Start Blog Seite 139

Aderlass in der Fleischproduktion

0

Der Negativtrend in der deutschen Fleischerzeugung setzt sich auch in diesem Jahr fort. Wie aus vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) hervorgeht, wurden in den ersten drei Quartalen 2023 einschließlich Hausschlachtungen insgesamt 5,01 Mio. t Fleisch produziert; das waren rund 259.000 t oder 4,9 % weniger als von Januar bis September 2022.

Im vergangenen Jahr war die Erzeugung mit einem Minus von 8,1 % so stark eingebrochen wie selten zuvor, sodass sich die Stärke des Rückgangs also etwas abgeschwächt hat. Fakt bleibt aber, dass in den sieben Jahren seit 2016 das hiesige Fleischaufkommen kontinuierlich gesunken ist und es am Jahresende auf den tiefsten Stand seit mehr als 15 Jahren fallen wird. Bei den einzelnen Fleischarten gibt es 2023 jedoch unterschiedliche Entwicklungen. Während es bei Schweinen und Schafen spürbare Produktionseinbußen gibt, kann sich die Erzeugung von Rind- und Geflügelfleisch stabilisieren.

Schweine brechen weg

Maßgeblich für den aktuellen Produktionsrückgang in der Fleischerzeugung ist der Strukturbruch in der deutschen Schweinehaltung. Von Januar bis September ging das Schlachtschweineangebot gegenüber der Vorjahresperiode um 2,83 Millionen Tiere oder 8,0 % auf 32,56 Millionen Stück zurück. Damit setzt sich das Wegbrechen der Produktion unvermindert fort; von 2017 bis 2022 war die Zahl der an die hiesigen Schlachtbetriebe gelieferten Tiere bereits um mehr als elf Millionen Stück gesunken. Zwar wurden in den ersten neun Monaten 2023 mit 1,13 Millionen rund 219.000 Schweine mehr aus dem Ausland zerlegt, doch konnte das den Rückgang von 3,05 Millionen Tieren aus heimischen Ställen nicht annähernd ausgleichen. Die Schweinefleischerzeugung fiel deshalb mit 3,10 Mio. t gegenüber den ersten drei Quartalen 2022 um 266.200 t oder 7,9 % kleiner aus.

Weiter im Abwärtstrend befand sich im Berichtszeitraum auch die Erzeugung von Schaffleisch, deren Bedeutung gemessen an den anderen Fleischarten aber nicht so groß ist. Laut Destatis wurden einschließlich der Zuschätzung von Hausschlachtungen in den ersten drei Jahresvierteln insgesamt 815.200 Schafe geschlachtet; was einem Rückgang von 4,8 % im Vorjahresvergleich entsprach. Der Großteil dieser Tiere entfiel mit rund 735.000 Stück auf Lämmer. Die Erzeugung von Schaf- und Lammfleisch insgesamt belief sich auf 16.510 t und fiel damit um 5,9 % geringer aus als in den ersten neun Monaten von 2022.

Rindfleisch stabilisiert

Bei den Rindern hat sich die zuvor rückläufige Fleischerzeugung hingegen stabilisiert. Den Statistikern aus Wiesbaden zufolge wurden von Januar bis September dieses Jahres insgesamt 722.740 t Rindfleisch produziert; das war 0,1 % mehr als in der Vorjahresperiode. Für das marginale Plus waren ausschließlich schwerer angelieferte Tiere maßgeblich, denn das Schlachtaufkommen war insgesamt um 0,7 % rückläufig. So kamen bei den Färsen 1,7 % weniger Tiere an die Haken der Schlachthöfe, und bei Kühen waren es 1,0 % weniger. Lediglich bei Jungbullen und Ochsen nahm die Zahl der geschlachteten Tiere zu, aber lediglich um 0,1 % auf 833.540 Stück. Ausschlaggebend hierfür war das größere Ochsenangebot.

Geflügel leicht im Plus

Für Geflügelfleisch wurde der Negativtrend der beiden Vorjahre ebenfalls gestoppt. In den meldepflichtigen Schlachtunternehmen stieg in den ersten drei Quartalen 2023 das Geflügelfleischaufkommen gegenüber der Vorjahresperiode um 7.380 t oder 0,6 % auf knapp 1,17 Mio. t. Der moderate Zuwachs erfolgte, obwohl die Zahl der geschlachteten Tiere um 8,74 Millionen beziehungsweise 1,6 % auf 524,04 Millionen Stück sank. Das Durchschnittsgewicht nahm jedoch zu, denn die Tiere wurden schwerer als im Vorjahr an die Schlachtstätten geliefert; zudem vergrößerte sich der Anteil der schweren Puten am Schlachtaufkommen.

Mehr Puten geschlachtet

Der Rückgang der Geflügelfleischerzeugung 2021 und 2022 hatte vor allem auf einem geringeren Angebot an Puten basiert. Von Januar bis September 2023 Jahr lieferten die Erzeuger den Wiesbadener Statistikern zufolge jedoch mit 22,93 Millionen Tieren 1,1 % mehr Truthühner an die Fleischhersteller als im Vorjahreszeitraum. Die Putenfleischerzeugung nahm um gut 4.000 t oder 1,3 % auf 306.560 t zu. Wichtigste Geflügelart blieb weiter das Hähnchenfleisch. Obwohl hier 1,9 % weniger Tiere zur Schlachtung gelangten, lag das Fleischaufkommen mit 816.100 t um 0,4 % über dem vergleichbaren Vorjahresniveau. Moderat zugenommen hat auch die Erzeugung von Suppenhühnerfleisch, nämlich um 0,4 % auf 28.690 t. Einbußen gab es hingegen beim Wassergeflügel. Für Entenfleisch wird ein Produktionsminus von 1,4 % auf 15.310 t ausgewiesen. Für Gänse wird ein Einbruch von 63,1 % auf lediglich noch 166,5 t gemeldet, doch sind die vorläufigen Daten für 2023 nicht vollständig und diese Zahl somit wenig aussagekräftig.

Trendwende nicht in Sicht

Trotz der starken Einbußen blieb Schweinefleisch mit einem Anteil von 61,9 % mit Abstand die wichtigste Fleischart in Deutschland. Es folgt Geflügelfleisch mit 23,3 % vor Rindfleisch mit 14,4 %. Die Viehbestandserhebung im Mai 2023 hatte bei den Schweinen eine starke und bei den Rindern einen moderaten Rückgang der gehaltenen Tierzahlen im Vorjahresvergleich ausgewiesen. Für eine Trendumkehr und wieder zunehmende Fleischerzeugung in Deutschland spricht das nicht. Teilweise sei dies aus Gründen des Umwelt- und Klimaschutzes politisch auch nicht erwünscht, heißt es aus Branchenkreisen. Zudem bremsten immer höhere Auflagen und fehlende Planungssicherheit für Investitionen die Entwicklung der Tierhaltung; Gleiches gelte für den hierzulande langfristig abnehmenden Fleischkonsum. 

