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Vom Opfer zum Problemlöser

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Bauern-Bashing hängt den Bauern zum Halse heraus. Sie fühlen sich in der Öffentlichkeit vielfach unverstanden und als Sündenböcke für echte oder vermeintliche Missstände in der Gesellschaft angeprangert. Doch wie kann eine Veränderung bewirkt werden? Hier soll das Konzept „ZukunftsBauer“ eingreifen, das der DBV initiiert hat. Im folgenden Beitrag wird das Konzept dargestellt.

Wie alles begann: Der Deutsche Bauernverband (DBV) hat das Institut Rheingold Salon mit einer Studie zu Analyse und Gestaltung des öffentlichen Vertrauens in die Landwirtschaft beauftragt. In diesem Zuge wurden 275 Landwirte und 1.033 nichtlandwirtschaftliche Verbraucher befragt und die Ergebnisse ausgewertet. Als wegweisend hat sich im Zuge der Studie das Konzept „ZukunftsBauer“ herausgeschält, das der DBV nun verfolgt. Der Begriff wurde nicht als „ZukunftsBäuerin“ gegendert, weil dadurch der Doppelsinn verloren ginge: der Bauer, der zugleich die Zukunft „baut“. Selbstverständlich sind die Bäuerinnen einbezogen.

Jens Lönneker, Hauptautor der Rheingold-Studie, im Detlef-Struve-Haus in Rendsburg.   Foto: rq

Positives Selbstbild

Das Konzept soll ein positives, zukunftsweisendes Bild der Landwirtschaft in die Gesellschaft ausstrahlen. Zugleich soll es nach innen in den Berufsstand wirken und ihn nach vorn blicken lassen. Landwirte sollen in ihrem Selbstverständnis gestärkt werden und sich nicht als Opfer einer missgünstigen Gesellschaft und Politik verstehen, sondern als Protagonisten, die dazu beitragen, Zukunftsprobleme zu lösen, die daran arbeiten, Diskrepanzen zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu überwinden, und als Brückenbauer zur Gesellschaft wirken, anstatt in Verteidigungshaltung, Rechtfertigung und Schuldverschiebung zu verharren.

Das Konzept ZukunftsBauer ruht auf drei Säulen: Selbstverständnis, Rollenverständnis und Kommunikation. Wie sehe ich mich selbst? Wie sieht mich die Gesellschaft? Wie kommuniziere ich nach außen, was ich vermitteln will? Das gilt es, sich bewusst zu machen und gegebenenfalls daran zu arbeiten.

Schlüsselbegriff Narrativ

Der Begriff „Narrativ“ ist ein Schlüsselbegriff der Studie und findet sich auf fast allen Seiten, oft mehrfach. Er kommt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich „Erzählung“. Gemeint sind damit „Kurzgeschichten“ über Angelegenheiten in der realen Welt, die sich weit verbreiten und die Öffentlichkeit stark prägen. Sie reduzieren die Wirklichkeit auf einfache Beschreibungen und stellen sie eingängig und verständlich, manchmal auch zugespitzt, aber möglicherweise einseitig oder verbogen dar.

Der Vorteil von Narrativen: Sie machen die Welt begreifbar. Der Nachteil: Sie können in Vorurteile, Verallgemeinerungen oder Falschdarstellungen münden. Narrative können sowohl positive wie negative Botschaften beinhalten. Ein negatives Beispiel wäre: „Konventionelle Landwirte ruinieren die Natur“, ein positiv formuliertes: „Wir machen euch satt“.

Bei aller kritischen Betrachtung: Wir kommen als Menschen nicht ohne Narrative aus. Außerdem sind sie notwendig, wenn man die Öffentlichkeit für eine gewünschte Zukunft begeistern und sie dabei mitnehmen will.

Ernährerrolle in der Kritik

Als nicht hilfreich stellte die Studie fest, wenn vonseiten der Landwirte ihre Rolle als Ernährer und Versorger der Bevölkerung betont wird. Dies stoße zwar bei Berufskollegen auf Beifall, aber nicht so sehr bei Verbrauchern. Viele andere Berufe, allen voran im Gesundheitswesen, würden schließlich in der Bevölkerung auch als wichtig empfunden, sodass sie den Bauern keine Sonderrolle zubilligt.

Angesichts der Globalisierung werde die Versorgung durch heimische Bauern auch als weniger elementar eingeschätzt. Was die Verbraucher mehr interessiere, sei weniger der Umstand, dass die deutsche Landwirtschaft sie versorgt, als vielmehr, wie sie sie versorgt – und hier kommt wieder die Zukunftsperspektive ins Spiel.

Bei den jüngsten Großdemonstrationen mit Treckerkonvois gegen die geplanten Sparmaßnahmen der Bundesregierung griff diese Sichtweise eher nicht. Zahlreich waren Schilder mit der Botschaft zu sehen „Ohne Bauern kein Essen“. Es wird sich die Frage stellen, wie künftig die Anliegen der Landwirtschaft wirkungsvoll kommuniziert werden können. „Letztendlich wird unsere Rolle immer auch der Ernährer bleiben, aber unsere Rollen erweitern sich“, sagt ZukunftsBauer Jörg Struve im Interview. Die Landwirtin und Agrar-Podcasterin Maja Mokwitz drückt es schärfer aus: „Von der Parole ,Wir machen euch satt‘ sollten wir wegkommen. Das wirkt von oben herab und bietet keine Diskussionsgrundlage.“ https://www.bauernblatt.com/raus-aus-der-blase/

Für Tierwohl und Natur

Als wichtigste Themenfelder für die Selbstdarstellung des ZukunftsBauers stellten sich in der Befragung der Studie Tierwohl und Schutz der Artenvielfalt heraus. Hier könnten Verbesserungen und Innovationen in der Landwirtschaft, die zum Teil wenig bekannt sind, mehr herausgestellt werden. Bei technischen Neuerungen erwartet die Öffentlichkeit allerdings, dass diese im Sinne der Natur erfolgen und diese nicht schädigen. Rein ökonomische Zweckdienlichkeit wird in der Öffentlichkeit kritisch hinterfragt.

Es geht also vor allem darum, den nachhaltigen Wert neuer Technik zu betonen. Insofern sie Arbeit einspart, setzt sie Zeit frei – zum Beispiel für mehr Fürsorge für die Nutztiere. Drohnen helfen beim Schutz von Rehkitzen bei der Ernte. Precision-Farming macht den Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln effektiver und verringert ihn aufs Notwendige. Außerdem wäre die Einsicht zu vermitteln, dass auch natürliche Prozesse zerstörerisch wirken können, etwa durch Schädlinge wie Pilze oder Käfer oder durch natürliche Gifte in Lebensmitteln.

Besonders im Bereich der Züchtung verfügen Verbraucher über wenige Kenntnisse. Vor allem Gentechnik ersticke jede Diskussion im Keim, wurde festgestellt. Wenig bekannt sei, dass zum Beispiel Resistenzzüchtung dabei hilft, Pflanzenschutz zu reduzieren.

Ein großes Problem bleibt die ökonomische Seite von wünschenswerten Entwicklungen. Der Preis auf dem Markt ist immer der letztgültige Realitätscheck für eine gewünschte Entwicklung. In der Öffentlichkeit herrscht die Ansicht vor, dass vor allem Lebensmittel für alle Menschen erschwinglich sein müssen. Zugleich werden an die Landwirte Forderungen gestellt, die deren Kosten erhöhen. Die Studie hat festgestellt, dass 51 % der Personen, die günstig einkaufen, die sogenannte Massentierhaltung ablehnen. Hier wie anderswo sei eine Spaltung im Denken zu beobachten: Man nimmt eine bestimmte Haltung ein, deren Konsequenzen man ausblendet.

Handel ins Boot holen

Der Markt reagiert darauf, indem er sich bemüht, konventionelle Produkte nachhaltiger und ökologische Produkte preiswerter zu machen (oder sich den Anschein dessen zu geben). Da der Handel eine mächtige Rolle in der Wertschöpfungskette innehat, sei auch dieser – neben Landwirten und Verbrauchern – in den Prozess ZukunftsBauer einzubeziehen.

Direktvermarktung wie etwa in Form von Hofläden wird von der Studie als gute, aber insgesamt nicht ausreichende Möglichkeit gesehen. Sie schafft wertvolle direkte Beziehungen zwischen Bauern und Kunden und stellt im Sinne regionalen Handels einen wichtigen Baustein im Konzept ZukunftsBauer dar. Doch Direktvermarktung wäre allein mit der Versorgung der Bevölkerung überfordert, schon wegen der Logistik und der Auswahl der Produktpalette (https://www.bauernblatt.com/regionalitaet-braucht-gute-logistik/). Außerdem ist die zusätzliche Arbeitsbelastung durch einen Hofladen für viele Betriebe nicht tragbar.

