesten Archäologinnen gehört Johanna Mestorf, erste Museumsdirektorin im Deutschen Kaiserreich. Ihre Ausbildung entsprach zunächst den Konventionen des Bürgertums: Besuch der Höheren Töchterschule in Itzehoe mit Vorbereitung auf ein Leben als Hausfrau – im Falle Mestorfs (als unverheirateter Bürgerstochter) mit Ausbildung zur Gouvernante und Gesellschafterin. Sie ging für zehn Jahre ins Ausland nach Schweden, Südfrankreich und Italien. Nach der Rückkehr arbeitete sie als Übersetzerin und Fremdsprachensekretärin. Ihr in Schweden erwachtes Interesse für europäische Vorgeschichte und Archäologie entwickelte sie weiter und eignete sich autodidaktisch Fachwissen über Literatur, Katalogisierung der Hamburger Sammlung und durch Besuch internationaler Fachkongresse an. Zielstrebig und unbeirrt ging sie ihren Weg durch die von Männern dominierte akademische Welt. 1873 wurde sie Kustodin am Museum vaterländischer Alterthümer der CAU Kiel, 1891 Direktorin des Museums.

Fundstücke aus Eddelak im Kreis Dithmarschen, das als ältester Fundplatz im Land gilt.

In ihren Dienst-Tagebüchern dokumentierte sie auch ihre Verbindungen zu Dithmarschen und zum forschungsgeschichtlich ältesten Fundplatz des Landes in ­Eddelak. Dort stand sie vor allem mit den Gebrüdern Hartmann im Austausch, die ihre Expertise zu schätzen wussten. Anke Schroeder, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Museum Steinzeithaus in Albersdorf, hat ergänzend zu den Bannern der Wanderausstellung Objekte und Exponate aus der museumseigenen Sammlung sowie Leihgaben herausgesucht. Sie zeigen Grabfunde aus Eddelak und Immenstedt, bei deren Fund und Katalogisierung Johanna Mestorf  mitgewirkt hat. Zu der Ausstellung gibt es ein Begleitheft, in dem ausführlich die Biografien der Frauen aufgeführt sind samt Einordnung in den historischen Kontext. Weitere Informationen unter steinzeit​park-dithmarschen.de

Finaler Tanz zwischen Kunst und Landschaft

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Mit einem letzten Tanz zwischen Kunst und Landschaft endete am vergangenen Sonntag der Skulpturensommer 2023 in Bissee und damit auch 25 Jahre Landschaftsgalerie ohne Mauern und Öffnungszeiten. Denn mit der Finissage in der Hofscheune des Dorfes beendete der Verein Skulptur in Bissee mit der Vorsitzenden Karin Russ seine Arbeit und verabschiedete sich aus der Kulturszene.

„The last waltz“ – der letzte Walzer, unter diesem Motto fand der finale Skulpturensommer statt (siehe Bauernblatt-Ausgabe 20 vom 20. Mai 2023). „Natürlich bin ich traurig, aber gleichzeitig auch sehr stolz, dankbar und erleichtert“, erklärte Karin Russ zum Abschied. Erleichtert, weil in all den Jahren nie etwas passiert sei, das Aufstellen und Abbauen der mitunter riesigen Skulpturen unfallfrei vonstattenging. Stolz und dankbar sei sie für all die Bilder, Menschen, Geschichten, Erfahrungen und den wahnsinnigen Spaß. „Was wir geschafft haben, entstand durch freiwillige Initiative, das Ehrenamt und die aktive Bürgergesellschaft“, so Russ. Ehrenamt sei keine Arbeit, die nicht bezahlt werde, sondern Arbeit, die nicht bezahlt werden könne. Dank der Anwohner Bissees war es erst überhaupt möglich, 25 Jahre lang Skulpturen nationaler und internationaler Künstler frei zugänglich, eingebettet in die idyllische Landschaft des Dorfes, zeigen zu können, denn sie stellten ihre Grundstücke als Ausstellungsfläche zur Verfügung und packten beim Auf- und Abbau mit an. Das machte diese Form der Kunstpräsentation so einzigartig im Land. Bis zu 10.000 Besucherinnen und Besucher verzeichneten die Ausstellungsmacher in jeder Saison, weit über 100 Bildhauerinnen und Bildhauer nutzten die Landschaftsgalerie für das Präsentieren ihrer Objekte.

