Etwa 10 km östlich von Schleswig entfernt befindet sich direkt an der Schlei das Schloss Louisenlund, das seit 1949 als Bildungseinrichtung einer Stiftung genutzt wird. Die angrenzende Parkanlage auf dem historischen Gelände mit einem freimaurerischen Erleuchtungsweg gilt als größter Freimaurerpark Europas. Einige Reste davon sind erhalten oder auch wiederhergestellt.
Der Landgraf Carl von Hessen-Kassel, Statthalter der dänischen Krone in Gottorf, heiratete 1766 Louise, die Tochter des dänischen Königs Friedrich V. Sie brachte die Gutsanlage an der Schlei mit in die Ehe, die sie als Geschenk erhalten hatte. Der Landgraf ließ Louisenlund, wie es nach seiner Frau fortan benannt wurde, ab 1770 als Sommerresidenz für Louise ausbauen.
Der zweigeschossige Bau ist eine spätbarocke Anlage, die im Laufe der Zeit durch klassizistische und moderne Umbauten verändert wurde, die bis ins Jahr 1820 reichten. Seither wurden keine wesentlichen baulichen Änderungen und Ergänzungen mehr vorgenommen.
Schleigarten, Landschaftspark und Lindenalleen
Wer an dem südlichen Ufer der Schlei entlangradelt, passiert an der Großen Breite das Schlossgelände Louisenlunds, auf dem etwa 350 Schüler aus ganz Deutschland und aus dem Ausland unterrichtet werden. Auffallend sind die eindrucksvollen Lindenalleen und alten Eichen. Sehr schön gestaltet sich der Blick vom Herrenhaus in Richtung Schlei, wo ein symmetrisch angelegtes Rasenparterre den Blick des Betrachters auf sich zieht. Mit den geschnittenen Buchs- und Eibengewächsen, kleinen Hecken und Rasenflächen sowie Rosenbeeten hat die Szenerie einige Anklänge an barocke Zeiten.
Inmitten dieser Anlage steht eine besondere Sonnenuhr, eine sogenannte Armillarsphäre, die neben der Zeitangabe mit einem Modell des Kosmos verbunden ist. Neben einem kleinen Schüler-Café befinden sich nahe der Schlei Bootsanlagen. Die Bildungseinrichtung besitzt ein eigenes Forschungsschiff und verschiedene Segelboote, mit denen die Schüler die Schlei befahren können. Darüber hinaus hat das Technische Hilfswerk (THW) auf dem Gelände einen Stützpunkt. Ansonsten werden das Herrenhaus und sämtliche historischen und neu errichteten Gebäude für schulische Zwecke und Wohnmöglichkeiten der Schüler genutzt. So dient die ehemalige Orangerie heute als Aula und Musikschule.
Während in den Anfängen des Schlossparks noch barocke Strukturen errichtet wurde, ließ Landgraf Carl bereits ab den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts die meisten Teile allmählich im englischen Stil eines Landschaftsparks umwandeln. Auf der schleiabgewandten Seite des Schlosses wurden neben Wiesen geschwungene Wege, Pflanzungen und Baumsolitäre als sogenannter Pleasureground angelegt. Der Landschaftspark ist erhalten und bietet zusammen mit dem Herrenhaus und der Schlei hübsche Ansichten. So stehen hier beispielsweise eine alte, knorrige Blubuche, Rosskastanien, eine große Esskastanie, Tulpenbäume, säulenförmig gewachsene Eiben, Ahorne und Linden zusammen mit Neupflanzungen von Ginkgo, Linde und Trauerweide auf den rasenartigen Freiflächen.
Daneben entstanden auch Staffagebauten, die aus Carls Leben berichteten, aber auch sein Denken und Handeln als Vertreter der Freimaurer im Louisenlunder Park widerspiegelten. Carl war aufklärerischen Ideen aufgeschlossen und der Mystik der Freimaurer zugewandt. Er nutzte den Park in vielfältiger Weise für die geheimnisumwobene Tempelarbeit seiner Loge.
Wer waren die Freimaurer?