Der Schwarze Peter

Um ins Handeln zu kommen, lautet eine der wichtigsten Empfehlungen der Studie, aus dem „Schwarzer-Peter-Spiel“ auszusteigen, bei dem Landwirte und Verbraucher sich gegenseitig die Schuld an Missständen zuschieben. Vereinfacht gesagt: Die Bevölkerung wirft der Landwirtschaft Ausbeutung und Zerstörung der Natur vor, die Landwirte der Bevölkerung Naivität und ein „Bullerbü-Ideal“. Eigenes Fehlverhalten wird von beiden Seiten nur selten eingestanden. Auch hieran gelte es ehrlich zu arbeiten. 

„Gutes von Edeka“ im Bereich Tierwohl

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Strohschweine sind der Schwerpunkt von ZukunftsBauer Jörg Struve. Als „Strohschwein“ bewirbt Edeka Nord ein Produkt, das für Tierwohl, nachhaltige Fütterung und bessere Bezahlung der Landwirte steht. „Gutes von Edeka“ könnte man in Anlehnung an den früheren Werbespruch sagen. Das Bauernblatt hat Hendrik Hoof befragt, Inhaber von Edeka Hoof in Osterrönfeld und Schacht-Audorf bei Rendsburg, sowie die Pressestelle von Edeka Nord.

Das Projekt Strohschwein gibt es seit etwa zwei Jahren. ZukunftsBauer Jörg Struve aus Nübel bei Schleswig gehört von Anfang an zu den Liefereranten von Edeka Nord. Strohschweine laufen, wie der Name sagt, auf Strohschütte, haben reichlich Platz, einen Stall mit Außenklimareiz, organische Beschäftigungsmöglichkeiten und genießen „Strohbäder“. Sie bekommen regionales, GVO-freies Futter. Strohschwein-Produkte haben die Haltungsform 3. Die Landwirte erhalten für den Mehraufwand zusätzlich zum Marktpreis eine Bonuszahlung. (bauernblatt.com/wir-lieben-das-schwein/)

Hendrik Hoof ist seit Beginn beim Strohschwein-Projekt dabei. Er findet es toll, wenn auf diese Weise etwas für besseres Tierwohl getan wird. Seit 1998 züchtet er selbst im Kiebitzmoor bei Sehestedt Schottische Hochlandrinder in extensiver, ganzjähriger Weidehaltung, und natürlich verkauft er auch deren Fleisch in seinen beiden Märkten. Außerdem vertreibt er Strohrind-Produkte, die es ebenfalls bei Edeka gibt.

Strohschwein- und Strohrind-Produkte werden bei Hoof nicht an der Fleischtheke, sondern verpackt in der SB-Kühltruhe angeboten. Als Werbemittel dafür nutzt er die Handzettel, die Edeka herausgibt. Im Preis folgt er der unverbindlichen Preisempfehlung von Edeka.

Strohschweine werden nach Angabe von Edeka Nord im Schlachthof in Kellinghusen geschlachtet. Die Schweinehälften werden mit individuellen Schlachtnummern und Schlagstempeln von den Ställen der Landwirte in das Fleischwerk der Edeka Nord geliefert und dort verarbeitet. „Durch die Verknüpfung dieser Daten können wir das Produkt bis zum Landwirt zurückverfolgen und so die Transparenz gewährleisten“, erklärt Edeka-Nord-Sprecherin Helene Dahlke. „Das ist nur möglich, weil wir Vereinbarungen mit den Landwirten haben und wir selbst die Schweinehälften zerlegen und zu Fleisch- und Wurstwaren verarbeiten.“

Edeka Nord verarbeitet nach Angabe von Helene Dahlke regionale Markenfleischprodukte im Bereich Gutfleisch ausschließlich ab Haltungsform 2 (Initiative Tierwohl), diese machen 86 % aus. 8 % entfallen auf Haltungsform 3 (Strohschwein) und 6 % auf Haltungsform 4 („Natur pur“). Seit Einführung habe der Absatz von Strohschwein-Produkten stetig erweitert werden können, jedoch sei die Inflation eine starke Herausforderung. Die Landwirte hätten aber in jeder Phase eine 100%ige Abnahmegarantie und die vereinbarten Bonuszahlungen erhalten. „Dadurch haben die Landwirte eine gesicherte Perspektive“, so Dahlke.

„Ich würde mir wünschen, dass die Leute noch mehr nach solchen Produkten greifen“, sagt Hendrik Hoof. Auf jeden Fall werde er das Projekt Strohschwein weiterbetreiben – für mehr Tierwohl. Wie bei seinen eigenen Rindern.

Sehr überzeugende Siegerhengste

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Bei der Körung des Pferdestammbuchs in Neumünster wurden von den 81 vorgestellten Hengsten 50 gekört. Auch der Schaunachmittag war gut besucht und die Zuschauer zeigten sich beeindruckt von den Bildern.

„In diesem Jahr waren wirklich alle Hengste, die vorn standen, sehr überzeugend. Da waren keine Kompromisse dabei“, resümierte Dr. Elisabeth Jensen, Geschäftsführerin und Zuchtleiterin des Pferdestammbuchs Schleswig-Holstein/Hamburg. Sie und die übrigen Mitglieder der Körkommission hatten an den zwei Tagen der Körung viel zu tun. Insgesamt wurden 81 Hengste aus 16 Rassen präsentiert. Bei jedem musste entschieden werden, ob er seine Rasse optimal repräsentierte oder eben nicht.

Anne Tiedtke und Claudia Stroth hatten das Schaubild „Manege frei“ organisiert. Mitgebracht hatten sie 20 Ponys und Pferde sowie deren Reiter.

Fotos (3): Sandra Heinitz

Traditionell stellen die Deutschen Reitponys die größte Gruppe. Hier lagen die drei besten Hengste sehr dicht beieinander. „Sie unterscheiden sich in Nuancen“, erklärte Jensen und fügte hinzu: „Insgesamt sind alle drei ganz tolle Hengste.“ Letztlich wurde Grenzhoehes Negretto zweiter Reservesieger. „Er hat sich mit sehr viel Ponytyp präsentiert und sich ganz besonders mit seiner elastischen Arbeit im Trab gleichmäßig gezeigt“, sagte Jensen über den Dunkelbraunen aus der Zucht von Sabine Reimers-Mortensen aus Lutzhorn, Kreis Pinneberg.

Kristin Rosenbaum aus Malente, Kreis Ostholstein, ist Züchterin und Ausstellerin von Schierensees Deichkind, dem ersten Reservesieger bei den Deutschen Reitponys.
Die Züchtergemeinschaft Lafrenz aus Groß Kummerfeld, Kreis Segeberg, stellte Paul vom Störbruch vor. Den Schleswiger Kaltbluthengst durften sie als Sieger wieder mit nach Hause nehmen.

Erster Reservesieger wurde der von Kristin Rosenbaum aus Malente, Kreis Ostholstein, gezogene und ausgestellte Schierensees Deichkind. „Sicher das Bewegungspony des heutigen Tages“, befand Jensen. Nur „knapp davor“ rangierte der Sieger: Steendieks Connery aus der Zucht von Peter Böge aus Schönhorst, Kreis Rendsburg-Eckernförde. Über den Braunfalben sagte Jensen: „Ein bedeutender Hengst, energisch trabend und ganz harmonisch.“ Böge ist Inhaber des Gestüts Steendiek und stellte schon oft den Siegerhengst.

Beatrice Baumann war mit acht Pferden, einem Hund und 27 Personen für das Schaubild „Zeitreise“ dabei.

Erfolg hatte in diesem Jahr auch Norbert Büscherhoff aus Seeth-Ekholt, Kreis Pinneberg. Er stellte zwei Siegerhengste: Koekoekshof Daniel bei den Welsh Ponys Sektion B und Llanarth Harry Potter bei den Welsh Ponys Sektion A. „Die sind zwar beide zugekauft, aber es sind sehr gute Hengste, die er da ausgesucht hat“, befand Jensen.

Die Zuchtleiterin freute sich auch über zwei besonders gute Schleswiger Kaltblüter. „Diese Rasse ist ja immer etwas Besonderes“, sagte sie. Am besten gefiel der Kommission Paul vom Störbruch. Der Hengst gehört der Züchtergemeinschaft Lafrenz aus Groß Kummerfeld, Kreis Segeberg.

Auch die Islandpferde seien in diesem Jahr sehr überzeugend gewesen. „Wir haben alle zwölf angetretenen Hengste auch gekört“, berichtete Jensen und fügte hinzu: „Es waren alles sehr schöne, gangstarke Pferde.“ Siegerhengst wurde Móses von Marxen. Der Braune aus Niedersachsen wurde von Marion Bockler vorgestellt. Reservesieger wurde Hjalti vom Kranichtal. Der Fuchsschecke stammt aus der Zucht und dem Besitz von Sarah Kuhls aus Hornbek, Kreis Herzogtum Lauenburg.

Steendieks Connery aus der Zucht von Peter Böge aus Schönhorst, Kreis Rendsburg-Eckernförde, wurde Rassesieger bei den Deutschen Reitponys. Fotos (7): Volker Hagemeister

„Eine richtig schöne, große Veranstaltung“, freute sich Raimon ­Joesten, erster Vorsitzender des Pferdestammbuchs. „Es ist die größte und schönste Ponykörung im Land und das soll auch so bleiben. Am Konzept werden wir nichts ändern“, machte er klar. Vor allem der Schaunachmittag sei ein tolles Aushängeschild für die Rassevielfalt.

