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Clematis verschönert Wände, Lauben und Spaliere

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Der Zeitraum von August bis Oktober gilt als die beste Pflanzzeit für Clematis. Die beliebte Kletterpflanze, auch Waldrebe genannt, steht nicht nur wegen ihrer großblumigen Hybriden hoch im Kurs. Viele der botanischen Arten verschönern die Blühpausen der Hybriden. Wer geschickt kombiniert, genießt den bunten Flor von April bis Oktober.

Werfen wir daher zunächst einen Blick auf die verschiedenen Clematis-Gruppen. Sie unterscheiden sich in Wuchsstärke und Blütezeit. Mit der Alpen-Waldrebe (Clematis alpina) beginnt im Frühjahr der Blütenreigen. Sie präsentiert bereits im April einen reichen Flor. Clematis montana, die Anemonen- oder Berg-Waldrebe, schließt sich mit einer üppigen Blüte im Mai und Juni an. Beide Arten zeichnen sich durch einen besonders kräftigen Wuchs aus.

Clematis ‚Juuli‘ setzt mit ihrer sternförmigen Blüte auf harmonische Kontraste. Foto: Karin Stern
Hybride ‚Fuyo-no-tabi‘ kann problemlos im Kübel kultiviert werden. Foto: Karin Stern
Clematis ‚Carnaby‘ überzeugt mit großer Blüte in Rosa-Weiß mit violetten Streifen. Foto: Karin Stern
Clematis montana ‚Tetra Rose‘ wächst besonders schön und wüchsig. Der Handel bietet viele weitere Sorten an. Foto: Karin Stern
Clematis alpina punktet mit glockenförmigen Blüten, die sich im Mai öffnen. Einige Sorten blühen ab August nach. Foto: Karin Stern


Eine weitere Gruppe stellen die Clematis-Hybriden dar. Sie punkten mit den größten Blüten, wachsen mit einer maximalen Höhe von 3 m jedoch etwas schwächer. Je nach Sorte beginnt die Blüte ab Mai oder Juni. Viele erfreuen mit einer zweiten Blüte im Spätsommer. Leider sind die Hybridsorten etwas empfindlicher als die übrigen Gruppen. Sie benötigen daher mehr Aufmerksamkeit sowie einen optimalen Standort.

Je nach Sorte blüht Clematis viticella bis in den Oktober hinein. Foto: Karin Stern

Die letzte Gruppe fasst alle Sorten der Italienischen Waldrebe (Clematis viticella) zusammen. Sie blühen ausschließlich am neuen Austrieb. Daher zeigt sich die Blüte frühestens ab Ende Juni. Wie alle Wildarten ist Clematis viticella weitgehend resistent gegen die gefürchtete Clematiswelke. Diese Krankheit wird von einem Wurzelpilz verursacht. Befallene Pflanzen sterben praktisch über Nacht ab, oft mitten in einer Wachstumsphase.

Wilde Waldreben klettern in Laubwäldern durch die Baumkronen zum Licht hin. Als echtes Waldkind bevorzugt die Clematis einen kühlen und feuchten Boden von durchlässiger Beschaffenheit. Mit dem „Fuß im Schatten und dem Kopf in der Sonne“ fühlt sich die Kletterpflanze ausgesprochen wohl. Für die Beschattung eignen sich Nachbarstauden wie Purpurglöckchen, Glockenblume oder Funkien. Ein sonniger, nicht zu heißer Standort wie nach Westen ausgerichtete Wände oder Zäune sind ideal. Wer Clematis am Rank-Obelisken in die Höhe führen möchte, stellt diesen am besten unter einen höheren Baum mit lichter Krone. Nach der Pflanzung muss man sich etwas in Geduld üben. Clematis benötigt zwei bis drei Jahre für die Eingewöhnung. Containerpflanzen können die ganze Saison über gepflanzt werden. Der optimale Boden ist humusreich und gleichmäßig feucht. Schwere Böden lockert man mit Sand auf. Ein guter Wasserabzug hält die Wurzeln gesund und ist die beste Vorbeugung gegen die Clematiswelke. Vermengen Sie für einen guten Start ein paar Liter Kompost mit der Erde im Pflanzloch. Der Setzling darf etwas tiefer in den Boden, als er vorher im Topf saß. So können die noch schlafenden Augen austreiben und die ersten Triebansätze sind gut geschützt. Mehrere Pflanzen nebeneinander halten 30 bis 60 cm Abstand.

Nach der Blüte schmückt der aparte Samenstand. Foto: Karin Stern

Clematisarten lassen sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Wuchseigenschaften vielseitig verwenden. Manche erklettern ganze Bäume, andere verschönern Zäune, Pergolen und Wände, wieder andere machen im Staudenbeet oder mit Kletterhilfe kombiniert im Kübel eine gute Figur. Als Himmelsstürmer braucht Clematis eine Rankhilfe in Form einiger Drähte oder eines Gerüstes aus Holz, Metall oder Kunststoff. Bei der Montage an Wänden achten Sie auf eine Hinterlüftung. Praktisch ist zudem die die Verwendung als Bodendecker. Clematis alpina und Clematis x jouiniana ‚Praecox’ weben schnell dichte Teppiche über Steine, Baumstümpfe oder Böschungen. Hübsch wirken sie auch überhängend von Mauerkronen oder als ­„Zaungucker“.

Vorsicht gilt beim Umgang mit der Schere, denn ein Schnitt zur falschen Zeit kann die Blüte im nächsten Jahr kosten. Der Schnitt hängt vom Blühtermin ab. Dabei sind drei Gruppen zu unterscheiden. Frühlings- und Frühsommerblüher wie Clematis alpina und Clematis montana werden – wenn überhaupt – nur direkt nach der Blüte im Juni ein wenig ausgelichtet. Sie bilden die Blütenknospen fürs nächste Frühjahr im Sommer und Herbst aus. Die Hochsommer- und Herbstblüher wie Clematis viticella, Clematis jackmanii und Clematis tangutica schneidet man gegen Ende Februar/Anfang März auf 30 bis 50 cm Höhe zurück. Das sorgt für eine üppige Blüte im folgenden Sommer. Die großblumigen Hybrid-Sorten bilden die dritte Schnittgruppe. Sie blühen meist zweimal im Jahr, einmal im Mai/Juni und erneut im August/September. Eine ausgewogene Blüte erzielt man mit einem Rückschnitt um die Hälfte im November oder Dezember. Alle vier bis fünf Jahre darf der Rückschnitt auch kräftiger ausfallen, um die Pflanzen vital zu halten. 

Rosen und Clematis sind ein tolles Paar. Unterschiedliche Blütenfarben bringen spannende Effekte. Foto: Karin Stern

Rund 41 Tonnen pro Hektar

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Die diesjährige Kartoffelernte in Deutschland dürfte gut ausfallen. Mit insgesamt voraussichtlich 10,9 Mio. t werden die deutschen Landwirte nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) etwa 2 % mehr Kartoffeln als 2022 und rund 1 % mehr als im mehrjährigen Durchschnitt roden. Im bundesdeutschen Durchschnitt dürften je Hektar etwa 41 t Kartoffeln und damit rund 3 % mehr als im Vorjahr geerntet werden. Einschränkend wies das BMEL allerdings darauf hin, dass bislang erst 36 % der insgesamt knapp 700 Probeflächen aus der „Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung“ (BEE) ausgewertet worden seien. Deshalb könnten sich beim endgültigen Ergebnis der Kartoffelernte noch deutliche Abweichungen ergeben.

