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Kleine Mutmacher auf Samtpfötchen

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Seit Oktober 2020 gibt es im Kieler Tierheim Uhlenkrog das Projekt „Kinder lesen Katzen vor“. An jedem Montagnachmittag sind dort Mädchen und Jungen im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren willkommen, die ihre Lesefähigkeit verbessern wollen.

Schon Tage vorher hat Mika sich ganz doll auf diesen Moment gefreut. Mit einem Sitzkissen und einem Buch unter dem Arm betritt der Neunjährige an diesem Montag um 15 Uhr das Katzenhaus. Er hat seinen Vorleseausweis dabei, denn für jeden Besuch erhält er einen Pfötchenstempel. Genau 20-mal kann er kommen, dann rücken andere leseschwache Kinder von der Warteliste nach. „Ich habe dir heute die zuckersüßen Yuki und Milky zum Vorlesen ausgesucht, weil sie ein so schönes, weiches Fell haben“, begrüßt Projektleiterin Dagmar Joppich den Jungen und stempelt den Ausweis ab.

Dagmar Joppich leitet das Projekt „Kinder lesen Katzen vor“ und freut sich mit Teilnehmer Mika über seine tollen Lesefortschritte.

Die 67-Jährige ist eine von über 350 ehrenamtlichen Tierheim-Mitarbeiterinnen und organisiert mit viel Herzblut und drei weiteren Kolleginnen die Vorlesestunden. Natürlich hat sich Mika zuvor die Hände gewaschen, jetzt streift er schnell ein Paar Einwegschuhe über und los geht’s! Er öffnet vorsichtig die Tür zu „Susannes Katzenstübchen“, in dem Yuki und Milky bis zur Vermittlung ein vorübergehendes Zuhause gefunden haben, und schlüpft hindurch.

Nun ist er mit den beiden allein. Dagmar Joppich und seine Mutter behalten ihn nur aus der Entfernung im Auge. Mika soll sich ohne Druck und Stress, völlig unbeobachtet und frei fühlen. Er setzt sich mit seinem Kissen auf den Boden. Die Samtpfötchen nehmen ihn sofort wahr und umschleichen ihn neugierig. Der Viertklässler sagt leise Hallo und hält ihnen eine offene Hand hin. Sie schnuppern daran, stupsen sie leicht an, reiben ihr Köpfchen an seinem Arm – und schon bricht das Eis. Behutsam wagt Mika ein erstes Streicheln und strahlt dabei glücklich über beide Ohren. Kätzchen und Kind genießen die zarte Annäherung sichtlich. Berührend! Mika schlägt nun seine mitgebrachte Lieblingslektüre „Verschollen im Berschmudadreieck“ auf Seite zehn auf. Er beginnt, konzentriert, entspannt, im eigenen Tempo, immer flüssiger und sicherer zu lesen: „Sally bellte fröhlich und leckte ihm über die Wange. Sie wusste, dass sie ein neues Zuhause gefunden hatte …“

Vor über einem Jahr wäre das noch undenkbar gewesen, denn es wurde bei ihm eine Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) festgestellt. Vor der Klasse etwas vorzulesen, war ihm unangenehm. Oft quälte er sich von Wort zu Wort. Unter diesen Umständen war es nicht einfach, ihn fürs Lesen zu begeistern. Doch da bekanntlich Übung den Meister macht, hatte seine Mutter die zündende Idee. „Über eine Arbeitskollegin erfuhr ich, dass es das Vorleseprojekt gibt. Ich dachte gleich, dass es etwas für meinen Sohn ist, und meldete ihn an“, erzählt sie. Seit Januar 2022 komme er, außer in den Schulferien, vierzehntäglich ins Katzenhaus, um wechselnden Stubentigern vorzulesen.

Win-win-Situation: Mika kann lesen üben, das Katzentraumpaar Yuki und Milky kann seiner Stimme lauschen und entspannen.

Das Projekt „Kinder lesen Katzen vor“ stammt ursprünglich aus den USA. Dort fanden Wissenschaftler heraus, dass es Fellnasen mögen, wenn man ihnen vorliest. Sie profitieren von dem rhythmischen Klang der Stimme, die laut Studien beruhigend auf sie wirke. Sie können dabei herrlich entspannen. Die Scheuen wagen sich sogar ein bisschen aus der Deckung, die Zutraulichen genießen die zugewandte Stimmung, die obendrein auch für die vorlesenden Kinder heilsam ist. „Ich mag das sehr, wenn ich den Katzen eine kleine Freude bereiten kann“, bestätigt Mika.

„Unser Projekt läuft, mit coronabedingten Lockdowns, seit knapp zweieinhalb Jahren. Es ist großartig zu sehen, wie gut den Kindern und Katzen das Vorlesen tut“, bekräftigt Dagmar Joppich. Besonders beeindrucke sie das Einfühlungsvermögen der zurzeit zwölf Vorlesekinder. „Sie respektieren die Eigenart jeder Samtpfote, und dafür bedanken diese sich mit dem allergrößten Vertrauen“, stellt sie heraus. Die Mädchen und Jungen könnten aber nicht nur das Lesen üben, sondern gleichzeitig viel über Katzen, Tierschutz und Tiere im Allgemeinen lernen. „Aus ihnen werden später ganz bestimmt tolle Tierhalter und Tierschützer“, ist sie überzeugt.

Ein weiterer positiver Nebeneffekt komme hinzu. Bei Fundkatzen, die im Tierheim landeten, sei häufig nicht bekannt, ob sie „kinderkompatibel“ sind. „In solchen Fällen versuchen wir, Vorlesekinder und die betreffenden Katzen zusammenzubringen, wenn seitens der Tierpfleger vermutet wird, dass es klappen könnte. Und ja, bis jetzt hat es immer geklappt“, beobachtete die Projektleiterin. Dass die Vermittlungschancen der kleinen tierischen Kreaturen erheblich stiegen, wenn man genau wisse, dass sie Kinder mögen, verstehe sich von selbst.

Mika ist mittlerweile auf Seite elf seiner Geschichte rund um den Helden Paluten angekommen. Yuki und Milky haben sich währenddessen ausgiebig geputzt und es sich in seiner Nähe bequem gemacht. Sie sind ein geduldiges Publikum, dösen gemütlich und tiefenentspannt vor sich hin. Für eine Weile liegt Katzendame Yuki dicht an den jungen Vorleser geschmiegt da und lauscht andächtig. Sie beehrt ihn sogar liebevoll mit einem Nasenkuss. Milky klettert auf ein Regal und schnuppert von hier oben an seinem Haar. Die Zeit vergeht wie im Flug. Bald ist es 15.30 Uhr. Die 30 min Lesezeit, die jedem Kind zur Verfügung stehen, neigen sich dem Ende zu. Die zwei Kätzchen wollen ihren Vorlesekumpel aber noch nicht gehen lassen. Spontan legen sie mit ihm ein paar fröhlich-unbeschwerte Spielminuten ein. Mika ist begeistert. „Mama, das sind jetzt meine neuen Lieblingskatzen!“, ruft er beim Verlassen des Katzenstübchens. Er fand es schön, dass er die Gelegenheit hatte, einmal einen längeren Text am Stück zu lesen und zu üben. „In der Schule sind wir immer nur reihum mit zwei Sätzen dran.“

Seit er zu den kuscheligen Vierbeinern gehe, habe er sich im Unterricht erheblich verbessert. „In der Klasse mussten wir mal etwas vorlesen. Da hab‘ ich gemerkt, dass ich nicht mehr so aufgeregt bin. Ich konnte lauter und genauer lesen“, sagt der Schüler stolz. Mutter Nicole sieht ebenfalls erstaunliche Fortschritte bei seinen Lesefähigkeiten: „Mika hat jetzt nur noch eine Rechtschreib- und keine Leseschwäche mehr.“ Sie habe zudem festgestellt, dass er nach den Tierheimbesuchen besonders ausgeglichen und zufrieden sei.