Der Fuchsisabelle Koekoekshof Daniel ist ein Welsh Pony der Sektion B und wurde in den Niederlanden gezogen. Vorgestellt wurde der Sieger von Norbert Büscherhoff aus Seeth-Ekholt, Kreis Pinneberg.
Bei den New Forest Ponys gewann Oak Forest Vivaldi. Der Schwarzbraune wurde in den Niederlanden gezogen und von der Züchtergemeinschaft Manuela und Jillian Wiethüchter aus Reinsbek, Kreis Segeberg, vorgestellt.
Potti‘s John Deer wurde Siegerhengst bei den Deutschen Partbred Shetlandponys. Er wurde von Rebecca Otto aus Timmdorf, Kreis Ostholstein, gezüchtet und ausgestellt.
Der Haflinger Wenturo wurde in Österreich gezüchtet und nun von der Zuchtgemeinschaft Canned-Moor-Ranch in Bordesholm, Kreis Rendsburg-Eckernförde, mit Erfolg ausgestellt.

Torffreie Erden erfordern andere Handhabung

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Handelsübliche Blumenerde besteht bis zu 90 % aus Torf. Wer Umwelt und Klima etwas Gutes tun möchte, steigt auf torffreie Substrate um. Doch guter Torf-Ersatz ist nicht einfach herzustellen und die Verwendung alternativer Erden erfordert einen höheren Aufwand fürs Gießen und Düngen.

Im Herbst gepflanzte Zwiebelblumen und Helleborus fühlen sich auch in torffreier Erde wohl.

Torf bildet sich durch die teils jahrtausendelange Ablagerung von Pflanzenresten unter sauerstoffarmen Bedingungen. Das Material bietet die perfekte Struktur für die Nutzung als Blumenerde und speichert sehr gut Wasser. Mit Sand, Kalk, Ton, Dünger und anderen Stoffen vermischt, entstehen handelsübliche Substrate. Nachhaltig ist torfhaltige Blumenerde jedoch nicht, denn Torf wird über den Abbau trockengelegter Moore gewonnen. Dies geht nicht nur mit dem Verlust von Feuchtgebieten und ihrer Artenvielfalt einher, sondern wirkt sich auch aufs Klima aus. Global gesehen sind derzeit zirka 10 % der Moore entwässert und zweckentfremdet bewirtschaftet. Das aus allen trockengelegten Mooren weltweit entweichende Kohlendioxid, Methan und Lachgas entspricht geschätzt etwa 5 % der globalen Treibhausgasemissionen. Zwar geht nur ein sehr kleiner Teil dieser Emissionen auf den Torfabbau zurück, dennoch entweichen die Klimagase durch den Abbau schneller als in einem entwässerten Moor, das ruht. Grund genug, auf Alternativen umzusteigen. Doch man sollte auch wissen, worauf man sich einlässt.

Torffreie Erden nehmen beim Gießen das Wasser nicht so gut auf.

Torf speichert hervorragend Wasser, ist nährstoffarm und weist einen niedrigen pH-Wert auf. Torffreie Erden enthalten als Ersatzstoffe meist ein Gemisch verschiedener organischer Stoffe wie Kompost, Rindenhumus, Holz- oder Kokosfasern sowie Ton, Bims- und Quarzsand. Doch die Ersatzstoffe weisen leichte Schwächen auf, die durch entsprechendes Zutun auszugleichen sind. Das lässt sich am Beispiel von Holz- und Kokosfasern gut veranschaulichen. Beide Materialien lockern die Erde auf. Kokosfasern haben jedoch weite Transportwege hinter sich und trocknen die Bodenoberfläche schnell aus. Holzfasern durchlüften zwar den Boden, speichern Wasser jedoch nicht so gut wie Torf. Hinzu kommt, dass Holz- und Kokosfasern bei ihrer Zersetzung Stickstoff binden. Daher ist häufigeres Düngen erforderlich.

Torf als Grundlage für Blumenerde bietet viele Vorteile. Torffreie Produkte erfordern eine andere Handhabung.
Für den Einstieg ins torffreie Gärtnern kann man zunächst mit einigen Töpfen experimentieren.

Insgesamt ist somit bei torffreien Erden mehr Aufmerksamkeit fürs Gießen und Düngen notwendig. Auch wenn die Oberfläche des Substrates trocken ist, kann es darunter noch feucht genug sein. Da hilft nur die Fingerprobe oder die Verwendung von Kübeln und Balkonkästen mit Wasserspeichern und Wasserstandsanzeigen. Bei Zimmer- und Kübelpflanzen kann man Tongranulat zur Verbesserung der Durchlüftung und Wasserhaltefähigkeit untermischen. Wichtig zu wissen ist, dass der pH-Wert der Torfersatzstoffe im basischen Bereich liegt. Kalkreiches Gießwasser verstärkt diesen Effekt, sodass Nährstoffe für Pflanzen teils nicht mehr verfügbar sind. In der Folge können die Blätter aufhellen oder eine Gelbfärbung annehmen, was einen Mangel an Mineralstoffen wie zum Beispiel Bor, Eisen oder Magnesium anzeigt. Dadurch kommt es zu einem Chlorophyllmangel. Diese Krankheit wird als Chlorose bezeichnet und muss über Spezialdünger ausgeglichen werden. Anders als bei torfhaltiger, vorgedüngter Blumenerde sollte in torffreie Erde schon gleich beim Eintopfen ein Langzeitdünger eingearbeitet werden und nicht erst nach der üblichen Wartezeit von sechs Wochen. Die im Substrat enthaltenen Mikroorganismen zersetzen nämlich die Torfersatzstoffe und verbrauchen dabei Stickstoff. Bei Torf als „Vorstufe“ von Kohle ist dieser Prozess bereits abgeschlossen. Flüssigdünger bringt man ein- bis zweimal pro Woche mit dem Gießwasser aus. Vorteil: Flüssigdünger steht den Pflanzen sofort zur Verfügung. Die Anpassung der Pflege bedeutet neben dem generell höheren Aufwand für Gießen und Düngen auch anfangs mehr Zeit für die Beobachtung der Zöglinge, um ein Gespür für Wasser- und Düngerbedarf zu gewinnen.

Balkon- und Kübelpflanzen blühen bei angepasster Pflege in torffreier Erde genauso üppig wie in herkömmlichen Substraten. Das gelingt durch höheren Aufwand beim Gießen und Düngen.
Zur besseren Durchlüftung kann man torffreien Substraten Tongranulat zugeben. Dies empfiehlt sich besonders bei Pflanzen, die dauerhaft im Kübel gezogen werden.

Seit mehr als 20 Jahren wird daran gearbeitet, torffreie Erden zu entwickeln. Bioerde ist nicht automatisch torffrei. Die Rückseite des Substratsacks gibt Auskunft über die Inhaltsstoffe. Dies gilt auch für torfreduzierte Erden, die teils immerhin noch 80 % Torf enthalten. Beachten sollte man auch, dass sich torffreie Erden schlechter lagern lassen, weil sie mikrobiell aktiv sind. Tipp: Kühl und trocken lagern, geöffnete Säcke gut verschließen. Am besten kauft man den Sack frisch ein und verwendet ihn sofort. Doch auch dies ist keine Garantie für Qualität: Die Verfasserin hat einmal beim Aufschneiden eines Sacks torffreier Aussaaterde in einer Schimmelwolke gestanden. Damit die Umstellung auf torffreies Substrat klappt, vermeidet man besser Billigangebote und greift zu Spezialerden von Markenherstellern. Sie sind in ihrer Zusammensetzung auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Pflanzenarten abgestimmt. Die Auswahl umfasst neben Aussaaterde Sub­strate für Orchideen, Zimmer-, Kübel- und Balkonpflanzen, Rosen, Palmen, mediterrane Pflanzen, Gehölze, Sträucher, Stauden, Kräuter, Tomaten und Gemüse. Mittlerweile gibt es sogar torffreie Pflanzerde mit saurem pH-Wert für Rhododendren und Hortensien. Sie eignet sich auch für Heidelbeeren und Moorbeetpflanzen.

Weitere Infos vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft unter www.torffrei.info

Pflanzen in torffreien Erden müssen mit zusätzlichem Stickstoff versorgt werden, da die Zersetzung der Ersatzstoffe Stickstoff bindet.
Der Kompost-Anteil erhöht den pH-Wert mancher Erden. Das Gießen mit kalkhaltigem Leitungswasser kann den Effekt verstärken, weiches Regenwasser hingegen abmildern. 

Frühjahrsdüngung im Winterraps

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Die aktuelle Situation der Böden und Bestände stellt komplexe Ansprüche an die Frühjahrsdüngung. Es ist abzusehen, dass zum Ende der Sperrfrist die Böden noch nicht ausreichend tragfähig sind, um Mineral- und insbesondere Wirtschaftsdünger auszubringen. Wie der Düngebedarf korrekt zu ermitteln ist und wie mit einer späten Düngegabe umgegangen werden muss, darüber gibt der folgende Artikel Aufschluss.