Gesundheitskompetenz stärken

0

Frauen sind anders krank als Männer: Sie empfinden anders, sie reden anders über ihre Beschwerden und die von Frauen beschriebenen Symptome werden oft als untypisch wahrgenommen. Das soll sich ändern. Die neue Gesundheitsaktion, die LandFrauenverband und Ärztekammer Schleswig-Holstein in diesem Herbst gemeinsam gestartet haben, soll vor allem die Gesundheitskompetenz der Frauen stärken. Mehr Selbstfürsorge und Beharrlichkeit, wenn es darum geht, Beschwerden auf den Grund zu gehen, und gesunder Abstand zum typischen „Frauenjob“, sich immer erst einmal um die anderen zu kümmern, forderte Dr. Gisa Andresen. Ihren Auftaktvortrag hielt die Medizinerin und LandFrau vor LandFrauen aus dem Kreisverband Rendsburg-Eckernförde.

Zunächst befasste sich Andresen mit der Gendermedizin und stellte folgende Fragen in den Raum: Warum landen Frauen oft verspätet in der Notaufnahme oder auf dem OP-Tisch? Warum spenden sie häufiger ein Herz, empfangen aber seltener als Männer eines? Und warum bekommen sie Medikamente in zu hoher Dosis und auch eher Psychopharmaka als Männer? Das alles sei vor allem in der Studiengeschichte begründet, erläuterte die Ärztin. So sei der Prototyp der Probanden ein Mann, maximal 35 Jahre alt, 1,75 m groß und 75 kg schwer. Das müsse sich ändern, denn das führe zu Fehldiagnosen und damit zu Therapieverzögerungen, die Leben kosten könnten, so die Anästhesiologin. Zwar sei seit etwa zwei Jahren vorgeschrieben, dass auch entsprechend viele Frauen in den Studien mituntersucht würden, aber es werde dauern, bevor diese Ergebnisse in der Praxis ankämen. Deshalb sei es wichtig, zumindest selbst deuten zu können, wann es angezeigt sei, Hilfe zu holen und eine Behandlung einzufordern.

Dafür beschrieb die Medizinerin einige konkrete Anzeichen für einen Notfall, die sich bei Frauen und Männern aber oft ganz unterschiedlich äußerten. Bei Männern verursache ein Herzinfarkt ganz klassisch heftige Schmerzen in der Brust und im linken Arm, Engegefühl in der Brust und Herzrasen. Frauen hätten das Gefühl, nicht richtig zu funktionieren, seien müde und schlapp, mitunter sei ihnen übel, es träten Schmerzen zwischen den Schulterblättern oder im Unterkiefer auf. „Dann nicht die Fenster zu Ende putzen, sondern zügig auf den Weg machen!“, mahnte Andresen. „Wenn Gefahr im Verzug ist, sollten Sie die 112 wählen und im Notfall nie tiefstapeln nach dem Motto ,Das wird schon wieder‘.“

Für den Arztbesuch im Allgemeinen empfahl die promovierte Ärztin einen „Beipackzettel“. Seien Sie gut vorbereitet, schreiben Sie sich auf, welche Medikamente Sie nehmen, wann und wo die Beschwerden auftreten. „Das ist sehr hilfreich für den Arzt.“

Die Referentin betonte aber auch, dass die Risikofaktoren für die meisten Erkrankungen durch den Lebensstil bedingt seien. Sie nannte Alkoholkonsum („Frauen können übermäßigen Konsum besser verstecken.“), das Rauchen („Da holen die Frauen leider ganz schön auf.“) und Übergewicht („Frauen haben harmlose Energiespeicher an Oberschenkel, Hüfte und Gesäß und können da wohlwollender mit sich umgehen. Allerdings fördern zu viel Zucker und Fett Diabetes, Bluthochdruck und Krebs.“)

Und damit war die Ärztin bei einem wichtigen Anliegen: Vorbeugung und Selbstfürsorge. Dazu empfahl sie norddeutsche Ernährung mit pflanzlichen Ballaststoffen, Nüssen, Kohl, Fisch und wenig Fleisch. Industrielles „Fertigfutter“ sollte jeder meiden. Neben der Ernährung sei Bewegung das Wichtigste und Allerbeste. „Alle zehn Jahre verlieren wir fünf Prozent unserer Muskulatur. Mit 70 geht es dann richtig abwärts.“ 150 min moderates oder 75 min ambitioniertes Training, am besten eine Mischung aus Krafttraining und Ausdauer, so lautete die Empfehlung von Andresen. Die Schlüsselfunktion von Ernährung und Bewegung habe vor 1.500 Jahren auch schon Hippokrates erkannt: „Wenn wir jedem Individuum das richtige Maß an Nahrung und Bewegung zukommen lassen könnten, dann hätten wir den sichersten Weg zur Gesundheit gefunden.“ Den ersten Schritt für ihre Gesundheit und Gesundheitskompetenz hätten die LandFrauen schon einmal getan, indem sie zum Vortrag gekommen seien, so die Medizinerin.

Auftaktvortrag vor LandFrauen aus dem Kreisverband Rendsburg-Eckernförde
Die Visitenkarten von Gisa Andresen, um weitere Vorträge zu buchen, waren gefragt.

Agrarexkursion mit Preview

0

Fest im Terminkalender der Landjugend verankert ist das erste Novemberwochenende – denn dann geht es für landwirtschaftlich interessierte Landjugendliche in jedem Jahr aufs Neue auf Agrarexkursion. In diesem Jahr führte die Fahrt in die Niederlande – um genau zu sein nach Rotterdam.

Die Tour startete bereits um 6 Uhr in der Frühe ab Kropper Busch, denn vor den Teilnehmern der Exkursion lag eine lange Anreise. Weitere Mitreisende wurden noch in Rendsburg, Wasbek und am Unigelände in Osnabrück eingesammelt. Im Bus wurde dann einen Vorstellungsrunde gestartet, damit sich die insgesamt 24 Teilnehmer untereinander kennenlernen konnten. Es stellte sich schnell heraus, dass etwa ein Drittel nicht wirklich einen landwirtschaftlichen Hintergrund hatte und sich dennoch für die Fahrt interessierte. Zudem waren fast alle der acht Kreise aus Schleswig-Holstein vertreten, also eine wirklich bunt gemischte Truppe.