Zum Schluss möchte Mika kurz zu Bastet, die einen Raum weiter residiert, um zu schauen, ob es ihr gut geht. Auch ihr hat er neulich schon vorgelesen. Insgeheim hätte er gern selbst eine Katze, aber „da ich in einer Stadtwohnung ohne Garten lebe, geht das leider nicht“. Dagmar Joppich ist dankbar und froh über die wertvollen Erfahrungen, die ihre Lesekinder mit den Tieren machen können. „Hautnah darf ich miterleben, wie sehr sie mit jedem Treffen an Selbstvertrauen, Selbstsicherheit und Sozialkompetenz dazugewinnen. Das finde ich klasse und es lohnt jeden Einsatz.“ Mika wirft Yuki und Milky einen letzten Blick zu und meint beim Abschied: „Das hat mir heute total Spaß gemacht. Ich freu‘ mich schon aufs nächste Mal.“

Reise in die Steinzeit beginnt künftig im Steinzeithaus

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In Albersdorf beginnt die Zeitreise in die Steinzeit künftig im neuen Steinzeithaus, am Eingang des Steinzeitparks Dithmarschen. Vergangene Woche Freitag fand die feierliche Eröffnung des neuen Gebäudekomplexes statt. Mit der neuen Ausstellung zur Archäologie und Umweltgeschichte der Steinzeit in Dithmarschen und Schleswig-Holstein, visuell, medial und technisch modern aufbereitet, wird der Rundgang zu einem Erlebnis.

Bereits die Architektur des Gebäudes macht neugierig. Als ein moosbedeckter Flintstein konzipiert, greift es Elemente der im Freigelände stehenden steinzeitlichen Häuser auf und schafft somit auch baulich eine Verbindung zu dem Park und dem Thema „Steinzeit“.

Die Reise in die Steinzeit beginnt künftig im Steinzeithaus

„Mit dem Steinzeithaus und der neu konzipierten Ausstellung gehen für uns ein lang gehegter Plan sowie ein Herzensprojekt in Erfüllung“, erklärte Museumsleiter Dr. Rüdiger Kelm dann auch in seiner Ansprache an die zahlreich erschienenen Gäste aus Politik, Kultur und Öffentlichkeit sowie an alle an der Verwirklichung des Projekts Beteiligten. Kelm ist Geschäftsführer der Aöza gGmbH (Archäologisch Ökologisches Zentrum Albersdorf), die künftig als Betreiber des Museums fungiert. Das Steinzeithaus mit pädagogischen Räumen und „Steinzeitlabor“ sowie einem Multifunktionsraum diene künftig als Eingangs- und Begrüßungsort in den Park, aber auch als Service-, Verwaltungs- und vor allem als Ausstellungsgebäude. Die steinzeitlichen Funde und Objekte, ergänzt um visuelle und interaktive Elemente, sollen den Besuchern auf anschauliche Weise einen Einblick in die verschiedenen Epochen der Steinzeit sowohl in der Region als auch in ganz Schleswig-Holstein vermitteln.

Mit Modellen wie diesen soll falschen Vorstellungen vom Steinzeitleben begegnet werden.

Das Leitthema sei dabei die Wechselwirkung zwischen Mensch und Umwelt, die sich über die jeweils sehr unterschiedlichen Klimaverhältnisse und Vegetationsformen in den Epochen erzählen lasse. Zeitreisende können sich anhand der Modelle, der ausgestellten, viele Tausend Jahre alten Fundstücke sowie an den interaktiven Stationen über neueste Forschungsergbnisse informieren und das Leben der Steinzeitmenschen kennenlernen. Die Bandbreite reiche von den ältesten Spuren der Neandertaler in Norddeutschland, Funden von Rentierjägern am Ende der Eiszeit über Waffen- und Werkzeuge der Jäger, Sammler und Fischer bis hin zu Siedlungs- und Grabfunden der ersten Ackerbauer und Viehzüchter. Durch den Neubau sei jetzt eine Ganzjahresöffnung möglich.

So ein Museum sei auch für einen Architekten kein alltäglicher Bau „und war somit für uns eine besondere Herausforderung, bei der wir uns sehr gefreut haben, das machen zu dürfen“, so Architekt Hauke Mengel vom Büro Hansen & Mengel in Rendsburg. „Das Aöza ist kein Steinzeit-Fantasieland, sondern ein wissenschaftlich tragendes Projekt. Entsprechend muss die Architektur diesem Anspruch gerecht werden“, so Mengel.

Die Bauweise des Gebäudes sei an einen Flintstein angelehnt, wie man ihn aus der Steinzeit kenne, das Gründach markiere das Moos, das den Stein bedecke, und habe natürlich in erster Linie nachhaltige und ökologische Funktionen. Wände, Böden und Fassaden seien stilistisch zurückhaltend und dem Leitthema entsprechend gröber gebaut worden. „Mit der jederzeit zugänglichen Freiterrasse, die einen Überblick über das gesamte Freigelände bietet, den Sichtbetonwänden und der großzügigen Verglasung sowie den schräg angebrachten Holzbalken an der Fassade und dem schwer anmutenden Dach mit dem langen Träger haben wir das Bauprinzip der im Park stehenden Häuser aufgegriffen. Damit dokumentieren wir, dass hier etwas zusammengewachsen ist und fortan eine Einheit bildet“, erläuterte der Architekt.

Die neu konzipierte Ausstellung ist multimedial aufgestellt und lädt zu einer Entdeckungstour durch die Epochen der Steinzeit ein.