Am gesetzlichen Rahmen zur Bestimmung des Düngebedarfs im Raps hat sich nichts geändert. Die Düngebedarfsermittlung (DBE) wird ausführlich in der Broschüre „Richtwerte für die Düngung 2022“ der Landwirtschaftskammer im Kapitel 6 ab Seite 104 erläutert. Die „Richtwerte für die Düngung 2023“ werden erst nach Redaktionsschluss dieses Artikels als Ausgabe für 2024 erscheinen.

Zur betriebsindividuell angepassten Stickstoffversorgung von Raps kann zudem die Frischmassemethode zum Vegetationsende herangezogen werden. Mit dieser Methodik werden anhand des Aufwuchses mögliche Zu- und Abschläge zum Düngebedarf ermittelt. In sehr gut entwickelten Beständen kann die Frischmassemethode auch aufzeigen, dass das N-Optimum unterhalb des Düngebedarfes nach der DBE liegt. Dazu werden zwei Beispiele in Tabelle 1 gegeben. Ein Excel-Tool zur Ermittlung der Zu- und Abschläge nach Frischmasse ist auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer unter https://t1p.de/0ekfw bereitgestellt.

Bei der Ausbringung von N-Dünger ist zu beachten, dass Düngemittel mit einem wesentlichen Gehalt an Stickstoff einer Sperrfrist unterliegen. Diese endet im Regelfall am 31. Januar.

Ermittlung der Düngemenge

Oftmals besteht Unsicherheit darüber, wie der Durchschnittsertrag zur Berechnung der Düngemenge zu ermitteln ist und wie Missernten dabei zu beachten sind.

Grundsätzlich kann im Betrieb der Ertrag schlagspezifisch oder kulturspezifisch ermittelt werden. Eine Gruppenbildung der Schläge nach zum Beispiel leichten und schweren Standorten oder wenn der Betrieb sich auf zwei Naturräume aufteilt, ist möglich. Sie muss aber schlüssig sein und gut dokumentiert werden. Sollte eine Kultur das erste Mal angebaut werden, sind regionale Ergebnisse, zum Beispiel aus den Landessortenversuchen oder der Ernteerhebung, heranzuziehen. Die Ertragsermittlung muss nachvollziehbar und schlüssig sein.

Für die Ermittlung der Düngemenge ist laut Düngeverordnung (DÜV) der Durchschnittsertrag der vergangenen fünf Jahre zugrunde zu legen. Weicht der tatsächliche Ertrag in einem der fünf Jahre um mehr als 20 % vom Vorjahreswert nach unten ab, kann statt des abweichenden Ertrags der Vorjahreswert des Fünfjahreszeitraums verwendet werden. Dies ist aber nur einmal im Fünfjahreszeitraum zulässig. Hierzu gibt es drei Beispiele in Tabelle 2.

Beispiel 1 zeigt die echten Durchschnittswerte der Ernteerhebung 2018 bis 2023. Für die Frühjahrsdüngung 2024 wird also der Mittelwert aus den Jahren 2019 bis 2023 (hellgrün hinterlegt) gebildet. Weicht jetzt ein Jahr – wie im Beispiel 2 – 2023 um mehr als 20 % nach unten vom Vorjahr ab, kann dieser Wert – wie im Beispiel 3 – ersetzt werden. Für die DBE 2024 ist das der Wert von 2018. Das ist jedoch nicht von Vorteil und auch kein Muss. Andersherum darf für die DBE 2028 ein Wert im Betrachtungszeitraum von 2023 bis 2027 mit dem Wert von 2022 ersetzt werden, falls in den kommenden Jahren eine unterdurchschnittliche Ernte eingefahren wird.

Schwefelversorgung ist wichtig

Das Rapskorn enthält außer zirka 43 % Öl rund 17 % Eiweiß, welches einen hohen Anteil der essenziellen schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystein enthält. Daher ist für die Umsetzung von Stickstoff in diese Eiweißverbindungen eine adäquate Schwefelmenge in der Düngung notwendig. Raps benötigt jeweils 1 kg Schwefel, um 5 kg Stickstoff umzusetzen. Der Schwefelbedarf liegt bei einem Ertrag von 40 dt/ ha bei 40 kg S, wobei der im Boden mineralisierte Schwefel in der Frühjahrsdüngung berücksichtigt wird. Für die Frühjahrsdüngung im Raps stehen seitens des Handels schwefelhaltige N-Dünger wie Sulfan, ASS oder SSA zur Verfügung. Die versauernde Wirkung der Schwefeldünger muss bei der Kalkung, die in der Fruchtfolge am besten zu Raps erfolgt, berücksichtigt werden.

Organische Düngung im Raps: Die Nährstoffe sind bei später Befahrbarkeit nicht rechtzeitig verfügbar. Organische Düngung sollte in dem Fall reduziert und mineralisch ergänzt werden. Foto: Dr. Lars Biernat

Die mineralischen Grundnährstoffe

Zumeist wird ein Teil der Kaliumgabe ins Frühjahr verschoben. Der Kaliumentzug bei einem Ertrag von 40 dt/ha beträgt 251 kg K2O/ha. Die Höhe der Düngegabe richtet sich nach der Gehaltsklasse im Boden und ist in der Übersicht 25 der „Richtwerte für die Düngung“ aufgeführt. Ebenso ist es in der Praxis üblich, die Magnesiumdüngung für die Fruchtfolge zusammen mit kohlensaurem Kalk und Mg zu bringen. Außerdem sind kombinierte K2O/MgO-Dünger erhältlich. Alle notwendigen Werte für die Höhe der Grunddüngung können den Tabellen im Kapitel 5 der „Richtwerte für die Düngung“ entnommen werden.

Verteilung Stickstoff- und Schwefeldüngung

Mit dem Vegetationsbeginn steigt der N-Bedarf des Rapses schlagartig. Die Aufnahme ist mit dem Blühbeginn ab Mitte April bereits zu mehr als 90 % vorüber. So nimmt der Raps zwischen Mitte März und Ende April täglich 6 kg/ha Stickstoff auf. Dementsprechend sollte die Düngung bis zum Schossbeginn Anfang April abgeschlossen sein, um von den Rapspflanzen bedarfsgerecht aufgenommen zu werden. Raps nimmt insgesamt bis zum Blühende 250 bis 280 kg Stickstoff auf.

Die frühe erste Düngergabe

Die erste Gabe sollte daher schnellstmöglich nach dem Ende der Sperrfrist erfolgen, der Zeitpunkt richtet sich jedoch immer nach der Befahrbarkeit des Bodens. Waren Januar und Februar warm und sind die Bestände kräftig entwickelt, sollten bereits 60 bis 70 % der Gesamtmenge in der ersten Gabe appliziert werden. Hier sollte auch die Schwefelgabe erfolgen. Praxisüblich sind bis zu 2 dt/ha SSA, womit bereits 48 kg S und 42 kg N gefallen sind. Die zweite Hälfte der N1 kann dann bedarfsgerecht mit 1 bis 2 dt/ha stabilisiertem Harnstoff erfolgen.

Alternativ können 40 kg S in Form von 3 dt/ha ASS gegeben werden. Somit braucht die erste Gabe nicht geteilt zu werden, und in der N1 fallen etwa 80 kg Stickstoff an. Diese Maßnahme wird für normal entwickelte Bestände empfohlen. Weitere Alternativen und Empfehlungen, wie die Gaben je nach Bestandesentwicklung und Vegetationsbeginn verteilt werden, können Tabelle 3 entnommen werden.

Die zweite Düngergabe vor Schossbeginn

Die zweite Düngegabe „macht den Deckel zu“, und ihre Höhe wird am verbleibenden Düngebedarf ausgerichtet. Die Wahl des Düngers richtet sich auch bei der zweiten Gabe nach dem Wetter und sollte zirka eine Woche vor Schossbeginn erfolgen. Gut erkennbar ist dieser Zeitpunkt am in der Regel einige Tage zeitigeren Austrieb des Ausfallrapses, welcher leuchtturmartig später mit den frühesten Blüten im Bestand heraussticht. Ist das Frühjahr trocken oder wird mit Trockenheit gerechnet, ist Harnstoff die falsche Wahl. Der Stickstoff im Harnstoff ist zwar günstiger als der im Kalkammonsalpeter, wird aber unter trockenen Bedingungen langsamer freigesetzt und weniger schnell im Boden in die Wurzelzone verlagert. Hier ist Kalkammonsalpeter oft die bessere Wahl.

Alternativ können beide Gaben mit einem Rapsdünger wie Sulfan, der ein N-S-Verhältnis von 5 zu 1 aufweist, gegeben werden. Dies ist auch die optimale Wahl, wenn das Frühjahr erst zu nass und im schnellen Wechsel sehr trocken ist und daher die gesamte N-Menge in einer Gabe ab Mitte März gegeben werden muss. Hat der Raps bereits reduziert, sollte die Gesamt-N-Menge angepasst werden.