Der erste Stopp wurde am Landtechnikunternehmen Krone in Spelle eingelegt. Hier wurden die Gruppe von Theresa Ottmann vom Agrotech Valley Forum in Empfang genommen. Sie gab einen Überblick über die aktuellen Projekte im Agrotech Valley Forum und darüber, wie die Vision des Unternehmens aussieht – ein Zusammenschluss zwischen modernster Technik, Landwirten und der Umwelt. Im Anschluss folgte eine Führung durch das bodenständige, familiäre Unternehmen. Neben den bekannten Landmaschinen in der Grastechnik, die den meisten von Krone bekannt sein werden, ist ein großer Part im Unternehmen der Nutzfahrzeugbau. Dazu gehören zum Beispiel auch besondere Rückleuchten für Lkw, die nur von dem Speller Unternehmen verbaut werden dürfen. Bei der Führung durch das Werk konnten die Besucher den Ablauf vom ersten Handgriff bis zur fertigen Maschine verfolgen. Für einen Feldhäcksler werden zum Beispiel rund 186 Arbeitsstunden benötigt. Etwa 170 Auszubildende sind aktuell im Unternehmen beschäftigt, diese werden in der eigenen Lehrwerkstatt geschult und ausgebildet. Der Anteil an Frauen in der Ausbildung ist aktuell noch erschreckend niedrig, aber mit einer steigenden Tendenz.

Dann hieß es: zurück in den Bus, denn die Gruppe wurde in Rotterdam zum Abendessen erwartet. Selbstverständlich wurde danach noch ein wenig das Rotterdamer Nachtleben angeschaut und getestet. Hierbei befanden die meisten der Gruppe die Bar „Opa“ für gut und man traf sich fast als geschlossene Gruppe vor Ort wieder.

Der nächste Tag begann mit einer Fahrt nach Maassluis zu Lely. Vor Ort wurden die Exkursionsteilnehmer von Alina und Kristina vom Lely-Center Böklund in Empfang genommen und zunächst über die Entstehung des Unternehmens informiert. Erst im Jahr 1982 wurde der erste Melkroboter hergestellt, dieser wurde bis heute immer wieder verbessert und modernisiert. Die heutige Generation der Melkroboter ist aus vielen Ställen nicht mehr wegzudenken und schafft für die Landwirte eine hohe Arbeitsentlastung und mehr Flexibilität. Spannend war die anschließende Werksbesichtigung. So muss zum Beispiel jede Maschine vor der Auslieferung an den Kunden einen rund zweistündigen Funktionstest bestehen. Leider konnten die Landjugendlich aufgrund des Ausbruches der Blauzungenkrankheit in den Niederlanden keine Vieh haltenden Betriebe anschauen und somit auch keine Technik in Aktion betrachten.

Am Nachmittag wartete bereits Andre Johannsen, Gebietsleiter für Schleswig-Holstein, auf die Gruppe, um das Unternehmen Vredo vorzustellen. Bei der Werksbesichtigung des Herstellers mit dem Patent für Doppelscheibenschare gab es für die Besucher eine Preview. Sie durften schon einen Blick auf das neue Vredo-Fass mit verstellbaren Schartiefen werfen, das erst in dieser Woche auf der Agritechnica offiziell vorgestellt werden sollte.

Das Touriprogramm durfte natürlich auch nicht zu kurz kommen. So unternahm die Gruppe am Sonnabend eine Rundfahrt durch den Rotterdamer Hafen, einen der größten Seehäfen der Welt. Am Nachmittag blieb Zeit, um auf dem Wochenmarkt oder in der Markthalle Krokets, herzhafte holländische Fleischkroketten, oder süße Pfoffertjes zu testen.

Auf jeden Fall kamen alle mit vielen neuen Eindrücken im Gepäck nach Hause und können sich bereits jetzt auf die kommende Agrarexkursion vom 31. Oktober bis 3. November 2024 freuen. Die nächste Aktion des Agrarausschusses ist das Agrarausschusstreffen am 12. Dezember.

Auf dem Weg zur Schiffsanlegestelle für die Hafenrundfahrt in Rotterdamm

Der Roboter kennt jede Kuh

0

Wie sieht ein moderner Kuhstall von innen aus? Dieser Frage gingen 38 LandFrauen und Männer aus Stuvenborn und Umgebung auf dem Hof der Thies/Gröhn Rinderzucht GbR nach.

Klaus Gröhn begrüßte die Gruppe im Kuhstall und berichtete zunächst kurz über seine Familiengeschichte und den Entschluss, den Hof zu modernisieren. Es wurde ein neuer Stall errichtet als großzügiger Boxenlaufstall, in dem sich die Kühe frei bewegen können. Für jede Kuh gibt es eine frei wählbare Liegebox. Die Lauffläche besteht aus Spaltboden, die Ausscheidungen werden unterhalb automatisch wegbefördert. Um die Reinigung der Lauffläche und das Einstreuen der Liegebereiche kümmern sich Roboter.

Zu den Melkrobotern haben die Kühe jederzeit Zugang. Anhand des RFID-Chips um den Hals der Tiere wird die tägliche Milchmenge pro Tier erfasst. Der Roboter erkennt zudem, ob die Kuh innerhalb der letzten sechs Stunden gemolken wurde. Ist das der Fall, darf das Tier die Melkstrecke sofort wieder verlassen. Liegt das letzte Melken mehr als sechs Stunden zurück, werden die Zitzen automatisch mit Wasser gesäubert, die Melkbecher aufgestülpt, und das Melken beginnt.

Nach dieser Führung sind die LandFrauen nun sehr gut über einen modernen Kuhstall informiert.

Bevor es auf den Hof Thies/Gröhn Rinderzucht GbR ging, trafen sich alle zu Kaffee und Kuchen bei Angela Ziemer. Fotos: Brigitte Zeuner

Abzeichenprüfung für die Jungzüchter des Pferdestammbuchs

0

In der historischen Kulisse von Gut Panker, Kreis Plön, stellten sich die jüngsten Mitglieder des Pferdestammbuchs Schleswig-Holstein/Hamburg und eine aus Südengland stammende Austauschschülerin den Anforderungen für die Reitabzeichen zehn und acht.

„Das umfangreiche Fragenrepertoire rund um das Pony stellte für keinen eine Schwierigkeit dar“, freut sich Claudia Clausnitzer, Koordinatorin und Ausbilderin der Jungzüchter. Die Aumühlerin, Kreis Herzogtum Lauenburg, ist ehrenamtlich in der Jugendarbeit engagiert. „Oft ist es mühsam, aber durch die Begeisterung der Kinder werde ich ausreichend belohnt“, sagt sie. So hatten ihre Schützlinge auch bei der richtigen Ponypflege und dem Vorbereiten der Ponys für die praktische Prüfung viel Spaß im Team. Dieser Part war gleichzeitig Prüfungsinhalt und wurde ebenfalls ohne Schwierigkeiten bestanden. Auch in der Bodenarbeit, die unter anderem das korrekte Führen eines Ponys beinhaltete, kamen den jungen Prüflingen ihre Erfahrungen aus den Jungzüchterprüfungen entgegen.

