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Marktkommentar, Marktlage und Markttendenz KW 3322

Konventionelle Milchpreise knacken 60-Cent-Marke
Von Judith Wahl, LK-Markt
Foto: Pixabay

Auch im hohen Norden steigen die Milchauszahlungspreise erneut an. Im deutschlandweiten Vergleich bekommen viele Landwirte einen Nettogrundmilchpreis von um die 55 ct. Einige Meiereien zahlen sogar 60 ct/kg ECM, wenige andere zahlen unter 50 ct/ kg ECM. Hintergrund der Preisanhebung sind unter anderem rückläufige Anlieferungsmengen und stabile Milchproduktpreise auf vergleichsweise erhöhtem Preisniveau.

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, FAO, gibt regelmäßig einen Preisindex für Butter, Magermilch- sowie Vollmilchhpulver, Käse und Kasein aus. Zuletzt hat dieser Index für die Milchprodukte leicht nachgegeben. Begründet wird der Rückgang mit rückläufigen internationalen Kursnotierungen für Magermilch-, Vollmilchpulver und Butter. Aufgrund der Sommerferien werden die Marktaktivitäten innerhalb Europas als gering eingestuft. Die Nachfrageseite konnte ihren Bedarf zügig decken. Zudem wird von einer schwächeren Nachfrage aus China berichtet. Eine insgesamt geringere Nachfrage nach Milch am Spotmarkt führt auch am internationalen Milchmarkt zu einer abwärtsgerichteten Kurskorrektur. Dennoch, das gute Preisniveau hält weiterhin an.

Am hiesigen Spotmarkt wird auch derzeit rege Milch nachgefragt, saisontypisch allerdings etwas weniger. Geringere Milchanlieferungsmengen auch aufgrund der Wärme werden vermutlich noch etwas anhalten. Ein knapperes Angebot spricht auch weiterhin für stabile Milchpreise.

Nachdem im LEH der Verbraucherpreis für Biomilch der Eigenmarken im Juli um satte 54 ct/l auf 1,69 €/l angehoben worden ist, sei mit einem Nachfragerückgang um etwa ein Fünftel zu rechnen, so berichtet die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH. Es wird davon ausgegangen, dass Verbraucher stattdessen auf konventionelle Milch zurückgreifen.

Blick über den Tellerrand

Im Durchschnitt der EU lag der Preis­anstieg bei 7 ct/kg Milch im Jahr 2021 und bei nochmals 7 ct/ kg im ersten Halbjahr 2022. Der mittlere EU-Rohmilchpreis liegt für Juni bei 48,5 ct/kg. Im Mittel der vergangenen fünf Jahre lag dieser knapp 15 ct niedriger. Auch für die kommenden Monate gehen Marktteilnehmer von einem weitestgehend stabilen Milchmarkt aus.

Der Börsenmilchwert EEX vom ife-Institut in Kiel, welcher anhand der Schlusskurse an der European Energy Exchange (EEX) in Leipzig errechnet wird, gibt für August einen Wert von 61,8 ct/kg aus. Im Verlauf der kommenden Monate wird am Terminmarkt von einem stetig geringeren Milchpreis ausgegangen, der bis Januar 2024 auf 55 ct/ kg sinken soll. Bis März 2023 wird vorerst von einer stabilen bis positiven Kursentwicklung ausgegangen.

In Neuseeland wird es zwischen den bekannten Global-Dairy-Trade-Auktionen künftig eine kleinere Auktion mit dem Namen GDT Pulse geben, die Einzelprodukte berücksichtigt. Hintergrund ist eine angestrebte Verbesserung der Preisfindung. In der Vergangenheit wurden zwei Auktionen monatlich durchgeführt.

Seit der Auktion am 15. März 2022 gingen insgesamt neun Auktionen mit einem negativen Index über alle Milchprodukte aus, es gab nur eine Ausnahme Anfang Juni.

