Körnerleguminosen sind in der modernen Milchviehfütterung eine zukunftsfähige Eiweißquelle. Sie bieten klare ökologische, ökonomische und agronomische Vorteile, insbesondere für den ökologischen Landbau, aber zunehmend auch für konventionelle Betriebe. Ihre erfolgreiche Integration in die Fütterung setzt jedoch eine fundierte Planung, angepasste Technik und betriebsindividuelle Beratung voraus.
Wer auf Soja verzichten, Futterkosten senken und die eigene Nachhaltigkeit verbessern will, findet in der Lupine eine wertvolle Verbündete für die Ration der Zukunft. Die zunehmende Bedeutung von Regionalität, Klimaschutz und Tiergesundheit fördert dabei die Akzeptanz dieser Kulturpflanzen. Entscheidend für ihren wirtschaftlichen Erfolg sind eine strategische Einbindung in Fruchtfolge und Fütterungssystem sowie die Berücksichtigung ihrer spezifischen Eigenschaften in der Rationsberechnung.
Das Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp der Landwirtschaftskammer hat im Jahr 2023 rund 15 t weiße Süßlupine von einer 3 ha großen Anbaufläche geerntet und nun in einem Fütterungsversuch eingesetzt. Ziel des Fütterungsversuches war der Ersatz eines Anteils zugekauften Rapsextraktionsschrots durch geschrotete Süßlupine.
Die Versuchsgruppen
Aus der Futterkamper Milchviehherde wurden zwei Versuchsgruppen zusammengestellt, die im Hinblick auf die mittlere Laktationsnummer, den mittleren Laktationstag und die Leistungsgrößen mittlere Milchmenge, Fett- und Eiweißanteil balanciert waren. Insgesamt wurden je Gruppe 35 Kühe und Färsen ausgewählt und eine Woche vor Versuchsbeginn in das Versuchsabteil eingestallt. Die Futtervorlage der Versuchs- und Kontrollration erfolgte über Wiegetröge, die über die Einzeltiererkennung den Tieren der Versuchs- beziehungsweise Kontrollgruppe (VG beziehungsweise KG) zugänglich gemacht wurden. Die Einteilungskriterien für die Gruppen sind in Tabelle 1 ersichtlich. Innerhalb der Gruppen waren rund 43 % (VG) beziehungsweise 45 % (KG) Erstlaktierende und 14 % (VG) beziehungsweise 23 % (KG) in der zweiten Laktation. Alle weiteren Tiere waren in der dritten, vierten beziehungsweise fünften Laktation und wurden innerhalb der Auswertung zusammengefasst. Während der Versuchslaufzeit wurden verschiedene Merkmale zur Bewertung der Leistung und Gesundheit erfasst. Diese teilen sich in tägliche und weitere Merkmale auf.
Tägliche Merkmale
Aus den routinemäßig erfassten Betriebsdaten wurden insbesondere die tägliche Milchleistung (in kg pro Tag), die tägliche Futteraufnahme (in kg Frischmasse) und das Wiederkäuen (in min pro Tag) für die Bewertung des Fütterungsversuches herangezogen und tierindividuell in die Auswertung einbezogen. Auf Basis der ermittelten Trockenmasse der Rationen wurden zudem die aufgenommenen Mengen an Rohprotein (in g pro Kuh und Tag), Faserkomponenten und weiterer Rationsbestandteile berechnet.
Weitere Merkmale
Die Rationen beziehungsweise Rationsbestandteile wurden im laufenden Versuch wöchentlich beprobt und als Mischprobe zur Analyse eingeschickt. Gemischt wurde unter Berücksichtigung von Versuchsabschnitten und Rationswechseln. Die Milchqualität wurde im Rahmen von Milchleistungsprüfungen 14-täglich bestimmt.
Rationen nach Gruppen
Beide Gruppen erhielten die gleiche maisbasierte Grundfutterration (Tabelle 2), ergänzt mit gleichen Mengen Energie- und Mineralfuttermischung. Im Bereich der Proteinergänzung wurden bis zu 2 kg Rapsextraktionsschrot durch geschrotete Süßlupine ersetzt.