Besonders stolz ist Clausnitzer auf die jüngsten Teilnehmer. Die fünfjährigen Mara Puck und Gustav von Wintzingerode zeigten, wie man auf dem Prüfungspony ohne Sattel, nur mit einem Voltigiergurt versehen, im Schritt und Trab freihändig munter dem Publikum zuwinken konnte. „Damit demonstrierten sie ihren Gleichgewichtssitz und Losgelassenheit“, erklärt Clausnitzer.

Für die Teilnehmer des Reitabzeichens acht galt es, neben der Bodenarbeit auch ihr Können in der Dressur in allen Grundgangarten und im leichten Sitz zu zeigen. Auch diese Teilprüfung meisterten alle ohne Probleme. Diesen Erfolg schreibt sich Clausnitzer nicht allein zu. An ihrer Seite ist Ineke Ingrisch aus Wohltorf, Kreis Herzogtum Lauenburg. Die 20-Jährige ist Clausnitzers Stellvertreterin bei den Jungzüchtern und Ausbilderin der Ponys aus ihrer Zucht. „Ineke hat bei mir angefangen, als sie sechs Jahre alt war“, berichtet Clausnitzer. Sie hat also die Jungzüchterarbeit von der Pike auf gelernt. Die beiden Ponys, auf denen die Kinder nun ihre Prüfung abgelegt haben, stammen ebenfalls aus Claudia Clausnitzers Zucht und wurden seit dem Fohlenalter von Ingrisch betreut. „Ich schleppe meine Ponys für die Jungzüchter überall hin, weil sie so versierte Kandidaten sind“, erklärt Clausnitzer. Das haben die Welsh- und die Pintostute auch in diesem Fall wieder bewiesen.

Zierde statt Unkraut

0

Disteln stecken ziemlich tief in der Unkrautschublade. Doch einige ausgesprochen dekorative Arten sind mit auffälliger Blüte und bizarrem Wuchs eine Zierde in jedem Beet. Damit nicht genug, sie locken viele Insekten an, dienen Vögeln als Nahrungsquelle im Winter und erweisen sich als überaus trockenheitsverträglich sowie bodentolerant.

Die Samen der Purpur-Kratzdistel ,Atropurpureum‘ (Cirsium rivulare) segeln an kleinen Schirmchen davon. Foto: Karin Stern
Die stahlblauen Blüten von Echinops ritro Veitchs Blue‘ werden gerne von Insekten besucht. Foto: Karin Stern

Disteln schätzen einen sonnigen, windgeschützten Standort mit lockerem und magerem Boden. Trockene und heiße Sommer machen ihnen nichts aus. Als pflegleichte und robuste Blüher erhalten sie wegen ihrer Vorliebe für kargen Boden keinen Dünger. Wassergaben sind nur erforderlich, wenn es im Frühjahr sehr trocken sein sollte. Mit Sommertrockenheit kommen die Pflanzen sehr gut zurecht.

Die meisten Disteln bilden tiefe Pfahlwurzeln. Sie lassen sich daher nur schlecht umpflanzen. Kugeldisteln und Mannstreu treiben als Stauden jedes Jahr wieder aus und werden im Frühjahr oder Herbst neu gepflanzt. Andere Arten wie Ring-, Kratz-, Silber- und Eselsdisteln zählen zu den Zweijährigen, die sich über die Selbstaussaat leicht vermehren. Wer dies verhindern möchte, entfernt die Blütenstände rechtzeitig.

Zweijährige Distelarten sät man am besten im Sommer oder Spätsommer direkt an Ort und Stelle aus. Die Triebe mit den vertrockneten Samenständen der mehrjährige Arten zieren auch in abgestorbenem Zustand noch bis weit in den Winter. Zudem sind sie eine hervorragende Nahrungsquelle für Vögel. Der Distelfink ist häufig an den Samenständen zu beobachten.

Als ausdrucksstarke Pflanzen ziehen Disteln nicht nur mit ihrer Blüte, sondern auch mit dem teils bizarren Wuchs den Blick auf sich. Im Beet harmonieren sie mit Pflanzpartnern, die ähnliche Ansprüche aufweisen. Dazu gehören Lavendel (Lavandula), Prachtkerze (Gaura), Echter Sonnenhut (Echinacea), Sonnenbraut (Helenium), Schafgarbe (Achillea), Wolfsmilch (Euphorbia), Skabiose (Scabiosa) und Blauraute (Perovskia). Hübsch wirken auch trockenheitsverträgliche Gräser wie Blauschwingel (Festuca glauca), Federgras (Stipa), Moskitogras (Bouteloua gracilis) oder Zittergras (Briza media) in der Nachbarschaft.

Die Weißwollige Kugeldistel ,Arctic Glow‘ (Echinops sphaerocephalus) wächst etwa 80 cm hoch. Foto: Karin Stern

Einige der in der Tabelle aufgeführten Arten eignen sich ganz besonders für den Garten. So bereichern die verschiedenen Arten der Kugeldistel mit ihren runden Blütenköpfen jede Pflanzung. Ein trockener, warmer, nicht zu nährstoffreicher Boden an sonniger Stelle fördert die intensive Blaufärbung der Blüten.

Die Silberdistel (Carlina acaulis) passt sehr gut in Steingärten. Hier harmoniert sie mit Enzian oder graulaubigen Nelken. Foto: Karin Stern
Die Blüte der Mariendistel (Silybum marianum) erscheint von Juli bis August. Foto: Karin Stern

Kugeldisteln halten als Schnittblumen lange in der Vase. Wer die Blütenstände trocknen möchte, hängt die Stängel luftig an einem dunklen Platz auf. Tipp: Echinops ritro ‚Veitch‘s Blue‘ bleibt mit 50 bis 80 cm Wuchshöhe etwas niedriger und macht als stachellose Distel Pflegearbeiten besonders leicht. Wer weiße Blüten bevorzugt, pflanzt Echinops sphaerocephalus ‚Arctic Glow‘, eine großblütige Auslese mit roten Stängeln und attraktivem silbrig-grünem Laub.

Die verschiedenen Arten der Edeldistel (Eryngium) sind auch als Mannstreu bekannt. Sie überzeugen mit apart geformten, teils intensiv gefärbten Blütenständen und blau schimmerndem Laub. Die Höhe variiert je nach Art und Sorte von 30 bis 120 cm. Das blaue Blütenfarbspektrum reicht vom tiefen Stahlblau über kornblumenblaue Töne bis zum zarten Hellblau und grünlich-weißen und weißen Varianten. Fürs Steppenbeet eignet sich der Kleine Mannstreu ‚Blaukappe‘ (Eryngium planum). Die robuste Sorte verleiht dem Beet Struktur und sieht toll als Trockenblume aus.

