Deutschland gilt als das Land des Brotes, 2014 wurde die deutsche Brotkultur von der Unesco sogar als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Die Kunst des Brotbackens hat in Deutschland eine über Jahrhunderte bestehende Tradition und wurde in den vergangenen Jahrzehnten stetig weiterentwickelt. Traditionelle Verfahren, bei denen die Bäcker den Brotteig über mehrere Stadien hinweg zubereiten und längere Zeit ruhen lassen, werden allerdings immer seltener. Im deutschen Brotregister sind weit über 3.000 Brotsorten verzeichnet. Mischbrot liegt aktuell an der Spitze der beliebtesten Brotsorten. Dicht dahinter folgen Mehrkornbrot, Vollkornbrot und Schwarzbrot. Besonders stark im Trend liegt seit nunmehr sechs Jahren das Dinkelbrot. Alljährlich ermittelt das Marktforschungsunternehmen YouGov Daten für den Brotmarkt. In der letzten Erhebung wurde bestätigt, dass deutsche Bürger seltener zum Brot greifen als früher. 2024 kauften die etwa 41 Millionen privaten Haushalte in Deutschland je zirka 40,0 kg jährlich, insgesamt rund 1,55 Mio. t Brot. Dies entspricht einer Abnahme von etwa 10 % innerhalb der vorigen fünf Jahre. Auch wenn der Wandel der Gesellschaft weiter voranschreitet, es also immer mehr Ein- oder Zweipersonenhaushalte gibt und die drei Hauptmahlzeiten am heimischen Tisch längst durch viele kleine Snacks zwischendurch ersetzt worden sind, erfreut sich das Brot nach wie vor einer großen Beliebtheit bei den Konsumenten. Die Käuferreichweite für Brot lag bei 97,5 %, das heißt von 1.000 Haushalten in Deutschland kauften 975 im Jahr 2024 mindestens einmal Brot, allerdings immer weniger. Zudem verändern sich die Gewohnheiten der Bürger. Kunden greifen zu alternativen Produkten, frühstücken teils nicht mehr zu Hause und nehmen über den Tag eher kleinere Snacks zu sich. Yougov erfasst diese fertigen Waren wie belegte Brote, die Menschen außer Haus kaufen und verzehren, übrigens nicht. Klassische Mahlzeiten wie Frühstück, Pausen- oder Abendbrot finden immer seltener statt. Die Zahlen der Studie zeigen auch, dass Bürger ab 45 Jahren öfter Brot konsumieren als Menschen zwischen 18 und 34 Jahren.
Kunden zahlen im Supermarkt weniger als beim Bäcker
Gründe für die sinkende Einkaufsmenge, wobei der Rückgang die klassischen Bäckereien besonders stark trifft, sind aber auch Preisanstiege. Laut dem Statistischen Bundesamt kostet Brot 34 bis 37 % mehr als noch vor fünf Jahren. Der Preis für Mehl stieg sogar um 47 %, während die allgemeinen Verbraucherpreise in dem Zeitraum um 17,3 % zulegten.
Kostentreibend bei den Bäckern wirken auch die politikgetriebenen Energiekosten und die Bürokratie: Energiereports für jede Maschine durch teure Berater sowie „Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen durch Statistikpflichten“.
In Bäckereien zahlten Kunden zuletzt durchschnittlich 5,03 €/kg Brot. Bereits verpacktes Brot im Supermarkt kostete 3,19 € und Ware aus der Backstation 2,77 €, so die „Lebensmittel Praxis“. Die Preisschere zwischen Bäckereien und Handel ging immer weiter auf, weswegen die Supermärkte und Discounter von dem Wandel aktuell mengenmäßig profitieren. Für die Bürger, die ihr Brot trotzdem beim Bäcker um die Ecke kaufen, sind die Qualität und der Service wichtig.
Über 90 % der Käufer versorgen sich aus den Selbstbedienungsangeboten des Handels. Deutsche kaufen mehr als ein Drittel ihres Brotes, 34,9 %, an Frische-Backstationen in den Supermärkten.
Brot bleibt wichtiger Teil der Ernährung
Trotz des Rückgangs bleibt Brot für viele Deutsche ein wichtiger Teil der Ernährung. Die Yougov-Umfrage ergab, dass 14 % der Befragten mehrmals täglich und 30 % einmal pro Tag Brot oder Brötchen essen. Weitere 48 % greifen ein- oder mehrmals pro Woche zu diesen Backwaren.