Der Versuch lässt sich in drei Abschnitte teilen. Zu Versuchsbeginn enthielt die Ration der Versuchsgruppe 2 kg Lupine, es zeigten sich jedoch innerhalb der ersten sieben Versuchswochen neben technischen auch Akzeptanzprobleme, sodass zunächst über eine Dauer von 14 Tagen die Kontrollration ohne Lupine an alle Tiere verfüttert wurde. Nach dieser Pause wurde der Lupinenanteil um ein 1 kg reduziert. In den nachfolgenden fünf Wochen zeigten dann nur noch einzelne Tiere Akzeptanzprobleme. Im Rahmen der Auswertung wurden somit aus oben genannten Gründen einzelne Tiere aus dem Datenpool entfernt. Nach Prüfung und Plausibilitätskontrolle verblieben 28 Tiere in Kontroll- und Versuchsgruppen und wurden in die Auswertung einbezogen. Im Rahmen der weiteren Plausibilitätsprüfung wurden alle Extremwerte entfernt, die um mehr als vier Standardabweichungen vom jeweiligen Mittel der betrachteten Merkmale abwichen, sodass schließlich 5.209 Kuhtage für die deskriptive Auswertung genutzt werden konnten.
Die Ergebnisse
Die Trockenmasseaufnahme der beiden Gruppen zeigte grundlegende Schwankungen, blieb aber über die gesamte Versuchslaufzeit auf einem ähnlichen Niveau (Grafik 1). Im Mittel der 93 Versuchstage nahmen die Tiere der Versuchsgruppe täglich 23,3 (± 4,0) kg TM auf. Dagegen war die Trockenmasseaufnahme der Kontrollgruppe mit 24,0 (± 3,3) kg TM tendenziell um 700 g je Tier und Tag höher. Die mittlere Aufnahme der Protein- und Faserkomponenten unterschied sich zwischen den Gruppen nur geringfügig. Während die Kontrollgruppe rund 4,0 kg Rohprotein pro Tag aufnahm, zeigte die Versuchsgruppe im Mittel der gesamten Versuchslaufzeit eine Rohproteinaufnahme von 3,9 kg je Tier und Tag. Diese geringfügigen Unterschiede ziehen sich durch alle Rationskomponenten und sind exemplarisch für Protein- und Faserkomponenten in Grafik 2 dargestellt. In der Betrachtung der Versuchsabschnitte zeigten sich deutlichere Unterschiede zwischen Kontroll- und Versuchsgruppe. Die Trockenmasseaufnahme unterschied sich im ersten Versuchsabschnitt um rund 1 kg, lag im zweiten Versuchsabschnitt mit 23,9 kg (Kontrollgruppe) beziehungsweise 24,0 kg gleichauf und unterschied sich in der dritten Phase um rund 0,683 kg (Grafik 3). Die Milchleistung lag über den gesamten Versuchszeitraum betrachtet mit 37,3 (± 6,4) kg in der Kontrollgruppe und 37,2 (± 6,0) kg in der Versuchsgruppe auf nahezu identischem Niveau. Dies zeigte sich auch für die Gehalte an Milchfett und Milcheiweiß (Grafik 4). Die Betrachtung der einzelnen Versuchsabschnitte verdeutlicht die Ähnlichkeit der beiden Gruppen in den einzelnen Fütterungsphasen. Während die Futteraufnahme und Milchleistung über die gesamte Versuchsdauer weitgehend auf demselben Niveau lagen, unterschied sich das Wiederkäuen im Mittel um 10 min. Die Kontrolltiere kauten im Mittel 601 min pro Tag wieder, die Versuchstiere lagen mit 590 min darunter. Insgesamt zeigte die Versuchsgruppe aber auch eine größere Streuung in diesem Verhalten.
Fazit
Einen Anteil Rapsextraktionsschrot durch Süßlupine zu ersetzen war das Ziel des vorliegenden Versuchs. In der Versuchsdurchführung zeigten sich grundsätzlich keine maßgeblichen Unterschiede zwischen Kontroll- und Versuchsgruppe im Hinblick auf die Futteraufnahme, die Milchleistung, das Milchfett und -eiweiß sowie das Wiederkäuen. Die Gesamtbetrachtung des Versuches verdeutlicht die Eignung der Lupine als Quelle für Futtereiweiß. Gleichzeitig bringt sie, so wie andere Körnerleguminosen, auch andere Vorteile mit sich (siehe Rinder aktuell, Ausgabe 25 oder hier: https://www.bauernblatt.com/koernerleguminosen-in-der-milchviehfuetterung/).