Wie das Ministerium außerdem berichtete, wurde der Kartoffelanbau zur diesjährigen Ernte im Vergleich zu 2022 leicht eingeschränkt, nämlich um 4.000 ha auf 262.600 ha. Auch in Niedersachsen, dem mit 45 % Flächenanteil bedeutendsten deutschen Kartoffelgebiet, pflanzten die Landwirte auf einer kleineren Fläche als im Vorjahr die Hackfrucht. Die niedersächsischen Betriebe dürften gemäß der ersten amtlichen Auswertung rund 5,1 Mio. t Kartoffeln einbringen, was etwa 3 % weniger wären als im vorigen Jahr.

Geprägt war das Kartoffeljahr 2023 laut BMEL von den Folgen der Klimakrise. So hätten die Knollen witterungsbedingt nur verzögert gepflanzt werden können und seien aufgrund des kalten und nassen Frühjahres auch langsamer gewachsen. Im Sommer seien die Dämme zunächst ausgetrocknet, bis der Regen im Juli und August zu einem stärkeren Schädlingsdruck geführt habe. Die Ernte musste dem BMEL zufolge witterungsbedingt teilweise unterbrochen werden und verzögerte sich.

Aus diesem Grund könne – insbesondere mit Blick auf die Qualitäten – aktuell noch kein abschließendes Fazit zur diesjährigen Kartoffelernte gezogen werden, stellte das BMEL weiter fest. Witterungsbedingt sei aber davon auszugehen, dass die Qualitäten regional sehr unterschiedlich sein dürften. Sie hingen auch davon ab, wann und wie die Betriebsleiter im Vegetationsverlauf agiert hätten.

Aufgrund der leicht unterdurchschnittlichen Erträge, eines knappen Angebots aus dem Ausland und gestaffelter Erntereife sind nach Angaben des Berliner Agrarressorts die Erzeugerpreise für Frühkartoffeln in diesem Jahr höher ausgefallen als in den Vorjahren. Die Preise für die Haupternte seien im August sehr hoch gestartet, hätten sich zuletzt aber wieder in Richtung eines normalen Niveaus bewegt. age

Mäßige Pflückergebnisse

Zahlen des Statistischen Bundesamtes zur Kirschenernte

Spätfröste, Schädlingsbefall und Unwetter haben zu Ertragseinbußen bei Kirschen geführt. Foto: Imago

Die deutschen Baumobstbetriebe haben in diesem Sommer eine unterdurchschnittliche Menge an Kirschen eingebracht. Wie das Statistische Bundesamt auf Basis der endgültigen Schätzungen zum Stichtag 20. August mitteilte, wurden insgesamt 40.200 t Kirschen gepflückt. Verglichen mit dem überdurchschnittlichen Ergebnis 2022 von 48.700 t waren das etwa 8.500 t beziehungsweise 17,5 % Kirschen weniger. Gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2022 von 47.100 t fiel das diesjährige Aufkommen um 14,7 % kleiner aus.

Gemäß der ersten vorläufigen Ernteschätzung zum Stichtag 10. Juni waren die Statistiker in Wiesbaden noch von 45.400 t ausgegangen. Gründe für die geringere Kirschenernte waren nach ihren aktuellen Angaben eine frühe Blütezeit und regional aufgetretene Spätfröste, die einen negativen Einfluss auf die Früchte hatten. Zudem hätten Schädlingsbefall und lokale Unwetter mit Starkregen zu Ertragseinbußen geführt. age

Sinkende Roggennachfrage

Mühlenbranche beklagt rückläufige Verarbeitung

In Deutschland sind im Wirtschaftsjahr 2022/23 von 176 Mühlen insgesamt rund 8,28 Mio. t Brotgetreide ohne Dinkel vermahlen worden, was im Vergleich zum vorherigen Wirtschaftsjahr eine Abnahme um 295.000 t oder 3,4 % bedeutet. Wie der Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft (VGMS) weiter feststellte, verringerte sich die Zahl der meldepflichtigen Mühlen um fünf Betriebe. Diese hätten ihren Betrieb eingestellt oder seien unter die Meldegrenze von 1.000 t Jahresvermahlung gefallen.

Im Einzelnen wurden laut VGMS 7,65 Mio. t Weizen verarbeitet; das waren 250.000 t oder 3,2 % weniger als 2021/22. Die Roggenvermahlung ging um 45.000 t beziehungsweise 6,7 % auf 631.000 t zurück, was 100.000 t weniger waren als vor fünf Jahren. Wesentlicher Grund für die sinkende Roggennachfrage seien veränderte Verzehrgewohnheiten, stellte der VGMS fest. So passe der Roggen offenbar nicht gut zum Trend „Essen to go“. Belegte Brötchen, Sandwiches, Burger-Buns, Wraps würden klassisch aus Weizenmehlen hergestellt. „Dass die Roggenvermahlung von Jahr zu Jahr abnimmt, ist bedauerlich“, erklärte Peter Haarbeck, Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Mühlen. Eine Wiederentdeckung durch die Verbraucher wäre wünschenswert, denn mit seinem hohen Ballast- und Mineralstoffgehalt sei Roggen ein gesundes, nährstoffreiches Getreide. age

„Ich bin der Kronprinz“

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Ein Gemüsehof in ­Dithmarschen anstelle eines Theatersaals, Ackerflächen und Lagerräume als Bühnenbild, ein Publikum mitten drin in der Geschichte statt nur dabei – für das Stück „Kronprinzen“ wählte das Theaterkollektiv Prinzip Rauschen eine ganze eigene Erzählweise: einen Ausflug zwischen Hörspiel und Theater.

„Ich bin der Kronprinz. Ich bin der Sohn meines Vaters. Meine Hände sind weich und zart. Stein auf Stein baue ich auf dem Fundament meines Vaters“ – in einem Linienbus sitzend, kommen über Kopfhörer diese Passagen, dann wieder das Rauschen als suche man bei einem alten Radio per Drehknopf den nächsten Sender, kurze Hörszenen von der Krönungszeremonie Elizabeths II. aus dem Jahr 1953, dann ein Kinderlied, dann ein Landwirt, der begeistert von seinem Beruf als Gemüseanbauer berichtet.

Im letzten Licht des Tages geht es für das Publikum über den Hof der Familie Feil zu den Hallen und zum Gemüseacker.

Alle Fahrgäste im Bus haben Kopfhörer auf, die in drei verschiedenen Farben leuchten: Blau, Grün, Rot. Und alle hören das Gleiche in dem Augenblick, unter anderem die Stimme des genannten begeisterten Gemüseanbauers Harm Feil mit seiner Leidenschaft für Rosenkohl: „Einen guten Bauern in Sachen Rosenkohl macht aus, dass er Spaß hat an seinem Produkt, Freude hat an den Menschen und Mitarbeitern, an den Maschinen, dass er eine Leidenschaft dafür entwickelt und diese Leidenschaft täglich wieder neu entdeckt.“ Für Außenstehende muss es seltsam angemutet haben, als dieser Bus an ihnen vorüberfuhr, darin Menschen mit bunt leuchtenden Kopfhörern, wie Außerirdische, die einen Abstecher nach Dithmarschen machen. Tatsächlich aber startete das Theaterstück „Kronprinzen“ auf dem Parkplatz vor dem Elbeforum in Brunsbüttel. Durch die Altstadt ging es mit dem Bus zum Elbdeich und dort entlang in Richtung Kronprinzenkoog zum landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Feil, der Familie des begeisterten Rosenkohlanbauers Harm Feil, der den Betrieb vor einigen Jahren von seinem Vater übernommen hat.