Der Vereinsvorstand mit Markus Sander, Egon Blitza und der Vorsitzenden Karin Russ zusammen mit Bissees Bürgermeister Sönke Hamann (v. li.); mit Ende des Skulpturensommers verabschiedet sich der Verein Skulptur in Bissee nach 25 Jahren aus der Kulturszene.

„Nach 25 Jahren verabschieden wir uns nun aus der Kulturszene, ein Vierteljahrhundert, ein Stück Lebenszeit.“ Und doch wolle sie jetzt nicht ausführlich zurückblicken, so Karin Russ, aber eine Anekdote aus der Anfangszeit, die müsse sie dann doch erzählen: „1997 besprach ich die Idee, eine Landschaftsgalerie hier in Bissee einzurichten, um regelmäßig Ausstellungen durchzuführen, mit der damaligen Ministerpräsidentin Heide Simonis vor einem Supermarkt. Nein, Karin, sagte sie zu mir, wer soll das bezahlen, wer soll all das leisten? Das könnt ihr nicht schaffen. Ich bot ihr eine Vereinbarung an: Wir finanzieren die Ausstellung ohne öffentliche Mittel und sie, also Heide Simonis, eröffnet dafür den ersten Skulpturensommer. Und genauso kam es. Renate Stamer und ich konnten einen Hauptsponsor für die ersten Veranstaltungsjahre gewinnen. 1998 eröffnete der neugegründete Verein Skulptur in Bissee seine erste Sommerausstellung. Und zur Eröffnung sprach: Heide Simonis. Zu der Zeit erschien ihr Buch ‚Kein Blatt vorm Mund – Für eine aktive Bürgergesellschaft‘.“ Aktive Bürgergesellschaft, wie sie in Bissee gelebt wurde.

„Der letzte Walzer auf dünnem Eis“ von Kurt Lange, eines von vielen großformatigen Objekten, die sich in der Landschaftsgalerie Bissee bei einem Spaziergang durch den Ort entdecken ließen. 

Mit dem Ende des Vereins und der Landschaftsgalerie habe man gleichzeitig auch die große Hoffnung auf das Entstehen neuer Ideen. „Wir haben gezeigt, dass Kultur durchaus ihren Platz auf dem platten Land hat“, so Russ. Was folgt also dem Verein Skulptur in Bissee? „Vielleicht findet sich hier und heute eine Antwort auf diese Frage unter euch Künstlerinnen und Künstlern, Bisseer Nachbarinnen und Nachbarn, Freundinnen und Freunden anspruchsvoller Kunst“, schloss die Noch-Vereinsvorsitzende ihre Ansprache ans reichlich erschienene Publikum zur Finissage. Und rief dazu auf, Kunst nicht nur anzuschauen, sondern, wie Heide Simonis in ihrer Eröffnungsrede bereits forderte, Kunst kaufen zu gehen. Passend dazu wurden einige der ehemaligen und aktuellen Ausstellungsobjekte zum Abschluss in kleineren Formaten zum Verkauf angeboten, darüber hinaus lagen signierte Veranstaltungsposter sowie die Kataloge aller Jahre aus. In der Diele des Hofes wurden die filmischen Dokumentationen mit Blick hinter die Kulissen der Skulpturensommerjahre von Elsabe Gläßel gezeigt. Eine schöne letzte Erinnerung und gleichzeitig Inspiration für neue Ideen.

Fotos: Iris Jaeger


Gehölze mit Herbst- und Winterblüte

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Die geschickte Kombination geeigneter Bäume und Sträucher bietet Bienen und anderen Insekten fast ganzjährig einen ­reich gedeckten Tisch. Blühende ­Gehölze für Frühling und Sommer zu finden, fällt nicht schwer. Doch Richtung Herbst und ­Winter dünnt sich das ­Angebot merklich aus. Die herbstliche ­Pflanzzeit lädt dazu ein, sich das eine oder andere Exemplar in den Garten zu holen.

