Strenge Winter mit Schnee und Frost bieten gute Bedingungen für die Überwinterung der Rapsglanzkäfer. So gesehen läuft es dieses Jahr nicht gut für den Käfer. Kurzer Frost und dann deutlich zu warme Temperaturen im Januar und viel Regen im Februar lassen nicht auf ein Rapsglanzkäferjahr schließen.
Die hohen Temperaturen lösen ein Erwachen im Winterquartier aus. Der Wechsel zwischen Erwachen und Winterruhe fördert die Verpilzung der Käfer und damit die Sterberate im Winterquartier. Je weniger Käfer den Winter überleben, desto geringer ist das Potenzial für einen möglichen Zuflug.
Der Rapsglanzkäfer wird ab 8 °C im Winterquartier (Knicks und/oder Laubstreu von Waldrändern) aktiv. Bei Temperaturen ab zirka 12 °C verlässt er es. Im Gegensatz zu den Männchen, die sofort geschlechtsreif sind, führen die Weibchen erst einen notwendigen Reifungsfraß an Frühlingsblumen durch. Bei Temperaturen ab 15 °C beginnt die Besiedlung der Rapsfelder.
Bekämpfungsschwellen
Aus der Sicht der Beratung und der landwirtschaftlichen Praxis ist eine einmalige Zuflugsphase wünschenswert. Das macht die Terminierung einer eventuell notwendigen Bekämpfung einfacher. Bei wechselhafter Witterung mit kühlen Temperaturabschnitten oder starken Winden kann sich der Zuflug aber auch über einen längeren Zeitraum erstrecken. Dann gilt es, die Nerven zu bewahren, denn „Alles voller schwarzer Käfer!“ – das ist kein Spritzargument. Erst das Auszählen der Käfer pro Pflanze, auch in der Fläche und nicht nur am Vorgewende, entscheidet über eine Maßnahme. Somit heißt es, Bekämpfungsschwellen zu ermitteln, den Zustand des Rapses einzuschätzen und die Folgewitterung in die Entscheidung einzubeziehen.
In der Vergangenheit wurde der vermeintliche Schaden des Rapsglanzkäfers oft überbewertet. Das Entwicklungsstadium spielt eine wichtige Rolle für das Ausmaß des Schadens. Das Ziel des Käfers ist der Pollen. Somit ist der Schaden umso größer, je kleiner die Knospen sind. Sind jedoch die Knospen geöffnet, kann der Käfer sich frei am Blütenpollen bedienen, und die Schadwirkung ist gering. Nur bei wirklich sehr starkem Rapsglanzkäferdruck mit mehreren Zuflugswellen verursachen auch die geschlüpften Larven in der Blüte noch Schäden.
Beim Rapsglanzkäfer hat die metabolische Resistenz gegen Pyrethroide in den letzten Jahren weiterhin zugenommen. Zusätzlich muss man inzwischen auch von einer beginnenden Resistenz gegen Neonicotinoide (Mospilan SG, Danjiri) sprechen.
Natürliche Gegenspieler
Nützliche Insekten tragen ebenfalls zur Bekämpfung von Rapsschädlingen bei. Bodenräuber wie räuberische Laufkäfer, Kurzflügler und Spinnen ernähren sich von zur Verpuppung abwandernden Larven. Eier der Kohlfliege und des Rapserdflohs stehen ebenfalls auf dem Speiseplan. In der Blüte sind Schlupfwespenarten (Tersilochus ssp., Phradis ssp.) aktiv, die die Larven des Rapsglanzkäfers besiedeln und dort ihrerseits ihre Eier ablegen. Somit beeinflusst ein Insektizideinsatz nicht nur das eigentliche Zielobjekt.
Bei der geringen Anzahl von verfügbaren Wirkstoffen/Produkten kann man nicht wirklich von einer Bekämpfungsstrategie sprechen (siehe Abbildung).
Erfolgt noch bekämpfungsrelevanter Zuflug der Stängelschädlinge und treten auch gleichzeitig Rapsglanzkäfer in bekämpfungswürdigem Umfang auf, sollte Trebon 30 EC (B2; Pyrethroid Typ I) zum Einsatz kommen. Mavrik Vita/Evure (B4; Typ I) hat gegen die Stängelschädlinge keine Zulassung. Diese beiden können zum Einsatz kommen, wenn Rapsglanzkäfer ohne Stängelrüssler vorhanden sind. Die Produkte Mospilan SG/Danjiri (B4; Neonicotinoid) als Möglichkeit zum Wirkstoffwechsel dürfen nur bis ES 59 (erste Blütenblätter im Bestand sichtbar, Blüten noch geschlossen) zum Einsatz kommen.