„Keine Zeit, der Hof hat Vorrang“ – Nico Franke als Kohlbauer

Auf dem Weg steigen drei weitere Gäste zu: Malte Andritter, Nico Franke und Jonas Feller. Sie sind das Prinzip Rauschen, sie haben dieses Hörspiel-Ausflugstheater mit dem weiteren Kollektivmitglied Hans Peters konzipiert. Sie haben Arbeitskleidung an und Gummistiefel. Mit dem letzten Streifen Licht am Horizont geht es vorbei an Höfen, Feldern, Häusern, im Ohr immer wieder die „Kronprinzen“, die Söhne von Landwirten, die erzählen, wie sie sich bereits mit 14 Jahren auf das Dreschen des Getreides freuen, wie sie auf die Hofübergabe vorbereitet werden, dass sie keine Zeit haben für Freunde, dass sie mehr Zeit mit Tieren verbringen als mit Menschen.

Bei Eintreffen auf dem Hof haben die Mitreisenden eine Ahnung, worum es geht: um das Leben und Arbeiten auf einem landwirtschaftlichen Familienbetrieb, auf dem die Familie zusammenhält und Geborgenheit gibt, die aber auch Erwartungen hat, vor allem an die potenziellen Hofnachfolger, die Kronprinzen – deren Wege vorgezeichnet scheinen, deren eigene Befindlichkeiten, Gefühle und Wünsche im übergroßen Schatten des Vaters, des Patriarchen, des weithin angesehen Hofinhabers, zurückstehen müssen, die oft ohne Widerrede funktionieren, die sich oft als Angestellte ihres eigenen Vaters fühlen, die zwischen eigenen Bedürfnissen und dem Anspruch an sie, 400 Jahre Tradition zu übernehmen und weiterzuführen, hin- und hergerissen werden. Und die von klein auf den Druck spüren, der neben der Freude an der landwirtschaftlichen Arbeit auf den Bauern lastet: Zeitdruck, Finanzdruck, Erntedruck, Wetterdruck. „Der Hof hat Vorrang“ scheint zum ewig währenden Mantra zu werden, das sich wie ein schweres Tuch über den Wunsch nach mehr Entfaltung, Freiheit, Privat- und Familienleben legt und alles erstickt.

Wie fühlt es sich an, im übergroßen Schatten des Vaters zu stehen?

All das wurde auf dem Hof in kleinen Geschichten erzählt, während das Publikum, in drei Gruppen unterteilt (daher auch die Farben an den Kopfhörern), von Malte Andritter, Jonas Feller und Nico Franke an verschiedene Orte des Hofes geführt und durch die Geschichten geleitet wurden. Ergänzt wurden die kurzen Theaterpassagen und Erzählungen mit O-Tönen von Landwirten, die vom Theaterkollektiv zuvor interviewt wurden. Zu hören waren Regina Harms, Till Schlüter, Fabian Sander, Harm Feil, Sabrina Feil, Thies Feil, Antje Feil und Marcus. Kurz tauchen die Zuhörer in den landwirtschaftlichen Alltag ein, wenn mitten in der Nacht die Kuh Probleme beim Abkalben hat oder beim gemeinsamen Essen versucht wird, einen Gesprächszugang zum Vater zu bekommen. Beklemmend ist es, wenn inmitten deckenhoch gestapelter Gemüsepaletten von einem Hofbrand erzählt wird, der die Zukunft in Flammen aufgehen lässt.

Malte Andritter erzählt aus Sicht eines Landwirtes, wie es ist, wenn der Hof und somit die Zukunft in Flammen aufgeht. 

Und wie erklärt man dem wortkargen, unnahbar scheinenden Vater, der Tag und Nacht schuftet, für den es nichts anderes als den Hof gibt, dass man sich für ein anderes Leben entscheidet? Die 400 Jahre Tradition nicht fortführt? Nicht Tag und Nacht ackert, stundenlang auf dem Schlepper hockt? Atmosphärisch dicht und intensiv, in einem Auf und Ab der Gefühle durchlebte das Publikum diesen Balanceakt, der teils fiktiv, teils auf wahren Aussagen und Erfahrungen basierend dargeboten wurde. 

Das letzte Licht des Tages, ein roter Streifen am Horizont
Tag und Nacht für die Tiere da zu sein, ist für Landwirte selbstverständlich, auch bei Komplikationen
Ein Möhrenfeld als Theaterkulisse
Stimmungsvoller Abschluss unter einer Buche


Paradiesblumen in höchster Vollendung

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Mehr als 26.000 Arten umfasst die Familie der Orchideen. Eine Auswahl der schönsten und besten Exemplare war vergangenes Wochenende auf der Internationalen Orchideenschau im Botanischen Garten Kiel zu sehen.

Integriert in die Pflanzenwelt der Schaugewächshäuser sowie in zwei zusätzlichen Folienhäusern präsentierten Züchter aus Deutschland, Dänemark und Schweden ihre besten Exemplare und stellten sich zugleich dem Wettbewerb. Denn sowohl für einzelne Orchideen als auch für die Standgestaltung gab es von der Deutschen Orchideen-Gesellschaft (DOG) Preise und Zertifikate.

Doch nicht nur Liebhaber, Züchter, Wissenschaftler und langjährige Blumenfreunde aus dem gesamten Bundesgebiet durften sich an der Blütenpracht erfreuen. An den drei Tagen stand die Ausstellung auch Besuchern offen, die darüber hinaus die Möglichkeit hatten, Orchideen sowie Zubehör für Pflege, Kultur und Zucht zu kaufen.

„Mit der Ausstellung wollen wir zeigen, wie vielfältig und schützenswert die Familie der Orchideen und deren Lebensräume sind, die nicht nur aus Phalaenopsis besteht, wie wir sie aus Massenproduktionen in Super- und Baumärkten angeboten bekommen. Orchideen gehören zu der größten und vielfältigsten Pflanzenfamilie der Welt, mit wahren Schönheiten in Formen und Farben. Nicht zu vergessen der Duft mancher Arten, der nur unmittelbar wie auf dieser Schau zu erleben ist“, erklärte Dr. Martin Nickol, Kustos des Botanischen Gartens. Tatsächlich waren der Anblick und der Duft der verschiedenen Orchideenblüten beim Betreten der Folien- und Gewächshäuser überwältigend.

Die DOG-Landesgruppe Schleswig-Holstein feierte im Rahmen der Ausstellung ihr 50-jähriges Bestehen. 

Neben Wildformen wurden auch Züchtungen (Hybriden) präsentiert, von kleinsten, unscheinbaren Blüten bis hin zu großblumigen Exemplaren. Dabei hat jede Blütenform und jede Farbe nur eine Aufgabe: das Anlocken von Bestäubern. „Zum Paradies, das sich der Mensch seit Jahrtausenden vorstellt und in das er sich wünscht, gehören als wichtigstes Element kostbare Blumen, die sich in einem ewigen Frühling entfalten. Solche Paradiesblumen in höchster Vollendung sind die Orchideen. Der architektonische Aufbau ihrer Blüten fasziniert die Menschheit seit Jahrtausenden. Für uns sind diese Blüten nicht gemacht, sondern vielmehr für den Bestäuber. Wir haben nur das Glück, uns an der fast unwirklichen Mannigfaltigkeit der Formen und Farben ihrer Blüten zu erfreuen“, erklärte Bernd Treder, Präsident der Deutschen Orchideen-Gesellschaft Deutschland, bei der Eröffnung der Schau.

„Uns sollte bewusst werden, welch ein Paradies unsere Erde, auf der wir leben dürfen, ja eigentlich ist. Orchideen sind friedvolle Pflanzen, wenn auch raffiniert gegenüber dem Bestäuber. Dass die Vielfalt der Natur nicht unerschöpflich ist, wird heute immer klarer, und es wird zugleich die erschreckende Vorstellung deutlich, dass dieses Paradies gefährdet und an manchen Stellen bereits unwiederbringlich zerstört ist“, mahnte er.