Sein Dank galt allen an der Planung und Umsetzung des Projektes und am Bau Beteiligten, angefangen vom wissenschaftlichen Beirat mit Prof. Claus von Carnap Bornheim als Vorsitzendem, der Gemeinde Albersdorf als Bauherrin mit Bürgermeister Günther Abraham, dem Kreis Dithmarschen mit Kreispräsidentin Ute Borwieck-Deth­lefs, dem Amt Mitteldithmarschen mit Amtsdirektor Stefan Oing, dem Land sowie seinen Büromitarbeitern, allen bauausführenden Firmen, Ingenieuren und Mitarbeitern des Museums und Steinzeitparks. „Es war von Anfang an ein Projekt, das alle mitgetragen haben, nur so konnte es gelingen“, so Mengel. Und nur so konnten auch die vorgegebene Bauzeit von 23 Monaten mit Fertigstellung Ende 2022 und der finanzielle Rahmen eingehalten werden, was eine weitere Besonderheit des Steinzeithauses ist: Veranschlagt war das Projekt mit 4,35 Mio. €, davon kamen rund 2,3 Mio. € als Fördergelder vom Land, 1,3 Mio. € kamen vom Kreis, 800.000 € verbleiben bei der Gemeinde Albersdorf. „Wir haben mit Mehrkosten von rund 200.00 Euro gerechnet, aber nach aktuellen Berechnungen haben wir eine Punktlandung hingelegt, und das in Zeiten von corona- und kriegsbedingten Lieferengpässen, Mehrkosten bei Materialien und Fachkräftemangel“, so Bürgermeister Günther Abraham stolz. Seinen Amtsvorgängern Manfred Trube und Heribert Heinecke zollte er großen Dank und Respekt für deren Ideen zu Steinzeitpark und dem Gebäude, deren Beharrlichkeit beim Anschieben und Weiterentwickeln der Projekte und für das Werben bei Kreis, Amt und Land. „Für unsere Region ist es ein Leuchtturmprojekt“, so der Bürgermeister.

So wird Vergangenheit unterhaltsam und kurzweilig: Im DIY-Baumartkt der Altsteinzeit kann man sich seine Werkzeuge und Waffen selbst zusammenstellen. 

„Das Steinzeithaus vervollständigt das Puzzle der historischen, musealen und prähistorischen Angebote in Schleswig-Holstein. Wir haben mit der slawischen Archäologie im Südosten des Landes und der wikingerzeitlichen Archäologie im Nordosten ein Gesamtkonzept, das nun hier an der Westküste mit diesem wunderbaren Baustein in Dithmarschen ergänzt wird. Ich denke, uns als Beirat ist es gelungen, verschiedene Aspekte von Archäologie, Ökologie, Landschaftsentwicklung und Tourismus zusammenzuführen und auch Kontakte herzustellen. Wir haben die sich uns bietenden Möglichkeiten gut genutzt“, erklärte Prof. Claus von Carnap-Bornheim.

Zwei Wermutstropfen seien dennoch vorhanden, so Bürgermeister Günther Abraham. Zum einen sei das die immer noch geschlossene Jugendherberge in Albersdorf: „Wenn wir mit dem Steinzeithaus und dem Park eine Bereicherung der Bildungslandschaft, Kultur und touristischen Infrastruktur darstellen wollen, dann bedarf es dringend einer Wiedereröffnung“, so Abraham. Des Weiteren dürfe die in unmittelbarer Nähe des Areals geplante Deponie niemals errichtet werden, so seine Forderung auch an den Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus, Claus Ruhe Madsen (parteilos).

Dieser gab zu, bislang noch nichts vom Steinzeitpark gehört zu haben, was angesichts der vielen Einrichtungen im Land auch nachvollziehbar ist, „Sie kennen wahrscheinlich auch nicht jedes Museum in Dänemark.“ Er ist sich aber sicher, dass er mit dem neuen Haus weitere Bekanntheit erlangen werde und die Besucher nur so dort hinströmen würden. „Dafür sind Sie jetzt allein verantwortlich“, richtete er sich mit einem Augenzwinkern an Dr. Rüdiger Kelm und schloss mit ihm sogleich eine Wette zu den künftigen Besucherzahlen ab. „Wenn Sie gewinnen, bringe ich einen Steinzeitkuchen mit, wenn ich gewinne, bringe ich Hunger mit“, so Madsen.

Alle Informationen zum Museum und dem Park gibt es unter ­steinzeitpark-dithmarschen.de

Feierliche Eröffnung des Steinzeithauses im Archäologischen Ökologischen Zentrum Alberdorf, natürlich mit Flintsteinmessern und nicht mit Scheren. 
Fotos: Iris Jaeger
Symbolische Schlüsselübergabe an Museumsleiter Dr. Rüdiger Kelm (li.) zur Eröffnung des AÖZA-Steinzeithauses
Die Stationen laden zum Mitmachen, Hören, Sehen, Ausprobieren und Entdecken ein. So wird Geschichte lebendig. 
Waffen und Werkzeuge zeugen vom Können und Einfallsreichtum der Menschen in der Steinzeit. 
Funde aus der frühen Bronzezeit
Botschaften auf Steinzeit-Art. 
Steinzeitliche Funde aus der Region und dem ganzen Land.
Der Rundgang durch das Museum und den Steinzeitpark endet in dem begehbaren Grabhügel.


Superlative am Sojabohnenmarkt

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Der Sojabohnenkurs liegt nah am Höchstniveau und Sojaschrot kostet auch fast so viel wie nie zuvor, dabei wird in diesem Jahr die vermutlich größte Sojabohnenernte aller Zeiten eingefahren. In Südamerika werden die Bohnen derzeit geerntet, das beeinflusst die Terminkurse für Getreide und Ölsaaten. Brasilien, Argentinien und Paraguay ernten und exportieren relevante Mengen an Sojabohnen und später auch Mais, vor allem aber ist die Situation in Brasilien interessant. Das Land wartet seit Jahren mit explosiven Flächensteigerungen auf und prognostiziert auch in diesem Jahr eine enorme Steigerung der Sojaerntemenge. Die Anbaufläche übersteigt allein die Landesgröße Deutschlands um fast 8 Mio. ha. Dabei ist die Sojabohnenernte natürlich ein Produkt der Landwirtschaft, aber die steile Erntesteigerung ist vor allem ein Produkt der Politik. Will man das?

Agrarpolitik in Brasilien

Der neue Präsident Lula da Silva ist seit Jahresbeginn im Amt und beerbt damit seinen Vorgänger Jair Bolsonaro. Der Ex-Präsident polarisierte mit seiner Politik, versuchte er doch einen Putsch in Trump-Manier zur Verhinderung der Machtübernahme. Der Agrarsektor macht gut ein Viertel des Bruttoinlandsproduktes aus und besitzt großen Einfluss auf die Politik, das ist kein Geheimnis. Die Agrarbranche zählte zu den wichtigsten Unterstützern Bolsonaros, darunter die weltgrößten Sojaproduzenten. Die Flächenausweitung zum Sojaanbau in Brasilien betrug während Bolsonaros Amtszeit jährlich im Schnitt 2 Mio. ha, in den fünf Jahren davor war es halb so viel gewesen. Und das Geschäft mit den Sojabohnen brummt. In diesem Jahr werden der weltweite Bedarf an Sojabohnen und die weltweite Produktion historische Höchstwerte erreichen. Dabei sind Brasilien und die USA die größten Produzenten und Brasilien ist der größte Exporteur der Welt. Als mit Abstand wichtigster Importeur gilt China. Als zweitgrößter Importeur, mit „nur“ 13 % des enormen chinesischen Kaufvolumens, gilt die EU. Hier ist die Schrotnutzung zur Tierfütterung der zentrale Markttreiber. In geringem Umfang findet auch Sojaöl Verwendung in Lebensmitteln, Tierfutter, Industrie und Biodiesel.

