Mit reduzierten Ausbringmengen kann man seinen Geldbeutel und die Umwelt schonen. Neue Feldspritzen können das besser als alte, aber auch Gebrauchte lassen sich aufrüsten.
Wie sieht die Pflanzenschutzspritze der Zukunft aus? Hier ist zu unterscheiden zwischen guten gebrauchten Spritzen, die man durch Nachrüsten auf den aktuellen Stand bringen kann, und denjenigen, die in naher Zukunft neu angeschafft werden müssen. Besonders angesichts der aktuellen Lieferzeiten neuer Geräte können eine gute Gebrauchte oder eine Nachrüstung auch unter dem finanziellen Aspekt durchaus interessant sein. Für gebrauchte Pflanzenschutzspritzen gibt es ein breites Nachrüstsegment. Damit können Landwirte die Spritzen auf den aktuellen Stand bringen.
Kleckerfrei dosieren
Zum Befüllen bieten sich sogenannte geschlossene Systeme an. Doch häufig werden sie infrage gestellt, da man ja eine Einspülschleuse an der Spritze hat. Dabei ermöglichen es die sogenannten Closed-Transfer-Systeme (CTS) dem Praktiker, die Pflanzenschutzmittel kleckerfrei in die Spritze zu bekommen. Das hat mehrere Vorteile: angefangen bei der wegfallenden Geruchsbelästigung über den Schutz der Umwelt bis hin zum Anwenderschutz, der gegenüber einer Einspülschleuse sehr viel höher ist.
Agrotop bietet schon seit 2013 solche Systeme (EasyFlow) an und hat sie stetig weiterentwickelt. So kann man über das neue Easymatic-System sogar spezielle 45-l-Behälter bis hin zu Großgebinden (IBC-Container) bis zu 1.000 l kleckerfrei dosieren. Ein zweites System ist easyconnect (easyconnect.tech/de). Es wird von einem Konsortium der chemischen Industrie zur Serienreife gebracht. Bisher ist nur das Fungizid Carax ab Werk mit dem speziellen Deckel für das System easyconnect ausgestattet. Weitere Produkte sollen 2024 folgen.
Gerade hierbei wird klar, dass sich die chemische Industrie des Themas Nachhaltigkeit von selbst annimmt. Mobile Wetterstationen auf der Spritze geben dem Praktiker die Sicherheit, immer die aktuelle Wettersituation auf dem Schlag im Auge zu behalten und auf Verschlechterungen durch zum Beispiel eine andere Düsenwahl zu reagieren beziehungsweise – wenn die Bedingungen derart schlecht werden – auch die Spritzung einzustellen. Diese Entscheidung muss immer lokal vor Ort getroffen werden und kann nicht durch eine zentrale Wetterstation erledigt werden.
Innenreinigung
Ist man mit der Spritzung am Ende, muss die Spritze gereinigt werden. Ist noch kein automatisiertes System vorhanden, bietet sich die kontinuierliche Innenreinigung im Nachrüstsegment an. Hierfür müssen lediglich eine angepasste zweite Reinigungspumpe und entsprechende Innenreinigungsdüsen eingebaut werden. Danach kann die Spritze bequem von der Kabine aus in weniger als 10 min auf dem Feld direkt nach der Anwendung sauber gemacht werden.
Man erkennt sehr schnell, dass die meisten Nachrüstlösungen einen umweltrelevanten Hintergrund haben und die Spritze noch genauer arbeiten lassen. Gleichzeitig profitiert der Landwirt in der Praxis davon. Er ist viel besser beim Befüllvorgang geschützt, appliziert sein Pflanzenschutzmittel dort, wo es auch hingehört, kommt mit einer topgereinigten Spritze nach Hause und braucht deshalb keine verstopften Filter zu fürchten.
Ausbringgenauigkeit
Doch wie sieht es aus, wenn ein Landwirt vor der Kaufentscheidung für eine neue Spritze steht? Fast keine Sparte wird aktuell in der Landtechnik kontroverser diskutiert als der chemische Pflanzenschutz. Gerade die Landtechnikbranche bietet viele neue beziehungsweise verbesserte Ideen, um den ohnehin sehr hohen Standard in der Ausbringgenauigkeit und somit auch des Umweltschutzes noch höher zu setzen.
Auch die Kombination von mechanischer Unkrautbekämpfung und Bandspritztechnik bietet ein enormes Einsparpotenzial bei Pflanzenschutzmitteln und unter anderem Vorteile beim Resistenzmanagement. Verbesserte Prognosemodelle, eng gekoppelt an die Ausbringtechnik mit verbesserten Sensoren, Applikationskarten, Programmen und Düsentechniken stellen die Landwirtschaft noch besser und nachhaltiger für die Zukunft auf.
Die Schlagkraft steigern
Durch sich stetig ändernde Betriebsgrößen behält die Schlagkrafterhöhung einen hohen Stellenwert bei der Neuanschaffung von Spritzen. Diesem Trend folgend und der Tatsache geschuldet, dass Pflanzenschutz termingerecht erfolgen muss, sind große Fassvolumina im gezogenen Bereich weiterhin sehr wichtig. In der Praxis sind Behältergrößen von deutlich mehr als 10.000 l keine Seltenheit mehr und gelten für viele als bedeutender Schritt hin zur Schlagkrafterhöhung, ohne gleich auf einen Selbstfahrer zu setzen. Jedoch darf der Landwirt dabei nicht die Befülllogistik aus den Augen verlieren. Dies fängt unter Umständen schon bei geschlossenen Befüllsystemen von Pflanzenschutzmitteln an und geht über Anmischstationen auf dem Betrieb bis hin zur Wasserlogistik im Feld weiter.
Aufgrund der Wetterkapriolen und der Tragfähigkeit der Böden wird zunehmend nach leichten Spritzen geschaut, um rechtzeitig auf den Acker zu können. Doch bei all der immer schneller und größer werdenden Technik darf der Anwender auch die Anforderungen an den Traktor bezüglich Achslasten (vor allem bei Fronttanksystemen), zulässigen Gesamtgewichten und so weiter nicht außer Acht lassen. Man merkt schnell, dass neben dem technischen Aspekt die Bedingungen auf dem Feld und in der entsprechenden Anbauregion oftmals die bestimmenden Faktoren dafür sind, was geht und was nicht.
Einen weiteren wesentlichen Beitrag leistet die Gestängestabilität, denn diese ist die Grundvoraussetzung für eine gleichmäßige Verteilung der Pflanzenschutzmittel, und auch beim Einsatz als Bandspritze muss das Gestänge optimal liegen. Denn eine noch exaktere Ausbringung der Mittel ist die Basis für einen effektiven Pflanzenschutz ohne Resistenzprobleme bei gleichzeitig maximaler Schonung der Umwelt.
Fazit
Es muss nicht immer eine neue Feldspritze sein, um auf dem Stand der Technik zu sein. Mit Nachrüstlösungen kann auch gebrauchte Technik aktualisiert werden. Geschlossene Befüllsysteme schützen den Anwender und die Umwelt, und eine kontinuierliche Innenreinigung erleichtert die Arbeit.
Hier geht es zu Teil 2. Darin geht es um Prognosemodelle und die geeignete Düsenwahl.