Präsentiert wurde die Schau für die DOG-Gruppe Schleswig-Holstein, die mit dieser Ausstellung gleichzeitig ihr 50-jähriges Bestehen feierte. „Blickt man auf diese 50 Jahre zurück, so kann man sagen, dass diese Gruppe viele Erfolge verzeichnen kann, sie ist aktiv, rührig und beispielhaft“, lobte Treder das Engagement. Allerdings leide die DOG-Gruppe Schleswig-Holstein wie viele andere ehrenamtliche Einrichtungen auch unter einer gewissen Überalterung. „Es ist nicht einfach, junge Leute in die Gruppen zu bekommen. Doch kann man von den Alten viel über die Orchideenkultur lernen. Die Orchideenwelt nur noch am PC erleben? Nein, danke. Schauen wie diese sind ohne aktive Mitglieder nicht möglich“, so Treder.

Dieses Exemplar mit dem Namen Dendrochillum magnum wurde Champion der Schau und erhielt zudem die Goldmedaille.

Letztlich dienten diese Gruppen und deren ehrenamtliche Arbeit auch dazu, Natur zu erhalten und zu zeigen, ergänzte Erik Jordt, Leiter der DOG-Gruppe Schleswig-Holstein. „Ohne solche Schauen und ohne den Botanischen Garten wird sich auch keiner mehr dafür interessieren. Doch nur wenn die Menschen Einblicke in die Schönheit der Natur erhalten und angesprochen werden, sind sie auch bereit, sich für die entsprechenden Dinge einzusetzen“, so Jordt.

Champion der Schau wurde die Dendrochilum magnum von Maja Nielsen aus Dänemark, die für die hervorragende Kultur der Pflanze auch die Goldmedaille erhielt. An dem Wochenende trug diese Orchidee rund 10.000 Einzelblüten an den herunterhängenden Rispen. Online-Champion wurde Paphiopedilum Haiphong Baby ,Cutie Pie‘ von Thomas Jacob. Und auch die Standgestaltung wurde bewertet: Die DOG-Gruppe Schleswig-Holstein gewann eine Goldmedaille, ebenso der Stand der Gruppe aus Hamburg.

Zu den Bewertungskriterien gehören der gute und gepflegte Zustand der Orchideenpflanzen und ob es sich um eine eigene Züchtung handelt. Die Pflanze muss ein halbes Jahr in der Obhut des Besitzers sein. Des Weiteren werden die Blüten bewertet und deren Anzahl. Am Tag der Bewertung dürfen sie nicht welk oder beschädigt sein. Weitere Informationen unter orchidee.de 

Orchideenschau Kiel, Botanischer Garten, 50 Jahre Deutsche Orchideen Gesellschaft Schleswig-Holstein
Fotos: Iris Jaeger
Orchideenschau Kiel, Botanischer Garten, 50 Jahre Deutsche Orchideen Gesellschaft Schleswig-Holstein
Fotos: Iris Jaeger
Orchideenschau Kiel, Botanischer Garten, 50 Jahre Deutsche Orchideen Gesellschaft Schleswig-Holstein
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Orchideenschau Kiel, Botanischer Garten, 50 Jahre Deutsche Orchideen Gesellschaft Schleswig-Holstein
Fotos: Iris Jaeger
Orchideenschau Kiel, Botanischer Garten, 50 Jahre Deutsche Orchideen Gesellschaft Schleswig-Holstein
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Orchideenschau Kiel, Botanischer Garten, 50 Jahre Deutsche Orchideen Gesellschaft Schleswig-Holstein
Fotos: Iris Jaeger
Orchideenschau Kiel, Botanischer Garten, 50 Jahre Deutsche Orchideen Gesellschaft Schleswig-Holstein
Fotos: Iris Jaeger
Orchideenschau Kiel, Botanischer Garten, 50 Jahre Deutsche Orchideen Gesellschaft Schleswig-Holstein
Fotos: Iris Jaeger
Orchideenschau Kiel, Botanischer Garten, 50 Jahre Deutsche Orchideen Gesellschaft Schleswig-Holstein
Fotos: Iris Jaeger
Orchideenschau Kiel, Botanischer Garten, 50 Jahre Deutsche Orchideen Gesellschaft Schleswig-Holstein
Fotos: Iris Jaeger
Orchideenschau Kiel, Botanischer Garten, 50 Jahre Deutsche Orchideen Gesellschaft Schleswig-Holstein
Fotos: Iris Jaeger
Orchideenschau Kiel, Botanischer Garten, 50 Jahre Deutsche Orchideen Gesellschaft Schleswig-Holstein
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Orchideenschau Kiel, Botanischer Garten, 50 Jahre Deutsche Orchideen Gesellschaft Schleswig-Holstein
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Orchideenschau Kiel, Botanischer Garten, 50 Jahre Deutsche Orchideen Gesellschaft Schleswig-Holstein
Fotos: Iris Jaeger
Orchideenschau Kiel, Botanischer Garten, 50 Jahre Deutsche Orchideen Gesellschaft Schleswig-Holstein
Fotos: Iris Jaeger


Damit bloß nichts passiert

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Jagdunfälle passieren leider immer wieder – und regelmäßig stellt sich die Frage, ob das Unglück nicht hätte verhindert werden können. Denn der Gebrauch von Schusswaffen, aber auch das Bewegen im Gelände und Besteigen von mehr oder weniger hohen Jagdeinrichtungen stellen besondere Gefährdungspotenziale dar. Einige Grundregeln haben sich in der Jagdpraxis als besonders wichtig herausgestellt – damit bloß nichts passiert.

Voranzustellen ist, dass grundsätzlich ein verantwortlicher Jagdleiter sicherstellen muss, dass bei der Jagd als „gefährlicher Tätigkeit“ im Sinne der Unfallverhütung alle erforderlichen Maßnahmen zur Sicherheit und Prävention ergriffen werden. Meist ist dies der oder die Jagdausübungsberechtigte oder eine mit der jeweiligen Jagdleitung beauftragte Person. Je zahlreicher und je unkundiger die an einer Jagd beteiligten Personen sind, desto anspruchsvoller wird diese Aufgabe.

Auswahl der Schützen und Treiber

Jäger mit zur Sicherheit geöffnetem Gewehrlauf und Jagdhund warten auf den Beginn der Treibjagd.

Die Sicherheit bei einer Gemeinschaftsjagd beginnt schon mit der Auswahl der Schützen und Treiber. Die notwendige körperliche und geistige Reife zur Ausübung einer so verantwortungsvollen und grundsätzlich mit Risiken verbundenen Tätigkeit ist unumgänglich.

So müssen Schützen in der Lage sein, trotz situationsbedingt großer Aufregung und Zeitdruck sicher zu entscheiden, ob eine Schussabgabe verantwortlich ist oder nicht, und die Gesamtsituation vom Wild über den Bereich vor, neben und hinter dem Wild und alle weiteren Rahmenbedingungen sicher zu erkennen. Diese Nervenstärke ist leider nicht jedem gegeben.

Ein routiniert sicherer Umgang mit der Waffe und ausreichende Fitness gehören ebenso dazu. Auch in der Treiberwehr ist nicht jeder gut aufgehoben. Kinder und Jugendliche, die die Jagd vielleicht noch als Abenteuerspiel sehen, orientierungsschwache oder gebrechliche Menschen sollten lieber erst zum „Schüsseltreiben“ erscheinen.