Waldrodungen für Soja

Direkt verbunden mit dem Thema Sojaimporte ist im gesellschaftlichen Diskurs die Regenwaldabholzung in den Herkunftsländern. Die EU-Kommission hat im Dezember diesbezüglich eine weitere Verordnung auf den Weg gebracht. Ab voraussichtlich Mitte 2023 darf in der EU nur noch Soja (und fünf andere Produkte) verkauft werden, welches „entwaldungsfrei“ produziert wurde – zumindest was die Entwaldung nach dem „Cut-off-Datum“ 31. Dezember 2020 angeht. Die Kontrolle dessen soll über eine Geodatenkennung der Anbauflächen erfolgen und mithilfe von Datentransfer durch die Mitgliedstaaten in den Importunternehmen überprüft werden. Hiesige Landhändler sehen die Wirksamkeit der Verordnung als gering an, zumal der Anteil an „unerwünschter“ Ware in Relation zum Gesamtaufkommen minimal ist. Zumindest aber erfüllen sich damit gleichzeitig die Anforderungen von im QS-System gehaltenen Tieren. Das nach der EU-Verordnung letzte „erlaubte“ Jahr 2020 weist in Brasilien passenderweise mit 2,6 Mio. ha das Maximum der Anbauflächensteigerung auf. Im Gegensatz zu dem globalen Trend zeigt sich in der EU seit 2019 ein leicht sinkender Sojaverbrauch. Da sind zum einen die gesellschaftlichen Anforderungen an eine „saubere Herkunft“ von Importen und deshalb zunehmend auch die gesetzlichen Vorgaben. Zum anderen befindet sich der Leguminosenanbau in Europa wieder auf dem aufsteigenden Ast und trägt zur Deckung des Eiweißbedarfes bei. Mit Blick auf den globalen Sojamarkt macht eine europäische Zurückhaltung nur einen geringen Unterschied. Das Ziel der EU-Verordnung, die europäische Mitschuld an Regenwaldrodungen zu minimieren, hilft dem Regenwald wohl wenig. So kauft China in diesem Jahr erstmals mehr Soja aus Brasilien als aus den USA. Letzten Endes ist Sojaschrot die effizienteste Eiweißkomponente, aber bei 600 €/t kann man sich schon einmal fragen, ob das die ganze Geschichte wert ist.

Bäuerinnentag ist jeden Tag 

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In Berlin und in Mecklenburg-Vorpommern war am Mittwoch ein gesetzlicher Feiertag. Jedes Jahr am 8. März wird der Internationale Frauentag begangen. Was gibt es da zu feiern? Erst einen Tag zuvor, am 7. März, war in diesem Jahr Equal Pay Day, der Tag, bis zu dem Frauen seit Jahresbeginn rechnerisch im Durchschnitt ohne Bezahlung gearbeitet haben und von dem an sie jetzt bis zum Jahresende gleich viel verdienen würden wie ihre männlichen Kollegen. Dabei geht es symbolisch um die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen. 

Im Jahr 2009 lag der Equal Pay Day noch am 20. März. Es hat sich also ein ganz klein wenig bewegt. Aber es müsste in vielen Bereichen noch viel mehr sein. Die Frauenbewegung begeht den Internationalen Frauentag bereits seit 112 Jahren. Als Begründerin gilt die Sozialistin Clara Zetkin. Auf ihre Anregung hin versammelten sich im März 1911 Frauen in Deutschland, Dänemark, Österreich, Schweden und der Schweiz. Sie kämpften für das Frauenwahlrecht, forderten politische Mitbestimmung, gleichen Lohn wie ihre männlichen Kollegen sowie um mehr Arbeits- und Gesundheitsschutz.

Der Frauentag wurde in seiner Geschichte geliebt, belächelt, benutzt und vergessen. Während der Nazi-Diktatur war er verboten, stattdessen wurde der Muttertag benutzt, um die Ideale der „arischen Frau“ zu propagieren. In der DDR ließ die Staatspartei SED den Tag mit Pomp feiern. In Westdeutschland wurde die Tradition erst von der 68er Generation wiederentdeckt. Am 8. März 1977 wurde der Internationale Frauentag von den Vereinten Nationen (UN) offiziell zum Feiertag erklärt. Heute geht es um Themen wie Gleichstellung im Arbeitsleben, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Gewalt gegen Frauen.

Frauentag ist selbstverständlich auch in der Landwirtschaft ein Thema und zwar jeden Tag. Die Frauen sind nicht nur der Kitt, sondern das Rückgrat aller Aktivitäten zwischen Hof, Stall, Familie, Schule, Kindergarten, Altenteiler, Pflege, Büroorganisation, Ämtern und allem, was zusammenhält. Es hat lange gedauert, bis die Frauen in der Landwirtschaft in den politischen Gremien der Entscheider angekommen sind. Am 10. Mai 2022 wurde der Fachausschuss „Unternehmerinnen in der Landwirtschaft“ vom Deutschen Bauernverband (DBV) eingesetzt. Da bestand der DBV seit fast 75 Jahren. Beim Bauerntag im Juni 2022 wurde die Satzungsänderung beschlossen, die den schnellsten Weg frei machte für eine Frau im Präsidium. 

Das ist ein positives Startsignal für die Frauen in der Landwirtschaft, auch in den berufsständischen Gremien sichtbarer und lauter zu werden. Mittlerweile zeigt sich auch beim Bauernverband auf der regionalen Ebene Bewegung. Es gehen mehr landwirtschaftliche Unternehmerinnen auch im Landesverband und in den Kreisverbänden gemeinsam nach vorne. Das zeigen neu gegründete Unternehmerinnenausschüsse und das Unternehmerinnen-Netzwerk in Schleswig-Holstein. Sie repräsentierten die wachsende Zahl der Frauen in der Landwirtschaft. In Schleswig-Holstein werden 12 % der Betriebe von Frauen geleitet, an der Spitze der Kreis Plön mit 15 %. Über 20 % der Auszubildenden in landwirtschaftlichen Berufen sind weiblich, rund 50 % der Studierenden. 

Es ist also Zeit, dass die Frauen auch in den Entscheidungsgremien ihre Plätze einnehmen. Auf dem Hof ist schließlich schon jetzt jeder Tag Bäuerinnentag. 

Menschen und Milchkühe

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Drei verschiedene weltweite Entwicklungen führen dazu, dass immer häufiger die Frage gestellt wird, wie die Ernährungssicherheit gewährleistet werden kann, ohne negative Auswirkungen auf die Umwelt hervorzurufen oder zu verstärken. Zu diesen Ursachen gehören das rasante Bevölkerungswachstum, der jährliche Verlust von landwirtschaftlicher Nutzfläche zum Beispiel aufgrund der Ausweitung von Siedlungs- und Verkehrsflächen und zusätzlich der Klimawandel.

Diese drei Faktoren sorgen dafür, dass die Nachfrage nach Lebensmitteln, vor allem auch nach tierischen, weiter ansteigt, während die Seite der Lebensmittelproduktion durch Flächenverluste und Produktionsunsicherheiten eingeschränkt wird , was die Ernährungssicherheit negativ beeinflusst. Diskussionen über die Konkurrenz zwischen menschlichen Nahrungsmitteln und tierischen Futtermitteln führen zunehmend zu Forderungen nach Veränderung der Tierhaltung. Nachfolgend soll daher die Nahrungskonkurrenz zwischen Menschen und Milchkühen näher betrachtet werden.

Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen

Von der 16,6 Mio. ha großen landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland wurden im Jahr 2019 zirka 60 % für den Anbau von Futtermitteln, 22 % für Nahrungsmittel, 14 % für Energiepflanzen, 2 % für Industriepflanzen und 2 % für Brache und Stilllegung genutzt. Auch die Renaturierung, der Naturschutz, Windparks, Solarenergie, Straßen und Häuser konkurrieren miteinander um Fläche (Abbildung 1).

Die Ernährung beziehungsweise Fütterung von Menschen und Milchkühen ist nicht identisch und konkurriert deshalb nur um einen Teilbereich der verfügbaren Biomasse, da Wiederkäuer Futtermittel mit hohem Zelluloseanteil deutlich besser verdauen können als der Mensch. Mit derartigem Futter (zellulosereiches Grundfutter) lassen sich Jahresmilchmengen je Kuh von 5.000 kg und mehr erzielen. Mit steigenden Leistungen aber müssen zur Bedarfsdeckung zusätzlich energie- und eiweißreichere Komponenten eingesetzt werden, die mit der Humanernährung konkurrieren.

Die Nahrungsmittelkonkurrenz tritt auf, wenn Tiere mit Produkten gefüttert werden, die ebenfalls direkt in der menschlichen Ernährung eingesetzt werden könnten wie zum Beispiel bei der Verfütterung von Getreide. Um die Wirkung der Verfütterung beurteilen zu können, wird der Anteil des in einem Futtermittel enthaltenen menschlich verwertbaren Proteins beziehungsweise der Energie ins Verhältnis zum Protein-/Energieoutput in Form von Milch und Fleisch gesetzt (siehe Kasten).

Die Konkurrenz hängt sehr von der Höhe des Grundfuttereinsatzes, dem Anteil an Nebenprodukten und der Milchleistung ab.

Die Möglichkeit des Anbaus von Nahrungs- und Futtermitteln auf Ackerland kann eine direkte Konkurrenz um landwirtschaftliche Nutzfläche und um die Versorgung von Menschen und Tieren verursachen. Die klimatischen Bedingungen und die Bodenqualität entscheiden darüber, was auf den Flächen angebaut werden kann und ob damit eine Konkurrenz entsteht. Die Flächenkonkurrenz betrachtet somit die Bodennutzung und vergleicht das direkte pflanzliche Produktionspotenzial der Fläche (für die Produktion von menschlich nutzbarem Protein/Energie) mit der Protein-/Energiebereitstellung von Milchkühen, die mit Anbauprodukten der identischen Fläche erzeugt werden könnten (siehe Kasten).

Die Nahrungskonkurrenz von Milchkühen ist häufig geringer als deren Flächenkonkurrenz, da ein Teil der Futterration veredelt wird, der sonst nicht für den Menschen nutzbar wäre.

Insgesamt sind dabei der Flächenbedarf, die Ackerfähigkeit und die Effizienz der Milchproduktion in Bezug auf Futterverwertung und Remontierung von Bedeutung.

Beide Indikatoren geben ein Verhältnis an. Ein Wert größer als 1 würde bei der Nahrungsmittelkonkurrenz bedeuten, dass das Produkt mehr Protein/Energie für die Humanernährung bereitstellen würde, wenn es direkt von Menschen konsumiert würde. Ein Wert von unter 1 verdeutlicht, dass über die Nutzung in der Milchproduktion in Summe mehr Protein/Energie für die Humanernährung bereitgestellt werden kann.

Bei der Flächenkonkurrenz bedeuten Werte über 1, dass das ackerbauliche Potenzial der Fläche mehr Protein/Energie bereitstellen kann, als es über die Nutzung für die Milchproduktion möglich wäre. Ein Wert unter 1 entspricht demgegenüber einem positiven Beitrag der Milchproduktion zur Bereitstellung von Protein/Energie für den Menschen.

Beispielhafte Berechnungen zeigen, dass die Nahrungskonkurrenz von Milchkuhrationen häufig geringer ausfällt als die Flächenkonkurrenz, da ein Teil der Ration veredelt wird, der sonst nicht für den Menschen nutzbar wäre, wodurch eine positive Bilanz der für den Menschen verfügbaren Energie-/Proteinmenge entsteht.

Ausmaß der Nahrungskonkurrenz

Die Nutzung von Biomasse als Futtermittel sorgt nicht zwangsläufig für eine Nahrungs- oder Flächenkonkurrenz, denn bei der Produktion von 1 kg veganem Lebensmittel entstehen als Nebenprodukte mindestens zirka 4 kg nicht essbare Biomasse (Abbildung 2). Koppelprodukte, Zwischenkulturen, Grünland und Nebenprodukte aus der industriellen Verarbeitung gehören zu der nicht essbaren Biomasse und sind nicht für die Humanernährung geeignet.

Zirka 86 % der von Nutztieren verbrauchten Futtermittel sind Produkte, die aktuell nicht in der menschlichen Ernährung eingesetzt werden. Die Neben- und Beiprodukte der industriellen Verarbeitung machen davon einen Anteil von rund 30 % aus.

Zukünftige Anpassungsmöglichkeiten

Die Rolle von Nutztieren in Bezug auf die Erreichung eines umweltverträglichen und nachhaltigen Nahrungsproduktionssystems wird zunehmend hinterfragt und muss vor dem Hintergrund des Bevölkerungswachstums und der Erreichung der Ernährungssicherheit betrachtet werden. Von Fachleuten werden drei Anpassungsmöglichkeiten vorgestellt:

Erhöhung der Tierproduktion mit Reduktion der Umweltauswirkungen pro Tier

Verzicht beziehungsweise die massive Reduktion der Tierproduktion und des Konsums tierischer Produkte

Kombination von Reduktion des Konsums tierischer Produkte sowie die Beschränkung der Nahrungskonkurrenz mittels gezielter Nutzung von Nebenprodukten

Ein grundsätzlicher Verzicht auf Milchkühe würde dazu führen, dass die gesamte nicht essbare Biomasse für die Humanernährung ungenutzt bliebe und tierische Nahrungsmittel durch eine Ausweitung des Ackerbaus kompensiert werden müssten.

Mit weniger, aber leistungsstärkeren Tieren lassen sich verfügbare Ressourcen besser nutzen. Eine Erhöhung der Effizienz der pflanzlichen Produktion sowie Verbesserung der Flächenerträge, optimale Rationsgestaltung, Erhöhung der Leistungsfähigkeit (siehe Tabelle) der Herde, Erhöhung der durchschnittlichen Laktationszahl, Verringerung von Krankheiten, Verbesserung der Fruchtbarkeit und eine Optimierung der Futternutzung können zur Reduktion der Konkurrenz beitragen.

Ein Verzicht beziehungsweise eine starke Reduktion von tierischen Nahrungsmitteln würde die Umweltauswirkungen im Vergleich zu einer Ernährung mit hohem Anteil tierischer Nahrungsmittel reduzieren. Die Nahrungskonkurrenz würde aufgrund des Wegfalls anderer Konsumenten der pflanzlichen Produkte reduziert, und es würde Ackerfläche für die Produktion weiterer Lebensmittel freigegeben werden.

