Der erste Blick von Annemarie Rohde am Morgen aus ihrem Küchenfenster gilt immer der Blütenpracht im Hof. Sie sammelt Taglilien in allen Farben und Formen. Aber auch Gemüse und Früchte wachsen in ihrem Garten. Annemarie Rohde begreift die Früchte und Blüten als Geschenk. Als LandFrau und Botschafterin für heimische Produkte gibt sie genau diese Einstellung weiter.
Die lachsfarbene Taglilie ist ein häufiger Bewohner der Gärten in Schleswig-Holstein. Als Annemarie und Hartmut Rohde das ehemalige Forsthaus im Kreis Steinburg kauften, da waren auch in diesem Garten lachsfarbene Taglilien zu finden. Annemarie war damals noch in Vollzeit Mutter, Hausfrau und Hobbygärtnerin. „Mich haben die Lilien von Anfang an fasziniert. Gerade weil bei Taglilien jede Blüte immer nur einen Tag lang blüht, ist jeder Tag anders.“ Schnell merkte sie aber auch, dass diese Pflanzen sehr raumgreifend sind und sich gerne ausbreiten. „Deswegen fing ich an, sie in Töpfe zu pflanzen.“ Die zweite Art Taglilien rettete sie von dem Komposthaufen einer Freundin, auch die dritte, vierte und fünfte waren eher Fundpflanzen oder gerettete Reste. „Aber je mehr ich hatte, desto mehr bekam ich auch zugetragen und geschenkt. Auch mein Mann bringt mir hin und wieder eine neue Art mit.“ So steigerte sich ihre Sammlung auf mittlerweile gut zwanzig verschiedene Arten, Farbschläge und Blütenformen. „Diese hier zum Beispiel hat ein gefülltes Herz“, zeigt sie stolz eine besondere Blüte.
Auf dem Hof zwischen dem Wohnhaus und dem Schuppen reiht sich Topf an Topf. „Je nach Höhe und Farbe haben wir die Töpfe arrangiert. Und wenn eine Lilie besonders toll aufblüht, wird sie vorgezogen und eine, die schon nachlässt oder noch nicht so weit ist, die steht dann weiter hinten.“
Alle Töpfe müssen jeden Abend von Hand gegossen werden. „Das macht oft auch mein Mann für mich. Ich gehe dann einmal am Tag herum und zupfe all die vergangenen Blüten vom Vortag ab. Das ist für mich sehr meditativ und fast schon ein Dankgebet an den Schöpfer, der mir diese Schönheit geschenkt hat.“
Auch der Rest des großen waldumschlossenen Grundstücks ist für Annemarie Rohde ein Geschenk. Hier hat sie ihre Staudenbeete, den Gemüsegarten und die Obstbäume. Über den Zaun rankt die wilde Brombeere herein. Bis alle ihre vier Kinder aus dem Haus waren, hat Annemarie Rohde ausschließlich den Garten und das Haus bewirtschaftet und damit erheblich zur gesunden Ernährung der Familie beigetragen.
Heute hat sie sich beruflich auf mehrere Standbeine gestellt und lebt dabei weiter ihre Liebe zu den Gaben des Landes. Als Botschafterin für heimische Produkte präsentiert sie mal Käse, mal Gemüse, Fleisch oder Obst. „Mir ist der Kontakt zu den Herstellern wichtig und ich liebe das Gespräch mit den Verbrauchern. Schleswig-Holstein hat so tolle Produkte und dieses Wissen darum gebe ich gerne weiter.“
Außerdem geht sie in Schulen und bildet dort Schüler zu SchmExperten aus oder macht mit ihnen den Ernährungsführerschein. „Ich finde, Ernährungsbildung in Schulen wird immer wichtiger.“
Das alles tut sie neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit für ein regionales Unternehmen, in dem Mehlmischungen für glutenfreies Brot hergestellt und verkauft werden.
Und weil das nicht reicht, hat Annemarie noch ein Ehrenamt in der Kirchengemeinde und ist als dritte Vorsitzende des LandFrauenkreisverbandes Steinburg tätig. „Langweilig wird das hier nie. Mein Mann arbeitet im Schichtdienst und engagiert sich auch ehrenamtlich. Wenn wir gemeinsame Zeit haben möchten, dann müssen wir uns schon fast verabreden.“
Und dennoch nehmen sie sich Zeit, um miteinander das zu genießen, was sie zu schätzen wissen. „Dann essen wir ein schönes gemeinsames Abendessen mit Gemüse aus unserem Garten, mit Kartoffeln aus der Umgebung und Fleisch vom lokalen Schlachter. Dabei genießen wir den Blick auf die Blütenpracht der Taglilien.“ Das sind die Augenblicke, in denen Annemarie Rohde ein gefülltes Herz hat.