Kontrollen und Unterweisungen

Die Vorbereitung einer sicheren Jagd im Revier beginnt mit der Kontrolle und Instandsetzung der Stände, die aus Sicherheitsgründen einen deutlich erhöhten Standort der Schussabgabe ermöglichen sollten. Das Schussfeld ist von Zweigen oder anderen Hindernissen zu befreien, die die Kugel ablenken könnten. Sofern sich Nachbarstände in gefährlicher Nähe befinden, sollte in dieser Richtung durch Markierungen im Gelände ein „verbotener Sektor“ für eine Schussabgabe gekennzeichnet werden. Unmittelbar vor der Jagd sollten Wege, die zur Erholung genutzt werden, für den Zeitraum der Jagdausübung deutlich gekennzeichnet oder am besten gesperrt werden, um Spaziergänger, Jogger, Radfahrer und andere Unbeteiligte möglichst nicht zu gefährden. Eine kurzfristige Sperrung von Wäldern ist in Schleswig-Holstein nach § 20 (2) Landeswaldgesetz möglich. Dies muss bei der Unteren Forstbehörde vorab angemeldet werden. Auch wenn sich nicht jeder Waldbesucher an eine Sperrung oder Warnung hält – jede Person zählt, die nicht im bejagten Gebiet umherläuft.

Vor Beginn der eigentlichen Gemeinschaftsjagd muss die Jagdleitung eine Sicherheitsunterweisung für alle Schützen, Hundeführer und Treiber vornehmen. Dies erfolgt mündlich, meist im Rahmen der Ablauferklärung und Freigabe des Jagdtages. Alle wichtigen Informationen einschließlich der Sicherheit noch einmal schriftlich zu verteilen, ist sinnvoll. Die Annahme der Sicherheitsunterweisung kann man sich als Jagdleitung auch schriftlich auf einer Unterschriftenliste bestätigen lassen – ohnehin muss ja jeder bewaffnete Teilnehmer zur Kontrolle des gültigen Jagdscheins angesprochen werden.

Heikel wird die Situation immer dann, wenn der Jagdschein nicht vorgezeigt werden kann. Ebenso wie bei erkennbar unter dem Einfluss von Alkohol oder anderen Rauschmitteln stehenden Jagdteilnehmern muss die Jagdleitung eine Jagdausübung in diesem Fall konsequent unterbinden.

Schließlich werden die Schützen auf ihre Stände gebracht. Sofern dies unter Nutzung eines Fahrzeugs geschieht, sind die Einhaltung der verkehrsrechtlichen Bestimmungen sowie die Tauglichkeit des Fahrers und des Fahrzeuges selbst zuvor sicherzustellen. Zum Beispiel müssen Anhänger sicher zu besteigen sein und für jede transportierte Person einen Sitzplatz aufweisen.

Am Stand müssen die Schützen eingewiesen werden, beispielsweise wohin sie schießen dürfen, wo vielleicht die Jagdgrenze ist und was nach der Jagd passiert. Die Verteilung muss so erfolgen, dass jeder Schütze absolut sicher seinen Stand findet und einnimmt. Ein „Geh mal da lang“ ist hochriskant. Dass beim Anstellen die damit beauftragten Personen sicher ortskundig und mit dem Jagdablauf vertraut sein müssen, versteht sich von selbst.

Fehlverhalten auf Gesellschaftsjagden

Während der Jagdausübung selbst passieren immer wieder Fehler, die erhebliche Sicherheitsrisiken in sich tragen. Bei Gesellschaftsjagden darf der Stand grundsätzlich nicht verlassen werden, da die Gefahr besteht, in den Gefährdungsbereich anderer Schützen zu geraten. Leider kommt dies in der Praxis recht häufig vor, weil ein Jäger zum Beispiel nach einem Anschuss gucken möchte, austreten muss oder weil ihm gegen Ende der Jagd schlicht langweilig wird. Hier sind eindeutige Vorgaben zu machen und einzuhalten.

Problematisch sind in diesem Zusammenhang natürlich auch die „Standschnaller“, die planmäßig ihren Stöberhund vom Stand aus jagen lassen, aber dann in bestimmten Situationen dem Hund helfen müssen, wenn dieser zum Beispiel eine kranke Sau gestellt hat. Hier muss die Jagdleitung Vorkehrungen zur höchstmöglichen Sicherheit treffen – und selbstverständlich darf kein Schütze ohne Absprache seinen Platz verlassen, um irgendeinen fremden Hund in der Nähe vielleicht sogar durch Schussabgabe zu „unterstützen“.

Jede Schussabgabe in eine Richtung, in der Menschen oder auch Hunde zu vermuten sind, muss unterbleiben, auch im Eifer des Gefechts. Zudem ist vor jeder Schussabgabe der Kugelfang sicherzustellen. Ist der Hintergrund unklar, zum Beispiel an einer Dickungskante oder bei Nebel, muss die Kugel im Lauf bleiben. Dies gilt auch, wenn sich hinter dem Wild ein befestigter Weg befindet, von dem die Gefahr des Abprallens hoch ist. Ärgerlich, wenn man sich auf einem Stand befindet, von dem nur links und rechts auf den Schotterweg zu schießen ist. Und unabhängig vom Hintergrund: Je weiter man schießt, desto höher werden die Risiken des Abprallens wie auch eines Fehl- oder Krankschusses.

Besonderheiten für die Treiber

Auch Treiber haben wichtige Sicherheitsregeln einzuhalten. So muss klar sein, wie sich die Treiber untereinander und zu den Schützenständen orientieren und auf sich aufmerksam machen. Taucht ein stumm durch den Wald schleichender Treiber plötzlich, vielleicht sogar in Tarnkleidung, vor einem Schützen auf, bleibt beim verantwortungsvollen Schützen das Gefühl, heute am besten gar nicht mehr zur Waffe zu greifen. Treiber müssen auf den Selbstschutz achten – durch auffällige Kleidung, festes Schuhwerk gegen Stolperunfälle und anderes mehr.

Auch das richtige Verhalten muss klar sein, wenn man im Treiben an krankes Wild, vor allem Sauen kommt. Hier ist der bewaffnete Treiberführer oder Hundeführer gefragt. Nur dieser nähert sich dem Wild, um gegebenenfalls einen Fangschuss antragen zu können. Sogenannte Treiberschützen gehören bei Jagden auf Schalenwild aber der Vergangenheit an. Jeder Schuss vom Boden aus ist ein besonderes Risiko und auf die absolut notwendigen Situationen zu reduzieren. Dabei ist die Waffe beim Durchgehen unterladen zu führen.

Sichere Ansitzeinrichtungen

Beschädigte Hochsitze sind eine Gefahrenquelle, gerade wenn sie noch nicht wie dieser eingestürzt sind. Fotos (2): Imago

Zur Sicherheit von Hochsitzen, Drückjagdböcken und anderen Ansitzeinrichtungen gibt es umfangreiche Vorschriften, die schon bei deren Errichtung und regelmäßiger Kontrolle zu überprüfen sind. So wird mancher Hochsitz zum Beispiel aus viel zu dünnen Hölzern gebaut, die eine erwachsene Person kaum tragen können. Auch unmittelbar vor dem Besteigen eines erhöhten Jagdstandes ist der Nutzer verpflichtet, das Bauwerk auf Sicherheit zu überprüfen. Beschädigte Hochsitze kommen immer wieder vor, bis hin zu durch kriminelle Jagdgegner angesägten Sprossen. Viele Jäger haben schon einmal erlebt, wie eine Sprosse unter ihnen bricht – mit mehr oder weniger dramatischen Folgen.

Bei Bewegungsjagden kommen Risiken durch ungeeignete Bauweisen des genutzten Standes hinzu. Nicht jeder für die Einzeljagd geeignete Platz ist auch ein brauchbarer Drückjagdstand. Eine sichere Schussabgabe kann zum Beispiel durch beschränkte Sichtfenster auf Kanzeln erschwert werden. Oder eine Ansitzleiter lässt es nicht zu, für einen Schuss auf bewegtes Wild aufzustehen, da kein Boden vorhanden ist. In diesem Fall trotzdem aufzustehen, macht die Sache erst richtig riskant. Auch durch Algenbewuchs rutschige Böden sind ein großes Sicherheitsrisiko. Hier können zum Beispiel aufgenagelter Maschendraht oder die Mitnahme eines Stücks alten Teppichs von gut 50 mal 50 cm helfen.