Würden alle Menschen zu einer veganen Ernährung übergehen, könnten aber auch keine Nebenprodukte von Nutztieren mehr in das Ernährungssystem zurückgebracht werden. Die Umweltvorteile von Futtermitteln mit geringen Opportunitätskosten könnten deshalb nicht mehr genutzt werden. Auch würde der Beitrag der tierischen Nahrungsmittel zur Versorgung der Weltbevölkerung, die aus nicht essbaren Produkten gewonnen werden können, entfallen.

Die Kombination der ersten beiden Varianten würde die Nutztierhaltung auf ein Niveau reduzieren, bei dem Nahrungskonkurrenzen verhindert werden könnten. Tiere sollten demnach vor allem Biomasse nutzen, die der Mensch nicht verdauen kann, und diese in nährstoffreiche Nahrungsmittel umwandeln. Hierdurch könnte die Ernährung von Menschen mit dem minimalen Einsatz von Ackerflächen erfolgen. Der Bedarf an Ackerland würde damit geringer ausfallen als bei einer rein veganen Ernährung beziehungsweise im Vergleich zur aktuellen Ernährung in Ländern mit hohen Einkommen. Zusätzlich würde ein wichtiger Beitrag zur Ernährung der Weltbevölkerung geleistet werden.

Fazit

Ein Verzicht auf alle Nutztiere würde dazu führen, dass die gesamte nicht essbare Biomasse für die Humanernährung ungenutzt bliebe und tierische Nahrungsmittel durch eine Ausweitung des Ackerbaus kompensiert werden müssten. Da 30 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche von Deutschland Grünlandbestände sind, würde ein großer Teil der Fläche ungenutzt bleiben oder müsste zur ackerbaulichen Nutzung umgebrochen werden, woraus die Freisetzung von Kohlenstoff und negative Effekte für die Biodiversität resultieren würden. Die Bereiche der Effizienz, der Emissionen und der Nahrungskonkurrenz stehen miteinander in Konflikt. Für die Entwicklung zukünftiger Produktionssysteme muss ein Kompromiss gefunden werden.

SUR geht in die nächste heiße Runde

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Das EU-Parlament wird voraussichtlich nach der Sommerpause zum Vorschlag der Kommission zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) Stellung nehmen. Darauf hat sich die Berichterstatterin im federführenden Umweltausschuss, ­Sarah Wiener (Grüne), mit den Schattenberichterstattern der ­anderen Fraktionen verständigt. Die Skepsis ist groß und im EU-Parlament wird heiß diskutiert.

Die Grünen-Politikerin Wiener hat am 2. März im Umweltausschuss ihren Bericht vorgestellt. Laut Wiener sollen die Änderungsanträge Ende März vorgelegt werden. Die Abstimmung im Umweltausschuss soll im Mai erfolgen. Neben dem Parlament muss auch der für die Mitgliedstaaten federführende Agrarrat seine Position festlegen. Danach können die Trilog-Gespräche mit der Kommission beginnen. Ob bis zur Europawahl im Frühjahr 2024 eine politische Einigung steht, ist fraglich.

Der Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses, Norbert Lins (CDU), wies darauf hin, dass dieser Zeitplan lediglich der Vorschlag des Umweltausschusses sei. Ein gemeinsamer Fahrplan des Parlaments sei noch auszuarbeiten.

Bei vielen Agrarpolitikern stößt der Kommissionsvorschlag auf Ablehnung. Die SUR-Berichterstatterin Wiener fordert, den Einsatz gefährlicher Pestizide bis zum Jahr 2030 um 80 % zu reduzieren, und hält am Kommissionsziel einer Halbierung aller Wirkstoffe bis Ende dieses Jahrzehnts fest. Lockerungen kann sich Wiener bei dem von der Kommission vorgeschlagenen Totalverbot des Pflanzenschutzmitteleinsatzes in sensiblen Gebieten vorstellen.

Zuvor hatten sich die Fraktionen im Umweltausschuss erstmals zum SUR-Bericht der Grünen-Politikerin positioniert. Der Schattenberichterstatter der EVP, Alexander Bernhuber, betonte, dass man sich vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges mehr auf die europäische Ernährungssicherheit konzentrieren müsse. Der Kommissionsvorschlag sei nicht realistisch. Lins bezeichnete die Vorlage Wieners als nicht „wirklich tauglich“. Die Chance, den Streitpunkt sensible Gebiete vom Tisch zu nehmen, werde nicht genutzt. Für Jan Huitema von der liberalen Fraktion Renew Europe (RE) muss sichergestellt werden, dass die Landwirte Ernteausfälle verhindern können. Maria Arena von der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten (S&D) begrüßte den Kommissionsvorschlag und den Berichtsentwurf. Ein wesentlicher Aspekt sei der Schutz der Wasserressourcen. In Trinkwassergebieten dürften keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden.

Der Leiter des Referats für Pflanzen und ökologische Erzeugung in der EU-Generaldirektion Gesundheit (DG Sante), Andrew Owen-Griffiths, zeigte sich mit Wieners Vorschlag zufrieden. Man habe zur Kenntnis genommen, dass die Zielsetzungen der Kommission beibehalten und in einigen Fällen sogar erweitert worden seien. age

Genaue Standortplanung ist essenziell

Langfristig sollten bei der Umsetzung der Energiewende die Erneuerbaren Wärmeenergien in den Fokus rücken – jedenfalls aus Sicht der Organisatoren des Seminars „Flächenkonkurrenz bei der Energiewende: Solarwärmenutzung braucht eine Planung des zukünftigen Flächenbedarfs“, das am Donnerstag voriger Woche im Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume (BNUR) in Flintbek angeboten wurde. Deutlich wurde in den Fachvorträgen eine breite Vielfalt an Lösungsansätzen für solarthermische Großanlagen. Allerdings gibt es aus planerischer Sicht Konfliktpotenziale, die eine genaue Standortplanung notwendig machen.

Die Organisatoren Jörg Wortmann aus Kiel, Unternehmer für Ingenieurberatungen zu Energie und Klimaschutz, und Bernhard Weyres-Borchert, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie, stellten zum Seminarauftakt die Rahmenbedingungen sowie die Potenziale und Einsatzbereiche einer solarthermischen Wärmewende vor. Das Konzept der Solarthermie gibt es seit den 1970er Jahren. Es sei technisch ausgereift, robust und langlebig, erläuterte Weyres-Borchert vor rund einem Dutzend Zuhörern. Die Speicherung von Wärme ist vergleichsweise preiswert, die Wärmegestehungskosten beziffert der Diplom-Meteorologe auf weniger als 50 €/MWh. Neben der hohen Grundlastfähigkeit seien solarthermische Anlagen kombinierbar mit anderen Wärmeerzeugern – und zudem zu 100 % recyclingfähig.

Dr. Götz Warnke Foto: Sven Tietgen

Anlagenausbau hinkt Solarenergie hinterher

Der Ausbau solarthermischer Anlagen hinkt allerdings dem Photovoltaikboom deutlich hinterher. Während Solaranlagen mittlerweile 42 % der Stromproduktion in Deutschland ausmachen, dümpelt die Solarthermie bei einem Anteil um 16 %. „Da ist noch viel Luft nach oben. Beim Thema Erneuerbare Energien geht es sehr oft um Solarstrom, da ist eine Schieflage entstanden“, führte Weyres-Borchert weiter aus.