Frühestens nach sieben Jahren zeigt Efeu erste Blütenstände. Foto: Karin Stern

Beginnen wir unseren Streifzug durch insektenfreundliche Gehölze mit den Herbstblühern. Im September und Oktober locken die gelb-grünen Blüten des Efeus (Hedera helix) unzählige Honigbienen, Hummeln, Schwebfliegen und andere Insekten an. Erst ab einem Alter von etwa sieben Jahren bildet Efeu nektarreiche Blüten aus. Wer jetzt an sonnigen Tagen in die Nähe älterer Sträucher geht, nimmt ein wuseliges Gebrumm wahr. Die immergrüne Kletterpflanze klimmt mithilfe von Haftwurzeln selbst an glatten Betonwänden bis in eine Höhe von 20 m. Im Alter bildet Efeu dickere und aufrecht wachsende, nicht mehr kletternde Triebe. Diese Form ist unter der Bezeichnung ‚Arborescens‘ oder als Strauch-Efeu im Handel zu bekommen. Die dekorative Pflanze beeindruckt mit ihrem buschig-aufrechten Wuchs. Mit einer maximalen Höhe von etwa 2 m passt diese Efeu-Variante gut als Begleiter zu immergrünen Nadelgehölzen, Rhododendron oder Bambus. Aber auch als Solitär verfehlt Strauch-Efeu nicht seine Wirkung. Efeu bevorzugt einen Platz in halbschattiger bis schattiger Lage und stellt keine besonderen Ansprüche an den Boden.

Besenheide (Calluna vulgaris) bevorzugt sonnige Plätze, verträgt aber auch Halbschatten. Foto: Karin Stern

Die Besenheide (Calluna vulgaris) zählt ebenfalls zu den wertvollen Spätblühern. Der heimische Zwergstrauch bringt mit seinen Blüten Farbe in den Herbst. Die wichtige Bienenweide wird gern zur Gewinnung von Heidehonig verwendet. Die sonnenliebenden Sträucher gedeihen in sandig-humosem, sehr durchlässigem und nicht zu feuchtem Boden am besten. Wichtig ist ein pH-Wert im sauren Bereich von unter 6,5. Rhododendron-Erde erfüllt diese Bedingung. Besonders hübsch wirkt Besenheide in kleinen Gruppen. Als Pflanzpartner bieten sich Zwergformen von Fichte, Kiefer und Ginster an. Hübsch wirken die Blüten auch neben den glänzend grünen Blättern der Preiselbeere. Im Frühjahr schneidet man die alten Blütentriebe kräftig zurück. Dies verhindert ein Verkahlen von unten her. Dennoch empfiehlt sich ein vorsichtiger Umgang mit der Schere. Nach einem Schnitt bis ins alte Holz treibt Heide nur schlecht wieder aus. Tipp: Für die temporäre Bepflanzung von Kästen und Kübeln ist handelsübliche Blumenerde ausreichend.

Die Hauptblüte des Sieben-Söhne-des-Himmels-Strauchs (Heptacodium miconioides) zeigt sich von August bis Ende Oktober. Bienen, Hummeln und Schmetterlinge werden vom Duft der Blüten und von ihrem Nektargehalt angelockt. Die sich daraus entwickelnden, bei Vollreife leuchtend roten Früchte reifen hierzulande allerdings nur in einem milden, sonnigen Herbst aus. Der anspruchslose Strauch mit seinen dekorativen Blättern macht sich gut als Solitär, er passt aber auch in gemischte Hecken. Man pflanzt dieses Gehölz an einen warmen, sonnenreichen Platz in durchlässigem und nährstoffreichem Boden.

Die cremeweißen Blütenstände des Sieben-Söhne-des-Himmels-Strauchs stehen meist zu siebt zusammen in breiten, rispenartigen Blütenständen.  Foto: Karin Stern

Auch die Wintergrüne Ölweide (Elaeagnus x ebbingei) ist wegen der späten Blüte ab Oktober als Bienennährgehölz interessant. Wie alle Varianten der Ölweide braucht sie einen geschützten, warmen Standort in sonniger bis halbschattiger Lage. Am schönsten kommt die Wintergrüne Ölweide in Einzelstellung zur Geltung. Zudem findet sie Verwendung als Formschnittgehölz.