In Tabelle 4 sind Rechenbeispiele für die gängigsten Stickstoff- und Schwefeldünger nach dem Verteilungsschema aus Tabelle 3 gezeigt. Diese sind beispielhaft für einen N-Bedarf von 165 kg N im Frühjahr und geben in etwa die Empfehlung für die Düngung der Raps-Wertprüfungen wieder. Raps stellt mit der Blüte auch seine N- Aufnahme ein. Ein Großteil davon kommt aus dem Bodenvorrat und verbleibt nach der Ernte im Stroh und den Wurzelresten gebunden auf dem Feld. Dennoch sollte die N-Menge maßvoll reduziert werden, wenn der Raps im Frühjahr, zum Beispiel durch Spätfröste oder dürre Ertragsanlagen, reduziert oder die Düngung erst kurz vor Ende der N-Aufnahme erfolgen kann.

Bedeutung von Wirtschaftsdünger

Der berechnete N-Düngebedarf kann sowohl über Mineraldünger als auch über organische Düngemittel gedeckt werden. Die Obergrenze für den Einsatz von organischen Düngemitteln wie Gülle liegt dabei bei 170 kg N/ha. Allerdings wird die Höhe der N-Gabe durch die P-Versorgung bestimmt. Eine Standard-Schweinegülle weist gemäß den Richtwerten folgende Nährstoffgehalte pro Kubikmeter auf: 3,6 kg Gesamt-N; 2,9 kg NH4-N; 1,6 kg P2O5; 2,3 kg K2O; 0,7 kg MgO und 1,5 kg CaO. Der in der Gülle enthaltene Phosphor ist zu 100 % anzurechnen. Somit werden über eine Güllegabe von 20 m³ bereits 32 kg P2O5 und 46 kg K2O geliefert.

Grundsätzlich ist nach Düngeverordnung auch der Bedarf an P nachzuweisen. Dieser orientiert sich an der P-Bodenversorgung sowie den zu erwartenden Erträgen und Qualitäten. Es ist darauf zu achten, dass ab einer P-Bodenversorgung von mehr als 25 mg P2O5 (DL-Methode) die Güllemenge auf die P-Menge begrenzt werden muss, die durch die Ernteprodukte abgefahren wird. Im Rahmen einer Fruchtfolgedüngung mit P kann die voraussichtliche Phosphatabfuhr für einen Zeitraum von höchstens drei Jahren zugrunde gelegt werden. Die P-Abfuhr läge im gewählten Beispiel von 40 dt/ha Rapsertrag bei 70 kg P2O5. Im Jahr der Aufbringung ist jedoch nur der anrechenbare Stickstoffanteil der Gülledüngung entsprechend Übersicht 71 der „Richtwerte für die Düngung“ in der Bedarfsermittlung anzusetzen. Dadurch kann bei gut und langjährig organisch versorgten Böden die nötige Stickstoffmenge für Raps nicht durch organische Düngung erreicht werden, sodass oftmals mineralisch nachgedüngt werden muss.

Mikronährstoffe nicht vergessen

Nicht zu vergessen ist bei der Düngung der hohe Bedarf an Mangan, Bor und Molybdän. Die Entzüge für Raps belaufen sich pro Hekt­ar auf 298 g Bor, 58 g Cu, 1.250 g Mn, 410 g Zn und 13 g Mo. Mikronährstoffe werden als Blattdünger mit dem Einsetzen des Schossens und dem Sichtbarwerden der ersten Knospen zum BBCH-Stadium 39/51 gegeben. Eine Ergänzung um Stickstoff in der Blattdüngung hat sich in früheren Versuchen als nicht wirksam erwiesen. Die Hinweise der Hersteller sind bei der Mikronährstoffdüngung unbedingt zu beachten. Dies gilt im Besonderen für die Mischbarkeit der Produkte mit Pflanzenschutzmitteln.

Besonderheiten für das Frühjahr 2024

Zum Redaktionsschluss dieses Artikels spitzte sich die Hochwasserlage durch Dauerregen und Schneefall im Bundesgebiet weiter zu. Auch in Schleswig-Holstein sind alle Gräben, Bäche und Flüsse bis zur Oberkante gefüllt, und in allen Senken und Löchern steht Wasser. Ein Großteil der landwirtschaftlichen Flächen wird voraussichtlich zum Ende der Sperrfrist und auch noch einige Zeit danach nicht befahrbar sein. Entsprechend wird die erste Gabe nicht zum optimalen Zeitpunkt stattfinden können. Gerade für Raps kommt eine späte Düngegabe mit Gülle zu spät, da die Nährstoffe auch noch Zeit brauchen, um mineralisiert zu werden. Raps stellt mit dem Ende der Blüte seine N-Aufnahme ein. Das ist bereits Anfang Mai der Fall.

Die Wahrheit füttern

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Grassilage ist nicht gleich Grassilage und Maissilage nicht gleich Maissilage. Die Inhaltsstoffe des Grundfutters schwanken im Silo beachtlich. Die Futtermittelration basierend auf einer Futtermittelprobe langfristig einzustellen, birgt die Gefahren, Potenzial in der Milchleistung zu verschenken, Futtermittelreste zu provozieren und die Kuh unter ihrem Bedarf zu versorgen. NIRS-Sensoren ebnen neue Wege, um die Inhaltsstoffe des Grundfutters regelmäßig, wenn nicht sogar vor jeder Fütterung zu analysieren und die Ration tagesaktuell anzupassen.

Bei NIRS-Sensoren denkt man häufig an den Einsatz am Güllewagen oder dem Häcksler. Hier ermöglichen diese Sensoren, den N- oder P-Gehalt der Gülle in Echtzeit während der Ausbringung zu messen beziehungsweise die Inhaltsstoffe des Ernteguts direkt an der Maschine mitzuschreiben. Gleichermaßen können NIRS-Sensoren aber auch ihren Mehrwert in der Rinderfütterung ausspielen.

Die Nah-Infrarot-Reflexions-Spektroskopie (NIRS) basiert auf einer Lichtreflexion des zu analysierenden Substrats im Nahinfrarotbereich (in der Regel 800 bis 2.500 nm). Folglich strahlt der NIRS-Sensor beim Einsatz zur Rationsgestaltung das Grundfutter mittels einer Halogenlampe an. Das Licht wird dann entweder absorbiert, durchgelassen oder reflektiert.

Der NIRS-Sensor misst die Lichtreflexion in Wellenlängen. Die verschiedenen Inhaltsstoffe reflektieren charakteristisch in unterschiedlichen Wellenlängenbereichen. Um diesen Zusammenhang auszuwerten, greift jeder NIRS-Sensor auf einen Kalibrationsdatensatz zurück, der auf nasschemischen Laboranalysen basiert. Anhand dieser Kalibrationsdaten wird über die gemessene Reflexion auf die Inhaltsstoffe zurückgeschlossen.

Regelmäßige Beprobung entscheidend

Um die Schwankungen der Inhaltsstoffe des Grundfutters im Silo darzustellen, wurden im Rahmen des Experimentierfelds „BeSt-SH“ in Abständen von etwa 14 Tagen Futtermittelproben direkt am Silostock von verschiedenen Projektbetrieben gezogen.

Die Abbildung zeigt exemplarisch die Schwankungen des TS- und des Proteingehalts in ein und demselben Grassilo zu verschiedenen Entnahmezeitpunkten. Die größte gemessene Abweichung des TS-Gehalts lag innerhalb von 16 Tagen bei über 5,7 %. Der TS-Gehalt aus der Laboruntersuchung, nach dem der Landwirt die Ration berechnet hat, liegt bei etwa 34 % (Horizontale). Es ist zu erkennen, dass der Landwirt mit der jetzigen Ration nicht nur den TS-Gehalt stark überschätzt, sondern auch durchgehende Schwankungen vernachlässigt. In diesem Fall füttert der Landwirt weniger Trockenmasse/Nährstoffe als berechnet – die Kuh ist für ihr maximales Leistungspotenzial nicht optimal versorgt, die Milchleistung sinkt.

Familienbetrieb testet den NIRS-Sensor

Der moderne Futterbaubetrieb der Familie Bornholdt aus Osterhorn im Kreis Pinneberg legt großen Wert auf die optimale Futterversorgung der knapp 400 Milchkühe. Daher wird die Grassilage bereits am Vorabend vorgemischt und für den nächsten Tag bereitgelegt, um ein möglichst homogenes Futter am nächsten Morgen vorlegen zu können. Die Maissilage wird am Morgen abgekratzt. Um die aktuellen Wetter- und Grundfutterbedingungen bei der Rationsplanung zu berücksichtigen, wird einmal die Woche aus dem vorgemischten Grundfutter eine Gras- und Maisprobe gezogen und mit dem Föhn getrocknet. Anhand des ermittelten TS-Gehalts wird die Ration für die Folgetage angepasst.

Von dem Prozess ist Betriebsleiter Florian Bornholdt aber noch nicht voll überzeugt: „Das ist eigentlich zu langsam. Es dient derzeit nur als Nachkontrolle, um überhaupt ein Gefühl dafür zu bekommen. Eigentlich müssten wir täglich vor der Fütterung den TS-Gehalt ermitteln und direkt die Mengen anpassen.“

Die selbst gebaute Trocknungsstation aus einem Kanalgrundrohr, Föhn und Sieb benötigt für Ergebnisse jedoch mindestens eine Dreiviertelstunde – zu viel Zeit jeden Morgen vor dem Füttern. Deshalb testete der fortschrittliche Ausbildungsbetrieb den X-NIR von dinamica generale, der in Deutschland von der Firma Agropartner Land- und Forsttechnik GmbH vertrieben wird.