Bernhard Weyres-Borchert Foto: Sven Tietgen

Für einen verstärkten Einsatz der Solarthermie spreche auch die hohe Effizienz. Je nach Kollektortyp sind etwa beim Trinkwarmwasser Erträge bis zu 450 kWh/m² Kollektorfläche und Jahr möglich. Deutlich steigern lassen sich diese Werte durch Kombination mit Wärmepumpen, Eis- oder Erdspeichern sowie Niedertemperaturanwendungen, etwa in kalten Nahwärmenetzen. Wortmann sprach von einer „Riesenherausforderung“ beim Ausbau der Solarthermie – räumte aber auch freimütig die Vorteile der Photovoltaik ein. „Mit Sonnenstrom kann man alles machen, mit solarthermischer Energie kann man allerdings keinen PC antreiben“, so der Diplom-Ingenieur.

Spannende Konzepte präsentierten Vertreter zweier Fachfirmen. Die Ingenieurgesellschaft get­2energy aus Kiel konzipiert solarthermische Anlagen, stellt aber auch Heizpellets aus Grasschnitt und Grünabfall her. Die damit betriebenen Liegenschaften mit einem Heizbedarf ab 300 kW erhalten auch Fördermittel für die Nutzung Erneuerbarer Energien von verschiedenen Trägern. Großflächige Solarthermieanlagen weltweit baut die Firma Savosolar. Ihre Flachkollektoranlagen amortisierten sich energetisch bereits nach weniger als einem Jahr, die Lebensdauer gibt das Unternehmen mit mehr als 25 Jahren an. Eine Flächenkonkurrenz müsse es nicht geben: Nutzbar wären nach Angaben von Savosolar beispielsweise Industriebrachen, Klärbecken von Abwasseranlagen oder auch eine Überbauung kontaminierter Böden.

Jörg Wortmann Foto: Sven Tietgen

Dass auch ungewöhnliche Areale für solarthermische Großanlagen infrage kommen, machte der Journalist und Verleger Dr. Götz Warnke in seinem Vortrag deutlich. So gibt es Überlegungen, den sogenannten Rissener Canyon zu überbauen. Dabei handelt es sich um eine vierspurige Straße mit einer eingleisigen S-Bahn-Strecke, die schnurgerade durch Hamburg-Rissen verläuft. Zudem könnten Solarthermieanlagen vertikal etwa an Zäunen installiert werden. Warnke hob weiterhin die Doppelnutzungen wie Agroforst- oder Agrisolarsysteme hervor: „Agroforst-Nutzungen wurden bereits im Jahr 1929 erstmals diskutiert“, berichtete er. Zudem profitieren Nutzpflanzen teilweise mehrfach von aufgeständerten Solaranlagen. Heidelbeeren etwa lieben den Schatten, zudem schützen Solardächer die empfindlichen Obstkulturen vor Hagelschlag.

Eine einfachere Bauleitplanung für großflächige Solarthermie- oder Solarparks gibt es aktuell nur in bestimmten Gebieten. So gelten viele Flächen entlang von Autobahnen und Schienenwegen bis zu einer Tiefe von 200 m als privilegiert. Ansonsten sind für diese Vorhaben nach den Worten von Camilla Grätsch vom Planungsbüro GR Zwo Bebauungspläne erforderlich, auch Flächennutzungspläne müssten geändert werden – Solaranlagen gelten dort dann als Sondergebiete. „Unter einem Jahr Planungsdauer ist man nicht dabei, dann sollte auch der fertige Projektplan vorliegen“, erklärte die Planerin aus Flensburg.

Camilla Grätsch Foto: Sven Tietgen

Belange abwägen – Konflikten vorbeugen

Es kann außerdem zu Nutzungskonflikten kommen, mit Naturschutzarealen ebenso wie mit Ackerbauflächen. Viele Belange müssten geprüft und abgewogen werden, der Landesentwicklungsplan für Solaranlagen fordert unter anderem eine räumliche Nähe zu Verbrauchern, zudem sollen „längere bandartige Strukturen“ vermieden werden. Tabu sind Naturschutz- und Waldgebiete, Überschwemmungs- und Siedlungsflächen. Konfliktpotenzial haben naturschutzfachlich hochwertige Böden wie Wertgrünland oder alte Ackerbrachen sowie landwirtschaftlich genutzte Areale. Grätsch fasste zusammen: „Je höher die Ertragsfähigkeit der Böden ist, desto stärker werden diese Flächen gewichtet.“

Schweinehalter rüsten deutlich ab

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Die jetzt veröffentlichten Viehzählungsergebnisse für Dezember 2022 zeigen, dass der Schweinebestand in der EU um rund 6 % gegenüber dem Vorjahr abgebaut wurde. Das Statistik­büro der Europäischen Union spricht von der kleinsten Schweineherde in diesem Jahrhundert. Deutschland und Dänemark verlieren überdurchschnittlich stark. Weniger Sauen in der EU werden zu einem fortgesetzt knappen Lebend­angebot führen.

Die Schweinebestände in der EU sind Ende 2022 auf den tiefsten Stand seit mehr als zwei Jahrzehnten gesunken. Dies bestätigen die jetzt veröffentlichten Viehzählungsergebnisse des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat). Bei den teilweise noch vorläufigen Daten fehlen nur die Angaben für Malta; die Ergebnisse für Italien sind aufgrund einer neuen Erhebungsmethodik nicht mit den Vorjahren zu vergleichen. In den verbleibenden 25 Mitgliedstaaten wurden im Dezember 2022 noch 125,5 Millionen Schweine gehalten; das waren 7,68 Millionen oder 5,8 % weniger als zwölf Monate zuvor. Solch einen starken Rückgang hat es in diesem Jahrhundert noch nicht gegeben. In absoluten Zahlen haben die deutschen Schweinehalter ihre Bestände am deutlichsten abgestockt, und zwar um 2,43 Millionen Tiere oder 10,2 % auf 21,33 Millionen Stück. Jeweils gut ein Zehntel weniger Schweine wurden im Vorjahresvergleich auch in Dänemark, Tschechien und Litauen gehalten. Für Bulgarien wird sogar ein Bestandsminus von 26,4 % auf 511.560 Schweine gemeldet.

Spanien baute ab

Die wirtschaftlichen Einbußen der Schweinehalter durch die höheren Produktionskosten machten sich auch bei Europas Schweineprimus Spanien bemerkbar. Erstmals seit 2011 nahm der Bestand dort wieder ab, und zwar um 1,1 % auf 34,08 Millionen Tiere. Auch aufgrund von Tiergesundheitsproblemen im Sauenbestand wurden im vergangenen Jahr 2,5 % weniger Schweine in Spanien geschlachtet als 2021. Etwa im Bereich des EU-Durchschnittes wurden die Schweineherden gegenüber der Vorjahreserhebung in Belgien, Frankreich, Österreich, Rumänien und Polen um 4,8 % bis 6 % verkleinert. Nur moderat nahm der Bestand in den Niederlanden mit 1,5 % auf 10,71 Millionen Schweine ab. Für Italien wurde ein Zuwachs von 3,9 % auf 8,74 Millionen Tiere ausgewiesen, doch lag dies an der dort geänderten statistischen Erfassung. Schweden war das einzige Land mit einem tatsächlich größeren Schweinebestand als im Dezember 2021; dieser legte um 3,2 % auf 1,42 Millionen Tiere zu.