Die Wintergrüne Ölweide lässt sich schön als spalierartiger Sichtschutz erziehen. Foto: Karin Stern

Kommen wir nun zu empfehlenswerten winterblühenden Gehölzen. Ganz oben auf der Liste steht der Duft-Schneeball (Viburnum farreri). Seine ersten Blütenbüschel zeigen sich im Oktober. An geschützten Standorten und in milden Wintern öffnen sich immer wieder einzelne Blütenstände, bis im März die eigentliche üppige Hauptblüte noch vor dem Blattaustrieb beginnt. Deren intensiver Duft ist schon aus mehreren Metern Entfernung wahrnehmbar. Wichtig ist ein sonniger, geschützter Standort mit frischem bis mäßig feuchtem und humus- sowie nährstoffreichem Boden. Schneebälle sind etwas trockenheitsempfindlich. Aufgrund der attraktiven Blüte sieht der Duftschneeball in Einzelstellung gut aus. Gern pflanzt man ihn in Blütenhecken oder gemeinsam mit herbstfärbenden Sträuchern wie Japanischem Ahorn (Acer palmatum), Pfaffenhütchen (Euonymus) oder Hartriegel (Cornus).

Der immergrüne Lorbeer-Schneeball ‚Spirit‘ blüht von November bis April. Foto: Karin Stern

Der Winterjasmin (Jasminum nudiflorum) verdient als winterblühende Begrünung für Wände und Zäune einen Platz in jedem Garten. An den langen, überhängenden Trieben mit tiefgrünem Blattwerk öffnen sich die leuchtend gelben Blüten von Dezember bis März. Bei starkem Frost können die Blüten trotz aller Kälteunempfindlichkeit Schaden nehmen. Ein geschützter, sonniger bis leicht schattiger Standort mit normalem, kalkhaltigem und nährstoffreichem Gartenboden ist optimal. Tipp: Wenn bei älteren Pflanzen die Blüte nachlässt, nimmt man gleich nach der Blüte einen Rückschnitt vor. Selbst kräftige Schnitte bis ins alte Holz werden gut vertragen.

Die primelgelben Blüten des Winterjasmins erscheinen bei milder Witterung bereits ab Dezember. Foto: Karin Stern

Nicht unerwähnt bleiben darf die Winter-Heckenkirsche (Lonicera x purpusii). Die intensiv duftenden, cremeweißen Blüten erscheinen von Dezember bis April. In milden Wintern verbleibt das Laub noch lange am Strauch, sodass sich hübsche Kontraste zwischen Blatt und Blüte ergeben, wenn die Witterung mitspielt. Im Alter nimmt die Winter-Heckenkirsche etwa 2 m in der Höhe und 3 m in der Breite ein. 

West-Nil-Virus breitet sich aus

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In Schleswig-Holstein wurde Anfang Oktober erstmals eine Infektion mit dem West-Nil-Virus (WNV) amtlich festgestellt. Aufgrund neurologischer Symptome und Fieber bei einem Pferd im Kreis Herzogtum Lauenburg wurde eine Laboruntersuchung eingeleitet. Eine Bestätigung des Nationalen Referenzlabors am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) liegt vor.

Bei der Infektion von Vögeln oder Pferden mit dem West-Nil-Virus handelt es sich um eine anzeigepflichtige Tierseuche. Die Infektion wird durch einheimische Stechmücken übertragen, die sich an Wildvögeln infizieren. Vögel sind dabei die Hauptwirte. In selteneren Fällen kann darüber hinaus auch eine Infektion von Pferden und Menschen erfolgen, wenn die Stechmücken zuvor von infizierten Wildvögeln Blut aufgenommen haben. Es handelt sich in diesen Fällen um Einzelerkrankungen. Mensch und Pferd sind dabei sogenannte Fehlwirte, da sich das Virus in ihnen nicht effektiv genug vermehrt, um eine Ansteckungsquelle für Stechmücken darzustellen.

Bei Pferden verlaufen viele Infektionen mit WNV symptomlos. Bei einzelnen Tieren können neurologische Symptome wie Lähmungen, Schwäche und Muskelzittern auftreten. Ein Teil der Infektionen kann tödlich verlaufen.

Gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) am Friedrich-Loeffler-Institut sollten Pferde in den bereits betroffenen Gebieten und Pferde, die in betroffene Gebiete verbracht werden, vorab geimpft werden. Der Schutz vor Mückenstichen sollte intensiviert werden. In Tränken sollte das Wasser täglich gewechselt werden, um gegebenenfalls eine Vermehrung infizierter Stechmücken zu vermeiden.