Fazit

Die vorangegangenen Ausführungen sind eine Auswahl von Sicherheitsaspekten aus einer fast 40-jährigen Erfahrung auf Schalenwildjagden und können nicht vollständig sein. Zur Ergänzung wird auf den Beitrag zur jagdlichen Sicherheit in Ausgabe 35, die Rückseite des Jagdscheins und die weiteren Vorschriften der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) verwiesen. Hierzu gehört auch zu erkennen, dass bestimmte Wetterlagen eine Jagd unmöglich machen können oder dass für den Fall eines Unfalls vorher die Rettungskette sichergestellt sein muss. Für die Jagdleitung ist es unerlässlich, sich vorher einen Kopf zu machen und möglichst alle denkbaren Risiken zu erkennen, einzuschätzen und darauf gerichtete, bestmögliche Vorbeugungsmaßnahmen zu treffen. Gute Planung, klare Regeln und Disziplin sind Gold wert – und jeder Jäger sollte heute mehr denn je bedenken: „Ist die Kugel einmal aus dem Lauf, hält kein Engel und kein Teufel sie mehr auf!“ (nach Walter Hulverscheidt)

Preisdruck im Schweinehandel

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Im Sommer dieses Jahres erreichten die Schlachtschweinekurse ein Rekordhoch von 2,50 €/kg SG. Dies war das Ergebnis der reduzierten Schlachtschweinebestände und der bislang unveränderten Schlachtkapazitäten. Seit August geben die Kurse wieder stetig nach. Mitte voriger Woche reduzierte sich der Vereinigungspreis um 5 ct auf 2,25 €/IP. Preisabschläge konnten die Schlachtbetriebe erst mit einer Verringerung der Schlachtzahlen durchsetzen. Der Verweis auf schwierige Fleischgeschäfte und eine unzureichende Handelsmarge allein reichte nicht aus, die Einkaufspreise für Schweine zu drücken.

Schweineangebot bleibt weiter klein

Die wöchentlichen Schlachtzahlen lagen in Deutschland zuletzt um die 700.000 Stück. In anderen Jahren wurden zu dieser Zeit etwa 200.000 Schweine mehr je Woche abgeliefert. Somit ist der Preisdruck nicht auf ein umfangreiches Schweineangebot zurückzuführen. Auch EU-weit ist eher von einem übersichtlichen Angebot die Rede. Der innereuropäische Konsum bleibt hinter den Erwartungen zurück und lässt sich nicht durch den Drittlandsexport von Schweinefleisch kompensieren. Auch in Spanien und Dänemark wurden die Schweinekurse reduziert. In Polen dagegen wurde der Kurs erhöht. Hierzulande berichten Fleischhändler von reduzierten Umsätzen an den Frischfleischtheken. Lieber greifen die Verbraucher zu günstiger abgepackter Verarbeitungsware. Auch wenn Großveranstaltungen wie die Fußball-Bundesliga und das Oktoberfest für rege Umsätze mit Bratwürsten und Ähnlichem sorgen, fehlt das Geschäft mit den Edelteilen. Vor allem im Nordwesten Deutschlands übertrifft das Angebot die Nachfrage bereits seit einigen Wochen, Überhänge sind die Regel. Schlachtunternehmen und Verarbeiter agieren sehr vorsichtig. Entsprechend wurden die Forderungen nach Preisabschlägen lauter, selbst Hauspreise standen im Raum.

Auch Ferkel- und Sauenpreise fallen

Der Preisabschlag für Schlachtschweine sorgt auch für Preisdruck im Ferkelhandel. Um die reduzierte Nachfrage zu beleben, wurden die meisten Handelsnotierungen für Ferkel zu Beginn dieser Woche um 3 €/Stk reduziert. Da man im Verlauf eher mit weiter rückläufigen Schlachtschweinekursen rechnet, fällt es vielen Schweinemästern schwer, über 90 € für ein Ferkel zu bezahlen. Das kleine Ferkelangebot ist die Folge der reduzierten Sauenbestände. Auch im Handel mit Sauenfleisch bleibt die Lage problematisch, obwohl hier von Angebotsdruck keine Spur ist. Im Gegenteil: In diesem Jahr wurden bislang 22 % Sauen weniger als im Vorjahreszeitraum geschlachtet. Den spezialisierten Vermarktern von Sauenfleisch fehlt Rohstoff. Die bislang relativ hohen Preise für Sauenfleisch bremsen dazu die Nachfrage und verringern den Umsatz. Trotz der geringen Stückzahlen wurde die Zahl der Sauenschlachtungen verringert. Der Basispreis für Schlachtsauen gab am Mittwoch, 20. September, um 5 ct auf 1,60 €/kg SG nach.

Auch wenn die Preiskorrekturen angesichts der hohen Kosten schmerzlich sind, so liegen die Ferkelerlöse noch bei 90 € und die Schlachtschweinekurse noch deutlich über der Marke von 2,00 €/kg. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis die Schlachtbetriebe die Kapazitäten nach unten anpassen. Angesichts der eher rückläufigen Schweinefleischnachfrage und der laufenden Tierhaltungsdiskussion bleibt die weitere Perspektive in der Schweinehaltung unsicher.

Das „tote Pferd“ Glyphosat ist gut auf Trab

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„Totgesagte leben länger“ – eine Redewendung, die auf die Zulassungsposse des Pflanzenschutzmittelwirkstoffs Glyphosat perfekt passt. Zur Erinnerung: Am 4. September 2019 erklärte die damalige Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU), dass Glyphosat – ungeachtet der vorliegenden wissenschaftlichen Bewertungen – „politisch ein totes Pferd“ sei. Im Rahmen des Aktionsprogramms Insektenschutz hatte die Bundesregierung den Glyphosat-Ausstieg Ende 2023 beschlossen. Entsprechend ist laut Pflanzenschutzanwendungsverordnung in Deutschland ab 2024 ein Verbot vorgesehen.

Klöckner bezeichnete eine erneute Verlängerung der Zulassung des Wirkstoffs auf EU-Ebene über 2023 hinaus als „nicht vorstellbar“. Mit dieser Einschätzung lag sie jedoch aller Voraussicht nach daneben. Die EU-Kommission hat nämlich vergangene Woche vorgeschlagen, die Zulassung des Pflanzenschutzmittelwirkstoffs um zehn Jahre zu verlängern. Dieser Vorschlag basiert auf der Risikobewertung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa), nach der aus wissenschaftlicher Sicht keine grundsätzlichen Bedenken gegen eine erneute Zulassung bestehen.

Die Efsa-Experten räumen zwar ein, dass nicht alle Fragen abschließend hätten geklärt werden können. Hierzu gehörten Aspekte des ernährungsbedingten Risikos für die Verbraucher sowie die Bewertung der Risiken für die Wasserpflanzen. Zudem fehlten Informationen über die Toxizität sogenannter Cocktail-Effekte. Dennoch bleibt festzuhalten, dass Glyphosat bereits seit 1974 eingesetzt wird und einer der am besten untersuchten Wirkstoffe der Welt ist.

Ungeachtet der Efsa-Bewertung wirbt Deutschland auf europäischer Ebene weiter für einen Ausstieg aus der Anwendung von Glyphosat. Das stellte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) auf Bauernblatt-Nachfrage bei der Vorstellung der Beschlüsse der Agrarministerkonferenz in Kiel klar. Aus seiner Sicht ist das Thema Biodiversität in der Bewertung der Efsa nicht ausreichend berücksichtigt worden.

