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Zierpflanzenmarkt wieder auf Vor-Corona-Niveau

Blumen werden sparsamer eingekauft und Produktionskosten steigen
Von Mechthilde Becker-Weigel
Tulpenfeld im Gewerbsblumenanbau aus der Vogelperspektive Foto: Imago

Der deutsche Gesamtmarkt für Blumen und Zierpflanzen konnte im Jahr 2022 zwar nicht mit den pandemiebedingten Rekordjahren 2020 und 2021 mithalten, pendelte sich aber wieder auf das Vor-Pandemie-Niveau ein. Insgesamt dürfte das Marktvolumen für Blumen und Pflanzen im Jahr 2022 bei rund 9 Mrd. € zu Einzelhandelspreisen gelegen haben, berichtete der Zentralverband Gartenbau (ZVG) auf der Internationalen Pflanzenmesse (IPM) in Essen.

Die mittleren Pro-Kopf-Ausgaben der Bundesbürger für Blumen und Zierpflanzen verringerten sich 2022 auf 107 €. Damit lagen sie um rund 1 € unter dem Stand im Vor-Pandemie-Jahr 2019.

Der Ukraine-Krieg habe Wirtschaft und Konsumenten gleichermaßen verunsichert, und die sichere Energieversorgung habe einen neuen Stellenwert bekommen, rekapitulierte ZVG-Präsident Jürgen Mertz das vorige Kalenderjahr bei der IPM-Eröffnungspressekonferenz. Nach dem Wegfall der Infektionsschutzmaßnahmen Anfang 2022 habe sich der Fokus der Kunden auf Freizeitaktivitäten wie Gastronomiebesuche und Urlaube verlagert. Mitte des Jahres habe der Ukraine-Krieg mit der Energiekostensteigerung und der Inflation den Fokus erneut auf die eigenen vier Wände gelenkt.

Preissteigerung bei Betriebsmitteln

Neben der spürbaren Kaufzurückhaltung hätten sich die Gartenbaubetriebe 2022 mit deutlichen Preissteigerungen bei den Betriebsmitteln und großen Unsicherheiten in der Energieversorgung auseinandersetzen müssen, berichtete Mertz. Dies habe die Stimmung im energieintensiven Zierpflanzenbau kurz vor Saisonstart im März 2022 kippen lassen. Eine solide Planung für die kommenden Monate sei kaum möglich gewesen. Der ZVG-Geschäftsklimaindex sei im Mai und damit mitten in der Saison mit 82 Punkten auf ein noch nie da gewesenes Tief gesunken. Der Sinkflug setzte sich laut Mertz weiter fort und erreichte mit 74 Punkten im September ein Rekordtief. Die Stimmung blieb ihm zufolge auch zum Jahresabschluss 2022 verhalten, wenn auch mit leichter Tendenz zur Besserung nach Beschluss der Strom- und Gaspreisbremsen. Letztendlich sei der Absatz aber in der Summe besser ausgefallen als zwischendurch befürchtet. „Wir bewegen uns jetzt in etwa wieder auf dem Niveau von 2019“, konstatierte der Gartenbaupräsident.

Gartenpflanzen unter 2019er Ergebnis

Laut Angaben des ZVG konnte der Markt für Gartenpflanzen das Ergebnis aus 2019 nicht ganz erreichen und kam 2022 zu Einzelhandelspreisen auf ein Volumen von 4,3 Mrd. €. Verglichen mit 2021 entsprach das einem Minus von 13 %; im Vor-Pandemie-Vergleich belief sich die Abnahme aber auf weniger als 1 %. Die Pro-Kopf-Ausgaben für Gartenpflanzen sanken 2022 auf rund 52 €. Im Einzelnen wurden im Vorjahresvergleich mit Gehölzen 11 %, mit Beet- und Balkonpflanzen 14 %, mit Stauden 16 %, mit Kräutern 17 % und mit Blumenzwiebeln 5 % weniger erlöst. Dabei konnten laut ZVG nur Stauden und Blumenzwiebeln ihr Vor-Pandemie-Ergebnis übertreffen. Für Stauden gab jeder Einwohner Deutschlands 2022 im Mittel 7 € aus, für Blumenzwiebeln 3 €. Der Markt für Beet- und Balkonpflanzen blieb im vorigen Jahr mit 1,8 Mrd. € um 1 % unter dem Niveau von 2019. Gehölze lagen um 3 % unter dem Vor-Pandemie-Ergebnis, Kräuter um 4 %. Das entsprach mittleren Pro-Kopf-Ausgaben von 22 € für Beet- und Balkonpflanzen, von 17 € für Gehölze und von 3 € Kräuter.

Die durch die Pandemie zuvor am stärksten gepushten grünen Zimmerpflanzen konnten dem Verband zufolge einen Teil der Dynamik ins Jahr 2022 retten. Sie verzeichneten gegenüber 2021 zwar ein Minus von 7 %, konnten ihr Ergebnis von 2019 damit aber noch um 14 % toppen. Der Markt für grüne Zimmerpflanzen erreichte knapp 600 Mio. €; pro Kopf waren das 7 €. Blühende Zimmerpflanzen setzten ihre langsame Talfahrt indes fort und blieben mit einem Verkaufsvolumen von rund 1 Mrd. € um 3 % unter ihrem Vor-Pandemie-Ergebnis. Die Pro-Kopf-Ausgaben lagen hier bei knapp 12 €.

Logistikprobleme bei Schnittblumen

Auf den Schnittblumenmarkt wirkten sich Logistikprobleme zusätzlich negativ aus. Mit 3,1 Mrd. € blieb dieser Markt um 12 % unter dem Ergebnis von 2021. Es seien zeitweise kaum Schnittblumen aus afrikanischen Ländern verfügbar gewesen, berichtete der Zentralverband. Der Handel sei auf Arten umgeschwenkt, die in Deutschland oder den Nachbarländern produziert werden. Sowohl die stark fokussierten Tulpen als auch andere saisonale Arten seien häufig als deutsche oder regionale Ware angeboten worden. Die Ausgaben für Schnittblumen sanken den Verbandsangaben zufolge 2022 im Schnitt auf rund 37 €. age

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