Nutz- und Zierpflanze in einem ist die Färberdistel (Carthamus tinctorius). Aus ihren Blüten gewinnt man einen roten Farbstoff, aus den Samen Distelöl. Sie wächst etwa 1 m hoch. Zu den Heilpflanzen zählt die Silberdistel (Carlina acaulis). Sie bildet eine bis zu 60 cm lange Pfahlwurzel, aus der früher Tee gegen Bronchitis bereitet wurde. Doch auch die von Juni bis September erscheinende Blüte kann sich sehen lassen.

Die Mariendistel (Silybum marianum) wirkt schützend und regenerierend auf die Leber. Die ein- bis zweijährig wachsende Art wächst zwischen 20 und 150 cm hoch. Besonders auffällig sind die mit einem weißen Netz überzogenen Blätter. Die Aussaat erfolgt ab Mitte Mai direkt ins Freiland an einen sonnigen Standort.

Die bizarr geformte Eselsdistel (Onopordum acanthium) bringt bis weit in den Winter hinein Struktur ins Beet. Foto: Karin Stern

Nicht unerwähnt bleiben darf die imposante Gewöhnliche Eselsdistel (Onopordum acanthium). Im ersten Jahr bildet sie eine grundständige Blattrosette aus, die problemlos den Winter übersteht. Im zweiten Jahr entwickelt sich der locker verzweigte Blütenstand an den 1,5 bis 3 m hohen Trieben. Diese fallen ebenso wie die großen Blätter mit ihrer weißen Bereifung ins Auge. Ähnlich stattlich wachsen die zweijährigen Karden. Die fliederblauen Blüten sind wahre Insektenmagneten. Vögel lieben die attraktiven Samenstände. Wer die Selbstaussaat vermeiden möchte, sollte sie jedoch rechtzeitig entfernen. 

Quelle: Karin Stern

Hier wird mit Wasser „gekocht“!

0

Wasser ist für die meisten Menschen hierzulande einfach da. Es kommt aus dem Wasserhahn. Wie viel Arbeit, Technik und Vorausschau dafür nötig ist, ist weitgehend unsichtbar. Nicht mehr jedoch für die Teilnehmer am Praxistag „Vom Grundwasser zum Trinkwasser“, zu dem die Allianz für den Gewässerschutz in das Wasserwerk für Süderdithmarschen in Odderade eingeladen hatte. Rund 30 Teilnehmer waren gekommen, davon zehn Landwirte und Landwirtinnen.

An dem großen Schaltbild an der Wand lassen sich der Verlauf des Wassers und seine Behandlung gut demonstrieren. Es leuchten Lämpchen und zeigen die gegenwärtigen Prozesse an. Wenn etwas nicht stimmt, würde Alarm geschlagen. „Was Sie auf dem Schaltbild sehen, ist alles real, es funktioniert noch“, sagt Wassermeister Thomas Meyer. Allerdings ist heute parallel eine moderne digitale Schaltzentrale im selben Raum in Betrieb.

Dennis Zinser am verkleinerten Modell einer Brunnenpumpe

Zwölf Brunnen hat das Wasserwerk in seinem gut 3.200 ha großen Wasserschutzgebiet, davon acht auf dem eigenen Gelände, das auf 23 m über NN liegt, die anderen noch etwas höher. Die Brunnen reichen etwa 100 bis 130 m tief und fördern je 80 bis 100 m3 pro Stunde.

Die Sammelleitung des geförderten Grundwassers führen zunächst in einen Verdüsungsturm, der mit Sauerstoff aus der Luft beschickt wird, das lässt Eisen und Mangan oxydieren. In einem Reaktionsbecken verweilt das Wasser, um diesen Prozess ausagieren zu lassen. Schließlich fließt es durch Becken, die mit einer 2 m hohen Schicht aus speziellem Kies als Filter ausgestattet sind. Hier wird das Eisen- und Manganoxyd ausgefiltert. Der Eisenschlamm wird in die regionalen Kläranlagen verbracht, „den brauchen sie für ihre Prozesse“, erklärt Wassermeister Dennis Zinser. „Wir haben super Rohwasser und kein Nitratproblem, Chloreinsatz war nie nötig.“ BAC-Proben werden regelmäßig im gesamten Versorgungsgebiet entnommen.

Eine Verteilerpumpe, hinten der Vorkessel

Schließlich verteilen vier Pumpen in der großen Halle das Wasser an die örtlichen Versorgungstürme – 600 m3 pro Stunde. Sind sie gefüllt, sperrt ein Schieber weitere Zufuhr. So wird etwa der 3.000 m3 fassende Hochbehälter in St. Michaelisdonn über Nacht aufgefüllt, „das reicht in der Regel bis abends, doch in einem heißen Sommer geht der Schieber gleich wieder auf, weil alles Wasser abgenommen wird“, erklärt Wassermeister Thomas Meyer. Wie viel ausgeklügelte Steuerung für all das nötig ist, kann der Laie nur erahnen – die Wassermeister müssen in Schicht rund um die Uhr präsent sein.

Geschäftsführer Henning Stahl

Zum Versorgungsgebiet des Wasserverbandes Süderdithmarschen gehören 60 Gemeinden, „jede, ob groß oder klein, hat genau eine Stimme im Verband“, betont Henning Stahl, Geschäftsführer des Wasserverbandes Süderdithmarschen. Für 28 Gemeinden wird zusätzlich die Abwasserbeseitigung geleistet. Im Wasserschutzgebiet sind etwa zwei Drittel landwirtschaftliche Nutzfläche, den Betrieben dort bietet das Ingenieurbüro Ingus Beratung an, etwa zum Pflanzenschutz, das 27 Betriebe wahrnehmen. Auch die übrigen werden durch Flyer regelmäßig aktuell informiert.

Der Klimawandel, wie kann es anders sein, ist auch bei den Wasserversorgern angekommen. Im sehr trockenen Jahr erreichte der Wasserverbrauch in Süderdithmarschen rund 7 Mio. m3 – vorher waren es im Schnitt 6 Mio. m3. Der personenbezogene Verbrauch sank auf einen Niedrigstand in den Jahren 2010 bis 2013, seitdem steigt er wieder. „Wir brauchen zusätzliche Speicher für Trinkwasser, aber auch Vorfluter für die Landwirtschaft, um die Trinkwasservorräte nicht zu belasten“, blickt Geschäftsführer Stahl nach vorne. Er denkt an die Gründung einer Brauchwassergesellschaft.