Der X-NIR im Detail

Der X-NIR ist ein NIRS-Sensor als Handgerät. Mais- und Grassilage können innerhalb von 1 min direkt am Silostock oder am vorgemischten Futter, wie auf dem Betrieb Bornholdt, analysiert werden. Dabei ist die Analysebandbreite nicht auf den TS-Gehalt beschränkt. Darüber hinaus werden der Stärke-, Rohprotein-, Rohasche- und Rohfettgehalt sowie ADF und NDF ermittelt. Eine Messung setzt sich aus fünf Einzelmessungen an verschiedenen Punkten der Silage zusammen.

Die Bedienung des Geräts erfolgt über den 4“-Touchscreen. Dadurch, dass sowohl die Scannereinheit als auch die Recheneinheit im Gerät verbaut ist, benötigt der Sensor keine Internetverbindung. Das beschleunigt nicht nur die Messung, sondern macht eine Anwendung auch auf Betrieben mit schlechter Netzabdeckung möglich.

Trotz alledem bleibt der X-NIR mit einem Gewicht von 1,6 kg leicht und handlich. Falls der Landwirt die Messdaten weiterverarbeiten oder über den Speicher des Geräts (etwa 60 Messungen) hinaus ablegen möchte, besteht die Möglichkeit, die Daten entweder per USB-Stick zu exportieren oder per Internet in das betriebseigene Cloudsystem GoCloud zu laden.

Sensoren im Praxisvergleich

Der Kaufpreis des X-NIR liegt bei 10.020 €. Optional kann über eine jährliche Lizenzgebühr von 1.530 € auf Kalibrations-Updates, Ersatzteile (Lampe, Dichtung, Glas) und auf Lizenzen für die Cloud-Software zugegriffen werden. Neben dem X-NIR von dinamica generale vertreibt trouw nutrition in Deutschland ebenso einen Handscanner namens NutriOpt.

Während dieser Sensor preislich deutlich attraktiver ist, konnte der NutriOpt den Praktiker Florian Bornholdt im Betriebsalltag nicht überzeugen. Gründe hierfür sind vor allem, dass es sich um ein absätziges System handelt. Die Bedienung und Auswertung erfolgt weitgehend nicht direkt am Sensor, sondern über ein damit verbundenes Smartphone oder Tablet. Dabei störte den Milchviehhalter vor allem, dass keine Hand mehr frei ist, stets eine Internetverbindung vorliegen muss und die Auswertung aufgrund der Datenübertragung deutlich länger dauerte. Darüber hinaus muss dieser Sensor selbstständig mit einem Weißabgleich regelmäßig kalibriert werden, während der X-NIR dies eigenständig macht.

Erfahrungen des Praktikers

Kuhliebhaber Florian Bornholdt setzte den X-NIR über den Testzeitraum täglich vor der Fütterung ein, um vornehmlich den TS-Gehalt der Mais- und Grassilage zu betrachten. Dabei überzeugten den Betriebsleiter vor allem die leichte Bedienung und die Schnelligkeit: „Mit dem Gerät hat man sich direkt eingefuchst, und dann ging das ratz-fatz.“

Um die Genauigkeiten der NIRS-Analyse im Betriebsalltag zu beurteilen, wurden die Proben sowohl auf dem Betrieb nach herkömmlicher Art gegengetrocknet als auch teils mit Laborproben verglichen. Während die Ergebnisse für die Maissilage erstaunlich gut waren, überzeugten die Werte der Grassilage nicht gänzlich. Das liegt vor allem daran, dass Grassilage per se mittels NIRS schwerer zu analysieren ist. Aufgrund dessen, dass die Grasbestände insbesondere auf Dauergrünlandflächen sich aus verschiedenen Gräsern/Kräutern zusammensetzen, ist das Messen einer homogenen Probe am Silostock schwer. Der Messkegel des NIRS-Sensors trifft nur einen Bruchteil des Gesamtfutters.

Um die Ergebnisse im Gras zu verbessern, bietet die Agropartner GmbH an, anhand von Laboranalysen der eigenen Grassilage die allgemeingültige Kalibration auf die betriebseigene Silage detaillierter zuzuschneiden. Das könnte die Genauigkeit noch wesentlich verbessern.

Für einen dauerhaften täglichen Einsatz wünscht sich Florian Bornholdt aber ein integrierteres System. So ist der Einsatz des NIRS-Sensors zum Beispiel auch verbaut an der Fräse des Selbstfahrfuttermischwagens möglich. Hier ist das Fazit des Landwirts eindeutig: „Sollte ich mir einen Selbstfahrer kaufen, würde ich den integrierten NIRS-Sensor mitbestellen.“

Die Tendenz des technikaffinen Tierhalters geht aber weiter zur Automatisierung. Neben der derzeitigen Umstellung auf automatisches Melken mit sechs Lely-Melk­robotern wünscht er sich die automatische Fütterung mit NIRS. „Ich bin mir aber sicher, dass das der Weg für die Zukunft der Fütterung ist“, fasst der Landwirt den NIRS-Praxiseinsatz zusammen.

Videos zum Einsatz des NIRS-Sensors auf dem Betrieb Bornholdt: https://www.youtube.com/watch?v=jioNHD9vgM8

Fazit

Der X-NIR-Handscanner ermöglicht eine Grundfutteranalyse auf dem Betrieb in 1 min. Schwankungen in den Inhaltsstoffen des Grundfutters können dadurch tagesaktuell festgestellt und in der Ration angepasst werden. Im Praxiseinsatz überzeugten vor allem die Handhabung und Schnelligkeit, während die Genauigkeit bei der Grassilage nicht ganz genügte.

Rapsmarkt 2023 und Aussichten 2024

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Winterraps ist in Schleswig-Holstein nach Winterweizen die zweitwichtigste Marktfrucht.

Nach dem hervorragenden Ergebnis 2022 waren die Erwartungen für 2023 hoch, das Ergebnis war mit zirka 38 dt/ha ernüchternd. Auch in ganz Deutschland (35 dt/ha) und Europa (32 dt/ha) lagen die Ergebnisse teilweise deutlich unter denen des Vorjahres. Insgesamt wurden in Deutschland 2023 nur 4,1 Mio. t nach 4,3 Mio. t im Vorjahr geerntet. Bei dieser reduzierten Angebotsmenge wären zumindest stabile Preise zu erwarten gewesen.

Die Rapskurse an der Matif stiegen seit dem Frühjahr 2023 auf über 500 €/t im Sommer. Dann allerdings gingen sie auf 420 €/t. zurück. Die Preise für Raps sind immer sehr volatil und hängen von den Wettermärkten bei Soja (USA/Brasilien) ab und natürlich von den Liefermöglichkeiten anderer Länder.

Deutschland ist seit Jahren Raps-Nettoimporteur: 2022/23 wurden etwa 5,4 Mio. t eingeführt, der größte Teil aus EU-Ländern wie Frankreich und Polen, aber auch aus Australien und Kanada und seit einigen Jahren der Ukraine. Die Ukraine meldete mit 4,2 Mio. t im Sommer 2023 eine im Vorjahresvergleich deutlich höhere Rapsernte, wovon 3,4 bis 3,6 Mio. t Raps für den Export zur Verfügung stehen, rund 1 Mio. t mehr als 2022.

Russische Angriffe auf ukrainische Häfen sorgten immer wieder kurzfristig für steigende Kurse, aber die Ukraine schaffte es mit EU-Hilfe, Exporte in die EU über den Land- und Wasserweg zu realisieren.

Ukraine verdreifacht Rapsexporte nach Deutschland

Die Ukraine hat im laufenden Wirtschaftsjahr 2023/24 die Rapsexporte nach Deutschland deutlich forciert. In den ersten 27 Wochen des laufenden Wirtschaftsjahres kamen über 610.000 t Raps von dort. Das sind 90 % der Menge, die von außerhalb der EU importiert wurden. Damit hat sich das Volumen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (193.000 t) mehr als verdreifacht. Zusätzlich kamen erhebliche Mengen, die ursprünglich aus der Ukraine stammten, aus Ländern wie Belgien, das bei einer nationalen Ernte von 32.000 t laut offizieller Statistik zirka 323.000 t an deutsche Ölmühlen lieferte. Die deutschen Ölmühlen konnten sich auf diese Weise mit günstiger Ware aus Osteuropa und der Ukraine versorgen. Noch warten hiesige Produzenten auf die angekündigten Anschlusskäufe.