Tipps im Überblick
Grundvoraussetzung ist die Ermittlung der Bekämpfungsschwelle durch Auszählen der Käfer auf der Pflanze. Eine Vielzahl von schwarzen Käfern erzeugt oft Irritationen und suggeriert sofortiges Handeln. Bei genauer Auszählung relativiert sich häufig das Ausmaß des Befalls. In Knicknähe liegt dieser deutlich höher als innerhalb des Schlages.
Bei der Wahl des Behandlungszeitpunkts ist die anschließende Folgewitterung einzubeziehen. Der Spritzzeitpunkt entscheidet besonders bei den Pyrethroiden über Erfolg oder Misserfolg der Behandlung. Hier gilt es, die Nerven zu bewahren. Der Zuflug muss erst zugelassen werden! Wenn drei Tage warmes Wetter angekündigt sind und danach kühle Witterung einsetzt, ist die Spritzung zum Ende des dritten Tages zu terminieren. Die nachfolgenden niedrigeren Temperaturen sorgen dann dafür, dass kein neuer Zuflug von Käfern in den Bestand erfolgt.
Die als Kontaktinsektizide fungierenden Pyrethroide Trebon 30 EC und Mavrik Vita/Evure bekämpfen aktuell im Raps befindliche Rapsglanzkäfer. Mit neuem Zuflug, besonders bei warmem Wetter, tun sich beide Mittel schwer. Hinzu kommt, dass niedrigere Temperaturen den Abbau der Pyrethroide auf der Pflanze verlangsamen, das heißt die Wirkungsdauer verlängert sich.
Fazit
Ein Wirkstoffwechsel ist kaum noch möglich, somit verschärft sich die Resistenzsituation bei den Pyrethroiden immer mehr. Je nach Auftreten sind die einzelnen Schädlinge unterschiedlich betroffen. Ein Pyrethroideinsatz gegen den Rapsglanzkäfer betrifft einerseits spät zufliegende Kohltriebrüssler und andererseits früh auftretende Kohlschotenrüssler. Zusätzlich befinden sich ganzjährig Rapserdflöhe im System. Diese Tiere sind dann alle als Nebeneffekt von der eigentlichen Maßnahme betroffen. Das fördert aufgrund der Selektion Resistenzen. Die Anwendungshäufigkeit ist der Motor der Resistenzgeschwindigkeit.
Bienengefährlichkeit unbedingt beachten
• Bei Kombination mit Ergosterol-Biosynthese-Hemmern kommt es zur Veränderung der Bienengefährlichkeit (B2 oder B1).
• Nach guter fachlicher Praxis sollte die Kombination zweier B4-Insektizide unterbleiben, da diese in puncto Bienengefährlichkeit als B1 betrachtet werden.
• B1: kein Einsatz bei blühenden oder von Bienen beflogenen Pflanzen
• B2: bei blühenden oder von Bienen beflogenen Pflanzen Einsatz nur nach dem täglichen Bienenflug bis 23 Uhr möglich
• NN410 bedeutet, zum Schutz von Bestäuberinsekten sollte ein Einsatz von B4-Insektiziden in den Abendstunden erfolgen, der Einsatz ist die ganze Nacht möglich.
Anmerkung: nach der PflSchutzAnwVO dürfen in Naturschutzgebieten keine Insektizide (B1, B2 und NN410) ausgebracht werden.
Bekämpfungsschwelle ermitteln
• Die Bekämpfungsschwelle beim Rapsglanzkäfer richtet sich nach dem Entwicklungsstand des Rapses. Je kleiner die Knospe, desto größer der Schaden. Vorschädigungen des Rapses sind mit in die Beurteilung einzubeziehen.
• Ermittlung der Bekämpfungsschwelle durch Abklopfen des Haupttriebes (ab Knospenbildung bis Blühbeginn)
• Behandlung bei mehr als zehn Käfern pro Haupttrieb (in schwachen Beständen mehr als fünf Käfern pro Haupttrieb)