Grundfutterqualität und -quantität entscheidend

Mit der anhaltenden Trockenheit im Bundesgebiet wird für etliche Betriebe die Futtergrundlage für den Winter, speziell die Maissilagemenge, kleiner ausfallen als geplant. Fährt man in anderen Bundesländern durch die Gegend, sieht man niedrigere Maisbestände als gewohnt und gerollte, spitze Blätter: Man kann erahnen, was dies für die Erntemengen bedeutet. So entscheiden sich Landwirte in Regionen, wo es anhaltend heißer war als hierzulande, für den Verkauf von Schlachtkühen. Auch hiesige Betriebe mit Weidehaltung verkaufen zurzeit eher mal eine Kuh, obwohl die Milch gut bezahlt wird. Die Futtergrundlage auf einigen Weiden fällt zu gering aus. Hohe Kraftfutter- und Schrotpreise sowie Energie- und sonstige Kosten werden die auf der anderen Seite erhöhten Einnahmen schmälern. Entscheidend für die kommenden Monate werden die Erntemengen, aber auch die Energiegehalte und Inhaltsstoffe des Grundfutters sein.J

Marktlage für die Woche vom 15. bis 21.8.2022

Getreide: In SH bringt die Getreideernte bessere Ergebnisse als in weiten Teilen Deutschlands, EU-weit sinkt die Ernteprognose.

Raps: Auch Raps wurde im Norden reichlich geerntet, international polarisieren bei den Ölsaaten die US-Sojabohnenkurse.

Futtermittel: Die Verfügbarkeit von Rapsschrot bleibt ein kritisches Thema. Futterweizen wird günstiger gehandelt.

Kartoffeln: Die Börsenkurse der Veredelungskartoffeln für das nächste Frühjahr steigen weiter, was auf eine knappere Verfügbarkeit der Haupternte deutet.

Schlachtrinder: Die Kurse für Jungbullen und Färsen entwickeln sich stabil. Der Preis für Kühe gibt zum Teil nach.

Schlachtschweine/-sauen: Das knappe Angebot an Schlachtschweinen führte vergangenen Mittwoch zu einem deutlichen Anstieg des Richtpreises.

Ferkel: Die Mäster zeigen eine größere Bereitschaft, Ferkel einzustallen. Die Ferkelkurse steigen.

Milch: Die Nachfrage nach Milchprodukten fällt noch ruhig aus. Die Terminkurse für Butter ziehen an.

Schlachtlämmer/-schafe: Es werden weiterhin noch Lämmer abgesetzt. Das Angebot steigt stetig an.

Markttendenz für die Woche vom 22. bis 28.8.2022

Getreide: Die ukrainischen Ausfuhren entspannen den Markt bisher nur wenig. In Deutschland bahnt sich eine Krise in der Binnenschifffahrt an.

Raps: Das Angebot am Markt hat sich verbessert, Importe aus der Ukraine werden wahrscheinlicher.

Futtermittel: Trockenheit in Europa beeinträchtigt Mais und Soja, in den USA rechnet man jetzt wieder mit mehr Soja.

Kartoffeln: Aufgrund der starken Hitze und der dadurch bedingten Pflanzenentwicklung werden kleinere Knollen erwartet.

Schlachtrinder: Es werden mehr Kuhverkäufe erwartet. So könnten die Kurse für Schlachtkühe weiter nachgeben.

Schlachtschweine/-sauen: Nachdem auch an der ISN-Börse Schweine zu höheren Kursen gehandelt wurden, könnte der Vereinigungspreis erneut steigen.

Ferkel: Bei stabil lebhaftem Kauf­interesse ist eine erneute Kursanhebung realistisch möglich.

Milch: Mit dem Ende der Ferienzeit wird eine belebtere Milchproduktnachfrage erwartet.

Schlachtlämmer/-schafe: Schlachtreife Lämmer werden zum Teil in den Süden transportiert, sodass die hiesigen Preise sich stabil entwickeln sollten.

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