Das West-Nil-Virus hat sich seit dem ersten Fall im Jahr 2018 vor allem in den östlichen Bundesländern etabliert. Dort gibt es inzwischen eine Überwinterung des Virus in Stechmücken. Laut FLI gab es 2022 bundesweit 17 registrierte Fälle bei Pferden und 54 Infektionsnachweise bei Vögeln. Die Mehrzahl erfolgte in den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Daneben gab es einen Nachweis bei einem Pferd in Mecklenburg-Vorpommern. Erstmals wurde eine Infektion auch bei einem Pferd sowie bei zwei Wildvögeln in Hamburg nachgewiesen.

In Rheinland-Pfalz als weiterem erstmals betroffenem Bundesland erfolgte 2023 der erste Nachweis des WNV bei einer Schneeeule. In dem seit mehreren Jahren im Landeslabor Schleswig-Holstein etablierten Monitoringprogramm an Wildvögeln ist bisher kein Nachweis von WNV erfolgt.

Der Klimawandel mit steigenden Temperaturen verlängert die Mückensaison und verbessert die Fähigkeit von Mücken, WNV zu vermehren. Da das Virus durch Mücken übertragen wird, steht der Schutz vor diesen Insekten im Vordergrund. So kann beispielsweise durch das Abdecken offener Wasserbehälter wie Regentonnen die Vermehrung von Mücken generell reduziert werden. pm

Weitere Informationen

Informationen des FLI

Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Mittel nach wenigen Tagen erschöpft

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Die Förderung der Kastration freilebender Katzen durch das Landwirtschaftsministerium (MLLEV) wurde kurzfristig eingestellt. Es wurden so viele Katzen zur Kastration gebracht, dass die Mittel wenige Tage nach Beginn der Aktion ausgeschöpft waren. Das Ministerium begrüßt es, dass die Herbst-Kastrationsaktion von freilebenden Katzen so gut angenommen wird. Das schnelle Ausschöpfen der vorhandenen Mittel zeige, wie herausfordernd die Situation ist.

Die geäußerte Sorge, dass Tierarztpraxen nun auf ihren Kosten sitzen bleiben könnten, sei unbegründet, erklärt das MLLEV. Die Aktion sei frühzeitig gestoppt worden, damit alle Rechnungen für erfolgte Behandlungen beglichen werden können. In diesem Jahr standen bisher vom Land 110.000 € für die Katzenkastrationsaktion zur Verfügung. Das MLLEV stellt nun weitere 25.000 € bereit, um ein kurzfristiges Fortführen des Projektes zu ermöglichen.

Bellende Herdenschutzhunde dürfen nachts nicht nach draußen

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Zu laut bellende Herdenschutzhunde dürfen nachts nicht im Freien eingesetzt werden. Das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalens in Münster (OVG) gab per Beschluss bekannt, dass bei „unzumutbarem“ nächtlichen Gebell Herdenschutzhunde im Einzelfall und während der Nacht- und Mittagsruhe nicht draußen bleiben dürfen.

Das Gericht wies damit die Beschwerde einer Landwirtin gegen einen Eilbeschluss des Verwaltungsgerichts Kölns zurück. Nachbarn hatten sich über das „häufige und andauernde“ Gebell der Tiere beschwert. Die Anordnung, die Tiere zwischen 22 Uhr und 6 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 13 Uhr bis 15 Uhr in einem geschlossenen Raum unterzubringen, wurde nun vom OVG bestätigt. Der Beschluss ist unanfechtbar.

Das Gericht begründete, der Herdenschutz genieße auch in einem Wolfsgebiet keinen absoluten Vorrang vor den Interessen der Nachbarn, nicht in unzumutbarer Weise durch Lärm belästigt zu werden. Auch überwiege das betriebliche Interesse der Landwirtin nicht vor den Wünschen der Nachbarn nach ungestörter Bettruhe.

Bleibt abzuwarten, ob sich auch die Wölfe an die Nachtruhe halten.

Bachforellen sollen wieder heimisch werden

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In früheren Zeiten tummelten sich viele Bachforellen in der Tensfelder Au im Kreis Segeberg, einem Zufluss in den Plöner See. Heute sucht man den scheuen und flinken Fisch vergebens in diesem Fließgewässer in der Gemeinde Damsdorf. Das soll sich ändern. Die zu den lachsartigen Salmoniden zählende Bachforelle soll hier wieder heimisch werden.