Der größte Bedarf besteht jedoch bei der Industrie. Für die Kühlung, namentlich zur Herstellung von Batterien oder Wasserstoffzellen, werden immense Mengen benötigt. Entsprechende Anfragen wurden bereits an den Wasserverband gestellt. „Die wollen so viel, wie für ganz Süderdithmarschen rausgeben“, sagt Henning Stahl und betont: „Trinkwasser bekommen sie dafür nicht!“

Die Entnahme von Grundwasser könne man nämlich nicht beliebig steigern, so der Geschäftsführer. „Der Heider Trog, in dem wir uns befinden, ist wie eine Badewanne. Der speist vier Wasserwerke. Bei zu viel Entnahme drängt das Meerwasser rein, und wenn du einmal Salz drin hast, kriegst du es nie wieder raus.“ Und einfach tiefer bohren? Tiefer als 200 m gibt es kein Wasser hier. Stahl: „Vom Kampf ums Wasser sind wir nicht weit weg, und das in unserer Gegend!“ 

Thomas Meyer erklärt am alten Schaltbild an der Wand die Funktion des Wasserwerkes.  Fotos: Tonio Keller

Weniger Förderung, mehr Freiheit

0

Der Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein und Vorsitzender der Milcherzeugervereinigung Schleswig-Holstein, Klaus-Peter Lucht, konnte im Oktober an einer Studienfahrt des Verbands der deutschen Milchwirtschaft (VDM) in den USA und anschließend am International Dairy Summit (Internationaler Molkereigipfel) in Chicago teilnehmen.

Im Zentrum der Studienreise standen Besuche auf verschiedenen Milchviehbetrieben in den Bundesstaaten Illinois, Wisconsin und Iowa. Insbesondere in Wisconsin, das auch als „Dairy Country“ bezeichnet wird, ist die Struktur der Betriebe sehr vielfältig. Früher wurde dort vor allen Dingen Weizen angebaut, wegen starken Schädlingsbefalls schwenke man um auf Milch, da es gute Bedingungen für den Maisanbau gibt. Neben Mais werden aber auch Luzerne und Soja angebaut. Fast die gesamte Milch, nämlich zirka 90 %, werden zu Käse verarbeitet.

In Wisconsin selbst gibt es rund 6.000 Milchviehbetriebe, von denen 95 % familiengeführt sind. Neben vielen kleineren Betrieben existieren auch sehr große Betriebe, die auch mehrere Standorte unterhalten. In den allermeisten Betrieben sind pro Kuh und Tag Milchleistungen von über 40 kg keine Seltenheit. In vielen wird dreimal täglich gemolken.

Betrachtet man auf der einen Seite, dass es nur wenig oder keine staatliche Unterstützung für landwirtschaftliche Betriebe gibt, so ist auf der anderen Seite auch eine sehr viel geringere Regelungsdichte in Bezug auf Bewirtschaftungsvorgaben vorhanden. Möglicherweise ist aus diesem Grund keine so gravierende Einflussnahme seitens politischer Verbände notwendig. Allerdings werden auch 15 US-$-ct pro 100 Pounds (Gewichtseinheit) in ein nationales Marketingprogramm eingezahlt (entspricht ungefähr 3 €-ct pro 100 l). In Wisconsin gehen davon 5 ct an ein Marketingprogramm speziell für Wisconsin. Es werden auch jährlich 7,8 Mio. US-$ Steuergelder an die drei Universitäten im Bereich der Milchforschung gegeben.

Kalb auf der Blue Star Dairy Farm

Allerdings wurde während des Besuchs der University of Wisconsin in Madison deutlich, dass auch in Amerika intensiv über das Thema Nachhaltigkeit diskutiert wird. Anders als in Deutschland und Europa wird aber in der dort vorherrschenden Diskussion mehr Wert darauf gelegt, dass alle drei Säulen der Nachhaltigkeit erfüllt sein müssen. Auch spielt in der breiten Diskussion immer wieder eine Rolle, dass die Landwirte die Ernährung der Bevölkerung sicherstellen. Die Landwirte werden darüber hinaus auch als Treuhänder der Landschaft bezeichnet.

Einhergehend mit der Betriebsgröße und dem häufigen Melken sind in den Betrieben viele Mitarbeiter beschäftigt. Diese kommen im Regelfall aus Mittel- und Südamerika. Nicht selten werden die Betriebe von mehreren Geschwistern als Familienbetriebe gemeinsam geleitet. Auf allen Betrieben war deutlich zu sehen, dass die Produktivität an erster Stelle steht. Auf einer Farm in Iowa wurde berichtet, dass es durchaus auch Programme für zum Beispiel einen Grünlandstreifen gibt. Diese werden allerdings für die Landwirte deutlich attraktiver als in der EU dotiert.

Bei dem Besuch des World Dairy Summit in der zweiten Woche in Chicago standen naturgemäß die vielen Fachdiskussionen und der Austausch mit Landwirten aus allen anderen Teilen der Welt im Zentrum. Auch in diesen Diskussionen wurde deutlich, dass die Geschwindigkeit der Veränderungen durch die gesetzgebenden Organe zu Schwierigkeiten auf den Betrieben führt. In dieser hohen Veränderungsdichte machen sich viele Betriebsinhaber Sorgen, ob und wie der Betrieb in die nächste Generation weitergegeben werden kann. Einen Hinderungsgrund dafür stellt auch dar, dass eine Übertragung an Familienfremde unter Umständen wirtschaftlich nicht darstellbar ist. Andere Länder beklagen ebenfalls einen Tierärztemangel. Neben dem Blick der einzelnen Landwirte zeigten aber auch die vielfältigen Vorträge und Diskussionsbeiträge aus anderen Ländern, dass das Thema Nachhaltigkeit von allseitigem Interesse ist. „1 % ernährt 100 %“, stellte ein Diskussionsteilnehmer deutlich heraus.

„Die Landwirtschaft in Europa und insbesondere in Deutschland benötigt unternehmerische Freiheit, um die entsprechenden Angebote machen zu können“, resümierte Klaus-Peter Lucht nach Abschluss der Reise. Nachhaltigkeit sei eben ein Kerngeschäft der Landwirtschaft, das nur erfüllt sein kann, wenn die ökonomischen Rahmenbedingungen stimmen. Ein anderer Reiseteilnehmer stellte heraus, dass auf den Betrieben und während des Kongresses eine beeindruckende Innovationskraft und Einstellung der Unternehmen und Unternehmer zu sehen war.

Klar ist auch, dass in vielen Bereichen die Kluft zwischen ländlichem Raum und städtischer Bevölkerung ebenso gravierend vorhanden ist wie in Europa. Deutlich wurde aber auch, dass die Branche allen Grund hat, stolz auf die produzierten Lebensmittel und das Geleistete zu sein. So berichtete im großen Forum eine Teilnehmerin aus Kenia, dass ihr der Schulbesuch nur möglich war, weil ihre Eltern eine Kuh hatten.