Tatsächlich kritisiert beispielsweise der Naturschutzbund Deutschland beim Einsatz von Glyphosat den flächendeckenden Verlust von Nahrungsvorkommen für Insekten und Vögel in der Agrarlandschaft. Ob aber eine wendende Bodenbearbeitung die bessere Alternative ist, darf zumindest bezweifelt werden, zumal mit einer intensiveren Bodenbearbeitung mehr Verdunstung, eine höhere Erosionsgefahr und mehr klimaschädliche Emissionen verbunden sind.

Özdemir ließ in Kiel offen, ob er die Pflanzenschutzanwendungsverordnung anpasst, sofern eine Mehrheit der Mitgliedstaaten in den kommenden Wochen für eine Glyphosat-Verlängerung votieren wird. Ein deutscher Verbotsalleingang wäre jedoch ein klares Misstrauensvotum an die wissenschaftsbasierte Einschätzung der Efsa und würde das Vertrauen in die Fachlichkeit politischer Entscheidungen erschüttern. Das „Pferd Glyphosat“ ist nachweislich genesen und gut auf Trab.

Dr. Robert Quakernack, Foto: bb

Klimawandel und Ernährung im Spannungsfeld

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„Klimaschutz, Moorschutz, Biodiversität: Ansprüche und Angebote“ lautete das Thema der traditionellen Begegnung Landwirtschaft und Kirche, die dieses Jahr in Rendsburg stattfand. Im Gespräch versuchte man, dem komplexen Thema gerecht zu werden und Gemeinsamkeiten zu finden.

Bischof Gothard Magaard

Die Veranstaltung begann mit einer Andacht in der Rendsburger Christkirche. Bischof Gothard Magaard nahm den Psalm 104 zum Anlass, der die Schönheit der Schöpfung preist. „Die über 2.000 Jahre alten Verse drücken Dankbarkeit für die Früchte der Erde aus, und dies in einem kargen Wüstenland mit nur wenigen Oasen. Gute Bedingungen für das Wachsen und Gedeihen sind keine Selbstverständlichkeit“, betonte er und schlug die Brücke zu Herausforderungen des Klimawandels mit zunehmenden Wetterkatastrophen.

Christliche Werte

Eine theologische Brücke schlug bei dem anschließenden Austausch im Detlef-Struve-Haus auch Dr. Lennart Schmitt, Leiter der Umweltabteilung des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH) und engagiert im Kirchengemeinderat Segeberg. „Wachstum und Gedeihen liegen in des Herren Hand. Viele Landwirte orientieren sich an christlichen Werten. Sie erleben die Angewiesenheit auf das, was die Bibel einen Segen nennt.“ Dort seien Wertschätzung, Wertschöpfung und Werterhaltung verankert. Ein Landwirt befinde sich heute in einem Spannungsfeld zwischen Ressourcenknappheit, Klimatauglichkeit und Ernährungssicherheit. Er sei dabei zugleich Verursacher, Betroffener und Problemlöser.

Dr. Lennart Schmitt, BVSH

Gegensätzliche Haltungen

Dies übertrug der Koreferent Dr. Jan Menkhaus vom Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA), zudem studierter Agrarwissenschaftler, ins Konkrete. Die Belastbarkeit der Erde sei insbesondere bei Stickstoffkreislauf, Artensterben und Klimabelastung überschritten. Er trug Kernforderungen der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) in ihrer Agenda 2030 vor, darunter die nach einer nachhaltigen Landwirtschaft mit kleinbäuerlichen Familienbetrieben, deren Produktivität und Einkommen vergrößert werden sollen, ohne den Druck auf die Ökosysteme zu erhöhen.

Dr. Jan Menkhaus, KDA

Bei der Frage nach dem Weg dorthin stünden sich gegensätzliche Haltungen diametral gegenüber: Die einen geben der „industriellen Landwirtschaft“ Schuld an den Missständen, die anderen verweisen auf bessere Nachhaltigkeit und effizientere Technik in der Landwirtschaft sowie auf Ernährungssicherheit. „Wenn ich sagen würde: ,Feuer frei!‘, hätten alle eine Meinung dazu. Diese Gegensätze haben wir auch innerhalb der Kirche“, sagte Menkhaus

Plastisch drückt dies das Ergebnis einer Befragung aus: Landwirte sehen in der Gesellschaft den ökologischen Aspekt stark über- und den ökonomischen stark unterbewertet. Für Verbraucher hingegen ist es umgekehrt. Den sozialen Aspekt sehen beide als leicht unterbewertet. Menkhaus: „Da nähert man sich an, das könnte ein Ansatz der Kirche sein.“

Zu wenig oder zu viel Zeit?

Dietrich Pritschau, Vizepräsident des BVSH, der zusammen mit Generalsekretär Stephan Gersteuer die Veranstaltung moderierte, mahnte zu Demut vor der Komplexität der Aufgabe. „Manchmal ist mir zu viel Hauruck. Wir brauchen Fakten, und die brauchen Zeit. Auch die Menschen brauchen Zeit, um sich umzustellen.“ – „Mir geht es manchmal zu langsam“, konterte Menkhaus, und Kirsten Wosnitza, Milchbäuerin aus Nordfriesland, bekräftigte: „Wir haben schon sehr viele Fakten, mit denen sollten wir ins Handeln kommen.“

Dass Menkhaus den „Schönewalder Weg“ in Ostholstein als beispielhaft für die Verständigung zwischen Landwirten und Kirche als Verpächterin pries, weckte den Widerspruch von Holger Schädlich, Geschäftsführer des Kreisbauernverbands (KBV) Ostholstein: „Dieser Prozess war ganz schön schwierig, als Ergebnis wurden nur kleine Flächen an Bionebenerwerbslandwirte verpachtet.“ Aufmerken im Saal war zu spüren, als Menkhaus erklärte, die Kirche sei bereit, für die Wiedervernässung von Mooren auch Flächen zu tauschen – die Stiftung Naturschutz verweigert dies bisher.

BVSH-Generalsekretär Gersteuer betonte, dass der Umbau der Tierhaltung immense Mittel erfordere, die gegenwärtig die Politik nicht aufbringen wolle – Stichwort Auflösung der Borchert-Kommission. Dennoch müsse man unabhängig vom Verbrauer eine Finanzierung ermöglichen. „An der Theke kauft man ein Produkt und nicht Klimaschutz. Und in Zeiten knapper Kassen greifen manche erst recht zu Billigprodukten.“ – „Es kann nicht das Ziel sein, auf Förderungen zu schauen, wir müssen auf dem Markt bestehen“, entgegnete Peter Boysen vom Bioland-Verband.

Große oder kleine Betriebe?

Viel Raum in der Diskussion nahm die Frage ein, inwieweit große Betriebe nachteilig für Tierwohl seien. Mehrere Redner bestritten eine solche Zuordnung. In mancher Hinsicht seien eher kleine Betriebe überfordert, etwa hinsichtlich behördlicher Auflagen, mit denen große Betriebe leichter umzugehen verstünden, aber auch dazu gebe es keine Allgemeingültigkeit. „Gibt es überhaupt noch kleinbäuerliche Familienbetriebe?“, fragte Matthias Krüger, Propst im Kirchenkreis Rendsburg-Eckerförde (RD). – „Mir geht es nicht um die Größe, sondern um die familiengeführte Verantwortung“, präzisierte Gersteuer.