Dieses Ziel hat sich Betreuer Dirk Henschel aus Stocksee auf seine Fahne geschrieben. Der 65-jährige Naturschützer, gebürtiger Damsdorfer, kann sich noch gut an den Fischreichtum in der Tensfelder Au aus seinen Kindheitstagen erinnern, ebenfalls an die historischen Laichgründe in der Au. Für das Vorhaben „Förderung der Bachforelle“ hat sich Henschel den Gewässerpflegeverband Tensfelder Au-Schmalensee, die Kreiswasserbehörde Segeberg und die Gemeinde Damsdorf sowie den Biologen Martin Purps vom Fischereimanagement des Landes mit ins Boot geholt.

Empfindlich reagiert die Bachforelle auf Verunreinigungen im Gewässer. Nitrateinträge aus der Umwelt sorgen für weniger Sauerstoff, Schlammeinträge sind besonders für die Forelleneier eine große Gefahr. Verschließt der Schlamm Lücken im Kiesbett, sterben die Eier dort ab. Auch das Aufheizen von Flüssen durch den Klimawandel ist ein Problem: Je wärmer das Wasser, desto weniger Sauerstoff befindet sich darin.

Mit aktivem Gewässerschutz wollen die Initiatoren einer Verarmung der biologischen Artenvielfalt im Lebensraum der Tensfelder Au begegnen. In diesem Sinne sind auch Hegemaßnahmen angelaufen. So hat die Firma Draeger aus Kükels mit einem Bagger rund 70 t Kiesel an verschiedenen Stellen der Au eingebracht. „Damit sollen die Laichbeeten von Bachforellen vor allem im Bereich von Gefällstufen mit erhöhter Fließgeschwindigkeit erneuert werden, um die natürliche Reproduktion zu fördern“, erläutert Henschel. Der Kies wurde von den Heidelberger Kieswerken in Damsdorf gespendet, den Transport hat die Firma Ohrtmann gestellt. Fachlich begleitet wurde die Aktion von dem Biologen Martin Purps.

Die Bachforelle suche im Winter vom Plöner See aus die historischen Laichgründe in der Tensfelder Au auf. In den vergangenen Jahren habe er immer wieder mal Laichablagen in der Au beobachten und dokumentieren können. Der erhoffte Erfolg, ausgewachsene Bachforellen zu entdecken, habe sich leider noch nicht eingestellt. Von den neuerlichen Biotopmaßnahmen und der Verbesserung der Umweltbedingungen verspricht sich Henschel mehr Erfolg. „Vielleicht kann ich hier in einigen Jahren wieder Bachforellen beobachten – und später, wenn es der Bestand zulässt, auch mal Petri Heil haben.“

Damsdorfs Bürgermeister Gert Jürgens steht hinter den Hegemaßnahmen. Die Tensfelder Au sei auch für die Landwirte als Anlieger von großer Bedeutung. Der Gewässerpflegeverband sorge dafür, dass die angrenzenden Wiesen nicht zu feucht werden. Derzeit entfernt die Firma Draeger mit einem Mähkorb Krautbewuchs aus der Au, damit sich nicht das Wasser staut und Wiesen überflutet. Ein guter Abfluss des Gewässers sei auch im Sinne der Wasserbewohner, insbesondere der Bachforelle, weiß Henschel. Wichtig sei außerdem die Pflege des Uferbewuchses mit Erlen, die den nötigen kühlen Schatten für das Fließgewässer spenden. 

Wilde Inseln Färöer

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Auch in diesem Jahr veranstaltete der KLFV Nordfriesland in Kooperation mit dem Kulturknotenpunkt Nordwest in der Nordseeakademie Leck für Frauen aus den Ortsvereinen einen Kunsttag. Thema waren die Färöer, eine autonome Inselgruppe im Nordatlantik, die zur dänischen Krone gehört. bestehend aus 18 vulkanischen Felseninseln.

Schwerpunkt des Kunsttages waren die 54.000 Bewohner der Inseln, deren Lebensstil, ihre Lebensgrundlagen – 70.000 Schafe, die in freier Wildbahn leben, der Walfang –, sowie Zivilisation und Infrastruktur im Einklang mit dem ungeschützten Kreislauf der unbarmherzigen Naturgewalten des Golfstroms und der existenziell bedrohenden Stürme.