Weniger Sauen

Aufgrund des gesunkenen Lebendangebotes sind die Schlachtschweinepreise in der EU im Februar auf Rekordhöhen gestiegen. Die Viehzählungsergebnisse legen den Schluss nahe, dass Schlachttiere weiter knapp bleiben werden. Der Sauenbestand in den 25 Mitgliedstaaten ist nämlich im Vergleich zu Dezember 2021 um 642.800 beziehungsweise 6,2 % auf 9,69 Millionen Tiere gesunken. Teilweise wurden dabei regelrechte Einbrüche in der Haltung von Zuchtsauen an Eurostat gemeldet. In den kleineren Erzeugungsländern Bulgarien, Kroatien und Luxemburg verringerten sich die Herden jeweils um rund ein Fünftel. Bei den größeren Produzenten stockten die Halter in Polen, Dänemark und Deutschland ihre Bestände überdurchschnittlich ab, nämlich zwischen 9,4 % und 11,9 %. Vergleichsweise moderat fiel das Minus mit 2,4 % in den Niederlanden und mit 1,0 % in Spanien aus. Für Italien wurde mit der neuen Erfassungsmethodik ein kaum nachvollziehbarer Anstieg von 25,8 % auf 654.000 Sauen ausgewiesen. Dieser wurde im Gesamtergebnis der EU nicht berücksichtigt.

Geringere EU-Erzeugung

Aus vielen EU-Ländern wird aktuell ein Rückgang des Schlachtviehaufkommens von etwa 10 % oder sogar mehr im Vorjahresvergleich gemeldet. Aufgrund des deutlichen Rückgangs der Sauenbestände dürfte der Nachschub an Ferkeln für die Mast in den nächsten Monaten weiter geringer als im Vorjahr ausfallen. Im Dezember 2022 gab es laut Eurostat im Vorjahresvergleich 5,9 % weniger Ferkel bis 20 kg und 6,3 % weniger Läufer bis 50 kg in der EU. Analysten sehen die EU-Schweinefleischerzeugung im ersten Halbjahr 2023 gegenüber der Vorjahresperiode um mehr als 5 % abnehmen; in der zweiten Jahreshälfte könnte der Rückgang etwas gemäßigter ausfallen. age

Kirche kann Landwirtschaft unterstützen

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Als Landesbischöfin ist Kristina Kühnbaum-Schmidt die Vorsitzende der Kirchenleitung in der Nordkirche. Seit einem Jahr ist sie daneben die Sonderbeauftragte für Schöpfungsverantwortung der Evangelischen Kirche in Deutschland. Am Dienstag (7. März) kam sie einer Einladung von Bauernverbandspräsident Klaus-Peter Lucht nach und besuchte die Betriebe Burmester in Siebenbäumen und Grell in Duvensee, beide Kreis Herzogtum Lauenburg.

Trotz einer durchaus bäuerlichen Herkunft müsse sie sich die Landwirtschaft noch mehr erschließen, gab die Landesbischöfin aus Schwerin zu. Auf die bischöfliche Frage, was sich Schweinehalterin Inken Burmester sowie Milchviehhalter Knud Grell wünschten, antworteten beide: mehr Planungssicherheit und verlässliche Partner.

Dass damit auch die Kirche gemeint ist, machte Lucht deutlich. Die Landwirtschaft mache Gesellschaft und Politik Angebote – er nannte die Zukunftskommission Landwirtschaft und den Borchert-Plan –, diese müssten auch angenommen werden. Hier sieht Lucht Defizite in der Politik der Bundesregierung. Das politische Nichtumsetzen dieser Angebote führe dazu, dass die Betriebe nicht weiterkämen, und verursache die Unsicherheit unter Hofnachfolgern. Auch die Kirche könne diese Anliegen in die Gesellschaft tragen und ein Wohlwollen gegenüber der Landwirtschaft unterstützen.

Kühnbaum-Schmidt zeigte sich beindruckt von den Betrieben. Sie betonte, der Kirche sei sehr daran gelegen, die Landwirtschaft zu stärken. Dazu sei der Dreiklang von Ökonomie, Ökologie und sozialer Verantwortung wichtig. „Man muss von der Arbeit leben können“, machte sie deutlich.

Kirche könne ein wichtiger Gesprächspartner vor Ort sein, weil diese selbst im ländlichen Raum beheimatet sei. Eine Möglichkeit zur Zusammenarbeit sieht die Landesbischöfin in der Zukunftsgestaltung des ländlichen Raumes. Transparenz und Kommunikation seien wichtig, um die Gesellschaft mitzunehmen in der Entwicklung der modernen Landwirtschaft.

Mit Knud Grell (Mitte) im Melkstand: Bischöfin Kühnbaum-Schmidt (r.) zeigte sich beeindruckt von der modernen Landwirtschaft.

Weideprämie auch für Milchvieh

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Über die mögliche Einführung einer Weidetierprämie diskutierte am Mittwoch (8. März) der Umwelt- und Agrarausschuss des schleswig-holsteinischen Landtags. SSW, SPD und FDP wollen eine solche Prämie in der neuen EU-Förderperiode auch für die Haltung von Milchkühen, Mastrindern und Jungtieren verankern. Die Weidetierhaltung stärke die Biodiversität und den Artenschutz und leiste zudem einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Für diese Gemeinwohlleistungen erhalte die Landwirtschaft bisher keine finanzielle Honorierung. Insbesondere die kleineren und mittleren landwirtschaftlichen Betriebe, die kleinflächiges und strukturreiches Grünland bewirtschafteten, würden damit gestärkt.

Auch CDU und Grüne halten eine Weideprämie für sinnvoll. Angestrebt werden sollte die Realisierung – auch für Milchvieh – bei der Evaluierung und Überarbeitung der Eco-Schemes 2024. Alternativ sollte die Möglichkeit der Finanzierung aus den Mitteln der Zweiten Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik geprüft werden. Die Einführung sollte zum nächstmöglichen Zeitpunkt, spätestens aber zur nächsten GAP-Förderperiode erfolgen. Zwischenzeitlich sollten bürokratische Hürden abgebaut werden. Es sei beispielsweise eine Vereinfachung der Meldepflichten zu prüfen. Weidewirtschaft bedeute einen nicht unerheblichen monetären und arbeitswirtschaftlichen Mehraufwand für die Betriebe. Diese Art der Bewirtschaftung sei zudem in einem erhöhten Maße landschaftsbildprägend und daher besonders zu fördern.

Einem entsprechenden Antrag von CDU und Grünen stimmte der Umwelt- und Agrarausschuss zu. Die Abgeordnete Rixa Kleinschmitt, die den Antrag für die CDU-Fraktion gezeichnet hatte, erklärte im Anschluss: „Jetzt schauen wir, wo und wie wir die Weideprämie am ehesten und schnellsten realisiert bekommen. Am besten wäre eine bundeseinheitliche Lösung.“