Kälberstall auf der Blue Star Dairy Farms, Wisconsin

Weltmarktpreise für Zucker auf Zwölfjahreshoch

0

Die Weltmarktpreise für Zucker haben sich seit Anfang ­Oktober sehr fest entwickelt und ­dabei ein neues Zwölfjahreshoch markiert. An der Leitbörsen für Weißzucker in London und New York haben die Kurse für Zucker zuletzt weiter deutlich angezogen. Für die Fortsetzung des Aufwärtstrends sorgte auch Trockenheit in wichtigen thailändischen Zuckerrohranbaugebieten.

Der Kontrakt auf Weißzucker an der Agrarterminbörse in London zur Lieferung im März 2024 hat am 2. November umgerechnet einen Kurs von 700 €/t (742,40 US- $/t) erreicht. Eine Woche zuvor hatte der Kurs mit 704 €/t (747 US-$/t) sogar den höchsten Stand für Märzfutures seit August 2011 erreicht. Auch der Rohzucker-Future an der New Yorker Börse verteuerte sich deutlich. Der Kontrakt mit Fälligkeit im März 2024 wurde für 573 €/t (27,54 cts/ lb) gehandelt. Zum Ende des vergangenen Monats hatte sich der Kurs sogar in der Spitze bei 528 €/t (28 cts/lb) bewegt; das war der höchste Wert seit Oktober 2011.

Als Auslöser für den Kursanstieg der Zuckerfutures führen Analysten die Erwartung von Marktakteuren an, dass Thailand seine Zuckerexporte bald einschränken könnte. In der vorigen Woche hatte der stellvertretende Handelsminister des Landes betont, dass Zucker zu den inflationsrelevanten Waren gehöre und eine wichtige Rolle für die Ernährungssicherung Thailands spiele. Deshalb müsse ein Regulierungsgremium Vorgaben für die Ausfuhren des Süßstoffs machen. Zucker hatte sich in Thailand in den vergangenen Monaten deutlich verteuert.

Kleinere Zuckerrohrernte wegen Regenmangel

Unterdessen taxiert die Thai Sugar Millers Corporation die Zuckererzeugung im eigenen Land für 2023/24 aktuell auf voraussichtlich nur 7 Mio. t. Das wäre ein 17-Jahrestief, und das Vorjahresvolumen würde um 36 % verfehlt. Der Verband befürchtet dürrebedingte Ertragseinbußen bei der anstehenden Zuckerrohrernte, wofür auch das Wetterphänomen El Niño verantwortlich sei. Der agrardiplomatische Dienst (FAS) des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) hatte die thailändische Zuckererzeugung zuletzt noch bei immerhin 9,4 Mio. t gesehen. Nach USDA-Zahlen war das südostasiatische Land in der vergangenen Vermarktungssaison der zweitgrößte Zuckerexporteur der Welt.

Derweil korrigierte die Internationale Zuckerorganisation (ISO) ihre Prognose für das weltweite Produktionsdefizit 2023/24 kräftig nach oben, und zwar um 2,24 Mio. t auf jetzt 4,36 Mio. t Zucker tel quel. Für die vergangene Vermarktungssaison hatte sich noch ein Überschuss von schätzungsweise rund 490.000 t Zucker tel quel ergeben. Die ISO wies außerdem darauf hin, dass die Welt mehr als bisher auf Zucker aus Brasilien angewiesen sei, um die knappe Versorgung abzufedern. Brasilien führt die Weltrangliste der Zuckererzeuger und -lieferanten an. Allerdings warteten vor den überlasteten brasilianischen Häfen Anfang November rund 70 Schiffe auf ihre Beladung, sodass sich der Export von mehr als 3 Mio. t Zucker verzögerte. Das USDA hatte die brasilianischen Zuckerausfuhren für 2023/24 zuletzt auf voraussichtlich insgesamt 32,5 Mio. t veranschlagt; damit würde die Vorjahresmenge um 4,3 Mio. t übertroffen. Die brasilianische Zuckererzeugung sehen die US-Beamten für die laufende Saison, die im März 2024 endet, bei 41 Mio. t, nach lediglich 38,05 Mio. t im Vorjahreszeitraum.

EU-Selbstversorgungsgrad steigt

Die EU-Kommission taxiert die Zuckerproduktion in der EU-27 für 2023/24 auf 15,6 Mio. t Weißzuckeräquivalent; das wären 7 % mehr als die für die vergangene Saison geschätzte Menge. Gleichzeitig dürften die betreffenden EU-Zuckerexporte ohne Zucker in Verarbeitungsprodukten um fast 30 % auf 700.000 t ausgeweitet werden. Auf der anderen Seite wird von einer Einschränkung der EU-Zuckerimporte um etwa ein Viertel auf 1,9 Mio. t unverarbeitete Ware ausgegangen. Den Zuckerverbrauch in der laufenden Vermarktungssaison sieht die Kommission auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums von 16,7 Mio. t. Damit würde sich der Selbstversorgungsgrad der Gemeinschaft als Folge der voraussichtlich größeren Erzeugung um 5 %-Punkte auf 93 % erhöhen. Unter dem Strich prognostizieren die Experten die Zuckerbestände in der EU für Ende September 2024 auf 1,4 Mio. t, was in etwa der zum Vorjahreszeitpunkt verzeichneten Menge entsprechen würde.

Die internationale Handelsklausel „tel quel“ bezeichnet die Warenlieferung im Mindeststandard. age

Zuckerproduktion

Die Weltzuckerproduktion lag im Wirtschaftsjahr 2022/23 bei 177,2 Mio. t.

Die zehn größten Zuckerproduzenten (in Mio. t) sind:

Brasilien 38,0

Indien 32,0

EU 14,8

Thailand 11,0

China 9,0

USA 8,4

Pakistan 6,8

Russland 7,1

Mexiko 5,7

Australien 4,2

Quelle: USDA

Schweine aktuell: Vitalität und Robustheit im Fokus

0

Seit einigen Jahren liegt der Zuchtschwerpunkt im Schweinebereich auf Gesundheit und Robustheit. Die Erzeugerringe in Nordrhein-Westfalen (NRW) haben vor diesem Hintergrund Daten des Jahres 2022 ausgewertet, um den Züchtern und den Landwirten die Verbesserung der Gesundheits- und Robustheitsmerkmale zu erleichtern. Die Ergebnisse sind auch für Schleswig-Holstein interessant.

Bei den Sauen werden die Nutzungsdauer (Anzahl der Würfe, Abgänge und Abgangsursachen) sowie die Fruchtbarkeit (Anzahl der tot und lebend geborenen Ferkel) beurteilt. Im Schweinemastbereich stehen die Robustheit in Form von vorzeitigen Abgängen inklusive der Ursachen dafür sowie die Schlachtbefunde im Vordergrund.