Die Ölmalerei von Amariel Norðoy zeigt auf abstrakte Art den Hafen von Torshavn.

Passend zu diesen Vorgaben las die Autorin und Journalistin Anja Mazuhn aus ihrem Buch „Meine wilden Inseln“. Eindrucksvoll und mitreißend schildert sie ihr Leben unter den Inselbewohnern, welche die Fremde aus Deutschland, ohne der einheimischen Sprache mächtig, nach einer langen Beobachtungsphase in ihre Herzen geschlossen haben. Die ehemalige Klatschreporterin in High Heels steht jetzt in Gummistiefeln auf einem Archipel und schert Schafe per Hand. Sie spricht von ihrer zweiten Heimat und trifft faszinierende Menschen, die zu neuen Freunden werden, und erlebt färöische Gelassenheit.

Erst im 20. Jahrhundert entwickelte sich die bildende Kunst der Färöer – kunstgeschichtlich vergleichsweise jung, dennoch ist die Qualität bemerkenswert hoch.

Durch die Ausstellung führte Lisbeth Bredholt Christensen.  

Dazu passend bot sich der zweite Teil des Kunsttages im Center for Nordisk Kunst auf dem Mikkelberg in Hattstedt an – früher eine Mühlenruine, die 1967 von Henry und Stine Buhl mit der Vision erworben wurde, eine Einrichtung der dänischen Minderheit und Raum für dänische Kunst zu etablieren. Seit 1970 finden dort regelmäßig entsprechende Ausstellungen statt. Aktuell konnten sich die Teilnehmerinnen von den eindrucksvollen Arbeiten der Färöer Künstler Heinesen, Jakupsson, Patturson, Nordoy, Grube, Olsen, Mortensen und Iversen in der Ausstellung: „Die Färöer – ein nordisches Drama“ überzeugen.

Grundsteinlegung für Politikbeteiligung der Jugend

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Beim Arbeitskreis „Jugend macht Politik“ (AK JumPo) treffen sich Landjugendliche aus ganz Deutschland und arbeiten zu aktuellen jugendpolitischen Themen. Das jüngste Treffen fand Mitte September statt. Aus Schleswig-Holstein waren Svenja Carstensen, Lisa Tödter und Lena Sophie Hagge dabei.

Beim ersten Workshop am Freitag sprachen wir über unsere persönlichen Stärken, Schwächen, Ziele und Anker. Eine Diskussionsrunde zum Thema „das Einbringen Jugendlicher im Allgemeinen“ bildete den Tagesabschluss. Hierbei stießen wir auf viele unterschiedliche Ansichten und Einflüsse, die wir sicherlich noch viele weitere Stunden hätten diskutieren können.

Am Sonnabendmorgen starteten wir mit den am vorigen Abend gesammelten Eindrücken in den Tag, um die bereits besprochenen Themen weiter aufzugreifen und im Brainstorming Ideen zu sammeln, um Jugendliche im politischen Alltag mehr einzubringen.

Danach stiegen wir mit Methoden wie der „Spitze des Eisbergs“ tiefer in das Thema ein und gingen Schwierigkeiten auf den Grund. Aus diesen Ansätzen wurden Visionen und Lösungsstrategien erarbeitet. Aktuelle Themen der Landesverbände sind: Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie Nachwuchs gewinnen, Engagement fördern und den Austausch unter den Verbänden zu stärken.

Eine Umsetzung der Jugendbeteiligung in der Politik erfolgt schon seit vielen Jahren mit starker Unterstützung vom Bund der Deutschen Landjugend (BDL) durch die Erarbeitung von Positionspapieren. An dem Wochenende in Mannheim ging es in das letzte Überarbeiten des Positionspapiers Jugendarmut. Dazu hate der Arbeitskreis im Frühjahr die Grundsteine gelegt, der BDL dann die Ideen und Stichpunkte ausgearbeitet und mit Studien unterlegt. Im letzten Zuge wurden einzelne Sätze und Zusammenhänge kritisch hinterfragt. Dieses Positionspapier wird bald veröffentlicht und schafft allen Landjugendlichen eine Grundlage, in die Jugendbeteiligung an der Politik einzusteigen. Der BDL wird diese Positionierung in der Politik nutzen, um sich für uns und viele Menschen einzusetzen.