Eine bildliche Veranschaulichung brachte Julia Hermann vom Kirchenkreis RD. Als sie für ein Kind das Puzzle eines allzu idyllischen Bauernhofs gekauft hatte, stellte sie fest: „Für einen solchen Bauernhof müsste ich wohl bis nach Rumänien fahren!“ 

Nachwirkungen von Corona noch immer spürbar

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Delegierte aus allen elf Kreisverbänden waren zur dritten Landesausschusssitzung des Landjugendverbandes Schleswig-Holstein eingeladen, der sich alle Vierteljahre zu einem Rückblick und zur Planung künftiger Veranstaltungen trifft.

Gestartet wurde der Sonnabend in Rendsburg mit einer Vorstellungsrunde, denn es gibt auch immer wieder das eine oder andere neue Gesicht in unseren Reihen. Besonders erfreulich war, dass sich bei dieser Gelegenheit die neue Geschäftsführerin und stellvertretende Agrarreferentin, Silke Meister, und Landesbildungsreferent Maurice Christiansen vorstellen konnten.

Unter dem Tagesordnungspunkt „Neues aus den Kreisen“, der dem Vorstand sehr wichtig ist, hatten die Delegierten die Gelegenheit zu berichten, wie es in den Kreisen läuft und wo der Landesvorstand unterstützen kann. Recht übereinstimmend berichteten die Lajus, dass es nicht an Ideen für Veranstaltungen mangle, dass es aber nach der Corona-Zeit noch immer schwierig sei, genügend Motivierte für verschiedenste Veranstaltungen zu finden. Viele Aktivitäten würden überwiegend von den gleichen Personen besucht, außerdem werde zunehmend mehr Gefallen daran gefunden, spontan für Veranstaltungen zusagen zu können. Dieser Umstand stellt den Verband vor neue Herausforderungen, da eine gewisse Planungssicherheit und damit Zuverlässigkeit nötig ist. Zudem, so wurde deutlich, gebe es durch Corona eine große Jahrgangslücke, viele Vorstände hätten in den vergangenen drei Jahren keine großen Wechsel durchlebt. Zum einen heißt das: Die Vorstände haben viel Erfahrung und wissen wie der Hase läuft, zum anderen steht dadurch in vielen Vorständen nun ein großer Wechsel an. Viele langjährige und erfahrene Vorstandsmitglieder scheiden aus. Dafür nehmen sich neue, junge und motivierte Mitglieder dieser Posten an. Der Kreislauf, dass die erfahrenen Vorstände ihr Wissen in einem gemeinsamen Jahr an ihre künftigen Nachfolger weitergeben, ist durch diesen großen Umbruch zwar etwas holprig, doch machbar. Auf jeden Fall sind die Lajus aus den Kreisen motiviert und sehen in der Veränderung Raum für neue Ideen.

Auch der Agrarausschuss nutzte die LAS, um seine bisherige Arbeit vorzustellen und vor allem die diesjährige Agrarexkursion zu bewerben, eine beliebte Bildungsfahrt für alle Interessierten, auch ohne agrarischen Background, die jedes Jahr Anfang November stattfindet.

Im Zuge des Norla-Rückblicks hatten die Mitglieder die Möglichkeit, den Methodenkoffer zu erkunden und selbst auszuprobieren. Die Spielesammlung wurde von einer Projektgruppe entwickelt, um Groß und Klein die Landwirtschaft und den ländlichen Raum näherzubringen.

Gut gestärkt und energiegeladen starteten am Nachmittag alle in den Workshop und die Gruppenarbeit. Dabei ging es unter anderem um die Fragen, wie den Mitgliedern bis in die Ortsgruppen die Vorteile des Landesverbandes nähergebracht und die Kommunikation innerhalb der Strukturen des Verbandes verbessert werden können.

Auf der Landesausschusssitzung im Detlef-Struve-Haus ging es auch um die noch immer spürbaren Auswirkungen der Corona-Zeit.Fotos: Jessica Bruhn
Teamwork war beim Eisschollen-Spiel gefragt. Die Landjugendlichen mussten sich nach einem fiktiven Schiffbruch auf kleine Eisschollen retten und durften jede Scholle nur mit maximal zwei Füßen betreten.

Begegnung mit der Wunderwurzel

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Seit über 40 Jahren ist der Ginsenganbau in der Lüneburger Heide auf dem Helkenhof beheimatet. Hier ist das einzige Anbaugebiet in Europa. Die Pinneberger LandFrauen entdeckten die Flora-Farm Ginseng bei einem Abstecher nach Walsrode am Ende ihrer viertägigen Reise nach Hessen und Niedersachsen, bei der sie Ausflüge nach Hannoversch Münden, zur Burgenstadt Schlitz und zur Main-Metropole Frankfurt unternommen hatten.

Der Helkenhof ist seit 1438 in Familienbesitz. Die traditionelle Landwirtschaft spielte immer eine sehr große Rolle. Ackerbau und Viehzucht machten den Hof ertragreich. Anfang der 1980er Jahre war eine schwierige Zeit für die Bauern. Hofbesitzer Heinrich Wischmann erkannte, dass ein normaler Hof trotz Subventionen auf Dauer nicht ertragreich geführt werden konnte. Er überlegte, wie er den Helkenhof zukünftig bewirtschaften könnte. In dieser Zeit las er einen Zeitungsartikel, der von der Ginsengwurzel handelte. Eine Wurzel, die aus Korea stammt und seit mehr als 2.000 Jahren in der traditionellen chinesischen Medizin beheimatet ist. Heinrich Wischmann wurde neugierig, besorgte sich per Fernleihe erste Fachbeiträge und reiste schließlich nach Korea, um dort in Erfahrung zu bringen, wie der Ginseng wächst, welches Klima er benötigt, welche Bodenverhältnisse wichtig sind. Gerne hätte er Pflanzensaat eingekauft, um zu Hause gleich mit der Kultur zu beginnen, aber es galt ein striktes Ausfuhrverbot. Aus diesem Grund kam er zwar mit leeren Händen zurück, seine Vision aber gab er nicht auf. Er knüpfte Kontakte und es gelang ihm, an die ersten Samen zu kommen. Das war nicht so einfach, vielleicht auch nicht ganz legal, aber aus heutiger Sicht erfolgreich. 1982 begann Wischmann mit der Aussaat. Er erlebte Höhen und Tiefen und brauchte zehn Jahre, ehe aus der Investition ein florierendes Unternehmen wurde.

Ginseng verträgt keine Sonne, deshalb spannt man Schattiernetze über die Pflanzen. Weil die Pflanze keine Staunässe mag, baut man sie wie Spargel in Reihen auf einem Damm an. Die Flora-Farm auf dem Helkenhof bewirtschaftet heute eine Fläche von 120 ha. Jedes Jahr werden auf 1 bis 1,5 ha Ginsengsamen ausgesät. Es wird ausschließlich koreanischer Ginseng (Panax ginseng C. A. Meyer) angebaut, denn nur dieser ist in Deutschland für medizinische Zwecke zugelassen. Ginseng ist ein Frostkeimer und wird immer im Oktober ausgesät. Die ersten vier Jahre braucht die Pflanze zum Wachsen. Zwei Jahre später im Oktober, wenn sich die wertvollen Wirkstoffe, die man Ginsenoside nennt, eingelagert haben, werden die Wurzeln geerntet – mit einem Kartoffelroder. Erst nach 30 Jahren darf an gleicher Stelle wieder Ginseng angebaut werden. Man überbrückt die Zeit mit dem Anbau von Blaubeeren, Zuckerrüben und Getreide.

Nach dieser Informationsfülle und der Begegnung mit der Wunderwurzel, die unter anderem das Immunsystem und das Herz- und Kreislaufsystem stärkt, tat es dann gut, die Führung im Hofcafé ausklingen zu lassen.

Ginseng wird ähnlich wie Spargel auf einem Damm angebaut.
Die Gingsengwurzel, hier in einem Schauglas Fotos: Marlies Martin