Für die Auswertung flossen 290 (Vorjahr 329) Ferkelerzeuger und 513 (Vorjahr 556) Mastbetriebe ein. Für das Jahr 2022 wurden insgesamt fast 174.533 Würfe (–31.947) und rund 2.208.522 verkaufte Mastschweine (–221.107) ausgewertet. Diese große Zahl erlaubt auch eine Differenzierung der Ergebnisse nach Schweineherkünften. Die erfassten Genetiken stellen einen repräsentativen Querschnitt der Sauen- und Mastschweinehaltung in NRW dar. Die Zahl der Herkünfte schrumpft, weil die „Großen“ Marktanteile gewinnen beziehungsweise die „Kleinen“ nicht auszuwerten sind. Über 40 % der ausgewerteten Würfe (43,4 %) und Mastschweine (42,84 %) stammen von DanHybrid-Sauen. Sie beherrschen damit den Mittelwert. Der Anteil sinkt aber.

Sauen: Ferkel je Wurf

In Tabelle 1 finden sich die Fruchtbarkeitsleistungen nach genetischer Herkunft. Die Anzahl lebend geborener Ferkel je Wurf hat sich mit 15,6 erneut erhöht (+0,1). Eine geringere Jungsauenremontierung in diesem Krisenjahr beschönigt aber auch 2022 diesen höheren Wert. Gegenüber dem Vorjahr hat in diesem Merkmal vor allem Topigs erneut um 0,3 Ferkel je Wurf zugelegt. PIC verbesserte sich um 0,1 Ferkel je Wurf; Danzucht um 0,2 Ferkel je Wurf. Die Rangierung zwischen den Herkünften hat sich nicht geändert. Nach wie vor führt mit deutlichem Abstand in diesem Merkmal die DanHybrid-Sau mit 16,8 lebend geborenen Ferkeln pro Wurf. Der Anstieg der Wurfgrößen hat sich in den vergangenen Jahren verlangsamt.

Die Anzahl tot geborener Ferkel je Wurf ist mit 1,5 gegenüber dem Vorjahr gleich geblieben. Bei den Saugferkelverlusten fiel der Mittelwert um 0,5 Prozentpunkte auf 13,7 % – eine erfreuliche Entwicklung. Bei PIC und Topigs sind die Saugferkelverluste deutlich unterdurchschnittlich. Die dänische Genetik konnte sich mit 14,3 % gegenüber dem Vorjahr (15,1 %) deutlich verbessern.

Fairnesshalber muss gesagt werden: Bei steigenden Wurfgrößen sind niedrigere Verluste schon ein erfreulicher Trend. Gleichzeitig ist gerade beim Merkmal Saugferkelverluste die Streuung zwischen den Betrieben sehr groß und die Aussagekraft des Merkmals für die Genetik begrenzt. Es gibt weiteres Verbesserungspotenzial. Daher gilt es, alle Managementmaßnahmen zu ergreifen, um die Verluste zu senken.

Die untersuchten Tiere hatten unter anderem deutlich weniger Lungenbefunde. Foto: Isa-Maria Kuhn

Ursachen für Sauenabgänge

In Tabelle 2 sind die Abgangsursachen bei den Sauen aufgeführt. Die durchschnittliche Wurfnummer beim Abgang liegt wie im Vorjahr bei 6,0. Einen Spitzenwert erreicht wie im Vorjahr PIC mit 6,7 (Vorjahr 7,1). Bei der Abgangsursache Alter fällt die Herkunft Topigs mit 41,3 % wieder positiv auf.

Im Vergleich zum Vorjahr hat es 2022 weniger Abgänge aufgrund von Fruchtbarkeitsproblemen gegeben (19,3 zu 19,8 %). Beim Merkmal Wurfqualität lag German Hybrid mit 4,4 % vorn. Bei den sehr fruchtbaren dänischen Sauen lag dieses Merkmal nah dem Durchschnitt (7,9 %). Bei so großen Würfen ist das sicherlich in Ordnung. Umso wichtiger ist es da aber, eine gute Gesäugequalität mit einer ausreichenden Anzahl funktionsfähiger Zitzen einzufordern. Im Merkmal Konditionsschwäche (7,1 %) lagen PIC und German Hybrid vorn (Wundliegen, Gesäugeprobleme, Abszesse, abgesäugt, Schwergeburten).

Im Bereich Fundamentprobleme erreicht die Genetik PIC wie in den Vorjahren einen sehr niedrigen und damit sehr guten Wert (2,7 versus 5,5 % im Durchschnitt). Die Abgangsursache Verhaltensstörung ist über alle Herkünfte hinweg mit 0,1 bis 0,2 % relativ gleich.

Mastverluste sind niedriger

Bei den Mastschweinen wurden gut 2,2 Millionen verkaufte Tiere ausgewertet. Fast alle Mastschweine stammen von Piétrain-Ebern unterschiedlicher Herkunft ab, Tendenz fallend. Nach wie vor wird die Auswertung von den Herkünften Topigs und vor allem von der dänischen Genetik dominiert.

Die Tierverluste während der Mast sind mit 2,1 % gegenüber dem Vorjahr mit 2,3 % leicht gefallen. Wie Tabelle 3 zeigt, entsprechen die Herkünfte dem Mittelwert, PIC lag mit 1,8 % deutlich besser. Als häufigste Verlustursache werden Kümmerer genannt. Kannibalismus war weniger verbreitet.

Dabei ist zu beachten: Schweine mit sehr hohem Leistungsvermögen müssen entsprechend versorgt werden, sonst werden sie unruhig. Bei den Fundamentproblemen zeigten sich wenig Abweichungen. Die Merkmale Unfall und Sonstiges sind unter dem genetischen Aspekt nicht zu interpretieren.

Deutlich weniger Lungenbefunde

Der Anteil der Tiere mit Schlachtbefunden hat sich verbessert. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl um 2,3 Prozentpunkte auf 25,7 % gefallen. Das ist weitgehend auf die Merkmale Lungenbefunde und Herzbeutel zurückzuführen. Bei 8,45 % der Schweine waren Lungenbefunde festzustellen. Im Vorjahr lag dieser Wert bei 9,11 %. Bei Brustfell und Leber zeigten sich wenig Änderungen.

Zu beachten ist jedoch, dass speziell in diesen Merkmalen die betrieblichen Einflüsse wie die Säugezeit, die Aufzuchtsituation im Flatdeck, der betriebsindividuelle Infektionsdruck, vorgenommene Sanierungsmaßnahmen, Desinfektion und Management eine große Rolle spielen. Insofern lässt erst ein Vergleich über die Jahre eine Aussage hinsichtlich des genetischen Einflusses zu.

Fazit

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die biologischen Leistungen in Ferkelerzeugung und Mast in NRW hoch sind und weiter leicht steigen. Die Betriebe haben ihre Impfkonzepte und ihr Management erneut verbessert. Das Leistungsniveau in der nordrhein-westfälischen Schweineproduktion ist beachtlich – auch und gerade im Hinblick auf kritische Merkmale, die im Fokus der Öffentlichkeit stehen.