Mit stolzem Gefühl, mitgewirkt zu haben und sich beteiligen zu können und somit einen Grundstein für andere gelegt zu haben, reisten wir zurück nach Schleswig-Holstein. 

Bundesrat will ertragreiche Flächen besser schützen

Mehr Schutz für landwirtschaftliche Flächen beim Ausbau der ­Solarenergie fordert der Bundesrat. Seiner Vorstellung nach sollen die Länder landwirtschaftliche Flächen mit besonders hoher Ertragskraft auch künftig von der Errichtung von Photovoltaik (PV)-Freiflächenanlagen ausschließen können.

In seiner Stellungnahme zum Solarpaket der Bundesregierung spricht sich der Bundesrat dafür aus, dass diese Möglichkeit fortgeschrieben wird. Im Sinne der Nachhaltigkeit müsse der PV-Ausbau mit den Belangen der Landwirtschaft und der Erzeugung von Lebensmitteln in Einklang gebracht werden, betont die Länderkammer in ihrem Beschluss von Ende September. Der vorgelegte Gesetzentwurf mit Regelungen zur Steigerung des Ausbaus photovoltaischer Erzeugung ermächtigt die Länder bereits, Flächen in Landschaftsschutzgebieten oder Naturparks von Geboten auszuschließen. Dem Bundesrat zufolge sollten jedoch die Belange der Landwirtschaft und die Erzeugung von Lebensmitteln mindestens den gleichen Rang haben wie der Landschaftsschutz.

Keine Zustimmung fand die Ausschussempfehlung, eine höhere Entschädigung der Grundeigentümer bei der Verlegung von Leitungen für den Anschluss an das Stromnetz zu erreichen. Der Agrarausschuss der Länderkammer hält die vorgesehene einmalige Entschädigung in Höhe von 5 % des Verkehrswertes der in Anspruch genommenen Schutzstreifenfläche für unangemessen. Diese Entschädigung spiegele keineswegs den Wertverlust der Landwirte aufgrund dieser grundbuchähnlichen Belastung wider. Dem Ausschuss zufolge sollte der Bundesrat die Regierung auffordern, im Benehmen mit den Akteuren „einen neuen und akzeptablen Wert“ festzulegen. Keinen Niederschlag fand auch die grundsätzliche Kritik, die in den Reihen der Landwirtschaft an den geplanten Duldungspflichten für Grundeigentümer und Bewirtschafter bei der Verlegung von Stromleitungen im Zusammenhang mit PV-Anlagen auf ihren Grundstücken laut geworden ist.

Deutlich erhöht werden sollten dem Bundesrat zufolge die Höchstwerte bei Ausschreibungen zur Errichtung von Biogasanlagen. Die bislang im EEG geplante Anhebung in den Jahren 2024 und 2025 um 0,5 ct/kWh für Biomasseanlagen sei zu niedrig, meint die Länderkammer und plädiert für eine Anhebung auf 2,0 ct/kWh. Nur so könne erreicht werden, dass das Ausschreibungsvolumen auch ausgeschöpft werde. Gefordert hat der Bundesrat außerdem, Vorschriften, die für Biogasanlagen in der TA Luft bestehen, in die im Rahmen des Solarpakets geplante Novelle des EEG aufzunehmen. Dies könne dazu beitragen, dass nach dem Auslaufen der 20-jährigen EEG-Förderung für zahlreiche Biogasanlagen ein wirtschaftlicher Weiterbetrieb mit zehnjähriger Anschlussförderung als Bestandsanlagen im EEG ohne zusätzliche Investitionen möglich sei, heißt es zur Begründung.

Konkret bezieht sich die Regelung in der TA Luft auf mehrstufige Biogasanlagen, die Substratmischungen aus Gülle und weiteren Substraten, zum Beispiel Nachwachsenden Rohstoffen, einsetzen. Die durchschnittliche hydraulische Verweilzeit im technisch dichten System muss demnach insgesamt mindestens 50 Tage betragen. Hinzu kommen jeweils zwei Tage pro Masseprozentpunkt der weiteren Rohstoffe am Substrateinsatz, bis zur maximalen Verweildauer von 150 Tagen. Die Aufnahme von biogasspezifischen Regelungen in die TA Luft sei dem Bundesrat zufolge „ein wichtiger und richtiger Schritt hin zu mehr Klarheit bei den genehmigungsrechtlichen Anforderungen von Biogasanlagen“.