Ehrenamt? Ja gerne! In Schleswig-Holstein gibt es junge Landwirtinnen und Landwirte, die sich für den Berufsstand einsetzen und die Zukunft der Landwirtschaft gestalten wollen. Das Bauernblatt stellt sie in dieser und den kommenden Ausgaben vor.
Johannes Scherrer bewirtschaftet einen Ackerbaubetrieb mit Schweinemast in Bad Oldesloe-Rethwischfeld, Kreis Stormarn. Vor knapp zehn Jahren hat er mit einigen Berufskollegen den Arbeitskreis Junge Landwirte im Kreis Stormarn wieder aufleben lassen. Seit fünf Jahren ist der 35-Jährige im Vorstand des Kreisbauernverbandes aktiv und bekleidet dort das Amt des stellvertretenden Kreisvorsitzenden.
„In diesem Amt ist man erster Ansprechpartner, wenn es darum geht, den Kreisvorsitzenden zu vertreten“, erklärt Scherrer. Die Spanne der Veranstaltungen sei breit. „Natürlich haben wir unsere eigenen Veranstaltungen wie Kreisbauerntage oder Tage des offenen Hofes, wo der Kreisvorsitzende in der Regel auch anwesend ist. Als Vertreter bin ich eher bei Gesprächen mit anderen Interessenvertretungen wie der Kreishandwerkerschaft gefragt.“ Andere Beispiele seien Parteiveranstaltungen, der Austausch mit Finanzinstituten oder mal ein Treffen mit dem Landrat. Laut Scherrer bringt das Ehrenamt schon einen gewissen Zeitaufwand mit sich. Es werde aber immer versucht, die Veranstaltungen oder die Treffen so zu legen, dass sie nicht in Arbeitsspitzen stattfänden.
Motivation für das Ehrenamt nimmt der Ackerbauer aus positiven Begegnungen. Er beschreibt: „Im Juni fand die Veranstaltung Dorf und Kirche bei uns auf dem Hof statt. Wir sind dabei in die Ställe gegangen und haben viele Probleme besprochen. Die Teilnehmer und auch die zwei Pastorinnen, die gegenüber der Landwirtschaft eher skeptisch eingestellt waren, zeigten sich am Ende des Hofbesuches positiv überrascht.“ Die Besucher hätten gesehen, dass es seinen Tieren gut gehe und er sich um sie kümmere. Sein Fazit: „Das war für uns ein großer Erfolg.“
Der Kreisverband versuche, auf Kritiker zuzugehen, und lud vor einiger Zeit Vertreter von BUND und Stiftung Naturschutz zu einer Podiumsdiskussion ein. Mit den Teilnehmern befinde man sich nun in regem Austausch, was dabei helfe, Vorurteile auf beiden Seiten abzubauen. „Der Austausch mit den Akteuren hier vor Ort, das ist absolut mein Antrieb. Wir wollen die Landwirtschaft darstellen, wie sie wirklich ist, und das sehe ich als unsere Aufgabe, sodass die Landwirtschaft auch den Stellenwert bekommt, den sie verdient“, betont Scherrer.
Er möchte weiter im Kreisvorstand tätig sein und stellt sich daher zur Wiederwahl. Auch den Posten des stellvertretenden Kreisvorsitzenden kann er sich weiterhin gut vorstellen. Perspektivisch sei auch der Kreisvorsitz ein Thema. „In nächster Zukunft haben aber Familie und Betriebsentwicklung Priorität“, so der Jungbauer.
„Ich bin gerne konservativ“
Malte Piening, Hemdingen, Kreis Pinneberg
Ehrenamt? Ja gerne! In Schleswig-Holstein gibt es junge Landwirtinnen und Landwirte, die sich für den Berufsstand einsetzen und die Zukunft der Landwirtschaft gestalten wollen. Das Bauernblatt stellt sie in dieser und den kommenden Ausgaben vor.
„Ich hatte schon immer Lust auf Landwirtschaft“, sagt Malte Piening. „Das ist Familientradition. Ich sehe nicht ein, etwas aufzugeben, was 200 Jahre Bestand hatte, nur weil die Politik uns Steine in den Weg legt.“ Der 28-jährige Jungbauer hat am 1. Juli dieses Jahres den Betrieb in Hemdingen im nördlichen Kreis Pinneberg übernommen. Der Hauptbetriebszweig ist Schweinehaltung, dazu gehören 135 ha Acker – Raps, Weizen, Roggen, Gerste, Silomais – und Dienstleistungen für andere Landwirte. Seit 1816 ist der Betrieb an diesem Standort in Familienbesitz. Malte Piening hat keine Scheu, sich in diesem Sinn als konservativ zu bezeichnen, denn konservativ heiße „erhaltend“.
Der Jungbauer hat nicht nur Lust auf Landwirtschaft, sondern auch auf ehrenamtliches Engagement. Diesen Herbst stellt er sich zur Wahl für den Vorstand im Kreisbauernverband Pinneberg. Doch schon länger ist er im Ausschuss für Schweinehaltung im Bauernverband auf Kreisebene tätig – da trifft man sich immer wieder auch auf Landesebene. „Wir Schweinehalter haben es derzeit nicht einfach, und die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ist schwierig“, sagt er, „aber ich möchte nicht nur meckern, sondern auch was machen, was bewegen.“ Dazu sieht er im Bauernverband das richtige Medium. „Durch den Verband kommt man viel dichter an entscheidende Personen heran, hat viel mehr Möglichkeiten, Druck auszuüben.“ Druck ausüben? „Ja, die Rahmenbedingungen stimmen nicht. Die Politik bewegt sich immer weiter weg von der Realität“. ist seine Überzeugung.
Der Zukunft sieht der Jungbauer trotz allem positiv entgegen. „Ich bin überzeugt, dass es auch mit den Schweinen wieder aufwärtsgehen wird, weil wir in Deutschland eine funktionierende Lebensmittelerzeugung brauchen“, sagt er. „Ohne uns junge Leute geht es nicht. Es sind ja wir, die künftig davon leben wollen. Und der Verband ist nur so stark wie seine Leute.“
Für seine Arbeit und seine Einstellung bekomme er viel positive Rückkopplung, auch von Älteren. „Da kann das ja nicht ganz verkehrt sein!“