2024: Deutliches Flächenminus am Schwarzen Meer

Weltweit wird die Rapsfläche mit 42,7 Mio. ha zur Ernte 2024 etwas kleiner ausfallen als im Vorjahr, so der Internationale Getreiderat (IGC) in seiner jüngsten Schätzung von Januar 2024. Insbesondere in der EU (minus 3 % auf 6 Mio. ha), aber auch in der Schwarzmeerregion sinkt die Rapsfläche in der Saison 2024/25 voraussichtlich. Das Minus ist dabei nahezu ausschließlich auf eine Verringerung des Rapsareals in der Ukraine zurückzuführen. Mit den aktuell taxierten 1,7 Mio. ha dürfte die Fläche gegenüber dem laufenden Wirtschaftsjahr um 17,5 % schrumpfen. In Russland dürfte Raps zur Ernte 2024 indes auf einem Areal von 2,0 Mio. ha ausgesät werden, was rund 6 % weniger wären als noch im Jahr zuvor. Wie die Winterrapsflächen durch den Winter 2023/24 mit Überschwemmungen (EU) und Frosteinbrüchen (Russland/Ukraine) gekommen sind, ist noch offen. Die Preiserwartungen sind nach Einschätzung des IGC aufgrund der wachsenden internationalen Nachfrage nach Rapsprodukten durchaus positiv.

Agrardiesel-Entscheidung in der Warteschleife

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Der Deutsche Bauernverband (DBV) bekräftigt seine Forderung nach einem Gesamtpaket zur Entlastung der Landwirtschaft. „Unsere Bäuerinnen und Bauern brauchen jetzt ein deutliches Signal, dass unsere Branche in Deutschland eine Zukunft haben soll“, heißt es in einem offenen Brief von DBV-Präsident Joachim Rukwied und den Landesbauernverbandspräsidenten an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

Darin mahnen die Verbandsvertreter erneut eine tragfähige Lösung beim Agrardiesel an. Andernfalls müssten die deutschen Landwirte in drei Jahren mit den höchsten Steuersatz in ganz Europa tragen, ohne dass Alternativen für den Umstieg auf andere Antriebsarten existierten.  

In dieser Woche befasste sich der Bundestag mit dem Bundeshaushalt 2024. Mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen von SPD, Grünen und FDP hat der Bundestag am Donnerstagabend den Haushalt des Bundeslandwirtschaftsministeriums beschlossen. Mit einem Volumen von insgesamt 6,93 Mrd. € bleibt der Agraretat knapp unter dem Niveau des Vorjahres von rund 7,25 Mrd. €.

Größter Posten ist traditionell die landwirtschaftliche Sozialpolitik mit einem Anteil von rund 60 % an den Gesamtausgaben. Dahinter folgt die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK). Hier wurden im Zuge der parlamentarischen Beratungen die im Regierungsentwurf vorgesehenen Kürzungen von annähernd 300 Mio. € abgemildert. Zusammen mit 125 Mio. €, die aus dem Klima- und Transformationsfonds in die GAK fließen und dort für die Wiederaufforstung von Kalamitätsflächen eingesetzt werden sollen, stehen in diesem Jahr wiederum gut 1 Mrd. € an Bundesmitteln zur Verfügung. 

Am Freitag hat der Bundestag außerdem das Zweite Haushaltsfinanzierungsgesetz 2024 beschlossen. Da die Zustimmung des Bundesrats noch aussteht, können die darin enthaltenen Regelungen zum schrittweisen Abbau der Agrardieselvergünstigung allerdings noch nicht in Kraft treten. In nahezu allen Landesregierungen gibt es Kritik an der Streichung. Im Ergebnis wurde daher das Haushaltsfinanzierungsgesetz – entgegen der ursprünglichen Planung – nicht auf die Tagesordnung der Freitagssitzung der Länderkammer gesetzt. Voraussichtlich wird diese sich in ihrer nächsten Sitzung am 22. März mit der Vorlage befassen. Das Gesetz bedarf allerdings nicht der Zustimmung des Bundesrats. Dieser kann mit einem Einspruch das Verfahren lediglich weiter in die Länge ziehen. Mehrere Länder haben angekündigt, mit dem Bund und dem Berufsstand einen Kompromiss anzustreben.

Vonseiten der Verbände ist der Aufschub mit Erleichterung aufgenommen worden. Der Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein Klaus-Peter Lucht kommentiert die Absetzung der Agrardieselentscheidung im Bundesrat: „Wir werden die Zeit nutzen, um eine überproportionale Belastung der Landwirtschaft abzuwenden und die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Dafür brauchen wir ein echtes Entlastungs- und Stärkungsprogramm.“ Das sei das Mindeste, um der heimischen Landwirtschaft Perspektiven zu geben. Wenn die Politik die regionale Versorgung erhalten will, muss sie schnell konkrete Angebote machen und Lösungen herbeiführen, um unsere Landwirtinnen und Landwirte wirksam zu entlasten, so Lucht weiter.

Die Forderungen des BVSH an die Politik lauten:
– Eine für die Landwirtschaft tragfähige Lösung beim Agrardiesel
– Steuerliche Entlastungen und Maßnahmen zur Stärkung des einzelbetrieblichen Risikomanagements
– Steuerbefreiung für den Einsatz von nicht fossilen Kraftstoffen in der Landwirtschaft
– Ein Auflagenaufschub für die Landwirtschaft in Verbindung mit einem Programm zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit im europäischen Binnenmarkt
– Finanzielle Planungssicherheit für die Weiterentwicklung einer wettbewerbsfähigen Tierhaltung
– Eine ernst gemeinte und wirksame Initiative zur Entbürokratisierung auf nationaler und europäischer Ebene, insbesondere:
– Gewährung der europäischen Direktzahlungen drastisch vereinfachen; Die von der EU-Kommission vorgeschlagene Stilllegungsausnahme nutzen
– Pflicht zur Erstellung der Stoffstrombilanz aufheben
– Erleichterungen in der Düngeverordnung bei der Frühjahrsdüngung, Ausnahmen für gewässerschonend wirtschaftende Betriebe in roten Gebieten, bedarfsgerechte Grünlandversorgung aus Wirtschaftsdüngern
– Glyphosatanwendung „1 zu 1“ entsprechend der europäischen Regelung zulassen
– Landwirtschaftliches Bauen durch Lockerungen des Bau- und Immissionsrechts zukunftstauglich erleichtern
– Dokumentations- und Meldepflichten drastisch vereinfachen und zusammenfassen

Schadnagerbekämpfung in der Landwirtschaft

Schadnager wie Ratten und Mäuse werden von Futter- und Nahrungsmittelresten angelockt und nisten sich schnell in unterschiedlichen Verstecken auf dem Hof ein. Zeitige und gezielte ­Bekämpfungsmaßnahmen sind dann notwendig, um den hohen Vermehrungsraten dieser Nager entgegenzuwirken. Gesetzliche Vorgaben sind dabei einzuhalten. In der Bau- und Energieausstellung im Lehr- und Versuchszentrum in Futterkamp gab es kürzlich Tipps und wichtige Erläuterungen dazu.

Im ersten Vortrag erklärte Simon Durigo, Hygan Hygieneservice, die Biologie und Lebensgewohnheiten von Ratten und Mäusen sowie die Rechtsgrundlage zur Bekämpfung dieser Schadnager. Dabei ging er intensiv auf die Hausmaus, die Hausratte und insbesondere die Wanderratte ein.

Unterschiede zwischen diesen Arten bestehen unter anderem in der Größe der Tiere und in der Futteraufnahme. Eine Wanderratte benötigt eine tägliche Futtermenge von 25 bis 35 g und frisst sich in einem Zuge satt. Die angenommenen Fraß- oder Köderplätze werden von ihr immer wieder aufgesucht. Eine Maus dagegen nascht eher an verschiedenen Punkten und nimmt bis zu acht Mal täglich wenige Gramm an Nahrung auf.

Schadnager sind scheu und folgen dem Futter. Zur nötigen Köderaufnahme muss dieser dem vorhandenen Futter im Geschmack überlegen sein. Ebenso muss das Köderdepot den Ansprüchen der Schadnager zusagen. So sollen entsprechend passende Ein- und Ausgänge vorhanden sein, und weiter soll das Köderdepot den vorsichtigen Tieren Sicherheit vermitteln.

Sachkunde ist notwendig

Der Erwerb und die Verwendung von Rodentiziden (Wirkstoffködern mit Blutgerinnungshemmer) sowie der Einsatz von Schlagfallen machen für berufsmäßige Anwender ein Sachkundezertifikat notwendig.

Für den Landwirt im eigenen landwirtschaftlichen Betrieb gelten noch bis zum 28. Juli 2025 (Übergangsfrist) folgende Sachkundevarianten:

Sachkunde nach § 4 Tierschutzgesetz als eintägige Veranstaltung mit schriftlicher Prüfung. Dieser Sachkundenachweis erlaubt den Einsatz von Schlagfallen auch über den 28. Juli 2025 hinaus.

Sachkunde im Rahmen der Pflanzenschutzanwender. Bezüglich des Pflanzen- und Lebensmittelschutzes dürfen Rodentizide gekauft werden, aber für den Einsatz dieser Mittel ist die Sachkunde zum Töten von Wirbeltieren (§ 4 Tierschutzgesetz) nötig.

Notwendige Sachkunde für die Eigenanwendung ab 28. Juli 2025:

Sachkunde für Rodentizide nach Gefahrstoffverordnung durch einen Dreitageskurs mit schriftlicher und praktischer Prüfung und Gültigkeit für sechs Jahre.
Schlagfallensachkunde durch einen Eintageskurs ohne Wirkstoffverwendung.