Die Ursprünge der Freimaurerei liegen in den Verbindungen der Kirchenbauer des 17. und 18. Jahrhunderts, die ihre Baugeheimnisse innerhalb ihrer eingeschworenen Gemeinschaft, zu der Handwerker, Künstler, Architekten, Verwalter und andere Berufsstände gehörten, bewahren wollten. Standesunterschiede oder sonstige Unterschiede waren in diesen Gemeinschaften unbekannt und sie bezeichneten sich gegenseitig als Brüder. Als das Gründungsjahr der modernen Freimaurerei gilt das Jahr 1717, in dem die erste Freimaurergroßloge in England entstand. Jeder Mann kann auch heute ungeachtet seiner Position, Bildung, Religion oder seines Berufs Mitglied der Gemeinschaft der Freimaurer werden, wenn er von den Mitgliedern aufgenommen wird. In Deutschland gibt es etwa 15.000 Ordensbrüder in über 500 Logen. Freimaurer gibt es weltweit. Sie üben jahrhundertealte Rituale aus, die dazu dienen sollen, einen guten Menschen noch besser zu machen, wie sie es nennen. Es handelt sich um ein Netzwerk, eine alte und erfolgreiche, aber zu gewissen Zeiten auch wegen der Verschwiegenheit nach außen und Verfolgungen geheimnisumwitterte Brüderschaft. Wichtige Werte der Freimaurer sind Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität. Der Freimaurer arbeitet beständig an sich selbst mithilfe von Ritualen und Symbolen in der Brüderschaft und strebt nach Licht und Wahrheit. Viele bedeutende Persönlichkeiten waren dem Freimaurertum zugeneigt oder Mitglied, so Wolfgang Amadeus Mozart, Carl von Ossietzky, Johann Wolfgang von Goethe, George Washington (insgesamt waren 14 der US-Präsidenten Freimaurer), Winston Churchill, Friedrich der Große, Louis Armstrong, Mark Twain und eben der Landgraf Carl von Hessen.
Freimaurerische Aspekte in Louisenlund
Verschiedene Kleinarchitekturen und Bauten mit freimaurerischem Symbolgehalt und mytologischer Bedeutung entstanden zu Zeiten des Landgrafen in Louisenlund.
So stößt man nahe dem Waldparkplatz bei der Anreise auf das in der Nähe gelegene Nordische Haus (heute Waldkapelle), das als Spielort für die herzoglichen Kinder diente. Das Holzgebäude erinnerte an die Zeit Carls in Norwegen. Ein angelegter See mit Überlauf und Wasserfall bereicherte die Szenerie, und nahebei befand sich eine Grotte für freimaurerische Rituale. Es war eine Eremitage für den Rückzug des Menschen in die Natur.
Nahe der langen Lindenallee zum Schlossgelände in Richtung Herrenhaus befindet sich auf einer Anhöhe der Felsenberg, der auch als Steingarten bezeichnet wird. Die Erhebung wurde aus groben Findlingen aufgeschichtet. Der steile Aufstieg symbolisiert den Aufstieg zum Licht der Tugend, der (Selbst-)Erkenntnis und zu Gott und steht damit auch für das Streben nach geistiger Entwicklung.
Auf der anderen Seite des Sportplatzes sieht man vom Zufahrtsweg in der Ferne etwas erhöht die Mariensäule. Dieser dreiteilige Obelisk erinnert an die Eheschließung von Marie Sophie Frederike, der Lieblingstochter Carls von Hessen, mit dem dänischen Kronprinzen Frederik. Die Inschrift zeigt das Datum der Hochzeit im Jahre 1790. Der Altar symbolisiert die Pflicht zu lebenslanger Treue in der Ehe, aber auch unter den Freimaurerbrüdern. Die Initialien „F“ und „M“ stehen für Frederik und Marie, aber wohl auch für Free Mason (Freimaurer).
Im Wald stehen noch die Louisensäule mit ihren aufstrebenden Formen, die Irdisches mit dem Göttlichen verbindet, sowie die Reste des ehemaligen Freimaurerturmes. Diese wurden vor einiger Zeit freigelegt und der Wiederaufbau des Turmes ist vielleicht einmal vorgesehen. Der ehemals dreigeschossige Turm mit Laborkeller für alchemistische Experimente und einem Logenraum besaß eine Zinnenplattform, die den Blick über die Schlei eröffnette. Für Carl von Hessen war das 1770 erbaute Gebäude auch ein Symbol für den Aufstieg zum Licht. Das Phönixtor vom Eingang des Freimaurerturmes mit altägyptischen Motiven ist erhalten und findet sich heute in einer Mauer des Marstalls verbaut. Zu den freimaurerischen Aspekten der Parkanlage werden im Sommerhalbjahr Führungen von der Stiftung Louisenlund angeboten.
1848 gelangte Louisenlund durch Erbschaft an die Herzöge von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, in deren Besitz sich Herrenhaus und umliegende Flächen noch heute befinden. Mit der 1949 von Herzog Friedrich zu Schleswig-Holstein gegründeten Stiftung Louisenlund und der Einrichtung einer Bildungsanstalt befindet sich heute noch immer eines der bekanntesten Internate Deutschlands an der Großen Breite der Schlei.
Eine schöne Ergänzung des Parkbesuches in Louisenlund kann eine Wanderung oder Radtour an der Schlei sein, die einen bis nach Schleswig zu einem Besuch des bekannten Wikingermuseums Haithabu oder zum Schloss Gottorf führen kann.