Hark Herrfurth, „Hartmann! Chemie“ (Mitte), ist professioneller Schädlingsbekämpfer. Er referierte am Bau- und Energielehrschautag über praxisnahe Rattenbekämpfung und sponserte Sachpreise für eine Verlosung. Frank Frohberg, Firma Suding (r.), war einer der drei Gewinner. Mit im Bild ist Jens Wiese, GEA. Foto: Hans-Jochim Rohweder

Bekämpfung der Schadnager

Über die fachmännische Bekämpfung von Schadnagern informierte Hark Herrfurth von der Firma „Hartmann! Chemie“ als Sachverständiger für Schädlingsbekämpfung und Hygienemanagement. Er erklärte, wo sich die Ratten bevorzugt aufhalten, und zeigte auf, wie ihre Laufwege im Außenbereich zu erkennen sind. Dagegen sind die Schädlinge durch Spuren im Getreidelager oder Kotspuren leicht zu identifizieren.

Sauberkeit und Ordnung sind die ersten Schritte, um den Ratten das Einwandern zu erschweren. Wird ein Befall festgestellt, sind Köderstationen direkt am Befalls- oder Aufenthaltsort sowie an den Bauten und Laufwegen zu positionieren. Hier sind bereits wenige Meter für eine gute oder schlechte Köderaufnahme entscheidend.

Zunächst sollten die Köderstationen mit Cerealien, Getreidekörnern oder Müsli befüllt sein, um festzustellen, ob und welche Köderboxen angenommen werden und wie stark der Befall überhaupt ist. Ist ein Schadnagerbefall festgestellt, kann nach Aufstellung eines Lageplanes die Bekämpfung starten.

Das einzusetzende Produkt muss für den Anwendungsfall zugelassen sein. Hinweise und Information auf der Köderpackung sind zu beachten. Auch die passende Auswahl der Köderform kann eine effektive Bekämpfung unterstützen. Es gibt Getreideköder, Pelletköder, Köderblöcke oder auch Gel- und Schaumköder. Bei vielen Futteralternativen kann ein möglichst attraktiver Köder vorteilhaft sein. Grundsätzlich sollte aber weiteres Futter schwer zugänglich sein. Löcher und Zugänge zum Futter sind daher zu verschließen, ebenso Futterkammern und Getreidelager.

Die Rattenköder müssen in der Box fixiert sein, damit keine unkontrollierte Verschleppung erfolgt. Eine Dauerbelegung der Köderboxen ist grundsätzlich nicht erlaubt, denn Rodentizide dürfen nicht eingesetzt werden, wenn kein Befall vorliegt. Es sind daher nur die aktiven Köderstationen mit Giftköder zu belegen. Alle Stationen, die keine Rattenaktivität zeigen, sind mit ungiftigem Futter zu befüllen. Wird eine Rattenaktivität festgestellt, kann wieder auf Giftköder gewechselt werden. Das spart Geld und vermeidet Vergiftungsrisiken. Als nichtchemische Alternativen zu Rodentiziden stehen Nagetierfallen zur Verfügung.

Planung und Dokumentation

Vor der Anwendung von Rattengift ist auf allgemein verständliche Schutzmaßnahmen hinzuweisen. Hinweisschilder beinhalten das verwendete Produkt mit dem Wirkstoffnamen, das Datum der Köderauslage und den Kontakt zum ­Anwender, weiter aber auch Erste-Hilfe-Maßnahmen und eine Giftnotrufnummer. 

Nach der Köderauslage soll die erste Kontrolle am fünften oder sechsten Tag erfolgen, dann jeweils in wöchentlichen Kontrollintervallen. Gefressene Köder sind zu ersetzen, und das Gebiet ist nach toten Ratten abzusuchen. Diese Kadaver sind zu entfernen und zum Beispiel in der schwarzen Tonne des Hausmülls zu beseitigen.

Bei Ratten muss jede Köderstelle mit zirka 250 g Köder belegt sein. Ratten treten fast immer in Familienverbänden auf. Zu wenig Köder führt dazu, dass Ratten die letale Dosis nicht aufnehmen, weil sie aus sozialen Gründen ihr Futter teilen.

Die häufigsten Fehler bei der Bekämpfung sind:

zu wenige Köder

zu wenige Köderstellen

zu wenige Kontrollen für das Nachlegen von Ködern

zu viel alternatives Nahrungsangebot

Um Ratten und Mäuse von Güllekanälen fernzuhalten, ist die Gülle ständig aufzurühren. Köder können auf den verbliebenen Laufwegen der Nager durch den Spaltenbereich hindurch am Abend positioniert werden. Weiter sind um das Stallgebäude herum Köderboxen zu platzieren.

Bekämpfung ohne Gift

Im Abschlussvortrag erklärte Ronald Boelzma sein System von Agro Pest Control (apc) zur giftfreien Schädlingsbekämpfung. Der apc-Bioplan 2025 ist auf drei verschiedene Barrieren abgestimmt, damit sich die Schadnager nicht auf dem Hof breitmachen. Barriere eins beinhaltet das Anlocken natürlicher Feinde wie Eulen oder Turmfalken. Diese Vögel verzehren drei bis fünf Nagetiere pro Tag. Bäume wie Kopfweiden, Erlen und Birken bieten diesen Vögeln einen Aussichtspunkt zum Jagen.

Die Barriere zwei besteht aus Biodiversitätsstreifen, die das Einwandern von Schadnagern verhindern sollen. Für diese Pflanzstreifen um den Hof oder Stall werden Blumen, Gräser oder Kräuter verwendet, die die Nagetiere von Natur aus meiden und die sie daher abwehren.

Barriere drei beinhaltet giftfreie Fallen außerhalb des verschlossenen Gebäudes. Ein Lockstoff macht diese automatischen Fallen für die Schadnager interessant. In der Falle werden die Tiere dann mit einem gasbetriebenen Schlagauslöser getötet. Eine Kartusche reicht für 25 Schlagauslösungen. Ebenso hilft ein Muschelschalenweg rund um die Ställe, weil Ratten und Mäuse ungern darauf herumlaufen.

Fazit

Wenn zur Schadnagerbekämpfung kein professioneller Schädlingsbekämpfer beauftragt werden soll, ist ab Mitte 2025 für die Verwendung von wirksamen Rattengiften ein dreitägiger Kurs mit Prüfung erforderlich, die dann sechs Jahre gültig ist. Für die Nutzung von Schlagfallen reicht ein eintägiger Kurs aus. Vorsorgen kann der Landwirt, indem er die Nistmöglichkeiten und sämtliche Futterzugänge für Ratten einschränkt.

Aufwärtstrend für europäischen Sojaanbau

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Die Sojaanbaufläche in Europa könnte in diesem Jahr um bis zu 10 % auf 5,6 Mio. ha wachsen, heißt es im ersten Marktreport von Donau Soja für 2024. Die Gründe dafür seien die relativ hohen Preise, die steigende Nachfrage nach pflanzlichen Proteinen oder politische Anreize innerhalb der EU.

Soja erlebte in Europa bereits 2023 eine Rekordernte mit einem Anstieg von fast 24 % auf 12,2 Mio. t im Vergleich zum Vorjahr. Allein in der EU wurden 2023 3 Mio. t Soja geerntet, 740.000 t mehr als 2022, was einer Steigerung um ein Drittel gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dieser Trend dürfte sich 2024 fortsetzen – vorausgesetzt, die Witterungsbedingungen in diesem Jahr sind günstig.

Mitte Januar hat in Brasilien die Sojaernte begonnen. In den letzten Monaten waren die Preise für GVO-freies Soja im Vergleich zu gentechnisch verändertem Soja aus Brasilien relativ niedrig. Deshalb war die Nachfrage der konventionell produzierenden Unternehmen nach GVO-freiem Soja höher und die Unternehmen, die GVO-freies Soja verarbeiten, spürten eine Verknappung auf dem Markt.

Das Angebot an gentechnikfreiem Soja in der EU zeigt einen gewissen saisonalen Trend. Bis April kann die Nachfrage mit GVO-freiem Soja aus der EU, Serbien und der Ukraine gedeckt werden. Ab Mai wird dann mehr GVO-freies Soja aus der letzten Ernte in Brasilien verwendet.

Allerdings wird in Brasilien insgesamt weniger GVO-freies Soja produziert als in der EU. Für 2024 wird die brasilianische GVO-freie Produktion auf nur etwa 2 bis maximal 2,5 Mio. t geschätzt. Insgesamt werden in Brasilien mehr als 150 Mio. t Soja produziert. Der überwiegende Teil der brasilianischen Ernte ist nach wie vor gentechnisch verändertes Soja.

Für die Lebensmittelindustrie wird es in Zukunft wichtig sein, dass die Lieferketten für Soja die Anforderungen der EU-Waldschutzverordnung (EUDR) erfüllen. Sie sollen vom Hof bis zum Teller des Verbrauchers vollständig entwaldungsfrei sein. Diese Verordnung wird Ende Dezember 2024 in Kraft treten. Die endgültigen Kriterien werden derzeit definiert.